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No.
Boston
Medical Library
Association,
19 BOYLSTON PLACE.
l
CENTRALBUTT
fflr
Bakteriologie und ParaÄitenkunde.
IX. Band.
CMTRAIBUTT
für
Bakteriologie uod ParasitenliaDiie.
« »*
In Verbindung mit
Geh. Hofrath Professor Dr. Leuokart
in Leipiig
und
Professor Dr. Loeffler
in Greifswald
heraoBgegebeD yon
Dr. Oscar ITlilizsrorin in Cassel«
IX. Band.
mt 1 llthographlsohen Tafel und S7 Abbildungen im Texte.
Jena,
Verlag von Gustav Fischer.
1891.
-^Xf'^'
K!>i^
A , -a. »^
^^
Bakteriologie and Parasitenkunde.
In Yerbindang mit
M. M. M Dr. Lenckart m Frofissor Dr. LoeSler
IB Lelpd« in Ünlfiwild
herausgegeben von
Dr. O. TJlil'szrorzxi in CasseL
-M-
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
IX. Amd.
Jena, den 8. Januar 1891.
N0.1.
fOr den B&nd ^26 Nummern) 14 Xark.
J&hrlich erschcinGn zwei Bände.
Zu bestehen durch alle BachhaodlaD^n nnd PostAnstalten.
Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten»
iunde^' richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige
Wün9ehe unt lÄeferwng tH>n henonderen Abdrücken ihrer Auf'
9Mze entweder auf da» Manufikript schreiben zu woUen oder
direkt an den Verleger , Herrn Ountav Fischer in Jena, gelangen
zu Uumen, Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später
einstehende Wünsche berücksichtigen au können»
Original - Mittheilungen.
Der Einflnss der Eoch'schen Impfangen auf die
Taberkelbacillen im Sputum.
MittheiluDg aus dem bakteriologischen Laboratorium
von
J. Amann
10
Davos.
Seit dem 17. November werden in Davos ca. 400 Lungenkranke
mit dem Koch 'sehen Mittel behandelt. Es wäre gewiss verfrüht,
nach etwa drei Wochen über die erzielten Erfolge berichten zu
wollen, dies wird später von berufener Seite geschehen; es sei mir
dennoch gestattet, hier in Kurzem einige Beobachtungen zu ver-
dffenclichen, welche ich über den unverkennbaren Einfluss der K och-
schen Impfungen auf die Tuberkelbacillen im Sputum gemacht habe.
QCBd. 1
2 Amann,
Seit dem Beginne der Impfungen habe ich, laut meinem Labora—
toriums- Journale, die Sputa von 288 Patienten untersucht, wovon^
198 geimpft waren. Einige dieser Patienten lassen ihr Sputum jeden
Tag, andere alle zwei, drei, sechs etc. Tage untersuchen.
Die Veränderungen, welche die neue Behandlun^s-
methode im phthisischen Sputum hervorruft, sind füi^
den erfahrenen Beobachter so auffallende, dass an
eine tiefeingreifende Wirkung des Mittels aaf das
tuberculöse Gewebe auch in der Lunge nicht zu zwei-
feln ist.
Diese Veränderungen finden in verschiedenen Richtungen statt,,
und zwar:
1) Die Quantität des Auswurfes wird, nach einge-
tretener Reaktion auf die Impfung, in der Regel ver*
mehrt. (In einem Falle von SOccm zu 140 ccm täglich.)
2) DiaZahl der Tuberkelbacillen imSputum nimmt
in der Regel beträchtlich zu. Bei 17 Patienten, wo der
Nachweis der Bacillen im Sputum bisher trotz zahlreichen und sorg-
fältigsten Untersuchungen nie gelungen war, wurde der Auswurf nach
der Impfung bacillenhaltig.
Auch in dieser Richtung bewährt sich also die Koch'sche
Impfung als äusserst werthvolles diagnostisches Hülfemittel.
Diese (oft enorme) Zunahme der Bacillenzahl im Sputum nach
der Impfung habe ich bei ca 70^0 (1^) der Geimpften beobachtet.
Dass dieselbe eine vorüberffehende sein und nach einiger Zeit
eine Abnahme stattfinden wird, ist nach allem, was über die Wirkung
des Mittels bei Phthisikern bereits veröfientlicht worden ist, sehr
wahrscheinlich. Diese Abnahme habe ich, der kurzen Zeit ent*
sprechend, nur in ganz vereinzelten Fällen (2) beobachten können.
Bei 4 Patienten habe ich dagegen die merkwürdige Thatsache
einer sofortigen und stetigen Abnahme der Bacillenmenge im Sputum
nach der Impfung konstatirt.
Ich will hier beifügen, dass ich mich zur approximativen Schätzung
der Bacillenmenge im Sputum der in meiner „Mikroskopischen Sputum*
Untersuchung M'^ beschriebenen Methode bediene, welche mir ausge-^
zeichnete Resultate liefert.
3) Auch auf die Form der Bacillen übt das Mittel
einen unverkennbaren Einfluss. Nach dem, was ich be-
obachtet, äussert sich derselbe durch einen aktiven Zerfall der Stäb-
chen in Mikrokokken (oder ganz kurze, oft punktförmige „BaciUen^),
welche formlose Häufchen bilden.
Bei einigen Sputis geht diese Veränderung bereits so weit, dass
das mikroskopische Bild nur noch solche Detritushäufchen *) zeigt,
während die eigentlichen Bacillen, d. h. Stäbchen verschwunden sind.
4) Eine weitere, sehr merkwürdige Thatsache habe ich in elnigea
1) Davos bei Hago Richter, 1890.
2) Diese merkwürdige IiiTolutionsform der Tuberkelbacillen habe ich bereits vor
swei Jahren bei Patienten beobachtet, welche lange Zeit hindurch mit Arsenik behan«
delt worden waren, (eonf Amann, 1. c. p. 16).
Der KinfliMS d. Koeh'Bchen Impftiagen aaf die Taberkelbaoillen im Sputum. 3
nüen feststellen kdnoen : diejenige nämlich, dass durch die Be-
kiodlang mit dem Koch'schen Mittel die spezifische
Widerstandsfähigkeit der gefärbten Tuberkelbacillen
gegen entfärbende Reagentien in einigen Fällen ent-
schieden abgeschwächt wurde.
Bisher habe ich mich zur Entfärbung der Präparate einer 20® |o
Sdiwefelsäare mit bestem Erfolge bedient. (Die mit Schwefelsäure
eDt&rbten Präparate sind weit dauerhafter, als diejenigen, welche mit
Salpetersäure behandelt worden sind.) Nun ist es mir in letzter Zeit
M der Untersuchung der Sputa von geimpften . Patienten mehrfach
passirt, dass trotz einer sehr vorsichtigen Behandlung mit diesem
EDtftrbungsmittel (so dass z. B. die Kerne der Pflasterepithelien
sifflinüieh noch stark gefärbt erschienen), die Tuberkelbacillen nur
loeh eine sehr schwache röthliche Färbung ') behalten hatten, so dass
es bei etwas kräftiger Grundfärbung mittelst MalachitgrOn oder Me-
thylenblau vieler Aufmerksamkeit bedurfte, dieselben zu unterscheiden.
Dart\k die „Dmfarbungsmethode^* gelang es mir, in einem Falle zahl-
räche Taberkelbaoillen in einer Hälfte eines Präparates nachzuweisen,
vihrend die andere Hälfte desselben Präparates, welche mit H^SO^
entfirbt worden war, gar keine Bacillen zeigte. Der Einwand, dass
es eben möglich ist, dass die eine Hälfte eines Präparates zahlreiche
Badllen, die andere Hälfte aber gar keine enthält, trifft hier nicht
ta. Seit etwa drei Jahren präparire ich das Sputum nicht mehr auf
Beckgläschen, weil bei dem üblichen „Herauszupfen eines Minimal-
]Murtikelchen8^* der Zufall eine Hauptrolle spielen kann. Ich zerreibe
fie ^mmtlichen verdächtig aussehenden (vorzüglich die eiterigen)
Tbeile des Sputums ') zwischen zwei mattgeschliffenen Glasplatten,
bi« die Hasse vollkommen homogen erscheint; damit werden mehrere
fm der Begel 3) Objektträger englischen Formats möglichst gleich-
massig beschickt und im Luftbade bei 60 ^ C getrocknet Das Fixiren
auf freier Flamme ist nach dieser Methode überflüssig.
Uebrigens will ich hier bemerken, dass es die langen und dünnen
(slleL?) Odilen sind (welche für alte tuberculöse Prozesse in der
Lange geradezu charakteristisch sind), die am leichtesten entfärbt
5) Eine weitere Beobachtung, die ich bei etwa 40^/o der Ge-
impften gemacht habe, ist, dass einige Zeit nach der Reak-
tioD die Menge der elastischen Alveolarfasern im
Spatam bedeutend zugenommen hat.
Es handelt sich hier offenbar um einen Zerfall des tuberculösen
Gewebes, welches expektorirt wird. Dies steht mit dem, was uns
loch über die spezifische Wirkung seines Mittels gelehrt hat, voll-
kommen im Einklänge.
Davos, 7. Dezember 1890.
1) Zur Ffirbnog dient mir die absolat sayerlissige kochendheisse Z i e h 1 'sehe
Losung.
S) Unter Umstftnden das ganze Spntnm.
1*
B D j w t d , Ein* dllheb« FUKrroiTtchliutK ■. Filfarfru iterilMrUr Flllad|kdL
Eine einfache Filtervorriclitung znm FUtriren
sterilisirter Flüssigkeit
Von
Dr. 0. Bqjwld
iD
Warschau.
Mit 1 AbUldnsg.
Das ganze Verfabren beruht auf dem Prinzipe des Pasteur-
sehen Wasserfilters. Dazu dient eine ziemlich lange und hreite
Pasteur-Chamberland'sche Bougie (etwa 15 cm lang und
2—3 cm breit) {Ä) mit dem emaillirten Deckel (B), welcher mit einem
Bfihrchen versehen iBt (C). Eine solche Bougie stellt eine poröse
Eprouvette dar, welche leicht sterilisirbar mit heiaser Luft oder mit
strömendem Wasserdampf ist Sie darf aber, um ganz sichere Resul-
tate zu geben, nicht weniger als 3—5 tum dicke Wände haben. Vor
dem Gebrauch muss sie, nachdem dieselbe mit einem Wattepfropf
versehen worden ist, je 6 Stunden w&hrend 30 Minuten mit Wasser-
dampf bei 100 o dreimal oder sonst nach einer anderen Methode
aterilisirt worden sein.
Zum Gebrauch fallt man mit der PlOssJgkeit, welche man steri-
li^ren will, eine tweite Eprouvette (D) und saugt mittelst einer
kleinen Luftpumpe oder Wasserstrahlluftpumpe die Luft aus der
Bougie ab. Die Flüssigkeit sammelt sich ziemlich bald in dem
Innern des Gjlinders, und sau^t sich mittelst der RChrchen {F) aus
dem Kölbchen (Q) in die Eprouvette. Zwischen dem Boden der
Bougie und Eprouvette liegt ein Wattepfropfen. Wegen der groases
Oberfläche des Filters bekommt man in kurzer Zeit ziemlich grosse
Kirchner, Ueber die Spatamdesinfektioii bei Lnngentubereiilose. 5
Qoaotitftten, selbst dicker, eiweissartiger Flfissigkeiten, welche sich
in den sterilisirteD Kolben (2f) sammeln. Wenn wir eine Wasser-
strahlloftpiimpe anwenden, so stellen wir dazwischen eine Wu fische
Flasche ein, in welcher sich zorttckgeschlagenes Wasser von der
Luftpumpe ansammelt Der Filter eignet sich am besten, um steri-
Murte Produkte der Bakterienkulturen zu bekommen. Es handelt sich
nur darum, dass die Wände ziemlich dick und die Bougie genau
sterilisirt ist.
Heber die Nothwendigkeit und die beste Art der
Spntomdesinfektion bei Langentuberculose.
[Au8 der Hygienischen Untersuchungsstelle des X. Armeecorps zu
Hannover.]
Von
Dr. Martin Kirchner,
Stabsarst.
mt 1 AbHIdong.
Dasfl die Schwindsucht eine ansteckende Krankheit sei, ist eine
Mhei vielfach behauptete Thatsache, an der jedoch erst seit der
Entdeckung des Tuberkelbacillus durch Robert Koch Niemand
mdur zweifelt. Da die Ausathmungsluft der Schwindsüchtigen, wie
die Untersuchungen von Gharrin und Karth^), Grancher und
deGennes*), Gad^ac und Malet^) übereinstimmend ergeben
haben, ebenso wie der Schweiss^) frei von Bacillen ist, so hat sich,
Bamentlich in Folge der schönen Untersuchungen von Gornet^),
die Ueberzeugung allgemeine Anerkennung verschafft , dass wir als
den Hauptträger der Ansteckung den Auswurf der Schwindsüchtigen
zu betrachten haben.
Meist kommt dies in der Weise zu Stande, dass der Auswurf
tto&trocknet, verstäubt und direkt eingeathmet wird. Konnten doch
Koch*) selbst, dann Gornet, Hanau^) und Neelsen^) Ver-
sochsthiere tuberculös machen, indem sie dieselben verstäubte Sputa
einathmen Hessen, uDd konnte G o r n e t überzeugend nachweisen, dass
der Staub in Räumen, die Phthisikem zum Aufenthalt gedient hatten,
TuberkelbacUlen enthielt, allerdings nur, wenn mit dem Auswurfe
1) Revue de mM. 1886. No. 8.
S) BeTne d'flyg. X. 1888. S. 193.
8) Lyon m^d. 1888. S. 229.
4) De Hattei, SaUa trasmissibilitli della tnberculoü per meszo del sadore dei
tüid. Bicerche sperimentali. (Areh. per le science m^d. 1888. S. 298).
5) Cornet, G., Die VerbreitUDg der Tuberkelbacillen aasserhalb des Körpers.
(Zeitschr. f. Hyg. V. 1888.)
6) Mittheilangen a. d. kaiserl. Gesandheits-Amt. IL 1884.
7) Ueber die Lokalisation und die weitere Verbreitung der Tuberculose in der
Luge. (Zeitschr. f. klin. Med. XU. 1887.)
8) Ueber Lungenschwindsucht. (Jahresbericht der GeseUsch. f. Nat u. Heilkunde
a Drteden. 1887/88).
g Kirchner,
unsauber verfahren worden war. Aber auch in Fällen, in denen dio
Ansteckung scheinbar auf ganz andere Weise zu Stande kommt,, ist;
es doch bei genauerer Nachforschung schliesslich wieder der Lungen -
auswurf, der sich als eigentliche Quelle der Tuberkelbacillen heraus*
stellt. Die zahlreichen Fälle von Beschneid ungstuberculose z. 3.»
die von Elsenberg ^), Eve*), Hoffmokl'), Lehmann ^X
Meyer^) u. A. beschrieben worden sind, kommen lediglich dadurcli
zu Stande, dass der Rabbiner, welcher nach der Circumcision die
Blutung durch Aussaugen zu stillen sucht, phthisisch ist und Reste
tuberkelbacillenhaltigen Auswurfs am Bart oder den Lippen hat.
Ansteckungen durch Wäsche, wie sie von v. Lesser^), Stein-
thaP) u. A. berichtet sind, kommen gewiss nur ausnahmsweise
durch Beschmutzung der Wäsche mit diarrhoischen Darmausleerungen,
viel häufiger durch Verunreinigungen mit Auswurf zu Stande. Deber-
tragung von Tuberculose durch Fingerwunden nach Verletzungen
mit Gegenständen, an denen Auswurf haftete, als zerbrochenen Spei-
gläsern u. dergl. m., finden wir ausserordentlich zahlreich in der
liitteratur beschrieben, so von v. E i s e 1 s b e r g *), F 1 e u r »), H o 1 s t^ ^),
Leserii), Merklen^^), L. Pfeiffer^»), Tscherning i*), Ver-
neuiP*) u. A. Verchöre**) sah nach dem Biss eines tubercu-
lösen Menschen an der Stelle der Verietzung einen Knoten von dem
Aussehen eines Leichentuberkels entstehen. E. v. Düring^^) be-
richtet von Geschwüren an den Ohrläppchen und beginnender Lungen-
tuberculose bei einem jungen Mädchen, welches seit P/» Jahren die
Ohrringe einer an Schwindsucht verstorbenen Freundin trug. Dass
die Tuberculose durch Fliegen übertragbar ist, welche an dem Aus-
wurf Schwindsüchtiger genascht haben , ist eine durch verschiedene
Forscher, namentlich durch Spillmann und Haushalter^^), so-
wie durch Hofmann^^) nachgewiesene Thatsache.
Die früher vielfach geäusserte Behauptung, dass die Kranken-
pfleger gegen die Ansteckung mit Lungentuberculose gefeit oder der-
selben wenigstens nicht stärker ausgesetzt sind, als andere Leute,
1) Berl. klin. Wochenschr. 1886. No. 85.
2) The Lancet. 1888. Jan. 28.
3) Wiener med. Presse 1886. No. 22 u. 23.
4) Deutsche med. Wochenschr. 1886. No. 9 — 13.
5) New- Torker med. Presse. 1887. Juni.
6) Deutsche med. Wochenschr. 1888. No. 29.
7) Deutsche med. Wochenschr. 1888. No. 10.
8) Wiener med. Wochenschr. 1887. No. 58.
9) Etudes exp^riment. et din. sur la tuberculose, publikes sous la direction de
M. le prof. Verneuil. II. 1888.
10) The Lancet. II. No. 9. 1886.
11) Fortschr. d. Med. 1887. No. 16.
12) Revue des sciences möd. 1888. No. 52.
13) Zeitschr. f. Hyg. III. 1887.
14) Fortschr. d. Med. 1885. No. 3.
15) ^tudes expdriment. et clin. II. 1888.
16) Monatsschr. f. prakt. Dermatologie. 1888. No. 22.
17) Compt rend. CV. 1887. No. 7.
18) Gorrespondenibl. d. &rstl. Kr.- u. Bes.-Vereine im Kgr. Sachsen. 1888. No. 12.
Deber die SpatumdesinfektioQ bei Lungentabercalose. 7
indet daher heute keinen Glauben mehr. Cornet^) konnte aus
te Sterbelisten der katholischen Krankenpflegerinnen-Orden nach-
neisen, dass von denselben ein wahrhaft erschreckender Prozentsatz
4n Toberculose zu Grunde geht Grawitz') weist aus den Sanitäts-
iericbten der französischen Armee nach, dass die Infirmiers die
grOföte Schwindsuchtssterblichkeit haben, und zwar im Durchschnitt
4^*/oo der Iststarke gegenüber 1,83 ^/qo Tpdesfällen der gesammten
InnsiSsischeo Infanterie und 1,11 ^/oo des ganzen Heeres.
Ich habe mich bemüht, aus den Preussischen Sanitatsberichten
mir ein Urtheil über die Schwindsuchtssterblichkeit der Militär-
trankenwärter und Lazarethgehülfen zu verschaffen. Bezüglich
der Lazarethgehülfen war dies leider unmöglich , da dieselben,
obwohl sie einen ganz andern Dienst und ganz andere Lebensbe-
dingoDgen haben, £ds die Truppen, zu denen sie gehören, nicht für
seh allein, sondern bei ihren Truppentheilen verrechnet werden,
^ein ich fand einige Zahlen, welche doch wenigstens einiges Licht
auf diese Verhältnisse zu werfen geeignet sind. In den fünf Jahren
^om 1. April 1879 bis zum 31. 1884 starben von der Armee 1464
Ibinn an Schwindsucht. Unter ihnen befanden sich nicht weniger
üb 34 Lazarethgehülfen, d. h. 2,3 ^/o aller an Schwindsucht Gestor-
beoeo. Auf 1000 Mann der Iststärke und den Jahresdurchschnitt
berechnet, hatte in diesem Zeiträume die preussische Armee eine
^hwiDdauchtssterblichkeit von 0,83 ^V, die Lazarethgehülfen aber eine
niehe von 2,72% oi d* h- ^I^^- ein Lazarethgehülfe hat eine mehr als
immX 80 grosse Wahrscheinlichkeit, an Schwindsucht zu sterben,
als jeder andere Soldat.
Was die Militärkrankenwärter betrifft, so werden sie zwar in
den Bapporten für sich verrechnet, sie treten jedoch nur in den all-
{^emeineo Gruppen, nicht bei den einzelnen Krankheiten gesondert
beryor. Ihre Sterblichkeit an Schwindsucht ist daher ebensowenig
ans den Saoitätsberichten zu ersehen, wie diejenige der Lazarethge-
hSlfeD. Nur im Jahre 1881—82 findet sich ausdrücklich bemerkt,
dass QDter den 276 an Schwindsucht Verstorbenen sich 2 Militär-
knnkenwärter befanden, was einer Sterblichkeit von 5,1 ^/oo derselben
imtspricht, während die gesammte Armee nur 0,78^/oo der Iststärke durch
Tod an Schwindsucht verlor. Dass aber die Krankenwärter überhaupt An-
steckangen in hohem Grade ausgesetzt sind, geht schon daraus hervor,
dass ihre Sterblichkeit, abgesehen von den Invaliden, von keiner anderen
Waffengattung übertroffen wird. In dem neunjährigen Zeiträume vom
1. April 1873 bis zum 31. März 1882 war die durchschnittliche
jährliche Sterblichkeit an Krankheiten bei den Militärarbeiterabthei-
bogeo 2,2 ^/oo) bei den Pioniren und Eisenbahntruppen 3,2 ^/opi
bäder Manterie 3,3^/oo, bei der Kavallerie sowie bei der Artillerie
3)8Vooi bei") Train 4,4<^/oo9 bei den Militärfestungsgefangenen 5,3 ^/ooi
ond bei den Militärkrankenwärtern ll,0^/oo'
Diese Zahlen sprechen für sich selbst. Die Militärkrankenwärter,
"die aas der Infanterie hervorgehen, haben eine mehr als dreimal so
1) Zeitschr. f. Ujg. VI. 18S9. Die Sterblichkeitsverbältnisse in den Kranken-
^eorden.
8) Die Taberealose. (Deatsche militärftrstl. Zeitachr. XVIU. 1889. No. 10.)
3 Kirchner, Ueber die Sputumdesiofektion bei Lungentaberealose.
grosse Sterblichkeit an Krankheiten, als diese Waffengattung; uncB
unter den Todesfällen der Militärkrankenwärter nehmen die Infelr-
tionskrankheiten regelmässig die erste Stelle ein.
So wenig verwerthbare Zahlen uns aber auch die Statistik an
die Hand gibt, so fest dürfen wir doch davon • überzeugt sein, dass-
ein grosser Theil der an Schwindsucht zu Grunde gehenden Lazareth*
gehülfen und Krankenwärter den Krankheitskeim bei der Kranken-
pflege in sich aufnimmt und dass hierbei gerade die Beseitigung des
Lungenauswurfs eine wesentliche Rolle spielt.
Im Sanitätsbericht über die K. Preussische Armee für die Be-
richtjahre vom 1. April 1884 bis 31. März 1888 werden nicht weni-
ger als vier Fälle berichtet, in denen sich mit der Pflege von Phthi*
sikeru beauftragte Lazarethgehülfen unzweifelhaft mit Tuberculose
infizirten.
Die von verschiedenen Forschern angestellten Desinfektionsver*
suche haben ergeben, dass die Tuberkelbacillen , obwohl sie allem
Anschein nach keine Sporen besitzen 0 j doch über eine sehr grosse
Widerstandsfähigkeit verfügen. Bei den Vei-suchen von H. Jae ge r ')
stellte sich heraus, dass die Bacillen des Schweinerothlaufs , der
Schweineseuche, Mäuseseptikämie, des Rotzes, Typhus und des Milz-
brandes durch 33^8^^^ K&ll^ii^iich vernichtet werden, dass die Tuber-
kelbacillen dagegen ebenso wie die Milzbrandsporen auch einer 50%
Kalkmilch widerstehen; dass Chlorkalk schon in 25 ^/o Lösung Milz-
brandsporen, dagegen Tuberkelbacillen im Sputum nicht einmal in
50®/o Lösung zu vernichten vermag; dass cUe Widerstandsfähigkeit
von Milzbrandsporen und Tuberkelbacillen gegen Steinkohlen- und
Holztheer gleich gross ist; 4% rohe Karbolsäure mit Zusatz von
2% Salzsäure, 2% und 5*yo rohe Schwefel - Karbolsäure (nach La-
place), 10% Kreolinlösung, 2%, 5% und 10% Kreolinlösung da-
gegen vernichteten die Tuberkelbacillen in verhältnissmässig kurzer
Zeit. Kali- und Natronlauge, gesättigte Sodalösung, 5 % Lösung von
Kaliumpermanganat, 25% Eisenvitriollösung waren gegenüber den
Tuberkelbacillen ebenso unwirksam, wie gegenüber den Milzbrand-
sporen.
Schill und Fischer') fanden, dass die Bacillen im Sputum
durch 3% Karbolsäurelösung schon in 20 Stunden zu Grunde gehen»
Das Sublimat in l^/oo Lösung erwies sich dagegen als unwirksam,
hauptsächlich, wie Behring^) und Laplace*^) gezeigt haben, we-
gen des hohen Eiweissgehalts der Sputa.
1) C. Fraenkel, Orandriss der Bakterienkande. 3. Aufl. Berlin 1890. S. 309.
2) üntersuchangeo über die Wirksamkeit verschiedener chemiseher Desinfektions-
mittel bei kurz dauernder Einwirkung auf InfektionsBtoffe. (Arb. a. d. kaiaerl. Oesnnd-
heitsamte, Bd. V. S. 247—293.)
3) Mitth. a. d. kaiserl. Gesundheitsamte, Bd. II.
4) Ueber Quecksilbersublimat in eiweisshaltigen Flflssigkeiten. (Centralbl. f. Bakt.
u. Paras. III. 1888. Nr. 1 u. 2.)
5) Saure SublimatlSsung als desinficirendes Mittel und ihre Verwendung in Ver-
bandstofifen. (Deutsche med. Wochenschr. 1887. Nr, 40.)
(Schloss folgt.)
DftDilewsky, Ueber die MyoparasitoD der Amphibien und Reptilien. 9
lieber die Myoparasiten der Amphibien und Reptilien.
Von
Prof. B. Danllewsky
in
Charkow.
Während meiner hämatozoologischen Studien ist es mir ge-
glückt, einige neue Fakta betreffs der Parasiten auch der Muskel-
gewebe zu bekommen, welche hier vorläufig in aller Kürze Platz
finden mögen.
Die Untersuchungen über die pathogenen Oregarinen und Spo-
ridien, besonders von L. Pfeiffer, deuten auf eine sehr grosse
Verbreitung dieser Parasiten bei verschiedenen Erkrankungen hin.
In letzterer Zeit hat dieser Gelehrte eine sehr wichtige Entdeckung
gemacht, nämlich — eine Infektion der Muskeln eines Fisches
(Barbe) mit Myxosporidia, statt der Sarcosporidia, welche für
diese Gewebe bis jetzt als einzige parasitische Sporidien betrachtet
wurden. Es sind also diesbezügliche Myoparasiten für Fische und Mam-
malia schon bekannt ^). Im Anschluss hierzu bin ich jetzt nun im
Siande^hinzuzufügen, dassMyosporidien auch beiden Fröschen,
Eidechsen und Schildkröten von mir gefunden worden sind,
welche gewöhnlich gleichzeitig auch Haematozoa sporozoKca
{Haemagregarina, Drepanidium) enthalten. [Es ist höchst interessant,
dass bei den von mir untersuchten Schlangen undTritonen, welche über-
haapt keine Blutparasiten aus Sporozoen besitzen, auch keine Myo-
sporidien gefunden wurden.] — Bei der ersten vorläufigen Bekannt-
schaft mit den von mir untersuchten Myoparasiten der Amphibien
und Reptilien hielt ich sie für Sarcosporidien , was schon a priori
da& Wahrscheinlichste schien. Durch die freundlichen Andeutungen
von Herrn Geh.-Rath Dr. L. Pfeiffer angeregt, habe ich mein
Material mit besseren mikroskopischen Objektiven aufs Neue durch-
mustert und nun hat es sich herausgestellt, dass die Muskel-
BchläQcbe mit äusserst kleinen Sporen, die den C o r n a 1 i a -Körperchen
oder den Pebrinesporen äusserst ähnlich sind, gefüllt sind. Auf
^iese Weise darf man nun die Muskelinfektion bei den genannten Thieren
mitMikrosporidien annehmen, welche bei den Insekten (B o m b y x
mori, neustria und and.) so verbeerende Erkrankungen verursachen.
Die grössten Muskelschläuche sind gewöhnlich als weissliche, spindel-
förmige Streifchen sichtbar, ungefähr 1 — 1,5 mm lang; besonders häufig
findet man sie beim Frosch in den Muskeln der hinteren Extremitäten. Das
parasitische Gebilde liegt im Innern des Sarkolemmschlauches und be-
steht aus kleinen (ca. 0,003— 0,004 mm), ovalen, oder eiförmigen
Sporen, welche aus einer Hülle und protoplasmatischem Inhalte bestehen.
1) Es möge hier noch daran erinDert eein, dasB die Hyoparaeiten bei M a m m a i i a anch
SB loderen Klaasen der Protosoa gehSren können , s. B. Haplococcus reticn-
Iftti« (W. Zopf), aus Monadinen (Myoetoaoen) im Schvreinefleiecli (•. Biolog. Central-
^Utt. 1883).
IQ Bakterien in Bier nnd Wfirze.
In den mehr reifen Sporen ist der centrale Theil mehr durchsieht! gr^^
als bei jungen, bei welchen die Hülle keinen doppelten Gontour^
gibt. Es kommen auch rosenkranzartige Muskelschläuche bisweilen
vor (Sporoblastenstadium?).
Es ergibt sich also, dass fast sämmtliche Klassen der Yerte-
brata (mit Ausnahme der Vögel?) die Myoparasiten , und zwar
Sporidien, besitzen können, welche zu allen 3 Genera von Sporidien i
Sarco-, Myxo- und Mikro-Sporidien gehören.
Nun drängt sich die Frage auf: Welcher Zusammenhang besteht
zwischen den Mjosporidien und Haematozoa sporozoi'ca ? Sind sie ge-
netisch verwandt oder bloss zufällige Gefährten ? Die Lösung dieser
Frage würde von grosser Tragweite sein, falls sie im positiven Sinne
ausfällt, weil es alsdann die ganze Lehre über die Sporozoenparasiten
des Blutes, der Muskelgewebe, der Nieren etc. vom synthetischen
Standpunkte aus zu bearbeiten zulassen würde. In dieser Hinsicht
bietet die folgende Thatsache kein geringes Interesse: im Blute der
Vögel , welche Malariahämatozoen besitzen , fand ich mehrere
Male sehr kleine (ca. 3 Mikron), ovale Körperchen, äusserst ähnlich
— nach ihren optisch-morphologischen Eigenschaften — den Sporen
einiger Sporidien^). Diese Körperchen wurden von mir fast aus-
schliesslich nur während akuter Malariaerkrankung der Vögel
(ein paar Tage) gefunden, welche dem Febris tertiana resp. quartana
des Menschen betreffs der Sporulation des Haemocytozoons ja selbst
in Betreff der Krankhei tsverlaufe grosse Analogieen darbietet').
Was nun aber meine Nachforschungen nach etwaigen Myosporidien
bei denselben Vögeln betrifft, so sind sie bis jetzt erfolglos geblieben.
Es ist wohl möglich, dass solche Aufsuchungen bei den Vögeln,
welche an chronischer Malariakachexie leiden (Nachweis im Blute
— Vorhandensein geisseltragender Polimitus und Laverania sin.
Pseudo vermied US malariae, d. h. Mondsichel der Autoreu), zu
mehr positiven Resultate führen wird.
Charkow, im November 1890.
Referate.
Zeldler, A., Beiträge zur Kenntniss einiger in Würze
nnd Bier vorkommenden Bakterien. (Wochenschrift für
Brauerei. 1890. No. 47—48.)
Verf. untersuchte drei in Würze und Bier vorkommende Bak-
terien, von welchen das erste theils mit Bacterium-Termo* Formen,
theils auch mit Ketten und Fäden auftritt; es gibt der Würze
einen eigenthümlichen sellerieartigen Geruch. Die zwei anderen
1) z.B. Psorospermies utriculiformes bei OUria (Haett) s. Balbiani, Le9on»
gar les Sporozoaires. 1884. s. 111. fig. 31. 4 a b.
2) /Darüber 8. meinen bald erscheinenden Anfsats ftber die akate Halariainfektion
der Vögel in Annales de Tlnstitat Pastenr.
Lehrbücher der Bakteriologie. J]^
Arten Terarsachen Essigsäaregährung; von dieseo ist das eine mit
Bact. aceti identisch, das andere stimmt aber nicht mit den Be-
schräbongen von B. aceti, Pasteurianum und xylinum Qberein.
Bdnkultnren dieser Bakterien wurden in sterile Würze und in
Wfirze auf verschiedenen Stadien der alkoholischen Gährung sowie
in gepresste Beinzuchthefe geimpft.
Die Hauptresultate dieser Versuche sind, dass die Bacterium-
Termo-äbnliche Art sehr bald abstirbt, sobald die alkoholische
Gährniig einsetzt In die Hefe eingeimpft, vermehren sich diese
Bakterien ausserordentlich stark, wodurch die Hefemasse schnell in
T&olniss übergeht; finden sich nur solche Bakterien in der Hefen-
masse, welche die alkoholische Gährung mit durchgemacht haben,
so h< sich die Hefenmasse längere Zeit unverändert. — Unter den
Essigsäurebakterien bewirkte das eine, namentlich bei gewissen Tem-
peratnreD, eine starke Schleimbildung im Biere, die andere dagegen
nicht. Eine gepresste Hefenmasse schien von diesen zwei Arten
nicht angegriffen zu werden. Jörgensen (Kopenhagen).
C^finther, Carl, Einführung in das Studium der Bak-
teriologie mit besonderer Berücksichtigung der
mikroskopischen Technik, gr. 8^. 244 p. Leipzig (Georg
Thieme) 1890.
Verf. stellt im Vorwort als sein Programm auf, „dem Mediziner,
und zwar dem Studierenden ebenso wie dem Arzte, eine kurzge-
fasste, das Wesentliche vollständig bringende Einführung in das
praktische Studium der Bakterien wissejischaft zu geben^, und
mficn mnss gestehen, dass er seinem Programm gerecht geworden
ist. Aber nicht nur der Neuling in der Bakteriologie, sondern auch
der Geübtere, wird manches Schätzenswerthe der Lektüre des fes-
selnd geschriebenen Buches entnehmen können. Besondere Berück-
sichtigung hat Verf. der elementaren manuellen Technik, speziell
der Behandlung des Mikroskopes zu Theil werden lassen. 60, bis
auf 2, nach eigenen Präparaten hergestellte, fast durchweg muster-
gültige, vom Autor selbst aufgenommene Photogramme sind dem
^erk beigegeben.
In einem allgemeinen Theile behandelt Verf. zunächst 1) die
Morphologie und Systematik der Bakterien, 2) ihre Lebensbe-
dingungen, Desinfektion, Sterilisation, Antiseptik, Aseptik, 3) die
allgemeinen Lebensäusserungen der Bakterien, 4) die allgemeine
Methodik der Bakterienbeobachtung und 5) Züchtung.
In den beiden folgenden speziellen Theilen bespricht Verf.
sodann die wichtigsten der als Krankheitserreger bekannten Bak-
terien und eine Anzahl der am genauesten studirten Saprophyten.
letztere sind gegenüber den ersteren etwas stiefmütterlich bedacht,
"was zu bedauern ist, da der Anfänger an ihnen wohl doch meist
seine Erstlingsstudien macht, ehe er zu den pathogenen Arten über-
geht Am besten gelungen erscheint Ref. der allgemeine Theil.
Speziell interessirt der Abschnitt über Färbung und Entfärbung.
Bier Gram 'sehen Färbung und ihrer vom Verf. modifizirten Form,
die Bei aus eigener Erfahrung gebührend würdigen gelernt hat,
J2 Lehrbuch der Bakteriologie. — Hunger und Infektionskrankheiten.
ist mit Recht ausführlicher gedacht. Ueberall aber ersieht maa
aus kurzen BemerkuDgen und kleinen eingestreuten praktischem
Winken, dass der durch seine früheren Arbeiten rühmlichst bekannte
Verf. vollkommen zu Hause ist und das, was er empfiehlt, auch
selbst erprobt hat.
Einige Kleinigkeiten möchte Ref. noch berühren. Verf. sagt:
,3ei Mikrokokken kennt man Eigenbewegung nicht -r- mit einer
einzigen Ausnahme'^ (Microaagilis, beschrieben von Ali Cohen,
diese Ztschr. Bd. VI. No. 2). Doch gibt in demselben Bande dieser
Zeitschrift (Bd. VI. S. 566) Mendoza die Uebersetzung einer schon
früher von ihm veröffentlichten Beschreibung eines gern in Tetraden
auftretenden Coccus und macht damit Ali Cohen die Priorität
der Entdeckung von der Eigenbewegung der Mikrokokken streitig.
Soviel Ref. weiss, ist die Mendoz ansehe Entdeckung nicht bezwei-
felt worden. Es dürfte wohl überhaupt noch mehr bewegliche
Mikrokokkenarten geben. — Bei dem Artikel Tuberkelbacillus wäre
in einer neuen Auflage nach den neuesten (wohl erst nach dem
Drucke des Buches bekannt gewordenen) Mittheilungen von Maf-
fucci und Koch der Bacillus der Hühnertuberculose als höchst-
wahrscheinlich eigene neue Art abzusondern.
Doch dies sind, wie gesagt, nur Kleinigkeiten. Ref. empfiehlt
das ausserdem von der Verlagsbuchhandlung würdigst ausgestattete
Buch allen Interessenten angelegentlichst — selbst zu lesen.
Czaplewski (Görbersdorf i/Schl.).
Canalis e Horpvrgo, Intorno all' Influenza del digiuno
sulla disposizione allemalattie infettive. (Laboratorio
di batteriologia e microscopia della Direzione di Saüitä Pubblica
del Hegno d'Italia. Roma 1890.)
Die Verff. untersuchten den Einfluss des Hungems auf die Dis-
position zur Milzbranderkrankung bei Thieren, die normalerweise
gegen Milzbrand mehr oder weniger immun sind, wie Tauben, Hühner,
weisse Ratten. Am ausgedehntesten sind die Versuche an Tauben.
Von 12 Kontrollthieren, die regelmässig gefüttert wurden, starben 2
nach 4 resp. 7 Tagen an Milzbrand. Es war dafür Sorge getragen,
hier wie in allen folgenden Experimenten, dass das zum Versuche
dienende Thiermaterial möglichst gleichmässig beschaffen war. Die
Infektionsmethode (eine Platinöse einer sporenreichen virulenten Agar-
kultur subkutan applizirt) blieb immer dieselbe.
In einer ersten Versuchsreihe wurden 16 Tauben, von denen
die Hälfte schon vorher einige Tage gefastet hatte, mit Milzbrand
geimpft und dann dem Hungern unterworfen (d. h. jedwede feste
oder flüssige Nahrung wurde ihnen entzogen). Mit Ausnahme eines
Falles (in dem das Thier nach 7-tägigem Fasten am 1. Tage nach
der Inoculation an Inanition zu Grunde ging), starben sämmtliche
Tauben 2—7 Tage nach der Impfung an Milzbrand. Zahlreiche Ba-
cillen fanden sich überall im Blut, Milz und Leber waren geschwollcD,
am Orte der Infektion ein mehr oder weniger beträchtliches Oedem.
In einer zweiten Reihe wurde Tauben das Pankreas ganz, zu
drei Viertheilen, oder zur Hälfte abgetragen. Die Thiere, die sich
BnDger und Infektionskrankheiten (Ifilsbrand). ]^3
TOD der Operation erholt hatten, wurden mit Milzbrand geimpft
Obwob] die Zahl der Experimente nur klein war, glauben die YerS.
doch feststelleii zu können, dass die totale oder partielle Exstirpation
des Pankreas die Empfänglichkeit der Tauben für Milzbrand in
grössarem oder geringerem Maasse steigert, dass aber die Immunität
gegen denselben nach einiger Zeit zurückkehrt. [Es handelt sich
am die kurze Zeit yon 14 Tagen. Die Thiere, die an Anthrax starben,
waren 2, 3, 7 resp. 11 Tage nach der Operation geimpft Die Inter-
pretation dieser Versuche dürfte auf Schwierigkeiten stossen. Ref.]
In einer dritten Serie von Experimenten wurde festgestellt, dass
Tauben, die man längere Zeit hatte fasten lassen, gegen eine Impfung
mit Milzbrand sich refraktär verhielten, sobald dieselben gleichzeitig
fliit der Inoculation wieder ernährt wurden. Erst wenn der Hunger-
zustand 8 oder 9 Tage gedauert hatte, ging die Immunität öfters
verloren.
In einer vierten Reihe Hessen die Verff. Tauben 2—6 Tage nach
der Infektion mit Anthrax hungern und begannen dann die regel-
mässige Ernährung. Es ergab sich, dass die Thiere eine grössere
Resistenz an den Tag legten, indem sie meistentheils erst nach län-
gerer Zät (8 — 14 Tage) an Milzbrand zu Grunde gingen oder sogar
überlebten.
Aas allen diesen Versuchen ziehen die Autoren den Schluss,
dass der Verlust der Immunität bei den Tauben mehr abhängt von
der Aufhebung der Zufuhr von Nahrungsstoffen, als von dem Ver-
brauch der Gewebselemente im Hungerzustande.
Es bot sich hier ein bequemes Mittel dar, zu erfahren, wie lange
das Mektionsmaterial im Körper von refraktären Tauben sich lebens-
kräftig and virulent erhält. Die Thiere wurden nach der Inoculation
verschieden lange Zeit regelmässig gefüttert und dann erst dem Hungern
unterworfen. Die Tauben, denen nach 2 — 6 Tagen die Nahruog
entzogen wurde, starben sämmüich an Milzbrand. Diejenigen dagegen,
die nach 6—8 Tagen zu hungern anfingen, gingen nur zum Theil
ao der Infektion zu Grunde, während die letztere nach noch späterer
Zeit sich gar nicht mehr bemerklich machte.
Die Verff. kamen so zu demselben Ergebniss, das Metschni-
koff auf anderem Wege erhalten hatte, dass die Milzbrandkeime in
refraktären Tauben bis zu 8 Tagen virulent bleiben können.
Experimente an Hühnern gaben erstlich ein Resultat, das mit
dem Pasteur^s übereinstimmte, dass nämlich diese Thiere, wenn
man sie von dem Moment der Impfung an hungern liess, nicht an
Milzbrand starben, obwohl sie der Inanition lange genug, einmal
z. B. 18 Tage widerstanden. Wurde den Hühnern aber auch schon vor
der Inoculation die Nahrung entzogen (3—7 Tage), so erlag die Hälfte
an Anthrax.
Analoge Versuche an weissen Ratten (mit den Eontrollthieren 15)
fthrten nie zu einem positiven Ergebniss. Die Ratten erwiesen sich
als völlig refraktär.
Um dem Einwände zu begegnen, dass vielleicht die Temperatur-
emiedrigung, die nach Pasteur den Hühnern Empfänglichkeit für
Milzbrand verleiht, auch in den Experimenten der Verff. diesen Erfolg
]^4 CAreinom.
hat haben könneD, wurden regelmässige Temperaturmessungen ange«
stellt, aus denen sich ergab, dass die Hühner, auch nachdem sie
7 Tage gehungert hatten, nie mehr 2^/,^ unter der Norm hatten.
Nach Colin genügt aber ein so schwaches Sinken der Körperwärme
nicht, um die Immunität der Thiere aufzuheben. Was die Tauben
anlangt, so schwankte die in einer Eontrollreihe beobachtete Tempe-
raturerniedrigung nach einer Fastenzeit von 7 Tagen zwischen 1,8
bis 2,8^. Um dieselbe auf einem anderen Wege zu erzielen, wurden
9 Tauben in Wasserbäder gebracht, deren Temperatur auf 32 — 36 ^
gehalten wurde; so gelang es, die Körperwärme um 2 — 3^ herab-
zusetzen. Meist mussten die Thiere künstlich gefüttert werden, weil
sie die Nahrung verweigerten. Die Inoculation mit Milzbrand geschah,
um accidentelle Infektionen zu vermeiden, an einer trockenen Stelle
zwischen den Schulterblättern. Alle Tauben starben zwischen dem
2. und 7. Tage, wie eine genaue Prüfung zeigte, in keinem Falle an
Milzbrand, sondern wahrscheinlich während der Nacht an Suffokation.
Zum Schluss gestehen die Verff., dass sie nicht im Stande sind,
die Frage zu beantworten, auf welchem Wege der Hungerzustand die
Empfänglichkeit der Tauben und Hühner für die Milzbrandinfektion
beeinflusst Der verschiedene Effekt bei den 3 zum Versuch dienenden
Spezies scheint ihnen dafür zu sprechen, dass das Hungern entweder
bei differenten Thierarten eine differente Wirkung äussert, oder dass
der Mechanismus der Immunität ein verschiedener ist
W. Kruse (Neapel).
Elebs, £., lieber das Wesen und die Erkennung derCar-
cinombildung. (Deutsche Medicinische Wochenschrift. 1890.
No. 32.)
K.'s neue Untersuchungen lassen den parasitären Ursprung des
Garcinoms zum mindesten sehr zweifelhaft erscheinen. Er geht von
der Ueberlegung aus, dass bei Uebertragung von menschlichen Car-
cinommassen auf zu Carcinom disponirte Thiere ein eventuell vor-
handener Parasit in den Epithelien des implantirten Stückes einer*
seits, in der Ernährungsflüssigkeit des disponirten Impfthieres anderer-
seits die günstigsten Bedingungen zu seinem Fortkommen finden
müsse.
Auf Grund dessen wurden kleine keilförmige Stücke in die Peri-
tonealhöhle eingeführt, gegen die Milz- oder Lebergegend vorge-
schoben — 11 Versuche dieser Art — , 3 Impfungen unter die
Rückenhaut und 5 Fütterungsversuche mit Garcinomstücken , die
letzteren ohne allen Erfolg, gemacht.
Die Thiere wurden nach einem Zeitraum zwischen 3 und 188
Tagen getödtet; in der Hälfte der Versuche war das implantirte
Stück noch vorhanden resp. eingewachsen.
Von der nun erfolgten, sehr eingehenden histiologischen Unter-
suchung ist hier von Interesse, dass in dem Mammacarcinom, welchem
das implantirte Stück entnommen war, sich reichliche hyaline Ab-
lagerungen vorfanden, namentlich innerhalb der wuchernden Epithel-
Bchläuche, welche sie stellenweise in theils runden, mehr noch eckigen
Massen erfüllten, auch in dem erst seit 3 Tagen in der Bauchhöhle
l
Cardoom. — Ualaria* 15
der Hatte implantirten Stücke fanden sich dieselben Bildungen in
deo wachemden Epithelmassen vor, theils zwischen den Zellen als
kleine kugelige Massen, theils innerhalb derselben, sie bildeten dann
kisweQen grosse^ ^orstförmige, vielleicht durch Verschmelzung hervor-
gegangene Körper. Noch auffallender war der Umstand, dass diese
Bildungen vielfach in Hämatozylin sich dunkelblau färbende, körnige
Ihsaen enthielten, die meist in einem Haufen zusammenlagen.
Biese riefen den Eindruck fremder Körper — Parasiten ? — her-
for, welche Annahme jedoch bei genauer Prüfung von K. als ganz
imwahrscheinlich erklärt wird. Es konnten keine besonderen morpho-
kgischen Eigenschaften an den Körpern wahrgenommen werden.
Eine Weiterentwickelung derselben findet nicht statt; viel-
mdir verschwinden sie spurlos, wenn die Epithelzellen unter-
gdien, was trotz der anfänglichen Wucherung der letzteren niemals
auszubleiben scheint Auch ist schon im Anfange der epithelialen
Wucherung eine Abnahme dieser Körper zu konstatiren.
Aus diesen und anderen histiologisch begründeten Erwägungen
stellt K. den parasitären Charakter der Hyalinbildungen in Abrede,
welch' letztere er für den Carcinomen eigene Exsudations- resp. Zell-
produkte hält.
In den gelungenen Versuchsfällen handelt es sich nicht um einen
MdLtions- sondern um einen Transplantationsvorgang, es findet eine
^ellQbertragung und keine parasitäre Einwirkung statt
Krön acher (München).
lartln, L«, Ueber die Krankheitserreger der Malaria.
(Mtoch. med. Wochenschr. 1890. No. 3.)
Der durch seine Schrift über „Malaria in den Tropen^' bekannte
^erf. reiste, am die von Celli und Marchiafava beschriebenen
Plasmodien aus eigener Anschauung kennen zu lernen, nach Rom
wid unterzog unter Anleitung dieser beiden Autoren eine Reihe von
Jhlariakr&nken im Spitale Santo Spirito eingehenden Blutunter-
SQChangen, die ihn, wie er bekennt, zu einem überzeugten Anhänger
der Plasmodien gemacht haben. Er schildert genau die Technik
der Untersuchung und die Bilder, unter denen die Mikroorganismen
im Innern der Blutkörperchen sich darstellen, Schilderungen, auf die
4d8 anderweitig bekannt hier nicht weiter einzugehen sein dürfte.
Iknch einen an Febris perniciosa comatosa Verstorbenen konnte
M. zusammen mit Bignami seciren und sich in Schnittprä-
B raten aus dem Gehirn von dem reichen Gehalt der strotzend ge-
llten Kapillaren an Parasiten führenden rothen Blutkörperchen
überzeugen. Die Plasmodien waren hier massig mit Pigment erfüllt
Den gleichen Befund zeigten Schnitte durch die Magen- und Darm-
^leimhaut der an Febris perniciosa cholerica Verstorbenen.
M. Kirchner (Hannover).
«
lATeran, De Texamen du sang au point de vue de la
recherche de Th^matozoaire dupaludisme. (Lasemaine
jM. X. 1890. No. 53.)
In der Sitzung der Soci6t6 des höpitaux vom 28. November 1890
trug Verf. seine Erfahrangen über die Blutuntersuchang bei Malari
vor. Man soll das Blut auf der Höbe der Fieberanfälle und be^
Kranken untersuchen, welche seit einiger Zeit kein Chinin bekommen
haben. Man entnimmt das Blut vermittelst eines Stiches, der in di&r
sorgfältig gereinigte Fingerkuppe mit einer Lancette gemacht wird«~
Man fängt den Bluttropfen auf, auf einem Deckgläschen, welches-
man sofort mit einem zweiten bedeckt. Das frische Blut untersucht
man am besten bei Tageslicht und mit einem starken Trockensystem.
Man sieht dann die Geissein am häufigsten an den Rändern der runden
pigmentirten freien Körperchen. Will man ein Trockenpräparat unter-
suchen, so zieht man die beiden Deckgläschen von einander ab, lässt.
das Blut trocknen und zieht die Gläschen dreimal durch die Flamme«.
Man kann sie dann ungefärbt untersuchen, doch zieht L. die Färbung; ;
mit konzentrirter wässeriger Lösung von Methylenblau vor, vor derea
Anwendung er die Deckgläschen mit Alkohol und Aether zu gleiche»
Theilen abspült. Hierbei färben sich die Kerne der weissen Blut-
körperchen dunkelblau, die freien oder an rothen Blutzellen haftenden
rundlichen Körper färben sich blassblau, die im Wachsen begriffenen
Körperchen färben sich kaum. Auch für die Versuche der Trocken«
Präparate empfiehlt L. Trockensysteme. Diese Untersuchungsmethode
enthält nichts Neues. L. scheint die Loeff 1er 'sehe Geisseifärbung
nicht zu kennen. M. Kirchner (Hannover).
Sacharoff, N.^ Malaria an der Transkaukasischen Eisen-
bahn im Jahre 1889. Mikroskopische Beobachtungen;
mit Beilage von 12 Mikrophotogrammen. Von der
Kaiserlich kaukasischen medicinischen Gesellschaft gekrönte Preis-
schrift. Tiflis 1890. [Russisch.]
Verf. dieser Arbeit hatte sich zur Aufgabe gestellt, die Theorie^
von Golgi, sowohl hinsichtlich der regelmässigen Tertiana und
Quartana, als auch die Quotidiana betreffend, nachzuprüfen. Er über-
zeugte sich davon, dass zwei verschiedene Arten des Parasiten existi-
ren, welche die 3- und 4-tägigen Fieber hervorrufen, und dass die
von Golgi gegebene Beschreibung von deren morphologischen Eigen-
thümlichkeiten — richtig ist.
Was den Zusammenhang zwischen den Entwickelungsstadien
dieser Parasiten und den Krankheitssymptomen betrifft, so äussert
sich derselbe dadurch, dass die Tbeilung des Parasiten während des
Anfanges des Paroxysmus stattfindet. Einen noch näheren Zusammen-
hang gelang es Verf. nicht zu finden, da während des ganzen Ver-
laufes der von ihm beschriebenen Fälle regelmässiger tertiärer und
quartaner Fieber im Blute zu gleicher Zeit mit Parasiten eines Alters^
eine unbedeutende Anzahl von Parasiten ganz anderer Entwickelungs-
perioden gefunden wurden, so dass man Eines von Beiden zulassen
muss:
1) es können bei regelmässigen tertianen und quartanen Fie-
bern im Blute mehr als eine Generation der Parasiten leben, oder
2) die Parasiten anderer Stadien sind Parasiten derselben Oe-
neratioUi die nur in der Entwickelung zurückgeblieben sind und aaf
den Krankeitsverlauf des Individuums keinen Einfiuss haben.
Ifalftria. — Gelbfieber. — 'TeUnos. 17
Sehr seltGii beobachtete Verf, diese Arten von Parasiten bei
qootidianen Fiebern, weshalb sich die Theorie Golgi's hier nicht
anwenden lässt Bei diesen Fiebern wurde vielmehr im Blute eine
besondere Parasitenart gefunden, welche sich von den von Golgi
beschriebenen durch ihre geringe Grösse unterschied, die nie diejenige
tiiies rothen Blutkörperchens erreichte, femer durch eigenthümliche
Lagerung des Pigmentes in Form eines Häufchens oder durch voll-
kommene Abwesenheit desselben während des ganzen Verlaufes der
Krankh^t. (Siehe Photogramm No. ö, 1, 2.)
Zorn Schluss beschreibt Verf. Fälle, in denen die im Anfange
der Krankheit gefundenen Parasiten im weiteren Verlaufe derselben
▼erschwanden, das quotidiane Fieber aber fortdauerte (zuweilen sehr
lange, ein ganzes Jahr), wobei die Kranken, in einem Zustande
schwerer Anämie, nicht selten starben. Solche chronische Malaria-
fornien ohne Parasiten schlägt Verf. vor, secundäre zu nennen, in
der Voranssetzung, dass dieselben ihr Zustandekommen denjenigen
Veränderungen innerer Organe verdanken, welche durch die unter
der Chininwirkung verachwundenen Parasiten verursacht sind.
Bei diesen chronischen Malarien bleibt Chinin wirkungslos.
Reich (Tiflis).
San Martin, J., Investigaciones espectroscöpicas sobre
la sangre, bilis j orina en la fiebre amarilla. (Crönica
m6dico-quirürgica de la flabana. 1890. Februar.)
Verf. hat eine ganze Reihe von spektroskopischen Untersuchungen
des Blutes, der Galle und des Harns von an Gelbfieber Erkrankten
oder Gestorbenen ausgeführt, ist aber nur in Bezug auf die Galle
zu einem abschliessenden Ergebniss gekommen, während er die Er-
forschung der beiden anderen Flüssigkeiten fortsetzen zu müssen
glaubt, um eine endgültige Schlussfolgerung machen zu können. In
der Galle hat er beständig Oxyhämosphärin gefunden und glaubt
nun, dass diese Thatsache dazu beitragen wird, die Frage nach dem
ausschliesslich hepatogenen oder hämatogenen oder etwa kombinirten
Ursprung des Gelbfiebers zu entscheiden.
Sentinon (Barcelona).
Pcyrand, Etiolögie dut^tanos; sa vaccination chimique
par la strychnine. (La semaine m6d. X. 1890. No. 44.)
Verf. nahm eine Reihe von Impfungen mit Stoffen vor, die man
als Träger der Infektion mit Tetanus kennt: mit Pferdemist erhielt
er nur negative Resultate; mit Heustaub gelang es ihm, 50 ^/o der ge-
impften Kaninchen tetanisch zu machen; mit nicht kultivirter Erde
von einem Weinberge erhielt er in ^1^ der Fälle positive Ergebnisse.
Nocard, dem dieselbe Erde zugesandt war, gelang dies allerdings
unter 18 Kaninchen nur 2 mal.
Des weiteren hat P. den Nachweis versucht, dass es möglich
sei, durch Impfung Kaninchen gegen Tetanus immun zu machen.
Er ist der Ansicht, dass dies durch Gewöhnung an ein Gift geschieht,
welches selbst dem Tetanus ähnliche Wirkungen hat, nämlich das
Strychnin. Er bringt an 5 bis 6 Tagen den Versuchsthieren eine
j[3 teUiiiis.
nach dem Alter derselben wechselnde StrychniDmenge unter die Haut
und impft sie dann mit Gaben des Tetanusrirus, die gross genuer
sind, um alle nicht so vorbereiteten Thiere zu tödten. 4 Kontroll-
thiere starben sämmtlich, yon 10 geimpften Kaninchen aber nur 3
am 5. bis 7. Tage an Tetanus. Zur Erklärung des Todes der drei
letzteren fQhrt P. an, er habe noch am Tage nach der Impfung ihnen
^/s mg Strychnin unter die Haut gespritzt, wodurch die Wirkaog*
des Tetanusgiftes gesteigert, statt verringert worden w&re.
In einer zweiten Versuchsreihe starben 14 KontroUthiere sämmt-
lich, von den schutzgeimpften 7 dagegen nur 3. Aus diesen That-
sachen schliesst P. aiä die Wirksamkeit seines Verfahrens.
Nocard, der P.'s Versuche nicht mit der Weinbergserde, son-
dern mit Reinkulturen des Tetanusbacillus wiederholte, sah die mit
Strychnin behandelten Thiere sämmtlich in derselben Zeit — in 3
bis 5 Tagen — zu Grunde gehen, wie die nicht unter Strychnin-
Wirkung gesetzten. (Acad^mie de m^d. S^nce du 7. Octobre 1890.)
M. Kirchner (Hannover).
Capitan, Du bacille du t^tanos. (La semaine m6d. X. 1890.
No. 46.)
Verf. versetzte Bouillon mit dem Speichel eines mit Heu und
Mohrrüben gefütterten Kaninchens und injizirte 2 Tage darauf 1 ccm
dieser Bouillon demselben Kaninchen in die Ohrvene. 3 Tage später
erkrankte das Thier mit (llonvulsionen, bekam am 5. Tage Opisthoto-
nus und ging 24 Stunden darauf zu Grunde. Kulturen machte G. nicht
mit den Organen des Thieres, ist jedoch überzeugt, dass die Tetanus-
bacillen, unter deren Einwirkung das Kaninchen augenscheinlich zu
Grunde gegangen war, an der Nahrung gesessen hatten, deren
Aufnahme in den Darmkanal dem Thiere nicht geschadet hatte.
(Soci^t^ de biologie. S^nce du 18. Octobre 1890.)
M. Kirchner (Hannover).
Sanchez Toledo et Teillon, De la pr^sence du bacille du
t^tanos dans les excr^ments du cheval et du boeuf a
r^tat sain. (La semaine m6d. X. 1890. No. 45.)
Der Tetanusbacillus ist bekanntlich ausser in der Gartenerde
noch in anderen Substanzen gefunden worden, so von Riet seh
im Heustaub, von Sormani in den Exkrementen verschiedener
Thiere, von Ghicoli Nicola in den Exkrementen von Pferden.
Verfif. machten unter Leitung von Straus ähnliche Versuche, bei
denen sie übereinstimmend mit Sormani fanden, dass mit Tetanus-
kulturen gefütterte Ratten, Mäuse, Meerschweinchen, Kaninchen Ex-
kremente entleerten, mit denen man Tetanus erzeugen konnte, wäh-
rend sie selbst gesund blieben. Auf Grund dieser Versuche gingen
sie dazu über, die Exkremente gesunder Thiere auf Tetanusbacillen
zu untersuchen, und zwar bei Pferden und Rindern. Sie fingen
Pferdeäpfel im Augenblicke der Entleerung in sterilisirten 6e-
fässen auf. Von diesen Aepfeln brachten sie eine ziemlich be-
trächtliche, etwa nussgrosse Quantität in eine Hauttasche am RQcken
yon Kaninchen. (Sie wählten Kaninchen, weil die für Tetanus ebenso
Tateaas. 19
empfiüiglicheii Mäuse und Meerschweinchen zu empfänglich sind für
malignes Oedem, dessen Sporen im Staube so sehr verbreitet sind
md daher in der Begel an dieser Krankheit zu Grunde gehen, bevor
der Tetanus sich entwickeln kann.) Von den auf diese Weise ge-
impften Kaninchen starben die einen in 2 — 3 Tagen an Septikämie,
die andern, die Migorität, in 5—6 Tagen an deutlich ausgesproche-
nem Wundstarrkrampf; bei der mikroskopischen Untersuchung fand
ach im Eiter and Gewebssaft der Impfwunde neben andern Mikro-
aiganismeii der Nicolai er 'sehe Tetanusbacillus. Durch Ueber-
impfang von Eiter aus der Wunde der Kaninchen auf Mäuse, weisse
^Mea und Meerschweinchen konnten die Yerff. typischen Tetanus
llbertragen. Es gelang ihnen, auch aus dem Eiter und dem Gewebs-
saft der Kaninchen den Tetanusbacillus in Beinkultur zu gewinnen.
Bei 8 Impfungen von Kaninchen mit dem Koth von 6 Pferden be-
kamen sie 4 mal Tetanus. Zwei mit dem Mist einer Kuh geimpfte
Kaninchen gingen gleichfalls an Tetanus zu Grunde.
Verneuil hat bekanntlich behauptet, dass der Tetanus beson-
der b&nfig nach Verwundungen von Leuten auftritt, welche mit Pfer-
den zu thun haben. Diese Thatsache findet durch die Versuche der
VerfL ihre Erklärung. Rinder und Pferde nehmen mit ihrem Futter
(Heu, Laub, Gräser) und mit dem auf demselben haftenden Staube
Tetannssporen in sich aitf, ohne selbst zu erkranken, und geben die-
sdbeo in virulentem Zustande in ihrem Kothe eingeschlossen an die
Aossenwelt wieder ab, wo sie dann den mit diesen Thieren verkeh-
renden Menschen verderblich werden können. — (Soci6t6 de biologie.
S^anoe du 11. November 1890.) — M. Kirchner (Hannover).
Pia, B. F., Naturaleza infecciosa del t6tanos. (Grönica
mMico-quirürgica de la Habana. 1890. April.)
Verf. hat 8 Fälle von Wundstarrkrampf bakteriologisch mittelst
Eoltar- und Impfnngsversuchen studirt und obschon es ihm in keinem
FaDe gelungen ist, den Nicolai er 'sehen Badllus zu erhalten, hat
er sich doch von der infektiösen Natur des Tetanus überzeugt, be*-
sondere in seinem 5. Falle, indem er durch Trepanation Kaninchen und
Meerechweinchen verlängertes Mark eines 2 Stunden vorher an Tetanus
Nmtorbenen 24-jährigen Hafenarbeiters beibrachte. Die Thiere star-
ben unter deutlichen Tetanussymptomen nach 18—25 Tagen und
wurde deren verlängertes Mark zu neuen Impfungen benutzt, wobei
die Thiere nach 5—7 Tagen an denselben Erscheinungen zu Grunde
giiigen. Auch deren verlängertes Mark erwies sich als infektiös, da
es nach 7 Tagen den Tod unter Trismus und Zuckungen des Hinter-
^rtels hervorbrachte. Als Beispiel der Anstecknngsfähigkeit des
^tairkrampfes fahrt Verf. einen ihm von Dr. Fors mitgetheilten
md eine Nichte desselben, Tochter eines Arztes, betreffenden Fall an.
Dieaes Kind wird am 17. April 1888 gesund geboren, am 10. Juni
von Dr. Laguardia geimpft und am folgenden Tage von den El-
tern mit aufs Land genommen, wo es in demselben Zimmer und auf
deiselben Stelle sein Bettchen aufgestellt bekommt, wo 5 Monate
mher ein tetanuskrankes Kind gelegen hatte; während dieser Zeit
war die Wohnung ohne alle Lüftung verschlossen geblieben. Am 1 .
2»
20 Blennorrhoe« neonatorum. — Echinococcus der Leber.
Juli, WO noch der Schorf auf 2 Impfpusteln haftete, merkte die Mut-
ter, dass das Kind die Brust nicht ordentlich zu nehmen vermag,
der Vater stellt einen leichten Trismus fest, und da ihm dabei das
vorher Passirte einfällt, leitet er sogleich eine energische BehandluDS
ein, die jedoch nicht verhinderte, dass das Kind am 5. Juli unter
exquisiten Starrkrampferscheinungen zu Grunde geht.
Sentinon (Barcelona).
Seliiiildt-Bimpler, Bemerkungen zur Aetiologie und
Therapie der Blennorrhoea neonatorum. (Dtsch. med.
Wochenschr. 1890. No. 31.)
Verf. bekämpft die vielfach vertretene Ansicht, dass jede Blen-
norrhoea neonatorum durch Gonokokkeninfektion veranlasst sei,
und dass gerade die Tripperbakterien die Bösartigkeit der Krank*
heit bedingten. Wie es bereits durch Bock hart erwiesen sei,
dass auch andere Mikroorganismen als Gonokokken heftige eitrige
Harnröhrenkatarrhe hervorbringen können, so kann beim neuge-
borenen Kinde , dessen Lidbindehaut besonders empfindlich gegen
Beize ist, ein der Blennorrhoe vollkommen gleichender heftiger
eitriger Konjunktivalkatarrh ohne Gonokokken zu Stande kommen.
Verf. hat mehrere derartige Fälle gesehen, und beschreibt einen der-
selben ausführlich. Eine andere Krankenbeobachtung führt er
zum Beweise dafür an, dass Blennorrhöen, welche unzweifelhaft die
Folge von Tripperinfektion sind, sehr milde verlaufen können.
Bezüglich der Therapie macht Schmidt-Rimpler keinen
Unterschied, ob Tripperinfektion vorliegt, oder nicht. In allen Fäl-
len empfiehlt er prophylaktische Einträufelungen von Chlorwasser
in das Auge der Neugeborenen. Dasselbe Mittel wendet er auch
im ersten Stadium der ausgebildeten Blennorrhoe, so lange die Lider
steif sind, die Sekretion gering und die Schleimhaut noch nicht
weich ist, in Verbindung mit eiskalten Borsäure-Umschlägen an;
erst später bei zunehmender Sekretion pinselt er Imal täglich die
Schleimhaut mit 2 ^/o Höllensteinlösung , die er gleich darauf mit
Kochsalz neutralisirt. Nur bei sehr profuser Sekretion und im
weiteren Verlaufe der Krankheit bedient er sich des gemilderten
oder reinen Höllensteinstiftes. Kubier (Oldenburg).
Vlerordt, Hermann, Der multilokulare Echinococcus der
Leber. (Berliner Klinik. Heft 28. 1890. 16 S.)
Der kleine Aufsatz behandelt das Wissens wer theste über den
schon durch seine eigenthümliche geographische Verbreitung merk-
würdigen Parasiten, namentlich auch nach der klinischen Seite hin.
Die in demselben mitgetheilte Statistik ist durch 3 neue (bayerische)
Fälle zu vermehren (2 w., 1 m.), beschrieben: a) in einer Erlanger
Dissertation von M. Löwenstein „über die ulcerirende multilocu-
läre Echinokokkengeschwulst^^ 1889, b) in einer ganz kürzlich er-
schienenen Münchener Dissertation von W e i n d e 1 , „Fall von Embolie
des Gehirns und Bückenmarks in Folge von Thrombose der Vena
Echinococcus der Leber. — Heterodera Schachtii und radicicoU. 21
a8cend6iiB^\ In diesem Fall hatte bei einer 4&-jährigen Aus-
geherin eine durch AWeelarechinococcus hervorgerufene Vergrösserung
des rediten Leberlappens mittelst Druckwirkung die Thrombose ver-
Yon den bis jetzt beobachteten Fällen haben die übergrosse
Mehrzahl (reichlich */g) geliefert Bayern, die Schweiz und Württem-
berg, Dämlich 42, 21,20 ; es folgen Oesterreich mit 7, Russland mit 4,
Prenssen mit 2 (1 aus HohenzoIIern), Baden 1, Vereinigte Staaten 1
[osd 1 Fall aus der Sommer ring 'sehen Sammlung von unbekannter
fierkunft — München? Frankfurt a. M.??]. Trotzdem in letzter Zeit
mehr weibliche Fälle beobachtet wurden, überwiegen bis jetzt in der
Gesammtstatistik immer noch die Männer: 40 gegen 35 Weiber. Im
„Centralblatt für Bakteriologie". Bd. I. p. 185 hat sich bei der Be-
sprechung der Monographie des Ref. „Abhandlung über den multilo-
colären Echinococcus" (1886) irrthümlich eine gegentheilige, sogar
für die Identität beider Echinococcusformen (cystös und multiloculär)
direkt verwerthete Angabe eingeschlichen. Vor 4 Jahren war das
Verhaltniss männlich : weiblich = 36:24. Autorreferat.
Yoigt, Infektionsversuche zur. Unterscheidung von
Heterodera radicicola Greeff u. H. Schachtii Schm.
(Sitzgsb. der Niederrhein, Ges. zu Bonn. 1890. pg. 66—74.)
Es kam dem Autor darauf an, durch Infektionsversuche zu
entscheiden, ob die Heterodera radicicola, welche in Gallen
an den Wurzeln von Kultur- und Wildpflanzen lebt, identisch ist
mit dem bekannten Rübennematoden, was Strubell und Ritze-
ma Eos vermuthet hatten. Der Letztere hatte nämlich gezeigt,
dass eine Anzahl als verschieden beschriebener Tylenchus- Arten,
die in oberirdischen Theilen verschiedener Pflanzen schmarotzen
und hier verschiedene Krankheiten erregen, doch nur eine
einzige Art bilden. Nun ruft H radicicola Gallenbildung her-
vor, H. Schachtii nur ganz ausnahmsweise. Der Autor infizirte
daher verschiedene Pflanzen, von denen es bekannt ist, dass sie
H. Schachtii beherbergen können, mit H. radicicola und er-
hielt konstant Gallenbildungen; die gleichen Pflanzen wurden dann
mit H. Schachtii infizirt, doch entstand nicht die geringste Gal-
lenbUdung — demnach hängt letztere nicht von einer Verschieden-
heit in der Reizbarkeit der pflanzlichen Gewebe ab, sondern allein
von der Natur des Parasiten. Ein genauer Vergleich der beiden
Formen Hess auch eine Reihe von Verschiedenheiten auffinden, wor-
über folgende Tabelle gegeben wird.
22
Heterodera Sehaohtii und radioicola. — Onchocotyle.
Heterodera Sohaohtii
Sohm.
Erzeugt keine Gallen.
Heterodera radicioola
Greeff.
Erzeugt Gallen.
Weibchen.
Aussen an den Wurzeln sitzend,
mit einem Eiersaok, der nur we-
nige, häufig gar keine Eier ent-
hält
Länge 0, 8—1,3 mm.
Dicke 0,5 — 0,9 mm.
GitronenfÖrmig; die Anschwel-
lung des Körpers beginnt ziemlich
unvermittelt in der Höhe des
Schlundbulbus.
Yen einer runzelig-schuppigen
(sogen, subkrystallinischen) Schicht
umgeben.
Gutioula der angeschwollenen
Begion des Körpers mit granulir-
ter Oberfläche, ohne deutliche
Querringelung.
Männchen.
GewöhnUch von einer dünneren
oder dickeren Schicht der Wur-
zelrinde und immer am Hinter-
ende von dem viele oder alle Eier
enthaltenden Eiersaok bedeckt.
Länge 0,6—0,85 mm.
Dicke 0,8 — 0,5 mm.
BimfÖrmig ; die Anschwellung^
des Körpers beginnt erst in der
zwei- bis vierfachen Entfernung
des Schlundbulbus vom Vorder-
ende, der halsartige Yordertheil
geht mehr allmählich in den an-
geschwollenen Körper über.
Nackt, fettig glänzend.
Gutioula mit ziemlich deutlicher
feiner Querringelung.
Länge 0,8 — 1 mm.
Dicke 0,03 mm.
Länge 1 — 2 mm.
Dicke 0,03—0,05 mm.
Larve des Männchens.
Ohne deutlich abgesetztes
Schwanzende.
Mit deutlich vom Körper ab-
gesetztem, zugespitztem Schwanz-
ende.
M. BrauD (Rostock).
SatnlrBemy, G., Sur une esp^ce nouvelle de Polystomien
du genre Onchocotyle Dies. (Bev. biol. du Nord de la
France. Ann. III. No. 2. nov. Lille 1890. pag. 41—43.)
Das Genus Onchocotyle beschränkt sich in seinem Vorkommen
auf Haie und Rochen, deren Kiemen vier Arten bewohnen ; der Autor
beschreibt als O. Prenai^ti n. sp. eine neue Art von den Kiemen
von Raja oxyrhynchus, die er im Juli und August d. J. in
Roseoff beobachtet hat. M. Braun (Rostock).
Kirchner, O«, Die Krankheiten und Beschädigungen
unserer land wir th Schaft liehen Kulturpflanzen. Eine
Anleitung zu ihrer Erkennung und Bekämpfung.
Für Landwirthe, Gärtner etc. 8^ X, 637 p. Stuttgart (ülmer) 1890.
^fluiz«nkraiikheitoii. 23
t)ie umfangreiche Arbeit besitzt nicht bur fiir die Fragen des
praktischen Betriebes des Landwirths, des Försters, des Gärtners hohe
ßedeatang, sondern wird auch von Botanikern und Zoologen mit
warmer Aiierkeniiung aafgenommen werden. Für die Erkennung und
Bek&mpfEing der Parasiten unserer Kulturpflanzen ist das Buch ein
ausgezeichnetes HQlfsmittel. Es soll nicht die ausführlichen Hand-
oDd Lehrbücher über Pflanzenkrankheiten ersetzen, sondern vielmehr
fir den Gebrauch derselben als Vorbereitang dienen. Auf das vor-
theilhafteste ist es dorch die ganz eigenartige Anordnung des Stoffes
ansgezeichnet. Die zweckmässige Gruppirung desselben sowie die
grosse Vollständigkeit, mit der alle bisher beobachteten Parasiten,
Krankheiten and Beschädigungen berücksichtigt werden, gestaltet das
Bach zu einem Nachschlagewerk von grösster Brauchbarkeit. Ein
weiterer, nicht zu unterschätzender Vorzug ist die gleichmässige Be-
arbeitang sowohl der schädlichen Pflanzen wie Thiere, so dass
hier m einem Werke die Arbeit des Botanikers mit der des Zoologen
ZOT Losung einer sie beide angehenden Aufgabe glücklich vereinigt ist.
Das Buch zeifUlt in zwei Haupttheile. Der erste: „Die land-
wirthschafUichen Kulturpflanzen mit ihren Krankheiten und Beschädi-
gungen'^ enthält die in Nord- und Mittel-Europa feldmässig angebau-
ten Kalturgewächse und zerfällt in die Kapitel: Getreide, Hülsen-
früchte, Futtergräser, Futterkränter, Wurzelgewächse, Handelsgewächse
(T&bak, Hopfen, Gichorie u. s. w.), Gemüse und Küchenpflanzen,
Obstbäume, Beerenobst — Gewächse, Weinstock. Man findet in ihm
die Anleitung, durch die an einer erkrankten Pflanze beobachteten
Merkmale das Wesen der Krankheit, deren Namen, ihre Ursachen
and die Mittel zur Bdcämpfong aufzufinden. Die Diagnosen sind
scharf and kurz und mit grosser Sorgfalt aufgestellt.
Wünscht man eine nähere Beschreibung eines Parasiten oder
sacht man Belehrung über seine Lebensweise, so findet man beides
im zweiten Theile des Buches, welcher eine systematische Beschrei-
bong derjenigen Pflanzen und Thiere enthält, welche die im ersten
Thcd beschriebenen Krankheiten verursachen.
Der Zusammenhang und die leichte Benutzung beider Theile ist
dadurch hergestellt, dass im ersten Theil hinter dem Namen des
Schädlings eine Zahl auf die Stelle verweist, an der im zweiten Ab-
achnitt die ausführliche Beschreibung gegeben ist. Der Ausarbeitung
d« Baches sind die besten grösseren Werke zu Grunde gelegt; vieles
worde aus Spezialabhandlungen zusammengetragen, das Meiste aber
«orgjEÜtig selbständig nachuntersucht. Den Schluss des Buches bildet
dn ausführliches, allgemeines alphabetisches Register sowie ein
Verzeichniss der im Texte erklärten Kunstausdrücke. Vorange-
schickt sind auf vier Seiten Vorbemerkungen über den Gebrauch des
Ganzen.
Das Werk erfüllt seinen Zweck trefflich und kann aufs Wärmste
empfohlen werden. MaxScholtz (Breslau).
24 UntorsuchangsinsthodeD, Instramente «tc.
Untersuchungsmethoden, Instrumente etc.
Despeignes , Y., Nouveau r^gulateur pour 6tuve
chauff^e au p6trole. (La Province m6d. V. 1890. No. 23.
p. 270.)
Dieser Regulator besteht aus einer Uröhre, deren kurzer, am
Ende zugeschmolzener Schenkel etwas ausgebaucht ist und mit dem
langen offenen Schenkel mittelst einer engeren Rohre kommunizirt.
Die UrÖhre ist mit dem eigentlichen Regulator verbunden, dessen
Haupttheil ein Gummicylinder bildet, welcher von 2 Metallscheiben
verschlossen wird. Durch die eine der Scheiben mündet eine Röhre
in das Innere des Gylinders, während an der anderen nicht durch-
bohrten Scheibe eine Zahnstange aus Metall befestigt ist, die in ein
Zahnrad eingreift. Dieses trägt auf seiner vertikalen Axe die hori-
zontal gestellte Extinktionsscheibe. In den langen Schenkel der
UrÖhre wird bis zu einer gewissen Höhe Quecksilber gebracht, hier-
auf in den kurzen Schenkel etwa 1 ccm Aethyläther eingeführt und
der noch leere Theil des langen Schenkels, das Rohr, welches diesen
mit dem in den Gylinderraum führenden Rohre verbindet, sowie der
Gummicylinder selbst vollständig mit Wasser angefüllt Die Uröhre
wird in den Brütofen oder zwischen die Doppelwände in den Wasser-
raum eingestellt, derart, dass der lange Schenkel durch eine der, für
die Thermometer angebrachten Oeffnungen ins Freie geführt wird.
Zum Erhitzen dient eine Petroleumlampe mit Flachbrenner, deren
Docht mittelst Zahnstange leicht beweglich sein muss. Der Regu-
lator wird so aufgestellt, dass sich die Extinktionsscheibe 1 — 2 mm
oberhalb des Dochtes befindet.
Tritt eine Temperaturerhöhung im Brütofen ein, so wird bei
einer gewissen Spannung der Aetherdämpfe der Druck auf die Queck-
silber- und Wassersäule bezw. auf den Gummicylinder übertragen,
welcher seinerseits mittelst der Zahnstange und dem Zahnrade die
Extinktionsscheibe in Bewegung setzt Letztere wird durch einen
am Lampenbrenner angebrachten Stift daran gehindert, die Lampe
völlig auszulöschen. Die Extinktionsscheibe ist an ihrer Axe mittelst
Stellschraube verstellbar, so dass es durch zwei Versuchsreihen
leicht gelingt, die Regulirung für eine gegebene Temperatur in der-
selben Zeit wie bei Gasregulatoren vorzunehmen.
Das Petroleumniveau im Lampenkörper soll sich nicht wesent-
lich ändern, weshalb letzterer mit einem grösseren Vorrathsgdisse
verbunden wird.
Die Empfindlichkeit, Genauigkeit und konstante Funktionirung
des Apparates, dann die Billigkeit des Heizmateriales und die ver-
ringerte Explosionsgefahr gegenüber Gas werden besonders hervor-
gehoben. Kr dl (Prag).
SehatEfaBpftiDg, Uttstl. InfektionskrankheiteOf Bntwiekeliiiigsliemmang etc. 2&
Schiitzimpftang, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick-
lagshemmung und Vernichtung der Bakterien etc.
Neuere Arbeiten über Immanisirnngs- bezw.
Heihmgsversache bei Thieren gegenüber der Infektion
mit Milzbrand-, Tetanus- und Diphtherie-Bacillen.
Ref. Prof. Loeffler«
Id den MittheilaDgen der medicinischen Fakultät d. Kaiserl. Japan.
Univerait&t Tokio ist vor einigen Monaten eine au9 dem hygienischen
InBtitate in Tokio stammende Arbeit des Prof. M. Ogata und stud.
med. Jasuhara erschienen, welche ein besonderes Interesse in An-
sprach nimmt Sie ist betitelt: lieber die Einflüsse einiger
Thierblutarten auf Milzbrandbacillen.
Die Verff. gehen von der bekannten Thatsache aus, dass gewisse
Tbierarten eine angeborene Immunität gegenüber dem Milzbrandvirus
besitzen. Die Theorieen zur Erklärung dieser Wirkung des immunen
Thierkörpers schienen nicht ausreichend. Sie suchten deshalb experi-
menteU die Frage zu studiren.
Der Frosch ist milzbrandimmun. In einer Froschbouillon wuch-
sen die Milzbrandbacillen (die Verff. hatten nur den sog. Mäusemilz-
brand zur Verfügung, d. h. Bacillen, welche wohl Mäuse, nicht aber
Meerschweinchen und Kaninchen tödteten), ohne in ihrer Virulenz
gegenüber der Maus beeinträchtigt zu werden. Da die immunisirende
Wirkung des Froschkörpers durch Siedehitze zerstört wird, so nah-
men die Verff. Froschblut als Nährsubstrat Die 2 bis 3 Tage
darin gewachsenen Bacillen verimpften sie auf Mäuse. Diese wurden
etwas krank, starben aber nicht, während die Kontrollmäuse, welche
aus Gelatinekulturen geimpft waren, zu Grunde gingen. 26 Mäuse
mit Froschblutkultur geimpft, starben nicht, 13 Kontrollmäuse aus
Gelatinekultur starben prompt. Von den 26 Mäusen impften sie lO
nach einigen Wochen mit Kartoffelkulturen. Sie starben alle — aber
erst nach 3—6 Tagen, wfliirend die Kontrollthiere nach 2 Tagen
starben. Sie waren demnach etwas widerstandsfähiger geworden.
Die Verff. haben dann weiter in Froschblutserum und auf Frosch-
blutknchen Milzbrandbacillen kultivirt und mit den Kulturen Mäuse
geimpft. Alle Thiere, welche mit den Kulturen geimpft wurden, blieben
am Leben bis airf eine, welche mit Blutkuchenkultur geimpft war.
Sie haben dann weiter Kulturen in Blut, Blutserum und Blut-
kachen von weissen Ratten und Hunden (milzbrandimmun)^
sowie von Kaninchen (nicht immun) angestellt und mit denselben
Mäuse geimpft. Die Kulturen in den Substraten aus den immunen
Thieren tödteten die Mäuse nicht, wohl aber die Kulturen in dem
Kaninchenblut
^ Sohntzimpfang, kflnstl. InfektioDskrankheiton, Entwickelongshemmang etc.
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Nanmehr gingen sie dazu über, Mäusen gleichzeitig mit, vor und
loch der lofektion Blut oder Blutserum von immunen Thiereu subkutan
ZQ injiziren.
10 Tropfen und 4 Tropfen Froschblut wurden je 2 Mäusen nach
4er Hilzbrandimpfung injizirt. Alle Mäuse starben nach 1—2 Tagen,
doch fanden sich nur an der Impfstelle Bacillen, nicht aber in den
iBikeren Organen, wie bei den Kontrollthieren. Die Verff. gingen deshalb
mit der Dosis herab und nahmen nur 1 Tropfen Froschblut bzw. Frosch-
Uwtsenim. Alle Thiere blieben am Leben. Ebenso wirksam
erwies sich 0,5 Tropfen Hundeblutserum. Alle Thiere überleb-
ten^ wenn ihnen in der Zeit von 72 Stunden vor bis 5 Stunden nach
der Infektion die Blutinjektionen gemacht waren. Frühere, 120 Stun-
den z. fi. vor, oder spätere, 7 Stunden nach der lofektion gemachte
lojektionen konnten die Thiere nicht retten. Die nebenstehende
Tabelle bietet eine vortreffliche Uebersicht der angestellten Versuche.
Wurde das Blut auf 45 ^ 1 Stunde erwärmt, so verlor es seine
beileode Kraft, ebenso wenn mit Magendarmsaft von Mäusen zu-
^meogebracht. In der Kälte aufbewahrt, behielt das Blutserum
seine Wirkung wochenlang.
Weiter konstatirten die Verff., dass von 7 durch Milzbrand-
impfiiDg und Blutinjektion immun gemachten Mäusen, nachdem sie mit
wksamem Milzbrand einige Wochen später geimpft waren, 6
iim Leben blieben und nur eine starb.
28 SchatzimpAug, kflnstl. Infektionskruikheiteo, EDtwickelaDgsliemiiiiioc^
Das Blut der BOsselschildkröte, ebenso wie das Rinderblut hatte
keine abschwächende Wirkung auf Milzbrandbacillen.
Die Verfi. schliessen aus ihren Versuchen: „dass das JBIut
milzbrandimmuner Thiere (Frosch, Hund, weisse Ratte) nicht nur die-
Eigenschaft hat, im Thierkörper selbst Milzbrandgift abziisch'w&cheny,
sondern auch ausserhalb des Thierkörpers und vor allem im fremden^
nicht immunen Thierkörper, der dadurch eine gewisse Zeit immaa.
wird."
Auf welche Substanz jene milzbrandabschwächende Eigenschaft
des Blutes zurückzuführen ist, wissen die Verff. nicht.
Sie ziehen aber aus ihren Versuchen folgenden Schluss : „Da unsere
Versuche bei Mäusen innerhalb einer gewissen Zeit sowohl thera-
peutisch als prophylaktisch ziemlich sichere positive Resultate ergebeiy
so darf man hoffen, dieselben in derselben Weise mit Nutzen bei
dem epidemischen Milzbrand anderer Thiere zu verwenden, wenn,
man für die letzteren durch das Experiment die wirksame, aber mcbt
schädliche Menge des Blutes oder Serums milzbrandimmuner Thiere
festgestellt hat. Auch für andere Infektionskrankheiten dürfte das-
selbe Prinzip sich verwenden lassen.^'
Weiter berichten dann die Verff. noch über Versuche an Ea*
ninchen und Meerschweinchen, nachdem sie in den Besitz von idru-
lentem Milzbrandmaterial gekommen waren. Ein Meerschweinchen
von 400 g erhielt 20 Tropfen mit physiolog. Kochsalzlösung yer-
dünnten Froschblutes (von 6 Fröschen) subkutan unmittelbar nach
einer Impfung mit virulentem Milzbrand. Es erkrankte leicht —
blieb gesund.
Ein zweites, 370 g, erhielt 2 ccm defibrinirten Hundeblutea
auf der anderen Seite nach der Infektion. — Es erkrankte leicht —
blieb gesund. Das KontroUthier starb nach 2 Tagen an Milzbrand.
Ein Kaninchen , 1500 g. erhielt 8 ccm defibrinirtes Hundeblut,. '
ein zweites, 1600 g, 4 ccm desselben. Das erste erkrankte ganz
leicht, das zweite etwas schwerer, am dritten bezw. vierten Tage: >
waren sie wieder munter. '
Als sämmtliche Thiere nach einigen Wochen mit virulenten Milz-* '
brandbacillen wieder geimpft wurden, blieben alle gesund.
Endlich haben die Verff. noch die Menge Hundeblutserums be-
stimmt, welche bei Mäusen zum Schutze genügt. Von 4 Mäuseni
erhielt unmittelbar nach der Impfung
die erste 0,5 Tropfen mit 0,6 NaCUösung doppelt verdünnt
die zweite 0,26 „ „ 0,6 „ dreifach „ '
die dritte 0,125 „ „ 0,6 „ „ „ '
die vierte diente zur Kontrolle.
Maus 3 und 4 starben. Mithin erwiesen sich 0,25 Tropfen \
Hundeblutserums auf 10 g Maus, d. h. 1 Theil : 800 Körpergewicht
als ausreichend, den Tod an Milzbrand zu verhüten. '
(SchloBs folgt.)
l
SehvtsimpfiDig, kftnitL Infektionskrankheiten, Entwickelangshemmong etc. 29
Petrisdiky, J.^ Der Verlauf der Phagocyten-Contro-
ferse. (Fortschritte d. Medicin. Bd. VIII. 1890. No. 12.)
ImfP^ f., Bemerkungen zu Petruschky^s Mittheilung
in Na 12 d. Zeitschrift über den Verlauf der Phago-
cytencontroverse. (Fortschr. d. Med. Bd. VIII. 1890. No. 13.)
Mrnsehkjy J«, Entgegnung auf F. Hueppe's ,,Bemer-
kungen a. s. w." in No. 13 d. Zeitschrift. (Fortschr. d.
Med. Bd, Vin. 1890. No. 15.)
Hueppe hatte in No. 9 der Fortschritte der Medicin. Bd. VIII
«in Referat über 7 im Jahre 1889 erschienene Arbeiten, welche die
Frage der natürlichen Immunität behandeln, veröflfentlicht und in
dessen Schlusssatz gesagt: ,,Nach den diesmal referirten Arbeiten
scheiDen demnach extracelluläre Einflüsse bei der Vernichtung der
Bacillen im Innern des thierischen Körpers als allgemeine Schutz-
Torhchtungen gegen Mikroorganismen wirklich in Betracht zu kom-
nen, aber diese Einflüsse sind zu aligemeiner Art, um die Immunität
«der Disposition Yon Rassen und Individuen irgendwie verständlich
za machen. Femer ergeben sich ganz zweifellos ceiluläre und spezi-
fisch ausgebildete Einflüsse, unter denen die von Metschnikoff
hervorgetretene uns als Ausgangspunkt hingestellte Phagocytose noch
immer zweifellos die erste Stelle einnimmt/^
Verf. wendet sich gegen diesen Passus, indem er nachzuweisen
«idil, dass die Bemerkungen H u e p p e 's keineswegs die Ergebnisse
der referirten Arbeiten darstellen, und Hueppe's Ansicht über die
Sedeutung der Metschnikoff sehen Theorie nicht im entferntesten
tJs Ergebniss der neueren Arbeiten gelten kann.
Schon die Arbeiten von Behring, Nuttall und G. Frank
Mtten statt der Phagocytose biochemische Prozesse im Körper als
Gruod der Immunität in Anspruch genommen. Verf. hätte dann ge-
xeigt, dass der blutleere Frosch auch ohne Phagocyten gegen Milz-
bnod immun bleibt. Arbeiten von Nissen, Buchner, Verf.,
Lnbarsch, Fahrenholtz, Baumgarten, Czaple wski, Vos-
winkel hätten weiter dazu beigetragen, die Phagocytenlehre zu unter-
graben, deren Vertbeidigungsversuche durch Metschnikoff nicht
glttcldich gewesen wären. Auch die vermittelnde Ansicht Buchner' s,
dass die Freaszellen als Mitursache der Immunität neben den Ein-
üflssen der Körpersäfte in Betracht kommen, hält Verf. nicht mehr
Ür zulässig, und zwar aus folgenden drei Gründen :
1) ,,weil in empfänglichen Thieren, in deren Säften die Bacillen
zu gedeihen vermögen, die Leukocyten überhaupt keinen Angriff auf
dieselben versuchen;
2) weil in den immunen Thieren die Bacillen sich gewisser-
loaasseD in einer für sie irrespirablen Atmosphäre befinden, in der
sie auch ohne Leukocyten bald zu Grunde gehen, jedenfalls nicht im
Siooe Metschikoff's an irgend welchem „Kampfe" mit den Leuko-
«7^0 befähigt sind ;
3) weil in dem einzig bekannten Falle, in welchem die ur-
sprünglich irrespirable Atmosphäre in eine für die Bakterien respirable
verwandelt werden kann — im erwärmten Frosch nämlich — die
ooch nicht völlig abgestorbenen Bacillen wieder aus ihrer Starre er-
30 Schntzimpfbng, kÜDStl. Infektionskrankheiten, Entwickelangshemmnng etc.
wachen und trotz der Leukocyten, ja selbst in Leukocyten (wie
Koch nachwies) zu wachsen vermögen. In diesem Zusammenb&zij
wird das Hineingelangen noch lebender Bacillen in Leukocyten,
die Gefährlichkeit der letzteren beweisen sollte, gerade umgekeiiirt;
zum Beweise für ihre Harmlosigkeit/' —
Hueppe bemerkt dagegen, dass er keineswegs über die
beiten des Jahrgangs 1889, sondern nur über einige Arbeiten
dem Jahre 1889 referirt habe, und dass er gegenüber der sehr ein-
seitigen Berücksichtigung, die der chemische Theil in einigen dieser
Arbeiten gefunden, es für angezeigt gehalten habe, „auf das celluläjre
Moment besonders hinzuweisen, was ohne der Objektivität zu schaden
sehr wohl möglich war".
H. gibt die chemischen Einflüsse der Gewebssäfte auf die Bak-
terien zu, behauptet aber, dass sie für sich allein das verschiedene
Verhalten der einzelnen Thierspezies zu den Bacillen nicht zu erklären
vermögen, sondern dass die Wirkungen der Zellen hinzukommen
müssen. Wäre das Serum allein bakterientödtend oder nicht, so
müsste das Serum der immunen Thiere auch ausserhalb des Körpers
derselben die Bakterien vernichten, dasjenige der nicht immunen ihneQ
dagegen zusagen, während in Wirklichkeit auch das letztere den
Bakterien nicht günstig sei. Auf alle Fälle hält H. eine definitive
Stellungnahme für oder gegen die Phagocytenlehre für verfrüht.
Er- weist ferner darauf hin, dass er für seine Person durchaus
nicht die biochemische Seite der Frage unterschätze, was schon daraus
zu schliesen sei, dass die Arbeiten von Holschewnikoff über
Schwefelwasserstoffbildung durch Bakterien und seine und Wood 's Ar-
beit über die Gholerabakterien ja aus seinem Laboratorium hervorge-
gangen seien.
H. ist entschieden der Ansicht, „dass die Phagocyten thatsäch-
lich lebende und vollvirulente Bakterien aufnehmen können, dass
nach dieser Hinsicht zweifellose Unterschiede zwischen immunen und
disponirten Thieren bestehen.^' „Die biochemischen Untersuchungen
VQn 1889'\ bemerkt H. schliesslich, „lehren von Neuem, dass man
mit der chemischen Theorie allein auf Abwege gerätb, wenn das
biologisch-celluläre zu sehr aus dem Gesichtskreis verschwindet.'^'
In seiner Entgegnung verzichtet Petruschky auf eine ausführ-
lichere Erwiderung gegenüber den Bemerkungen Hueppe's und
wendet sich nur gegen dessen Ansicht, dass die Leukocyten lebhafter
lebende Bakterien aufzunehmen scheinen, als todte. Seinen Er-
fahrungen nach haben die lebenden Milzbrandbacillen eine gewisse
„Elebrigkeit^', die den todten, bez. den kürzlich abgetödteten fehlt,
eine Elebrigkeit, vermöge deren sie besonders leicht an den Leako-
cyten haften bleiben. Dies genüge zur Erklärung der von Hueppe
hervorgehobenen Erscheinung. P. erklärt sich durch die Wirkung
der bakteriellen Stoffwechselprodukte das Ausbleiben der Phagocytose
in empfänglichen Thieren, während in immunen, . wo die Bakterien
diese Stoffwechselprodukte nicht zu erzeugen vermögen, dieselben der
Phagocytose anheimfallen.
Bezüglich der von H. geleugneten Unterschiede in der bak-
SchnteiiBpfiiiig, kfiostl. iDfektionskrankbeiten, Entwickelangshammang etc. Q\
terientödtenden Wirkang des Serums immoDer und Dichtimmuner
nn'ere weist P. auf die Arbeit von Behring und Nissen bin.
Als Hanptargument gegen die Pbagocytentbeorie bebt P.
scUiessIicb nochmals den Umstand hervor, „dass die Bakterien nicht
Dor im Blutserum des Reagirglases, sondern vor allem in der Säfte-
masse des immimen Thierkörpers auch ohne Zelleneinfluss zu Grunde
gdieD oder pathologische, dem Thiere unschädliche Wuchsformen
treiben." M. Kirchner (Hannover).
Ltbtrseh. O., Ueber die Ursachen der Immunität. (Fort-
sehr. d. Med. Bd. VIII. 1890. No. 17.)
Die vom Ref. besprochenen Arbeiten Petruschky's und
Haeppe's über die Phagocytenkontroverse veranlassen den Verf.,
ireil er sich von jenen Forschern missverstandeu sieht, seinen
Standpunkt zu dieser Frage scharf zu präcisiren. Er sagt zunächst,
dass Petruschky „zwei Punkte vermengt, welche bisher von den
meisten Forschern mit Recht aus einander gehalten werden; nämlich
die Frage, ob wesentlich biochemische Einflüsse die Immunität ver-
mitteln oder nicht, und die, ob es sich bei der Widerstandsfähigkeit
eines Thieres gegen Bakterien um einen wirklichen Kampf handelt^^
Die Anschauung Baumgarten 's und seiner Schüler, dass M e t s c h;-
Bikoff biochemische Einflüsse ganz leugne, weisst Verf. als unrich-
tig zurück und betont, dass ihm kein einziger Untersucher bekannt
«ä, „welcher nicht stets und von vornherein zugegeben hätte, dass
biochemische Vorgänge eine wesentliche Rolle bei der Immunität
spielen''. Dass sich aber die chemische Theorie mit der Auffassung
der Immunität als eines Kampfes wohl vereinigen lassen, dafür führt
Verl die Autoritäten von Flügge, Emmerich, di Mattei an.
Nach Ansicht L.'s sind die wichtigsten Streitfragen augenblicklich :
1) „Sind die die Immunität vermittelnden Stoffe in dem Körper
lAtürlich immuner oder immunisirter Thiere von vornherein bezw.
danemd vorhanden oder werden sie erst erzeugt, wenn der Thier-
körper infizirt wird?"
2) „Werden diese Stoffe nur durch bestimmte Körperzellen bereitet?^
Die erste Frage ist seiner Meinung nach vor der Hand allgemein
Oberhaupt nicht zu beantworten : einmal , weil unter den Begriff
der Immunität sehr komplizirte und verschiedenartige Vorgänge
zuäammengefasst werden; zweitens, weil bei der einen Reihe von
Bakterienkrankheiten wesentlich die chemischen Produkte der Bak-
terien die Erkrankung verursachen, bei anderen dagegen die Bak-
terien direkt die Zellen schädigen ; endlich, weil die Dinge verschieden
li^D, je nachdem es sich um Allgemeininfektion oder um Lokair
Itrankheit handelt.
Die Behauptung Petruschky 's, dass Verf. die Zellkampf*
theorie „mit besonderer Betonung^^ völlig fallen gelassen habe , weist
Verf. energisch zurück und führt eine Reihe von Versuchen an , die
im Original nachzulesen sind, und die ihn veranlassen, zum min-
desten für die Immunität des Frosches gegen Milzbrand die Kampfe
theorie für sehr wahrscheinlich zu halten.
32 Sehatzimpfang, kflnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungehemmnng etc.
Bezüglich der zweiten Frage hält Verf. es für verfrüht, die bakterien—
tödtenden EigenscbafteD des Serums für die ErldäruDg der Ifnmunit&t
zu benutzen und nach der Natur der bakterientddtenden Substanzen
im Blute zu forschen. Verf. wendet sich hier gegen die Arbeiten
Ton Behring und Nissen, was im Orginal nachzulesen ist.
Er fasst seine Ansichten in die folgenden Schlusssätze zusammen :
1) ,,Erscheint es bis jetzt unmöglich, auch nur für eine Bakterien-
krankheit eine allgemeine Erklärung der Immunität zu geben.^
2) „Für gewisse Fälle erscheint es sehr wahrscheinlich, dass die
Immunität durch eine Wechselwirkung zwischen Zellen und Bakterien
bedingt ist, wobei es, wie ich im Gegensatze zu Metschnikoff
annehme, wesentlich darauf ankommt, wie das Verhältniss bereits
ausserhalb der Zellen sich gestaltet.^^
3) „Ist eine von den Körperzellen unabhängige bakterientödtende
Eigenschaft des zirkulirenden Blutes bis jetzt so gut wie unbewiesen.^
M. Kirchner (Hannover).
Campana, £•, La crisarobina sopra aicuni fermenti e
sopra aicuni schizomiceti patogeni. (La Riforma med.
VL 1890. No. 116. p. 693.)
Das Chrysarobin scheint nach des Verf.'s Untersuchungen auf
Schizo- und Blastomyceten keine entwickelungshemmende Wirkung
auszuüben.
Es wurden junge Kulturen mit dem in Terpentinöl oder in Aether
gelösten Mittel, mit Suspensionen in Wasser und mit dem trockenen
Pulver behandelt. Nur Sarcina lutea zeigte eine geringe Ver-
zögerung im Wachsthum gegenüber der Kontrollkultur. Die anderen
untersuchten Mikroorganismen: Staphylococcus pyogenes
aureus und citreus, rosa und schwarze Hefe, Bac pyocyaneus,
cinnabareus, violaceus und einige andere chromogene Spalt-
pilze blieben vom Chrysarobin gänzlich unbeeinflusst.
Kr AI (Prag).
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pe'» „Bemerkungen u. s. w.** in Mo. IS
d. Zeitttchriit, p. 89.
Nene litteratnr, p. 88.
liumrtuinn.sdie Buchdruckerei (Uermann Poüle) in Jena.
Bakteriologie und Farasitenkunde.
In Yerbindung mit
QcL M. M Dr. Lenckart m Missor Dr. LmsIIia^
in Lciptig In Oraiftwald
herausgegeben Yon
Dr. O. Uliliarorixi in CasseL
-»<•-
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
IX. Band. -»- Jen*, den 19. Januar 1890. -o- No. S.
Original - Mittheilungen.
Heber die Nothwendigkeit und die beste Art der
Sputnmdesinfektion bei Longentuberculose.
[Aus der Hygienischen Untersuchungsstelle des X. Armeecorps zu
Hannover.]
Von
Dr. Martin Kirchner,
Stabsarzt,
mt 1 AbMldimg.
(Schlnss.)
Wenn es daher auch seit dem Augenblicke, wo man die Gefähr-
lichkeit des tuberculösen Auswurfs erkannte, an mancherlei Vorschlä-
gen zar unschädlichen Beseitigung desselben nicht gefehlt hat, so
haben doch mancherlei Umstände allmählich dahin geführt, von einer
Desinfektion der Sputa ganz Abstand zu nehmen. Abgesehen von
ier eben dargelegten Unwirksamkeit der meisten chemischen Des-
iniektioDsmittel kam in erster Linie in Betracht, dass bei einer so
^tt&Swierigen Krankheit, wie die Phthisis, die Bescha^ng der Des-
infektionsmittel für die Mehrzahl der Kranken auf die Dauer zu
kostspielig wird, und dass die stetige Verwendung so grosser Mengen
der nicht indifferenten Mittel auch Gefahren mit sich bringt.
Der Gornet'sche Bath, den Auswurf in Spucknäpfen oder Glä-
sern, die mit feuchten Sägespänen oder einfach mit Wasser gefüllt
sind, au&ufangen, hat jetzt wohl allgemeine Beachtung gefunden und
^Td auch in Kasernen und Militärlazarethen strenge befolgt. Für
42 kircliner,
ambulante Kranke hat die bekannte Dett weil er 'sehe Spuckflas^?^
Anerkennung und vielfache Anwendung gefunden.
Die gewaltige Tenacität der in dem Auswurfe enthaltenen
berkelbacillen — sie widerstehen der Fäulniss nach Schill
Fischer 43 Tage^), dem Eintrocknen 6 (Koch, Schill und
scher) bis 10 (de Toma)') Monate, Ghantemesse und
daP) fanden sie in sterilisirtem Seinewasser noch nach 70
virulent — scheint mir indessen eine Desinfektion der Sputa mit
Notbwendigkeit zu erheischen. Denn wenn auch ein Austrockaen.
Verstäuben, kurz ein Uebergang in die Luft den Bacillen nicht mOfiT'
lieh ist, so lange sie sich in der Flüssigkeit befinden, so sind sie
wohl in der Lage, infizirend zu wirken während und nach der Reini-
gung der Spuckflaschen, -näpfe und -gläser.
Einen Vorschlag zur Desinfektion der Sputa in den Athemwegezi
selbst vor ihrer Entleerung, den Petrescu^) gemacht hat, kann
man allerdings nur als ein Kuriosum bezeichnen. Er hat einen Ap-
parat angegeben, dessen Benutzung er für alle Phthisiker obligatoriscli
gemacht wissen will, der mit Desinfizientien gefüllt wird, und durcii
den der Kranke aus- und einathmen soll, ein Apparat, der ebenso
unzweckmässig als lästig f&r den Kranken ist.
Für die Militärlazarethe ist zur Reinigung der Spuckgläser und
Spucknäpfe Ausspülen derselben mit kochendem Wasser vorgeschrie-
ben. Dies genügt indessen bei der Klebrigkeit der meisten Sputa
zur unschädlichen Beseitigung derselben nicht Meist sind die mit
der Reinigung beauftragten Wärter genöthigt, mit den Händen nach-
zuhelfen, die dann bei mangelhafter Reinlichkeit zu Infektionsträgem
werden müssen, auch ist in der Regel das zum Ausspülen bestimmte
Wasser, welches kochend aus der Lazarethküche empfangen werden
soll, erheblich abgekühlt, wenn es mit den Speigläsern und deren
Inhalt in Berührung kommt.
Die Angabe Yersin's^), dass die Tuberkelbacillen im Sputum
durch 10 Minuten langes Erhitzen auf 70^ G zu Grunde gehen sollen,
habe ich bei meinen Versuchen nicht bestätigt gefunden, dieselbe
stimmt auch mit den grundlegenden Versuchen von Schill und
Fischer^) nicht überein. Sie fanden, dass einmaliges, ja doppeltes
Aufkochen die Infektiosität der Tuberkelbacillen nicht aufhebt, dass
sie vielmehr erst nach 10 Minuten langer Einwirkung der Temperatur
von 1(X)^ G zu Grunde gehen.
Zur gefahrlosen Beseitigung der phthisischen Sputa ist daher
meines Erachtens die Desinfektion der Spuckgläser vermittelst strö-
menden Wasserdampfes unbedingt erforderlich.
Dieselben Erwägungen brachten schon 1888 Grancher und
de Gennes^) dahin, sich von Geneste und Horcher einen Spu-
1) 1. c.
2) AniiAli universali di med. Vol. 2S3. 1888.
Tab. KoDgress zu Paris. 1888. Juli.
Ueber die Methode, um der Kontagiosität der tabercnlosen Sputa vonnbengen.
(Bef. in Centralbl. f. Bakt. u. Paras. V. 1889.)
5) Annal. de rinstitat Pasteur. 1888. No. 2.
6) 1. c.
7) Snr ia d^sinfection des chrachoirs des tuberculeax. (Rev. d'Hyg. 1888. No. 8.)
8) I.
4) ü(
I
lieber die SpntamdetiDfektion bei Lnngentabercnlose. 43
toB-DcsiDfektioiisapparat bauen zu lassen, der zwar zweckmässig und
voUempfehleDSwerth , aber für die allgemeinere Einfährung viel zu
faifitspieUg ist. Auch hat die von diesen Forschern gegebene Anre-
gvag meines Wissens nur wenig Beachtung gefunden.
Zwar drängt schon seit längerer Zeit, hauptsächlich aber seit
der herrlicheD R Koch 'sehen Entdeckung eines Specificums gegen
die Tuberculosen die öffentliche Meinung mit zunehmender Einmüthig-
keit auf Centralisirung der Phthisiker ip eigenen Sanatorien hin, und
asdi in der Armee ist man dazu übergegangen, die Tuberculosen
ganzer Armeecorps in den grösseren Lazarethen an den Sitzen der
GeiieralkommaDdos zwecks planmässiger Behandlung zu sammeln.
So lange diese Maassregel aber nicht überall durchgeführt ist, muss
ein ZOT Sputumdesinfektion bestimmter Apparat bei voller Wirksam-
keit so einfach und billig wie möglich sein, um seine Einführung auch
in kleinen Krankenhäusern und in Privathaushaltungen zu gestatten.
£inen derartigen Apparat anzugeben, schien mir eine dankens-
verthe Aufgabe zu sein, die um so leichter zu lösen war, als wir in
dem Soxhle tischen Milchkochapparat ein sehr zweckmässiges Vor-
bild besitzen. Es kam nur darauf an, dieses Modell entsprechend zu
Tergr5s8em und auf seine Wirksamkeit gegenüber den tuberculösen
^utis zu erproben.
Ich liess mir von einem hiesigen Klempner aus festem Eisen-
blech einen Kessel anfertigen von ^ cm Höhe und 40,3 cm Durch-
m^ser, dessen unterster Theil jedoch, der zum Einsetzen in ein
Herdloch bestimmt ist, in der Höhe von 6 cm nur einen Durchmesser
Ton 29 cm hat An dem Kessel befinden sich zwei derbe eiserne
Handgriffe. Der Deckel greift wie beim Koch^schen Dampf kpchtopf
mit einer 3,2 cm langen Muffe in das Innere des Kessels ein und
trägt zwei knopfartige Handgriffe von Holz und einen Tubus zur
Aufiiahme des Thermometers. Für die Speigläser sind zwei Einsätze
bestimmt, deren jeder fünf Speigläser aufzunehmen vermag. Die dem
Soxhle tischen Flaschenträger sehr ähnlichen Einsätze haben drei
Fasse; die Höhe des Einsatzes einschliesslich der 4,8 cm hohen
FOsse beträgt 13,6 cm, der Durchmesser derselben 39 cm; er be-
steht aus zwei parallel über einander vermittelst sechs Säulen be-
festigten Blechscbeiben , von denen die untere zahlreiche, 0,4 cm im
Dorchmesser haltende Löcher für den Durchtritt des Dampfes, die
obere fünf kreisförmige Ausschnitte von 12,6 cm Durchmesser zur
Aufnahme des Speiglases enthält.
Das 6 cm hohe Bodenstück fasst 4,4 1, der Kessel bis zum
Bodenbrett des ersten Einsatzes 11,6 1 Wasser.
Die im ganzen X. Armeecorps eingeführten Speigläser sind aus
weissem Glase gefertigt, 12 cm hoch, haben einen oberen Durch-
messer von 11 und einen grössten Umfang von 37,5 cm; ihr grösster
Durchmesser in dem bauchartig verdickten unteren Theile beträgt
12 cm. Sie kosten beim Massenbezuge 11 Pfg. das Stück.
Ffir die Aufstellung des Apparates wurde mir vom Chefarzt des
hiesigen Gamisonlazareths, Herrn Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. St an j eck,
eine Theeküche eingeräumt. Dort wurde der in derselben befindliche
ziemlich primitive Kochherd zur Aufstellung und Heizung des Appa-
4:.
19 Cm.
rates benutzt. Die Speigläaer werden täg-
lich nach der Visite vermittelst der beiden
mit derben Handhaben versebenen Einsätze
Ton der inneren Station geholt und unter
Aufsicht eines zuverlässigen Lazarethgehttl-
fen in dem Apparat desin&zirt Nachdem
i sie von dem Augenblicke ab, wo das Ther-
\ mometer 100° C zeigt, noch eine halbe
Stunde lang darin gewesen sind, werden
sie in die Wasserleitung entleert und mecha-
nisch mit grösster Leichtigkeit gereinigt.
Zur PrOfiing des Apparates verwendete ich zunächst SeideoMeo
mit Milzbrandsporen , deren Virulenz kurz vor dem Versuch durch
Impfung einer weissen Maus erprobt war. Vom Augenblicke ab, wo
die Temperatur des im Deckel befestigten Thermometers 100* C
Zfl^te, worden die in den Kessel verbrachten Seiden&den 15 Minuten
Üeb«r die SpatumdesinfektioD bei Laogentabercnlose. 45
iug der Einwirkung des strömenden Wasserdampfes ausgesetzt.
DuB wurden je 2 in Bouillon in den Brütschrank gebracht, in flüs-
ä^r Nährgelatine zu £smarch 'sehen Rollplatten ausgerollt bzw.
«er weissen Maus unter die Haut an der Schwanzwurzel verimpft.
Die Bouillon- und Gelatinekulturen blieben steril, die Maus blieb
an Leben, wahrend die zur Kontrolle verarbeiteten, nicht sterilisirten
Seidenfaden üppige Kulturen ergaben und die Maus in der üblichen
Zeit von 22 Stunden tödteten.
Nunmehr ging ich dazu über, den Apparat auf seine Wirksam-
keit gegenüber dem tuberculösen Sputum zu prüfen. Von einem
durch die mikroskopische Untersuchung als sehr bacillenreich fest-
gestellten Ausvnirf wurde ein etwa haselnussgrosser Ballen in sterili-
sirtem Wasser gründlich verrieben, und hiervon eine Koch 'sehe
Spritze voll einem Meerschweinchen in die Bauchhöhle injizirt. Der
Best wurde in den Kessel gebracht und 15 Minuten lang dem strö-
menden Wasserdampf ausgesetzt. Nach Ablauf dieser Zeit wurde
eine Koch*sche Spritze davon einem zweiten Meerschweinchen in
die Bauchhöhle gespritzt. Das letztere Thier lebt noch und ist augen-
scheinlich gesund, während das erstere am 29. Tage nach der Im-
pfung an schwerer allgemeiner Tuberculc^e zu Grunde ging.
Die Wirksamkeit des Apparates ist durch diese Versuche zur
Genüge dargethan, und ist seine Zweckmässigkeit durch seinen nun-
mehr schon Wochen langen Gebrauch im hiesigen Gamisonlazareth
ToUauf bewiesen. Wir verwenden ihn nicht nur zur Desinfektion der
Speigläser, sondern auch zu der der D et tw eil er 'sehen Speiflaschen,
welche mit Genehmigung des Königlichen Kriegsministeriums, Medi-
dnalabtheilung, für das hiesige Lazareth angeschafft worden sind.
Bei der Desinfektion der letzteren darf man, wie ich bemerken möchte,
nicht vergessen, von Beginn der Desinfektion den Deckel der Flaschen
zu öffnen, da dieselben sonst springen.
Die Anbringung eines Wasserstandsrohres an dem Apparat habe
ich nicht für nothwendig befunden, da auch bei mehr als einstündi-
ger Benatzung die Verdunstung des Wassers eine massige ist und
die im Kessel enthaltene Wassermenge bei weitem nicht erschöpft.
Es genügt die Vorschrift, den Apparat vor dem Anheizen bis zur
oberen Scheibe des unteren Einsatzes füllen und bei jeder folgenden
Benutzung das Verdampfte nachfüllen zu lassen.
Obwohl zur Desinfektion der Sputa 15, nach Schill und Fi-
scher sogar nur 10 Minuten genügen, lasse ich die Gläser vom
Augenblicke ab, wo das Thermometer 1(X)<^ G zeigt, eine volle halbe
Stunde in dem Apparat.
Der Preis, für den der Klempnermeister G. S c h u 1 z e hierselbst
mir den Apparat geliefert hat — 26 Mark — ist etwas hoch, doch
wird sich bei Anfertigung mehrerer derartiger Apparate der Einzel-
preis bedeutend billiger stellen.
Bezüglich der Einzelnheiten des Apparates verweise ich auf die
Zeichnung.
Als eine der Abhülfe dringend bedürftige hygienische Einrich-
tung möchte ich die Spucknäpfe bezeichnen. Mögen sie nun aus
Porzellan oder Eisen hergestellt, mögen sie mit Sand, Sägespänen
46 Kirchner, Ueber die Sputamdesinfektion bei Lungentabercalose.
oder Wasser gefüllt sein, niemals sind sie meiner Ansicht nach iE
Stande, die Sputa so aufeunehmen, dass die Verbreitung von Tuber
kelbacillen sieber vermieden wird. In Wohnräumen von Privatei
dienen sie ja eigentlich nur als Zimmerschmuck, benutzt werden si<
fast nie. Wer aber in Krankenhäusern und Kasernen die Spuclc-
näpfe gesehen hat, die auf vielbegangenen Fluren und Treppen ste-
hen, der wird von dem Anblick, den sie darbieten, wahrhaft entsetzt
sein. Da der am Boden stehende Spucknapf von dem Munde des-
jenigen, der ausspuckt, durchschnittlich 160 cm entfernt ist, so g-e-
hört immer ein gewisser Grad von Aufmerksamkeit und Zielvermögen
dazu, den Auswurf so zu dirigiren, dass er in den Spucknapf und
nicht neben demselben auf den Fussboden gelangt. Häufig genug*
habe ich Spucknäpfe gesehen, deren Ränder und deren Umgebung-
einen wahrhaft ekelhaften Belag von Sputum zeigten. Dass die ge-
fahrlose Beseitigung dieser Verunreinigungen erhebliche Schwierig-
keiten bereiten muss, ist leicht einzusehen.
Aber auch reinlich gehaltene Spucknäpfe bereiten derartige Schwie-
rigkeiten. Sind sie, wie jetzt wohl allgemein üblich, mit Flüssigkeit
gefüllt, so kommt es in Folge der geringen Tiefe der Spucknäpfe häu-
fig genug vor, dass beim Aufheben derselben die in ihnen enthaltene,
mit Auswurf vermischte Flüssigkeit über den Rand hinwegschwappt
und auf den Fussboden gelangt. Dies könnte man wohl als unappetit-
lich, aber nicht als gefährlich ansehen, da es sich ja in der überwiegen-
den Mehrzahl der Fälle nicht um tuberculöses Sputum handeln wird,
dessen Verschmierung also nicht gefahrbringend für die Umgebung ist.
Dies ist kein Einwand. Im Gegentheil, bei der Verbreitung der
Phthisis müssen wir annehmen, dass gerade in öfifentlichen Gebäuden
— Gerichten, Gefängnissen, Schulen, Kasernen — von den Personen,
die die dort aufgestellten Spucknäpfe benützen, eine viel grössere
Anzahl tuberculös ist, als man gewöhnlich denkt. Von den wegen
Tuberculose in Behandlung kommenden Soldaten wissen wir wenig-
stens genau, dass sie schon Wochen lang oder noch länger ihr Lei-
den mit sich herumtragen, ehe dasselbe zur Kenntniss des Arztes
gelangt. Und wenn dies schon beim Militär der Fall ist, bei dem
eine stetige ärztliche Ueberwachung jedes Mannes stattfindet, wie
viel mehr muss man dies dann von der Givilbevölkerung annehmen.
Spucknäpfe mit strömendem Wasserdampf zu desinnziren erfor-
dert grosse und kostspielige Apparate und ist schwierig ausführbar.
Es erscheint mir daher am zweckmässigsten, in öffentlichen Ge-
bäuden, namentlich in Krankenhäusern, Schulen und Kasernen, über-
haupt keine Spucknäpfe aufzustellen, sondern an geeigneten Stelleo
der Wand in etwa 1 m Höhe zweckmässig konstruirte, zur AufDahme
von Spuckgläsem bestimmte Träger aus Eisen oder Messing anzu-
bringen. Eine derartige Einrichtung habe ich im hiesigen Clemen-
tinenhause, einem überhaupt höchst zweckmässig eingerichteten Kran-
kenhause, das unter der Leitung des Rothen Kreuzes steht, gesehen.
Die hier in der angegebenen Weise an den Wänden der Korridore
befestigten Spuckgläser sind aus Milchglas angefertigt und haben
einen mit einer centralen Durchbohrung versehenen abnehmbaren
Milchglasdeckel. Ein am oberen Bande des Glases vorspringender
Kltio, £ia weiterer Beitrag s. Keantniss d. Aetiologie d. Grouse Disease. 47
Bisd nüit auf einem eisernen Ringe, der mittelst eines Armes in
ja Wand befestigt ist lieber diesem Spuckglase befindet sich an
der Wand eine Tafel , die die Aufforderung trägt , zum Ausspucken
nor dieses Glas zu benutzen. Das ist äusserst praktisch. Das ein-
zige, was ich an diesen Gläsern auszusetzen habe, ist der Umstand,
diss sie etwas zu gross und deswegen schwer mit Dampf desinfizir-
bar sind. Am meisten empfehlen würde sich meines Erachtens, wenn
die auf den Korridoren u. s. w. aufzustellenden Spuckgläser, die auch
ocioer Ansicht nach schon aus ästhetischen Gründen aus Milchglas
lu fertigen und mit Deckel zu versehen wären, dieselbe Grösse hät-
ten, wie die auf den Krankenstationen verwendeten Spuckgläser aus
durchsichtigem Glase. Sie könnten dann jeden Morgen gleichzeitig
mit den Spuckgläsem der Stationen in dem von mir angegebenen
A^jarat mit strömendem Wasserdampf desinfizirt werden.
Die AnschafiuDg derartiger Gläser und des Desinfektionsappara-
tes in allen öffentlichen Gebäuden, wo erfahrungsgemäss regelmässig
eil grösseres fluktuirendes Publikum verkehrt, halte ich für eine
liocbst eistrebenswerthe Maassregel. Der Spucknapf hat seit der Ent-
deckung des Tuberkelbadllus seine Existenzberechtigung verloren.
Yk weiterer Beitrag zur Eenntniss der Aetiologie
der Grouse Disease.
Von
Professor E. Klein
in
London.
Im VI. Band. No. 2 und im VU. Band. No. 3 dieser Zeitschrift
larde gezeigt, dass diese die Moorhühner befallende akute Infektious-
knnkbeit \rährend des Frühjahrs (zwischen Mitte April und Mitte
Jtmi) grosse Verheerungen anrichtet, und dass die spezifischen Mi-
krcben — Bacillus der Grouse Disease — stets in der entzündeten Lunge
Qod Leber und nur ausnahmsweise im Herzblute der an der Krank-
M erlegenen Moorhühner nachweisbar sind. Ich habe im letzten
Jihre wdtere Notizen über diese interessante Krankheit gesammelt,
die mir der VeröfFentlichung werth scheinen. Das in obigen Mit-
tbeiliiogen (Bd. VI. No. 2) konstatirte Faktum, dass in den an der
Frübjahrsepidemie erlegenen Hühnern die spezifischen Bacillen kon-
stant aus den entzündeten Lungen in Reinkultur gezüchtet werden
kdonen, wurde auch heuer bestätigt. In keinem dieser Thiere konnten
^ %!^len im Herzblute nachgewiesen werden. Die aus der Lunge
gewonnenen Kulturen wurden auf weisse Mäuse, Meerschweinchen,
immi und Finken verimpft und höchst virulent befunden. Sie be-
Iiidten ihre volle Virulenz in der Nährgelatine und auf dem Agar
oder der Bouillon nach mehrmonatlicher Abimpfung.
Während des abgelaufenen August, September, Oktober und An-
fang November erhielt ich aus mehreren Theilen Schottlands und
dem Horden Englands Moorhühner, die während dieser Monate starben;
48 Smith,
bei der Sektion zeigten sie dieselbe doppelseitige Lungenhyper&m
und Lungenentzündung sowie auch die hochgradige Hyperämie d«
Leber, die die FrQhjahrsepidemie kennzeichnet. Es wurde jedocb i
Erfahrung gebracht, dass während des Spätsommers und Herbste
nur wenige Hühner auf den Hochmooren erlagen und femer, dass ac
einzelnen dieser Hochmoore die Frühjahrsepidemie gar nicht geherrscli
hat Bei allen während des Spätsommers und Herbstes erlegenen Moor
hühnern, die mir in gutem Zustande zugekommen — es sind derei
mehrere Dutzende untersucht worden — wurden die spezifischen Ba-
cillen der Grouse Disease von dem Herzblute in unzähligen Eolonieen
und in Reinkultur gewonnen. In kultureller und morphologiscfaer
Beziehung unterscheiden sich diese Blutbacillen der Herbstepidemie
von den aus der Lunge der Moorhühner in der Frühjahrsepidemie
erhaltenen gar nicht, doch lassen sich in Bezug auf Virulenz be-
stimmte Unterschiede konstatiren. Während die mit Frühjahrsbacillen
geimpften Mäuse rasch an der Krankheit erliegen — das Blut ist
voll von den Bacillen — bleibt die grosse Mehrzahl der mit den
HerbstbaciUen geimpften Mäuse am Leben. Von 10 solchen Mäusen
starb eine nach 3 Tagen, eine nach 7 Tagen, die übrigen waren ruhig
und scheinbar krank während der ersten 2—3 Tage, erholten sich
aber darauf vollkommen. Auch bei Ammern wirken die Herbstkul-
turen schwächer, indem diese Thiere erst nach dem 4. oder 5. Tage
eingehen; das Herzblut dieser Thiere enthält jedoch die Grouseba-
cillen sehr reichlich.
Mäuse, die die Impfung mit den HerbstbaciUen überlebten (8
Thiere von 10) wurden mit Frühjahrskulturen wiedergeimpft, doch
zeigten sie sich vollkommen refraktär, während alle Kontrollmäuse der
Impfung mit denselben Frühjahrskulturen in 20—40 Stunden erlagen.
Aus diesen Beobachtungen kann man mit Recht schliessen, dass
die Herbstepidemie einen leichteren Virulenzgrad, als die Frühjahrs-
epidemie besitzt und dass die aus dem Herzblute der im Herbste er-
legenen Moorhühner gezüchteten Bacillen eine bedeutend geringere
Virulenz aufweisen, als die aus der Lunge der an der FrühliDgsseuche
erlegenen Thiere gezüchteten Mikroben.
London, 22. November 1890.
Einige Bemerkungen zu dem Aufsätze „Eine Methode
der Blutentnahme beim Menschen^' ^).
Von
Dr. Theobald Smith
in
Washington, U. S. A.
Die Mittheilung des Herrn Dr. Scheurlen veranlasst mich,
hier mit einigen Worten eine Pipette zu beschreiben, die deijeDigen
1) Diese Zeitscbr. Bd. VUI. 1890. p. 257.
Kine Methode der ^lateninahme b^im Menschen. 49
Sek earle 11*8 ideotisch ist und die ich schon seit 1884 im Ge-
bnndi habe and damals beschrieb and abbildete^).
Die Pipette verdankte ihre Entstehung der Thatsache, dass
idk, mit Dntersachangen infektiöser Thierkrankheiten beschäftigt,
oft vdte Strecken zum Laboratorium zurücklegen musste und nur
ffcsig oder gar kein Nührmat^rial bei mir hatte. Ihren Gebrauch
berankte ich auf die Flüssigkeiten in den serösen Höhlen und
asf das Herzblat. Sie unterscheidet sich von derjenigen Scheu r-
leo's nur durch einen beliebig langen, ziemlich dünnen ausgezo-
geoeo Theil und eine Kautschukkappe.
Soll z. B. Flüssigkeit aus irgend einer Körperhöhle gesammelt
werden, so wird die Pipette mit der Kappe angefasst (welche da-
her ziemlich steif sein muss, um nicht durch das Gewicht der Pi-
yelte gebogen za werden), der ausgezogene Theil einigemale in
der Flamme hin und herbewegt, die Spitze abgebrochen und die
Kippe zusammengedrückt Die Spitze wird dann in die Flüssig-
keit getaucht und der Druck auf die Kappe langsam nachgelassen.
Die Flüssigkeit steigt in die Kammer hinauf und wenn beinahe
genug aufgesogen worden ist, wird die Spitze zugeschmolzen. Bei
deD meisten Pipetten ist das Zuschmelzen beinahe unmöglich wegen
dcT Flüssigkeit, die den kapillaren Theil der Pipette ganz ausfüllt
Durch Begulirung des Druckes auf die Kappe kann man die
Flössigkeitssäule weit genug von dem unteren Ende hin-
wegziehen, um das Zuschmelzen leicht von Statten
gehen zu lassen. Auf diesen Punkt lege ich den meisten
Verth des Gebrauchs der Kautschukkappe. Sollte sie nach dem
Aoflüllen sich schon maximal ausgedehnt haben, so ist es leicht,
mifit Tropfen auszudrüdcen und so sich einen negativen Druck
zQ schafiFen, mit dem man die Flüssigkeit von dem offenen Ende
beqaem heben kann. Damit sie nicht in den Wattepfropf steigen
imi, wählt man den Inhalt der Kammer immer etwas grösser, als
denjenigen der Kappe.
\]eber die weitere Handhabung der Pipette kann ich noch Fol-
gendes hinzufügen. Sollen weite Strecken zurückgelegt werden,
emp&ehlt es sich auch, die obere Verengerung zuzuschmclzen. Die
Bdhre muss dann sp&ter aufgebrochen und der Inhalt mit einer
uideren Pipette oder Oese hervorgeholt werden.
Ist nur die Spitze zugeschmolzen, so stelle ich die Pipette in
1^10 Sublimatlösung für 5—10 Minuten, wasche dann mit Alko-
bol and schliesslich mit Aether ab. Die Spitze wird dann abge-
brochen und Nährmedien durch das Auspressen einiger Tropfen
u&nn. Die Spitze kann sodann wieder zugeschmolzen und der
loh< aufgehoben werden. Ist die Flüssigkeit geronnen, so ist es
T&tnchmal unmöglich, dieses Verfahren anzuwenden. Dann muss
man bei der oberen Verengung abbrechen und wie oben verfahren.
Washington, 14./10. 1890.
1) First AimiiAl report of th« Bureau of Animal Industryi Department of Agri-
flütare. 1885. p. 240.
50 4 Steiahaa»,
\
Cytophagiir Tritonis.
Eine in den Dannepithelzellen paraaitiBch lebende Gocoidie.
(Aus dem pathologischen Laboratorium der k. Universität io
Warschau.)
Von
Julius Steinhaus,
AflsUtenten am pathologischen Laboratorium zu Warschau.
Im IX. Bande der „Archives de Zoologie exp^rimentale** YlslL
Aim6 Schneider^) eine neue Goccidienart — Orthospora
propria — (zugleich Repräsentant einer neuen Gattung), die er in
den Darmepithelzellen von Tritonen fand, beschrieben. Sie kommt in
Form einer hQllenlosen, kernhaltigen Protoplasmamasse zum Vorschein^
welche sich bald incystirt, die sie beherbergende Zelle sprengt and
in den Darm fällt Hier erfolgt die Umbildung in eine Spore und
die Entwickelung der sichelförmigen Körperchen (4 an der Zahl).
Das weitere Schicksal der Sichel gelang es Schneider nicht zu
verfolgen. Balbiani^) macht bei Wiedergabe der Schneider-
schen Beschreibung in seinem Sporozoen werke die Bemerkung, dass
er diesen Parasiten nicht wiederfinden konnte.
Als ich vor einigen Monaten im Darme eines Tritons in den
Epithelzellen Gebilde fand, welche schon auf den ersten Blick als
Entwickelungsstadien eines Sporozoen (Coccidie) gedeutet werden
mussten, machte mich Herr Prof. S. M. Lukjan ow auf den er-
wähnten Befund von Aim6 Schneider aufmerksam. Ich suchte
Schneider's Arbeit wieder auf, doch überzeugte ich mich gleich,
dass die von mir gesehenen Formen der Orthospora propria
nicht entsprechen, und, soweit meine Litteraturkenntniss reicht, ent-
sprechen sie im Allgemeinen den bis jetzt bekannten Formen nicht.
Dieser umstand bewegt mich, diese kurze Notiz zu veröffentlichen.
Die von mir gefundene Coccidie erscheint in den Darmepithelssellen
zwischen dem Kerne und dem Stäbchensaume in Form von winzigen
rundlichen Zellen, welche einen deutlichen, bläschenartigen Kern mit
einem Kernkörperchen und einige schwarze Pigmentkörner einschliessen.
Eine besondere Zellenmembran ist nicht zu bemerken. Die Dimen-
sionen schwanken zwischen ziemlich weiten Grenzen (2—9 \jl im
Durchmesser für den Zellenleib, 0,7 — 1,6 /u für den Zellenkem), was
augenscheinlich mit dem Alter der Coccidie im Zusammenhange steht,
da in den grössten Exemplaren die ersten Anzeichen von Prolife-
rationsvorgängen auftreten. Diese ersten Proliferationsanzeichen be-
stehen darin, dass der Kern der ausgewachsenen Coccidie eine Art
mitotischer Umwandlung erleidet. Ueber die Einzelheiten dieser Mi-
tose kann wegen der Kleinheit des Objektes nichts Genaueres er-
1) Aim^ Schneider, Les Psorospermies oviformes ou Coccidies. (ArduTes
de Zoologie ezp^rimentale. T. IX. 1881. pp. 889—391. Tab. XXII. Fig. 1--18.)
2) Balbiani, Le9ons sur les Sporozoaires. Paris 1884. p. 76.
Cytophagni Tritoois. 51
mttelt werden. Nur das steht fQr mich fest, dass wir es hier mit
cmem Vorgänge zu thun haben, welcher komplizirter ist, als die
direkte^ Theilung: der Kern verliert sein bläschenartiges Aussehen
JoA sän Kemkörperchen, er wird zu einem Fadenklümpchen.
Nach der Theilung des Kernes erfolgt Zellentheilung, worauf die
joDgan Kerne resp. ZeUai sich in gleicher Weise wiederholt theilen,
t»s an Stelle der ersten Mutterzelle sich eine ganze Anzahl (16) äusserst
kleiner Elemente mit knäuelförmigen Kernen gebildet hat. Dann
Terwandeln sich alle — bisher rundlichen — Zellchen in sichel-
ftrmige Körperchen (6-7 /u lang); nun kdiren auch die Kerne zum
Buhezustande zurttck, d. h. sie werden wieder bläschenförmig und
nudeolenhaltig.
Die sichelförmigen Körperchen gruppiren sich meridional in der
HoUkogel, welche durch die Anwesenheit des Parasiten im Leibe der
Epiihelzelle entstanden ist, und alle Sichelkeme liegen in regelmässiger
Anordnung in der Aequatorialebene.
Nach dieser Phase folgt die Umwandlung der sichelförmigen
Körperchen in amöboide Zellen, welche von denjenigen, die erst zu
sichelförmigen Körperchen werden sollen, durch den Zustand ihrer
Kwne (Ruhezustand) scharf zu unterscheiden sind.
Soviel durch Zusammenstellung verschiedener Bilder an fixirten
Präparaten des Darmes ermittelt werden kann, wandern die jungen
amdboiden Zellen — junge Goccidien — aus der Epithelzelle, deren^
Protoplasma sie zum Theil verbraucht haben, aus, um in einer anderen
ZeUe dasselbe Unheil anzurichten, welches die Muttercoccidie in der
sie bisher beherbergenden Zelle angerichtet hat
Während der ganzen Proliferationsperiode bleibt die Coccidie
cystenlos.
Sachen wir nun die systematische Stellung unserer Coccidie zu
bestimmen, so fsdlen uns vor Allem drei Merkmale auf, welche sie
Yon beinahe allen anderen, bisher bekannten unterscheiden und dem
von mir im Januarhefte 1890 des Vi rc ho waschen Archivs be-
schriebenen Karyophagus salamandrae^) nahe stellen; es
sind dieses nämlich : Ausbleiben von Incystirung bei der Proliferation,
Abwesenheit eines „Bestkörpers^^ bei der Sicbelbildung und Prolife-
ration in derselben Wirthszelle, die sie im vegetativen Stadium be-
herbergt
Schon bei der Beschreibung des Karyophagus^) haben wir
die Nothwendigkeit hervorgehoben,, die (Joccidienklassifikation von
Aim6 Schneider*) durch Eintheilung aller Goccidien in cysten-
bildende und cystenlose zu vervollständigen. Der Karyophagus
war damals der erste und einzige Repräsentant der cystenlosen; er
entsprach den monosporen mit vielen sichelförmigen Körperchen
(Gattung Eimeria) unter den cystenbildenden.
Mein Befund am Triton endarme liefert eine zweite cystenlose
1) Jnliiis Steinhaus, Karyophagus salamandrae. (Virchow's
AfcfalT. Bd. GXV. Heft 1. 1S89. pp. 176—185. Taf. Y.)
2) i, c p. 185.
3) 1. c. p. 388,
52 Äraliü,
Art, und zwar ebenfalls eine monospore mit vielen sichelförmigen
Körperchen.
Die Unterschiede zwischen dem Karyophagus und der neuen
Coccidie, die ich Cytophagas Tritonis zu nennen vorschlaer^i '
bestehen: 1) in den verschiedenen Dimensionen der einzelnen Theile
in allen Entwickelungsphasen, 2) in der Anwesenheit von Pigment-
kömem im Cytophagusleibe , 3) in der Verschiedenheit des Wohn-
ortes — hier Zellenleib des Tritons, dort Zellenkern
vom Salamander — und endlich 4) in der Struktur des Zellen-
leibes im vegetativen Stadium — hier ist das Protoplasma grob-
körnig und vacuolenhaltig , beim Karyophagus — gleichmässigr
feingranulirt. Diese umstände genügen wohl, um beide Formen von
einander zu trennen.
Warschau, den 10. November 1890.
Helminthologische Mittheilongen.
Von
M. Braun
in
Rostock i. M.
Im Folgenden möchte ich kurz über die Resultate einiger Ar-
beiten berichten, die vor Kurzem im hiesigen zoologischen Institute
unter meiner Leitung ausgeführt worden sind. Die eine derselben,
welche unter dem Titel: „Chr. Di eck hoff: Beiträge zur Kenntniss
der ektoparasitischen Trematoden'^ (mit 2 Taf.) erscheinen wird, be-
handelt zuerst den Ganalis vitello-intestinalis. Mit diesem
Namen habe ich ^) einen in seinen Beziehungen zuerst von J. Ijima^)
richtig erkannten Kanal bezeichnet, der aus dem Keimleiter ent-
springt und in offener Verbindung mit dem Darm steht An der
Angabe, dass bei einer Anzahl von ektoparasitischen Trematoden Keim-
leiter und Darm direkt verbunden sind, lässt sich nicht mehr zwei-
feln, wenn auch die Deutung dieses Verhältnisses schwierig ist.
Ijima fand den Ganalis vitello-intestinalis bei Polystomumin-
tegerrimum, P. ocellatum, Diplozoon paradoxum und
einer Octobothrium-Art; Dieckhoff ausser bei den genannten
Arten noch bei Octobothrium merlangi Kuhn, Oct. lanceo-
latum Lkt. und Axine belones Abildg. Bei einigen Vertretern
der Tristomeen ist vergeblich nach diesem Kanäle gesucht worden.
Die Temnocephalen besitzen ihn ebenfalls nicht, so dass er sich auf
Polystomeen beschränkt, wobei noch anzuführen ist, dass Wright
1) Bd. Vermes in H. G. B r o n n 's Klassen and Ordnungen des Thierreichs.
Leipsig 1890. pg. 490.
2) Ueber den Zusammenhang des Eileiters mit dem Verdauungskanal bei gewissen
Polystomen. (Zool. Ans. Bd. YII. 1884. pg. 636.)
Helminthologische Mittheilangeii. 53
md Ifacallttmi) die gleicheo Verhältnisse von Sphyranura
Osleri melden.
Die Geschichte des Ganalis vitello-intestinalis ist mit den ange-
fthrten Arbeiten nicht abgethan; sie wird zeigen, welche Schwierig-
kötea sidi der Untersuchung und der Deutung entgegenstellen.
Zeller, dem wir so erfolgreiche Studien nicht nur auf helmintho-
logbchem Gebiete verdanken, erwähnt einen den Samen zuleitenden
Kuud Ton Polystomum integerrimum *), dessen innere Ver-
hmdimg mit dem Eileiter er gesehen, dessen äussere Mttndung er
tnfangs auf der Bückenflftche des Thieres vermuthete ; in einer spä-
teren Arbeit*) verlegt Zeller das andere Ende des Ganges in die
männliche Keimdrüse und lässt dasselbe von dem seitlichen Um-
fange des Hodens entspringen. Obgleich Zell er selbst die Kopu-
lation zweier Polystomen gesehen und beschrieben hat, auch bei zu-
&JIig isolirt lebenden Polystomen die Möglichkeit einer Selbstbegat-
tong zugibt , sieht er wegen des Ursprunges und Endes des Ganalis
vitello-intestinalis in diesem ein Hülfsmittel, um unter gegebenen
Umständen eine innere Selbstbefruchtung mit dem eigenen Sperma
des betreffenden Individuums zu ermöglichen.
Die Angaben Ijima's von der Einmündung des Kanales in
einen Darmschenkel, sowie die Deutung, dass der Gang die Aufgabe
habe, überflüssige Dottersnbstanz dem Darm zuzuleiten, kann Zeller^)
in einer weiteren Notiz nicht acoeptiren. Grund hierfür ist, dass
Zeller auch beim Diplozoon paradoxum einen Gang findet,
den er zuerst^) als „den Samen zuleitenden Kanal*^, später*) als
Laurer 'sehen Kanal bezeichnet und folgendermassen beschreibt:
di^er Kanal schliesst sich unmittelbar an das Yas deferens des an-
deren Thieres an , öffiiet sich nach kurzem Verlauf in den Dotter-
gang, verlässt denselben aber sofort auf der anderen Seite und zieht
in zahlreichen Schlängelungen über den Keimstock hinweg, um
schliesslich in den Ausfühnmgsgang des letzteren einzumünden. Das
Sperma soll demnach ans dem Hoden des einen Thieres durch den
^genen Samenleiter und den unmittelbar daran sich anschliessenden
La orer 'sehen Kanal des zweiten Individuums, der den Dottergang
durchsetzt, schUesslich in den Keimgang des letzteren gelangen und
die austretenden Keimzellen befruchten. Doch liegen die Verhält-
nisse etwas anders: es ist richtig, dass von der Stelle, wo Keim-
leiter und Dottergang zusammenstossen, auch (neben der Fortsetzung
des Keimleiters zum Ootyp) der geschlängelt verlaufende Kanal ent-
springt, der aber im weiteren nach vom zu gerichteten Verlauf
schliesslich nicht zum Endtheil des Vas deferens des anderen Thieres,
sondern in den Darm desselben Thieres führt. Was Zell er als
L au r er 'sehen Kanal bezeichnet, sind zwei verschiedene Gänge; nur
1) Jonrn. of Morphol. Vol. L 1886. pg. 1.
2) Untersuch, fib. Entw. a. Baa des PoL int. (Zeitschr. f. wiss. Zool. XXII. 1872.
VS «0.)
3) Weitere Beitr. z. Kenntn. der Polystomen. i (Ibidem. XXVII. 1876. pg. 288.)
4) üeber den Oescblechtsapparat von Diplozoon paradoznm. (Zeitschr. f. wiss.
ZooL Bd. XLVI. 1888. pg. 237. Anm.)
5) Unters, üb. d. Entwickl. der Diplozoon paradoxnm. (Ibid. XXU. pg. 168.)
54 Braun,
fOr den einen derselben kann man den Namen, den man besser durch.
Vagina ersetzt, beibehalten, für den nämlich, der sich allerdings, wie
Zeller ganz richtig sieht, an das Vas deferens des anderen Thieres
unmittelbar anschliesst und in den Dottergang einmündet ; hier aber
findet der Gang sein Ende, und das Sperma des anderen Thieres ge-
langt mit Dotter gemengt in den Keimleiter. Die vermeintliche Fort-
setzung dieser Vagina, jenseits ihrer Einmündung in den Dotter-
gang, der geschlängelt verlaufende Kanal (unser Gan. vit-intest.) hat
mit der Vagina Nichts zu tJbiun, sondern ist räumlich, wie Quer-
schnittserien lehren, von derselben getrennt, besitzt auch eine andere
Struktur und führt, wie gesagt, aus dem Keimleiter in den Dann.
Hat sich somit dieser Stützpunkt der Z e 1 1 e r ' sehen Aufifassung als
irrig ergeben, so muss die Aufklärung über einen anderen Punkt spä-
teren Untersuchungen vorbehalten bleiben. Die schönen Studien Z e 1 -
ler's haben uns mit einem eigenthümlichen Dimorphismus des Poly -
stomum integerrimum unserer Frösche bekannt gemacht ; unter
normalen Verhältnissen siedeln sich die Polystomenlarven in der
Kiemenhöhle älterer Froschlarven an und finden schliesslich, nach*
dem sie eine Metamorphose durchgemacht haben, bei dem Schwunde
der Kiemen ihrer Wirtiie den Weg durch den Darm nach der Harn-
blase; hier werden sie zum Polystomum der gewöhnlichen Form
(Harnblasen poly stomum). Wenn die Polystomenlarven aber Gre-
legenbeit haben , an ganz jungen Froschlarven sich anzusiedeln , so
wachsen sie nicht nur bedeutend schneller und werden bald geschlechts-
reif, sondern zeigen auch in ihrem Bau beträchtliche Verschiedenheiten
von den geschlechtsreifen Hamblasenpolystomen. Abgesehen davon,
dass sie nur einen Hoden besitzen, ist ihr männliches wie weiblicl^
Begattungsorgan (die zwei Seitenwülste) ganz rudimentär und funktions-
unfithig, eine Begattung demnach ausgeschlossen. Trotzdem produ-
ziren die Thiere Eier und findet sich Sperma in den weiblichen
Leitungswegen! Hier soll nun nach Zell er derselbe Kanal, den
wir bei den Hamblasenpolystomen und anderen Arten und GrattuDgen
als Canalis vitello-intestinalis kennen, den Hoden mit dem Keim-
leiter verbinden und so eine innere Selbstbefruchtung und damit
die Fortpflanzung ermöglichen. Wie gesagt, bedürfen die Verhält-
nisse hier erneuter Untersuchung, da es nicht anzunehmen ist, dass
derselbe aus dem Keimleiter entspringende Kanal in der Mehrzahl
der Fälle nach dem Darm, in einem einzigen nach dem Hoden hinzieht.
Aus den weiteren Untersuchungen Dieckhoff's will ich dut
kurz anführen, dass Octobothrium lanceolatum und Polysto-
mum ocellatum eine eingehende, anatomische Beschreibung er-
fahren, die manches Bemerkenswertbe , besonders in Bezug auf den
Genitalapparat vorbringt, ohne andere Systeme zu vemadüässigen.
Ein anderer Autor, Fr. Matz, beschäftigte sich mit der Unter-
suchung der im Rostocker zoologischen Institute vorhandenen Bo-
thriocephalen , um aus den topographischen Verhältnissen des Ge-
schlechtsapparates bessere Anhaltspunkte zur Unterscheidung der
Arten zu gewinnen, als wir sie zur Zeit haben; der Werth einer
beiläufig gesagt recht mühsamen Arbeit steigt natürlich mit der Zahl
der untersuchten Arten; deshalb habe ich nicht nur selbst während
Belmmthologiflcb« IfitthtflQiigen. 55
der letiten Tier Jahre hierorts eifrig nach Bothriocephalen gefahndet,
Mideni ancb versucht, das Material anderer Institute uns zugäng-
lidi zQ machen : als solche mussten in Betracht kommen das Berliner
jodogische Museoin vregen der in demselben befindlichen Sammlung
mBndolphi, das IL Hofinuseum in Wien (Diesing) und die
Samlung Creplin's in Greifewald; Berlin und Greifewald kamen
■dBeo Wünschen in liberalster Weise nach und gestatteten auch
One anatomische Untersuchung bei Arten, die in einer grösseren An-
xaU ton Donbletten yorhanden waren — Wien aber verhielt sich
Bckweigend.
Da nun das hiesige zoologische Institut selbst eine von Greplin
erworbene Hefaninthensammlung besitzt, die nicht besser und nicht
sddechter konservirt ist, als die GreifswsJder , und da bei einer
&htang der Formen es sich bald herausstdlte, dass die in genügend
groBBer Anzahl in Berlin und Greifiswald vorhandenen, demnach einer
matomischen Untersuchung zugänglichen Arten auch uns zuf&üiger-
neiae nicht fehlten, so konnten wir von dem bereitwilligen. Entgegen-
kommen der genannten Anstalten f&r unsere Zwecke keinen grossen
Kutzen ziehen, was uns selbstredend nicht hindern kann, rühmend
und dankend der erhaltenen Unterstützung zu gedenken.
Die untersuchten Arten sind folgende:
l) Bothriocephalus hians Dies, aus Phoca vitulina
(Ostsee, Wamemünde, December 1887).
2)B. ditremus Crepl. aus^lColymbus [septentrionalis
(Wamemünde, December 1887).
3) B. dendriticus Nitzsch (Exemplar von Greplin gesammelt
ood als B. ditremus bezeichnet).
4) B. punctatus Rud. ausCottus s cor pio (Ostsee, Warne-
mflode, Mai 1889).
5) B. claviceps Kud. aus Anguilla vulgaris (Ostsee,
Tiaraemünde und Unterwamow-Bostock 1889/90).
6) B. infundibuliformis Zschokke (— B. inf. Rud. +
^.proboscideusRud.) aus Salmo salar und Trutta trutta
TOD Wamemünde (und Nordsee).
7) B. rugosus Rud. aus Lota vulgaris, von Greplin ge-
sammelt
8) B. microcephalus Rud. — Bruchstücke von Rudolphi-
seheB Exemplaren.
9) B. fragilis Rud. — Exemplare von Greplin und Ru-
4o\phl
10) B. plicatus Rud. — Bruchstücke von Rudolphi'schen
Eiemplaren.
11) B. rectangulus Rud. aus Barbus fluviatilis, welche
Herr Dr. v. L in stow uns freundlichst übersandt hatte.
Das ist ein bescheidener Bruchtheü von den etwa 50 bekannten
Arten, wobei die ungenügend beschriebenen und die Larvenformen
abgereclmet sind.
Die Untersuchung hat, wie das gelegentliche Angaben früherer
Tutoren erwarten Hessen, eine Reihe von spezifischen Verschieden-
iidten im Geschlechtsapparat ergeben; schon die Lage der Ge-
56 Gihnmg.
schlechtsöfihungeD ist yerschieden : dieselben liegen entweder ventral,
wobei dann der Girrus vor der Vaginamündung liegt, oder marginal,
in welchem Falle dann die Vaginamündung vor dem Girrus liegt,
oder dorsal mit dem Verhältniss von Girrus und Vagina wie im
ersten Falle. Die Uterusmündung wird stets als ventral liegend
angenommen, d. h. eben die Fläche, auf der der Uterus ausmündet,
als ventrale bezeichnet. Auch in der Zahl und Grösse der Hoden-
bläschen bestehen Verschiedenheiten, doch sind dieselben nicht sehr
beträchtliche. Die DotterstocksfoUikel liegen entweder ganz nach
aussen von den Bündeln der Längsmuskelfasem oder rücken zwischen
dieselben, ja selbst noch weiter nach innen; das sogenannte Mittel-
feld bleibt meist frei von Dotterstocksbläschen, doch gilt dies nicht
für alle Arten.
Wie bei den Hoden kann auch bei den Dotterstocksfollikeln eine
Trennung zwischen den Drüsen zweier auf einander folgender Pro-
glottiden bestehen oder nicht. Die 2^ der Uterusschlingen ist bald
grösser, bald kleiner, als bei Bothriocephalus latus, von dem
immer ausgegangen wurde; nur bei Arten mit ventral gelegenen
Geschlechtsöffiiungen bilden die Uterusschlingen die bekannte Kosette ;
bei den anderen ist der Endabschnitt vor der Mündung zu einer
grossen Höhle erweitert, in der die Eier sich anhäufen; der übrige
Theil^des Uterus hat dann mehr den Gharakter eines leitenden
Eanales, als eines Fruchthälters. Die Arbeit wird unter dem Titel:
„Beiträge zur Eenntniss der Bothriocephalen'^ (mit 3 Taf.) erscheinen.
Referate.
Johan-Olaeii, 0*9 Gjaering og Gjaeringsorganismer. (Med-
delelser fra det gjaerings fysiologishe Laboratorium paa Ringnes
& Co. Bryggeri L Ghristiania 1890.)
Die Einleitung des Buches gibt eine kurze Darstellung der ver-
schiedenen älteren und neueren Ansichten über Gährung, Verwesung
und Fäulniss; behandelt danach Fermentation und Gährung, ächte und
unächte Gährungen, zuckerbildende, peptonbildende, albuminbildende,
glycerinbildende und ammoniakbildende Fermente. Der folgende Ka-
pitel gibt eine Uebersicht über die Hefenpilze, die zymogenen Bak-
terien und die Schimmelpilze nach Hansen 's und Brefeld's Ar-
beiten, sowie eine Darstellung der Methoden zur Reinkultur dieser
Organismen. Im letzten Kapitel werden die verschiedenen Gährungs-
prozesse behandelt: Alkoholgährung , Bierbrauerei, Weingährung,
Branntweinbrennerei, Brotgährung, japanische Bierbrauerei, Hefe-
fabrikation, Aethergährung , Essigsäuregährung , Milchsäuregährung,
Buttersäuregährung, Uringährung, Schleimgährung , Salpetergährung,
Humusgährung, Kephirg^rung, Käsegährung, Verwesung und Fäul-
niss, Verdauung, Bildung von Humus.
Jörgensen (Kopenhagen).
Finlnisa. 59
fteiifeHee» Fr«, GoBtributo älla biol<^giä e morfölogia
-dei balterii saprogeni aerobi e anaeröbi. (Idtitüto
d'Igiene sperimentale di Borna. — Atti deUa Accad. Medic; di
Amiö XVL Seriell. Vol. V.)
Verf. hat sich die Aufgabe gestellt, die aöroben und ama&robeü
za stüdiren, welche die Fäulniss, speciell in Fleiscfainfusen,
hewirkeii. Im aUgemeinen wurden in nicht sterilisirte Geftsse mit
gew5hidichem Wasser Fleischstücke eingebracht und die Geffisse
Biit Watte Teischlossen.
IMe aeroben Bakterien, die sich durch die Plattenmethode kon-
stant nachweisen Hessen, waren Proteus vulgaris, Proteus
mirabilis und Bacillus subtilis. Die übrigen Mikroorga-
iDSDien, die etwa noch zu isoliren waren, waren inkonstant und hatten
idd&t die Fähigkeit, stinkende Fäulniss zu erregen. [Letztere Eigen-
schaft dürfte Verf. wohl auch nicht dem Bäc. subtilis zuschreiben.]
Wurden die Fleischaitfgüsse unter Sauerstoffabschluss gehalten,
8o fanden sich die genannten 3 Species ebenfalls. Der Bac sub-
tilis gelangte hierbei eher zur Sporenbildung, als bei freiem Sauer-
stoflEutritt.
Verf. erörtert die schon von andern Autoreh bemerkte grosse
Variabilität der Proteus arten in Bezug auf Wachsthumsschnellig-
keit, Peptonisirungsvermögen u. s. w. und glaubt, viele bisher als
besondere Spezies beschriebene Bakterien als einfache Proteus-
Tarietäten auffassen zu müssen. So seien der Proteus Zenkeri
Hanser, der Bac. fluorescens liquefaciens, die Bac. liqui-
dns, arborescens, aquatilis Frankland mit dem Proteus
▼nlgaris, das Bacterium Zopfii mit dem Proteus mira-
bilis identisch. [Verf. geht hier wohl zu weit. Der Beweis müsste
im Einzelnen erbracht werden; speziell für das Bacterium Zopfii
haben die Untersuchungen Schedtler's das Gegentheil wahrschein-
lich gemacht Ref.]
Das Hauptinteresse der Arbeit liegt in der Isolirung der an-
aßroben Fäulnisserreger, von denen Verf. 9 Arten beschreibt. Die
Nfthnnedien, die angewandt wurden, waren Nährgelatine und -Agar
mit Znsatz yon 1— 2<^/o Traubenzucker oder ameisensaurem Natron
(Kitasato und Weyl). Jedoch erwies sich das letztere für
einige Ana^roben als entwickelungshemmend.
Bei der Isolirung der anaäroben Bakterien leisteten folgende
Modifikationen der bekannten Methoden die besten Dienste:
Anstatt mit Olimmerscheiben wurden die in der üblichen Weise
angefertigten Originalplatten und Verdünnungen, nachdem sie kaum
fest geworden waren, je mit einer zweiten Glasplatte bedeckt. Um
die Ränder der Gelatine wurde Kalipermanganat gestreut oder anti-
septische Gelatine gegossen. Namentlich durch letztere wurde der
Luftabschluss noch vollkommener. Diese Doppelplatten waren für
die mikroskopische Beobachtung der Kolonieen sehr geeignet, sie
konnten oft wochenlang (natürlich handelt es sich hier um die
letzten Verdünnungen) konservirt werden. Sollten Kolonieen ab-
geimpft werden, so wurden die Platten von einander gelöst, an
emer Ton beiden blieb die Gtelatine haften.
EL B«. 5
JMe zfieite M^tb^ be^^nd darin, daae Söbrdien ait AsiT
in hoher Siäkicht vßi dam tmpfiMterial baachiikt imd YeidAnmiuigen
.flayw bjargoBteüt ^vwde». Nachdem dieaalbeD einige Tage im Ofen
gehalten waren, zeigte sich gewöhnlich die 3. oder 4. VerdflMQnflf
au weiterer Bebaadhing geeignet: durch periphieriache Erwinnung
wurde der Agar von der Glaswand gelöst, auf Qlasplatten aoa-
gescbüttet und in Schelboi geschnitten, die der mikroakopiadiflii
Üntacsachung unterworfen werden konnten.
Indem wir betrefb der genaueren Beschreibung und der zugd-
höiigeoi Abbildungen auf das Original verweisen, geben wir hier
eine kurye Charakteristik der 9 isolirten Bacilknartea.
No. I verflOssigt die Gelatine nicht, erzeugt übelriechende Gaae
in reichlicher Menge, ist beweglich, bildet keine Sporen, wohl aber
spindelfönnige Au&reibunmi, die mit den gewöhnlichen Anilinfarben
tiagibel sind. Auf der Flatte erscheint er am 2.-4. Tage. In
Stichkulturen (Zuckergelattne in hoher Schicht) Entwickdung von
unregelmässigen weissen H&ufchen längs des Stichs, daneben zahl-
reiche Gasblasen.
No. U verflflssigt die Gelatine nicht, erzeugt Gas nur in Sp-
ringer Bfenge, ist beweglich, bildet Eöpfchensporen. Erscheint auf
der Platte am 8. — 10. Tage. In Sticl^ulturen zeigt er eine dop-
pelte Art des Wachsthums, für deren Verschiedenheit Verf. keinen
Grund anzugeben weiss. Entweder baumförmige Verftstelung längs
des Stichs (wie Milzbrand) und wenige Gasblasen, oder isolirte reap.
. zusammenfliessende Massen ohne Gasbildung. Erinnert an den Bac.
polypiformis Liborius.
No. III verflüssigt die Gelatine nicht, erzeugt kein Gas in
sichtbarer Menge, aber übelriechende Produkte, ist unbeweglich,
bildet keine Sporen. Erscheint auf der Platte am 10.— 15. Tage.
Im Impfstich punktförmige oder zart strichförmige Entwickelung.
Vom Bac. solidus Lüderitz durch den Mangel der Sporenbildung
unterschieden.
No. IV verflüssigt die Gelatine nicht, erzeugt reichlich Gas,
ist beweglich, bildet Köpfchensporen. Erscheint auf der Platte am
3.-4 Tage. Längs des Impfstichs eine nebelartige Trübung, rings
herum isolirte Kolonieen.
No. V verflüssigt die Gelatine schnell, unter reichlicher Gas-
entwickelung, ist bew^lich, bildet Köpfchensporen. Erscheint auf
der Platte am 4.-5. Tage. In Stichkulturen zuerst getrennte Mas-
sen, die die Gelatine veiSüssigen und dann mit einander verschmel-
zen. Dem Clostridium foetidum Liborius ähnlich.
No. VI verflüssigt die Gelatine schnell, ohne sichtbare Gas-
entwickelung, aber mit Gestank. Bewach, bildet Köpfchensporm.
Eiischeint auf der Platte am 3.-4. Tage in Kolonieen, die denen
des Proteus mirabilis ähneln. Längs des Stichs Trübung und
Verflüssigung. Die Gelatine bleibt trübe. Durch den Mangel jeg-
licher Gasbildung von Bac liquefaciens magnus Lüderitz zu
unterscheiden.
No. VII verflüssigt weniger schnell, entwickelt nur üblen Ge-
ruch, ist beweglich, bildet Köpfchensporen. Kolonieen ähnlidi
j
Flnlnsif. -r* StnptoHifUi Föenteri. .^
dmm iim ProteoB mirabili«. Ipt StiiebknUiustn geben fMUm
MB Stich an»: Raa raidiiataa tiOdArittit?
Hbl Vm wrfliUttigt üß Gdatiod^ eotwioktit 068taak> iat \mr
, bildet SBpfdieDsporeD. Erscneint am 4-^. Ta^ auf dor
Platte. Im Stidi bilden sich Gentren mit domartigen Fortsätzen,
fiac; spinoBUS Lüderita?
No. IX verflOsaigt die Gelatine, ohne Gtasbilduag. In geringem
QUer Gemdi. Wenig beweg^cb, bildet Cöpfchensporen.
Erseheiiit auf der Platte am 6.-7. Tage. Im Stieb nebelartige
-SdIboBg. Nach dem ¥wl dem TetannsbaoiUos ähnlich.
Als sicher diferaite ^Mcies fasst Verf. No. I, HI, V, IX aitf.
No. II und lY einorseits and No. VI — VIII andecerseits könn-
ten Varietäten einor Spedes verstellen.
Alle diese Bakterien ordnet Verf. in das Genus Proteus ein*
Untemiehungen Aber die Verbreitung der FäulnissbakteriM
ergaben in Aufischwemmungen von Erdproben die Anwesenheit aller
bochriebenen aäroben und anaöroben Fäulnisserreger; im Kanid«-
vasan* fimden sich dieselben ebenfalls wieder, mit Ausnahme der
No. ni und IX. W. Kruse (Neapel).
Sasferinl, Becherches morphologiques et biologiques
8ur an microorganisme de ratmosphöre, le Strepto-
tfarix Foersteri Cohn. (Annales de micrographie. Tome II.
1890. No. 10— IL)
Verl beschreibt ausführlich die morphologischen und biologischen
Charaktere eines Organismus, den er mehrfach in der Luft in Pi^a
gefiooden hat, und den er mit der von Gohn sog. Streptothrix
Foersteri identifizirt. Auf allen gebräuchlichen Nährböden ist dieser
PiJz bei gewöhnlicher und bei Körpertemperatur zum Wachsthum zu
bringen, besser auf alkalischen, als auf sauren ; er verflüssigt die Ge-
latine. Die Kolonieen setzen sich ans 1 fi dicken, unsegmentirten,
echt verzweigten Fäden zusammen, einer Art Mycel, das auf der Ober-
fläche der Nährmedien einen dichten, namentlich zur Zeit der „Spo-
mlation'' rein weissen Filz bildet. Die Sporulation kommt so zu
Stande, dass von dem horizontalen Fadenlager aus etwas dickere,
nnverzweigte Fäden senkrecht in die Luft aufsteigen, die in erst
weiteren, dann immer engeren Zwischenräumen Scheidewände bilden.
Die Endglieder sind schliesslich so lang als breit, runden sich ab
und werden frei; sie können zu Fäden und weiterhin zum Mycel
auswachsen. Sie nehmen die Anilinfarben noch leichter auf, als das
Mycel.
Während Gohn seine Streptothrix in Konkrementen des
Thränenkanals gefunden hatte, waren alle Versuche des Verf., den
Pilz im Thierkörper zu kulüviren, erfolglos.
[Die beschriebene Spezies liesse sich mit den neuerdings von
Almquist gefundenen Streptothrixarten und dem Actinomyces-
pilz in die Zopf'sche Spaltpilzgruppe der Gladothricheen ein-
reihen. Nur müsste dann der von letzterem Autor in der Definition
gegebene C!harakter der f als ch en Zweigbildung fallen gelassen werden.
Eine weitere wichtige Differenz gegenüber der Cladothrix besteht
6*
<€0 Qtakgrin und Tetanvs.
ierner in dem Mängel der Segmentirung des Mycels b6i Strepto-
thrix. Wenn Verf. die Verwandtschaft mit den Fadenpilzen betont»
80 ist dieselbe zweifellos anzuerkennen, es handelt sich hier am eine
Uebergangsgruppe. Bef.] W. Kruse (Neapel). '
Vemeiiil, Note sur les rapports de la septic^mie gan-
' gr^neuse et du t^tanos, pöur servir i, T^tude des
associations microbiennes virulentes. (Lasemaine mM.
X. 1890. No- 48.)
Gangrän und Tetanus wurden bekanntlich schon seit lange von
den Chirurgen zusammen beobachtet, besonders nach Quetschwunden,
Abreissqng von Gliedern, Komminutivbrttchen, Verbrennungen, Er-
frierungen u. s. w., doch gesellt sich erfahrungsgemäss der Wund-
starrkrampf viel häufiger zu leichten Verletzungen. Man musste
sich daher fragen, ob nicht das Zusammenvorkommen von Gangrän
tmd Tetanus ein einfacher Zufall sei, oder ob, wie manche annehmen,
die Gangrän den Tetanus hervorruft bezw. begünstigt
Impfungen mit Gartenerde, in der ja sowohl die Sporen des
malignen Oedems als diejenigen des Tetanusbacillus so häufig vor-
kommen, pflegen bekanntlich bei Versuchsthieren entweder die eine
oder die andere, niemals aber beide Krankheiten zu erzeugen. V.
sieht den Grund dafür gewiss mit Recht in der Thatsache, dass die
Inkubationsdauer des malignen Oedems bei Versuchsthieren nur wenige
Tage oder gar Stunden beträgt, während der Tetanus erst am 4 oder 5.
Tage zum Ausbruch kommt. Sind also Sporen beider Mikroorganismen
in der überimpften Erde vorhanden, so kommen die des Tetanus
gar nicht erst zur £ntwickelung , weil das Thier schon vorher an
malignem Oedem zu Grunde geht.
Beim Menschen ist die Inkubationsdauer beider Krankheiten
etwas länger, auch ist das maligne Oedem bei ihm nicht so schnell
tödtlich und wird zuweilen sogar geheilt Daher kommt es, dass
beim Menschen in der That beide Krankheiten zusammen vorkommen
können, wofQr V. drei Beispiele mittheilt.
Den ersten Fall beobachtete Labit in Ronen 1886 bei einem
Chasseur ä cheval, der sich durch einen Sturz einfachen Bruch des
linken Radius und einen komplizirten Bruch beider linken Vorder-
armknochen zugezogen hatte, wobei die durch die zerrissenen Weich-
theile hervorschauenden Knochenenden mit dem Sande der Reitbahn
beschmutzt worden waren. Konservative Behandlung, Auswaschong
mit Karbollösung, immobilisirender antiseptischer Verband. In den
nächsten 40 Stunden ging iJles vorzüglich. Am 3. Tage akut puni-
lentes Oedem. Amputation , durch die die Weiterverbreitung des
Oedems abgeschnitten wurde. Vier Tage später Tetanus. Tod am
22. Krankheitstage. Die Amputationswunde war inzwischen geheilt.
Die beiden anderen Fälle beobachtete F6denat in Montpellier.
Der eine Kranke, ein 39 Jahre alter Mann, hatte bei einem Sturze
mit dem Pferde eine komplizirte EUenbogenluxation erlitten, wobei
das Gelenkende des Humerus in einen Düngerhaufen gerathen war.
Schüttelfrost eine Stunde nachher. Am nächsten Tage Gasblasea
unter der Haut des Vorderarmes. Incisionen, permanentes antisep-
Gangrin xmä Tetanos. — Aktinomykose. gt
tüches Annbad. Anscheinend Heilang. Am 8. Tage Tetanus, Tod
in 48 Stunden.
Ein junges Mädchen von 23 Jahren erlitt eine komplizirte Fuss-
gdenks- Verrenkung nach aussen, wobei das untere Ende der Tibia
sich in die Erde einbohrte. KarboIausspQlung. Am 3. Tage akut
pomleDtes Oedem des Unterschenkels. Zahlreiche Einschnitte. Te-
tanus, der am 20. Tage heilt. Resektion. Heilung.
V. zieht folgende Schlosse aus diesen Beobachtungen:
1) „Das Zusammen vorkommen gewisser Formen der Gangrän
und des Tetanus beim Menschen ist nichts zufi^iges";
2) „Es ist die Folge des gleichzeitigen Eindringens der beiden
wohlbekannten Mikrobien Pasteur's und Nicolai er 's in die
Wunde, die ja so häufig zusammen vorkommen, zumal in dem be-
bauten Erdreiche^^;
3) „Die beiden Krankheiten, die gleichzeitig sind, was die Ent-
stehung betrifft, entwickeln sich in verschiedener Weise, entsprechend
der besonderen Wirksamkeit ihres Virus, und scheinbar ohne sich
gegenseitig zu beeinflussen^^;
4) „E^e Entwickelung brandiger Septikämie von einer mit Erde
verunreinigten Wunde aus muss die Befürchtung wecken, dass es
weiterhin zum Ausbruch des Tetanus kommen wird; aber die that-
sichliche Unabhängigkeit der beiden Infektionen findet ihren Beweis
in der Thatsache, dass die vollständige Unterdrückung des Herdes
der ersten die zweite nicht am Ausbruch verhinderte^;
5) „Alles scheint aber zu beweisen, dass es sich dabei um eine
leine und einfache Association von Krankheiten handelt, als Folge
des zufalligen Zusammentrefiens der beiden Viruse\ — (Acad. des
sdences. 3. 11. 90.) M. Kirchner (Hannover).
Wkreyer^ Zwei Fälle von Aktinomykose der Bauch-
deck en. [Inaug^-Diss.] Greifswald 1890.
Verf. berichtet, nachdem er eine Beschreibung des Strahlenpilzes
gegeben nebst kurzer Uebersicht über die bisher bekannt gewordenen
Fälle und nachdem er als die am meisten beobachtete Eingangspforte des
Pilzes die Mundhöhle bezeichnet und den unverkennbaren Zusammenhang
der Infektion mit Getreidegrannen und Holzsplittern betont hat, über
zwei auf der Helfe rieh 'sehen Klinik operirte Fälle von Aktino-
mykose der Bauchdecken, in welchen die Eingangspforte des Pilzes
eine ungewöhnliche war. Namentlich in Fall I konnte ein Zusammen-
luüng des aktinomykotischen Eiterherdes mit irgend welchen inneren
Organen nicht nachgewiesen werden. Patient war ein ländlicher
Tagelöhner, der viel mit Getreide, Stroh etc. in Berührung kam; er
gibt an, beim Garbenbinden oft gefühlt zu haben, wie die scharfen
Spitzen der Aehren durch die leichte Erntebekleidung in die Bauch-
haut eindrangen. Es soll auch auf dem betreffenden Gute eine Kuh,
durch eine „Geschwulst am Unterkiefer'' verdächtig auf Aktinomykose,
sich befunden haben. Patient erkrankte nun ohne bekannte Ursache
an einer kleinen harten Geschwulst in der rechten Inguinalgegend,
die sich unter Fiebererscheinungen und Schmerzen langsam ver-
grösserte; im Laufe von zwei Monaten erreichte genannte Geschwulst
g2 AkÜnomykose.
die Grösse voti einem silbernen Fflnfmarkstück , die Bauchhaat war
bis zum Nabel hin brettartig indurirt; in der Mitte dieser Indu-
ration fanden sich zwei Fistelöffnungen mit prominenten, harten,
narbigen Rändern, aus welchen sich dünner, gelblicher Eiter ent-
leerte, der jedoch keine Actinomyce s kömer enthielt. Bei Incision
der Geschwulst entleerte sich reichlicher dicker, gelber Eiter, in
welchem zahlreiche Körnchen alsActinomyces sicher mikroskopisch
erkannt wurden. Das derbe, schwielige Gewebe der Induration wurde
mit dem scharfen Löffel entfernt und die Fisteln bis zu ihrem Grunde
aufgeschnitten, wodurch sich konstatiren Hess, dass diese Fisteln
weder mit dem aktinomykotischen Abscess, noch mit irgend einem
inneren Organe in Verbindung standen. Dasselbe erwies sich für den
aktinomykotischen Abscess, der isolirt in der Bauchdecke sass. Heilung
sehr langsam. War hier die Infektion durch das beim Garbenbinden
erfolgte Trauma der Bauchhaut erfolgt? —
In Fall II, einer schweren Infektion, war ein Zusammenhang der
Bauchdecken-Aktinomykose mit dem Processus vermiformis nachweis-
bar. Patient, ein 45jähriger Schuhmacher, der die Gewohnheit hatte,
auf Spaziergängen Getreideähren zwischen den Fingern zu zerreiben
und die herausfallenden Körner zu essen, ausserdem Schweine und
Gänse mittelst Gerstenschrot aufzog, litt seit Jahren an hartnäckiger
Stuhlverstopfung und Verdauungsschwäche. Schliesslich bildete sich
ohne bekannte Ursache eine walnussgrosse Geschwulst in der rechten
Inguinalgegend , die langsam wuchs unter Schmerzhaftigkeit beim
Stuhlgang. Als der Tumor faustgross, die Umgebung bretthart wurde,
liess sich Patient auf der chirurgischen Klinik operiren. Ein hühner-
eigrosser Abscess mit starren Wandungen, gefüllt mit dickem Eiter,
in welchem zahllose Actinomyceskömer gefunden wurden, vnrd
incidirt. Doch der Prozess ging weiter, unter dem Poupar tischen
Bande bildete sich im Laufe von drei Wochen ein neuer Abscess,
der bei Incision dicken, stark aktinomykotischen Eiter austreten liess;
bei dieser Operation stellte es sich aber heraus, dass das ganze Ge-
webe der Bauchdecken rechterseits unten in eine schwielige, derbe
Granulationsmasse verwandelt war, die von Fisteln und kleinen, mit
viel Actinomyceskömer enthaltendem Eiter gefüllten Abscessen
durchsetzt war. Namentlich war der rechte Muse, rectus abdom. ganz
unterminirt; im Grande dieser grossen Wunde ragte der entzündlich
verdickte Proc. vermiformis herauf, welcher unterbunden und ex-
stirpirt wurde, sonst bildeten den Grund die Fascia transversa und
das Peritoneum. Die daranter liegenden Darmschlingen waren mit
der Bauchwand verklebt. In dem exstirpirten schwieligen Granula-
tionsgewebe gelang es nicht, in auf dem Gefriermikrotom gemachten
Schnitten Actinomyces nachzuweisen, jedoch war aller in dieser
Gegend gesammelter Eiter sehr reich daran. Der exstirpirte Proc.
veimiformis zeigte im unteren Abschnitt entzündliche Erkrankung der
Mucosa mit grossen Substanzverlusten; derselbe soll nach Härtung
genau auf Actinomyces durchforscht werden.
Dieser Fall ist interessant nicht nur wegen seiner Schwere, son-
dern auch wegen des sichtlichen Hervorgehens aus einer Darm-Akti-
nomykose. Diese scheint sich im Blinddarm lokalisirt zu haben (eine
AktinomykoM. 63
venchhickte Getreidegranne?), durch eine entzündliche Perforation
lad nachträgliche Peritonitis mit Fixirung der verklebten Darm-
schlingen die chronische Verstopfung des Pat. verursachend, indem
äe schlifödich nach der Peripherie fortschreitend durch Fistel- und
AtacessbilduDg die Bauchdecken vollständig unterminirte.
Bern heim (Würzburg).
Prtto^poli^ N«, und Hammer, H«, Ein Beitrag zur Kennt-
niss der Actinomyceskulturen. (Zeitschrift für Heilk.
Bd. XL 1890.)
Ausgehend von einer Reinkultur von Prof. Afanassiew in
Petersburg, welche direkt aus Eiter eines an Aktinomykose
kranken Menschen gezüchtet worden war, haben die Verflf. die
Wachsthmnsverhältnisse des Stralilenpilzes , sowie eine Reihe an-
derer interessanter biologischer Verhältnisse dieses Pilzes studiren
kdonen.
Gezüchtet wurde derActinomycesauf Glycerinagar, Bouillon,
Kartoffel, Gelatine, in Milch und in Eiern. Die Impfungen wurden
so vorgenommen, dass Körnchen der Agarkultur mit steriler Bouillon
in einer Glasschale zerrieben wurden und diese Emulsion erst
mit der Platinöse Obertragen wurde. Bei diesem Verfahren war
das Wachsthum ein viel rascheres, als bei direkter Uebertragung
der Kömchen mit der Platinöse.
Auf Glycerinagar stellen die Kulturen eine Masse von miliaren
ond höchstens bis hanfkorngrossen , dicht bei einander stehenden
Kömchen dar, welche eine gelblich weisse Farbe haben und sehr
fest dem Nährboden aufsitzen. Aehnlich ist das Wachsthum auf
Kartoffeln, auf denen der Actinomyces überhaupt üppig und ganz
typisch wächst, nur dass die Kulturen ein bedeutend trockeneres
Aussehen haben. In Bouillon entwickeln sich in kurzer Zeit miliare
Knötchen, die bis zu haselnussgrossen Ballen anwachsen können;
dabei bleibt die Bouillon klar. In Milch gedeiht der Strahlenpilz gut
u. z. werden die Eiweisskörper der Milch, ohne früher zu gerinnen,
anscheinend direkt peptonisirt. Gelatine verflüssigt den Actino-
myces langsam. Das Wachsthum in Eiern wurde gleichfalls an
vielen Versuchen geprüft.
Als obere Temperaturgrenze, bei der der Strahlenpilz nicht
mdir zu wachsen vermag, fanden die Ver£f. 52^ G, obwohl auch
schon Temperaturen von 40 <^ C das Wachsthum bedeutend beein-
trächtigen.
Weiter konnten die Verfi. an den Kulturen mit einer gewissen
Regelmässigkeit beobachten, dass der Strahlenpilz bei seiner Ent-
wi^ung in auf- und absteigender Richtung einen ganz bestimm-
ten Formenkreis durchmacht in der Art, dass die anfangs sich
gut färbenden , dichotomisch verzweigten Actinomyces fäden
mit der Zeit durch fortwährende Gliederung in der Längs- und
queren Richtung endlich Stäbchen- und Kokkenformen annehmen
können, aus denen sich fieder dieselben langgestreckten, verzweigten
Fäden heranzfichten lassen. Dieser Formenkreis konnte besonders
schön an Kartoffelkulturen gesehen werden. Ausser diesen Formen
64 SchatzimpfoDg, künstl. InfektionBkrapkhditen, Entwickelungshemmiing etc.
können aber in alten Kalturen echte, regressive ,Metamorphoseii,
Keulen-, Spirillen- und Kolbenformen, schleimige Degeneration etc. zur
Beobachtung kommen. Die Drusenformen, wie sie sich in den Erkran-
kungsherden beim Menschen und Thier finden, sehen die Verff. als den
Ausdruck einer Art parasitischer Anpassung an den Thierkörper an.
An weiteren Versuchen konnte gezeigt werden, dass in alten
Kulturen in Folge der Anhäufung von Stoff Wechselprodukten das
weitere Wachsthum der Kulturen sistiren kann.
Die Thierexperimente bleiben einer späteren Mittheilung vor-
behalten und nur der Versuch von interperitonealer Injektion von
anaärob i. e. in Eiern gewachsenen Actin omyceskulturen bei Kanin-
chen unabhängig von J. Israel findet Erwähnung.
Dittrich (Prag).
Schutzimpfling , künstliche Infektionskrankheiten, Entwicic-
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc.
Fortsetzung der Mittheilimgen über ein Heilmittel
gegen Tuberoolose.
Von
Professor B. Eoeh
in
Berlin.
Seit der vor zwei Monaten erfolgten Veröflfentlichung (cf. diese
Wochenschr. 1890. No. 46a) meiner Versuche mit einem neuen Heu-
verfahren gegen Tuberculose haben viele Aerzte das Mittel erhalten
und sind dadurch in den Stand gesetzt, sich durch eigene Versuche
mit den Eigenschaften desselben bekannt zu machen. Soweit ich die
bisher hierüber erschienenen Publikationen und die an mich gelangten
brieflichen Mittheilungen übersehe, haben meine Angaben im Grossen
und Ganzen volle Bestätigung gefunden. Darüber, dass das Mittel
eine spezifische Wirkimg auf tuberculöses Gewebe ausübt und in-
folgedessen als ein sehr feines und sicheres Reagens zum Nachweis
versteckter und zur Diagnose zweifelhafter tuberculöser Prozesse ver-
werthet werden kann, ist man wohl allgemein einig. Auch in Bezug
auf die Heilwirkung des Mittels wird von den meisten berichtet, dass
trotz der verhältnissmässig kurzen Dauer der Kur bei vielen Kranken
schon mehr oder weniger weitgehende Besserung eingetreten ist. In
nicht wenigen Fällen soll, wie mir berichtet wurde, selbst Heilung
erzielt sein. Nur ganz vereinzelt ist behauptet, dass das Mittel nicht
allein bei zu weit vorgeschrittenen Fällen gefährlich werden könne,
was man ohne weiteres zugeben wird, sondern dass es den tuber-
culösen Prozess geradezu befördere, also an und für sich schädlich
sei. Ich selbst habe seit anderthalb Moniten Gelegenheit gehabt,
an etwa 150 Kranken mit Tuberculose der verschiedensten Ali; im
städtischen Krankenhaus zu Moabit weitere Erfahrungen über die
Heilwirkung imd die diagnostische Verwendung des Mittels zu sam-
meln, und kann nur sagen, dass alles, was ich in letzter Zeit gesehen
SckBtadmpfuig, künstl. Infektionsknuikheiten, Entwickelimgshemmung etc. g5
habe^ mit meinen froheren Beobachtungen im Einklang steht, und
SS ich an dem, was ich früher berichtete, nichts zu ändern habe 0-
Solange es nur darauf ankam, meine Angaben auf ihre Bich-
zu prüfen, war es nicht erforderlich, zu wissen, was das Mittel
enthalt und woher es stammt. Es musste im Gegentheil die Nach-
prüfdng um so unbefangener ausfallen, je weniger von dem Mittel
^bst bekannt war. Nachdem nun aber die Nachprüfung, wie mir
scheint, in hinreichendem Maasse stattgefimden und die Bedeutung
des Mittels ergeben hat, wird es die nächste Aufgabe sein, das Mittel
aQch über den bisherigen Bereich der Anwendung hinaus zu studiren
und womöglich die Prinzipien, welche der Entdeckung desselben zu
Grande liegen, auch auf andere Krankheiten anzuwenden. Diese
Aufgaben verlangen selbstverständlich die volle Kenntniss des Mittels,
und ich halte deswegen den Zeitpunkt für gekommen, dass nach
dieser Richtung hin die erforderlichen Angaben gemacht werden,
was in Folgendem geschehen soll.
Ehe ich auf das Mittel selbst eingehe, halte ich es zum besseren Ver-
standniss der Wirkungsweise desselben für geboten, ganz kurz den Weg
anzugeben, auf welchem ich zur Entdeckung desselben gekommen bin.
Wenn man ein gesundes Meerschweinchen mit einer Beinkultur
von Tuberkelbacillen impft, dann verklebt in der Regel die Impf-
wunde und scheint in den ersten Tagen zu verheilen ; erst im Laufe
von 10 — 14 Tagen entsteht ein hartes Knötchen, welches bald aufbricht
und bis zum Tode des Thieres eine ulcerirende Stelle bildet. Aber
ganz anders verhält es sich, wenn ein bereits tuberculös erkranktes
Meerschweinchen geimpft wird. Am besten eignen sich hierzu Thiere,
welche 4 — 6 Wochen vorher erfolgreich geimpft wurden. Bei einem
solchen Thiere verklebt die kleine Impfwunde auch an&ngs, aber es
bildet sich kein Knötchen, sondern schon am nächsten oder zweiten
Tage tritt eine eigen thümliche Veränderung an der Impfstelle ein.
Dieselbe wird hart und nimmt eine dunklere Färbung an, und
zwar beschränkt sich dies nicht aüein auf die Impfstelle selbst,
sondern breitet sich auf die Umgebung bis zu einem Durchmesser
von 0,5 — 1 cm aus. An den nächsten Tagen steUt sich dann
immer deutlicher heraus, dass die so veränderte Haut nekrotisch
ist, sie wird schliesslich abgestossen, und es bleibt dann eine flache
Ulceration zurück, welche gewöhnlich schnell und dauernd heilt
ohne dass die benachbarten Lymphdrüsen infizirt werden. Die
verimpften Tuberkelbacillen wirken also ganz anders auf die Haut
eines gesunden, als auf diejenige eines tuberculösen Meerschweinchens.
Diese auffallende Wirkung kommt nun aber nicht etwa ausschliesslich
den lebenden Tuberkelbacillen zu, sondern findet sich ebenso bei den
abgetödteten, ganz gleich, ob man sie, wie ich es anfangs versuchte,
durch niedrige Temperaturen von längerer Dauer, oder durch Siede-
hitze , oder durch gewisse Chemikalien zum Absterben gebracht hat.
Nachdem diese eigenthünüiche Thatsache gefunden war, habe
1) In Besag auf die Dauer der Heilung möchte ich hier anfUhren, dass von den
Kranken, welehe Ton mir Torlftufig als geheilt bezeichnet waren, swei in das Kranken-
haus Moabit zur weiteren Beobachtung wieder aufgenommen sind, und dass sich seit
drei Monaten keine BadUen im Sputum gezeigt haben; auch die physikalischen Sym-
ptome sind bei denselben aUnifthlich vollkommen verschwunden.
Qß Sehatsimpfting, künstl. Infektionskrankheiton, Entwickelangshemmong etc.
ich sie nach alleii RichtuDgen hin weiter verfolgt, und es ergab
sich dann weiter, dass abgetödtete Reinkultaren von Tuberkelba-
dllen, nachdem sie verrieben und in Wasser angeschwemmt sind,
bei gesunden Meerschweinchen in grosser Menge unter die Haat
gespritzt werden können, ohne dass etwas anderes als eine lokale
Eiterung entsteht^). Tuberculöse Meerschweinchen werden dagegen
schon durch die Injektion von sehr geringen Mengen solcher au^e-
schwemmten Kulturen getödtet, und zwar je nach der angewendeten
Dosis innerhalb von 6 ---48 Stunden. Eine Dosis, welche eben nicht
mehr ausreicht, um das Thier zu tödten, kann eine ausgedehnte
Nekrose der Haut im Bereich der Injektionsstelle bewirken. Wird
die Aufschwemmung nun aber noch weiter verdünnt, so dass sie
kaum sichtbar getrübt ist, dann bleiben die Thiere am Leben, und
es tritt, wenn die Injektionen mit ein- bis zweitägigen Pausen fort-
gesetzt werden, bald eine merkliche Besserung im Zustande der-
selben ein; die ulcerirende Impfwunde verkleinert sich und vernarbt
schliesslich, was ohne eine derartige Behandlung niemals der Fall ist ;
die geschwollenen Lymphdrüsen verkleinem sich ; der Ernährungszu-
stand wird besser, und der Erankheitsprozess kommt, wenn er nicht
bereits zu weit vorgeschritten ist und das Thier an Entkräftung zu
Grunde geht, zum Stillstand.
Damit war die Grundlage für ein Heilverfahren gegen Tuber-
culöse gegeben. Der praktischen Anwendung solcher Aufschwem-
mungen von abgetödteten Tuberkelbacillen steUte sich aber der Um-
stand entgegen, dass an den Iigektionsstellen die TuberkelbacUlen
nicht etwa resorbirt werden oder in anderer Weise verschwinden,
sondern unverändert lange Zeit liegen bleiben und kleinere oder
grössere Eiterherde erzeugen.
Das, was bei diesem Verfahren heilend auf den tuberculösen Pro-
zess wirkt, musste also eine lösliche Substanz sein, welche von den
die Tuberkelbacillen umspülenden Flüssigkeiten des Körpers gewisser-
maassen ausgelaugt und ziemlich schnell in den Säftestrom überge-
führt wird, während das, was eitererzeugend wirkt, anscheinend in
den Tuberkelbacillen zurückbleibt oder doch nur sehr langsam in
Lösung geht.
Es kam also lediglich darauf an, den im Körper sich abspielen-
den Vorgang auch ausserhalb desselben durchzuführen und womög-
lich die heilend wirkende Substanz für sich allein aus den Tuberkel-
bacillen zu extrahiren. Diese Aufgabe hat viel Mühe und Zeit
beansprucht, bis es mir endlich gelang, mit Hülfe einer 40 bis
öO^/oigen Glycerinlösung die wirksame Substanz aus den Tuberkel-
bacillen zu erhalten. So gewonnene Flüssigkeiten sind es gewesen,
mit denen ich die weiteren Versuche an Thieren und schliesslich
am Menschen gemacht habe, und welche zur Wiederholung der Ver-
suche an andere Aerzte abgegeben sind.
Das Mittel, mit welchem das neue Heilverfahren
gegen Tuberculöse ausgeübt wird, ist also ein Glyce-
rinextrakt aus den Reinkulturen der Tuberkelbacillen.
In das einfache Extrakt gehen aus den Tuberkelbacillen natür-
1) Derartige Iigektionen gehören sa den einfachsten und sichersten Mittek, am
Eiterungen au erseagen, welche frei von lebenden Bakterien sind.
Schatsimpfimg, kflnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelangshemmaog etc. g7
Ikh neben der wirksamen Substanz auch alle übrigen in 50 ^/o
Glyoerin löslichen Stoffe über, und es finden sich deswegen darin
eme gewisse Menge von Mineralsalzen, fSUrbende Substanzen und
andere unbekannte Extraktivstofie. Einige dieser Stoffe lassen sich
ziemlich leicht daraus entfernen. Die wirksame Substanz ist näm-
hch unlöslich in absolutem Alkohol und kann durch denselben, aller-
dings nicht rein, sondern immer noch in Verbindung mit anderen
ebenfalls in Alkohol unlöslichen Extraktivstoffen ausgefällt werden.
Auch die Farbstoffe lassen sich beseitigen, so dass es möglich ist,
aus dem Extrakt eine farblose trockene Substanz zu erhalten, welche
das wirksame Prinzip in viel konzentrirterer Form enthält, als die
ursprüngliche Glycerinlösung. Für die Anwendung in der Praxis
bietet diese Reinigung des Glycerinextraktes indessen keinen Vortheil,
weil die so entfernten Stoffe für den menschlichen Organismus in-
different sind, und also der Reinigungsprozess das Mittel nur un-
Döthigerweise vertheuem würde.
Ueber die Konstitution der wirksamen Substanz lassen sich
vorlaufig nur Vermuthungen aussprechen. Dieselbe scheint mir ein
Derivat von Eiweisskörpem zu sein und diesen nahe zu stehen , ge-
hört aber nicht zur Gruppe der sogenannten Toxalbumine, da sie hohe
Temperaturen erträgt und im Dialysator leicht und schnell durch die
Membran geht Das im Extrakt vorhandene Quantumder Substanz
ist allem Anscheine nach ein sehr geringes ; ich schätze es auf Bruch-
theile eines Prozents. Wir würden es, wenn meine Voraussetzung
riditig ist, also mit einem Stoffe zu thun haben, dessen Wirksamkeit
sxd tub^'culös erkrankte Organismen weit über das hinausgeht, was
uns von den am stärksten wirkenden Arzneistoffen bekannt ist.
Ueber die Art und Weise, wie wir uns die spezifische Wirkung
des Mittels auf das tuberculöse Gewebe vorzustellen haben, lassen
sich selbstverständlich verschiedene Hypothesen aufstellen. Ich stelle
mir, olme behaupten zu wollen, dass meine Ansicht die beste Er-
U&rang abgibt, den Vorgang folgendermaassen vor. Die Tuberkel-
badllen produciren bei ihrem Wachsthum in den lebenden Geweben
ebenso wie in den künstlichen Kulturen gewisse Stoffe, welche die
lebenden Elemente ihrer Umgebung, die Zellen, in verschiedener
Weise und zwar nachtheilig beeinflussen. Darunter befindet sich ein
Stoff, welcher in einer gewissen Konzentration lebendes Protoplasma
tödtet und so verändert, dass es in den von Weigert als Koagula-
tionsnekrose bezeichneten Zustand übergeführt wird. In dem nekro-
tisch gewordenen Gewebe findet der Bacillus dann so ungünstige Er-
nährungsbedingungen, dass er nicht weiter zu wachsen vermag, unter
Umständen selbst schliesslich abstirbt. Auf diese Weise erUäre ich
mir die auffallende Erscheinung, dass man in frisch tuberculös er-
krankten Organen, z. B. in der von grauen Knötchen durchsetzten
Müz oder Leber eüies Meerschweinchens, zahlreiche Bacillen findet,
während letztere selten sind oder gar fehlen, wenn die kolossal ver-
grösserte Milz fast ganz aus weisslicher, im Zustande der Koagula-
tionsnekrose befindlicher Substanz besteht, wie man es häufig beim
natürlichen Tode tuberculöser Meerschweinchen findet. Auf grosse
J^tfemung vermag der einzelne Bacillus deswegen auch nicht Ne-
krose zu bewirken; denn sobald die Nekrose eine gewisse Ausdeh-
gg Schstzimpfang, künstL InfektioDskrAnkheiten, EntwickelangshemmuDg etc.
nuBg erreicht hat, nimmt das Wachsthum des Bacillus und damit
die Produktion der nekrotisirenden Substanz ab, und es tritt so eine
Art von gegenseitiger Kompensation ein, welche bewirkt, dass die
Vegetation vereinzelter Bacillen eine so auffallend beschränkte bleibt,
wie z. B. beim Lupus, in skrophulösen Drüsen u. s. w. In solchem
Falle erstreckt sich. die Nekrose gewöhnlich nur über einen Theil
einer Zelle, welche dann bei ihrem weiteren Wachsthum die eigent-
liche Form der Riesenzelle annimmt; ich folge also in dieser Auf-
fassung der zuerst von Weigert gegebenen Erklärung von dem
Zustandekommen der Riesenzellen.
Würde man nun künstlich in der Umgebung des Bacillus den
Gehalt des Gewebes an nekrotisirender Substanz steigern, dann
würde sich die Nekrose auf eine grössere Entfernung ausdehnen, und
es würden sich damit die Emährungsverhältnisse für den Bacillus
viel ungünstiger gestalten, als dies gewöhnlich der Fall ist. Theils
würden alsdann die in grösserem Umfange nekrotisch gewordenen
Gewebe zerfallen, sich ablösen und, wo dies möglich ist, die ein-
geschlossenen Bacillen mit fortreissen und nach aussen befördern;
theils würden die Bacillen so weit in ihrer Vegetation gestört, dass
es viel eher zu einem Absterben derselben kommt, aJs dies unter
gewöhnlichen Verhältnissen geschieht.
Gerade in dem Hervorrufen solcher Veränderungen scheint mir
nun die W^irkung des Mittels zu bestehen. Es enthält eine gewisse
Menge der nekrotisirenden Substanz, von welcher eine entsprechend
grosse Dosis auch beim Gesunden bestimmte Gewebselemente, vielleicht
die weissen Blutkörperchen, oder ihnen nahestehende Zellen schädigt
und damit Fieber und den ganzen eigenthümlichen Symptomenkomplex
bewirkt. Beim Tuberculosen genügt aber schon eine sehr viel ge-
ringere Menge, um an bestimmten Stellen, nämlich da, wo Tuberkel-
bacillen vegetiren und bereits ihre Umgebung mit demselben nekro-
tisirenden Stoff imprägnirt haben, mehr oder weniger ausgedehnte
Nekrose von Zellen nebst den damit verbundenen Folgeerscheinungen
für den Gesammtorganismus zu veranlassen. Auf solche Weise lässt
sich, wenigstens vorläufig, ungezwungen der spezifische Einfluss,
welchen das Mittel in ganz bestimmten Dosen auf tuberculöses Ge-
webe ausübt, femer die Möglichkeit, mit diesen Dosen so auffallend
schnell zu steigen, und die unter nur einigermaassen günstigen Ver-
hältnissen unverkennbar vorhandene Heilwirkung des Mittels erklären.
(Deutsche medic. Wochenschrift. 1891. No. 3.)
Neuere Arbeiten über Immumsinings- bezw.
Heilungsversache bei Thieren gegenüber der Infektion
mit Milzbrand-, Tetanus- und Diphtherie-Bacülen.
Ref. Prof. LoeflFler.
(Schloss.)
Behring und Kitasato, Ueber das Zustandekommen der
Diphtherie-Immunität und der Tetanus-Immunität
bei Thieren. — (Deutsche med. Wochenschrift. 1890. No. 49.)
SeliBtiimplbiig, UinitL Infektioiiskrankheiten, Entwiokeltmgfthemmimg etc. g9
Die beiden Verff. theilen die wichtige Thatsache mit, dass
es ihneD gelaDgen ist , bei beiden Infektionskrankheiten sowohl i n -
fizirte Thiere zu heilen, wie die gesunden derartig vorzu-
behandeln, dass sie später nicht mehr an Diphtherie
bezw. am Tetanns erkranken.
Der Stoff, mit HtUfe welches diese Ergebnisse erzielt werden, ist
das Blut oder auch das Blutserum von Thieren, welche gegen Diph-
therie bezw. Tetanus immun gemacht sind. Ueber die Methoden der
Immunisirnng berichten die Verfi. zunächst noch nicht Sie wollen
dieselben später mittheilen. Sie berichten zunächst nur über die
Erfolge, welche sich mit dem Blute immunisirtes Thiere erzielen
lassen in den beiden genannten Richtungen.
Ein gegen Tetanus immunisirtet Kaninchen erhielt 10 ccm einer
ketmhaltigen virulenten Tetanusbacillenkultur, von welcher für
normale Kaninchen 0^ ccm genügten, um dieselben ganz sicher an
Tetanus zu Grunde gehen zu lassen, eingespritzt Es blieb gesund.
Tod dem flüssigen , aus der Carotis entnommenen Blute dieses Ka-
ninchens erhielt eine Maus 0,2 ccm, eine zweite 0,5 ccm in die Bauch-
höhle injizirt. Beide wurden nach 24 Stunden mit 2 Kontrollmäusen
mit virulenten Tetanusbacillen geimpft. — Die beiden Kontrollmäuse
starbt nach 36 Stunden an Tetanus, die injizirten blieben gesund.
Von dem Serum jenes Garotisblutes erhielten 6 Mäuse je 0,2 ccm
in die Bauchhöhla Nach der 24 Stunden später erfolgten Infektion
blieben aDe gesund, die Kontrollmäuse starben nach weniger als 48
Standen an Tetanus.
Die Verfi. haben femer auch therapeutische Erfolge in der Weise
erzielt, dass sie die Thiere zuerst impften und hinterher das Serum
in die Bauchhöhle einspritzten. Nähere Angaben hierüber bringen
sie nicht.
Mit demselben Serum haben sie femer Versuche angestellt,
welche eine enorme giftzerstörende Wirkung desselben beweisen.
Von einer 10-tägigen Tetanuskultur, welche durch Filtriren
keimfrei gemacht war, genügte 0,00005 ccm, um eine Maus nach
4—6 Tagen, und 0,0001 ccm, um eine solche nach weniger als 2 Tagen
sicher zu tödten. 1 ccm dieser Kultur wurde mit 5 ccm Serum des
tetairosimmunen Kaninchens vermischt. Nach 24-stündigem Stehen
erhielten von dieser Mischung 4 Mäuse je 0,2 ccm (0,033 ccm der
Knltar), mithin mehr als das 300 fache der sonst für Mäuse tödt-
lichen Dosis — sämmtliche 4 Mäuse blieben dauernd gesund, die
Kontrollmäuse starben an 0,0001 ccm der Kultur nach 36 Stunden.
Alle Mäuse haben sich dauernd immun erwiesen gegen
wiederholte Impfungen mit virulenten Tetanusbacillen, ja sie haben
auch nicht eine Spur von Erkrankung gezeigt.
Das Serum von Kindern, Kälbern, Pferden, Hammeln und nicht
tetannsimmunen Kaninchen erwies sich gänzlich unwirksam; es
zeigte auch keine tetanusgiftzerstörenden Eigenschaften. Auch das
Bht innerhalb der Ge&sse lebender, nicht immuner Thiere besitzt
keine tetanusgiftzerstörenden Eigenschaften. Das Brusthöhlentrans-
sadat von Kaninchen, welche einer Injektion von 0,5 ccm einer giftigen,
aber keimfreien Tetanuskultur nach 5—6 Tagen erlegen sind, tödtet
in der Dosis von 0,3 ccm Mäuse unter tetanischen Erscheinungen
70 Schatsimpfang, kflnstL InfektionskrankheiteDy Euiwickelttiigshemmnog «te.
ebenso wie die gleiche Dosis des Blutes des tetanusvergifteten Thieres.
Somit haben die Verff. den an die Spitze ihrer hochwichtigen Mit-
tiieilung gestellten Satz bewiesen, dass nämlich „die Immunität von
Kaninchen und Mäusen, die gegen Tetanus immunisirt sind, auf
der Fähigkeit der zellenfreien Blutflüssigkeit beruht, die toxischen
Substanzen, welche die Tetanusbacillen produziren, unschädlich zu
machen".
Die diphtheriegiftzerstörende Wirkung des Blutes von diphtherie-
immunen Thieren, über welche freilich nichts mitgetheilt wird, hat die
Verff. auf die Richtung geführt, in welcher die Unempfilnglichkeit für
Diphtherie zu suchen ist. Aber erst bei der Anwendung der bei
der Diphtherie gemachten Erfahrungen auf den Tetanus sind die
Verff. zu den geschilderten Ergebnissen gelangt, welche in der That
an Beweiskraft nichts zu wünschen- übrig lassen.
Gleichzeitig mit der Arbeit von Behring und Kitasato
erschien in der Berliner klinischen Wochenschrift. No. 49 eine Mit-
theilung von L. Brieger und C. Fraenkel über Immuni-
sirungsversuche bei Diphtherie.
Bekanntlich, sagen die Verfi., gelingt es, Thiere gegen die Einwirkung
pathogener Bakterien zu festigen, auf zwei Wegen, erstens durch ab-
geschwächte Kulturen der infektiösen Organismen und zweitens durch
die keimfreien Stoffwechselprodukte derselben. Beide W^ege sind
von den Verff. eingeschlagen. Eine Abschwächung gelingt leicht
durch Züchtung bei höheren Temperaturen, sowie durch Zusätze von
antiseptischen Mitteln wie Kaliumbichromat und Gentianaviolett zu
Nährlösungen. Die Abschwächung ist aber sehr unbeständig, da die
Kulturen in ganz unberechenbarer Weise plötzlich wieder virulent
werden. Die mit den abgeschwächten Kulturen geimpften Thiere
erkrankten und gingen langsam nach Tagen, Wochen, ja selbst nach
Monaten erst zu Grunde. Die Probeimpfungen mussten deshalb lange
hinausgeschoben werden. Das Ergebniss derselben war das, dass bei
den schutzgeimpften Thieren von einer irgendwie erhöhten
Widerstandskraft nicht die Rede war. Auch die Impfungen
mit natürlichen, d. h. durch längere Kultur auf Agar-Agar abge-
schwächten Diphtheriebacillen hatten keine immunisirende Wirkung.
Auch die Beibringung der aus den Kulturen gewonnenen giftigen
Toxalbumine der Diphtheriebacillen führte zu keinem Resultat. Ja
die mit kleinen Mengen dieser Produkte geimpften Thiere schienen
sogar schneller bei der Probeimpfung einzugehen, als die KontroUthiere.
Durch Beibringung der Kulturflüssigkeit selbst, nachdem
sie durch einstündiges Erhitzen auf 53 ^ keimfrei gemacht war, liess
sich eine gewisse vermehrte Widerstandskraft bei den Meerschweinchen
erzielen. Die Thiere starben bei der Probeimpfung später erst nach
3, 4, 6 oder selbst 9 Tagen.
Erst nach Beibringung grosser Mengen durch Erhitzen un-
wirksam gemachter Kulturflüssigkeit, 10 ccm einer auf 100^ eine
Stunde erhitzten Bouillonkultur, überstanden einige Thiere die Probe-
impfimg, während die Mehrzahl noch erlag, freilich nach längerer
Zeit — bis nach 2V2 Wochen.
Weitere Versuche ergaben, dass 10—20 ccm — je nach der
Grösse des Thieres — einer drei Wochen^alten, eine
SehotiimpftiBg, kttnstl. Infektionskrankheiteii, Entwiekelnngshemmiiiig etc. 71
Stunde auf 60—70^ erwärmten Bouillonkultur der Diph-
theriebacfllen, Meerschweinchen unter die Haut gespritzt, genügen,
um das Thier gegen die nachfolgende subkutane Impfung mit viru-
lenten Bakterien zu immunisiren, doch darf die Infektion mit dem
▼irulenten Material frühestens 14 Tage nach Ausführung
der Schutzimpfung stattfinden. In den ersten Tagen nach der-
selben ist die Empfänglichkeit gegen subkutane Impfungen fast noch
eihöht, dann nimmt <Ue Widerstandskraft zu, so dass die geimpften
Thiere später sterben, um nach 14 Tagen endlich eine vollkommene
zu werden.
Bei der Probeimpfiing auf die durch Zug eröffnete Vulva, wie
sie vom Ref. angegeben ist, erfolgten meist noch diphtheritische Ent-
zändungen bei den schutzgeimpften Thieren jedoch ging kein einziges
der so behandelten Thiere ein.
Der Verf. (G. Fraenkel) neigt sich der Auflassung zu, dass
das Yon den Diphtheriebacillen erzeugte Gift, die toxisch wirkende
und die immunisirende Substanz, zwei verschiedene Körper sind,
deren erstere durch Temperaturen von 55 — 60*^ ihrer spezifischen
Kraft beraubt werde, während letztere wesentlich höhere Hitze-
grade vertrage. Bei 60— 70<^ werde die toxische Substanz gerade
vernichtet, die immunisirende noch nicht wesentlich beeinflusst, daher
sei diese Temperatur die geeignetste.
Therapeutisch ist die auf 60—70^ erhitzte Kulturflüssigkeit
völlig machtlos. Im Gegentheil, mit virulenten Bacillen geimpfte
Thiere, vrelchen man in Abständen von mehreren Stunden die auf
65^ erhitzte Flüssigkeit einspritzt, gehen schneller zu Grunde, als
nicht behandelte Thiere.
Von dem höchsten Interesse ist nun die weitere Mittheilung von
Behring in der Deutschen med. Wochenschrift. Nr. 50: „Unter-
suchungen über das Zustandekommen der Diphtherie-
Immunität bei Thieren."
Behring bestätigt zunächst die Angabe des Ref., dass es Thiere
giebt, Mäuse und Ratten, welche gegenüber dem Diphtheriebacillus
sich einer natürlichen Immunität erfreaen. Darauf geht er über zur
Besprechung der Methoden, mit Hülfe, welcher sich auch Thiere, welche
für Diphtherie sehr empfänglich sind, gegen dieselbe immun machen
lassen :
1) Die Methode von G. Fraenkel hat sich ihm ebenfalls als
probat erwiesen.
2) Zusatz von Jodtrichlorid zu 4 Wochen alten Kulturen im
Verhältniss von 1:500. Nach 16 stündiger Einwirkung desselben
Einspritzung von 2 ccm in die Bauchhöhle von 2 Meerschweinchen.
Nach 3 Wochen Injektion von 0,2 ccm einer Diphtheriekultur, die
4 Tage in Bouillon mit Jodtrichloridzusatz 1 : 5SO0 gewachsen war.
Nach vreiteren 14 Tagen waren beide Thiere immun.
3) Immunisirung durch Stoffwechselprodukte, welche von den
Diphtheriebacillen im lebenden Körper erzeugt werden. Bei den
nach Impfung von Diphtheriebacillen gestorbenen Meerschweinchen
findet sich, wie Ref. zuerst mitgetheilt, sehr häufig ein mehr oder
WCTiger röthlich gefärbtes bacillenfreies Transsudat in den Pleura-
höhlen. 10—15 ccm davon tödten Meerschweinchen meist nach
72 Schntsimpftuig, kfinstl. Infektionskrankbeiteo, Entwiokelnngshemmutifl; eio.
mehreren Tagen. Die Thiere sind regelmässig sehr krank, sie sincl
nicht im Stande, auf den Rücken gelegt, sich schnell zu erheben,
gesunde Thiere. Wenn diese kranken Thiere sich erholt hatten,
vertrugen sie Impfungen mit virulenten Bacillen, welche gesunde
Thiere nach 3—4 Tagen todteten.
4) Immunisirung durch Impfen mit virulenten Bacillen und Auf-
hebung der deletären Wirkungen durch therapeutische Behandlung^.
Diphtherieinfizirte Thiere zuheilen ist an einzelnen Indi-
viduen Behring in Gemeinschaft mit Hofarzt Dr. Boer ge-
lungen durch Goldnatriumchlorid, Naphtylamin, Trichloressigsäure
und Karbolsäure. Am besten wirkte Jodtrichlorid. Von 8 Meer-
schweinchen, die mit 0,3 ccm Kultur geimpft waren, starben 2 nicht
behandelte nach 24 Stunden. 4 Thiere, welche je 2 ccm einer l^/o
bezw. 2^/o Jodtrichloridlösung sofort nach der Infektion an der In-
fektionsstelle erhalten hatten, blieben am Leben. Von 2 Thieren,
welche erst 6 Stunden nach der Infektion behandelt wurden,
starb eins nach 4 Tagen. Bei allen Thieren wurden an den 3 nächst-
folgenden Tagen neue Jod trichlorideinspritzungen gemacht. Später
als 6 Stunden nach der Infektion gemachte Injektionen
gaben keine positiven Resultate mehr. Die überlebenden Thiere
waren stets längere Zeit krank; es bildete sich eine demarkirende
Entzündung, dann ein trockener Schorf, unter welchem sich noch
nach 3 Wochen lebende und virulente Bacillen nachweisen Hessen.
Erst nach vollkommener Vernarbung erwiesen sich mehrere
durch Jodtrichlorid geheilte und ein durch Goldnatrium geheiltes
Meerschweinchen gegen Impfungen mit virulenten Bacillen immun.
Kaninchen gelingt es leichter durch Jodtrichlorid und auch ohne
Aetzschorfbildung zu heilen. Die Behandlung ist noch 24 Stunden
nach der Infektion erfolgreich, wenn Kontrollthiere nach 4 Tagen
sterben. Ob die geheilten immun sind, ist noch nicht festgestellt.
Vorsichtige Versuche am Menschen ergaben, dass das Jodtrichlorid
als Heilmittel für den Menschen sich nicht verwerthen lässt.
Durch alleinige Vorbehandlung mit Jodtrichlorid war Behring
nicht im Stande, Diphtherie-Immunität bei Thieren zu erzeugen, wohl
aber
5) durch Wasserstoffsuperoxyd in schwach schwefel-
saurer 10<*/oiger Lösung. Meerschweinchen vertragen davon
1 : 4000 bis 1 : 2500, Mäuse 1 : 2000 bis 1 : 800, Kaninchen weniger
als 1 : 15000 Körpergewicht. Therapeutische Wirkung besitzt das
Wasserstoffsuperoxyd nicht — im Gegentheil, es macht die Impfung
schneller tödtlich und Kulturen giftiger. War aber das Mittel den
Thieren einige Tage vor der Infektion beigebracht, so zeigte
es sich, dass die Thiere einen mehr oder weniger ausgesprochenen
Grad von Immunität erreicht hatten. An der Infektionsstelle bildete
sich eine pralle Geschwulst, welche als eine schwartige, eine klare,
seröse Flüssigkeit enthaltende Cyste sich darstellte.
5 Kaninchen erhielten am 11., 12., 14. und 17. November je
0,5 ccm Wasserstoffsuperoxyd und am 20. November 0,5 ccm einer
vollvirulenten Bacillenkultur. Das KontroUthier starb nach 24 Stunden.
Von den Geimpften starben eins nach 5 Tagen, 2 nach 7 Tagen,
eins nach 8 Tagen, eins blieb gesund.
K6ae Litteratuir. 73
Die letzte Methode der Immunisirung hat bis jetzt noch kein
AnalogoD, wohl aber beruht eine der Immunisirungsmethoden gegen
Tetanus bei Kaninchen, wie Behring im Einverständnisse mit
Kitasato mittheilt, auf der Vorbehandlung derselben ausschliesslich
oit Jodtrichloridlösungen.
Alle 5 Methoden sind nach Ansicht der Verff.
für den Menschen nicht verwerthbar, sie sind aber im
Stande, zur Erklärung des Zustandekommens der Diphtherie-Immu-
nit&t beizutragen.
Verf. hat experimentell festgestellt, dass die diphtherie-immunen
Thiere sämmtlich im Stande sind, das von virulenten Diphtherie-
badllen in alkalischer Bouillon erzeugte Gift, i. e. durch Filtriren
keimfrei gemachte Kulturflüssigkeit in ihrem Blute sowohl inner-
halb des Körpers, als auch ausserhalb desselben zu zerstören. Die
Thiere, bei welchen die Immunität noch nicht ganz befestigt ist,
siDd nun weniger giftwiderstandsfähig, als die normiden. Durch
wiederholte Injektionen erheblicherer Giftmengen kann die Immunität
irieder yerloren gehen. Von einer „Giftgewöhnung'' kann nicht die
Rede sein.
Diphtherie b a c i 1 1 e n feindliche Eigenschaften besitzt nach den
Untersuchungen Behring's das Blut immuner Thiere nicht.
Ebenso wie bei der Diphtherie ist die giftzerstörende Wirkung des
Blutes telanus-immuner Thiere die causa sufficiens für das Zustande-
kommen der Tetanus-Immunität. Mäuse werden durch das Blut
tetanus-immuner Kaninchen nicht bloss immunisirt, sie werden auch
Dach der Infektion vor der Erkrankung an Tetanus bewahrt, und
zwar auch dann noch, wenn schon mehrere Extremitäten tetanisch
geworden sind und nach den sonstigen Erfahrungen der Tod der
Mäuse in wenigen Stunden zu erwarten ist, falls keine Behandlung
eintritt Selbst dann noch gelingt es mit grosser Sicherheit, die Hei-
lung herbeizuführen, und zwar so schnell, dass schon in wenigen
Tagen nichts von der Erkrankung zu merken ist.
Die Möglichkeit der Heilung auch ganz akut verlaufender Krank-
lieiten ist darnach nicht mehr in Abrede zu stellen.
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Briosi, Q., Per difendersi dalla peronospora della rite. (Relaiione letta nella seduta del
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Oalloway, B. T., and Sonthworth, E. A., Preliminary notes on a new and destmctiv^e
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Prillienz, La pourriture du coeur de la betterave. (Compt rend. de TAcad^mie des
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Vaimnooi, V., Preparazione del miscnglio calce-rameico per la cura della peronospora.
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EntwIeUnngsheminnn; nnd TenüehtuBg der Bakterien und Panslten.
Von der Gölte, £., Weitere Mittheilungen fiber Anilin als Antisepticum. (Medic. Mo-
natsschr. New Tork. 1890. No. 10. p. 476 — 480.)
Inhalt.
Originalmittheilimgott.
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(Orig.), p. 52.
Xirehnor, Martin, lieber die Nothwendig-
keit und die beste Art der Sputumdes-
infektion bei Lungentuberculose. Mit
1 Abbildung. (Orig.) (Schluss), p. 41.
Kloin, B., Ein weiterer Beitrag zur Kennt-
niss der Aetiologie der Orouse Disease.
(Orig.), p. 47.
Smith, Theobald, Einige Bemerkungen zu
dem Aufsatze „Eine Methode der Blut-
entnahme beim Menschen*'. (Orig.), p. 48.
BtoinhAQf, JoliOf, Cytophagns Tritonis.
(Orig.), p. 50.
Boferato.
(Htfporini, Becherches morphologiqnes et
biologiques sur un microorganisme de
I'atmosph^re, le Streptothrix Foersteri
Cohn, p. 59.
Johan-Olion, 0., Gjaering og Gjaeringsor-
ganismer, p. 56.
Protopopoff, V., und Hammer, E., Ein Bei-
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turen, p. 63.
8anf6lico, Fr., Contributo alla biologia e
morfologia dei batterii saprogeni aerobi
e anaerobi, p. 57.
Bohroyor, Zwei FUle von Aktinomykoso
der Bauchdecken, p. 61.
Vemenil, Note sur les rapports de la sep-
tic^mie gangrineuse et du t4tanos, pour
servir k Titude des assodations micro-
biennes virulentes, p. 60.
Sohntiimpfting, kfinitlioho Infektions-
kraakheiton, Entwioklnngthemmiuig
nnd Vemiehtnng der Bakterien
md Pnrntiten.
Xoeh, B., Fortsetzung der Mittheiinngen über
ein Heilmittel gegen Tuberoulose, p. 64.
Loofllor, Neuere Arbeiten über Immnnisi-
rungs- bezw. Heilungsversnche bei Thie-
ren gegenüber der Infektion mit Milz-
brand-, Tetenus- nnd Diphtherie-Badllen.
(Schluss), p. 68 :
Behring, Untersuchungen über das Zu-
standekommen der Diphtherie-Immuni-
tftt bei Thieren, p. 71.
Behring und Kitasato, lieber das Zu-
standekommen der Diphtherie-Immoni-
t&t und der Tetanus-Immunität bei Thie-
ren, p. 68.
Briogor, L., und Fraeokel, 0., lieber
Immunisirungsyersuche bei Diphtherie,
p.70.
Hono Litteratnr, p. 69.
FrommannMhe Bucbdrucker«! (Hanaaim Pöble) in Jena.
Dieser Nummer liegt ein Prospekt von W. Budenberg
in J>artniund, Fabrik von Desinfektions-Apparaten, hei
^ für "^
Bakteriologie und Parasitenkunde.
In Verbindung mit
GfilL Hoflr. Prot Dr. ImM m Mfssor Dr. IMler
tB LdpKlK fB Oreifffwild
herausgegeben von
Dr. O. XJlilizrorxii in Cassel.
-♦#*
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
EL BmiiI. >^ Jen», den 2. Februar 1891. -o- No. 8/4L
FreU ffir den Band (86 Nummern) 14 Mark.
J&hrUcb erscheinen swei Bände.
-«)| Zu besieben darch aUe Buchbandlnngen und Postanstalten. |<^
DU Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten-
btndif richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige
If^maehe utn lAeftrwng von besonderen Abdrücken ihrer Auf-
Mast entweder auf das Manuskript schreiben zu wollen oder
dfreht an den Verleger, Herrn Ousta/v Fischer in Jena, gelangen
zu lassen* Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später
eingOiende Wünsche berücksichtigen zu k&nnen.
Original -Mittheilungen.
Ueber die Vernichtnng von Mikroorganismen durch
die Induktionselektricitat.
Von
ff. Spliker und A. Oottsteln, Dr. med.
in
Berlin/
Während in dem zehnjährigen Zeitraum der bakteriologisdien
Aera die Einwirkung chemischer Agentien auf das Leben der
Bakterien durch rastlose Arbeit in nahezu erschöpfender Weise
Gegenstand des Studiums gewesen ist, hat die Forschung die Ver-
nichtuog der Mikroorganismen durch physikalischeEräfte nicht
m demselben ausgiebigen Maasse berücksichtigt. Die Einwirkung der
78 Spilker ond Oottstein,
einen dieser Kräfte, nämlich der Wärme, ist zwar durch die be-
kannten Untersuchungen von Koch und seinen Schülern so voU-
ständig abgeschlossen, dass kaum etwas wesentliches mehr hinzuzu-
fügen ist, dass die Resultate dieser Untersuchungen die Grundlage
unserer wirksamsten Abwehrmaassregeln gegen die patbogenen Bak-
terien geworden ist, und dass auf ihnen die Hauptpunkte^der Des-
infektionspraxis und eines speziellen Theiles derselben, der chirur-
gischen Asepsis, aufgebaut wurden. Die Wirkungen einer zweiten
physikalischen Kraft, des Lichtes, sind durch die Mittheilungen
von Duclaux, Koch u. A. noch nicht erschöpft, aber gerade in
jüngster Zeit Gegenstand eingehenderer Forschung geworden. Aber
gerade diejenige Kraft, welche der Technik unserer Zeit den beson-
deren Charakter gegeben, die Elektricität, hat bisher, soweit die
Mittheilungen in der Litteratur vorliegen, nicht die eingehende Be-
rücksichtigung erfahren, die ihr wohl zukommt Es liegen zur Zeit,
soweit aus der Fachlitteratur uns bekannt geworden, nur die Mit-
theilungen von Cohn und Mendelsohn über die Einwirkung des
galvanischen Stromes aus älterer Periode der Bakteriologie und die
Veröffentlichungen von Apostoli und Laquerri^re, wie von
Prochownick aus jüngster Zeit vor, in beiden Mittheilungen han-
delt es sich aber weniger um die spezifische Einwirkung der Elektri-
cität, als um die chemische Wirkung der durch Elektrolyse der Flüssig-
keit entstandenen antibakteriellen Substanzen. Ueber die Einwirkung
des der Elektricität verwandten Magnetismus auf Bakterien sind
uns einige höchst interessante, aber nicht erschöpfende Mittbeilungen
von D'Arsonval und D u b o i s ^ ) bekannt. Schliesslich ist in jüngster
Zeit noch eine sehr alte, mit der Elektricitätswirkung eng verknüpfte
Frage, diejenige der Einwirkung des Ozonis auf Bakterien, Gegen-
stand von Untersuchungen nach den modernen Methoden geworden;
da aber die in den Laboratorien von B i n z und WolffhügeM) über
die Ozonwirkung angestellten Untersuchungen zum Theil za nicht aos-
sichtsvoUen Ergebnissen gelangt sind, so ist auch hier ein ab-
schliessendes Urtheil gegenwärtig noch nicht erzielt.
Die in Folgendem wiedergegebenen Versuche beschäftigen sich
mit einer, soweit aus der Litteratur ersichtlich, noch nicht zur Unter-
suchung gekommenen Methode der Einwirkung der Elektricität auf
Mikroorganismen, bei welcher die Mitthätigkeit anderer Kräfte, wie
Wärme oder chemische, durch Elektrolyse entstandene Körper, aus-
zuschliessen ist. Die im Folgenden beschriebenen Resultate scheinen
zu der Folgerung zu berechtigen, dass es sich um eine ganz neue,
nicht magnetische Wirkung der Induktionselektricität handelt. Die
Veranlassung zu denselben war die , dass der Eine von uns
(W. Spilker) bei Gelegenheit von Versuchen, organische Flüssigkeit
durch Induktionselektricität zu behandeln, als Nebenwirkung das Ab-
sterben der in denselben vorhandenen Mikroorganismen beobachtete.
Auf Grund dieses Befundes haben wir dann in der elektrochemischen
Versuchsstation der Herren W. Spilker und G. Löwe hier diese
Frage nach bakteriologischen Methoden seit dem Juni vorigen Jahres
1) Compt. rend. soo. d. biol. 18S6.
2) Referat in dieser Zeitacbr. Bd. VII. p. 850. Bd. VUL p. 778.
Oeber d. Venuehtmig Ton MikroorganUmen dnreli die IndaktionMlektricit&t. 79
in Angriff genommen. Wir sind mit dem experimentellen Theil der
Frage noch nicht zu völligem Abschluss gelangt und gegenwärtig be-
schifkigt, die Verwendung der Ergebnisse für hygienische und tech-
■iscfae Zwecke festzustellen. Der Umstand, dass wir Kenntniss er-
htlteo haben, dass auch von anderer Seite ähnliche Untersuchungen
abgestellt worden, veranlasst uns, schon jetzt mit den von uns er-
haltenen Besaltaten hervorzutreten.
Die von uns benutzte Elektricität war die Induktionselek-
tricität, die geübte Yersuchsanordnung diejenige, dass das zur
Pröfiing gelangende Glasgefäss (Beagensglas oder Glasröhre) mit
Draht spiralig umwunden oder in eine frei hängende Drahtspirale
hineingestellt wurde, durch welche der Strom von einer Dynamo-
naschine oder von Accomulatoren aus hindurchging. Später benutzten
wir aach Thonröhren von grösserem Durchmesser, die mit dem Lei-
tungsdraht spiralig umwickelt wurden und in deren Inneres der zu
mtersachende Gegenstand eingebracht war. Bei dem Durchgang des
Stromes durch den Draht trat eine mit der gewählten Stromstärke
steigende Erwärmung der innerhalb der Spiralen befindlichen Sub-
stanz ein; dieselbe überschritt aber bei den von uns verwendeten
Slromst&rken niemals die für das Wachsthum der Bakterien zuläs-
sigen Grade ; bei den von uns angestellten Versuchen mit pathogenen
Mikroorganismen betrug die höchste je beobachtete Temperatur 36,6^ C.
Im Thonrohr verhinderten wir die bei den erforderlichen Stromstärken
nicht zu umgehende höhere Temperatur durch Einbringung von Eis-
stücken resp. Schnee oder Durchfliessenlassen kalten Wassers. Es
war somit bei den von uns erhaltenen Ergebnissen eine Mitwirkung
der Wärme mit Sicherheit auszuschliessen. — Es galt zunächst fest-
zustellen, ob bei der von uns gewählten Behandlungsmethode über-
haupt eine Einwirkung auf Mikroorganismen stattfindet. Zu dem
Zwecke wurden Versuche mit Aufschwemmung einer frischen Agar-
kdonie von Micrococcus prodigiosus in Wasser gemacht.
Versuch. In einem Kolben sterilisirten destillirten Wassers
wurden einige Oesen einer frischen Agarkultur von M. prodigiosus
in^eschwemmt. Mit dieser Aufschwemmung wurden sterilisirte Glas-
röhren mit ca. 250 ccm Inhalt oder Beagensgläser gefüllt und mit
einer Stromenergie von 2,5 Ampere X h^^ Volt durch 24 Stunden
behandelt. Die Temperatur überstieg niemals 30 ^ G. Nach Schluss
der Behandlung wurden Proben mit dem Platindraht entnommen und
auf Gelatineröhrchen übertragen, dann diese in Pe tri 'sehe Schalen
aasgegossen. Es kam in den Platten zu keiner Entwicklung von
Prodigiosus, während dagegen die unmittelbar vor der Behand-
lung entnommenen Kontrollproben, wie die nach Beendigung des
Versuches aus dem Kolben, welcher die ursprüngliche Aufschwem-
mung enthielt» entnommenen Proben reichliche Entwickelung ergaben.
Ein zweiter in derselben Weise angestellter Versuch hatte das
Reiche Resultat. Dagegen galt das Ergebniss nur für die Auf-
schwemmung des Prodigiosus in Wasser; der Versuch, unter
Benutzung derselben Stromstärke den Prodigiosus in der Nähr-
substanz, Gelatine wie Agar, zu vernichten, misslang; die nach der
Behandlung entnommenen Proben ergaben Entwickelung.
gQ S p i 1 k e r and Oottstein,
Da bei dieser YersuchsanordnuDg noch der Einwand möglich
war, dass das Fehlen von Nährsubstanz das Absterben des Pro-
digiosus im Wasser begünstige, wie das für einige Versuche mit
Rosahefe thatsfichlich der Fall war, so wurden weitere Versuche in
der Weise angestellt, dass die Aufschwemmung des Bacillus zugleich
mit Nährsubstanz dem Wasser zugesetzt, d. h. dass dem Stamm-
kolben mit sterilisirtem Wasser entweder eine ganze verflüssigte Ko-
lonie oder 10 g frische Nährgelatine hinzugefügt wurden. Bei Be-
ginn und Abschluss des Versuches wurden Kontrollproben aus dem
Stammkolben entnommen.
Versuch. 4 Böhrchen mit Aufschwemmung von Prodigio-
sus in Wasser bei Zusatz von Nährgelatine.
a) Behandlung 28 Standen mit einer Stromenergie von 5 Amp.
®) >» * #» »» 1J »» 11 ^" »>
d) „ 1 „ 20 Hin. „ ,» „ „ 12,5 „
Als Resultat ergab sich übereinstimmend bei allen 4 Versuchen,
dass die entnommenen Proben auf der Platte vollkommen steril
blieben, während beide entnommenen Kontrollproben Entwickelung
ergaben. Schon makroskopisch stellte sich ein auffallender Unter-
schied her^ius; während die behandelten Wasserproben im Reagens-
glas farblos blieben, zeigten die unbehandelten und der Stammkolben
nach einigen Tagen eine deutliche Rosafärbung.
Die vier obigen Versuche waren um so beweisender, als zwei
weitere Röhren, in ganz gleicher Weise behandelt, nur dass sie ver-
suchsweise noch mit einer Eisenhülle umgeben waren, um welche
dann die Drähte gewickelt wurden, reichliche Entwickelung von Pro-
digiosus ergaben.
Durch diese Versuche ist einwandsfrei die Mög-
lichkeit bewiesen, Mikroorganismen in wässrigen
Aufschwemmungen durch Induktionselektricität zu
vernichten.
Was aber für Wasser erwiesen wurde, hat nicht in demselben
Umfange ohne Weiteres für andere Flüssigkeiten Geltung. So gelang
es uns nicht, für Milch dasselbe Resultat zu erzielen. Da die An-
führung aller Einzelversuche bei dem negativen Resultat zu weit
führen würde, heben wir nur hervor, dass stets (in mehr als 30 Ver-
suchen) eine Verzögerung der Entwickelung gegenüber der Kontroll-
platte um ein bis einige Tage und eine durch Zählung der entstan-
denen Kolonieen nachweisbare Verminderung derselben sich ergab,
niemals aber eine Sterilisirung oder eine derselben nahekommende
Abnahme der zur Entwickelung gelangenden Kolonieen. Dagegen
ergab sich bei Behandlung von Weissbier nahezu das gleiche Resul-
tat wie bei Wasser. In allen Fällen war die Entwickelung eine höchst
spärliche und ausserdem auf Tage hinaus verzögert.
Da für das Wasser die Möglichkeit der Sterilisirung mit Sicher-
heit bewiesen war, kam es weiter darauf an, den Jfflnfluss der mit-
wirkenden Faktoren zu prüfen. Es kamen deren drei in Frage, die
17tb«r d. Teroklitiiiig roa llikrooiigmiiism«ii durch di« tndaktionselektridUt gl
Stärke des Stromes, die Dauer der Behandlung und der Zustand
der Hdssigkeit mit Bezu^ auf Ruhe oder Bewegung.
Was die Strom stärke betrifft, so haben uns zahlreiche spätere
¥ersoche ergeben, dass man gut thut, nicht unter eine Stärke von
etwa 10 — 12 Ampöre für den Querschnitt der von uns angewendeten
Sökra (3,5 cm) herabzugehen, welcher für weitere Querschnitte ent-
sprechend zu steigern ist. Ueber die Berechnung der antibakteriellen
Wirkung ans dem Querschnitt und der angewendeten Stromenergie
beliftitea wir uns vor, demnächst weitere Mittheilungen zu machen.
YoD ganz wesentlichem Einfluss ist die Zeitdauer der £in-
wirkiing. Waren wir bei unseren ersten Versuchen mit Prodi gio-
sas sieht unter die Zeit einer Stunde herabgegangen, so zeigte
Bch in späteren zahlreichen, zum Studium des Einflusses der Zeit
aagesteUten Versuchen, bei denen wir bald bestimmte Baiiterienarten
dem Wasser zusetzten, bald schon verunreinigtes (Kanal wasser) be-
Dotzten, dass bei einer Behandlung unterhalb der Zeit einer Stunde
loemals eine Sterilisirung des Wassers, sondern ähnlich wie bei
den obengenannten Versuchen an Milch, nur eine Verzögerung
der Entwickelung der Bakterien gegenüber der Kontrollplatte und
eise durch Zählung nachweisbare Verminderung ihrer Menge im Ver-
hältntss Yon 1:6:7 der Kolonieen in der Kontrollplatte sich ergab.
Die angewendete Stromstärke betrug hierbei in allen Fällen höchstens
das MaTJmnm der bei den vorigen Versuchen angewendeten, nämlich
ea. 12,5 Amp^e. Der Querschnitt der Bohren war derselbe wie früher,
aach der zum umwickeln benutzte Draht.
Es bestand nun noch die Möglichkeit, dass, wenn ea auch nicht
gdang, durch die elektrische Behandlung die im Wasser befind-
fiehen Bakterien bei kürzerer Einwirkungsdauer und derselben Strom-
stärke zu vernichten, sie durch diese Einwirkung in ihren Lebens-
cigenschafien abgeschwächt wurden. Zum Studium dieser Frage
wurde eine Versuchsreihe derart angestellt, dass dem zu behandelnden
Wasser geringe Mengen aus Kulturen von Hühnercholera, Mäusesep-
tikämie und M. tetragenus zugesetzt wurden. Vor der Behand-
long wurde jedesmal eine Kontrollmaus mit dem Wasser geimpft,
Bach der Behandlung des Wassers, welche zwischen 10 Minuten bis
sa 1 Stunde schwankte, wurden dann je zwei Mäuse in eine kleine
Hautwunde am Bücken geimpft. Diese Versuchsreihe erforderte das
Ld>en von mehr als 30 Mäusen; denn nur in einem einzigen Falle,
in welchem auf die grosse Menge von 10 Liter sterilisirten Wassers
der Ivhalt einer Kolonie von M. tetragenus vertheilt wurde,
blieben 2 Mäuse am Leben, während die Kontrollmaus und zwei andere
mit behandeltem Wasser geimpfte Mäuse starben. Da die überlebenden
Mftuse zuerst geimpft waren, so ist der Einwand berechtigt, dass
anfangs die Mischung noch nicht genügend war und die ersten
gar kone pathogenen Keime erhalten hatten, um so mehr, als in sämmt-
Kchen übrigen Fällen die mit behandeltem Wasser geimpften Mäuse
gteich den Kontrollmäusen starben, meist gleichzeitig mit ihnen, selten
eine nicht in Betracht kommende Zeit später. Damit ist erwiesen,
dass bei kürzerer Behandlung die Zahl der im Wasser vorhandenen Keime
zwar vermindert, ihre Virulenz aber nicht abgeschwächt wird.
32 Spilker and Gottstein,
Auch die Zahl der im Wasser ursprüDglich vorhandenen Keime
ist ohne Einfluss auf das Ergebniss. Dies wurde erwiesen durch eine
Anzahl von Versuchen, die nach dem Muster des folgenden angestellt
waren.
Versuch. Eine Kultur von Mäuseseptikämie in Gelatine, 14
Tage alt, wird verflüssigt. Hiervon 10 Tropfen auf 10 gm sterilisirtes
Wasser in einem mit I bezeichneten Beagensglas. Von Glas I 10
Tropfen auf 10 g sterilisirtes Wasser in Glas No. II. Von Glas II
ebenfalls 10 Tropfen auf Glas No. III. Aus No. III eine Kontroll-
maus geimpft. Von Glas I, II und III je 2 Oesen auf Reagensglftser
gegossen und zur Konstatirung der Zahl der Kolonieen zu Platten
gegossen. Dann die drei Röhren bei 8,5 Ampere 1 Stunde lang be-
handelt. Die höchste hierbei erreichte Temperatur betrug nach Aus-
weis des Maximalthermometers 35,7^ C. Von jedem der drei Gläser
eine Maus geimpft. Nach drei Tagen s&mmtliche 4 Mäuse todt oder
sterbend.
Gleichwie sich erwiesen hatte, was im Folgenden noch klarer
wird, dass die Stromstärke und die Dauer der Behandlung von maass-
gebendem Einfluss auf das Ergebniss sind, so gilt das auch in hohem
Grade ffir den dritten Faktor, ob das der Behandlung unterworfene
Wasser in Ruhe oder in Bewegung ist Hatten wir schon bei
den oben erwähnten Versuchen mit Milch und Weissbier gesehen,
dass die Verminderung der Zahl der Keime eine grössere wurde, wenn
die Flüssigkeit nicht in der Ruhe sich befand, sondern fliessend er-
halten wurde, so ergab sich für Wasser das Gleiche mit völliger
Regelmässigkeit Wir ordneten die Versuche so an, dass das Wasser
aus einem 10 Liter fassenden Eimer mittelst Gummischlauchhebers
in ein System von 8 mit einander verbundenen Glasröhren geleitet
wurde, an deren letzter ein Gummischlauch mit einer Stellschraube
angebracht war, welche die Ausflussgeschwindigkeit regulirte. Die
Glasröhren waren mit dem Leitungsdraht spiralig umwickelt, sie
wurden durch Füllung mit siedendem Wasser, die Schläuche aber
im Trockenschrank sterilisirt. Die entnommenen Proben wurden mit
der stets gleichmässigen Platinöse oder mit der graduirten Stroscbein-
Rchen Spritze entnommen und in Petri'schen Platten oder Es-
marc haschen Rollröhren untersucht Das gleichmässige Resultat
war, dass, wenn wir zunächst die Flüssigkeitsschicht ruhend bei ge-
schlossenem Hahn, dann fliessend behandelten, derart, dass das
fliessende Wasser, gleich lange der Behandlung ausgesetzt wurde,
wie das ruhende, in den letzten Proben die Kolonieen ausserordent-
lich viel spärlicher und verspäteter aufgingen. Mehrfach fiel es uns
hierbei auf, dass die in dem Ausgangswasser vorhandenen verflüssigen-
den Keime in den nach der Behandlung entnommenen Proben voll-
ständig fehlten. Zum Beweise diene die Anführung zweier Versuche:
Versuch. Zu 10 Liter Kanalwasser wird eine verflüssigte Ko-
lonie von M. tetragenus hinzugesetzt 8 Röhren in 2 parallel
geschalteten Paaren. 50 Ampere, d. h. je 25 Ampere, 4,8 Volt Cir-
culation 3 Liter pro Minute. Kontrollproben vor der Behandlung.
Drei Tage später in Kontrollproben zahllose gut entwickelte
Kolonieen von tetragenus und B. fluorescens liquefaciens,
Ccter d. V«nuchtnng Ton Mikroorguüsmen dnroh di« Indnktionaelektricitlt. g3
B in behandelten Proben erat Zeichen der Entwickdung. Nach 8
hgeo in den behandelten fliessenden Proben zu 50 resp. 70 fest-
haacDde Kolonieen, KontroUröhrchen fast ganz verflüssigt, im nicht
lerfltasigten Theil der Gelatine unzählige kleine Kolonieeu.
Vers ach. Zu 10 Liter Wasser, in welchem aus später ange-
JUrtm Gründen 4,5 g Ferr. album. gelöst sind, eine verflüssigte Kultur
von tetragenus, Kontrollprobe (C). Eine Viertelstunde ruhend
beliandelt (entnommene Probe R.), dann fliesst die ruhende Flüssigkeit
ah, darauf Behandlung fliessenden Wassers bei einer Geschwindigkeit
i«n löO ccm in der Sekunde. 17 Ampere. Keine Erwärmung des
Wassers (entnommene Probe F.). 6 Tage später keine der behan-
ddten Proben aufgegangen. Kontrollproben zahlreiche verflüssigende
BBd nicht verflüssigende Kolonieen seit 3 Tagen. Am 8. Tage erste
EBiwickeliing in R und F. Nach 14 Tagen in R. etwa 5mal so viel
Kolonieen wie in F., keine einzige verflüssigende darunter. Menge
denelbeB durch Zählung bequem festzustellen. Immerhin wurde
auch bei diesen Versuchen bei der Kürze der Einwirkungsdauer eine
Sterilisirong nicht erzielt
Die obigen Versuche haben also festgestellt, dass die Einwirkung
abh&ngig ist von der Stromstärke, der Dauer der Einwirkung und
der Bewegung. Sie haben aber auch das eine Resultat ergeben,
dass unsere ursprüngliche Hoffnung fliessendes Wasser, wie Leitungs-
, mittelst dieser Methode keimfrei machen zu können, sich
bewahrheitet hat Denn da zu diesem Zwecke eine Behand-
long des Wassers von einer Stunde oder weniger nur eine Vermin-
domng und ein verspätetes Wachsthum der Keime, aber nicht einmal
eine Abschwächung derselben erzeugt, eine länger dauernde Behand-
hmg aber grössere Kosten verursachen musste , als die Aufgabe ver-
tragt, so haben wir uns mit der Feststellung obiger Thatsachen be-
gnügt, dass es thatsächlich möglich ist, bei genügend langer Ein-
wirteng Mikroorganismen in Wasser zu vernichten und das Wasser
steril zu machen.
Sind wir bisher bei diesen Was serversuchen nicht zu Resul-
taten gekommen, welche eine Uebertragung auf die Praxis gestatteten,
so haben wir (abgesehen von alkoholhaltigen Flüssigkeiten, über die
wir uns nähere Mittheilungen vorbehalten) für eine andere Flüs^keit
bd Gelegenheit dieser Versuche feststellen können, dass sie sich in
Bezug auf die Vernichtung der in ihr enthaltenen Mikroorganismen
dnrch Elektricität günstiger stellt» als das Wasser, eine Flüssigkeit,
deren so geartete Eigenschaft nicht bloss theoretisch, sondern auch
praktisch von bedeutendem Interesse erscheint, nämlich dasBlut.
Gelegentlich unserer Thierversuche entdeckten wir diese Eigenschaft
des Blutes, dass in demselben pathogene Mikroorganismen schon in
verfaältnissmässig kurzer Zeit durch dessen induktionselektrische Be-
handlung unschädlich werden, und haben diese Thatsache in einer
grösseren Zahl von Versuchen verfolgt Es gelang uns nicht nur
Blutwasser mit pathogenen Keimen bei elektrischer Behandlung von
der Dauer von 5 Minuten bis | Stunde und der früher angewendeten
Stromstärke von ca. 12,5 Amp. derart zu verändern, dass die nach-
herige Impfung auf Mäuse dieselben nicht mehr erkranken liess. Auch
84 Bpllker «nd Gotttteln,
ganze Organstftcke aus den Leichen von M&Qsen, die durch Impfang
mit pathogenen Bakterien septikämisch getddtet waren, ergaben sich
nach entsprechend längerer Behandlung zwischen 12 und 34 Standen
als nunmehr unsch&dlich für M&use. Wenn wir daran denken, dass
es bei 24standiger Einwirkung und gleicher Stromstärke uns nicht
gelang, ganze Kulturen von Prodigiosus in Gelatine oder Agar
irgendwie zu beeinflussen, audi nicht einmal Milch oder Weissbier in
dieser Zeit ganz keimfrei zu machen, so springt der Unterschied bei
den Organstflcken in die Augen. Wir wollen bekennen, dass bei den
von uns angestellten Versuchen eine ganze Versuchsreihe ein ab-
weichendes Resultat ergab, insofern, als uns alle oder fast alle der
jedesmal geimpften Thiere zu Grunde gingen. Die Ursache tHr dies
Scheitern halten wir uns berechtigt, in diesen Fällen in einer Misch-
infektion durch malignes Oedem zu suchen, bedingt durch die äusseren
Umstände eines Neubaues, der (im Sommer) unseren Arbeitsraum and
die Mäusegläser mit einer dicken Kalk- oder Staubschicht bedeckte.
Während dieser Zeit gingen uns alle Mäuse, die eine Hautwunde
hatten, zu Grunde und wir konnten mehrfach, freilich nicht durch
die Kultur, sondern durch mikroskopische Untersuchung des Binde-
gewebssaftes, den Bacillus des malignen Oedems nachweisen. Wir
brachen deshalb damals die Versuche vorläufig ab, um später wieder
unter günstigeren Bedingungen bessere Erfolge zu haben.
Zum Beweis fdhren wir einen Theil unserer Versuche an, sowohl
solche» in welchen wir sämmtliche Thiere am Leben erhielten, als solche,
in welchen das eine oder andere der Versuchsreihe dennoch erlag.
Versuch. Von einer mit Bacillus murisepticus geimpften
und nach 3 Ta^en erlogenen Maus wurde mit Herzblut eine Aufschwem-
mung in sterilisirtem Wasser gemacht und von dieser eine Eontroll-
maus geimpft. Dieses Blutwasser wurde in 2 Proben vertheilt und
No. 1 5 Minuten, No. 2 30 Minuten in der Spirale behandelt. Dar-
auf wurden geimpft von No. 1 1 Maus, von No. 2 2 Mäuse.
Kontrollmaus todt nach 3 Tagen an Mäuseseptikämie. Die
sämmtlichen drei anderen Mäuse blieben andauernd gesund.
Von der Maus, welche zu diesem Versuch das Material gegeben
hatte, wurde gleichzeitig die Milz 22 Stunden im Beagensglase be-
handelt und am nächsten Tage wurden von der Schnittfläche dieser
Milz zwei Mäuse geimpft, welche ebenfalls dauernd gesund blieben.
Versuch. Von einer durch Impfung mit Hühnercholera ge-
tödteten Maus wurde aus den Organen eine Aufschwemmung von
Blut in 10 ccm Wasser gemacht und hiervon eine Kontrollmaus ge-
impft. Das Blutwasser 5 Minuten behandelt und hiervon 2 Mäuse ge-
impft Von diesen Mäusen starb die erste vor der Kontrollmaus,
sie war der erste Fall, bei welchen wir malignes Oedem fanden,
gleichzeitig enthielt das Blut sehr spärliche Hühnercbolerabacilleo.
Die Kontrollmaus starb vor Ablauf des zweiten Tages, sie hatte
ebenfalls neben der Hühnercholera malignes Oedem ; die zweite Maus
dagegen erkrankte nicht und lebte noch einen Monat nach der Impfung.
Versuch. Die Milz einer an Hühnercholera gestorbenen Maos
wurde 12 Stunden behandelt. Eine von ihr geimpfte Maus starb an
I7«ber d. Veraichtoiig Ton MikroorgaBismen dorch die IndnktiontelektneiUU. g5
EBkDerchoIau. Die Behandlungsdauer von 12 Stunden ist also nicht
featgond ge^resen, am die Milz unschädlich zu machen.
Bei Gelegenheit dieser Versuche war es auch, wo wir den oben
genannten Einfluss der Stromstarke auf die Wirkung kennen
leniteD. Die nftchsten hierher gehörigen Versuche machten wir der-
art, dass wir ein Thonrohr von 30 cm Durchmesser umwickelten und
m desseo Hohlraum die Beagensgläschen hineinstellten. Hierbei
stdlte sich heraus, dass fQr die Abtödtung von M. tetragenus
io Blutwasser eine Stromstärke erforderlich ist, welche für den
Dnrcfamesser eines Reagensglases 10 Amp6re überschreitet und für
den des Thonrohres dem entsprechend mehr zu betragen hat. Als
wir das Thonrohr mit einem Strom von 2S Ampere umgaben, fanden
wir, dass sowohl das Blutwasser wie die Organstücke einer an Tetra-
genus gestorbenen Maus ihre volle Virulenz bewahrt hatten und so-
wohl die KontroUthiere, wie die mit den Proben geimpften Thiere
^icbmässig tödteten. Als wir den Strom auf 34 Ampöre verstärkten,
behielten wir bei gleicher Versuchsanordnung zwar nicht alle, aber
einen Theil der geimpften Thiere am Leben. Das Resultat eines
weiteren Versuchs mit Aufschwemmung des Blutes einer an Tetra-
genas gestorbenen Maus, welches wir sowohl mit starkem Strom be-
btndelt, als während der Behandlung bewegt hatten, war, dass die
Eontrollmaus nach 6 Tagen starb, von den 4 nach der Behandlung
geünpften Mäusen aber zwei am Leben blieben, zwei weitere starben.
Bei diesem V^^uche hatte der durch die Erwärmung vermehrte
Widerstand ein rasches Absinken des Stromes von 45 Ampere auf 36 Am-
pÄre hervorgerufen.
Obwohl die Zahl der Blutversuche, welche noch fortgesetzt
werden, nicht besonders gross ist, so ist ihr Gewicht in Anbetracht
der bdcannten und stets durch Kontrollversuche sichergestellten
grossen Empfänglichkeit der benutzten Versuchsthiere für die ange-
wendeten ^kterienarten gross genug, um das auffallend günstigere
Verhalten des Blutes gegenüber der Beeinflussung der in ihm ent-
haltenen pathogenen Keime durch die Induktionselektricität als sicher-
gestellt zu betrachten. Nur ist die Frage noch offen, ob es sich
in diesem Falle um Abschwächung oder Abtödtung der im Blut-
wasser enthaltenen Mikroorganismen handele. Wir sind mit der
Beantwortung dieser Frage noch beschäftigt, und behalten uns vor,
das Ergebniss der nach dieser Richtung in Gang befindlichen Ver-
suche später zu beantworten.
Es lag nahe, den Ursachen dieses verschiedenen Verhaltens im
Blntwasser nachzugehen. An die seit einem Jahre bekannt gewordene
Bgenschaft des Blutserums, Bakterien zu todten, war hier wohl
nicht zu denken, da eben die von derselben Flüssigkeit geimpften
Kontrollmäuse stets zu Grunde gingen. Man konnte eher ein phy-
sikalisches Moment annehmen. Da die letzten Ursachen dieser Wir-
kung der Elektricität vorläufig uns noch ganz unbekannt sind, die
Verwandtschaft der elektrischen Induktionswirkung mit der des Mag-
netismus aber eine Thatsache ist, so lag es nicht allzufem, das be-
obachtete günstigere Verhalten des Blutes mit seinem Eisengehalt
in Zusammenhang zu bringen.
36 Spilker und Gottitein,
Wir gingen daher za einer Versuchsreihe über, bei welcher wir
dem mit Bakterien versetzten Wasser verschiedene lösliche und un-
Uysliche Eisensalze zusetzten und nun dieses selbe Wasser kürzere
Zeit in ruhendem oder strömendem Zustande behandelten. Hierbei
stellte sich heraus, dass die benutzten Salze, wieFerr. sulfuricum,
lacticum, citricum, ohne jeden Einfluss blieben. Ganzanders
und eigenthümlich war aber das Verhalten vonFerrumalbumina-
tum. Setzte man dasselbe in einer Verdünnung von 1 : 1000 einer
Aufschwemmung einer Bakterienart in Wasser zu, bei welcher von
einer antiseptischen Wirkung, wie die Kontrollprobe ergab, auch
nicht die mindeste Bede sein konnte, und behandelte 10 Minuten
lang, so waren die Bollröhrchen oder die Platten noch acht Tage
nach Beginn des Versuches vollkommen steril, während die mit an-
deren Eisensalzen oder ohne solche angesetzten ebenfalls behandelten
Proben schon seit Tagen reichliche Entwickelung zeigten. Regel-
mässig aber etwa am 8. Tage nach geschehener Ueberimpfung trat
eine Bildung einer geringen Zahl von Kolonieen ein, welche der Zahl
nach wenig hinter der in den andern Böhrchen, die ebenfalls elek-
trisch behandelt waren, zurückblieb. Einer der hierher gehörigen
Versuche ist ausführlicher auf S. 83 mitgetheilt.
Eklatant trat die Wirkung bei folgendem Versuch zu Tage, bei
welchem mit einer verhältnissmassig sehr hohen Stromstärke gear-
beitet wurde. Beagensröhrchen mit Leitungsdraht von 2 mm Durch-
messer umwickelt und ein Strom von etwa 60 Amp. hindurchgelassen.
Behandlungsdauer 6 resp. 10 See. Nach 3 Tagen zeigen sich bei
den üeberimpfungen auf Gelatine sowohl in dem KontroUröhrcben
als in dem behandelten unzählbare Kolonieen. Derselbe Versuch
wiederholt, nur wurde dem zu behandelnden Wasser ein wenig Eisen-
albuminat zugesetzt Kontrollprobe nach 3 Tagen sehr zahlreiche
Kolonieen, während die behandelten erst nach 8 Tagen sehr spär-
liche Kolonieen zeigten, die sich in der Folge auch nicht vermehrten.
Wir können für das Verhalten des Ferrum albuminatum keine
Erklärung bringen, denken aber dabei an die von Pfeffer zuerst
beschriebene und neuerdings von Buchner besonders betonte che-
motaktische Eigenschaft einiger Bakterien und halten es nicht
für ausgeschlossen, dass unter der Einwirkung der Induktionselektri-
cität das gelöste Eisenalbuminat ganz andere Wechselbeziehungen
zu den aus Eiweiss bestehenden, in der Flüssigkeit suspendirten Mi-
kroorganismen eingeht, als vor der Behandlung, Beziehungen, welche
nach Aufboren der Behandlung, falls sie nicht anhaltend genug war,
wieder schwinden, aber immerhin die geschilderte bedeutende Ver-
zögerung der Entwickelung zur Folge haben. Wir sind ja überhaupt
nicht in der Lage, für die von uns beobachteten Erscheinungen eine
Erklärung zu geben, wir sind aber auf Grund von Erwägungen üt)er
die Eigenschaft der wirkenden Kraft und auf Grund anderer Beobach-
tungen, über die zu berichten wir uns vorbehalten, zu der Vermu-
thung berechtigt, dass es in letzter Eigenschaft sich um Bewe-
gungsphänomene handelt.
! Obwohl wir nicht behaupten, dass die mit der Eisenalbuminat-
lösung gemachte Erfahrung die einzige Ursache für das Verhalten
Caber d.^Verniehtiing tob Mikroorganiamen durch die IndnktionselektrieitiCt. g*/
ta fiiatwasaers ist» so liegt doch kein Grund vor, diese Eigenschaft
zar ErU&rung nicht mit heranzuziehen. Eine so bedeutende Ent-
«kkelaiigsverzögening der durchaus nicht abgetödteten Keime auf
Aeoi Deueo üährboden dürfte für die Widerstandskraft des Organis*
■BS schon genügen, um der eingedrungenen Feinde Herr zu werden,
ete sie sich vermehren. Es spricht für diese Erklärung auch der
oben angeführte Versuch mit Hühnercholera. Das eine der mit be-
handelteiD Blutwasser geimpften Thiere ging vor dem Kontrollthier
ZQ Grande, im Blute fanden wir Hühnercholera, im Gewebssaft ma-
ttes Oedem ; die Misch infektion hatte das Auskeimen der gewisser-
maassen gelähmten Hühnercholerabacillen begünstigt; das zweite
Thier dagegen ist noch heute nach mehreren Monaten am Leben. Dar-
aus erklärt es sich auch, dass in anderen Versuchsreihen von
4 Thieren uns eins oder zwei doch manchmal zu Grunde gingen.
Jedenfalls lehren uns diese Versuche, dass wir bei Zusatz oder
Gehalt von Ferrum albuminatum in organischen Flüssigkeiten und Gre-
«eben durch die elektrische Behandlung ein wirksames Mittel haben,
die Entwiekelung von Mikroorganismen aufzuhalten oder aufzuheben.
Es lag nahe, die erhaltenen Resultate für die Hygiene, zunächst
f&r die Konservirung organischer Produkte, wie Fische, Fleisch,
Botter, Milch u. s. w. zu erproben. Mit diesen Versuchen sind wir
geg^iwärtig beschäftigt und behalten uns vor, nach Abschluss der-
sdben über die erhaltenen Resultate zu berichten. Da die von uns
zu Thierversuchen benutzten Septikämiebakterien, nämlich Hühner-
diolera und Mäuseseptikämie, sehr nahe Verwandte der Erzeuger
der Seuchen gewisser Uausthiere, namentlich der Schweine sind,
welche in der Frage der Volksernährung eine grosse Bedeutung er-
halten haben, so beabsichtigen wir, sobald es uns gelungen ist, ge-
eignetes Material zu erhalten, auch mit diesem Versuche zum Zwecke
der Abtödtung zu machen und es erscheint uns wahrscheinlich, dass
dasjenige, was wir für das Verhalten des Mäuseseptikämiebacillus in der
Leber und Milz der Maus festgestellt haben, auch für die Organe
grösserer Thiere gelten muss. Denn wir haben festgestellt, dass, was
für das Reagensglas in enger Spirale erzielt wurde, auch für
das mit weitem Lumen versehene Thonrohr bei entsprechend ver-
stärktem Strom zu Recht besteht.
Wenn wir uns die bis jetzt nach dieser Richtung erzielten Er-
gebnisse für eine spätere Mittheilung vorbehalten und uns heute
darauf beschränken, die experimentellen Grundlagen eines Verfahrens
mitzutheilen, von welchem wir uns die Möglichkeit heilsamer Folgen
für die Hygiene der Volksernährung durch Konservirung leicht ver-
derblicher Nahrungsmittel oder Befreiung des Fleisches von patho-
genen Bakterien, sowie durch billige Herstellung bakterienfreien
Wassers versprechen, so wollen wir doch von unseren bisherigen Beob-
achtungen schon jetzt einige Andeutungen machen.
Es liess sich voraussetzen, dass eine physikalische Kraft, welche
im Stande ist, Bakterien in Flüssigkeiten keimungsunfähig zu machen,
auch noch andere Einwirkungen auf organische Sub-
stanzen haben muss. Wir haben dem entsprechend mehrfach
derartige Beobachtungen gemacht, für die wir ebenfalls vorläufig
SS Spilkern. Oottstein, Üeber d. VtrniehtaDg ▼. Mikroorguiismeii etc.
Dicht in der Lage sind, eine Erklärung abzugeben, welche aber auch
von ganz unbetheiligter Seite bestätigt werden konnte.
So konnten wir nachweisen, dass in dieser Weise behandeltes
Weissbier ein viel klareres Aussehen, als nicht behandeltes hatte.
(Von etwaigen Geschmacksveränderungen wollen wir als rein subjek-
tiv absehen.) Dieses Weissbier wird selbst im Sommer bei offenem
Stehen viel später, oft 8 — 10 Tage später kamig, als das Kontroll-
bier. Ebenso behält Butter nach der Behandlung noch nach Wochen
frisches Aussehen, frischen Geruch und Geschmack. Von zwei
Hälften eines Stückes Butter zeigt die unbehandelte Hälfte nach
einigen Wochen einen bis zu 30^/o grösseren Gehalt an freier Sftare,
als die behandelte. Es hält aber schwer, bei dieser Thatsache eben-
falls an eine Bakterienwirkung zu denken.
Ein ganz eigenthümliches Verhalten zeigt die Milch. Wir
haben bei derselben durch zahlreiche Versuche festgestellt, dass hier
das CaseXn früher ausfällt, eis in den KontroUgefässen , die bei
gleicher Temperatur gehalten wurden. Schon aus diesem Grande
eignete sich das elektrische Verfahren also nicht zur Sterilisirung
der Milch. Da wir auf Grund dieser Erscheinung das allgemeinen
Prinzip der elektrischen Wirkung, auch in dem speziellen Falle der
Bakterienbeeinflussung, in einer Eiweissfällung suchten, behan-
delten wir eiweisshaltigen Urin in gleicher Weise ; hier aber blieb das
Eiweiss in Lösung.
Eine weitere eigenthümliche Einwirkung beobachteten wir mehr-
fach auf die Haare des Thierfelles. Das Haar des Mäusefelles fing
an, nach 5stündiger Behandlung sich aufzurichten und behielt diese
Sträubung auch nach der Entfernung aus der Spirale bei Wir haben
uns durch genauere Kontrollversuche überzeugt, dass diese Wirkung
weder auf Rechnung der Austrocknung, noch der Temperatur kommen
konnte.
Zum Schluss möchten wir noch erwähnen, dass wir eine Ein-
wirkung auf das Leben der Thiere selbst nicht nachweisen konnten.
Im Anfang hatten wir freilich einige Todesfälle, aber dies war zu einer
Zeit, als wir die Temperaturwirkung noch nicht sicher ausschlössen.
Als wir später Mäuse ins abgekühlte umwickelte Thonrohr selbst für
mehrere Tage brachten, zeigten sie keine Spur von Erkrankung.
Ebenso mussten wir feststellen, dass, was für Bakterien in der
Flüssigkeit gilt, für solche im lebenden Körper wirkungslos bleibt.
Wir haben geimpfte Mäuse für mehrere Tage ins Thonrohr gebracht
oder deren Gef&ss mit Leitungsdrahtspiralen umwickelt; sie sind un-
beeinflusst von der Einwirkung stets zur vorschriftsmässigen Zeit zu
Grunde gegangen.
Berlin, 3. Januar 1891.
Tobcafy QeneratioDi- n. WiithsweohMl unserer einheim. Gymoospor-Arten. g9
Oenerations- und Wirthswechsel unserer einheimischen
Gynmosporangium- Arten und die hierbei auftretenden
Formverandemngen.
Von
Dr. C. Ton Tubeui;
Privatdooenten an der UniTersitXt M&uchen.
mt S AbUldnn^n.
•
Ueber wenige Pilzgattungen herrscht trotz vielfachster Bearbei-
tung immer noch eine so grosse Unklarheit, wie Aber die Gymno-
spwangien.
Die geringen mikroskopischen Unterschiede und das Bestreben,
die einzelnen Spezies, welche auf verschiedenen Wirthspflanzen
sich finden, nach dem Verhalten der Aecidienperidie zusammenzu-
fiassen, bat diese Unklarkeit jederzeit vermehrt. Der einzige Weg,
die Kenntniss der verschiedenen Spezies durch Kultur auf verschie-
denen Wirthen und unter anderen Verhältnissen kennen zu lernen,
wie die Beobachtung der Objekte in allen Stadien, kann nur zum
2ele f&hren.
Reess 1), welcher in dankenswerthester Weise die bis Jan. 1869
bekannten Thatsachen zusammenstellte und auf zahlreiche Lücken
au&nerknam machte, kam leider nicht dazu, selbst Infektionen aus-
snf&hren. Es mochte dies auch weniger nöthig erscheinen, da R e e s s
von der Gattung Gymnosporangium damals noch folgende An-
sicht haben konnte : „Die Gattung Gymnosporangium ist durch
Oersted's Untersuchungen die bestumschriebene und vollständigst
gekannte nicht allein der Goniferen bewohnenden, sondern fast sämmt-
Mcher Rostpilze geworden. Einem wohlcharakterisirten , der Uredo
dgenthflmlicher Weise entbehrenden, fast ausschliesslich die Juni-
perus-Arten bewohnenden Teleutosporenformgenus mit einer auf
2 Jahre vertheilten Entwickelung (Gymnosporangium DO.)
hat sich ein gleichfalls durch gemeinsame auffällige EigenthQmlicb-
keiten ausgezeichnetes A e c i d i e n formgenus (R o e s t e 1 i a im Sinne von
Fries S. V. 510), sämmtliche Pomaceen bewohnende Aeci dien um-
fassend, als metoecische 2. Generation angereiht. Auch innerhalb
ier wohlbegrenzten Gattung sind die einzelnen Arten gut unter-
schieden und ist die Zusammengehörigkeit der entsprechenden Teleuto-
gporen- und Aecidienformen durch Eulturversuche sichergestellt.
(Von dner einzigen in dieser Beziehung vielleicht noch offenen Frage
mag bei der speziell betheiligten Art die Rede sein)/^
Den ersten Schritt zur exakten Erforschung machte durch zahl-
reiche Infektionsversuche und Abbildungen Oersted').
1) Die Rostpilsformen der deatechen Coniferen,
t) Litteratnr siehe em Schlosse.
90 Tabeuf,
In der ZusammenstelluDg von Reess finden wir die Gmppimng
hauptsächlich auf die Untersuchungen dieses Forschers gestützt.
Reess hatte damals in der Weise gruppirt, dass er zu G. f u s g u m
(Sabinae) auf J. Sabina (Oxycedrus, virginiana, phoe-
nicea, Pinus halepensis) die Roestelia cancellata auf
Pirus communis zog.
Er Hess dabei die Frage offen, ob auf den verschiedenen Wirthen
der Teleutosporenform nicht auch verschiedene Spezies stecken.
Zu G. conicum auf Junip. comm. wurde die Roestelia
cornuta auf Sorbus Aucuparia, torminalis und Aronia
rotundifolia gezogen. — Hier finden wir die Angabe, dass die
Aecidienflaschen auf Aronia kurz, auf S. Aucuparia lang
seien, worauf ich später noch zurückkommen werde. —
Zu G. clavariaeforme gehörten 2 Roestelien, nämlich die
R. penicillata auf Pirus Malus, silvestris, Sorbus Aria
u. S. Chamaemespilus, wie die R. lacerata auf Crataegus
Oxyacantha, lobata und melanocarpa etc, wie auch Mes-
pilus germanica u. s. f.
Oersted warf R. penicillata und lacerata zusammen
zu G. clavariaeforme, weil er Spermogonien auf Apfel,
Aecidien auf Crataegus, beide von 6. clavariaeforme, er-
halten hatte. — Dass dies unberechtigt war, werde ich noch zeigen. —
Durch die Verschiedenheiten derRpenicillata und lacerata
einerseits, wie die Beschreibung der Teleutosporen von G. conicum
(lang spindelförmig!) andererseits war R. Hart ig veranlasst, ein
Gymnosporangium, welches er in den Alpen fand und mit
welchem die Diagnosen der beschriebenen Gymnosporangien nicht wohl
stimmen wollten, für eine neue Spezies zu halten, mit welcher er
Sorbus Aria infizirte und als Erfolg die R. penicillata erhielt
Damit schien diese Roe st eliaform untergebracht zu sein, und
Hartig nannte den Pilz Gymnosporangium tremelloides.
— Durch Infektionsversuche, welche unterdessen von verschiedenen
Seiten ausgeführt wurden, zeigte es sich, dass mit demselben Gym-
nosporangium sowohl Sorbus Aria und Pirus Malus, wie
auch Aronia rotundifolia und Sorbus Aucuparia mit Er-
folg infizirt werden können.
Durch weitere ausgedehnte Versuche habe ich nun neuerdings
gefunden, dass bei Infektionen mitG. clavariaeforme der Erfolg
insofern ein wesentlich verschiedener ist , als bei der einen Pflanze,
welche erfolgreich infizirt wurde, es nicht weiter wie bis zur
Spermogonienbildung, bei der anderen zu kurzen, stark zerschlitzten,
bei den dritten zu geschlossenen langhalsigen Aecidien kam. Kurz
es wurde von mir konstatirt, dass dasselbe Gymnosporangium
verschiedene Formen der Roestelia erzeugen kann, und dass femer
verschiedene Gymnosporangien auf dieselbe Wirthspflanze mit Erfolg,
aber mit verschiedenem Erfolge infizirbar sind.
Nach diesen Thatsachen muss die Roestelia penicillata
auf Pirus Malus und Sorbus Aria und wobj auch Sorbus
Chamaemespilus zu Gymnosporangium conicum=: juni-
perinum =tremelloides gezogen werden, und die neue Spezies
GaMntions- n. Wlrthtwaefaael unserer einheim. Oymnosponuigiaiii-Arteii. 91
& tremelloides kann als solche nicht besteben bleiben. Dagegen
■öcfate ich vorschlagen, den Namen G. tremelloides beizubehalten,
Badidem sowohl 6. conicum wie O. juniperinum gerade durch
die Bedeatong des Namens schon zu so vielen Verwechselungen Ver-
aohssung war^ nachdem der Name O. tremelloides am meisten
aaf den Cbariürter des Pilzes hindeutet und so denselben Zweck er-
reicht, wie der Name des 6. clavariaeforme — und nach-
dem endlich ein Blick auf das bei Reess aufgestellte Verzeichniss
der Synonyma und die Erklärung von Reess selbst zeigt, dass
er zam Theil unter Hintansetzung von Prioritätsansprüchen alle
den Wirthspflanzen entnommenen Namen kassirt und dafür je den
ältesten anderweitig begründeten Speziesnamen einführte, und
zwar am Verwechselungen zu verhüten. Aus demselben
Grunde aber möchte ich „conicum^^ kassiren und „tremelloi-
des^* dnftihren.
Die Unterschiede der Gymnosporangien sind ganz leicht an der
Teleutosporenform zu unterscheiden. Ebenso einfach ist es
aber, sie an der blossen äusseren Erscheinung zu erkennen.
Ein Blick auf die Figuren, welche sowohl die Sporen wie auch die
oft sehr yerschiedenen Entwickelungsstadien der ganzen Pilzpolster
darstellen, kann uns hiervon schon überzeugen.
Zar genaueren Unterscheidung diene noch Folgendes:
Gymnosporangium Sabinae kommt in Deutschland nur
auf Juniperus Sabina vor. Die einzeln aus den angeschwollenen
Zweigstellen (sie erscheinen auch an den jüngsten blattbedeckten
Trieben) kommenden chokoladebraunen , kegelförmigen Zäpfchen er-
scheinen schon im Mai, sie quellen bei Regen stark auf und sehen
dann gefeldert aus, weU die Sporen an der Oberfläche der Zapfen
beim Quellen von der helleren Masse der gequollenen Stiele in
kleinere Partieen aus einander gepresst werden, wie dies alle Figuren
bei Oersted etc. deutlich zeigen.
Sie yerquellen dann aber weiter zu einem gelbbraun en, zähen
Schleim, der nun grössere Astpartieen überzieht, bei gutem
Wetter zu einer dünneren, braunen Haut zusammentrocknet und
schliesslich abMt.
Die Zäpfchen lösen sich schon beim ersten Quellen vom Zweige
ab und hinterlassen eine scharf umschriebene, runde, hellgelbe Narbe.
Die Sporen unterscheiden sich wie bei allen Gymnosporangien
in dunkle, dickwandige und hellere dünnwandige, welche Eienitz-
Gerloff als Teleuto- und Uredosporen auffasst. Alle sind aber der
Hauptform nach mehr breit kegelförmig, wie die von G. tremel-
loides (conicum) und nicht lang spindelförmig, wie die von
6. clavariaeforme.
Die dickwandigen sind nach Reess 38— 49ju lang und ca 25 ju
breit, die dünnwandigen bis 55 ju lang und 18 ii breit, was ich un-
ge&hr bestätigen kann. Ihre genauere Beschreibung wolle bei Reess
und Oersted nachgelesen werden, wie auch die Beschreibung der
Sporidien, Spermogonien und Aecidien (Gitterrost), welche auf Birn-
blättem erscheinen und nicht mit den anderen Gymnosporangien
verwechselt werden können. —
92 Tubeüf,
Weniger gut bekannt sind 6. clavariaeforme undG. trem e 1-
loides (conicum).
Das erstere erscheint schon in den ersten Apriltagen in hell-
gelbe, einzelne Zäpfchen, die sich bald vergrössern, bei Bj&g^^
dann stark aufquellen und Zungenform annehmen; einzelne ver-
schmelzen mit einander zn breiteren Bändern, bei Trockenheit schnim-
pfen sie zu wurmförmig gekrümmten, einzelnen Figuren ein und fallen
ab. Sie erscheinen axii den stark angeschwollenen Zweigen. £>ie
Sporen sind viel heller, wie die der beiden anderen Arten und
sehr lang spindelförmig gestreckt. Die dickwandigen haben eine
Länge von 86 — 96 und eine Breite von 12 — Ißf^ij die dünnwandig^en
werden bis 106 ju lang und sind 13— 14jt£ dick.
Abnorm kleinere und grössere Formen sind übrigens bei beiden
stets zu finden.
Die Keimung ist durch Kienitz-Gerloff (Botan. Ztg. 1888.
S. 389) und die Verschiedenheiten auch durch EOrnike (Hedwigia.
Bd. XVI. S. 27) und V.Di et el (Hedwigia. Bd. XXVIII. S. 22 und 99)
bekannt. Eine Verbreitung der Sporen durch Ameisen, welche
Kienitz vermuthet, kann ich nicht bestätigen. —
Was nun vor Allem G. tremelloides (conicum, juni-
p er in um) anlangt, so ist sein Vorkommen hier bei München räum-
lich getrennt von dem des 6. clavariaeforme. Es erscheint erst
bei Hessellohe, findet sich daselbst schon sehr häufig und ist im
Gebirge überaU massenhaft zu sehen.
G. clavariaeforme findet sich hier nördlich von Gross-
hessellohe in den Isarauen rein und in Massen.
Das G. tremelloides verändert während seiner Entwickelungs-
zeit seinen Habitus weit stärker, wie irgend ein anderes Gymno-
sporangium, und können daher die Entwickelungsformen leicht
für verschiedene Spezies gehalten werden.
Schon Mitte April sind hier die dunkel-chokoladebraunen Polster
(nicht einzelne Zapfen, wie bei G. Sabinae) zu finden, welche zwi-
schen den Rindenschuppen hervorkommen und in diesem Stadium lange
Zeit verharren. Diese braunen Polster sind sehr zähe, schwer abzu-
lösen, trocken und wie kurzer, steifer Pluche an ihrer Ober-
fläche. Es finden sich hier zunächst nur Sporen mit derben Wän-
den auf langen Stielen, unter deren Schutz sich die dünnwandigen
dann bilden. Erst im Mai bis Anfang Juni tritt die Vergrösserung
und das Aufquellen der zusammenhängenden Polster zu grossen, galler-
tigen Klumpen und Lappen ein, welche an der Ober-(Aussen-)Seite
noch dunklere Punkte (die dickwandigen Sporen), sonst aber eine
mehr gelbbraune Gallerte (besonders die Stiele) zeigen. Zu dieser
Zeit tritt, wie bei den anderen Gynmosporangien, die Bildung von
Promycelien und Sporidien im Polster ein. Die Gallerte trocknet
dann zusammen und hinterlässt grosse, hellgelbe Flecke auf den
knorpelig zu grossen Beulen aufgeschwollenen Aesten zurück.
Dieses Gymnosporangium wirkt pathologisch weit inten-
siver, wie die beiden anderen , denn während bei den anderen der
befallene Zweig sich meist noch sehr lange am Leben erhält und
oft eine ganze Reihe von Beulen zeigt, tritt hier vielfach schon im
dcBcnUkni»- «. Wlrthswaduel nxiMrer einheim. Oyinnosporaoginm-Arten. 93
ersteo Jahre der Tod bei dem betreffenden Zweige ein, so dass man
im Frühling sehr yiele todte Zweige an den befallenen Wadiholder-
bisdien findet; ein anderer Theil erhält sich allerdings am Leben
nd entwickelt an den nicht abgestorbenen Theilen der Beule seine
Pflista:' im nächsten Jahre wieder.
Die Aeeidlen der Gymnosporangien sind schwer an und
ftr sich zu unterscheiden. Das Bestreben, sie nach äusseren Merk-
malen Yerschiedenen Spezies zuzutheilen, fahrte zu ebenso falschen
Besultaten, wie die Annahme, durch einen Infektionsversuch bis zum
Auftreten der Spermogonien k5nne auf eine bestimmte Roestelienform
und die Zusammengehörigkeit dieser mit dem Infektionsmaterial ge-
sddossen werden.
Ich habe vielmehr gefunden, dass ich mit Gymnosp. clava-
riaefornoie auf Crataegus eine Roestelia erziehen kfuin, welche
man nach der äusseren Erscheinung sofort fQrR cornuta halten
mfisste. Es ist femer bekannt, dass die Roestelien aufSorbusAucu-
paria und Aronia zwar durch dasselbe Gymnosporangium
erzeugt, aber verschieden ausgebildet sind, und wiederum anders er-
scheinen dieselben auf Pirus Malus. Femer habe ich gefunden,
dass das Gymnosp. clavariaeforme zwar Spermogonien auf
Sorbus Aucuparia entwickelt, aber nicht zur Aecidienbildung
sdirdtet, dass es auch auf Sorbus latifolia sich entwickelt, aber
bis in den Juli hinein fast nur kleine, gelbe Erhebungen auf der
Blattunterseite und schliesslich einige Aecidien bildete mit nur
äusserst kurzer, unscheinbarer Peridie, dass also auch von
ihm nicht die R. cornuta auf dem Sorbus zu erwarten ist.
Aehnlich scheint es Rdthay mit der Infektion auf Sorbus tor-
minalis gegangen zu sein, von der Räthay aber annahm, dass sie
XU der auf Sorb. torminalis sonst zu findenden Roestelia
gehöre. — Es sind daher die Roestelien nicht nach der Wirthspflanze
allein und nicht nach ihrer äusseren Gestalt allein zu unterscheiden.
Wie weit die Bemerkung Farlow's hier von Bedeutung ist,
dass in Amerika an der Küste von Maine die typische R. cornuta
mit Gymnosporangium clavariaeforme (in Europa dagegen
mit 6. conicum) auftrete, während G. conicum nicht da vor-
komme, wo die typische cornuta auftrete, ist nicht zu sagen.
Ich kann um so weniger Gewicht hierauf legen, weil im Referate der
Arbeit die Wirthspflanze der R. cornuta nicht angefahrt wird.
Ueber die bisherigen Versuche kann man sich aus folgenden
Tabellen orientiren. (Siehe Tabellen auf Seite 94.)
Wir erhalten dagegen einfacher die Zugehörigkeit des
G. clavariaeforme zu den verschieden geformten Roeste-
lien (meist die Form R. lacerata) auf Crataegus-Arten (auf
welchen auch noch G. fuscum nach Plowright vorkommen soll
[ob Aecidien bildend?]).
6. conicum auf Sorbus Aucuparia, Pirus Malus,
S. Aria die R. cornuta und penicillata bildend, und zwar
auch hier in verschiedenen Formen. Auch auf Cydonia eine
CL Bd. 7
94
Tabenf ,
Infektionen mit den deutschen Gymnosporangien«
1) Gymnosporangium clavariaeforme auf Juniperus
comm. ergab:
Auf Holsart:
CraUMgus Ozyaeanth;
Pims commanis
Crataegus toment.
„ Ozjac. und
moDogyna
Pirus comm.
Sorbus torm.
Pirna Malus
Amelanohier
Crat Ozyac.
Grat grandifl.
sangninea
nigra
Cydonia vnlg.
Sorbus Aucup.
Sorb. latifoUa
}
}
Aecidienform
rasp. Spermogonieu:
Maoli Autor
?
Piowrlght
Thaxter
B. lacerata
B4tha7
BoesteUa ?
»1
Spermogonien
•
»1
Oersted
R. lacerata x
Thaxter
B. laoer. und oomuta
Tnbenf
B. lacerata
it
Spermogonien
M
Spermogonien
»»
Spermog. und Aeeidien
V
2) Gymnosporangium tremelloides (conicum) auf
Juniperus c o m m. - Zweigen und -Nadeln ergab:
Auf Holzart.
Sorbus Aucuparia
Aronia rotundifolia
Pirus Malus 1
Sorbus Aria j
Cydonia vulg.
Sorb. Aucup.
Pir. Malus
Amelanchier canadensis
Sorbus Aria
Pirus Malus
Sorbus torm.
Sorb. Chamaemesp.
Aecidienform
resp. Spermogonien:
B. comuta
Kurze Aeeidien
Spermogonien
BoesteUa ?
?
Spermogonien
Boest. comuta
B. penidUato
Aecid. penicillatum
?
B. penidUata
Nach Autor:
B&thay
Bithayn.Plowright
Plowright
Thaxter
Hartig
Kawaschin
Auf Holsart:
3) Gymnosporangium Sabinae (fuscum) auf Junip.
Sabinae ergab:
Aecidienform :
resp. Spermogonien :
Pirus conununis
Crataeg Oxyacantha
MespUus germ.
Nur Pirus oomm.
Pir. comm.| Michauxii,
tomentosa.
Zu den amerikanisehen Gymnosporangien ist die Tabelle von
Thaxter zu vergleichen. (S. bot. Centralbl 1890.)
}
B. canoellata
»
Nach Autor:
P lowright
Oersted, De Bary
B4thay, Tnbenf n.a.
cfr. Beess.
Q^nenJäoBa' u. Wirthswechsel nnserer •inbeim. Gymnotporangiiuik-Arten. 95
Boestelia bfldend, ferner auf Aronia rotundifolia ebenfalls
Aeddien bildend.
Ferner, dass G. clavariaeforme auf Amelanchier ebenfalls
lar Aeddienbfldang (lacerata Thaxter) kommt, dass es auf
Cydonia, Sorbus-Arten und Pirus communis (?) (nach
Oersted, entgegen meinen Versuchen, auch auf Pirus Malus)
waügstens bis zur Spermogonienbildung gedeihen kann.
Die Bezeichnung der Boestelienformen wird daher
am besten ganz kassirt werden.
Gemeinsam l&sst sich dagegen sagen, dass die Peridienzellen des
6. clavariaeforme stets weitlumiger, heller, mit nur gekömelten
Winden versehen sind, und dass die eine am Ende in und über die
andere greift, was von der Fläche wie von der Seite zu erkennen ist.
Dass die Innenmembran bedeutend verdickt ist, was bei Verschieden-
heiten im Fenchtigkeitsgrade das Rückwärtsrollen der regelmässig
Ober einander gestellten Zellen veranlasst.
Bei der Peridie von B. cornuta auf Sorbus sind die Zellen
mehr durch einander und weniger reihenweise angeordnet, sie haben
daher auch mehr seitlichen Halt. Bei B. penicillata beim Apfel
reissen sie ebenso aus einander wie bei lacerata, die Aecidien sind
nur etwas breiter. Gemeinsam fürG. conicum scheint nur zu sein,
dass die Zellwände mehr strichförmig zusammenhängende
Wandverdickungen zeigen.
Sehr viele Infektionen mit dem gleichen sonst so erfolgreich
wirkenden Hateriale von G. clavariaeforme zu gleicher Zeit und
deichen Verhältnissen hatten auf Pirus Malus, Sorbus Aria,
Sorbus Chamaemespilus und Mespilus, ich möchte sagen
einen beweisend negativen Erfolg.
Wenn demnach Oersted ^s Erzielung von Spermogonien auf
Apfel mit Gymnosp. clavar. richtig war, so zeigt dies jeden-
fjidls nur ein seltenes, schlechtes Gedeihen auf Apfel, deutet aber
gewiss nicht auf Aeddienbildung hin, welche beim Apfel wohl nur
von Gymn. conicum zu erwarten ist.
Wie es mit Bäthay's Beobachtung von besonderen Aecidien
auf Bimblättem und deren Zugehörigkeit zu Gymnosporangium
clavariaeforme steht, lässt sich aus den kurzen Angaben nicht
ersehen.
Ebenso steht es mit dem Infektionsversuche Plowright's mit
G. Clav, auf Pirus communis. Vielleicht ist es auch nicht an-
ders mit Plowright's Infektionen des Gymnosp. Sabinae
(fuscum) auf Crataegus Oxyacantha und Mespilus ger-
manica, während Plowright glaubt, es seien in Gymnosp.
fuscum zwei Spezies versteckt.
Bäthay erzielte ausdrücklichen Misserfolg auf diesen Holz-
arten. Mir ging es bis jetzt ebenso, während die Infektion von G.
sabinae auf Pirus communis sehr leicht gelingt. (Die Sper-
m<^nien entwickelten sich bei mir in 14 Tagen.)
Von der Ansicht ausgehend, dass genauere Publikationen spe-
zieller Infektionsversuche und ihres Erfolges die Arbeit des Folgen-
1*
96 Tubenf,
den und seine Einsicht wesentlich erleichtern, will ich hier mebe
Versuche mit Gymnosporangium clavariaeforme anführen.
Dieses Gymnosporangium kommt hier in den Isanoen in
grossen Massen vor; der ein dichtes Unterholz in den mittel-
waldartig bewirthschafteten Auen bildende Wachholder zeigt oft ein
Dutzend Beulen, welche die langen gelben Zungen radial abstehen
lassen. Sie erscheinen schon Anfangs April in Inirzen Zäpfchen, wie
die gelbe Zunge eines grossen Käfers, etwa des Hirschkäfers; bei
feuchtem Wetter quellen sie gallertig an zu clayariaähnlicben langen
Bändern, die bei Trockenheit zu zierlich gelben Fäden zusammen-
schrumpfen. Mitte Mai waren dieselben noch in voller Entvnckdung
an den Stämmchen zu finden. Mitte Juni war von den Sporen keine
Spur mehr zu entdecken.
Die ersten Infektionen führte ich am 7. April aus im Ealthause
unter Glasglocke. In 13—14 Tagen waren Blätter und Triebe von jun*
gen Crataegus Oxyacantha-Pflanzen auf beiden Seiten dicht
mit gelben Spermogonien besetzt, wo bis zum 6. Juni bereits Aed-
dien reiften.
Der ganze Entwickelungsgang dieser Generation dauerte dem-
nach gerade 2 Monate.
Gleichzeitig infizirte Sorbus Au cuparia -Zweige zeigten erst
am 23./24 April Spermogonien, also in 16—17 Tagen, somit später
wie bei Crataegus.
Die Spermogonien, welche ich auf 3 verschiedenen Zweigen unter
verschiedenen Glocken und später an einer Topfpflanze erhielt, stinunten
genau mit jenen auf Crataegus ttberein — es entwickelten sich
aber in keinem Falle Aeddien. Infektionsversuche im Freien brachten
mir keinen Erfolg.
Infektionen am 17. April im Garten auf Crataegus- und Sor-
bus - Arten blieben ohne Erfolg, ebenso solche am 23. April auf ver-
schiedene Sorbus-, Crataegus- und Pirus-Arten. Gleich-
zeitig angestellte im Glasbause fSrderten bis 3. Mai Spermogonien
auf Crataegus Oxyacantha, also in 11 Tagen.
Infektionen an Stöcken im Feuchtraume gaben auf Crataegus
Oxyacantha vom 2.— 10. Mai, auf Sorbus Aucuparia vom
2.— 12. Mai Spermogonien.
Die Aecidien dieses nun im Zimmer gehaltenen Crataegus
wie eines unter der Glasglocke gehaltenen Keimlings derselben Pflanze
lieferten Aecidien, welche grau, lang flaschenförmig und vielfach hom-
artig gekrümmt waren ; ich werde auf dieselben zurückkommen.
Mit demselben Infektionsmateriale wurde am 2. Mai im Garten
mit Erfolg infizirt
Crataegus nigra zeigte schon einige Spermogonien am 10.
Mai, noch mehr dann am 13., an diesem Tage hatten sich solche
massenhaft auch auf Crataegus Oxyacantha, grandi-
flora, sanguinea undCydonia vulgaris entwickelt, während
sich auf Sorbus latifolia (mehr Aria wie torminalis) we-
niger bildeten.
Die auf Gydonia wurden wie die auf Cr. grandifl. grössten-
theils von Schnecken und Baupen gefressen, welche, wie es schien,
GcBflrmftipiift. a. Wirthsweebsel unserer eiDbeim. GTrono^poranKinin« Arten. 9?
gerade die gelben SteUen aufenchten. (Die Uredosporengallerten da-
gcgeD werden selbst auf den höchsten Wachholderzweigen von Tau-
aeadfässlem noch aufgesucht.)
Dm Zweig von Cr. sanguinea, welcher die infizirten Blätter
trag, brachte vorzeitig Nectria cinnabarina zum Verwelken.
Viele Exemplare von Gr. Oxyacantha und Cr. nigra da-
gegen entwickelten die allerdings langhalsige, dann aber sich bis zur
Bisis zertheilende Peridie, welche am 8. Juni schon völlig geöffnet
var und at&nbte.
Es hatte die Entwickelung von Anfang Mai bis Anfang Juni
gedanert.
Ein Besoch der Isarauen zeigte, dass Mitte Juni auch dort reife
Aeödien zn finden waren, daneben aber auch unreife und viele gelbe,
goehwoUene Flecken, auf denen es nicht zur Aecidienbildung ge-
hoBimeo war.
Wahrend es nun an fast allen Crataegus pflanzen zur über-
reicUichen Bildung von Aecidien kam, bildeten die von Schnecken
^mchonten^, allerdings wenigen, jedoch dicht mit Spermogonien be-
setzten Cydoniab^tter und Sorbus Aucupariablätter weiter
lÄchta, die von Sorbus latifolia aber dicke, gelbe Zapfen auf
der Blattnnterseite, welche theilweise Anfang Juli tief versenkte Ae-
ädien mit ganz kurzen und unscheinbaren Peridien bildeten.
Eäne Infektion auf die Kotyledonen von Crataegus Oxya-
cantha ergab die Bildung von Spermogonien, aber keine Aecidien,
obwohl die Cotyledonen noch wohl erhalten waren, als die Aecidien
auf den Bl&ttem erschienen.
Zu bemerken ist hier, dass die verschiedenen Blattseiten zur
BOdmig von Spermogonien und Aecidien nicht, wie z. B. bei Reess
fBHenommen wird, unterschieden werden, sondern dass beide auf bei-
den Blattseiten und rings um den Stengel und Blattstiel sich bilden.
Ebenso erschienen die Spermogonien auch auf beiden Eotyledonen-
ükhen.
Die Aecidien auf Crataegus Oxyacantha, welche durch
Gr. clavariae forme erzogen waren, sind in der Natur und bei
mein^ Infektionen im Freien nicht so langhalsig, wie solche der
Ifflra&erinfektionen, sie sind auch nicht so sehr gekrümmt, wie hier
eine grosse Anzahl. Alsbald zerschlitzen sie in L&ngsfasem, welche
theils ziemlich regelmässig nach auswärts gekrümmt sind (wie bei
R penicillata), theils mehr wirr durch einander gelegen erscheinen
(mehr wie es für R lacerata beschrieben wird). Die Peridie zer-
schlitzt aber grOsstentheils bis zur Basis. Schliesslich reissen die
ioaseren Theile der Peridie vielfach ab, so dass nur ein kürzer Ba-
Bdkranz stehen bleibt. Bei den im Zimmer kultivirten Exemplaren
entwickelten sich die Aecidien zu sehr langhalsigen (bis 10 mm
Wg^n) und vielfach stark gekrümmten Flaschen (wie die Roeste-
Hacornuta sie bildet).
Nur wenige derselben öffneten sich mit einer runden Oefihung
an der Spitze oder erhielten einzelne, kleine Längsrisse, die meisten
blieben vollkommen geschlossen und waren so noch im Juli. Die
feiDgekOmdte Peridienwand und das weite Lumen, sowie die regel-
9g Gihmog.
m&Bsigere Anordnuog der Peridienzellen , welche an der Basis kurz,
sonst langgestreckt waren, stimmte mit den laceraten Aecidien im
Freien überein.
Wasser auf dieselben gebracht, veranlasste ein sehr starkes Zer-
reissen der Peridie in lange Lappen. Es geht aus diesem Versuche
hervor, dass zur OeJOTnung der Peridie der Begen noth wendig ist ; die
Abwechselung von Regen und Trockenheit und speziell das Quellen
und Strien veranlasst die stärkere Krtlmmung der verdickten Innen-
wand und somit das Auswärtsbiegen der einzelnen Streifen. Die
direkt über einander stehenden Peridienzellen haften aber dadurch
fest an einander, dass sie schamierartig in einander greifen. (Reese
sagt noch „die Zellen sitzen mit schiefen Wänden über einander, aber
ohne einwärts vorspringenden Wulst der oberen Kante^\ welchen
Re ess nur für 6. Sabinae annimmt) Dies geschieht dadurch, dass
die untere Peridienzelle mit einem ausbiegenden Vorsprunge einen
Theil der nächst oberen bedeckt und dass vielfach ein zapfenähn-
liches Ende der oberen in das obere Ende der unteren noch einge-
senkt ist.
(SehluM folgt)
Referate.
HaniBen, Emil Chr., Untersuchungen aus der Praxis der
Gährungsindustrie. Zweite, vermehrte und neubearbeitete
Auflage, mit 14 Abbildungen. Heft 1. München (Oldenbourg's Verlag)
1890.
Im Jahre 1888 erschien die erste Auflage dieses Werkes^), worin
der Verf. die für die Praxis verwendbaren Resultate seiner ex-
perimentellen Studien über die Hefenarten niederlegte, indem er eine
ausführliche Darstellung der Reform in der Gährungsindustrie gab,
welche seine wissenschaftlichen Arbeiten hervorgerufen haben. Die
Hauptabschnitte des Buches behandeln : Die Hefereinzucht im Dienste
der Industrie; die gewonnenen praktischen Resultate; die fabrik-
mässige Darstellung reingezüchteter Hefen; die Reinzuchtapparate;
über die Filter ; die Ueberführung der Hefe in den Reinzuchtapparat
und deren Verwendung ; Beobachtungen über Brauereihefearten ; über
die praktische Untersuchung des Bieres in den Lagerfässern rück-
sichtlich seiner Haltbarkeit.
Die jetzt vorUegende neubearbeitete Auflage, welche um 22 Seiten
vergr^tesert wurde, enthält eine Reihe von neuen Beobachtungen über
die Physiologie der Hefenarten. Aus diesen seien hervorgehoben die
Untersuchungen über die Lebensdauerder Hefezellen in Bierwürze, in
Rohrzuckerlösung und in Filtrirpapier ; das Resultat des Verf.'s ist
dieses, dass Kolben mit Saccharoselösung im allgemeinen als das beste
1) Ref. in dieser Zeiteohr. Bd. IV. 1888. No. 19. p. 68S.
Dextrin b« d«r Oihnuig. 99
AofbewahroQgBmittel f&r die verschiedenen Hefenarten aozusehen sind.
Die zymotechnischen Laboratorien können daher mit Sicherheit Sanim-
langea von den verschiedenen Heferassen auf diese Weise aufbewahren,
ms auch schon bisher an vielen Orten geschah.
Von besonderem Interesse sind ferner des Yerf.'s BeobachtuDgen
aber den Einflnss weinsaurer, zuckerhaltiger Flüssigkeiten auf gewisse
Hefenarten. Die Methode Pasteur's zur Reinigung der Hefe, so wie
sie von seinem Anhänger Veiten angegeben wird, besteht darin, dass
Bau die Stellhefe längere Zeit in Zuckerlösung mit einem Zusätze von
Weiasftare kultivirt. Die Versuche, welche darüber von Hansen an-
gestellt wurden, haben nun festgestellt, dass diese Bebandlungsweise
zur Reinigung der Brauereihefe unbrauchbar ist, denn die Krankheits-
kefeo werden dadurch in ihrer Entwickelung eben begünstigt; man
erreicht also das GegenUieil von dem, was man beabsichtigt
Ein neuer Abschnitt im Werke bildet die übersichtliche Darstel-
lung des Verf.'s Untersuchungen über die bei den Hefenarten auftre-
tcnden Variationserscheinungen und deren Bedingungen.
In Betreff der übrigen sehr vielen neuen Beobachtungen und
kritischen Bemerkungen sei auf das schöne, gediegene Werk selbst
hingewiesen. Jörgensen (Kopenhagen).
Baa, A., Ueber die scheinbare Zunahme des Dextrin-
gehaltes in Bierwürzen während der Gährung, so-
wie über die Bestimmung der Dextrose und des
Dextrins in ihnen. (Wochenschr. f. Brauerei. 1890. No. 42.)
Die Beobachtung Hansen 's, dass es eine Gruppe von He-
fenpilzen gibt, welche nur eine geringe Alkoholmenge in der Bier-
würze hervorbringen und dass dies davon herrührt, dass sie wohl
den Invertzucker der Würze vergähren können, dagegen nicht die
Maltose, wurde vom Verf. benutzt, um experimentell darzuthun,
dass die scheinbare Zunahme des Dextringehalts in der Würze im
Verlauf der Gährung durch die Gegenwart einer oder mehrerer
Zackerarten bedingt ist, welche ein höheres Reduktionsvermögen
g^enüber Fehling'scher Lösung besitzen, als die Maltose, welche
beim Invertiren mittelst Salzsäure Dextrose bleiben oder in solche
übergeführt werden und welche von den nicht invertirenden He-
fenarten, z. B. Saccharomyces apiculatus, die nicht Maltose
ve^ährt, vergohren werden.
Bei Anwendung der gewöhnlichen analytischen Methode für
die Bestimmung der Maltose in der Würze erhält man also immer
zu grosse Zahlen, indem man den ganzen Zuckerinhalt als Maltose
berechnet, und da die Dextrinbestimmung von der Maltosebestim-
muDg abhängig ist, so erhält man durch die Dextrinbestimmung
io der nicht vergohrenen Würze zu niedrige Zahlen. Will man
eine genaue Dextrinbestimmung geben, so muss man also erst die
Würze für Dextrose untersuchen. Da die chemisch- analytische
Methode hier nicht hinreicht, so hat also der Verf. die genannten
Beobachtungen Hansen's für eine physiologisch-analy-
tische Methode benutzt, indem er als analytisches Reagenz absolut
f^e Kulturen von Saccharomyces apiculatus verwendete.
]^00 Dextrin b«E dw Gihmng. <~ Hef«trfibe Biere.
Die Würze wurde bei hoher Temperatar sterilisirt, welche
lang nach des Verfassers Untersuchungen — im Gegensatze zt
Behandlung durch Chamber! and -Filter — keinen Cinflui
auf den Inhalt der Würze von Zucker und Deztrinen hatte. £111
Probe der sterilen Würze wurde nach der gewöhnlichen Bf etbod
für Maltose nnd Dextrin untersucht; der Best der Würze vranf<i
mit einer Reinkultur von Sacch. apiculatus geimpft und nacl
vollendeter Oährung wieder analysirt
Die Analysenbefunde, auf diesem neuen W^e erhalten, bestä-
tigen im Wesentlichen, dass die Zunahme des Dextrins in der
vergohrenen Würze nur eine scheinbare ist. Nach der G&hrung der
sterilisirten Würze mittelst Sacch. apiculatus ist die schein-
bare Zunahme des Dextrins, ebenso gross, als bei Anwendung ge-
wöhnlicher Bierhefe.
Der Verf. schliesst aus seinen Untersuchungen, dass die Haupt-
menge des durch den Sacch. apiculatus verg&hrbaren Zackers
Dextrose ist, und dass dieser Pilz die vorhandene Dextrose voB-
st&ndig vergährt.
Da die Berücksichtigung des Verhältnisses zwischen Maltose
und anderen Zuckerarten in der Würze ohne Zweifel dazu beitragen
kann, gewisse Vorgänge in den alkoholischen Gährungen zu be-
leuchten, so wird mit Recht vom Verf. hervorgehoben, dass die
Analyse der Würzen mittelst einer der von Hansen gefundenen,
die Maltose nicht vergährenden Hefenarten neben der wis8enscbaf^
liehen Erkenntniss der Zusammensetzung dieser Flüssigkeit auch
für die Praxis von Bedeutung sein wird.
Er schlägt daher vor, die Gährnng der Würze durch Sacch.
apiculatus als ein Glied mit in die Analyse hineinzuziehen.
Jörgensen (Kopenhagen).
SchwanhSuser , Beitrag zur experimentellen Unter-
suchung der Ursache der Gesundheitsschädlich-
keithefetrüber Biere. (Inaug.-Diss.) Greifswald 1890.
Verf. will durch seine Arbeit mitwirken an der Entscheidung
der neuerdings mehrfach aufgeworfenen Streitfrage: Ist die nach
Genuss sog. „hefetrüber^^ Biere häufig, wenn auch durchaus nicht
immer, ai^retende Gesundheitsstörung in Form einer akuten Gastri-
tis und Gastro-Enteritis die Folge einer Beimischung von
Hefe in lebens- und entwickelungsfähigem Zustande und also eine
Beaktionserscheinung der Magen-Darmschleimhäute gegen den Reiz
der auf ihnen wuchernden Sprosspilzzellen, oder sind die genannten
Digestionsstönmgen auf toxischem Wege erzeugt durch Einver-
leibung von un vergohrenen oder theil weise vergohrenen Besten der
Maltose, welche bei gewissen , disponirten Konstitutionen Magen-
Darmkatarrh verursachen können?
Verf. fixirt zuerst den Status praesens dieser Frage, indem
er die bisher erschienene Litteratur, wie sie in der zuletzt erschienenen
Arbeit von Simanowsky (Archiv f. Hygiene. Bd. IV) zusammen-
getragen ist, kritisch resümirt Die Autoren theilen sich in solche,
welche der Hefe eine ganz spezifische Wirkung axd den menschlichen
B«foMb« Bi«r«. 101
Bd tkierifldien Oi^^anismus zoschreiben uod nach Einverleibung per
«6 nsp. Injektion gröeserer Mengen von Hefe ins Blut und ins Pen-
ftseom Zustände eintreten sahen, welche, wie Grote, Strauss
nd Popoff behaupten, an Abdominaltyphus erinnern und durch
oieo fA^n Fäolnissprozessen sehr nahestehenden Vorgang*^ entstehen
soUeo (Popoff). Auch Simanowsky (s. oben) kam nach Ver-
nden, welche er an sich und zwei Versuchspersonen mit hefetrübem
Sere machte, zu dem Resultate, dass bei Genuss derartigen Bieres
{roher oder spater stets gastrische Erscheinungen einträten, wobei
er allerdingB zugeben muss, dass vorzugsweise Personen mit bereits
bestehendem Magenkatarrh hierzu besonders disponirt seien. Diese
nntsache erklärt S. damit, dass nach Leube bei Magenkatarrhen
der Zacker sehr lange im Magen verweile, wodurch die Ansiedelung
Ton Hefepilzen begünstigt wfirde. Dem gegenüber nimmt P e 1 1 e n -
kofer in einem Nachwort zu der S.'schen Arbeit eine entschieden
ablehnende Stellung ein, indem er daran erinnert, dass in Weissbieren
uod gährendem, sog. „pitzelndem^ Weinroost enorme Quantitäten vctn
Hefe ohne eine nennenswerthe Gesundheitsstörung konsumirt würden.
Es müssen also noch gewisse Nebenbedingungen erfüllt sein, um
äü hefetrübes Bier gesundheitsschädlich zu machen ; ausserdem habe
Simanowsky ausschliesslich mit sehr jungen, wenig vergohrenen,
also noch maltosereichen Bieren seine Versuche angestellt, wodurch
er gleich mit der Hefe noch eine reichliche Menge einer vorzüg-
lichen Nährflüssigkeit dem Magen einverleibt habe. Es sei ferner
noch nicht bewiesen , dass ein ausreichend vergohrenes, hefehaltiges
Bier auch and dann nur wegen seines Hefegehaltes schädliche
Wiikungen haben könne. Und wenn schliesslich in der Hefebei-
mischong allein die Ursache des Gastricismus angenommen werden
wUte, so sei es noch ganz unbekannt, ob es sich hier um den Sac-
charomyces cerevisiae handele, oder ob nur gewisse „wilde^^
ans der Luft stammende Hefearten pathogen seien , die im trüben
ffiere bald vorhanden wären, bald fehlten.
Letztere Frage durch das Platten- und Reinkulturverfahren zu
e&tsdieiden, unternahm nun Schwanhäuser, in der Meinung, dass
bei gelungener Darstellung verschiedener Hefearten aus dem hife-
liuheQ Biere in Beinkultur auch die für jede Hefeart charakteristi-
schen Gährungsprodukte gefunden und auf ihre pathologische Wirkung
einzeln i^eprüft werden könnten. Denn verschiedene Hefearten ver-
gabren Bierwürze verschieden und namentlich über die Gährungs-
produkte der sog. „wilden'^ Hefen sei noch wenig bekannt.
Schw. arbeitete mit dem Inhalte einer dem hygienischen Institute
Greifewald übergebenen Flasche hefetrüben Bieres, nach dessen Ge«
Tsm eine Dame unter Erscheinungen lebhafter Verdauungsstörungen
«trankt war. Aus diesem Biere, das in der Flasche einen Boden-
^tz, wie auch eine ObeHlächenhaut , bestehend aus Hefezellen von
verschiedener Form zeigte, isolirte nun Schw. mittelst des Platten-
faüturverfahrens auf Pflaumengelatine — Bakterien konnten nach
den üblichen Methoden nicht nachgewiesen werden — 2 scharf von
einander unterscheidbare Hefearten, von denen die eine sich als
Saccharomyces cerevisiae, die andere als eine fremde, anschei-
102
Hefetrübe Biere«
nend mit dem Saccharomyces Pastorianas III Hansen iden-
tische sich erwies. Verf. suchte nun zuerst nach differentieil-diagnosf^i-
sehen Merkmalen, um das Vorhandensein der einen oder der anderen
dieser beiden Hefeformen auf kulturellem Wege ad oculos demon—
striren zu können , da morphologische Unterschiede nach Hanse n
zur feineren Hefediagnose ohne Werth seien und auch die von J 5 r -
gensen (Gährungsindustrie etc. 1880) angegebenen Dififerenzen der
Sprossungsgrenze , sowie der Zeitgrenzen für die Ascosporen —
Bildung nicht so ganz sicher, sowie schwer demonstrirbar seiea.
Nachstehend die vom Verf. gefundenen, für die Differentialdiagnose
verwendbaren kulturellen etc. Unterschiede:
Nährböden
SacehATomyoes cerevisUe
Saccharomyces Pastor. HL H.
Pflaomengela-
tine
Nicht gehopfte
Bierwürae
Bierwflrzegela-
tine
10<>^ Nähr-
gelatine
l7o Traaben-
anckeragar
Wfirseagar
KartoffelD, ge-
kochte
0,5 % Alkali-
Bierwfirsege-
latine
Neatraliairte
Bier Würzege-
latine
Saure Bier-
würaegelatine
Verfl&ssigt nicht. Kultur gut;
riecht nach Wein.
Starker Weingeruch.
Nach 14 Tagen ist die Ko-
lonie weiss, feuchtgl&nsend,
Aber das N&hrsubstrat her-
-vorgewölbt. Auf der Ober-
fläche fingerartig in die Höhe
gewachsen, biegt nach Er-
reichung von 8 — 3 mm Höhe
bogenbildend auf die Ober-
fläche des Nährbodens su-
rllck. Rand der Kultur scharf
abgesetzt, fast glatt im mi-
kroskop. Bilde; Striohkultn-
ren weiss, dick auftragen.
Auf Platten und Strichkul-
turen Wachsthnm langsam,
schlecht.
Wachsthum gut.
Kultur feucht, dick, schmu-
tsig , grauweiss aussehend ;
riecht nach Alkohol.
Kultur weiss, dick aufliegend.
Wachsthum ziemlich gut.
Auf dem Impfstrich in die
Höhe dick wachsend, mehr als
auf saurem Boden. Rand fein
gekerbt. Geruch: Alkohol.
Bei 2,5% Acidität kein
Wachsthum mehr; bei 0,8 7o i
Gähmngamaximum. i
Verflüssigt nach 10 Tagen Pflaumengela-
tine , Kultur vorsfiglieh ; riecht nach Käse
und Leim.
Geruch nach Käse und verdorbenem Leim.
Breitet sich der Fläche nach aus, kein
Dickenwachsthum , von trockenem, graa-
websem Aussehen, kreisrund, in der Mitte
eine Ideine Kuppe, die nach dem Rande
treppenförmig abfUlt und dort durchschei-
nend grau aussieht. Mikroskopisch zeigt
die Kultur am Rande kurze, kömige Vor-
sprünge. Strichkulturen flächenhafk, grau-
weiss und trocken aussehend.
Aeusserst schlechtes Wachsthum, oft gar
nicht.
Wachsthum gut.
Wächst flachf trocken, helles Grauweiss;
riecht nach altem Käse.
Kultur wächst in die Fläche, trocken, grau-
weiss.
Wachsthum schlecht.
Ausbreitung ohne Dicke, fläohenhaft
beiden Seiten des Impfstrichs.
zu
Erträgt höhere Säuregrade, als der S. cerev.,
üppige Kultur bei 2 % Aoiditf t Gährungs-
maximum bei 1 ^o Acidität.
Hefetrfibe Biere. 103
Morphologisch zeigten sich ebenfalls prägnante Unterschiede der
beideD Hefearten unter dem Mikroskop, namentlich an Präparaten,
fddie Kartoffelkultaren entnommen waren: die Zellen des Sacch.
cereTisiae. erscheinen gross, kugelig oder oval; im Innern 7 — 8
lörnchen, zum Theil in den Vakuolen lebhaft tanzend. Die Zellen
desPastorianus sind kleiner, meist wurstförmig und enthalten ent-
weder nur 1 Kömchen im Innern einer Vakuole tanzend oder 2 — 3
iD d^ Polen der Zelle sich gegenüberliegend. Die Färbung (beide
Alten färben sich nach Gram, am BcKSten mit konz. alkohol. Fuchsin-
IfisoDg und 1 <Vo Essigsäure da ; Tuberkelbacillenfärbung nehmen beide
nicht an) ergab keine Differenzen. Nur in der Hautbildung waren
Doch Unterschiede vorhanden, indem in 4 Tagen auf Kulturen des
Pastorianus in mit H3PO4 angesäuerter Peptonbouillon eine
Haot erschien, auf den Kulturen der Cerevisiae während 3wöchent-
ficher Beobachtung jedoch nicht.
Mit den Reinkulturen der bisher beschriebenen Hefearten, welche
man aus Gemischen derselben stets wieder rein gewinnen konnte,
wurden bei einer Reihe von Mäusen, Meerschweinchen und Katzen
InliektionsYersuche theils durch subkutane EinfQhrung in eine Haut-
tasche, ÜLeUs durch Fütterung gemacht, aUe jedoch mit negativem
Besoltate. Verf. ging deswegen zu Versuchen mit Gemischen von
beiden Arten über, erhielt aber ebenfalls ein negatives Resultat
Jetzt versetzte Verf. , nachdem er ebenfalls resultatlos eine Würze-
knltar des Saccharomyces Pastorianus getrunken, 21 Fla-
schen Eldenaer Bier mit je 2 ccm der Würzekulturen von S a c c h a-
romyces Pastorianus und 12 Flaschen mit ebensoviel Sac-
charomyces cerevisiae. Nur das mit der ersteren Hefe versetzte
Bier wmrde sofort trübe, zeigte auf allen Flaschen schon am zweiten
Tage Anfang der Hautbildung, welche nach weiteren 2 Tagen voU-
Btftndig war; dagegen wurden die mit Saccharomyces cere-
visiae geimpften Flaschen sofort wieder klar, indem sich ein weisser
Bodensatz von Hefe absetzte, von welchem einzelne klare Gasbläschen
aoistiegen. Von diesem Biere tranken Schw. und zwei Freunde
jeier täglich zwei Flaschen., ohne eine nennenswerthe Reaktion zu
spüren. Auch im Geschmack unterschied sich das geimpfte Bier
üitht von dem ungeimpften Kontrollbier.
Diese Versuche ergaben vor der Hand also keine definitive Ant-
lort auf die Frage nach der Grundursache der Gesundheitsstörungen
nach Genuss hefetrüber Biere. Immer bleibt noch für die Ansicht
freies Feld, dass es nicht ein Hefepilz oder andere Organismen sind,
welche hier pathogen wirken, sondern dass es sich um Intoxika-
tion durch unvergohrene oder nur theil weise vergohrene Beste der
Mtiltose, resp. um nicht genügend invertirtes Amylum und dessen
Derivate handelt, wie sie neuerdings in den gerichtlichen Gutachten
ier Chemiker bei Weinverfälschungsprozessen unter dem Namen
TtAmylose^' eine grosse Rolle spielen, weil sie als unvergährbare
toxische Stoffe dem aus Trauben- oder Kartoffelzucker hergestellten
„Weioe*^ (beigemischt sind und als Ursache der nach Genuss der-
artiger Weine auftretenden gastrischen Erscheinungen mit Bestimmt-
)teit angegeben zu werden pflegen. H. Bernheim (Würzburg).
}Q4 firotgihning und v«rdorb«ne8 Brot.
Popoff, Sur UD bacille SBaärobie de la fermentation
pannaire. [Aus dem Laboratorium von Ghamberland im In-
stitut Pasteur.J (Annales de llnstitut Pasteur. 1890. No. 10.
p. 674.)
Brotteig aus verschiedenen Bäckereien wurde in sterilem Wasser
vertheilt und zu Plattenkulturen in Pe tri 'sehen Schälchen verar«
beitet. Die Kulturen wurden unter eine Glasglocke über Lösung
von Pyrogallussäure und Kalilauge gestellt und ergaben nach 2 —
4 Tagen kleine Kolonieen eines sehr kurzen, ovalen Bacillus, meist
paarweise zusammeDhängend. Derselbe wächst — obwohl zur Ver-
mehrung bei Luftabschluss befähigt — übrigens auch bei Zutritt
von Sauerstofif und scheint hier nur schwieriger zu isoliren.
Der Bacillus bevorzugt saure Nährsubstrate, bildet an der Oberfläche
der Gelatine, welche er nicht verflüssigt, sehr zarte, weisse Ausbrei-
tungen; auf Kartoffeln sind seine Kulturen fast unsichtbar. In
Bouillon bildet er einen weisslichen Niederschlag. Die Wuchsformen
werden in älteren Kulturen länger und es bilden sich Ketten.
Sporen wurden nicht beobachtet Bei 80^ erfolgt in 10 Minuten
Tödtung. '
Der beschriebene Bacillus bildet Milchsäure und Gase, welche
noch nicht analysirt wurden. Bei Zumischung einer Bouillon-Rein-
kultur zu Brotteig zeigen sich alle gewöhnlichen Zeichen der Brot-
gährung und es resultirt ein leichtes, sehr poröses Brot von gutem
Geschmack. Verf. glaubt daher, dem von ihm isolirten Bacillus, der
sich im Sauerteig stets findet, eine wichtige Rolle bei der Brotgäh-
rung zuschreiben zu sollen, ohne damit zu behaupten, dass nicht
auch andere Bakterien dabei betheiligt sein können.
Buchner (München).
Soeser, P.| Note sur un mode de contamination du pain
par le Mucor stolonifer. (Arch. de mM. et de pharm, mili-
taires. 1890. No. 6. p. 462.)
Im August 1889 zeigte die Krume des aus der Yersailler Mili-
tärbäckerei stammenden Brotes häufig grosse, schwärzliche Flecken,
welche sich bei der mikroskopischen Untersuchung und durch Kultur-
versuche als Rasen des Mucor stolonifer erwiesen. Das zur
Bereitung des Brotes verwendete Mehl gab bei der Aussaat aller-
dings auch PiÜErasen von M. stolonifer, sie waren jedoch nicht
so zahlreich, als jene von Penicillium glaucum. Es war nun
wichtig, das Verhalten der Sporen des Pilzes unter dem Einflüsse
höherer Temperaturen und unter den bei der Broterzeugung gegebenen
Bedingungen kennen zu lernen. Zu diesem Behufe wurden die Sporen
auf sterilisirtes Brot ausgesät und f Stunden lang Temperaturen
von 70^, 80^ und 100° G ausgesetzt. Dasselbe geschah mit Brot-
stückchen mit reichlicher spontaner Pilzvegetation, femer mit Teig
mit eingesäten Pilzsporen. Aus jenen Kulturen , welche bei 70^ ge-
halten wurden, konnte der Pilz noch gezüchtet werden, alle übrigen
blieben steril. Ebensowenig gelang es, aus Brotlaiben Kulturen zu
Verdorbenes ferot — JSieler Wasserbadllus« 105
gewianep, in welche vor dem Backen Pilzsporen oder Brotstückeben
Bit 9n>iger Pilzyegetation eingeschlossen worden waren. Man musste
iihßc annehmen, dass die Infektion des Brotes auf einem anderen
Wqge, als durch den Pilzgehalt des Mehles geschehe. Als an einem
lerpilzteo Brote auch an der Ausscnseite und zwar an einer jener
doith Anstoßen entstehenden rauhen rissigen Stellen ein Pilzwachs-
tham wahrgenommen wurde, konnte festgestellt werden, dass das
Eradringen des Pilzes von der Oberfläche aus erfolgt sei. Gleich-
zeitig konstatirte man das Vorhandensein einer Unzahl von Fliegen
in dem Saale der Militärbäckerei, wohin das Brot aus den Back-
öfen zum Abkühlen gebracht wird. Die Fliegen scheinen in der
Thal die Verbreiter des Pilzes gewesen zu sein, welchen sie von den
xahlreichen Düngerhaufen der nächsten Umgebung auf das noch
narme Brot verschleppten und in das sie häufig recht tief durch die
Oeffnungen der Anstossstellen eindringen können. Aus den ver-
sddedenen Theilen der Düngerhaufen konnte der Pilz durch Kultur
immer erhalten werden. Kräl (Prag).
Lmrenty Etüde sur la variabilit6 du bacille rouge de
Kiel. (Annales de llnstitut Pasteur. 1890. No. 8. p. 465.)
Schon Arloing hatte durch Einwirkung von Sonnenlicht
lUhbrandbacillen abgeschwächt. Durch das gleiche Agens gelang es
Verf^ den von Brenn ig zuerst beschriebenen Kieler Wasser-
bacillus seines Farbstoffs zu berauben, während die gleiche
Veränderung beim M. prodigiosus durch Belichtung zwar
möglich ist, aber nicht zu dauerndem, erblichem Verlust des Farb-
stoffs führt — durch 5-stündige Einwirkung des Lichtes werden die
Prodigios US Zellen schon getödtet. Dagegen zeigte sich die Verän-
ienmg beim Kieler Wasserbacillus als eine konstante, durch Gene-
rationen hindurch andauernde.
Heber die allgemeinen biologischen Verhältnisse des letzteren
mackt Verf. eine Reihe von Angaben, deren Detail im Original ein-
^«Bdien werden woUe. Der Farbstoff ist wenig lOslich in Benzin,
fiteficher in Wasser und Alkohol, unlöslich in Chloroform, Schwefel-
kiriüenstoff u. s. w. Geringe Säuremengen machen die rothe Farbe
lebhafter, während Alkalien dieselbe verschwinden lassen ; bei Säure-
nsatz kehrt sie wieder zurück. Alle diese Eigenschaften zeigt audi
der Farbstoff des M. prodigiosus. Der Kieler Wbsserbadllus ge-
chäht vortrefflich in einer blossen Lösung von Mineralsalzen mit einem
XmiQomaksabE [auch vom Ref. koostatirt].
Die Temperaturgrenze für das Gedeihen liegt zwischen 10 und
42% das Optimum zwischen 30 und 35<^. Oberhalb 36^ leidet die
F&rbnog, kehrt aber bei geringeren Temperaturgraden wieder zurück.
Bei Loftabschlttas kann Wachstlium erfolgen, aber ohne Farbstoff.
Saure Reaktion des Nährsubstrats verhindert die Entwickelung
(l promille freie Weinsäure), während der Bacillus selbst bei seinem
Wachsthum eine nicht unbeträchtliche Säuremenge (bei Anwesenheit
10g Eitler WMMTb«cIllas. — Oeiiaelii der Bakterien.
TOD Zacker) bildet, welche schliesslich seiDe weitere VermehruDg b^
hindert; schon vorher erlischt die Fähigkeit der Farbstoffbildun^i
wAhrend eine schwach saure Reaktion an und für sich die Färbisns
lebhafter erscheioen läset. Auch die Temperatur und die Einwirkim^
der Kohlensäure bedingt gewisse NuangiruDgen des Farbstoffs.
Gegen das Licht endlich zeigt sich der Bacillus sehr empfind-
lich. Kulturen, welche drei Stunden lang den senkrecht auffallenden
Sonnenstrahlen ausgesetzt wurden , gaben regelmässig ganz über-
wiegend farblose Kolonieen, welche bei fortgesetzter Kultur unter den
gleichen Bedingungen wie vorher die Farbe nicht wiedergewannen.
Bei einstündiger Belichtung war der Eflekt dagegen nur ein vorüber-
gehender; bei Östflndiger zeigten sich die Kulturen abgestorben.
Kontrollversuche mit Kulturen bei Luftausschluss oder in WasserstofiT
oder Kohlensäureatmosphäre ergaben, dass die verändernde Wirkung
der Sonnenstrahlen nur bei gleichzeitiger Anwesenheit von Luft ein-
tritt Wesentliche Unterschiede in der Wirksamkeit der einzelnen
Strahlen des leuchtenden Spektrums konnten flbrigeos nicht kon-
statirt werden.
Die durch Belichtung erhaltene farblose Rasse blieb bei S^aliger
Uebertragung auf Kartoffeln bis 25— 35<* farblos, während sie frflber
unter diesen Bedingungen stets eine violettrotbe Färbung gezeigt
hatte. Ebenso blieb sie farblos bei Kultivirung in den verschieden-
artigsten Nährmedien , zeigte aber wieder Bothfärbung bei Ueber-
tragung auf Kartoffeln bei niederer Temperatur (10 — 25*).
Doch ist letztere Färbung keine konstante Eigenschaft , da sie bei
weiterer Kultur unter etwas höheren Temperaturgraden wieder ver-
schwindet. Bachner (München).
k,Al., Contribuzione allo studio delle ciglia det
batterii e proposta di una classificazione. [Bakterio-
logisches Laboratorium der Zoologischen Station zu Neapel.] (Rivista
dlgiene e Sanitä. Pubblica. Anno I. No. 14.)
Diese im Laboratorium des Ref. ausgeführte Arbeit wurde unter-
nommen, um die Loeffler'sche Methode der Färbung der Bakterien-
cilien nachzuprüfen. Die Angaben letzteren Forschers (dieses Cen-
tralbl. Bd. VU. No. 20) konnten bis ins Einzelne bestätigt werden, spe-
ziell was die als Zusatz zur Beizäüssigkeit(Tannin-Eisensulfat-FucbsiD)
notbwendige Menge Alkali resp. Säure anbetrifft. Von einigen von
Loeffler nicht beschriebenen Bakterien ist das interessanteste der
Proteus vulgaris. Dieser Bacillus ähnelt in gelungenen Präpa-
raten (2 Tropfen Säurezusatz auf 16 ccm Beize) einem Federbart,
so dicht gedrängt und zahlreich (60^100) stehen die Cilien. Die
8 seitlichen Geisseln des B. Megaterium färben sich ebenso
bei Säure- als bei Akalizusatz (Petruschky macht keine An-
•en über diesen Bacillus). Der Bacillus subtilis, der von
rnil und Babes, Macä a. a. nach einer älteren Angabe von
ch mit einer Geissei an jedem Pole abgebildet wird, ti^ nach
Q Verf. an jeder Längsseite statt dessen deren 4 — 5. Ein aus
Oei8s«ln der Bakterien. — Ptomaine. 107
eioem TTphusstuhl isolirter beweglicher Bacillus, der in Kultur &hn-
ficb dem Typhusmikroben wächst , auch die Indolreaktion vermissen
liBSt, unterscheidet sich von letzterem durch das Vorhandensein nur
eioer Geissei (5 Tr. Alkali).
Bei unbeweglichen Bakterien gelingt es nie, Geissein sichtbar zu
Aachen, so auch nicht bei dem von manchen Autoren (Eisen her g)
ftlschlich als beweglich bezeichneten Botzbacillus.
Zur Anfertigung von Präparaten eignen sich besser auf festen
Nährböden gewachsene Bakterien ; bei denjenigen, welche die Gelatine
verflüssigen, wählt man am besten Agar- oder Kartoffelkulturen.
Schliesslich schlägt Verf. folgende auf das Vorkommen und die
Yertheilung der Gilien gestützte systematische Klassifikation der Bak-
terien vor:
I. Oymnobacteria:
1. Monotricha.
Uo^«»; ^1. Ak.««^»;«.. ) 2. Lophotricha.
. 1 ricnobacteria: < « a wrlvv»;*«;^!.«.
o. Ampnitricna.
4 Peritricha.
Die Monotricha haben eine Geissei an dem einen Pole (z. B.
Bacillus pyocyaneus). Die Lophotricha tragen ein Büschel
TOD Qeisaeln an einem Pol (Bacillus der blauen Milch). Die Am-
phitricha haben an jedem Pol eine Cilie (Spirillum volutans).
Die Peritricha sind rings von Geissein umgeben (Bacillus
Proteus yalgaris, Bacillus typhosus).
[Um gerechten Einwänden zu begegnen, erlaubt sich Ref. hier
folgende Bemerkungen. Die Klassifikation kann, wenn sie natürlich
aän soll, nur subsidiäre Bedeutung haben. Denn sonst müsste man
nahverwandte Bakterien, wie denBacillus anthracis und sub-
til is, den Fäces- und den Typhusbacillus in verschiedene Ord-
DUDgen unterbringen ; andererseits vereinigte die Familie der Mono-
tricha Angehörige aus allen drei natürlichen Gruppen, der Kokken,
B&dUen und Spirillen. Es dürfte unseren Ansichten von der na-
tflrlichen Verwandtschaft und Phylogenese der Bakterien mehr ent-
^fTechen, wenn wir den Modus der Cilienbildung als sekundäres
Eintheilungsprinzip verwertheten. Z.B. liesse sich die grosse
Hasse der nicht sporenbildenden Bacillen nach obigem Schema ganz
gat kUssifiziren. Ref.] W. Kruse (Neapel).
Jaequemarty F., Les Ptomaines. Histoire et caract^res
ehimiques. (Memoire couronnd par la Sociöt^ royale des scien-
ces mödicales et naturelles de Bruxelles. [Goncours de chimie 1888
—1889.] — Journal de m6decine, de Chirurgie et de pharmacologie.
Bniielles 1890. No. 18.)
Nach .einer kurzen Einleitung, in welcher der Verf. unter an-
derem den Gegensatz zwischen den durch Mikroben bei der Zerstö-
rnog des Gewebes gebildeten „Ptomalnen" und den von den lebenden
Zellen des thierischen Gewebes abgeschiedenen „Leukomal'nen'^ be-
Vricht, wird eine gedrängte Uebersicht über die geschichtliche Ent-
Wickelung anserer Kenntnisse von den PtomaYnen gegeben. Darauf
folgen die allgemeinen Eigenschaften der Ptomalne. Es sind flüssige
oder feste, starke Basen, welche starke Säuren zu sättigen yermOgen,
also keine Amide, wie Casali und Andere glaubten. Man hat zwei
Kategorien zu unterscheiden: flüssige, flüchtige mit eigenartigem Oe-
ruch ohne Sauerstofif und fe»te, nicht flüchtige, sauerstoffhaltige.
Die flüssigen Ptomalne besitzen einen durchdringenden und sehr
beständigen, widerlichen oder leichenhaften Geruch ; sie sind löslich
in Aether, z. Theil auch in Amylalkohol und Chloroform. Die festen
sind gewöhnlich krystallisirt, weiss, löslich in Wasser, unlöslich in
Alkohol, Benzin und Chloroform. Beide Gruppen sind unbeständig;
sie verbinden sich mit Säuren, welche, im Deberschuss zugesetzt, sie
zersetzen, indem sie sie zuerst roth färben und dann als braune,
harzartige Masse ausfallen. Als Chlorhydrate bilden sie mit Platin-
chlorid lösliche, mehr oder weniger krystallisirbare Salze. Durch
einen Ueberschuss von Platinchlorid werden sie ebenso wie durch
Licht zersetzt und durch eine grosse Anzahl von Beagentien, wie das
Meyer 'sehe, das Kessler 'sehe, Jodjodkalium, Jodkalium, Wismuth-
jodür, phosphormolybdänsaures Natron werden sie ausgefällt. Queck-
silberchlorür fällt sie je nach der Konzentration bald aus, bald nicht
aus. Goldchlorid, Pikrinsäure» Tannin bilden entsprechende Verbin-
dungen ; nur ein Körper, Phosphormolybdänsäure, wirkt ausnahmslos
auf alle Ptomai'ne ein. Die Farbenreaktionen waren früher, als man
die PtomaYne noch nicht rein darstellen konnte, wichtiger, als jetzt,
unter den aufgezählten ist diejenige am wichtigsten, welche die Pto-
mai'ne wesentlich von vielen pflanzlichen Alkaloiden unterscheidet:
die Bildung von „Preussisch Blau'* mit Blutlaugensalz, zu welcher
ein umfangreiches Gitat aus einer Arbeit von Brouardel et Bout-
my gegeben ist Darauf werden eine Anzahl Alkaloide angeführt,
welche die gleiche Reaktion zeigen, wie die PtomaTne, so dass die
Unterscheidung durch dieses Rügens ohne praktischen Werth ist.
Ebensowenig seien die Methoden brauchbar, welche von Bettink
und von D i s s e 1 empfohlen seien. Die Gegenwart von Ptomai'nen
kann die Reaktionen von pflanzlichen Alkaloiden in den Auszügen
der Eingeweide verdecken oder ungewiss machen.
Die meisten Chemiker, welche sich mit PtomaKnen beschäftigt
haben, schlugen, um sie zu isoliren, einen ähnlichen Weg ein, wie bei
der Isolirung der pflanzlichen Alkaloide, einige wendeten neue Me-
thoden an, von denen die von Gautier, Stas, Dragendorf
und Brieger als die wichtigsten beschrieben werden; die Me-
thoden von Gautier und Brieger sind nach der Ansicht des Verf.*s
die praktischsten und exaktesten und liefern die besten Resultate.
Hierauf folgt eine eingehende Beschreibung der einzelnen Pto-
malne, welche in folgender Weise geordnet sind.
I. Sauerstofffreie Ptomalne.
Parvolin von der Formel CgHjgN wurde 1881 von Gautier
und £tard in den Produkten der bakteriellen Zersetzung der Ma-
krele und des Pferdefleisches entdeckt und aus den faufigen Sub-
stanzen durch Gautier*8 Methode isolirt. Eine ambrafiurbige, öl-
PtODUdll«. 109
«** 55??^®**» welche nach den Blüthen des Hagedornes riecht,
^1 ?k kocht and leicht löslich in Wasser, Alkohol, Aether und
Oto^ ist; an der Luft bräunt es sich und verharzt. Sein
Dqnpdsalz mit Platinchlorid ist wenig lösUch, krystallisirt, fleisch-
Bitefl, an der Luft rasch rosa werdend.
Hjdrocollidin von der Formel CgHißN wurde 1881 von den
glädiai Forschern und in den gleichen Stoffen entdeckt, die häufigste
Base, wdche sich bei der Fäutoiss von Pferde- und Rindfleisch bildet.
& kt eine fast farblose Flüssigkeit, etwas ölartig , durchdringend
nch JasoiiD (Philadelphus) riechend, an der Luft sich bräunend
oDd unter Kohlensäureaufiiahme klebrig werdend. Sein Doppelsalz
mit Platinchlorid ist blassgelb, leicht fleischfarben, krystallinisch,
venig IfisUch ; es I58t sich in der Hitze wieder auf und scheidet sich
ii g^LTtlininten Nadeln ab. Es kocht bei ca 210^, ohne sich zu zer-
selzoi. B r i e g e r hält dieses Hydrocollidin und ein von C 1 o a z
sjBthetisch dargestelltes Aethylendiamin für identisch, doch ist dieses
letztere in s^nen Wirkungen auf Thiere ganz anders, als das sehr
giftige Hydrocollidin, welches schon in 7 Milligramm starker Dosis
nkr ^Ben Vogel tödtlich ist.
Bäm Eindampfen der Mutterlauge des Hydrocollidins^ wurde
^on Gautier undJ^tard noch eine Base von der Formel C^fH^gN^
erhalten.
Guareschi undMosso und später Oechsner deConinck
erhielten eine Baae von der Formel C10H15N, welche ölig, stark al-
kalisch, Ton Pyridingeruch, wenig lösUch in Wasser und leicht ver-
harzbar ist.
Collidin von der Formel CgHuN wurde 1876 von Nencki
bei Fäulniss der mit Pankreas versetzten Gelatine gefunden.
Gelbliche, leicht bewegliche Flüssigkeit von widerlichem Geruch,
löslich in Wasser, leichter in Methyl- und Aethylalkohol und
in Aether.
Neuridinvon der Formel C5H14N4 wurde 1884 von Brieger
in faulendem Fleisch entdeckt Das Neuridin findet sich immer von
Gholin begleitet, nimmt aber mit der fortschreitenden Fäulniss zu,
wahrend dieses abnimmt. Die Herstellung und Eigenschaften des
Neoridins werden nach Brieger citirt.
Kadaverin, ebenfalls von Brieger entdeckt, in unreinem
Zustande schon frtlher beschrieben, hat die Formel CgH^e^g und ist
aas menschlichen Leichen erhalten worden. Es ist eine dicke, trans-
parente, zwischen 120 und 150® kochende Flüssigkeit, welche unter
Anfioahme . von Kohlensäure aus der Luft sich in Krystalle umwan-
delt nnd einen unangenehmen, dem Conidn ähnlichen Geruch besitzt.
Mit Schwtfelsäure und Salzsäure gibt es schöne, in Aether und
absolutem Alkohol unlösliche, in Wasser, gewöhnlichem Alkohol
und Aether-Alkohol lösliche Krystalle. Das reine Kadaverin ist
nicht giftig.
Pntrescin, mit dem vorigen von Brieger erhalten, von der
Zusammensetzung Ci4HisNt als wasserhelle, leicht bewegliche Flüs-
sigkeit von einem Geruch der zugleich an Sperma und an Pyridin-
biuKU erinnert Reines Putrescin ist nicht giftig.
IZ.B4. 8
wo PtomtiLe. — Koblensiure a. WMserbakterien.
Saprin, ebenso wie voriges von Brieger entdeckt und
Eadaverin in der chemischen Zusammensetzung gleich, aber
einige Reaktionen von diesem unterschieden, besonders durch
Verbalten des Doppelsalzes mit Platinchlorid. Es ist nicht gifti^*^
My da lein, von Brieger entdeckt in der Mutterlauge
Platinsalze der vorigen, durch die ausserordentlich leichte Löslicbkeii
seines Salzes mit Platinchlorid von jenen verschieden. Es ist sehr — ^-■-=—
II. Sauerstoffhaltige Ptomalne.
Dieselben sind, mit Ausnahme des Gadinins, fest ; sie bilden
Uebergang zwischen den PtomaKnen im engeren Sinne, d. h.
Alkaloiden, welche bei den durch Bakterien herbeigeführten
Setzungen auftreten, und den LeukomaYnen, den physiologischen Al-
kaloiden. Man findet sie ebenso in normalen wie in faulenden Gewebeo.
„N6vrine putr6factive", von der Formel CßHj^NCOH), ist
eine starke Base, in jedem Verh<niss in Wasser Kyslich. Es wirkt
giftig, aber seine Wirkung ist für verschiedene Thiere eine ungleiche.
Eine Menge, die hinreicht, eine Katze zu tödten, bleibt ohne Einflass
auf ein Meerschweinchen. Das Gegenmittel ist Atropin, aber meric-
würdiger Weise ist es umgekehrt kein Gegenmittel gegen Atropin.
Chol in, von der Formel CpHgNO., ist dem vorigen ähnlich,
aber von jenem dadurch unterschieden, dass sein Chlorhydrat Tannin
nicht fällt, während das entsprechende Salz von Neurin Tannin fäJlt.
Auch ist seine toxische Wirkung zwar derjenigen des Neurins ähn-
lich, aber schwächer.
Muscarin, C5H15NO3, wurde 1870 von Schmiedeberg und
Koppe aus dem Fliegenpihs erhalten, 1878 von Gautier
unter den Produkten der Fäulniss in faulendem Fischfleisch nachge-
wiesen. Es bildet unregelmässige, leicht zerfliessliche Krystalle, ist
durch chemische Reaktionen und seine grosse Giftigkeit ausgezeichnet.
V30 oder V90 Milligramm genügt, um den Herzschlag eines Frosches
zu sistiren. Das Gegenmittel ist Atropin.
Gadinin, C7H17NOJI, von Brieger entdeckt, aus der Mutter-
lauge des Chlorplatinsalzes des vorigen erhalten; es ist nicht giftig.
Schliesslich werden noch zwei Ptomalne von den Formeln
(^T^^is^sOe ^^^ CöHis^s^i erwähnt, welche von Pouch et 1880
entdeckt wurden und giftig wirken.
In der Schlussbetrachtung wird darauf hingewiesen, dass der
thierische Körper fortwährend giftige Stoflfe erzeugt, deren unvoll-
kommene Entfernung oder Zerstörung durch den Sauerstoff des
Blutes die Ursache einer Selbstinfektion sei und dass eine ganze
Anzahl Krankheiten, die zum Theil angeführt werden, auf eine der-
artige Ursache zurückzuführen sei. Migula (E^arlsruhe).
Sealae Sanfelloe, Azione deir acido carbonico disciolto
nelle acque potabili su alcuni microorganismi pato-
g e n i. (Istituto d'igiene di Roma. — BuUettino della R. Accademia
Medica di Roma. Anno XVI. Fascic. VIII.)
Verff. legten sich zuerst die Frage vor, ob die im Trinkwasser
gewöhnlich in Lösung befindliche Kohlensäure auf pathogene Bat
Kohleaaftiur« a. Wasierbaktorien. — HaUri«. 1]^!
tarien schädlich wirkt. Zu dem Zwecke wurde das Wasser durch G h a m -
berlandfilter filtrirt und daon zu je 200—300 ccm eine Bouillon-
httar hinzugefügt. Durch Plattenkulturen wurde bis zum dritten
Tige koDStatirt, ob eine Verminderung oder Vermehrung stattge-
imdeii hatte, und daraus auf die Schädlichkeit oder Unschädlichkeit
der iB Wasser gelösten Kohlensäure geschlossen. Es ergab sich auf
die Weise, dass die pathogenen Mikroorganismen (Cholera- und
HQzbraodbakterieD, Staphylococcus aureus und albus, Ty-
pbns- und Kaninchenseptikämiebacillen) gegen das gewöhnliche Maass
tos Eohlensäare bei der Temperatur von 15^ unempfindlich waren.
[Stroig genommen nur in der hier angewendeten sehr verdünnten
Näklösang. I^-l-
Wurde das Wasser mittelst Durchleitung von Kohlensäure reich-
licber mit diesem Gas gesättigt, so trat ein schädlicher Einfluss des
lUtztoen bei den Cholera- und Milzbrandbakterien heiTor, während
die übrigen sich indifferent verhielten.
Die im Soda- und Selterwasser unter höherem Druck befindliche
KaUen^ure erwies sich schädlich gegenüber dem Bacillus sub-
tilis, nicht gegenüber dem Proteus vulgaris.
Tke Sporen des Bac. subtilis und anthracis keimen, wenn
sie im kontinuirlichen Kohlensäurestrom gehalten werden, nicht aus.
W. Kruse (Neapel).
CeDi e Karehiafava, II reperto del sangue nelle febbri
malariche invernali. (Bullettino delle R. Accad. Medic. di
Roma. Anno XVI. 1889—90. Fascicolo VI.)
I>eik klinischen Typen des Malariafiebers entsprechen verschiedene
Formen von Parasiten im Blut der Kranken. Der Terzana und
Q^oiitana^ die in Rom im Frühjahr vorwiegen, gehören die pig-
mentirten Plasmodien an, welche, wenn ihr Wachsthum beendigt ist,
ttst das ganze rothe Blutkörperchen ausfüllen, „Sporen^' bilden
und als solche in andere Blutkörper eindringen, um denselben
Kreislauf von neuem durch zu machen. Die Quotidiana (des Sommers
und Herbstes), die klinisch eine Neigung zu irregulärem, sub-
kontiniiirlichem Verlauf zeigt und manchmal perniciös auftritt, wird
iutäi die kleinen, amöboiden Formen gekennzeichnet, die kein oder
wenig Pigment bilden und nur einen Theil des Blutkörpers aus-
Men^ wenn sie zur Sporulation übergehen. Neben den letzteren
finden sich namentlich, wenn die Infektion schon längere Zeit ge-
daaert hat, grössere pigmentirte Formen, deren Endstadien die
Halbmonde Laveran^s vorstellen.
Die Verff. haben im Laufe des Winters 1889/90 öfters Gelegen-
gebabt, zu beobachten, dass entsprechend einer Veränderung
im T^as des Fiebers sich auch der Blutbefund bei einem und
im«elben Sjranken veränderte. In einem der citirten Fälle dauerte
die Infektion fast ununterbrochen vom August bis zum März, der
Kranke verliess immer nur auf wenige Tage das Hospital. Die
Beddive entsprachen zuerst dem Typus der Quotidiana des Sommers,
später dem der doppelten Terzana; der Blutbefund ging dem
pandlel. [Leider wurde die Blutuntersuchung hier nicht regel-
8*
1*12 MAlurift.
massig darchgeführt , so dass nicht genau gesagt werden ki
wann und in welcher Weise der Uebergang erfolgte. Allein
klinische Vermerk Quotidiana oder Terzana doppia ist nicht
scheidend, denn oft genug findet man bei einer scheinbaren Quo^
diana einen Blutbefund, der einer Terzana doppia entspricht. Re£.
In einem andern Falle folgten nach dreimonatlichem Vorherrsche]
des Quotidiantypus im Winter Fieber von der Form der doppelt^er
Terzana mit den entsprechenden Parasiten im Blute. Kaum abei
hatte Patient das Hospital als geheilt verlassen, so kehrte er aucii
schon wieder zurück mit leichten täglichen Fiebererscheinungen.
Im Blute fanden sich jetzt die kleinen amöboiden Formen nodt
Halbmonde. Nach 10 Tagen traten hierzu abermals die Parasiten
der Terzana, ohne dass Patient das Hospital verlassen hätte.
Nach weiteren 10 Tagen waren die letzteren nur noch allein ver-
treten, während das Fieber seinen leichten unregelmässigen Charakter
bewahrte.
Wie lassen sich diese Thatsachen deuten?
Entweder kann der Malariaparasit im Blute aus der einen in
die andere Form übergehen.
Oder es handelt sich um zwei verschiedene Genera (6 r a s s i
und Feletti) oder verschiedene Spezies oder Varietäten von Para-
siten, die nach einander den Körper infiziren, oder zu derselben
Zeit in ihn eindringen, aber zum Theil latent bleiben.
Vor der endgültigen Lösung der Frage mittelst der Eultor
lassen sich für die eine oder andere Ansicht nur Wahrscheinlich-
keitsgründe angeben, denn auch die Ergebnisse der Versuche, in
denen Malariablut auf Gesunde mit Erfolg übertragen wurde, sind
einer verschiedenen Auslegung iahig. [Die bisherigen Resultate
derselben sprechen eher für die spezifische Identität der Formen
des Parasiten, als gegen dieselbe. Bef.]
Zu Gunsten der ersten Auffassung berufen sich die Verff.
einmal auf Gründe der Analogie, z. B. die vom Ref. (Virchow's
Archiv CXX. Bd.) gefundenen Verhältnisse bei den Blutparasiten
des Frosches, ferner auf die Uebereinstimmung, die in Bezug auf
die jüngsten Stadien des Parasiten, seine Lebensweise, die Sporen-
bildung und gewisse andere Endphasen seiner Entwickelung un-
leugbar zwischen den Formen der Quotidiana und denen der Ter-
zana-Quartana besteht. Die wesentlichen Differenzen derselben
lassen sich nach den Verff. durch die verschiedene Schnelligkeit
im Wachsthum der Parasiten erklären.
Am grössten ist die letztere bei einigen Formen von Perniciosa,
bei denen es gar nicht zur Bildung von Pigment kommt.
Schnell ist die Entwickelung auch noch, aber schon mit Bildang
von einigem Pigment verbunden, bei der Quotidiana des Sommers
und des Herbstes mit mehr oder weniger irregulärem, oft kontinuir-
lichem Verlauf und bei gewissen Formen von doppelter Terzana and
dreifacher Quartana. [? Ref.]
Langsam geht die Entwickelung von Statten in der Terzana
und Quartana und ist hier mit reichlicher Pigmentbildung ver-
bunden.
Diese VerschiedeDbeit in der Art des Wachsthums könnte
efstlich ans den variablen Bedingungen der Aussenwelt abgeleitet
wtfd^ wie Temperatur und Feuchtigkeit Daraus erklären sich
die Differenzen der Formen des Sommers und Herbstes von denen
des Winters and des Frühjahres, ferner die der geographischen
Zooen und Klimate. Zweitens spielen die Bedingungen eine Rolle,
die im Organismus selbst hegen, seien es erworbene oder ererbte.
L Martin (AerztMche Erfahrungen über die Malaria der Tropen-
Under. Berlin 1889) berichtet z. B., dass auf Sumatra neu ange-
kommeoe Europäer oder Chinesen an den schwersten Malariafiebern
dknnken, Malayen und Javanesen an Terzana und die Tamil ent-
weder gar nicht, oder an Quartana.
Welche Bedeutung die Halbmonde haben und in welcher Be-
ddiimg sie zu den übrigen Formen stehen, lassen die Verff. vor-
llnfig unbestimmt.
Andere Gründe für die Einheit der Malariaparasiten sind
kÜDischer Natur. Auch bei anderen Infektionen kennt man ver-
sdiiedene Formen, ohne doch an der Unität des Virus zu zweifeln.
Feroer werden die Fieber des Winters von allen Aerzten als Recidive
ao^efasst, während sie nach der dualistischen Theorie ds neue
bfektionen oder als lange Zeit latent gebliebene angesehen werden
müß&en. Nun ist aber die primäre Infektion im Winter (in Rom)
dne Seltenheit. Ausserdem sind die Intervalle zwischen den Er-
krankungen im verschiedenen Typus häufig so kurz, dass man
Dicht sagen kann, dass die vorhergehende vollständig geheilt war;
and oft ist eine so günstige Veränderung im Befinden des Kranken
in to Zwischenzeit eingetreten, dass man eher an eine Abschwächung
der alten Infektion durch den gekräftigten Körper, als an das Ein-
Xs^VL einer neuen glauben möchte.
Andererseits muss die lange Latenz eines andern Virus, die
^Mdk der g^nerischen Theorie z. B. fftr den oben erzählten zweiten
Krankbeitsfiül anzunehmen wäre, unwahrscheinlich bleiben, da in
der ganzen Zwischenzeit trotz regelmässiger Beobachtung nie eine
TOD den so schwer zu übersehenden und persistenten Halbmond-
formen im Blute konstatirt werden konnte. W. Kruse (Neapel).
iittolisel, Enileo, Considerazioni intorno alla classifi-
cazione dei parassiti della malaria. (La Riforma med.
1890. No. 99—103.)
Der leider zu frtOi dahingeschiedene Verf. hatte nicht mehr die
Genogthuiing, seine im Vereine mit A. Angelini angestellten Un-
tersQchongen über die Malariaparasiten selbst veröffentlichen zu
imm. Letzterer unterzog sich dieser anerkennenswerthen Aufgabe.
Verf. berichtet über die bisherigen Klassifikationsversuche bei den
thiariaparasiten, insbesondere über die Anschauungen von Mar-
chiafava und Celli, Me tschnikoff, Gouncilman, Celli
und Guarnieri u. A. mehr. Die halbmond- und sichelförmigen
Körper können nicht als Sporen angesehen werden, denn sie stellen
Mere Entwickelungsstufen der Amöbentbrm dar. Sie besitzen weder
^e Widerstandsfähigkeit noch die Membran von Sporen-, sie werden
1 14 MftlarU.
gleichzeitig neben der Amöbenform gefunden und die Halbmond
formen zeigen immer Digestionsresidua. Dass die Sporozoen iz&^
Ziehung zu den Malariaparasiten gebracht wurden, beruhte ^1
auf der Aehnlichkeit der Laveran'schen Halbmondformen mi^ d^
sichelförmigen Körperchen der Sporozoen und auf einer irrthümliobe]
Deutung der feineren Strukturverhältnisse der Halbmondformen. Ei
gibt eben keine Berührungspunkte zwischen Sporozoen und Hämato^oen
Bezüglich der Frage, ob es einen oder mehrere Malariaparasitets
gäbe, kam Verf. bei seinen Untersuchungen zu den gleichen Er^^eb-
nissen, wie Golgi: dass die Malariainfektion wirklich von drei
schiedenen Parasiten erzeugt wird.
Die Hämat.ozoe der Quartana beginnt ihr Dasein
Amöbe im rothen Blutkörperchen. Nach ihrer Pigmentirung sistirt
sie die Emission und Retraktion der Pseudopodien, es werden nar
noch langsame Deformationen des Konturs beobachtet. Mit der Zer-
störung des rothen Blutkörperchens ist auch die vegetative Phase
des Parasiten beendet und er tritt in die Reproduktionsphase ein*
Während der vegetativen Phase ist eine Strukturdifierenz im Proto-
plasma nicht wahrnehmbar, obzwar es sich in das Ektoplasma und
das Endoplasma scheidet, welche bei den amöboiden Formen durch
ihr verschiedenes Lichtbrechungsvermögen, bei den pigmentirten mit
der Färbungsmethode von Celli und Guarnieri zur Wahrnehmungr
gelangen. Die Vermehrung geschieht endogen ohne Sporocysten und
durch Sporen, welche mit einer, im gefärbten und ungefärbten Zu-
stande gut sichtbaren Membran versehen sind. Aus den Sporen
treten wieder Amöben heraus, mit welchen eine neue Generation
beginnt.
Die Hämatozoe der Tertiana unterscheidet sich von der
vorangehenden dadurch, dass die Amöbe, auch wenn sie bereits pig-
mentirt ist, die Emission und Retraktion ihrer Pseudopodien fort-
setzt. Man begegnet daher bei der Tertiana häufig sehr grossen pig-
mentirten Amöben, wie man sie bei keiner anderen Varietät der
Malariaparasiten findet. Die pigmentirten Formen der Tertiana
sind in rothen Blutkörperchen eingeschlossen, die immer grösser
sind, als die normalen und verschiedene Degenerationserscheinungen
zeigen. Ihre Pigmentgranula lassen eine sehr lebhafte Bewegung
sehen. Wenn das Blutkörperchen ganz zerstört ist, kann man sie
häufig Geissein von ihrer Peripherie aussenden sehen. Die Sporu-
lation findet auch hier endogen statt, und zwar sind die Sporen kleiner,
als bei dem Quartanaparasiten und häufig in Doppelreihen um die
Pigmentmasse gelagert.
Die sichelförmige Hämatozoe bietet ein sehr wechsehi-
des Bild ihrer morphologischen und biologischen Eigenschaften dar,
je nach der Intensität der Infektion und der Jahreszeit, in welcher
letztere geschah. Der Parasit lebt und vermehrt sich vornehmlich
in den inneren Organen (Milz, Leber, Gehirn, Knochenmark) und sein
amöboides Stadium bildet ausnahmsweise ein wichtiges diagnostisches
Hülfsmittel, da häufig Zweifel über den Charakter der durch diesen
Parasiten erzeugten Infektionskrankkeit bestehen können. In einer
im Sommer häiäg auftretenden Fiebergruppe, bei welcher die Blat-
HaUri*. 115
■lemchiiDg eine enorme Anzahl beweglicher Amöben nachweist,
siid die pigmentirten Formen nur schwach vertreten and bestehen
HB einer nmdlicheD, weisslichen Protoplasmamasse , in welcher das
Figmoxt zo einem Blödcchen kontrahirt und central gelagert ist.
Kner Befand ändert sich nicht die nächsten 2—3 Tage, auch nicht
bd letalem Ausgange. Bei der Untersuchung der Organe wird man
iter fiele in Sporenbildung begrififene Formen finden. Wenn die
Iitoukten der Infektion nicht erliegen, so lässt sich nach mehreren
Tagen im drcolirenden Blute immer das Vorhandensein sichelfi)r-
uger oder auch halbmondförmiger Elemente nachweisen. Bei anderen
kfimBch wenig Yerschiedenen Fällen tritt im Blute sofort eine grosse
ZaU Amöben und pigmentirter Formen gleichzeitig auf und bei
liDgsam Yorwärtsschreitender Infektion auch die Laveran'sche
blbmondform. Wenn sich die pigmentirten Formen zur halbmond-
Aimigen Gestalt entwickeln, dann sind die ovoiden und rundlichen
Fonnen mit i>eripheren KOrperchen und Oeisselformen leicht auf-
üodtMur. Die Chininbehandlung bewirkt eine sehr starke Vermehrung
der Geisselfonnen.
Die sichelfonDige Hämatozoe beginnt ihren Lebenslauf ebenfalls
ata Amöbe , die aas ihr entstehenden pigmentirten Formen können
n ühiet Gestalt varüren, bsdd eine rundliche Form mit einem ein-
ligeD Pigmentbllk^kchen, bald eine Spindelform mit zugespitzten Enden
uA mit längBTerthdltem Pigment, bald die Halbmondform an-
nehmen. In jedem dieser Fälle ist die Sporulation jener der
Quartana ähnlich.
Um die Frage über den spezifischen Parasiten und sein Ver-
mögen, einen bestimmten Fiebertypus auszulösen, möglichst klar zu
stdlan, wurden Uebertragungen auf den Menschen vorgenommen.
Die ersten Versuche , bei welchen Malariablut von einem Kranken
icimpft wurde, der schon früher an Fieber verschiedener Typen ge-
Msa hatte, gaben Resultate, welche eher gegen die Multiplizität
iei Malariaparasiten sprachen. Erst bei der Verimpfung des Blutes
solcher Kranken, welche immer nur von primärer Malariainfektion
be&ülen waren, gelang es, denselben Typus zu erzeugen. Mit pri-
märer Tertiana wurde wieder Tertiana, mit dem ausgesäten spezi-
fifichen Parasiten wieder derselbe identische Parasit hervorgebracht,
ebenso wurde mit Quartana und den Halbmondformen wieder Quartana
besw. nnregelmässiges Fieber mit den spezifischen Varietäten er-
^Usu. Die Impftmgen mit „Reinkulturen^^ gewährten demnach ein-
deotige Resultate.
Ist der Kranke von mehreren Varietäten der Malariaparasiten
infizirt worden, so kann Heilung des Fiebers nach der einen Varie-
tät eintreten und das Individuum, trotzdem eine weitere Infektion
aosgescbloBsen bleibt, nach einer gewissen Zeit an einer anderen
Varietät neuerdings erkranken. Die späten Recidive könne man
^er mit grösserer Berechtigung auf einen Latenzzustand der wider-
standsfähigen Sporen zurttdmlhren, als auf das Vorhandensein wenig
iBhncheinlicher Dauerzustände.
Nach eingehender kritischer Vergleichung der biologischen Cha-
ttete der Varietäten der Malariaparasiten mit jenen der von
WQ MaUri». — Perforirendes G«sehirilr in der NasenscheidAwand.
Lankester aufgestellten Klassen, Arten und Familien schliesst
Verf.: Die Parasiten der Malaria sind Protozoen, welche zur Ord-
nung Gymnomyxa gehören und die Klasse Proteomyxa bildeo,
jene Klasse, von welcher die höheren Protozoen abstammen.
Kräl (Prag).
Coronado, E« Y., El microbio de la malaria ym evolu-
cion en la sangre de los intoxicados. (Crönica m6dico-
quiicrgiürca de la Habana. 1890. Juni.)
Nach einer Einleitung über die Morphologie des normalen Blutes
geht Verf. zur Beschreibung der Untersuchungen über, die er an 7 1 Cuba-
nem von verschi^ener Rasse, Alter und Geschlecht angestellt hat, um sich
vonderRichtigkeitderAngabenLaveran's auch ftlr die Malaria der
Insel Guba zu überzeugen. Ausser dem der Oberfläche entnommenen
Blute untersuchte er auch in 7 Fällen Proben aus dem Gewebe der
Milz. In ersterem fand er: bewegliche Körperchen 67mal, kugel-
förmige Körperchen Laveran's 36mal, hsdbmondförmige Körper-
chen desselben 29mal, eine oder mehrere Geissei führende Kugeln
llmal; im Milzblut fand er seine beweglichen Körperchen in idlen
7 Fällen, die Kugeln Laveran's in 7 Fällen und die Halbmonde
in 5 Fällen ; mit Geissein behaftete Körperchen fand er im Milzblute
nicht.
Aus seinen zahlreichen Blutuntersuchungen (Mikroskop von L e i t z,
Wetzlar) zieht Coronado den Schluss, dass das Vorkommen des
Laveran'schen Parasiten im Blute der Wechselfieberkranken von
Guba eine unbestreitbare Thatsache ist, dass aber die verschiedenen
Formen nicht besonderen Typen angehören, sondern nur Entwicke-
lungsphasen ein und desselben Microbiums sind, als deren Keime
er seine „beweglichen Körperchen^' (0,1 ^u — 1,0 ^ci) ansieht, während
die Geissein (Spirillen) die vollendete Form darstellen.
Auf 4 lithographirten Tafeln finden sich die beobachteten und
in der verdienstvollen Arbeit beschriebenen Formen zur Anschauung
gebracht Sentinon (Barcelona).
Hi^ek^M.^ Das perforir ende Geschwür der Nasenscheide-
wand. Eine anatomisch-klinische Studie. (Aus dem
Laboratorium des Prof. Weichselbaum in Wien. — Virchow's
Archiv. Bd. CXX. p. 497.)
Von den Untersuchungen können hier nur jene Erwähnung fioden,
welche das ätiologische Moment des perforirenden Geschwürs in dem
knorpeligen Theile der Nasenscheidewand berühren.
Nach den bisherigen direkten Untersuchungen hat dieser Er-
krankungsprozess mit Lues, Tuberculose und Diphtherie nichts zu
thun.
In den oberflächlichen Schichten der Pseudomembranen fand
Verf. mikroskopisch bedeutende Kokkenansammlungen, dazwischen nur
spärliche Bacillen von nicht konstanter Form. Bacillen, die Verf.
zuweilen ebenfalls in grösserer Menge fand, schreibt er nur die Rolle
einer sekundären Invasion zu.
Perforireodes Qesehwfir in der NMenscheidewand. — Roryza. ]}7
Niemals üaDd Verl Bakterien im gesunden Gewebe.
Die Nekrose der Schleimhaut ftthrt Verf. mit grösster Wahr-
lebanlichkeit auf die Einwirkung der Kokken zurück, welche allem
Aflseheine nach dem Streptococcus pyogenes aureus und
den Stttep^tococcus pyogenes entsprechen, welch letztere Arten
er ans solchen Geschwüren beim Lebenden züchten konnte.
Dittrich (Prag).
PM^vale, AI., Ulteriori ricerche sugli streptococchi
delle mucose acontributo delF etiologia della corizza.
[kxs& dem bakteriologischen Laboratorium der zoologischen Station
zu Neapel.] (Giomale intemazionale delle Sdenze Mediche. Anno Xu.
1890.)
In seinem Bericht über die zur Zeit der letzten Influenzaepi-
demie ausgeführten Studien (dieses Gentralbl. Bd. VII. No. 21) hatte
M eine Gruppe von Mikroorganismen, die fast konstant m dem
System der Influenzakranken vertreten war, als Schleimhaut-
streptokokken zusammengefasst. In dieselbe gehört auch der
Diplococcus pneumoniae Fränkel-Weichselbaum, von
dem sich die übrigen durch gewisse morphologische Eigenschaften und
dorch das Thierexperiment unterscheiden lassen. Die gemeinsamen
ChsiiBktere sind : Wachsthum in Ketten oder als Diplokokken, Besistenz
gegen die G r am ^ sehe Lösung, Neigung zu Kapselbildung, Aehnlich-
\Äi der Kolonieen in Agar und Bouillon , fehlende Entwickelung in
Gelatine bei 20^, geringe Lebensfähigkeit der Kulturen. Schon in
dem obigen Bericht konnte mitgetheilt werden, dass der Befund dieser
Streptokokken für Influenza nicht charakteristisch ist. Ausgedehnte
weitere Untersuchungen haben uns jetzt gelehrt, dass dieselben im
Aiis^narf von Kranken aller Art einen konstanten Befand ausmachen
(S. Pansini, Virchow's Archiv. Bd. 122).
^ie sich das katarrhalische Sekret der Nasenschleimhaut ver-
Mlt, dem Studium dieser Frage ist der Verf. auf Vorschlag des
M näher getreten. Obwohl erst 5 FäUe von Koryza genauer studirt
worden (die Untersuchung musste äusserer Umstände wegen abge-
bn)chen werden), ist das Ergebniss doch der Veröffentlichung werth.
Es fand sich konstant ein Streptococcus, der zu der obigen
Groppe gestellt werden muss. Im Sekret erschien er als ein meist
mit Kapsel versehener kleiner Diplococcus, der nach der
Gram 'sehen Methode sich färben liess, der nicht in Gelatine
^ 21 **, schwach in Bouillon wuchs und auf Agar kleine Kolonieen
biUete, welche sich durch ausserordentliche Transparenz von denen
des Pneumococcus unterschieden. In 5 Tagen waren die
Kolturen abgestorben. Dieser Streptococcus, Verf. nennt ihn
Bhinostreptococcus, war für das Kaninchen, nicht fQr das Meer-
schweinchen pathogen, doch nahm die Virulenz sowohl in Kulturen
als im Sefa*et selbst ab. Subkutane Einspritzung von 1 ccm einer sehr
Renten Bouillonkultur erzeugte eine ausgedehnte Gangrän der
Haut. Die mikroskopisch nachweisbaren Kokken waren im darunter-
liegenden Eiter am 4. Tage, wie die Kultur zeigte, schon abgestorben.
i[tj KoTfM. — DipMraa bei Uuiuikfleber. — AlopaeU.
auch uidere Bakterien nicht vorhanden. Abgeschwächte Kulture
bewirkten nur kleine Absceese.
Wiüirend in den meisten (nicht ganz frischen) Fällen tod KAts.tr'i
die Kokken mit andern Mikroorganismen Termischt waren, zßigtA
das Sekret eines akuten Katarrhs am 1. Tage der Eriirankung eia*
Reinkultur von schönen Eapseldiplokokken , am 2. Tage waren die-
selben schon weniger zahlreich, am 3. Tage mit andern Bakterien
untermischt und später nur noch vereinzelt zu finden. Der mikro-
skopischen Beobachtung entsprach das Ergebniss der Platteokultur.
Ueber die ätiologische Bedeutung seines BhiDostreptococcus
fttr die uotersuditen Fälle von Koryza spricht sich Verf. vor-
sichtig aus.
[Wie sich die Streptokokken der Schleimhäute zu einander ver-
halten, ob einige von ihnen oder alle auf experimentellem Wege etwa
auf eine Grundform zurückgeführt werden können, darüber sind
weitere Untersuchungen im hiesigen Laboratorium im Gange. Bis
dadurch ein positiver Beweis för die Variabilität erbracht ist , ist
uns mit dem Worte Varietät wenig geholfen. Ref.]
W. Kruse (Neapel).
Paa^nale* Sulla preseuza di larve di ditteri nelT in-
te stino di aicuni febbricitanti di Mas sau a. (Gier-
nale internazion. delle sdeuze mediche. Anno XII. 1890.)
Nach der Besprechung der bereits recht ausgedehnten Litteratur
über das Vorkommen von Dipterenlarven im Verdauungskanal des
Menschen berichtet Verf. über vier neue Fälle, bei denen er in den
frischen Fäces Fliegenlarven nachweisen konnte. Es handelte sich
um fieberkranke Soldaten in der italienischen Kolonie Massaua. FQr
den ersten Fall, wo die Maden in grosser Menge und zu wieder-
holten Malen entleert wurden, macht es Verf. wahrscheinlich, dass
das Fieber ebenso wie starke Schmerzen direkt auf die Existenz der
Thiere im Darm zurückzuführen waren. Welchen Spezies — es
mfisseD zwei gewesen sein — die Larven .angehörten, war Verf. nicht
im Stande zu bestimmen, da die Züchtung nicht gelang. Dag^en
konnte er dieselben auch ausserhalb, z. B. auf verdorbenen Kartoffela,
nachweisen. Die bekannten Anthelmintica bewährten sich auch bei
der Austreibung der Maden. W. Kruse (Neapel).
Taillard et Tlncent, Sur une Pseudopelade de nature
(Annales de l'Institut Fasteur. 1890. No. 7.
1 44 Fälle einer Favus-äbnlichen eigenthQm-
ichtet und bei allen den nämlichen Bpezifischeii
], der sich leicht zur Demonstration und Kultur,
ichen Uebertragung auf Thiere eignet uod auch
irsacht
tritt theils in Form von grösseren baarloaea
linirt auf; die Haut behält meist ihre Dormale
zum Weiterschreiten existirt nicht, nohl aber
von Person zu Person, auch zu epidemiBchw
AlopaeU. — Arthritis blennorrhoiea. — ^tnophthalmie. ll^
igsbratong, z. B. innerhalb eines Regiments. Der Verlauf ist gün-
stig; nach 2 — 4 Monaten erfolgt meist vollkommene Heilung.
Bei Untersuchnng ausgezogener Haarschäfte und Färbung nach
Gram finden sich an deren Peripherie regelmässig Mikrokokken,
la iwei oder in Haufen. Noch sicherer ist der Nachweis im Schnitt
bei F&rbung mit Eosin und Pikrokarmin nach 0 r t h , dann Oentiana-
iMett nach Gram. Die Follikel erscheinen meist leer oder ent-
Ittlteo nur noch Reste von Haaren; alle enthalten aber beträchtliche
Mengoi lebhaft ge&rbter Mikrokokken.
Darch Abstreifen der unteren Schnittfläche exzidirter Haut-
stflde und Ueb ertragung auf Agar lassen sich Kulturen erhalten.
Den gleichen Zweck erzielt man durch Aussaat von etwas Blut aus
der erkrankten Partie. In 24 Stunden bilden sich runde , weisse,
gläozeode Kolonieen, bestehend aus einem Micrococcus von 1 ^ Durch-
neBser, welcher die Gelatine verflüssigt und auf Kartoffeln schlecht
gedeiht. Bei Mäusen, subkutan injizirt , zeigt sich derselbe pathogen
and vermehrt sich in allen Organen , während Meerschweinchen bei
lieser Infektionsart kaum reagiren. Bei kutaner Anwendung dagegen,
Bnreiben auf die von Haaren befreite Hautfläche (Verletzung der-
adben ist nicht nöthig) erzielt man eine Alopecie, ähnlich derjenigen
des Menschen. Dieses Resultat wurde bei 25 Kaninchen und Meer-
idiweincben erhalten. Am 2. Tag erscheint die Haut schwach ge-
rtthet, am 8. Tag werden die Haare mOrb und lassen sich leicht
lusiiehen, später fallen sie von selbst aus; die Haut ist dann an-
fangs noch roth, später wird sie weiss. Nach 4 Wochen etwa er-
folgt Wiederersatz der Haare. Bu ebner (Mfinchen).
Bentsehmann , B., Arthritis blennorrhoica. (Archiv fQr
Ofhthalmologie. Band XXXVI. 1890. Seite 109.)
D. bekam ein 3 Wochen altes Kind mit Blennorrhoea neona-
toram zur Behandlung, welches seit wenigen Tagen auch eine
starke Mthung und Schwellung des linken Kniegelenkes zeigte.
Im Bindehautsekrete und in dem durch Punktion gewonnenen
ätengen Exsudate des Kniegelenkes wurden Gonokokken, in ersterem
in grosser, in letzterem in massiger Menge nachgewiesen.
Verf. ist der Ansicht, dass die Gonokokken von der Binde-
baat aus durch die Blut- und Lymphbahnen verschleppt wurden.
Dittrich (Prag).
Poplawska, 8*9 Zur Aetiologie der Panophthalmie nach
Verletzung durch Fremdkörper. (Fortschr. d. Med.
1890. No. 13.)
Prof. Ha ab in Zürich hatte in 2 Fällen von Panophthalmie
io dem Bulbus im Glaskörperezsudat einmal Bacillen, das andere
Val Kokken gefunden. (Die Fälle sind beschrieben in der Inaug.-
Diss. Yon H. Weidmann: „Ueber die Verletzungen des Auges
durch Fremdkörper. Zürich 1888.) P. unterwarf 12 weitere von
Ha ab wegen Fremdkörperverletzung und folgender Panophthalmie
eookleirte Augen der mikroskopischen Untersuchung. Er legte
iurch die Bulbi, die sofort nach der Enukleation in absoluten AI-
.^
120 Panophthalmie. — ThUrische Parasiten im Vogelblatd.
kohol gelegt worden waren, nach Einbettung in Gelloidin SchniUr
Serien an, die nach Gram, Loeffler und Weigrert gefärbt
wurden. In 2 ßulbi, die sofort nach der Operation halbirt worden
waren und in Folge dessen keinen Glaskörper mehr enthietten,
fanden sich keine Mikroorganismen. In den übrigen gelaug ea P^
im Glaskörper, und zwar am meisten dicht in der Umgebang des
in denselben eingedrungenen Fremdkörpers, Bacillen zu finden , yer-
einzelt oder in Nestern und Haufen , die , wie P. mit Sicherheit be-
haupten zu können meint, sämmtlich und in allen F&llen nur einer;
Art angehören. Meist lagen sie frei im Exsudat, in zwei Fällen :
auch in weissen Blutkörperchen eingeschlossen. „Die Bacillen zeigen <
alle Stadien der Entwickelung : Anordnung in lange Fäden, Auf- >
treten von helleren ovalen Stellen im Inneren von einzelnen Indivi- -;
duen (Sporen?). Bildung von dunkleren runden Kömern innerhalb ;
der Bacillen oder Zerfall in viereckige kurze StQcke^^ Kulturver- t
suche konnten nicht gemacht werden, da ja die Bulbi schon ge-
härtet in P.'s Hände kamen. Trotzdem beansprucht P. fflr diese
Bacillen die Bolle der Eitererreger und sieht sie „in jedem einzelnen ^
Falle als spezifische Ursache der auftretenden Panopbt2iaim/e„ ^
an, eine Anschauung, die ebenso kühn als überraschend ist. Dass ^
P. „eine Klassifikation der gefundenen Bacillen und eine Einrei- ^
hung in das Spaltpilzsystem vorläufig für ganz zwecklos^* hält, ist ^
nur anzuerkennen. Aus seiner Beschreibung ist ebensovirenig eio
sicheres Bild von den Eigenschaften des Mikroorganismus als die
Ueberzeugung zu gewinnen, dass es sich dabei in der That nur um ^
einen einzigen spezifischen handelt, wie Verf. meint. — Uebrigens be- •'
hält sich P. weitere Mittheilungen vor. M. Kirchner (Hannover). ^
Danilewsky» B., La parasitologie compar^e du sang. <s
I. Nouvelles recherches sur les parasites du sang r
des oiseaux. 8^. 93 p. Avec trois planches. Charkow 1889^). i
In dem vorliegenden Werke gibt Verf. eine systematische Dar- ^
Stellung der an seine früheren Publikationen (s. a. Ref. i. d. Cen- ,^
tralbl. Bd. I. p. 352) anknüpfenden Untersuchungen über die Para- ^
siten des Vogelblutes unter kritischer Sichtung der einschlägigen j
Untersuchungsergebnisse anderer Autoren. Wir müssen uns bei der
Fülle des dargebotenen Materiales auf die kurze Mittheilung einiger
morphologischer Merkmale der aufgestellten Arten beschränken und ,
bezüglich weiterer Details, sowie bezüglich der Biologie und der j
Klassifikation auf das Original verweisen.
Die Hämatozoen konnten nur im Blute der Insessores, und zwar
insbesondere der Raptatores und Passerinae, nie aber bei den Aato- ^
phagae nachgewiesen werden. Zur Untersuchung dienten meist frisch ^
gefangene oder angeschossene Exemplare, von wdchen (300) blos
4—6 in Folge von Blutparasitismus zu Grunde gingen. Letzterer
manifestirt sich durch ausserordentliche Vermehrung der Hämatozoen,
Anschwellung von Milz und Leber und durch eine sehr reichliche
Ablagerung von schwarzem Pigment in diesen Organen.
1) Leider verspXtet oingogaDgen ! Red.
ThieHscIie Parasiten im Vogelblato. 121
Die Hämatozoen des Vogelblutes amfassen folgende Orappen :
1) Pseadovermiculi sanguinis. In diese Gruppe gehört
m fertig geformter und mit freier Eigenbewegung versehener Ver-
micnlus, der am häufigsten im Blute des Würgers und der Nacht-
eole angetroffen wird. Seine Länge ist selten unter 10 fi, häufig be-
tiigt sie noch etwas mehr als die des Blutkörperchens. Der Vermi-
en Ins ist mit einem central situirten Kern versehen und lässt nur
dsen einzigen Kontur wahrnehmen. Freie Pseudovermiculi werden
in Vergleiche zu anderen Hämatozoen selten gefunden. Eine andere,
dieser sehr ähnliche, Art kommt im Blute der Backe, des Würgers
mMl der Nachteule yor. Diese Hämatozoe bildet ein farbloses, durch-
siditiges, sphärisches Protoplasmakörperchen von 7 — 9 /<, das von
einer zarten Membran umgeben ist und manchmal schwarzbräunliche
Eönidien enthält. Bei fortschreitendem Wachsthum bewirkt es Zer-
störung des Blutkörperchens und verwandelt sich schliesslich in einen
15—17 fi langen, beweglichen Vermiculus.
2} Pseudovacuolae oder Gytozoa. Die Parasiten dieser
Gmppe entwickeln sich im Innern der Hämocyten. Es sind farblose,
Terschieden gestaltete Gebilde, welche erst durch Tinktion oder auf
nikrochemischem Wege als protoplasmatische Köi'perchen erkannt,
somi aber Mcht mit den wahren Vakuolen verwechselt werden können.
läufig bedingen sie keine Lage- und P'ormveränderung des Kernes
und Eonturs des rothen Blutkörperchens. Ihre Grösse schwankt
nrischen 2 — 4 fi und der Grösse der Hämocyten. Sie werden auch
in den Mikrocy ten gefunden. Die Leukocytozoen von sphärischer
oder ovaler Gestalt und der 1^2 fachen Länge der Hämocyten sind
am \AnfigBten in den Leukocyten der Eulen vorhanden. Eine andere
Form der Pseudovacuolae zeigt bei Abkühlung im Innern eine heftige
Beiegqng der Granula, worauf die Pseudovacuole platzt und eine
Anzahl spirillenförmiger Körperchen frei werden lässt, die sich mit
pt)68er Schnelligkeit nach allen Seiten hin zerstreuen.
3) Polimitus sanguinis avium, eine sphärische, mit
Qässehi versehene Hämatozoe. Ebenfalls am häufigsten bei Elstern,
Eolen und Wüiigern. Der Parasit erscheint unter der Form eines
wahren „Blutinfusoriums*^ und ist morphologisch und biologisch dem
Lav er an 'sehen Malariaparasiten sehr ähnlich. Er entwickelt sich
in den rothen Blutkörperchen vorerst als Pseudovakuole, die allmäh-
M grösser wird und eine spärliche Form annimmt. Ihre Substanz
ist farblos und durchsichtig und enthält schwarze Granula. Bald
bnn man im (Hämocyten eine intracelluläre Bewegung wahrnehmen,
nach I — 1 Minute platzt derselbe und lässt ein sphärisches C^tozoon
austreten , das mit 4—6, seltener 8—10 Geissein versehen ist und
»ne starke Eigenbewegung besitzt. Die Grösse des Parasiten ist
bei der gleichen Yogelart konstant und variirt bei den verschiedenen
Aiteü von 6— 16/u. Der freie Polimitus ist eine seltene Form, im
Kreislauf findet er sich nur intracellulär als Pseudovakuole. Die
^a^issebi können eine Länge von 20 — 30 fi erreichen , sind bei dem-
selben Individuum von verschiedener Länge und jede von ihnen be-
sitzt ihre von den anderen unabhängige Eigenbewegung. Häufig ge-
X22 Thierlacfae Parasiten im Vogelblote.
langt eine Theilung des freien Polimitus in zwei sph&rische K9:
zur Beobachtung. Unter eigenthümlichen stürmischen Bewegui3£P0/
der intracellulären Granula im Mutterleibe findet schliesslich di<
Abtrennung der neugebildeten Hemisphäre statt. Die verschied^iiec
Formen von Polimitus können durch das Vorhandensein
schwarzen Körnchen und durch die Anzahl, Länge und Form
Oeisselndififerenzirt werden.
4) Pseudospirilla. Die sehr beweglichen Spirillenformen
des Vogelblutes kann man in zwei Gruppen eintheilen ; in die feineroa,
längeren und weniger beweglichen Formen, welche immer gleichzeitigf
mit Polimitus auftreten und nichts anderes sind, als dessen ahge-
trennte Geissein ; dann in diesen ähnliche Organismen mit mehr ab-
geflachtem Körper. Im Kreislauf findet eine Abtrennung der Greis-
sein nur selten statt, im extravasculären Blute scheint es jedoch eia
normaler Vorgang mechanischer Natur zu sein, welcher bereits nach
10—20 Minuten nach der Blutentnahme beobachtet werden kann.
Die vom Polimitus abgetrennten Fäden behalten vollständig ihre
Beweglichkeit und ihre morphologischen Eigenschaften bei. Die ty-
pische Form des Pseudospirillum ist fadenförmig cylindrisch,
gewellt und von gleichmässiger Dicke, der grösste Durchmesser nicht
über 1 — 1,5 ju. Vermehrung, sowie Involutionsformen kamen nicht
zur Beobachtung.
5) Trypanosoma sanguinis avium, zu welcher Gruppe
auch die Jugendformen der Trypanomonades gehören. Dieser
Parasit unterscheidet sich durch seine typische Organisirung wesent-
lich von den vorangehenden. Der protoplasmatische Körper hat eine
cyUndrische, sichelförmige Gestalt, erscheint grau, halbdurchsichtig,
vollständig homogen. Das vordere Ende veijttngt sich fast zur Spitze,
während das andere in eine, mehr oder weniger lange, undulirende
Geissei ausläuft, deren Durchmesser gegen das Ende hin immer
kleiner wird. Die Geissei steht in unmittelbarer Verbindung mit der
undulirenden Membran, beide unterliegen gemeinschaftlicher Bewegung.
Die Membran stellt sich als farbloser hyaliner Rand dar. Der Kern wird
von einem rundlichen Körperchen gebildet, welches grau, homogen,
von einer helleren Bandzone umgeben und meist central gestellt ist.
Nach der Grösse könnte man Trypanosoma majus und minus,
erstere von 65—60 ^, letztere von 18 — 22 fi Durchmesser, annehmen. Die
Bewegung ist spirUlenfÖrmig , mit der Geissei nach vorne gerichtet
Im Vogelblute wurde nur eine einzige Form des Parasiten gefunden,
welche mit der sichelförmigen Trypanosoma der Fische identisch
zu sein scheint. Der Parasit ist bei den Vögeln am häufigsten im
Knochenmark vorhanden, wo er sich mit Vorliebe entwickelt und
vermehrt. Unter ungünstigen Lebensbedingungen verliert die Try-
panosoma die undulirende Membran und die Geissei und nimmt eine
rundliche Gestalt an : sie geht gewissermassen in einen „Ruhezustand"
über. Eine andere Metamorphose fährt zur Vermehrung des Parasiten,
die im Allgemeinen auf dem We^e longitudinaler oder transversaler
Theilung oder durch Segmentation vor sich gehen kann. Bei der
Segmentation zerfällt die Trypanosoma im amoeboKden oder
Ruhezustände in eine Anzahl embryonaler Kügelchen.
— Dermatomykose d. Eidechsen. — Thier. Paras. d. Hausthiere In Japan« J23
Betrefib der Einwirkung der Blutparasiten auf die Gesundheit
der Thiere neigt sich Verf. der Auffassung zu, dass die Cytozoen
des Vogelblutes pathogene Organismen seien, welche unter gewissen Be-
dingungen bei Vögeln eine infektiöse Krankheit zu erzeugen vermögen.
Die auf 3 Tafeln beigefügten zahlreichen Abbildungen geben ein
Bild der Entwickelungsphasen der beschriebenen Blutparasiten.
Krdl (Prag).
Blmnehard, B., Pseudo-parasites. (Extr. du „Dictionnaire
^cydopödique des sciences m6dicales". S6rie II. T. XXVII. 1"
mai 1889.)
Verf. gibt eine fesselnd geschriebene und übersichtliche Zusam-
menstellung der Pseudoparasiten und erhärtet die einzelnen Erschei-
nungsformen durch drastische Beispiele. Es handelt sich entweder
um wirkliche Thiere, die, sei es aus gewisser Geschmacksrichtung,
oder um zu tauschen, von Kranken verschlungen oder in die Körper-
^hoDgen — Urethra, Anus u. s. w. — eingeführt worden, oder die
diuxh Zerfall in dieselben hineingelangt sind. Oder es sind Parasiten
anderer Thierarten, der Hunde, Pferde, des Geflügels, die gelegent-
lich aber vorübergehend noch einmal beim Menschen vorkommen.
Dann sind vielerlei Dinge ~ Speisereste, Pflapzentheile u. s. w. —
in den Ausleerungen fälschlich für Parasiten gehalten worden, Blatt-
nerven von Gemüse, Saftzellen von Apfelsinen u. dergl. m. Für
die Leichtgläubigkeit der Patienten, die zufällig in ihre Exkremente
gelangte Dinge der Art oder Insektenlarven für Parasiten gehalten
haben, fQhrt 6. zahlreiche, theilweise ergötzliche Beispiele an. Schliess-
lich handelt B. die erfundenen und fabelhaften Parasiten ab , z. B.
die Furia infernal is, die nochLinn6 zu den Nematoden zählte.
Neues bringt die Zusammenstellung B.'s übrigens nicht.
M. Kirchner (Hannover).
Blanehard, B., Sur un nouveau type de dermatomycose.
(La semaine m^d. X. 1890. No. 44.)
Verf. fand bei einer grösseren Eidechse an der vorderen Hälfte
and an der Oberfläche des Schwanzes drei dicke Hautauswüchse von
warzenartiger Beschaffenheit und rissiger Oberfläche. Es fand sich,
dass alle drei erzeugt waren durch Wucherungen eines Pilzes, den
er als zum Genus Salenosporium gehörig bezeichnet. Alle Arten
dieser Gattung sind Saprophyten, die mit Vorliebe auf faulenden
Pflanzenresten hausen; nur zwei Arten darunter sind als auf thie-
rischen Kadavern schmarotzend bekannt, dagegen als Parasit auf dem
lebenden Thiere kannte man bisher keine. Näher beschrieben hat
Verf. den Pilz, um den es sich hier handelt, nicht; wir haben es
mit einer Mucedinee zu thun. ( Acad. des sciences. S6ance du 29. IX. 90.)
M. Kirchner (Hannover).
Bailliet, A., Les parasites des animaux domestiques au
JapoD. (Le Naturaliste. S6r. IL Ann. XII. No.79. pag. 142—143.
Paris 1890.)
Die VeterinärsektioD der land- und forstwirthschaftlichen Schule
124 Tbierische ParMiten der ' Haasthiere in Japan. — Echinococcus o. Coceldiea.
V
zu Eemaba hatte auf der Pariser Ausstellung auch eine Kollektion
in Japan vorkommenden Parasiten der Hausthiere ausgestellt, über
welche R. folgende Liste publizirt:
1) Eohinococcas aus der Leber vom Bind,
2) Taenia perfoliata aus dem Dickdarm des Pferdes,
3) T. expansa aus dem Darm toh Schafen,
4) T. oucumerina aus dem Dünndarm vom Hunde,
5) 6) 7) Drei unbestimmte Tänien aus Kund, Eatse und Muhn«
8) Bothriocephalus latus Tom Hunde,
9) Distomum hepaticum Gallengänge Tom Rind,
10) D. panoreaticum n. sp. aus dem Ductus pancreatictis
Ton Schafen,
11) D« panoreaticum var. Pankreas von Schafen, dürfte
wohl zu Dist. lanoeolatum gehören,
12) D. pulmonale aus den Bronchien des Hundes,
18) D. endemicum Leber der Katze,
14) Amphistomum conicum Biagen des Rindes,
15) Ascaris sp. Darm yom Schwein (Asc. lumbricoides?),
16) A. megalooephala Darm des Pferdes,
17) A. sp. ebendaher,
18) 19) A. mystax Darm des Hundes und der Katze,
20) EustrongyluB gigas Niere Tom Hund,
21) Strongylus armatus Colon des Pferdes,
22) St. filaria Bronchien der Schafe,
23) St. contortus Labmagen des Schafes,
24) St. paradoxuB Bronchien des Schweines,
25) St. armatus (laryae) Beckenarterien der Pferde,
26) DochmiuB sp. Darm des Hundes,
27) Filaria papillosa Leibeshöhle des Pferdes,
28) F. immitis Herz des Hundes,
29) Spiroptera sanguinolenta Muskelhaut des Oesopha-
gus vom Hunde,
30) Sp. microstoma Magen und Darm des Pferdes,
31) Sp. megastoma Magen des Pferdes,
32) Sp. sp. Aorta Tom Hund,
33) Trichocephalus crenatus Colon vom Schwein,
34) Demodex follioulorum vom Hund,
35) Sarcoptes sp. Tom Schwein,
36) 37) Ixodes sp. yom Pferd und Hund,
38) 39) Läuse von Ziege und Schwein,
40) Gastrus equi Magen des Pferdes. M. Braun (Rostock).
Lomlnsky, lieber Symbiose des Echinococcus mit Goc-
cidien. (Wratsch. 1890. No. 18.) fRussisch.]
Verf. fand in einem Stücke Schinken eine ziemlich grosse An-
zahl von Knötchen , welche ausschliesslich im Fleisch (nie im Speck)
lagen, von rundlicher bis ovaler Form und schmutzig-grauer bis
bräunlicher Farbe waren. Im Allgemeinen waren sie sehr klein ; die
grössten erreichten miliare Grösse.
fiSehinococeos. J25
Die Uemsten Knötchen bestanden aus einer bindegewebigen Kap-
sel oDd fieinkörnigem Inhalt , in welchem die ovoiden Ck)ccidien sehr
scktff hervortraten. In den grösseren fand Verf. ebenfalls eine
liiiMkgewebige Kapsel, der Inhalt war jedoch von komplizirterer Na-
tur. Inmitten des Knotens lag der Echinococcuskopf mit seinen
ctenkteristischen Haken. Zwischen Kopf und Membran, in einer
{Biik5niigen Masse, lagen die Cocddien zum Theii unregelmässig
fostrent, zum Theü in regelmässigen Reihen an der Knotenwand,
iiim Theil endlich auf der Oberfläche des Echinococcuskopfes. In
diesen Knoten fanden sich auch Kalkablagerungen sowohl im fein-
Urmgen Inhalt liegend, als auch die Haken des Echinococcuskopfes
iflknistirend.
Yerf. hftlt die gefundenen Coccidien für Goccidium ovi-
forme, und gjanbt, dass sie durch die Blutgefässe der Knotenwand
i^. EGhinococcosblasenwand in dieselbe eingewandert sind.
Steinhaus (Warschau).
Hidg, ¥•, Der cystische Echinococcus der Bauchhöhle
und seine Eigenthümlichkeiten vor, bei und nach
der Operation. (Göttinger Diss. inaug.) S^. 55 pp. Leipzig 1890.
Diese unter dem Einfluss des gleichnamigen grossen Göttinger
CUmrgen entstandene Arbeit stützt sich auf die in den Jahren 1877
bis 1890 an dortiger chirurgischer Klinik vorgekommenen 19 Fälla
Zunächst vrird die Ruptur in die Bauchhöhle besprochen und
durch einen operativ geheilten Fall illustrirt Die Ruptur wird als
sebr ^gefährliches Ereigniss aufgefasst.
Hierauf folgt „der vereiterte Echinococcus der Bauchhöhle'^
und vier Fälle v^erden berichtet In drei derselben bot der E c h i n o -
(occQS nach latentem Dasein plötzlich idle Anzeichen eines akuten
Eitenmgsprozesses. Punktion ist bisweilen Veranlassung. Im Ge-
folge der Eiterung kann es zur amyloiden Degeneration kommen (wie
Bef. auch am Falle eines Milz echinococcus gezeigt hat. Mün-
chener med. Wochenschrift. 1890. Januar)^ femer zur Septikämie.
Bezüglich der Operationsmethoden empfiehlt Prof. König unter
Umständen dem weniger Geübten das Volk mann 'sehe Verfahren,
4^ hat er selbst seit 1880 nur die einzeitige Operation gemacht.
Das Verfahren wird pag. 19 kurz beschrieben. Besonderes Gewicht
wird auf die Anlegung eines „sehr ausgiebigen Schnittes'^ gelegt, wie
Prof. König ja überhaupt bei seinen Operationen denselben mit
fiecht anwendet.
iiKv dieses Kapitel schliesst sich die genauere Erörterung der
„gleichzeitigen Operation mehrerer Echinococcuscysten'^ Die
Mltipeln Cysten werden als nicht selten bezeichnet. Die Kenntniss
der grossen Arbeit von Masseron (Th^se de Paris 1882 mit 92
Fallen) wäre hier yon Nutzen gewesen. — Als praktisch wichtige Regel
ergibt sich für den Operateur, bei jedem Falle nach dem Dasein
weiterer Cysten zu suchen. Für die bei solchen Gelegenheiten vor-
komineDden Schwierigkeiten bietet der 12. Fall eine treffliche, lehr-
reiche Illustration,
Die diagnostischen Schwierigkeiten (pag. 31 ff.) können recht
II.B4. 9
126 foraakheiton der KultorpAanteti.
erheblich sein. Das Fremissement wird nicht hoch angeschl
doch wurde es dreimal wahrgenommen. Die Probepunktionen«
mit Pravaz 'scher Spritze werden verworfen und sind seit 188^ ^
Göttingen proskribirt. Eröffnung der Bauchhöhle mit ,,grosse]
Schnitt'^ soll die Operation einleiten.
Ausführlich besprochen wird (pag. 39>-55) der Gallenausflixfi
nach der Operation (5 Fälle). Die Gefahr desselben liege darin, *cia^
er die Leistungsfähigkeit des Organismus durch Nutritionsstöruni
sehr herabsetzt und schwächere Individuen gegen Komplikation
widerstandslos macht.
Die Arbeit, eine reife Frucht aus der klinischen Thätigkeit
grossen Chirurgen, muss dringend empfohlen werden.
J. Gh. Huber (Memmingen).
Brlosl, €tiOYaiml, Rassegna delle principali malatti e
sviluppatesi sulle plante culturali nelT anno 1887,
delle quali si h occupato il Laboratorio Grittoga —
m i c 0. (Atti deir istituto botanico dell' universita di Pavia. Ser. IJ.
Vol. I. p. 289—292.)
Der berühmte italienische Phytopatholog gibt eine üebersicht der
im Jahre 1887 von ihm untersuchten Krankheiten an Kulturpflanzen
seines Vaterlandes.
Krankheiten des Weins:
Peronospora (Peronospora viticola de Bary) trat
später und weniger intensiv auf, als im Jahre 1886, aber verbreitete
sich über grössere Gebiete, als in den Vorjahren, wie die folgende
Aufzählung der befaUenen Orte zeigt.
Rot bianco (Coniothyrium diplodiella (Speg.) Sacc.)
wurde wegen seiner grossen Aehnlichkeit mit dem Black-Rot der
Amerikaner eingehend studirt (Phoma uvicola Berk. et Gurt);
die Schädlichkeit jenes steht derjenigen dieses sehr nach.
Antracnosi (Sphaceloma ampelinum de Bary).
Dieser Parasit hat nur geringe Verbreitung erlangt, ist aber ent-
schieden schädlich. Weisse Trauben haben sich nicht in höherem
Grade infizirbar erwiesen, als andere.
Macrophoma reniformis und Macrophoma flaccida
(Viala et Ravaz) fanden sich auf trockenen und kranken Trauben
von Stradella, Casteggio und Voghera.
Grittogama commune (Oidium Tuckeri Berk. et
Gurt.). Obgleich dieser Parasit lange Zeit auf bestimmte Gebiete
eingeengt blieb , erschien er in diesem Jahre auch da , wo man die
Weinstöcke sich selbst überlassen hatte oder nur mit einfachen Lö-
sungen von Kupfervitriol behandelt hatte.
Fitoptosi (Phytoptus vitis Landois). Obgleich die
durch diesen Pilz zugefügten Schäden nicht schwere sind, so ist der
Schmarotzer doch fortwährend in Ausbreitung begriffen.
Von den übrigen beobachteten Pfianzenkrankheiten seien fol-
gende angeführt:
OHto (01ea£uropaea)dayellano(Luoca)mit Fumago Oleae.
Oli Yo (Olea Furopaea) da Vellano (Lucoa) mit Coooub Oleae.
1
Krankheiten der Kahnrpfleniten. j^27
OIiTO (Olea £ u r 0 p a e a) da Porto Mauruio mit Phlaeotrips
OÜTO (Olea EuTopaea) da Borna mit Bogna.
BoBa (Rosa speo. ooltirata) da Favia mit Phragmidium in-
eraaiatum.
Boaa (Boaa apec. ooltiyata) da Faviamit Hylothoma pagana.
PesGo (Amygdalus Persica) da Asti mit Gommosi.
Gelso (MoTua alba) da Maoerata mit Septoria Mori.
Agrnmi (Citrus delioi osa) da Casale mit Larren yon Crjsopa
ipee.
Agmmi spec. coltiyata da Sdo mit Gooous Hesperidum.
Pero (PyruB communis) da Modena mit Phytoptus pyri.
Canepa (Oannabis sativa) da Forli mit Phy Host iota speo.
Csiiepa(Can nabis 8ativa)daPayiamit Septoria cannabina.
Serbe (Sorbus anouparia) da Como mit Ceratitium oor-
oatum.
Trifoglio (Trifolium campestre) daPayia mitPolythri-
sieium trifolii.
Batate (Solanum tuberosum) da Chioggia mit Phytoph-
tlkoia infea tana.
Frumento (Tritioum vulgare) da Stradella mit XJstilago
Csrbo. p
Frumeiit o (Tritioum vulgare) daPayiamit Pucciniagra-
minis.
¥Tumeiito(Triticum vulgare) da BomamitCladoapo rium
herbarum.
Frumento (Triticum vulgare) da Boma mitSaperda gra-
eilis.
Bizo (Oryia sativa) da Pavia mit Brusone.
Cavolo (Brassica oleraoea)da Pavia mit Alternaria bras-
lieae.
Epinacio (Spinacia oleracea) da Baroellona mit Perono-
ipora effuaa. Kohl (Marburg).
TarendorlT, y«, Ueber die Kiefernsehütte. (Forstliche
Blatter. 1890. Heft 4. p. 97—104)
Die Schütte ist bekanntlich eine die Kiefern bis etwa zum
lOjfthrigen Alter befallende, überall verbreitete und häufig epidemisch
udlretende Krankheit, welche besonders aber die 2jährigen Kiefern-
pfläozchen ergreift. Sie äussert sich darin, dass die Nadeln beim
&^achen der Vegetation meist ziemlich plötzlich roth werden, ein-
zelne dunklere Punkte, die Sporenlager eines Pilzes, zeigen und
im Laufe des Frühjahres und Sommers abfallen, während die
jungen, empfindlichen Knospen saftig und gesund sind. Verf.
^schildert nach eigenen Beobachtungen den Verlauf der Krankheit
ans einer Reihe von Gegenden ; in manchen derselben, z. B. Schles-
wig, ist durch sie der Anbau der Kiefer unmöglich geworden, in
vsAti&i Bevieren gelang ein leidlicher Kulturzustand der Saatkämpe
m mit Hilfe der Fichte. Besonders gewüthet hat die Krankheit
^on Anfang der siebziger Jahre bis zum Jahre 1885, wo ihre Heftig-
j^28 Üntennohiingsmetiioden, Instmmente ete.
keit und YerbreituDg sehr nachliess. UDgeeignetes Klima wie n.
und Winter kühle Sommer, Beschattung der Pflänzchen, Bodenarmixti
oder nasser, mooriger Boden, Schädigung der Wurzeln, gedrängter St£LD<
der Pflanzen, Hinderung der Luftzirkulation, Graswuchs und Unkir^ku l
begünstigen die Ausbreitung der Krankheit. Verf. vertheidig^t die
Ansicht, dass Hysterium Pinastri der Erreger der Krankb^i^
ist und tritt den Erklärungen durch andere Ursachen, wie Bodeo-
armuth, Frost, gefrorener Boden, aus welchem die Verdunstung
der Blätter nicht ersetzt werden kann, u. s. w. entgegen, diu
sicheres Mittel zur Bekämpfung gibt es nicht Verhinderung der
erwähnten, die Schütte begünstigenden Umstände dient zur Ver-
minderung des Schadens. Brick (Karlsruhe).
Tabeuf, K.Y^ Ueber eine neue Krankheit derWeisstanne
und ihre forstliche Bedeutung. Vorläufige Mittheiluoer»
Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen. 1890. Heft 5. p. 282—85).
Ausser den durch die Arbeiten von Hartig schon bekannten
Feinden des Holzes der Weisstanne (Polyporus fulvus, Tra-
metes Pini, Tr. radiciperda und Agaricus melleus) hat
Verf. auch Polyporus sulphureus gefunden und einen bisher als
schädlichen Parasiten noch unbekannten Pilz, Agaricus adiposus
Fr., welcher bisher nur an lebenden Buchen und gefälltem Holze
beobachtet worden ist. Derselbe bricht mit seinen sich häufig und
massenhaft bildenden und durch ihre schöne gelbe Farbe sich ans*
zeichnenden Fruchtkörpern aus Wunden, Bindenrissen, Specbtlöchem
und besonders häufig aus den Krebsstellen von Aecidium ela-
tinum aus der Weisstanne hervor. Er bewirkt durch seine Holz-
zersetzung neben dem Polyporus fulvus das Brüchig werden
dieser Krebsstellen. Das zersetzte Holz hat einen gelben bis gelb-
braunen Ton und ist von dem Mycel nach allen Richtungen durch-
setzt; besonders aber verbreiten sich dichte, weisse Mycelstränge
in der Jahresringfläche, und erscheint das Holz auf dieser inselartig
zerfressen. Die Endzersetzung zeigt uns ein in die Jahresringe
zerblättertes Holz, welches unregelmässig zart durchbrochen ist.
Brick (Karlsruhe).
Untersuchungsmethoden, Instrumente etc.
Eleinere Mittheilungen zur bakteriologischen Technik^).
Von
W. Prausnitz.
Mit 2 AbbUdiiBgtn.
I. Vorrichtung zum Abimpfen einzelner Kolonieen
von der Koch'schen Platte.
Unter den Manipulationen, die bei bakteriologischen Untersuchun-
gen auszuführen sind, befindet sich eine, welche öfters grosse Schwie-
1) Nach einem Vortrag, gehalten in der Gesellschaft für Morphologie und Physiologie
SU München am 28. Jali 1890. — Abdruck aas Münch. med. Wochenschr. 1890. No. 18.
UntersiiehmigsmethodeD, InstnunMito ete.
129
^gleiten bereitet, n&mlich das Abimpfen einzelner Eolonieen von der
focktehen Platte.
&r Erleichterang desselben habe ich einen kleinen Apparat
ioBstniirt, der an jedes Objektiv eines Mikroskopes leicht und rasch
ttgeschraubt werden kann. Derselbe besteht aus einem Metallring,
wdder an der einen Seite zusammengeschraubt werden kann. An
soaer anderen Seite ist ein Metallstück angesetzt, in welchem eine
Eigne yerläoft, die zur Aufnahme eines kleinen fahnenförmigen Pia-
tobteefaes dient. Die Rinne ist so gearbeitet, dass das am oberen
fiide etwa 1 mm breit rechtwinklig abgebogene Platinblech leicht
eJBgesetst und herausgezogen werden kann, wenn es aber eingefllgt
Bt, foUkommoi fest sitzt.
Die Verwendung des Apparates ist aus der beiliegenden Zeich-
inDg osiehtlich. Beim Abimpfen wird die Platinnadel in den Aus-
schnitt des Platinbleches gelegt, so dass
itt Ende der Nadel etwa 2 mm von
der abzuimpfenden Kolonie entfernt ist ;
& den Glasstab haltende Hand stützt
sich auf dai Rand des Objekttisches
oder auch auf eine kleine neben dem
Olqddtificti in gleicher Höhe stehende
Hcjzbank. Dann kann man das Auge
dm Ocular nähern , ohne fOrchten zu
mfiasen, dass der Platindraht aus der
\hm anftnglich gegebenen Lage verrückt
wird.
Beim Gebrauch des Apparates ist
das Abimpfen bedeutend erleichtert,
besonders ist die Gefahr in andere, als die gewünschte Kolonie ein-
ndringesn, bei kurzer Einübung nicht mehr vorhanden.
Ein weiterer Vortheil ist es, dass man nun nicht mehr nach er-
Ugtac Abimpfung an das Objektiv anstossen kann.
Da das Platinblech mit einer Pincette leicht herausgezogen, in
iß Flamme geglüht und dann wieder eingesetzt werden kann , ist
ou vor zu&Uigen Verunreinigungen, wie sie früher durch Anstossen
ao das Ocular mogUch waren, gesichert.
I>er kleine Apparat wird von Herrn Hofinstrumentenmacher
Katsch, München, Schillerstrasse, angefertigt. Bei Bestellung ist
Gütueder das Objektiv einzusenden, oder die Stärke desselben genau
anzugeben.
n.Apparat zur Anfertigung von Esmarch'scher Roll-
kulturen.
Der in nebenstehender Figur wiedergegebene Apparat besteht
am einem 10 cm hohen, 28 cm breiten und 19 cm tieten Blechkasten.
In der Mitte der beiden Schmalseiten ist am oberen Rande eine
Ueine Vertieiung angebracht, in welche die Axe einer Rolle zu liegen
\ssmL An der Axe sind in Entfernung von 14 cm von einander
i ninde Blechscheiben befestigt, in deren Peripherie 10 runde Löcher
eingeschnitten sind.
130
Untertachimgsmetbodeu, Instrumente etc.
Beim Gebrauch wird der Kasten mit 10—12^ warmem Wasser
gefüllt, in die Löcher der Bolle die mit der verflüssigten Gelatine
versehenen Beagensgläaer eingelegt und die Kurbel so lange gedreht,
bis die GeUttine erstarrt ist.
Man erhält dann die Gela-
tineschicht an der Wand der
Gläser ganz gleichmässig
ausgebreitet, besonders wenn
man darauf achtet, dass der
Kasten horizontal steht und
dass in den Gläsern die ge-
hörige Gelatinemenge vor-
handen. Am besten ist es,
wenn die Gläser bis zu V4
der gesammten Höhe, excL
Wattestopfer, mit Gelatine gefüllt sind. Abgesehen von der Möglichkeit,
die Gelatine ganz gleichmässig auszubreiten, was besonders dann von
Yortheil, wenn die Kolonieen gezählt werden müssen, bietet der
Apparat noch die Annehmlichkeit, eine grössere Anzahl derartiger
Bofikulturen zu gleicher Zeit zu vollenden.
Der Apparat ist vollständig lackirt bei Ulrich und Bein ig,
München, Zweigstrasse 6, für den Preis von 8 Mk. zu beziehen.
ni. Apparat der bakteriologischen Wasserunter-
suchung.
Die Erfahrung, dass sich der Bakteriengehalt der Wässer, bald
nachdem sie ihren natürlichen Bedingungen entzogen, bedeutend
ändert, macht es nothwendig, die Wässer möglichst bald nach ihrer
Entnahme zu untersuchen und zwar werden diejenigen Untersuchungen
die genauesten Besultate ergeben, welche sofort nach der Entnahme
an Ort und Stelle ausgeführt sind.
Ich habe deshalb, da ich in den letzten Jahren vielfach ausser-
halb des Laboratoriums Wässer bakteriologisch zu untersuchen genöthigt
war, einen Apparat zusammengestellt, der in kompendiöser Form
alles das enthält, was man zu einer bakteriologischen Wasserunter-
suchung gebraucht.
Der Apparat besteht aus einem 22 cm breiten, 19 cm tiefen
und 12 cm hohen verschliessbaren Blechkasten. In diesen Kasten
ist ein zweiter eingefügt, welcher jedoch nur 8 cm hoch ist und in
3 Fächer getheilt ist. In dem ersten Fach liegt der Thermometer,
einige Glaspipetten und ein zum Schreiben auf Glas sehr gut ver-
wendbarer F a b e r ' scher Fettstift. Das zweite bietet Platz für 20 Stück
19—20 mm weite und 17 cm hohe Gelatineröhren. Im dritten befindet
sich ein kleines Blechgefäss, das man mittelst einer besonderen Vor-
richtung an einen Stock befestigen kann, um aus Flüssen vom Ufer
entfernt Wasserproben entnehmen zu können. Sodann enthält es ein
zweites Blechgefäss, mit Untersatz und Spiritusflamme zur Herstellung
von warmem Wasser für Verflüssigung der Gelatineröhren, weiterhin
eine Blechschachtel mit Gummiklappen und 2 kleinen Glasflaschen
mit Spiritus.
Üntersnchiingsmetlioclen, iDstramente ete. Jg].
Wird dieser zweite, die vorgenannteii Utensilien enthaltende Kasten
dem ersten herausgenommen, so kann man letzteren zur An*
fertigiuig der Esmarch' sehen RoUkulturen nach der weiter oben
beschriebenen Methode benutzen. Die zu diesem Zweck notwendige
BoDe ist zusammenlegbar konstruirt, ihre einzelnen Theile haben
m den unteren Theil des Kastens Platz gefunden.
Mit einem derartigen Apparat habe ich vielfache Wasserunter-
sochungen unter den ungünstigsten Verhältnissen ausgeführt. Ich
hatte dabei die Crewissheit, dass die Ton mir gefundenen Zahlen ab-
Bohit genau waren, da eine Veränderung des Bakteriengehalts des
Wassers bei den immer an Ort und Stelle vorgenommenen Unter-
SBchungen ausgeschlossen war und weiterhin die Annehmlichkeit, für
die bakteriologische Wasseruntersuchung besonders aufgefangene, in
fis transportirte Wasserproben nicht erst ins Laboratorium bringen
ra müssen.
Selbstverständlich kann der Apparat auch für anderweitige,
aoBserbalb des Laboratoriums anzustellende biüderiologische Unter-
sodiuogen (Milch, Boden u. s. w.) gut verwerthet werden.
Der Apparat ist von der Firma Johannes 6 r e i n e r in München,
Neohauserstrasse 49, geschickt und sauber zusammengestellt für den
von 18 M. zu haben.
IV. Eine neue Methode zur Anfertigung von Dauer-
kulturen.
Während die bisher zur Anfertigung von Dauerkulturen mitge-
tbeUten Methoden sehr komplizirt waren und nur besonders für die-
sen Zweck hergestellte Kulturen zu konserviren gestatteten, verbindet
das von mir versuchte Verfahren den Vorzug der Einfachheit mit
dem allgemeiner Verwendbarkeit.
Ich konservire die Roll- und Stichkulturen — auch verflüssigen-
der Arten, wenn die Verflüssigung noch nicht allzuweit vorgeschritten
— indem ich in die Röhrchen eine Gelatinelösung giesse^ welcher
ein Desinfidens zugesetzt ist. Die Gläser, welche die zu konserviren-
den Kulturen enthalten, werden in Eiswasser gestellt, der Wattepfropf
entfernt und antiseptische, gerade noch flüssige Gelatinelösung mit-
telst einer tief ins Glas eingefilhrten Pipette langsam bis oben ein-
gegossen. Das Glas wird dann mit einem Korkstopfen verschlossen,
der am Rande des Glases abgeschnitten und zur Vermeidung der
Aastrocknung der Gelatine versiegelt wird.
Die WaJhl des zuzusetzenden Desinficiens hat mir erst Schwierig-
keiten bereitet, da die zumeist gebrauchten Desinficientien die Gela-
tine entweder verflüssigen oder eine Trübung verursachen. Am ge-
eignetsten erwiesen sich eine ö-proz. Essigsäure, und eine 1-proz. Kar-
bolsäuregelatine. Bei Bereitung derselben ist die Gelatine natürlich
ohne Zusatz von Fleischwasser und Pepton durch Kochen mit ge-
schlagenem Eiereiweiss zu klären und nach beendeter Filtration die
Säure zuzusetzen.
Das Verfohren hat den Vortheil, jede beliebige Kultur , die ge-
rade geeignet erscheint, konserviren zu können. Ich besitze derartige
Dauerkulturen, welche nunmehr 2 Jahre sich vollkommen unverändert
132 Schutzimpftuigi künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelnngshemmiing etc.
erhalten haben. Wenn ich auch nicht verschweigen kann, da^us_ 1
einem Theil derartig hergestellter Kulturen nach einem h^
manchmal auch erst nach einem Jahre, aus mir übrigens uaei
lichem Grunde, Verflüssigung eingetreten ist, so dürfte das YerCcLbir^
dennoch besonders für ünterrichtszwecke als sehr zweckmässig ^
empfehlen sein.
B4>tkiBv 8., Eine einfache Methode inr Isolimng anaerober Bakterien. (Zeitschr. f. 0J
giene. Bd. IX. 1890. Heft 2. p. 888—388.)
Schutzimpfung, künstliche Infeictionsicranicheiten , Entwick-
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc.
Stern, Bleh«, üeber die Wirkung des menschlichen Blu-
tes und anderer Eörperflüssigkeiten auf pathogen e
Mikroorganismen. (Zeitschrift f. klin. Medicin. Bd. XVIIX«
Heft 1 und 2.)
Verf. entnahm mittels sterilisirter Schröpfschnepper von der
desinfizirten Haut in desinfizirte Schröpfköpfe Blut. Es gelang fast
stets — wie sich der Autor durch das Plattenverfahren überzeugte
— steriles Blut zu erhalten. Das Blut wurde aus den Schröpfköpfen
in sterile Glasgefässe, die mit Glasstöpseln versehen waren, gegossen,
hier durch Schütteln mit sterilem Eies oder Glasperlen vollständig
defibrinirt , dann mittels steriler Pipetten in Portionen zu 6—8 Tro-
pfen in sterile, mit Wattepfropfen versehene Beagensgläser einge-
füllt. Zur Impfung wurden meist Aufechwemmungen von Agar oder
Gelatinekulturen benutzt. Nur bei dem Versuche mit Milzbrand-
bacillen wurden Aufschwemmungen von der Milz einer eben an Milz-
brand verendeten Maus — oder ca. 8 Stunden alte Bouillonkultaren,
die sich mikroskopisch sporenfrei erwiesen — verwendet. Bei jedem
Versuche wurde ein Theil der Blutproben vor dem Impfen ^ , Stunde
lang auf 55 Grad oder kurze Zeit auf 60 Grad erwärmt. Nach der
Impfung wurden die Reagensgläschen mit Gummikappen überzogen
und in den Thermostaten bei 37 Grad gestellt und nach verschieden
langer Zeit mit Agar-Agar oder Gelatine zu Platten ausgegossen.
Ferner wurden in derselben Art Versuche angestellt mit pleuriti-
schem Exsudat, peritonealem Transsudat, Hydroceleflüssigkeit und dem
Inhalt einer Brandblase. Aus den zahlreichen, in Tabellenform be-
schriebenen Versuchen zieht der Verf. folgende Resultate:
1) Menschliches, defibrinirtes Blut ist im Stande, gewisse patho-
gene Bakterien abzutödten. Am stärksten wirkt dasselbe auf
den Bacillus cholerae asiaticae, etwas weniger auf
den Bacillus typhi abdominalis, noch weniger auf den
Friedländer 'sehen Pneumoniebacillus ;
2) die Exsudate und Transsudate zeigen dieselben Eigenschaften
und zwar in derselben Intensität;
Sebmampliuig, kfinstl. InfektionskraDkheiteii, EntwiekelimgshemmaDg etc. X3S
3) die WirküDg des Blutes und anderer Eörperflüssigkeiten scheiDt
bei yerschiedenen Individuen und selbst bei denselbw Indivi-
duen zu yerschiedenen Zeiten nicht unerheblichen Schwankungen
in Bezog auf ihre Intensität zu unterliegen;
4) das Blut bei akuten Infektionskrankheiten (Typhus abdom.,
Pneumonie) zeigt, soweit die bisherigen Untersuchungen ein Ur-
theil gestatten, keine erhebliche Veränderung bezüglich seiner
antibiddieriellen Wirkung;
5) andere pathogene Mikroorganismen (Bac. anthracis, Bac.
diphther., Staphyloc, pyog. alb. und aur., Streptoc.
pyog.) zeigen entweder sofort nach dem Eindringen in das
Blut oder nach einer anfänglichen Verzögerung reichliches
Wachsthum in demselben.
Die bakterientödtende Wirkung des menschlichen Blutes und
anderer Eörperflüssigkeiten wird durch ^|, -stündige Erwärmung auf
60 Grad vollständig aufgehoben.
Der Verf. betont zum Schluss, dass nur die fortgesetzte Er-
forschung der Einzelthatsachen uns dem Verständniss der verschie-
denen Ursachen der Immunität näher bringen kann.
Trenkmann (Eilsleben).
Olbler, Paul, Antirabic inoculations. Sensations ex-
perienced by inoculated persons. How immunity is
attaine d. (The Journ. of the Americ. Med. Ass. Vol. XV. 1890.
No. 11.)
Wie die Direktoren und Assistenten in Impfanstalten gegen die
ToUwuth sich impfen, um sich gegen eine zufällige ImpAing bei
ihren täglichen Manipulationen mit virulentem Material zu schützen,
impfte der Verf. sowohl sich selbst, als auch zwei seiner Assistenten
und einen am Laboratorium beschäftigten Knaben. Der letztere
beklagte sich nur über lokale Empfindlichkeit, Mattigkeit und ge-
ringe nächtliche Störungen, während die Uebrigen, mehr geeignet
für Beobachtungen, auch thatsächlich solche machten, die dem Verf.
wertb zur Veröffentlichung schienen.
Die Reihe der Impflingen begann am 27. März 1890 mit 14
Tage altem Mark und endeten am 10. April mit 2 Tage altem Ma-
terial. Die subkutanen Injektionen riefen in den ersten vier Tagen
eine leichte Entzündung hervor, welche sich bei dem einen etwas
weiter ausbreitete, ohne aber hart zu werden. Während der Nacht
war der Schlaf etwas gestört durch Empfindlichkeit an der Impf-
stelle. Während der ersten 10 Tage waren die Symptome ziemlich
dieselben. Die Körpertemperatur stieg leicht, ohne dass sich jedoch
entscheiden liess , ob diese Steigerung durch die injizirte Masse oder
durch die in Folge der Einspritzung selbst entstandene Entzündung
herbeigeführt war. Am 10. Tage schien sich das Gewebe an die
injizirte Flüssigkeit angepasst zu haben, die Reaktion war schwächer,
der Schmerz nahm ab und drei Tage nach der letzten Injektion
bUeben nur noch Spuren der Einspritzungen zurück. Auf die Frage,
ob nun hierdurch Immunität erlangt sei, geht der Verf. in einer
höchst eigenthümlichen Weise ein. Er geht dabei zunächst auf eine
]^34 Schatzimpfung, kfinstl. Infektionskrankheiten, EntwickelangshemmiiDg ete.
früher von ihm aufgestellte Hypothese (er nenDt sie „Theorie") ein,
in welcher er das Wesen der Immunität zu erklären sucht. Für ihn.
ist die Immunität eine Erscheinung des Zellengedächtnisses.
„Die Zellen sind kleine individuafisirte Wesen, im entsprechenden
VerhäJtniss mit den wesentlichen Prinzipien des lebenden Wesens,
so wie wir es erkennen, begabt. Als solche besitzen sie Gedächtnisse
vermögen und erinnern sich jeder Zeit, in der sie durch eine Krank-
heit angegriffen wurden, — wenn man will automatisch — , aber sie
erinnern sich, wie sie den Eindringling (ich meine das Mikro-
bion), welcher sie angriff, sich vom Halse schafften, und wenn
wiederum angegriffen, wissen sie nun sofort, welche Maassregeln
nöthig sind, um den Feind zu verhindern, festen Fuss in ihnen zu
fassen."
Der Verf. verlangt zwar selbst nicht, dass man daran glauben
soll, weist aber doch darauf hin, dass die neuesten Arbeiten von
Metschnikoff dieser „Theorie" zur Bestätigung dienen.
Verf. beschreibt nun noch eine Anzahl nervöser Erschei-
nungen, welche er und seine Assistenten während der Impfzeit an
sich wahrgenommen, welche zeigten, dass gewisse Gebiete des Nerven-
systems zu einer ungewöhnlichen Thätigkeit angeregt waren. 1^2
Monat nach der letzten Impfung befanden sich alle drei in nur irgend
wünschenswerüier Gesundheit. Ziun Schluss wird noch erwähnt,
dass die 16 von tollen Hunden gebissenen und geimpften Personen
gesund blieben, während ein gebissener und nicht geimpfter Mann
und Hausthiere der Tollwuth erlagen. Migula (Karlsruhe).
Petersen, Ueber die antibakterielle Wirkung der Ani-
linfarben [Pyoktanin Merk's]. (St. Petersburger med.
Wochenschr. 1890. Nr. 27.)
Fessler, Erfahrungen über die bakterientödtende Wir-
kung der Anilinfarben. (Münchener med. Wochenschrift.
1890. Nr. 25.)
€liirr6 und Troje, Chirurgische und bakteriologische
Erfahrungen über das Pyoktanin. (Münchener med.
Wochenschr. 1890. Nr. 25.)
Stilling^s Aufsehen erregende Veröffentlichungen über die
desinfizirende Kraft der Anilinfarben, speziell des als Pyoktanin
bezeichneten Methylvioletts (Referat in dieser Zeitschrift. Bd. VUI.
Nr. 5) haben die 4 Verfasser der voriiegenden Aufsätze zu Ver-
suchen mit diesem Mittel angeregt.
Ein begeisterter Anhänger des Pyoktanins ist Petersen. Er
hat theils im städtischen Alexanderhospital und in einer Poliklinik zu
Petersburg, theils in seiner Privatpraxis zahlreiche Versuche damit
angestellt und rühmt besonders die Wirkung des Mittels bei Ulcus
molle. Gleichgültig, ob jenes in Form eines Stiftes oder als Streu-
pulver oder als Pinselwasser angewendet wurde, jedesmal heilten
die Schankergeschwüre nach wenigen Tagen auch in solchen Fäl-
len, wo das Jodoform erfolglos blieb. Der Verf. hebt ferner die
günstigen Erfolge, welche er mit dem Pyoktanin bei Ozaena syphi-
litica, bei der Desinfektion einer Operationswunde und bei Augen-
SdiaUimpfuiig, künsti. lofeküonskrankheitan, Entwickelongsheinmiuig ete. 135
leides, wie Gonjanctivitis , Keratitis, Iridocyclitis erreichte, hervor
und erwähnt endlich, dass die Flecken , welche das Mittel bei un-
^voisichtigem Gebrauch an den Händen und an der Wäsche erzeugt,
durch Acid. hydrochloria dilut. leicht entfernt werden können.
Jedenfalls habe das Methylviolett in den von ihm behandelten
Fällen mindestens den gleichen Erfolg wie das Jodoform erzielt,
nnd besitze dasselbe vor dem letztgenannten Mittel den grossen
Yorzog der Geruchlosigkeit
Auch Fessler lobt das Pyoktanin. Er hat in der chirurgi-
schen Klinik der Universität München eiternde Wunden, welche
z. Th. mit Knochennekrose komplizirt waren, mit 1 p. mille Lösung
des Mittels ausgewaschen und mit Pyoktaningaze verbunden und
erreichte dabei stets Stillstand der Eiterung, rasche Reinigung und
Hdlong der Wunde. Seine klinischen Erfahrungen kontroUirte er
durch bakteriologische Versuche. In einer Nährbouillon, welche
auf 5 — 8 ccm ^I^q mgr des Farbstoffes enthielt, sah er kein Sta-
phylokokken-Wachsthum mehr eintreten; Seidenfäden, welche in
eiDer Kultur der Eiterbakterien getränkt, getrocknet und demnächst
15 Minuten lang der Einwirkung einer 1 p. m. Pyoktanin-Lösung
ausgesetzt worden waren, erwiesen sich als vollkommen steril,
da in der mit ihnen beschickten Bouillon auch bei Brttttem-
peratur keine Bakterienentwickelung stattfand. Da indessen Verf.
nicht angiebt, ob er die Seidenfaden nach Entfernung aus der
Desinfektionsflflssigkeit ausgewaschen hat, bevor er sie in die Nähr-
lösung übertrug, so ist es immerhin möglich, dass es sich auch
hier nur um Entwickelungshemmung , nicht um Vernichtung han-
delte, insofern die Seidenföden auch in der Nährlösung noch mit
Methylviolett imprägnirt blieben. Fessler erklärt übrigens die
Färbekraft des Mittels für sehr unbequem bei dessen praktischer
Anwendung. Die Farbe Hess sich durch Kaliseife zwar von den
Händen, nicht aber von der Wäsche entfernen.
Weit ungünstiger klingt das Urtheil, welches Garr6 und
Troje über das Pyoktanin fällen. Ersterer behandelte damit eine
Reihe von Kranken der chirurgischen Universitätsklinik zu Tübin-
gen, indem er das Mittel sowohl als Stift, wie als Streupulver, wie
als Lösung in Anwendung brachte. Er konnte zwar in keinem
Falle giftige Nebenwirkungen von Seiten desselben beobachten, doch
fand er auch niemals Vorzüge seiner antiseptischen Wirkung vor
der desinfizirenden Kraft anderer gebräuchlicher Mittel. Tubercu-
löse Prozesse waren durch das Pyoktanin nicht zum Stillstand zu
bringen; ebensowenig wurde eine ausgesprochene Besserung des
Zustandes eitriger und jauchiger Geschwüre dadurch erzielt. Bei
emer Phlegmone in der Nähe des Kreuzbeins kam es zu Senkungs-
abscessen trotz ausgiebiger Anwendung des Mittels. Dass die Dif-
fnndirbarkeit des Methylvioletts bei weitem nicht so gross ist, wie
Stilling annimmt, bewies Garre u. a. die gelegentliche Auto-
psie einer Frau, welche wegen jauchiger Absonderungen am Ober-
schenkel grössere Pyoktanininjektionen erhalten hatte und kurze
Zeit darauf an Lungenembolie starb. Bei der Oeffhung zeigte die
grosse Abscesshöhle keine Verfärbung durch das Mittel.
136 Schutslmpfung, kfinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmniii^ ete.
In einem Falle von Kniekehlenabscess schien das Methylviolett
günstiger gewirkt zu haben. Gleich nach der einer Punktion d^
Abscesshöhle angeschlossenen Pyoktanininjektion fiel unter Nach-
lass der Schmerzen die Temperatur. Nach einigen Tagen näherte
sich indessen der Abscess dennoch dem Durchbruch, so dass eine
Incision gemacht werden musste, bei welcher sich dunkeltheer-
farbiger, mit Fetzen vermischter Eiter entleerte. In letzterem fand
Troje (im pathologischen Institut Tübingen) keine gefärbten Bak-
terien, dagegen konnte er das Vorhandensein zahlloser lebender
Staphylokokken durch Gram 'sehe Färbung und Eulturversuche
nachweisen. — Andere Versuche Troje's bewiesen, dass eine
Methylviolettlösung 1 : 1000 wohl die Entwickelung der Eiterkokken
deutlich hemmt, aber selbst bei 12 Stunden langer Einwirkaag
diese Bakterien noch nicht tödtet. Er übergoss frische Kulturen
von Staphylo CO ccus aureus mit einer solchen Lösung, entnabiD
nach einiger Zeit (bis zu 12 Stunden) mit einer Platinöse Spuren
der Kultur und übertrug sie auf Agar in der Weise, „dass die
Hauptmasse des Kultur-Farbstoff-Gemisches im oberen Theil der
Agarfläche deponirt wurde, während die Platinöse bis unten hin
weitergeführt wurde, um noch etwa daran haftende Bakterien gänz-
lich abzustreifen^S In den unteren Theilen des Kulturglases fand
dann deutliche Kokkenentwickelung statt. Dem Einwand, dasa
hier vielleicht Kokken übertragen worden waren , welche mit der
Farbstofflösung keine Berührung gehabt hatten, wurde dadurch be-
gegnet, dass in allen Deckglastrockenpräparaten, die aus den ver-
schiedensten Stellen der Kultur entnommen wurden, nur gefärbte
Kokken zu erkennen waren. — Im Uebrigen erinnert Troje daran,
dass dem Methylviolett von den Bidcteriologen bisher stets nur
entwickelungshemmende Eigenschaften zugeschrieben worden seien.
Babes und Cornil hätten dasselbe sogar zur Beobachtung lebend-
gefärbter Bakterien empfohlen. Kubier (Oldenburg).
jC
ü
Liebreieby Oskar, Das Methylviolett (Pyoktanin). (Thera-
peut. Monatshefte. IV. No. 7. p. 344). ^ '
Verf. wendet sich gegen die Anwendung des neuerdings in i' <
Mode gekommenen „Pyoktanin 's^\ Zunächst sei es kein einheit- ^i i
lieber Körper, sondern ein Gemenge von verschiedenen Färb- d
Stoffen, die als Methylviolette gemeinsam bezeichnet werden und i i
deren Herkunft und Darstellung er kurz skizzirt. Für Färberei- i i
zwecke und bakteriologische Färbung könne man wohl auch solche i \
Gemenge benutzen, nicht aber zu pharmakodynamischen Unter-
suchungen. Hierzu müsste man die einzelnen Komponenten des
Gemenges gesondert betrachten. „Eine einfache Kasuistik, publi- i
zirt auf Grund ungenauer Kenntniss der angewandten Substanz,
ist nicht im Stande Klarheit zu bringen^^ Es sei daher unrichtig,
ein undefinirbares und in seiner Konstanz unkontrollirbares Ge-
menge verschiedener Körper mit dem einheitlichen Namen Pyok- i
tanin zu belegen. Vielleicht seien aus der Inkonstanz des Prä-
parates die Verschiedenheiten der Resultate einzelner Beobachter j
zu erklären. Vielleicht seien in dem Pyoktanin benannten Gemenge
Sekatsimpfuig, kdnsü. Infektioiiskrankheiten, Bntwickelangshtminaiig etc. 137
nur eme oder wenige Substanzen „die Träger einer guten Wirkung^^,
UUb man eine solclie überhaupt annehmen wolle, andere dürften
lielleicht sogar schaden. Das Viktoriablau, ein dem Erystallviolett
aehr nahe stehender Farbstoff, sei gegen Mikrobien überhaupt
uiaktiv. „Es li^ also die Möglichkeit vor, dass eines der Me-
tkylpararoeanüine günstig wirken kann, andere eine deletäre und
radere wieder gar keine Wirkung ausüben^S Verf. bespricht dann
die bisherigen Veröffentlichungen über das Py oktanin von Bresgen
(gttnstig), die bakteriologischen Untersuchungen von Jae nicke
(aaaf&hrlicheres Referat cf. diese Ztschr.). Verf. knüpft an die be-
obachtete verschiedenartige Wirkung auf verschiedene Mikrobien die
Hoffiiang, „dass es gelingen werde, spezifische Desinfektionsmittel
zn finden.^ Versuche mit Blutserum fielen aber viel ungünstiger
ans. Am energischsten zeigte sich immer die Wirkung auf Sta-
pbylococcus pyogenes^ welcher durch 1 : 6000 in N&hr-
booUlon schon nach | Minute getödtet wurde. Verf. geht dann zu
den ungünstigen Beobachtungen Braunschweig's über, welcher
am Auge danach Brennen, aber auch heftige Schmerzen, ferner
dreimal bei parenchymatöser Keratitis eine pseudocroupöse Gon-
jnnetivitis (auch bei Kaninchen einmal schon nach 3 Tropfen), femer
bei gesunden Konjunctiven stets leichte Beizung, brennendes Ge-
flihl, Thr&nen beobachtete. Ob gewisse Hornhautaffektionen auch
dem Py oktanin zur Last zu legen waren, blieb zweifelhaft. Femer
erwähnt Verf. die negativen Besultate von Mauthner und Roe-
loffs, er schliesst daher, „dass das Methyl violett für die Praxis
vorläufig nicht als geeignet zu betrachten'^ sei.
Gzaplewskl (Görbersdorf i. Schi.).
Chabari^, Antiseptique gazeuse, son action sur la bac-
t^rie pyogöne de Tinfection urinaire. (La semaine m6d.
X. 1890. No. 51.)
Verf. hat sich durch Einwirkung von Fluorsilber auf Methylen-
ehlorur Fluormetiiylen hergestellt und dieses Gas auf seine anti-
septischen Eigenschaften geprüft. Er fand, dass dasselbe im Stande
ist, das von Bouchard 1879 entdeckte Bacterium der urinösen In-
fektion nicht nur in seiner Entwickelung zu verhindern, sondern auch
in voller Entwickelung zu vernichten. Beizende Wirkungen besitzt
das Gas nicht Auf die Schwimmhaut und das Mesenterium des
Ic^nden Frosches übte es keine anderen Wirkungen aus, wie ein ein-
fiteber Wasserstrahl. (Acad^mie des sciences. 17. Nov. 1890.)
M. Kirchner (Hannover).
Bard, M. L«, De la d^claration des maladies trans-
missibles et des Services de d^sinfection k Lyon et
dans le d^partement du Rhone. (Bevue sanitaire de la
Province. VUI. 1890. No. 155. p. 72.)
Mit den dem allgemeinen Verkehre dienenden Transportmitteln,
wie Pferdebahnwagen, Omnibussen, Lokalschififen etc., dürfen in Lyon
Entnke, mit alleiniger Ausnahme von Verwundeten, nicht befördert wer-
den. Den MieÜiwagen ist der Krankentransport gestattet, doch werden
138 Sebatsimpfting, kfinstl. iDfektionakrAnkheiteDy Entwtckelangshemaitinip etc.
sie sofort einer gründlichen Desinfektion von Seite der betreflFenden
Erankenhausverwaltung unterzogen, wenn der dienstthuende Arzt eine
infektiöse Krankheit bei dem transportirten Kranken konstatirt hat.
Jedes Krankenhaus ist überdies mit spezieUen Krankentransportwagen
versehen, welche derart gebaut sind, dass sie leicht und sicher^ des-
infizirt werden können. Wird der Wagen auf Grund eines ärztUchen
Zeugnisses oder auf behördliches Ansuchen verlangt, so werden die
Pferde eines herbeigeholten Miethwagens vorgespannt und der Trans-
port von dem Inhaber des letzteren zu dem festgesetzten Stadttarif
bewerkstelligt. Auf diese Weise reduziren sich die Transportkosten
auf ein Geringes und es entfällt die Desinfektion der Miethwagfen.
In Frankreich ist die obligatorische Anzeigepflicht der Aerzte
gesetzlich nicht zulässig. Es wurde daher, um die grösstmöglichste
ZaM der infizirten Lokalitäten kennen zu lernen, für Lyon und das
Rhönedepartement die Anzeigepflicht auf die Verwandten oder die
Umgebung des Kranken übertragen. Auch die Direktoren der öffent-
lichen Schulen wurden verpflichtet, alle Kinder dem Maire namhaft
zu machen, welche dem Schulbesuche wegen Erkrankung fem blieben,
und keines ohne ärztliches Zeugniss zum Schulbesuche zuzulassen,
welches mehr als eine Woche wegen einer nicht bekannten Krankheit
ausgeblieben war. Der städtische Desinfektionsdienst wird von einem
gut eingeübten Personale mittelst eines mobilen Desinfektionsapparates
von Geneste und Herscher versehen. Die Desinfektion der
Wohnräume geschieht je nach Erfordemiss durch Waschungen oder
Spray, mit 1 ®/o o Sublimat oder 5 ®/o Karbolsäure, oder sie vnrd mit
schwefeliger Säure, 20 — 30 Gramm pro Kubikmeter, oder mit Chlor-
gas, 5 Gramm pro Kubikmeter, vorgenommen.
Für das Departement ist der Desinfektionsdienst kein kontinuir-
lieber. Er wird nur von Fall zu Fall auf Kosten der betreffenden
Gemeinde, sonst aber ganz in derselben Weise wie f^ Lyon ausge-
übt. Kr&l (Prag).
Juhel-Benoy, Traitement de la fi^vre typholde par les
bains froids. (La semaine m6d. X. 1890. No. 48.)
Bouvezet und Tripier in Lyon hatten bei der Kaltwasser-
behandlung des Typhus von 233 Fällen 20 verloren, also eine Mor-
talität von 8,58 % gehabt. Verf. verlor in Paris von 161 so behan-
delten Typhösen 14 = 8,8% durch den Tod. Auf Grund dieser
günstigen Ergebnisse in der Givilbevölkerung plädirt er warm für
Einführung der Brand tischen Methode auch in der Armee. Durcb
dieselbe wird nach seinen Erfahrungen nicht nur die Sterblichkeit,
sondern auch die durchschnittliche Behandlungsdauer des Typhus um
fast 50 o/o herabgedrückt. (Soc. m6d. des hopitaux. 31./10. 1890.)
M. Kirchner (Hannover).
Branner, Zur Behandlung von Diphtherie und Croup.
Andree, Das Resorcin bei Diphtheritis. (St. Petersburger
med. Wochenschr. 1890. No. 6 u. 20.)
Brunn er verwirft die lokale Behandlung der Diphtherie mit
antiseptischen Mitteln. Alles Gurgeln, Pinseln, Aetzen u. s. w. sei
Sebafisimpliing, k&nsU. Infektionskrankheitei], ISntwiokeluogHhemmang etc. ]39
Dicht nur belästigend oder schmerzhaft für den Kranken, sondern
sogar geü&hriich, da hierbei einerseits gesundes Gewebe verletzt
and somit der Einwirkung des diphtherischen Eontagiums zugäng-
lich gemacht werde, andererseits ein Verschlucken der oft giftigen
aatiseptischen Mittel befürchtet werden müsse. Auch haben klinische
Erfahnmgen aUerorts bewiesen, dass durch solche Therapie that-
sacUich keine Erfolge erzielt werden. Brunn er empfiehlt statt
dessen die Behandlung mit Wasserdampf, welchen er theils als
Diaphoreticum auf den gesammten Körper des Kranken einwirken
Hsst, theils als Inhalation anwendet Er schliesst das Bett mit
dem Kranken durch eine Art Zelt aus wollenen Decken gegen das
Smmer ab, legt unter die Bettstelle heisse Ziegelsteine und be-
giesst letztere mit Wasser, welches dann sofort verdampft. Dies
Verfahren setzt er bis 14 Stunden lang fort Er erreicht hier-
durch seiner Meinung nach:
1) Die lokale Reinigung der Nasen-, Bachen- und Kehlkopf-
sichleimhaut. Der Wasserdampf lockert nicht nur Schleimballen
and Membranen, sondern er bewirkt auch Temperaturerhöhung
und stärkeren Blutzufluss in den erkrankten Theüen. Die Leuko-
cjten treten daher reichlicher aus, reissen die Diphtheriekeime
mit, befordern diese an die Oberfläche und werden mit ihnen aus-
gestossen, ohne dass die Keime sich von neuem festsetzen « können,
da bei dieser Behandlung Schleimhautverletzungen ausgeschlossen sind.
2) Ein allgemeine Reaktion des Körpers in Folge des Schwitz-
bades.
Verl erv7ähnt 13 schwere Fälle von Diphtherie, welche er auf
seine Weise behandelte. Nur 2mal blieb das Verfahren erfolglos.
Einer der beiden letzteren Patienten starb an Septikämie, der
andere an Erstickung.
Auch And e er verwirft die lokale Behandlung mit den ge-
bräuchlichen antiseptischen Mitteln. Dagegen erblickt er in dem
Resorcin ein Präparat, welches das gesammte erkrankte Gebiet zu
dviichdringen und zu vernichten vermag, ohne das gesunde Gewebe
anzugreifen. Nach Pinselungen mit 10^ Resorcinglycerin soll meistens
bei Diphtherie eine schnelle Besserung eintreten und sich alsbald
darch Abschwellen der Lymphdrüsen verrathen. In schweren Fällen
von Kehlkopfdiphtherie empfiehlt der Verf. perkutane Injektionen
von Besordn- Vaselinöl durch das Ligamentum conioldes vel laryngeo-
cricoideum. Wenn Nothnagel, Rossbach und Loeffler
fie Erfolge* der Resorcinbehandlung bezweifeln, so beruft sich der
Verf. ihnen gegenüber auf die Veröffentlichungen von Callias,
Leblond, Baudier, Besnier, Ghenet, Fraignaud, Thoien
und Tvon, welche ebenso günstige Resultate mit dem genannten
Mittel erzielten, wie er selbst Kühler (Oldenburg).
napiTCouxti^, n., JleQi aTiokvfidvaetog tüv TtTvOfidvov rijg
(pv^iariaaecog ngo Trjg xqcjaecDg avTciv. [üeber Desinn-
zirang der tuberculösen Sputa vor deren Färbung.] (Falrpfdg
1890. No. 45.)
In der Sitzung vom 27. Okt. (8. Nov.) der „ärztlichen Gesell-
X40 Bakteriol. vom X. internationalen medicinisehen Kongresse zn Berlin.
Schaft zu Athen'^ machte Verf. eine Mittheilung über die^ Art und
Weise, wie er im „mikrobiologischen Institut^^ zur Beruhigfupg der
Studirenden die tuberculösen Sputa vor der Untersuchung desiDfizirt,
was, wie er wohl ganz richtig bemerkt, bisher noch nirgends gescbeben
ist. Er hat nun gefunden, dass durch das vorherige Sterilisiren im
Arzonval bei 120<> die Färbungsfähigkeit der Sputa und Bacillen
nicht beeinträchtigt wird und dann auch durch Impfversuche an Ka-
ninchen sich von der Zuverlässigkeit der Desinfektion mit Wasser-
dampf von 120^ überzeugt. Die Versuche des Verf.'s, ob nicht auch
durch Behandlung mit Sublimatldsung derselbe Zweck bequemer zu
erreichen ist, sind noch nicht zum Atechluss gelangt; bis dahin em-
pfiehlt er seine bisherige Methode zum allgemeinen Gebrauche.
Sentinon (Barcelona^.
Courmont et Dor, De la vaccination contre la tubercD-
lose aviaire. (La semaine m6d. X. 1890. No. 52.)
Den Verff. gelang es, Kaninchen durch Impfung mit filtrirten
Kulturen hnmunität gegen die Geflügeltuberculose zu verleihen. Sie
impften 6 Kaninchen mit filtrirten Kulturen. Von zwei derselben,
die gleichzeitig mit virulenter Kultur geimpft worden waren, bekam
eines leichte tuberculöse Veränderungen, das andere blieb gesund.
Von zwei anderen, die einige Tage später mit virulenter Kultur geimpft
waren, bekam das eine gleichfalls leichte Tuberculose, während das
andere gesund blieb. Die zwei letzten Thiere, die nicht weiter geimpft
worden waren, blieben gesund. Zwei zur Kontrolle nur mit virulenten
Tuberkelbacillen geimpfte Kaninchen gingen in der üblichen Zeit an
Tuberculose zu Grunde. (Soc. de Biologie. 22. Nov. 1890.)
M. Kirchner (Hannover).
Originalbericilte Ober Kongresse.
Bakteriologisches vom X. intemationaleii medicinisehen
Kongresse zu Berlin, 4. — 9. August 1890.
(Fortsetzung.)
Aus den Abtheilungs-Sifznngen.
ni. Abtheilung: Allgemeine Pathologie und pathologische
Anatomie.
Herr Bollinger (München). Ueber die Infektionswege des
tuberculösen Giftes.
Die äussere Decke des menschlichen Körpers bietet wenig
günstige Bedingungen für die Ansiedelung und die Vermehrung des
Krankheitserregers, denn bei oberflächlichen oder tieferen Hautdefelctefl
entsteht durch Kontaktinfektion nur ausnahmsweise eine lokale
BiktorioL rwn X. intomAtioiMilen medtelnUelieD Kongresse in Berlin. 141
Ikbercolose, welche sich zumeist durch ihre Gutartigkeit und ihre
Keigiiog zum chronischen Verlauf und zur spontanen Heilung
chankterisirt. Bei Kindern ist die Empfilnglichkeit der Haut für
die Aainahme des tuberculösen Giftes eine grössere, als bei Erwachsenen,
imbesandere scheinen die Subcutis und die lockeren bindegewebigen
nde eine geringe Besistenz gegen den Eintritt des Tuberkelbacillus
n bieten. Entzündliche Prozesse der Haut dürften die Disposition
derselben für Aufnahme und Durchgang des YiruQ erhöhen. Trauma-
tische Impftabercolose der Haut, hervorgebracht durch zerbrechende
S|HickD&pfe, Biss u. dergl. kam zur Beobachtung. Dagegen ist die
Mliglicbkeit der IJebertragung des tuberculösen Giftes durch die
Vaccination entschieden zu verneinen. Auch durch die Drüsenaus-
fflhnmgsgänge yermag es — im Gegensatze zu den Eitererregern —
mcbt einzudringen. Die der Haut angrenzenden Schleimhäute des
lopfes besitzen eine grosse Neigung, das tuberculöse Gift passiren
zQ lassen , ohne selbst zu erkranken. Pathologische Veränderungen
der genannten Schleimhäute begünstigen diese Neigung. Sie führt
bä jugendlichen Individuen zunächst zu lokaler Drüsentuberculose.
Die Lunge bildet eine der vorzüglichsten Eintrittspforten für
das Virus. I^e grosse Mehrzahl der Fälle von menschlicher Tuber-
calose beginnt fast gesetzmässig in der Lungenspitze als dem Locus
nmimae resistentiae. Da aber in allen Lungenpartieen die gleiche
Menge des staubförmigen Tuberkelvirus inhalirt und deponirt wird,
80 muss wohl die weitaus grösste Mehrzahl der in die Lungen ein-
dringenden Tuberkelkeime von den physiologischen Kräften des
Organismus vernichtet werden. Das tuberculöse Gift vermag namentlich
bei Kindern das intakte Lungengewebe zu durchdringen, um sich in
den Bronchialdrüsen festzusetzen und von da aus weiter verschleppt
ZQ werden. Für die dlgemeine Prädisposition der Lunge spricht
anch das Auftreten der metastatischen Tuberculöse derselben, wobei das
Gift von beliebigen Organen aus in den Körper eingedrungen sein
kann , weshalb nicht jede Tuberculöse der Lungen auf Inhalations-
inlektion beruhen muss. Bei der primären Tuberculöse des Hodens,
der Knochen und der Gelenke muss eine latente hämatogene Infektion
^genommen werden, wobei das Gift von irgend einem Organ aus
eindringt, ohne Spuren zu hinterlassen. Die Tuberculöse des Kehl-
kopfes wird in der Regel auf dem Wege intrabronchialer und intra-
trachealer Autoinfektion erworben. Die obere Hälfte des Yerdauungs-
traktus ist für die Ansiedelung des Tuberkelbacillus wenig disponirt;
die Prädilektionsorgane bei der intestinalen Infektion sind die Lymph-
foDikel des Heums und des Dickdarmes, obwohl sie offenbar wider-
!>tB&(i&fiihiger sind, als die Lungen. Die seltenere primäre Darm-
tabercolose dürfte auf den Genuss roher Milch von tuberculösen
Men zurückzufahren sein, bei Kindern ihre Entstehung auch zu-
Uliger Infektion während der künstlichen Ernährung verdanken.
Die sekundäre Darmtuberculose entsteht durch Autoinfektion , indem
infektiöse Sputa in den Darm gelangen. Das tuberculöse Gift yer-
mag das intakte Darmepithel zu passiren , es ist demnach das Vor-
)ua^ien8ein von Schleimhautläsionen für die Entstehung einer Darm-
iofektion nicht erforderlich. Der normale Magensaft tödtet auch bei
IZ.B4. 10
142 Bakterlol. vom X. intarnatiooalen medicinlscbon KongretM in Berlin.
voller Wirkung die Tuberkelbacillen nicht sicher. Die Tubercalose
des Bauchfells nimmt ihren Ursprung von tuberculösen Darmulcerationen
oder tuberculösen Lymphdrüsen oder dem Urogenitalsystem, auch von
Pleura und Lungen aus und ist am häufigsten tertiär.
In Betreff des Einflusses, welchen der Genuss der Milch und
des Fleisches tuberculöser Thiere auf die Entstehung der menschlichen
Tuberculose hat, steht fest, dass die von Kühen mit Eutertuberculose
stammende Milch höchst gefährlich und dass die Milch tubercu-
löser Kühe mit nofmalem Euter in der Mehrzahl der Fälle virulent
ist. Auch die verschiedenen Milchprodukte bewahren nachgewiesener-
massen ihre Infektiosität und künstlich infizirte Butter kann Monate
lang virulent bleiben. Untersuchungen über die Infektiosität der
Milch tuberculöser Frauen ergäben bisher nur negative Resultate.
Das Fleisch tuberculöser Thiere besitzt in gewissen Fällen pathogene
Eigenschaften und eine Infektionsgefahr ist für den Menschen ent-
schieden vorhanden, aber jedenfalls von geringerer Bedeutung, als
von Seiten der Milch tuberculöser Thiere. Sie kann durch sicher
keimtödtende Zubereitung des verdächtigen Fleisches vor dem Genüsse
vermieden werden. Dieses Palliativmittel ist ungenügend, der
eigentliche Kampf soll gegen die Tuberculose der Sc£ilachtthiere ge-
führt werden.
Was die Disposition der verschiedenen Organe für die Aufnahme
und Vermehrung des tuberculösen Giftes betrifft, so verhält sich ihre
Empfänglichkeit für die spontane menschliche Tuberculose nach
folgender absteigender Linie: Lunge, Lymphdrüsen, Darmschleimhaut^
seröse Häute, Kehlkopf, Milz, Gelenke, Knochen, Leber, Nieren,
Genitalien, äussere Haut, Gehirn und Rückenmark, Muskulatur
(fast immun). Für die künstliche Infektion (z. B. von der Subcutis
oder vom Peritoneum aus erzeugt): Lymphdrüsen, Milz, Longe,
seröse Häute, Leber, Nieren, Genitalien, äussere Haut, Gelenke,
Knochen.
Schliesslich unterscheidet B. in Bezug auf die Formen der
Disposition 1) eine Disposition der Gattung und Art, 2) eine Dispo-
sition der Familie, 3) eine Disposition des Individuums, 4) eine Dispo-
sition der Organe und 5) eine Disposition der Zdle.
Herr Ponflck (Breslau). Ueber die Wechselwirkungen
zwischen örtlicher und allgemeiner Tuberculose.
In der parasitären Natur der Tuberculose liegt es begründet,
dass sie zu Anfang lokal auftritt. Als Eintrittspforten werden haupt-
sächlich, neben anderen Invasionsarten, jene Organe anzunehmen
sein, die direkt mit der Aussenwelt kommuniziren. Die spezifischen
Bacillen dringen in die Athemwege ein und finden in dem Exsudate
des von ihnen verursachten „indifferenten Katarrhs'' einen adäquaten
Nährboden, von dem aus eine weitere centrifugale und centripetale
Verbreitung des Virus erfolgen kann. Aus dem Aufhören aller
Krankheitserscheinungen und dem zuletzt vollkommenen Verschwinden
der Bacillen aus dem Sputum kann auf eine Vernichtung aller para-
sitären Keime nicht sicher geschlossen werden. Ein kleiner Herd
mit lebensfähigen Bacillen kann vorhanden geblieben sein, welcher
fiitktitiol. Tom X. intamatlofiAleii medicbUchra KongreMe sa Berlin. 143
dnrdi Jahre und sogar Ji^hrzehnte latent bleibt, um bei einer geeig-
aeteo Gelegenheit mit einer Wiederholung der früheren Störungen
za Qberraschen. Das Ausbleiben einer weiteren Verbreitung der la-
tenteD Mikroorganismen beruht, was die Parenchyme anbelangt, auf
d^ Verstopfong ihrer Saftkanäle mit geronnenem Exsudat, mit
weissen Blutkörperchen, zusammengeballten Bacillen. Bei den Lymph-
rdhrchen und den Vasa afierentia wird das Lumen durch dieselben
B^tandtheile oder durch Endothelwucherung und entzündliche Ver-
dickung der Membran verlegt. In den Lymphdrüsen wird das Hin-
denüss durch eine überreichliche Wucherung der in den Rindensinus
Torhandenen lymphoi'den Elemente hervorgebracht.
Neben der akuten muss auch eine „chronische*^ Miliartuberculose
angenommen werden. Bei letzterer wird im Anschlüsse an eine
lokale Tuberculose die Säftemasse immerhin bereits roitbetheiligt sein,
indesa so, dass die Metastase zunächst weniger wichtige Organe be-
tUli; einen Znstand demnach, wo mangels Transportes virulenter
Keime in lebenswichtigere Organe keine unmittelbare Besorgniss ge-
hegt zu werden braucht. In Wirklichkeit bilden die Fälle von chro-
nischer Miliartuberculose die Mehrheit.
P. schliesst mit den Thesen:
1) Die Tuberculose ist, weil stets durch einen ectogenen Bacillus
entst^end, eine zunächst örtliche Krankheit
2) Demgemäss schlägt sie ihren ersten, allerdings mitunter ver-
borgen bleibenden Sitz in denjenigen Oigansystemen auf, welche mit
der Aussenwelt in unmittelbarer Verbindung stehen und zwar (in
der Reihe der Häufigkeit) : dem Respirations-, Digestions-, Urogenital-
Apparat, den äusseren Hautdecken.
3) Jede an irgend welchem anderen . System auftretende Tuber-
culose kann erst auf dem Wege des Lymph- oder Blutstromes aus
Selbstinfektion hervorgegangen sein.
4) Der Uebergang von der örtlichen zur allgemeinen Tuberculose
vollzieht sich baJd gleichmässig — markirt durch bacilläre Nieder-
schläge und Tuberkeleruptionen auf der Innenfläche des Milchbrust-
ganges — , bald schubweise — vermittelt durch direkten Einbruch
des Virus in die Blutbahn.
5) Es gibt Verallgemeinerungen mit eigenartig modifizirtem Ver-
lauf, welcher uns zwingt, neben der akuten eine „chronische
Miliartuberculose" aufzustellen.
Herr Heller (Kiel) vertritt die Ansicht, dass eine Art Dispo-
sition für die tuberculose Infektion vorhanden ist. Sie besteht in
der Verminderung derjenigen Widerstandsfähigkeit, die ursprünglich
alle Menschen in gleichem Maasse besitzen. Diese Verminderung der
Widerstandsfähigkeit kann eine örtliche sein und wesentlich die
Epithelien betreffen, welche in diesem Falle zum bevorzugten Nähr-
boden für die Tuberkelbacillen werden. Letztere vermögen das in-
tiJite Epithel durchzudringen; etwaige Läsionen des Epithels werden
noch günstigere Eintrittspforten für das Virus schaffen. In der
Regel wird sich nur eine geringe Anzahl der Bacillen [ansiedeln,
welche sich aber rasch vermehren können, wenn die entsprechenden
Vegetationsbedingungen vorhanden sind. Bei einer allgemeinen
10*
?.
144 Bftkteriol. vom X. iDtenfttlonAleii medloialschra Kongresse zu Berlin.
VermindeniDg der WiderstandsfiLhigkeit gegen die tuberculöse In-
fektion ist der Ernährungszustand in Betracht zu ziehen , welcbem
sich sehr jugendliches oder sehr hohes Alter, Emährun^art , ver-
mehrte örtliche Disposition und Anderes mehr als weitere beacbteos-
werthe Faktoren anschliessen. Die aus gewissen Berufsarten resul-
tirenden Schädigungen bilden ein weiteres Moment för eine erhöhte
Disposition des männlichen Geschlechts. Die erbliche Uebertragung
der Tuberculöse kann stattfinden, hat aber ihrer Seltenheit wegen
nicht jene hervorragende Bedeutung, wie die vererbte Disposition.
Herr Bang (Kopenhagen). Ist die Milch tuberculöser Kühe
virulent, wenn das Euter nicht ergriffen ist?
Durch eine Reihe Impfversuche mit der Milch tuberculöser KQhe,
welche keine wahrnehmbaren pathologischen Veränderungen des
Euters aufwiesen, wurde sichergestellt, dass die Milch solcher
Provenienz eine relativ geringe Pathogenität besitzt. Beim Schlach-
ten der Thiere zeigt sich jedoch , dass in dem scheinbar normalen
Euter nicht selten Tuberkelknötchen vorkommen, weshalb auch die
Milch der tuberculösen Kühe mit anscheinend gesundem Euter als \^
verdächtig angesehen werden muss. !
Herr JUrgens (Berlin). Ueber einen Fall von perlsucht- ^
ähnlicher Erkrankung beim Menschen. ]]
J. demonstrirt Präparate von Perlsucht beim Menschen, in ^
welchen die fest verkalkten kömigen Knoten den Perlsucbtknoten
der Thiere sehr ähnlich sehen und ganz verschieden von der käsigen .|
Tuberculöse des Menschen erscheinen.
Herr Wyssokowitsch (Charkow). Ueber denEinfluss der ?
Quantität der verimpften Tuberkelbacillen auf den ü
Verlauf der Tuberculöse bei Kaninchen und Meer- «
seh wein eben. ,^
Der chronische Verlauf der nach Verimpf ung skrophulOser Drflsen- ^
massen entstehenden Tuberculöse bei Meerschweinchen und der häufig \
negativen Impfresultate bei Kaninchen dürfte, im Gegensatze zu A r 1 o i n g ,
nicht auf einer verminderten Virulenz, sondern auf der geringen Menge
der eingeführten Tuberkelbacillen beruhen. Da diese keine septi-
kämischen Eigenschaften besitzen, so lässt sich a priori vermutben,
dass Verschiedenheiten in der Schnelligkeit des Krankheitsverlaufes
erhalten werden, Je nachdem man wenige oder aber tausende Ba-
cillen dem Thierkörper einverleibt. Um eine gleichmässige Suspension
der Bacillen zu erzielen, wurden Sputum und Reinkultur-BouiUooaaf-
schwemmungen durch sterilisirtes Filtrirpapier filtrirt und im Filtrat
die Bacillenanzahl genau bestimmt. 6 Kaninchen und 8 Meer-
schweinchen erhielten je 8-—150 Tuberkelbacillen theils subkutan und
intraperitoneal, theils intravenös verimpft und 3 Kontrollmeer-
schweinchen bekamen gleichzeitig grössere Mengen desselben'^Mate-
riales.
Die Resultate ergaben in Uebereinstimmung mit Hirsch berger
und Gebhardt, dass, je weniger Tuberkelbacillen den*Meerschwein-
eben verimpft wurden, desto langsamer die Tuberculöse verlief.! Bei
den nach 92—146 Tagen getödteten Kaninchen konnte keine tuber-
Biüctori«!. vom X. interDationaUn mediciniscbeo Kongresse za Berlin. ^45
culöse VeräDderuDg der inneren Organe oder der Lymphdrüsen nach-
gewiesen werden. Nur bei einem mit 20—30 Bacillen ans Sputum
geimpfteo Thiere waren in den Lungen einige kleine harte Knötchen
Toriianden, welche sich als Herde von interstitieller Pneumonie ohne
Sparen tuberkelähnlicher Bildung erwiesen, aber doch als tubercu-
losen Ursprunges zu betrachten sind. Es fibt demnach die Quantit&t
der Terimpflen Bacillen einen bedeutenden Einfluss auf die Ent-
wickeluDg der Tuberculose bei Thieren aus, welcher namentlich bei
den weniger empfänglichen Thieren in prägnanter Weise auftritt.
Discussion:
Herr y. Zenker (Erlangen). Dass es ohne den Tuberkelbacillus
käoe Tuberculose gibt^ kann nicht bestritten werden. Doch gelangen
die Bacillen fast ununterbrochen in den menschlichen Organismus,
ohne die Krankheit hervorzubringen. Es muss noch die Disposition
binztttreten , welche bereits als lokale Disposition in den Lungen-
spitzen und in den Spitzen der Dnterlappen , als den ruhigsten
Stellen des Organs vorhanden, und hier auf die langsamere Lungen-
örculation zurflckzuführen ist.
Herr Woodhead (London) demonstrirt mikroskopische Ueber-
sichtsschnitte von ganzen tuberculösen Lungen, welche durch Här-
tung in Müll er 'scher Flüssigkeit, Einbettung in eine Traganth-
gommilösung und mittelst des H a m i 1 1 o n-Mikrotoms hergestellt
werden.
Herr OrUi (Göttingen) sieht die käsigen Veränderungen der
Lange nicht als einheitUche Erscheinung an, sie sind vielmehr in
Tuberkelgranulationen und exsudative Veränderungen zu trennen.
An der Peripherie der bronchopneumonischen Herde ist Fibrin reich-
lich vorhanden und lässt sich mit dem Weig er tischen Färbungs-
verfahren leicht nachweisen.
Herr Oenersieh (Klausenburg) schliesst sich der Aufifassung
nicht an, dass die Tuberculose eine rein bacilläre Krankheit sei.
Trotz der Aehnlichkeit des Bacillus der Perlsucht mit dem Tuberkel-
bacillus in Gestalt und Färbbarkeit, trotz der Aehnlichkeit des Perl-
sachtknötchens mit dem miliaren Tuberkel ist die Identität der beiden
Mikroorganismen doch in Zweifel zu ziehen. Abgesehen von der be-
kannten Verschiedenheit im Krankheitsverlaufe, in der Lokalisation
und in der ganzen grob-anatomischen Erscheinung der Perlsucht des
Rindviehes gegenüber der Tuberculose des Menschen sei noch auf
einen umstand aufmerksam gemacht. In Deutschland ist die Per-
sncht des Kindes überaus häufig und ebenso die Tuberculose des
Menschen, dies würde ganz gut für die Identitätslehre stimmen. In
Siebenbfirgen jedoch ist die Tuberculose des Menschen ebenso häufig,
als nur irgendwo in Deutschland, hingegen die Perlsucht des Rindes
ganz unbekannt. Nach den amtlichen Ausweisen des Klausenburger
Schlachthofes wurden von Juli 1887 bis December 1889 nahezu
37000 Stück Rinder (fast ausschliesslich von der grauweissen Landes-
rasse) geschlagen und darunter befand sich kein einziger Fall von
Perlsucht G. selbst und seine Schüler fahndeten vergebens nach
der Krankheit Dieser aufialllge Gegensatz im Vorkommen der bei-
14(> Bakterioi. vom X. iotornAtSooAlen medieiuisehen RoogresM bu Berlin.
den Krankheiten spricht gegen jene Identitätslehre und berechtigt zu
der Hoffnung, dass früher oder später spezifische Unterschiede zwischen
Tuberculose und Perlsucht aufgedeckt werden.
Herr Fnenkel (Hamburg) bemerkt, anknüpfend an die Aus-
einandersetzungen Bollinger*s, dass er in Uebereinstimmung mit
diesem die Ansicht Derer für nicht genügend begründet erachtet,
welche für die Entstehung der Kehlkopftuberculose durch Invasion
des Virus von der Blutbahn aus plaidiren. F. hat sich mit dem
Studium dieser Frage eingehend befasst, zumal in der Lehre von
der Kehlkopftuberculose auch noch andere Punkte der Beantwortung
harren, wie z. B. der, ob alle im Verlauf der Lungenschwindsucht
im Larynx auftretenden Ulcerationen ätiologisch als tuberculose zu
betrachten und ob die Entstehung der Ulcerationen bei der Larynx-
phthise ausschliesslich auf Rechnung der Tuberkelbacillen zu setzen
sei. Zur Entscheidung der Frage von der Genese der Kehlkopf-
schwindsucht muss man eben beginnende Geschwürsprozesse
untersuchen. Dabei lasse sich feststellen, dass die Bacillen in aller-
erster Linie sich im Oberflächenepithel ansiedeln; in diesem finde
man die ersten Veränderungen. Allmählich dringen die Tuberkel-
bacillen dann in die Tiefe und führen weiterhin zu den bekannten
Zerstörungen. An weiter vorgeschrittenen tuberculösen Erkrankungen
des Kehlkopfs ist die Frage nach der Genese nicht mehr zu lösen.
Ist der Bacillus einmal in die Gewebe hineingelangt, dann siedeln
sich häufig andere Mikrobenarten, überwiegend pyogene Staphylo-
und Streptokokken an und unterstützen den Tuberkelbacillus in
seinem Zerstörungswerk. Diese Invasion ist aber eine sekundäre,
denn man findet Tuberkelbacillen immer in tieferen Gewebslagen,
als die genannten Kokkenarten.
Zum Schluss berichtet F r. über einen seltenen Fall von wahr-
scheinlich als primär aufzufassender schwerer tuber-
culöser Erkrankung der Schilddrüse. Das Organ war
bei der betr. Patientin in einen, namentlich die Trachea beeinträch-
tigenden erheblichen Tumor umgewandelt, über dessen Natur Zweifel
herrschten. Die Exstirpation liess sich nur mit gleichzeitiger Ent-
fernung eines grossen Theiles des Kehlkopfs und Rachens bewerk-
stelligen. Die mikroskopische Untersuchung ergab eine, durch den
Nachweis von riesenzellenhalügen Tuberkeln und den Befund von,
die charakteristische Färbungsreaktion zeigenden Bacillen als solche
erkannte, schwere tuberculose Erkrankung der Schilddrüse. Ueber
die Art, wie in diesem Falle die Infektion erfolgt ist, lässt sich
nichts Bestimmtes aussagen.
Herr Karchand (Marburg) wendet sich gegen die seit der Ent-
deckung des Tuberkelbacillus viel verbreitete Ansicht, dass die Ent-
stehung der Lungenphthise bei Erwachsenen stets oder besonders
häufig auf eine direkte Infektion von Tuberkelbacillen zurückzufflbren
sei. M. hält diese Gefahr für sehr übertrieben. Seiner Meinung
nach, welche sich auf die Erfahrungen an der Leiche stützt, sind bei
Weitem die meisten Fälle von Lungenphthise auf Infektionen im
frühen kindlichen Alter zurückzuführen, wofür das ausserordentlich
häufige Vorkommen von Drüsenverkäsungen bei Kindern in den
6*kterioL Tom X. intonuitioiialeii medicinisclien Kongresse zu fierlin. ^47
ersten Lebensjahren, auch ohne Lungenaffektionen , spricht. Man
iiiuss aber annehmen, dass derartige Herde ausserordentlich lange
latent bleiben und dann durch eine gelegentliche Ursache zur weiteren
EatwickeluDg und Ausbreitung des Prozesses führen können. Die
patiiologisch-anatomischeu Thatsachen, welche das beweisen, sind
bialänglich bekannt, werden aber doch häufig bei Beurtheilung der
Entstehung der Phthise ausser Acht gelassen, indem man geneigt
ist, Fälle von Tuberculose, welche z. B. nach einer vorhergegangenen
ErkraDkang an Masern, Keuchhusten etc. zur Beobachtung gelangen,
anf eine frische Infektion der Athmungsorgane von aussen zurück-
zoAhren. Bekommt man solche Fälle hinreichend früh zur Unter-
snchuDg, Bo zeigt sich, dass bereits eine Drüsenverkäsung vorhan-
den war, von welcher aus dann in Folge der frischen Hyperämie
und Succulenz im Anschlüsse an eine bronchitische oder pneu-
monische Affektion, die weitere Eruption von Tuberkeln in die Um-
^ebang ausging. Für die Entstehung der primären Infektion des
kindlichea Organismus fehlt es ja in den ersten Zeiten des Lebens
nicht an Gelegenheiten durch direkte Uebertragung von Bacillen auf
die Schleimhäute.
Herr Heller glaubt nicht, dass die Tuberculose so lange Zeit-
perioden im latenten Zustande verharren kann, wie von Anderen an-
genommen wird, obzwar eine gewisse Latenz der Krankheit nicht
abgesprochen werden kann.
Herr Ponflek macht wiederholt auf die Beziehungen zwischen
lokalen Kreislaufverhältnissen und erhöhter Empfänglichkeit auf-
merksam.
Herr Bolllnger kann die Perlsucht des Rindes nicht als her-
vorragendes ätiologisches Moment bei der Verbreitung der Tuber-
culose des Menschen ansehen.
XV. Abtheilnng: Hygiene.
Herr Comet (Berlin-Reichenhall). Derzeitiger Stand der Tu-
berculosenfrage.
Die Entdeckung des Tuberkelbacillus als Ursache der Tubercu-
lose hat die früheren Anschauungen über das Wesen der Krankheit
mannigfach berichtigt, sie stellt die Möglichkeit einer Prophylaxe in
Aassicht und dürfte vielleicht auch zur Therapie der Tuberculose
f&hren.
Die Lungenschwindsucht bildet den Ausdruck für die deletäre
Wirkung des im Körper angesiedelten Tuberkelbacillus. Die That-
sache, dass in den meisten Fällen der primäre Sitz des Leidens in den
Lungen oder den Bronchialdrüsen zu suchen ist, lässt auf die ge-
wöhnliche Eintrittspforte des Krankheitserregers schliessen. Die
Lunge erkrankt häufiger als andere Organe, weil sie vermehrte Ge-
legenheit hat, mit dem tuberculösen Virus in dauernde Berührung
zu kommen. Unzählige lliierexperimente haben gezeigt, dass vorerst
an der Infektionsgegend die Krankheitsveränderungen auftreten, wes-
halb denn auch das anatomische Bild je nach der Infektionsstelle
wechselt. Bei der experimentellen Inbalationstuberculosc am Tbiere
X48 ßaktoriol. Tom X. internfttionaten medicinUehen Kongresse sbu. 3erliii.
erkranken zuerst und am ausgedehntesten die Lunge und die Broi
chialdrüsen, fortschreitend bis zur Kavernenbildung. Die^Frage^ c
die Lungentuberculose in den weitaus meisten Fällen eine Inhalatione
tuberculose sei, ist durch die konstanten Resultate dieser in enormei
Zahl angestellten Versuche in positivem Sinne entschieden worden
Die Lehre von der Heredität der Tuberculose in dem Sinne einer
intrauterinen Uebertragung ist nicht haltbar. Bei der menschlichei
Tuberculose, als einer vorwiegend lokalen Erkrankung, bleiben djf
vom Krankheitsherde unabhängigen Se- und Exkrete fast immer
bacillenfrei und da bei phthisischen Eltern nur sehr selten tubercu-
lose Prozesse im Genitalapparat beobachtet werden, so ist ohne solche
eine Infektion des Samens oder Eies unwahrscheinlich. Allerdings
kommen Fälle mit allgemeiner Bacilleninvasion vor, wie bei der Mi-
liartuberculose, oder andere, wo Hoden- oder weibliche Genitaltuber- ;
culose besteht. Aber diese Fälle sind seltene Ausnahmen und könoen
da nicht in Betracht kommen, wo es sich um die Aufstellung eines
allgemein geltenden Gesetzes für Erscheinungen handelt, die sich
millionenfach wiederholen. Zudem zeigen klinische und patäoiogisch-
anatomische Beobachtungen, dass die Tuberculose bei Neugeborenen
so gut wie niemals vorkommt. Die Tuberculosefrequenz nach Altera-
klassen spricht ebenfalls gegen die Vererbungstheorie. Aus den über-
einstimmenden Statistiken der verschiedensten Länder hat sich er-
geben, dass nicht die ersten Jahre der Kindheit und Jugend, welche
doch sonst für andere Infektionskrankheiten sehr empfänglich sind,
das Hauptkontingent stellen, sondern dass die Hauptsterblichkeit ge-
rade die späteren Jahre betrifft, die Zahl der Infektionen also mit
steigendem Alter wächst. Aehnlich verhält es sich bei den Scblacbt-
thieren. Die jungen Jahrgänge, z. B. die Kälber, sind ausserordent-
lich selten tuberculös, und auch hier nimmt die Tuberculose mit dea
Altersjahren zu. Ferner konnte experimentell festgestellt werden,
dass selbst unter jenen Thierspezies» die eine ausgesprochene Heigung
zur Generalisirung der Tuberculose haben und bei denen die Gewebs-
säfte gewissermaassen von den Infektionskeimen direkt durchdrunj^eo
sind, ein Uebergang der Bacillen auf den Fötus, eine Entwickelang
derselben, nicht zu beobachten war. Wenn aber thatsächlich die
Kinder tuberculöser Eltern häufiger, als andere Menschen an Tuber-
culose zu erkranken scheinen, so liegt hierfür die natürlichste Erklä-
rung wohl in der vermehrten und fortgesetzten Ansteckungsgeieg:eii-
heit, keineswegs aber in der hereditären Disposition, was die Stati-
stiken der Waisenhäuser klar darlegen.
Die Annahme, dass in Folge der allgemeinen Verbreitung der
Tuberculose auch der Tuberkelbacillus überall vorkommen müsse, war
eine irrthümliche. Es zeigte sich, dass der Bacillus nur dort in einer
eine Infektion ermöglichenden Form und Zahl sich finde, wo Fbtbi-
siker sich dauernd aufhalten und ihre Sekrete auf irgend eine Weise
hatten vertrocknen lassen, während bei zweckmässiger Entleerung
der Sekrete, selbst in mit Tuberculosen belegten frankearftuinefl,
niemals Bacillen nachgewiesen werden konnten. Ebensowenig finden
sich im Freien oder auf der Strasse zufolge der daselbst stattGodenden
Verdünnung Tuberkelbacillen in einem eine Infektionsgefahr bedin-
N«ae LitUrttnir. 149
gendeo Ilaasse vor. Diese neagewonnenen Thatsachen Id Verbindung
m't der Kenntniss der biologischen Eigenschaften des Tuberkelbacillus
gewihren eine feste Basis für die prophylaktischen Maassnahmen.
Diese werden sich hauptsächlich damit zu befassen haben, das Spu-
tm feucht zu erhalten und im feuchten Zustande unschädlich zu
aachen, womit wohl die Hauptursache für die Tuberculoseverbreitung
beseitigt wird, wenn auch nicht jede Möglichkeit einer Inhalations-
mberculose, z. B. durch heftiges Anhusten, ausgeschlossen ist
Praxis, Experiment und Statistik lassen die Tuberculose als emi-
lent koDt^öse Krankheit ansehen. Von den katholischen und evan-
gelischen Krankenpflegerinnen erliegt eine ungeheuere Prozentzahl
der Tuberculose. Dass hieran nicht die durch die Krankenpflege er-
zeugte Schwäche des Organismus Schuld trägt, zeigen die ähnlichen
Verhältnisse in der Armee — einer Auswahl gesunder und kräftiger
Menschen — , bei welcher gleichfalls ein höherer Prozentsatz an Tu-
berculose erkrankt, als in der gleichalterigen Civilbevfflkerung.
Nächst der Lungentuberculose ist die Darmtuberculose eine sehr
Unfige LokaJisation, die namentlich das kindliche Alter bedroht.
Hier dürfte die Infektion per os stattfinden und zunächst wohl von
den zugefährten Speisen und Getränken herrühren.
(Fortsetsung folgt.)
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p. 189.
Petersen, Ueber die antibakterielle Wir^
kung der Anilinfarben (Pyoktanin M erk's),
p. 184.
Stern, Bich., Ueber die Wirkung des
menschlichen Blutes und anderer Kdrper-
flüssigkeiten auf pathogeae Mikroorga-
nbmen, p. 182.
Originalberiohte ftbor Kongresse.
Bakteriologisches vom X. inter-
nationalen medicinischen
Kongresse sn Berlin,
4.-9. August 1890. (ForCsetsnng.)
Bang, Ist die Milch tubereuloser Kilhe ▼!•
ruient, wenn das Euter nicht efgrifta
ist? p. 144.
BoUinger, Ueber die lafektionswege des
tuberculösen Gutes, p. 140.
Oornot, Deraeitiger Stand der Tnbercnlo-
senfirage, p. 147.
Jtrgons, Ueber einen Fall von perlsnebt-
ähnlicher Erkrankung beim Menschen,
p. 144.
Ponilek, Ueber die Wechselwirkungen swi-
sehen örtlicher und allgemeiner Tuberoa-
lose, p. 142.
Wjssokowitsoh, Ueber den Einfloss der
QuantitJU der verimpften TuberkelbscUlen
auf den Verlauf der Tuberculose bei Ka-
ninchen und Meerschweinchen, p« i^^-
Veno Utteratnr, p. 149.
FroBBMUUudM Bachdn&ckarai (Hermami Pohl«) in Jena.
mr
Jakteriologie und Parasitenkunde.
In Yerbindnng mit
Gel. BoOr. M Dr. Lenckart ui Frofissor Dr. LoelQBr
IB Lilpilg in (rniliirald
heraaBgegeben von
I>r. O. UM-BB-oriiL in CasseL
-M-
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
IX. Band. -«- Jena» den 9. Februar 1891. -»- No. 5i
Pireii fttr dan Band (26 ITimuiwm) 14 Xark.
Jahrlich erseheineii iwei Binde.
-^ Za besiehen dardi alle Bnchhandlimgeii und Postanstalten. 1«^
Die RedUAHon des ,yCentrcdblatts für Bakteriologie und Parasiten"
ittndfif' richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige
l?ü.nKhe tcfia lA^ferwng tHMa desotuferet» AhdriUlcen ihrer Auf'
^äfse tMweder auf da» Ma/nushript schreiben zu wollen oder
direkt an det/^ Verleger f Herrn Qnstav Flacher in Jena^ gelangen
Vi Uumen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später
ting^ende Wünsche berücksichUgen xu Mnnen*
Original - Mitttieiiungen.
Zar Eenntniss der Leuchtbakterien.
Von
Dr. Osear.Eatz
in
Sydney.
In den Sitzungen der Linnean Society of New South Wales vom
29. Juoi und 26. October 1887 gab ich einen vorläufigen Bericht mit
togeschlossener Demonstration von Vertretern von sechs Arten licht-
entwickelnder Bakterien, die theils direkt aus Seewasser, theils von
todten, spontan leuchtenden Seethieren mittelst der Gelatineplatten,
Rsp. Bollröhrchenmethode in Reinkultur erhalten waren (Nr. 9
des am Ende dieses Aufsatzes befindlichen Verzeichnisses der be-
aw. 11
158 KatB,
nutzten Litteratur). Ich hatte mir yorgenommen, diese Gruppe voir
Bakterien einer näheren Untersuchung nach Yerschiedenen Richtungen
hin zu unterziehen, sowie über die Art und Weise ihrer Verbreitung
im Meerwasser in der Nähe von Sydney fortlaufende Beobachtungen
anzustellen. Dazu ist es jedoch, in Folge von anderweitigen Arbeiten^
nur zum Theil gekommen; seit dem Beginn von 1888 bis jetzt ist,.
abgesehen von der Weiterführung der Reinkulturen und gelegentlichen
Beobachtungen, in der Sache verhältnissmässig wenig geschehen^).
Da es unbestimmt ist, wann ich den Gegenstand wieder aufnehmen
kann, so verötfentliche ich im Folgenden die Ergebnisse meiner bisherigen
Beobachtungen, die immerhin vollständig genug sind, um ein Urtheil
über die Beziehungen der von mir kultivirten Formen zu den unter
anderen Himmelsstrichen gefundenen zu ermöglichen.
Gemäss dem Befunde ihres Verhaltens, aus frischen Kulturen in
den üblichen Nährmedien, unter dem Mikroskop, gehören die unten
beschriebenen Mikroben zu denen mit Stäbchenform, zu den Bakteria-
ceen im Sinne Hueppe's, welcher in dieser Gruppe Bacterium,
mit Arthrosporen- oder doch ohne Endosporen-Bildung von Bacillus
mit Endosporenbildung trennt. Ich möchte gleich bemerken, dass die
Frage, ob meine Bakterien Sporen bilden oder nicht, und falls sie
dies thun sollten, welcher Art dieselben sein und unter welchen Be-
dingungen sie entstehen, ihrer sicheren Entscheidung noch harrt»
Die Frage nach Sporenbildung ist auch bei den von anderen Be-
obachtern untersuchten und beschriebenen Formen wohl kaum definitiv
beantwortet Beyerinck (Nr. 1, a) giebt zwar von den ihm be-
kannten Arten an, dass sie niemals Sporen bilden, doch ist andrer-
seits in der Dubois'schen Mittheilung über Bacterium Pelagia
(No. 3) von Sporen bei dieser Art ausdrücklich die Rede. Wenn ich
die für jene Organismen in meinen früheren Notizen gebrauchte „ge-
nerische'' Bezeichnung Bacillus im Folgenden noch beibehalte, so
wolle man dieselbe als provisorisch gelten lassen. Sollte die von
Beyerinck (No. 1, a) vorgeschlagene, an sich recht passende Be-
nennung Photobacterium als Genus für die Abtheilung der
Phosphorescenzbakterien allgemeinen Anklang finden, so wären der-
selben natürlich auch die nachstehend aufgeführten Arten unterzu-
ordnen.
Diese Arten sind:
1) Bacillus cyaneo-phosphorescens*). Erhalten aus^
einer Probe Seewassers von der Küste bei Little Bay, ungefähr
17 km südlich von Sydney. Ein an Ort und Stelle am 6. Juni 1887
angefertigtes Nährgelatine-RoUröhrchen, etwa 0,5 ccm des Seewassers
enthaltend, lieferte zwei Kolonieen des betreffenden Mikroben. Derselbe
ist, wenn auch nicht geradezu identisch, so doch jedenfalls nahe ver*
1) Beilftafig vüBg erwähnt sein , dass bei Gelegenheit der eweiten Ziimidimb^
kunft von Mitgliedern der „Anstralasian AeKOciation for the Advaneement o( Seienct*
in Melbourne, im Januar 1890, die Leochtbakterien den Gegenstand eines mit Denioa-
strationen verbundenen populären Vortrages von mir in der Biologischen Section jener
Association bildeten.
S) Die 8|ieBie»namen sind einstweilen aus der vorhin bereite erwähnten vorliofiS^
Mittheilmig herttbergenommen.
Znr Kenntnias der Lenehtbakterien. 159
«udt mit dem Fische r'schea aus dem westindischen Meer (Ba-
cillos phosphorescens Fischer »> Photobacterium in-
licam Beyerinck).
2) Bacillus smaragdino-phosphorescens. Isolirt von
eiseiii am 9. Mai 1887 vom Fischmarkte in Sydney u. A. bezogenen
Beriog (Clupea hypselosoma Bleek.), welcher mit frischem See-
wMBer befeuchtet and zwischen zwei Tellern aufbewahrt, bereits
steh kurzer Zeit an mehreren Stellen seiner Oberflaehe leuchtete.
Diese Art erinnerte in gewissen Punkten sehr an die aus der Ostsee
Maimt gewordenen Formen (Photobacterium phosphore-
scess [Gohn] Beyer, und Ph. Pflügeri [Ludw.] Beyer. [No. 1, a,
BeferatJ).
S) Bacillus argen teo-phosphorescens I. Wiederholt
erlialten (1887) aus Proben von Seewasser bei Elizabeth Bay, an der
SQdäeite von Port Jackson (des Hafens von Sydney), zuerst anfangs
Mai jenes Jahres. Die Art lässt sich mit den unter 4) und 5) auf-
genhlten zwanglos zu einer engeren Gruppe vereinigen. Der mir
xsg&oglichen Litteratur über Lenehtbakterien nach zu urtheilen,
ukd derartige Formen von anderswo noch nicht beschrieben; mög-
licherweise steht in naher Beziehung zu denselben eine von Beye-
rinck (Mo. 1, a) eben angedeutete, aus der Ostsee stammende
Art, die nach ihm vielleicht als Varietät von Photobact.
Fisch eri Beyer, (dem ^^einheimischen Leuchtbacillus^^ nach Fischer
[No.&, c]) zu betrachten ist.
4) Bacillus argenteo-phosphorescens II. Isolirt Mitte
September 1887 von einem spontan leuchtenden Stücke einer Art
Tintenfisch (Grenus Loligo), ausserdem von spontan leuchtenden
Stacken des ,,6ar-fish'^ der hiesigen Fischerleute (Hemirhamphus
intermedius Cant.). Sowohl dieses wie jenes Material war von
dnigen aus einer Fischhandlnng bezogenen und zu Kulturversuchen
spftter verwendeten Exemplaren übrig geblieben. Die mit Seewasser
iMmetzten und bei Zimmertemperatur gd^altenen Deberbleibsel leuchte-
ten über und über nach weniger als einem Tage.
ö) Bacillus argenteo-phosphorescens III. Isolirt
«ben der vorhergehenden Form aus dem leuchtenden Ueberzuge
eines Fragmentes des oben erwähnten Tintenfisches.
6) Bacillus argenteo-phosphorescens liquefaciens.
Erhdten aus einer Probe Seewassers an der Küste bei Bondi Bay«
in geringer Entfernung von Sydney. Eine am 11. September 1887
iaselbnl angefertigte, etwa 0^ ccm des Seewasaers enthaltende Nähr-
gelatine-Rollplatte ergab späterhin vereinzelte Kolonieen obiger Art.
^)^lbe scheint dem Photobacterium luminosum Beyer.
(No. 1, a) nahezukommen.
Morphologlsehe EI gensehaften ' )•
1)B. cyaneo-phosphor. In gefärbten Deckglaspräparaten
von frischen Agarkulturen, gerade, an den Enden abgerundete Stab-»
1) Di« Angaben ooter dieser üeberachrifk bestehen sieh aaf Beobaehtongen, welche
inst Zdt nach der Gefwiaiiang der ▼ersehiedenen Artea aogeeteUt wardea.
11*
160 K'^«»
eben darstellend, bis zu circa 0,0026 mm Länge, welche circa 2^1
Mal die Dimension des Dickendurchmessers ist. Derartige Präparate mit
Loeffler's Methylenblaumischung oder anderen Anilin farblösungen
behandelt, zeigen theilweise eine auf die Enden und Seiten der Ba-
cillen beschränkte Färbung. Material Ton einer frischen Kultur auf
alkalisch gemachter Kariofielscheibe lieferte stattliche • Stäbchen,
welche sich gleichmässig färbten, und vereinzelte Fäden. Gram 's
Methode ist für alle Fälle gut geeignet. Im hängenden Tropfen voo
Nährbouillon im hohlgeschliffenen Objektträger 24 Stunden bei
20—22 ® G kultivirt, zeigten die einzeln oder zu zweien vorkommen-
den Stäbchen lebhafte Eigenbewegungen. Verhältnissmässig selt^
waren Fäden, die dann aber hier und da eine beträchtliche Länge
aufwiesen; bei fortgesetzter Kultur sah man bis zu 0,8 mm lange
Fäden, die mannigfach gebogen und eingeknickt erschienen ; Lokomo-
tion wurde an ihnen nicht wahrgenommen.
2) B. smaragdino-phosphor. In gefärbten Deckglasprä-
paraten von frischen Kulturen auf (8 prozent) Nahrgelatine gedrungene
Stäbchen auf einem Längendurchmesser bis zu etwa 0,0(^ mm und
einer etwa halb so viel betragenden Breite. Enden etwas verjüngt
Bei Behandlung mit Loeffler's Methylenblaugemisch oder mit
Vesuvinlösung färbte sich fast nur die Peripherie, und auch dann
gewöhnlich unregelmässig, während der übrige grössere Theil der
Zellen sich vakuolenartig, ungefärbt darstellte. Nach der 6 r a m ' sehen
Methode färbte sich ein grösserer Antheil der Stäbchen, als sonst.
Die auf alkalischer Kartoffelscheibe gezüchteten Bacillen waren nach
Anordnung und Grösse den von Gelatine entnommenen ähnlich, doch
war in den mir vorliegenden, mit dem erwähnten Methylenblau tin-
girten Präparaten die Färbung der Regel nach eine gleich mässiga
Im hängenden Tropfen von Nährbouillon wurde bei der von Zeit za
Zeit vorgenommenen Untersuchung weder Eigenbewegung noch
Fadenbildung beobachtet. Die Individuen waren entweder ein-
zeln oder zu zweien zusammenhängend; jung waren sie fast kokken-
gleich.
3) B. argenteo-phosphor. I. In gefärbten Deckglasprä-
paraten von frischen Kulturen auf (8 prozent.) Nährgelatine schlanke,
gewöhnlich schwach gekrümmte, an den Enden verjüngte Stäbchen
von circa 0,0025 mm Länge und einer circa ^/^ der Länge betragenden
Dicke. Mit Loeffler's Methylenblau färbten sie sich, obigem Nähr-
boden entnommen, nur schwach, durchschnittlich gut und gleichmässig
dagegen in frischem Kulturmaterial von alkalischer Kartoffelscheibe.
Gramms Methode war anwendbar. Im hängenden Tropfen von Ndhr-
bouillon deutliche Eigenbewegung; nach 24-stündigem Stehen bei
20-22 0 G sah man einzelne oder in Theilung begriffene, seltener
zu zweien zusammenhängende Stäbchen ; bei fortgesetzter Kultur traten
vereinzelte, bis zu 0,1 mm lange, wellig verlaufende Fäden an!
4) B. argenteo-phosphor. IL In gefärbten Deckglasprä-
paraten von frischer Nälirgelatinekultur gestreckte Stäbchen mit ab-
gerundeten Enden. Ihre Länge betrug bis zu ungefähr 0,0027 mm,
ihre Breite ungefähr 0,00067 mm. Loeffler's Methylenblau be-
wirkte eine homogene und gute Färbung. Im hängenden Tropfen
Zur KenntniBS der Lenehtbakterien. Jgl
vordeo sie ohne Eigenbewegung gefunden ; bei der Kultur entwickel-
teo sieb vereinzelte, kurze Fäden.
5) B. argenteo-phosphor. III. In gefärbten Deckglasprä-
ptnteo YOD frischer N&hrgelatinekultur erschienen die Individuen
in AUgemeinen ein wenig dünner, als diejenigen der vorigen Art, waren
dea letzteren aber sonst ähnlich. Im hängenden Tropfen wurde
fldir deutliche Eigenbewegung konstatirt; bei fortgesetzter Kultur be-
otachtete man, ausser sehr häufigen Diploformen, kurze Fäden.
6) B. argenteo-phosphor. liquef. In gefärbten Deckglas-
prtparaten von frischen Agarkulturen entweder gerade oder leicht
gebogene Stäbchen, circa 0,002 mm lang und ein Drittel so breit;
Eoden abgerundet. Mit Loeffler's Methylenblau färbten sie sich
leicht und gleichmässig. Im hängenden Tropfen von Nährbouillon
zagten sie sehr lebhafte Eigenbewegung ; es kam daselbst zur massen-
haften Bildung von längeren und kürzeren, gewundenen und gebogenen
F&deo.
Als den sechs Arten gemeinschaftlich gilt, dass Beweise für eine
etwaige Sporulation bei denselben bis jetzt noch fehlen; in dieser
HiDäicht mag erwähnt sein, dass besondere, nach der Neisser-
Beben Sporenfärbungsmethode angestellte Versuche bei den unter
1—3 aufgeführten Arten negative Resultate ergaben; die Versuchs-
obidKte waren Kulturen in Nährbouillon, nach 3-tägigem Stehen bei
80-23» C.
Knlturmerkmale.
Plattenkulturen in 6prozent. Nährgelatine ^).
1) B. cyaneo-phosphor. Nach 18 Stunden, bei 21— 22» C,
waren die Kolonieen bereits wohl bemerkbar. In der Grösse zwischen
deo oberflächlichcu und den im Innern der Gelatine befindlichen be-
fitand um diese Zeit wenig Unterschied; von den letzteren waren
doige grösser, als die von vornherein oberflächlichen. Von der Seite
betrachtet Hess die Gelatineobei fläche, den Stellen der letzteren Kolo-
mü entsprechend, flache, kreisförmig umschriebene Einziehungen er-
kennen, auf deren Grunde die Kolonieen lagen. Der Anfang einer
Verflüssigung war damit gegeben. Der bei den kleineren Kolonieen
▼OD etwa 0,2 mm Durchmesser noch scharf ausgeprägte und kreis-
runde Kontour war bei den grösseren von 0,25 — 0,3 mm Durchmesser
bereits etwas verschwommen und durch eine wellig verlaufende Linie
gekennzeichnet. Der Inhalt war bei durchfallendem Lichte unter
Bc^^acher Mikroskop vergrösserung hellgelblich-grau und homogen fein-
körnig. Die tiefen Kolonieen besassen vollständige Kreisgestalt im
^ftischen Durchschnitt, scharfen, glatten Kontour und ein dunkel-
graues Kolorit; Inhalt durchaus homogen und deutlich gekörnt;
Dorcbmesser 0,25—0,4 mm. An einigen der so beschaffenen tiefen
1) Wo immer von NflhrgeUtine die Rede ist, ist damit das in der fiblicheo Weise
lierfeBtelte Nährmediom gemeint; anf 100 ccm Rindfleischin fas kamen 1 g Pepton, sicc,
0|6— 0,7 K Kocbsals , und je nachdem 6 oder 8 oder 10 g bester Gelatine. Die Reak-
tion derselben, falls nicht gegentbeUig bemerkt, war leicht alkalisch, hergestellt mittelst
Dioatrinmkarbonatl^snng.
\Q2 Katiy Enr Kenntniss der Leaohtbakterien.
Kolonieen zog eine lebhaft wimmelnde Bewegang ihres Inhalts, ohne
dass sich der Kontour änderte, die Aufmerksamkeit auf sich. Die
Temperatur zur Zeit der Beobachtung war etwa 17 ^ G (August 1887).
Diese Erscheinung deutet auf ausserordentliche Beweglichkeit der
individuellen Stäbchen hin, wie dieselbe denn auch in einer Probe
solcher Kolonieen bei starker Vergrösserung sogleich zu Tage trat.
Nach weiteren 24 Stunden — Temperatur 21—22^ C — be-
rührten die von Anfang an oberflächlichen, jetzt circa 0,6 mm breiten,
onregelmässig grob ausgebuchteten, schmutzig bräunlich-gelben Ko-
lonieen die Glasplatte; sie waren umgeben von einem 0,5 — 0,7 mm
breiten Gürtel verflüssigter Gelatine (optischer Durchschnitt). Letztere
zeigte bei schwacher Mikroskopvergrösserung und durchfallendem Licht
hellgraue oder gelblich-graoe Färbung und körnelige Struktur und
enthielt hier und da Ansammlungen dichterer, daher dunkler als der
Rest erscheinender Körnermassen. Begrenzung der Verflüssigungszone
ziemlich verschwommen, im Grossen und Ganzen kreisförmig. Die
von vornherein in der Tiefe gelagerten Kolonieen waren jetzt schmutzig-
gelblich-braun mit einem Stich ins Grünliche; Kontour mit kurzen
und seichten Ausbuchtungen versehen, immerhin noch wohl ausge-
prägt; Durchmesser 0,3 — 0,5 mm. Sie waren umgeben von einer
0,05—0,1 mm starken Hülle verflüssigter Gelatine, von homogenem,
fein granulirtem, lichtbraunem oder lichtgrauem Inhalt und mit zier-
licher radiär verlaufender Streifung oder Strichelung. Die Begren-
zungslinie dieser Hülle gegen die noch solide Gelatine war ziemlich
scharf ausgeprägt.
Proportional dem energischen Wachethum der räumlich gut ge-
trennten Kolonieen war auch die Verflüssigung der Gelatine eine
rasche. Die nach dem Herabgleiten der verflüssigten Massen auf der
Platte zurückbleibenden, ursprünglich oberflächlichen oder nahezu
oberflächlichen Kolonieen waren von aschgrauer Färbung und unregel-
mässig zerfetztem Berandung.
B^i dichtgedrängter Aussaat der Keime war die Gelatine aaf
der Platte bereits nach 18 Stunden total verflüssigt.
Im Zustande der Verflüssigung gaben die Plattenkulturen einen
eigenthümlich faden Geruch von sich, wie er auch bei anderen Bak-
terien, z. B. gewissen Wasserkulturen, angetroffen wird.
Noch ein Wort über die im Innern von Nahrgelatine wachsenden
Kolonieen. In den später zu erörternden Stichkulturen, falls nur ver-
einzelte Keime im Stichkanal abgelagert waren, oder nach Einbrin-
gung von wenigen Keimen in ein Reagensglas mit vorher verflüssige
ter steriler Nährgelatine, welche man dann wieder säulenf&rmig er-
starren liess, war denselben Gelegenheit zur ungestörten Entwickelung
gegeben. Die resultirenden Kolonieen stellten schliesslich hyalioe,
glatt-kontourirte, von verflüssigter Gelatine gebildete Kugeln dar, in
deren unterem Theile sich die gelblich-weissen, krümlichen Kultur-
massen zu einem verhältnissmässig kleinen Haufen angesammelt hatten.
Bei einer derartig beschaffenen Kugel, welche sich in der Tiefe einer
Stichkultur in gewöhnlicher Gprozent. Nährgelatine unbehindert von
dem übrigen Wachsthum entwickeln konnte — dieses war in Folge
der Art und Weise des Impfens ein anormales, langsames, s. unten —
▼ aa Orerbeok de Meyer, lieber die Bereitung des NUiragars. \QQ
Idrag der Durchmesser nach 58 Tagen, während welcher die Kultar
hä etwa 20— 22» C stand, ungefähr 5 mm.
Spät&r wiederholt angelegte Plattenkulturen in einer lOprozent.
flkrgelatine ergaben ein dem von solchen Kulturen in der 6 prozent
üihigelatine im Grossen und Ganzen ähnliches Bild ^).
(Fortsetsong folgt.)
üeber die Bereitung des Nähragars.
(Mittbdlangen aus dem hygienischen Laboratorium der Reichs-
Univei^tät in Utrecht)
Von
Professor Dr. ran Orerbeek de Meyer
in
Utrecht
Während die Anfertigung der Nährg e 1 a t i n e zu bakteriologischen
tJntersnchungen wohl keinem Laboranten einige Mühe macht, ist die
Leitung des Nähragars nicht so leicht und macht dieselbe Man-
chem einen ziemlich grossen Verdruss. Mein Assistent, der Militär-
arzt Herr J. A. Vrijheid, und ich, wir haben uns darum bestrebt,
das bisher allgemein übliche Verfahren sehr zu erleichtern, und wir
haben einen völlig befriedigenden Ausweg gefunden bei Benutzung
1) Die energische VerflBssigong der Qelatine durch diese Mikroorganismen beruht,
k CbnUcher Weise wie bei vielen anderen verflQssigenden, auf der Wirlcung einer im
StoffWrcbsel der Bacillen gebildeten, peptonisirenden Substanz. Dieses erbellt aus swei
-VQi wir aogesteUten Versuchen: 1) Nachdem eine im Reagensglas befindliche Emulsion
tea irischer Kaltnr, auf sterilisirtem Fisch (s. unten), in sterilisirtem Seewasser — die
fmBUion leuchtete sehr stark — auf 45 Minuten in Wasser von 55^0 eingetaucht er-
hftlten war — diese Prozedur todtete die Organismen «- wurde von der nun dunklen,
gst dortbgesehfittelten Masse circa ^/,g ccm mittelst steril isirter Pipette mit zuvor ver-
iissigter 6prosent KaninchenbrQhe-Peptoa-Koehsals-Oelatine von leicht alkalischer Beak-
tion gemischt und die Mischung ohne Weiteres erstarren gelassen (29. IX. 1889). Bei
.Zimmertemperator hingestellt, begann die Gelatine sich langsam zu verflUssigen; am
19.x. war der ganze Inhalt dickflüssig; wieder angesehen am 16. XI. dttnnflflssig.
Sonst war das Aussehen ihn lieh dem von Kontrollröhrcben. (11). Von einer der obigen
asslogen , intensiv leuchtenden Kmulsion wurde unter Zuhttlfenahme eines Gebläses eine
Ponioa durch eine Ghamberlan d'sche Porzellanzelle filtrirt. Die Filtration ging sehr
iiAi^sam vor sich. Das Filtrat war wasserklar, nach Fi»ch riechend, nicht leuchtend,
w<hrend das in der Filterzelle zurückbleibende Material prllchtig phorphoreszirte. Nach-
dem eine kleine Menge des Filtrats abgetropft war, wurden drei Tropfen in einem
Ifihrchen mit zuvor verflflssigter 19ährgelattne (wie oben) aufgefangen, in derselben
Tvtheilt und darauf die Mischung erstarren gelassen (29. IX. 1888). Dieselbe blieb
^Memd steril. Dahingegen zeigte sie sich am 19. X. oberflftchlich z&hflQssigi ohne
^ beim Neigen des Glases etwas berabfloss ; wiederum angesehen am 1 6. XI. , war
iie eine durchaus dünnflfissige, klare Masse. Die Temperatur während der Beobach-
'<BDgsperiode blieb von der fär eine Verflüssigung der intakten Nährgelatine erforder-
Mkn stets entfernt.
FSrPhotobacteriumluminosum bringt Bejrerinck (No. 1 a. p. 406) einen
itrikten Beweis von der Anwesenheit eines besonderen , leicht diffundirbaren , die Lo-
mv Av Gelatine bewirkenden Enzyms.
164 ^*° Ovsrbeek de Meyer, Ueber die Bereitang des N&hragmn.
meines DesinfektionsofeDS, dessen Desinfektionsraum eine konstant«^
Temperatur von etwas über 100 ^ C bis 101 ^ C sichert.
Das in möglichst kleine Stückchen zerscbnitteoe Agar wird im
Verh<niss voo 1^/, — 2% in 0,5 Liter der gewöhnlichen Loeffler-
schen Bouillon eingeschüttet; sogleich erfolgt der Zusatz Ton 1<Mk
Pepton und 0,5 ^/o Kochsalz und man lässt das Agar in dieser Flüssig-
keit bloss eine Stunde quellen. Dann wird die Masse in meinem
Desinfektionsofen (kleinste, für Laboratorien passende Grösse) ^/^ Stunde
hindurch im strömenden Wasserdampf yon etwas über 100 ® C gründ-
lich gekocht; das Agar wird somit gelöst und die koagulablen Ei-
weisssubstanzen werden ausgeschieden. Jetzt folgt die Neutralisirung^
resp. die Sorge für eine passende Reaktion. Die Mischung bleibt
einige Zeit heiss stehen, bis die Klärung einigermassen erfolgt ist
Inzwischen wird in einem Olastrichter von über 0,5 Liter Inhalt ein
Filter angefertigt von starkem, einfach zusammengelegtem Fliesspapier
— die Sorte nämlich, welche in der Pharmacie zum Filtriren von
Syrupen benutzt wird. Man kann es unterlassen, das Filter von
vornherein mit kochendem Wasser anzufeuchten. Das Filter wird
auf einen einfach gereinigten, nicht sterilisirten Glaskolben aufgestellt^
mit Watteverschluss um den Hals des Trichters. Der bereit stehende^
durch Absetzung schon ziemlich geklärte und noch heisse Bouillon-
agar wird vorsichtig in das Filter abgegossen, und der Trichter
wird mit einem Uhrglase abgedeckt (die konvexe Seite nach oben
und der Rand denjenigen des Trichters überragend). Dieser Apparat
muss ^/4— 1 Stunde abermals dem strömenden Wasserdampfe im
Desinfektionsofen übergeben bleiben und man wird dann ungefähr
0,25 Liter recht schönen Bouillonagars filtrirt finden. Der Trichter
wird aus dem Kolben langsam herausgenommen und der Watte-
pfropfen bildet den gewünschten keimfreien Verschluss des Kolbena
Soll eigenthümlichen Zwecken gedient werden durch besondere
Beimengungen, dann wird die erlangte Menge des Bouillonagars ge-
messen und erfolgt der Zusatz von Traubenzucker, Glycerin u. s. w.
in dem gewünschten Verhältnisse. — Jedenfalls wird der erhaltene
Nähragar eine gute halbe Stunde im Desinfektionsofen sterilisirt und
diese Sterilisirung an den zwei folgenden Tagen wiederholt.
Der Bodensatz, der bei der beschriebenen Klärung zurückbleibt,
kann natürlich in derselben Weise in einem zweiten Trichter zu-
gleich filtrirt werden ; das Filtriren erfordert aber selbstverständ*
lieh etwas, aber nicht viel, mehr Zeit. Im Ganzen wird immerhin
aus 500 g Fleischwasser ungefähr 0,5 Liter Nähragar erhalten. —
In meinem Laboratoriumsofen werden gewöhnlich vier Filtrirapparate
neben einander aufgestellt
Auch die Füllung der Reagensgläser, entweder mit Nährgelatine^
oder mit Nähragar, machen wir viel einfacher, als es nach den
klassischen Vorschriften geschehen sollte. Neue (ungebrauchte) Gläser
werden nach GarlFraenkel (Grundriss der Bakterienkunde, 3. Aufl.)
mit angesäuertem Wasser gereinigt. Alte Reagensgläser werden aber
ganz einfach mit Leitungswasser gereinigt, zum Trocknen umgekehrt
auf ein hölzernes Gestell gesetzt, dann mit einem Verschluss von ge-
wöhnlichen entfetteten Watten versehen, endlich in diesem völlig un*
Kamen, Ein neues KnltvrgelSes. Ig5
flterilisirteD Zustande gefbUt und dann sofort im Desinfektionsofen
«ier im Papin^schen Topfe (jedoch ohne Deberdraeic) 25—30 Mi-
eten lang sterilisirt; an zwei auf einander folgenden Tagen wird
^iieae Sterilisiranj^ wiederholt, and die auf diese Weise präparirten
OHser halten sich Monate lang gut; fast nie wird die beschriebene
Afifertigangsmethode ungenügend befunden.
Der Glycerinagar wird auch bei unseren bakteriologischen
Arbeiten sehr oft angewendet. Es kommen aber dabei einige Be-
fiooderheiten heraus, welche ein näheres Studium verdienen; z. B.
4lts anfiallend rasche Vertrocknen einer Beinkultur Ton S p i r i 1 1 u m
fiakler Prior, das eigenthümliche Wachsthum von Staphylo-
coccus pyogenes citreus, die abnorme F&rbung von Kulturen
desB. cyanogenus, der Rosahefe u. s. w. — Dieser ausgezeich-
lete, feste und durchsichtige Nährboden hat übrigens auch bei uns
^eBenatsung des durchsichtigen Blutserums in den Hinter-
grmid gedrängt. Die umständliche fraktionirte Sterilisation haben
m jedenfalls ganz verlassen. Wir bedienen uns aber in bestimmten
Ftilm recht gerne des — zwar weniger durchsichtigen — kalt
rteriüsirten Blutserums, welches wir uns sehr bequem, rasch und gut
bereitffli mittelsst eines nach unseren Anweisungen konstruirten Appa-
ntoB, bestehend aus Cham berl and -Bohre, Druckpumpe, Behälter
md Manometer.
Dtrecht, 8. Januar 1891.
Ein neues Kulturgefass.
Von
Begimentsarzt Dr. Ludwig Eamen
in
Czernowitz.
Kit 1 AbbUdnng.
Gelegentlich einer grösseren Beihe von Wasseruntersucbungen,
velche» ich im Laufe des vorigen Jahres unternahm, hatte ich, um
lopfuDgen des Wassers und Ausgiessen der Platten an Ort und Stelle
Tornehmen zu können, abwechselnd die Kowalski* sehen trichter-
ftmigen Kolben und Lipez's Kulturgefässe benutzt. Es dürften
whl Jedem, der sich mit Wasseruntersuchungen befaast, sowohl die
Vor- als auch Nachtheile dieser Gefässe bekannt sein, so dass ich
ftgiich von einer eingehenden Schilderung derselben absehen kann.
Die Schwierigkeit der Durchmusterung der aufgegangenen Kolonieen
io den Kowalsk loschen Kolben, namentlich bei Anwesenheit vieler
QiMi rasch verflüssigender Keime einerseits und die ungleichmässige
Ausfahrung der Lipe zischen Kulturgefässe, welche wegen einer zu
Btarken Krümmung des Halstheiles mitunter selbst unter starker
^biegong der Platinnadel die am Grunde des Gefässes befindlichen
Koieoieen nicht erreichen liess, ohne dass man mit dem Ende des
166
Kamen, Ein neues Kultnrgefftss.
i
^
Olasstabes andere KolonieeD berührte, als aach die Schwierigkeit der
ProbeDentnahme von den beim- Halse befindlichen Winkeln anderer-
seits, veranlassten mich, naheza gleichzeitig mit Herrn Dr. Johann
Petrnschky und vollkommen unabhängig von ihm, ein neuea
Kulturgefäss zu konstruiren, welches frei von den Mängeln der oben-
erwähnten Gefässe deren* meiste Vortheile verbinden sollte.
Die leitenden Gesichts-
punkte waren zum gr5ssten
Theile identisch mit denen^
welche Petruschkv zur
Konstruktion seines in !no. 20
dieses Blattes vom 6. Novem-
ber 1890 beschriebenen plat-
ten Kölbchens führten ; es^
waren dies erstens die Be-
seitigung der Krümmung dea
Halstheiies und zweitens die
der für die Entnahme un-
bequemen Winkel der Li-
p e z ' sehen Kulturgefässe un-
ter Beibehaltung der Eignung
für die Durchmusterung der
Gläser mit Hülfe der Lupe
und des Mikroskops. Mit
Rücksicht auf die letztere
beizubehaltende Eigenschaft
konnte die Form der Ko-
walski * sehen Kolben über-
haupt nicht in Betracht kom-
men und so ging ich an eine
wesentliche Modifikation der
L i p e z ' sehen Kulturgläser.
Nach einigen unwesent-
lichen Aenderungen der ur-
sprünglich von mir angege-
benen Form lieferte mir die
^ FirmaDr.Hermann Rohr-
beck in Berlin, welche! zwar schon Anfang Oktober die Herstellung
dieser neuen Gläser übernahm, aber in Folge einiger technischer
Schwierigkeiten in derselben und der daraus resultirenden, wenn auch
unwesentlichen Umgestaltung der Form erst im Dezember die definitive
Ausführung der Gläser bewirken konnte, eine Anzahl dieser von mir
angegebenen Kulturgefässe, deren Gestalt aus der beigegebenen Zeich-
nung ersichtlich ist
Ich müsste mich rein der Worte des Herrn Dr. Petruschky
bedienen, welche er seinem platten Kölbchen, mit dem mein neues
Gefäss unstreitig viel Aehnlichkeit besitzt, auf den Weg gibt, um die
Vortheile meines Kulturglases, welches mit ca. 12 ccm Nährboden ge-
füllt wird, hervorzuheben. Es sei nur des an der unteren Fläche des
Gefässes befindlichen, in Form einer schiefen Ebene sanft abfallenden
T ■ b e Q f , Generattons- n. Wirthswechsel unserer einhdm. Gymnoepor.- Arten. J ß?
SosdiDJttes erwShnt, der eine bequeme, ohne besondere Verkrümmung
fter Platinnadel zu bewerkstelligende Entnahme von Kolonieen, die sich
iD der Nähe des Halses entwickelt hatten, bezwecken soll.
Und 80 beschränke ich mich darauf, dasselbe behufs Erprobung
der Oeflentlichkeit zu übergeben, indem ich ausdrücklich betone,
dass ich mit der Konstruktion dieses neuen Kulturglases nur einen
bFUichbaren Ersatz für die Koch'sche Plattenmethode, die sich,
wie bekannt, yorzaglicb für Laboratoriumarbeiten eignet, in allen
jeDeo Fällen zu bieten beabsichtigte, wo die letztere aus praktischen
GrüDden nicht gut anwendbar ist.
Czernowitz, am 3. Januar 1891.
Generations- und Wirthswechsel unserer einheimischen
Gynmosporangium-Arten und die hierbei auftretenden
Formveränderungen.
Von
Dr. C. Ton Tabenf,
Privatdoceiiten an der Universität München.
lüt 8 AbliUdiiafireB.
(Schlofls.)
Zam Schluss muss übrigens bemerkt werden , dass auch auf
Crataegus Oxyacantha ein grosser Theil der Infektionen mit
GjfflDO&porangium clavariaeforme in der Natur zwar dicke,
rotbe Blatterhöhungen erzeu$2;t, aber keine Aecidien bildet.
Eß kQnnen somit die Infektionsversuche als nicht völlig abgeschlossen
betrachtet, sondern mögen zahlreich wiederholt und fortgesetzt werden.
Was die Verwechselung der Hendersonia foliicola Fuckel
mit Podisoma foliicolum Berk. = Podisoma Juniperi
a miDor Corda anlangt, so ist zu konstatiren, dass Cor da
jedenfalls Gymnosporangium conicum («=3 juniperinum
« tremelloides) auf den Nadeln von Junip. communis vor
sich hatte und die 2-zelligen Sporen auf langen Stielen zeichnete.
Die eigenthümliche Felderung der Sporen ist jedenfalls durch die
aäüeehte Wiedergabe schaumigen Protoplasmas hervorgerufen. Das-
selbesieht bei schwacher Vergrösserung der betreflenden Figur ähnlich.
Ganz mit Unrecht hat Fuckel die Hendersonia folii-
cola Berk. für identisch mit Corda's Podisoma Juniperi o
minor (Cd. Ic. L 8. tab. II. fig. 122) erklärt.
Er schreibt von der Hendersonia, dass sie sehr selten auf
welken Blättern von Juniperus communis vorkomme.
Dem gegenüber ist zu bemerken, dass die Hendersonia sich
sehr häufig auf den Blättern des gemeinen Wachholders findet, und
^v nicht erst auf den abgestorbenen, sondern schon auf den grünen
lebenden.
Fig. 1. QymDoipoTingiuni tramalloides.
1. Jimgt Taleatoiporanpoliter, die Bind« durchbracband (April). I. SpKUrBT Zn-
•teitd, geqaallan. S Ein Oallaitlappen von obeo mit nmgeschlageDiD Blodsrn , dia
die CuUngita diuei Sporanbanfaiu sgigsD. 4. Eine WacbboldarDadsl mit ■ Sporan-
polstom. t. Jonge Pflanae mit Sporanpolltam auf dgn Nadeln. (Tom Womuee). t, 7,
9., f., 10. dick- Dod dOnnwandiga Sporan. S. Dl« ThelUporW treuuao lidi (tob d«r
Nadal). 11. Pronr«*! mit Sporidia. IS. Bporidia kaimsnd.
Die SporeDb&afchen Biod leicht mit blossem Auge als schirarze
Körnchen, die das Blatt auf der nach obeo gewendeten Itmenseite be-
decken, zu erkennen.
Ein mikroskopischer Schnitt zeigt ans die Unglichen , braoneD
and ^uerseptirten Sporen auf der Oberfläche des Blattes von einem
Mycel abgeschnOrt, welches sich weiter im BlattinDem verbreitet and
den Filz als echten Parasiten charakterisirt. Somit ist die
Synonymie dieser beiden Pilze, welche sowohl in den neueren pa-
thologiscben Werken, wie in den systematischen, sich findet, zu
streichen.
Reess wies zwar hierauf schon bin, aber seine vielleicht durch
das „wohr nicht genügend bestimmte Anmerkung ist bis jetzt nicbt
darchgedrungen.
Was nun Gorda's Fodisoma Juniperi a minor betrifft,
so findet sich dasselbe schon bei Oersted, „Oversigt over det
kongelige danske Videnskabernes Selskabs ForhaodliDger. 1866. S. 184
in unverkennbarer Weise auf den Wacbholdernadeln abgebildet Es
ist weiter nichts, als das auf die Nadeln ttbergegaogene Gymno-
tporangium conicum (tremeltoides). Merkwürdiger Weise
wurde es später nicht mehr auf Nadeln gefunden und nur die zweig-
ir «inhtiiii. O/moMpomiglan-ArttD,
Hg. irGymüospor.ngiam el>YarU*foriiie.
1, 1, 3. Bporenbanfan In TanchtideaeD BtadicD der EotwickeloDg, 8. geqnollMi
mi im Btgnttt Bbiufklleii. i, S, 6 dick- und dODDiraDdiga Sparen. 7. Qekdmta
Ifon, inf dam Promjccl Sporldian (8) kbacbnflreDd. 9. Sporidia kaimend.
bewohneDde Form bekaDnt. Mit dieser stimmt es aber besooders in
der Sporeoform TOllstäDdig Oberein. Erst NawaschiD fand 1888
iäi n&delbewohDende Form, und zwar mehr wie die zweigbewohnende
bei MoBkao. Er infizirte mit den Sporen (ob der nadel- oder zweig-
bnohnenden Sporenhaufen, ist nicht zu ersehen) Piras Malus
imd erhielt das Aecidiotn penicillatum. Die Teleatoeporen-
form zeigte, dass er Gjmnosporangi um tremelloides =:= co-
nicDm= juniperinum vor sich hatte. —
Für DeaWchland war es mir in diesem Frühjahre (1890) und
ZKu Anfang April möglich, die nadelbewohnende Form wieder auf-
nfiaden, und zwar auf einem 3 — 4jAhrigeD, kaum verzweigten Pflftnz-
äien, welches mehrere Nadeln und auch Nadelbasen mit den Polstern
der Telentosporen besetzt zeigte. Das Stämmchen dagegen war voll-
MJndig frei von denselben gebliehen.
Warum dasselbe ao selten zu finden ist, scheint nicht ganz klar
IQ Bein. Ich kann mir nur denken , dass es sich auf den Nadeln
trOlueitiger entwickelt und alsbald ganz abgestossen wird , worauf
zaiilreiche braune Partieen der Wachholdemadeln an Stöcken, die
tm Stamme das Gy mnosporangium zeigen, hindeuten würden.
IsfektionsTersoche sind mir noch nicht geglückt —
170 Tnbaaf, Cbntruiiint- o. WjrtbtwMhHl UDterer aiahaim. Qjnkoospor.'-Artai
FIf. S. Aecidlanrormea TOD QrmnaiportDfttDm tTSmalloU«!
(1—8 iiid.)< OrmnoiporftOKlnm ol «Tarta ef arme (9—18 incl.)-
1 und S Aaddian auf das Blittani *od Sorboi Aria. 3 und i Aacidiaa auf
Sorbni Ancnparia. S luid S Aeoidian aaf Pirui Ualui. 7 und 8 Aacidien aof Ama-
lanchier Talgarl*.
B UDd 10 Aaeidlan auf Sorbni latifolia. 11. IS nnd 16, A«e<dl«D anr Crataegai
Ozyacuitha (Inf. im Freien) 14. Diaaalban atlrkar var)[r6uerl. IS, IS.lTAaddiM
anr Crataagoi Oxjr^eaDlha (Zimmerinfaktlon). 18 Spannogonian «nf Zwtigta von Cn-
taagni OifKantb« 10 and SO Paridiaiutilcke ana ainam Aecidinm (Plnu Utiiu) tos
Die Zweig bewohnende Form dieses Gymnoaporangium tre-
melloides auf Juniperus aana wurde uns kQrzlicb ans der
Schweiz zugeschickt. —
Ais wichtigste Litteratur ist zu vergleichen:
Arbaltan mit AbbilduDgen :
1) Oeritad, GymnaiporanKinm Sabinaa (aa( S Tafaln) anf Jnnipwv SatlM
ud BlmblUtero (Koog, danike Vidauakabanie« Batakab» Skrifter. Bd. VII. IW-
p. sei.)
S] Ofmosaporangtom Junlparlnnm be conicam •a tremelloEdai. Auf iwrigta nai
Nadalii von Jnnlparaa commoiiia nnd aof Blittsm tod Sorbna Aaoaparia, (Orar^
Inflaenuu ^71
«fcr dit lioag. daaska Vidooakabernes SeUkabs Forhandlinger og deto Hedl«mmert
iriMidir in Aaret 1866. p. 184.)
S) O/nmosporaDgtam darariaeforme. Auf Zweigen von Joniperns commania.
^lia. d. sc. nat. S«r. 4. Bot. Tom. S. 1864. Von t'ulasne.)
Dia fibriga Litteratur, sowie die Synonyma sind bei Beets ToUst&ndig zusammen-
laiellt Man rergleiche daher Tor Allem : Die Bostpilsformen der deutschen Coniferen.
jBiDiDcngesteUt und besehrieben von Dr. M. Beess. 1869.
Ferner Cor da, Icodos fnng. Bd. I. Tfl. II. Fig. 122. (Podboma Jnniperi a minor)
wtf Fackel, Fnng. rhen. 144.
Ferner: R. H artig, Lehrbuch der Baumkrankheiten mit einer Abbildung von
<}jaM»porangiaiii tremelloidca Hrtg. 1882 und 1889. Ueber die Verschiedenheiten der
6p0rea rergl. P. Diatel (Hedwigia. 1889. 8. 22 und 99) und Kieni ta -Ger 1 o ff
(Bot Ztg. 1S88. S. 389 mit einer Tafel).
Ueber Infektionsversuche berichten besonders:
Yorlinfige Mitthailung über den Generationswechsel unserer einheimischen Gymno-
i|«iagien. Von £. R4thay. (Oesterr. bot Ztg. 1880. 8. 241). —
Podisoma junipori and Roestelia lacerata. Von Ch. Plowright. (Gard. Chr.
18S2. n. p. 56S und 1884. U. XXII; ref. in Just. Jahrber. Jahrgang 10. und 12.)
Hota on the British Gymnosporangia. Von Ch. B. Plowright (Joum. of Bot
XIU; ref. in Just. Jb. Jahrg. 12.)
Notes on some apecies in the third on eleyenth eenturies of ElUs North American
YiB^ (Proc. of the Am. Acad. of arts and. sc. 1888 ; ref. in Just. J. Jahrg. 11.)
Notes on aome species of Gymnosporangium. Von W. G. Farlow. (Proc. o^
«e Am. Ac. 1885; ref. Just Jb. Jahrg. 18.)
The development of the Gymnosporangia of the United States. Von W. G. F a r -
low. (Bot Gaa. XI. 1886 j ref. Just Jb. Jahrg. 14.)
Ezperimental obseryations on certain british faeteroecions Uredines. Von C h. B.
?lowT\f;ht (Joum. Linn. Soc. London. Vol. XXIV. 1887 ; ref. in Just Jb. Jahrg. 15.)
Kotes on caltores of Gymnosporangium made in 1887 and 1888. Von B Th äs-
te r. (Bot Gas. Bd. XIV. 1889; ref. Bot Centralbl. 1889)
I3e\>er das Vorkommen des Gymnosporangium tremelloides B. Htg. bei Moskau.
Voa S. Nawaschin.
Referate.
Bebi, Bakteriologische Untersuchungen über Influenza.
(ZeiUchrift für klinische Medicin. XVII. 1890. Heft 6.)
Das Hauptaugenmerk richtete Verf. darauf, zu entscheiden,
«b es sich in den Fällen von Lungenkomplikationen bei Influenza
m eine oder um verschiedene Formen bakterieller Erkrankung
Wddt Im Ganzen wurden 20 Fälle untersucht.
Im Sputum fand man nur einen Diplococcus, oder diesen
t&itdemStreptococcus pyogenes oder mit Staphylokokken, oder
«ber endlich bloss Streptokokken.
Die Untersuchung von vier pleuritischen Ergüssen ergab
mmA nur Diplokokken, einmal nur Streptokokken, einmal Diplo-
kokken und Streptokokken und einmal Diplokokken, Streptokokken
«&d Staphylokokken.
Die Untersuchung der Lungen selbst ergab in zwei Fällen
Diplokokken und Streptokokken, in einem Falle Diplokokken und
Btaphylokokken, in zwei Fallen nur Staphylokokken.
172 Inflnens«.
Die UntersuchuDgen an der Leiche stimmten mit deo entspre»^
chenden UntersuchuDgen am Lebenden ttberein.
Einen spezifischen Coccus hat Verfasser bei den iDÜuenzs^
kranken nicht gefunden. Nach B.'s Untersuchungen mOssen die-
Lungenerkrankungen bei Influenza auf mehrere Arten von Bakterieo^
zurückgeführt werden.
Die vorgefundenen Diplokokken sieht Verf. zum Theil nicht
als identisch mit Fraenkel's Pneumoniekokken , wohl aber ala
denselben sehr nahe verwandt an.
Im Körperblute Influenzakranker konnte Verf. niemals Mikro^
Organismen nachweisen. Dittrich (Prag).
Yogi, Mittheilungen über die Beziehungen der In-
fluenza zu den Athmungsorganen. (MüncheDer med.
Wochenschr. 1890. No. 23—25.)
Verf. berichtet über die letzte Influenza- Epidemie unter dem
Münchener Militär. Die Epidemie begann am 10. Dezember, erreichte
ihre Höhe am 23. Dezember 1889 und ihren Abschluss am 8. Fe-
bruar 1890. Bei einer Präsenzstärke der Garnison von 8823 Mann
erkrankten 1247 =» 14,1 ^/q. Die Krankheit hatte viel Aebnliches-
mit einer Seuche, welche im Frühjahr 1887 in der Münchener Gar*
nison geherrscht hatte. Damals war eine grosse Anzahl der Mann-
schaften plötzlich mit Schüttelfrost, heftigem Stirn- und Hinterhaupt-
schmerz und hohem Fieber erkrankt. Letzteres währte circa 4 Tage
und fiel stufenweise ab. Daneben traten Katarrhe der Konjunktiven^
der Nase und der Respirationsorgane ein ; bei einer beschränkten An-
zahl der Erkrankten kam es zu ausgesprochenem Masernexanthem.
Allen gemeinsam war tiefste Prostration und Schlafsucht, welche etwa
1 — 2 Tage währte. Der Verlauf war durchweg gutartig. Verf. lässt
es dahin gestellt, ob es sich damals um eine besondere Krankheit
oder um Influenza oder gar um Masern gehandelt habe, da ein bak-
teriologischer Nachweis der beiden letztgenannten Krankheiten z. Z.
noch unmöglich ist. Gegen Masern sprechen einmal die Seltenheit
des Exanthems, dann die Nebenerscheinungen, endlich die ausser-*
ordentlich schnell (in 2 Tagen) erfolgende Debertragung.
Während der Influenza-Epidemie 1889/90 entbehrte ein beträcht-
licher Theil der Patienten aller Krankheitserscheinungen seitens der
Athmungswege , dagegen endeten 8 Fälle in Folge schwerer Er-
krankung der Respirationsorgane letal. 2mal handelte es sich um
eitrige Pleuritis ohne vorausgegangene Erkrankung der Bronchieo,.
3mal kam es zu eitrigen bez. nekrotischen Bronchopneumonieen, ver-
bunden mit Empyem (2 Fälle) oder seröser exsudativer Pleuritis (1
Fall). In diesen 5 Fällen war der letalen Erkrankung nachweisbar
Influenza kurz vorausgegangen. Sowohl dieser Umstand, als der
eitrig-nekrotische Charakter des Lungen-Brustfellleidens, welcher für
Influenzaerkrankung dieser Organe nach dem übereinstimmenden Gut-
achten vieler Autoren pathognomonisch ist, ferner das Fehlen des-
pneumonischen Sputums und der von Beginn der Komplikation m
kleine, weiche Puls, endlich die Depression, Somnolenz, Prostratioa
Influens«. 17^
lad die Delirien der Kranken bestimmten den Verf. za der Annahme^
iflss es sieb hier nicht nm eine neue Erkrankung handelte, welche
ach auf einem durch Influenza vorbereiteten Boden entwickeln konnte^
goodern dass das Influenzakontagium selbst die Ursache des Leidens
gewesen sei.
3 weitere Fälle, in denen es ohne nachweisbar vorausgegangene
Grippe zu fibrindser Pneumonie kam, glaubte Verf. in Folge ihres
pefxd<äS6en Verlaufes gleichfalls als Influenza auffassen zu müssen.
Ib doem dieser Fälle entwickelte sich in 5 Tagen eitrige Infiltration
ejna ganzen Lungenlappens, in einem anderen führte hämorrhagische
PBeumonie and hämorrhagische Pleuritis binnen 36 Stunden den Tod
herbei, der dritte Fall war mit Pericarditis komplizirt. Das Krank-
hätebUd war in allen 3 Fällen von typholfden Symptomen, Prostration,
Delirien, Schmerzäusserungen, Cyanose beherrscht.
Vogl verbreitete sich endlich über die Beziehungen der Influenza
jor Tobercolose. Nach einem vergleichenden Rückblick auf die Aeus-
aeroDgen zu dieser Frage von Gutt mann, Leyden, OeorgMeyer^
Kernig, de la Groix, Mosler u. A. berichtet er über die Be-
abtcbtungen eines Landarztes Dr. P a u e r , der in seinem Wirkungs-
\m Bohpolding, einem sonst von Tuberculose wenig heimgesuchten
fieiirk, bei 10 Patienten im Anschluss an Influenza die Phthise hatte
nach sich entwickeln sehen. — In der Münchener Garnison finden
stets genaue mikroskopische Untersuchungen der Sputa alier irgend-
wie auf Tuberculose verdächtigen Mannschaften unter Buch n er *s
li»timg statt. Nun ergab sich während der beiden Influenza- Mo-
di Ce ein positives Resultat bei der Untersuchung von 81 Sputa,
msi Zahl, welche sich gegen die Resultate früherer Jahre wie
2:1 yerhielt. Verf. hält es für nicht unwahrscheinlich, dass diese
pKtdiche Steigerung der Tuberculose-Erkrankungen unter dem Ein-
fluss der Influenza-Epidemie erfolgt war, wenn sich auch nur bei 38
der betrefienden Kranken eine vorausgegangene Grippe nachweisen
liess. '/g dieser 81 Phthisiker waren Infanteristen und zwar zur
grüneren Anzahl Soldaten des Leibregiments, welches sich aus be-
lo&deTs grossen und schön gewachsenen Leuten zusammensetzt.
Vs dieser Mannschaften standen im ersten Dienstjahre, 70 derselben
klten einen verhältnissmässig schmalen Brustkorb. Fast bei Allen
liesseo sich Lungenspitzenerkrankungen physikalisch nachweisen; wo
dies Dicht möglich war, verriethen die Patienten durch Atrophie^
Anämie, Drtisenanschwellungen ihr leiden. In Ö6 Fällen war eine
Pridisposition zur Tuberculose durch Heredität, Skrophulose, voraus-
gegangene schwere Krankheiten oder Exzesse geschaffen worden.
Dagegen konnten die Strapazen des Dienstes weniger als ursäch-
\väKs Moment in Betracht kommen, weil die Mannschaften des ersten
Dieostjahres erst kurz vorher zur Fahne berufen worden waren und
^il ein Theil derselben kurz nach dem Dienstantritt dem Lazareth
zor Beobachtung zugeschickt wurde. Verf. nimmt hier Gelegenheit,
dem neuerdings (vergl. Schmidt, Tuberculose in der Armee. Ref.)
erhobenen Vorwurf, dass in der Armee eine grössere Verbreitung der
Tuberculose statthabe, als in der gleichaltrigen Civilbevölkerung^
tttgegenzutreten. Ein grosser Theil der tuberculösen Soldaten be--
EL Bd. 12
274 loflaentft.
trifft Leute, deren bereite bestehendes Leiden bei der Musteruog^
nicht klar festgestellt ist und daher erst durch genaue Beobachtung
im Lazareth konstatirt werden muss. Kubier (Oldeobuiig).
Fraenkel^ B., Ueber Erkrankungen der oberen Liuftwe^re
im Gefolge der Influenza. (Dtsch. med. Wochenschr. 1890.
No. 28.)
Die Anzahl der vom Verf. beobachteten bez. behandelten Fälle
von Influenza ist verhältnissmässig gering, da ihm in der Königlichen
Universitätsklinik zu Berlin nur 45 und in seiner Privatpraxis unge-
fähr ebenso viele Kranke dieser Art zugeführt wurden; jedoch han- '
delte es sich meist um ausgesuchte Fälle, wo die Mehrzahl der be-
treffenden Kranken den Verf. wegen ihrer Erkrankung in den oberen
Luftwegen aufsuchte. Besonders hatte Fraenkel Gelegenheit^ die
Influenza-Laryngitis genauer zu studiren. Dieselbe kennzeichnete sich
fast stets durch Heiserkeit, welche sich in einzelnen Fällen bis zur
Aphonie steigerte und durch hyperämische Schwellung der Stimm- -
bänder sowie durch Bewegungsbeschränkung der Muskeln erklärt wurde.
Besonders charakteristisch erschienen dem Verf. die regelmässig vor-
handenen schmierig-weissen Flecken auf den gerötheten Stinoimbändern; '-
er bezeichnet dieselben geradezu als diagnostisches Merkmal der In- t
fluenza und nimmt an, dass sie durch fibrinöse Ausschwitzungen be-
dingt seien. Auch sah er in einem Falle die Bildung von wirklich i
fibrinösen Membranen, in einem anderen Borkenbildung an den Stimm- i
bändem. — Von anderen Influenzaerkrankungen der oberen Luftwege
erwähnt Fraenkel noch die Rhinitis, welche er allerdings nur
selten sah, und die Pharyngitis, bei der er die mehrfach beschriebene
fleckige Röthe vermisste.
Uebrigens hält der Verf. die Influenza fQr eine entschieden kon-
tagiöse Krankheit mit kurzem Inkubationsstadium. Er berichtet, me
die Influenza durch einen Herrn von Berlin nach Thorn verschleppt ]
sei. Von dem Wohnhause dieses Patienten, dessen Krankheit man
anfangs als ein einfach katarrhalisches Fieber auffassto, soll die Seuche
in Thorn ihren Ausgang genommen und ihre Verbreitung gefunden
haben. Kühler (Oldenburg).
Slrena» S., Sulla influenza. (La Biforma med. VI. 1890. No. 114.
p. 680.)
Verf. fand im Sputum von Influenzakranken neben zahlreichen
anderen Mikroorganismen auch den Diplococcus Fraenkel.
In einem Falle hämorrhagischer Pneumonie war dieser Mikroorganis-
mus nahezu in Reinkultur im Sputum vorhanden. Hingegen konnten
im Nasensekret mittelst Oelatineplatten keine pathogenen Formen
nachgewiesen werden.
Besondere Sorgfalt wurde auf die Untersuchung des Blutes ver-
wendet. Im frischen Zustande gefärbt und ungefärbt enthielt es
weder Mikroorganismen noch sonstige anormale Elemente, ebenso
war die Untersuchung der mit wässerigen und alkoholischen Anilin-
farblösungen tingirten Trockenpräparate erfolglos. Sämmtliche Kul-
InflaaiiBA. 275
InreD, welche von dem Blute in Fleischbrühe, Nähragar, Glycerinagar
«od Gelatine angelet und bei Zimmer- und Körpertemperatur ge-
haiteo worden waren, blieben ausnahmslos steril.
Vetf. kommt zu dem gleichen Schlüsse, wie die meisten der an-
B Autoren, dass n&mlich die in den Sputa und den entzündlichen
Sekreten und Exsudaten bei Influenza gefundenen bekannten Eiter-
erreger und Diplokokken mit den gleichzeitig oder konsekutiv auf-
tretenden Komplikationen zusammenhängen und dass der Influenza-
erregBT bisher unbekannt sei. Kräl (Prag).
UtUkeUiingen übet* die in Berlin herrschende In-
fi aenzaepidemie. (Dtsch. med. Wochenschr. 1890. No. 2—4.)
In seinen Sitzungen vom 16. December 1889 und 6. Januar
1890 beschäftigte sich der Verein für innere Medicin zu Berlin
mit der zu dieser Zeit in der Reichshauptstadt wüthenden Influenza-
e^demie. Wiewohl die Discussioui an welcher sich viele der her-
▼orragendsten Kliniker Berlins betheiligten, ein allseitig überein-
stimmendes Resultat nicht .zu Stande brachte, so wurde doch der
Erwartung gemäss reichliches Material zur Erforschung und Er-
^enntniss der Seuche zusammengetragen.
Bezüglich der Symptomatik stellte Renvers bereits bei
Erüffnung der ersten Sitzung 3 Uauptformen der Krankheit auf,
]e nachdem das Nervensystem, die Respirationsorgane oder die
Digestionsorgane vorwiegend betroffen seien, eine Beobachtung,
ifddier im Wesentlichen Niemand widersprach. Die These Löwen -
Steines, dass ein bestimmter Rachenkatarrh mit Schiefstellung
der U^fula für Grippe pathognomisch sei, wurde von Leyden bis
.SQ dnem gewissen Grade angenommen; sie rief dagegen den ent-
flcbiedenen Widerspruch Fürbringer's hervor. — Unter den
Komplikationen wurde natürlich besonders eingehend die In-
fluenzapneumonie besprochen. Leyden hat bereits 1875
bei Gelegenheit einer Grippeepidemie in Strassburg die Ansicht ge-
äussert, dass die Influenzapneumonie kroupdser Natur sei; es ist
ihm auch bei der neuen Epidemie stets gelungen, die Fraen köl-
schen Diplokokken im Sputum und Lunge nachzuweisen ; von anderer
Seite (Für bringer u. A.) sind auch viele Brouchopneumonieen
beobachtet worden. — Unter weiteren selteneren Komplika-
tionen sei hier nur erwähnt, dass Ewald einen Fall von Menin-
gitis und Abscedirung in der Highmorsböble und einen anderen
Fall von psychischer Störung bei Influenza beobachtete, und dass
Leyden die durch die Krankheit verursachte Neigung zu Blu-
tungen der verschiedensten Organe hervorhob.
Auf Leyden 's Anregung stellte man Vergleiche zwischen
Dengue und Influenza an, als deren Ergebniss wohl bezeich-
4iet werden darf, dass bei der geringen Kenntniss der ersteren
Krankheit in Berlin ihre Identität mit Grippe nicht ohne weiteres
geleugnet wurde, dass man dagegen betonte, wie die bei Dengue
typischen Exantheme nur in einzelnen Influenzafällen beobachtet
würden, und wie auch anderseits Katarrhe in den Respirations-
4Nrganen bei Dengue selten seien.
12*
276 Influenza.
In der Frage der Aetiologie konnte gar keine JSinigkeit
erzielt werden. Wenngleich alle Redner bis auf Strahler, der die
Epidemie lediglich Witterungseinflttssen zar Last legest
wollte, der Ansicht waren, dass es sich um Infektion handele,
so wusste keiner das fragliche Virus zu nennen. Fürbrin^er
erwähnte nur kurz, dass eine Betheiligung der Seif ert'schen ,
Kokken keineswegs erwiesen sei. Für die Annahme einer wias^ ,\
matischen Verbreitung traten unter Anderen FQrbringer,
Leyden, Fr&ntzel, Baer, für Contagium Hirsch (Char* ,j
lottenburg) und He noch ein. Zu Gunsten der ersten bez. als
Beweis gegen die andere Ansicht wurde sowohl das Erkranken von
Menschen in abgeschlossenen Anstalten (Strafanstalt Pidtzeosee) ;
wie die geringe Anzahl von Inflnenzafällen in einem kasemirten !^.
Regiment und das lange Verschontbleiben von Wärtern und Kranirea
in Hospitälern trotz des Zudranges Ton Grippekranken (Friedrichs-
hain, Charit^), wie endlich die Häufigkeit der Krankheit bei Lentei?,
welche dem Witterungswechsel besonders ausgesetzt sind, ange-
führt; für die Contagiontheorie dagegen machten Hirsch und
Henoch das Nichterkranken von Insassen eines von der Aussen-
weit abgeschlossenen Klosters in Charlottenburg und der kleinen
Patienten in der Kinderabtheilung der Charit^, zu welchen keine
Influenzakranken eingedrungen waren, geltend. Auch fehlte es natür-
lich nicht an Mittheilungen einzelner Fälle von scheinbarer De{>er-
tragung der Krankheit.
lieber die Berliner Epidemie selbst wurde festgestellt^
dass dieselbe Mitte November 1889 begann und bis Mitte December
bereits Vio (I'eyden) oder gar Vs (Benvers) der gesammten
Einwohnerschaft ergriffen hatte. Sie war im Allgemeinen gut-
artig, namentlich in ihrem Beginn, und befiel vorwiegend das s
kräftigste Lebensalter. i
Als Resultat der Diskussion kam der Beschlnss zu Stande^ i
eine grosse Enquete über die allseitig betreffs der Krankheit ge- i
wonnenen Beobachtungen zu veranstalten. Die bezüglichen Arbeiten i
wurden einer besonderen Kommission übertragen.
Kubier (Oldenburg). i
i
Kartulls, Einiges über das angebliche Verhältniss der i
Influenza zum Dengue-Fieber. (Dtsch. med. Wochenschr. ?
1890. No. 21.) i
Verf. hatte in Alexandrien Gelegenheit, Beobachtungen über Epi-
demieen von Dengue und Influenza anzustellen. Er gelangte dabei
zu der Ansicht, dass beide Krankheiten wesentlich von einander ver«
schieden seien. Als Unterscheidungsmerkmal führt er an : '
1) den fast stets gutartigen Verlauf des Dengue-Fiebers gegen-
über den schweren Komplikationen und dem nicht selten letalen Aus*
gang bei Influenza;
2) das fast konstante Exanthem bei Dengue gegenüber dessea
Seltenheit bei Influenza;
3) das Fehlen von katarrhalischen Symptomen bei Dengue
gegenüber deren häufigem Vorkommen bei Influenza;
iDflaanx«. ]^77
4) enrallich das Gliederreiasen bei Dengue, welches besonders in
-deo Kiiieen lokalisirt ist (der arabische Name der Krankheit lautet
Abo« Rakaba «= Kniekrankheit) gegenüber dem Vorherrschen von
Kop&chmerzen und Neuralgieen bei Influenza.
Bezflglich des Fiebers erklärt der Verf. seine Beobachtungen für
ucht ausreichend, um darin Unterscheidungsmomente beider Krank-
kdCen zu finden. Mikroorganismen konnte er weder für Dengue
Boeh für Influenza nachweisen ; er will jedoch wahrgenommen haben,
datBB bei der letzteren Krankheit die Leukocyten im Blute zahlreicher
siiML, wie bei Dengue. Kubier (Oldenburg).
L, Ein Fall von Influenza mit Pleuropneumonie
und doppeltseitiger Iridochorioltditis embolica. (St.
Petersburger med. Wochenschr. 1890. No. 24).
Ein russischer Bauer erkrankte im November 1889 mit Influenza.
Ke bervorstecbendsten Symptome der Krankheit verloren sich in
8 Tagen, doch blieb Husten zurück, dessen Intensität beständig zu-
nahm, his Mitte Januar unter Schüttelfrteten und hohem Fieber eine
heftige Lungenentzündung einsetzte, welche 5 Wochen anhielt. An-
M ftrz hatte Patient das Gefühl eines Schleiers vor den Augen
die Empfindung von mouches volantes. Tags darauf erblindete
dne Auge, wieder einen Tag später das andere. Bei einer
üatersachung Anfangs April war die Hornhaut klar, die vordere
Augenkammer verstrichen. Die schmutzig verfärbte Iris und die
amächst klare linse lagen der hinteren Homhautfläche unmittelbar
•an. AUmählich gesellten sich Augenschmerzen und Linsentrübung
hinzu.
Verf. ist der Meinung, daß es sich hier um embolische Vorgänge
gehandelt habe, welche bei Influenza nicht selten seien. Die ver-
schleppten Krankheitserreger hätten in dem dichten Gefäßnetz der
Chorioidea gehaftet und sich weiter entwickelt. Aehnliche Fälle
hatten auch Adler, Hirschberg und Eversbusch beschrieben.
In dem Falle des letztgenannten Beobachters hätte auch eine Pneu-
monie das Bindeglied zwischen Influenza und Augenleiden dargestellt.
Debrigens übertraf der hier beschriebene Fall an Intensität und Ex-
traisit&t des Augenleidens alle anderen.
Verf. erinnert schliesslich daran, dass ähnliche Augenkrankheiten
auch nach Febris recurrens häufig vorkamen.
Kühler (Oldenburg).
Fnser, James W«^ On the occurrence of the Pneumo-
coccus in the Sputum from a case of Influenza. (The
Lancet. No. 3482. 1890. p. 1118.)
Im Sputum eines Falles von Influenza konnte Verf. mikrosko-
pisch und kulturell den Friedländer'sohen Pneumococcus
nachweisen. [Da Gelatinestichkulturen direkt von dem Sputum an-
gelegt wurden und die derart erzielte Vegetation, in Platten ausgesät,
eine leichte Verflüssigung der Gelatine bewerkstelligte, so dürfte es
178 Pneamoni«.
sich trotz der „charakteristischen^^ Nagelkultar wohl um einen ande-
ren Mikroorganismos oder um eine Mischkultur gehandelt haben. R.}
Kr&l (Prag).
Walther, P., Deber den Einfluss von kQnstlichem Fieber
auf die mit Fraenkel- Weichselbaum'schen Pneu-
moniemikrobien infizirten Thiere. (Wratsch. 18dO.
No. 37—40.) [Russisch.]
Durch entsprechende Versuche Oberzeugte sich der Verf., dassn
1) Kaninchen keine langdauernde Erwärmung im Thermostaten
vertragen; nach B— 4 Stunden müssen sie herausgenommen und
während V4 — Vs Stunde bei Zimmertemperatur abgekühlt werden;
diese kurze Zeit genügt, um ihre Körpertemperatur wieder auf die
Norm zurückzuführen.
2) Die Körpertemperatur von Kaninchen steigt bis auf 41 — 42 ^^
wenn die l'emperatur der Luft im Thermostaten 35—38 ® G beträgt.
Die Individualitat spielt dabei doch eine gewichtige Rolle, so dass
man immer darauf gefasst sein muss, dass die Temperatur der Ver-
suchsthiere während der ersten 3—6 Stunden entweder gar nicht
zur gewünschten Höhe steigt, oder aber dieselbe übersteigt und das-
Thier tödtet. Das Thier erwärmt sich im Thermostaten unter d^
genannten Bedingungen auf 41 — 42^ G schon während der ersten
Stunde, dann bleibt seine Temperatur eine gewisse Zeit lang unver-
ändert, worauf sie wieder zu steigen beginnt, und das Thier geht zu
Grunde, wenn es nicht herausgenommen wird. Diese sekundäre
Steigerung beginnt nach 3 — 4 Stunden, wie es die Erfahrung lehrt
3) Kaninchen ertragen ein Erwärmen bis auf 43,5 und selbst
mehr, wenn es nur nicht lange anhält.
Die bei den Versuchen ermittelten Thatsachen dienten dem Verf.
als Kichtschnur bei den eigentlichen Versuchen an infizirten (mit
Pneumobakterien) Kaninchen.
Im Ganzen bat Verf. 5 Versuche ausgeführt; in 3 Versuchea
wurden die Thiere unmittelbar nach der Infektion erwärmt ; in zweien
begann sie erst 14 Stunden nach der Infektion. Jedesmal wurden
selbstverständlich Kontrollthiere (in gleicher Weise und mit gleichem
Material infizirt) bei Zimmertemperatur gehalten.
Die Versuche zeigen, dass Thiere, weiche bald nach der In-
fektion eine gewisse Zeit lang (in einem Falle z. B. 32 Stunden mit
grossen Pausen) erwärmt werden, viel später der Infektion unterliegen,
als nicht erwärmte (z. B. in einem Falle starb das Versuchsthier nach
3 Tagen und 19 Stunden, das Kontrolltbier nach 19 Stunden; Differenz
volle 3 Tage). Dieses Ergebniss ist von grosser Wichtigkeit, wenn
man die verhängnissvolle Einwirkung der Erwärmung beachtet, welche
an und für sich schon sehr leicht zum Tode führen kann.
Ferner ist hervorzuheben, dass bei jedesmaliger Herausnahme
der Versuchsthiere aus dem Brütofen ihre Körpertemperatur sehr
bald zur Norm wiederkehrte, während bei den Kontrollthieren eine
stetig bis zum Tode anwachsende Temperatursteigerung zu beobachten
war. Verf. ist geneigt, daraus zu scbliessen, dass durch die Er-
wärmung die Vermehrung der Mikrobien gehemmt und ihre Infektions-
Pnenmonie. 119
tnft geschwächt wird. Nach endgültiger Herausnahme der Thiere
ans dem Brütofen steigt die Temperatur, jedoch ziemlich langsam^
und das Thier geht zu Grunde.
Viel schwächer traten die genannten Erscheinungen bei den-
jenigea Thieren hervor, welche erst 14 Stunden nach der Infektion
m den Brütofen gestellt worden sind; sie gingen beinahe gleich-
zeitig init den Kontrollthieren zu Grunde. Es hatten hier, meint Verf.,
die Mikroorganismen Zeit genug, um die Lebensthätigkeit der Organe
Qod Gewebe zu schwächen, so dass die kQnstliche Erwärmung ohn-
mächtig im Kampfe mit ihnen bleibt. Aus den Sektionsberichten
hebt der Verf. den Umstand hervor, dass bei den Kontrollthieren die
Diplobakterien in kolossaler Quantität im Blut und in den Geweben
m finden waren, während sie bei den Versuchsthieren nur spärlich
aoftraten. Kulturen bestätigten dieses Ergebniss der mikroskopischen
Dntersachung. Steinhaus (Warschau).
Bantt, OnidOy Suir etiologia delle pneumoniti acute.
(La Sperimentale. XLIV. 1890. Fase. 4—6, pp. 349, 461, 573.)
^ Die Klassifikation der Pneumonieen nach ihren pathologisch-ana-
tomischen nnd klinischen Charakteren bildet die Einleitung der Ab-
handlang, welcher sich die Schilderung der Methoden anschliesst,
deren sich Verf. bei seinen Untersuchungen bediente. Im Ganzen
waren es 55 eingehend untersuchte, im Original genauer beschriebene
YaUe, die sich auf die Jahre 1886 — 1890 vertheilen.
Bei den 47 fibrinösen Pleuropneumonieen , wovon 46 primäre
nnd 1 sekundäre nach Ileotyphus, wurde in allen Fällen in dem
Langen- und Pleuraexsudate der Diplococcus lanceolatus
^fanden. Nur einmal waren neben letzterem Staphylococcus
pyogen es aureus und albus und viermal andere nicht pa-
tbogene Mikroorganismen vorhanden. Der Friedlaender'sche
Pnenmobacillus oder der Streptococcus pyogenes konnten
nie nachgewiesen werden.
Aus dem Verhalten in den Kulturen, noch mehr aus den Thier-
experimenten überzeugte sich Verf., dass die biologischen Eigen-
schaften des Diplococcus nicht immer die gleichen bleiben (s.a.
Ref. i. d. Gentralbl. Bd. VII. p. 30), sondern sich dergestalt ändern,
dass 4 Varietäten der Spezies Diplococcus lanceolatus Cap-
sula! us anzunehmen seien, welche Verf. als Diplococcus
pneumoniae I — IV bezeichnet.
Diplococcus pneumoniae I ist mit dem Fraenkel-
Weichselbaum^schen Diplococcus identisch und erzeugt bei
Kaninchen die bekannte Speichelseptikämie. Seine Virulenz erhöht
sich in Serienimpfungen an Kaninchen , geht dagegen in Kulturen
mehr oder weniger rasch verloren.
Diplococcus pneumoniae II verhält sich morphologisch
und kulturell wie I und verliert ebenfalls seine Virulenz in Kulturen.
Virulentes frisches Blut oder Kulturen erzeugen bei subkutaner Ver-
impfong an Kaninchen eine „Diplokokkenseptikämie^^ mit kleiner
Milz und Zerstörung rother Blutkörperchen.
]^gO Pneumonie.
DiploGoccus pneumoniae III stimmt in seinem kulturellen
Verbalten gleichfalls mit den vorangehenden überein. Kultur oder
Blut bringen bei Kaninchen eine „Diplokokkenseptikämie'' hervor mit
mittelmässiger Milzschwellung, Diffusion des Hämoglobins in den
rothen Blutkörperchen und Ablagerung einer granulirten pigmen-
tirten Substanz.
Diplococcus pneumoniae IV weicht in Aussehen und
Form von den übrigen nicht ab. Der Virulenzverlust geht in den
Kulturen äusserst rapid vor sich. Subkutane Injektion virulenten
Materiales erzeugt bei Kaninchen eine febrile Septikämie mit Albu-
minurie. Mittelmässige Vergrösserung der Milz. In allen Organen
lassen sich hyaline Degeneration der rothen Blutkörperchen und die
Bildung hyaliner Massen nachweisen , welche in den Nieren von den
Olomeruli eliminirt werden und in den Tubuli hyaline Cylinder bilden.
Das Blut enthält die Diplokokken. Beihenimpfungen gelingen nicht,
weil die Thiere trotz Einverleibung grosser Mengen den Eingriff
überstehen. Verf. bezeichnet die mit diesem Diplococcus erzeugte
Krankheit als „Diplokokkeninfektion^S
Die vier Varietäten treten nicht gleichzeitig auf. In den Jahren
1886 und 1887 wurde in allen Fällen von Pneumonie nur der ge-
nuine FraenkeTsche Diplococcus erhalten, in den beiden darauf-
folgenden Jahren die anderen Varietäten und 1890 wieder nahezu
ausschliesslich der F r a e n k e 1 'sehe Diplococcus. Die Pneumonieen
mit Varietät I zeigten vorwiegend einen benignen Charakter ; in die
Jahre 1888 und 1889, in welchen bei den Pneumonieen nie der
FraenkeTsche Diplococcus gefunden werden konnte und bloss
die anderen Varietäten II, III und IV auftraten, fallen die schwersten
Erkrankungen. Eine Differenz in ihrer pathogenen Wirkung auf den
Menschen konnte bei den Varietäten II, III und IV nicht wahrge-
nommen werden.
Einige mitgetheilte Thierversuche bestätigen die auch von
Fraenkel, Weichselbaum, Monti und Patella gemachte
Beobachtung, dass der Diplococcus lanceolatus in der Lunge
eine Abschwächung seiner Virulenz erleidet Die Abschwächung
scheint nicht durch eine schwach saure Reaktion des Lungengewebes
bewirkt zu werden, denn auch im schwach alkalischen Pleuraexsudat
wurden vom Verf. Diplokokken ohne pathogenes Vermögen gefunden.
Eher könnten die Fiebertemperatur und die bakterientödtende Eigen-
schaft der Organsäfte die Attenuation bewirken.
Bei den 8 sekundären katarrhalischen Bronchopneumonieen sind
die bakteriologischen Resultate nicht konstant Bald war der Diplo-
coccus lanceolatus allein, bald mit dem Staphylococcus
pyogenes aureus gemeinschaftlich, oder letzterer war allein oder
mit dem Streptococcus pyogenes zusammen vorhanden.
Ausserdem fanden sich wieder ganz andere Mikroorganismen vor,
wie z.B. der Bacillus pneumoniae capsulatus (eine Varietät
des Fried laender'schen Pneumobacillus).
Aus den Untersuchungen geht demnach hervor, dass bei den
lobären fibrinösen Pneumonieen der Diplococcus lanceolatus
konstant gefunden wird und dass er nicht nur im Pleura- und
PDeomonie. Jgl
Laog»iezsadate, sondero auch häufig und wahrscheinlich immer im
BJaie TorhaDden ist. Seine biologischen Eigenschaften sind nicht
anTeränderlich. Die verschiedenen Abstufungen seiner Virulenz
konDlen auch mit der variirenden Schwere der Fälle und Epidemieen
in Beziehung gebracht werden. Die typhoiden Formen der fibrinösen
FueomonieeD werden von demselben Diplococcus lanceolatus
henrorgebracht , ihr schwerer Verlauf kann zum Theile von der
grösseren im Blute circulirenden Anzahl der Bakterien herrühren.
Die Komplikationen, welche im Verlaufe der fibrinösen Pneumonieen
auftreten, werden in der Regel von demselben Mikroorganismus er-
zeugt. Die katarrhalischen Pneumonieen können ätiologisch ver-
schiedenen Ursprungs sein.
Die Eintheilung der akuten Pneumonieen auf ätiologischer Grund-
lage mQsste in folgende Gruppen stattfinden: 1. Gruppe. Reine
Diplokokkenpneumonieen, bei welchen im Exsudat nur der
Diplococcus vorhanden ist und gemischte Diplococcen-
pneumonieen mit anderen Bakterien neben dem Diplococcus^
weiche dann je nach der anatomischen Qualität des Exsudats in die
Dnterabtheilungen fibrinöse und katarrhalische zerfallen
würden. 2. Gruppe. Pneumonieen, deren Erzeuger die Eiter-
oreger, der FriedUnder'scbe Pneumobacillus , der Bacillus
pneumoniae capsulatus etc. sind, und die 3. Gruppe der
atypischen Pneumonieen, welche durch weniger verbreitete
Bakterien hervorgerufen werden. Kr&l (Prag).
MUIer,Ad^ Beobachtungen und Erfahrungen über Pneu-
monia crouposa. (Münch. med. Wochenschr. 1890. No. 22 u. 23.)
Verf. berichtet über 444 Fälle von Pneumonia crouposa, welche
er während seiner 15 jährigen ärztlichen Thätigkeit zu Gunzenhausen
im Altmühlthal beobachtete, einer Gegend, in welcher diese Krankheit
endemiach sei. Müller hält die Pneumonie für eine Infektions-
krankheit, lässt es jedoch dahingestellt, ob sie nicht durch verschie-
denartige Kontagien hervorgerufen werde, da die einzelnen Fälle in
den Symptomen und im Verlauf oft sehr von einander abwichen.
Unter seinen 444 Patienten konnte Verf. 36 Gruppen von je
mehreren Fällen zusammenstellen, welche Familien-, Haus- oder Orts-
epidemieen betrafen. Die grösste Anzahl der Erkrankungen hatten
die Jahre, in welchen nicht gleichzeitig Epidemieen anderer Infektions-
krankheiten herrschten. Unter den Monaten brachte der Mai die
meisten (60), der Oktober die wenigsten (20) Fälle. Das männliche
Geschlecht war stärker (56,75 ^/o) betroffen, wie das weibliche (43,25)
und hatte auch entsprechend mehr Todesfälle (36 : 25 , zusammen
13,7 ^^). Das jugendliche und das kräftigste Lebensalter lieferten
die meisten Kranken. Bezüglich der Lokalisation des Leidens stellte
Verf. fest, dass der rechte untere Lungenlappen weitaus am häufig-
sten betroffen wurde. Mehrfach kamen Wanderpneumonieen vor.
Müller glaubt, dass die Disposition in der Aetiologie der
Krankheit eine hervorragende Bolle spielt. Doch handele es sich
weniger um angeborene, als um erworbene Veranlagung. Insbesondere
132 Pneamonle. — Tabercolose.
ifürde die Disposition durch einmaliges Ueberstehen der Krankheit
vermdirt.
Unter den Komplikationen hält Verf. das Emphysem fQr beson-
ders gefährlich. Von anderweitigen Nebenerkrankungen sah er ex-
sudative Pleuritis 9mal , Tuberculose , Herzfehler je 4mal , Lungen-
gangrän, Peritonitis, Parotitis, Periorchitis je Imal, Meningitis 2mal.
K üb 1er (Oldenbui^).
Pemlee, B«, e Alessi, G., Sulla diffusione nelT organismo
del pneumococco di Fraenkel nella pneumonite cru-
pale. (La Riforma med. VL 1890. No. 111, 112. pp. 662, 668.)
Verff. unterzogen 2 Fälle croupöser Pneumonie und den Kadav^
«ines an spontaner Pneumonie verendeten Hundes einer mikroskopi-
schen und bakteriologischen Untersuchung zu dem Zwecke, um fest-
zustellen, ob der Krankheitserreger durch Diffusion auch in die an-
scheinend gesunden Organe gelangen kann und somit zu einer
Allgemeininfektion führe, bei welcher der pneumonische Herd nur
das hauptsächlichste anatomische Symptom der spezifischen Infektions-
krankheit darstellen würde.
Mikroskopisch und kulturell konnte im Blute, im Knochenmark,
in QelenksflQssigkeit und den anderen untersuchten Organsäften bei
allen Fällen der lanzettförmige Kapseldiplococcus nachgewiesen wer-
den. Thierversuche und Gelatinekulturen dienten als Gegenprobe.
Verff. ziehen aus den Ergebnissen ihrer Untersuchungen die
folgenden Schlüsse:
1) Dass bei der croupösen Pneumonie der Pneumococcus
Fraenkel in allen Organen vorhanden war, welche untersudit
irurden.
2) Das Vorhandensein des Pneumococcus in den ver-
schiedenen Organen ist nicht an die Existenz einer lokalen Ent-
zündung gebunden.
3) Die Pneumonie könnte als eine durch den Pneumo-
coccus erzeugte Allgemeininfektion mit häufiger Lokalisation in
der Lunge angesehen werden. Die Lokalisation kann auch in an-
deren Organen auftreten, daher der Diplococcus Fraenkel
nicht nur ein echter Pneumococcus, sondern auch ein phlogo-
genes Agens wäre, das Entzündungen in verschiedenen Organen her-
vorbringen kann.
4) Beim Hunde gibt es eine spontane Pneumonie, welche ebenfalls
durch den FraenkeTschen Diplococcus mit denselben An-
zeichen einer Allgemeininfektion erzeugt wird. Kräl (Prag).
Casftdo j Femandez, F., Infeccion tuberculosa por el
agua contaminada. (Revista de medecina y cirugia practica.
1890. Oktober 22.)
Im Dorfe Ataquines starb eine tuberculose Frau an Metrorrhagie
in Folge eines Abortus, nachdem sie zwei Säuglinge an Meningitis
tuberculosa verloren hatte. Der Vater mit seinen Kindern veriiess
das Haus, welches von da an verschlossen blieb, der Hof wurde
Tttberculosa. Igg
Nachbarn zur Benatzung überlassen und blieb den ganzen
Tag Ober offen; es befand sich darin eine seichte Pfütze von 3 m
Dorduaesser, am die herom die Nachbarskinder alltäglich zum Spielen
kamen. 2^/, Monate nach dem Tode der Frau starb ein vorher
gaiz gesunder Junge von 3^/, Jahren aus ganz gesunder Familie an
fiiteromesenterialtubercttlose. Es entstand nun der Verdacht einer In*
Jektioa aiit dem Wasser der Pfütze, das nun daraufhin untersucht
inirde, und Verf. fand wirklich den Koch 'sehen Bacillus, isolirte und
sichtete ihn weiter, um Inoculationsversuche anzustellen, deren Er-
«eboias er denin&chst veröflfentlichen will.
Sentinon (Barcelona).
inier, Zar Kenntniss der Kindertuberculose. (Münch.
med, Wochenschr. 1890. No. 50—62.)
Verf. beginnt mit einer geschichtlichen Debersicht über die
Ai^ehaiiangeD bezüglich des Verhältnisses zwischen Skrophulose
und Tubercalose; er selbst bezeichnet die skrophulösen Erschei-
Bungen als eine Besonderfaät, welche die Tuberculose der Kinder
ebenso charakterisirt, wie deren Häufigkeit und Verlauf.
Seine eigenen Anschauungen gründen sich auf die Ergebnisse
Ton 500 Kindersektionen, welche von 1881 — 88 im pathologischen
Institut zu München vorkamen; 150 mal war hierbei Tuberculose
als Todesursache, 59 mal als Nebenbefund festgestellt worden. Die
meisten (76) der an Tuberculose gestorbenen Kinder standen in
den 5 ersten Lebensjahren, und bei diesen Patienten traten auch
die Sonderheiten der Kindertuberculose am deutlichsten hervor.
Für die Tuberculose der Kinder ist die Latenz, d. h. das Lo-
kalisirtbleiben der spezifischen Prozesse besonders charakteristisch.
Es kommt sehr häufig vor, dass die hierher gehörigen Erkran-
kungen in den Lymphdrüsen oder Gelenken entweder allmählich
verheilen oder auch den Tod herbeiführen, ohne dass eine Ver-
breitung der Krankheit auf die übrigen Organe des Körpers statt-
&idet. Andererseits pflegt sich leicht Miliartuberculose anzu-
achliessen, wenn einmal erst der Prozess auf andere Theile über-
gegriffen hat.
Die Ergebnisse von 173 der Sektionen, bei denen die Lungen
tnbercalös erkrankt waren, zeigen, dass das Athmungsorgan auch
bei Kindern der tuberculösen Infektion besonders ausgesetzt ist;
doch erkranken seltener die Spitzen, als die mittleren und unteren
Partieen und diese besonders an don Stellen, welche den Bronchial-
drüsen zunächst liegen. Da letztere meist in Verkäsung gefunden
werden, und da auch die erkrankten Lungentheile vornehmlich im
Zustande der käsigen Pneumonie erscheinen, so ist anzunehmen,
dass die Bacillen zunächst die Lungen passiren, ohne sich dort
anzusiedeln, in den Bronchialdrüsen dagegen stecken bleiben und
von dort aus ihre verderbUche Wirkung beginnen.
unter anderen Drüsen fand der Verf. die Cervicaldrüsen be-
sonders häufig erkrankt; er glaubt dieses scheinbar mit früheren
Befunden nicht ganz übereinstimmende Ergebniss einfach dadurdi
erklären zu können, dass man im Allgemeinen die Cervicaldrüsen
Ig4 ^^°^ Littaratar.
ihrer Lage wegen bei Sektionen weniger berücksichtigt Die tuber«-
culösen Drüsen stellen sich meist in Form grosser käsiger Packete
dar, wie der Verf. überhaupt in der grossen Neigung zur Ver-
käsung eine Haupteigenthümllchkeit der Kindertuberculose sieht
Erkrankungen der Meningen , welche ja bekanntlich häufig,
den Tod der tuberculösen Kinder herbeiführen, fand der VerL
40 mal. Bei der Besichtigung der übrigen Organe erwiesen sich
tuberculös: die Lymphdrüsen 170 mal, Pleura 111, Milz 10, Nieren
68, Darm 58, Leber 51, Knochen 36, Peritoneum 27, Gehirn 12»
Herz 8, Magen 5, Herzbeutel und Larynx je 4, Tonsillen und Sub-
maxillaris je 3, Rückenmark und Nebennieren je 2, Oesophagus».
Parotis, Thymus, Tube .und Ovarium, Nebenhode und Hode je ImaL
Kubier (Oldenburg).
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infiiirten Thiere, p. 178.
Neue Litteratur, p. 184.
jt^ommannscbe Buohdmokerei (Hermann PoLle) in Jena.
c
Bakteriologie umJ^f«ÄJL|j3]&unde.
In Verbindung
Geb. Mr. M Dr. LeoM om Frofiisor Dr. Loeiner
kB Ldpiiff IB üralffwaM
heraosgegeben von
Dr. O. TJhlizrorzn in Cassel,
-M-
Verlag von Gustav Fischer In Jena.
IX. Bttld« -<>- Jen*, den i6. Februar 1891. -»- No. 6*
Frei! für dan Band (86 VniiiBiam) 14 Kark.
Jährlich encheioen iwei Btode.
-i»C ZvL beziehen durch alle Bachhandlaiigeii und Postanttaltea. |4»-
Die Redaktion des „CefUralblafts für Bakteriologie und Parctsfien-
huM* richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige
Wümteke titta lAeferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf'
sdiae entweder auf das Manuskript schreiben zu woUen oder
direkt an den Verieger, Herrn Chustav JPtscher in Jena, gelangen
sa kieeenm Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , epäter
dmgehende Wünsche berücksichtigen zu Mhmen.
Original -Mittheilungen.
Heber die Art, einem Thiere die Immunität gegen
Tetanus zu übertragen.
^ Von
Prof. Guido Tlzzoni und Dr. Giasepplns Csttanl
Bologna.
Id einer unserer früheren Arbeiten ^), in welcher wir die Re-
solute unserer Untersuchungen über das Tetanusgift niedergelegt
liabeo, hatten wir auch erwähnt, dass unsere Versuche, Thiere gegen
dieses Gift empfänglich zu machen, zu keinem Erfolg geführt hätten,
^ zwar weder mit abgeschwächten Kulturen, noch durch den Ver-
t
f
1) Tics OD i Qud Cattsni, Untorsaehangea Aber daa Tetanosgift. (Archiv fUr
«ptrhaaDtaUe PaUioloi^e and Pharmakologie. Bd. XXVII. pg. 488 folg.)
ULBd. 18
]^90 Tisszoni und Cattani,
such, den Organismus durch Injektion minimaler Dosen an
Gift zu gewöhnen, dazu gebrauchten wir filtrirte Kulturen,
Toxicität durch die Wärme, durch Mineralsäuren u. s. w.
dert war.
Seitdem haben wir nicht aufgehört, Untersuchungen über Im
nität und Heilung des Tetanus anzustellen, indem wir immer neue
Wege betraten, um das Ziel zu erreichen.
Ueber diese Untersuchungen wollen wir in gegenwärtigem
satze Rechnung ablegen, vorher jedoch, wie es unsere Pflicht
über die Hauptfolgerungen einer wichtigen Mittheilung über
selben Gegenstand berichten, welche in den letzten Tagen von
DDr. Behring und Kitasato veröffentlicht worden ist^).
Forschern ist es geglückt, durch vorherige Behandlung mit Jod-
Trichlorür ein Kaninchen für den Tetanus unempfänglich zu machea.
Sie haben gefunden, dass das Blut oder das Blutserum dieses Ka-
ninchens, wenn es mit filtrirter Tetanuskultur gemischt wird, diesell>o
nach 20 Stunden ihrer Toxicität beraubt. Wenn es Mäusen in ge-
ringer Menge (0,2—0,5) in die Brusthöhle injizirt wird, überträgt es
diesen Thieren dauernde Immunität gegen spätere Einspritzung von
virulenten oder auch filtrirten Tetanuskulturen. Ausserdem hat dieses
Serum, wenn es schon tetanisirten Mäusen injizirt wird, das Ver-
mögen, auch schon sehr vorgeschrittene Tetanussymptome nach und
nach zum Verschwinden zu bringen, und in 4 — 5 Tagen den Thieren
die vollkommene Gesundheit wiederzugeben.
Unsere Untersuchungen lassen sich in zwei Serien theilen. In
einer ersten studirten wir in vitro die Wirkung verschiedener che-
mischen Substanzen auf das Tetanusgift und versuchten dann, ob
diejenigen Stoffe, welche die Toxicität zu vernichten im Stande waren,
eine ebenso günstige Wirkung ausübten, wenn sie Thieren einge-
spritzt wurden, um den experimentellen Tetanus zu verhüten oder
zu heilen.
In einer zweiten Serie von Untersuchungen benutzten wir die
geringere Empfänglichkeit für die Tetanus-Infektion, welche wir bei
gewissen Thierarten bemerkt hatten.
Bei der ersten Reihe dieser unserer Untersuchungen versuchten
wir eine sehr grosse Zahl von Stoffen ; aber fast alle (darunter auch
diejenigen, welche einen reichlichen Niederschlag geben, wie Silber-
nitrat, Sublimat, Jodwasserstoffsäure) veränderten die Toxicität fil-
trirter Tetanuskulturen auch nach langer Berührung durchaus nicht.
Die einzigen Stoffe, welche wir in dieser Beziehung als aktiv
befunden haben, sind Phcnylsäure, Ghlorwasser und Jod-Trichlorür.
Frisch bereitetes Chlorwasser und Jod-Trichlorür in zweiprozen-
tiger, wässriger Lösung, wenn man sie 24 Stunden lang auf gleiche
Mengen einer Tetanuskultur in Gelatine, welche man filtrirt und
dann durch Abdampfung im leeren Baume auf ein Drittheil ihres
Volumens reduzirt hat, einwirken lässt, machen diese vollkommen
1) Behring and Kitasato, Ueber das ZastandekoDimen der Dipbtherie-Imma-
nit&t und der Tetanus-Immnnitit bei Thieren. (Deutsche medic. Wochenschrift. 1890.
No. 49. 4. Dez.)
^ <Art| «inem Thiere dU Immviiitit gegen Tetanas su fibertragen. IQ'l
*). FQDfprozentige Phenylsäare, welche mit gleichem Vo-
▼OD filtrirter Tetanuskultur in Beiührung gebracht wird, be-
iMbt diese ihrer Toxicität in verhältnissmässig kurzer Zeit (drei
Stmideii X. B.), während schwächere Lösungen (3—4%) noch nach
34 ständiger Einwirkung die Toxicität dieser Kulturen nicht ver-
■idites.
Aber keine dieser drei Substanzen, wenn sie Mäusen oder Ka-
nches unter die Haut gespritzt wurde, sei es vor, sei es nach der
IqdEtion einer virulenten, filtrirten Tetanuskultur, vermochte bei
fies^i Thieren die Entwickelung der tetanischen Erscheinungen zu
hiiidem.
In der zweiten Versuchsreihe haben wir danach getrachtet, ge-
wisse Thiere (Tauben, Hunde), welche sich schon seit langer Zeit
io unserem Laboratorium in Untersuchung befanden, und uns wenig
Empfinglichkeit für die tetanische Infektion gezeigt hatten, ganz und
gar g^en den Tetanus immun zu machen.
In der That starben Tauben, wenigstens die, an denen wir ex-
perimentirt haben, nicht nach Injektion einer massigen Menge höchst
viralenter Tetannskultur, sondern zeigten nur örtliche, vorübergehende
Erscheinnngen und genasen nach mehr oder weniger langer Zeit
volIstäDdig.
Wenn man die Injektionen mit Tetanus-Virus oder Gift wieder-
holt, so zeigen die Tauben bei jeder folgenden Einspritzung immer
weniger schwere Erscheinungen und reagiren zuletzt gar nicht mehr
auf eine verbältnissmässig bedeutende Menge von Virus oder teta-
nischem Gift.
Ebenso wie Tauben kann man auch Hunde durch wiederholte,
allm&hlich stärker werdende Unterhautinjektionen von Tetanus-Virus
gegen Tetanus unempfänglich machen, wenn nur die Anfangsdosis
sehr klein ist, wie es zuerst von Dr. Pari et ti nachgewiesen wurde.
Anf diese Weise konnten wir 2 Tauben und 1 Hund gegen Te-
tanus unempfänglich machen und folgende Thatsachen feststellen:
Das Blutserum des immunen Hundes, auf die gewöhnliche Weise
gesammelt und in einem Glas mit filtrirter Tetanuskultur in Gelatine
in Berflhrang gebracht, hat das Vermögen, die Toxicität derselben
vollst&ndig zu vernichten, auch wenn die Menge des Serums sehr
gering ist (z. B. 1--2 Tropfen Serum auf V2 ^^ Kultur), und die
Zeit der Berührung sehr kurz (15—20 Min.).
Die Unschädlichkeit der so behandelten Kulturen haben wir in
wiederholten Versuchen an Mäusen und Kaninchen erprobt
Die Unterhautinjektion einer kleinen Menge vom Blutserum dieses
Bandes ist fähig, einem andern Hunde die Immunität gegen Tetanus
mitzotheilen, auch wenn man eine für unvorbereitete Hunde sicher
tödtlicbe Menge einer Kultur injizirt.
Weisse Mäuse werden durch subkutane oder endoperitoneale In-
jektion kleiner Mengen dieses Serums (V2 ccm) gegen die Wirkung
1) Wir wollen hier bemerken, dMa, wenn wir in dieser Arbelt die Menge von
filtrirten Koltaren angeben, welche wir ii^isirt haben, wir immer ron Kultaren sprechen,
welche auf ein PrittbeU ihres ursprünglichen Volumens redasirt worden sind.
18*
192 Tizzoni und Cattani, Ueber die Art, einem Thiere die Immanitit etc.
von virulenten oder filtrirten Tetanuskultaren immun gemacht, auch
yienn die Einspritzungen in verschiedenen Zmschenräumen und in
höheren Dosen wiederholt werden, als die, welche genügen, um die
Kontrollthiere in kurzer Zeit zu tödten. So z. B. während zwei Tropfen
filtrirter Tetanuskultur eine Maus in ungefähr 30 Stunden tödten,
übt Vs ^^ derselben Kultur auf Mäuse, welche vorher mit dem
Serum des immunen Hundes behandelt worden waren, durchaus keinen
Einfluss. Nur wenn die Menge der injizirten Kultur sehr gross
(1 ccmX oder wenn eine gewisse Zeit nach der Einspritzung des
Serums verflossen ist, sterben diese Thiere; aber auch in diesem
Falle haben die tetanischen Erscheinungen wenig Neigung, sich aus-
zubreiten und der Tod tritt spät ein (nach 4—5 Tagen ungefähr).
Dagegen zeigen ebenso mit dem Blut des immunen Hundes in
der Menge von 2 Vi ccni vorbereitete Kaninchen bei Injektion von
Tetanus- Virus oder -Gift keinen grösseren Widerstand, als nicht vor-
bereitete Kaninchen.
Meerschweinchen verhalten sich wie Kaninchen, d. h. es gelingt
nicht, sie durch Injektion des Serums vom immunen Hunde in das
Peritoneum gegen Tetanus unempfänglich zu machen.
Mit dem Blutserum immuner Tauben haben wir bei Mäusen und
Kaninchen genau dieselben Resultate erhalten, wie mit dem vom
Hunde.
Was das therapeutische Vermögen der Injektion des Blutserums
vom immunen Hunde betrifft, so haben wir beobachtet, dass nicht
nur bei Kaninchen, sondern auch bei Mäusen, auch wenn die Tetanus-
Intoxikation mit kleinen Mengen des Giftes (1 — 2 Tropfen einer Kul-
tur) ausgeführt worden ist, die Entwickelung der tetanischen Er-
scheinungen sich nicht verhindern oder aufiialten lässt, wenn die
Einspritzung des Blutserums nicht vor dem Erscheinen der Te-
tanus-Symptome (z. B. 4 Stunden nach Injektion des Giftes) stattge-
funden hat.
Die von uns erhaltenen Resultate bringen keine einfache Bestä-
tigung derjenigen von Behring und Kitasato, sei es wegen der
direkten Bedingungen der Experimente (die Art, die Immunität hervor-
zubringen •— das zuerst immun gemachte Thier), sei es, weil sie
einige neue Thatsachen aufweisen, nämlich, dass das Blutserum eines
immunen Tbieres auch in kleinster Menge und in sehr kurzer Zeit
die Toxicität der filtrirten Tetanuskulturen vernichten kann, was die
Hypothese sehr wahrscheinlich macht, dass ihr wirksamer Stoff ein
Ferment ist, und dass die sehr interessante Thatsache, dass die
Uebertragung der Immunität gegen Tetanus durch Transfusion des
Blutes oder Serums eines immunen Thieres nicht ohne Unterschied
für alle Thiere gilt, sondern selbst in derselben Thierklasse nur für
einige Arten stattfindet.
Bologna, am 10. Januar 1891.
6ao«reIli, tJ«bar einen neuen Mikroorganismas dea Wassers. ]^93
Heber einen neuen Mikroorganismus des Wassers,
welcher für Thiere mit veränderlicher und konstanter
Temperatur pathogen ist.
(Ptthologiscbes Institut der Königl. Universität Siena^), Direktor
Prof. C. Sanquirico).
Von
Dr. Olnseppe Suuurelll,
Assistenten.
IQt aiaer ]itliognkp]iiMht& TftfeL
Seit Anfang des laufenden Jahres hatte ich UntersuchungeD an-
gestellt, um auf möglichst einfache und ehtscheideode Weise den
lespektiven Werth der Lymphe und der Leakocyten in betreflf der
bekannten Frage fiber die Immunität der Frösche gegen das Milz-
brandgift zu bestimmen.
IKese Aufgabe war mir von anderer Seite ziemlich einfach ge-
macht wordeo, da es mir gelungen war, eine leichte Methode zu finden,
lädke mir erlaubte, bedeutende Mengen von Froschlymphe zu er-
halt^ welche yon Keimen und Leukocyten ganz frei ist
Mit den aas der langen Reihe meiner Versuche erhaltenen Re-
soltaten und dem Verfahren, die Lymphe aus dem Unterhautrücken-
sack der Frösche zu gewinnen, werde ich mich in einer andern
^«r^entUchung beschäftigen.
Ffir jetzt beschränke ich mich blos darauf, eine Thatsache be-
\xKsX zu ibachen, welche, wie ich glaube, vom hygienischen und bio-
logischen Gesichtspunkte aus nicht uninteressant und zum Gegen-
stand mannigfacher Untersuchungen geworden ist : nämlich das Vor-
handensein eines Mikroorganismus, welcher sich entschieden pathogen
ftr Thiere mit konstanten , wie für solche mit veränderlicher Tem-
peratni verhält, in dem gewöhnlichen Trinkwasser.
In dem Verlaufe meiner Versuche über die durch Froschlymphe
voi die Milzbrandbacillen ausgeübte Wirkung habe ich sehr oft die
Beobachtung gemacht, dass diese letztere, welche einerseits unbe-
streitbare Mikrobien tödtende Wirkung auf die bekanntesten patho-
gtmen Mikroorganismen ausübt, andrerseits die üppigste Entwickelung
eines besonderen Schizomyceten erlaubt, dessen ausserordentlich in-
fektive Wirkung auf Thiere mir schon seit langer Zeit zweifellos ge-
worden war.
Die Methode meiner Untersuchungen bestand hauptsächlich
darin, dass ich bedeutende Mengen von Lymphe auf ebenfalls he-
iratende Mengen von Milzbrandsporen und Bacillen einwirken liess.
Aber oft musste ich eine Reihe von Inokulationen unterbrechen
1) ffittheilimg nnd Demonstration darüber vor der medic. chimrg. GeMUschafI yoq
PiTiA in der SiUnng vom 19. Jali 1890.
104 SanareUi,
wegen zufälliger VeninreiDigimg der Lymphe mit dem genannten
Organismus, welcher sehr schnell bei den Thieren Septikiinie her-
vorbrachte , die unfehlbar in weniger als zwölf Stunden den Tod
herbeiführte, ohne jedoch die vollkommene Entwickelung des Milz-
brandprozesses zu verhindern , welcher, wie bekannt, niemals in kür-
zerer Zeit, als 36—48 Stunden abläuft.
Ganz zu Anfang war ich der Meinung, die Verunreinigung der
Froschlymphe hänge von zufälligen und darum schwer zu entdecken-
den Ursachen ab, und hatte mich darum nicht bemüht, ihren Ur-
sprung genau zu erforschen. Aber die häufige Wiederholung dieser
Verunreinigung und die Beobachtung, dass dieselbe immer von dem-
selben Mikroorganismus herrührte, dessen Entwickelung auf den ge-
wöhnlichen Nährstoffen schon beim ersten Blick von der der be-
kanntesten pathogenen Bakterien ganz verschieden schien, veran-
lassten mich, die Ursache dieser unangenehmen Zufälle genau zu
untersuchen, welche einige Serien meiner Versuche bedrohten und
nicht selten wirklich vereitelten.
Vor allen Dingen, wenn ich es für einen Augenblick unterliess,
das Herkommen eines so virulenten Mikroorganismus zu erforschen,
hatte mich im höchsten Qrade die Tbatsache interessirt, dass die
Froschlymphe, welche der Entwickelung aller bis jetzt bekannten
Arten von pathogenen Bakterien so kräftig widersteht, die üppige
und schnelle Entwickelung dieser Art erlauben konnte, welche dodi
einen so ausgesprochen infektiösen Charakter besass.
Man begreift leicht, dass diese Beobachtung mich auf den Ge-
danken brachte, der neue Mikroorganismus könnte auch für den
Frosch selbst pathogen sein. In der That überzeugten mich an
diesen Thieren ausgeführte Injektionen bald von der Richtigkeit dieser
Ansicht, sodass ich endlich eine wahrscheinliche Erklärung der wahr-
haft beunruhigenden Sterblichkeit fand, welche ich täglich im Aqua-
rium und den Glasglocken wahrnahm, worin ich die zur Lieferung der
Lymphe für meine Untersuchungen über den Milzbrand bestimmten
Frösche aufbewahrte. Diese Sterblichkeit hatte ich Anfangs auf ver-
schiedene Weise erklärt, musste sie aber nun auf eine wirkliche,
echte Infektion beziehen, hervorgerufen durch den Parasiten, welcher
den Inhalt der gegenwärtigen Mittheilung ausmacht
Als ich diese erste Tbatsache festgestellt hatte, bemühte ich
mich, das Aquarium, die Glasglocken und alle andern Geräthe des
Laboratoriums, welche ich für verunreinigt halten konnte, zu des-
infiziren ; aber darum hörte die Infektion der Frösche nicht auf, vor-
züglich unter den operirten. In der That überzeugten mich spätere
Untersuchungen, welche nur den Zweck hatten, die Ursache dieser
Infektion zu ergründen, dass der ausschliessliche Träger der An-
steckung das Wasser sei, welches ich für die gewöhnlichen Zwecke
des Laboratoriums benutzte und welches aus einem im Innern unseres
Instituts befindlichen Brunnen herrührte.
Die überzeugendste Bestätigung dieses Resultats wurde durch
folgenden Versuch geliefert: in zwei sterilisirte Glasgefässe, von denen
das eine gekochtes Brunnenwasser, das andere dasselbe, aber unge-
kocht enthielt, brachte ich Frösche, welche vorher mittelst weider-
^•b«r einen neuen Mikroorganismas des Wusers. (95
iolter Waschungen in antiseptischen Lösungen und in sterilisirtem
Wasser dner genauen äussern Desinfektion unterzogen worden waren.
Ehe ich die Frösche in ihre respektiven Gefässe setzte, hatte
idi ihnen mit sterilisirten Instrumenten Hautwunden beigebracht.
Nach kurzer Zeit starben alle in das nicht gekochte Wasser ge-
sMen Frösche an Infektion, während die andern, die man als
KootroIIthiere betrachten konnte, am Leben bUeben.
In Folge dessen konnte eine genaue Untersuchung, welche nicht
MT 10 hygienischer Beziehung, sondern auch zu dem Zwecke ansge-
fllut wurde, die biologischen Charaktere eines Organismus festzu-
stelleD, welcher nicht nur für die sogenannten kaltblfltigen , sondern
asch Ar die warmblütigen Thiere pathogenetisch ist, nur vollkommen
^Rcfatferügt erscheinen.
!• Kulturen auf kllnstllchen NUinulttelii.
Die ersten Kulturen, welche ich auf Agarplatten erhielt, stammten
aus der Lymphe angesteckter Frösche oder aus dem Blute solcher
Thiere, welche wenige Stunden nach der Infektion mit Milzbraad-
lymphe gestorben waren.
Das Blut (besonders das von Meerschweincheu) wurde mit einer
ttdnen Platinschlinge auf die Platte übertrageo, und brachte immer
einige tausend Kolonieen hervor, welche sich mit der grössten
Schnelligkeit in 18 — 24 Stunden entwickelten. Diese rundlichen, regel-
mäsägen Kolonieen mit glatter Oberfläche zeigen, wenn sie auf einer
donk^n, durchsichtigen Fläche untersucht werden, eine weiss-grauliche
Färbung^ wenn aber direktes Licht durch sie hindurchgeht, so erscheint
in ihrem Umkreis eine schwache, bläuliche, ziemlich charakteristische
Mraktion.
Auch die Kulturen auf Gelatineplatten zeigen ungefähr dieselben
Charaktere wie die vorigen, aber die Schnelligkeit, mit welcher die
Gelatine sich verflüssigt, hindert durchaus die Verfolgung der allmäh-
lichen Entwickelung der Kolonieen.
Entwickelung in Agar mit Glycerin.
Schon wenige Stunden nach der Impfung (bei 37^ C) erscheint
ao der Oberfläche eine leichte bläuliche, difi'use Fluorescenz, worauf
^teich das üppige Wachsthum der Kolonieen folgt, welche bald fast
den ganzen Nährstoff bedeckt und das Kondensationswasser trübt.
Nach 24 — 36 Stunden beginnen bisweilen sich grosse Gasblasen
in der Dicke des Agar zu bilden, und dies geschieht besonders, wenn
Ausläufer der Kultur in den Agar selbst haben eindringen können.
Im weitem Verlauf beginnt die bläuliche Fluorescenz allmählich an
zu Yerschwinden, die Kolonie wird dicker und reicher, und die schmutzig-
graue Farbe wird nach und nach bräunlich.
Die in Agar entwickelten Bacillen behalten ein ziemlich kon-
^ütes Ansehen. Kleine, sehr bewegliche Stäbchen von 1 — 3 ft
Unge sind immer vorherrschend. Die kürzeren sind gewöhnlich
einförmig eiförmig, mit regelmässigem Umriss, die längeren dagegen
zeigen nicht selten eine leichte Mittelstreifung.
196 Sanareilt,
Entwickelung auf N&hrgelatine.
Das Wacbsthum des Parasiten ist hier ausserordentlich sc]
auch bei der Temperatur der Umgebung (18— 20<> C). Nach 12 Staii<9eii
ist längs dem Impfstriche die Gelatine verflüssigt, der Inhalt
Eanales ist trübe und reich an weisslichen Flocken. Nach
48 Stunden ist die Gelatine zur Hälfte verflüssigt, aber doch beliitlt
die von der Kolonie besetzte Zone ein trichterförmiges Anseben.
Nach drei bis vier Tagen ist das Nährsubstrat vollkommen verflCIs*
sigt, und auf dem Boden der Röhre bildet sich eine dichte, weiss-
liehe, flockige Schicht. Das Ansehen der auf Gtelatine kultiTirten
Bacillen ist, im Gegensatz zu den auf Agar gewachsenen, sehr ver-
schiedenartig. Denn wenn auch die Formen von 2—3 ^ Länge vor-
herrschen, so finden sich doch auch häufig solche von 12 — 20 ju, and
andre so kurze, dass sie ein eiförmiges oder kugliches Ausselien
annehmen. Auch in Bezug auf die Dicke finden sich Unterschiede
besonders in den kleinsten Formen, von denen viele einander ganz
unähnlich sind.
Entwickelung im Serum.
Auch dieser Nährboden ist der Entwickelung des Mikroorganis-
mus äusserst günstig.
Längs dem ganzen Impfstriche, auf welchem dieser sich ver-
mehrt, verflQssigt sich das Serum schnell; schon nach 12 Stunden
erscheint eine ziemlich tiefe Furche, welche sich, der Kondensatioos-
flüssigkeit entsprechend, ein gutes Stück w^it erstreckt. Das Aus-
sehen der auf Serum entwickelten Bacillen unterscheidet sich nicht
wesentlich von dem, welches ich für die Gelatine-Kulturen beschrieben
habe.
Entwickelung auf Fleischbrühe.
Nach zwölf Stunden ist die Flüssigkeit vollkommen trübe ge-
worden, und mit der Zeit bildet sidi auf ihrer Oberfläche ein dünner,
weisslicher Ueberzug.
Der Anblick der einzelnen Stäbchen ist den der bisher be-
schriebenen nicht unähnlich.
Entwickelung auf Kartoffel.
Diese ist am meisten charakteristisch. Schon nach zwölf Stunden
erscheint längs dem Impfstrich ein feines, mattes Häutchen von
strohgelber Farbe ; diese wird allmählich gelb und nimmt nach 4-^5
Tagen ein so braunes Ansehen an, dass es vollkommen den Kartoffel-
kulturen des Rotzbacillus gleicht. Die einzelnen vorherrschenden
Formen ähneln den auf Agar entwickelten; aber zum Unterschied
von diesen letzteren, welche mehr oder weniger einen konstanten
Typus einhalten, sind auch die verlängerten Formen nicht selten.
Es ist bekannt, dass die braungelbe Farbe der Kulturen des
Rotzbacillus auf Kartoffel ein sehr werthvolles Unterscheidungszeichen
abgibt, wenn es sich darum handelt, diese Krankheit frühzeitig zu
erkennen f wenn Unbekanntschaft mit der mikroskopischen Tecliniic
Ueber «neu neuen Mikroorganismvs des Waieera.
197
genaue Untersuchung unmöglich macht. In der That kannte
«osser dem Spirillus cholerigenus und dem Bacillus
[•cjaneus, welche auf Kartoffelkutturen das Ansehen des Rotz-
^os aonebmen können, bis jetzt keine andern Mikroorganismen
Ausnahme einiger Arten von Mikrokokken, zu deren Erkennung
dne grosse üebung am Mikroskop nicht nGthig ist) , welche
Irrthum in der bakteriologischen Diagnose veranlassen könnten,
die Gholera-Spirillen, abweichend von den Rotzbacillen , verän-
im Laufe der Zeit ihre graubräunliche Farbe durchaus nicht,
fir den Bacillus pyocyaneus kann man die gewöhnliche
machen, welche darin besteht, dass man über die Oberfläche
Kartofielkultar mit einem Stück Fliesspapiers streicht und dieses
Ammoniakd&mpfen aussetzt: dann färbt sich das Papier blau-
lich. Da ich nun beobachtet hatte, dass die Kartoffelkulturen
neuen Parasiten eine noch grössere Aehnlichkeit mit den Rotz-
iillen darbieten, als die vorhergenaniiten , vorzüglich weil sie im
der Zeit eine immer braunere Farbe annehmen und wegen
Verhaltens gegen Farbstoffe, so habe ich mich bemüht, ein leicht
iwendendes Verfahren zu finden, mittelst dessen man leicht eine
Differentialuutersuchung anstellen könnte. So habe ich ge-
ideo, dass, wenn man einigen Tropfen einer Sublimatlösung (die
in mir gebrauchte enthielt 20 %) auf Kartoffelkulturen des Rotz-
allas, des Bacillus pyocyaneus und des neuen, von mirauf-
iDdenen Mikrobiums fallen lässt, man ebensoviel verschiedene
•Übungen erhält, welche auch dem ungeübtesten Auge nicht ent-
[(eheD können.
Ntch Einwirkung de^ Sublimats nehmen die Rotzkulturen ein
I dbliches, einigermassen dem desStaphylococcus aureus ähn-
[msA Anssehen an ; die pyocyanischen Kulturen , welche gewöhnlich
' iiteosiv braun gefärbt sind , werden sogleich blaugrünlich , und die
ieftoeo entdeckten Bacillus zeichnen sich durch ein milchiches, in
4er Mitte etwas röthiiches Ansehen aus.
Die Kulturen auf den verschiedenen künstlichen Nährsubstraten
babe ich in gleichem Masse infektiös gefunden und habe mich ihrer
okoe DDterschied bei den Experimenten an Thieren bedient.
B\« jetzt ist es mir nicht gelungen , die Erzeugung von Sporen
ra beobachten.
Fernere an Trinkwassem aus andern Brunnen nach derselben
▼M mir von Anfang an in diesem Laboratorium befolgten Methode
^gestellte Versuche haben mir die Gegenwart dieses Mikroorganis-
mos noch zweimal unter 26 untersuchten Wassern dargethan.
Id Folge davon, und mit Berücksichtigung des charakteristischen
Xiosdieiia der Kartoffdlkulturen , habe ich es für passend gehalten,
ihn Bacillus hydrophilus fuscns zu nennen.
0. Wirkung auf Thiere von verUnderllcher Temperatur.
(Sogenannte kaltblütige Thiere.)
Ich habe mit Fröschen (B. temporaria und esculenta),
irtteü (Bufo cinereus), Salamandern (Triton cristatus),
198 Sanarelli, Ueber einen nenen MikroorgAnismoa des Wüten.
Eidechsen (Lacerta agilis und viridis), Barben (BarbuB
plebejus) und SQss wasseraalen (Anguilla vulg.) Versuche an-
gestellt, und habe bei allen diesen Thieren eine ausgesprochene Em-
pfänglichkeit für diese Infektion angetroffen.
Ich will gleich anführen, dass Injektionen in's Parenchym, be-
sonders bei Fröschen und Eidechsen, die Infektion schneller und
sicherer hervorbringen, als blosse Einspritzungen unter die Haut
Bei Fröschen und Kröten folgt auf die Injektion einiger Tropfen
der bacillenreichen Flüssigkeit in die Muskeln eines Schenkels sehv
bald die Anschwellung der Stelle und des entsprechenden Gliedes
unter lebhafter Röthung.
Die Thiere, besonders die Frösche, verlieren ihre gewöhnliche
Lebhaftigkeit, bleiben unbeweglich, bisweilen halten sie das verwun-
dete Glied gestreckt und wenn sie ins Wasser gesetzt werden, wird
ihnen das Schwinnmen schwer. Nach 8 — 10 Stunden findet man sie
fast immer todt.
Die Sektionsbefunde zeigen bisweilen Verschiedenheiten, aber im
Allgemeinen findet man mehr oder weniger folgende Erscheinungen:
Die Leber ist etwas mehr als gewöhnlich zerreiblich, die Milz ist
oft hyperämisch und bisweilen bedeutend vergrössert, die Nieren sind
immer sehr hyperämisch, sowie man auch beständig starke Injektion
der Darmgefässe bemerkt. Die Bauchmuskeln und die Zunge zeigen
hie und da kleine hyperämische Flecken; nicht selten habe ich
reichliche hämorrhagische Exsudate in der Bauch- und Perikardial-
höhle gefunden. Einmal waren die Lungen so hyperämisch und kol-
labirt, dass sie unfähig waren, zu schwimmen; ein anderes Mal be-
obachtete ich auf dem Epikardium kleine, punktförmige, an Bacillen
reiche Vegetationen.
Die Impfstelle zeigt immer die Symptome einer heftigen, ent-
zündlichen Reaktion. Wenn sie sich zwischen den Schenkelmuskelo
befindet, so findet man, dass diese ihr normales, perlmutterartig-
weisses Ansehen verloren und eine schmutzigweinrothe Färbung an-
genommen haben. Die Muskelfasern zeigen unter dem Mikroskop
ihre charakteristische zarte Querstreifung nicht mehr deutlich. Nur
mit Hülfe von Essigsäure lässt sich ein wenig Längsstreifung deut-
lich machen; wohl aber findet man, dass grosse Abschnitte von Fa-
sern schon in körnige Entartung verfallen sind, und inr normales
Aussehen vollständig verändert haben.
Im Gross- und Kleinhirn habe ich niemals etwas Bemerkens-
werthes angetroffen.
Die Bacillen finden sich in grosser Menge im Blute und in
allen Organen, und die Probe durch Kulturen beweist, dass es sich
nur um den inokulirten Bacillus handelt. Eine charakteristische Er-
scheinung besteht darin, dass sie sich meistens in zooglöischen Massen
darstellen, und die verschiedenen Präparate, welche ich die Ehre
hatte, der Gesellschaft vorzulegen, zeigten deutlich diese besondere
Ordnung, besonders im Blute.
Zur Färbung dieses letzteren habe ich mich einer gesättigten
Lösung von Methylenblau in einprozentiger Osmiumsäure bedient Diese
Methode scheint mir einen gewissen Vortheil gegenüber der gewöhn-
Kats, Zur Kanntnlss der Leachtbakterieo. J99
Doppel&rbttDg zu bieten, aas dem einfacheD Grunde, weil man
dersetbeo Zeit, wlärend der sowohl die Bacillen, als auch die zelligen
darcb eine sehr schnelle Behandlung sehr deutlich gemacht
zugleich den gewünschten Farbenkontrast erhält; denn die
der Osmiumsäure bedingt nicht nur eine deutliche Blauftr-
der chromatischen Kem-Filamente, sondern theilt auch dem
PtaCoplaania der rothen BlutkQgelchen einen zart grünlichen Ton mit«
(Sehluss folgt.)
Zur Eenntniss der Leuchtbakterien.
Von
Dr. Oscar Eatz
in
Sydney.
(Fortsetsnng.)
3) Bacillus smaragdino-phosphorescens. Nach 18
SUmdei, bei 21 — 22® C, Hessen die Gelatineplatten in der Tiefe graue
Paukte, an der Oberfläche weisslich - graue Tröpfchen erkennen.
Letztere waren um genannte Zeit dünn, ganz wenig gewölbt. Ihr Inhalt
war (unter schwacher Mikroskopvergrösserung) homogen feinkörnig,
kellgran mit einem Stich ins Gelbliche, nach dem Rande zu wasserklar ;
KoDlour mit zähndienartigen Vorsprüngen versehen; Durchmesser
03 — 0,45 mm (in einer Kultur auf 8proz. Gelatine bis zu 0,6 mm).
Die tiefen Eolonieen waren im Grossen und Ganzen stumpf-eiförmig
oder dtronenförmig ; ihr Eontour war glatt und scharf, hier und da
bnchtig. Sie massen durchschnittlich etwa 0,15 mm im grössten
Durchmesser. Inhalt graugelblich, etwas ins Grünliche spielend;
Granulirung undeutlich (deutlicher in 8proz. Gelatine gesehen). Es
waren drei Partieen zu unterscheiden: eine breite, centrale, der sich
eine schmale, mittlere Zone anschloss, welche ihrerseits von einer
noch schmaleren Randzone umgeben war (bei gleichalterigen Kolo*
nieen in 8proc Gelatine Zonenbildung nicht beobachtet).
Nach weiteren 24 Stunden — Temperatur wie oben — waren
die fenchtglänzenden oberflächlichen Eolonieen bis zu 0,8 mm (bei
Anwendung von 8 prozent. Nährgelatine bis zu 1,2 mm) gross. Unter
schwacher Mikroskopvergrösserung zeigte der noch feinkörnige Inhalt
in den Rändern hellbraune Färbung, nach dem Centrum zu einen
dunkleren Farbenton (auf 8 prozent. Gelatine bestand um jene Zeit
an den Eolonieen eine dem unbewaffneten Auge sichtbare Zonen-
bildung, indem eine Randpartie sich von einer Innenpartie schied).
Begrenzungslinie war undeutlich kreislinig. In den jetzt 0,2—0,26
Bim (bei Anwendung von 8 prozent. Gelatine 0,25—0,3 mm) grossen,
noch glattrandigen , tiefen Eolonieen war die früher beobachtete
Zonenbildung mehr oder weniger verwischt (während an den gleich-
alterigen Eolonieen in 8 prozent Gelatine eine Ausbildung von zwei
Zonen jetzt ersichtlich war).
200 ^•*"»
Nach 20 Tagen untersacht, waren die oberflächlichen Kolonieen
etwa 2 mm breit, flach, unregelmässig begrenzt; ein verhältniss-
mässig kleines centrales Feld von gelblicher Färbung setzte sich
gegen den übrigen, schiefergrau gefärbten, grösseren Antheil ab. Die
tiefen Kolonieen, am 20. Tage angesehen, waren bis zu 0,6 mm
gross, makroskopisch von gelblichweisser Färbung, strohgelb bei
schwacher Mikroskopvergrösserung.
Eine Erweichung oder Verflüssigung der Nährgelatine wurde an
den innerhalb Mai bis August 1887 angefertigten Platten- oder BoU-
röhrchenkulturen — auf die obige Beschreibung Geltung hat — nie-
mals beobachtet; auch nicht an Strich- oder Stichkulturen bis zu
einem, weiter unten zu erwähnenden Zeitpunkt Aus dem Grunde
war die früher von mir mitgetbeilte Angabe, dass die Nährgelatine
nicht verflüssigt werde, berechtigt Diese Angabe muss jetzt dahin
erweitert werden, dass in späteren Generationen, wie zuerst an
Strichkulturen beobachtet — wann und unter welchen Umständen,
darüber weiter unten — Verflüssigung eintrat Hier mag Folgendes
kurze Erwähnung finden. Am 31. Juli a. c. wurden von einer im
Anfang der Verflüssigung stehenden Stichkultur in einer 2,7 % Koch-
salz enthaltenden 6prozent Nährgelatine (vgl. unten) vom 6. des-
selben Monats Rollplatten in gewöhnlicher lOprozent Gelatine an-
gelegt Von den entstandenen Kolonieen wurden die oberflächlichen
bis zu 10 mm breit, und zwar Hessen sich an ihnen zwei Partieen
unterscheiden : eine centrale, bis zu 3,6 mm breit, flach, bläulichgrau
im durchfallenden Licht, feuchtglänzend, mit unregelmässig gelapptem
oder gezähntem Kontour, und eine periphere Partie, wolkig, bläulich-
weiss durchscheinend, hier und da mit fädigen, lappigen oder ein-
geschnitten zähnigen Ausläufern. Im centralen Antheil waren hier
und da konzentrische Ringe ausgebildet Weiterhin erschienen auf
den oberflächlichen Ausbreitungen fast ausnahmslos eine Anzahl neuer
oder sekundärer, minutiöser, oft dicht gedrängter Kolonieen, mit
denen jene wie bespickt waren. Sie fanden sich sowohl auf dem
centralen dichteren, als auf dem peripheren bauchartigen Theil, von
dem sie sich scharf abhoben. Die Stelle der Begrenzungslinie der
ursprünglichen Kolonieen nahm jetzt in mehreren Fällen ein Kranz
von meist dicht bei einander stehenden punktförmigen Kolonieen
ein ^). Die Verflüssigung der Gelatine ging langsam vor sich. Nach
ungefähr 14 Tagen begann unter einzelnen obeäächlichen Kolonieen
die Gelatine zu erweichen, um nach und nach ganz zu verflüssigen
und mit den Kulturmassen auf den Boden des Reagensglases zu
gleiten; dort sieht man noch nach geraumer Zeit einige Kolonieen
an ihrem alten Platz, zumal im oberen, der Austrocknung zuerst aus-
gesetzten Theil des Röhrchens.
Ein solches gesteigertes Oberflächenwachsthum der Kolonieen,
80 verschieden von dem früheren beschränkten, wurde auch schon,
abgesehen von der Erweichung der Gelatine, im April 1889 an einem
RoUröhrchen (6prozent. Nährgelatine) beobachtet
1) Uobor neae „MknndAre** Kolonieen in alten Kulturen der anderen Bakterien
f. unten.
Zur Kenntnbs der LeachtbAkterien. 201
3) Bacillas argen teo-phosph. I. Nach etwa 20 Stun-
bei 21 — 22 ^ C, waren die Kolonieen schon gut erkennbar. Die
ahorflacfalichen erschienen als starkglänzende, belle, flache Tröpfeben,
aater schwacher Hikroskopvergrösserung und bei durchfallendem
IJclit fiist wasserklar (nach der Mitte zu schwach gelblich) ; Inhalt
toiDOgen, ohne deutliche Kömelung ; Kontour mit kurzen, zabnartigen
AosbuehtiuigeD, im Grossen und Ganzen kreisförmig; Durchmesser
OA — 0,6 mm. Die tiefen Kolonieen waren kugel- bis stumpf eiförmig ;
ishalt gleichmässig hellgelb; Kontour scharf und glatt; Durchmesser
Q^lb — 0^5 mm. — Nach weiteren 24 Stunden — Temperatur die-
•dbe — waren die oberflächlichen Kolonieen bis zu 1,25 mm breit;
iBhalt mit deutlicher Kömelung, hellgelb, nach dem Rande zu heller
werdend; Kontour wellig. Die tiefen Kolonieen waren nun 0,2—0,8
mm gross, ihr Inhalt im Allgemeinen erbsengelb und homogen
kfimig. — Nach weiteren 3—4 Tagen angesehen, Hessen die tiefen
Kolonieeil die Ausbildung von Zonen — im Ganzen drei — deutlich
erkenneo. Bei den oberflächlichen trat eine ähnliche Erscheinung
erst im weiteren Verlauf der Entwickelung klar zu Tage. Nach 20
Tagen vom Beginn untersucht, zeigten sie unschwer zwei oder drei
Zonen. Durchmesser dieser oberflächlichen Kolonieen ca. 3 mm.
In einer mit Sprozent. Nährgelatine angefertigten Plattenkultur
war bereits nach 2 Tagen an den eiförmigen, 0,45 : 0,35 mm grossen
eiBgepflanzten Kolonieen die Anlage von drei scharf begrenzten
Zonen bemerkbar; bei den oberflächlichen trat die Erscheinung erst
zwischen dem 4. und 7. Tage ein. Letztere waren um die Zeit ca.
3 mm breit, bei schwacher Mikroskopvergrösserung und durchfallen-
dem Licht einen deutlich granulirten Inhalt von durchschnittlich
grflnlich-gelber Farbe zeigend, die nach dem Bande zu in einen
helleren Ton überging. Die endgültige Breite derselben betrug bis
zu 7 mm; der Kontour war schliesslich unregelmässig, im Grossen
und Ganzen sich der Kreisform nähernd; die Färbung in der Mitte
hdl-orangcgelb, nach dem Bande zu weisslich-grau. Von den ur-
sprünglich unter der Gelatineoberfläche befindlichen, schliesslich theil-
weise über dieselbe hinausragenden, fast ausnahmslos eiförmigen,
giatt kontourirten , bernsteingelben Kolonieen wurde eine definitive
Gröaae bis zu 1,5 mm erreicht.
Verflüssigung der Nährgelatine fand weder in obigen, innerhalb
Mai bis August 1887 erlangten Plattenkulturen, noch in solchen statt,
welche und soweit sie von Nachkommen späterer Generationen abge-
leitet wurden. Unter welchen Umständen bei Strichkulturen eine
Verflüssigung beobachtet wurde, und über sonstige Abweichungen in
Wachsthum (und Wii^ung), soll weiter unten berichtet werden.
4) Bacillus argenteo-phosph. II. Die Kolonieen bildeten
nach 24 Stunden, bei 18— 20<^ G, an der Oberfläche bis zu 0,5 mm
breite, stearintröpfchenartige Gebilde, mit scharfem, vollkommen
krdsmndem Kontour und homogen hell gelblich -grauem Inhalt. Nach
wdteren 24 Stunden waren sie bis zu 1 mm gross, Inhalt feinkörnig,
gran-gdblich, nach dem Rande zu weisslich; Kontour zackig-wellig.
Die erheblich kleineren tiefen Kolonieen zeigten um die genannte
Zeit einen deutlich kömigen, scharf und glatt begrenzten, grünlich-
202 K»*».
gelben Inhalt mit Andeutung von zwei Zonen. Die an die Gel Atinc
Oberfläche dringenden, ursprünglich unter deren Niveau gelag^ertei
Kolonieen bildeten auf derselben nachträglich (nach ca. 7 TsLgen
bläulich-graue, glänzende Ausbreitungen bis zu 6 mm Durchmesser
Die Nlübrgelatine wurde weder in jenen, kurze Zeit nacb dei
Isolirung des Mikroben erlangten Kulturen, noch in solchen falfir^n-
der Generationen, im Mindesten verflüssigt Einige weitere Angaben
über Kolonieen finden sich unter Strichkulturen.
Sowohl einzeln, wie in ihrem Ensemble, zeigten die Kolonieen
auffällige Unterschiede von denen der anderen nicht verflüssigenden
Arten.
5) B. argenteo-phosph. III. Nach 24 Stunden, bei 18— 20<* C»
zeigten die Platten an der Oberfläche unregelmässig ausgebuchtete
oder gelappte Schüppchen mit weisslichem Inhalt, der feine Striche*
lungen und Furchen aufwies; Durchmesser bis zu 0,45 mm. Die
tiefen Kolonieen, von Kugel-, Ei- oder Citronengestalt, waren um die
Zeit bis zu 0,15 mm gross; Kontour scharf abgesetzt ; Inhalt homogen
grünlich- gelb, mit undeutlicher Strichelung. Nach weiteren 24 Stun-
den besassen letztere einen feingranulirten Inhalt, der sich in zwei
Zonen schied. Die nach der genannten Zeit etwa 1 mm breiten
oberflächlichen Kolonieen boten wenig Besonderes. Nach etwa 7
Tagen vom Beginn waren sie bis zu 3 mm breit, von bläulich-graaer,
wolkiger Beschaflenheit, in der Mitte gelblich-grau, sehr wenig über
die Oelatine hervorragend; Begrenzungslinie gekerbt oder zackig
ausgeschweift Nach dieser Zeit waren die von Anfang an tiefen Ko-
lonieen bis zu 0,4 mm gross; Inhalt deutlich granulirt, dunkelgrün-
lich-gelb, mit schmaler, hellerer, scharf abgesetzter Randzone.
Die Nährgelatine blieb stets fest, sowohl in den bald nach der
Isolirung der Bacillen angelegten Kulturen, auf die sich obige Be-
schreibung bezieht, als auch in denen späterer Generationen, wie
auch letztere in ihrem Aussehen von dem typischer Kulturen sich
unterscheiden mochten. (Vergl. Strichkulturen.)
6) B. argenteo-phosph. liquef. Nach 24 Stunden, bei
Zimmertemperatur (die des Tags über ca. 20^0 betrug, des Nachts
auf n^C herunterging), wies die Platte an der Oberfläche hyaline
Scheibchen auf, von homogenem, sehr feinkörnigem, lichtbraunem In-
halt (schwache Mikroskop- Vergr. durchf. Licht); Kontour unregel-
mässig buchtig oder ausgeschweift, im Grossen und Ganzen kreis-
förmig; Durchmesser bis zu 0,7 mm. Die tiefen Kolonieen waren
nach jener Zeit 0,08 — 0,2 mm gross, die meisten etwa 0,15 mm;
Inhalt gleichmässig strohgelb, zerklüftet, derart, dass eine maulbeer-
artige Anordnung resultirte, die besonders bei den grösseren der
Kolonieen sehr deutlich hervortrat; der Kontour erschien daher als
eine gewellte oder ausgebuchtete Linie. Bei den allerkleinsten Ko-
lonieen, deren es nur vereinzelte gab, war der Inhalt noch homogen.
— Nach weiteren 24 Stunden (während welcher die Temperatur des
Nachts ein wenig höher war, als vorhin) bot die Platte ein gänzlich
verändertes Aussehen. Entsprechend der Lage der ursprünglich
oberflächlichen oder nahezu oberflächlichen Kolonieen gab es jetzt
Zar Kenntaias der L«aehtbaktoriea. 203
taebfllriiiig bc^enzte, bis zu 2 mm breite Aushöhlungen, nach Art
4er Höhlung in einem Dhrglas; dieselben enthielten verflüssigte 6e-
ktine mit flach konkaver Oberfläche, und am Grunde die nach oben
M eben&Us flach konkaven Kulturmassen. Die mikroskopische Ver-
griteeroDg ergab eine den Hauptantheil der Kolonieen darstellende
«Htrale Masse, von etwa strohgelbem Inhalt, mit deutlich ausge-
yrigteiD, buchtigem Kontour, und mit einem Durchmesser von ca.
Oti75 mm. An dieselbe schloss sich ein etwa 0,15 mm starker Gür-
tel mit lichtbraunem, körnigem lohalt, und an diesen eine periphere,
diqvpelt so breite, im Uebrigen gleichartige Zone, welche von ihrem
Bande aas gegen die noch feste Gelatine dichte, minutiöse, radiär
verlaufende Ausläufer richtete. Bei anderen Kolonieen, deren Keime
iB der Gelatine nahe der Oberfläche fixirt waren , waren die Aus-
liöhlangen ähnlich, nur kleiner; die Kolonieen hier bestanden aus
ivei Portionen ; einer centralen, mit feinkörnigem, strohgelbem Inhalt
Bad im Allgemeinen kreisförmigem Kontour, und einer peripheren
Portion mit im Allgemeinen hellbraunem, körnigem Inhalt Die
tieferen Kolonieen waren nun 0,3 — 0,45 mm gross; Kontour mehr
oder weniger polygonal ; der strohgelbe Inhalt in zwei Partieen zer-
flill^id: eine centrale, die Hauptmasse bildend, von feinkörnigem
Aussehen, und eine schmale, hin und wieder radiärgestrichelt er-
adieinende Randzone. — Nach weiteren 24 Stunden (während welcher
Zeit die Temperatur des Tags bis an 22^ G betrug) — im Ganzen also
nach 3 Tagen, waren die von Anfang an oberflächlichen Kolonieen
bis zu 4,5 mm gross (Durchmesser des Verflüssigungsrandes). Dem
anbewaSheten Auge erkennbar war in ihnen ein gelblich- weisser KerUi
and um denselben ein grauer, trüber Gürtel. Die in der Tiefe der
Gelatine sich entwickelnden Kolonieen waren (im optischen Durch-
schnitt) nicht mehr polygonal begrenzt ; ihre Grösse war jetzt 0,4 bis
üfi mm. Man bemerkte an ihnen, ähnlich wie an den oberflächlichen
ztt dnem früheren Zeitpunkt, einen kreislinig begrenzten Kern von
strohgelber Färbung, und an denselben sich anschliessend eine peri-
phere, lichtbraune, feinkörnige, an ihrem Rande wie mit lauter feinen
radiär gerichteten Streifen oder Linien besetzten Zone, mit ver-
flflsaigter Gelatine.
Die nach der totalen Verflüssigung der Gelatine und nach deren
Herabgleiten von der Platte daselbst zurückbleibenden, den Kernen
der Kolonieen entsprechenden Kulturmassen waren makroskopisch von
cilronengelber Färbung; die flüssige trübe Masse war von gelblicher
Färbung.
Obige Beschreibung der Kolonieen von Bacillus argenteo-
phosph. liquef. gilt für die Mikroben unmittelbar oder kurze
Zeit nach ihrer Isolirung. Als gegen Ende April 1889, nachdem
diese durdi 41 Kulturgenerationen fortgeführt vearen , wiederum
Platten (Rollröhrchen) in 6prozent. Nährgelatine angelegt wurden,
war das Resultat von dem früheren verschieden , analog dem schon
früher beobachteten abweichenden Verhalten der Strichkulturen
(s. unten). Die oberflächlich gelegenen Keime wuchsen zu ansehn-
lichen, circulär begrenzten, dünnen Auflagerungen heran; erst nach
ca. 8 Tagen, bei 21-— 23" C, begann die zunächst unter ihnen befind-
204 ^^A> d*' Bakterienknnd«.
liehe Gelatine zu erweichen, um erst verhältnissmässig spät herab*
zufliessen, wobei die Kolonieen selbst am Glase haften blieben.
(FortseUnng folgt.)
Referate.
Fraenkel, C, und Pfeiffer, B«, Mikrophotographischer At-
las der Bakterienkunde. Lieferung 6., 7. und 8. Tfl.XXVII
— XLI mit Text. Berlin lb90.
An den Bacillus des malignen Oedems werden zwei andere ana^
robe Mikroorganismen angeschlossen, der Tetanus- und der Bausch-
brandbacillus. Wir sehen den bekanntlich zuerst von Kitasato
auf festem Nährboden gezüchteten Tetanusbacillus in Fig. 53 in hoher
Kultur im Beagensglase ; eine Kolonie wird uns dann in Fig. 54 bei
lOOfacher^Vergrösserung yorgeföhrt, wobei ihre charakteristische An-»
Ordnung, die dichte festgeballte Mitte, von der aus zahllose feinste
Fäserchen strahlenförmig nach allen Seiten hin ziehen, ganz beson-»
ders deutlich zu Tage tritt Auch in der Stichkultur, die im näch-
sten Bilde Fig. 55 in natttrlicher Grösse vorgeführt wird, verhält
sich der Bacillus ähnlich, wodurch die Kultur eine unverkennbare
Aehnlichkeit mit einer Tanne bekommt Dem Bauschbrandbacillua
sind drei Abbildungen gewidmet, Fig. 5&— 58. Auf der ersten sehen
wir ihn auf dem Oeckglaspräparat ; kurze, dicke, plumpe Stäbchen,
tbeils sporentragend, daneben freie Sporen. Das zweite Bild zeigt
eine Beinkultur in hoher Schicht: völlig runde Kolonieen von ver->
Bchiedener Grösse, die theilweise in einander fliessen, am Grunde
des Beagensglases ein langer Spalt im Nährboden, eine Folge der
durch den Bacillus bewirkten Gasentwickelung. Die von diesem Mi-r
kroben mit Vorliebe gebildeten Involutionsformen, verkrüppelte, spinnt
delförmige Gebilde, sehen wir auf der dritten Abbildung.
An die Anaäroben schliessen sich die Bakterien aus der Gruppe
der Infektionsgeschwülste: der Tuberkel-, der Lepra-, der Syphilis*
and der Rotzbacillus. Besonders eingehend wird der Tuberkelbacillua
behandelt, dem zwölf Abbildungen gewidmet sind. Wir sehen ihn
im Deckglaspräparat vom Sputum eines Phthisikers; in Reinkultur
im Klatschpräparat bei 100- und bei lOOOfacher Vergrösserung und
in Kultur im Reagensglase. Dann wird er im Gewebe vorgeführt, im
miliaren Tuberkel und in der Riesenzelle, wobei die nekrobiotischen
Veränderungen, welche das Gewebe unter dem Einflüsse des Mikro*
Organismus erleidet, durch Vorführung verschieden weit degenerirter
Gewebsschnitte erläutert wird.
Den dem Tuberkelbacillus so ähnlichen Leprabacillus sehen wir
in Fig. 71 im Ausstrichpräparat von Gewebssaft aus einem Lepra*
knoten und in Fig. 72 und 73 in Schnitten durch die Haut und daa
Unterhautzellgewebe des Menschen. Wir finden, wie in der Beschrei-»
bung hervorgehoben, die Bacillen in den Zellen und nicht, wie
Unna hat darthun wollen, in erweiterten Stellen von Lymphgängen»
AÜas der Bakiarieokunde. — Milsbrand. 206
fjne Abbildung der ja immer noch mit einem Fragezeichen zu
versehenden Syphilisbacillen geben die Verft nicht, an seiner Stelle
Ähren sie den Smegmabacillus im Ausstrichpräparate yor (Fig. 74).
Flg. 75 und 76 zeigen den Rotzbacillus in Beinkultur im Aus-
stricbpräparat und im Schnittpräparat in der Milz der Feldmaus;
der helle Hof, von dem sich die Stäbchen in der Regel umschlossen
lägen, tritt auf dem ersten Bilde sehr schön zu Ta^e.
Die sieben folgenden Abbildungen führen den Diphtheriebacillua
for und zwar Fig. 77 im Ausstrichpräparat von einer diphtheritischen
Membran aas der Trachea, Fig. 78, 79 und 80 im Schnittpräparat
in der diphtheritischen Schleimbaut der Trachea in 100- bezw. 500*
iiicher Vergr5sserung ; Fig. 81 und 82 zeigen Kolonieen auf der Agar-
j^te im Klatacbpräparat bei 100- bez. 1000-facher VergrOsserung»
Flg. 83 endlich zeigt die Bacillen im Ausstrichpräparat von der
Bänkttltur auf erstarrtem Blutserum. Hier sehen wir die Bacillen
besonders gut wiedergegeben , und liegen kurze und lange , gerade
osd gebogene, gleichmässig gestaltete und keulenförmig angeschwollene
Stäbchen in buntem Durcheinander.
Diese Inhaltsangabe zeigt zur Genüge, mit welcher Sorgfalt die
zur Wiedergabe geeignetsten und fQr den betreffenden Mikroorganismus
charakteristischsten Präparate ausgewählt worden sind. Die Klarheit
der Bilder und die Sauberkeit der Ausführung ist die von den
früheren Lieferungen her bekannte. M. Kirchner (Hannover).
Osbame, A«, Die Sporenbildung des Milzbrandbacillus
auf Nährböden von verschiedenem Gehalt an Nähr-
stoffen. [Aus dem hygienischen Institut zu Würzburg.] (Archiv
ftür Hygiene. Bd. XI. Heft 1. S. 51.)
Auf Veranlassung von K. B. Lehmann prüfte Verf. die BiK
dang von Milzbrandsporen auf Nährböden, welche entweder von vom*
herein arm an Nährsubstanz oder durch vorhergegangenes Bewachsen
durch Milzbrandkulturen erschöpft waren.
Sämmtliche Versuche führen den Verf. zu dem Schlüsse, „dass von
einer Begünstigung der Sporenbildung durch Nährböden , deren Er-
schöpfung früher eintritt, keine Rede sein könne^^ womit derselbe
die früher von Ref. aufgestellte Behauptung, dass die Ursache der
Sporenbildung beim Milzbrand „in dem eintretenden Mangel an Er-
Bähmngsmaterial^' gelegen ist, für widerlegt erachtet. [Die irrthüm-
hebe Auffiassung der Sporenbildungsfrage, welche die vorliegende
Arbeit charakterisirt, wurde vom Ref. in diesem Gentralblatt bereits
gegenüber einer vorläufigen Mittheilung Lehmann *s über die Re-»
sidtate derselben genügend nachgewiesen ^). Ref.]
B u c h n e r (München).
IwdM^ £•, Vier Fälle von Milzbrand beim Menschen»
(Zeitschrift für klinische Medicin. Bd. XVIL 1890. Heft 6.)
Bei 4 Patienten, bei denen auf der Neisser'schen Klinik zu
Breslau Arseninjektionen zu therapeutischen Zwecken gemacht wur^
1) Centnüblatt f. Bftkt n. P. Bd. Vm. No. 1.
IX. Bd. 14
20Q Milsbraad and Cholera.
den, entwickelte sich im Anschlüsse an eine bei allen diesen Indivi--
duen gleichzeitig vorgenommene derartige Injektion Milzbrand, wel-
cher durch bakteriologische Untersuchung konstatirt wurde.
Es war nicht zu bezweifeln, dass die Infektionen von den Arsea—
Injektionen ausgegangen waren; auf welche Weise dieselben erfolgt
sind, liess sich jedoch nicht feststellen. Am meisten Wahrschein—
lichkeit hat nach den Ausführungen des Autors die Annahme für
sich, dass die Milzbrandkeime von dem einen Patienten, einem Trödler
und Kleiderreiniger, welcher der Infektion erlag, auf die anderen
übertragen wurden. Di tt rieh (Prag).
Manfk^edl und Seraflnl, Ueber das Verhalten von Milz-
brand- und Cholerabacillen in reinem Quarz- und
reinem Marmorboden. [Aus dem hygienischen Institut in
München.] (Archiv für Hygiene. Bd. XL Heft 1. S. 1.)
Reine und trockene Marmor- und Quarzstücke wurden zer-
schlagen und je in zweierlei Korngrösse (Feinkies von 2—4 moi,
Grobsand von 1—2 mm) in Blechcylinder von 20 cm Höhe fest ein-
gerüttelt Die gefüllten Cylinder wurden durch Dampf von 120^,
dann durch trockene Hitze von 160—170® sterilisirt, mit steriler
Bouillon imprägnirt, endlich mit Bouillon-Reinkulturen von Milz-
brand- resp. Cholerabakterien infizirt, nachdem eine vorhergehende
mehrtägige Durchsaugung von filtrirter und kohlensäurefreier Luft
erwiesen hatte, dass aus den sterilen Bodenproben selbst sich keine
Kohlensäure entwickelte. Spuren von Kohlensäure, die hierbei auf-
traten, konnten von der Oberflächenanziehung fester Körper für Gase
abgeleitet werden.
Nach der Infektion der Bodenproben wurde durch die Cylinder
nun fortwährend kohlensäurefreie Luft hindurchgeleitet und die Ab-
gabe von CO, aus denselben bestimmt. Bei 11 Versuchen ergab
sich hierbei eine wesentlich stärkere Kohlensäureproduktion
im Marmor-, als im Quarzboden und gleichzeitig auch eine
beträchtlichere Zunahme der Bakterienzahl während der Versuchs-
dauer in ersterem. Innerhalb jeder der beiden Bodenarten zeigte
sich ferner ein deutlicher Unterschied zu Gunsten der feinporigen
Proben gegenüber den mehr grobkörnigen; in ersteren war die Ent-
wickelung der Bakterien eine intensivere und auch längerdauemde.
Was die Ursache dieser Unterschiede betrifit, so kann die grössere
Kohlensäureproduktion im Marmorboden nicht durch ein Freiwer-
den von CO, aus Calciumcarbonat erklärt werden, da es nicht
gelang, in den Bodenproben saure Reaktion oder in dem vorgelegten
Barytwasser organische Säuren nachzuweisen. Dagegen spielt jeden-
falls die Grösse der Poren eine wesentliche Rolle, da der feinkörnige
Boden mehr Nährflüssigkeit zurückhielt. Der grobkörnige Boden
musste daher umgekehrt mehr Luft enthalten, stärker durchlüftet
sein, was nach Soyka die Sporenbildung und damit das Aufhören
der Bakterienentwickelung begünstigt Hierin erblicken die Verff.
die Ursache der intensiveren und längerdauernden Bakterienent*
Wickelung im feinporigen Boden.
Milsbrand. — MetMUtische OphUudiiiiei — Hetorodera. 207
Den spezifischen Unterschied des Marmor- vom Quarzboden da-
gegen glaaben die Verff. auf die thäls bereits bekannte , theils für
die hier angewendeten Verhältnisse von ihnen neuerdings bestätigte
grossere Wärmeleitungsfähigkeit des Quarzes zurQckfOhren
so sollen. Die Mikroorganismen werden im Marmor deshalb eine
aasgedehntere Entwickelung erreichen, weil die von ihnen selbst pro-
dozirte Wärmemenge sich besser in diesem, als im Quarz erhält,
velch letzterer im Gegentheil die zugefQhrte Wärme leicht wieder
abgibt. B u c h n e r (Manchen).
Iiodge FII89 Samuel, La maladie des trieurs de laine
(charbon broncho-pulmonaire). (Archives de mödecine
ezpirimentale et d'anatomie pathologique. 1890. No. 6.)
Die wesentlichsten Symptome der sogen. Krankheit der WoU-
fiortirer (maladie des trieurs de laine, woolsorters disease) bestehen
in Bronchopneumonieen und Erscheinungen von Seite des Darmes.
Bd der Sektion solcher Fälle findet man häufig Gyanose, Oedem
am Halse und im Mediastinum, Petechien in der Haut, Exsudation
IB die PlearahGhle, Bronchitis, Schwellung der Bronchialdrttsen,
pneumonische Herde in den Lungen, Pericarditis.
Die Beobachtungen des Verf.'s erstrecken sich auf 5 Fälle, von
denen 3 letal abliefen.
Aetiologisch fällt diese Krankheit mit der sogenannten Hadern-
krankheit zusammen, indem sie gleich dieser als echte Milzbrandin-
fektion sich darstellt
Die Milzbrandbacillen finden sich in der Wand der Luftröhre
and der 3ronchien, in den Bronchialdrttsen, in Leber, Milz und
Nieren.
Der Digestionstractus konnte in den vom Verf. beobachteten,
fcUl abgelaufenen Fällen weder anatomisch, noch bakteriologisch
ontersucht werden. Di t trieb (Prag).
Tesslus, Ein Fall von einseitiger metastatischer Oph-
thalmie im Puerperium, bedingt durch Strepto-
kokkenemboli e. [Aus dem Laboratorium der Königl. Univer-
sitäts-Augenklinik zu Königsberg i. Pr.] (Zeitschrift fttr Geburts-
httlfe und Gynäkologie. Bd. XVIIL Heft 2.)
Verl untersuchte den Bulbus einer am 6. Tage des Puer-
periums an Pyämie verstorbenen 39jährigen IV para. Das Auge
bot anatomisch das Bild einer eiterigen Ophthalmie dar. Letztere
war bereits wenige Stunden post partum aufgetreten.
Im Inneren des Auges fanden sich allenthalben Streptokokken»
welche die Entzündung bewirkt hatten. Welcher Art diese Strepto-
kokken waren, wurde nicht untersucht Dittrich (Prag).
Tolgty Ueber den Eiersack von Heterodera Schachtii
und H. radicicola. (Stzgsb. d. niederrh. Ges. in Bonn. 1890.
pg. 94—98.)
Bei Heterodera Schachtii entsteht aus einem der weib-
lichen Geschlechtsöffnung entfliessenden Sekret der Uteruswandung
14*
208 UntersathiingsmethodeD, Instmmeote etc.
unmittelbar oder kurz vor Beendigung der Begattung der sogenann
Eiersaclc, in welchem nicht selten die Männchen, oder Reste der-^
selben und eine relativ kleine Anzahl von Eiern eingeschlossen wer**
den, während die Hauptmasse der Eier nicht ausgestossen wird«
sondern innerhalb des zu Grunde gehenden mütterlichen Körpers ihre:
Entwickelung durchmacht Der Eiersack ist demnach beiH. Schacht! i
ein nur selten und nicht in voller Ausnutzung gebrauchtes (rebilde,.
während H. radicicola, welche Art, wie Voigt entdeckte, ebenfall«
einen Eiersack bildet, alle oder die meisten Eier nach aussen ab-»
legt, also noch die ursprünglichen Verhältnisse aufweist. Ein kleiner^
Theil der Eier kommt gelegentlich auch in den Eiersack und ein
anderer bleibt mitunter in dem absterbenden Weibchen, wo er vor-
aussichtlich eine normale Entwickelung durchmachen wird. Während
also die Weibchen von H. Schach tii, dem Rübennematoden^
schliesslich zu Brutsäcken werden, finden sich diese Verhältnisse erst
in den Anfängen und als Ausnahme bei H. radicicola.
M. Braun (Rostock).
Untersuchungsmethoden, Instrumente etc.
Tischutldii , N., Eine vereinfachte Methode der Berei-»
tung von Fleisch-Pepton-Agar. (Wratsch. 1890. No. 8.>
[Russisch.]
Verf. gibt folgende Methode an, welche die Bereitung von Fleisch-*
Pepton- Agar sammt Filtrirung in der kurzen Zeit von 2 — 2^ Stunden
ermöglicht. Er legt die nöthige Quantität Agar-Agar in eine ver*
dünnte Lösung von Essigsäure (5 ccm acidi acetici glacialis in 100 ccm
Aq. dest) auf lö Minuten. Das aufgequollene Agar-Agar wird dann
in reinem Wasser sorgfältig gewaschen (von der Säure befreit), wor-
auf es erst in die Bouillon kommt. 3 — 5 Minuten langes Kodien
genügt dann , um das Agar-Agar in Bouillon zur vollständigen Lö-
sung zu bringen. Nach Neutralisirung und Abkühlung wird Eiweiss
von 2 Hühnereiern zugegossen und die Mischung ^ — f Stunden im
Koch 'sehen Dampfapparat gehalten. Die Filtrirung durch Schulze'-
scbes Papier erfolgt dann ohne Wärmetrichter in äusserst kurzer
Zeit J. Steinhaus (Warschau).
Oasser, J«, Culture du bacille typhique sur miliear
nutritifs color6s. (Archives de ni6decine expörimentale et
d'anatomie pathologique. 1890. No. 6.)
Platten von Typhusbacillen wurden mit Agar, welcher theils mit
Noeggerath 'scher Lösung, bestehend aus gesättigter wässeriger
Lösung von Methylenblau (2 ccm), Gentianaviolett (4 ccm), Methyl-
grün (1 ccm), Ghrysoltdin (4 ccm), Fuchsin (3 ccm) und aus 200 ccm
destillirten Wassers, theils mit den einzelnen diese Lösung zusammen-
setzenden Farbstoffen gefärbt war, mittelst Impfstricben angelegt
und die Platten bei ä9<> gehalten. Auf jenen Platten, deren Nähr^
SdiiüiiBipfiiDg« kOnatl. Infektionskrankheitan, EntwickeloDgshammiiDg etc. 209
bodea mit Facbsin gefitrbt war, erfolgte bereits nach 24 Stunden
me rdcbliche EotwickeluDg der Typhusbacillen, während das Agar
im die KultareQ herum sich zu entfärben begann. Die Kulturen
nahmen in den folgenden Tagen eine immer intensiver rothe Farbe
10, während der Nährboden selbst schliesslich vollständig entfärbt
wurde. Dasselbe Verbalten zeigte nur noch das Bacterium coli
conmane. Während aber das Wachsthum des letzteren sich auf
den Impfätrich beschränkte und seine Kulturen geradlinig begrenzt
eredüenen, wuchsen die Typhusbacillen über diese Impfstriche hinaus,
wobei die Kulturen derselben unre^elmässig begrenzt erschienen.
Bei vielen anderen in dieser Richtung geprüften Bakterienarten
wurde kein dem Verhalten der Typhusbacillen analoges VerhaJten
koostatirt.
Verf. bezeichnet das genannte Verhalten der Typhusbacillen als
an Merkmal, welches geeignet ist, neben anderen Merkmalen die
Tjrphasbacillen als solche erkennen zulassen. Dittrich (Prag).
BefUn, Eine einfache Methode zur Isolirung anaörober
Bakterien. [Aus dem hygienischen Institut der Universität
Breslau.] (Zeitschrift für Hygiene. Bd. IX. Heft 2.)
Botkin gibt ein Verfahren zur Kullivirung anaärober Bakte-
rien an. Dasselbe ist unter Benützung der gebräuchlichsten Labo-
latoriumsutensilien ausführbar. Die Handhabung des vom Verf. an-
g^ebenen und in der Originalarbeit abgebildeten Apparates ist eine
laaserat einfache. Dittrich (Prag).
Sehntziniiifiing, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick-
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc.
PklBalix^ Etüde exp^rimentale sur le röle attrib.u^
auK cellules lymphatiques dans la protection de
Torganisme contre Tinvasion du bacillus anthra-
cis et dans le m^canisme de Timmunit^ acquise. —
(La semaine m6d. X. 1890. No. 49.)
Zur Prüfung der Rolle, welche die Leukocyten nach der Pbago-
cjtenlehre spielen, machte Ph. Milzbrandimpfungen bei Mäusen, Ka-
ninchen und Meerschweinchen und untersuchte die der Impfstelle zu-
iiftchst gelegene Lymphdrüse. Er kam zu folgenden Resultaten :
Das Versuchsthier überlebt oder stirbt innerhalb einer Zeit, die
zwischen 10 und 72 Tagen wechselt.
In allen Fällen, in denen das Thier stirbt oder überlebt, wird
der Milzbrandbacillus in der Drüse nicht zerstört, denn eine Aussaat
desselben in Bouillon erzeugt eine reichliche Milzbratidentwickelung.
Im Blut dagegen hat er seine Entwickelungsfähigkeit vollkommen
verloren, denn alle Kulturen in Blut (Blutserum ?) bleiben steril.
Pb. schliesst daraus, dass die Lymphzellen immerhin eine me-
^dianiache Bolle spielen, dass aber diese zur Zerstörung der Mikrobien
210 Bohntnmpftang, kttnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelans^hemmnng eto.
nicht genügt. Der Schutz des Organismus kommt vielmehr hauptr*
sächlich durch die die Lebcnsfilhigkeit des Milzbrandbacillus 8cli&--
digenden Einflüsse des Blutes zu Stande. — [Acad. des sciences^
10. Nov. 1890. J M. Kirchner (Hannover).
HalniySur la virulence de la bact^ridie charbonneuso
apris passage chez le chien et chez le lapin vac^-
cin^. [Aus dem Laboratorium von Roux.] (Annales de rinsti*
tut Pasteur. 1890. No. 8. S. 520.)
Verf. gibt zunächst eine vollständige üebersicht der bisherigen^
wesentlich widersprechenden Angaben über das Verhalten der Milz-
brandvirulenz bei Uebertragung auf nichtempfängliche Thiere.
Für die Methodik der Versuche von Wichtigkeit ist, dass nicht
direkt das Oedem, überhaupt die Körpersäfte des mit Milzbrand ge-
impften immunen Thieres zur Prüfung der Virulenz verimpft werden ;
gewöhnlich ist die Menge der darin enthaltenen Bacillen eine zu
geringe, letztere müssen daher durch Bouillonkultur vermehrt und
dann erst verimpft werden. Die Unterlassung dieser Vorsichtsmass-
regel erklärt wohl hauptsächlich die durch verschiedene Autoren ge-
fundene scheinbare Abnahme der Virulenz. Zur Prüfung dienten
Kaninchen von gleichem Gewicht; der Milzbrand galt um so wirk-
samer, je schneller dieselben erlagen.
Die Hauptversuche wurden an 24 meist ausgewachsenen Hun-
den angestellt; hiervon wurden 7 subkutan mit Milzbrand inokulirt^
von denen einer erlag, 17 wurden intravenös infizirt, von denen 7
erlagen. Die Prüfung der Virulenz der Milzbrandbacillen, zunächst
aus dem lokalen Oodem der subkutan inokulirten Hunde ergab nun
stets eine Steigerung derselben. Die damit geimpften Kaninchen
erlagen im Mittel in 42 Stunden, während der gleiche Milzbrand vor
der Passage dieselben erst in 72 Stunden getödtet hatte. Bei Meer-
schweinchen sank die Todeszeit ebenfalls von 36 auf 27 — 30 Stun-
den. Ebenso zeigten die durch intravenöse Injektion auf Hunde
übertragenen Milzbrandbacillen — von denjenigen Hunden, welche
sich immun erwiesen — eine wesentliche Erhöhung der Virulenz.
Es war dabei oft schwer, die Milzbrandbacillen aus dem Blut und
den Organen, Milz und Leber der nach 2 — 3 Tagen getödteten Hunde
wieder herauszuzüchten, da dieselben grösstentheils sehr rasch im
Körper zu Grunde gingen. Aber die erlangten Kulturen tödteten
Kaninchen im Mittel in 32 Stunden.
Ebenfalls Steigerung der Virulenz trat femer ein bei Ueber-
tragung des Milzbrandes auf künstlich immunisirte Kaninchen. Bei
den für Milzbrand empfänglichen Hunden dagegen erwies sich
die Steigerung der Virulenz als eine unregelmässige.
Von weiteren Ergebnissen ist zu erwähnen, dass beim Hunde
durch eine vorausgehende subkutane oder intravenöse Milzbrand-
infektion die Immunität bis zur absoluten Unempfänglichkeit ver-
stärkt werden kann. Femer zeigte sich die intravenöse Injektion
für Hunde gefährlicher, als die subkutane. Schwarze Hunde erwiesen
sich auffallender Weise weit empfänglicher für Milzbrand, als andere.
Manche Hunde erliegen in Folge von Milzbrandinokulation, ohne dass
SebvtsiiDpliiiig, ktlnatl. InfaktioDsknuikheiten, Entwiekelongsbemmang etc. 211
■ao bei der Sektion Bacillen zu finden vermag. Bei absolut unem-
jAflglichen Hunden sind die Bacillen bereits nach 18 Stunden
fällig verschwanden, w&brend man sie bei dem gewöhnlichen Grade
TOD Immunität noch nach 24 Stunden im Blute, nach 3 Tagen in
der MUx nachzuweisen vermag. Buchner (München).
Blagovestehensky, Sur Tantagonisme entre les bacilles
da charbon et ceux du pus bleu. [Aus dem Laboratorium
von Metschnikoff im Institut Pasteur.] (Annales de PInstitut
PÄrteur. 1890- No. 11. S. 689.)
Aus den Untersuchungen von Emmerich, Pawlowsky,
BoQchard a. s. w. geht hervor, dass die pathogene Wirkung von
Miisbrandbacillen durch gleichzeitige oder nachfolgende Impfung mit
anderen Bakterienarten aufgehoben werden kann. Verf. hat es unter-
Dommen, den Mechanismus dieses Hemmungsvorganges, speziell für
Milzbrandbacillen und Bacillus pyocyaneus, näher zu erforschen.
Zunächst wurden in die vordere Au^^enkammer von Kaninchen
und Meerschweinchen durch angelegte kleine Schnittöffnungen gleich-
leitig je eine Platinöse von gleich alten Agarkulturen der beiden
Bakterienarten eingebracht. Das Auge wurde alsdann zwei- bis drei-
nal täglich mit destillirtem Wasser ausgewaschen, um eine sekun-
däre Infektion möglichst zu vermeiden. Die Folge dieser Impfungen
waren heftige entzündliche Erscheinungen, welche fast in allen Fällen
gegen Anfang der dritten Woche zu einer totalen Atrophie des
Bulbus fQhrte».« Während des Verlaufes des ganzen Prozesses wurden
DVD mittelst kapillar ausgezo^^ener Pipetten in verschiedenen Zeit-
räumen durch die erwähnten Schnittöffnungen in der Cornea kleine
Flüssigkeitsproben aus der Augenkammer entnommen und theils
mikroskopisch, theils durch Agarkulturen untersucht.
Schon nach 6 und 12 Stunden fanden sich reichlich Lcukocyten,
sieUenweise auch Phagocyten mit aufgenommenen Milzbrandbacillen,
wShrend die Pyocy an eus- Bacillen frei waren; nach 18— 24 Stun-
deu findet man Phagocyten vollgepfropft mit Milzbrandbacillen, nach
36—48 Stunden beginnen letztere körnig zu degeneriren und ver-
sehwinden allmählich. Nun beginnen die Phagocyten auch die Pyo-
cyaneus bacillen, welche sich bis dahin vermehrt hatten, aufzu-
Dehnoen, und zwar in grossen Massen.
Von 11 auf diese Weise infizirten Kaninchen erlagen nur 3,
Dach 70 Stunden bis 7 Tagen, und bei keinem konnten Milzbrand-
bacillen aus den Organen gezüchtet werden; 8 Thiere blieben am
Leben, während 4 Kontrollthiere, mit gleichen Mengen der nämlichen
ADthraxkultur infizirt, innerhalb 58 Stunden bis 6 Tagen an Milz-
brand erlagen. Aehnlich waren die Resultate bei Meerschweinchen.
Die flberlebenden Thiere erwiesen sich nicht immun gegen Anthrax.
Bei 5 anderen Kaninchen wurde der Milzbrandbacillus in das
elDe, der Pyocyaneus in das andere Auge übertragen. 3 von
diesen Thieren erlagen an Anthrax, 2 an Pyocyaneus-Infektion, ob-
ivohl sich in mehreren Organen degenerirte Milzbrandbacillen fanden.
Bei grösserer Entfernung desBacilluspyocyaneus vom Anthrax-
bacillus wird die Wirkung somit geringer.
212 Schutsimpfniig, kttnstl. Infektionskrankheiteni EDtwickelnngshemmang^ etc.
Ferner wurden bei 4 Kaninchen Fäden mit angetrocknetes Milz*
brandsporen gleichzeitig mit Bacillus pyocyaneus ins Auge ge-
bracht. Der Erfolg bewies eine direkt hemmende Wirkung- des
Pyocyanens, indem die Sporen nicht auskeimten, obwohl dieselben
sonst stets, auch bei immunen Thieren, in der Vorderkamnier zu
keimen pflegen. Bei nachberiger Uebertragung in Bouillon dagegen
erfolgte ein Auswachsen der Sporen.
Es wurde nun zu Versuchen mit sterilisirten Pyocyaneus-
kulturen übergegangen. Von 8 Kaninchen, welche solche sterilisirte
Kulturen und gleichzeitig Milzbrand in die vordere Augenkammer
erhielten, erlagen jedoch 7 an Milzbrand. Besser wirkte die gleich-
zeitige subkutane Injektion von 1—2 ccm steriler Pyoeyaneus-
kultur und ebenso viel Bouillonkultur von Anthrax an der näm-
lichen Stelle, indem von 6 Kaninchen nur eines am 23. Tage und
zwar ohne Anthrazsymptome erlag. Ebenfalls Hemmung des Milz-
brandes wurde noch bei einer Anzahl weiterer Versuche erzielt, bei
denen die sterile Pyocyaneuskultur rings um die Anthraxinokn-
lationsstelle wiederholt injizirt wurde. Ein Theil der so vor dem
Milzbrand geschützten Kaninchen (4 unter 9 Thieren) erwies sicii
bei späterer Prüfung nach 1 — 2 Monaten immun gegen Anthrax.
Verf. bestätigt somit die von Wood und Woodhead erzielten
günstigen Hemmungsresultate; aber es bedürfe sehr grosser Mengen
steriler Kultur. Deshalb erliegen die Thiere, wenn die Injektionen
in die Vorderkammer geschehen, weil hier nur minimale Quantitäten
angewendet werden können.
Schliesslich wurden nun Versuche über den Antagonismus von
Milzbrand- und Pyocyaneus-Bacillen ausserhalb des Körpers
angestellt Agarplatten in Pe tri 'sehen Schalen wurden mit zwd
gekreuzten Streifen von Aussaatmaterial der beiden verschiedenen
fiakterienarten besät. Am Kreuzungspunkt der Streifen konnte sehr
deutlich die Einwirkung der Bacillen des blauen Eiters auf die An-
thraxbaciilen beobachtet werden. Bei vielfach wiederholten Ver-
suchen ergab sich, dass diese Einwirkung stets eine stark hemmende
und nachtheilige war. Andere Versuche nach verschiedenen Me-
thoden Hessen sogar erkennen, dass die blosse Nachbarschaft der
Produkte der Lebensthätigkeit der Pyocyaneuskulturen — wobei
hauptsächlich eine flüchtige Substanz von üblem Geruch wirksam
sein soll — einen schädlichen Einfluss auf die Entwickelung der
Milzbrandbacillen ausüben.
In diesem Antagonismus der Pyocy aneusbacillen gegen die
Anthraxbacillen ausserhalb des Körpers erblickt Verf. die Erklärung
auch für die Hemmung der Milzbrandentwickelung im Innern des
Organismus, beschränkt aber vorsichtiger Weise diese theoretische
Auffassung [welche Ref. nicht zu theilen vermag] auf den speziell
vorliegenden Fall. [Die Hemmung des Milzbrandes durch Erysipel-
kokken, durch sterilisirte Kulturen des Pneumobacillus u. s. w. lassen
sich auf diese Weise nicht erklären. Ref.]
B u c h n e r (München).
BaktarioL Tom X tot«Tiuiüoiuil«D raedleiniicben KongrasM in Berlin. 21$
OriginalbericMe Ober Kongresse.
Bakteriologisches vom X. internationalen medioinisohen
Kongresse zu Berlin, 4. — 9. August 1890.
(FortseUttng.)
Aus den Abtheilangs-Sitznngeo.
XY. Abtheilang : Hygiene.
Herr Comet (Berlin-Beichenhall), Derseitiger Stand der Tu-
berculosenfrage.
Nach dem heutigen Stande der Tuberculosen- speziell der Lungen-
tabercQlosenfrage steht fest,
1) daaa dieselbe durch den Bacillus und zwar durch die Ein-
atmung desselben entsteht;
2) das8 wegen der eigenartigen Lebensbedingungen des Tuber-
keUuLCillus ein Wachsthum desselben ausserhalb des menschlichen
resp. tbierischen Organismus unter natürlichen Verhältnissen unmög-
lieh ist;
3) dass das Sputum wegen der in ihm repräsentirten grössten
Menge des ans Freie gesetzten tuberculösen Materials der schädlichste
Faktor ist;
4) dass das Sputum, trocken und zur Verstäubung geeignet, sehr
gefährlich ist, im feuchten Zustande die Gefahr einer Inhalation völlig
&) dass darum mit Nothwendigkeit alles auf die Feuchterhaltung
aller Sputa und auf deren Unschädlichmachung in diesem Zustande
bindrängt
EHe Prophylaxe würde sich somit relativ einfach gestalten, obzwar
ein praktischer Erfolg nur dann zu erwarten ist, wenn die Grund-
sätze der Prophylaxe dem Volke geradezu anerzogen werden. Popu*
läre Anweisungen, wie sie Vortn jedem seiner Patienten einhändigt,
und ähnliche publizistische Mittel können vieles zur Ausbreitung der
prophylaktischen Maassnahmen beitragen.
Unabweisliches Postulat wäre es, dass in allen öffentlichen Ge-
bäuden wassergeffillte, leicht und täglich zu entleerende Spucknäpfe
aufgestellt werden. Die Desinfektion des Sputums ist unnöthig und
nieht allgemein durchführbar, eine Füllung mit Sand oder Sägespänen
dbm verwerflich. Der Inhalt der Näpfe soll in den Abort geschüttet
werden, da die Bacillen in Fäulnissgemengen in 35 Tagen zu Grunde
gehen. Die unentgeltliche Desinfektion von Räumen, in denen Tu-
berculöse lebten oder starben, ist gesetzlich zu fordern und die Er-
richtung von Desinfektionsanstalten obligatorisch zu machen. Die
Reinigung der Wohnräume finde stets auf feuchtem Wege statt. Es
mOge die Gründung von Anstalten für Schwindsüchtige angestrebt
werden, denn in solchen Instituten bat der Schwindsüchtige die meiste
214 ^«kteriol. vom lt. inUrnatiouaUli m^dicioSachen ftoDgrasM su Ifterlia.
Aussicht auf Heilung und seine Familie oder Umgebung wird di^rch
seine Entfernung am sichersten vor Ansteckung geschützt. Die Milch
darf von Kindern, Kranken und Rekonvalescenten oder selbst von
Gesunden nur in gut gekochtem Zustande genossen werden. Sanit&ts-
polizeiliche Vorschriften sind in dem Sinne zu treffen, dass einerseits
das Fleisch von Thieren, welche an mehr als einem Organe an Tu-
berculose leiden oder schon bereits abgemagert sind, vom Genüsse
gänzlich auszuschliessen bezw. zu vaiiicbten und dass andererseits
das Fleisch von Thieren mit minderer lokalisirter Tuberculose zum
Verkauf nur unter der ausdrücklichen Bezeichnung als minderwerthig
zugelassen werden darf. Frühzeitiges, zwangsweises Schlachten tuber-
culöser Thiere mit theilweiser Entschädigung der Besitzer ist gesetz-
lich anzubahnen.
Herr Sormani (Pavia), Internationale Maassregeln gegen
die Tuberculose.
Die Prophylaxe der Tuberculose kann behördliche Vorsicht«-
maassregeln internationalen Charakters beständig nöthig machen;
denn es gibt vielerlei Wege, auf welchen das Tuberkelvirus leicht
von einem Lande in das andere übertragen und verbreitet wird.
Hauptsächlich gehören hierher
1) die Tuberculosen, welche sich behufo klimatischer Kur an ge-
wissen Orten in grösserer Zahl ansammeln;
2) die Eisenbahnwagen und Schiffe für den Personentransport;
3) die tuberculösen Sehlachtüiiere und einige Nahrungsmittel,
welche im Handel vorkommen;
4) die grossen industriellen Etablissements, in welchen sich Ar-
beiter verschiedener Nationalität zusammenfinden.
Italien und andere Mittelmeerländer beherbergen während der
Winter- und Frühlingsmonate eine grosse Anzahl Lungenkranker,
welche aus den nördlicher gelegenen Gegenden Europas nach dem
Süden kommen. Die Folgen dieser Anhäufungen Schwindsüchtiger
an einzelnen Punkten finden bereits ihren Ausdruck in der grösseren
Frequenz der Phthise in mehreren klimatischen Stationen des süd-
lichen Frankreichs, Italiens und Algiers. Für San Remo hat Raseri
nachgewiesen, dass die Tuberculose in kontinuirlicher Zunahme be-
griffen ist. Die Uebertragung der Tuberculose wird auch in den kli-
matischen Kurorten zumeist durch die Infizirung der Wohnräume
stattfinden, namentlich der Hotels, der möblirten Miethwohnungen,
der Kaffeehäuser, Kirchen etc. Weniger Gefahr bringt die mögliche
Verunreinigung der Wege und Plätze, denn bei diesen trägt die keim-
tödtende Wirkung des Sonnenlichtes namhaft zu einer gewissen rela-
tiven Desinfektion des Bodens bei. Es wäre daher für die klima-
tischen Kurorte, wo so viele Brustkranke zusammenströmen, eine
unab weisliche Noth wendigkeit, einen regelmässigen und strengen Des-
infektionsdienst für Wohnräume einzuführen, welcher sich besonders
auf die Gasthöfe, die an Kranke vermietheten Wohnungen und auf
die öfiTentlichen Lokale zu erstrecken hätte. Die Desinfektion dürfte
nicht den Privatparteien und Hotelbesitzern überlassen, sondern
müsste unter der Leitung der kompetenten Behörde durchgeführt
ftaktonol. rum ^. intemationaUn mediciiiMi han Kongresse zu fierlin. 215
waien. Bei der Neoaoflf&bruDg von Hotels, Sanatorien und ähn-
iter Geb&ude soll auf eine möglichst leicht durchführbare Desio-
Uiijm der Fussböden und Wände Rücksicht genommen werden, da-
ker soweit als thuDÜch Teppiche, Papiertapeten, Vorhänge etc. zu
vermeiden sind. Jedes Zimmer und die Treppenruheplätze sind mit
im von Gornet empfohlenen Spucknäpfen zu versehen.
Die Eisenbahnpersonenwagen können ebenfalls wesentlich zur
Veftareitung des taberculösen Virus beitragen. Die Sputa, welche die
Tabercalösen auf den Waggonfussboden deponiren, werden durch den
litfTSchenden Luftzug rasch getrocknet, durch das Reiben der Füsse in
SUab verwandelt und durch die kontinuirliche Luftbewegung im Innern
des rollenden Babnwagens in der Luft suspendirt erhalten. Es wäre
demnach wünschenswerth, wenn zum mindesten der Fussböden der
Personenwagen nach jeder Fahrt desinfizirt werden würde. Um dies
rasch ond vollständig bewerkstelligen zu können, müsste der Fuss-
böden eine glatte Oberfläche besitzen und frei von Unebenheiten und
Sitzen sein. Grösser ist die Infektionsgefahr bei Seereisen, wenn
sieh Taberculöse an Bord befinden. Tausende von Auswanderern
kreuzen den Ocean. Das didite Nebeneinanderleben vieler Menschen
in einem beschränkten Räume bedingt es, dass unter solchen Um-
ständen die Taberculösen eine grosse Gefahr für die Mitreisenden
bilden. Inabesondere ist dies bei den Rückfahrten von Amerika nach
Europa der Fall, vireil die Ausgewanderten, welche an Phthise er-
krt&ken, fast immer die Rückkehr in die Heimath anstreben. Viele
tieser Unglücklichen sterben wlUirend der Ueberfahrt. Im Zwischen-
deck der Auswandererschifife werden die Getränke in gemeinschaft-
lichen Gewissen gereicht, die Kabinen sind klein und dicht neben-
einander gelegen, das Wasser lässt an Reinheit viel zu wünschen
iibr^: alles Momente, welche die Infektionsgefahr für die übrigen
Bosenden erhöhen. Die prophylaktischen Maassnahmen müssten
darin bestehen, dass entweder Tuberculöse überhaupt nicht an Bord
genommen werden dürfen oder wenigstens die Fälle in vorgeschrit-
\ieiiem Stadium ausgeschlossen bleiben ; oder aber es wären die Tuber-
culosen m einem abgesonderten Räume, z. B. der Krankenabtheilung,
zurückzuhalten. Ferner wären noch die Benutzung von Spuckschalen,
Desinfektion und eine relative Isolirung zur Pflicht zu machen.
Zwischen den verschiedenen Ländern findet ein reger Handels-
Terkehr mit Schlachtthieren und Nahrungsmitteln, wie Milch, Natur-
UDd Kunstbutter, konservirtem Fleisch etc. statt, welche alle geeignet
änd, als Träger und Verbreiter des Tuberkelbacillus von einem
Lande in das andere zu fungiren. Man wird die gehörige Aufsicht
des Verkehrs mit derartigen Handelsprodukten nicht verabsäumen
dürfen. Wenn auch die Diagnose der Rindertuberculose intra vitam
schwierig ist, so muss dennoch von den Grenzthierärzten der Ueber-
tritt jener Thiere in jedem Falle verhindert werden, in welchem die
Diagnose möglich ist.
Der Schutz der Arbeiter gegen die Invasion der pathogenen Mi-
loHMiganismen ist keineswegs eine der minderwerthigen Fragen. Viele
(^tbeiter werden thatsächlich die Opfer von Infektionskrankheiten,
welche sie in den Arbeitsstätten acquiriren, worunter die Tuberculöse
1
216 ^^^^ LUteratnf.
nicht gerade die seltenste ist Ein Tuberculöser, welcher den
boden rQcksicbtslos mit seinen Sekreten yerunreinigt, kann zum Ii
fektionsherde für viele seiner Genossen werden, obzwar in den gross«
Etablissements ausserdem gewöhnlich aach noch andere, die Uebei^
tragung der Krankheit begOnstigende Umstände hinzukommen , wi
das Einathmen von Staub und von irritirenden Gasen, verdorbeo<
Luft, Bewegungsmangel und plötzlicher Temperatur Wechsel. Aehn liebe
Verhältnisse herrschen auch in Militärkasernen. Diesen Zuständen
könnte durch eine hygienische Aufsicht der industriellen Etablisse- i
ments und der obligatorischen Einführung jener Maassregeln, welche
die Prophylaxe der Tuberculose in der Familie bilden, abgeholfen
werden.
(FortMtBiing folgt.)
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Saaaralli, Oiaaeppa, Ueber eiaea aeaea
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flir Tbiere mit verlnderlicber aad koo-
staater Temperatar patbogea ist Mit 1
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les baciUes du cbarboa et ceuz du pos
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Malm, Sur la Tiraleace de la beet4ridie
charboaaense aprto passage ehea le ehiea
et chet le lapia Tacein4, p. 210.
Phiialix, Btude ezp4rimentale sur le r6le
attrlbu4 aux oellules lympbatlques daos
la protection de rorgaaisme coatre I*ia-
Tasioa du bacillus aatbrads et daas le
möcaaisme de l'immunit4 acquise, p. 209.
Originalbariobta ftber XongrMM.
Bakteriologisches Tom X. iater-
aatioaalea mediciniscbea
Koagresse su Berlia,
4. — 9. August 1890. (Fortsetauog.)
Comet, Derseitiger Staad der Tabercalose,
p. 918.
Somuuii, lateraationale Massregeln gegen
die Tabercalose, p. 214.
Nene IdtlentoTt p. 216.
FnmBUMonhM Boehdraek«!«! (RornAsii Pohl«) In Jna.
Bakteriologie und Parasitenkunde.
In Yerbindang mit
Geh. Mt, Prot Dr. IMart nd Pnfissor Dr. Loeflier
Im LHpxic in Or«ilinri)4
herauBgvgeben von
Dr. O. TThlisroriii in Cassel.
-M-
Verlag von Gustav Fischer In Jena.
ELBaaA«
J«ui» den 21. Februar 1891.
No.7.
Ca
Frtif IBr dm Baad (16 VauMni) 14 Muk.
Jährlich ersebtinea swei Bind«,
bestehen dwoh all« Bnehhandlnogmi and PosttQStalten.
Dis Redaktion des „Ce$itralblafts für Baktetioiögie und PtirasUen-
hmit tickUt an die Herren Mitarbeiter die ergd>ene Bitte, etwaige
Win^eke «n» lAeferung wm besonderen Abdrüeken ihrer A^f"
tite enMweder aitf dae Manuskript Mckrelben tu woUen oder
dk'eki an den VeriegeTf Herrn Chteiav Flt^eker <m Jena^ gelangen
9g CfUMM. Die Verlagthandlunff ist leider nicht in der Lage , ^päter
dngehende WÜneeke berüekHckUgen m$ Mtnnen.
Heber
Original - MlttheRuiigen.
Wirksamkeit von Desinfektioiismitteln bei
höherer Temperatur.
Vorläufige Mittheilung
▼on
Dr. Adolf Heider,
AMistonton am hygien. lostitiite dar Wlanar Uoivarsitftt.
Ue Publikation Behring's: Ueber Desinfektion, Desinfektions*
Bitte! ond Desinfektionsmethoden (Ztschr. f. Hygiene. Bd. IX. Heft 3.)
Tenohsst mich zu einer kurzen Mittheilung Ober das wesentlichste
^Itat einer Reihe von Versuchen, welche ich, angeregt durch
BeiDen verehrten Lehrer, Herrn Prof. Oruber, unternommen habe,
va die Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln bei erhöhter Tempera*
torzaprOlsD.
a.M. 16
222 H 6 i d • r , Die Wirksamkeit ▼. Desinfektioiumitteln bei bdherer Tempentiir.
Es hat sich hierbei aach mir die bemerkenswerthe uDd wohl
auch praktisch verwendbare Thatsache heransgestellt , dass bei einer
Anzahl von Desinfektionsmitteln schon durch eine mftssige Erhöhung
der Temperatui: eine sehr bedeutende Erhöhung ihrer Wirksamkeit
erzielt werden kann. - -
Beispielsweise sollen im Folgenden die Zeiten angeführt werden,
welche nothwendig waren, um bei einer Temperatur von 55 *C Milz-
brandsporen abzutödten, deren Entwickelungsfilhigkeit durch 36tagige
Einwirkung von 5^/o Karbolsäure bei Zimmertemperatur nicht ver-
nichtet wurde. Dieselben waren bei 5 ^^ Karbolsäure ca. 1 — 2 Stunden,
bei 5 ^/o Karbolschwefelsäure \ Stunde , bei 3 ^^ Karbolschwefels&ure
1 Stunde, bei 5^/o Kresol-Schmierseife 2 Stunden.
lo/o und 3% Karbolsäure, sowie l^/o Karbolschwefelsäure waren
bei dieser Temperatur noch nach 7—8 Stunden ohne Wirkung, ebenso
3 ^U Kresolschmierseife bei 5stündiger Einwirkung.
Eine weitere Steigerung der Temperatur um 20^ C, also auf ca.
75<^, kürzte die zur Tödtnng der Sporen nöthige Zeit bei h^h Karbol-
säure auf 3 Minuten, bei 3!^/o Karbolsäure auf 15 Minuten, bei 1%
Karbolsäure auf 2—^2^ Stunden, bei 5^/o Karbolschwefelsäüte auf
1 Minute, bei Z^h Karbolsehwefelsäure auf lO-Minuten, bei 6^/b Kre-
solschmierseife auf 5 Minuten, bei 3®/o Kresolschmierseife auf 15 Mi-
nuten ab.
Eine mehr oder weniger bedeutende Steigerung der Wirksamkeit
durch Erhöhung der Temperatur wurde auch bei Schwefelsäure, Kali-
lauge und Sodalösung beobachtet
Dagegen waren 10 7o Pearson'sches Kreolin, \^h Pyoktanin,
gesättigtes Kalkwasser bei 55^ (letzteres auch bei 75*) bei 7-*88tQn-
diger Versuchsdauer ohne Einwirkung auf die EntwickelungsfiUiigkeit
der Milzbrandsporen.
Mit Versuchen über die Einwirkung warmer Desinfektionsmittel
auf sporenfreies Material, sowie über die praktische Verwendbarkeit
heisser Desinfektionsflüssi^keiten bin ich derzeit noch beschäftigt und
behalte mir weitere Mittheilungen vor.
Ueber einen neuen Mikroorganismns des Wassers,
welcher für Thiere mit veränderlicher und konstanter
Temperatur pathogen ist.
(Pathologisches Institut der Königl. Universität Sie na, Direktor
Prof. C. Sanquirico.)
Von
Dr. Oluseppe Sanarelll,
Assistanten.
Mit oi]i«r lithograpliiieli«!! Tafel.
(Schlnss.)
Die Schnitte aus den verschiedenen in Alkohol gehärteten und in
Celloidin eingeschlossenen Organen wurden dann mit dem idkaliscben
Saaftrelli, Ueber einen neuen Kikroorganismns des Wassers. 228
jfetkjlblaa Ton Loeffler gefärbt, weil der B. hydrophilus fus-
e«i sich Dicht nach der Methode von Oram färben lässt
Die Badllen sind grösstentheils in den Blutgefässen oder in deren
gfbe ai^diänft and behalten fiberall dieselbe Neigung, sich in zidil-
icidie Gruppen zo sammeln, welche sehr deutlich im Innern der Ge-
webe hervortreten.
Ausserdem fand ich häufig in dem cirkulirenden Blute selbst
iddidche riesige Leukocyten, welche mehrere Bacillen in
ihrem Innern enthielten.
Aach die Eidedisen (L. agilis und Tiridis) sterben schnell
lach dar Infektion mit dem B. hydrophilus fuscus, doch ist
bä ihoen die lokale Reaktion etwas weniger ausgesprochen , als bei
deo FtGsdien. Sie sterben gewohnlich nach 7—8 Stunden , wenn
die Impfung an einem Bein aasgeführt wurde, nach zwölf Stunden
iseh der Injektion unter die Haut. Die Bacillen finden sich in bedeu-
tender Menge sowohl im Blut, als in den Organen, welcher ausser der
ebeo beschriebenen Hyperämie nichts besonders AuflUlendes zeigen,
das nicht im Allgemeinen dem bei Fröschen Angetrofifenen analog
«Ire. Auch die Salamander (Tr. er i Status) erliegen der An-
gteckuDg bald and zeigen ungefähr dieselben makro- und mikrosko-
fsehen Alterationen, welche ich für die anderen Thiere angegeben
habe.
Um die Infektion an Süsswasserfischen studiren zu können, welche
ud)t ausserhalb des fliessenden Wassers leben können, musste ich zu
besondem Kanstgrifien meine Zuflucht nehmen, um sie hinreichend
lange am Leben zu erhalten, so dass ich den Ausgang der Inokulation
erwarten konnte, ohne ihren vorzeitigen Tod zu befürchten. Zu die-
m Zweck brachte ich die Thiere in ein grosses Gefäss, in welches
ich beständig einen schwachen Wasserstrahl fliessen liess, so dass das
Wasser fortwährend bewegt und erneuert wurde. Auf diese Weise
IttBeo ach auch Süsswasserfische viele Tage lang am Leben er-
kaKen.
Die Yorzagsweise gebrauchten Fische waren die Flussbarbe (B.
plebejus) and der Aal (A. vulgaris).
In Betracht der grossen Zartheit ^eser Thiere gebrauchte ich
die Vorsicht, zugleich mit den inokulirten Thieren andere in's Aqua-
TDUO ZQ setzen, denen ich nur einen einfachen Stich mit der sterili-
flrten Nadel beigebracht hatte.
Aber in allen Fällen blieben die letzteren am Leben , während
& enteren unfehlbar der Infektion binnen 8—26 Stunden erlagen«
Sehr hervorstechend ist bei den Fischen die Heftigkeit der örtlichen
^InktioD, and zwar ist diese um so stärker, je später der Tod eintritt
Im Allgemeinen erscheint an der Impfstelle eine ausgedehnte
Sdiwellnng von bräunlicher Farbe, hie und da mit rothen, hämor-
rhagischen Punkten bestreut, welche man auch auf dem Reste der
Ktrperoberfläche wahrnimmt. Unter der (Geschwulst sind die Gewebe
schlecht, fast gangränös, von wein rother Farbe und mit Bacillen er-
Mlt
Die mikroskopische Untersuchung und die Kulturen des Bluts
ksseo keinen Zweifel an der Natur der Infektion.
16*
224 BAiiareUi»
Bei dem Aal besonders ist die lokale Reaktion so stark, dass sie
umfangreiche Geschwülste und wirkliche, ausgedehnte, brandige
Stellen längs einem grossen Theile des Körpers hervorbringt
Diese tiefen Alterationen h&ngen auch zum Theil Ton der grös-
seren WiderstandsflÜiigkeit ab, welche diese Thiere in Vergleich mit
allen andern zeigen. Sie können die Infektion 36 — 48 Stunden Qber-
leben, ohne dass diese jemals stillsteht oder heilt; in solchen Fftllen
ist es also nidit schwer, grosse Ulcerationen und tiefe Erosionen der
Gewebe anzutreffen.
in« Wirkung auf Thiere mit konstanter Tempermtor.
(Sogenannte warmbültige Thiere.)
Ich habe mit Meerschweinchen , Kaninchen , Hunden , Katzen,
M&usen, Fledermäusen, Igeln, HOhnem und Tauben experimentirt,
und festgestellt, dass alle diese Thiere in verschiedenem Grade, aber
auf positive Weise der ausserordentlich pathogenen Wirkung des
B. hydrophilus fuscus unterliegen.
Die Meerschweinchen zeigen sich auch gegen kleine Mengen des
Virus sehr empfindlich. Bei ihnen wie bei verschiedenen andern
Thieren entwickelt sich die Infektion binnen sehr wenigen Stunden,
denn selten erreichen sie die zwölfte Stunde nach der subkutanen
Impfung.
Auch die mikro- und makroskopischen Befunde sind sehr ähn-
lich. Man findet fast immer alle Eingeweide hyper&misch, die Milz
ist verdickt und geschwollen, die Leber zerreibbar, Leber und Nieren
stark injizirt; im Peritoneum, der Pleura und im Pericardium finden
sich bisweilen hämorrhagische Exsudate, und nicht selten habe ich
auch ausgedehntes subkutanes Oedem in der Nähe der Inokulations-
stelle und im Unterhautbindegewebe der Bruchwände gefunden.
Die Bacillen finden sich immer in zahlloser Menge, wie man sich
an den Präparaten, welche ich der Gesellschaft vorlegte, leicht über-
zeugen kann. Besonders in der Milz, im Blut und im Knochenmark
sind sie in grosser Menge nachweisbar und in Bezug auf Ansehen
und Anordnung unterscheiden sie sich nicht von den in Thieren mit
veränderlicher Temperatur vorgefundenen, welche derselben Infektion
erlegen sind.
Auch die Kaninchen sterben bald nach der Infektion. Ein-
spritzungen in die Venen bringen immer in 5 — 6 Stunden den Tod
hervor, die Unterhautinjektionen nach etwas längerer Zeit Nur ein-
mal habe ich nach einer Unterhauteinspritzung ein kräftiges Ka-
ninchen nach nur 8 Stunden sterben sehen, und auch in diesem
Falle enthielten das Blut und die verschiedenen Eingeweide eine be-
trächtliche Menge von Bacillen.
Die makro- und mikroskopischen Befunde sind jedoch etwas
weniger ausgesprochen, als bei Meerschweinchen. Vor Allem sind
die Bacillen, von denen einige sowohl im Blute, als im Innern der
Organe sich innerhalb der Zellen befinden, weniger zahlreich, als
beim Meerschweinchen; ausserdem ist es mir ausser dem nicht
häufigen Vorkommen der serös - hämorrhagischen Exsudate in den
Ueb«r eltiea n«iieii Ifikroorganumiis des Watiart. 22^
JhgewddeD, eioer mehr oder weniger deutlichen örtlichen Reaktion
mi eineiD sehr aasgesprochenen und konstanten Meteorismus nie-
«Is möglich gewesen, sonstige bedeutende Alterationen aufzufinden.
Bei erwachsenen Hunden bringen weder Einspritzungen
ttter die Haut, noch solche in die Venen, weder örtlich, noch im All-
pmäntn^ irgend eine merkliche Wirkung hervor; aber neugeborene
ß--4 Tage alte) Hunde erliegen unfehlbar auch nach Unterhautin-
jektioDen von kleinen Mengen des Virus nach 12—36 Stunden. Die
inatomisch-pathologischen Alterationen, welche sich bei diesen letz-
teren finden, werden yorzQglich durch ausgedehnte, blutige Oedeme
oDter der Haut dargestellt , welche sich von dem Impfpunkte aus
weit erstrecken, sowie durch eine ausgesprochene Neigung der darüber
üegenden Haut, die Haare zu verlieren.
Die Bacillen finden sich in grosser Menge in den Organen und
in Blute, und mehr , als sonstwo , in dem subkutanen Oedem. Sie
äod im Allgemeinen zu zweien und dreien verbunden, bisweilen fast
kettenartig angeordnet
Bei neu ge bore nenKatzensind der Ausgang und die charak-
teristischen Symptome der Infektion ungefähr dieselben, wie bei
jaDgeQ Hunden. Aber auch bei erwachsenen Katzen bringen Unter-
haatinjektionen , wenn sie auch keine allgemeine Infektion erzeugen,
doch ausgedehnte Infiltrationen hervor, gefolgt von grossen Brand-
stellen und Geschwüren von schwieriger und langsamer Heilung in
ier Umgebung der Impfstelle.
Audi weisse Mäuse und Fledermäuse (Plecotus auri-
tus) werden schnell infizirt Die ersteren starben nach ungefähr 7 — 8
Standen. Die Impfstelle ist in grosser Ausdehnung geschwollen und
geröthet, das Haar fällt leicht auf grossen Strecken aus und ent-
\Ao^l eine breite Zone ödematöser, rothviolett gefärbter Haut; die
Mflz ist etwas geschwollen und enthält, wie auch das Blut, zahlreiche
Baällen.
Die zweiten starben nach nur 5 — 6 Stunden mit denselben An-
zeichen, wie die Mäuse.
Der Igel (Erinaceus europaeus) zeigt sich dagegen etwas
widerstandsfähiger. In Folge der Unterhautinjektion stirbt er erst
nM\i 18 — 24 — 36 Stunden. Auch in diesem Falle ist die Infektion
allgemein; die örtlichen Symptome sind ungefähr wie die früheren.
Aach Hühner und Tauben sind der allgemeinen Infektion
QBterworfen, aber nur durch Einspritzung in die Venen.
Injektionen unter die Haut und in's Parenchym (Brustmuskeln)
Haben, auch bei Anwendung bedeutender Mengen von Virus, un-
wirksam, und verursachen nur vorübergehende, kurz dauernde Stö-
nn^g^i\, während intravenöse Einspritzungen den Tod auf 6 — 7 Stunden
zur Folge haben.
Die Bacillen finden sich im Blut und in den Organen, aber nicht
io 80 grosser Menge, wie bei einigen der oben genannten Thiere.
Bei andern von mir angestellten Versuchen an Hühnern und
Tauben hat es mir geschienen, als ob die parenchymatösen Ein-
spritzungen gegen die Wirkung späterer intravenöser Injektionen
Sdiutz gewährten. Aber bis jetzt sind die beobachteten Fälle nicht
226 Sanarelli,
zahlreich genug, um dieses bemerkcnswerthe Resultat, das ich
tig weiter zu verfolgen gedenke, als sicher hinzustellen.
Ein anderer auffallender Umstand ist die ausserordentliche ScIkk:
ligkeit, mit d e r bei allen an dieser Infektion gestorben
Thieren der Fäulnissprozess verläuft
Bis jetzt habe ich noch keine Gelegenheit gehabt, das Studi
dieses neuen und interessanten Mikroorganismus weiter zu verfolg^«
welcher mit so intensiv pathogener Kraft begabt ist, wie kein
unter den bis jetzt bekannten und beschriebenen.
Aber die gesammelten und kurz vorgetragenen Thatsachen Binci
schon hinreichend, um den Werth dieses Bacillus in Bezug
Hygiene und Pathologie festzustellen. Denn wenn wir auch für
Augenblick von der Wichtigkeit absehen, welche hinsichtlich der Stil-
gemeinen Infektionslehre ein Mikroorganismus haben kann, welcher so
hervorragend infektiöse Wirkung sowohl auf kalt- als auf warmblütige
Thiere ausübt, so bleibt doch noch seine ausserordentlich pathogene
Wirkung auf eine Anzahl von Individuen zu betrachten, welche den
verschiedensten Arten angehören, und nur der Mangel an direkten
Beweisen verhindert uns fQr jetzt, diese Wirkung für viele andere
Thierarten, vielleicht sogar für den Menschen selbst anzunehmen.
Aber eine bis jetzt einzige Erscheinung in der Pathologie ist
die überraschende Schnelligkeit, mit welcher das allgemeine Bild des
infektiösen Prozesses abläuft.
Diese Thatsache hatte mich zuerst zu dem Glauben verleitet, die
Stoffwechselprodukte des B. hydrophilus fuscus seien mit
energischen toxischen Eigenschaften begabt Um diese für meine
Untersuchung wichtige Frage zu entscheiden, filtrirte ich verschiedene
Kulturen auf Fleischbrühe und Gelatine, die ich vorher zwei bis drei
Wochen lang im Brutraume gehalten hatte, durch das Chamber-
1 and 'sehe Filter; aber ich bekenne freimüthig, dass die Injektionen
unter die Haut und in die Venen, welche ich mit reichlichen Mengen
der filtrirten Flüssigkeit machte, niemals bei Thieren irgend eine
Erscheinung hervorgebracht haben, welche mit der im Laufe meiner
verschiedenen Experimente an Thieren gemachten Untersuchungen
in Beziehung gebracht werden könnte.
Es blieb mir noch übrig, auf die Wichtigkeit hinzudeuten, welche
der B. hydrophilus fuscus aus dem speziellen Gesichtspunkte
der natürlichen Immunität zeigt, denn Niemandem kann der vorhan-
dene Zusammenhang zwischen den Bedingungen entgehen, welche in
den organischen Flüssigkeiten die Entwickelung der Bakterien be-
günstigen oder verhindern, und zwischen der Empfänglichkeit und
Immunität, welche die Thiere gegen dieselben zeigen.
Die Froschlymphe z. B., welche die üppigste Entwickelung des
B. hydrophilus fuscus erlaubt, der für den Frosch pathogenisch
ist, während sie die desB. anthracis verhindert, der für denselben
wirkunkslos ist, bildet eines der schönsten Beispiele, die uns die Bak-
teriologie dargeboten hat.
Nota. Einige Tage, ehe ich diese meine Studien der medizinisch-
chirurgischen QeseUscbaft in Pavia mittheilte, erschien in dem letzten
D«ber «inen neaen Mikroorganismus des Wassers, 227
Beft von Ziegler^s Beiträgen ein Aufsatz von P. Ernst i) in
B^delbeig, in welchem aaf eine charakteristische FrQhlingsepidemie
der Frösche hingewiesen wird.
Nach den Zeichnungen und einigen allgemeinen charakteristischen
figeaschaften, welche Ernst angibt, zweifle ich durchaus nichts
diss das von ihm studirte und K ranici da genannte infektive
Agens dem meinigeii vollkommen entspricht. Aber da seine Resultate
licht ebenso gut mit den meinigen übereinstimmen , so ergreife ich
diese Gelegenheit, um die Hauptpunkte, in denen wir auseinander
gÄen, anzudeuten und yielleictit zu erklären.
Die Untersuchung von Ernst hat zum Ausgangspunkte die
Beobaditung gehabt, dass die Frösche im Frühling wenig zu Experi-
BieDteD^geeignet sind, welche eine Hautwunde nöthig machen. Er
hat die Ursachen der Sterblichkeit untersucht, welche unter solchen
Ijmständen eintritt, und hat in dem Wasser, worin die Frösche ge-
lten werden, das Vorhandensein eines pathogenen Mikroorganismus
feststellen können, welcher ihre Infektion in der Gestalt einer wahren
^demie zur Folge hat, wenn ein Eingangsthor dem Parasiten den
Zutritt erleichtert. Nach der Feststellung dieser Thatsachen ist der
banpt^ichlichste Zweck des Dr. Ernst gewesen , den Einfluss der
iosseren Temperatur auf den Verlauf und Ausgang der Infektion zu
terfolgeUf und dies hat nichts mit meinen Untersuchungen zu thun,
welche sich nach einer andern Richtung gewendet haben.
Die zwischen den Untersuchungen des Dr. Ernst und den
meinigen vorhandenen Berührungspunkte scheinen sich nur auf die
1Mth(»genen Wirkungen des Mikroorganismus auf die Thiere zu be-
adkea, und gerade in diesem Punkte gehen unsere Resultate Wesen t*
lieh aus einander.
Was die Infektion beim Frosch betrifift (die er allein studirt hat),
so behauptet Ernst zunächst, dass die Inokulationen des Virus
\l den Lymphsack des Rückens immer positiv bleiben, während
ich ,Dach wiederholten Versuchen mich habe überzeugen müssen, dass
dieser Weg immer trügerisch ist , und dass man / um ein sicheres
Besaltat zu erhalten, in's Parenchym injiziren muss.
Ferner hatte er beobachtet, dass die zur Entwickelung des Pa-
m\ß^ günstigste Temperatur nicht 30^0 überschreitet, und dass
derselbe über 30® G weniger üppig wächst Daraas zieht er den
) ^Qss, dass er bei der Körpertemperatur warmblütiger
Thiere nicht gedeihen könne, und in der That hätten seine
an einer Maus und einem Kaninchen ausgeführten Inokulationen diese
Annahme bestätigt Die einzige mit dem Blute des ersteren , einen
Tag nach der Impfung gestorbenen Thieres ausgeführte Kultur, sei
onlrucfatbar geblieben, und die Kultur des Blutes des Kaninchens
(gestorben 8 Stunden nach der Infektion) habe eine so geringe An-
iaUtoo Kolonieen geliefert, dass Ernst annimmt, diese letzteren
rührten von den früher eingespritzten Keimen her, ohne sich im Blute
^ennehrt zu haben. Um die Ursache des Todes beider Thiere zu
1) Die Frfihlingsseaehe der Frösche und ihre Abhäogigkdt von Temperataremflassen.
(BiVni, Heft 1 der Beitrige snr patb. Anatomie and aUgem. Pathologie, p. 203. 1890.)
^28 i^anareiti, Uebtr «Ineii neoeo iflkrotolfMiiflmiis des Wm
erklären, beruft er sich auf die Wirkung der toxischen Produkte
welche aus den Kulturen mit den Bacillen in's Blut ill>ergetübr
worden seien.
Zum Beweis dafür werden die positiven Resultate angeführt^
welche durch Injektion von gekochten Kulturen in ein zweites Ka-
ninchen und in drei weitere Mäuse erhalten wurden. Das Kanincheo
und eine Maus blieben am Leben, während die beiden andern am
folgenden Tage starben, und Ernst schliesst daraus wieder, fttr
warmblQtige Thiere könne man diesen Mikroorganismus eher toxisch^
als infektiös nennen.
Die kurze, aber klare Darstellung meiner Versuche l&sst es mir
unnöthig scheinen , mich weiter über die Punkte zu verbreiten , in
denen Ernstes Resultate von den meinigen abweigen, und ich weise
nur kurz darauf hin:
1) dass der beschriebene Mikroorganismus auch über 90^0
üppig gedeiht und seine infektiösen Eigenschaften bewahrt;
2) dass er sich auch im Körper der sogenannten warmblütigen
Thiere schnell entwickelt ;
3) dass filtrirte (nicht gekochte) Kulturen bei ihrer Infektion in
gewöhnlichen Dosen keine Vergiftung hervorbringen;
4) dass endlich der von Ernst gegebene Name B. ranicida
nicht mehr annehaabar ist, sobald derselbe auf Thiere mit konstanter
Temperatur ebenso oder mehr pathogen wirkt, als auf solche mit
veränderlicher. Als streng richtig bleibt also nur der Ton mir bei-
gelegte Name: Bacillus hydrophilus fuscus.
Mit diesen Bemerkungen will ich übrigens durchaus nicht die
Arbeiten des berühmten Heidelberger Observatoriums kritisireo; aus
meinen ei|(neQ Versuchen weiss ich, wieviel Einfiuss die äussere
Temperaiüi' atkf diesen neuen, interessanten Mikroorganismus aus-
übt; dabei* ist es durchaus nicht unmöglich, dass andere von der
Untersuchungsmethode unabhängige Einflüsse, wie Klima, Jahreszeit,
etc. auf das Resultat unserer Studien einen bedeutenden Eiofluss
ausgeübt haben. ^'•^^
SiUIrviiff der AbMdugen.
Fig. 1. Blat TOB Tritoif'. a roUie, b weisse Blutkörperchen, o BecilleD, inlcleiM
Gruppen rereinigt. (KerietEft, Otg. bom. Imm. Yie* ^^ ^0 Orbang: MethylenbUo-
Otmiamslnre.
Fig. t. Blat vom neugeborenen Hunde, a rothe , h weiise Blutkörperchen, e Bft-
cilleni kettenförmig.
Fig. 8. Taubenblttt a rothe, b weisse Blutkörperchen, c Bacillen (ebenso).
Fig. 4. Kultur vom 16 Stunden «if Nfthrgelatine.
Fig. 6. Kultur ron 5 Tagen auf Kartoffel.
Fig. 6. Kultur von 8 Tagen auf Agar mit Glycerin.
Fig. 7. Froechleber. a Leberaellen. b Pigment e BlutgefSsse voll Bscillen.
(Koristka, Obj. S. Oc. 8.) Fftrbung wie oben.
Fig. 8. Niere vom Meerschweinchen, a Glomeruli b, Canaliculi. e Bacillen (Idio).
Fig. 9. BadUns hydrophilus fuscus, in Gelatine entwickelt. (Koristka, (Htj.
Imm. hom. Vu* ^ ^O
Siena, am 6. Juli 1890.
üoB^l t B«ne'-i^ ti./hrasileith lid IX
§
%'§
> ; « V
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/ 2 » "-
s
Kats, Zur KenntDiM der Leiichtbaktorien. 229
Zar Eenntniss der Leuohtbakterien.
Von
Dr. Oscar Katz
in
Sydney.
(Fortsetiiing.)
Stieh- und Striehknltimii in, resp. anf NShrgelatine.
1) Bacillus cyaneo-phospb. In Stichkulturen in 6proz.
Nährgelatine bildete sicb^) an der Oberfläcbe eine der Kolonieen-
bMoBg analoge , flach- napf oder uhrglasförmige , kreisförmig be-
randete A^nsböhlung, die nach 2 Tagen — Temperatur 21— 22®C —
el. 5 mm breit war. Die Menge der nach dieser Zeit in jener Aus-
bobloDg ersichtlichen verflüssigten Gelatine war etwas geringer, als
iiej«Dige der ursprünglich festen Gelatine. Am Boden der Vertiefung
behnd sich ein weisslich-graues Häutehen , von dem aus , als der
Bisis, ein zunächst kegelförmiger, im weiteren Verlauf cylindrischer
KdtaTslrang nach abwärts verlief. Derselbe war rings umgeben von
dner schmalen Zone verflüssigter Gelatine. Nach im Ganzen 3—4
Tag^Q hatte die Verflüssigung an der Oberfläche den Rand des ca.
18 mm weiten Reagensglases erreicht.
Die Oberfläche nahm ein grauweisses zusammenhängendes Häutchen
ein; in dem entsprechend breiten Verflüssigungstrichter bestand die
Kultur ans grauweissen oder gelblichen , krümeligen oder flockigen
Massen, der grösste Theil am Boden. Die Entwickelung schritt
eoe^sch vorwärts, bis schliesslich die ganze Gelatinemenge ver-
Aü^igt war. Am Boden des Röhrchens lag der Hauptantheil der
Kaltor als ansehnliche, gelbliche, fadenziehende Masse; die darüber
stehende, an der Oberfläcbe ein Kulturhäutchen tragende Flüssigkeit
war zunächst noch trübe , wurde aber nach und nach vollständig
klar; ihre Färbung, anfangs gelblich, wurde gemäss dem Fortschreiten
der Verdunstung der Flüssigkeit allmählich röthlich-braun , und war
schliesslich — in ganz abgetrockneten Kulturen — dunkel rothbraun.
Stichkulturen in lOproz. Nährgelatine verhielten sich, abge-
sehen ?on der etwas langsameren Entwickelung, wie solche in 6proz.
Mrgelatine. In 6proz. Nährgelatine, mit einem Gehalt von 2,7 ^/o
Kochsalz, war das Wachsthum ein besonders üppiges. Stichkulturen
in einem solchen Nährboden unterschieden sich von denen in gewöhn-
lieher Nährgelatine sogleich dadurch, dass, während bei letzteren die
Begrenzung des Flüssigkeitstrichters gegen die noch feste Gelatine
dem nnbewaffneten Auge oder bei Lupenbetrachtung glatt erschien,
bei ersteren in ausgesprochener Weise von der Peripherie des Ver-
1) Die Beschreibang von anomalen Stichknitaren, die dadurch entstanden, dass im
StiehkiDAl naeh dem Impfen der Gelatine Lnft inrfickgehalten worden war, kann
übergangen werden.
230 1^»^^»
flüssigUDgsschlaucbes aus, gewöhnlich in dessen ganzem Verlaul
kurze wimperartige, mehr oder weniger dicht stehende Ausläufe
radiär in die noch feste Gelatine eindrangen.
In Sprozent. Nährgelatine, mit 2% Traubenzucker, war dai
Wachsthum ein beschränktes. Nach etwas mehr als 14 Tagen,
nach welcher Zeit die Temperatur zuweilen 27^ C betrug — Ende De-
zember 1887 bis Anfang Januar 1888 — zeigte sich im UBtereu
Theile von Stichkulturen eine schmale flüssige Säule, in derselben
Ruspendirt hier und da einige Kulturbröckchen und am Boden ein
gelblich-weisses, traubig-flockiges Präcipitat Eine verbältnissmässig
niedrige Schicht verflüssigter Gelatine, mit einem Häutchen an der
Oberfläche, kennzeichnete den oberen Theil der Kultur.
Auf einer mit dem Infus von Meeräschen(Mugil)-Fleisch ohne
Kochsalzzusatz hergestellten, die natürliche saure Reaktion zeigen-
den Sprozent. Pepton-Gelatine war Wachsthum und Verflüssigung
verlangsamt. Dagegen vollzog sich Wachsthum und Verflüssigung
in gewöhnlicher Weise auf jener Fischfleisch- Pepton-Gelatine, nach-
dem dieselbe mittelst Sodalösung schwach alkalisch gemacht worden war.
2) Bacillus smaragd.-phosph. In stichweise geimpfter
6 Prozent Nährgelatine bildete sich entlang dem Verlaufe des Platin-
drahtes ein dünner weisslicher Faden, und oben eine flache, weisslich-
graue, stearin-glänzende Ausbreitung, mit nahezu kreisförmigem Um-
risse und schwach angedeuteter Ringbildung. Der Durchmesser der
fertigen Auflagerung betrug bis zu 5 mm. — Im Strich entwickelte
sich ein flaches Band, in Färbuog und sonstiger Beschaffenheit anaiog
dem oberflächlichen Wachsthum in Stichkulturen. Die Wandungen
des Reagensglases, selbst wenn dieses nur 12 mm weit war, wurden
von der Kultur niemals erreicht. — In oder auf 8- oder lOprozent
Nährgelatine wurden den obigen im Allgemeinen ähnliche Resultate
erzielt.
In 8 Prozent. Nährgelatine, mit 2 g Traubenzucker, war das Wachs-
thum gehemmt. Au der Oberfläche eines solchen, im Stich geimpften
Mediums bestand schliesslich ein dünnes, bläulich-graues, wenig aus-
gedehntes Häutchen; der Grad des Wachsthums im Stich war pro-
portional dem an der Oberfläche. Auf der natürlich sauer reagiren-
den, mit Fischinfusum , ohne Kochsalz hergestellten Peptongelatine
(s. oben) blieb die Entwickelung aus, während dieselbe Gelatine, nur
schwach alkalisirt, für die Bacillen einen guten Nährboden abgab.
Bei den in oder auf der gewöhnlichen Nährgelatine von Anfang
an bis etwa auf ein Jahr ausschliesslich, von Glas zu Glas fortge-
führten Kulturen, auf die sich obige Beschreibung bezieht, war von
Verflüssigung oder selbst Erweichung des Substrats nicht die Bede,
wie Monate alte Kulturserieu aus jener Zeit bewiesen. In den seit
Anfang April 1888 begonnenen und auf mehr als ein Jahr successive
fortgesetzten Uebertragungen auf eine 2,7 proz. Kochsalz enthaltende
6 Prozent Nährgelatine — ein dem Gedeihen des Mikroorganismus
sehr zusagendes Nährmedium — trat eine bemerkenswerthe Veränderung
ein, derart, dass nach wenigen solchen Debertragungen die Anzeicheii
einer Verflüssigung des Nährsubstrats deutlich wurden. Nachdem
die Strichkultur den Höhepunkt ihres Wachsthums erreicht batte^
2ar Kcnntniss der Tjeuchtbakterien. 231
iegum die zunächst unter ihr liegende Gelatine zu erweichen ; die
Oberfläche der Kulturmassen nahm ein verwascheDes A^ussehen an,
ge senkte sich nach Art einer flachen Mulde, während mittler-
wäe, Tom Bande her , ein Herabgleiten von Kultur und Gelatine
seiseo Anfang nahm. Nach und nach war der Inhalt des Böhrchens
doe xahflössige , in einem späteren Zeitpunkte dünnflüssige Masse;
bd einer Temperatur von etwa + 25^ C ging die Verflüssigung
nscher von statten, als bei einer von+20<> C. In Stichkulturen voll-
zog sich die Erweichung und Verflüssigung entsprechend langsamer,
als in Strichkulturen , und zwar nur von oben nach unten; den in
der Tiefe der Gelatine befindlichen, vereinzelten oder zu Reihen an-
geordneten Kolonieen kam die Eigenschaft des Verflüssigens nicht zu.
S&mmtliche seitdem erhaltenen Generationen auf 6- oder 10 pro-
xoit Nähi^elatine mit einem Gehalt von 0,6 ^/o Kochsalz zeigten
mehr oder weniger vollständige Verflüssigung des Substrates; dieselbe
war, natürlicherweise, langsamer in der letzteren, als in der ersteren
Art von Gelatine. Am 4. August a. c. wurden von einer Stägigen ober-
Sächlichen (nichtleachtenden und noch nicht verflüssigenden) Kolonie
im Rollrohrchen (10 prozent. Nährgelatine) je zwei Stich- und Strich -
kaltnren in resp. auf gleichem Nährboden angelegt, und in den Thermo-
suten bei ca. 21^ G gestellt. Nach 14 Tagen beobachtete man an
den letzteren eine Erweichung der Gelatine, seichte Einsenkung der
Kultur und geringe Ansammlung von zähflüssiger Gelatine am Grunde.
Nach weiteren 14 Tagen bildete der Inhalt der beiden Röhrchen,
abgesehen von einer kleinen Portion noch fester Gelatine im unteren
Tbuil, eine dickflüssige Masse, auf deren Grunde sich der Hauptan-
tkitU der Kultur in Form von weisslich- oder gelblich-grauen Fetzen
befand, während in der zähflüssigen Gelatine nach oben kleinere
Kultarfragmente zerstreut waren. Nach und nach wurde der Inhalt
däDoflüssig. An den Stichkulturen fiel zunächst nach etwa 14 Tagen
eine schüsseiförmige Einsenkung der Gelatine und der zerschlitzt-
raodigen Kulturauflagerung auf; die Verflüssigung hatte noch nicht
begonnen. Nach weiteren 14 Tagen fand sich jene Auflagerung
säi^^bend auf einer 3 — 3,5 mm hohen Schicht trüber, zähflüssiger
Substanz', die im weiteren Verlaufe sehr langsam an Ausbreitung
xunabm, vrährend die Kulturmassen sich zu Boden senkten^). —
1) Da die Eigen: chaft des Verflassigens zuerst in der 2,7 0/q Kocbsalz-Gelaüne
lifobnehtct wurde, so lag der Gedanke nahe , dass der höhere Gehalt an Kochsalz in
der Nahrgelatine auf die Ausbildung jener Eigenschaft möglicherweise von Einfiuss war.
Der Umstaod, dass alle spfiteren Generationen in Nftbrgeiatine mit dem gewöhnlichen
2ii5ttz ▼on 0,6 0/0 KoehsaU verflttssigten , wäre sodann mit einer Vererbung jener
£igeDschaft in Zusammenhang zu bringen. — Dass geringe Differenzen in der, wie er-
▼ihnt, stets schwach alkalischen Reaktion der zu den verschiedenen Zeiten benutzten
NXhrgeUtine mit der Ausscheidung eines peptonisirenden Fermentes etwas zu thun
bttteo » die Art des benutzten Ausgang^materials (Tafelgelatine bester Qualitlit) war
i<»rigeDS von Anfang bis auf etwa 1^/, Jahre dieselbe — ist kaum wahrscheinlich
WAon and unter welchen Bedingungen Verflässigung der Gelatine stattfindet, darüber
kSnnten nur bestimmte Versuche sicheren Aufschluss geben, zu dem Ende wftre der
Mikroorganismus aus seinem spontanen Aufenthaltsort wieder rein zu kultiviren. —
Dass eine etwaige Verunreinigung der verflüssigenden Kulturen von Anfang an
usfcscblossen war, wurde durch das Ergebniss von RoUplaltenkulturen wiederholt und
ur Genüge dargethan. Die Kolonieen selbst verflüssigten die Gelatine. Alle soweit
082 kat«,
Die verflQssigte Oelatine mitsammt Kultur reagirte ziemlich
allcalisch.
3) Bacillus argent-phosph. L Wie bei dervorbergehendei
und den beiden gleich folgenden Arten blieb in Stichkultaren dft
Wachsthum im Innern der N&hrgelatine auf einen durch hervor'
tretende Kolonieen hier und da körnigen oder knotigen Faden be-
schränkt. An der Oberfläche kam es zu einer flachen, glänzendeü,
im Grossen und Ganzen kreislinig kontourirten Auflagerung yon
grQnlich-gelber oder wachsartiger Färbung und ca. 1 cm Durchmesser
Strichkulturen ergaben einen^dieser Ausbreitung in Färbung und Struk-
tur ähnlichen bandartigen Belag. In einer Sprozent Nährgelatioe
mit 2^/o TraubenzudLer war das Wachsthum noch geringer, als
bei 1 und 2.
Auf saurer Fischinfus-Pepton-Gelatine (vergl. 1 und 2) blieb das
Wachsthum aus; es war dagegen sehr lebhaft auf einer derartigen
Gelatine nach vorhergehender Alkalisirung.
Obige Beschreibung gilt für typische Kulturen. Im LAufe der
Zeit erwuchsen Generationen, die von jenen in Aussehen und Funk-
tion (s. unter „Leuchten^') abwichen. Das oberflächliche Wachsthum
war dünn, ohne die charakteristische Färbung. Alte Strichkultaren,
sowohl typische wie atypische, besassen die Tendenz einer Bildaag
neuer „sekundärer^ Kolonieen (vergl. die übrigen Arten). Ich gebe
hier folgendes Beispiel neueren Datums. Am 17. August a. c. wurden
von einer am 26. Juni a. c. angefertigten ' Stichkultur in 2,7 ^^
Kochsalz- Oelatine zwei Strichkulturen auf gleichartiger Gelatine an-
gelegt. Am 18. September waren auf den alten, dünnen, jetzt un-
scheinbaren Auflagerungen vereinzelte, hinter- oder nebeneinander,
unregelmässig reihenfftrmig angeordnete — je eine Reihe nahe deo
alten Impfistrichen — frische Kolonieen vorhanden, von starkem Glanz
und grünlich-gelber Färbung. Sie verhielten sich auch in sonstiger
Beziehung wie typische Kolonieen. Die von einer solchen Kolonie
abgeleiteten Stichkulturen waren durchaus typisch. Dieselbon ve^
flüssigten die Gelatine ebensowenig wie die der allerersten Genera-
tionen. An ganz alten atypischen Strichkulturen in 6 prozent Nähr-
gelatine mit 2,7 ^/o Kochsalz habe ich beobachtet, dass Erweichung
mit nachfolgender Verflüssigung eintritt, wenn die Temperatur sich
deijenigen nähert, bei welcher die Verflüssigung der betr. Gelatine
von selbst erfolgt.
4) B. argent-phosph. II und 5) B. argent-phospb. III.
Typische Strichkulturen dieser beiden Arten auf gewöhnliche 6 prozent.
Nährgelatine unterscheiden sich in Bezug auf das Wachsthum da-
durch, dass bei 4 ein verhältnissmässig schmales, gleichmässig dickes,
grau-weissliches, fettglänzendes Band entstand, bei 5 ein nach den
Rändern hin sehr dünn werdender, fast bis an die Wandungen des
Beagensglases reichender Belag. Auf der Oberfläche der Oelatine
in Stichkulturen erfolgte der Vorgang in analoger Weise. Verglichen
▼OD isoUrten, um die Zelt noeh niehtverflOssigeDden Kolonieen ebstammenden G^lttfoe-
kttltaren yerflOsiigten firflher oder tpSter. Die Befunde worden dorcli die frflber od«r
•pXter eintretende Phosphoresceni kontroUIrt, Ton der nnten mehr.
Zur K«nDtiuss d«r LenehtbaktttriMi. 238
■ttjpkcben OberflftchenkultarcD von B. arg.-ph. I, unterschieden
aek dicjeDigea von B. arg.-ph. II und III sogleich durch die Ab-
iKKiheil der jenen eigenthümlichen Färbung (s. o.); die seitliche
iKbrritang in Strichkulturen iM^gehend, hielt B. arg.-ph. I die
Mitte nriscben jenen.
In Sprozent. Gelatine mit 2^/o Traubenzucker war das Wachs-
tkifli etwas aasgedehnter bei 5, als bei 4, in beiden Fällen jedoch
«eridUtDissniässig schwach.
la der Art und Weise des Wachsthums der jetzt vorliegenden
Gcientionen von B. arg.-ph. II besteht — gleiche Bedingungen
foraosgesetzt — kaum ein Unterschied von dem Modus des Wachs-
diinDS froherer und frühester Oenerationen. Ein neuerdings beobach-
teces Vorkommen von „sekundären^ Kolonieen verdient hier erwähnt
zo werden. Am 17. August a. c. wurde von einer 4wöchentlichcn
Stichkoltur in 2,7 <^^ Kochsalz^Gelatine (s. o.) eine Strichkultur auf
gewöhnlicher lOprozent. Nährgelatine angelegt (es wurden zwei Impf-
striche parallel zu einander ausgeführt). Die Entwickelung erfolgte
in der auf solchem Nährboden üblichen Weise: bläulich-grauer, nach
den Rändern zu wolkiger Kulturrasen. Von Mitte bis Ende September
begannen neue Kolonieen zu erscheinen, im Ganzen etwa 30. Die-
sdben waren über die Gelatineoberfläche, auf der alten, jetzt undeut-
licheD Kultur, regellos zerstreut. Sie bildeten im ausgewachsenen
Zostande bis zu etwa 1,5 mm breite, nagelkopffKrmige, glatt kon-
üNuirte, stearin-glänzende Erhebungen von gelblich-grauer Färbung
bei durchfallendem Lichte. Man konnte glauben, eine Art Platten-
koltor vor aich zu haben. (Weiteres über diese Kolonieen s. unter
nLeachten'^)
B. arg.-ph. III. erwies sich nach Wachsthum (und Wirkung)
in Laufe der Zeit weniger konstant, als B. arg.-ph. IL In einer
im 25. August a. c. unter ähnlichen Verhältnissen wie im vorigen
Falle angefertigten Strichkultur auf lOprozent. Nährgelatine wurden
ftoUls „sekundäre^, wenn auch weniger markante Kolonieen später-
Un beobachtet Dieselben waren in unge&hr derselben Zahl wie vor-
\im> iast alle klein, nur eine oder zwei etwa 1 mm an Breite er-
reiciiend. Letzta«, wiewohl flacher, ähnelten sonst den oben be-
achriebenen Kolonleen sekundären Ursprunges bei B. arg.-ph. II
{^^. ausserdem das unter „Lenchten^^ Gesagte).
Verflüssigung der Nährgelatine &nd weder bei der einen, noch
anderen Art statt.
6) B. argent-phosph. liquef. In typischen Stichkulturen
war die Entwickelung an der Oberfläche zunächst analog deijenigen
TOD oberflädilichen typischen Kolonieen. Im weiteren Verlauf glichen
i\e Kulturen, abgesehen von einer geringeren Wachsthumsenergie,
deoen von B. cyaneo-phosph. Stichkulturen in 6prozent. Nähr-
gelatioe mit 2,7 <yo Kochsalz blieben in der Geschwindigkeit des
Wachsens und Verflüssigens ebenfalls hinter ähnlichen Kulturen von
B.cjaneo-ph. zurück, von welchen sie sich Qberdies durch den
Mangel von wimperartigen Ausläufern an der Peripherie des Ver-
ilflsdgnngsschlaudies oder -trichtere unterschieden.
234 Scheurlen, Zusatz zu: Eine Methode d. Blutentnahme beim Kenschen.
Bei Beschreibung der Platteokulturen wurde gesagt, dass
Kolooieen in späteren Generationen einen von denen anfängliche:
Generationen verschiedenen Habitus aufwiesen. Gleiches galt aacl
für die Stichkulturen jener Generationen, insofern, als der Beginn dei
Verflüssigung der Gelatine unter den üblichen Kulturbedingungei
erheblich verzögert, dafür jedoch die Ausbreitung der Kultur an dei
Gelatineoberfläche vor dem Beginn der Verflüssigung um so beträcht-
licher war (vergl. die Notizen unter ,, Leuchten").
Ein Zusatz von 2% Traubenzucker zu einer Sprozent. Nähr-
gelätine wirkte, wie bei den andren Arten, entwickelungshemmencL
(Fortsetzang folgt.)
Zusatz zu dem Aufsätze „Eine Methode der Blutent-
nähme heim Menschen^^ ^).
Von
Dr. Sehearien
in
Berlin.
Die „Bemerkungen zu dem Aufsatze Eine Methode der Blutent-
nahme beim Menschen von Dr. Th. Smith^^*) veranlassen mich za
der Annahme, dass ich mich in diesem Aufsatze zu kurz ausgedrückt
habe, verleitet durch die geringe Wichtigkeit , die ich dem gewiss
nur Wenige interessirenden Inhalt meiner Mittheilung beilegen zu
müssen glaubte.
Nicht die Gestalt und Grösse der Glasröhre, sondern die Art der
Blutentnahme am lebenden Menschen war es, durch deren Ver-
öfifentlichung ich mir den Dank des einen oder anderen Blutuoter-
suchers zu erwerben hofite, und die bis jetz( meines Wissens noch
nicht geübt wurde.
Glasröhren oder daraus hergestellte Gefässe, die nach der Fül-
lung zugeschmolzen werden, sind zur Entnahme, zum Transport und
zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten in der Bakteriologie schon seit
längerer Zeit im Gebrauch; ich erinnere nur an die Glaskugeln und
Glasröhren von Flügge und Heraeus, die bei der Wasserunter-
suchung früher beliebt waren ; heutzutage hält man ein Glaskölbchen
oder Reagensröhrchen mit Watte verschluss für zweckentsprechender.
Bei meinen Blutuntersuchungen kam es mir darauf an, eine Me-
thode der Blutentnahme am lebenden Menschen zu erhalten, die
etwas mehr Blut liefert, als der übliche Nadelstich, und ein geringerer
Eingriff ist, als der Aderlass. Zugleich musste bei dieser Manipu-
lation die Möglichkeit einer Verunreinigung des Blutes ausgeschlossen
werden. Es durfte also das Blut unter keinen Umständen mit der
1) Diese Zeitschr. Bd. VIU. 1800. p. 257
2) Diese Zeitschr. Bd. IX. 1891. p. 48.
Bedaktion von Nitraten durch Bakterien. 235
fiiutoberflache and nicht mit der äusseren Luft in Berührung kommen,
bddes Kachtheile der zwei erwähnten Methoden. Dieses Postulat war
sfDOt, als ich die Beobachtung gemacht hatte, dass sich die Haut
Bit äner aufgezogenen, etwas kräftigen Glasröhre sehr leicht bis in
eise oberflächliche Vene durchstechen lässt und dass dieser Eingriff
keinerlei Gefahr für den Menschen mit sich bringt.
Wie ich in meiner ersten Mittheilung erwähnte, zeigte es sich
JUS das zweckmässigste, nach der Entnahme das Blut möglichst bald
in irgead ein steriles, verschliessbares Gefäss zu entleeren , da die
GtrioDODg in der Rohre die Untersuchung und weitere Verarbeitung
des Blutes erachwerte.
Mir diente also dieses beschriebene Glasrohr fast lediglich als
OperatioDsinstrument am lebenden Menschen; dasselbe mag mit
doD Smith 'sehen äusserlich vollkommen übereinstimmen, innerlich
d.)L ihrem Zweck und ihrer Verwendung nach, sind sie grundverschieden.
Referate.
Laurent, Exp 6 riences sur la r^duction des nitrates par
los v6g6taux. (Annales de Tlnstitut Pasteur. 1890. No. 11.
p. 722.)
Von vorstehender Arbeit, deren Ergebniss auch für die Physio-
logie der Bakterien von Interesse ist, seien zunächst die Schlusssätze
u&gefiihrt:
1) Die Fähigkeit der Reduktion von Nitraten ezistirt bei den
Uberen Pflanzen, den Algen und Pilzen ebenso, wie bei den Bakterien.
2) Auch bei keimenden Samenkörnern und Wurzelknollen lässt
adi das gleiche Vermögen leicht nachweisen.
i) Bei den höheren Pflanzen kommen Substanzen vor, denen die
Fähigkeit der Reduktion von Nitraten auch nach dem Tode der Zellen
m^ohnt.
4) Die Fähigkeit der Reduktion der Nitrate bei den Pflanzen ist,
lie die alkoholische Gährung, eine blosse Aeusserung der Lebens-
tfaatigkeit, welche in einem sauerstofFfreien Medium andauert.
Verf. betrachtet demnach die Reduktion von Nitraten als einen
allgemeinen, weit verbreiteten Vorgang. Nach einer früheren Arbeit
desselben kommt sogar dem blossen Sonnenlicht, auch bei mittlerer
lütexi^ität, die Fähigkeit zu, die Nitrate von Kalium, Natrium und
Galcium zu reduziren, und zwar ebenso bei Luftzutritt, wie im luft-
leeren Raum.
Was die Methodik der Versuche betrifft, so war das Verfahren
z. B. bei den Getreidekörnern folgendes: Um alle anhaftenden Bak-
terien sicher abzuschliessen, wurden dieselben für | Stunde in eine
1 promille Sublimatlösung in sterilen Röhren eingelegt und wieder-
m kräftig geschüttelt, um die anhaftenden Luftbläschen zu ent-
fernen. Hierauf folgte dreimaliges Abwaschen mit sterilem Wasser,
236 ^P^
von dem man zuletzt eine kleine Quantität in der BBhre zurück
um die KeimuDg zu ermöglichen. Den Röhren gibt man eine
horizontale Lage, 8o dass die Körner mit dem Wasser in Berfilinuig
sind, ohne untergetaucht zu sein. Bei höherer Temperatur erfolgt
rasch die Keimuog. Nun wird mit steriler Pipette Iproz. Nitrat-
lösuDg zugegeben. Stets ist darauf zu achten, dass das verwendete
destillirte Wasser frei von Nitriten sei, was in Laboratorien keines-
wegs immer der Fall ist. Zum Nachweis des gebildeten Nitrits diente
als höchst empfindliches Reagens NaphthylaminchlorQr bei Gegenwart
von Salzsäure und Sulfanilsäure, welches bei Spuren von Nitrit Roth-
färbung ergibt Die Zeit, innerhalb deren die Reaktion eintrat, war
eine verschiedene.
Schliesslich erwähnt Verf. Versuche mit Bakterien. In Ueber-
einstimmung mit anderen Autoren konnte er bei verschiedenen patho-
geuen, chromogenen und anderen Bakterienarten reduzirende Eigen-
schaften nachweisen. Dagegen erwiesen sich die streng aörobischen
Bacillus subtilis, Tyrothrix tenuis und B. mesenteri-
cus in Kalbsbouillon mit Zusatz von Nitrat unfähig zur Reduktion,
was Verf. als einen weiteren Beweis dafQr betrachtet, dass die Re-
duktion an das Leben ohne Sauerstoff gebunden sei. Eine der redu-
zirenden Arten wurde einerseits mit reichlichem, andererseits mit
sehr beschränktem Sauerstoffzutritt gezüchtet und gab nur in letzterem
Fall Reduktion. Die reduzirende Wirkung bei den Bakterien tritt
Übrigens nur relativ langsam auf, beruht somit nach Verf. nicht auf
der Aktion eines schon vorgebildeten Enzym-artigen Körpers.
Buchner (München).
Bamon y Citfal, 8«, Sobre las cölulas gigantes de la le-
pra y sus relaciones con las colonias del bacilo le-
prose. (Gaceta sanitaria de Barcelona. 1890. Juli.)
Verf. beschreibt seine Untersuchungen der Lepraknoten, die
zwei Kranken aus der Wange ausgeschnitten worden waren und in
denen er ganz typische Riesenzellen in grosser Anzahl gefunden hat,
während ihm das bei früheren Untersuchungen ebensowenig gelungen
war, als Baumgarten, Unna, Lutz und andern. Die Knoten
waren rasch in absoluten Alkohol gebracht worden. Die Präparate
wurden theils nach Ehrlich-Weigert, theils nach Unna ange-
fertigt und mitZeiss, Apochr. V.^o und dem älteren Vi 8 untersudit
Verf. erläutert seine Beschreibung mit 3 Figuren, wovon eine farbig,
und fasst schliesslich seine Beobachtungen in folgenden Schlüssen
zusammen :
1) Die Lepragranulome enthalten, wenigstens an gewissen Stelleo,
echte vielkemige Riesenzellen, die alle Merkmale der Langhaos-
sehen Tuberkelriesenzellen darbieten.
2) Diese Zellen besitzen wenig oder gar keine Protoplasmava-
kuolen, zum Unterschiede von den gewöhnlichen epithelartigen Zellen,
bei denen dieselben reichlich zu finden sind.
3) Die Riesenzellen beherbergen vereinzelte und zu Kolonieen ver-
einigte Bacillen, die während ihres Wachsthums in das Protoplasma
Upr», 287
OBodriDgeii scheinen und dessen Vakuolen sammt den Kernen in
aeh aofiiehmen.
4) Auch die kleinsten Kolonieen besitzen eine Gentralvakuole,
was darauf hinzudeuten scheint, dass die Vermehrung der Bacillen
am «De Vakuole herum stattgefiinden hat.
ö) Die groBsen Kolonieen der Riesenzellen, wie auch die der epi-
dwiartigen, können die ganze Zelle mit Einschluss der Membran
2erst5ren und erscheinen dann frei in den Bind^ewebstrümmem.
6) Auf die Lepra findet der Pbagocytismus keine Anwendung, wie
auch schon andere Forscher angegeben haben; die Zellen liefern
gerade den besten und fast au8S<£liesslichen Nährboden f&r die Mi-
bobieo.
7) Die Lepra-Riesenzellen scheinen üppig entwickelte Bindege-
websdemente zu sein. S e n t i n o n (Barcelona).
Unia, AzeredOy und Harelburg, Hospital dos Lazaros. Re-
latoros de 1890; ferner Brazil-Medico. S.281. No.35. 1890. Mit 3
Floren. Rio de Janeiro. 1890. Autorreferat
VerfL berichten über die namentlich in den Staaten Minas,
S. Paolo und in der Hauptstadt Rio de Janeiro zu beobachtende
Zooahme von Lepra-Erkrankungen. Zu früheren Beobachtungen über
die AnsieckuDgsfähigkeit kommt eine neue» dass ein Koch, der 30
Jahre hindurch Dienste im Hospital leistete, dessen Herkunft unbe-
lastet ist, schliesslich doch eine Leprainfaktion acquirirte. Ausführ-
licher wird ein Krankheitsfall, der sechs Jahre hindurch beobachtet
inrde, berichtet. Es handelt sich um eine theils tuberöse, theils
anasthetische Form, die schliesslich zur Kachexie und damit zum
Tode f&hrte. Die Sektion ergab zerfallene lepröse Knoten in der
Nase, im Pharynx, in den Lungen, Volumsvergrösserung der Milz
und Leber, Atrophie der Herzmuskulatur, der Magenwände und des
Darms. Leprabacillen wurden in allen Lepraknoten, in der Milz und
der Leber konstatirt. Besonders hervorgehoben wird der Befund der
spezifischen Bacillen in den von interstitieller Entzündung ergriffenen
Nieren; die Bacillen wurden nur in den Olomerulis angetroffen.
I^rabacillen in den Nieren wurden von Gornil und Babes be-
obachtet, von anderen Forschern in diesen Organen vermisst. Somit
würde das, wenn auch seltenere Vorkommen von Leprabacillen in den
Nieren eine Bestätigung finden. — Die Therapie in dem Hospital
besteht neben prophylaktischen, hygienischen und roborirenden Maass-
lähmen in der Anwendung von Pyrogallussäure, Ichthyol, Ghrysaro-
Md, Salben von Karbolsäure, Sublimat, Salicylsäure, der internen
Darreichung von Karbolsäure, Gynocardiumsäure und der eventuellen
Zerstörung durch das Thermocautehum. Die Therapie ist nicht ganz
resultatlos, jedoch keineswegs von durchschlagendem Erfolg. — Bei
dieser Gelegenheit sei erwähnt, dass der angeblich geheilte Lepra-
M Unna 's (s. IV. Kongr. für innere Medicin. 1885) auf Irrthum
^roht Zum Mindesten nahm die Lepra bei der nach Rio zurück-
gekehrten Patientin die gewöhnliche weitere Entwickelung und erlag die
Kranke unter qualvollen Leiden einer durch disseminirte Lepra verur-
sachten Kachexie vor ca. 2 Jahren. Havelburg (Rio de Janeiro).
238 Knochenmark und Infektionen.
Sanfellee, Fr., Contributo alla fisiopatologia del mi-
dollo delleossa. (Bolletino della Societä di Naturalist! in N^apoli.
Serie I. Anno IV. Vol. IV. 1890. Fascic. 1.)
Diese Arbeit ist die Fortsetzung einer früheren über die Ent-
stehung der rothen .Blutkörp^r im Knochenmark der Wirbelthiere ;
nur derjenige Abschnitt, der sich mit dem Verhalten des Knochen-
marks bei einer Reihe von künstlichen Infektionen beschäftigt, kann
hier referirt werden. Die Untersuchungen umfassen von akuten Er-
krankungen den Milzbrand und die Mäuseseptikämie, von chronischen
die Tuberculose. Die Methode bestand in Untersuchung der Schnitte
nach Fixirung des Knochenmarks durch kaltgesättigte Sublimatlösun^Tf
der einige Tropfen Essigsäure zugesetzt waren; Färbung in Häma-
toxylin, das auch die Anthraxbacillen färbt, bezüglich in Lithion-
karmin und Nachfärbung nach der Gram 'sehen Methode oder (bei
der Tuberculose) Färbung theils mit Hämatoxylin, theils mit Karbol-
fuchsin und Methylenblau.
Die Hauptveränderung im Knochenmark bei an Milzbrand ge-
storbenen Thieren (Kaninchen, Meerschweinchen, Igel) besteht in un-
gewöhnlicher Vermehrung der Zellen mit irregulären oder fragmen-
tirten Kernen, und zwar sowohl der gewöhnlichen Leukocyten, als
der Erythroblasten (die der Verf. mit Löwit als Vorstufen der
kernhaltigen rothen Blutkörper ansieht, wenn er sie auch abweichend
von diesem Autor von den Leukocyten herleitet), als auch der kern-
haltigen rothen Blutkörper. Die Kernfragmentation in den Leuko-
cyten kann namentlich an Stellen, wo die Bacillen massenhaft liegen,
soweit gehen, dass der Kern in einen Detritus zerfällt. Manchmal
verschmelzen derartig degenerirte Zellen zu grösseren Massen.
Der Verf. bemerkt, dass der Kernzerfall in geringerem Grade
physiologisch ist, hier nur ausserordentlich häufig wird.
Das Knochenmark, namentlich das rothe oder „funktionirende^S
ist sehr reich an Bacillen, die nicht nur innerhalb der Bluträume,
sondern auch im Gewebe liegen. Die Bacillen sind niemals in Leu-
kocyten eingeschlossen, sehr selten finden sie sich in Biesenzellen
und auch dann stets gut gefärbt. Da der Verf. zudem die
Riesenzellen mit Löwit u. a. als regressive Formen auffasst, die
durch Verschmelzung entstanden sind, kann er hier dem Phagocytis-
mus keine Rolle zuschreiben. Die Zahl der Leukocyten innerhalb
der Blutgefässe des Marks ist in gleicher Weise wie im übrigen Blute
erheblich vermehrt.
Bei der Mäuseseptikämie finden sich dieselben Verhältnisse, wie
beim Milzbrand. Nur liegen hier viele Bacillen in Leukocyten, nie-
mals in Riesenzellen.
Der Befund bei der Tuberculose ist folgender: Das Fett ist
zum grossen Theil in lymphoides Mark übergegangen, doch sind die
Erythroblasten und kernhaltigen rothen Blutkörper sehr spärlich ver-
treten, während die Leukocyten in ziemlicher Menge Mitosen dar-
bieten. Die Formen mit fragmentirtem Kern sind viel seltener, als
bei den akuten Erkrankungen, häufiger ist die Kernform der Leuko-
cyten eine unregelmässige. Von den Riesenzellen des Marks, die der
Verf. eintheüt in solche, die aus der Verschmelzung von kernhaltigen
Gysticerken im Schw«in«. 239
iDtheD Blatkörperchen hervorgehen , sind die letzteren reichlicher
lorhaDden.
Verf. zieht aus diesen Beobachtungen den Schluss, dass die
Blotbildung, wenn nicht völlig zum Stillstand gekommen, so doch
erheblich verlangsamt ist.
Die Genese des Tuberkels beginnt nach dem Verf. damit, dass
Leokocyten eine Veränderung ihres Kernes erleiden, der chromatin-
inoer erscheint, dann mit ihrem Zellkörper unter einander ver-
schmelzen und so zur Bildung' von Riesenzellen Anlass geben , die
ohne Attsläafer sind und meist peripherische Anordnung der Kerne
zeigen. Rings herum bildet sich durch gleiche Veränderung der
Leokocyten die Epitheloidzellenzone , die ihrerseits von Leukocyten
fflit fragmenürten Kernen umgeben wird. In den Riesenzellen sind
sdten Bacillen zu sehen, in reichlicher Menge in der Zone der Epi-
ihdoidzellen. In älteren Tuberkeln ist das verkäste Gentrum von
jongen Riesen- und Epitheloidzellen, diese wieder von einem dichten
Kraiff von Leukocyten umgeben. [Kern- und Zelltheilungen scheint
y«rf. denmach bei der Tuberkelbildung nicht gesehen zu haben. Ref.]
W. Kruse (Neapel).
lorot, Quelques consid6rations sur la d^g^nerescence
des cysticerques ladriques du pora (Journal de m6d.
v6t. et de zootechnie. 1890. Octobre. p. 529/32.)
Verf. beschäftigt sich in vorliegender Arbeit mit den Degenera-
tionserscheinangen, welche er bei Schweinefinnen zu beobachten 6e-
legeaheit hatte. Er unterscheidet 4 verschiedene Grade: a) Erster
Grad. Veränderung der äusseren Haut durch Auflagerung eines kä-
sigen Stoffes ; der Bläscheninhalt ist dabei vollkommen klar und der
Skolex zeigt vollkommen unveränderte Struktur, b) Zweiter Grad.
Der Innenraum der Finne ist ganz mit käsigem Inhalte gefüllt. Am
Skolei kann man die Saugnäpfe nicht mehr erkennen, dagegen ist
der Hakenkranz noch intakt, c) Dritter Grad. Die Häkchen finden
ääi nicht mehr in kranzförmiger Anordnung, sondern zerstreut in
wechselnder Zahl in dem käsig veränderten Finnenknötchen vor.
d] Der vierte Grad endlich zeichnet sich dadurch aus, dass in der
käsigen Masse keine Spur der Skolexmembran oder von Häkchen
mehr zu entdecken ist.
M. weist darauf hin, dass bei einem und demselben Schweine
neben degenerirten auch ganz normale Finnen vorkommen können (La-
iierie mixte), und dass die Degeneration der Finne nicht nur nach
vollstäDdiger Entwickelung, sondern auch während derselben be-
tehtet werde. Femer erklärt M., dass beim Fehlen der Haken in
degenerirten Schweinefinnen die Natur der Gebilde mit Sicherheit
nicht festgestellt werden könne. (Im Gegensatz zu dieser Annahme
bat Ref. in den „Kalkkörperchen'' ein ausgezeichnetes diagnostisches
Merkmal für abgestorbene Gysticerken gefunden. — Vergl. „Monats-
liefte f. prakt. Thierheilkunde. Bd. I. S. 64/70.) Zum Schlüsse wirft
Verf. die Frage auf, ob es nicht möglich sei, durch Erforschung der
^Tsachen des Absterbens der Schweinefinnen ein Mittel zu finden,
durch welches die Schweine gegen Finneninvasion immun gemacht,
16*
240 CyiiiMrkeii b«im Bind«.
bezw. die bereits eingedrangenen Finnen getOdtet werden könnten.
Irgend einen positiven Anhaltspunkt hierzu vermag jedocta_M. nicbt
zu geben. Ostertag
GulUebeau, Ein neuer Fall von Cysticercus der Taenia
saginatabeimRind. (Schweizer Archiv f. Thierheilkunde. 1890.
Heft 4. S. 174/9.)
Die Taenia saginata muss als ein nicht allzuseltener Gast
des nienschlichen Darmes bezeichnet werden. Nach einer Statistik
von Z äs lein (Korrespondenzblatt f. Schweizer Aerzte. Bd. XL S.
673) fand Prof. Roth in Basel bei 1526 Sektionen llmal Taenia
saginata, kein einziges Mal aber Taenia solium. Mit Beputzung
aller zuverlässigen Quellen konnte Z äs lein in der Schweiz im Gan-
zen 180 Fälle von Taenia saginata und 19 Fälle an Taenia
solium feststellen. Dieses Verhältnis entspricht volHcommen den
an anderen Orten (Wien, Holstein, Italien) gewonnenen Zählungs-
ergebnissen, und es muss auf Grund dieser Statistik aoKenommen
werden, dass sich heute ein Umschwung in Bezug auf die Häufigkeit
des Vorkommens der beiden Bandwurmarten geltend gemacht hat.
Denn frQher war Taenia solium häufiger oder ebenso häufig, ab
Taenia saginata.
Bis vor kurzem konnte man sich diese Thatsache angesichts des
seltenen Vorkommens des Cysticercus der Taenia saginata,
der Rindsfinne, nicht recht erklären. Seitdem aber auf dem GentraJ-
schlachthofe zu Berlin die Entdeckung gemacht ist, dass die Kau-
muskeln Lieblingssitze der Rindsfinnen vorstellen, liegt dieses Ver-
hältnis anders. Im Jahre 1887 fand man in Berlin unter 130733
Rindern nur 2 und unter 99 185 Kälbern nur 1 mit diesem Parasiten
behaftet, im Berichtsjahre 1888/9 dagegen, nach obiger Entdeckung,
nicht weniger als 113 Rinder unter der Gtesammtsumme von 141814
und im Jahre 1889/90 389 Rinder unter 154218 überhaupt unter-
suchten. In ZOrich waren schon im Jahre 1886 in Folge der genauen
Untersuchung der Herzen der Schlachtthiere (Z s c h o k k e) 19 Rinder
und 38 Kälber als Träger von Finnen erkannt worden.
Verf. beschreibt nach dieser Einleitung einen Fall von Finnen
bei einem 3 Wochen alten Kalbe. Die Muskulatur dieses Thieres war
mit hellweissen, eiförmigen Knötchen von 6 mm Länge und 4 mm
Breite durchsetzt Die histologische Untersuchung der Knötchen er-
gab Folgendes: In der Mitte liegt der Embryo als leicht herausfal-
lendes Kügelchen von Vt ^^ Breite; in dem Innern desselben /ässt
sich bereits Flüssigkeit nachweisen. Neben dem Embryo liegt nekro-
tisches Rundzellengewebe, welches stets von Blutextravasaten durch-
setzt ist. Die Hauptmasse des Knötchens bilden gut erhaltene epi-
thelioide und spindelförmige Zellen, welche allmälilich in das Pe-
rimysium übergehen. Obwohl die vorgefundenen Gebilde des fOr
die Systematik so wichtigen Kopfes entbehren, ist, wie 6. näher be-
gründet, unzweifelhaft, dass es sich in seinem Falle um Cysticer-
ken von Taenia saginata gehandelt hat.
Ostertag (Berlin)*
Cyslieerkeii« — Üistommn cjUndraeeam. 241
likMlMBe, Snr les moyens de reconnattre les Gysti-
cerqnes duTaenia saginata, produisant la ladrerie
du veaa et du boeaf, malgr^ leur rapide dispari*
tioD 4 Tair atmosphörique. (Compt rend. des Söances
de PAcad. des sciences de Paris. 1890. No. 3. p. 165/7.)
L hatte ein Kalb mit reifen Gliedern von Taenia saginatage-
flttert nnd dasselbe nach 2^|, Monaten gewerbsmässig, wie zum Ver-
kaufe, ausschlachten lassen. Hierbei fand er in ziemlich reich-
lidier Zahl Finnen Ober die Muskulatur zerstreut, machte aber die
Entdeckung, dass die Finnen sowohl in ihrer natürlichen Lage als
isolirt durch die Berührung mit der Luft sich rasch verkleinerten
md zwar so, dass sie kaum mehr wahrnehmbar wurden. Die Cysti-
offken konnten indessen wieder deutlich sichtbar gemacht werden,
teim L. die ausgetrockneten Fleischstücke in Essigsäure- oder Sal-
p^rsäurewasser oder in eine Mischung von Wasser, Olycerin und
Eiügsiiire legte. Das Verschwinden der Finnen erklärt Verf. durch
Yerdmiatung ihres flüssigen Inhalts; unter Aponeurosen und in der
Tiefe der Muskelmassen bleiben dieselben unversehrt
.Oster tag (Berlin).
LtantoWy T», Ueber den Bau und die Entwickelung des
Distomum cylindraceum Zed. (Arch. f. mikr. Anat
Bd. XXXVI, 1890. pg. 173—191. 2 Tat)
Obgleich Distomum cylindraceum aus der Lunge unserer
Attache und Kröten (Bnfo) sehr lange bekannt ist und in vielen
Qcgeoden zu den häufigsten Parasiten der Batrachier gehört, sind
uiffiere Kenntnisse über seinen Bau und Entwickelung recht dürftige.
Dieee Lücke wird durch die vorli^ende Arbeit des bekannten Göt-
tinger Helminthologen ausgefÜJlt; sie beschäftigt sich mit der Ana-
tomie des Thieres» die wegen der enormen Entwickelung des Uterus
in späterem Alter und der dabei stattfindenden Verödung der keim-
Iximtenden Drüsen an jüngeren Individuen zu studiren ist, und klärt
die Ekitwickelung auf. Aus dem ersten Theile der Arbeit heben wir
xlvx eine Beobachtung hervor: obgleich Distomum cylindra-
ceam einen La ure raschen Kanal besitzt, wird dieser nicht als
Vtgioa benutzt, sondern der Endtheil des Uterus, wie zwei in Copula
beobachtete Thiere, die auch beim Konserviren vereinigt blieben, bei
der späteren Untersuchung auf Schnitten ergaben. Da es sich um
zwd Utere Thiere bandelt, die schon zahlreiche befruchtete Eier
eotwickelt hatten, muss angenommen werden, dass die Begattung
to (öfteren wiederholt wird. Das eingeführte Sperma macht den
nmgekehrten Weg, den die Eier zurücklegen, d. h. es dringt im Uterus
VKTst nach hinten und von da wieder in den Anfangstheil des Or-
ganes, das strotzend mit Samen angefüllt ist.
Der Embryo, der den grössten Theil seiner Entwickelung im
m&tterlichen Uterus durchmacht, bedarf nach dem Freiwerden der
Qer immer noch einige Wochen bis mehrere Monate, ehe er die Ei-
Bdttle verlässt und mit Hülfe seiner fast den ganzen Körper be-
deckenden Wimpern im Wasser umherschwimmt. Der erste Zwischen-
Kirth, in den die Larve unter Verlust ihrer Wimperhülle einwandert
242 Fichtenritsenschorf.
und ZU einem Keimschlaucbe auswächst, ist eine Schnecke, Lim«
naeusovatus, die zu den häufigsten Bewohnern unserer Gräben
und Tümpel gehört.
Etwa Mitte Juni sind in den Keimschläuchen die Cercarien ent-
wickelt und schwärmen aus; ihr feinbedornter Körper ist 0,33 mm
lang, 0,12 mm breit und besitzt einen stabförmigen, keine Verdickung
zeigenden Bohrstachel im Mundsaugnapfe; der Ruderschwanz bat
ungefähr gleiche Länge mit dem Körper. Die Bewegungen dieser
Cercarien sind theils schwimmende, theils kriechende.
Eine Einwanderung der Cercarien in einen zweiten Zwiscben-
wirth hat v. L. nicht beobachtet, wohl aber die späteren einge-
kapselten Stadien in einem Schwimmkäfer (Ilybius fuliginosusF.)
gefunden. Bei der grossen Uebereinstimmung zwischen den in einer
dicken Cyste befindlichen und auf 0|65 mm gewachsenen Distomeo
und dem Körper der Cercarien ist an der Identität beider wohl
kaum zu zweifeln. Uebrigens vermuthet v. L. ganz mit Recht, dass
die Infektion der Käfer nicht auf passivem Wege mit der Nahrung
geschieht, sondern dass die Cercarien einwandern und zwar schon in
die Larven des Ilybius.
Frösche geniessen diese wie andere Käfer, die ihnen bei ihren
verhältnissmässig langsamen Schwimmbewegungen leicht zur Beate
werden, und importiren auf diese Weise die eingekapselten Di-
stomen, welche wahrscheinlich, nachdem sie im Magen der Frösche
ihre Kapsel verlassen haben, durch den Oesophagus in die Mund-
höhle und von da durch den Kehlkopf und die ganz kurze Trachea
in die weite Luugenhöhle einwandern. Die kleinsten Distomeo, welche
V. L. in der Lunge von Fröschen fand, waren 0,63 mm lang, 0,35 mm
breit, auch ganz bedornt und Hessen die bei den Cercarien vorkom-
menden Hautdrüsen in der gleichen Form und Anordnung noch er-
kennen. * M. Braun (Rostock).
Lommatzsch 5 W«, Beobachtungen über den Fichten-
ritzenschorf (Hysterium macrosporum Hrtg.). (Tha-
rander forstliches Jahrbuch. 1890. Heft 3. S. 144—150.)
Hysterium macrosporum Hg. fügt alljährlich seit 1885
den Fichtenbeständen in Sachsen umfangreichere Beschädigungen zu.
Die Nadeln werden unter dem Einfluss des Pilzes erst rötblich, ver-
gilben dann und sterben ab, indem die schwarzen Fruchtpolster her-
vorbrechen. Fichten von 20 — TOjährigem Alter gehen so einzeln oder
in kleineren Gruppen zu Grunde. Die Krankheit tritt an den west-
lichen Bestandesrändern zuerst und am stärksten auf und ferner auch
bei nassen Bodenlagen.
Die bisher vorgeschlagenen Bekämpfungsmaassregeln, bestehend
in Fällung der erkrankten Bäume, Verbrennung des Reisigs und der
Nadelstreu mit den Perithecien des Pilzes sind zu weitgehend, da es
einerseits unmöglich ist, alle Ansteckungskeime mit der VerbrenDaiig
zu vernichten, indem unzählige derselben am Boden und an be-
nachbarten Fichten zurückbleiben, durch die Fällung vieler Bäome
aber grosse Gefahren für Wald und Boden heraufbeschworen werden ;
schliesslich erholen sich viele Fichten auch wieder von der Infektion,
Scbotnrapfang, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmang etc. 243
Dag^en empfiehlt Verf., nur die absterbeuden Bäume herauszunehmen
ud die weniger stark befallenen nur dann, wenn diese Durchforstungs-
weise ohne bedenkliche Unterbrechung des Schlusses möglich er-
scbeint, während die Verbrennung des Reisigs und der Nadelstreu
ab zu möhsam und nutzlos zu unterlassen ist. Als Vorbeugungs-
mittel sind anzuwenden: Entwässerung nasser Bodenpartieen resp.
Bebauen derselben mit passenden Laubhölzern, kräftige Durch-
forstuDg der durch den Pilz gefährdeten Fichtenbcstände, Mischung
der Ficfatenbest&nde mit anderen Nadel- oder Laubhölzern und An-
If^guDg von mindestens 30 m breiten Schutzstreifen von Kiefern oder
Laobbölzem an den gefährdeten westlichen Bestaiidesrändern gegen
die Infektion des Pilzes. Brick (Karlsruhe).
Sehutümpfung , künstliche Infektionskrankheiten, Entwick-
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc.
Qtrtner, F., Beitrag zur Aufklärung des Wesens der
sogen. Prädisposition durch Impf versuche mit
Staphylokokken. [Gekrönte Preisschrift der Universität Hei-
ddberg. — Aus dem Laboratorium des Prof. Kehrer.] (Z i e g 1 e r's
Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Patho-
logie. Band IX. 1890. Heft 2.)
Verf. erwähnt zunächst einige Besonderheiten des Staphylococ-
tus pyogenes aureus, die ihm bei seinen Untersuchungen auf-
gefallen sind. Hier verdient besonders der Umstand hervorgehoben
m werden, dass der St aphylococcus pyogenes aureus
unter verschiedenen Verhältnissen verschiedene Pigmentbildung zeigt.
Letztere ist um so intensiver, je grösser der Sauerstoägehalt ist.
Bei gleichbleibender Impfmenge von Staphylococcus pyogenes
aureus war auch die Wirkung stets dieselbe.
Verf. versuchte nun weiter die Bedingungen zu erproben, welche
die Pilzentwickelung in den Säften und Geweben begünstigen.
Bei künstlich hergestellter allgemeiner Anämie zeigten die
anämischen Thiere in den folgenden Tagen nach der Impfung viel
raschere Abscessbildung, als normale und diese war auch ausgebrei-
teter. Auch der Allgemeinbestand der anämischen Thiere war ver-
ändert. Von den anämischen, geimpften Thieren starben einige. Durch
Impfung von Herzblut auf Agar erhielt man Staphylokokkenkulturen.
Bei lokaler Anämie erfolgte nach Staphylococcusirapfungen
die Abscessbildung langsamer, als bei normalen Thieren.
Nach Gärtner 's Anschauung wirkt bei der allgemeinen Anä-
mie wahrscheinlich die qualitative Veränderung des Blutes, die Hy-
drämie, günstig auf das Wachsthum der Kokken. Eigene Versuche
zeigten in der That, dass der Staphylococcus pyogenes
aureus auf hydrämischem Nährboden besser sich entwickelte, als
auf normalem, wobei namentlich das hydrämische Blutserum eine
wesentliche Rolle spielt.
244 ScbatstmpAiDg, kllnstl. tnfektloiukrankhelteDy fintwiekehingsbetninonif «te.
Es ist sonach nach Gärtner 's Dntersachungen die Hydrämie
ein Prädispositionsmoment fQr die Entstehung von InfektionskraDk-
heiten. Dittrich (Prag).
Lenbiiselier, O., Einfluss yon Verdauungssekreten auf
Bakterien. [Aus dem hygienischen Institute zu Jena.*] (Zeit-
schrift für klinische Medicin. Band XVII. 1890. Heft 5.)
Verf. prOfte experimentell den Einfluss des Darmsaftes, des pan-
kreatischen Saftes und der Galle auf Bakterien.
Zunächst wurde das Verhalten des Darmsaftes gegen Bakterien
geprüft und untersucht, ob sich Differenzen der Wirkung zwischen
dem vom Jejunum und dem vom Ileum abgesonderten Sekrete fest-
stellen lassen.
Der Darmsaft erwies sich hei Einhaltung der nothwendigen Vor-
sichtsmaassregeln als vollständig keimfrei. Die Prüfung der Einwir-
kung desselben auf Bakterien erstreckte sich auf Tj'phusbacillen,
Cholerabacillen, Finkler-Prior' sehe Bacillen, Kartoffelbacillen und
Milzbrandbacillen.
Im allgemeinen erfolgte nach einer Stunde häufig eine geringe
Verminderung des Bakteriengehaltes im Darmsafte. Dann aber be-
gann bei sämmtlichen untersuchten Bakterienarten eine enorme Ver- ,
mehrung des Wachsthums. Der Darmsaft besitzt sonach keine des- |
infizirenden Eigenschaften, gibt vielmehr einen günstigen Nährboden ,,
für die zur Untersuchung gelangten Bakterienarten ab. Im AUgc- ^
meinen entwickelten sich die Mikroorganismen besser im Jejunum- ^
safte, als in dem aus dem Ileum stammenden Darmsafte« /
Trypsinlösungen gaben ein noch besseres Nährsubstrat für Bak- '^
terien ab, als der Darmsaft, insbesondere für Cholera- und Typhas- ^
bacillen. ^l
Ferner wurde der Einfluss von frischer Schweinegalle, RindsgaUe ^j
und Menschengalle auf Bakterien geprüft Die frische Galle seihst ^
war stets steril. Hier wurden Versuche angestellt mit Milzbrand-, ^
TjDhus-, Cholera-, Fin kl er - Pr ior'schen Bacillen, mit Bact er iura ^
coli commune, Proteus vulgaris, Bacillus butyricus,
Bacillus acidi lactici, Saccharomyces cerevisiae und ^^
Saccharomyces ellipsoideus. ^
Cholera- und Typhusbacillen, ferner Proteus vulgaris, Bac- ^
terium coli commune und Milchsäurebacillen entwickelten Bicb .
in der Galle sehr gut, der Bacillus butyricus und die Hefe- ^
arten dagegen schlecht.
Oallensäurelösungen tödteten im Gegensatz zur Galle Typhusba- .
cillen, Cholerabacillen, Finkler-Prior' sehe Bacillen und Milzbrand-
bacillen binnen 4 bis 15 Stunden, Proteus in 10 Stunden, Milch- \
säurebacillen in 5 Stunden, Buttersäurebacillen in | Stunde. Die .
Entwickelung der Hefepilze war in Gallensäurelösungen zwar gehemmt,
aber nicht vollständig aufgehoben. Milzbrandsporen wuchsen in diesen |
Lösungen zu Bacillen aus.
Verf. kommt zu folgenden Resultaten:
1) Im Darmsaft und im pankreatischen Saft entwickeln sich i
; kfiastl. lofektionskrankbelten, JBntwieketnngftiiemitaaol; et6. 245
BdterieD venchiedenster Art ausserordentlich gut Fermente ver-
dtuender Natur haben keinen Einfluss auf die lebenden Organismen.
2) Die frische Galle ist ohne antiseptische Wirkung. Gut ver-
Bdgeo dagegen die freien Gallensäuren zu desinfiziren, und der alte
Siti fon der antiseptischen Wirkung der Galle wQrde damit zu
Bedit bestehen — vorausgesetzt, dass auch im weiteren Verlaufe des
Darmrohres Bedingungen, die das Freibleiben der Säuren ermöglichen,
wiiaDden sind. Dittrich (Prag).
Bikcs et Kallnd^rOy Sur la r^action produite par le re-
Biide de Koch chez les l^preux. (La semaine mM. 1891.
Vo.8.)
Die Yerff. haben 7 Fälle von Lepra dem Eoc haschen Heilver-
Uaeü gf^en Tuberculose unterworfen, wie dies M. J. Goldscbmidt
ift Madeira mit 5 Fällen gethan hat Sie beobachteten in allen
Kdlen dne allgemeine Reaktion , welche aber von der bei Tubercu-
HteeB dorchaoa verschieden war. Sie wendeten dieselben oder etwas
stirkere Dosen, als die bei Tuberculosen Qblichen an. Die Unter-
flcbiede in der Reaktion waren folgende:
1. Bei der Tuberculose beginnt die allgemeine Reaktion unge-
ühr 6 Stunden nach der Impfung; beim Aussatz in der Regel 24,
lunahmsweise 12 und nur einmal 2 Stunden nach der Einspritzung.
2. Dauer und Begleitsymptome des Fiebers wechseln beim Aus-
nte ebenso wie bei der Tuberculose, ihre Dauer ist aber gewöhnlich
bei der Lepra länger.
3. Nach einer ersten Reaktion erfolgt eine zweite am folgenden
md häufig eine dritte am dritten Tage nach der Impfung ; während
diese Wiäerholungen bei der Tuberculose Ausnahmen sind.
4. Entgegengesetzt von dem Verhalten bei Tuberculose beob-
achtet man beim Aussatz eine Steigerung der Wirkung des Mittels,
leon man die Impfungen täglich wiederholt
6. Während man bei der Tuberculose fast immer gleichzeitig
iDit der allgemeinen eine deutlich ausgesprochene lokale Reaktion
beobachtet, fehlt die letztere bei der Lepra gewöhnlich gänzlich oder
tritt erst später nach stärkeren Einspritzungen ein.
6. Die lokale Reaktion bei der Tuberculose zieht gewöhnlich eine
nidiliche Aosstossung der tuberculösen Produkte und eine merk-
te Besserung nach sich. Bei der Lepra besteht die Reaktion in
eioer starken Injektion der infiltrirten Hautpartieen und ihrer Nach-
binehaft und fahrt zu einer langsamen Bildung kleiner Krusten und
eioem wenig aasgesprochenen Eintrocknen der leprösen Produkte.
'\ Abo auch bei Lepra kommt es zu einer Besserung, die in einem
' FaQe sogar zur Wiederkehr der verloren gegangenen Stimme führte.
7. Bei nervöser Lepra beobachteten die Verff. nur in einem Falle
Bat Sicherheit eine örtliche Reaktion, bestehend in dem Auftreten
^ Hyp^ästhesie an Stelle von Anästhesie und in dem Erscheinen
m rothen Flecken ; aber auch in den anderen Fällen kam es nach
fortgesetzten Injektionen zu einer Besserung des Allgemeinbefindens,
ZQ einer Hebung der Intelligenz sowie der Sensibilität und Motilität
der erkruikten Gliedmassen.
246 BakterioL vom X. internatioDalen medicinischen KongreaM sa B«rlin.
Die Verfi. glauben daher, dass die Eoch'sche Behandlung in
zweifelhaften F&Uen die Differentialdiagnose zwischen TuberqilosjB
und Lepra ermöglicht bezw. die Entscheidung , ob Tuberculose und
Lepra gleichzeitig, oder ob die letztere oder ein anderes nicht tuber-
culöses Leiden vorliegt, und halten weitere Untersuchungen fOr
wünnchenswerth zur Entscheidung der Frage, ob das Koch^s(^e
Heilverfahren auch bei Lepra dauernde Heilwirkungen ermöglicht.
M. Kirchner (Hannover).
Originalbericbte über Kongresse.
Bakteriologisohes vom X. internationalen medicinischeD
Kongresse zu Berlin, 4. — 9. August 1890.
(Fortsetxang.)
Aus den Abtheilungs - Sitzungen.
XY. Abthellmig : Hygiene.
Herr Sormani (Pavia), Internationale Massregeln gegen
die Tuberculose.
Zu einer internationalen Prophylaxe der Tuberculose dürften
relativer Weise folgende Maassregeln führen.
1) In Städten, welche wegen ihrer geographischen und topogra-
phischen Lage als klimatische Kurorte für PhtKisiker dienen, ist eine
fleissige Desinfektion der H6tels, Miethwohnungen, überhaupt aller
Baume, in welchen sich Lungenkranke aufhalten, anzuempfehlen. Die
Desinfektion muss von einem technisch geschulten Personale unter
Aufsicht der Sanitätsbehörde vorgenommen werden.
2) Die Eisenbahnpersonenwagen sollen derart konstruirt sein,
dass die Fussböden leicht gereinigt und desinfizirt werden können.
Auf Seeschiffen, insbesondere in der 3. Klasse der Aaswandererschiffe,
muss auf gewissenhafte Reinlichkeit und Desinfektion gesehen werden.
Schwer Tuberculose sollten nicht eingeschifft oder wenigstens getrennt
von den übrigen Reisenden gehalten werden.
3) Auch gewisse zur Nahrung dienende Waaren^ ebenso die zar
Schlachtung bestimmten Thiere sollen im Interesse der Prophylaxe
einer Ueberwachung unterzogen werden.
4) Wünschenswerth ist femer die Kontrolle aller grossen inda-
striellen Etablissements, in welchen zahlreiche Arbeiter verschiedener
Nationalität beschäftigt werden, und die obligatorische Beobachtang
der von G o r n e t vorgeschlagenen prophylaktischen Maassregeln seitens
der Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Discussion: Herr Gärtner (Jena) führt aus:
Die immer wieder von Neuem hervortretende Annahme der Erb-
lichkeit der Tuberculose, d. h. der Uebcortragung das Krankheits-
BdctnioL Tom X. mtemationalen medicinischen Kongresse sa Berlin. 247
knoes von den Eltern auf die Frucht, habe ihn veranlasst, dieser
Fmge experimentell näher zu treten. Die Statistik und vor Allem
die Belande der pathologischen Anatomie liessen erwarten, dass,
feDfi Qberhaapt ererbte Tuberculose vorkomme, diese sehr selten
MD mösse; es wurden daher zunächst bei den Versuchen die gün-
stigsten Bedingungen fOr die Uebertragung gewählt, d. h. wenig
eopfiüiglichen Thieren, weissen Mäusen und Kanarienvögeln wurde
etvi 1 Theilstrich einer trüben Aufschwemmung von Tuberkelba-
cilkD in die Bauchhöhle injizirt.
Hierbei bestand die Möglichkeit, dass Tuberkelbacillen direkt und in-
direkt in das Ovarium eindrangen oder dass das ausgetretene £i
sidi bd seinem Uebergang in den Eileiter infizire, ebenfalls war eine
Isf^on auf placentarem Wege möglich.
Die frisch geborenen Jungen der Mäuse wurden in siedendes
Waseer getaucht, die dann leicht ablösbare Oberhaut abgezogen,
der Magen und Darm entfernt, ebenso die Maulschleimhaut (durch
Eisbringen einer heissen Pincettenbranche), die Nase, der Schwanz
QBd die 4 Füsae abgekniffen, dann die Thiere in sterilisirtem Mörser
zerstampft und meist zu dreien je einem Meerschweinchen in die
Bauchhöhle injizirt Die Meerschweinchen wurden gesondert ge-
halteo, sie waren einer spontanen Infektion nicht ausgesetzt.
Im Ganzen wurden geimpft 102 Mäuse, darunter 71 Weibchen,
fon diesen gebaren 20 Stück in 26 Würfen 116 Junge, die Jungen
lordeD 36 Meerschweinchen injizirt Davon starben 6 an Sepsis.
IXese repräsentiren 6 Würfe mit 20 Jungen. Die restirenden
90 Meerschweinchen repräsentiren 19 Würfe mit 96 Jungen.
3 von den 30 Meerschweinchen sind an Tuberculose gestorben.
Zwei waren am 15. März 1890 geimpft mit dem Brei von 6 Jungen.
Die letzteren stammten von einer tuberculösen Maus, welche früher
bereits 6 Junge geworfen hatte; die mit denselben geimpften Meer-
sdiveiDchen v?aren gesund geblieben. Das erste der Meerschweinchen
sttfb 6 Wochen, das zweite 8 Wochen nach der Injektion an exqui-
siter Abdominaltuberculose.
Das dritte Meerschweinchen war geimpft mit einem kleinen
Theil des Breies von 6 Jungen eines Wurfes vom 8. März. Auch
in diesem Falle hatte die tuberculose Mutter in einem ersten
Worfe gesunde Junge geworfen. Das Meerschweinchen starb
UD 24. Juli an ausgesprochener abdomineller Tuberculose. Das
zweite Meerschweinchen war kurz nach der Injektion an Sepsis ein-
Eine Beihe von Versuchen an Hühnern verlief resultatlos, da
% nicht gelang, dieselben trotz intravenöser Injektion grosser Mengen
TOD Tuberkelbacillen, die vom Menschen stammten, zu infiziren.
\ Von 12 intraaMominal geimpften Kanarienvögeln wurden im
Ganzen 9 Eier erzielt, die 9 Meerschweinchen injizirt wurden. Wenn
das Ei aus dem Nest genommen war, wurde es in Sublimat abge-
waschen, mit sterilisirtem Messer in geringem Umfange geöffnet,
durch die Oefihung die Kanüle einer Spritze eingeführt, der £iinhalt
tnfgesogen und sofort dem Meerschweinchen injizirt.
\
348 Bakteriot. rom X. iDternatioDftlen baedicinisehen Koogreiä« stt Ifterlin.
Zwei der Meerschweiochen starbeD an Tuberculose und zwar
an exquisirter Abdominaltuberculose.
„WeDD man auch sagen könnte, bei den Versuchen mit den
Mäusen sei eine Verunreinigung durcli Zufall immerhin denkbar, so
fällt dieser Einwand bei den Eierversuchen völlig fort; meines Er-
achtens sind diese Versuche einwandsfrei/*
Um zu sehen, ob auf placentarem Wege eine Infektion möglich
ist, wurden 10 trächtigen Kaninchen ein Gramm einer dünnen Auf-
schwemmung der Kultur in die Ohrvene injizirt. Von den 38 Jungen
wurden, wenn sie durch Sectio caesar. aus dem Uterus entfernt
waren, unter entsprechenden Kautelen die Leber, Milz, Niere und
Lungen, — wenn sie geboren waren, die gleichen Organe ohne die
Lungen zerstampft und injizirt Nur eines der 38 injizirten Meer-
schweinchen starb an Sepsis, dahingegen starben 3 an Tuberculose,
welche von dem Abdomen ausgegangen war. Die Jungen entstammten
3 verschiedenen Würfen.
Um zu sehen, ob vom Vater die Tuberculose übertragbar sei,
wurden 30 Kaninchen-Weibchen im Laufe der Zeit mit 11 Männchen
zusammengebracht, welche Tuberkelinjektionen in beide Testikel er-
halten hatten.
Nur 4 Thiere warfen, und zwar 16 Junge. Keines derselben
war tuberculös, dahingegen starben 2 Kaninchen an einer Tubercu-
lose, welche zweifellos von der Vagina und dem unteren Theile des
Uterus ausgegangen war.
61 Meerschweinchen- Weibchen erhielten nach und nach 18 Männ-
chen zugesetzt, welchen ebenfalls die Hoden tuberculös gemacht
waren. Es war wiederum die Zahl der Geburten sehr gering. Von
den 20 Früchten war keines tuberculös, dahingegen zeigte ein Meer-
schweinchen primäre Vaginaltuberculose.
Der Experimentator folgert aus seinen Versuchen:
L Bei hochgradiger abdomineller Tuberculose kann man bei Mäu-
sen und Kanarienvögeln tuberculose Nachkommen erzielen.
2. Für die menschliche Tuberculose kommt dieser Uebertragungs-
modus nur sehr selten in Betracht, da bei der an und für sich seltenen
abdominellen Tuberculose entweder keine Konzeption eintritt oder
meistens Abort erfolgt.
3. Die Placenta des Kaninchens ist für Tuberkelbacillen durch-
gängig, wenn sie in grösserer Masse in die Blutbahn injizirt werden.
Man solle sich indessen hQten, hieraus Schlüsse auf den Men-
schen zu ziehen, da die menschliche und Kaninche^placenta nicht
gleichartig sind.
*4. Die Uebertragung von Tuberculose vom Vater auf die Frucht
kommt bei Kaninchen und Meerschweinchen auch dann nicht vor,
wenn die Testikel hochgradig tuberculös sind.
5) Dahingegen findet bei Kaninchen häufiger, bei Meerschweinchen
anscheinend seltener eine Uebertragung der Krankheit durch den
Coitus statt, wenn der Samen Tuberkelbacillen enthält.
(Fortsetzung folgt.)
HwM Uttantor. 249
Neue Litteratur
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OrigiaalbarieMa tbar
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SonstBi, Internationale Maasregeln gegen
die Tnberculoee, p. 946.
IKw Uttaratnr, p. 249.
jrromnaaascbe BuGhdnotoai (Heraaan Pokla) ia Jfaa.
für
Bakteriologie und Parasitenkunde.
In Verbindung mit
Od. HdOr. Prot Dr. LeoM m Profisser Dr. Loefler
In Ulpsif In Graifinrald
heraoBge^ben von
Dr. O. XJliIizsrorza in Cassel.
-•-•-
Verlag von Gustav Fischer In Jena.
EL Buid«
Jen», den 2. März 1891.
Ko.&
FreU fir den Band (86 Hvinmem) 14 Mark.
Jihrlich encheinen swei Btode.
-^ Za bexiehen durch alle Bachhandlangen und Postanstalten. %tt-
Die Red€Mi€>n des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten-
hadt richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige
INnsehe um lAeferwng vtm besonderen Abdrücken ihrer Auf"
sitoe entweder auf das Manuskript achreihen zu wollen oder
dkM an den Verleger, Herrn Qusta/v Fischer in Jena, gelangest
2« lassen* Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später
«ifi^«fcaiide Wünsche berücksichtigen zu kihmen*
Original - Mittheilungen.
Zur Eeimtniss des Hogoholerabaciilus ^).
[\\ß> dem bakteriologischen Laboratoriam des Bureau of Animal
Industry, Washington ü. S. A. ■).
Von
Dr. Theobald Smlth^
Vorstand.
1) Biologische and pathogene Eigenschaften.
Hogcholera tritt auf in verheerenden Epizootieen, in welchen oft
90^ der infizirten Thiere der Krankheit erliegen. Man kann eine
1) ^i der Absendang dieser Mittheilang geht mir K o c h *s Artikel über die ameri-
balache Schweinesftuche (Zeitschr. f. Hygiene. IX. S. 235) za, aaf den ich spKter zurfick-
konsDen werde, da es unmöglich ist, ihn in Betracht sa ziehen, ohne diese MittheUung
gSodieh umzugestalten.
8) Die Untersuchungen des Bureau of Animal Industry über infektiöse Krank-
n. Bd. 17
254 Smith,
akute und eine chronische Form unterscheiden. Erstere besteht in
einer Septik&mie, die sich durch Hämorrhagieen auszeichnet. Diese
findet man in den Lungen , Nieren , auf den serösen Häuten , im
Magen und in den Gedärmen. Besonders ist die Rinde und manch-
mal die ganze Marksubstanz der verschiedenen Lymphdrüsen blatig
infiltrirt. Die Milz ist immer vergrössert, schwärzlich, weich. Seibsf-
verständlich verläuft diese Krankheit sehr schnell tMtlich, sodass
Schweine, die am Morgen anscheinend gesund, Abends todt sind.
Die Bakterien befinden sich oft in grosser Menge in der Milz. Diesen
Typus habe ich nur einmal (1885) rein beobachtet. Er war durch
eine hohe Virulenz der Bakterien bedingt, der ich seither nicht be-
gegnet bin.
Die mehr chronische Form dauert 2 — 4 Wochen , manchmal
länger. Die Thiere magern ab, liegen viel und wackeln mit den
Hintertheilen. Nach dem Tode findet man die meisten VeränderuDgen
im Darmtractus. Auf den Lippen, am Gaumen und auf der Zunge
befinden sich kleine und grossere, gelbliche, nekrotische Stellen und
seichte GeschwQre. Die Schleimhaut des Magenfundus ist intensiv
geröthet, stellenweise mit Ekchymosen besetzt Im Dünndarm sind
selten griVssere Veränderungen vorhanden, die dann denen des Dick-
darmes gleich sind. Im Blinddarm und Kolon, abnehmend nach
unten zu und im Rectum selten zu sehen, sind nekrotische Herde,
die bald als runde, harte Knöpfe in der Schleimhaut sitzend, aus
derselben mehr oder weniger hervorragen, bald als flache diphtberi-
tische Ausbreitungen den grössten Theil der Mucosa zerstört haben.
Die Knöpfe zeigen im Durchschnitt eine sehr feste, gelblich-weise
Masse, die oft bis an das Peritoneum reicht und zu Verwachsungen
mit anderen Bauchorganen Veranlassung gibt. Die Lungen sind
meistens gesund. Nach langer Krankheit befinden sich manchmal
die kleinen ventralen Lappen im Zustande der Atelektase oder sel-
tener der Bronchopneumonie. Die Nieren sind fast immer erkrankt.
Im Harn sind Eiweiss und Gylinder anwesend.
Die hämorrhagische und die nekrotische Form der Krankheit
finden sich oft bei derselben Hoerdc. Die hämorrhagische Form zeigt
sich zuerst und weicht später der mehr chronischen Form. Es ist
leicht möglich, dass alle Thiere einer Herde beinahe zur selben Zeit
infizirt werden und dass die hämorrhagische Infektion zuerst in den
am meisten disponirten Thieren zum Ausbruch kommt, während die
mehr immunen dem Krankheitsgifte länger widerstehen und später
heiten (bog cholera und swine plague) scheinen nar onvolhUlndig bekannt sa sein.
Dieses mag thells der Art der Publikation, theils der Sprache sugescbrieben werden.
JfdenfaUs sind die Referate nicht immer glflcklich ausgefallen. In einigen sind die
swei Krankheiten als identisch erklftrt worden, obwohl die Bakterien sehr leicht m
unterscheiden und auch gftnslich verschieden in ihrer Wirkungsweise sind. Dr. D. C-
S a 1 m o n , Chef des Bureau of Animal Industry, fibergab mir die bakteriologischen Ar-
beiten schon im Jahre 1884 und es schien angeieigt, dass ich in Kfirae eine Uebersicbt
der wichtigsten Punkte hier gebCi um lulcünftigen Missdeutnngen keine Veranlassung
SU geben. Auf die andere Schweinekrankheit konune ich ein ander Mal surück , dk
yiele neuere Untersuchungen vorliegen, die die früheren durchaus bestätigen. £ioe
vollständige Uebenicht Über Hog-cholera-Untersuchungen bis lu 1889 ist in h^^^^'
cholera, its Cause, Naiure and Treatment, Washington 1889<* an finden.
Zar KenntBiss des Hogcholeraba illas. 255
t sdten an MischiDfektioDen (PeritODitis , Pleuritis , Pericarditis)
Gnmde gehen. Es mag aber auch sein, dass eine langsame Ab-
oDg der Bakterien von Thier zu Thier stattfindet, die durch
and Tbierexperiment nicht scharf zum Ausdruck kommt
Den flogcholerabacillus ') habe ich aus den Milzen von mehr
500 Schweinen züchten können, die 15—20 verschiedenen Epi-
ieen angehörten. Die Bacillen erscheinen in Schnitten der Milz
anderen Organen der Schweine und kleinen Versuchsthieren
Khmpen, in dieser Hinsicht den Typbusbacillen ähnlich. In sehr
Idteneo FäUen sind sie nicht in der Milz zu finden. Zu diesen sind
STecfanen solche Thiere, die an Komplikationen zu Grunde gingen.
JSe Biällen sind in fast allen Organen zu finden, doch nicht in jedem
lUere. Im Harn habe ich sie in zehn untersuchten Fällen durch
MftnItaTea demonstriren können. Die Blase wurde nach dem Tode
uterbaoden, herausgenommen und mit einem Platinspatel ein Loch
tocb die Wand gebrannt. Aus diesem Loche wurden einige Tropfen
Vit einer sterilen Pipette in Nährmedien übertragen. Andere Bak-
lerien waren nicht zugegen.
Obwohl die Bakterien aus dem Darme durch Kaninchenimpfung
«olirt werden können, so sind doch Plattenkulturen meistens negativ
0der dorch andere Bidsterien überwuchert. Schnitte durch die diph-
fteritische Darmwand zeigen Einnistungen der verschiedenartigsten
Mtenen. Im Grunde alter Geschwüre waren oft T r i c h o -
eephaiu seier zu sehen.
Die Hogcholerabacillen sind Kurzstäbchen mit abgerundeten
Enden, 1,2 — 1,5 ju lang und 6 — 1 fi breit. Die Grösse schwankt
«lias, je nachdem die Bacillen aus verschiedenen Kulturen oder in
Schoitten gemessen werden. Sporen oder irgendwelche Dauerzu-
stinde habe ich nicht beobachtet. Die Bacillen sind durch eine
grosse Beweglichkeit ausgezeichnet, die Wochen und Monate lang
iD Eolturen erhalten bleibt. Im hängenden Tropfen bewegen sie sich
Tist\i durch das Gesichtsfeld. Meist zu zweien vereinigt bewegen sie
sich rar selben Zeit um den Yerbindungspunkt, indem jeder Bacillus
i\e Oberfläche eines Kegels beschreibt. Die Bacillen nehmen verschie-
deDeF&rbang leicht an, entfärben sich aber bei Anwendung der Gr am-
schen Methode. In Schnitten habe ich oft schöne Bilder erhalten.
Mm ich die Schnitte einige Stunden in Anilinwassermethylviolett
legte und dann mit 1 ^/o Eisessig leicht entfärbte. Die Bacillen
^B äch sehr leicht kultiviren. Auf Gelatineplatten werden die
1) Dieser Baeiüns warde aaerst voo E. Klein beschrieben. (V i r c h o w 's Archiv.
ICy. [1884] S. 468.) Er fiind nach der Impfung von Kaninchen nnd Mftnsen die
^vtiiBiig charakteristischen Nekrosen in der Leber. Unvereinbar mit meinen ünter-
Hc^iugtn ist seine Beschreibung von Sporen, die ich nie gefonden habe. In Involntions-
forott in Gelatine habe ich allerdings manchmal Lücken in den Bacillen gesehen, die
^forai Tortiusehten. Aach fand Klein Peritonitis und Pericarditis bei der geimpften
Kuiocb«ii, welche bei Impfang mit Reinkultnren sonst nicht anftreten. In der Mili
»tA Hjne Bacillen 2 bis 6 |ji lang, in Flflssigkeiten 2 bis 3 (i. Da Klein damals
^ mit Plattenkoltnren arbeitete, so waren anreine Kaltaren nicht aaageachlossen.
Ifaae Beschreibang kam Mitte 1886 aar Aasgabe, sa welcher Zeit J. 8. Billings,
^ lieh kflrslich als Entdecker des Bacillas ankfindigte, erst anfing, anf diesem Gebiete
^uWteo.
17»
256 Smith,
Kolonieen je nach der umgebenden Temperatur in 24—48 Staune
sichtbar. Die tiefen Kolonieen sind kreisrund, haben einen scbai^
Rand, die Fläche ist bräunlich bei durchfallendem Lichte, ohne Ma
kirungen. Sie werden selten grösser, als 4 inni im Durchmesser.^ I
oberflächlichen Kolonieen breiten sich wenig aus, höchstes bis
2 mm im Durchmesser. Ueberhaupt geben die Kolonieen nur mreni
charakteristische Unterscheidungsmerkmale. Auf Agar erreichen 4
oberflächlichen Kolonieen bis zu 4 mm im Durchmesser; sie li&b
ein graues, durchscheinendes Aussehen, mit spiegelnder OberflJLck
und sind kreisrund, leicht gewölbt Auf Kartoffidn kommt es i
Thermostaten zu leicht gelblichen Auflagerungen. Lieicht alkalisd
Bouillon mit oder ohne Pepton wird in 24 Stunden schwach getrOii
Nach ein oder zwei Wochen , wenn das Glas ruhig stehen bleib
kommt es oft zu einem dünnen fragmentirten Häutchen. Milch wir
makroskopisch nicht verändert.
Ueber die Gährungsthätigkeit des Hogcholerabacillus habe id
in dieser Zeitschrift an anderer Stelle kurze Mittheilungen gemacht 'J
Sie sind fakultative Anaörobier. Im Gährunpskölbchen wird Glykoo
gespalten und eine Säure frei, die bald entwickelungshemmend wirkt
Das Gas besteht aus einem Theile GO^ und zwei Theilen eines brenn-
baren Gases, vielleicht H. Sie sind Alkalibildner, denn leicht saun
Bouillon wird mit der Zeit idkalisch.
Obwohl nicht eine dieser verschiedenen morphologischen und
biologischen Eigenschaften aJbs charakteristisch bezeichnet werden
kann und jede von anderen Bakterien getheilt wird, so habe ich doch
noch keine Bakterien ausserhalb des kranken Thierkörpers gefunden,
welche zu dieser Beschreibung genau passten. Die spezifische Natur
dieser Bacillen wird besonders durch Thierexperimente in ein klares
Licht gestellt.
Impft man ein Kaninchen subkutan aus einer Reinkultur mit
Oese oder Spritze, so erscheint das Thier in den ersten 3 od^ 4
Tagen ganz munter. Später sitzt es ruhig im Käfig und isst wenig
oder gar nichts, bis der Tod 7—12 Tage nach der Impfung ein-
tritt. Mit einer Verdünnung bis zu Vioooooo^^^^ Bouillonkultur
habe ich positive Resultate erhalten. Ueberhaupt entspricht diese
Beschreibung nur ganz kleinen Impfquantitäten. 3 — ^5 Tage vor dem
Tode steigt die Temperatur plötzlich um 2^ — 3^ C und bleibt hoch bis
zum Tode. Grössere Quantitäten Bouillonkultur tödten in 5 Tagen.
Intravenös in sehr kleinen Dosen bewirken die Bacillen den Tod in
48 Stunden. Wenn der Tod nach einer Krankheitsdauer von 7—12
Tagen eintritt, findet man die Milz vergrössert, fest, dunkelroth.
Die Leber ist mit kleinen, gelblichweissen nekrotischen Herden besetzt,
die manchmal einen, manchmal mehrere Acini umfassen, manchmal
den interlobulären Gefässen entsprechen. Die Nieren sind parenchy-
matös erkrankt, der Harn eiweissreich. Die Herzmusculatur ist fleckig
grau, fettig. Im Bereich des Darmtractus sind die Veränderungen
grösser, je nach der Krankheitsdauer. Der Inhalt des Dünndarms
ist gelblich, wässerig und schleimig, die Plaques sind meist geröthet
1) Diese Zeitschrift. VII. S. 602 ; VIII. S. 889.
Zur Kenntaiss des Hogoholerabacillas. 257
kiclit geschwolIeD. Im Zwölffisgerdarm nahe der Pylorusklappe
sehr oft Ekchymosen und grössere Extravasate vorhanden. Im
Dickdarm findet man manchmal Ekchymosen und glasigen
, der aas dem After in langen Bändern hervorh&ngt Die
len finden sich in allen Organen.
Bei grauen Hausmäusen ist die Krankheit ungefähr dieselbe.
[SBSSchweinchea verlangen ungefähr Vio ccni Bouillookultur subkutan,
sie der Impfung unterliegen sollen. Tauben sind noch mehr
■^nfeaktar. Ich fand, dass | ccm Bouillonkultur in die Brustmuskeln
i|nz oberflächlich eingespritzt, fast immer tödtlich wirkten. Die Impf-
'moltate schwankten etwas, je nach der Virulenz der Kultur. Die
Mbeo mitg^theilten entsprechen den Erscheinungen, die ich mit Ba-
cS^ aus fast allen Epizootieen erhielt, so lange die Kulturen nicht
n alt waren ; in lange fortgesetzten Kulturen geht die Virulenz all-
idLUich etwas zurück.
Schweine sind ziemlich refraktär gegen subkutane Injektionen,
doch sterben sie fast immer nach einer intravenösen Injektion von
1—2 ccm Bouillonkultur. Fütterung mit 200—300 ccm Bouillonkultur
ucb dntagigem Fasten oder mit ganz kleinen täglichen Quantitäten
bedingt eine schwere, ausgebreitete, diphtheritische Entzündung des
Dikdames und des Magens. Auch in diesen Versuchen ist die
Tinilenz der Kulturen von Einfluss auf die Intensität und Ausbrei-
tong der Schleimhautveränderungen. Fütterung mit den Organen
ebener Schweine bedingt dieselben Läsionen wie solche mit Kul-
Nach dieser kurzen Beschreibung ist es wohl kaum noch noth wendig,
tnf die grossen Unterschiede zwischen den Hogcholerabacillen und
den Swineplaguebakterien hinzuweisen. Die Swineplaguebakterien
siad identisch mit denjenigen der Schweineseuche, wie ich mich
idb&t überzeugen konnte ^). Die ersten Untersuchungen der Swine-
plagae lieferten mir eine abgeschwächte Rasse der Swineplague-
\»läerien, die in Kaninchen nach subkutaner Impfung hauptsächlich
Peritonitis erzeugten und sie nach 5 — 8 Tagen tödteten. Später
&Dd ich die mehr virulente Rasse, die Kaninchen in 16 Stunden
tödtet Ueber die Identität der Hogcholerabadllen mit denjenigen
der schwedischen und französischen Schweinepest gehe ich hinweg,
mdem ich nur hinzufüge , dass die Beschreibungen dieser Bakterien
Tiel zu wünschen übrig lassen. Sie scheinen mir der später zu be-
^xhmbenden Spielart des Hogcholerabacillus nahe zu stehen *).
\) I>\«M SchweinMachekoltoreii Terdanke ich der Güte des Herrn Prof. Dr. Welch
in fiiHimore, der sie ans Berlin mitbrachte.
S) Die Knltoren ans Frankreich (Dr. B i e t s c h) and Schweden (Prof. Dr. L u n d -
fren), die mir Dr. Salmon sor Untersachnng Übergab, erschienen dem Bacillus
eoli, der dem Hogeholerabacillos sehr nahe steht, sehr fthnlich. Beide waren nicht
fttlMgeB bei KaAinchen und Schweinen.
(Fortsetsnng folgt.)
258 Kat«,
Zur Eenntniss der Lenchtbakterien.
Von
Dr. Osear Kate
in
Sydney.
(Fortsetiang.)
Agarkulturen.
Auf N&hragar^) liessen sich leicht Kulturen erzielen, jedoch er-
wies sich dieses Nährsubstrat weniger gQnstig fQr B. smar.-ph. und
arg.-ph. I,als fürB. arg. -ph. II und III; sehr üppig gediehen auf
demselben B. cy aneo-ph. und arg.-ph. liquef.'). Die auf derOber-
flftche desN&hragars rasch entstehenden Kulturrasen von B. cy aneo-
ph. — es sind vorzugsweise Strichkulturen gemeint — von weiss-
Uch-grauer F&rbung und glasig-visdder Konsistenz boten, abgesehen
von dem Leuchten, zunächst' wenig Aufiälliges. Nachdem jedoch diese
ursprüngliche Kulturdecke, in Folge von Abtrocknung, mehr oder
weniger hyalin geworden und an Schärfe der Begrenzung abgenommen
hatte — nach 14 Tagen bis zu einigen Wochen — begann ein neues
Wachsthum in Form von isolirten Kolonieen, welche über die alte
Kultur in grösserer oder geringer Zahl regellos zerstreut, zunächst
als aschgraue, flachgewölbte, feucht-glänzende» mehr oder weniger
kreislinig begrenzte, von ihrer Unterlage sich scharf abhebende Ge-
bilde erschienen. Vereinzelte dieser Kolonieen brachten es hin
und wieder zu etwa 3 mm Grösse; in dem Falle waren sie abge-
flacht und von unregelmässiger, gekerbter oder gelappter Berandung.
Die Kolonieen traten oft succesive auf, derart, dass, nachdem eine
Abtheilung das Maximum ihrer Ent Wickelung (und ihres Leuchtens)
hinter sich hatte, eine neue auf den Schauplatz trat In zwei am
l./VIII. a. c. angelegten Strichkulturen war eine massige Anzahl am
besten entwickelt gegen Mitte September; einige andere Anfangs
Oktober, und schliesslich eine oder zwei Mitte Oktober.
Das Wachsthum vonB. arg.-ph. liquef. auf Nähragar war ähn-
lich dem beiB. cy aneo-ph. Auch dort kam es zur Ausbildung von
„sekundären^^ Kolonieen. Ein vor Kurzem beobachteter Fall sei hier
angeführt. Am 5./IX. a. c wurden zwei Stichkulturen angefertigt
(mit Material von einer gut entwickelten Strichkultur in 2,7 V^ Koch-
salz-Gelatine). Gegenwärtig (Ende Oktober) angesehen, erweist sich
1) Anstatt der Gelatine enthielt die Nfthrmiechung 1 \ Agar-Agar, und swar die
von Japan aas in den Handel gebrachte. Kanten genannte Sorte; die Reaktion war
leicht alkalisch.
S) Agarkulturen von B. c y a n e o »p h. wurden am hJlafigsten angefertigt, da dieselben
wegen ihres konstant wiederkehrenden prächtigen Leuchteffekts (wovon später melir)
Btt Demonstrations- und anderen Zwecken sehr geeignet waren. Weniger sahireich
waren Agarkulturen von B. a r g. - p h. liquef. Diejenigen der vier anderen Arten datiren
von 1887 und Anfang 1888.
Zur Kenntniss der Leochtbakterien. 259
mspräogliche bandartige Auflagerung als sehr dünn und in ihrer
soeben noch erkennbar. Auf oder entlang dem alten
strich jedoch besteht eine Beihe von theils confluirenden, theUs
I, sehr scharf hervortretenden Kolonieen, die etwa einen
it alt waren. Die meisten derselben waren etwa 1 mm gross,
oder zwei etwa 2 mm. In Gestalt und Anordnung ähnelten sie
obeo beschriebenen „sekundären^* Kolonieen von B. cyaneo*ph.
Ob ähnliche Bildon^n in Agarkulturen der vier übrigen Formen
imen oder nicht, kann ich nicht mit Sicherheit angeben, da
betreffenden, w&hrend der oben genannten Zeit erhaltenen Kul-
[ira ücht lange genug beobachtet wurden. Auf Nährgelatine jedoch,
ne fos dem Vorbeigehenden ersichtlich ist, wurde bei den vier das
[ViciuuideDsein von sekundärem Wachsthum festgestellt^).
Bouillonkulturen.
in gewöhnlicher Nährbouillon') bewirkten die Leuchtbakterien
mfibst eine gleichmässige diffuse Trübung. Dieselbe war für B.
cjafi e o-ph. und a r g.-p h. 1 i q u ef. stärker, als für die andern. Bei B.
(jaeeo-ph., arg.-ph. liquef., arg.-ph. I und III erfolgte,
Mben absetzen von Kultur am Boden, oberflächliche Häutchenbildung,
IB raschesten bei der erstgenannten Art ; die Trübung der Nähr-
ItaQgkeit verschwand im Laufe der Zeit, am ehesten, wie es schien,
kJB. arg.-ph. III. Alte Kulturen von B. cyaneo-ph. glichen
, ia ibiem Aussehen alten Gelatinekulturen dieser Spezies, insofern als
die an&Dglich gelbliche Bouillon schliesslich rothbraun gefärbt war.
-Bd B. smar.-ph. und arg.-ph. II kam es zu einer oberfläch-
Icbeo Häutchenbildung überhaupt nicht.
Impfuogen in eine ohne Zusatz von Pepton und Kochsalz her-
goUätA, nur leicht alkalisch gemachte Kaninchenfleischbrühe, in der
Höimerdiolera- oder Milzbrandbacillen gut gediehen, blieben in
'y&QDLF&Il ohne Erfolg. Für B. cyaneo-ph., B. smar.-ph. und
6. arg.-ph. I wurde in Bezug auf Bouillonkulturen noch das Fol-
Seode ermittelt. Gewöhnliche Nährbouillou von amphoterer Reaktion
g^tattete den drei Arten Vermehrung, wie an der deutlichen Trü-
bung sogleich kenntlich war. Weder in Fleischinfus als solchem, d. h.
oke jeglichen Zusatz und die natürliche schwach saure Reaktion
zeigend, noch in dem mittelst Sodalösung schwach alkalisirten
^Üiiafus, trat Entwickelung ein. In einem der Infuse der letz-
tereo Kategorie mit Zusatz von 0,5 ^/o Kochsalz wuchs von den drei
^cteD nur die erstere, und zwar ganz gut; ein Zusatz von 2,5 ^/o
Kochsalz bewirkte bei allen kräftiges Wachsthum. (lieber „Leuchten'^
TOQ Boailionkulturen s. unten).
i) Vorderh&od moss ich mich damit begoügeii , diese Thatoachen einfach mitsn-
'^'^ Du Vorkommen eines oftmals sehr ausgesprochenen f,sekondXren" Kolonieen-
vMiisthaau tof dem alten Kulturterrain beweist, dass letsteres, für Individuen derselben
^ei aof jeden Fall , nicht „vaccinirt** war , im Gegensata an anderen Bakterien*
^ Hir welche eine „Vaccination** des Nährbodens in dem gedachten Sinne ersielt
nrie.
^ >) Bbdfieischinfus + 1 O/o Pepton + 0,6^0,7 O/o Kochsalz; Reaktion leicht al-
260 Kat.,
Fisch- und ähnliche Kulturen.
Das Yornehmste Material zum Züchten der Leuchtbakterien bil-
deten ohne Zweifel gewisse marine Thiere, besonders Fische, im ge-
kochten Zustande, wie zuerst Fischer für den westindischen Leucht-
mikroben deroonstrirte. In meinen Versuchen bediente ich mich sol-
cher Fische, wie Meeräschen (Gen. Mugil), Meerbrassen (Gen. Chry-
sophrys), des ^,Whiting*' des Sydneyer Fischmarktes (Gen. Sillago,
Farn. Trachinidae), des „Gartish^* (Gen. Uemirhamphus, Farn.
Scombresocidae). Alle diese entsprachen meinen Zwecken vollkom-
men. Auch das gekochte Fleisch von Stechrochen eignete sich ziemlich
gut, hingegen dasjenige von einem jungen Exemplar des sog. Port
Jackson-Haies (HeterodontusPhillipi) nur in geringem Maasse.
Einen vorzüglichen Nährboden lieferte femer, abgesehen von Fischen,
die Oberfläche von gekochten Exemplaren einer Tintenfischart (Gen.
Loligo), welche in den hiesigen Fischhandlungen häufig feilgeboten,
als Köder beim Fischfang benutzt, von gewissen Kreisen der Bevöl-
kerung auch wohl gegessen wird. Auch gekochte Krabben (Qen.
Scylla; Neptunus) kamen ein paar Mal mit Erfolg zur Anwen-
dung, während gekochte Gameelen sich für die Kultur der Bakterien,
einem gleichzeitigen Versuchen nach, als unbrauchbar erwiesen.
Die der Eingeweide und Schuppen entledigten Fische, die Tin-
tenfische und Krabben, wurden, nachdem sie in frischem Seewasser
abgespült waren, in entsprechenden, bis zu etwa 23 cm hohen und
6,5 cm weiten Reagensgläsern untergebracht, und in denselben, unter
Watteverschluss, dem strömenden Dampf im gewöhnlichen Sterili-
sirungsapparat V, Stunde oder länger ausgesetzt Das so behan-
delte Material konnte nach dem Abkühlen entweder ohne Weiteres
benutzt werden, oder — besser noch — nachdem eine diskontinoir-
Uche Sterilisation, nach Art anderer Nährmedien, durchlaufen war.
Nach strichweiser Impfung der Oberfläche der Fische oder Tin-
tenfische ging, bei geeigneter Temperatur (20—24 <^ C), die Entwicke-
lung rasch vor sich. Innerhalb zweier Tage war oft die ganze freie
Oberfläche derselben mit Kultur kontinuirlich bedeckt Andere Male
blieb das Konfluiren aus; statt dessen bildeten sich isolirte Streifen»
oder ebensolche verästelte oder verzweigte, grössere oder kleinere
Flecke aus. Der Ausfall der Kulturen war in gewissem Grade ab-
hängig von der Zahl der Impfstriche, der relativen Menge von Impf-
material, und dem jeweiligen Grade der Feuchtigkeit an der Fisch-
oberfläche. Auf den Krabben erfolgte das Wacbsthum nur an den
mit genügender Feuchtigkeit versehenen Stellen.
Den frischen Kulturen auf Fischen u. s. w. kam, für jede Art
der Bakterien, eine feucht-glänzende Oberfläche, klebrige Konsistenz
und im allgemeinen wachsartige Färbung zu ; die Kulturauflagerungen
waren von massiger Dicke. An einer Serie von 6tägigen Kulturen
der Bakterien auf Meerbrassen war die Farbe bei B. c y a n e o - p h.
gelblich, oder gelblich-braun an den Stellen, wo die Kultur ein wenig
dicker aufgelagert war ; bei B. smar.-ph.: cr^me-artig; beiR arg.-
ph. I hellgelb, mit einem Stich ins Grünliche; bei B. arg.-pb. II
Zur KenDtnUft der Leucbtbakterien. 26l
gefMeh, hi6 und da citroneDgelb ; bei arg.-pb. III: gelblich; bei
& itrg.-pb. liqaef. gelblich-grau.
Andere Eulturyersuche.
Bezüglich der drei zuerst isolirten Arten, nämlich B. cyaneo-
ph., B. smar.-ph. und B. arg.-ph. I wurden einige andere Kul-
Uurersacbe angestellt mit den folgenden Resultaten:
Auf koagulirtem Blutserum, und zwar koagulirter Hydro-
Ikormxflllssigkeit (vom Menschen), fand, einem gleichzeitigen Versuche
ittch, nur spärliche £ntwickelung statt, am besten noch bei B. c y a -
Beo-ph.; das Substrat wurde von der Kultur desselben langsam
Terflassigt.
Aaf Scheiben ?od gekochten Eiern wuchs (und leuchtete) von den
drei Arten B. cyaneo-ph. am besten. In diesem Falle bildete
sich ein anterbrochener schleimiger Belag, dessen Farbe auf dem
Dotter hellbraun, auf dem Weissen hell-grflnlich-gelb war. Die Kul-
taren Yon B. smar.-ph. und B. arg.-ph. I erschienen als dQnne,
grmQweissliche, unterbrochene UeberzQge.
In resp. auf sterilisirter (gekochter) Milch, an und für sich,
blieb die E^twickelung aus (wenigstens makroskopischer Beobachtung
mach m urtheilen). Dagegen erfolgte auf einer mit etwas Kochsalz
Tersetzten und sterilisirten Milch unzweifelhaft Vermehrung bei B.
cyaneo-ph. und B. smar.-ph.; auf einer mit etwas Dinatrium-
phosphat versehenen und sterilisirten Probe entwickelten sich B.
cyaneo-ph. und B. arg-ph. I spärlich (ein analoger Versuch mit
B. smar-ph« verunglückte in Folge vorzeitigen Zerbrechens des
Eeagen^lases).
Kaitarversuche auf Scheiben gekochter Kartoffeln fielen
negativ ans. Die Versuche gelangen dagegen, nachdem die
KarU^elscheiben mit Dinatriumphosphatlösung Übergossen waren,
wodurch alkalische Reaktion, wenigstens an der Oberfläche jener, ent-
stand. Bei B. cyaneo-ph. bildete sich auf dem unteren Theil der
Scheiben — dieselben befanden sich in weiten Reagensröhren ,—
enie ansehnliche, schmierig-gelatinöse, zusammenhängende Auflage-
ning, in der Mitte von röthlich-brauner, nach der Peripherie hin von
gelblich-grauer Färbung. Für B. smar-ph. ergab sich, ebenfalls
auf der unteren Hälfte der Scheibenoberfläche, ein dünner, hell-bräun-
lich-gelber Belag. Auf der mit B. arg.-ph. I geimpften, wie oben
modifizirten Kartoffelscheibe konnte, weder makroskopisch, noch der
Wirkung nach — dieselbe, das Leuchten, war hier null, im Gegensatz
zu den Versuchen mit den beiden anderen Arten — ein Wachsthum
nachgewiesen werden; die mikroskopische Untersuchung jedoch er-
gab, dass eine gewisse Vermehrung stattgefunden haben musste.
In sterilisirtem Harn, auch nachdem derselbe mittelst Sodalö-
Bung leicht alkalisch gemacht worden war, gelang die Züchtung der
Balrterien nicht, ebensowenig aufgekochtem Reisbrei, auf Scheiben
roher oder gekochter Bananen und Ananas, auf der Schnitt-
fläche des zartgewebigen Embryo der Cocosnuss, in Gocos-
milchy auf Seetang (Laminaria). Die Versuche in Gocosmilcb
262 ^»t^»
wurden, erweitert, und zwar wurde ein Theil dieser Plassigkeiü ^**#
DinatriuropbosphatlOäung versetzt, bis leicht alkalische Beaktion ^«^^
stand; ein anderer Theil erhielt obendrein einen Zusatz von l^/o/
salz ; ein dritter neben genannten Stoffen 1 ^1^ Pepton. Die in
zwei letztgenannten Fällen filtrirten und darauf sterilisirten, Im e
Falle ohne Weiteres sterilisirten Mischungen waren alle geeignet
ein Fortkommen der Leuchtorganismen, am besten die Kochsalz
Pepton, oder Kochsalz allein enthaltenden Präparate. Die entc»
henden Trübungen waren denen in Bouillonkulturen ähnlich^). (Itai
Wirkung nach difierirten die Gocosmilchkulturen der drei Arten ^v
einander, wie unter „Leuchten^^ angedeutet ist)
Weitere Mologtsche Merkmale.
Dem atmosphärischen Sauerstoff gegenüber verhielten sich d
verschiedenen Arten, ihrem Wachsthum in gewöhnlicher N&hrgelatin
nach zu urtheilen, etwas verschieden. Darnach gehören B. smar-p
arg.-ph. I, II undlUzu den Aäroben, B. cyaneo-ph. und arg^.—
ph. liquef. zu den fakultativen Anaöroben. Bei jenen vier blieb
die Entwickelung der Kolonieen im Innern des genannten N&hrme-
diums auf einen verhältnissmässig geringen Umfang beschränkt^ wi^
bereits Platten- und Stichkulturen lehrten. Nach gleichmässiger Ver-
theilung einer nicht zu grossen Anzahl lebenskräftiger Keime von
B. smar.-ph. und arg.-ph. I — die beiden anderen wurden auf
diese Weise nicht behandelt — in Nährgelatine in einem Beagenz-
glase, entstanden, abgesehen von denen an der Oberfläche, in der
Gelatinesäule Kolonieen, welche in Bezug auf ihre Dimensionen,
welche unbedeutend waren, sich von einander nicht unterschieden«
AehnUch war es, nachdem eine Schicht steriler Gelatine oder sterilen
Leinsamenöls über einer analog geimpften Gelatinemasse angebracht
war. — B. cyaneo-ph. und arg.-ph. liquef. gediehen zwar
auch am kräftigsten an den der atmosphärischen Luft zugänglichen
Theilen der Nährgelatine, doch war immerhin die Entwickelung in
den tieferen, von dem Zutritt der Luft abgeschnittenen Schichten des
genannten Nährbodens, gegenüber der unter gleichen Umständen
stattfindenden Entwickelung bei den übrigen Arten, unvergleichlich
1) Bei dieser Qelegenheit sei »af eine kleine Verbessernng in Besag auf die Tech-
nik des Impfens der Kaitarmedien die Auftnerksamkeit gelenkt. Seit einiger Zeit be-
nalie ich Platindr&bte, welche anstatt, wie Üblich in QlasstAbe mit oder ohne Email
eingeschmolzen zu sein, an entsprechend lange und ca. 2,5 mm dicke Stftbe von Silber,
als Handhaben, in das eine Ende vermittelst Hartloth eingelOthet sind. Wie misslich es
ist, bei Anwendung des alten Verfahrens den Platindraht sich im kritischen Aagenbllck
von dem Olasstabe loslSsen au sehen, wird wohl schon Mancher erfahren haben. l>vr
Hetallstab Iftsst sich überdies darch Erhitzen in der Flamme natürlich rascher sterili-
siren ond nach dem Erhitzen in einem früheren Zeitpaukt benatzen , als dies anter
analogen Verhältnissen beim Qlasstab der FaU ist ; jener Iftsst sich aneh rasch in jede
gewünschte Form biegen, was saweilen, z. B. beim Impfen der Oberflftche vod Fischen
in Keagensgiftsern, beachtenswerth ist — Es könnten natürlich aoch andre Metalle,
z. B. Nickel, in Drahtform, als Handhaben verwendet werden, der Gebraach von ent-
sprechend dickem Plstindraht zu dem Zweck dürfte vielleirht weniger Verbreitung
linden.
Ünr Kenntniss der Leachtbaktarien. 263
beHchtlicber. Dies geht schon aus dem hervor, was bei der Be-
Bdurdbong der Kolonieen der beiden Arten ntiier angegeben wurde.
Sehr anschaulich war ein in dieser Hinsicht angestellter Versuch mit
BL cyaneo-ph. £ine massige Anzahl von einer frischen Kultur,
gesiaer gesagt einer Aufschwemmung derselben in steriler 0,6 ^/^
Kocbsahlösang, entnommenen Keimen wurde in vorher verflüssigter
Klkigelatine in einem Reagensglas vorsichtig vertheilt, letztere
«der erstarren gelassen und unmittelbar nachher mit einer 5 cm
kobeD Schicht von sterilem Leinsamenöl bedeckt. Die Vermehrung
der Käme ging stetig, wenn auch langsam, vor sich. Die ent-
stehenden Verflüssigungskugeln grifien schliesslich in einander über,
ind die körnerartigen, grau-gelben Kolonieen sammelten sich all-
Bählich am Boden des Glases an, über sich eine fast durchaus
klare flüssige Masse lassend.
Ob die eine oder andere der sechs Arten in geeigneten gähr-
fthigen Substraten Gährth&tigkeit ausüben kann, oder ob eine be-
BÜmmte Gährong die eine oder andere erst zu einer anafiroben Ver-
mehning bef&higt oder dieselbe begünstigt, darüber fehlen die Ver-
«Mbe noch.
Uebor den Einflnss der Temperatur auf das Wachsthum der
Uachtbakterien wurde Folgendes ermittelt.
Als aty^mtlichen Arten gemeinschaftlich erwies sich, in einem
Versuche, deren Vermehrungsunfähigkeit bei niederer, dem Gefrier-
pankt nahe stehender Temperatur. Gewöhnliche 6 prozent. N&hrge-
latioe in Reagensgl&sem wurde (April 1889) mit geringen Mengen
fOü entwickelang&higen Individuen aus Aufschwemmungen von Kul-
tur der sechs Arten — Stichkulturen bei B. cyaneo-ph. und arg,-
fLliquel etwa 4 Wochen alt; Strichkulturen bei den übrigen etwa
8 Tage alt — in 0,6 ®/o Kochsalzlösung geimpft ; die Keime wurden
in der (vorher verflüssigten) Gelatine gleichmässig vertheilt, und
Dsdidem, zur Kontrolle, aus jedem der Versuchsgläser mittelst ste-
riler Pij^tte eine Probe entnommen und in sterile Beagenzröhrchen
fiktorlTagen war, wurden „RoUplatten^^ angefertigt Mit Gummikappe
Tersehen, wurden sie alsbald in einem Eisspind auf Eis gelegt,
y^^khes täglich erneuert wurde. Während in den ebenfals ausge-
rollten, mit Gummikappe verschlossenen und bei Zimmertemperatur
aufgestellten KontroUröhrchen die Kolonieen in der üblichen Zeit zum
Vorschein kamen und sich weiter entsprechend entwickelten, fehlte
in den mxd Eis befindlichen Böhrchen, nach Verlauf von 8 Tagen,
j^che Andeutung von Kolonieenbildung. Die Keime mussten binnen
dieser Zeit entweder abgestorben oder doch wenigstens in einem be-
%Ummten Grade abgeschwächt sein, da auch später, nachdem die
Röhrchen einer Temperatur von + 20^ C oder etwas darüber aus-
(esatzt waren, die Entwickelung ausblieb. Der Versuch ist allerdings
der Wiederholung und Variirung bedürftig, denn es wäre nicht aus-
geschlossen, dass die zu demselben verwendeten Individuen nicht
lebenskräftig genug waren, um einem 8tägigen Aufenthalt in eisig-
kalter Umgebung Stand zu halten, geschweige um zu wachsen, wie-
hdU sie unter normalen Bedingungen rasch zu Kolonieen heran-
wachsen. Es ist jedoch a priori unwahrscheinlich, dass die aus dem
Meerwasser unter diesen Breitengraden stammenden Leuchtbakt:erieii
bei solch niedrigen Temperaturen wie den obigen, eine, wenn auclt
nur minimale Vermehrung ohne Weiteres eingehen sollten.
(ForteetBOng folgt.)
Zar Frage des Begattongsaktes bei den entoparasitisolien
Trematoden.
Kritische Bemerkungen zu Pintner's Aufsatz^).
Von
Dr. €^. Brandes^
Assistenten am loologischen Institat su Halle a. S.
Dass ndie Frage nach der Art, wie die männlichen Fortpflanzan^^*
Zellen bei den parasitischen Plathelminthen in die weiblichen L«ei*
tungswege gelangen^\ bisher eine offene zu nennen gewesen wäre, wie
P i n t n e r meint, vermag ich nicht zuzugeben , wenigstens wQrde sie
mir dann jetzt ebensowenig beantwortet scheinen, als vorher. Denn
das Resultat, das Pintner's Arbeit zu Tage fördert, ist etwa das-
selbe, wie es Leuckart in der zweiten Auflage seines Parasiten-
werkes zusammenfasst, nur hütet sich Leuckart vorsichtiger Weise
zu schematisiren , sondern sucht mit den einzelnen Beobachtungen
als mit Thatsachen zu rechnen. Und diese widersprechen sich
durchaus nicht, wenn auch Pintner dies so darzustellen beliebt.
Abzusehen ist natürlich ohne weiteres von einer beiläufigen Be-
merkung aus dem Gestodenthdl des Werkes, wo Leuckart es fflr
einen Irrthum erklärt, wenn man gemeint hätte, der Uterus der Tre-
matoden vermittle Begattung und Eiablage. Diese Bemerkung wurde
im Jahre 1881 veröffentlicht und, wie schon gesagt, ganz teiläufig,
zu einer ^it, als der Verf. durchaus nicht mit Untersuchung der
Trematoden-Anatomie beschäftigt war. Als aber Leuckart sich
in den Jahren 1885, 86 etc. von neuem intensiv mit diesen Fragen
zu beschäftigen hatte, waren inzwischen die Beobachtungen von
Z ad dach und Looss bekannt geworden und diese im Verein mit
den Resultaten der von ihm angestellten Untersuchungen ergaben
eine Auffassung, die ihn die betreffenden Verhältnisse etwa in folgender
Weise schildern lässt:
Bei den Trematoden muss Selbstbegattung vorkommen, da
wir einzeln in Cysten eingeschlossene Formen befruchtet finden,
sie kann auch statthaben, da die Mündung des männlichen
Geschlechtstraktus meist dicht neben der Uterusmündung ge-
legen ist. Hiermit stimmt Zaddach^s Beobachtung überein, der
Distomum cirrigerum in Selbstbegattung antraf, indem der Penis
tief in den Uterus versenkt war und Samen Übei4iessen liess. Dafür
dass in derselben Weise auch eine Wechselbegattung stattfinden
kann, geben uns die Beobachtungen von NitzschanHolostomum
1) Pintner, Th, Nene Beiträge inr Kenntniss d«B Bandwiinnkdrpen. (Ar-
beiten des zool. InsHt. m V^i«n. Bd^ IX. Heft I.) Vergl. das Referat anf p. 286 dieeer
Zv VngB das BegattnngsaktM bei den entopAratitiselieii Trematodeil. 266
serpeDS und besonders von Looss an Distomum clavigerum
direkte Beweise. Dagegen ist weder die Selbst- noch die Kreuzbe-
^ttoog mit Benatzung des Laar er 'sehen Kanals jemals mit
Sickerheit beobachtet. FQr eine derartige Begattang wird der Um-
stand ins Feld gefährt, dass in dem L au r er 'sehen Kanal hier and
ü Sameofiden angetroffen werden , aber unser Altmeister der Hel-
BinUioloe^e sagt sehr einleuchtend, dass auch häufig Dottermaterial
oDd Ovarialeier dort gefunden wQrden ; so gut wie dies Material aus
dem Ovidukt in den Kanal hereingepresst sei, könne auch der Samen
ans dem Uteras stammen. Er führt noch die Beobachtung von Looss
ao, der dnmal den Uterus von Distomum trigonocephalum
Bit Samenfaden gefüllt, das Receptaculum seminis dagegen
her fand , ein Umstand , der wiederum auf Begattung durch den
Otenis hinweist, und schliesst endlich mit der Erklärung, dass der
Lau r er 'sehe Kanal wohl morphologisch der Scheide der Cestoden
eatspreehe, dass es aber nur wenig wahrscheinlich sei, dass er bei
dea Diatomeen auch physiologisch als solche funktionire; „Unter
gewissen UiQständen möge es aber immerhin möglich
äein.^ Bei der Besprechung von Distomum spathulatum ändert
der Befund eines sehr weiten L a u r e r 'sehen Kanals, der sehr häufig mit
Spmnamassen prall gefüllt ist, nichts an Leuckart's früherer Auf-
fasrang, da derselbe den L au r er 'sehen Kanal durchaus nicht mit Be-
stNDDtbeit fttr eine Scheide hält, wie Pintner in Anm. 4 auf S. 6
BOBer Arbeit anführt, sondern lediglich zugibt, dass die Vermutbung,
der L au re rasche Kanal möge in diesem Falle als Vagina funktioniren,
mmerhin einige Wahrscheinlichkeit hat Wir sehen, Wider-
sprdcbe sind bei dieser Art der Darstellung nicht vorhanden.
Wie will nun P i n t n e r die Frage des Begattungsaktes beantworten ?
Ifir scheint, als ob er im Grunde genommen keineswegs zu einem
aadem Resultate kommt: leugnen kann er weder die Möglichkeit
der Benntzang des Uterus bei der Selbst- und bei der Wechselbe-
gattnng, noch die dementsprechend beobachteten Fälle solcher Be-
glttnngen, es kommt ihm also nur darauf an , auch für die Begat-
taog vermittels des La urer 'sehen Kanals schwerwiegende That-
sadien ins Feld zu führen. Aber hiermit sieht es eben nicht allzu
gfinstig aus. Wenn Kerbert für Distomum pulmonale,
Mieseber für Monostomum bijugum und Fischer für
Opisthotrema cochleare gegenseitige Begattung und zwar
unter Funktion des L aurer 'sehen Kanals als Vagina angeben, so
geschieht dies doch nur auf Grund theoretischer Betrachtungen; die
QBButtelbare Beobachtung des Kopulationsvorganges steht noch bei
^en drei Formen aus. Ebensowenig beweisend sind die eigenthüm-
üAen anatomischen Geschlechtsverhältnisse von Eurycoelum
Sluiteri, einem Trematoden emes Percoiden von Java, den Brock
io gSDz kurzen Zügen ohne Abbildung beschreibt. Brock selber
iDödite eine Befruchtung durch den L au r er 'sehen Kanal annehmen,
da er weder dne Uterusöfinung noch einen innem Samengang vor-
fand, aber er konnte auch keinen L aurer 'sehen Kanal nachweisen;
ä&i&al beobachtete er einen feinen Kanal, der vom Rücken aus gegen
eine Dterusschlinge zog, jedoch, ohne dieselbe zu erreichen, im Paren-
266 Brandt«*
chym blind eudigte. Um diesen Kanal als Laurer^schen
sprechen zu können, nimmt Brock seine Zuflacht zu einer K
rung, die er aber nur mit aller Reserve gibt: er meint, es möolit;^
vielleicht nach der Begattung durch den L au r er 'sehen K^^ui^
letzterer sich schliessen. — Ein ürtheil, in diesen schwierifiT^'
Verhältnissen zu fällen, können wir uns um so weniger zumatbesv,
als der anatomische Bau des Thieres durchaus noch nicht als S'e-
nügend bekannt zu betrachten ist. Aber es Hesse sich sehr ip^oli]
denken, dass bei so eigenthflmlich organisirten Formen auch ein
normer Kopulationsprozess zu verzeichnen wäre. — Zum Schli
führt Pintner noch die Ansicht Zeller 's an, der von der
wachsung der beiden Diporpen zum Diplozoon, die in der
geschieh^ dass die Mündung des Vas d ef er ens eines jeden Thieresr
sich auf die Vagina des anderen legt, auf die Begattung bei den
Trematoden überhaupt schliessen will. Dieser letzte Punkt scheint
mir, besonders bezüglich seiner Verallgemeinerung, so
hypothetisch zu sein, dass er keiner weiteren Erörterung bedarf, nach
Braun sind aber auch selbst die thatsächlichen Ergebnisse
der Zeller^schen Untersuchungen durchaus nicht einwandsfrei ^).
Wir sehen, dass der direkte Nachweis auch nur eines einzigen
Falles von Begattung durch den L au r er 'sehen Kanal noch fehlt, wie
zuvor ; aber wenn solcher mit Sicherheit für einen Fall (z. B. E a r y -
coelum) erbracht würde, so hätten wir doch noch keinen Grund,
von der Auffassung, wie sie L e u c k a r t vertritt, abzuweichen : „unter
gewissen Umständen'^ kann eben der Laurer'sche Kanal vielleicht
als Scheide funktioniren, als Regel ist aber jedenfalls für die augeD-
blickliche Entwickelungsstufe der metastatischen und digenetischen
Trematoden die Begattung zu erachten, die durch Einführung des
Penis in die Uterusmündung erfolgt. Und zwar glaube ich, dass die
Selbstbegattung häufiger ist, als die Wechselkreozung. Denn während
man etwaige Kopulation bei der Oeffnung des Darmes gleich auf den
ersten Blick wird konstatiren können, entgeht die Selbstbegattung
für gewöhnlich auch wohl dem schärfsten Auge. Da trotzdem ebenso
viele Fälle von Selbstbegattung wie von Kreuzung zur Beobachtung
gekommen sind , so glaube ich daraus schliessen zu dürfen , dass
Selbsibegattung als der gewöhnlichere Modus anzusehen ist
Dass der L aurer 'sehe Kanal morphologisch der Vagina der
Cestoden und ektoparasitischen Trematoden entspricht, ihr also homo-
log ist, hat bisher meines Wissens noch Niemand bezweifelt, aber da-
mit ist doch nicht gesagt, dass La ure rascher Kanal und Vagina die
gleichen Funktionen haben müssen. Nach Anführung eines Citates
von Monticelli, das die Homologie des La ur er 'sehen Kanals und
der Vagina zum Gegenstand hat, schreibt Pintner nämlich: „Ich
fQr meinen Theil schliesse mich diesen Anschauungen MonticelIi*s
durchaus an, umsomehr, als mir sämmtliche wider die Deutung des
L a u r e r 'sehen Kanals als funktionirende Scheide vorgebrachten
Einwendungen vollständig unstichhaltig erscheinen/* Mir scheint hier
1) Vergl. hiersa die Mittheilang Braan's über die Ergebnisse einer diesbciOg-
liehen in seinem Laboratoriom angestellten Untersuchung von Dieckkoff. (Dies.Ceo-
tralblatt. Bd. IX. No. 2. p. 52.)
2ar Frag« des BegAttnogsaktes bef den entopArftsitisehen TrematodM. 267
von Seiten Pintner^s eine Verwechselung der Analogieen und
BoiDoiogieeD vorzuliegen. Der Arm des Menschen ist dem Flügel
ta Vogels homolog, aber nicht analog; der Flügel des Vogels ist dem
flQgel der Insekten analog, aber nicht homolog. Aehnlich hier. Der
Ltarer'sche Kanal der entoparasitischen Trematoden ist der Vagina
der ektoparasitischen Trematoden und der Gestoden homolog, aber
ucht analog , die Vagina der letzteren ist der Uterusmündung der
enteren analog, aber nicht homolog ^). Wenn der Lau re r*scbe Kanal
lOD ftr gewöhnlicli der Vagina nicht analog ist, so fragt es sich,
wddie Funktion er sonst haben kann. Sommer und Landois
hiben ihn als Sicherheitsyentil für die Schalendrüse, das Ovarium
ind die DotterstOcke angesprochen. Ich habe diese Erklärung schon
u anderer Stelle*) bek&mpft; es sei mir gestattet, den Passus hier
eiozQSchalten. „Dass Dottermaterial und Schalensubstanz zufällig
ms ihm heraastreten können , wird Niemand bestreiten , aber dass
der Kanal die Betimmung hätte, überflüssige Massen nach aussen
m befördern, will mir durchaus nicht plausibel erscheinen. Ich kann
überhaupt nicht recht an die Möglichkeit einer Ueberproduktion von
Seiten der zum Genitalapparate gehörigen Drüsen glauben, sollte
vielmehr denken, dass sich unter guten Lebensbedingungen alle Ge-
schlechtadrtlsen in gleicher Weise kräftig entwickeln, und die Bildung
der Eier um so beschleunigter vor sich f eht , je mehr Material die
Drflsen produziren. Auf jeden Fall, meine ich, darf man annehmen,
iiaa bei dem Bedürfnisse eines Abflussrohres für überschüssiges Ma-
terial sich die Vagina der Cestoden in besserer Weise den neuen
^Verhältnissen angepasst haben würde : vor allem würde man ihre Ur-
sprongsstelle immer in aUemächster Nähe der Eibereitungsstätte
PL sadien haben und auch immer eine kräftige Entwickelung voraus-
setien dürfen, während der L a u r e r 'sehe Kanal bei den Trematoden
Dor einen sehr rudimentären Eindruck macht, ja verschiedentlich
noch gar nicht hat aufgefunden werden können ?^) Mir scheint eben
dieser rudimentäre Charakter und das gänzliche Fehlen darauf hin-
mieuten, dass die entoparasitischen Trematoden in Begriff sind, den
Laor er 'sehen Kanal, der ein Erbtheil der cestodenartig organisirten
Vorfahren ist, allmähUch zu verlieren. Formen, die einen stark ent-
wickelten L aurer 'sehen Kanal mit einem Receptaculum se-
in in is beim Uebergange in den Ovidukt aufweisen, werden als ur-
sprünglicher, den Stammeseltern näher stehend aufgefasst werden
mflssen, während andererseits die Formen ohne Receptaculum
o&«i gar ohne L a u r e r 'sehen Kanal am längsten sich von den
Stammeltem abgezweigt haben werden/^
Halle, 28. Januar 1891.
1] Nach dem gewöhnlichen Spracfagebranch benennt man die analogen Organe, die
^>% t^dche Funktion verrichten, mit derselben Beuiehnang, man wQrde also am besten
du Utemsendstfiek als Vagina besdchnen.
S) Die Familie der Holostomeae. Leipsig 188S, oder Die Familie der Holostomiden.
\M. Jahrbücher, Abth. f. Systematik etc. Bd. V. p. 56S.)
3) So behauptet Monticelli mit grosser Bestimmtheit das Fehlen des Lanrer*-
Khen Kanales bei Distomnm Bichardii aas der Leibeshöhle eines Haies. Aach
Wi ätD Genas Apoblema wird das Fehlen desselben yon J a e 1 besonders betont.
268 Umsohlagan des WeiiiQi. — Entiftnduiigtti«
Referate.
Krämer, E., Bakteriologische Untersuchansfen über das
„ Umschlagen ^^ des Weines. (Landwirtschaftliche Versachs-
Stationen. Bd. XXXVU. S. 325.)
Die „faulige^^ Gährung des Weines oder das ,,Uinscb]^gieD^' des
Weines wurde zwar schon von Mulder untersucht, aber erst Pa*
steur entdeckte die Ursache der Gährung und beschrieb 1866 zwm
Formen von Stäbchenbakterien ^), von denen die grössere 1 — l^/^ fi
dick und 3—5 ^u lang war. Diese vergähren zunächst die Vfeins&ure
und den Weinstein unter Produktion flüchtiger Fettsäuren und Koh-
lensäure ; hierauf werden auch die weiteren Bestandtheile, wie Gl jce*
rin, Gerbstoff, Pepton, verändert. Krame r nahm nun mit den
verbesserten Methoden der Neuzeit die Untersuchung ,,unigeschlage-
ner^ Weine von Neuem auf, und zwar mit 32 verschiedenen Sorten
aus Kroatien, Steiermark und Krain, und konnte 7 verschiedene For-
men von Bacillen und 2 Kokkenarten isoliren, welche B&mmtliebe
Arten ziemlich schnell Gelatine verflüssigten. Die Züchtung erfolgte
in Fleischbrühe, welcher noch 0,05 ^/o Pepton und 0,5 ^/o Glycerin und
Wein bis zur sauren Reaktion zugesetzt war. Als fester Nährboden
diente mit Wein sauer gemachte Nährgelatine.
Die Bacillen nannte er Bacillus saprogenes vini Nr.I--
YII, die Kokken: Micrococcus saprogenes vini Nr. I und
IL — Der Bacillus Nr. I ist jedenfalls identisch mit dem grosseo
Bacillus Paste ur 's. Nr. III ist sporenbildend, die Sporen begin-
nen an den Enden der Stäbchen ; diese Form ist nicht identisch mit
dem Bacillus putrificus coli. Nr. lY sind sehr feine und
lange Stäbchen und wurden nur in stark zersetzten Weinen ge-
funden. Nr. V kommt nur in wenigen Weinsorten vor. Nr. VI ist
wieder sporenbildend, und Nr. YII könnte möglicherweise nur eine
etwas grössere Form von Nr. I sein.
Der Micrococcus I hat im Durchschnitt nur 0,5 ju, Nr. II
1 — 1,5 fi Durchmesser; letzterer bildet Dipplokokken, ersterer nicht
Beim „Umschlagen^^ wird die Weinsäure jedenfalls in mehrfacher
Art vergohren; als Endprodukte sind nachgewiesen: Kohlensäure
Ameisensäure, Essigsäure, Propionsäure, Buttersäure, etwas Bern-
steinsäure und Milchsäure und nach Gautier soll auch Tartron-
säure gebildet werden. Loew (München).
Lewin, A., Zur Pathologie der akuten bakteriellen Ent-
zündungen. (Wratsch. 1890. Nr. 38—39.) [Russisch.]
Verf. stellte sich die Aufgabe, mittelst der neuesten Uetbodm
der mikroskopischen Forschung die Histogenese der akuten bakteriel-
len Entzündungen einer erneuerten Untersuchung zu unterwerfen.
Als Typus einer rein serösen Entzündung wählte er die nach
1) Etnde sar le vin, Paris 1866.
EntzÜDdttDgen. 269
Jfilzbnmdimpfong an der InfektioDSstelle (Snbcutis) zu Stande kom-
nende Entzündang, während Eiterung durch Staphylococcus
progenes aureus erzeugt wurde. Mit Milzbrand experimentirte
er so Meerschweinchen und weissen Ratten , mit den Eiterkokken
as Kaninchen, Meerschweinchen und zum Theil auch an weissen
Batteo.
Zar Untersuchung kamen die Gtewebe 4 bis 127 Stunden nach
der Infektion.
Die ersten Veränderungen im Bindegewebe nach Milzbrandinfek-
tJOB (4. Stunde) bestehen in Durchtränkung mit einer hyalinen Sub-
sttnz, welche die Maschen des Bindegewebes stark erweitert und die
eJDzelnen Fasern auseinandertreibt. Gleichzeitig unterliegen auch die
Biodegewebszellen und Kerne der hydropischen Degeneration
(Ziegler).
Zogleich findet auch Leukocyteninfiltration (polynukleäre Leuko-
cjUn) statt, die stets zunimmt, so dass es nach 12 Stunden den
fiadnick machen kann, als ob sich mikroskopische Abscesse gebildet
litten. Zur eigentlichen Eiterung kommt es aber nie.
Das Verhalten der Leukocyten gegenüber den Milzbrandbacillen
ist sehr verschieden: entweder gruppiren sich die letzteren herd-
weise nnd zwischen ihnen liegen nur einzelne Leukocyten , oder im
(legeotheil liegen die Leukocyten in Herden, in welchen nur einzelne
BaeAle» zu finden sind ; endlich kommt es auch vor, dass Bacillen-
gnippen von einer dichten Leukocytenschaar umgeben werden. Nie-
wk konnte der Verf. Phagocytose sehen; die Bacillen gingen zu
Gnmde, erlitten bedeutende Veränderungen, aber extracellulär.
24 Stunden nach der Infektion kann man schon viele Bacillen
io d^ Zustande der Degeneration finden, welcher in alten Kulturen
eiDe r^lmässige Erscheinung bildet und allgemein bekannt ist. Nur
ein kleiner Theil der Bacillen giebt neue Generationen , aber diese
letzteren gehen auch bald zu Grunde, nachdem sie folgende eigen-
^e Umwandlung erlitten haben. Die peripherischen Schichten
der Bacillen schwellen stark an, so dass der Dickendurchmesser bis
2^ P beträgt; bei Safraninfärbung erscheint diese peripherische
Schicht rosa gefärbt, während die centrale Zone dunkelroth, beinahe
sdiwarz ist Verf. ist geneigt, diese Umwandlung als Verschleimung
resp. Bildung einer schleimigen Kapsel zu betrachten. Nicht selten
kommen auch solche geschwellte Bacillen zu Gesicht, in deren Mitte
nur Reste, oder selbst gar keine Spur der dunkel sich färbenden
Zone mehr zu sehen ist.
Die Gewebsveränderungen während des zweiten Tages nach der
Infektion bleiben dieselben, wie früher, nur sind ausser polynukleären
weh uninukleäre Leukocyten zu beobachten. Von Phagocytose —
keioe Spur.
Im Verlaufe des zweiten Tages erscheinen auch die ersten ka-
^okiDetischen Figuren, und zwar im Endothel kleiner Venen ; später
sieht man gleiche Figuren auch in den Bindegewebszellen.
Den weiteren Verlauf konnte Verf. nur an weissen Ratten beob-
achten, da die Meerschweinchen gewöhnlich schon zu Ende des zwei-
^ Tages zu Grunde gehen. An Ratten fängt das entzündliche
»X. M. 18
270 EntsflnduDgen. — DannkaUrrb der Kinder.
OedeiD nach 48 Standen schon zu scbwinden an. Die Zahl der Ba-
cillen wird immer geringer und in der Umgebung von Gelassen er-
scheinen Inseln von jungem Bindegewebe, dessen Kerne sehr oft im
Zustande der karyokinetischen Theilung zu finden sind.
Im weiteren Verlauf des Prozesses schwinden allmählich die
eingewanderten Leukocyten, und zwar meisten theils dadurch, dass
sie von den Bindegewebszellen aufgenommen und verzehrt werden.
In den nächsten Tagen verschwindet das Oedem vollständig, das
Bindegewebe kehrt zum normalen Zustande zurück, Karyokinese wird
immer seltener, die Bacillen sind vollständig verschwunden, mit einem
Worte, der entzündliche Prozess kann als abgeschlossen betrachtet
werden.
Die Versuche mit Staphylokokkeninfektion gaben im AUgemeineD
Ergebnisse, die mit den Hohn fei d'schen (Ziegler 's Beiträge.
Band III) übereinstimmen.
Hervorgehoben sei, dass Verf. die Staphylokokken nach 8 Stun-
den sowohl in den immigrirten Leukocyten, wie in den Bindegewebs-
zellen reichlich fand, während er sie im Gefässendothel vermisste.
Nach 24 Stunden sah er die ersten karyokinetischen Figuren,
und zwar auch hier im Venenendothel ; erst später erscheinen sie
auch im Bindegewebe.
Nach 3 Tagen beginnt um den Äbscess herum die Bildung von
jungem Bindegewebe, dessen Zellen von Kokken vollgepfropft sind.
Die Bedeutung der Kokken in diesen Zellen versucht Verf. durch
folgende Hypothesen zu erklären: entweder haben die Kokken im
Organismus ihre Giftigkeit verloren, sind von den Zellen als gewöhn-
liche Fremdkörper aufgenommen worden und stören sie in ihrem
Proliferationsgeschäfte nicht, oder aber ihre Giftigkeit ist nur abge-
schwächt und sie bilden in diesem Zustande einen Impuls zur Pro-
liferation.
Ueber den weiteren Verlauf der Entzündung bis zur Narben-
bildung spricht der Verf. nicht. Steinhaus (Warschau).
Bemine^ B., Ueber das Vorkommen eines rothen Spross-
pilzes in der Milch und im Käse und das Auftreten
von Darmkatarrh bei Kindern frühesten Alters
durch den Genuss derartig infizirter roher oder
unvollständig gekochter Milch. Mit 1 Tafel. (Pädiatrische
Arbeiten. FestschriÄ, Herrn Eduard Henoch gewidmet. Berlin
[Hirschwald] 1890.)
Im Monat Juni 1888 erhielt Verf. ein Stück Quarkes, d. h. von
der Molke möglichst befreiten Käsestoffes, das auf der Oberfläche
wie im Durchschnitt zahlreiche himbeerrothe Stellen aufwies, die sich
aus kleinen punktförmigen Farbstoffherden entwickelt hatten. Die
mikroskopische Untersuchung ergab, dass die rothen Farbstoffmassen
zum grössten Theile aus einem in üppiger Wucherung begriffenen
Sprosspilze bestanden. Die meist runden bis ovalären Zellen bil-
deten Sprossverbände von 2—3 Zellen und zeigten einen mittleren
Durchnpesser von 4,6 in, Mittels Gelatineplatten gelang es, den Pilz
zu isoliren. Am vierten Tage zeigten die Kolonieen Hirsekorngrösse
Rother SprosspIIz in Milch und Darmkatarrh der Kinder. 271
die RothArbQDg ist erst vom 6. — 10. Tage an deutlich zu erkennen.
Die Gelatine wird durch dieselben nicht verflüssigt. Auch auf den
Gdatinestichkolturen wird der erste leicht röthliche Schimmer nicht
TOT dem 6. — 8. Tage wahrnehmbar.
Die Entwickelung erfolgt vorwiegend auf der Oberfläche und
biMet dort eine konvexe, nageiförmige Erhebung, während im Stich-
kaoal das Wachsthum sehr gering bleibt. Im Verlaufe von Wochen
sinkt die Kolonie in den trichterförmig erweiterten Stichkanal ein;
8 — 10 Monate alte, bei Zimmertemperatur aufbewahrte Gelatine-
koltoren lassen eine Verflüssigung der obersten Gelatineschicht in
der Hohe von 1—2 cm wahrnehmen. Die Kulturmassen sinken su
Boden and bilden dort ein tiefrothes Sediment, während die darüber
befindliche Gelatine sich in eine gleichmässig gelbbraune Flüssigkeit
verwandelt. Auf Agar und Blutserum bietet das Wachsthum nichts
Charakteristisches. Kartofiielscheiben sind nach 8—12 Tagen mit
einem bimbeerrothen Rasen von 2—4 mm Dicke bedeckt
Sterilisirte Milch, sowie der Eingangs erwähnte Quark stellen
ebeofalls einen sehr guten Nährboden für den Sprosspilz dar, jedoch
vermag derselbe den Zucker nicht zu vergähren. Auf feuchter 6ar>
tenerde und altem Holze gelang es nur zuweilen und im Verlaufe von
Wochen, kleine Kulturrasen zu erzeugen. Die günstigste Temperatur
liegt zwischen 18 — 22® C. Bei 60® sistirt das Wachsthum; jedoch
erst durch während 8—10 Minuten fortgesetztes Kochen wird die
Lebensfähigkeit des Pilzes vernichtet. Auch gegenüber den antisep-
tischen Mitteln erweist er sich als resistent; so bedarf es von Sublimat
einer Lösung von 1 : 10000, Phenol 15 : 10000, um die Fortpflan-
sungsfi&higkeit desselben zu vernichten. Aller Wahrscheinlichkeit
nach gelangte der Pilz mit der dazu verwendeten Milch in den Käse ;
daf&r spricht, dass jdesmal nur die frischen Fabrikate und auch
diese in sehr beschränkter Ausdehnung ergriffen wurden. Nach ener-
gischer Desinfektion der benutzten Kellerräurolichkeiten und Gefässe
blieb die Erkrankung aus.
Im Oktober 1889 begegnete Verf. dem rothen Sprosspilze zum zweiten
Male. Auf einem Bauernhofe waren 7 im Alter zwischen 3 — 30 Monaten
stehende Kinder, die sämmtlich mit roher oder ungenügend gekochter
Milch ernährt wurden, plötzlich und ziemlich gleichzeitig an Diarrhöe,
theilweisc auch an Erbrechen erkrankt. Die älteren Kinder, sowie
die Erwachsenen blieben von der Krankheit verschont. Es wurde
darauf hin die Milch einer bakteriologischen Untersuchung unter-
zogen, um so mehr, als bemerkt wurde, dass in den hölzernen Milch-
gefässen in letzter Zeit, seit dürre Buchenblätter als Streuung ver-
weodet wurden, sich regelmässig ein röthlicher Bodensatz bilde, der
sich in den Spalten und Ritzen der Gefässe festsetzte. Dieselbe er-
gab, dass die diesen Gefässen entnommene Milch den beschriebenen
rotlien Sprosspilz enthielt, während die direkt dem Euter entnom-
mene frei von demselben war. Desgleichen wurde der Pilz in den
untersten Schichten des als Streuung dienenden Blätterhaufens nach-
gewiesen, und war vermuthlich von dort aus in die Milch gelangt.
Die gründliche Desinfektion der Räumlichkeiten (Abwaschen der
Holztheile mit konzentrirter Lösung von roher Karbolsäure und nach-
18*
272 Tuberculose.
heriger Einwirkung von schwefliger Säure), Beschaffung neuer Holzge-
fässe beseitigte das Uebel dauernd.
Die Anwesenheit dieses Sprosspilzes in der Milch ist wahrschein-
lich auch als die Ursache der katarrhalischen Darmerkrankung der
Kinder zu betrachten. Die Pilze gelangten in lebensfähigem Zu-
stande in den Dannkanal der Kinder und wurden von D. aus den
diarrhoischen Ausleerungen isolirt. Bei subkutaner und intravenöser
Injektion erweisen sie sich zwar als nicht pathogen, jedochterkrankten
zwei junge Hunde, die mit infizirter Milch gefüttert wurden, mit ähn-
lichen Darmerscheinungen, wie sie die Kinder dargeboten hatten.
D. glaubt, dass der Pilz, dem ja pathogene Eigenschaften im eigent-
lichen Sinne des Wortes fehlen, durch die mechanische Reizung,
welche er auf die Schleimhaut des Darmkanals ausübt, zu Erkran-
kungen Veranlassung gibt. Er schlägt für denselben den Namen
Saccharomyces ruber vor, da er von den bisher beschriebenen
Arten, insbesondere der bekannten Bosahefe deutliche Unterschiede
aufweist Escherich (Graz).
HunmerseUagy Albert» Bakteriologisch-chemische Unter-
suchungen über Tuberkelbacillen. (Centralblatt fflrklin.
Medicin. 1891. No. 1.)
Der Verf. rekapitulirt in Kürze die Ergebnisse seiner in den
Monatsheften für Chemie 1889 publizirten Untersuchung, und be-
richtet über seine neu gewonnenen Resultate. Die chemische Zusam-
mensetzung der Leibessubstanz der Tuberkelbacillen ergab, dass
die Menge der in Alkohol und Aether löslichen Substanzen mit im
Mittel 21% bei Weitem alle bei anderen Bakterien gefundenen
Zahlen übersteigt (gegen 7,3 bis 10,1 <^/o). In diesem Alkohol- und
Aetherextrakt befindet sich Fett, Lecithin und ein — aus der Leibes-
substanz gewonnenes) — Oift, welches bei Kaninchen und Meer-
schweinchen Krämpfe mit schliesslichem Exitus erzeugt. Der in Al-
kohol und. Aether unlösliche Rückstand der Leibessubstanz enthält
einen mit Kalilauge ausziehbaren, durch die Reaktionen charakteri-
sirten Ei weisskörper und Gellulose.
Das tinktorielle Verhalten der Tuberkelbacillen während der ver-
schiedenen Phasen der chemischen Behandlung ist sehr interessant
Die Form hatten die Bacillen sowohl nach der Extraktion mit Aether
und Alkohol, als auch nach der Behandlung mit KOH beibehalten.
Die Färbbarkeit nach der Methode von Ehrlich geht jedoch ver-
loren, sobald sie mit Kalilauge behandelt wurden, und zwar entfärben
sich die durch Karbolfuchsin etc. färbbaren Bakterienreste, sobald
man sie mit Säure differenzirt In der Meinung, der extrahirte
Eiweisskörper sei der Träger der Reaktion, hat der Verf. denselben
nach dessen Vertheilung auf Deckgläser gefärbt, dabei aber gefunden,
dass auch der isolirte Eiweisskörper den Farbstoff leicht aufoimmt,
ihn jedoch an die Salpetersäure abgibt. Verf. kommt demnach zu •
dem Schlüsse, dass die gegenseitige Anordnung der Eiweiss- |
und Cellulosetheilchen im Bakterienleibe das tinktorielle Verhalten ^
bedinge. /
Tab«reulo«e. 273
Betrefe des Wachsthums der Bakterien und ihres Stoff-
wechsels bat Verf. gefiiDdeD, dass dieselben nar auf Glycerin oder
koUebydrathaltigen Nährböden (Bouillon mit Traubenzucker, Rohr-
zoeker, Milchzucker, Glykogen, Dextrin) sehr gut wachsen, am besten
allerdings bei Glycerinzusatz. Der Verbrauch an Kohlehydrat (Verf.
Ut zuf Bestimmung desselben quantitative Untersuchungen an
BooUontraubenzuckerkulturen gemacht) ist jedoch ein so geringer,
iuB eine Vergährung desselben durch die Tuberkelbacillen nicht an-
genommen werden kann. Es dürfte vielmehr nur zur Bildung der
BOthwendigen Wärme und der Gellulose verbraucht werden. Bemer-
kensiverth ist, dass die Tuberkelbacillen Kohlehydrate oder Glycerin
lotbwendig zu ihrem Wachsthum bendthigen im Gegensatze zu
den bisher bekannten Arten.
Die nach Chamberland's Methode gewonnenen Filtrate der
Booillonkulturen erwiesen sich bei wiederholten Versuchen als un-
giftig*
Auch gelang es dem Verf. nicht, bei Versuchen nach Brieger's
Ikttiode auf Ptomalne zu kommen, wenn er auch giftige Extrakte
erhalten konnte. Dagegen gelang es ihm, nach den bekannten Me-
thoden ein Toxalbumin darzustellen, welches nach subkutaner In-
jektion bei Kaninchen 1 — 2 Tage anhaltende Temperatursteigerung
um 1 — 2^ C hervorrief.
Die Versuche, welche der Verf. über Abschwächung der Bak-
terieo und Immunisirung der Versuchsthiere anstellte, ergaben, dass
Gljcerinbouillonkulturen nach 8 Monaten ihre Virulenz verlieren,
ohne ihre LebensiUiigkeit einzubttssen, dass aber eine Immunisirung
Auch Verimpfung dieser abgeschwächten Kulturen ohne Erfolg bleibt.
Behnfis weiterer Details sei auf die Originalabhandlung verwiesen.
Kerry (Wien).
Subrenllh et Auehö, De la tuberculose cutan^e primi-
tive par inoculation directe. (Archives de m^decine exp6-
rimentale et d'anatomie pathologique. 1890. No. 5.)
Im Anschlüsse an einen selbstbeobachteten Fall von primärer
lookalationstttbercttloee der Haut besprechen Verff. eingehend die
laatomischen und bakteriologischen Befunde dieses sowie anderer
bisher veröffentlichter Fälle dieser Art.
Sie unterscheiden an der Hand der bisher beobachteten und in
der vorli^enden Publikation zusammengestellten Fälle fünf verschie-
dene Formen von Hauttuberculose, und zwar 1) das sekundäre tuber-
oütae Qeschwür, 2) die skrophulös-tuberculösen Herde, 3) die pri-
oftre Inokulationstuberculose der Haut, 4) den Lupus tuberculosus,
^) das primäre tuberculose Hautgeschwür, und besprechen die Ver-
taltnisse, unter denen diese verschiedenen Formen der Hauttuber-
colose aufzutreten pflegen. D i 1 1 r i c h (Prag).
(fnneher et Ledoiix-Lebard, La tuberculose zoogl^ique.
(Denxi^me mömoire.) (Archives de mödecine exp6rimentale et d'ana-
tomie pathologique. 1890. No. 5.)
Ver£ treten in der vorliegenden Mittheilung für die Identität
274 Tabercalose. — Pseudotuborcalose.
der sogen. Pseudotuberculose und der „tuberculose zoogl6iqtie^ ein
(Vergl. auch das Referat über die erste Mittheiluns der beiden
Autoren in diesem Centralblatte. Band VII. No. 1.)
Di tt rieh (Prag).
Epjpinger, H., Ueber eine pathogene Gladothrix and eine
durch sie hervorgerufene Pseudotuberc ulosis (da-
dothrichica). (Ziegler's Beiträge zur pathologischen Ana-
tomie und zur allgemeinen Pathologie. Band IX. Heft 2.)
E p p i n g e r konnte bei einem an Meningitis cerebrospinalis nach
Durchbruch eines chronischen, metastatischen Gehirnabscesses ver-
storbenen, älteren Glasschleifer, bei dem sich ausserdem obsolete
LymphdrQsenabscesse und Pseudotuberculose der Lungen und Pleura
vorfanden, als Erreger der ersteren Erkrankung eine bis jetzt unbe-
kannte pathogene Gladothrix nachweisen. Dieselbe wurde rein-
gezüchtet, zeigte charakteristische Wachsthumsverhältnisse auf künst-
lichen Nährböden. Wegen der Sternform bezeichnet Eppinger diese
Gladothrix als Gladothrix asteroldes. Bei Meerschwein-
chen und Kaninchen erzeugt sie die Pseudotuberculosis cladotbrichica.
Aus den Erkrankungsherden der Pseudotuberculosis cladothrichica liess
sich die Gladothrix asterol'des rein züchten.
Dittrich (Prag).
Cadiot, Gilbert et Boger, Tuberculose du chien. (La semaine
mödicale. XI. 1891. No. 4.)
Bekanntlich ist der Hund fast vollständig unempfänglich für
Tuberculose; kommt doch einmal Infektion zu Stande, so pflegt die
Krankheit sich auf ein Organ und besonders auf die Lunge zu be-
schränken. Mit Rücksicht auf die Seltenheit des Vorkommens ver-
öffentlichen die Verff. einen von ihnen beobachteten Fall von Uunde'
tuberculose. Es handelte sich um einen Schäferhund, welcher seit 3
Monaten angefangen hatte zu husten und sehr schnell abgemagert
war. Als sie das Thier tödteten, fanden sie in der linken Brusthöhle
einen Erguss von 2 Litern. Die Serosa war stark hypertrophisch,
besonders in dem mediastinalen Theile, wo sie eine Dicke von 1 bis
zu 3 cm erreichte. Im Unterlappen der Lunge fand sich ein käsiger
Herd von der Grösse einer Nuss, der von kleinen Hohlräumen durch-
setzt war, in denen sich schleimigeitrige Flüssigkeit befand. Die übrigen
Organe waren gesund. Bei der mikroskopischen Untersuchung Btellte
sich die Lungenaffektion als käsige Pneumonie heraus, bedingt durch
die Gegenwart einer Anzahl von Bacillen, die denen der menscblicbeii
Tuberculose ähnlich, aber etwas schlanker und länger waren. Die
Neubildung an der Pleura erwies sich als ein Lymphosarkom. Die
Verff. vermuthen, dass der Hund, der mit Phthisikern nicht in Be-
rührung gekommen war, sich auf dem Schlachthofe, wohin er seinen
Herrn häufig zu begleiten pflegte, durch den Genuss von Abfällen
tuberculöser Thiere infizirt habe. Ueber Impfversuche, welche die
Verff. mit den Bacillen gemacht haben, werden sie des Weiteren
berichten. (Soc. de biol. 17. Januar 1891.)
M. Kirchner (Hannover).
Tabercolose. — Pneumonie. 275
fuigl, Fr., üeber die Aetiologie des Ghalazion. Ein
Beitrag zur KeontDiss der Tul)erculose. [Aus dem pa-
thologischeD Institute der Universität Tübingen.] (Ziegler's
Bdtrige zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Patho-
logie. Band IX. Heft 2.)
Verl konnte in eiuem Chalazionkuoten beim Menschen Tuberkel-
litdllen and die für Tuberculose typischen histologischen Verände-
miigen nachweisen, wodurch er die tuberculose Natur dieses Pro-
seases als erwiesen betrachtet. Verf. ist der Ansicht, dass die In-
l^on des Tarsusgewebes auf dem Wege der Blutbahn erfolge. Er
stdlt sich vor, dass die Tuberkelbacillen zuerst in das Bindegewebe
flgdangen, hier eine Proliferation der Bindegewebszellen anregen, die
daott wahrscheinlich erst sekundär das Parenchym der Meibom 'sehen
Di^en in Mitleidenschaft zieht. Dittrich (Prag).
Ha^er, C, Zur pyogenen Eigenschaft von Pneumococ-
cas Fraenkel- Weichselbaum. (Fortschr. d. Med. VliL
1890. No. 10.)
Die von H. Neumann in No. 6 Bd. VII dieser Zeitschrift
aufgeworfene Frage: „Ist der Micrococcus pyogenes tenuis
(Rose nb ach) mit dem Pneumoniecoccus (Fraenkel- Weich-
sel bau in) identisch?' veranlasst den Verf., die von ihm gemachte
Beobachtung eines spontanen Weichtheilabscesses mitzutheilen, welcher
im Verlaufe einer Pleuropneumonie und Pericarditis entstanden und,
wie Platten und Thierversuche ergaben, lediglich durch einen Mikro-
organismus veranlasst war, der sich morphologisch und biologisch ge-
nau so wie der Pneumoniecoccus verhielt Er sucht im An-
schloss an diese Beobachtung Fälle aus der Litteratur zusammen, in
denen Kapselkokken bisher als Eitererreger gefunden wurden, und kann
eigentlich nur 2 Fälle von Passet und einige Beobachtungen von
Gaarnieri und Orthmann anführen. Sein eigener Fall scheint
ihm die Neumann'sche Ansicht, dass der Micrococcus pyo-
genes tenuis mit dem Pneumococcus identisch ist, zu unter-
stützen. M. Kirchner (Hannover).
Bantl, Sopra alcune localizzazioni extrapulmonari del
diplococco lanceolato capsulato. (Istituto di studi su-
periori pratici e di perfezionamento in Firenze. Firenze 1890.)
Verf. berichtet über die bakteriologische Untersuchung von 45
Fällen einfacher oder mit einander resp. mit serösen Entzündungen
kombinirter Pneumonie und Cerebrospinalmeningitis. Darunter sind
3 katarrhalische Pneumonieen und 3 Fälle von „Polyserositis'* begriffen ;
als Bogleitaffektion war 3mal Endocarditis vorhanden. In diesen
Fällen wurde in allen genannten Lokalisationen der Krankheit der
Diplococcus lanceolatus capsulatus gefunden. Jedoch glaubt
Verif., gestützt auf Kulturmerkmale und namentlich auf die auch in
anatomischer Beziehung genau studirten Ergebnisse der Thierver-
suche, folgende 4 Varietäten dieses Parasiten unterscheiden zu
mQssen:
276 Pneamonie.
Diplococcus No. I entspricht weseutlich dem Poeumonie-
coccus FraenkeTs, dem Meo ingococcus Foä und Bor-
doni-üffreduzzi's. Er erscheint in pathologischen Produkten
und Kulturen als Diplococcus oder in kurzen Ketten, ist in Kul-
turen ohne Kapsel, wächst in Gelatine erst bei 24^ , aber auch da
nicht, wenn die Impfung direkt aus dem Blute erfolgt. In saurer
Bouillon gedeiht er nicht, macht aber alkalische Bouillon sauer, koagu*
lirt die Milch, wächst ebenso gut als Aärobe wie als AoaSrobe»
Die Kulturen verlieren nach 4 — 10 Tagen ihre Virulenz ; wenn sie
jeden oder jeden zweiten Tag erneuert werden , erst späten
Von den Thieren sind am meisten empfänglich die Mäuse, dann die
Kaninchen , am wenigsten die Meerschweinchen. Aber auch die letz-
teren gehen regelmässig zu Grunde, wenn man ihnen virulentes Ma-
terial in die Bauchhöhle spritzt, während sie der subkutanen iDJektioo
widerstehen. Kaninchen zeigen ein verschiedenes Verhalten je nach
der Menge und Virulenz — der Herkunft des injizirten Materials —
dem Orte der Applikation.
la) Bei subkutaner Injektion der krankhaften Produkte
oder aärober Kulturen sterben die Kaninchen in 1, 2 — 5^
6 — 7 Tagen an Septicaemia acutissima, acuta, subacuta, oder
später an chronischem Marasmus (d. h. ohne dass die Bakterien im
Körper der Thiere mehr nachweisbar wären). Verläuft die Krank-
heit subakut, so sind die lokalen Veränderungen meist beträchtlicher
(Hautodem, Peritonitis, Pleuritis etc.), die Milz kaum vergrösaert
und ohne die charakteristischen Veränderungen, die bei den akuten
und sehr akuten Infektionen ins Auge fallen. Während nämUcb biet
die Lokalisationen am Ort der Iigektion und auf den serösen Häuten
ganz fehlen, oder wenigstens unbedeutender sind, erreicht die Ver-
grösserung der Milz ein bedeutendes Maass. Dabei erscheint dieselbe
hart, auf dem Schnitt blutleer. Mikroskopisch sieht [nan die vendsen
Lakunen erfQllt von einem dichten Netz von Fibrin: „Milza fibri-
no8a*\
Ib) Bei subkutaner Injektion anaörob gewachsener
Kulturen (Bu ebner 'sehe Methode) sterben die Kaninchen in
1 — 2 Tagen. Die Milz ist klein ; es findet sich mikroskopisch Iceio
Fibrin. Wohl aber eine mehr oder weniger homogene Substanz, die
Verf. von entfärbten und verschmelzenden rotben Blutkörperchen ab-
leitet.
Ic) Bei intraperitonealer Injektion erfolgt der Tod in
1—2 Tagen. Die Milz ist kaum vergrössert, weich und zerreisslicb,
ohne Fibrin und ohne homogene Thromben. In anderen Fällen bat
Verf. aber auch eine vergrösserte, harte, „fibrinöse^\ MUz gefunden (!).
Blut oder aörobe Kulturen von Thieren, die nach der Methode
b) und c) infizirt waren, erzeugen, subkutan injizirt, wieder die Sep-
tikämie nach dem Typus la), oder wie Verf. sie nennt: Septi-
caemia salivare.
Der Diplococcus No. II unterscheidet sich von No. I loor-
phologisch dadurch, dass er in Agar und anaärober Bouillon laoge
zierliche Ketten bildet und in Präparaten aus dem Kondensations-
vvasser der Agarkulturen eine färbbare Kapsel besitzt. Femer wächst
Pueomonie. 277
er in Gelatine bei 20^ (nicht bei direkter Impfuug aus dem Blute).
Die Kulturen, namentlich in Bouillon, verlieren früher ihre Virulenz.
Dt8 Blut Ton Kaninchen, die, mit diesem Diplococcus infizirt,
slorben, ist weniger virulent, als im Fall von No. I. (Dagegen wareu
die Pneumonieen , die durch No. II beim Menschen hervorgerufen
wurden, entschieden perniciöser, als die durch No. I.). Mäuse und Meer-
schweinchen lassen sich ähnlich infizireu, wie mit No. I. Beim Ka-
uBchen luterscheidet Verf.
IIa) die sabkutane Injektion aäroher Kulturen oder
fmchen ▼irulenten Blutes. Die Thiere sterben nach 1—5 Tagen an
Septikämie. Die Milz ist wenig vergrössert, weich, enthält keine
fitointee Thromben, ist dagegen durch die reichliche Zerstörung rother
BlBttD&rperchen unter Bildung von gelbem oder braunem Pigment
dimkteriBirt.
IIb) Die subkutane Injektion anaärober Kulturen
oder virulenten Blutes, das längere Zeit (bis 24 Stunden nach dem
Tode) im Körper des gestorbenen Thiers gelassen worden ist, tödtet eben-
fidb in 1 — 5 Tagen. Die Milz ist erheblich vergrössert und hart
durch Fibrintfaromben, ohne dass jedoch diese beiden Merkmale so
stark ausgesprochen wären, wie bei der fibrinösen Milz No. la).
Uc. Die intraperitoneale Injektion tödtet meist in
1—2 Tagen. Die Milz ist ziemlich klein und weich. Bei der mikro-
skopischen Untersuchung zeigt sich nur wenig Fibrin.
Auch hier erlangt der Diplococcus, wenn er von Neuem in
tecoben Kulturen und subkutan eingespritzt wird, seine typischen
Eigenschaften wieder, d. h. erzeugt die Septikämie IIa): Septi-
caemia diplococcica^S
Diplococcus No. III verhält sich morphologisch und in Kul-
turen, wie No. II. Die Virulenz dieses Bacteriums fOr die Versuchs-
Üiiere ist geringer, als die von No. U, d. h. man bedarf grösserer
Mengen Kulturmaterials, um den Tod hervorzurufen. Auch hier
unterscheidet Verf. beim Kaninchen
lUa) die subkutane Injektion aörober Kulturen
oder frischer Krankheitsprodukte. Die Thiere sterben nach 1—5
Tagen an Septikämie. Die Milz ist wenig vergrössert, weich, ent-
hält homogene thrombotische Massen, die Verf. aus den rothen Blut-
Itorpetchen hervorgehen lässt, kein Pigment (yergl. Ib).
lUb) Die subkutane Injektion anaörober Kulturen
tuft in 1—5 Tagen den Tod der Kaninchen an Septikämie hervor.
Die Milz ist sehr yergrössert, aber nicht ganz so hart und so trocken
Ulf der Schnittfläche, wie in la); sie enthält Fibrin und ausserdem
die hyalinähnlichen Thromben.
IIIc) Die intraperitoneale Injektion tödtet ebenfalls
darch Septikämie. Der Mikbefund ist ähnlich wie bei III b), nur
ist die Alteration nicht so stark ausgeprägt. Auch diese Infektion
\)«zeichnet Verf. mit dem Namen Septicaemia diplococcica.
Diplococcus No. IV bildet schon in den Organen des Men-
schen häufiger kleine Ketten, in Kulturen sind dieselben lang, aber
nicht gewunden, wie bei II und III, sondern gestreckt; im Thier*
körper erscheint er wesentlich als Diplococcus. In Kulturen
278 Pnenmonie.
kann man keine Kapseln nachweisen. Die Färbung nach Oram ge-
lingt hier, wie übrigens auch bei No. I— III. Bei 20<> fiodet in Ge-
latine kein Wachsthum sUtt, wohl aber bei 24^ (aber nicht bei direkter
Impfung aus dem Blute). Die Virulenz dieses Diplococcus ist noch
geringer, als die von N 0.111; der Verlust derselben in den Kultuieiii
aber auch im Thierkörper, tritt ausserordentlich schnell ein ; auch die
Lebensfähigl^eit ist eine sehr beschränkte: trotz täglicher Erneueniiig
der Kulturen erlischt sie schliesslich nach 26—40 Generationeii. Die
Infektion von Meerschweinchen gelingt auch hier auf dem peritonealen
Wege, nur verläuft sie öfter chronisch (2 Fälle von Lebercirrbose, die
an die biliäre Form erinnern).
Die Milz (sowie die übrigen Organe) von Kaninchen (Meer-
schweinchen und Mäusen), die durch Injektion grosser Mengen des
diplokokkenhaltigen Materials getödtet worden sind (in 1 — 5 Tagea)
ist charakterisirt durch geringe Volumzunahme, weiche Konsistenz
und eine ausgedehnte hyaline Degeneration der rothen Blutkörperchen,
die zur Bildung hyaliner Thromben führt. Deberleben die KanincAen,
so manifestirt sich diese Diplokokken Infektion durch eine
fieberhafte Erkrankung, die, was Dauer, Ansteigen und* Abfallen der
Temperatur betrifft, viel Aebnlichkeit hat mit der menschlichen Pneu- [
monie. ,
Um die Verschiedenheit der beschriebenen Varietäten des Di»
plococcus lanceolatus capsulatus weiter zu demonstrireo,
berichtet Verf. folgende Erfahrungen: Kaninchen, welche die In-
fektion mit No. I überstanden haben, sind unempfänglich gegen eine
neue Einimpfung desselben Coccus, erliegen dagegen dem Diplo- \
coccus No. IL Andererseits gelingt es nicht, Thiere, die eine ein- |
malige Infektion mit No. IV überstanden haben, gegen diese letztere ;
refraktär zu machen; dieselben sterben bei neuer Infektion mit No. IV I
ebenso, wie bei Einimpfung von No. II oder III.
Beim Menschen scheint jede der verschiedenen Varietäten (viel-
leicht mit Ausnahme von No. III, der bisher nur in 5 Fällen ein- i
facher Pneumonie gefunden wurde) sowohl Pneumonie wie Meningicis, i
wie seröse Entzündungen hervorrufen zu können. Stets wurde übrigens i
bei Kompliicationen, in älteren sowie frischen Loisalisationen aus einer
und derselben Leiche nur eine einzige Varietät gezüchtet
Im Jahre 1U86 und 1887 wurde nur der Diplococcus No. I, |
1888 und 1889 nur No. II, III und IV, Ende 1889 und Anfang ,
1890 wieder nur No. I gefunden. i
Verf. glaubt durch die Verschiedenheit des Virus, wie sie iu i
diesen Zahlen einen Ausdruck findet, die sog. epidemischen Eonstitu- |
tionen erklären zu müssen. Die Diplokokken II — IV entsprachen bös- |
artigen Pneumonie-Epidemieen, No. I gutartigen. \
Den Ort, an dem das Variiren des Pneumoniecoccus statt- ^
findet, hat man nach Ansicht des Verf.'s ausserhalb des menschlichen ,
Körpers zu suchen. i
[Verf. schliesst seine Arbeit mit der Bemerkung, dass er nicht ,
glaube, alle Varietäten des in Rede stehenden Diplococcus beschrie- ,
ben zu haben, und dass man sich nicht damit begnügen solle, die
Gegenwart des Bacteriums festzustellen, sondern genauer in jedem ,
Lepra. — Typhus. 279
attdoen Falle die Eigenschaften desselben zu studiren habe, eine
Wthrheit, die schon einleuchtet, wenn man die von den früheren
Fonchern gegebenen Charakteristilcen des FraenkeT sehen C!occas
■it einander vergleicht Ret] W. Kruse (Neapel).
Hidu» Edward H., Leprosy in the republic Columbia,
Soath America. (Brit. Med. Journ. No. 1558. 1890. p. 10(>0.)
In Ck>lumbia hat die Lepra in der letzten Zeit eine erschreckende
Verbreitung erfahren und nach der dermaligen niedrigsten Schätzung
belfiaft sich die Zahl der Leprösen auf 18000 oder 3 pro mille der
BeinHkerang. Am häufigsten kommt die Krankheit in den feuchten,
liedrig gelegenen Gegenden vor, deron Temperaturen zwischen 17,5
QDd 23* C schwanken. Hingegen ist sie in den wärmeren Land-
strichen seltener anzutreffen. Für die kontagiöse Natur der Krank-
hdt sprechen kräftige Beweise. In Gegenden, wo Lepra früher un-
bekannt war, erschien sie plötzlich, und zwar traten die ersten Fälle
kan nach der Rückkehr von Einheiniischen auf, welche Lepra in
einem anderen fernen Distrikte acquirirt hatten. Die Infektion scheint
aber nur dort stattzufinden, wo Gesunde und Lepröse im intimen
FamVüenverkehr zusammenleben. Es ist kein Fall von der Geburt
eines leprosen Kindes bekannt. Obzwar die Kinder Lepröser im All-
pikeinen in den Pubertätsjahren oder noch später ebenfalls leprös
Verden, so mögen doch viele dieser sogenannten hereditären Fälle
durch Ansteckung entstehen. Fische sind in den am meisten heim-
^ochten Bezirken des Landes nicht erhältlich. Am empfänglichsten
rar die Krankheit zeigen sich die Weissen, die Mischlinge von Weissen
ond Indianern, dann die reinen Indianer, während Neger am selten-
sten von Lepra befallen werden. Kr dl (Prag).
Tlneent, Pr^sence du bacille typhique dans l'eau de
S^ine pendant le mois de juillet 1890. (Annales de Tln-
stitnt Pasteur. 1890. No. 12. S. 772.)
Zur Isolirung der Typhusbacillen bediente sich Verf. eines schon
frflber von ihm angegebenen Verfahrens. 6 Röhrchen von Pepton-
bonillon mit Zusatz von 0,7 promille Karbolsäure werden besät mit
^50 Tropfen des zu untersuchenden Wassers und dann in einem
Thermostaten bis 42 ® belassen. Gewöhnlich genügen zwei Passagen in
iieser Lösung. Es können sich zwar in der karbolisirten Bouillon
auch verschiedene andere Arten entwickeln, aber diese sind leicht
^m Typhusbacillus zu unterscheiden, mit Ausnahme des Bacterium
coli commune. Zur Isolirung von letzterem dient schliesslich die
Plattenkultur.
Auf diese Weise untersuchte Verf. im Laufe des Juli 1890 sechsmal
das Seinewasser, fand jedesmal das Bacterium coli com muue
ifl demselben und zweimal den Typhusbacillus, der vollständig die ihm
zagehörenden Charaktere aufwies. Zur Kontrolle verglich Verf. drei,
UiTzIich von Cassedebat als „Pseudotyphusbacillen^^ beschriebene,
ebenfalls aus Seine wasser stammende Arten. [Bei letzteren war
«ine Verwechselung allerdings ausgeschlossen, da die eine derselben
280 Typhus.
die Gelatine verflüssigt, die andere auf Kartoffeln braun wächst, die
letzte auf Bouillon ein dichtes Häutchen bildet. Ref.]
Büchner (München),
Anbert, Relation d'une <6pid6mie de fi^vre typholde
qui a s6vi sur le 23« r6giment dMnfanterie et sur la
Population de la ville de Bourg, en d6cembre eteo
Jan vi er 1888—1889. (Arch. de m6d. et de pharm, milit. 1890.
No. 2. p. 81.)
Die Typhusepidemie ergriff gleichzeitig die Civil- und Militär-
bevölkerung der Stadt Bourg-en-Bresse (Ain) mit ca. 7000 Einwoh-
nern, und zwar erkrankten während der beiden Monate Dezember 1888
und Januar 1889 22 Soldaten vom 23. Infanterie- Regiment (mit
einem Effektivstande von 910 Mann) und in den verschiedenen Stadt-
theilen 52 Personen aus allen Gesellschaftsklassen. Die Stadt wird
mit dem Wasser der Quellen von Lent versorgt, zum Theil wird
Grundwasser benutzt. Diejenigen Strassen und Etablissements mit
einer Bewohnerzahl von 4500 Seelen, welche auf das Grundwasser
angewiesen sind, hatten keinen einzigen Typhusfall zu verzeicbaen.
Das Quellwasser wurde an verschiedenen Stellen der Wasserleitung
unmittelbar in der Auffanggallerie, aus dem Reservoir, in der Stadt
und in der Kaserne entnommen und von Chantemesse, Yail-
lard und von Ogier zu wiederholten Malen einer bakteriologischen
Untersuchung unterzogen. Nur einmal konnte in dem Wasser, das
aus der Kaserne, und zwar aus dem neueren Gebäude derselben her-
rührte, in einer am 28. Dezember entnommenen Probe von Vail-
lard der Typhusbacillus neben 17000 (zumeist aus Fäkalien stam-
menden) Keimen pro ccm konstatirt werden. In dem Wasser des
älteren Kasernengebäudes fanden sich sogar 30900 Keime pro ccm
vor, der Typhusbacillus war indes hier nicht nachzuweisen. Ogier
erhielt aus demselben Wasser nur mehr 5000 Kolonieen pro ccm,
nach den etwas spärlichen Angaben zu schliessen, wahrscheinlich von
den gewöhnlichen Wasserbakterien herrührend. In weiteren, am
18. Februar entnommenen Wasserproben von den sämmtlichen früher
erwähnten Stellen war die Keimzahl nach Vaillard eine sehr ge-
ringe geworden und nur das Wasser aus der Kaserne enthielt noch
eine namhaft grössere Anzahl von Bakterien. Trotz der einander
widersprechenden Resultate der bakteriologischen Untersuchungen
muss das Quellwasser von Lent als der Träger und Verbreiter des
infektiösen Agens angesehen werden. Wahrscheinlich geschah die
Verunreinigung des Wasser bereits an den Quellen selbst, da die
Wiese, auf welcher sie entspringen, zur Deponirung von Dünger be-
nutzt wurde und ihrer Lage zufolge auch die atmosphärischen
Niederschläge der Nachbarschaft aufnimmt und zurückbehält. [Die
so auffällig verschiedenen Resultate der bakteriologischen Untersu-
chung scheinen wohl auch darauf zurückgeführt werden zu kdnueo,
dass zwischen Entnahme und Untersuchung bezw. dem PlattCDgiessen
eine verschieden und unbekannt lange Zeit verstrich, während weJcfaer
eine nicht kontrollirbare Vermehrung oder Verminderung der Keime
eintreten konnte, selbst wenn lüle sonstigen Vorsichtsmaassregeln
Typhus. — HaUria. 281
slneag beobachtet wurden. Nur sofortiges Plattengiessen oder Ad-
kgen Es mar c bischer Böhrchen unmittelbar bei der Entnahme an
Ort and Stelle sichert ein einwandfreies Resultat Ret]
Kr 41 (Prag).
Cafiwdetett Le bacille d'Eberth-Gaffky et les bacilles
pseado-typhiques dans les eaux de riviöre. (Annales
de riostitut Pasteur. 1890. No. 10 p. 625.)
Im Wasser der Durance, welches den grössten Theil des oft en-
deniscfa und epidemisch Yon Typhus ergriffenen Marseille versorgt,
gebDg es Verf. nicht, den Bacillus von Eberth aufzufinden. Da-
gegen fandeo sich oft Mikroben, welche grosse Aehnlichkeit zeigten
DBd aar durch ein sorgfältiges Studium vom Typhusbacillus unter-
achieden werden konnten. Hauptsächlich drei derartige Formen wur-
det laolirt, von Verl insgesammt als „bacilles pseudo-typhi-
ques^ bezeichnet, und diese wurden nach den verschiedensten Rich-
toBgen, namentlich durch Kultivirung in allen möglichen Nährme-
dien mit dem echten Typhusbacillus in Vergleich gesetzt. Dieselben
leigten eine Reibe von Verschiedenheiten, theils von letzterem, theils
MMdi unter sich, konnten aber auch mit anderen ähnlichen, bereits
beschriebenen Bacillenarten nicht identifizirt werden. Uebereinstim-
mend mit dem echten Typhusbacillus verhielten sie sich unter anderm
besSglich des Wachsthums auf Kartoff^eln und der Kolonieenform auf
Gelatineplatten.
Schliesslich studirte Verf. das Verhalten des ächten Typhusbacil-
lus im Wasser. In sterilem Wasser konnte derselbe 44 Tage nach
der Aussaat noch nachgewiesen werden. Bei Zugabe von 6 ver-
schiedenen Arten von Wasserbakterien gelang der Nachweis noch nach
16 Tagen. Verl hält demnach dafür, dass der Typhusbacillus einige
Zeit im Wasser leben kann, aber er ist weit davon entfernt, das
Wasser etwa als ein günstiges Medium für denselben zu betrachten,
und er warnt vor den Angaben verschiedener Autoren, welche den
Typhosbacillus in grossen Mengen im Wasser gefunden haben wollen.
Die Kdonieen der Pseudo-Typhusbacillen und verschiedener anderer
Mikroben seien zu leicht mit jenen der echten Typhusbacillen zu ver-
wechseln. Auch der Befund von Typhusbacillen im Wasser der Seine
zu Iytj durch Thoinot sei nicht absolut gesichert, ebensowenig
die Angaben von Chantemesse und Widal. Man müsse daher,
in üebereinstimmung mit Weichselbaum, gegen alle Behaup-
tungen von positiven Befunden im Wasser misstrauisch sein, sofern
dabei gründliche vergleichende Studien fehlen.
Buchner (München).
Bignamly Ricerche sulT anatomia patologica delle
perniciose. [Istituto d'anatomia patologica di Roma.] (Atti
della R. Accademia Medica di Roma. Anno XVI. Serie II. Vol. V.)
Ein grosser Theil der in dieser Arbeit niedergelegten Resultate
wurde schon auf dem 2. italienischen Kongress für innere Medicin
(in Rom 1889) durch Marchiafava bekannt gegeben. Man sehe
das Referat darüber in No. 13 des VIIL Bandes dieses Central-
282 Malmriii.
blattes. Einiges ist hier nachzutrageo. Es handelt sich um die
Leichenuntersuchung von 20 F&Uen yon Malaria perniciosa^
von denen in 14 Fällen alle wichtigen Organe (Gehirn, Milz, Leber,
Nieren, Lungen, z. Th. auch Knochenmark, Magen und Darm) genau
mikroskopisch studirt wurden. Die Untersuchung konnte meist (nach
einer Privatmittheilung an den Ref.) wenige Stunden nach dem Tode
vorgenommen worden. Als Fixationsmittel dienten vorzüglich Alko-
hol absol. oder eine P/oige wässerige Sublimatlösung^ der 0,75 7o
wässeriges Glilornatrium und |— l^/o Essigsäure zugefügt waren
(I bis einige Stunden in dieser Lösung, je nach der Grösse des
Stücks, dann in jodhaltigen Alkohol und Alkoh. absol). Zur Färbung
der Schnitte wurde wlssrige Safraninlösung (Ädamkiewicz),
L 0 e f f 1 e r 'sches alkalisches Methylenblau, wässrige Bismarckbraun- oder
Magentarothlösung benutzt. Diese letzteren beiden Substanzen er-
wiesen sich besonders nützlich zur Hervorhebung der Plasmodien,
namentlich der amöboiden kleinen Formen und der Sporen. Die
Halbmonde Laveran's färbten sich weniger gut, manchmal gar
nicht.
Was die einzelnen Organe angeht, so bezieht sich der von
Marchiafava beschriebene Befund (vergl. obiges Referat) im Gehirn
nur auf die Fälle von Perniciosa comatosa. In einem Fall von
Perniciosa algida fehlte hingegen die charakteristische Injektion
der Kapillaren der grauen Substanz mit parasitenhaltigen rothen
Blutkörperchen und ebenso die Degeneration der Kapillarendothelien.
Dosgleichen in einem Fall von Quartana.
In der Milz wiegt der Prozess der Phagocytose im Allgemeinen
vor. Die Zahl der Makrophagen, die Pigment öfters in der für den
Parasiten charakteristischen Anordnung, oder plasmodienhaltige ent-
färbte Blutkörperchen, nicht selten auch Sporulationsformen (Rosetten)
einsrhliessen , ist in der Milzpulpa ausserordentlich gross, daneben
sehr beträchtlich die Zahl der freien plasmodienhaltigen Blutkörper,
während die zuführenden Kapillaren nur freie rothe Blutkörperchen
mit Parasiten im Innern enthalten, und die Venen oft nur normale
Blutkörperchen nebst Phagocyten aufweisen In einigen wenigen
Fällen ist die Phagocytose nicht deutlich.
Das Knochenmark zeigt eine enorme Anhäufung von Parasiten
im fortgeschrittenen Stadium und ausgesprochene Phagocytose.
Was die Vertheilung der Parasiten im Gefässsystem betrifft, so
ist ihre Zahl im Gebiet der Kapillaren und kleinen Arterien immer
viel grösser, als in den Venen und grösseren Gefässen. Die weiter
vorgeschrittenen Formen und die Sporulationsstadien finden sich be-
sonders in einzelnen Kapillargebieten. Obenan hierin steht das Ge-
hirn, dann folgen die Lungen, die Milz, das Knochenmark, die Leber»
der Darm, welcher letztere nur in einigen Fällen (Perniciosa colerica)
die übrigen Organe übertrifft. Die Halbmonde und verwandte Formen
sind in der Milz und im Knochenmark am reichlichsten zu treffen,
nur in einem Fall (Perniciosa apyretica comatosa) wurden sie auch
im Gehirn gefunden. Dieser Fall ist auch dadurch interes-
sant, dass im Blute fast ausschliesslich und in reichlichster Weise
Parasiten, die in den Gyklus der Halbmonde gehören, vorhanden
Malari«. 283
wann, dabei aber die Sporulationen in keiner Weise too den ge-
väiDfich im Entwickelungsgang der kleinen amöboiden Formen auf-
tretenden sich unterschieden, wie Verf. gegenüber der von Ganalis
gegebenen abweichenden Schilderung der Sporenbiidung hervorhebt.
Anlangend die vielumstrittene Frage nach der Entwickelung und
Bedeotttng der Halbmonde glaubt Verf.' die Thatsachen der kli-
BJsdien and mikroskopischen Beobachtung am besten folgender-
natssen erklären zu können:
Die Halbmonde sind Zustände des Parasiten, die dem Tode, der
Ikgeneration verfallen, keiner weiteren Entwickelung fähig sind.
Sie gehen aas Sporen hervor, die von den gewöhnlich im Lebens-
iraalaof der kleinen amöboiden Formen auftretenden anscheinend
nidit abweichen, sich aber durch eine langs<amere Entwickelung in-
oerhalb des Blutkörperchens auszeichnen. Dieses langsame Wachs-
Okum fQhrt durch ein Zwischenstadium (endoglobuläre, kleinere, ovale,
oder runde« pigmentirte Körper) eben zu den grossen Halbmonden
(oder ovalen Formen), oder aber auch zu einer ganz der gewöhn-
^dien Sporenbildung entsprechenden Fruktifikation. Die Fähigkeit
der Sporen, die sie im Anfang der Krankheit haben, sich rapid im
lunem der rothen Blutkörperchen zu entwickeln und immer neue
ebenso aktive Generationen zu bilden, geht ihnen durch eine längere
Dauer der Infektion verloren oder wird ihnen durch Chinin genom-
mea. Daher finden sich Halbmonde regelmässig erst im späteren
Stadiaro der Malariainfektion resp. in den fieberlosen Intervallen, die
iNiischen den Becidiven liegen. Das Material für ihre Bildung lie-
fern Sporen, die in gewissen Organen (Milz, Knochenmark) einge-
schlossen, vielleicht in Pbagocyten, die nicht im Stande sind, sie zu
femichlen, aufgespeichert liegen. Dadurch, dass die einschliessenden
Zellen frflher oder später der Nekrose verfallen, werden die Sporen
irei und können sich entwickeln.
[Es bandelt sich hier, wie auch Verf. zugibt, natürlich um Hy-
^ihesen, deren eine, grundlegende, eine sehr erhebliche Resistenz
der „Sporen"* voraussetzt. Die Bezeichnung der Halbmonde geradezu
als nekrotischer Formen dürfte von Dem nicht acceptirt werden, der
die aus diesen hervorgehenden Geisseiformen und freien Geissein
stundenlang in aktivster Bewegung gesehen hat. Ref.J
Auf die Ausführungen des Verf.'s, welche die Erklärung der
klinischen Symptome durch den anatomischen Befund bezwecken,
\sl hier nicht der Ort, einzugehen. W. Kruse (Neapel).
Baker, Henry, Malaria and the causation of intermittent
fever. (Journ. of the Americ. Med. Assoc. Vol. XV. No. 16.
Chicago 1890.)
Der Verf. sucht zu zeigen, dass die Malaria wesentlich von
atmosphärischen Verhältnissen abhängig ist, insbesondere von der
Temperatur, und glaubt, dass sich diese Anschauung sehr leicht mit
derjenigen vereinigen lässt, nach welcher die Malaria durch Mikro-
organismen hervorgerufen wird. Doch scheint der Verf. mehr
der Ansicht zu sein, dass die Organismen nicht die Ursache der
1
2g4 Miliaria.
Krankheit sind, sondern dass diese vielmehr in der Eipwirkang
raschen Temperaturwechsels auf den Körper zu Bachen ist. Di4
Veränderungen an den rothen Blutkörperchen schreibt er der Eni*
Ziehung des Ghlornatriums durch den Schweiss zu. Er ist der An-«
sieht, dass alle Krankheitserscheinungen ebenso gut mit als ohne
Parasiten erklärt werden können und kleidet seine Ansicht in die
Worte: „Es scheint eine allgemeine Thatsache zu sein, dass in der
That überall, wo ein höher organisirtes Wesen dem Verfall entgegen-
geht, Organismen auf diese Gelegenheit lauem, und dass dies in den
Fällen, wo der Verfalisprozess Elemente von mikroskopischer Grösse
betrifft, wie ich glaube, Mikroorganismen sind/^
Durch 3 statistische Kurventabellen erläutert der Verl seine An-
sicht über die Beziehungen zwischen Temperatur und Malaria; hiernach
ist das Verhältniss zwischen Temperatursteigerung und Zunahme der
Malaria allerdings ein auffallendes. Migula (Karlsruhe).
Titoff, H., Die diagnostische Bedeutung der Malaria-
parasiten. (Inaug.-Diss.) St. Petersburg 1890. [Russisch.]
Verf. hatte Gelegenheit, 12 Fälle von Malaria genauer zu studiren,
die er folgendermaassen gruppirt: 1) 4 Fälle, in welchen es wAArend
der ganzen Krankheitsdauer nicht gelungen ist, die Anwesenheit der
Plasmodien zu konstatiren; 2) 3 Fälle, die, allem Anschein nach,
durch die halbmondförmige Varietät verursacht waren, und 3) 5 Fälle,
welche durch die fQr die Febris tertiana charakteristische Varie-
tät erzeugt waren.
Die Ergebnisse seiner Studien formulirt Verf. folgerniaassen :
1) In gewissen Fällen von Malaria, in welchen die Chinin behand-
lung schon eingeleitet ist, gelingt es während der ganzen Krankheits-
dauer nicht, im Blute Plasmodien zu entdecken.
2) Die einzelnen Entwickelungsstadien der Plasmodien bei F e b ris
tertiana entsprechen den Phasen des Fiebers, obgleich nicht so
genau, wie es Golgi in seinem Schema angiebt.
3) Die beiden Generationen der Parasiten bei Febris tertiana
duplex können kurz vor Beginn des Anfalls mehr oder weniger
genau von einander unterschieden werden.
4) Längere Zeit vor Beginn des Anfalls ist eine derartige Unter-
scheidung schwer durchzuführen.
5) Das nach Golgi für den Parasiten der Febris tertiana
charakteristische Entfärben der rothen Blutkörperchen proportional
dem Wachsthum des Parasiten bestätigt sich vollständig.
6) Einige Tage vor jedem Anfalle erscheinen die Parasiten im
Blute und sind somit beständige Vorboten.
7) Um hartnäckige Fälle von Malaria gründlich zu heilen, muss
die Chininbehandlung noch ca. 6 Tage nach Aufhören der Anfälle
andauern.
8) Die Malariaparasiten, welche in gemässigtem Klima beobachtet
werden, unterscheiden sich nicht von denjenigen, welche im süd-
lichen Klima gefunden worden sind. Steinhaus (Warschau).
ISmpywB. — ProtoiocD in KrebueUra. 285
I^filt^ Heiuy, The Etiology of Empyema in Children.
(Aithifes of Pediatrics. 1890. October.)
Nach dem Vorgänge FraenkeTB theilt Verf. die von ihm
kkteriobgiach ontersacbteD Empyemfidle in 4 Gruppen. Bei den
SfkDeD der ersten Groppe wurden die Eiterkokken, zweimal der
Streptoeoccns, einmal der Staphylococcus pyogenes ge-
tedeiL Da dieser Befund keinen RQckschluss auf die Natur des der
GrkraDknng zu Grunde liegenden Prozesses zulässt, blieb die Aetio-
kpe dieser Fälle unaufgeklärt. Die 7 Fälle umfassende zweite Gruppe
eithielt ausschliesslich den Fraenkel-Weichselbaum'scheu
DiplococcuB pneumoniae in sehr virulentem Zustande. Zwei
dimiben waren zur Zeit der Punktion noch serös; das Deckglas-
priparat zeigte neben zahlreichen Kapselkokken nur einzelne Eiter-
UÜOL Yerf. nimmt mit Recht an, dass bei solchen Exsudaten die
eitrige Umwandlung in Bälde eintreten wird und dass man frQher
fibehlicfaerweise die Produktion als Ursache derselben beschuldigt hat.
Die dritte Gruppe bilden die Empyeme tuberculösen Ursprunges,
wobin auch diejenigen zu rechnen sind, in denen Mikroorganismen
tkberfaaopt yermisst werden. In einigen Fällen wurden neben den
Toberkdbacillen noch Streptokokken im Eiter gefunden. Dies war
locb bei dem vom Verf. beobachteten Patienten, einem 8-jährigen
Kaaben, der Fall. Die Höhle schloss sich aucfai nach Resektion meh-
rerer Rippen nicht.
Die vierte Gruppe, sekundäre Empyeme, ausgehend von einem
tuBerhalb der Lunge gelegenen Infektionsherde, ist gleichfalls nur
Ivdi einen Fall, ein viermonatliches Brustkind, repräsentirt Dasselbe
litt sdion seit längerer Zeit an einer Eiterung am Fuss, als das
Empyem diagnostizirt wurde. Der Eiter enthielt Eettenkokken, die,
uf Thiere (Welche ? Ref.) verimpft, multiple Abscesse in Leber und
Looge, Gelbsacht, Milztumor, Tod hervorriefen. Auch der kleine
Patient erlag zwei Tage nach der Operation unter Erscheinungen
der Pyämie.' Escherich (Graz).
Sdrttz, Ueber die Protozoen- und Goccidienartigen
Mikroorganismen in Krebszellen. (MQnch. med. Wochensch.
1890. No. 55.)
Verf. hat die von Siegenbeek van Heukelom und Nils
Sjöbring kürzlich in Krebszellen nachgewiesenen amöboiden Formen,
welche nach der Vorstellung jener Forscher organisirte Lebewesen
änd und die epithelioKde Proliferation des Karcinomgewebes in ähn-
licher Weise bedingen, wie gewisse Coccidien beim Salamander
Vocherangen im Darmepithel hervorrufen (Steinhaus, Virchow's
ArcL Bd. XY. Heft 1), gleichfalls gesehen. Er vermochte aber fest-
iQStelleD, dass diese Bildungen sich der F 1 e m m i n g ' sehen Färbung
gegenflber vollkommen wie rothe Blutkörperchen verhalten. Er hält
68 daher nicht fQr ausgeschlossen, dass es sich bei den erwähnten
Beobachtungen um eine Verwechselung mit rothen Blutkörperchen ge-
lutodelt hat, zumal diese nach den Beobachtungen von Klebs und
i^m Verf. selbst bei Karcinom nicht selten aus den Gefässen aus-
^D, in Zellen eindringen und bei dieser Wanderung die mannig-
II.B1 19
286 Pfeilgift (Tetanus). — Thierische Paraftiiea.
fachsten Formveränderungen erfahren. Die als Sporencysten be
Bchriebenen Gebilde hält Verf. für eigenthttnilich veränderte Leako
cyten. Er sieht sich in seiner Auffassung durch die Thatsache be-
stärkt, dass durch Beobachtung von unge&rbtem und ungehArteten
Krebsgewebe die fraglichen Mikroorganismen imlebendigen Zustand«
bisher noch nicht nachgewiesen seien. Kflbler (Oldenburg).
Ledantee, Origine tellurique du poison des flaches des
naturels des Nouvelles-H6brides (Oc^anie). (Aooales
de rinstitut Pasteur. 1890. No. 11. p. 716.)
Die vergifteten Pfeile der Eingebomen der Neuen Hebrideo er-
zeugen Tetanus, wie aus einer Reihe bekannt gewordener Fälle sich
ergibt Verf. hatte als Marinearzt Gelegenheit, im Liaboratorinm za
Noum^ Versuche über die Natur des verwendeten Gift- resp. In-
fektionsstoffes anzustellen. Die subkutanen Impfungen mit abf^eschab-
tem Gift von Pfeilen älterer Herkunft hatten anfangs (bei Hunden,
Kaninchen und Ratten) keinen Erfolg, waren aber bei den fftr Te-
tanus am meisten empfänglichen Meerschweinchen erfolgreich. GieicA-
zeitig gelang es auch, durch einen Kanaken von den Neuen Hebriden
Näheres über die Herstellung der Giftpfeile zu erfahren. Die P/eii-
spitze, welche gewöhnlich aus einem menschlichen Knochen besteht,
wird zuerst mit Baumharz überzogen und dann, wenn dieses an der
Luft eingedickt ist, mit Sumpfschlamm bestrichen, den man antrocknen
lässt. Die so bereiteten Pfeile verlieren mit der 2jeit, vermnthlich
durch Einwirkung von Trockenheit und Licht, an Wirksamkeit und
werden schliesslich ungiftig. Buchner (München).
Pintner, Th«, Neue Beiträge zur Kenntniss des Band-
wurmkörpers. (Arbeiten aus d. zool. Inst d. Universität Wies.
Bd. IX. Heft 1. 28 Seiten. Mit 2 Tafeln.)
II. Zur Frage des Begattungsaktes bei den Band-
würmern, (p. 1—17.)
Verf. gibt eine ausführliche Zusammenstellung der Litterstur
über die B^attung bei den Treroatoden und kommt zu dem Schlüsse,
dass der La ur er 'sehe Kanal für gewöhnlich als Vagina funktionire,
und die Selbst- oder Kreuzbegattung durch die Uterusmündung nar
nebenbei statthabe ^). Betreffs der Begattung bei den Cestoden theilt
er zwei interessante Beobachtungen mit: erstens sah er 2 Glieder
von Anthobothrium Musteli van Ben. in Wechselkreuzung, sodass
der Penis des Einen in die Vagina des Andern geführt war and am-
gekehrt, und ausserdem ein Glied desselben Bandwurmes in Selbst-
begattung.
m. Einiges über die weiblichen Geschlechtsorgane
der Tetrabothrien. (p. 17—26.)
Verf. beschreibt eine schon von R. Moniez*) beobachtete, aber
seitdem in den Cestodenarbeiten nicht berücksichtigte Bildao^ deB
1) Ref. ist anderer Meinnng, wie er in der Originalmittheilang dieser Nammer des
weiteren anseinandergesetst hat.
t) Moniez, R, M^moires snr les Cestoides. Premiere partie. Paris 1881*
l
TbiOTiiclie P«rMlte«. 287
leiblicbeD Geschlechtstractus , die er als Schlackapparat anspricfit.
Es ist em mnskulOBes Gebilde, das hart am Oyariam am Anfange des
Ofidokts seinen Ursprung nimmt und dazu dienen soll, die reifen
ESer ans dem Ovarium in den Eileiter zu pumpen. Vorhanden ist
fieser Apparat nach Verf.'s Vermuthung bei allen Bandwürmern, aber
bei Ecbinobothrien und Tetrabothrien st&rker entwickelt, als bei Te-
tnriiTDchen, Taenien, Bothriocephaliden und Liguliden.
G. Brandes (Halle a. S.).
■•ntteelll. Fr. Lar., Elenco degli elminti studiati a
Wimerenx nella primavera del 1889. (Bull, seien tif. de la
France et de la Belgique. Tom. XXII. 1890. pg. 417—444. 1 pl.)
Die Arbeit bringt theils faunistische, theils anatomische Daten
vnd behandelt:
A. Trematodes:
l)Tri8toiBummola6B1. — Bemerkung über die Anordnung
ka lluakeln im hinteren Saugnapfe.
2) Epibdella soleae t. Ben. et Hesse; ursprünglich als Phjl-
lonella soleae besohrieben, kann diese Form von der Gattung
Epibdella nioht abgetrennt werden; das Genus Phyllonella ist
ilso zn streichen.
3) Paeudocotyle squatinae t. Ben. et Hesse auf 8qna-
tina angelua.
4) Udonella lupi v. Ben. Hesse auf Call gus von Labrax
InpQS.
^) Udo nella n. sp. (?) auf Caligus von Platessa flesus.
6) Octocotyle merlangi Kuhn auf Gadus merlangus
(Ki€inen).
7) Octoootyle scombri Kuhn auf Scomber soombrus
(Kiemen).
5) Onehocotyle appendiculata Kuhn auf den Kiemen
TOB Galen s eanis.
^) Diplozoon paradoxum Nordm. auf den Kiemen Ton
Gisteroiteus aouleatus.
10) Azine belones Ab. auf den Kiemen Ton Belone tuI-
faris.
11) Distomum laticoUe Bud. in Oaranz trachurus;
iQBgeieichnet durch einen Kranz von blattförmigen Anhängen um die
MoBdöffnuitg und durch je sechs schröpfkopfartige Anhänge an den
Säten des Halses.
12) Distomum yaricum 0. F. Müll, in Trigla gurnar-
^u«, auch an den Kiemen.
18) Distomum luteum ▼. Ben. in Scyllium stellare;
^iid ausführlich beschrieben; das Thier ist ganz bedomt, besitzt sehr
faine Barmschenkel, zwei yor dem Keimstock gelegene Hoden und
Üoksseitigen Genitalporus.
14) Distomum megastomum Rud. aus dem Magen von
Mnitelus Tulgaris und der Leibeshöhle eines Krebses (Maja).
15)Didymozoon scombri Taschbg. am Gaumen Yon Scom-
ber scombrus.
19*
388 Thieritcht Parasiton.
B. Oestodes.
1) SohittooephaluB dimorphui Grepl. iu Oasterostaui
aoaleatus.
2) BothriooephaluB microoephalut Rud. aus Orthmgo»
riscut mola.
8) Bothr. punotatut Rad. in RhombaB maacimuB.
4) Bothr. belones Daj. im Belone Tulgaris und neaer-
dingfl Ton Lönnberg (of. dies. Ceotralbl. Bd. VI. pag^. 611) zum Ver-
treter eines neuen Genus Ptychobothrium erhoben^ wogegen IC o n -
ticelli opponirt.
5) Echinobothrium typus t. Ben. im Magien Ton Baja
olavata, wohin dieser Wurm wahrBoheinlich durch Amphipoden
eingeführt wird; die aus MoUuiken (Nassa, Solen) bekanoten Plero-
cercoiden yon Echinobothrium gehören einer anderen Art an.
6) Tetrabothrium macrooephalum Rud. ina Darm yoo
Colymbus septen trionalis.
7) A nthobothrium cornucopiae y. Ben. im Darm tos
Galeus eanis.
8) Echeneibothrinm yariabile y. Ben. im Darm yon
Raja olayata.
9) Phyllobothrium tridax y. Ben. im Barm yon Squa-
tina angeluB.
10) Phyllobothrium lactuoa y. Ben. im Darm yon Mu-
Steins ynlgaris.
11) Monorygma graoile Ols. im Darm yon Aoanthiai
yulgaris.
12) Orygmatobothrium yersatile Dies, im Darm yon
Mustelns yulgaris.
13) Oalliobothrium uDoinatum Rad. im Darm yon Raj«
olayata.
14) Oalliobothrium yerticillatum Rud. Finne in Can-
cer moenas.
15) Galliobothrium Leuokartii v. Ben. in Mustelui
yulgaris.
16) Oalliobothrium oorollatum Ab. in Scyllium ca-
nicula.
17) Oalliobothrium filicolle Zsoh. Finne in Plearo-
brachia pileus.
18) Tetrabothriorhynchus affinis Dies, in Aoanthias
yulgaris.
19) Dibothriorhynchus tenuis Wedl. Jugendstadium in
AmmodytoB tobianus.
20) Dibothriorhynohus ruficollis Eys. in Mustelus ynl-
garis, die Larye in Pilumnus hirtellus. M. Brau D (Rostock).
Hontieelli, Fr. Lar., Note elmintologiche. (BoU. bog. di na-
turalisti in Napoli. Ser. L 1890. pg. 189—206. c. 1 tav.)
Diese Note bringt eine Reihe kleinerer Mittheilangen über ver-
schiedene Trematoden und Gestoden; zuerst erhalten wir eine kurze
Charakteristik des neuen Genas Acanthocotyle, welches su den
tliierisctie t*arm9itcn. 289
MtDiDeeD gehört und von anderen Gattungen dieser Gruppe durch
dk Asordnung des Genitalapparates und durch das Verhalten des
kjateren Sauguapfes sich unterscheidet. Es liegt nämlich die männ-
liche 6enitalOffiiiuig bauchseitig und in der Mittellinie hinter der
BSinrkatioD des Darmes, die Geburtsöffnung ist am rechten Körper-
iiBde ood die Mündung der Vagina rechts von der männlichen Oeffnung
gek^eD, wogegen der hintere Saugnapf statt der bei den Tristomen
m klnfigen moscuKteen Radien etwa 20 radiär angeordnete Haken-
itibeB trägt Zwei Arten werden erwähnt: Ac. Lobianchi und
Leiegans, die erstere auf der hellen Bauch-, die letztere auf der
duklen RQckenseite von Raja clavata lebend und von einander
duth die Grösse sowie die Form der Haken im Saugnapf unterschieden.
Darauf folgt die BesdueibiuHC von Pseudocotyle minor
Lsp^ auf der ROckenfläche eines Haifisches, Scyllium canicula
kbend.
In Bezog auf Amphibdella torpedinis, deren Zugehörig-
kät zu den Gyrodactyliden Monticelli zuerst erkannt hat
{A dies. Centralbl. Bd. VIL p. 617), geht der Autor noch weiter als
f arona und Perugia (cf. diea. Centralbl. Bd. VII. p. 776), da er
flr diese Form nicht einmal ein besonderes Genus beibehalten wissen,
«oodem sie direkt zu Tetraonchus stellen will. Zweifellos sind
die Begehungen von Amphibdella zu Tetraonchus sehr nahe,
dodi finden sich Differenzen genug , welche die generische Trennung
^fri&vfig rechtfertigen.
Von Hexacotyle wird konstatirt, dass ausser den sechs
groneo Saugn&pfen des Hinterendes noch zwei kleine, median gele-
gene and oft übersehene vorkommen.
Im Darm von Centrolophus pompilius kommen zweiBo-
thriocephal US arten vor^ die schon Diesing und Wagener kann-
ten, aber in ihren versdiiedenen Publikationen verwechselten ; M. entwirrt
die Sjnonymie und gibt die Differentialdiagnose fUr Amphicotyle
typica Dies. (==> Bothr. centrolophi Dies. =» Dibothrium
^tteroplenrum Dies, und Wagener) und Bothriocephalus
Wigeneri Mont. («» Dibothr. heteropleurum Dies. p.p. :»
Dibr. Centrolophi pompilii (Wagen.) Dies.
Des Weiteren folgt eine eingehende Beschreibung des von Ley-
dig 1863 in Polypterus bichir endeckten Tetrabothrium
polypteri Leyd., das Diesing alsPolyonchobothrium sep-
ticolle in sein System der Gephalocotyleen aufgenommen
^il Die Untersuchung der Diesing 'sehen Originale ergab nun,
jtass gar nicht ein Tetrabotbride, sondern ein Bothriocephalus
^ weiteren Sinne vorliegt, der mitB. microcephalus den Besitz
von Stacheln auf der Scheitelfläche des Scolex gemein bat. Mon-
ticelli schl> nun vor, diese beiden Arten (B. microcephalus
M ood Tetrab. polypteri «» Polyonchobothrium sep-
tieolle Dies.) zu einem Genus zu vereinigen, das er Anchi-
strocephalus nennen will.
Von der Taenia phocarum des Fabricius (1791) — aus
i«Qi Darme von Phoca barbata, welche Rudolphi als Tae-
oiAaothocephala^ Diesing als Tetr^abothriumanthocepha-
^^90 Botbriocephaias microcepbatns.
lum und Krabbe als Bothriocephalus phocaram anfahren,
ergab die Untersuchung der Krabb ersehen Originale, dass dieselben
wegen ihrer Kopfform von Bothriocephalus zu trennen ist; M.
bildet fQr sie ein neues Genus: Pyramicocephalus.
Endlich folgen Angaben Ober die Krabbe 'sehe Gattung Diplo-
cotyle, einen nicht gegliederten, zu den Bothriocephalen gehö-
rigen Cestoden, von dem ein Vertreter aus dem Darm von Salmo
carpio (D. Olriki Kn), und einer (D. Rudolph! Mont) aus
Solea vulgaris und impar beschrieben werden.
M. Braun (Rostock).
Montteelll, Fr. Lav«, Di una forma teratologica di Bo-
thriocephalus microcephalus. (BolL della societji di Na-
turalisti in Mapoli. Ser. L 1890. pg. 128—180. c 3 fig.)
Von diesem in Orthagoriscus mola lebenden Band wurme
wird eine interessante Missbildung beschrieben; der ganze Wurm
misst 11,3 cm. Der hintere Theil, an dem die Endproglottis vor-
handen ist, ist normal gebildet; an der Grenze des vorderen Drit^
tels gabelt sich die Strobila in zwei ungleiche und völlig getrennte
Stacke. Das eine ist nur kurz und besteht aus 4—6 Gliedern, das
andere ist lang und trägt am Ende den Kopf.
Derartige Gabelungen nach vorn zu sind nocht nicht beobachtet
worden, doch kennt man solche des Hinterendes bei verschiedenen
Cestoden, die zum Theil wenigstens durch eine weitgehende Fen-
sterung der Strobila entstanden sind. Auch Monticelli nimmt
zur Erklärung des vorliegenden Falles an, dass der normale Ab-
schnitt ursprQnglich gefenstert war, dass dann ein Wetterschreiten
des Schwundes bestimmter Abschnitte der Proglottiden eine völlige
Trennung dieser Strecke der Länge nach bewirkte, und dass endlich
der grössere Theil der einen Hälfte abgestossen wurde.
M. Braun (Rostock).
Sonslno, P., Notizie di trematodi della coUezione del
museo di Pisa. (Extr. Proc. verb. Soc. Tose. d. scienz. nat. 6
luglio 1890. 6 pg. 8^)
Die vom Autor frQher beschriebene Octocotyle arcuata (von
den Kiemen von Lichia amia) erkennt derselbe als identisch mit
Vallisia striata Par. et Per. (cf. d. Cientralbl. VIL pg. 774) an,
kann sich jedoch nicht entschliessen, die Nothwendigkeit der Kreimng
einer neuen Gattung zuzugeben, da nach seiner Meinung die sonder-
bare Körpergestalt dieser zu den Octobothrien gehörigen Termatoden
allein durch eine abnorme Kontraktion hervorgerufen ist. Original-
exemplare dieser Form haben den Ref. Qberzeugt, dass von einer
abnormen Kontraktion nicht die Rede sein kann; es ist aller Grund
für die generische Abtrennung vorhanden.
Dea Weiteren folgen kurze Notizen über Distomum fractum
Bud. (aas Box salpa), D. oohtortum B. (aus OrthagoriBCUS
mola), D. nigroflavum B. (ebendaher), D. fasoiatum Bud. (aas
Serranus Bcriba), D. mioroeomum B. (ebendaher), D. oapitel-
latum B. (uu8 UrauoBoopuB Boaber), D. Polonii Moi (aus
Ünt«rsiichäiis(sin«ti)odeD, tDstmmeot« 6tc. 291
Caraoz traohuruB), D. Fabenii Mol. (aus CantharuB linea-
Ut) Bod Köllikeria filioollie Oobb. (von Brama Raji).
M. BrauD (Boatock).
8aniM, P^ Un noovo Distoma del sotto-genere Polyor-
cbis Stoss. (Proc verb. della Soc Tose. d. scienze natur. 6
lo^ 189Q. 8«. 3 pg.)
Der Autor beschreibt unter dem Namen Distomum formo-
sam n. sp. du zar Untei^attung Polyorchis Stoasich gehörendes
Distomum aas dem Darmkanal von Grus cinerea Bechst., das
Deiir als 200 Hoden und eine Länge von etwa 30 mm besitzt. Die
StngD&pfe sind gross, besonders der Bauchsaugnapf, welcher 1,5 mm,
die Hiltfte der ganzen Breite des Thieres erreicht.
M. Braun (Rostock).
teiiaiii«, P., Un Duovo Heterakis del Oallus domesticus.
(Extr. ProG. verb. Soc. Toscan. di scienz. nat. 6 luglio 1890.
8*. 2pg.)
Die neue, im Darm des Haushuhnes zu wiederholten Malen in
Pisa gefundene Art (H. differens n. sp.) ähnelt der bekannten
Heterakis vesicularis Frdl. desselben Wirthes, ist aber grösser
(Ins 15 mm), entbehrt der drei Mundlippen, besitzt zwei gleiche
Spicola, einen deutlich abgegrenzten Pharynx und entbehrt der Flügel
*n der Bursa, sowie des verdickten Ringes im Saugnapf; auch die
ESer bieten Differenzen. M. Braun (Rostock).
Untersuchungsmethoden, Instrumente etc.
Kikltoroll^ Hiehael, Ein Beitrag zu den Kulturmethoden
derAna^roben. (Zeitschr. f Qr Hygiene. Bd. VIU. S. 489.)
Verf. bediente sich zu seinen im Gaffky 'sehen Laboratorium
ausgeführten Ontersuchungen der Buchner^schen Methode der Züch-
tn&g der AnaSroben mit Erfolg im hängenden Tropfen, indem
er zwischen den Rand des Hohlschliffes des Objektträgers und dem-
päfgen des mit dem geimpften Bouillontropfen versehenen und mittelst
einer Vaselinschicht ^reits anhaftenden Deckgläschens auf der einen
Seite eine Platinöse voll starker Pyrogallussäurelösung und nach der
Yendiiebttng des Deckgläschens auf der entgegengesetzten Seite eine
gleiche Menge Kalilösung einfliessen liess, worauf sich nach richtiger
Ugenmg des Objektes die an der Berührungsstelle beider Gläser
Uofliessenden Lösungen, eventuell durch leichte Neigung des Präpa-
ntes^ mischten. Zur Vermeidung der Störungen, welche das beim
HerauBoebmen solcher Präparate aus dem Brütschrank entstehende
Kondensvifasser verursacht, empfiehlt N. die Verwendung von Objekt-
trägern mit eingeschliffener Rinne und als noch besser den von F. E.
Schulze angegebenen. Der im Innern der feuchten Kammer durch
iie Luftverdünnung erfolgenden Verdunstung und Konzentrations-
Yermehrung des Bouillontröpfchens begegnet Verf. durch Verwendung
292 ttntorsuctinngjinethodeii, Instrumente etc« .
frisch gekochter, mit Vi b« Vs destillirten Wassere verdünnter Pe
tonboailloD.
Ferner beschreibt N. eine Kultivirungsmethode der Anaärobü
in Bouillon resp. in anderen flüssigen Nährböden, unter Iauftaa88cblas\
Ein Beagensröhrchen wird zu beiden Seiten in einem Abstand vo
3 — 5 cm zu je einer gleichmftssig dünnen, etwa 1 — 2 mm im Darcb
messer haltenden Röhre ausgezogen. Die untere Kapillare wirc
3—4 cm vom weiteren Theile entfernt abgeschmolzen, und die obere^
etwa 25 cm lange, in einer Entfernung von 8—10 cm umgebogeu,
nach Yorgängiger Erwärmung der Luft des ganzen Rohres etwan
steriles Wasser einströmen lassen und dann dadurch mit BouiUon^
verflüssigter Gelatine, Milch u. dgl. beschickt, dass man das umge*
bogene Kapillarrohr dicht über die Oberfläche der in einem Beageos-
glas befindlichen NäbrflOssigkeit hält, das im Rohre befindliche Wasser
zum Kochen bringt, bis es fast verdampft ist, und dann das Kapillar-
röhr in die Nährflüssigkeit taucht, welche alsbald ins KulturgefiELss
stürzt, worauf die Abschmelzung des umgebogenen Theiles erfolgt
Blutserum muss mit Hülfe eines an beiden Enden oflTenen Kulturge-
fässes eingesogen werden [ähnlich einem der von R o u x ' ) ange-
gebenen Verfahren, Ref.]. Zur Beimpfung wird das ab^resclmio/zefle
Ende wieder abgebrochen, ein kurzes, ganz feines, mit dem Impf-
material gefülltes Haarröhrchen eingeführt, mit der PlatinnadeJ weiter
geschoben und das Ende von Neuem zugeschmolzen. Die PrQfung mit
alkalischer Pyrogallussäurelösung, sowie mit aeroben und anaärobeo
Bakterien bestand der Apparat. Dabei beobachtete Verf., dass flüssiges
Blutserum durch die in ihm gezüchteten TetanusbacÜlen unter Ab-
scheidung von wenigem, klaren Serum koagulirte, auch gelang ihm
eine Züchtung dieser Bakterien in Bouillon und Milch, welch letztere
dabei nicht gerann. Weisse Hefe wuchs unter Luftabscfalass nicht
Bei Verwendung von Gelatine Hessen sich die im kapillaren Theil des
Rohres zur Entwickelung gekommenen Keime gut mit dem Mikrositop
beobachten. Heim (Würzburg). !
Blfleher, Hans, Eine Methode zur Plattenkultnr anae-
rober Bakterien. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. VIII. S. 499.)
Eine zur Aufnahme des besäten Nährmaterials bestimmte 0/as-
schale wird in einem federnden Drahtring, welcher 3 als Füsse dienende
Ausläufer hat, befestigt, in eine zweite grössere Glasschale gesetzt and \
mit einem mit Blei beschwerten, im Hiüse mit Wattepfropf versehenen
Glockentrichter, der auf den Füssen des Drahtrings zu ruhen kommt,
bedeckt. Wenn der ganze Apparat im Trockenschrank sterilisirt and
die Kulturschale mit dem infizirten Nährboden beschickt ist, wird ^
der Raum zwischen Trichter und äusserer Schale mit einer Glycerin- i
mischung (1:3—4 Wasser) ausgefüllt, der Trichterhals mit dem Gas- j
entwickeler durch Gummischlauch verbunden und nun 10 Min. H ein« i
geleitet, welcher durch die Glycerinmischung nach aussen darch-
brechend die Luft verdrängt Nach Verschluss mittelst Scbnuibeo- |
quetschhahn wird der Gummischlauch abgeschnitten. Die Brauch-
1) Annales de rinstitat Pastenr. 1887. No. 2. — Vergl. dieses Centrslbl. ßd,ü. <
p. 3»7.
Untersachaogsmethodeo, InstrameDte etc. 293
baikeit des Apparates wurde u. A. durch Aussaat von Oedemflüssig-
keit eines nach Impfung mit Gartenerde verstorbenen Meerschweinchens
f^epröft, wobei sich ausser den Bacillen des malignen Oedems noch
2 obligate, aber nicht pathogene Anaäroben gewinnen Hessen, von
velchen sich die eine morphologisch wie kulturell den erstgenannten
sehr ähnlich erwies.
Bei einer anderen Methode der Plattenkultur zog Verf., welcher
QDter Gaffky arbeitete, das Buchner^sche Verfahren in Anwen-
dung. Eine Glasschale von 6 cm Durchmesser , kam mit dem ge-
impften Nährboden in eine grossere Erystallisationsschale , deren
Dedcel nach vorherigem Einbringen von Pyrogalluss&ure und Kali-
iioge mit Yaselin gedichtet wurde. Die durch die entstehende Luft-
verdflnnung verursachte Eintrocknung des Nährbodens erwies sich
hier als Nachtheii.
Endlich gibt B. noch eine Methode zur Anfertigung von Stich-
knltnren in Agar und fQr nicht verflüssigende Bakterien in Gelatine
ao. Das geimpfte B5hrchen wird ohne Wattepfropf mit der Mün-
duBg nach unten in ein zur Hälfte mit verdünntem Glycerin gefülltes
Becherglas gesetzt und mittelst U-f&rmigen Glasrohres H eingeleitet,
nelches nach 5 Min. etwa den O verdrängt hat Tetanusbacillen
wachsen u. A. darin kräftig. Heim (Würzburg).
lolSy Max, Experimentelle Untersuchungen über den
Nachweis der Typhusbacillen. (Zeitschr. für Hygiene.
Bd. VIII. S. 143.)
Verf. konnte, unter Loeffler^s Leitung arbeitend, zunächst die
ILngaben von Chantemesse und W i d a 1 , denen zufolge Typhusba-
cfllen noch in 0,25 ^/o Karbol-Gelatine zur Entwickelung kommen sollen,
nicht bestätigen, fand vielmehr als zulässige Grenze des Karbolzu-
satzes zum Nährboden 0,1 %. Zur Differenzirung des Typhusbacillus
von anderen Bakterien sei das genannte Verfahren nicht zu ver-
lenden. Etwas besser, jedoch auch nicht zuverlässig, erwies sich
ihm das Verfahren nach T hol not (Zusatz von 20 Tropfen, bezw.
0^^^, reiner Karbolsäure zu 500 ccm des verdächtigen Wassers).
And) der Zusatz von Jodtrichlorid (Riedel) zum Nährboden Hess
die Typhusbakterien nicht von andern unterscheiden. Dagegen sei
die Anwendung der nach Noeggerath^) gefärbten Bacillen, zumal
bei schwach saurer Reaktion, und von ebenso gefärbter Milch als
an werthvoUes difierentialdiagnostisches Hülfsmittel zwischen Typhus-
nod diesen ähnlich wachsenden Bacillen anzusehen, jedoch müsse
fttets eine unzweifelhafte Reinkultur echter Typhusbacillen zum Ver-
gleich herangezogen werden. Nun fand Holz, dass letztere in einer
Kartoffelgelatine, von der 10 gr 2,4 bis 3,2 ccm Zehntel- Normal-
ftlkali zur Sättigung gebrauchen, in ganz charakteristischer, sie von
ähnlich wachsenden Bacillen unterscheidender Weise gedeihen. Dieser
Kihrboden ist gleichzeitig der Entwickelung anderer Bakterien mehr
oder weniger ungünstig, und es gelang dem Verf., mittelst desselben
y^ zwei bakterienreichen Wässern Typhusbacillen, welche ihnen zu-
1) 8. dieses Centralbl. Bd. III. S. 481.
294 SchaUimpfang, kfinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelangshemm u ng etc.
gesetzt waren, noch nach 14 und 18 Tagen nacbzuweiseD« Durch
Zusatz von 0,05 ^/o Karbolsäure gelang es weiterhin, ohne nennens-
werthe Schädigung der Typhusbacillen störende Ansied eluoKen von
Schimmelpilzen und verflüssigenden Bakterienarten soweit zu be-
hindern, dass das Auffinden der ersteren in Erde- and Schmutz-
proben leichter ermöglicht wurde ; waren die fraglichen Bacillen stark
bakterienhaltigen Wässern zugesetzt, so gelang ihr Nachweis am
besten durch dreistQndige Behandlung derselben mit Karbo] (0,25 Vo)
und folgende Aussaat auf Eartofielgelatine. Sie wird nach Holz
folgendermaassen bereitet :
Reinigen, Schälen, Abwaschen der Kartofifeln.
Zerkleinerung auf einem Eüchenreibeisen.
Durchpressen des Saftes und Breies durch ein Tuch.
24 stündiges Aufbewahren des Saftes in verschlossener Flascha
Filtriren.
Vs stündiges Erhitzen im Dampftopf und abermaliges Filtriren.
Zusatz von 10^1 q Gelatine.
Vi stündiges Erhitzen im Dampftopf.
Filtriren; Abfüllen in Reagensgläser; diskontinuirliche Sterili-
sation.
In den Verdünnungsplatten von solcher Gelatine wurden die
tiefer liegenden, anfänglich stark lichtbrechenden, selten kreisrunden
Eolonieen der Typhusbacillen nach einigen Tagen etwas mehr gelb-
lich-braun, später braun-gelb, grünlich schimmernd, von ganz gleich-
massiger, feiner Zeichnung; einigemale zeigten sie auch in der Mitte
einen dunkleren, bräunlichen, stets unregelmässig begrenzten Fleck.
Die Oberflächenkolonieen blieben meistens kleiner, als 1 qnam, wurden
selten bis 1,5 qmm gross; gegen das Licht betrachtet erschienen sie
leicht irisirend ; das aufifallendste Merkmal an ihnen war ihre Durch-
sichtigkeit. Mikroskopisch wiesen sie in der Mitte leicht gelbliche
Färbung^ aber niemals eine grössere Erhöhung auf.
[Ref. kann die Angaben des Verf.'s sowohl hinsichtlich dieser
Punkte, als auch bezüglich der Nachprüfung der Chantemesse-
WidaTschen Versuche aus eigener Anschauung bestätigen. Die
Kartofifelgelatine verwendet Ref. mit Vorliebe zur Fortzüchtung yoü
Hefen-Reinkulturen, welche auf ihr besonders üppig gedeihen.]
Heim (Würzburg).
Schutzimpfung, künstliche infeictionsicranicheiten , Entwicl(-
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Mittel wesentlich beschränkt werden. Hierzu gehört vor Allem die
Abtödtung der Bacillen in den Sputis der Tuberculosen, welche am
sichersten erreicht werden soll, wenn man die Kranken ihre Sputa
auf entsprechende Abschnitte Zeitungspapiere deponiren und letztere
K«ae Litteratar. 295
m
fflSUDineogefiEÜtet sofort und direkt ins Feuer oder in Sammelgefässe
teilen Iftffit Der Inhalt dieser letzteren soll jede 3. Stunde gleich*
Idb ferbrannt werden. Spucknäpfe sind — wenigstens für den
Sommer — nicht anzurathen, weil das Virus durch die Stubenfliegen
verscblq^pt werden kann. Als weitere prophylaktische Maassnahmen
lerden eine periodische Kontrolle der Milchwirthschaften von Seite
der Sanitätsbehörden und eine ^ebenfalls amtliche Fleischschau em-
pfohlen. Kril (Prag).
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300
Inhalt.
Inhalt«
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Befwrate.
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rothen Sprosspilzes in der Milch and im
Kfise und das Auftreten von Darmkatarrh
bei Kindern frühesten Alters durch den
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Dabreoilh et Aaeh4, De la taberealose on-
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dothriz und eine durch sie hervorgeru-
fene Pseudotnberculosis (cladothrichica),
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0raneher et Ledrovx-Lebard, La tubercu-
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Hioka, Edward H., Leprosy in the republic
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Koplik, Henry, The etiology of Empyema
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Kramer, E., Bakteriologische Untersueliiai
gen über das „Umschlagen** des Wi
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Lewin, A., Zur Pathologie der akuten baJc-
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Teau de Seine pendant le mois de jnillet
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Hell, Max, Experimentelle Untersaehnngeo
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Nikiforoff, lOelLael, Ein Beitrag zu den
Kulturmethoden der AnaSroben, p. 291.
Sohntiimpfiing , kttnitUehe Infektiona-
krankheiten, Entwieklnngahemmong
nnd Yemiohtiing der Bakterien
nnd Paraaiten.
Strobell, C. W., Prophylaxis of tubercu-
losis, p. 294.
Nene Utteratar, p. 295.
FroouDannsche Bttchdmckersi (Hermann Pohlo) In Jena.
Dieser Nummer liegt ein Prospekt des graphischen Instituts von
Julias Ellnkhardt in Leipzig über Vervielfältigung wissenschaft-
licher Abbildungen bei.
teriologie und Parasitenkunde.
In Verbindung mit
eek. M. M Dr. Lenckart ui Profisur Dr. LoellBr
1B L«lpKlf te OfBiftrwaM
heramgeg^eben Ton
Dr. O. UM vorm ixt CaiSseL
•♦♦-
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
IX.Buid.
Jeius den 7. März 1891.
N0.9.
TnA» flr dn Uai, (M VuuMni) 14
JfihrUeh «rsefadnen Bwei Bind«.
-^ 2a bcsiehen durch aU« Bnohliandlang«Q und Postanstalten.
Die Redaktion des „CentruiblaUs für Bakteriologie und Pänuiten-
huM' ritktet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige
MMMfta um, Id^erung van besonderen Abdrücken ihrer Auf-
•ttae en^wedor auf das Manuskript sekreiben zu woUen oder
ürOd an den Verlegerf Herrn Gusta/v Fiseher in Jena, gelangen
«K lassen. LHe Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später
dmgskende Wünsche berücksichügen ms können.
Original -Mittheilungen.'
^«l)er einen Befund von TyphusbaciUen im Brunnen-
wasser, nebst Bemerkungen über die Sedimentirmethode
der Untersuchung auf pathogene Bakterien in
rlüssigkeiten.
Von
Geh.-Rath Prof. Dr. Finkelnburg
Bonn.
Id dem Dorfe N. des Kreises Ahrweiler, Reg.-Bezirk Koblenz,
^sEfainkte, nachdem mehrere gleichartige Erkrankongsfiüle in einer
benachbarten Hftasergruppe vorhergegangen, der Schüler eines Knaben-
TrpbasbßcUhn im brannenwassir.
. . . „ und die von der OrtsbehOrde vorge-
iDStitats an Vaterleihstyphff^ ^.^^ bedenkliche unmittelbare N&he
oommeDe Ortabeaichtigim ^[gjri^tßgrube im Hofe der Anstalt Die
^. ^SSS^^i*^^"* Widern unterzeichneten eine vorschriftsmässig
JÄt^Ä^'fh^^^^ Pampbrunnen entnommene Wasaer-
S wclcÄf^uS M^h der üblichen Methode mittelst Mischung
von iß 1 ccm des Vf$aset& mit Nährgelatine und Anlegung gradmrt
verdienter Plattenkaltaren untersucht wurde, ohne dass es bei wieder-
holten Versuchen gelang, in einer der Kulturen den Eberth'schen
Bacillus nachzuweisen. Schon im Begriffe, über das negative Ergeb-
niss gutachtlich zu berichten, legte Referent versuchshalber noch eine
weitere Reihe von Plattenkulturen an, zu welchen der Nieder-
schlag des Probewassers mittels des von ihm seit Jahren zu
mikroskopischen Wasseruntersuchungen koustruirten Sedimentirappa-
rates (beschrieben im Corresp.-Blatt des niederrhein. Vereins f. öff.
Qes.-Pflege, Bd. IL S. 30) unter vorg&ngiger Sterilisirung durch ab-
soluten Alkohol benutzt wurde. In den so angelegten Kulturen
erschienen neben anderen, bei der vorherigen Untersuchung nicht zur
Eatwickelung gelangten Kolonieenformen auch die für den Ebert be-
geben Bacillus chanikteristiachen Rasenkolonieen , deren weitere Ver-
impfung, F&rbung und mikroskopische Beobachtung dann alleEigen-
scnaften des Typhuspilzes als unzweifelhaft vor*
banden erwiesen.
Referent, welcher in den letzten Jahren etwa 15 typhusverdftch-
tige Brunnenwässer nach der bisher üblichen Methode mit stets nega-
tivem Ergebniss untersucht hat und bei der ersten Anwendung der
Niederschlagsmethode zu dem vorstehenden Ergebniss gelangte, hftlt
die Annahme f&r berechtigt, dass bei regelmässiger Anwendung der
letzteren man weit häufiger zum Befunde pathogener Spaltpilze in
Brunnenwässern gelangen werde, als es bis jetzt der Fall ist. Es
bedarf kaum des Hinweises darauf, wie viel wahrscheinlicher das
Antreffen vorhandener Keime in dem mechanisch erzielten Nieder-
schlag der suspendirten Wasserbestandtheile sein muss, als in den
kleinen, zu Kulturen verwerthbaren Mengen des Wassers selbst. Na-
mentlich wird dies bei Untersuchung versandter Wasserprobeu
Geltung verdienen. Die Methode der Niederschlagsuntersuchung ver-
dient daher im Vereine mit den bisher ablieben Verfahren eine all-
gemeine EinfQhrung bei sanitätspolizeilichen Untersuchungen von
Flüssigkeiten überhaupt auf pathogene Mikroorganismen.
Bonn, 17. Februar 1891.
1 *
rtfl Cott, Dm Vorkommen der BadUeD des Oedems in der llo»cbastinktiir. 303
IfgtersQchangen über das Vorkommen der Bacillen des
malignen Oedems in der Moschustinktar.
[Aus dem hygienischen Institut zu Berlin.]
Von
Dr. J. van Cott Jr.,
AssiaieiiteD «m Hoagland Laborator. in Brooklyn.
Bebuintlich sind in der Litteratur schon mehrere ITälle mitge-
tiidt, in denen nach subkutaner Injelction von Moschustink-
tir der Tod der betrefienden Patienten in Folge von malignem
Oedem eingetreten ist. Im Hinblick auf diese Thatsache glaubte
kk deshalb, einmal den Versuch machen zu sollen, ob die Bacillen des
■liignen Oedems unmittelbar im Moschus nachzuweisen wären.
Auf Rath des Herrn Professor G. F ra e n k e 1 , unter dessen Leitung
kk diese Arbeit ausgeführt habe, yerschafiKe ich mir zunächst eine An-
nhl von unverarbeiteten Moschusbeuteln, deren Oberfläche noch
etwa zar Hälfte mit dem Fell des Thieres bekleidet und also mit
dichten Haaren bedeckt war, die schon von vornherein wohl ge-
e^t scbieneD, Schmutz etc. festzuhalten. Diese Beutel wurden nun
suiichst unter Beobachtung der üblichen Vorsichtsmaassregeln zer-
ad&utten und die Stücke mit sterilisirtem Wasser aufgeschwemmt
Kach 24stQndigem Stehen bei Zimmertemperatur hatte sich eine
«Sbrnutziggratte Flüssigkeit gebildet, von welcher dann je 2 ccm einer
AnuM von Meerschweinchen theilsindas Unterhautzellgewebe,
ttieils in die Bauchhöhle injizirt wurden. Von drei auf diese Weise
prftparirten und untersuchten Moschusbeuteln fanden sich bei zweien
die Oedembacillen in den Infusionen : die infizirten Meerschweinchen
f^Jk an typischem Oedem zu Grunde und aus der Milz Hessen
sich die anaSröhen Bakterien ohne Mühe kultiviren.
Kuf den aus den Infusionen hergestellten Gelatineplatten ent-
wiekelten sich natürlich zahlreiche verschiedenartige Mikroorganismen,
«iter denen jedoch nur ein einziger — ein kleines, lebhaft beweg-
liches Stäbchen — auch bei höherer Temperatur zu gedeihen ver-
nichte, sich im Thierversuch jedoch als nicht pathogen erwies.
Impfungen von Meerschweinchen mit je 2 ccm reiner Mo-
schus t in ktur, die in einer grossen Anzahl einzelner Proben aus
nTscUcdenen Apotheken bezogen wurde, blieben erfolglos. Trotz-
dem wird man deshalb die Möglichkeit, dass die Oedembacillen
n&p. ihre Sporen in der Moschustinktur vorkommen können , nicht
kestreiten dürfen, und zwar namentlich deshalb nicht, weil die Moschus-
ti&ktor aus den Beuteln ohne Einwirkung der Hitze gewonnen wird
Qod zu ihrer Herstellung nur verhältnissmässig geringe Mengen ver-
düBQten Alkohols verwendet werden.
»•
ä04 kentki,
1
Die isomeren Milchsäuren als Erkennongsmittel
einzelner Spaltpilzarten.
Von
■• Neneki
in
Bern.
Id den Wiener Akademieberichten (Monatshefte für Chemie. Bd^
Jahrgang 1889) habe ich gemeinschaftlich mit N, S i e b e r die
obachtung veröffentlicht, dass in den Geschwülsten der mit Bauscl
brand infizirten Meerschweinchen wir ausser den Rausch brandbadi/t
auch einen fakultativ anaeroben Micrococcus fanden , welch«
Traubenzucker vergährt, wobei aber als Hauptprodukt nicht du
inaktive, sondern die, das polarisirte Liebt nach rechts drehend«
mit der aus Fleisch erhaltenen, identische Milchsäure entsteht; wt
halb wir diesen Micrococcus: Micrococcus acidi para-j
lactici benannten. Seither sind wir wiederholt Spaltpilzen be-j
gegnet, die aus Kohlehydraten die optisch aktive MilchsAare bilden.
Von Dr. Sieb er wurde unter den Gährungsprodukten der Glukose,
durch einen von Dr. Freudenreich im Käse gefu/idenen Baciiios,
aktive Milchsäure erhalten (Annales de Micrographie. 1889. p. 1), und
gelegentlich unserer Untersuchung „über die chemischen Vorgänge
im menschlichen Dünndarm^, wobei auch die im Ileum vorkommen-
den Mikroben berücksichtigt wurden, fanden wir, dass unter sechst
Zucker vergährenden Spaltpilzarten drei die optisch aktive S&are
bilden.
Vor Kurzem hat Dr. F. Schardinger (Wiener Akademie-
berichte, Sitzung vom 4. Dezember 1890) in einem sanitär beanstan-
deten Wasser ein Kurzstäbchen gefunden, das Rohrzucker und Dex-
trose unter Bildung von Milchsäure vergährt. Die erhaltene Milch-
säure hat alle chemischen Eigenschaften der Para- oder Fleiscbmilch-
säure, und ihre Salze haben auch dieselbe Zusammensetzung, d. h.
das Zinksalz (GsH503)aZn krystallisirt mit 2 Mol. H,0, das Cal-
ciumsalz mit 4^ Mol. H^O. Optisch dagegen zeigen die Säure und
ihre Salze einen gegensätzlichen Unterschied zur bekannten Para-
milchsäure; während nämlich letztere die Polarisationsebene recbts
als Anhydrid und in ihren Salzen aber links dreht, dreht umgekehrt
die von Schar dinge r erhaltene Säure im freien Zustande io
wässeriger Lösung links als Anhydrid und in den Salzen aber rechts.
Er erkannte daher in seiner Säure die bisher unbekannte optisch
linksdrehende Säure und nennt sie Linksmilchsäure. Schar-
dinger hat ferner festgestellt, dass durch Mischung von molekularen
Mengen des neuen milchsauren Zinks mit paramilchsaurem Zink ein
Zinklaktat erhalten wird, welches inaktiv ist, mit 3 Mol. H9O krystal-
lisirt, und daher mit dem bis daher als „gährungsmilchsaures Zink^
bezeichneten Salze identisch ist. Es sind dies also Verhältnisse, wie
wir sie bei der Weinsäure und anderen organisdien Verbindiiii^
Die ifSttcren MfloiisSQren als Erkennungsinfttel eloMlnw SpAltplIiaritil. 806
faBBen ond die durch das asymmetrische Kohlenstoffatom in der
Aetkjlideomilchsäure bedingt sind.
Da die meisten fakultativen, sowie obligaten Anaäroben, welche
toUehydrate vergähren, daraus in wechselnden Mengen Milchsäure
üUfli, so erwächst bei bakteriologisch -chemischen Untersuchungen
ie Nothwendigkeit, nicht allein zu konstatiren, dass eine bestimmte
^pilzspezies Zacker in Milchsäure umwandelt, sondern auch genau
»Bgebeo, ob die entstandene Säure die optisch inaktive oder die
leckts- resp. Linksmilchsäure ist. Anlässlich der oben citirten Arbeit
WirtEai wir aus dem menschlichen DQnndarminhalt ein Kurzstäbchen,
[äs in seinem ganzen Verhalten die grösste Aehnlichkeit mit dem
Btcter i um coli commune hatte. Die in unserem Laboratorium
mDr. Bischler genau ausgeführte Untersuchung der Gährungs-
irodnkte ans Zucker durch die beiden Mikroben belehrte uns aber,
tes sie nicht identisch sind. Das Bacterium coli commune
kUet aus Glukose die Rechtsmiichsäure, das aus dem Ileum isolirte
BieteriniD, das wir Bacterium Bischleri nennen, die optisch
Mktife Milchsäure. Einzig und allein durch diesen Befund wurde
& Verschiedenheit der beiden Spaltpilze bewiesen; denn dass ein
nd derselbe Mikrobe stets die gleiche Milchsäure bildet, das haben
lir bei dem Micro coccus acidi paralactici in mehr als ein
Dotzeod Gährversuchen gesehen. Selbst als wir in einem Falle Glu-
kose durch ein Gemenge von Rauschbrandbacillen , die daraus die
ioikäre HUchsäare bilden und den Micrococcus der Paramilch-
sanre vergäbren Hessen, erhielten wir nach vollendeter Gährung ein
Gemisch, aus der optisch inaktiven und der Rechtsmilchsäure be-
stehend.
Um die Zersetzungsprodukte der Kohlehydrate durch Bakterien
xa ermitteln, hat sich nach Versuchen in meinem Laboratorium fol-
PBdes Verfahren als das zweckmässigste erwiesen :
In einem Liter Rinderbouillon oder 1 prozent Lösung von Pep-
ton Ghapoteau werden 50—80 g des zu untersuchenden Kohlehy-
tates, Glycerins oder mehratomigen Alkohols gelöst — für gewöhn-
lich werden die ersten Versuche mit dem käuflichen» krystallisirten,
^ogenumten amerikanischen Traubenzucker gemacht — sodann auf
je ein Liter der Lösung 20— 30 g schwach geglühter, kohlensaurer
Kalk g^eben und die Flüssigkeit durch Erhitzen im Autoklaven
v&hreDd 20 Minuten auf 115^ sterilisirt, nach dem Erkalten geimpft
BBd der Kolben entweder mit Wattepfropf bei Bruttemperatur stehen
selasseD, oder, falls der Versuch anaärobiotisch ausgeführt werden
<oili mit sterilisirtem , doppelt durchbohrtem und mit Zu- und Ab-
lälimgSTohr versehenem Kautschukkork verschlossen. Die Luft
^m durch Kohlensäure oder Stickstoff ausgetrieben und der
Kolben bei Bruttemperatur gelassen. Nach etwa zwei Wochen bei
liOflzotritt, und — da die anaSrobiotischen Gährungen, wenn auch
ufangs manchmal stürmisch, später doch langsamer verlaufen —
^ ODi^efähr doppelt so langer Zeit bei Luftausschluss, wird der
Kolbeoinhalt zunächst auf die Reinheit der Kultur mikroskopisch
QoteriQcht, in einer Probe der Flüssigkeit der Gehalt an unzer-
setztem Zucker titrimetrisch bestimmt, hierauf die Lösung vom
306 N«neki, Di« isomeren MUchsäuren als Erkenniugsmittol eini. 8paltpil>arte&.
Bodensatz abgegossen and mit Oxalsfturelösnng im Deberschusse
gefällt. Der Bodensatz besteht manchmal nicht allein aus Kalk-
karbonat, sondern enthält auch bernsteinsaaren Kalk. Er wird daher
in wenig Salzsäure gelöst und die Bernsteinsäure durch Alkoholäther
(2 Theile Aether, 1 Th. Alkohol) daraus extrahirt.
Nachdem der gelöste Kalk durch Oxalsäure voUkommeu ausge-
fällt worden, wird die vom Kalkoxalat filtrirte Lösung destillirt, wobei
sowohl flflchtige Fettsäuren, als wie Alkohole, in das Destillat Ober-
gehen. Das Destillat wird bis zur schwach alkalischen Reaktion mit
Soda versetzt und destillirt Die flüchtigen Fettsäuren bleiben als
Natronsalze zurück und nur die Alkohole gehen mit den Wasser-
dämpfen über. Die verflüchtigten Alkohole werden durch wiederholte
Destillation konzentrirt, schliesslich mit gebrannter Pottasche ausge-
salzen, über Aetzkalk getrocknet und rektifizirt.
Der von flüchtigen Fettsäuren und Alkoholen befreite Retorten-
rückstand wird auf dem Wasserbade bis zur syrupigen Konsistenz
eingedampft und mit Aether extrahirt In den Aether geht über-
schüssig zugesetzte Oxalsäure, die Milchsäure und die etwa vorhan-
dene Bernsteinsäure über. Nach Abdestilliren des Aethers hinterbleibt
ein syrupiger Rückstand, der durch Kochen mit wenig Wasser unter
Zusatz von Thierkohle entfärbt und sofort polaristrobometrisch unter-
sucht werden kann. Durch Kochen mit Zinkhydroxyd bleibt von den
3 Säuren die Oxalsäure als im Wasser unlösliches Zinkoxalat zurück
und aus dem heissen Filtrate kann das schwerlösliche, bemsteinsaore
Zink von dem viel leichter löslichen Zinklaktat dadurch getrennt
werden, dass das Filtrat auf dem Wasserbade zur Trockne verdunstet
und der Rückstand aus wenig heissem Wasser umkrystallisirt wird,
wobei das bernsteinsaure Zink ungelöst zurückbleibt Ist keine Bern-
steinsäure vorhanden, so hat man im Filtrate vom Zinkoxalat nur
das milchsaure Zink, das dann durch ümkrystallisiren aus Wasser
event. unter Zusatz von Thierkohle leicht analytisch rein erhalten
wird. War der saure Aetherauszug optisch sJctiv, so ist auch ein
Zinklaktat mit 12,9 ^/o Krystallwasser zu erwarten. Die völlige
Gewissheit über die Natur der Milchsäure gibt die polaristrobometriscbe
Untersuchung des Zinksalzes. Da die Drehung der kalkgesättigten
Lösung des Salzes nur eine schwache ist — in einer 2 dem langen
Schicht etwa '/^ eines Grades — so ist auf möglichst farblose Lösung
des Salzes zu achten. Wie ich schon oben erwähnte, bilden die rein-
gezüchteten Mikroben stets die gleiche Milchsäure ; dagegen habe ich
die Beobachtung gemacht, dass einzelne Spaltpilze, wie z. B. der Mi-
crococcus acidi paralactici, längere Zeit auf den festen Nähr-
böden, wie Gelatine oder Agar kultivirt, allmählich ihre Gährtüchtigkeit
verlieren, d. h. sie zersetzen mit der Zeit ceteris paribns viel geringere
Mengen des Zuckers. Es verhält sich also mit der Gährtüchtigkeit
ähnlich, wie mit der Abnahme der Virulenz verschiedener pathogener
Spaltpilze.
Bern, 5. Februar 1891.
fiinith, Zar Kenntniss des Hofreholerabaeillas. 307
Zur Ecnntniss des Hogcholerabacillus.
(Aus dem bakteriologischen Laboratorium des Bureau of Animal
Industry, Washington ü. S. A.).
Vou
Dr. Theobald Smith,
Vorstand.
(FortoeiBang.)
8. Die LebensflUiigkeit der BacUleii.
Um die Lebensdauer angetrockneter Bacillen zu bestimmen,
varde folgende Methode aogewandt:
Knlturmaterial von verschiedenen Substraten wurde in ganz
Aimer Schicht auf Deckgläser ausgebreitet, die auf einer Glasplatte
kgen und mit einem Trichter zugedeckt waren. Die Oeffnung des
Xnchters war mit einem Wattepfropf versehen. Die Deckgläser,
Trichter a. s. w. waren selbstverständlich vorher im Trockenschrank
aterilisirt. Von Zeit zu Zeit wurden diese Deckgläser in Pepton-
bouiUon 1) gelegt, um eine etwaige Vermehrung der Bakterien wahr-
oehmen zu können.
Angetrocknete Milzpulpa gab noch Reinkulturen nach 21 resp.
49 Tagen. Gretrocknete Bacillen aus Agarkulturen waren auf einigen
Deckgläsern schon nach 17 Tagen getödtet, auf anderen noch nach
4 Monaten lebensfähig. Im Bouillontropfen getrocknet, waren die Ba-
cillen in einem Falle schon nach 9 Tagen todt. (Das Austrocknen
der Kultur an Fäden und nachheriges Legen auf Gelatine wurde zu-
erst angewandt, doch später aufgegeben.) Die grossen Schwankungen
in der Lebensdauer der getrockneten Bacillen sind wohl auf die ver-
sdiiedene Dicke der Schicht zurückzuführen, da die Agarkulturen am
Ungsten Widerstand leisteten. Getrocknete Bacillenmassen aus
. A^urkulturen mit sterilem Wasser öfters befeuchtet, waren schon
Bach 3 resp. 5 Wochen abgestorben.
Dm die Lebensfähigkeit der Bacillen in der oberflächlichen Erd-
schicht zu bestimmen, wurde folgender Versuch ausgeführt:
Crartenerde wurde unter Dampfdruck bei 110^ C sterilisirt, mit
Booillonkultnr getränkt und in einen Blumentopf gefüllt. Dieser
worde in die Erde eines Gartens versenkt, bis seine Oberfläche der-
jenigen der umgebenden Erde gleich war. Von Zeit zu Zeit wurde
entweder von der Oberfläche, oder von den tieferen Schichten durch
das Loch im Boden des Topfes mit einem Korkbohrer Erde entnom-
men und eine Suspension derselben in Bouillon Kaninchen subkutan
verimpft Frische Töpfe wurden yon Zeit zu Zeit hergestellt, so dass
die Untersuchung ungefähr ein Jahr dauerte.
1) Die Kolturgllser oder Kölbehen, die bei diesen Versuchen gebraucht wurden
uid die sum Erfolg der Angegebenen Metiioden wesentlich beitragen, sind luerst von Dr.
Stlmon konstruirt und in HÜppe's Bakterienforschung, 3. Auflage, 8. 119 etwas
modifizirt abgebildet. Die leiste Auflage dieses Werkes ist mir nicht aur Hand.
806 Smitli,
Die Bacillen blieben in einigen F&Ilen zwischen 2 and 3 Monaten,
in den meisten zwischen 1 und 2 Monaten infektionsfähig. Das Aus-
trocknen der obersten Schicht schien den Bacillen gefährlicher, als
Frost. Bedeutende Unterschiede zwischen Sommer und Winter konnten
nicht konstatirt werden.
Mit sterilem Flusswasser wurden folgende Versuche gemacht:
10 ccm, mit einer Oese Bouillonkultur geimpft, enthielt gleich nach-
her 26000 Keime im ccm, 5 Tage später 2,6 Millionen, 2 Monate
später 225 Keime. Nach 4 Monaten waren alle Bacillen verschwunden.
Nach einem zweiten Versuche, in welchem das Wasser von einer
Agarkultur geimpft und kein Nährmaterial dabei übertragen wurde,
blieben die Bacillen nur 2 Tage am Leben. Der erste Versuch wurde
im Herbste und Winter, der zweite im Hochsommer gemacht.
In konzentrirtem Salzwasser waren sämmtliche Bacillen schon nach
4 Wochen getödtet.
8. Temlelitang der BaclHen ausserhalb des TUerkOrpers.
In Bouillonkulturen, enthaltend 10 ccm Flüssigkeit werden im
Wasserbade bei 100^ G die Bacillen augenblicklich getödtet.
Bei 70^ G sind geimpfte Bouillon kulturen steril nach 4 Minuten,
„ bS^ 0 „ sie steril nach 15 Minuten,
„ 04 O „ „ „ „ OU „
„ 49^ G „ „ noch lebensfähig nach 2 Stunden.
Bei den vier letzteren Temperaturen ist die Erhitzungszeit der Bouillon
mit eingerechnet Diese beträgt ungefähr 5 Minuten bei 58^ C.
Bei der Prüfung bakterientödtender Mittel gebrauchte ich fol-
gende Methode:
Einer gewissen Verdünnung des zu prüfenden Mittels in einer
sterilen Glasschale unter einer Glocke wurden einige Tropfen Bouillon-
kultur zugesetzt Nach bestimmten Zeiträumen wurden mit einer
Oese dieser Flüssigkeit Kulturgläser, enthaltend 10 ccm PeptonbouUlon,
geimpft und in den Brutschrank gestellt.i Die entwickelungshemmende
Eigenschaft des übertragenen Desinficiens wurde öfters in denjenigen.
Gläsern, welche klar blieben, geprüft Diese Methode kann ich fttr
sporenfreie Bakterien als durchaus zuverlässig empfehlen. Die Ge-
fahren der Verunreinigung der Bouillon sind durch den Gebrauch
der beschriebenen Kulturgläser fast gänzlich ausgeschlossen. Für
sporenbildende Bakterien wäre es nicht unmöglich, dass die übertragene
Flüssigkeit, indem sie die Sporen tödtet, in seltenen Fällen sich als ent-
wickelungshemmend erweisen würde. Rechnet man die Kapazität der Oese
auf höchstens ^1^^ ccm, so ist die Verdünnung der desinfizirenden Flüssig-
keit in lOccm Bouillon schon ^/gooi f^^ 1 V^ mille Sublimatetwa ^/soooo-
Durch diese Methode wird die Anwesenheit auch nur eines ein-
zigen überlebenden vermehrungsfähigen Bacillus angezeigt Das über-
tragene Desinficiens ist nicht an einigen Punkten angehäuft, wie bei
festen Kulturmedien, sondern gleichmässig vertheilt Es darf aber
auch nicht vergessen werden, dass die erhaltenen Zahlen uns nur die
maximale Leistungsfähigkeit der Desinfektionsflüssigkeit bei fast totaler
Abwesenheit organischer Substanzen anzeigt. Auf diesen Punkt
^tmr KenntBlss des HogehoUnbMllliit.
30d
ich spftter znrttck. um die LeistQDgsfthigkeit dieser Methode
m a«a^ sei folgender Versuch mitgetheilt :
5 COD einer 1 ^Mgen Lösung Sublimat wird mit einigen Tropfen
«er BoaiUonknltar versetzt Nach 2, 4, 6, 8 und 10-Minuten wird
fiKbe Bouillon mit einer Oese dieser Flüssigkeit geimpft Alle Gläser
IfeAen klar. Einige naehtrftglich geimpfte trQbten sich in 24 Stunden.
OoBO wird eine 0,05<M9ige Lösung geprüft Alle Gl&ser bleiben klar.
Bk 0,01 und eine OfXXfihlge Lösung geben das gleiche Resultat Bei
Mfimg einer 0,OQ2o/»igen Lösung bleiben die 2, 4, 8 und 10-Minuten-
['tilBer klar, das 6 - Minuten - Glas trübt sich. Bei Prüfung einer
.C||0Ol%igen Lösung wurden Ol&ser nach 5, 10, 15, 20, 25 und 30
Hinten geimpft Die 5 und 10-Hinuten-Gläser waren am folgenden
T«ge getrübt Am zweiten Tage waren auch die 15, 20 und 25-Mi-
ntes-GI&ser getrübt Nur das 30- Minuten -Glas blieb klar. Alle
uderea enthielten Reinkulturen des Hogcholerabacillus. Somit haben
lir durch eine 1 : 100000 Lösung Sublimat die Vernichtung der Ba-
cüleo in 30 Minuten erzielt. Folgende Resultate wurden durch die-
selbe Methode erhalten:
BgJ. in 2 Theilen EJ gelöst, vemichtet die Bacillen in Lö-
SBugen ¥00 1:200000 in 2 Minuten, in Lösungen von 1:1000000
iA \0 Minuten.
Jodwasser wirkt desinfizirend in 15 Minuten.
CqSO^ 1:200 „ „ „5
9, 1:1000 „ • ,f «20
H,SO^ 1:2000 „ „ „ 10
Karbolsäure 1:100 „ „ „ 5—10
ZnCl, 1:10 „ „ „ 15
Die bohe Vernichtungskraft des übermangansauren Kalis bei Abwesen-
kdt organischer Substanz war besonders auffiillend. Bei diesem Yer-
lEQfihe wurden der Reihe nach 5, 2^/^, 1, V«, V«, Vio und Vgo^/oise
LSnngen geprüft; alle Glftser blieben klar. Zuletzt wurde eine
LOaoog yon U^&OOO geprüft; die 2, 4, 6 und 10-Minuten-Glftser
trttleD sich.
Den störenden Einfluss, den grosse Quantitäten organischer Sub-
ilmea auf die bakterienvernichtende Eigenschaften ausüben, konnte
idi Bur genauer beim Kalk prüfen, da Kalk als Desinficiens bei in-
Vk^ß^sn Thierkrankheiten besonders leicht zur Anwendung kom-
neo kann. Ich gebrauchte hierbei die Methode von Liborius'),
iidein ich GtelatineroUkulturen statt Bouillon impfte. Ich tend
dabei z. R, dass Bacillen schon nach 3 Stunden in 0,019 ^/o Kalk-
naser abgestorben waren , während 0,08^/o dazu nöthig war, wenn
% der Desinfektionsflüssigkeit aus Bouillon bestand. Wenn nach
Liborins das Gerinnsel in der Bouillon verbleibt und dazu noch
^tt Eiweiss kommt, so steigt der nöthige Kalkgehalt auf 0,32^/o. Bei
diesen Untersuchungen machte ich die Beobachtung, welche schon von
anderen erwfthnt ist, dass die entwickelungshemmende Kraft des
Kalkes mit der bakterientödtenden erlischt Ist z. B. in einem Kolben
fiooiUoa mit Gerinnsel Kalk genug zugesetzt, um alle Bakterien mit
n
»I
1} Ztitselirift f. Hjgien«. IL S. 15.
310 Smith, Zar KenntnUB des HogcholerabaciÜas.
Diederzureissen, so dass die Flüssigkeit oben klar wird^ und es d<
Anschein hat, als ob sie sterilisirt sei, so trübt sie sich wieder in de
folgenden Tagen, wenn nicht alle Bakterien vernichtet worden sin«
Zu den Untersuchungen mit Karbolschwefelsäare g^ebraucfate jc
dieselbe Yersuchsanordnung. Zu 150 ccm Bouilloo, enthaltend 6c
rinnsei und etwas Eiweiss, wurden verschiedene Quantitäten zugesetssi
^li Volumprozent sterilisirte in einer Stunde. Als ich den Einflna
der Schwefelsäure gesondert prüfte, fand ich, dass 0,26 Volamprozeo]
fast dieselbe Desinfektionskraft besass. Ein zweiter Versuch, Ober dl
Jahr später ausgeführt, zeigte, dass 0,48 Gewichtsprozent Schwefelsäure
ungefähr dieselbe Vernichtungskraft besassen als Karbolschwefeisäure^
enthaltend 0,28 Schwefelsäureprozent. Diese Versuche waren ausge-
führt, ehe die Arbeit Frank eis*) erschien. Die Flüssigkeit war
daher nicht kalt zubereitet. Immerhin glaube ich aber, dass d&
Werth der Karbolschwefelsäure zum grossen Theil auf der Anwesen-
heit der Schwefelsäure beruht.
üeber eine Spielart des Hogeholerabaeillns.
Alle Fragen über die Veränderlichkeit patbogener Bakterien,
denen bisher einige Aufmerksamkeit geschenkt worden ist, kann man
folgendermassen eintheilen :
1. Die künstliche Veränderung der biologischen Eigenschaften
irgend einer Art durch Hitze, koipprimjrten Sauerstoff, Passage darcb
eine Reihe empfänglicher Thiere (Pasteur, Chauveau u. A. m.)
2. Das Auftreten von echten Spielarten in der Natur.
8. Die Beziehungen von Bakterien zu einander, die keine kon-
stanten Unterschiede zeigen, aber Krankheiten bei verschiedenen Thier-
arten hervorrufen (Wildseuche, Schweineseuche [Swine plague], Hflhner-
cholera, Kaninchenseptikämie).
Ueber das Auftreten von Spielarten bei pathogenen Bakterieo
oder, anders ausgedrückt, über das Auftreten von grösseren oder
geringeren Schwankungen der biologischen Eigenschaften einer ge-
wissen Art liegen jetzt schon viele Beobachtungen vor. Nach B rie-
ger und Fränkel, Loeffler und E. Klein sollen Diphtherie-
bacillen in ihrer Virulenz sowohl wie in ihrer Wachstbumsenergie
variiren. Ich selbst habe bedeutende Schwankungen in der Virulenz
der Schweineseuchebakterien gesehen. Bei Kulturen von JSotzba-
cillen *) habe ich von Fall zu FaJl Schwankungen in der Stärke des
Pigments und der Wachstbumsenergie beobachtet. Auch Saprophjteo
zeigen diese Eigenschaft des Variirens in noch grösserem Maasse.
Dieses ist ganz besonders bemerkbar, wenn man sich z. B. dem Stu-
dium der Darmbakterien irgend eines Thieres zuwendet.
Schon im Jahre 1886 beschrieb ich Hogcholerabacillen ^), die
sich von den zuerst beschriebenen durch ihre Fähigkeit auszeiebneteD,
auf Bouillonkulturen eine Membran zu bilden. Dieser Unterschied
1) Die desinfisirenden Eigenschaften der Kresole. (Zeitschr. f. Hygiene. VI. S. 521'}
Joornal Comparatiye Medicine. 1890. S. 168.
American Ifonthlj Hier. Journal. 1886.
^aiaE, Zur Renntiiiss der Leachtbakterieti. 31 i
km Torfibergehender, soDdern erhielt sich nach Passirung vieler
lliHSodisthiere. Das Häutcheo erschien, sobald die Bouillon getrübt
bW, während auf Kulturen der echten Bacillen eine schwache An-
llHrtuiff einer Membran erst nach ein oder zwei Wochen sich zeigte.
|ji ifinnge des Jahres 1889 kam ich in die Lage, eine Hogcholera-
lyiaMtie zu untersuchen, deren Ursache ein Bacillus war, der als
aasgesprochene Spielart des Hogcholerabacillus angesehen werden
Diese Krankheit unter den Schweinen unterschied sich von den
Mker ontersuchten Ausbrüchen nur durch einen etwas langsameren Ver-
Inf (die Thiere starben ungefähr vier Wochen, nachdem sie mit den
tonken in dieselbe Stallung gebracht wurden) und durch eine, in
ta mästen Fällen gefundene diphtheritische Entzündung des Magens.
(Bai der echten Hogcholera ist eine hämorrhagische Entzündung der
Sdileimhaut vorhanden.) Auch waren Hämorrhagieen in den ver-
duedeoen Oi^anen nicht zu sehen. Um den Vergleich der Ba-
dUen IQ erleichtern, werde ich den erstbeschriebenen a, den zweiten
ß DeBDeo.
In der Form sind die beiden Bacillen einander gleich, doch ist ß
m Sukturen etwas grösser. Beide sind lebhaft beweglich.
Auf Gelatine bildet ß Kolonieen, die 2— 3 mal grösser sind, als
tigniigeQ von a. Die tiefen Kolonieen sind kreisrund, mit scharfem
fiaode, bräunlich bei durchfallendem Lichte. Sie können bis 2 mm
gross werden, wenn sie weit von einander abstehen. Die oberfläch-
Mea Kolonieen sind weisslich, glänzend, etwas erhaben im Centrum
(konvex) und erreichen einen Durchmesser von 2 — 4 mm. Die Ko-
loAieeo von a bleiben , wie gesagt, sehr klein. Pepton bouillon wird
dweh ß viel stärker getrübt, als durch a. Andere biologische Unter-
sdikdt konnte ich nicht konstatiren.
(SohluM folgt.)
Zar Eenntniss der Leuchtbakterien.
Von
Dr. Oscar Eatz
in
Sydney.
(Fortsetsnng.)
Auf der andern Seite scheint ein längerer Aufenthalt bei einer
Temperatur von +33—36® G auf die Keime der sechs Arten tödtlich
oder mindestens stark abschwächend zu wirken , wie aus folgendem,
a&eriings wiederholungsbedürftigem Versuche hervorgeht, gegen
desseD Resultat der Einwand erhoben werden kann, dass die dem
V«mch unterworfenen Individuen vielleicht von vornherein etwas ab-
geschwächt waren. Schräg erstarrter Nähragar in Probirröhrchen
^e mit (entwickelungsfähigen) Keimen aus lOtägigen Kulturen in
lOprozent Nährgelatine geimpft (25. März 1888) und in einen Brut-
gestellt, dessen Innentemperatur in den beiden ersten Tagen
3iä fe»i«,
zwischen 34—36^ C schwankte, am dritten Tage aber bis auf 33® C her-
unterging. Nach Ablauf dieser drei Tage war das Aussehen der Röhr-
chen noch unverändert; dieselben wurden nun in Zimmertem-
peratur gebracht, doch blieben sie sämmtlicb steril. — Das Tempera-
turoptimum für das Wachsthum (und Leuchten, s. u.) bei den diffe-
renten Arten stellte sich etwa, wie folgt, heraus: Für B. cyaneo-
phosph. liegt dasselbe nahe oder etwas oberhalb der natürlichen
Verflüssigungstemperatur für die gewöhnliche Nährgelatine, iodem
einerseits Platten- oder Stichkulturen in solchem Nährboden sich am
lebhaftesten bei ca. 26^ C entwickelten, andererseits das Wachsthum
auf schräg erstarrtem, mit Material von einer 4tägigen Oelatinekultur ge-
impftem Nähragar, nach etwa 2|tägigem Verweilen bei 32— 34®C,
ein ganz spärliches war, verglichen mit Nähragar-Kontrollröhrcben
bei 26^ C. Bei + 13—15'' C war das Wachsthum durchaus nicht
aufgehoben, sondern nur verzögert; so zeigte beispielsweise eine
solcher Temperatur ausgesetzte Stichkultur in 2,7% Kochsalzgelatine
in einem 12 mm weiten Böhrchen nach ca. 12 Tagen oben eine 6 mm
hohe Schicht verflüssigter trüber Gelatine, im Uebrigen ein ähnliches
Verhalten, wie jüngere, bei höheren Temperaturen erzielte Stichkal-
turen. — B. smar.-phosph. wuchs am besten bei -f 20— 24^*0.
Eine Temperatur von +32—34^0 wirkte entwickelungshemmend,
wie ein mit frischem typischem Material geimpftes und bei jener Tem-
peratur während etwa 2| Tagen aufgestelltes Nähragarröhrchen bewies;
entwickelungshemmend, jedoch in geringerem Grade, als + 32—34® C,
zeigte sich auch eine Temperatur von + 13 — 15® C. — Das Optimum
für B. argent-phosph. I lag zwischen 14 und ungefähr 23^C,
Bei +13—15^0 war das Wachsthum, zumal in Kulturen der An-
fangsgenerationen, nur wenig langsamer, als bei -|-20®C. In einem
Röhrchen mit Nähragar, welches mit lebenskräftigen Individuen von
einer frischen Gelatinekultur geimpft war, trat, bei + 32—34 ® C, eine
deutliche Vermehrung nicht ein, auch nicht nach 2f Tagen. FQr
B. arg.-phosph. II und III war das Optimum ungefähr dasselbe,
wie für B. smar.-phosph. Bei +32—34^0 erfolgte auf Nähr-
agar deutliches Wachsthum, wiewohl hinter dem auf gleichem Nähr-
boden bei 23—260 G beträchtlich zurückbleibend. Eine Temperatur
von +13 — 15^0 hemmte ebenfalls die Entwickelung , und zwar et-
was mehr bei III, als bei IL — FürB. arg.-phosph. liquef. end-
lich ergab sich das Temperaturoptimum, wie es schien, ein wenig
niedriger, als für B. c y a n e o- p h o s p h. ; es bewegte sich um 25^ C.
Auf schräg erstarrtem » mit 4tägiger typischer Gelatinekultur ge-
impftem Nähragar war nach 2|tägigem Verweilen bei + 32—34^,0
eine Vermehrung noch nicht erfolgt. Eine Temperatur von + 13 — 15* C
wirkte entwickelungshemmend; eine Stichkultur in 2,7 7o Kochsalz-
gelatine — die Kultur war von einer allerdings frischen, jedoch aty-
pischen Stammkultur angelegt ;^ s. o. — zeigte nach etwa 12 Tagen
(Juni — ^Juli 1889) bei jener Temperatur an der Oberfläche einen
dünneui weisalich-grauen , ca. 7 mm weiten Belag, aber nur wenig
von Verflüssigung.
Ein auf die Wirkung des Eintrocknens abgezielt^ Versuch
^^JwB. cyaneo-ph.y smar.-ph. und arg.-pb. Iw«r dieser: Steri-
Zur Keontnlss te L«aohtb«kteri«B. 813
SodeoflUleD mit Material von typischen, 4tftgigeii Nährboaillon-
bdadeo, wurden auf 6 Stunden bei Zimmertemperatur im
über ChlorcalciuTO belassen und sodann in weiten Ab-
Ton einander auf eine mit flüssiger Nährgelatine bedeckte
gelegt. Diese wurde nach dem Erstarren der Gelatine in
feuchten Kammer bei günstiger Temperatur aufgestellt. Es
Dicht zur Entwickelung : B. smar.-ph. und arg.-ph. I,
d cyan.-pb. die Gelatine (unter intensivem Leuchten) rasch
fierllössigen begann.
Sterilisirtes deatillirtesWasser vernichtete, einem Versuche
, die Leochtbakterien in yerhältnissmässig kurzer Zeit. Von
I, kräftigen Fischkulturen ~ mit Ausnahme von B. arg.-ph. I,
Kulturen damals gerade nicht besonders zum Experimentiren
et waren — wurde eine Probe in einer bestimmten Menge
ffisirten destillirten Wassers in Probirrdhrchen gleichmässig ver-
ood letztere 14 Stunden bei Zimmertemperatur über Nacht
gelassen. Zur Kontrolle dienten Röhrchen mit steriler 0,6 ^Iq
JbehsalzUieong , in welcher, wie oben, Fischkultur vertheilt war.
iKh der angc^benen Zeit wurde eine kleine Menge der vorher
ludigeschüttelten Emulsionen auf erstarrte Nährgelatine auf Glas-
dOteD ausgebreitet und diese in feuchter Kammer bei günstiger
mpentur hingestellt Die Gelatine mit den Proben der Bakterien
ans dem destillirten Wasser blieb durchaus steril, wlUirend diejenigen
IRS der schwachen Kochsalzlösung in jedem Falle sich in gewohnter
Heise eotwickelten.
Geber die Ijebensdauer der Individuen der verschiedenen Arten
m Kdtttren finden sich einige Bemerkungen im Zusammenhang mit
kr Beschreibung der Erscheinung des Leuchtens.
Bas Leaehten.
lo Uebereinstimmnng mit dem , was für die soweit bekannten
ForoeD von Leuchtbakterien ermittelt wurde, sind die Bedingungen
fir m Zustandekommen des Leucbtens zweierlei, vornämlich die An-
leaeeheit erstens von gewissen Salzen, vornehmlich Kochsalz, in einem
BODSi geeigneten Medium, und zweitens von freiem Sauerstoff. Die
Anwesenheit von Salzen, wie Chlomatrium, Dinatriumphosphat u. a.
1^ ^ den Grad der Kulturfähigkeit der Leuchtbakterien — welche
Ms jetzt bloss im Meerwasser, direkt oder indirekt, gefunden sind —
tt ond fftr sich von hoher Bedeutung ; beispielsweise wachsen sie in
^eirohnlichem neatralisirten oder schwach alkalischem Fleischinfus
Diekt; ein Zusatz von 0,5 ^/o Kochsalz genügte noch nicht für alle
'tDe; nach Zusatz grösserer Dosen trat Vermehrung ein. Der
Koktioo des Nährbodens kommt unmittelbar weder in Bezug auf
^idifttham nodi auf Funktion der Bakterien eine solche allgemeine
Bedeotang zu, was z. B. daraus ersichtlich ist, dass bei Anwendung
M^datinirten Nähisnbstanzen eine leicht alkalische Reaktion der-
selben dem Wachsthnm und dem Leuchten am förderlichsten war,
vlhieDd andererseits die schwach sauer reagirende Oberfläche ge-
lter Seewasserfische z, B. als ein Mittel zur Kultur der Orga-
314 Äatt,
nismen weder in Bezug auf Gedeihen noch auf Wirkung derselben
das Mindeste zu wünschen übrig lässt. Als das idealste, weil na-
türlichste, Substrat zur Erzielung der Phosphorescenz, wenn auch
nicht der Vermehrung der Phosphorescenzmikroben, besteht, wie zu-
erst Fischer für seinen Bacillus phosphorescens (Photo-
bacterium indicum Beyer.) mit Hülfe von Reinkulturen nach-
wies, das Meerwasser mit der ihm eigenen Kombination von Salzen.
Es ist erstaunlich, zu sehen, welch geringe Menge von gut leuchten-
den Kulturen — ich experimentirte besonders mit B. cyaneo-ph.,
8 m a r. - p h. und a r g. - p h. II — genügen, um eine verhältnissm&ssig ko-
lossale Menge Seewassers in den Zustand eines prächtigen Leuchtens
zu versetzen. Seitdem mittelst Reinkulturen eines aus dem Meere
stammenden bakteriellen Mikroorganismus die Nachahmung eines
Meerleuchtens gelang, lässt sich an dem ursächlichen Zusammenhang
der verschiedenen Arten von Leuchtbakterien mit gewissen Arten
jenes Phänomens nicht mehr zweifeln.
Was das zweite Postulat für ein Zustandekommen des Leuchtens,
nämlich den freien Zutritt von Sauerstoff anbetrifft, so genügt es, denke
ich, zu erwähnen, dass die im Laufe der Zeit hinsichtlich dieses Punktes
angestellten Beobachtungen, sei es bei Kulturversuchen in festen oder
flüssigen Nährmedien, sei es nach der Uebertragung von leuchtenden
Kulturen im Meerwasser, hinreichend überzeugend waren. Allerdings
konnte es fast so scheinen, als ob im Falle der nicht-verflüssigenden
Arten und des in den späteren Generationen oberflächlich verflüssi-
genden B. smar.-ph., diese Abhängigkeit vom freien Sauerstoff etwas
hinfällig würde, indem Stichkultaren, ausser an der freien Oberfläche,
manchmal auch nach abwärts leuchteten, doch konnte diese Erschei-
nung — wenn sie sich zeigte, so war es in nicht mehr ganz jungen
Kulturen — wohl auf Rechnung einer, wenn auch ohne Weiteres
nicht oder kaum erkennbaren Kommunikation der leuchtenden Partieen
mit der atmosphärischen Luft gesetzt werden. Ein ähnlicher Grund
musste auch vorliegen, wenn in einer Gelatine-Mischkultur von B.
smar.-phosph. nach 18-tägigem Verweilen bei + 16—20^ C die
Kolonieen bis zu 8 mm Entfernung von der Oberfläche leuchteten;
nach weiteren 10 Tagen leuchteten sie bis zu 3 cm nach abwärts,
doch waren nach dieser Zeit deutliche Spalten in der Gelatinesäule
vorhanden. Gelatine-Mischkulturen, mit steriler Gelatine oder sterilem
Oel bedeckt, leuchteten überhaupt nicht. Nicht zu junge Nährbooillon-
kulturen oder Aufschwemmungen von Kultur in Seewasser leuch-
teten bei ruhigem Stehen nur oberflächlich; bei B. smar.-phosph.
und arg.-phosph. II, bei denen die Nährflüssigkeit lange diffus
getrübt blieb und die Bildung einer Kulturdecke fehlte, fand sich,
selbst bei ruhigem Stehen der Kulturgläser, das Leuchten gewöhnlich
etwas nach abwärts reichend; bei cy aneo-phosph., argent. -
phosph. I und III leuchtete nach der Ausbildung des oberfläch-
lichen Kulturhäutchens nur dieses.
Indessen! war, selbst nach Erfüllung obiger Bedingungen,f|das
Leuchten unserer Bakterien nicht in allen Fällen eine Begleiterschei-
nung ihres Wachsthums. Während in einer mit Dinatriumphosphat,
oder Dinatriumphosphat und Kochsalz, oder diesen beiden plus Pepton
Zur Keimtabt d«r Lanehtbaktorleii. 315
wsetEteo Eokosmilcli B. s m a r. - p h. Dicht allein gut wuchs» sondern
neb gut leachtete, unterblieb in jenen Flüssigkeiten das Leuchten
Id R cyaneo-ph. und arg.-ph. 1, obwohl die Verniehrung, wie
Jprt, eine lebhafte und zum Impfen gut leuchtendes Material benutzt
nrden war. — Von fundamentaler Bedeutung Air das Leuchten
■ierhalb der einzelnen Spezies erwies sich deren sonstiges Verhalten
iiter dem Einflass der successivcn Kultur auf oder in den künst-
iden Näbrsubstrat^n. Von diesem Gesichtspunkt aus mag folgende
üebersicht Ober das Leuchten bei den verschiedenen Arten gegeben
icnIeD*):
1) B. cyaoeo-phosph. Durch mehr als 70 Kulturgenera-
tieneB fortgeführt, hat sich diese Art in kultureller und physiolo-
. pxher Beziehung als konstant, vielleicht als die konstanteste von allen,
ffwiesen. Zwischen Wachsthum und Leuchten von heute und Wachs-
tem und Leuchten der ersten Generationen besteht ein merklicher
üflterschied nicht Die Farbe des von frischen Kulturen oder gut
kuchtendem Seewasser bei geeigneten Temperaturen abgegebenen
Lidites ist bl&ulich mit einem Stich ins Grünliche; in Fischkulturen
trat die Beimischung des grünlichen Lichtes, zumal unter der Wir-
kBDg des Kontrastes mit typischen Kulturen von B. smar.-phosph.
(s. QDten) merklich zurück. Neben solchen Fischkulturen oder Emul-
söonen derselben mit Seewasser gaben Agarkulturen einen pracht-
joUea Leuchteffekt; die Intensität des Lichtes einer auf der Höhe
xhrer Entwickelung stehenden Agar-Strichkultur, in einem gewöhn-
liehen Reagensglase, war derartig, dass man mit dessen Hilfe z. B.
äne gewöhnliche, aus ca. 2 mm grossen Buchstaben oder Zahlen be-
stekode Schrift auf Etiquetten, in sonst dunkler Umgebung, abzu-
leseo vermochte. Das Leuchten trat rasch in die Erscheinung, an
SoUm\een aof festem Nährboden, sobald sie sichtbar wurden. Die
t) Di« Ansichten über das Wesen der Phospboresceos bei Bakterien sind noch ge-
Aalt Lodwiif hült es flbr wahrscheinUchf dass die Lichtentwickelang nicht von den
Bakterien als solchen , sondern von einer im Verlaufe ihres Stoffwechsels gebildeten
^Utaos ansgehe (Photogen theorie). Nach D a b o i s besitsen die Individuen der von
in beobachteten Arten (Bact. Pholas und B a c t. P e 1 a g i a) die Eigenschaften eine« Fer-
■oces scblechthiD, durch dessen Wirkung eine in den Geweben der lebenden Thiere
i^^^olas dactylns und Pelagia noctiluca) — sn denen jene Mikroorganismen im
TeriiXitDiss der Symbiose stehen — abgesonderte, „Luciferin** genannte Substanz, in den
Zisttnd der Phosphorescens versetzt werden könne; in analoger Weise sei auch das
Ui«ht«n von Bonillonkultnren und Meerwasser lu erkl&ren. Diese Ansicht steht aber
■H der L n d w i g 's auf einer Stufe. Dagegen sind Lehmann und Tollhausen,
Bcyarinck u. a. geneigt, das Leuchten der von ihnen studirten Arten als einen intra-
(ciliiftTen oder doch wenigstens als einen an das lebende Protoplasma der Individuei
lanittelbar gebundenen Vorgang anzusehen, nach Analogie des Vorganges des Leuch-
tut der Leachtorgane gewisser Thiere. Diese durch sorgfältige Experimente gestützte
Aotidit bat in der That Vieles für sich. Dass das Optimum der Temperatur für das
Waefastbum gleichbedeutend ist mit dem für das Leuchten , und jedwede Schüdigung
odtr Vernichtung der Artindividuen eine Schädigung oder Vernichtung des Leuchtens
n eobprechender Weise zur Folge hat, spricht gewiss sehr zu Gunsten dieser Ansicht.
^iese Thstsachen gelten allem Anschein nach auch für die von mir gefundenen Formen ;
OcBuere Versuche bezüglich des Einflusses verschiedener Temperaturen auf das Leuch>
(«ibeiB. cyaneo-phosph. führten mich zu ähnlichen Schlüssen, wie diejenigen sind,
velehe Lehmann und Tollhausen für Bact. phosphorescens aufstellen.
& vie auch immer beschaffenes Leuchten ist unter aUen Umständen ein direkter Be-
teil ron der Anwesenheit lebensfähiger Individuen.
3l6 Kats, Zur Krantito d«r Lwchft>ktwri«i.
Dauer des maximalen Leuchtens in Kulturen war propcortional der
Dauer der grössten Wacbsthumsenergie ; sie betrug nur einige Tage.
Mit der Sistirung oder Beschräckung des oberflächlichen Wachsthuma
begann die Abnalime der Leuchtkri^t, doch war im Allgemeinen die
Dauer des Leuchtens überhaupt bei dieser Art sehr bemerkenswerth.
Eine am 11. September 1888 in Tprozent., 2,7 ®/o Kochsalz enthal-
tender Nährgelatine angelegte Stichkultur zeigte noch schwaches,
silberiges Leuchten am 9. Mai 1889, d. h. nach 8 Monaten; währoid
dieser Zeit befand sich die Kultur in Zimmertemperatur, die 25*' G
zuweilen überstieg und die (verflüssigte) Grelatine war auf weniger
als die Hälfte zusammengeschrumpft ; nach weiteren 3 Tagen war das
Leuchten erloschen. — Eine am 14 Sept. 1887 auf gekochtem Tinten-
fisch angelegte Kultur leuchtete noch (an einer Stelle) am 5. Okt. 1887,
nach weiteren 6 Tagen nicht mehr. — Nachdem in den Agarkulturen
im Verlaufe von 14 Tagen bis zu einigen Wochen das Leuchten schwach
geworden, oder hier und da nur noch ersichtlich, oder auch ganz und
gar verschwunden war — die Dauer des intensivsten Leuchtens be-
trug, wie bei Fischkulturen, nur etwa 2 oder 3 Tage — erschien es
wiederum an den früher erwähnten „sekundären'^ Kolonieen, und zwar
mit einer, wie es schien, länger dauernden maximalen Intensität, als die-
jenige der „primären^' Kultur war ; sie erlöschen gewöhnlich erst nach
einigen Wochen ganz, und da, wie früher angegeben und an einem frap-
panten Beispiel (Strichkultur) gezeigt wurde, diese „sekundären'* Kolo-
nieen oftmals in verschiedenen mehr oder weniger weit von einander
entfernten Zeitpunkten auftraten, so könnte man dementsprechend ein
successives Leuchten in ein und demselben Glase beobachten. Soweit
sich beurtheilen Hess, waren die von solchen Kolonieen abgeleiteten
neuen Kulturen denen, welche von dem „primären'' Kulturrasen her-
stammten, in morphologischer und physiologischer Hinsicht äJinlich. —
In Kulturen in Nährbouillon ging die Phosphorescenz früher, ^s auf
den vorhergehenden Nährmedien verloren, in einem Falle sogar nach
Verlauf von zwei Tagen, während welcher sie übrigens schwächer, als
gewöhnlich war. Dahingegen wurde in der nämlichen Kultur — sie
war am 13. August 1887 angelegt — nach etwa 3 Wochen (am 2«
September) an dem oberflächlichen membranösen Theil wiederum
Leuchten konstatirt, welches stärker, als Anfangs war, so dass man
jetzt mit dessen Hülfe, im Gegensatz zu früher, im Dunklen die
Taschenuhr leicht ablesen konnte. Es wurde dann allmählich
schwächer und erwies sich am 11. Oktober 1887 als gänzlich erloschen.
(SchloM folgt.)
T«b«rcolo86. 317
Referate.
Bnggor, Osesr, Ueber Tuberculosis verrucosa cutis.
(Virchow's Archiv. Bd. CÜX.)
Vert theilt einen Fall jener seltenen tuberculösen Hautaffektion
oit, welche 1888 von Biehl und Pal tauf zuerst als Tuberculosis
fermcosa cutis beschrieben wurde.
Derselbe betrifft einen ziemlich kräftigen Mann aus angeblich
keredit&r nicht belasteter Familie; sein Leiden soll seit 15 — 18
Jahren bestanden haben. Die Erkrankung beschränkte sich auf das
rechte Bein des Patienten. Nach Entfernung des makroskopisch
Kranken mit scharfem Löffel resp. Hohlmeissel erfolgte Heilung
BDter antiseptischem Verbände. Das allgemeine Krankheitsbild skiz-
ort Verl wie folgt: ,,Die erkrankten Hautstellen bilden entweder
nmdlicbe oder ovale Plaques oder zeigen durch gegenseitiges Kon-
flairen serpiginöse Formen. Bei beiden Erscheinungsformen findet
jouk die morphologisch jüngsten Partieen stets am peripherischen
Bande, während gegen das Centrum der Plaques zu allmählich die
kta&e and schliesslich Zeichen des abgelaufenen Krankheitspro-
xesses, die Narben, zu beobachten sind. Diese Erscheinungen kommen
dadurch zu Stande , dass die Nachschöbe der Krankheit stets an
der Peripherie der Plaques gep:en die gesunden Hautpartieen zu
atsttfinden, ohne jemals in den alten, vernarbten , schon einmal von
der Krankheit befallenen Hautstellen zu rezidiviren. Die Plaques
selbst haben gewöhnlich eine braunröthliche oder livide Farbe, während
m von einem helhrothen , erythematösen Hofe umgeben sind. Auch
sind sie häafig mit braungelben Krusten bedeckt, die wohl als Ueber-
bleibsel von geplatzten Pustelcben, wie sie häufig auf den Plaques
beobachtet werden, anzusehen sind. Die Narben, die von den all-
mählich flacher werdenden und zuletzt ganz verschwindenden papil-
lomatosen Wucherungen hinterlassen werden, sitzen nur in den oberen
Cotislagen und sind, wie die Plaques selbst, auf ihrer Unterlage
leicht verschieblich. Die Narbenstränge glänzen weiss und die da-
awischen liegenden Hautpartieen treten mit ihrer röthlichen Farbe
umso deutlicher hervor, so dass das Ganze ein eigenthQmlich ge-
stricktes Aussehen bekommt.^^
Bei der mikroskopischen Untersuchung zeigte sich das Stratum
CO TD e um unregelmässig entwickelt, bald sehr dünn, bald als dick
geschichtetes lockeres Homlager. Im Stratum granulosum fehlte an
manchen Stellen die Schicht der stark lichtbrecbenden Körner. Die
Staehelzellenschicht zeigte sich unregelmässig verdickt, so dass oft
^olbige InterpapiUarzapfen entstehen. In den basalen Retezellen leb-
bafte Zellneubildung. In der Cutis herdförmige Infiltration um ge-
wisse Centren herum, welche sich als Tuberkel mit Riesenzellen er-
wiesen. In der Umgebung derselben ausserdem noch öfters multiple
miliare Abseeaschen. (Nach Durchbruch derselben wird die Abscess-
bSlde durch hineinwuchemde Epidermismassen ausgefällt, wodurch
3lg Taberetilose. <— « Tracbom.
die Bildung gewisser kryptenförmiger HöhluDgen zu erklären sei.
Der die gelockerten Epidermisschuppea durchtränkende Eiter kann
Krusten bilden. Talgdrüsen und Haarbalge fehlten im erkrankten
Bezirk vollständig; die Schweissdrüsen waren meist intakt, da der
Prozess nicht so lief greift.
In einzelnen von zahlreichen Schnitten Hessen sich typische
Tuberkelbacillen in geringer Zahl nachweisen, theils in epitiielioiden,
th(ä!s in Riesenzellen, theils auch im Granulationsgewebe. Durch
einen Impfversuch an einem mit 2 excidirten Stückchen geimpften
Meerschweinchen, welches nach 8 Wochen an typischer Miliartuber-
culose starb, wurde die tuberculöse Natur der beschriebenen Haut-
aifektion vollends sicher gestellt. In den Organen des gestorbenen
Meerschweinchens fanden sich zahlreiche Bacillen. Der positive Aus-
fall des Impfexperiments ist um so bemerkenswerther , da dies
der erste veröffentlichte Impfversuch bei Tuberculosis verrucosa cu-
tis ist.
Ausser den Tuberkelbacillen fanden sich noch zahlreiche Kokken,
theils frei, theils im Gewebe, deren Natur aber leider nicht weiter
studirt wurde.
Die Tuberculosis verrucosa cutis dQrfte demnach wohl als eine
tuberculöse Mischinfektion zu betrachten sein.
Im Schlüsse der Arbeit erörtert Verf. die Differentialdiagnose
und verweilt besonders bei den bis dahin bekannt gewordenen
Fällen nachgewiesener tuberculöser Infektion durch die Haut.
Gzaplewski (Oörbersdorf i. Schi).
Noiszewski, K«, Der Mikroorganismus des Trachoms,
Microsporon trachomatosum s. jagiuro. (Gazeta lekarska.
1890. No.50.) [Polnisch.]
Seit 1888 hatte Verf. schon mehrmals bei Trachom einen Pilz
beobachtet, den er als Ursache dieser Krankheit betrachtet und Mi-
crosporon trachomatosum nennt.
In der letzten Zeit gelang es ihm, Kulturen des Pilzes aus exci-
dirten Stückchen der trachomatös entarteten Bindehaut zu erhalten.
Als Nährboden diente dem Verf. eine gelatinöse Substanz, die er
durch Auskochen von Kalbsaugen erhielt.
Der Pilz entwickelt sich gut auf schwach saurem Boden, und
zwar nicht auf der Oberfläche desselben, sondern in der Tiefe, zwischen
der GefäRswand und dem Nährmedium. Die Fäden des Pilzes sind
ungegliedert, sehr lang und verzweigen sich zumeist rechtwinkelig.
Am meisten ähnelt das Microsporon trachomatosum
dem Microsporon furfur, doch sind die Gonidien bedeutend
kleiner, als diejenigen des letzteren. Am Ende der Fäden befinden
sich zahlreiche Sporangien. Die Trachomkömer sind von Conidien-
klfimpchen an ihrer ganzen Oberfläche bedeckt.
Thierversuche sind im Gange, jedoch noch nicht abgeschlossen.
Steinhaus (Warschau}.
Tbieriseh« Ptruiton. 319
hutHi«9 Cf e Perugia, A., Intorno ad aicune polystomeae
e eoDsiderazioni sulla sistematica di questa fami-
glia. (Atti della societä ligust. di sc. natur. e geogr. Vol. I.
Fase. m. Genova 1890. S\ 20 p. c. 1 tav.)
Die Autoren geben zuerst eine Beschreibung des seit J. P. van
Beneden nicht untersuchten ektoparasitischen Trematoden Gastro-
cotyle trachuri, den sie dreimal in je einem Exemplar auf den
Kiemen von Caraux trachurus in Genua gefunden haben. Derselbe
trigt rechts einen schmalen , die zwei hinteren Drittel des Körpers
eiimehmenden Anhang, an dessen Rand in einer Reihe etwa 85 Saug-
napfchen stehen. Das Hinterende des Körpers trägt drei Paar kleiner
flikchen. Seitlich stehen neben der Mundöfhung, wie bei so vielen
Poljstomeen, zwei Mundsaugnäpfe, aber keine gezähnelte Membran,
welche die ersten Beschreiber gesehen haben wollten. Der Oeso-
pliagas ist lang und wie die beiden am Hinterende kommunizirenden
Darmschenkel mit Seitenblindsäckchen besetzt. Ganz hinten liegen
eine Anzahl Hodenbläschen, vor ihnen der Keimstock; da nun die
▼OD 12 Häkchen umstellte Genitalöfihung dicht hinter der Bifurkation
des Darmes gelegen ist, so ist das Yas deferens und der Uterus
ungemein lang.
Von dem interessanten Genus Pleurocotyle (scombri) er-
Uuren wir, dass dasselbe am Hinterende nicht nur vier kleine
Häkchen, sondern auch noch einen kleinen fünften Saugnapf trägt,
der gegenüber den vier lange bekannten Saugnäpfen liegt, und zwar
dicht vor dem Hinterende.
Femer wird von den Kiemen des Caraux trachuri ein neuer
Trematode: Pseudaxine trachuri n. g. n. sp. beschrieben. Wie
der Gattungsname andeutet, steht dieses Genus der Gattung Axine
UBsrer Hornhechte (Belone vulgaris) sehr nahe, unterscheidet sich
aber von derselben dadurch, dass am Hinterrande des axtförmig ge-
stalteten Leibesendes nur eine Reihe von Saugnäpfchen (24—32)
stehen, und dass das hinterste Ende zwei Paar Haken führt. Die
Darmschenkel sind lang, hinten jedoch nicht zusammenfliessend und
tragen breite Blindsäckchen.
Endlich machen die Autoren den Vorschlag, die Gattungen
Pleurocotyle, Phyllocotyle, Plectanocotyle, Poly-
stomum, Erpocotyle, Diplobothrium, Platocotyle und
Sphyranura, die man bisher mit anderen zur Familie Octo-
cotvlidae vereinigte, abzutrennen, da sie weniger als 8 Saug-
näpfe am Hinterende tragen, und für sie eine neue Familie (resp.
Subfeimilie) „Oligocotylidae" zu schaffen; bei den Octocoty-
lidae s. str. wünlen dann verbleiben Octocotyle oder Octo-
bothrium mit mehreren Untergattungen, Anthocotyle, Val-
Hsia, Hexacotyle (wo trotz des Namens 8 Saugnäpfe vor-
kommen) und Diplozoon. M. Braun (Rostock).
2i
320 SchntzImpfttDg, kflnstl. InfektionskranUialteD, EntwickehtDgshatainnnir
Schutzimpfling , kilnstlicbe InfektkmskrankhettBn , Entwick-
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc.
Hankln, E. H.9 Report on tbe conflict between the or-
pranism and the microbe. [From the Pathological Laboratorjr,
Cambridge.] (British Med. Joum. No. 1541. 1890. p. 65.)
Der erste Theil der iDteressanten Arbeit befasst sich mit jeneo
Substanzen, welche bei der Hervorbringnng erworbeoer Immanit&t
betheiligt sind. Es gelang, chemische Immunit&t mit den Stoffwechsel-
produkten verschiedener bakterieller Krankheitserreger zu erzeugen
und aus ihnen auch eine Reihe von Ptomaloen zu isoliren, ohne dass
indes mit den letzteren Immunit&t hätte produzirt vrerden können.
Die Ursache des Misserfolges möge darin liegen, dass nicht die Pto-
maltne, sondern Gifte g&nzlich verschiedener Natur bei der Schutzim-
pfung auf chemischem Wege in Frage kommen. Bei der erworbenen
Immunität handelt es sich zumeist um Tolerirung eines Giftes. Sie
wird durch eine einzige oder doch nur wenige Dosen hervorgebracht
und kann Monate bis Jahre lang andauern, im Gegensatze zu jener
so häufig zur Beobachtung gelangenden Immunität ge^en Alkalose,
die aus lang andauernden Gabenfolgen in beschränktem Grade hervor-
geht. Analoge Eigenschaften mit dem hypothetischen, die ImmuDltit
bewirkenden Gifte besitzen die uns bekannten toxischen Proteide, wie
es von Sewall für das Schlangengift an Tauben nachgewiesen wurde.
Die Thatsache, dass jene Gifte, welche die Eigenschaft besitzen, das
bakterientödtcnde Vermögen des Organismus zu unterdrQdsen, wie
der Saft des Papaünbaumes, Jequiritysamen und das Schlangengift,
Albumosen enthalten, wies ebenfalls darauf hin, dass es nicht Pto-
matne, sondern giftige ProteYne seien, welche den Eintritt pathogener
Bakterien in den Körper begünstigen und demnach bei erworbener
Tolerirung derselben Immunität gegen die Krankheit verleihen können.
Diese Deberlegungen führten Verf. zu dem Versuche, die Albo-
mose der Anthraxkulturen zu isoliren, worüber hier (Bd. VI. p. 617)
8. Z. berichtet wurde. Dass bei der Anthraxalbumose, ebenso auch
bei dem B rieger und FraenkeTschen Toxalbumine aus Diphtherie-
kulturen keine Fermentwirkung mitthätig sei, konnte nachgewiesen
werden, als einer Anthraxalbumoselösung Kalkwasser zugesetzt und
der Kalk wieder ausgefällt wurde, wobei etwa vorhandene Fermente,
ihrem bekannten Verhalten gemäss, mitgerissen werden. Mit der ab-
filtrirten Albumoselösung wurden bessere Immunisirungsresultate er-
halten, als mit einer nicht so behandelten Lösung, woraus geschlossen
werden kann, dass die Immunität hier nicht durch ein Ferment be-
dingt war. Weitere Bestätigungen dieser Ansichten bringen Sidney
Martin, welcher aus Anthraxkulturen ein giftiges Alkalold und zwei
giftige Albumosen darstellte, mit welchen er alle Symptome der Krank-
heit zu erzeugen im Stande war, und Babes, der unter anderem im
centralen Nervensystem von an Tollwuth verendeten Thieren eine
Albnmose und in Taubendiphtheriekulturen zwei ähnliche Substanzen
entdeckte.
, kunstl tnfekUriukratikheiteii, tüntwtckebngiiieiniiinbg etc. 321
Hierauf beschreibt Verf. eingehender sein Verfahren der Dar-
stelloDg der Anthraxalbumose. Als Nährmedium diente nicht pepto-
Biairte Bonilloo, aus Fleischextrakt bereitet, welchem nach dem öte-
rilisireQ Fibrin zugesetzt und die dann nochmals fraktionirt sterilisirt
ffarde. Die Entwickelung der Kultur geschah bei Zimmertemperatur^
vdl bei höherer Temperatur die sich bildende Albumose durch das
torbasdene Anthnuferment zerlegt wird. Nach einer Woche wurde
filtrirt, die Albumose durch Saturation des Filtrats mit Ammonium-
solfat als Niederschlag gewonnen, dieser mittelst Dialyse gegen Wasser
adzfrei in Lösang erhalten und letztere wieder durch Dialyse gegen
Weingeist rasch konzentrirt. Schliessliches Ausfällen mit absolutem
Alkohol liefert die Albamose in ziemlich reinem Zustande.
Um die Frage zu lösen, ob der abgeschwächte Milzbrandbacillus
Dodi die Eigenschaft^ wenn auch in geringerem Grade, besitze, Al-
bomosen za bilden, wie es voraoszusetzen wäre, wenn die Virulenz
des Anthraxbacillus von seinem Vermögen abhinge, eine Albumose
2tt erzeugen^ stellte Verf. den folgenden Versuch an: Zwei Kolben
der erwähnten Fibrinbouillon wurden mit virulentem Anthrax und
Premier vaccin geimpft, die Kulturen nach dem Auftreten typischen
Wachsthums ^/^ Stunde lang im Schattelapparat geschüttelt, die An-
zahl Bacillen pro ccm in jedem Kolben festgestellt und durch Zusatz
da entsprechenden Quantums physiologischer Kochsalzlösung zur
wolenten Kultur in beiden Kolben auf die gleiche Höhe pro ccm
bracht Nun wurden zwei gleichgrosse Röhren mit den beiden
KnltiirflQssigkeiten angefüllt, gleiche Theile koagulirtes Proteid, durch
Kodien einer verdünnten, schwach angesäuerten Lösung von Eier-
albumitt gewonnen, hinzugefügt und durch 2 Stunden centrifugirt.
h dem erhaltenen Präcipitat waren die gleiche Anzahl Uacillen mit
der gleichen Menge koagulirten Proteids vorhanden. Die darüber
stehende Flüssigkeit wurde zum grösseren Theile abgegossen und er-
wies sich in Plattenverfahren als steril. Die zurückgebliebene Masse
verblieb 24 Stunden bei 37^ G, dann wurde sie aufgeschüttelt, filtrirt
oDd auf Pepton und Albumosen untersucht. Die von der virulenten
Kultur stammende Flüssigkeit gab eine, einer 0,25 ^/o Peptonlösung
nahe komaiende Reaktion, während die vom premier vaccin stammende
fiberhaupt keine Biuretreaktion zeigte. Soweit es mit dieser Methode
nachweisbar ist, besitzt demnach abgeschwächter Milzbrand keine
peptonisirenden Eigenschaften.
Im zweiten Theile „Ueber schützende Proteide^' rekapitulirt Verf.
seine früheren Publikationen über Zellglobulin (s. auch Ref. in diesem
Centralbl. Bd. VIIL p. 215) und theilt Versuche mit über die Ein-
wirkung des Blutegelextraktes auf die bakterientödtende Eigenschaft
des Zellglobulins. Blutegelextrakt enthält eine Substanz, die nach
Dickin so n zu den Albumosen gehört. Diese Albumose zerstört
nach Haycraft Fibrinferment, weshalb das bakterientödtende Ver-
den einer Zellglobulinlösung durch Hinzufügen von Blutegelextrakt
Termindert werden müsste, wenn es von der Gegenwart des Fibrin-
fermentes abhängig wäre. Die Versuche ergaben, dass eine kleine
Menge Blutegelextrates die keiratödtende Kraft des Zellglobulins nicht
Mfliebt und dass das beobachtete Resultat auch nicht von einer
322 Schutsimpfttog, künstl. tnf«kHooakrMikiieiten, fentiHckeliingsiieiBliianif «ie.
etwaigen aotiseptischen Wirkung des Blutegelextraktes beeinfloflst
wurde. Die bakterientödtende Eigenschaft des Zellglobulins verh<
sich ähnlich jener des frischen Blutserums. In sehr verdünnter Lo-
sung tritt nach einer anfänglichen Verminderung eine Vermehrung
der eingebrachten Mikroorganismen auf, eine mit Anthrax geimpfte
und steril gebliebene Lösung zeigt üppiges Wachsthum, wenn sie
neuerdings mit Anthraxsporen geimpft wird und auch die yod
Bu ebner festgestellte Thatsache über das Verlieren oder Bewahren
der bakterientödtenden Eigenschaft des Blutserums beim Dialysiren
gegen Wasser oder normale Kochsalzlösung weist darauf biDy dass
das Globulin die keimtödtende Kraft darstellt.
Die Ergebnisse der Woolridge 'sehen Untersucbungeo über
Immunität gegen Anthrax lassen sich aus den Resultaten des Verf/s
erklären, wogegen bei der Hervorbringung einer vergrösserten Wider-
standsfähigkeit bei Kaninchen gegen Authraxinfektion durch Injektion
einer einfachen Fibrinogenlösung an ein schützendes Protel'n gedacht
werden könnte. Nach Fokker besitzt frische Milch ein bakterien-
tödtendes Vermögen, das durch Kochen verloren geht, was ebenfalls
auf das Vorhandensein eines ähnlichen Stoffes hinweist.
Kr dl (Prag).
Wagner, K., Zur Lehre von der Bedeutung der Tempe-
ratur bei den Infektionskrankheiten. (Wratscb. 1890.
No. 39—40.) [Russisch.]
Verf. studirte die Wirkung der Milzbrandinfektion an Hühnern,
und zwar sowohl an normalen, wie an abgekühlten (mittelst kaltem
Wasser und Antipyreticis) und narkotisirten.
Oeimpft wurden die Milzbrandbacillen, resp. Sporen in die vordere
Augenkammer, unter die Haut und ins Blut.
Als Vorversuche führte Verf. eine Reihe von Kulturproben der
Milzbrandbacillen im Blutserum, im defibrinirten Blute und im Humor
aqueus des Auges von Hübnern aus; diese Kulturen zeigten, dass
die Hübnersäfte nicht anthraxfeindlich sind ; die Bacillen entwickelten
sich schön und, auf Kaninchen und Meerschweinchen verimpft, zeigten
sie ungeschwächte Virulenz. Die Ursache der Immunität gesunder,
normaler Hühner gegen Milzbrand ist also nicht darin zu suchen^
dass die Körpersäfte dieses Thieres einen ungeeigneten Boden für
die Entwickelung der Anthraxbacillen darstellen. Worin sie aber
zu suchen ist^ zeigten die Ergebnisse der ersten Versuchsreihe (In-
fektion normaler Hühner). Die eingeführten Bacillen entwickeln sieb
während des ersten Tages an der Impfstelle energisch; am zweiten
Tage begann hier schon eine Phagocytose, welche in der Mehrzahl
der Fälle dazu führte, dass man am dritten Tage keine Bacillen mehr
an der Impfstelle entdecken konnte; sie waren alle eliminirt
Die Versuche mit Injektion ins Blut führten zum Schlüsse, dm
sich der Organismus auch in diesem Falle mittelst Phagocytose von ^
den Bacillen befreit.
Die Temperatur der infizirten Hühner überstieg die Norm um
jl— 2^^'C, hielt auf dieser Höhe einige Tage an und kehrte zurNona
Sc^otampfnng, kfinsti. tofektionnkranklifiten, KiitwickelttngstiemiDtiDg etc. 32^
nrOck zu der Zeit , da keine Bacillen mehr an der Impfstelle zu
üadeD waren.
Sammtliche HQhner, welche vermittelst Eiutauchung der unteren
Körperbälfte iu Wasser (25" C) abgekühlt wurden, gingen zu Grunde.
Der Verlauf der Krankheit war der für den Milzbrand typische;
PlMgocjrtose war auf ein Jdiuinium reduzirt. Alle KontroUthiere, so-
wohl diejenigen, die abgekühlt wurden, ohne infizirt zu sein, wie die
infizirten, jedoch nicht abgekühlten, blieben am Leben.
Aus den 11 Versuchsthieren, bei welchen die Abkühlung mittelst
Aiiüpyrininjektionen erzielt worden war, erkrankten 6. ö von ihnen
giogeo zu Grunde, v^ährend eines von ihnen die Krankheit über-
staDd. Dieses Ergebniss erklärt sich dadurch, :dass die Antipyrin-
iiijeküon nur auf einige Stunden abkühlt, des Nachts die Injektionen
nicht wiederholt waren, so dass die Immunität nur theilweise auf-
gehoben war. Auch diese Versuche zeigten, dass die Aufhebung der
Immunität durch Abschwächung der phagocytären Energie der Leu-
kocyten zu Stande kommt.
Dieses Ergebniss führte den Verf. auf den Gedanken, durch
Narcotica die Leukocyten zu schwächen , ohne die Körpertemperatur
za ändern. Aus 8 Hühnern, welche nach der Infektion der Wirkung
von Ghloralhydrat ausgesetzt waren, ging eins au Milzbrand zu
Grande (nach ca. 60 Stunden). Von den übrigen gingen 3 wegen
klonkation mit Ghloralhydrat zu Grunde und 4 blieben am Leben.
Auch bei diesen war die lokale Reaktion (Oedem) anfangs bedeutend,
&9&ler ging sie aber zurück. Verf. erklärt die schwache Wirkung
von Ghloralhydrat auf die Resistenzfähigkeit der Hühner gegen Milz-
brand dadurch, dass die Gaben, welche eine volle Aufhebung der
phagocytären Thätigkeit der Leukocyten nach sich ziehen würden,
gleichzeitig auch das Thier durch Paralyse des Nervensystems tödten
vtirdeiL Steinhaus (Warschau).
Tkoinoty ;^tude sur la valeur d^sinfectante de Tacide
sulfureux. (Annales de llnstitut Pasteur. 1 890. No. 8. S. 500.)
Eine Reihe von Infektionserregern wurde der direkten Ein-
wirkung der gasförmigen schwefligen Säure (durch Verbrennen von
Scbwefelblumen erzeugt) in einem Zimmer von 50 cbm Inhalt aus-
gesetzt, dessen Fugen mit Kitt möglichst luftdicht verschlossen waren.
Die^Prüfung der Wirksamkeit geschah, soweit möglich, durch nach-
VtlgUche Verimpfung der Infektionserreger auf Thiere, in anderen
Fällen durch Uebertragung auf Nährsubstrate, nach vorhergehender
/IbspQlung der oberflächlich anhaltenden schwefligen Säure in ste-
rilem Wasser. Die Infektionserreger selbst wurden theils in Form
pathologischer Sekrete und Organe (Tuberkelsputum , Rotzeiter,
polverisirter getrockneter Rauschbrandmuskel etc.) angewendet, theiis
waren sie auf festen Nährböden herangezüchtet.
Das Gesammtresultat geht dahin, dass man unter den Infek-
tionserregern bezüglich ihres Verhaltens zur schwefligen Säure zwei
^nippen zu unterscheiden habe. Die eine Gruppe — Bacillus des
malignen Oedems, Rauschbrand, Milzbrand — zeigt absolute Resistenz
selbst gegen die stärkste und längste Einwirkung der schwefligen
334 Sobatsimp/ang, künstl. tofektiOBskrankhelten» iSntvriekelangtkemniiuig ete.
Säure [offenbar wegen der Daaersporen, Ref.] ; während die andere
Gruppe — Tuberculose, Rotz, Wurm des Rindes, Typhus, Cholera,
Diphtherie — eine tödtende Einwirkung der schwefligen Säure er-
kennen lässt Die hierzu erforderliche Dosis ist im Einzelfalle ver-
schieden, aber die Quantität von 60 g verbranntem Schwefel per Kubik-
meter bei 24 ständiger Einwirkung in einem wohl verschlossenen
Zimmer gibt nach Verf. absolute Sicherheit (? Ref.) Es wird daher
dieses Verfahren für die Praxis empfohlen.
Bemerkt sei, dass die Tuberkelbacillen theils als Reinkultur,
theils in Sputum» und zwar letzteres in feuchter sowohl als getrock-
neter Form angewendet wurden. Die nachträgliche VerimpfaDg auf
Meerschweinchen blieb erfolglos. Ueber die Dicke der angewendeten
Schicht beim Sputum ist eine Angabe nicht gemacht. [Es lässt
sich allerdings kaum bestreiten, dass die früheren Anforderuugen an die
Desinfektionskraft der schwefligen Säure im Verhältniss zu den ge-
wöhnlichen praktischen Aufga^n zu hoch gespannte waren, da man
immer die so äusserst widerstandsfähigen Milzbrandsporen als Test-
objekt benutzte. Ref.] Büchner (Mfinchen).
Proehownick , Die Behandlung des frischen Trippers
beim Weibe mit dem konstanten Strom. (MQnch. med.
Wochenschr. 1890. No. 27.)
Proehownick und Spaeth, Deber die keim tödtende Wirkung
des galvanischen Stromes. (Dtsch. med. Wocbenscbr.
1890. No. 26.)
Die günstigen Wirkungen, welche Apostoli seit 1886 durch
Einwirkung des konstanten galvanischen Stromes bei Endometritiden
erzielt haben will, wurden durch therapeutische Versuche Proehow-
nick 's bestätigt. Wenngleich dieselben auch noch nicht in jeder
Beziehung abgeschlossen sind, so hält Proehownick doch die-
jenigen, welche sich auf die Behandlung des frischen Scheidentrippers
bezogen, bereits für so weit gediehen, dass er mit deren VerMent-
lichung nicht mehr zögern zu müssen glaubt Er führte mebrereo
Frauen, deren frische Tripperinfektion durch die Anamnese und den
Gonokokkennachweis ausser Zweifel gestellt war, die durch eine
Kupfersonde dargestellte positive Elektrode eines galvanischen Stromes
durch die Scheide bis in den Gervixkanal ein, scblosa den Strom
und Hess ihn in einer Kraft von 80 — 100 Milliamperes ungefilhr 10
Minuten lang einwirken. Schon nach drei derartigen Sitzungen ver-
schwanden die Gonokokken gänzlich aus dem Sekret ; dasselbe wurde
bald serös und verminderte sich so schnell, dass die PatientinDen
nach weiteren vier Sitzungen für geheilt angesehen werden konnten,
ohne dass es zu Recidiven kam. Für die Harnröhre liess sieh die
Methode nicht durchführen, weil gleich starke Ströme in derselben
nicht vertragen wurden. Der gleichzeitig bestehende Hamröbren-
tripper wurde daher durch eine Abortivkur mit dem Höllensteinstift
erfolgreich behandelt Die gesammte Behandlung dauerte jedesmal
2 — 3 Wochen. Während derselben war den Patientinnen die Coha*
bitation streng untersagt, auch mussten dieselben nach jeder gslvir
nischen Sitzung ca. 2 Stunden vollkommen Buhe baltefn.
lilclerloL Jnm X hitoroatioBAlra medloiniscbeii KongrMM va Berlin. 326
Zur Kontrolle und Erklärung seiner klinischen Erfolge prüfte
Prochownick gemeinschaftlich mit Spaeth die antibakterielle
Wirkung des galvanischen Stromes durch das Experiment. Die Ver-
suche ergaben anfangs ein fast gänzlich negatives Resultat, so
laoge die Yerff. ihre Elektroden einfach in Rulturlösungen ein-
tancben liesseo. Sie bedienten sich daher später kupferner Elek-
troden, welche mit Agar übergössen, selbst als Nährboden für Bak-
terien gedient hatten und während der Einwirkung des Stromes in
Kochsalzlösung getaucht wurden. Hierbei fand am positiven
Pol stets starke Bakterien Vernichtung statt Kulturen
TOD Staphylococcus aureus und Streptococcus pyogenes
worden bei ^stQndiger Einwirkung einer Stromstärke von 60—80
Miamp^res getödtet. Zur Vernichtung von Milzbrandkulturen be-
dnrfte es der ^ — Istündigen Einwirkung eines Stromes von 200 — 230
)L-A. Die Vera, schieben diese Wirkung des galvanischen Stromes
auf die an der Anode in der Kochsalzlösung stattfindende Ghlorent-
nickelung, da das Ghlorgas in statu nascendi jedenfalls eine beson-
ders stark antiparasitäre Eigenschaft besitze. Als Beweis dafür
geben sie an, dass die Kupfersonde, deren sich Prochownick bei
sänen klinischen Versuchen bediente, nach jeder Sitzung einen
grQaen Ueberzug zeigte, der bei chemischer Untersuchung als Kupfer-
chlortlr erkannt wurde. Sie finden auf diese Weise auch eine Er-
Uarung dafür, dass nur 'der positive Pol des galvanischen Stroms
baktoientödtende Eigenschaften besitzt und weisen auf A p o s t o 1 i 's
neueste Veröffentlichung in No. 19 des laufenden Jahrgangs der
Mllncbener medicinischen Wochenschrift hin, durch welche der letz-
tere Satz bestätigt wird. Kubier (Oldenburg).
Originalberichte über Kongresse.
Bakteriologisches vom X. internatioiialen medicinischen
Kongresse zu Berlin, 4.-9. Angast 1890.
(Fortoetznng.)
Aus den Abtheilungs- Sitzungen.
XY. Abthellmig : Hygiene.
Herr Felix (Bukarest). Man schenkt der Tuberculose in Schulen
zu wenig Aufmerksamkeit, die Schule gibt mannigfache Gelegenheit
zur Verbreitung der Krankheit , die Sputa tuberculöser Schüler ge-
ratlien zi^ischen und unter die Schulbänke, wo sie eintrocknen und
in Staub umgewandelt in die Atmosphäre gerathen. Bei aller Dis-
äplin wird man die kranken Kinder nicht dazu bringen, nur in den
Spucknapf zu spucken, somit die Eintrocknung und Verstäubung des
Auswurfs nicht hintanhalten. Deshalb ist es angezeigt, dass kranke
Sehfller, die expektoriren, rficksichtslos aus der Schule entfernt werden ;
326 Bftkleriol. von X. fntonuHonalen ni«dlcini»cheii Koogreese in Beiltii.
jedem SchQler, der Sputa auswirft, ohne Unterschied, ob dieBCsIb^^^
Tuberkelbacillen enthalten oder nicht, sei die Schule verschloss^i**
und um sowohl die Ansteckungsgefahr als auch den moraliscben
Einfluss dieser Maassregel auf die Kranken zu beseitigen, darf eben
kein Unterschied zwischen den verschiedenen chronischen Krankheit^en
der Luftwege gemacht werden, welche Auswurf erzeugen. So Iej
auch die Durchführung dieses Vorschlages scheinen mag, ist sie
dringend geboten, wir opfern den Unterricht des Einzelnen
physischen Wohle der Gesammtheit
Obwohl die Tuberculose des Menschen nur in äusserst seltenen
Fällen durch den Genuas des Fleisches tuberculöser Thiere entstebA
und die gewöhnliche Zubereitung des Fleisches die Ansteckungsgpe-
fahr beseitigt, ist es doch wünschenswerth , dass in den Schlacht-
häusern der verschiedenen Staaten die tuberculösen Thiere naoli
gleichmässigen, einheitlichen Grundsätzen behandelt werden mj^en.
So wie das Gebaren in verschiedenen Schlachthäusern verschieden
ist , sind es auch die Ergebnisse der Tuberculosestatistik der Haas-
thiere. Diese Umstände zeugen für die Nothwendigkeit einer inter-
nationalen Reglementation, nicht bloss vom administrativen, sondern
auch vom wissenschaftlichen Standpunkte.
XI. Abtheilung : Ohrenbellkunde.
Herr Zaufal (Prag). Ueber die Beziehungen der Mikro-
organismen zu der akuten (primären) Mittelohrent-
zündung und ihren Komplikationen und der chro-
nischen Mittelohrentzündung und ihren Kompli-
kationen.
Zur Proklamirung eines Mikroorganismus als Erreger der akuten
Mittelohrentzündung muss die Erfüllung der drei Koch 'sehen Be-
dingungen (häufiges Vorkommen bes. im Anfange des Prozesses,
Nachweis im entzündeten Gewebe und künstliches Hervorrufen der
Entzündung durch Ueberimpfen einer Reinkultur) durchgeführt
werden. Nur beim Bacillus Friedländer sind diese Anfor-
derungen §rfüllt, bei den anderen aber sind in der Beweisführung noch
Lücken. Unzweifelhaft sind Mittelohrentzündungserreger der D i pl o-
coccus pneumoniae Fränkel-Weichselbaum, der Strep-
tococcus pyogenes, der Staphylococcuspyo genes albus
und -aureus und der Bacillus Friedländer, bei den andern,
dem Staphylococcus cereus albus, Staphylococcus
tenuis, Bacillus tenuis, Micrococcus tetragenus, Ba-
cillus pyocyaneus und beim Soorpilz ist es mehr oder weniger
zweifelhaft. Die genannten Erreger können ebenso bei den primären
wie sekundären Entzündungen vorkommen. Die akute Mittelohrent-
zündung ist kein ätiologisch einheitlicher Prozess, sondern kann durch
verschiedene Mikroparasiten hervorgerufen werden. Bei den Ver-
kühlungsotitiden findet sich häufiger der Diplococcus pneu-
moniae, bei den sekundären häufiger die pyogenen Mikroparasiten
sensu strictiori, doch müssen auch der Bacillus Fried-
länder und der Diplococcus pneumoniae zu den Eiterbildnem
Ketie LitttratuT. 327
gezählt werden. Nach Bordoni-Uffreduzzi und Gradenigo
erbfilt der Diplococcus pneumoniae seine eiterbildende Kraft
dircfa die Abfichwachang in seiner Virulenz. Bei MittelobrentzQndung
darch Fremdkörper, nach Operationen im Cavurn pharyngo-
nasale und Khinorrhagieen fand Z. bisher den Streptococcus
pyogen es. Der Verlauf der akuten Mittelohrentzündung ist in der
B^el ein typischer, entsprechend dem cyklischen Entwickelungsgang
des Mikroparasiten, sehr häufig pneumonieartig mit kritischem Ab-
fsill i^ Teoiperatur und Resorption des Exsudats. Häufig findet sich
nur ein pathogener Mikroorganismus im Exsudat, seltener zwei oder
mehrere auch nicht pathogene. Der Erreger der akuten Entzündung
wird häufig aach bei den Komplikationen gefunden, doch können
letztere auch durch Sekundärinvasion pathogener Mikroorganismen
krbeigeführt werden. Die Komplikation kann zusammenhängen mit
der Art des Erregers, so sind Pyostreptokokkenotitiden komplikations-
reich, femer mit hochgradiger Virulenz des Entzündungserregers
Q. 8. w. Unter Umständen (lokalen und pathoL-anatomischen günstigen
Bedingungen bei sekundären Otitiden etc.) kann jeder Otitis media
berrormfende Mikrobe Komplikationen erzengen. Bisher wurden
folgende Komplikationen gefunden :
Beim Bacillus Friedländer Facialparalyse (Zaufal); Ab-
8C88S des Proc mastoid. und Allgemeininfektion (W ei c h s e 1 b a u m) ;
^mogitis (Netter);
J>eim Diplococcus pneumoniae Abscess des Proc. mastoid.
(Za n f a 1 , V e r n eui 1 , N e t te r), Meningitis cerebrospinalis (W e ic h-
selbanm);
beim Streptococcus pyogenes Meningitis (Netter), Ab-
scess des Proc. mast (Zaufal, Netter), Sinusthrombose und
Pyoseptikämie, dann Pyoseptikämie ohne Sinusthrombose und Lungen-
g^ügrän (Netter), Facialparalysis (Zaufal);
beim Staphylococcus pyogenes Abscess des Proc. mastoid.
(Bordoni-Uffreduzzi und Gradenigo);
beim Staphylococcus cereus albus Abscess des Proc.
mast (Levy und Schrader).
(FortsetsuDg folgt.)
Neue Litteratur
sQMinmengMMtt ron
Da. Abthub Wübzbubo,
nUtothekar te KelMrtlelMa OenalMtHBte in Bvtti.
Allgemeines über Bakterien and Parasiten.
7., Mat^riaoz pour servir k lliitttoire des infnaolrM. (Anoal. d« micr^gr.
T. in. 1891. No. 2. p. 49^61.)
MarpkdogU und ByiUmaUk.
Wwlw, V. C. , Peranniftl mycelSnm of the ftingiis of blackberry rast. (Journ. of
Mfpol 1891. Vol. VI Ho. S. p 106—107.)
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worden, um die Erforschung der in forstlicher Hinsicht wichtigen Pflanaenkrankheiten
ni f5rdem und die serstorenden Wirkungen derselben su reduciren und was kann
«ad miiss in solcher Bichtung noch gethsn werden ? Internat land- u. forstwirthschaftl.
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heiten, p. 822.
Originalberiehte über XttBfrtne.
Bakteriologisches Tom X. inter-
nationalen mediciniscken
Kongresse an Berlin,
4.-9. August 1890. (Fortsetaung.)
Zanfal, Ueber die Beiiehungen der ißkn-
Organismen zu der akuten (primlns)
Mlttelohrentattndong und ihren KompU-
kationen und der chronischen MlttMt-
entattndung und ihren KomplikatioDtn,
p. 826.
Neu« Idtteratar, p. 827.
l'iamiiuiimiiclie Backdruckerei (Hermann Fohle) in Jena.
Dieser Nummer liegt ein Prospekt von Dr. Sobert Maei^eke
in Perlfn NW. bei.
Bakteriologie und Parasitenkunde.
In Yerbindung mit
8<A. Hfilir. M Dr. LenM nd Profissor Dr. LndOer
In Tifliptif IB Orallinrald
herausgegeben von
Dr. O. Xnxl-nrorm in Cassel.
-»-♦-
Verlag von Gustay Fischer in Jena.
OL Band.
Jena, den 13. Mflrz 1891.
No. 10.
Frtli für den Band (86 Hammen) 14 Mark.
Jährlich erscheinen swei Blbide.
Za beziehen durch Alle Bachhandlanfiren nnd PosUnstalten.
Die RedukHon des „Centraiblatts für Bakteriologie und Parasiten-
kunde' richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige
WUmaehe um lAefervmg von besonderen Abdrücken ihrer Auf"
MUze entweder aiaf d4M Manuskript eehreiben zu woUen oder
dkrekt wn den Verleger f Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen
zi^ lassen» Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später
eingehende Wünsche berücksichtigen zu k&nnen.
Original -Mittheilungen.
Znr Biochemie der Bakterien.
Von
Dr. E. Nickel
in
Berlin.
Den chemischen Lebensbedingungen der Bakterien innerhalb und
ausserhalb anderer Organismen wird immer allgemeiner die grösste
Beachtung geschenkt. Durch die Weigert-Koc hasche Theorie
Aber die Wirkungsweise der Tuberkel bacillen ist die Richtung
g^eben, in welcher sich die weiteren Forschungen zu bewegen haben.
Wenn ich es versuche, auf die chemischen Lebensbedingungen
der Bakterien eine mathematisch-abstrakte Betrachtungsweise an-
zuwenden, 80 glaube ich, dass sich durch dieselbe gewisse Beziehungen
a. B4.
22
334 Nickel,
leichter klarlegen lassen. Als typisches Beispiel mög^en ans hier-
fQr die Tuberkelbacillen dienen. Dieselben bilden nach Kocb^)aas
dem Eiweiss einen Stoff, dessen Lösungen in einer gewissen Kon-
zentration das Protoplasmas in den von Weigert aJs Koaga-
lationsnekrose bezeichneten Zustand überfahren. Zur kurzen
Bezeichnung jener Substanz diene uns das Wort Nekrosin. £r-
reicht der Nekrosingehalt des Protoplasmas eine gewisse Höhe, so
wird dieser Zustand nicht nur dem Protoplasma, sondern indirekt
auch den Tuberkelbacillen verhängnissvoU , indem durch die mit der
Koagulationsnekrose verbundene chemische Umwandlang der N&br-
boden für die Tuberkelbacillen an Nährfähigkeit einbOsst Der
Zahlen werth dieser kiiitischen Konzentration ist noch nicht be-
kannt. Das Symbol derselben sei ifc, bezogen auf die Oewicbtseio-
heit Protoplasma.
Wir setzen für unsere weiteren Betrachtungen der Einfacbhe/t
halber zunächst einen Organismus mit einem überall chemisch ho-
mogenen Protoplasma voraus, in welchem in verschiedenen Gebieteo
^11^0^8 Eolonieen verschiedenen Alters vorhanden sind.
Da die Menge der Zersetzungsprodukte der Bakterien mit der Zeit
wächst, so wird auch die Menge rr des Nekrosins in den verschiedeneo
Gebieten O^Q^^ G^ je nach dem Alter verschieden seien.
Es sei
x^ ^^ x^ ^^ x^
• • •
Die Mengen, welche an der kritischen Konzentration fehlen,
seien entsprechend ^1,^2,^3, Dann ist
Mithm yi <y2 <ys • • • •
Liegt der Werth von Xi sehr nahe bei der kritischen Konzen-
tration ky so wird die Hinzuführung einer unendlich kleinen Menge
y^ genügen, um den Nekrosezustand im Gebiete G^ zu bewirken,
und in der lliat sind, wie bekannt, bei der Koch 'sehen Behand-
lung der tuberculösen Erkrankungen unter gewissen Umständen fabel-
haft geringe Mengen wirksam. Aber diese grössere Wirksamkeit bei
Tuberculösen liegt vornehmlich, was dem Anschein nach bis jetzt
noch nicht beachtet ist, nicht in dem Stoff selbst, sondern in
der Art seiner Anwendung.
Es sei zur weiteren Erläuterung ein Vergleich gestattet, wenn
derselbe auch nicht ganz zutrifft. Bei der Neutralisation von Säuren
durch Basen genügt, sobald die Grenze der Neutralisation nahe er-
reicht ist, ein einziger Tropfen , um den Umschlag der Reaktion zu
bewirken, aber dieser Tropfen hat vor den übrigen Tropfen keine
besondere Wirksamkeit voraus.
Ob die Menge des Nekrosins, welche in dem Gebiet G an der
kritischen Konzentration fehlt, von aussen zugeführt oder durch die
Bakterien des Gebietes G selbst hervorgebracht wird, ist für den
Effekt der Koagulation gleichgültig. Der Werth von k ist in beiden
Fällen gleich gross.
1) Diese ZeitBchrift. Bd. IX. S. 67.
Zur Biochemie der Bakterien. 335
Dnrcb das Absterben des Gebietes Q werden in dem Organismus
seknndire Erscheinungen ausgelöst. Um nun bei dem kQnstlich be-
wirkten Absterben der yerschiedenen Infektionsgebiete den Umfang
der sekund&ren Erscheinungen nicht zu gross werden zu lassen, muss
der Dosirang des Nekrosins besondere Aufmerksamkeit gewidmet
werden. Wenn nämlich die Gebiete 6r^, O^^ O^ nicht gleich-
idtig, sondern nach einander zum Absterben gebracht werden sollen,
so mass die Dosirung von y^ auf y^, dann auf y, u. s. w. ansteigen.
Da die Werthe von Xi, x^^ x^ , . . unbekannt sind, so ist dadurch
die Nothwendigkeit einer rein empirischen Ermittelung der yWerthe,
der Dosirung bedingt. Liegen die Werthe x^^ x^, x^ . . . . ihrer
GiOsse nach weiter aus einander, so wird sich das dadurch bemerk-
lieb machen, dass eine schnelle Steigerung der Dosen gut vertragen
wird, ohne dass dabei eine Angewöhnung des Organismus wesent-
Ech in Frage kommt Im Hinblick auf die Entwickelungszust&nde
der Krankheit bei verschiedenen Individuen ergibt sich aus den
oiHgen Gleichangen, dass die Dosirung den Zuständen umgekehrt
arithmetisch (I) proportional sein muss.
Bei homogenen Protoplasmagebieten können also durch steigende
Nekrosinzuführong nach einander die verschiedenen Infektionsgebiete
vm vollständigen Absterben gebracht werden. Anders gestaltet sich
jedoch die Sache, wenn das einzelne Infektionsgebiet nach verschie-
denen Richtungen chemisch ungleichartig ist und mithin die kritische
Konzentration an verschiedenen Punkten verschiedene Werthe hat.
Li diesem Falle wird bei Zuführung von Nekrosin in dem Zeitpunkte
Iq das Infektionsgebiet nur an denjenigen Theilen T absterben, für
welche die kritische Konzentration gerade erreicht ist, während die
weniger empfindlichen Stellen am Leben bleiben und den Tuberkel-
bacillen der bedrohten Kolonie durch die Erhaltung gewisser Nähr-
gebiete die Möglichkeit der Weiterentwickelung gewähren.
Betrachten wir nun die Erscheinungen, welche eintreten
worden, wenn kein Nekrosin von aussen zugeführt worden wäre.
Die WeiterentwickeluDg der Kolonie würde, wenn ein Zeitpunkt
ii erreicht ist, den Nekrosingehalt des Gebiets so steigern, dass die
Aen erwähnten Theile T dadurch der Nekrose verfallen. In dem
Zeitraum t^—t^ hat sich aber im Vergleich zum Zeitpunkt t^ die
inzahl der Bacillen vermehrt. Es zeigt sich also, dass bei gleichem
Verlust an Protoplasma, welcher in jedem der beiden Fälle mit
Nothwendigkeit eintritt, durch die Zuführung von Nekrosin die-
sdbe Zustandsänderung des Organismus ohne Vermehrung der Ba-
dllenzahl erreicht wird und dass durch Wiederholung desselben Ver-
iBhrens der erkrankte Organismus dem Zustand der Heilung ent-
gegeogeführt wird. Zum Schluss sei noch eines besonderen Falls
i^acht. In einem chemisch nicht homogenen Infektionsgebiet kann
die auf verschiedene Theile beschränkte Koagulationsnekrose zu einem
Zerfall dessdben führen. Liegt das Infektionsgebiet im Bereich der
Geiässsysteme, so können unter diesen Umständen an anderen
Stellen neue Infektionen entstehen. Die künstliche Zuführung von
lüekrosin kann jedoch diesen Zustand nie verschulden, sondern
böchstens die Zeit seines Eintretens beschleunigen. Sache
32*
336 Hankin,
der histologischen und mikrochemischen Forschung wird es sein^ du
Bedingungen ffir die in Rede stehenden Erscheinungen genaa za er-
gründen.
Berlin, im Februar 1891.
Nachschrift. Seit der Einsendung des Manuscripts sind mehrere
Mittheilungen erschienen, die sich in anderer Form in demselben
Sinne äussern. So kennzeichnet Thorner die behandelten Er-
scheinungen als ,,Additionswirkungen".
Die inzwischen eingeführte Bezeichnung Tuberkulin bezieht
sich nicht auf eine chemisch einheitliche Substanz, sondern aaf eine
glycerinische Lösung von Nekrosin und Nebenbestandtheilen.
üeber den schützenden Eiweisskorper der Batte^).
(Aus dem hygienischen Institut zu Berlin und dem Pathological
Laboratory Cambridge.)
VOD
E. H. HanUn,
Junior George Henry Leweis Student, Fellow of St. John'e CoUegr« Gunbridge.
In einer neulich erschienenen Veröflfentlichung ') habe ich über
eine Klasse von Eiweisskörpern berichtet, die eine bakterienver-
nichtende Wirkung besitzen; dieselbe habe ich „defensive proteids^
(schützende Eiweisskorper) genannt. Es ist möglich, dass diese
Körper die Ursache der bakterientödtenden Wirkung des Blutserums
sind, und es ist deshalb nicht nöthig, sich der B u c h n e r ^scben An-
schauung anzuschliessen , dass es sich hier um einen spezifisch
aktiven Zustand der bis jetzt bekannten Serumalbuminate häDdelt
Wenn meine Vermuthung richtig wäre, so könnte man erwarten, dass
das Serum der Ratte einem ähnlichen Stoffe seine bakterientödteoda
Eigenschaft verdankt; Behring*) aber schreibt dieselbe seiner
hoben Alkalescenz zu und gelangt zu dem Schlüsse, dass es eineo
unbekannten basischen Körper gibt, der (wie Pentamethylendiamin)
die Milzbrandbacillen in seinen Versuchen vernichtet hat.
Ist es möglich, dass diese beiden Anschauungen richtig süid,
mit anderen Worten, dass es sich hier um einen alkalisch reagiren-
den Körper handelt und dass derselbe eine bakterientödteode £/-
weissart ist?
Es sind bereits mindestens drei alkalisch reagirende Eiweissköiper
bekannt Alle drei sind Albumosen. Kühne und Ghittenden^)
haben unter den Verdauungsprodukten von Myosin gefunden, dass
Protomyosinose und Deuteromyosinose nach Dialysirung eine schwache,
aber unbestreitbar alkalische Reaktion zeigen. Sidney Martin^)
1) Eine MufUirlichere Veröffentliohong unter dem Titel „On Defensive Proteids"
wird in Kürie in englischer Sprache erscheinen.
S) On the eonflict between the organism and the miorobe. (British Msdicsi Jour-
nal. XU. 1890. Joly.) Siehe auch: A Bacteria killing Olobolin. (Proceedings of the
Royal Society of London. Vol. XLVIII. 1S90. 8. 98. Mai 81.)
B) Ueber die Ursache der Immnniat von Batten gegen Milsbrand. (GeofrsIbJttt
f. Uinische Medidn. 1888. No. 88. S. 1.)
4) Zeitschrift für Biologie. Bd. XXV. S. 278.
5) Proceedings of the Boyal Society of London. Vol. XLVIU. 1890. Msyll. Siebe
Uaber den sehAtienden Eiweisskdrper der Ratte.
337
erwftlukty dass nach verlängerter Dialysirung eine Lösang von den
iwei Miizbrand-Albamosen noch alkalisch reagirt Dies ist die einzige
diemische Reaktion, in welcher sich diese giftigen Albumosen von
im gewöhnlichen Proto- und Deuteroalbamosen der peptischen Ver-
dsooog unterscheiden.
Nach derselben Methode, die ich benutzt habe, um schützende
fiweiflakOrper aus anderen Thieren zu isoUren, habe ich eine Eiweiss-
ait, welche Bakterien vernichtet und eine alkalische Reaktion zeigt,
«08 Rattenmilzen isolirt.
Dass dieser Stoff bakterientödtend wirkt, geht aus folgenden
VttSQChen hervor:
Die Milz einer Ratte wurde unmittelbar nach dem Tode ausge-
sdmitten and mit Alkohol verrieben. Nach Vt Stunde wurde der
Alkohol abfiltrirt und zum Rückstande 30 ccm 2^/<> Na SSO4 -Lösung
sogesetzt. Nach 24 Stunden wurde die sehr trübe Flüssigkeit filtrirt
BLd Alkohol im Ueberschuss zugesetzt Der so entstandene Nieder-
Bchlag von Eiweisskörpern und Salzen wurde abfiltrirt , bei 37 ^ ge-
trocknet nnd mit ungefähr 10 ccm destillirten Wassers gemischt.
Dadurch wurden die Salze und ein Theil der Eiweisskörper gelöst
Der unlösliche Rückstand wurde abfiltrirt, und die so erhaltene klare
Lösung eine Stunde lang in strömendem Wasser von 37 — 40 <^
dialysirt. Nach dieser Behandlung zeigt die Lösung eine alkalische
BeidLtion und eine bakterientödtende Wirkung, welche durch die ge-
wdholiche Plattenkulturen - Methode geprüft wurde. Für diesen
Zitck wurde eine frisch bereitete Milzbrandbouillonkultur benutzt;
das Resultat ergibt sich aus der folgenden Tabelle:
Versachs-
Nummer
Kontrollplatte
sofort aasge-
gossen
Platte nach Vt
Stnnde ausge-
gossen
Platte nach
1 Stande ausge-
gossen
V
VI
660
656
568
784
700
856
851
80
788
776
740
?600
413
116
996
800
316
365
Zum Versuche VI bemerke ich, dass die Milz in 10 ccm einer
ttischung von gleichen Theilen Glycerin und 75 7o Na^SO^ zerrieben
war. Sonst war der Versuch ganz nach derselben Methode durch-
geführt, wie Versuch V. In vielen meiner Versuche aber, von welchen
III a als Typus gilt, war keine Verminderung der Zahl der Kolo-
fiieen zu konstatiren. Oefters war zuerst eine Zunahme, 1 Stunde
später aber eine Abnahme der Zahl der Eolonieen nachzuweisen
(Versuch U). Bemerkenswerth ist es aber, dass vom nächsten Tage
Mk diese Lösungen steril geblieben sind, und nur ausnahmsweise
mikroskopisch unbedeutendes Wachsthum beobachtet werden konnte.
toeh die Anm. Hankin in British medieal Journal. Oct 13. 1889. On Imqaunity
prodaced by an albumose isolated from Anthrax caltares.
338 H A n k I n , Ueber den schfitsenden Biweitskörper der Ratte.
Natarlich wird die bakterientödtende resp. wachsthumshemmende
Kraft einer solchen Lösung durch Kochen völlig zerstört. Auffallend
ist es, dass es mir nur ganz ausnahmsweise geglQckt ist, von Ratten-
milzen eine so schnell die Bakterien tödtende Lösung zu ge-
winnen, wie solche aus den Milzen der fQr Milzbrand empfänglicheren
Meerschweinchen und Kaninchen mit Leichtigkeit hergestellt werden
können. Von diesem Gesichtspunkte aus kann man einen sehr in-
teressanten Unterschied zwischen den schützenden Eiweisskörpem
beider Thiergattungen bemerken.
Wenn man in eine aus Kaninchen gewonnene schotzende Eiweiss-
körperlösung Milzbrandbacillen einsäet, so wird ein grosser Theil
derselben rasch getödtet. Die Qbrigen aber werden, entweder weü
sie sich den umgebenden Bedingungen angepasst haben, oder wahr-
scheinlicher, weil die bakterientödtende Kraft zerstört wird, D&cb
einigen Stunden rasch sich entwickeln und ein Qppiges Wachsthum
entfalten.
Der Ratten schützende Eiweisskörper resp. das Rattenserum aber
bietet kein gutes Nährmedium für solche Bacillen , die nicht sofort
getödtet wurden. Hier darf man nicht an „Angewöhnung^^ oder
Ausnutzung der bakterienzerstörenden Kraft denken.
Ein ähnlicher Unterschied ist in dem Verhalten der Sporen za
diesen beiden Serumarten zu bemerken. Wie Lubarscb für
Hundeserum und ich für Kaninchen schützende Eiweisskörperlösun-
gen gefunden habe, entfalten Milzbrandsporen, in solche Flüssig-
keiten eingesäet, sofort ein üppiges Wachsthum, als ob sie im Aus-
keimungsakte eine Widerstandsfähigkeit gegen die bakterienfeindh'chen
Einflüsse des Mediums erworben hätten. Mit Rattenserum dagegen
kommt eine ähnliche Erscheinung, wie Behring bemerkt hat, nie
vor. Weder Sporen noch Bacillen können in diesem Medium eine
Kultur hervorbringen. Vielleicht steht im Znsammenhang mit diesen
Verschiedenheiten die Thatsache, dass es mir möglich gewesen ist,
Heilung resp. Immunisirung gegen Milzbrand nicht nur durch Ratten-
serum, sondern auch durch den isolirten schützenden Eiweisskörper
der Ratten zu erzeugen. Ein solches Resultat habe ich durch andere
schützende Eiweissarten nur äusserst selten erzielt
Dass das Serum selbst seine bakterientödtende Kraft innerhalb des
tbierischen Körpers ausüben kann, erhellt aus folgenden Versuchen:
Acht Mäuse wurden mit einer Mischung von Rattenserum und
äusserst virulenten Milzbrandsporen, von einer frischen Agarkoitor
stammend, geimpft. Zwei Mäusen wurden 0,01, den anderen 0,02 bia
0,15 ccm von dieser Mischung subkutan injizirt. Während diese 8
Mäuse sämmtlich am Leben blieben, sind 2 Kontrollmäuse innerhalb
18 Stunden zu Grunde gegangen ^).
Dass dieses Resultat nicht auf der Erzeugung einer gewissen
«»fieberhaften Reaktion*^ beruht, wird wahrscheinlich gemacht durch
folgenden Versuch:
1) Behriog (Zeitschrift für Hygiene. Bd. IX. 1S90. S. 478) erwfthot aaob, das«
er Milsbrandheilang darch Rattenserum bekommen hat, ohne aber die benoteten Dosen
genau sa präcisiren. Ogata nnd Jasnhara haben auch durch verschiedene Serom-
arten Heilung von abgeBchwftchtem Miiabrand erseugt. (Siehe Ref. in diesem Centrsl-
blatt Bd. IX. S. 25)
Smith, Zur KenntniM des Hogoholerabacillos. 339
6 Mäuse wardea mit je 0,01 resp. 0,02 Batteoseruin subkutan
ijyiflrt und an eioer aDderen Körperstelle mit virulentem
Mibbraod geimpft, um die Lokalwirkung des schützenden Eiweiss-
kdrpers auszasäiliessen. • Zwei zur Kontrolle infizirte Mäuse starben
Buerhalb 18 Stunden. Alle 6 Versuchsmäuse starben, und zwar 2
nach 36 Stunden, 1 nach 60 Stunden und 3 nach 84 Stunden. Es
ist interessant zu bemerken, dass in diesen letzten drei Fällen sich
m aogeheueres Oedem entwickelte, das bei so virulentem Milzbrand
sonst gewöhnlich nicht vorkommt 4 weitere Kontrollmäuse, welche
mit 0,02 bis 0,04 ccm Kaninchen ser um und virulentem Milzbrand ge-
impft wurden, starben innerhalb 36 Stunden.
(Scblnss folgt.)
Zur Kenntniss des Hogoholerabacillus.
(Aus dem bakteriologischen Laboratorium des Bureau of Änimal
Industry, Washington U. S. A.)
Von
Dr. Theobald Smith^
Vorstand.
(Sehlnss.)
Wir haben somit wenige Anhaltspunkte, um diese Bacillen a und ß
«1^ iwei verschiedene Arten zu erkennen. Im Grossen und Ganzen
kdaoen wir annehmen, dass ß näher dem saprophy tischen Stadium
^\itt indem er eine grössere Wachstbumseoergie auf den verscbiedeuen
Nährsabstraten entfaltet. Diese Vorstellung, auf Kulturstudien be-
raliend, wird besonders durch Kaniochenimpfungon bestätigt. Bringt
man kleine Dosen (Vs — ^u ^^ Bouillonkultur) unter die Haut von
Kaninchen, so entsteht ein leichtes Fieber mit Temperaturerhöhung
TOB 1- 2 ^ C. An der Impfstelle entwickelt sich ein kleiner Abscess,
der später aufbricht und heilt. Das Thier ist nach 2 bis 3 Wochen
nieder gesund. Werden grössere Quantitäten injizirt, so entsteht
eine parulente Infiltration des Unterhautzellgewebes, welche sich lang-
6un ausbreitet, in 1 bis 2 Wochen den Tod herbeiführt und meistens
auch die Läsionen bedingt, die im Folgenden beschrieben sind.
Werden sehr kleine Dosen (V50 — ^/too ^^^ Bouillonkultur ent-
q>rechend verdünnt) in die Ohrvene eingespritzt, so entsteht ein
Fieber, welches IVs bis 2 Wochen dauert und mit dem Tode des
l\a«res endigt. Bei der Sektion findet man parenchymatöse Erkran-
kung des Herzens und der Nieren. Wie schon oben angegeben, haben
wir bei Impfungen mit a immer Milztumor erhalten, bei Impfungen mit
i^ ist die Milz klein. Bei a sind immer Nekrosen in der Leber
zu finden , bei ß aber nicht. Bei a finden sich nicht selten Hä-
morrhagieen im Duodenum und im unteren Dickdarm, geröthete
und geschwollene Plaques, während bei ß das Bild anders ist. Die Plaques
im DOnndarm und im Blinddarm und der Klappe sind sehr stark
geschwollen und mehrere oder alle Follikel erscheinen als vergrösserte
weisse Punkte. Die Schleimhaut darüber ist manchmal unversehrt,
340 Smith,
Öfters nekrotisirt und mit einem gelblichen Schorfe bedeckt. Der
Appendix zeigt immer einige infiltrirte Follikel. In manchen FftUen
bietet sich ein interessantes Bild, indem alle Follikel yergrössert, weiss-
Uch sind und somit der Appendix wie damit bes&t aussieht. Die be-
deckende Schleimhaut ist meistens erhalten und etwas höckerig durch
die vergrOsserten Follikel, in seltenen Fällen mit Geschwüren bedeckt.
In einigen Fällen waren neben den beschriebenen Lftsionen viele
oberflächliche Nekrosen auf und zwischen den Schleimhaatfalten des
Blinddarms. Es ist mOglich, dass diese letzteren Nekrosen durch
Ansiedelung der Bakterien verursacht wurden, die von den Scblejm-
hautgeschwQren Qber den Plaques ausgeschieden worden waren.
Schnitte durch die Plaques zeigen eine zellige Infiltration der Follikel
und hie und da Haufen von Bacillen zwischen den Zellen. Neben
den Darmveränderungen finden sich solche gleicher Natur in den
mesenterialen LymphdrQsen. Dass diese modifi^irte iCrankheit in
Wirklichkeit dorch ein und dasselbe Bakteriengift hervorgerufen wird^
ist durch folgende Thatsachen bewiesen:
1) Wenn durch kfinstliche Abschwächang des Bacillus a (durch
Hitze nach Pasteur) die Krankheit in Kaninchen verlängert wird,
haben wir fast genau dieselben Erscheinungen, wie bei ß. Die Leber-
nekrosen bleiben aus. Die Plaques sind infiltrirt und ulcerirt.
2) Wenn durch partielle Immunisirung des Versuchsthieres die
Dauer der Impfkrankheit des Bacillus a verlängert wird, sind die
Darmveränderungen vorhanden.
3) Eine Reihe Versuche haben gezeigt, dass Kaninchen, mit ß
zweimal geimpft, sich a gegenüber refraktär verhalten.
Fassen wir nun die Resultate dieser Untersuchungen zusammen,
so ergibt sich, dass a dieselben Veränderungen erzielen wörde,
die wir durch Impfung mit ß erhalten, wenn das Thier lange genug
am Leben bliebe; ß bewirkt somit eine mehr chronische Form der
a-Krankheit. Bacillus a gedeiht besser in den inneren Organen und
bewirkt Nekrosen in der Leber. Eine Eiteransammlung findet nicht
statt. Bei ß kommt es zu keinen bemerkenswerthen Ansiedelungen
in den inneren Organed, ausser in dem lymphatischen Apparat und
Eiterung begleitet sie. Die Beziehung zwischen Nekrose und ge-
steigerter Virulenz auf der einen Seite und Eiterung und Ab-
Schwächung auf der anderen ist mir schon früher bei Untersuchung
der Impfstelle bei Kaninchen aufgefallen. Der lymphatische Apparat
des Darmes und die dazu gehörenden Lymphdrüsen können als
ein locus minoris resistentiae angesehen werden, indem hier der
Kampf am längsten dauert und die Zerstörung am grössten ist. Die
Bacillen sind hier nicht lokalisirt, sondern bleiben nur am längsten
wirkungsfähig. Eine Lokalisation in diesem Sinne würde bedeuten,
dass die Bacillen, durch die Blutbahn (Ohrveneninjektion) im ganzen
Körper verbreitet, nur hier festen Fuss gefasst haben, während sie
anderswo in ihrer Vermehrung gehemmt worden sind. Eine solche
Lokalisation im lymphatischen Apparat des Darmes ist daher keine
Ausscheidungskrankheit; die Ausscheidung ist vielmehr rein zaJäl%.
Nach vergleichenden, noch nicht beendeten Untersuchungen bin
ich geneigt, den Hogcholerabacillus mit dem morphologisch ähDlichen
Zmt Kenntnisa des Hogebolerabftcillns. 341
Bacillas coli commuDis in eine Gruppe zu vereinigeo. Der
stark aaprophytische ß kann als eiu YerbiDduDgsglied zwischen dem
wAt parasitiscbeD a und dem Kolonbacillus gelten. Doch soll dieses
dorcbaos nicht bedeuten, dass letzterer je in den Hogcholerabacillus
ttcrgehen kann. Vergleicht man Bacillus coli mit dem nächst-
stehenden ß^ so findet man eine Reihe Unterscheidungsmerkmale.
Der Eolonl>aciUu8 ist etwas grösser in Kulturen, auf Gelatine breiten
ach seine Eolonieen mehr aus und haben überhaupt eine andere
Gestalt. Seine Bewegungen, besonders in Flüssigkeiten, sind mehr
tifge, manchmal scheinbar auf einzelne Bacillen beschränkt In
BoaUIonkoltur erzeugt er einen widerlichen Geruch, der bei ß sehr
schwach ist. Durch Säureausscheidung macht er Milch zu einem festen
Kochen gerinnen. Die pathogenen oder parasitären Eigenschaften
i^len fast ganz, obwohl toxische Kräfte nicht fehlen, wie schon von
Anderen berichtet worden ist. Ich habe mehrmals Kaninchen durch
istraYendse Injektion von 1 coro Bouillonkultur getödtet, während
^/^ com keine Wirkung zeigte ^). Gegenüber diesen Abweichungen
lijJ>en wir die gleiche Morphologie (Form, Beweglichkeit, Mangel der
Sporenbildung), die gleiche Gährungsfähigkeit, Alkalibildung und
Mangel an peptonisirendem Ferment. Ohne auf andere Verwandt-
schaftsmerkmale hier einzugeben, bin ich daher geneigt, die üog-
cfaolerabacillen mit B. coli als distinkte Arten in eine Gattung
unterzubringen.
Auf die grosse Bedeutung des Vorkommens von Spielarten unter
pathogenen Bakterien für die Diagnostik brauche ich hier wohl nicht
juifmerksam zu machen. Sie fordert ein genaues Studium der bio-
logiaclieD Eigenschaften der pathogenen wie auch der saprophy tischen
Arten und eine Gruppirung dieser Arten , ob pathogen oder nicht,
nach biologischen Merkmalen. Zugleich wird es auch nöthig sein,
den relativen Werth dieser verschiedenen Merkmale durch ver-
gleichende Studien zu bestimmen, da die meisten jetzt bekannten
auf oberflächlichen, kulturellen Kennzeichen beruhen und ungeeignet
sind, ohne bedeutende Modifikation eine korrekte Klassifikation ein-
zuleiten. Es gehört ebensoviel Umsicht dazu, Bakterienformen nicht
ans einander zu halten, die wirklich nahe verwandt sind, als solche
nicht zusammenzuwerfen, die nicht zusammengehören. Obwohl,
wie lioeffler^) treflfend bemerkt, es „unsere Aufgabe ist, die kon-
stanten kleinen Unterschiede fest zu fixiren und, wenn möglich, zu
vermehren^\ so müssen wir zugleich nicht ausser Acht lassen, den
relativen Werth dieser Abweichungen wenn möglich zu ergründen,
1) Diese Unterschiede, obwohl bei oberflächlicher Betrachtung ziemlich bedeutend,
snd doch mehr quantitatirer als qualitativer Natur. Dass die eine Art z. B. Miloh
sar Oerinnnng bringen kann und die andere nicht, beruht hier auf der Menge der pro-
duirten Säure, und diese hftngt wesentlich von der Empfindlichkeit der Art gegen
Siare ab. Auf die entwickelnngsbemmende Eigenschaft des gährffihigen Zuckers in
H&lirflassigkeiten habe ich schon früher hingedeutet (diese Zeitschrift. Vlll. S. 8S9).
Impft man Gfthrungskölbcheu , enthaltend Peptonbouillon und Milchsucker mit Ba-
cillus coli, a und ß, so findet man nach einigen Tagen ungefähr halb so viel Oas
ia deo a- und ß-Kolbchen, als bei B. coli. Die Gährung ist bei a und ß nicht aus-
ICebliebeo, sondern hat nur schneller aufgehört.
9) Deutsche med. Wochenschr. 1890. 8. 84.
342 Smith, Zur Kenntniss des Hogebolerftbadllns.
um uns eise tiefere Einsicht io die Verwandtschaft der Bakterien z
verschaffen.
Das Vorkommen von Spielarten hat eine praktische Seite, äi
manchmal von weittragender Bedeutung werden kann '). Es is
nicht unwahrscheinlich, dass andere pathogene Bakterien *) als Spiel
arten auftreten können. Es ist möglich, dass ähnliche Abweichoagen
in der Virulenz und dem Wachsthum auf Nährböden bei dem Typhns-
bacillus vorkommen können, und dass die verschiedenen Impferfolge
bei Versuchsthieren , über die Seitz, Beumer und Peiper«
Fraenkel und Simmonds und Andere in den letzten Jahren be-
richtet haben, der schwankenden Virulenz zugeschrieben werden
mQssen. Solche Schwankungen würden auf der einen Seite die Er-
kennung der Typhusbacillen ausserhalb des Körpers bedeutend er-
schweren, auf der anderen Seite das Krankheitsbild in verschiedenen
Orten und Klimaten modifiziren. Ueberhaupt kommen bei der Be-
trachtung dieses Themas eine Reihe Möglichkeiten zum Vorschein^
welche einer besonderen Erörterung werth sind.
Die HogcholerauntersuchuDgen haben uns mit Bakterien bekannt
gemacht, die, ähnlich den Typhusbacillen, schwere Veränderungen iro
Darm bewirken und immer nach dem Tode in der Milz ausschliess-
lich angetroffen werden. Die Aetiologie des Typhus gewinnt dadurch
an Beweiskraft, indem auch hier die Bacillen immer in der Jfilz
angetroffen werden. Die Vermuthungen von Rodet und Roux^),
dass die Kolonbakterien die Form der Typhusbacillen in der Milz
annehmen, sind durchaas unvereinbar mit den Resultaten der bakte-
riologischen Forschung des letzten Jahrzehnts. Die Kolonbairterieo
habe ich in den inneren Organen nicht selten bei Schweinekrank-
heiten und beim Texasfieber des Rindes angetroffen. In beiden
Thierarten sind sie konstante Bewohner des Darmes, und Oelatine-
rollkulturen zeigen fast ausschliesslich Kolonieen dieser Bakterien.
Selbst bei ausgebreiteter Nekrose des Dicltdarmes und den darnieder-
liegenden Funktionen habe ich sie fast ausschliesslich gefunden. So-
mit ist es leicht möglich, dass sie in den inneren Organen ange-
troffen werden, obwohl sie mit der Krankheit in keiner Beziehang
stehen. Dasselbe mag für den Menschen gelten. Wenigstens ist
die Anwesenheit dieser Bakterien in der Milz durchaus kein Be-
weis far diese grosse Umwandlung des B. coli in den Typhusbacilloa
Zum Schlüsse ergreife ich die Gelegenheit, meinem Chef, Herrn
Dr. Salm on, für die gütige Unterstützung zu danken, die er diesen
Arbeiten fortwährend leistete.
1) Einige Jahre früher nntersochte ich eine kleine Episootie und isolirte aas d«r
Milz von swei Schweinen einen Bacillus, der dem Hogcholerabacillas sehr äholicfa war,
aber Kaninchen nach snbkataner Impfung nicht t9dtete. Zur Zeit konnte ich über die
Natur dieser Bacillen nicht ins Klare kommen. Ueber ein Jahr später, als ich ß in
den HXnden hatte, ▼erglioh ich meine früheren Aufseichnungen, und vrar fibersaog^ ob-
wohl ich die Kulturen nicht mehr besass, dass ich es damals mit ß oder einer Ihnlichen
Spielart in thun hatte.
2) Vergleiche Koch, Ueber Hühnertuberculose. Vortrag auf dem X. iotero. Kon-
gross SU Berlin.
8) Compt rend. Soc. Biologie. 1890. No. 7.
Kati, Zar Kenntniss der Leachtbakterien.
343
Anhang.
um die patbogene Wirkung des Bacillus ß auf Schweine zu er-
», wurden fünf zu verschiedenen Zeiten mit Boaillonkultur ge-
Jedem Schweine wurde das Futter einen Tag vorenthalten und
iB 300 bis 600 ccm Kultur verabreicht. Alle wurden krank. Die
[othentleerungen waren vermehrt, die Futteraufnahme für einige
ganz dahin. Einige blieben 3—4 Tage liegen, ohne sich erheben
wollen. Nach 10 Tagen waren sie alle wieder hergestellt. Einem
sten Schweine wurde nach dem Fasten eine 4prozentige Lösung
Na^COji hingestellt, von welchem es ungefähr 200 ccm ver-
ehrte und dann 400 ccm Bouillonkultur eingegeben. Am nächsten
'age zeigte es Durchfall und Brechen. Am 4. Tage wurde es todt
mden. Bei der Sektion konstatirte ich Röthung und Schwellung
Magenschleimhaut und Rßthung der Dünndarmschleimhaut, die nach
nnten zunahm. Peyer'sche Plaques geschwollen. Im untersten Ab-
schnitt des Ueums war ein gelblich-weisses, weiches Exsudat, ganz
lose im Dannrohr, vorhanden. Im Dickdarm war die Schleimhaut
fleckig gerötbet und die Darmwand infiltrirt. Kulturen aus der
Milz blieben steril, Bollkulturen sowie auch andere Kulturen aus den
Mesentcrialdrfisen enthielten die verfütterten Bacillen und diese allein.
Washington, Ende Dezember 1890.
Zur Eenntniss der Leuchtbakterien.
Von
Dr. Osear Katz
in
Sydney.
(Schlnw.)
2) B. smaragd.-pbosph. Die Zahl der bis jetzt durch-
laufenen Kulturgenerationen ist ungefähr dieselbe wie vorhin. Die
Farbe des Lichtes von typischen frischen Kulturen (auf Nährgela-
tine, gekochten Fischen, in Nährbouillon, Cocosmilch) oder von
starken Emulsionen derselben mit Seewasser, näherte sich dem
SmaragdgrQn ; an Intensität war es, unter solchen Bedingungen, dem
der vorhergehenden Art überlegen. In Nähragarkulturen war die
Farbe des Lichtes von vornherein mehr weisslich und die Intensität
derselben verhältnissmässig gering. Das Absinken der Leuchtinten-
sitat — dieselbe war, in typischer Weise, am grössten in ganz
frischen Kulturen — erfolgte langsam, an den Kolonieen und den
zusammenhängenden Auflagerungen auf festen Nährböden von der
Mitte nach dem Rande hin, im Gegensatz zu dem Vorgange bei Kul-
turen von B. cyaneo-phosph. (auf Agar oder Fisch), wo die
Abnahme des Leuchtens mehr oder weniger gleichmässig über die
ganze Fläche der Kultur stattfand. Die Dauer des Leuchtens Ober-
344 K««>t
haupt war unter Umständen eine ziemlich beträchtliche. Eine am
2. August 1887 in 6prozent Nährgelatine angelegte Stichkultui
leuchtete noch schwach an einzelnen Stellen der Oberfläche und
eine Strecke weit abwärts, nach etwa 5 Monaten (29. Dezember 1887) ;
einen Monat früher war das Licht noch von ziemlich erheblicher
Stärke, bläulich -grün. — Fisch- und Tintenfischkulturen , angelegt
am 14. September 1887, leuchteten noch ein wenig am 5. Okt. 1887,
sechs Tage darauf nicht mehr. — Eine Kultur auf Milch mit Zusatz
von Kochsalz, vom 12. September 1887, leuchtete noch ein wenig am
29. Dezember 1887. Das Leuchten von Bouillonkulturen zeigte in
zwei beobachteten Fällen, nachdem es schon in Abnahme begriffen
war, zunächst wieder eine Zunahme der Intensität. An einer die-
ser Kulturen vom 13. August 1887 fiel mir am 12. September 1887
auf, dass sie stärker leuchtete, als kurz zuvor, ohne dass etwa die
Temperatur daran Schuld hatte. In einer anderen ähnlichen Kultur
vom 13. Oktober 1887 zeigte sich bei der Untersuchung am 20. Jan.
1888 wieder intensives Leuchten, mit grünlich-blauem Lichte; ob das
Leuchten vorher gänzlich erloschen war oder nicht, vermag ich nicht
anzugeben.
Bei der Beschreibung der Kulturmerkmale wurde gesagt, dass
die Bakterien, als sie späterhin in eine 2,7% Kochsalz enthaltende
Nährgelatine übertragen und auf gleichem Nährboden weitergezücbtet
wurden, denselben allmählich verflüssigten, und die so erworbene
Eigenschaft auch fernerhin in der gewöhnlichen Nährgelatine be-
wahrten. Diesem Wechsel proportional vollzog sich eine merkliche
Abschwächung der Intensität des Leuchtens, welches, während es
früher dem von B. cy aneo-ph. an Stärke überlegen war, von dem-
selben jetzt übertroffen wurde. In gewöhnlicher 6prozent Nähr-
gelatine, welche Mitte April 1889 mit Individuen von einer Stägigen
Kultur auf der stark kochsalzhaltigen Gelatine geimpft und alsdann
ausgerollt wurde, entwickelten sich die Kolonieen, wie früher ange-
deutet. Das Leuchten derselben trat erst nach 2 — 3 Tagen bei
günstiger Temperatur ein; die Farbe des von den in sehr geringer
Zahl vorhandenen oberflächlichen Kolonieen abgegebenen Lichtes war
silberweiss, mit Ausnahme von einer mit grünlich-silbernem Licht
Anfangs Januar a. c. wurde Material von Kulturen auf gewöhnlicher
Nährgelatine — auf oder in welcher die Bakterien seit Ende No-
vember 1889 und weiterhin bis Ende Mai a. c. ausschliesslich ge-
züchtet wurden — auf gekochte Seewasserfische in mehreren Ver-
suchen übertragen; das sich einstellende Leuchten war sporadisch,
schwach und unverhältnissmässig rasch vorübergehend. Die Kulturen
auf der Gelatine mit 2,7 ^o Kochsalz zeigten wiederholt das Maximum
ihres Leuchtens erst, nachdem der Nährboden theilweise oder ganz
verflüssigt war. Die Dauer des Leuchtens überhaupt an den atj-
pischen Kulturen war, ähnlich der bei typischen (s. oben), im Allgemeinen
nicht unbeträchtlich; so z. B. leuchtet eine am 20. Mai a. c aoge-
fertigte Stichkultur (Nährgelatine + 2,7 <>/o Kochsalz) gegenwärtig
noch recht deutlich. Die Farbe des Lichtes des maximalen Lfcuchteos
war bläulich, ähnlich wie bei Gelatinekulturen von B. c y a n e o -p b o 8 p h.
In den seit einigen Monaten wiederholt angefertigten Kulturen auf ge-
Zar KenntniBs der Leaebtbakterien. 346
nAuBcher lOproz. N&hrgelatine war der Eintritt des Leuchtens sehr
vregdinässig und in die Länge geschoben. In einer am 81. Jali a. c.
iigcfertigten, von einer etwas mehr als 3wöchcntlichen, leuchtenden
ftidika]tarin2,7®/o Kochsalzgelatine herstammenden Rollplattenkultur,
veidie froher beschrieben wurde, zeigten einige der oberflächlichen
lolonieen ein schwaches Leuchten erst nach ca. 3 Wochen, bei günstigen
Tenperaturverhältnissen ; mit der allmählich in den Qang kommenden
ToflAssigiing der Gelatine — dieselbe trocknete theilweise ein — be-
gannen andere Kolonieen, auch ursprünglich tiefe, zu leuchten ; einige
ieoehteten stärker, als andere, doch wurde der Grad des Leuchtens der
früheren typischen Kulturen niemals erreicht. Ob sämmtliche Kolo-
•ieen in den Böhrchen, wenigstens die oberflächlichen, früher oder
später leuchteten, kann ich nicht mit Sicherheit sagen ; Abimpfungen
ton einer, wie es schien, ganz dunklen Kolonie an der Oberfläche, auf
resp. in frische Nährgelatine von ähnlicher Zusammensetzung (im
Ganzen 4 Probirröhrchen) riefen Kulturen hervor, von denen zwei
(Strichkolturen) erst nach ca. 2 Monaten (sie waren alsdann ver-
flüssigt) ein ausserordentlich schwaches Leuchten aufwiesen; die an-
deren zwei (Stichkulturen) waren nach jener Zeit (die Verflüssigung
war theilweise erfolgt) noch dunkel ; sie sind es auch gegenwärtig
noeh. Der Umstand, dass in einer und derselben Kultur einige Ko-
lonieen stärker leuchteten, als andere, weist auf die Möglichkeit bin,
dass durch rationelle Zuchtwahl eine Rehabilitirung des typischen
Verhaltens dieser Art erreichbar sei.
3) B. argen t.-p hos ph. L Diese Art steht hinsichtlich der
Zahl der erhaltenen Generationen mit den beiden vorhergehenden
auf gleicher Stufe. Die Farbe des von den (typischen) Kulturen
oder von Emulsionen derselben mit Seewasser ausgestrahlten Lichtes
war ein mildes Silberweiss, und von solcher Stärke , dass z. B. mit-
telst einer gut entwickelten jungen Gelatine-Strichkultur, in sonst
dunkler Umgebung, die Taschenuhr bequem abzulesen war. Das
Leuchten an und für sich war durchschnittlich von nicht unerheb-
licher Dauer, wie einige Beispiele illustriren mögen. Von den Ko-
lonieen in einem am 10. Juni 1887 angelegten Rollröhrchen mit
8 Prozent. Nährgelatine leuchteten einige derselben, und zwar die im
unteren Theile desselben befindlichen , noch lebhaft nach 76 Tagen
(am 25. August); die höher gelegenen leuchteten nach jener Zeit
schwach (die Gelatine war an den betr. Stellen mehr eingetrocknet) ;
Tier Tage darauf war «dies Leuchten verschwunden. Während der
ganzen Zeit war die Temperatur eine günstige. — Eine am 2. Juni 1887
angelegte Stichkultur in 6prozent. Nährgelatine leuchtete noch in-
tensiv am 23. Nov. 1887, obwohl der Nährboden tief eingesunken (ein-
getrocknet) war. — An den Kulturen in Nährbouillon trat, abgesehen
vielleicht von einer temporären Lichtentwickelung im Anfang, das
Lenchten erst spät in die Erscheinung. Eine solche Kultur vom
13. August 1887 zeigte nach 8 Stunden allerdings ein schwaches
Leuchten, doch war dasselbe nach einem Tage wieder verschwunden ;
auch nach 11 Tagen, während welcher sie oft angesehen wurde, war
sie noch dunkel. Als sie am 12. September, d. h. nach ungefähr
einem Monat seit dem Beginne, wieder hervorgeholt wurde, über-
346 KatE,
raschte ein von der oberflächlichen Hautbildung ausgehendes, scbOm
Leuchten, vermittelst dessen man die Taschenuhr ohne Mühe^ ablese
konnte. Dasselbe hielt in ungefähr demselben Grade bis MJtte Ok
tober desselben Jahres an; der Zeitpunkt, wann es gänzlich erloBcb
wurde in diesem Falle nicht festgestellt. — Ein anderes Mal kan
eine ähnliche, in einem Erlen meyer'schen Kölbchen am 17. Jnn
1887 angelegte Kultur zur Beobachtung. Sie war anfangs ohne Leucb-
ten und wurde dann zurückgestellt. Nach etwa 3 Monaten (13. Sep-
tember), wahrscheinlich schon früher, war die auf der Oberfläche
der Kulturflüssigkeit flottirende Haut intensiv silberig leuchtend.
Dieser Zustand hielt einige Zeit an. Am 11. Oktober war das Leuch-
ten schwächer, am 15. Oktober wieder stärker, am 9. November
schwach, am 23. November wieder etwas stärker, am 28. November
vollständig erloschen. Während der ganzen Zeit befand sich die
Kultur bei Zimmertemperatur, die, obwohl innerhalb mehrerer Grade
sich bewegend, für Wachsthum und Leuchten durchweg günstig war.
— Endlich sei noch erwähnt, dass eine Kultur auf gekochtem Tinten-
fisch vom 14. September 1887 noch einige Funken zeigte am 16. No-
vember 1 887 ; nach einer weiteren Woche waren auch diese er-
loschen.
Die Weiterzüchtung von B. arg.-ph. I erfolgte wie bei den
anderen Alten , und wie des Näheren im vorhergehenden Falle an-
gegeben. Proportional den sich einstellenden, früher berichteten Ab-
weichungen in kultureller Beziehung, veränderte sich das Leuchten,
dasselbe erfuhr eine Abschwächung. Letztere trat schon nach
einigen Uebert ragungen auf die mehrfach erwähnte 2,7% Koch-
salzgelatine ein. Als Mitte April 1889 wiederum auf ge-
wöhnliche Nährgelatine abgeimpft wurde, blieb das Leuchteo,
unter mehrwöchentlicher Beobachtung der Röhrchen, ganz aus (Boll-
röhrchen und Strichkulturen); Impfungen von letzteren auf die 2,7%
Kochsalzgelatine ergaben wieder deutlich leuchtende Kulturen. —
Die Anfangs Januar a. c. auf gekochten Fischen erh^ütenen, von
einer schwach leuchtenden Kultur in gewöhnlicher Gelatine abstam-
menden Kulturen zeigten sich in ihrem Leuchten abgeschwächt. —
Unter dem Abschnitt „Kulturmerkmale'^ wurde auf 'die Tendenz der
Ausbildung „sekundärer^^ Kolonieen in alten Gelatinestrichkulturen
hingewiesen, und ein vor Kurzem beobachtetes Vorkommen dieser
Art in atypischen Strichkulturen besonders hervorgehoben. Nach
Aussehen und Funktion war dieses auf dem atypischen Eulturraseii
entstehende neue Wachsthum von typischer Beschaffenheit; in den
betreffenden Strichkulturen vom 17. August a. c. leuchteten die
neuen Kolonieen am besten Mitte September ; ein schwaches Leuchten
besteht noch gegenwärtig. Die am 28. September von einer solchen
Kolonie angelegten Stichkulturen in 2,7 /Vo Kochsalzgelatine wuchsen
und leuchteten wie typische Kulturen.
4) B. argent-phosph. 11. Diese Art hat sich, unter soDBt
ähnlichen Bedingungen, soweit konstanter erwiesen, als die beiden
unmittelbar vorhergehenden und die beiden folgenden. In der jetzt
vorliegenden 62. Generation ist das Leuchten, allem Anschein nach,
dasselbe wie in den Anfangsgenerationen, obwohl merkwürdigerweise
Zar Keantniat der Leachtbakteiien. 347
A auf der 2,7 7« Kochsalz-GtolatiDe erzielten GeneratiODen vor denen
iif gewöhnlicher Nährgelatine an Lieuchtkraft durchschnittlich zurück-
itoodeD. Die seit der Gewinnung dieses Mikroorganismus wiederholt
iigefertigten Fischkulturen — die jüngsten im Januar a. c — waren
fitds ?oo ähnlicher Beschaffenheit in Bezug auf Wachsthum und
Leichten. Letzteres war intensiver, als dasjenige von B. a r g. - p h. I,
iagigai schwächer, als da^enige von B. cyaneo-ph. und das
tfpische Leuchten von B. s m a r. • p h. Die Farbe des Lichtes von
Itehkolturen war, in ganz dunkler Umgebung, grünlich - silbern ;
11 GtJatine-, Agar- und Bouillonkulturen war es , unter derselben
Beifiiigung, mehr oder weniger glänzend silberweiss, im Halbdunkel
jedoch meist auch mit einem grünlichen Schimmer. — Das Leuchten
war früh bemerkbar, an den Kolonieen z. B., sobald sie sichtbar
worden. Die Dauer des Leuchtens im Allgemeinen war durch-
«hoitUich beschränkter, als bei den drei vorhergehenden Arten. Das
Leuchten von Gelatinekulturen erlosch früher, als das von korrespon-
direoden Kulturen jener. Dagegen bewahrte eine Fischkultur das
Leochlen auf geraume Zeit; ein am 24 Oktober 1887 geimpftes, vor-
her gekochtes Stück eines Stechrochens leuchtete noch hier und da,
leBD auch schwach, am 29. Dezember 1887.
Auf die Beobachtung von markanten, sekundären Kolonieen in
einer alten Strichkultur auf lOprozent. Nährgelatine wurde früher
anbDerksam gemacht. Diese Kolonieen leuchteten einige Zeit intensiv ;
der Anblick ähnelte dem, welchen Plattenkulturen mit räumlich gut
gekrainten Kolonieen darboten; noch gegenwärtig ist an ihnen ein
sdivacher Lichtschimmer erkennbar. Abimpf ungen von einer der-
%x^%tVL Kolonie am 28. November in frische Nährgelatine (gewöhn-
liehe lOprozent. und 6prozent. + 2,7 7o Kochsalz) ergaben Kulturen,
in deoeo, allen Anzeichen nach, die Art des Wachsthums und Leuch-
tens sich von dem vorhergehender, nicht von vereinzelten Kolonieen
abstammender Generationen, kaum unterschied.
5) B. argen t.-phosph. III. Die Zahl der bis jetzt durch-
laufenen Generationen stimmt mit derjenigen bei B. argent. -ph. II
litoein. Anfangs war das Leuchten dem bei der letztgenannten Art
ihnlich; späterhin erfuhr dasselbe eine Abschwächung. Dieselbe
lurde zunächst in Kulturen auf 2,7 7o Kochsalz-Oelatine beobachtet,
«af welcher die Bakterien von Mitte April 1888 bis Ende November
1889 ausschliesslich gezüchtet wurden. In den wiederum auf ge-
wöhnlicher Nährgelatine angelegten Kulturen erschien das Leuchten
nicht 80 stark, wie in den Anfangsgenerationen ; ähnlich war es mit
ien ^on einer solchen Gelatinekultur stammenden Fischkulturen (An-
iuigs Januar a. c). Neuerdings blieben ein paar Mal Strichkulturen
^Her 2,7 7o Kochsalz-Gelatine sogar ganz dunkel, während korre-
BpODdirende Kulturen auf gewöhnlicher Nährgelatine schwach leuch-
teten. Bei einer der letzteren Kategorie traten, wie früher ange-
i^t/dj nach einigen Wochen vereinzelte „sekundäre^' Kolonieen auf,
<üe, wie es mir schien, verhältnissmässig besser leuchteten, als der
nprimäre'* Basen, auf dem sie entstanden. Weitere Versuche mit
einem derartigen Nachwuchs stehen noch aus.
Nach dem Resultate eines jüngst ausgeführten Versuches bewirkte
348 Kall,
die erneute Züchtung der Mikroben in gewöhnlicher N&hrbouillo
eine sofortige Rehabilitirung des alten Leuchtens. Am 28. Septembe
a. c. wurde von einer etwa vierwöchentlichen nicht-leucbtendeo Strich
knltur auf 2,7 7o Kochsalz-Gelatine in Nährbouillon (0,6 7a NaCl ent
haltend) abgeimpft. Mit der beginnenden Bildung des oberßäeh'
liehen Häutchens, am 4. oder 5. Tage, bei ca. 20® C, stellte sicii
das Leuchten ein; etwa am 8. Tage war die an der Oberfläclie der
Nährflttssigkeit flottirende Kulturmembran voll entwickelt; dieselbe
gab jetzt im Dunkeln ein intensives, bläulich-grünlich-weisses Licht
von sich, stark genug, um die Taschenuhr auf einige £atfernung hin
ablesen zu können. — Am 14. Oktober, wo das Leuchten schon ab*
genommen hatte, wurden von dieser Kultur zwei Böhrcbeo mit frischer^
ähnlicher Nährbouillon und zwei Röhrchen mit lOprozent. Nfthrgela-
tine im Stich geinipft. Das Leuchten in den entstandenen BoaUhD'
kulturen verhielt sich, wie zu erwarten war, wie in der Stammkultur;
gegenwärtig (28. Oktober) ist dasselbe noch recht deutlich ; dagegen
war das von vornherein sehr schwache Leuchten in den Gelatine-
röhrchen schon nach kurzer Zeit erloschen.
6) B. argent.-phosph. liquef. Von dieser Art liegt gegen-
wärtig die 53. Generation vor. D^s Leuchten war schon in den
allerersten Generationen schwächer und von beschränkterer Dsaier^ als
dasjenige von irgend einer der anderen Arten, unter sonst gleichen
Kulturbedingungen. Im Laufe der Zeit nahm es zusehends ah; nach
einem Jahre, seit der Isolirung des Organismus, war es in einer
frischen Strichkultur auf Nähragar — einem für die Kultur desselben
sehr geeigneten Medium, s. o. — derart, dass eine Minute oder mehr
verging, ehe man, nach dem Heraustreten aus einem mit Gas er-
leuchteten in einen völlig dunklen Raum, das auf die Randpartieen
des Kulturbelages beschränkte Leuchten wahrnahm. Seit mehr als
einem Jahr blieben alle Kulturen in Nährgelatine (einschliesslich der
mit 2,7 ^/o Kochsalz), Nährbouillon oder auf Nähragar dunkel, auch
der Nachwuchs der ansehnlichen Kolonieen, welche sich, wie trüber
erwähnt, auf alten Strichkulturen auf letzterem Nährboden ent-
wickelten. Dagegen wurde in einer von zwei Kulturen auf gekochtem
„Oar-fi8h^\ welche am 5. September a. c. aus einer etwa l9tägigeD
(stets dunklen) Stichkultur in 2,7 Vo Kochsalz-Gelatine angelegt waren»
nach etwa 14 Tagen an einer Stelle geringes Leuchten beobachtet,
das bald verschwand ; die Fischoberfläche war übrigens von der Kul-
tur in gewohnter Weise fast ganz bedeckt. — Es steht demnach
wohl ausser Zweifel, dass sich aus nicht-leuchtenden Kulturen aach
bei dieser Art leuchtende wieder erziehen lassen können ^).
Anhang. Abgesehen von den Eingangs erwähnten, mit Proben
Seewassers angestellten Kulturversuchen,' welche zur Isolirung und
Weiterzüchtung von drei verschiedenen Leuchtbakterien führten, habe
1) Die im Obigen kurs wiedergegebenen Beobachtaogen Über schwuch-leocbtendt
oder nieht-leuchtende Kaltaren schliessen sich an di<(|eDigen von Beyerinck u,
welcher das Phftnomen der Abschwächang oder Obliteration dea Leuchtens hei Photo •
bact. iodicam und Ph. luminosuoi häutig, bei Ph. phosphorescens seltso
auftreten sah, femer an die diesbezüglichen Beobachtungen von Bill et and Gisrd
an Bact. Giardi.
Zur KenntnUs der Leuchtbakterieii. 340
ich im Ganzen etwa zwei Dutzend anderer derartiger Versuche, fast
lue aus dem Jahre 1887 datirend, unternommen, und zwar mit See-
fisser von verschiedenen Punkten des Port Jackson, von einigen
SteDeo an der unmittelbaren Küste und von Botany Bay , nahe bei
Sdoey. Mein Zweck war lediglich der, über die relative Anzahl von
atwickdangs&higen Leuchtbakterien in den Proben einen ungefähren
iohaltspnnkt zu gewinnen. Diese Proben, in Mengen von 1 bis zu
20 Tropfen, worden, wie gewöhnlich, mit vorher verflüssigter 8- oder
lOprozent. FleiEchwasser-Pepton-Kochsalz-Oelatine in Reagensgläsem
gemischt, und diese nachher ausgerollt, unter den resultirenden,
seist zahlreichen Kolonieen wurden leuchtende Kolonieen in noch
mcht der Hälfte der Fälle konstatirt, und dann auch nur in unver-
Ultnissmässig geringer Anzahl. Darnach scheint das Seewasser an
den genannten Orten , unter gewöhnlichen Umständen , verhältniss-
iBlssig arm an Leuchtbakterien zu sein.
Verzeichniss der benutzten Litteratur:
1) M. W., Beyerin ck.
%) Le Photobact^rium lumlDOsam, bact^rie lumiiiease de la mer du nord. (Archives
MerbsduMs des seieoees ezactes et natureHes. T. XXllI. 1889. p. 401--415; Ee-
ftns mit Znsfitaeo, dieses Centralblatt. Bd. VU. 1890. No. 11.)
(J)) Les Bact^ries lamineases dans leurs rapporta avec Voxyghne. (Ibid. pp. 416—437.)
S. Bill et. Am Contributioo k Tilade de la morphologie et du döveloppement des
l^riaeöes. (Extrait du Balletin sclentifique de la France et de la Belgique , publU
)ex1ä\ard, Note 2., p. 144 [Bacterium Giardi Billet].)
9. Da b o i 8 , B., Sor le r61e de la symbioae chez certaina animanz marina laminenx.
(Campt rend. de TAcad. des sdences de Paris. T. CVII. 1888. p. 60 J— 604.)
4- D u c 1 a u X, Sur les microbes phosphorescents. Revue critiqoe. (Annales de Tlnst.
PmUbt. T. I. 1887. No. 10.)
K. F i s e h e r.
a) Bakteriologische Untersnchungen auf einer Reise nach Westindien. II. Ueber
«men lichtentwickelnden, im Meerwasser gefundenen Spaltpils. (Zeitschr f. Hygiene.
Bd. U. 1887 p. 64-92.) h f v
b) Anhang (1. c. p. 92—96).
e) Ueber einen neuen lichtentwickelnden Bacillus. (Dieses Centralblatt. Bd. III.
IS88. No. 4 and 6.)
d) Bakterienwachstbum bei O^C. (Dieses Centralblatt. Bd. IV. 1888. No. 8.)
6. Forster, J., Ueber einige Eigenschaften leuchtender Bacterien. (Dieses Cen-
tnlbl. Bd. II. 1887. No. 12.)
7. Oiard, A. und Billet, A. a) Observations sur la maladie phosphorescente
d« Talitres et autres CruAtacös. (Compt rend. de la Soc de Biologie, s^ance 19. oc-
tobre 1889.)
b) Oiard, A. , Nouvelles recherches sur les bact^ries lumineuses pathogen es.
(Compt. rend. de la Soc. de Biologie. 1890. No. 14; nach Referat: Dieses Centralbl.
W. VUL 1890. No. 6.)
8. Hermes, O., Demonstration des leuchtenden Nordsee-Bacillus [Bacterium
pbotphorescens]. (Tagebl. d. 60. Versamml. deutsch. Naturf. and Aerzte in Wiesbaden.
^%%1. p. 264 1 aus Baumgarten's Jahresbericht . . . Jahrgang III. 1887. p. 844,
nod Dich anderweitigen Notizen.)
9. KatSy O., Preiiminary remarks on phosphorescent Bacteria. (Proceedings of
&e Linnean Society of New South Wales. Serie II. Vol. IL 1887. Part. 2. p. 831
-336, 414—416; Part. 4. p. 627—680, 680.)
10. Lehmann, K. B., Studien über Bacterium phosphorescens Fischer. (Dieses
Cenkrslbl. Bd. V. 1889. No. 24.)
IX. B4. 28
350 Inyertin.
11. Ludwig, F., Die bibherigen Untenuchaogen über photog^iie Bakterieo.
(Diese« Centralbl. Bd. II. 1887. No. 18 and 14.)
Sydney, Ende Oktober 1890.
Referate.
Fornbach, A., Sar rinvertine oa sucrase de la levure.
(Annales de Tlnstitut Pasteur. Tome IV. 1890. p. 641.)
Bei der Herstellung seiner Reinkulturen ging der Verf. von der
einzelnen Zelle aus. Die Versuche wurden mit dem Aspergillus
n i g e r , mit einer Brauerei-Unterhefe, einer Hefeart der G-ruppe S a c-
charomycesPastorianus, einer Brauerei-Oberhefe und einer Wein-
hefe angestellt. Je jttnger die Zellen waren , desto länger dauerte
es, bis das Invertin in das Macerationswasser ausgetreten war; Dif-
fusions-Phänome zeigten sich erst dann deutlich, wenn die ZeUeii
alt geworden waren und angefangen hatten, die Reservenahrungs-
stoffe zu verbrauchen.
Folgende Differenzen wurden zwischen dem Invertin der genannten
Hefearten einerseits und dem Invertin des Aspergillus niger
andererseits wahrgenommen : Das Invertin der Hefearten ging voll-
ständig oder beinahe vollständig durch Ghamberland's Porzellan-
filter, während dagegen das Invertin des Aspergillus ni^er zam
grössten Theil zurückgehalten wurde; das Inveitin der Hefearten
war ferner der Einwirkung von Essigsäure gegenüber empfindlicher, als
das von dem Aspergillus niger ausgesonderte Invertin. Der Verf.
hebt deshalb hervor, dass das Invertin bei dem genannten Schimmel-
pilz mit dem gedachten Ferment bei den Alkoholgährungspilzen nicht
identisch ist.
Aber auch die von den genannten Hefearten entwickelten Fer-
mente erwiesen sich als von einander verschieden, z. B. in dem Ver-
halten gegenüber der Essigsäure ; namentlidi war das Quantum Ess^-
säure, unter dessen Einwirkung die höchste invertirende Wirkung
eintrat, wenn die Versuche bei 55^ C angestellt wurden, für mehrere
Arten verschieden.
Um zu bestimmen , wieviel Invertin eine gegebene Hefeart ent-
hält, stellte Verf. den Versuch unter den für die Inversion günstig-
sten Bedingungen an. Als Einheit für seine Bestimmungen (Punit^
de sucrase) wählte er die Quantität Invertin, welche — bei einer
Temperatur von 54 bis 56^ G und beim Vorhandensein der für die
Wirkung des zu bestimmenden Invertins günstigsten Essigsäuremenge
— im Verlauf einer Stunde 20 Centigramm Rohrzucker invertirt.
Es handelt sich dann darum, die Grösse des dazu erforderlichen Vo-
lumens der betreffenden Invertinflüssigkeit zu ermitteln.
Als Macerationsflüssigkeit wurde sterilisirtes Wasser, 30—35^ C,
benutzt. Durch wiederholte Wasserauszüge gelang es zuletzt, jede
Spur von Invertin in den betreffenden Hefezellen auszuziehen. Es
luTartin. — Nitrifikation. 35 j[
mde die ganze 2jeit derart gearbeitet, dass die Beinkultur bewahrt
wnide und dass eine Oxydation nicht stattfinden konnte ; im letz-
tereo Falle wQrde nämlich ein Verlust an Invertin eintreten. Die
JleDge des in den auf die beschriebene Weise zu verschiedenen
Zeiten erhaltenen >^as8erauszügen vorhandenen Invertins wird be-
stiomt, and die Summe dieser einzelnen luvertiuquanta ist die ganze
Iivertinmenge, welche die betreffende Hefe enthalten hat.
Unter den verschiedenen Nahrungsflüssigkeiten, welche geprüft
vuiden, erwies sich gewöhnliche gehopfte Bierwürze als die beste,
wenn es sich darum handelte, eine an Invertin reiche Hefenv^etation
m erzeugen. Weder Maltose noch Saccharose schien in der ge-
Btsnten Beziehung Bedeutung zu haben ; die Erzeugung von Invertin
beniht vielmehr darauf, daß das betrefiende Nahrungssubstrat einen
passenden Stickstoffgehalt enthalt oder nicht; eine quantitative Ana-
lyse hilft jedoch hier wie in ähnlichen Fällen nichts , nur die quali-
utiTe Bestimmung kann uns Aufklärung geben. Die Untersuchungen
des Verf .^s zeigen somit, dass eine Nahrungsflüssigkeit , deren Stick-
stoffgehalt ebenso gross als der der Bierwürze war, dennoch eine
wenig oder kein Invertin enthaltende Hefenvegetation entwickeln
konnte, während ebendieselbe Hefe, wenn sie in der Bierwürze kul-
^BLToX wurde, eine reichliche Menge Invertin bildete ; in anderen Be-
ziehangen dagegen war die für die Entwickelung des Invertins un-
tJbnstige Nahrungäflüssigkeit für die Entwickelung der Hefenvegetation
sehr günstig. Man kann durch solches Züchten eine kräftige Hefe-
Vegetation erhalten, deren Zellen an Stickstofl reich sind, aber den-
noch nnr in geringem Maasse Invertin entwickeln. Ein Zusatz von
Pepton befordert unter solchen Umständen die Bildung dieses Fer-
ments.
Die Bedingungen für die Bildung des oftgenannten Ferments
scheinen überhaupt für jede Hefeart verschieden zu sein , gemein-
gültige Gesetze lassen sich daher vorläufig nicht aufstellen. Es
zeigte sich z. B., dass Hefeabsude einer Bierunterhefeart gegenüber
dieser Art selbst in vorzüglichem Grade dazu dienten , eine bedeu-
tende Entwickelung von Invertin hervorzurufen, während eben die-
selbe Nährlösung anderen Hefearten gegenüber nur geringen Werth
in der genannten Beziehung hatte.
Hier wie an mehreren Stellen warnt der Verf. vor der bei den
Chemikern allgemein herrschenden Neigung, aus den durch wenige spe-
lielle Untersuchungen erhaltenen Resultaten gemeingültige Gesetze
ziehen zu wollen, und er hebt hervor, dass die fermentative Funk-
tion nicht nur bei den verschiedenen Arten verschieden ist, sondern
aach bei den Individuen einer und derselben Art nach Maassgabe
des Ernährungszustandes derselben variirt
Emil Chr. Hansen (Kopenhagen).
Wlnogradsky, Uecherches sur les organismes de la nitri-
I fication. [S"" memoire.] (Annales de Tlnstitut Pasteur. 1890.
\ No. 12. S. 760.)
Verf. hatte in den Kulturen des von ihm entdeckten, in den
froheren Mittheilungen beschriebenen Nitratbildners („N i t r o m o n a s'')
23*
■
S52 Nitrifikation.
Stets auch die Gegenwart von salpetriger Säare nachweisen kOnneD^
hielt dies aber, entsprechend der Auffassung von Schloesing und
Müntz für ein abnormales Vorkommen. Neuerdings überzeugte er
sich jedoch von dem Gegentheil; die vorliegende Mittheilung gibt
Aufschluss über die relative Grösse der Bildung von Salj^eter- nod
salpetriger Säure beim künstlichen Nitrifizirungsprozess.
Die Kulturen des Nitratbildners wurden in der nämlichen Weise
wie früher (2. Mittheilung) in mit Watte verschlossenen Kolben mit
flachem Boden in niederer Schichte angesetzt Die Lösung enUiielt
1 g Kaliumphosphat und 0,5 g Magnesiumsulfat auf 1000 ccm Züricher
Seewasser. Das zur Unterhaltung des Oxydationsprozesses dienende
Ammonsulfat wurde während der mehrere Monate dauernden Versuclie
stets in kleinen Mengen zugefügt, je nach Bedarf, d. h. so oft alles
vorher zugesetzte oxydirt war. Um hierbei die Konzentration der
Nitrite oder Nitrate in der Lösung nicht allzu sehr zu erhöhen, wo-
durch das Anwachsen der gebildeten organischen Kohlenstoffverbin-
düngen — die gleichzeitig bestimmt werden sollten — behindert
worden wäre, wurde von Zeit zu Zeit die Lösung erneuert. Die
Kultur wurde durch einen kleinen geglühten Asbestpfropf abfiitrir^
und letzterer diente als Aussaat in neue Lösung. Die alte Lösung
wurde dann sofort auf ihren Gehalt an Salpeter- und salpetriger
Säure verarbeitet, die Hälfte davon aber in sterilisirtem Zustand zur
schliesslichen Bestimmung der gelösten organischen Kohlenstoffver-
bindungen aufbewahrt. Obwohl bei dieser Art des Verfahrens eine
Verunreinigung der Kulturen durch Luftstäubchen nicht ausgeschlossen
ist, so konnte doch kein wesentlicher Fehler entstehen, da die Er-
nährungsbedingungen für alle Arten der gewöhnlichen Bakterien mit
Ausnahme des Nitratbildners zu ungünstig waren.
Die Oxydationsprodukte des Stickstoffes werden zunächst mittelst
Eisenchlorür in toto und dann die salpetrige Säure allein mittetet
Kaliumpermanganats bestimmt; die Salpetersäure wird nicht direkt
ermittelt, sondern aus der Differenz berechnet. Verf. theilt die Zahlen
von vier Versuchen mit, bei denen jeweils von Zeit zu Zeit, meist
nach etwa 40 Tagen^ Bestimmungen ausgeführt wurden. Die Resul-
tate lehren übereinstimmend, dass bei der Nitrifizirung des Ammo-
niaks die Bildung von salpetriger Säure gegen jene von Salpeter-
säure so bedeutend überwiegt, dass letztere beinahe verschwindet
Der in Salpetersäure umgewandelte Stickstoff betrug im Mittel nur
3,6% des gesammten oxydirten Stickstoflfs.
Gleichzeitig wurden, wie erwähnt, die in den Kulturen der Nitro-
monas (aus Kohlensäure und Ammoniak synthetisch) gebildeten orga-
nischen Kohlenstoffverbindungen bestimmt. Die betreffenden Zahlen
wurden gewonnen durch Ermittelung des Kohlenstoffgehalts in der
Kulturmasse selbst („depöt^') und des Kohlenstoffgehalts der Lösung^
abzüglich des in der angewendeten Nährflüssigkeit ursprünglich ent-
haltenen Kohlenstofis. ^ fand sich, dass dieser „assimilirte KoUeo-
stoiP*, dessen Menge in den einzelnen Versuchen 15,2—26,4 mg be-
trug, jeweils in einem bestimmten Verhältnisse stand zur Menge des
oxydirten Stickstoffs (in minimo: 1:33, in maximo: 1:37). Nach
Verf. war dies vorauszusehen : da die Oxydation des Ammoniaks die
I.
Nitrifikmüon. ~ Urin bei Malaria. 353
daagd Kraftquelle in diesem Falle darstellt, so müsse die synthe-
tiicbe LeistaDg nothwendig hiervon abhängen. Ausserdem könne die
GebereiiistimiDaDg kein Zufall sein, da die Versuche selbst unter ver-
schiedenen Bedingungen angestellt waren. Aus dieser Abhängigkeit
der Assimilation von der Oxydation (im Mittel ist nach den Versuchen
die Assimilation iron 1 mg Kohlenstoff bedingt durch die Oxydation
fOD 35,4 mg Stickstoff, entsprechend 96 mg salpetriger Säure) erkläre
sefa auch das ausserordentlich langsame Wachsthum des Nitratbildners.
Es erhebt sich nun die Frage, weshalb im Boden die Nitrifika-
tioD beinahe stets zur Salpeterbildung führt, während in den Ver-
gidien mit dem reinkultivirten Nitratbildner die salpetrige Säure
vorfaerrscht. Verf. ist mit Studien hierüber beschäftigt und theilt
Torerst nur einige Versuche mit, welche darthun, dass Aenderung der
Kultorbedingungen im Sinne erhöhter Luftzufuhr wohl eine Steigerung
der Oxydation überhaupt, aber keine Erhöhung der Nitratbildung be-
irirkt Demnach handelt es sich um einen komplizirteren Vorgang.
Buch n er (München).
loqae et Lemoine, &., Recherches sur la toxicit6 uri-
naire dans Timpaludisme. (Revue de U6A. 1890. Nov.)
Die Verff. beobachteten bei einem Intermittenskranken mit drei-
tägigem Typus bei jedem Anfalle vor, während und nach demselben
Nmnderungen in der Giftigkeit seines Urins; besonders giftig war
derselbe zu Ende des Anfalls, und die Giftigkeit stand im Verhält-
niss zur Schwere des Anfalls. Vor einem Anfall z. B. wurde der
Koefficient der Giftigkeit auf 0,13 bestimmt, nach demselben auf
0,684, vor einem anderen sehr heftigen Anfall auf 0,274, nach dem-
8e\\)en vif 1,276. Verff. schliessen aus diesen Beobachtungen mit
Hecht, von welcher Wichtigkeit gesunde Nieren für Malariakranke
aiüd. Sie beobachteten zwei Kranke, welche schon in Algier an Ma-
lana gelitten hatten und nach ihrer Rückkehr nach Frankreich in
Folge von Alkoholroissbrauch Albuminurie bekommen hatten. Sie
worden aufs Neue von Wechselfieber befallen und bekamen Tempera-
tiursteigerungen bis 40 bezw. 41,2 *\ Die im Urin ausgeschiedene
Giftmenge war gering. Erst nach energischen Dosen von Chinin fiel
das Fieber, und der Giftgehalt des Urins stieg bei dem ersten
Kranken auf 0,9, bei dem zweiten auf 0,8. Jener genas bei fortge-
setztem Ghiningebrauob und Milchdiät, während dieser zu Grunde
9Qg. Die Verif. ziehen folgende Schlüsse aus ihren Beobachtungen :
Die Erreger der Malaria erzeugen im Blute eine grosse Menge
toxischer Produkte ; diese Produkte werden zum grössten Theile durch
den Urin ausgeschieden, und die Ausscheidung erreicht ihr Maximum
onmittelbar nach dem Anfall.
Schwefelsaures Chinin begünstigt und steigert diese Ausscheidung.
Die Schwere des Anfalls und gewisse perniciöse Formen stehen
iu umgekehrtem Verhältniss zu der Menge der ausgeschiedenen Toxine
QDd scheinen in Folge dessen abhängig zu sein von Störungen der
Niere und Leber.
Das Verschwinden der Anfälle steht wahrscheinlich in Beziehung
2Qr Menge der ausgeschiedenen toxischen Produkte, in dem Sinne,
354 Parotitis mit Pneamokokken. — DrÜMnentsfiodaiis^.
dass eine energischere Ausscheidung dem Ende der Krankheit vorher
zu gehen scheint.
Leider erfahren wir Ober die Natur und den Nachweis dieser
Toxine nichts. M. Kirchner (Haonover).
Duplay,
', Parotide k pneumocoques. (La Semaine mM. 1891.
No. 2.)
Ein 47 Jahre alter Arbeiter, der am 12. Dezember vorigen Jahres
mit einer linksseitigen Lungenentzündung erkrankt war und am 18.
Morgens eine regelrechte Erisis durchgemacht hatte , erkrankte an
demselben Abend aufs Neue mit heftigem Fieber und einer mäch-
tigen Anschwellung der ganzen Umgebung der linken Ohrspeicfael-
drüse. Die anfangs brettharte Geschwulst ging bald in Eiterung über,
der Eiter entleerte sich theils durch den Steno naschen Kanal in
die Mundhöhle, theils brach er in den äusseren Gehörgang, theils
unterhalb des Ohrläppchens, theils vor dem Tragus nach aussen
durch. In dem Eiter wurde mehrmals als einziger Mikroorganismus
der Fraenk ersehe Pneumoniecoccus von Kazin durch Kultur
und Impfversuche nachgewiesen. Fälle dieser Art, die Verf. wohl
sehr richtig durch Einwanderung der Diplokokken in die Drüse von
der Mundhöhle aus erklärt, sind bekanntlich sehr selten.
Bei der Anführung der Litteratur sind dem Verf. einige Ver-
sehen passirt. Einmal lässt er den Pneumococcus zuerst von
Pasteur, dann von Friedländer, schliesslich von Talamond
und Fraenkel entdeckt sein, während doch der Fried länder'sche
und der FraenkeTsche ganz verschiedene Mikroorganismen sind;
dann gibt er als den Autor einer früheren Pneumokokkenparotitis
den Italiener Testina an, der aber Testi heisst.
Der etwas lange und offenbar für Anfänger geschriebene Aufsatz
hat übrigens hauptsächlich klinisches Interesse.
M. Kirchner (Hannover).
Boux, 6.9 etLannois, M., Sur un cas d'ad^nie infectieuse
due au staphylococcus pyogenes aureus. (Rev. dem^d^
däcembre 1890.)
Die Verff. beobachteten bei einem 8jährigen Kinde eine Drüsen-
erkrankung, die an den Halsdrüsen begann, sich schnell verallgemei-
nerte und alle Erscheinungen der Pseudoleukämie darbot. Der Tod
erfolgte ganz unter dem Bilde einer akuten Infektionskrankheit:
enormes Fieber, Purpura, vielfache Blutungen. Bei der Obduktion
fanden sich Drüsen- und Milztumpren ohne Entartung, Blutungen in
verschiedenen Organen , typische interstitielle Nierenentzündung,
Schwellung der Leber und sehr zahlreiche hirsekorngrosse Eiter-
herde in den Lungen. Aus dem Blute, welches während des Lebens
entnommen, und aus dem Safte einer Drüse, die nach dem Tode her-
ausgeschält war, gelang es, den Staphylococcus pyogeDes
aureus in Reinkultur zu gewinnen. In diesem Falle also war eine
einfach hypertrophische, nicht eitrige Drüsenentzündung darcb den
Staphylococcus pyogenes aureus erzeugt worden.
Auf Grund dieser Beobachtung wünschen die Verff". die verscWe-
denen Drüsenaffektionen, welche unter dem Namen der Pseudoleu-
VerdAaung der Protosoeo. 355
kimie zosammeDgefasst werden, iD zwei Gruppen getheilt za sehen,
io die Lymphosarkome und in die infektiösen Drüsenentzündungen,
lelch letztere ihrer Ansicht nach verschiedenen Mikroorganismen
ihre Enistehung verdanken können. M. Kirchner (Hannover).
LeIHuitee, Recberches sur la digestion intracellulaire
ebezlesprotozoaires. [1^ partie.] (Annales de Tlnstitut
Pasteur. 1890. No. 12. p. 776.)
Die vorliegenden, unter Leitung von Metschnikoff im Institut
Pasteur ausgeführten Untersuchungen beschäftigen sich mit dem
Meehanisnins der Verdauung im Zellinnern verschiedener Protozoen.
Znoftchst handelt es sich dabei um die chemische Reaktion des In-
halts der Vakuolen, welche die vom Protozoenleib aufgenommenen
KörpeicheB amschliessen. Metschnikoff hatte schon vor einem
Jahre nachgewiesen, dass diese Vakuolen saure, das Protoplasma da-
gegen alkalische Reaktion besitzen.
Die neaen Versuche, wie die früheren mit Lakmuskörnchen an-
g»teUt (voD Engelmann zuerst in dieser Absicht angewendet),
ergaben namentlich beweisende Resultate bei Stentor poly-
morph us. Die aufgenommenen Körperchen befinden sich hier nach
dniger Zeit in einem sauren Medium, dessen saure Reaktion wächst,
wie wenn sie durch eine Sekretion bedingt wäre ; gleichzeitig wiesen
die Versuche darauf hin, dass es sich um eine starke Säure handle.
Weitere Versuche mit anderen Ciliaten ergaben wesentlich analoge,
aW weniger prägnante Resultate. Die Sekretion der Säure scheint
je Dach der Spezies mehr oder weniger rasch zu erfolgen, die Säure
«ft\\»t jedoch überall die nämliche zu sein.
Der Lakmusfarbstoff zeigt den Nachtheil einer zu langsamen
Farbenänderung, wenn er etwas alkalisch ist. Zu den weiteren Ver-
aachen wurde deshalb ein anderer, weit empfindlicherer Farbstoff
angewendet, die von Ehrlich zu diesem Zweck empfohlene Ali-
zarinsulfosäure („alizarine sulfoconjugu6e"). Dieser braune, in
Wasser (1 : 500) genügend lösliche Farbstoff geht bei Anwesenheit
lon Alkalien in Violett, durch Säuren in Gelb über. Der üebergang
Tollzieht sich durch Rosa, und kann durch vorsichtigen Zusatz von
Alkalien resp. Säuren der Farbstoff ausserordentlich empfindlich ge-
macht werden , so dass die geringsten Aenderungen der Reaktion
sich durch einen neuen Farbenton kenntlich machen. Unter dem
Mikroskop sind diese Farbenänderungen ebenso sichtbar wie mit
blossem Auge.
Die Versuche mit diesem Farbstoff wurden hauptsächlich an
zwei Arten von Amöben angestellt, und zwar mit direkter Beobach-
tung unter dem Mikroskop. Stets zeigte sich dann, dass unmittel-
bar nach der Aufnahme die Farbstoffkörnchen nicht direkt im Pro-
toplasma, sondern in Vakuolen liegen, deren wässeriger Inhalt genau
den Dämlichen Farbenton zeigt, wie die umgebende Flüssigkeit, so-
nach offenbar aus letzterer entstammt. Nach einigen Minuten tritt
iann aber in den Vakuolen — auch hier, wo es sich nicht uro Nähr-
stoffe handelt — eine saure Sekretion auf, wodurch der ursprünglich
^olette Farbenton des Inhalts bis zu rosa, manchmal bis zu gelb
^
356 SehuUimpfangt kfinstl. Infektionskrankheiteii, Entwickelangsfaemmanflr «te.
verändert wird. Schliesslich erfolgt meist ein Wiederaus werfen des
airfgenommenen Farbstoffkörnchens, wobei dasselbe den nämlichen
Farbenton zeigt, den es in der Val^nole angenommen hatte.
B u c h n e r (München).
Wettstein ^ Biehard, Bitter Ton, Die wichtigsten pflanz*
lieben Feinde unserer Forste. (Vorträge des Ver. zur Ver-
breitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien. Jahrg. XXX.
Heft 10. Wien 1890. 33 Seiten. Mit 9 Figuren.)
Ausgehend von der früheren Verbreitung der Lärche in der
Gegend von Wien — der ,,Stock im Eisen^' in der Mitte der Stadt
ist ein Ueberbleibsel einer Lärche — schildert Verf. in anregendster,
allgemein verständlicher Weise einige der schädlichsten, durch ihre
parasitische Lebensweise unsere Waldbäume gefährdenden pflanz-
lichen Krankheitserreger, sowie das Wesen des Parasitismus selbst
und seine Folgen. Es werden geschildert und durch tretfliche Ein-
zel- und Habitusbilder illustrirt die folgenden Erankbeitserregrer:
Viscum album (mit tödtlicher Wirkung tritt dieselbe häufig auf
Obstbäumen, in den Tannenwäldern des Wiener Waldes, in den Pap-
pelauen des Wiener Praters etc. auf), Loranthus europaeos
(erwähnt werden auch die auf anderen Loranthaceen schmarotzenden
Arten, die brasilianische Dendropb thora Epiviscum auf D.
buxifolia, das indische Viscum moniliforme auf V. Orien-
tale etc., sowie das Schmarotzen von Viscum auf Viscum und
von Viscum auf Loranthus), der Buchenschwamm (Polyporus
fomentarius), Feuerschwamm (P. igniarius), Kieferbaum-
schwamm (Trametes Pini), Wurzelschwamm (Trametes radi-
c ip e r d a), Lärchenschwamm (Polyporus sulfureus), Hallimasch
(Agaricus melleus), Lärchenkrebspilz (Helotium Will-
kommii), Herpotrichia nigra, Bosellinia quercina etc.;
die Hexenbesenpilze Aecidium elatinum, Exoascus, Coleo-
sporium Senecionis [bezüglich Gronar tium asclepiadeum],
femer die heteröcischen Roste Ghrysomyxa Rhododeodri,
Gymnosporangium Sabinae,G. clavariaeforme,G. juni-
perinum, Melampsora Goeppertiana, die zu Gaeoma pini-
torquum und C. Laricis gehörigen Melampsoren.
Ludwig (Greiz).
Schutzimpfung, künstliche Infeictionsicranicheiten, Entwiclc-
iungshemfflung und Vernichtung der Balderien etc.
OlQckner und Keller, Ein Beitrag zur Asepsis in der Oe*
burtshülfe. (Dtsch. med. Wochenschr. 1890. No. 32.)
Die Ansicht, dass die puerperale Infektion durch Miicroorga-
nismen zu Stande kommen kann, welche beri^its zur Zeit der Ent-
bindung im Genitalkanal der Kreissenden vorhanden sind, ist kürz-
lich von Steffeck im XV. Band der Zeitschrift für .Geburtshülfe
BaklerioL Tom X. ioternatioDAlen medidnischen Koogresse sa Berlin. 357
■ad Gynäkologie durch einen Aufeatz : „Ueber Desinfektion des weib-
Behea Genitalkanals'* vertreten worden. Steffeck empfiehlt die
vialerholte gründlichste Desinfektion der Geburtswege durch Aus-
^ühmgen und Auswaschungen beim Eintritt und während des Ver-
kofes der (Geburt und hofft, dadurch Wochenbetterkrankungen zu
lermeiden.
Dem gegenüber betonen die Verff. des vorliegenden Aufsatzes,
tes derartige Manipulationen doch zu umständlich und zu schwierig
and, um der Gewissenhaftigkeit und Kunstfertigkeit einer Hebamme
fiberiassen zu werden. Sie befürchten davon, wohl in Ueberein-
Btimmnng mit der gegenwärtig am meisten gültigen Ansicht, eher
Sdtaden als Nutzen, und empfehlen zur Herbeiführung eines asep-
üadien Wochenbettverlaufs den Hauptwerth auf die Desinfektion der
Hände und Instrumente von Aerzten und Hebammen zu legen, die
DesiofektioD der Wöchnerin dagegen auf die Reinigung der äusseren
Gesdileehtstheile zu beschränken."
Ans einer von ihnen zum Beweise für die letzte Ansicht ange-
fllhrten Statistik Über Entbindungen in der Königlichen Frauenklinik
zQ Berlin ergibt sich, dass unter 302 Geburten, bei denen Vaginal-
aosspülnngen mit lauwarmem Wasser stattgefunden hatten, 35 mal
bald lichtere, bald schwerere Fieberbewegungen im Wochenbett ein-
getceten waren, während von 120 Geburten , bei denen keine Schei-
denaosspülungen gemacht wurden, 113 ein ganz fieberloses Wochen-
bett hatten. Eine wirklich ernste Wochenbetterkrankung war auf
keine der 422 Entbindungen gefolgt. Kubier (Oldenburg).
Originalberichte Ober Kongresse.
Bakteriologisches vom X. intemationalen medieimschen
Kongresse zu Berlin, 4. — 9. August 1890.
(Fortsetiung.)
Aus den Abtheilungs-Sitzungen.
XI. Abthellang: Ohrenheilkunde.
Herr Zanfal (Prag). Ueber die Beziehungen der Mikro-
organismen zu der akuten (primären) Mittelohrent-
zündung und ihren Komplikationen und der chro-
nischen Mittelohrentzündung und ihren Kompli-
kationen.
Das AbhäDgigkeitsverbältniss der akuten Mittelohrentzündung
7on den benachbarten Höhlen (Nasen, Nasenrachen- und Mundhöhle
ist durch die neueren bakteriologischen Untersuchungen vollständig
Uar gelegt worden. Die bisher bekannten, Otitis media erregenden
Hikroparasiten sind nicht bloss unter pathologischen, sondern auch
358 Bakteriol. vom X. ioUrnationaloo mediciiiischen Kongresae sa Berlin.
unter normalen Verhältnissen in diesen Höhlen aufgefunden worde
soder Bacillus Fried landender Diplococcus pneamonia
und die pyogenen Strepto- und Staphylokokken. Ob sie auch ai
der normalen Pauken höblenschleimhaut vorkommen, ist noch nid
erwiesen. Da aber nach Z.'s Untersuchungen beim Kaninchen in de
normalen Paukenhöhle Keime vorkommen, so dürfte auch die Existen
pathogener Keime daselbst nicht ausgeschlossen sein. Die normal«
Tuba bietet also keinen Schutz gegen das Eindringen von Mikroor
ganismen in die Paukenhöhle, um so weniger, wenn eine grössere vis i
tergo einwirkt, wie Plus Valsalva, das Politze rasche Verfahren mil
seinen Unterarten, Gathetrismus, Bougiren, Würgen und Erbrechen,
Ausspritzen der Nase, Durchspritzungen per tubam, Bhinorrhagieeo,
Bellocqu*sche Tamponade etc., besonders dann, wenn das Trommel-
fell perforirt ist. Z. beobachtete in Folge von Plus Valsalva eine
Pneumodiplokokkenotitis in Folge des Politzer 'sehen Verfahrens,
nach dem Auskratzen einer Pharynxtonsille beiderseitige Pyostrepto-
kokkenotitis mit Facialparalyse, nach Rhinorrhagie gleichfalls beider-
seitige Pyostreptokokkenotitis. Die Infektion der Pankenhöhleo«
Schleimhaut geschieht am häufigsten durch das Eindringen pathogener
Keime durch den Tubenkanal besonders bei Zwangsaktionen , kann
aber auch erfolgen durch Fortkriechen der Mikroparasiten im Ge-
webe der Tuba bis in die Paukenhöhlenschleimhaut, oder auf bäma-
togencm Wege (Endocarditis, Pyämie, Diphtheritis) , vom äusseren
Gehörgang aus nur bei bei Entzündung des Trommelfells und Eon-
tinuitätstrennungen desselben , im letzteren Falle mischen sich be-
sonders bei Otorrhöen pathogene und Fäulnissbakterien dem Sekrete
bei, welche beim Absterben des primären Entzündungserregers be-
sonders günstige Bedingungen zu ihrer Ernährung finden kÖDü&L
Von den Ursachen der Chronizität einer PaukenhöblenentzünduDg
kennen wir bei Weitem noch nicht alle. Chronisch kann die £q(-
zündung werden durch Sekundär-, Tertiär- etc. Infektion des prim&reo
Entzündungsheerdes ; nach Pio Fok und Bordoni-Uffreduzzi
kann eine akute Entzündung chronisch werden in Folge der durch den
halb siegreichen Kampf der organischen Elemente hervorgerufenen Ab-
schwächung des Virus und in Folge der Heilmittel. In einem Fall von
Pneumodiplokokkenotitis, wo Z. den Diplococcus pneumoniae
noch am 181. Tag im Empyemeiter des Proc. mast. lebensfähig fand,
glaubt Z. diese Ursache annehmen zu können. Im Eiter bei chronischen
Paukenhöhlenentzündung findet sich selten nur ein einziger Mikroor-
ganismus, meist ein Gemisch von verschiedenartigen, theils Fäuloiss-,
theils pathogenen Bakterien. Z. zählt nun alle bei Otitis media supp.
chron. bisher gefundenen Bakterien auf, wiesieLoewy und Seh ra-
der, Bordoni-Uffreduzzi und Gradenigo, E. Levy und
Zaufal angegeben haben, darunter ein für Mäuse und Eanincben
pathogener schillernder Bacillus (Zaufal), Bacillus saprogenes
Rosenbach, Staphylococcus pyogenes, Streptococcus
pyogen es, Bacillen, deren Kulturen wie das otorrhöische Sekret
riechen, ein dem Diplococcus pneumoniae ähnlicher KapseJ-
Diplococcus, sämmtlich durch Loewy und Schrader aufge-
funden; ferner ein pathogener Bacillus, durch E. Levy, Micro-
BaktarioL Tom X. internationalen medicinlschen Kongresse an Berlin. 359
eoccBB tetragenaa darch Gaffky und Zaufal; Proteus vul-
(tris Ebtoaer, Staphylococcus pyogenes albus und
-aireos and ein dem Bacillus Friedländer ähnlicher Ba-
cilUs durch Bordoni-Uffreduzzi und Gradenigo. Doch
^viriuigt Z. auch für die neugefundenen Mikroorganismen die strikte
■ADang der Koch 'sehen Postulate, da besonders in den Fällen,
n» B^n den neugefundenen noch notorisch pathogene Mikroorga-
BBBieii gründen werden, z. B. die pyogenen , die Annahme nicht
angeschlossen ist, dass diese die Ursache der Entzündung und der
XoBplikatioDen sind, und wenn letztere nicht mehr gefunden werden,
BD kbinten sie bereits abgestorben sein , wie dies Z. in einem Fall
KB Gehimabscess und Meningitis annehmen muss , da trotz sorg-
tttiger bakteriologischer Untersuchung keine Mikroorganismen im
Stter aufgefunden werden konnten.
Hot Moos (Heidelberg), KoiTeferent Bei den bakteriellen
IGttdofarerkrankungen kommen hauptsächlich die folgenden Mikro-
organkmen in Betracht: der Streptococcus pyogenes, der
Staphylococcus albus, aureus und citreus, der Diplo-
eoccas pneuomniae Fraenkel - Weichselbaum und der
Friedländer'sche Bacillus. Die Mikroorganismen gelangen auf
Teraehiedenen Invasionswegen in das mittlere Ohr: es gibt eine häma-
togeoe angeborene Otitis media und die hämatogene nach der Ge-
bart Diese kommt durch Vermittelung der Lymphgefässe zu Stande,
besonders bei den Infektionskrankheiten. Ein anderer Weg ist der
durch die Tuba und zwar ganz direkt oder indirekt durch die Saft-
Fpalteu des Bindegewebes bei Scharlachnekrose der Rachengebilde
mit XJmgebung des Ostium pharyngeum. Auch das früher unver-
letzte T^mmelfell (nach M.*s Beobachtung bei Erysipel) ebenso wie
das peiforirte bilden Eintrittspforten. Endlich können die Mikroben
auch ^on der Schädelhöhle aus durch die Fissura petrosquamosa in
das mildere Ohr gelangen. Der Durafortsatz übernimmt die Yermit-
tdnng, so z. B. bei der epidemischen Gerebrospinalmeningitis , doch
fdilt Doch der bakteriologische Nachweis.
Weiterhin bespricht M. sämmtliche Komplikationen der eiterigen
Mittdohraffektionen : das Erysipel, die Facialislähmung, die Meningitis,
den Gehirnabscess, die Thrombophlebitis, die Pyämie, ihre Genese,
die Yerschiedenen Mikrjoorganismen , welche dabei eine Rolle spielen
— es können mehrere zugleich sein — , der Hauptantheil gebührt
jedoch dem Streptococcus pyogenes.
(Fortsetzung folgt.)
360 K«» Uttentiir.
Neue Litteratur
mnmnenfettellt ron
Dr. Abthüb Würzbub«,
BMlBlIwkar tn K^Mrikfaea Oewndhiltwte in Berita.
AllgemelBeB ttber Baktorieii und Pandten.
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fahrens gemachten Beobachtungen. [Mittheiinngen und Besprechoogr iu der Geisü-
sohaft fflr Natur- und Hellkunde su Dresden.] (Korrespondensbl. der Srstl. Krsi»-
und Besirksvereine Im Kdnigreich Sachsen. 1891. No. 4. p. 48 — 60.)
ühthoffi W., Ein Beitrag sur Behandlung Augenkranker nach dem Koch'sdien In-
jecdonsyerfahren. (Berlin, klin. Wochensohr. 1891. No. 7. p. 178— -176,)
Wirksamkeit, die, des Koch'schen Heilmittels gegen Tuberkulose. Amtliche Beridtte
der Kliniken, Polikliniken und pathohigisch-anatomischen Institute der preassisehea
Uniyersitftten. (Klinisches Jahrbuch, Im Auftrage Sr. Excellens des Ministert der
geistlichen pp. Angelegenheiten, hrsgeg. yon A. Guttstadt. KrgiDsaofibsiid.j
8. X. 906 p. Beriin (Springer) 1891.
Inhalt.
OriginalmitfheUiuigMi.
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Oldokner und Keller, Ein Beitrag nr Asep-
sis In der Gebnrtshflife, p. 366.
Originalberiohte ftber KwigreiN.
Bakteriologisches vom X. iotsr-
nationalen med iciniseheo
Kongresse su Berlin,
4.-9. August 1890. (FortseUasf.)
Zauftd, Ueber die Besiebnngen der Mikro-
organismen SU der akuten (primirsn)
MittelohrentsQndung und Ibreo Kompli-
kationen nnd der chronischen Mittelohr-
entzttndung und ihren KomplikstioneD,
p. 867.
Xene Idtteratnr, p. 360.
Frommiinnache BnohAmckerei (IlennAnn Pohlo) In Jana.
für
Bakteriologie und Farasitenkunde.
In Verbindung mit
Gel. M Prot Dr. Leockart m PnlisHir Dr. Loeller
ta LilpiiC te OfUfnraM
heransgegeben Ton
Dr. O. TJliliBrorxn in CaiSseL
■♦4-
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
CL Band« -»- Jena, den 21. März 1891. -o- No« IL
Piila fltar dm Baut (M HmuMra) 14 Xwk.
JfthrUcb erscheinen swei Binde.
-«»f Z« besiehen darch alle Bachhendlangen und Postanetelten. |«^
Die Redaktion des „CentralbkUts für Bakteriologie und ParaeUen"
kwmdf richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige
Wikukaehe um Id^erung von besonderen Abdrücken ihrer Auf"
sdUze entweder wuf das MoMuekripi eehreiben zu woUen oder
direkt an den Verleger, Herrn Cfustav Fischer in Jena, gelangen
zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später
eingehende Wünsche berücksichtigen zu kthinen.
Original -Mittheilungen.
Einiges über die Pathogenese der Dysenterieamoben.
Von
Dr. Eartnlls
in
Alexandrien.
Durch die weitere Bestätigung der Amöben bei Dysenterie auch
in anderen Ländern, ausser Aegypten, sowie in Böhmen, Griechen-
land, Russland und Amerika^) dürfte man erwarten, dass diesem
Parasiten eine grössere Aufmerksamkeit seitens der Fachmänner be-
willigt wäre. In einer Reihe von Berichten aber, die in der letzten Zeit
1) 8. die Littermtur am SchluM.
n.B4. 24
366 Kftrtnlii,
yeröffentlicht wurden, wird den Amöben als Erregern der Dysenterie
entweder keine Wichtigkeit beigelegt, oder es werden dieselben als
gewöhnliche Dannschmarotzer bezeichnet. Oeheimrath L. Pfeiffer
in Weimar, einer der besten Kenner der pathogenen Protozoen, sagt
Yon den Amöben in seinen mir bekannten Veröffentlichungen nur^
dass „sie einigemal im Darm von kranken Kindern — von Ruhr-
kranken — gefunden wurden.,, R.Blanchard, Grassi und Ca-
landruccio, um nur die bekanntesten Namen auf diesem Gebiete
zu nennen, sprechen den Darmamöben jede Pathogenität ab^X
Es ist anzunehmen, dass unsere noch geringe Kenntniss über die
Naturgeschichte der Protozoen und die grosse Schwierigkeit, die-
selben nach den bei Bakterien üblichen Methoden zu züchten, und
nach Koch 'sehen Prinzipien zu erforschen, es vielen Beobachtern er-
schwert, verschiedene dieser Amöben von einander zu unterscheiden,
besonders wenn sie morphologisch ähnlich aussehen. Dass es Proto-
zoen gibt, einige sogar, die den Dysenterieamöben ähnlich sehen und
auch bei anderweitigen Darmerkrankungen zu finden sind, kann nicht
in Abrede gestellt werden. Malmeston, Grassi, Normand«
Lexis und Cunningham haben derartige Thierchen einigemal
beobachtet. Man darf aber nicht jedes Protozoon mit einem be-
stimmten Organismus verwechseln , wie man dies ja auch früher in
ähnlichen Fällen mit Bakterien zu thun pflegte. Ob es zu viel gesagt
ist, fragt L. Pfeiffer*), dass ein vertieftes Studium der bisher
arg vernachlässigten Protozoen-Schmarotzer einen Fortschritt bringen
wird, ähnlich dem, welcher vor 15 Jahren durch die energische Be-
schäftigung mit den Bakterien eingeleitet worden ist? Bei den
Protozoen fehlen uns bis jetzt, wie gesagt, die für die Bakterien cha-
rakteristischen Merkmale, insonderheit die Kultur und der Thierver-
such. Es sei mir deshalb hier gestattet, einige meiner den letzteren
Punkt berührenden Ergebnisse, die zwar noch nicht ganz abge-
schlossen sind, in gedrängten Zügen bekannt zu machen.
Vorausschicken möchte ich einige Bemerkungen über den Befund
der Amöben bei Dysenterie und Leberabscessen. In meinem letzten
Bericht (Ueber tropische Leberabscesse und ihr Verhältniss zur
Dysenterie)*) habe ich versucht, den Nachweis zu führen, dass die
Amöben nicht nur bei allen echten Dysenterieen vorkommen^
sondern dass sie auch stets bei den dysenterischen Leberabscessen
zu finden sind. Der Bestätigung dieses Befundes bei Dysenterie
wurde schon oben Erwähnung gethan. W. Osler in Amerika hat
noch später die Amöben bei Leberabscessen beobachtet. Ich habe
wiederholt in Hunderten von Fällen von anderen Darmaffektionen
nach Amöben gefahndet und im letzten Jahre setzte ich meine Unter-
suchungen wieder fort, aber niemals habe ich vermocht, diese Para-
1) In der letitan SitiiiDfir ^tr fraDsSsischen Soei^t^ de Biologie ivstorte tlcb
L a ▼ e r a n folgendermaassen : Od ignore encore la natnre dei abc^ da foie, consfcati£i
k la dyseoterie, tootes les recberches sont rest^s Jusqa'k pi^eent at^les. 10. Ja-
nuar 1891. Tribnne MMicale. No. 8.
i) Centralblatt f. Bakteriol. Bd. VIII. No. t4.
8) Vir c ho w'» Archiv. Bd. CXVIU.
Eini^^ Über di« Pfttbogenese der Dysenterieamöben. 367
äleo wieder zu fioden. Nur einigemal sah ich Mimidinen bei chro-
DiarrhoeD, aber keine den Amöben ähnliche Organismen.
• Die Kultur der Amöben.
Da ich froher die Amöben in Fleischwasser, flüssigem Blut-
gerom und flüssiger Gelatine nicht züchten konnte, versuchte ich die-
sdben aaf anderen geeigneten NährflOssigkeiten zu kultiviren. Da
ki gesander Kaninchen- und Taubenausleerung einigemal bei Ver-
diaoong des Stuhles mit sterilem Wasser im Brutofen amöbenähn-
fdie Gebilde sich entwickelten, machte ich den Versuch, in solchen
filerilisirteD Yerdfinnungen unsere Amöben zu züchten. Es gelang
Bff oft, in dieser Flüssigkeit eine Vermehrung der Amöben zu be-
ohaehten. Die gleichzeitige enorme Entwickelung von Bakterien aber
trübte so sehr die Kultur, dass ich bald dieses Verfahren nicht mehr
für das weitere Studium der Parasiten geeignet hielt. Einmal gelang
es mir, die Amöben nach besonderer Art zu züchten :
Ich nahm gewöhnliches Brunnenwasser und beschickte es mit
kkineD Mengen von alkalischer Bouillon, sterilisirte die Flüssigkeit und
vertheilte dieselbe in drei Erlenmej^er'sche Kolben, alsdann besäte
ich dieselben mit je 3 Oesen von frischer dysenterischer Stuhlausleerung.
Ko. 1 wurde offen gelassen, zu No. 2 wurden kleine Mengen von Agar-
Agar gef> und mit Watte verschlossen, Ko. 8 nur mit Watte ver-
schlossen. Nach 48 Stunden entwickelten sich in den beiden letzteren
Kolben nur Bakterien, in Nr. 1 aber auch gleichzeitig Amöben, ähnlich
den abgeimpften Thierchen. Keine Schwftrmerform, aber am 5. Tage
schon deutliche Sporenbildung. Da die Amöbenentwickelung in die-
sen üdhrstoff eine nicht zu grosse und für Thierversuche nach meiner
Ansicht nicht geeignet war, suchte ich nach einem Nährsubstrat, welches
die Amöben ohne gleichzeitige enorme Bakterievermehrung zur Ent-
wickelung bringen konnte. Ich hatte nämlich die Beobachtung gemacht,
dass, in welcher sich viele Bakterienarten rasch entwickeln, die Amö-
benzucht gar nicht gedeiht. Allmählich gelang es mir, eine Nährflüssig-
kdt herzustellen, in der die Bakterienentwickelung verhältnissmässig
langsam vor sich geht, die Amöben hingegen sich üppiger fortpflanzen
können. Es wurde zu diesem Zweck gewöhnliches Stroh genommen
Qod davon eine Abkochung gemacht, in welcher die eingeimpften Dysen-
terieamöben in den meisten Fällen sich züchten lassen. Die Abkochung
ist leicht hergestellt Man wählt am besten frisches Stroh, 20 — 30 g
zu 2 Liter Wasser, und lässt dasselbe über der Flamme ^/^ Stunde
lang kochen. Alsdann filtrirt man die Flüssigkeit und stenlisirt die-
sell^ nach dem bekannten Verfahren. Erlen meyer'sche Kolben
oder gewöhnliche weithalsige Gläser von 50—100 ccm Inhalt werden
damit gefüllt Zur Beschickung derselben nehme ich aus frisch
entleertem dysenterischen Stuhl einige Tropfen der schleimigen Massen
und mische sie mittelst eines Glasstabs mit der Flüssigkeit zusammen.
Die Gefasse kommen in den Brutschrank. Die Amöben wachsen
nach meiner Erfahrung nicht unter 20^^, am besten in einer Tempe-
ratur von 30—38«.
Nach 24—48 Stunden sieht man an der Oberfläche der Kultur-
gefässe eine spinnengewebeartige Haut, die neben vielen Bakterien
24»
868 Kartnll»,
aus jung entwickelten Amöben besteht Die Gef&sse werden offen
gelassen, weil so die Zucht leichter gelingt, als bei denjenigen^
die mit Watte yerschlossen sind. Im hängenden Tropfen beobachtet^
zeigt die Amöbenbrut folgendes: Die Thierchen sintt viel kleiner, als
die geimpften Amöben, bewegen sich sehr lebhaft in Schwärmerfonn,
stossen aber keine Pseudopodien aus. Geissein fehlten, jedoch sind
Kern und Vakuolen, besonders wenn die Thierchen mit Anüinfarbeo
gefärbt werden, sehr deutlich. Mitunter findet man in diesen Koltareo
auch einige Amöben, die nach Form und Orösse den eingesäten Thier-
chen ähnUch sind. Sehr oft sieht man auch kleine Gebilde, rund,
homogen, glänzend, die rasch und lebhaft tanzende Bewegungen aus-
führen , durch Anilinfarben sich intensiv färben und welche' ich mir
als freie Kerne zu erklären erlaube.
Allmählich findet man dann in den nachfolgenden Tagen die
Schwärmer zu grossen Amöben herangewachsen. Die Thierchen fahren
alsdann Bewegungen durch Ausstossung von Pseudopodien aus. Gegen
den 4. und. 5. Tag sieht man zwischen den lebhaften Amöben
Formen, die viel kleiner sind, ungefähr in der Grösse eines weissen
Blutkörperchens. Es sind das runde, ruhende Körper mit einem /eJneo
Kontour, kleinem Kern und feinem Protoplasma. Die Gebilde wer-
den allmählich kleiner, es bilden sich zwei Kontouren, die gelblidi
aussehen, mit dunklerem Protoplasma ; ihre Grösse schwankt zwischen
6 — 7 jM.
Da aus diesen Gebilden Amöben zur Entwickelung kommen,
unterliegt es keinem Zweifel, dass es sich hier um Sporen handelt
Binnen 8—11 Tagen vermehren sich die Sporen, die Amöben sind
sehr spärlich vorhanden. Vorläufig kann ich die verschiedenen Ent-
wickelungsstationen nicht genau bestimmen. Die technischen Scbwie-
rigkeiten, die hier obwalten, können nur vom Zoologen beseitigt
werden. Zur weiteren Dmzüchtung der Sporen bietet die Strohab-
kochung keinen geeigneten Nährstoff mehr. Die Entwickelung der
Amöben ist sehr gering, oder bleibt ganz aus. Ich habe deshalb den
Nährstoff durch Bouillon zu verstärken versucht, und es gelang da-
durch mit Leichtigkeit, die weitere Fortpflanzung der Thierchen zn
erreichen. Man braucht nur der mit Sporen beschickten Strobab-
kochung kleine Mengen von neutraler oder leicht alkalischer Bouillon
hinzuzufügen. Das Gleiche erfolgt, wenn in das ursprünglich sporeo-
haltige Kulturgefäss Bouillon hineingegossen wird. Ich habe aof
diese Weise alte Sporen — seit 4 Monaten bei Zimmertemperatur
aufbewahrt — zu Amöben sich weiterentwickeln sehen. Dieser Fort-
pflanzungsprozess ist mir in mehreren Fällen gelungen , seltener nur
ist es aber auch vorgekommen, wie bei meinen ersten Versuchen mit
Wasser, dass die Schwärroerentwickelung ausblieb und gleich erwachsene
Amöben sich zttchten Hessen. Stuhlausleerungen von Gesunden so-
wie von mit Diarrhöe behafteten Kranken dienten mir als KontroH-
versuche. Das Resultat war stets, dass in den Kulturgefässeo Ireine
Amöben zur Entwickelung kamen.
Mehrere Versuche, die Amöben bez. die Sporen rein zu gewinDCn,
durch Verdünnung der Aussaat oder durch Aufsuchen der Amöben
bezw. der Sporen in der verdannten Flüssigkeit mit der mit flüssiger
Ebiigw über die PathofenMe der DysenterieAmdbeii. 3g9
ftenler Gelatine befeuchteten Platinnadel — blieben erfolglos. Ein
äuigea Mal nar gelang es mir, die Amöben durch drei Umzüchtnngen
tm Too anderen Mikroorganismen zu halten. Die Thierchen stammten
MB dem Inhalt eines dysenterischen Leberabscesses, welcher, wie die
UteriologiaGhe Untersuchung herausstellte, keine andern Organismen
otfiielt. Die Zucht, in Erlenmeye raschen Kolben kultivirt, glich
itm schon beq^rocheneu Entwickelungsmodus.
Thierversuche.
Hit Kaninchen und Meerschweinchen, die entweder mit frischen
djaenteriachen Ausleerungen oder mit AmObenkulturen in den Darm
gampft waren, bin ich zu negativen Besul taten gelangt Es war
Lösch zuerst, welcher die Dejektionen eines Dysenterikers 4 Hunden
in das Bectom eingespritzt hat. Ein Thier ist davon erkrankt, und
in sdnen Stühlen fanden sich die Amöben. Der Hund wurde ge-
tUtet and bei der Obduktion sah man Entzündung der Schleimhaut
des Darmes und oberflächliche Geschwüre. Ich habe das Experi-
meDt aocli bei Hunden wiederholt, aber bis jetzt konnte ich keinen
Hund weder mit frischer amöbenhaltiger Ausleerung noch mit Amöben*
koltaren deutlich krank machen. Dass Hunde aber hier wenigstens
an Dysenterie erkranken, sah ich neulich bei einem irischen Hund, der
nicht nur alle Symptome bot, sondern in seinen blutig-schleimigen
Stühlen fast Reinkulturen von Amöben zeigte. Als der Hund starbt
tuiden sieh die Amöben wieder in den Darmgeschwüren, sie waren
von den menschlichen Dysenterieamöben nicht zu unterscheiden.
Dieser Fall überzeugte mich, dass man auch bei Hunden, vielleicht bei
gewiaaen Bässen, mit den Impfungen positive Resultate erhalten kann.
Als geeignetes Versuchsthier wählte ich die Katze aus, da
ich Ton verschiedenen Thierärzten vernommen habe, dass ausser
Hunden noch Katzen und Ratten an Dysenterie erkrankten. Obwohl
ich früher auch mit Katzen keinen positiven Erfolg hatte, wiederholte
ich meine Experimente diesmal mit grösserer Vorsiebt, und zwar mit
Glück. Vor der Einspritzung wurden die Stühle der Thiere auf das
BOTi^Utigste nach Amöben untersucht Niemals enthielt der Darm
derselben Amöben oder andere Protozoen.
Die Katzen wurden geimpft
1) mit frisch entleerten amöbenhaltigen Stuhlausleerungen von
Dyaenteriekranken ;
2) mit gezüchteten Amöben in Strohabkochung.
3) mit Reinkulturen von Amöben (aus Leberabscesseiter) und
4) mit Amöbensporen.
Ad 1. 10 ccm eines amöbenhaltigen Stuhles wurden in das
Rectum der Katzen eingespritzt: (3 Versuchsthiere).
Katze A. Zwei Monate alt, erhielt am 6. VI. 1890 10 ccm der Aus*
leerang eines seit 1 Monat an Dysenterie erkrankten Mannes in das
Rectum eingespritzt
7. VI. 1890. Thier munter.
8. VI. 1890. Das Thier ist weniger munter, bewegt sich wenig.
Aus dem Darm wird durch einen sterilen Glasstab etwas von schleif
miger Stuhlflüssigkeit herausgeholt, die viele Amöben enthält.
370 Kartulls,
9. VI. 1890. Der gleiche Befund.
10. VI. 1890. Das Thier hat heute diarrhOische Stahle. Viel
lebhafte Amöben.
12. VI. 1890. DQnne StQhle mit Amöben.
15. VI. 1890. Thier magert rasch ab und frisst wenig.
20. VI. 1890. Tod.
21. VI. 1890. Autopsie. Die Schleimhaut des Danndarma isl
blass und locker. Im Dickdarm flQssig- schleimiger Inhalt. (Vieh
todte Amöben.) Keine deutlichen Geschwüre, mehrere Erosionen der
Schleimhaut. Hie und da punktförmige H&morrhagieep.
Den Katzen B. und T. floss jedesmal die Flüssigkeit aus dem
Rectum heraus, sie erkrankten nicht
Ad 2. Einer 2 Monate alten Katze M. wurden 10 com einer
Stägigen 3. Umzüchtung von DysenterieamOben (unreine Kultur) ina
Rectum eingespritzt. Da die Flüssigkeit vom Thier im Kectum nicht
behalten werden konnte, spritzte ich wieder nach zwei Tagen 10 ccm
von der gleichen Kultur ein und scbloss den After durch GatgutaabL
Zwei Tage später wurde die Naht entfernt, der durch Glasstab
herausbefßrderte Darminhalt enthielt keine Amöben. Erst am 6. Tage
nach der Einspritzung erfolgte schleimiger Stuhl, in dem sich viele,
kaum 12jU messende Amöben mit lebhaften amöboiden Bew^ungen
vorfanden. Am 11. Tag erschienen die Amöben etwas grösser.
Am 12. Tag Prolapsus recti. Viele Amöben im Schleim der
Stühle. Thier magert ab. Am 18. Tage verendet das Thier. (Wegen
Krankheit des Autors keine Autopsie.)
Katze N., 40 Tage alt, wird wie Katze M. geimpft, zwei Tage
darauf noch einmal. Am 3. Tage lebende Amöben im schleimigen
Stuhl, etwas grösser, als bei der Katze M. Am 6. Tage Tod. Autopsie:
Nur der Dickdarm leicht entzündet, es fanden sich jedoch weder
Geschwüre nach Erosionen der Darnischleimhaut. Die übrigen Organe
unverändert. Die Ursache des raschen Todes ist nicht aufzufinden.
Ad 3. Katze K., 2 Monate alt, wurden 10 ccm Reinkultur einer
3. Umzüchtung in das Rectum eingespritzt. Zwei Tage nach der Ein-
spritzung fand sich im Käfig schleimiger Stuhl, der lebende Amöben
enthielt. In den nachfolgenden Tagen schien das Thier munter, je-
doch magerte es ab ; leider lief es am 14. Tage aus dem Käfig weg.
Katze P., einen Monat alt, wurde am IJIY. 1890 auf einmal mit 20 ccm
Amöbenreinkultur in das Rectum geimpft. Da die Flüssigkeit beraas-
gedrängt wurde, ist der After mit Catgutnaht geschlossen worden.
Nach 3 Tagen wurde die Naht entfernt. Schleimige Stühle mit Blut
gemengt (ob von den Nadelstichen, schwer nachzuweisen). In der Aus-
leerung sind viele lebende Amöben zu sehen, dieselben besitzen grob-
körniges Protoplasma, ihr Leib ist frei von Bakterien und fremden
Stoffen. Sie stossen lebhaft ihre Pseudopodien aus. Der gleiche Befand
lässt sich in den folgenden Tagen nachweisen. Die Abmagerung erfolgt
rasch. Am 16. Tage findet man im Käfig ungefähr 50 ccm milcbig-
blutigen Stuhles. Am 19. Tage Tod. Obduktion 2 Stunden daraul
Leiche sehr abgemagert. Bauchdecken eingezogen. Magen roll
Lungen sehr blass, die linke zeigt Adhäsionen mit der Pleura. Leber
blassroth, leicht fettig degenerirt. Vena portarum strotzend von
Eiliges fiber die Pathogenese der Dysenterieamöben. 371
r
I fldiwarzrotbein Blut. Nieren leicht hyperämisch. Milz unverändert.
I Dtniidarm blutarm^ leer, Diciidarm 12 cm laug, voll von einem schwarz-
bfmaDeo scbleimflüssigen Inhalt. Schleimhaut locker aufgequollen.
Deber die ganze Länge des Dickdarms findet man mehrere punkt-
fitaiige Hämorrhagieen und Geschwüre von Stecknadelkopf- bis Lein-
saiaengrCflse, viele rund, andere wieder oval und zackig. Eine Rosa-
firbcmg der Schleimhaut reicht 2 cm über die Klappe in den Dünn-
darm. Der Darminhait erweist sich aus Zellenpigment, rothen Blut-
körperchen, Leakocyten und vielen Amöben bestehend. Letztere sind
gar nicht Yon den menschlichen Dysenterieamöbeu zu unterscheiden.
An dem in Spiritus gehärteten Darm kann man die Ver-
sdiwärangen nach einigen Tagen nicht mehr wahrnehmen. In den
aitEhrlich'schem Hämatoxylin oder mit Loeffler'scher Methylen-
UanlösaDg ge&rbten Schnitten finden sich die Amöben wieder in
den erkrankten Schleimhautabschnitten. In Serienschnitten gewahrt
■an das Hineinarbeiten der Amöben. Nach Abstossung des Epithels
diiogen die Thierchen zwischen die Tubuli der Schleimdrüsen,
asd zwar, wie mir ein Präparat gezeigt hat, keilförmig ein.
Durch grössere Ansammlung werden die Epithelzellen des Drüsen-
gerOstes abgestossen, um das Geschwür zu bilden. Dasselbe ist je-
doch hier oberflächlich und geht nicht bis in die Submucosa, wie es
bei der menschlichen Dysenterie in weit vorgeschrittenen Fällen vorzu-
kommen pflegt. In unserem Falle haben die Amöben nur einen kleinen
Thal der Drüse zerstört und blieben auch mehr oberflächlich liegen.
Ad 4. Drei Katzen wurden mit Amöben bezw. Amöbensporen
melirere Tage lang gefüttert. In den normalen Stuhlausleerangen
vermochte ich niemals Amöben zu finden.
Eb ibigt aus diesen Versuchen, dass die Dysenterieamöben allein
ab die Ursache der Dysenterie anzusehen sind. Die Behauptung
einiger Forscher, dass anderweitige Mikroorganismen oder ein be-
stimmtes Bacterium, so z. B. der Chantemesse-Widarsche
Bacillus, die Ursache der Dysenterie sei, veranlasste mich, durch
folgende Kontroll versuche meine Ueberzeugung zu bekräftigen:
1) Ich züchtete mehrere Bakterienarten aus dysenterischen Stuhl-
aosleerangen , darunter Bacterium coli und den grünen Ba-
cillus der sog. Diarr6e verte von Lessage, öfters und spritzte
dieselben in den Darm von jungen Katzen.
2) Ich züchtete auf Oelatineplatten aus dysenterischen Stühlen
mehrere Mikroorganismen, und nachdem ich mich überzeugt hatte,
dass nach einigen Tagen keine Amöben mehr lebten, brachte ich die-
selben en masse durch Einspritzung in den Darm von jungen Katzen.
3) Ich filtrirte dysenterische Stühle durch ein Flanelltuch, in
welchem die Amöben haften blieben, und spritzte die Flüssigkeit in
das Rectum von Katzen.
4) Eine Reinkultur des Ghantemesse- Widarschen Ba-
cillus (aus dem Laboratorium des Herrn Chantemesse durch
einen Kollegen freundlichst zur Verfügung gestellt) wurde in Auf-
schvremmung in den Darm von jungen Katzen eingespritzt, und
5) wurden Katzen mit den erwähnten Organismen gefüttert
Alle diiese Versuche schlugen n^ativ aus, keins der Thiere erkrankte
872 Hftnkin,
an Dysenterie, nur einigemal erfolgte eine leicht vorübergehende
Diarrhöe.
Meine Versuche über das Wesen der Dysenterieamöben betrachte
ich noch nicht, wie schon oben angedeutet wurde , als abgeschlossen.
Es bleibt besonders noch übrig, die Dysenterieamöben aasserbalb dea
Körpers zu finden. Dass dieser Organismus auch im Wasser zu suchen
ist, halte ich für sehr wahrscheinlich. Meistentheils wird das Wasser ab
Ursache der Erkrankung beschuldigt und ich habe schon in derartiges
verdächtigen Wässern ein paar Mal den Versuch gemacht, Amöben zu
züchten. Es gelang mir einmal, eine Amöbe in Strohdekokt zu kol-
tiviren, die den Dysenterieamöben auf den ersten Blick ähnlich aus-
sah, jedoch etwas kleiner war, ihre Bewegungen waren durch un-
regelmässige Ausstossung der Pseudopodien verschieden, der Kern
liess sich mit Loef f 1er 'scher Methylenblaulösung rothviolett färben.
Thierversuche habe ich wegen raschen Absterbens der Zucht niclit
machen können.
Litteratur:
Koch B., Gft^fky's Bericht sar Erforschang der Cholera in 1888. p. 66.
HUva, Referat im Centralblatt f. Bakteriologie. Bd. II. No. 25.
Kartolis, Centralblatt f. Bakterioloffie. Bd. VII. No. 85.
Hasch int in, Centralblatt f. Bakteriologie. Bd. VI. No. 16 — 17.
Osler, Centralbl. f. Bakteriologie. Bd. VIL No. 23.
Calandrnccio. Atti deir Accademia Gioenia. (i) IL 1889.
Grassi, Accademia dei Lincei. IV. p. 88 — 88.
Blanehard, B., Los animauz parasites. 1890.
Pfeiffer, L., Zeitschrift f. Hygiene. Bd. III, IV, V, VI, VUl.
Derselbe, Die Protosoen als Krankheiteerreger. Jena 1890.
Derselbe, Die pathogenen Protosoen. Ceotralb). für Bakt. Bd. YULNo. S4 — f6.
Kartalis, Virchow's Archiv. Bd. CV.
Derselbe, Virchoir's Archiv. Bd. CV.
Derselbe, Centralblatt fQr Bakteriologie. Bd. II. No. 86.
Lösch, Virchow's Archiv. Bd. LXV. 1875.
Chantemesse et Widal, Semaine mödicale. April 1888.
Alexandria, Ende Januar 1891.
üeber den schützenden Eiweisskörper der Katte.
[Aus dem hygienischen Institut zu Berlin und dem Patho/ogical
Laboratory Cambridge.]
Von
E. H. Hankin^
Junior George Henry Leirels Student, Felloir of St. John's College Cambrj(i(ge-
(Schlass.)
Da es mir nicht gelungen ist, die bakterientödtende Substanz
in ganz unverändertem Zustande aus Rattenmilz resp. Serum zu ge-
winnen, so sind meine Resultate mit den isolirten schQtzeodeo Ei-
weisskOrpern kaum so befriedigende. Eine Battenmilz wurde aus-
i
Ueber deo schfiUenden Eiweisskörper dar Ratte. 873
dtten and mit 10 ccm einer Mischung von gleichen Theilen
in ond 75 ^ä Na^SO« -Lösung extrahirt. Die so gewonnene
Lösung wurde mit 200 ccm Alkohol gemischt und der Nieder-
abfiltrirt, getrocknet und mit 5 ccm 0,75% NaCl-Lösung ex-
QDd wieder filtrirt. Milzbrandsporen wurden mit dieser Lösung
it and damit 5 Mäuse geimpft, von denen 3 nach 60 Stunden
, wahrend 2 am Leben blieben. Die eingespritzte Menge
0,01 bis 0,03 ccm. Die KimtroUmaus ist nach 36 Stunden
Grande gegangen. Ferner wurden ungefähr 10 ccm EUittenserum
Iwü Alkohol gefällt, der so entstandene Niederschlag wurde abfiltrirt
iiaid mit physiologischer Kochsalzlösung extrahirt Von diesem
[Aii»age wurden 0,01 bis 0,07 ccm (mit Milzbraudsporen) 10 Mäusen
ffcjpiaft. 5 davon sind lebend geblieben, 5 nach 60—84 Stunden
irben. In einem anderen Versuche wurden 6 Mäusen 0,02
iitt 0^11 ccm einer ähnlichen Lösung mit Milzbrand injizirt Alle
Sfid gestorben und zwar 4 erst nach 60 Stunden. Von diesen zeigte
tie Milz der Haus, welche die grösste Dosis (0,11 ccm) bekommen
latte, viele bacillenhaltige Phagocyten, was ich bislang in keinem
enzigen Falle bei Mäusen nach Milzbrandimpfung mit Sicherheit
kobachtet habe, obschon ich last 300 Mäusemilze nach Milzbrand-
iBiphiDg unter allen möglichen Bedingungen durchforscht habe.
Eine zweite Maus dieses Versuches, welcher 0,1 ccm eingespritzt
worden war, zeigte keine bacillenhaltigen Phagocyten, aber auch
überhaupt keine Bacillen in ihrer Milz. Die übrigen 4 Mäuse hatten
viel kleinere Mengen von dem „HeilroitteP^ bekommen und boten
nichts Besonderes dar; deshalb glaubeich, dass dieser Misserfolg
von der zu geringen Dosis abhängt Die Kontrollmäuse sind' nach
18 resp. 36 Stunden gestorben.
I7eber die chemische Beschaffenheit dieses Körpers kann ich vor-
liofig nur berichten, dass es ein Globulin ist, das sich von der
Mehrzahl der anderen Globuline wohl unterscheidet, indem es durch
ÄlkoholfiLllnn$? nicht dauernd unlöslich gemacht wird, und zweitens,
dass seine Lösungen eine alkalische Reaktion besitzen, wie aus Fol-
gendem hervorgeht:
4 Ratten wurden mit Chloroform getödtet, ihre Milz wurde rasch
aoageschnitten und mit ungefähr 30 ccm einer 2 ^/o Na^SO^-Lösung
zerrieben. Nach 24 Stunden wurde die Flüssigkeit, die schwach alka-
lisch reagirte, mit einem Ueberschuss von Alkohol gemischt; eine
halbe Stunde darauf der entstandene Niederschlag, der das Glo-
bulin und die vorhandenen Salze enthielt, abfiltrirt und mit einem
Ueberschuss von Thyraol in einem Pergamentpapierschlauch dia-
Ijsirt. Die Dialysirung wurde in strömendem Wasser von 37— 40*
sosgefQhrt >).
Sobald etwas Wasser durch die Membran gedrungen war,
löste sich sofort dai Na^SO^, und in Folge dessen wurde ein Theil
der vorhandenen Eiweissarten (Globuline) gleichfalls gelöst. Die
1) In anderen Ähnlichen Versuchen betrag die Temperatur 46—60 ^ um die Mö^»
üdkkeit dar Flainins auezuachlieesen.
374 Hank in, Udb«r dtn tehfitienden Eiweiwkörper der fiütte.
LOsuDg reagirt nuDmehr alkalisch. Nach 14 Tagen wurde die Lfiso
wieder auf ihre BeaktioD geprüft; sie bläute nun nicht mehr Lacknv
papien Etwas Kochsalz (dessen Lösung sich als neutral erwii
wurde zugesetzt, und nach einigen Minuten trat eine ziemlich star
alkalische Reaktion hervor.
Die Erklärung dieser Erscheinung ist einfach. Durch die ve
längerte Dialysirung wurden das Na2S04 und andere Salze entfen
Dadurch war der Eiweisskörper niedergeschlagen, weil er in Wassti
unlöslich und nur in verdünnten Salzlösungen löslich ist, mit andere
Worten, weil er zu den Globulinen gehört.
In anderen Versuchen wurde die Eiweisslösung nicht g^i
Brunnenwasser (das in Cambridge sehr schwach alkalisch reagirt)
sondern g^en ganz neutrales destillirtes Wasser dialysirt Diesei
Verschwinden der Reaktion nach Wegdialysirung des Salzes oiiri
ihr Wiederauftreten nach NaCI-Zusatz kann wiederholt beobachte
werden. In einem weiteren Versuche war das durch Dialysirung nie
dergeschlagene Olobulin mit destillirtem Wasser ausgewaschea uoi
dann wieder in NaCl-Lösung gelöst, worauf von neuem seine alka«
lische Reaktion hervortrat. i
Merkwürdig ist es, dass die Bläuung des Lackmuspapiers immer '
nur sehr langsam stattfindet. Auf den ersten Blick scheint es, dass
eine solche Lösung neutral reagirt; nach einigen Minuten aber ist
eine schwache Bläuung wahrnehmar und nach V4 Stunde zeigt sick
eine ziemlich intensive Blaufärbung. Meines Erachtens haben wir hier
einen Beweis dafür, dass es ein alkalisch reagirender Eiweisskörper
ist Die auffallende Thatsache jedoch, dass die Blaufärbaog des Lsdr-
muspapiers so langsam eintritt, kann durch die geringe Beweglich«
keit der grossen, schwer dialysirbaren Eiweissmoleküle erklärt werüeo.
Wenn man Lackmuspapier in Rattenserum bringt, so tritt so-
fort eine starke Bläuung ein. Diese Erscheinung muss der Gegen-
wart von alkalisch reagirenden kohlensauren Salzen zugeschrieben
werden., weil die alkalische Reaktion dieses Serums beim Dialjsires ;
gegen destillirtes Wasser vollständig verschwindet. Wenn man jetzt
etwas Kochsalz zusetzt und stark schüttelt, dann tritt sehr langsam ;
die Blaufärbung ein. Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass im <
Rattenserum ein alkalisch reagirendes Globulin vorkommt.
Meine Versuche lassen daher folgende Schlüsse als wahnscheio-
lieh zu:
1) Aus Rattenmilz und Serum lässt sich ein basischer Körper
darstellen, der sich von allen bis jetzt bekannten Basen daduKh
unterscheidet, dass er in Alkohol und destillirtem Wasser unlöslich
ist und dass er nicht dialysirt.
2) Dieser basische Körper gehört zu den Eiweissarten, und zwar
zu den Globulinen.
3) Dieses Globulin besitzt eine bakterientödtende Wirkung; seiner
Gegenwart verdankt das Serum von Ratten seine Milzbrandbadi/en
tödtende Kraft.
4) Wahrscheinlich ist die Immunität der Ratten gegen Uihhmd
und Diphtheritis durch das Vermögen des Rattenkörpers, diesen
Stoff zu erzeugen, mindestens theilweise hervorgebracht.
BrauB, lieber EehiDorhyncbos polymorphus and filicollis. 375
6) Die bakterientödtende Eigenschaft dieses Körpers tritt nicht
m* aasserhalb, sondern auch innerhalb des Körpers der für Milz-
Inod empftnglichen Thiere hervor. Es ist daher möglich, dass der
litten schützende Eiweisskörper als Heilmittel gegen Milzbrand ge-
bnmcht werden könnte.
Cambridge, 3. Februar 1891.
Heber Echmorhynchos polymorphus und filiooUis.
Von
H. Braun
in
Rostock.
Bei der Bestimmung der von mir im Rostocker zoologischen
Ltat zusammengebrachten Helminthensammlung habe ich
Beobachtungen gemacht, welche es rechtfertigen, die bisher zu Echi-
aorhynchus polymorphus Brems, gezogenen Echinorhyn*
eh US filicollis Rud. wiederum als selbständige Art zu be-
trachten.
In seiner ,,Entozoorum sive vermium intestinalium historia na-
turalis^ (vol. II. p. I. pg. 283. Amstelod. 1809) beschreibt nämlich
£adoIphi unter dem Namen Echinorhyn ch us filicollis
eiaeu Kratzer, der ihm aus dem Darm von Anas fuligula durch
Albers, von Anas sponsa durch Braun und von Fulica
atra durch Nitzsch zugeschickt worden war; er selbst fand den
Wurm bei Fulica atra im Juli und bei Anas boschas fera
im September.
Die Länge der in Rede stehenden Art beträgt nach Rudolph!
f— 1, seltener 1^ Zoll, die Dicke bis zwei Linien; die Färbung ist
weisalich. Bei mehr als 30 untersuchten Exemplaren war der RQssel
'niemals ausgestQlpt, vielmehr erschien als vorderster Körpertheil
eine ein bis zwei Linien dicke, kuglige Blase (Bulla), an deren Scheitel-
fiäebe eine kleine Erhöhung (punctum eminens) zu erkennen war.
Von dieser erstreckten sich zarte Linien über die durchscheinende
Bulla divergirend hin. Auf die Bulla folgte ein dünner, fadenförmiger
Hals, zwei bis drei Linien lang und mit gleich massigen Kontouren.
Der Körper selbst war ziemlich dick, an beiden Enden verjüngt, oft
wie abgestutzt und bald gedreht oder beiderseits zugespitzt.
Diese Echinorhynchen sassen im Darm der genannten Vögel
derart, dass der Hals tief in die Darmwandung eingesenkt war und die
Bulla, nur vom Peritoneum überzogen, auf der Aussenseite des Darmes
dn Knötchen bildete, so dass oft ein grosser Theil des Darmtractus
mit Höckern besetzt erschien. Wenn man einen solchen Höcker von
aussen öffnete, stiess man auf die Bulla, die mit dem zugehörigen
Halse leicht vom Körper des Kratzers abriss; ging man dagegen von
der Innenfläche des Darmes aus vor, so gelang es leicht, den Wurm
376 Braun,
intakt herauszuziehen; man bemerkte dann einen kleinen Kanal in
der Darmwandung, in welchem der dünne Hals des Wurmes lag.
Die Berechtigung der von Rudolphi filicollis genannten
Art ist jedoch bald in Zweifel gezogen worden und zwar zuerst
durch Bremser, der (in Jassoy: Diss. inaug. de Echinorhyncho
polym. etc. Herbipoli 1820. 4^. c. una tab.) eine Beibe vor ihm als
besondere Arten beschriebener Kratzer zusammenzog und den Ech.
filicollis mit anderen Arten zu der neuen Spezies Ech. poly-
morph us vereinigte, weil er den verschiedenen Habitus dieser P'ormen
als durch Altersveränderungen bedingt erkannt haben wollte. Die diese
Veränderungen darstellende, der erwähnten Dissertation beigegebene
Tafel hat Bremser noch vor ihrer Publikation an Rudolphi mit-
getheilt, der jedoch höchstens seinen Echinorhynchus tere-
ticollis aus Fischen mit Ech. filicollis in Enten etc. zu ver-
einen geneigt ist (Entozoorum Synopsis. Berol. 1819. p. 327).
Aehnliche Beobachtungen wie Bremser machte auch West-
rumb (de helminth. acanthocephalis Hannov. 182L p. 33), und auch
er zog Ech. filicollis Rwi. zu Ech. polymorphus Brems.
Die von ihm glücklicherweise gegebene Abbildung der Eier (Tab. lU.
Fig. 14) wird, wie unten gezeigt wird, über die Art, welche West-
rumb vorgelegen hat, sicher entscheiden lassen.
Unter dem Gewicht dieser durch zahlreiche Beobachtungen ge-
stützten Ausführungen verschwand daher Rudolphi 's Ech. fili-
collis aus den Katalogen und erscheint z. B. bei Diesing (Syst.
helminthum. Vindob. 1850. Tom. IL p. 49) nur unter den Synonymen
TU Ech. polymorphus.
So blieb die Sache, bis 6. Wagen er (Zeitschr. f. wiss. ZooL
IX. 1858. p. 78) die Rudolp hinsehe Art wieder aufnahm, die er
zusammen mit Echinorhynchus polymorphus ,^n grossen
Schaaren'^ im Darm von Enten sowohl des Berliner Marktes wie
aus der Provinz Posen antraf. Da.ss Ech. filicollis Rud. Ton
Ech. polymorphus Brems, verschieden ist, dafür fübrt Wagen er
die nicht unbeträchtliche Differenz in der Grösse und der Form der
reifen Eier sowie der in ihnen eingeschlossenen Embryonen an. Lei-
der hat aber Wagen er die Eier beider Arten verwechselt, wie ich
zeigen kann, und so konnte es kommen, dass später R. Greeff
<Arch. f. Naturgesch. Jahrg. XXX. Bd. L Berlin 1864. p. 113—114)
über die Artfrage nicht ins Reine kam. Greeff hatte nämlich
durch Verfütterung der in Gammarus pulex lebenden Jugend-
form (Ech. miliaris) an Enten den echten Ech. polymorphus
Brems, erzogen ; die Eier dieser Art wichen aber beträchtlich von den-
jenigen Eiern ab, welche Wagener als von Ech. polymorphus
herrührend bezeichnete, während sie den Eiern von Ech. filicol-
lis Wagener's glichen.
Wegen der Differenz in den Eiformen hat dann wohl auch
V. Li n stow (Ck)mpend. d. Helminthol. Hannov. 1878. p. 154) den
Ech. filicollis Rud. neben Ech. polymorphus Brems. iJs
Parasiten der Hauseute aufgenommen, bei den übrigen von Ru-
dolphi aufgezählten Wirthen aber nur die letztere Art.
Neuerdings hat O. Hamann nicht nur die Eier und die Ent-
Ueber Scbinorfaynchas polymorphus and filicollis. 377
ikkdoDg des Ech. polymorphus behandelt, sondern «uch dessen
Biken genau beschrieben und abgebildet. (Die Nemathelminthen.I. Heft.
HoDOgr. d. AcaDthocepb. Januar 1891.)
Ich selbst glaube nun beide in Rede stehenden Arten gefunden
nbaben, und zwar Echinorhyncbus polymorphus Brems,
in Darm tod Anas clangula (WarncmQnde. Januar 1888) und
SoDateriamollissima, der Eiderente, welche ebenfalls bei Warne-
Bftode im Dezember 1887 erlegt worden ist; Echinorhynchus
niicollis Rud. fand ich im Herbst 1889 und 1890 im Darm von
flaasenten , welche hierorts auf einem Teiche unserer ' Promenaden,
der sogenannten Dreiwallskuhle, während des ganzen Jahres gehalten
nid gezüchtet werden. Die yon Rudolph! gegebene Beschreibung
des Warmes selbst sowie der Veränderungen , die er im Darm der
behHeaen Thiere hervorruft, passen vollständig zu meinen Beobach-
tDDgen. Nun wQrde dies an und für sich nicht entscheidend sein,
wm nicht greifbare Unterschiede gemeldet werden könnten.
Vor Allem ist hierbei auf die verschiedene 'Grösse und Form der
B^ beider Arten zu verweisen, wie sie uns zuerst Wagen er (1. c.)
gemeldet hat; die Eier von Ech. fili coli is aus dem Darm der
Haosente sind, wie die der meisten Echinorhynchen, von drei
Schalen umgeben, von denen, wie gewöhnlich, die mittlere die dickste
ist. Die ihr anliegende äussere Schale ist dünn und hebt sich an
den beiden Polen des Eies von der dicken, mittleren Schale ab ; die
Form ist langgestreckt elliptisch ; der Längsdurchmesser des ganzen
Eies betragt 0,062—0,070 mm, der Querdurchmesser 0,019— 0,023 mm ;
die mittlere Eischale , welche abgerundetere Pole besitzt , als die
finssere, misat in der Länge 0^056—0,061 mm, in der Breite 0,019*
bis 0,023, die Schalendicke selbst beträgt etwa 0,004 mm. An keiner
Stelle ist die mittlere Schale verdickt oder ausgebuchtet und namentlich
mA die Pole ganz konstant abgerundet. Diese Eiform entspricht der
Zeichnong, die Wagen er (1. c. Tat VL Fig. 13) von den Eiern
von Ech. polymorphus gibt!
Die Eier von Echinorhynchus polymorphus dagegen finde
ich, wie Greeff und Hamann sie schildern und abzeichnen;
die Gestalt ist spindel- oder wetzsteinförmig; die mittlere, dicke
Eischale ist an ihren Polen nicht einfach abgerundet , sondern
gS^i jederseits in einen ziemlich langen Fortsatz über (vergl. Arch.
i Naturgesch. XXX. 1864. Taf. IL Fig. 1, Hamann 1. c. Taf. I.
Fig. 21 und 31 und Wagen er 1. c. Fig. 16)* Diese Eier sind fast
noch einmal so lang, wie die von Ech. fili coli is, nämlich 0,110 mm,
QDd 0,01 9 mm breit; der Längsdurchmesser der mittleren Schale
beträgt 0,103 mm, ihre Dicke dagegen nur 0,0013 bis 0,002 mm;
jeder der beiden Verlängerungen an den Polen ist etwa
0,O2ämm lang, so dass für die mittlere Partie der Schale etwa 0,064
mm an Länge bleiben. In diesen hohlen, dem oberen Theile eines
Kegels ähnlichen Verlängerungen trifft man gewöhnlich, wie es auch
Wagen er zeichnet, einige Partikelchen von Schalensubstanz. Die
innerste, den Embryo umgebende Schale zeigt gewöhnlich ebenfalls
an ihren Polen einen, jedoch kleinen und zugespitzten Fortsatz.
Zu diesen recht beträchtlichen Unterschieden in der Form und
878 Braun,
Grösse der Eischalen konunen nicht minder beachtenswerthe bei dei
Embryonen selbst; die Körperoberflftche ist allerdinf^s bei beiden toi
einem Stacheikleide bedeckt, doch tragen die von £cb. polymor-
p h u 8 an der Scheitelfläche einen doppelten, die von filicollis
einen einfachen Hakenkranz; auch bestehen Unterschiede in der
Hakenform bei beiden Arten I .
Bei der so grossen Differenz in den Eiern und in den Em-
bryonen wird Niemand zweifeln können, dass zwei verechiedene Arten
vorliegen; ich nenne in Uebereinstimmung mit Hamann and
Greeff dieArt mit den spindelförmigen Eiern Ecfa. poij«
morphus Brems, and die Art mit den elliptischen Eiern Ech.
filicollis Rud., weil die von mir gesehenen Exemplare in AlJem
den Angaben, welche Rudolph! über Ech. filicollis macht,
entsprechen. Dagegen nehme ich an, dass W a g e n e r beide Arten
mit einander verwechselt hat, und dass Westrumb, der ovale Eier
von Ech. polymorphus abbildet (1. c. Tab. III. Fig. 14), in Wirk*
liebkeit Ech. filicollis vor sich gehabt hat, wenigstens in dem
Exemplar» dessen Eier er darstellt.
Beide Arten (Ech. polymorphus und Ech. filicollis)
haben viele Beziehungen zu einander; sie gehören mit Ech. pro-
teus und sphaerocephalus jener Gruppe von Kratzern an, ao
denen mit zunehmendem Alter Veränderungen auftreten, welciie
Creplin (Ersch und Grub er 's Encyklopädie d. Wiss. u. Künste
1. Sekt 32. Thl. 1838. Artikel Eingeweidewürmer, pg. 284) nach den
Beobachtungen von Bremser und Westrumb dahin erläutert,
dass der Rüssel wie der theilweise mit Stacheln besetzte Körper
.Haken und Stacheln verlieren, was ja unseren Erfahrungen auch bei
anderen Helminthen, z. B. Distoroen, Tänien entspricht, und sicli
dann in eine um Vieles grössere, glatte Kugel umbilden kann. Ferner
entsteht vielleicht auch bei einigen Arten am vordersten Ende des
Halses ein kugelförmiger Bebälter, in den sich der Rüssel, der daoo
nie seine Haken verliert, zurückziehen kann. Das letztere gilt für
den in Fischen lebenden Ech. pro teus, bei dem ich an den liier
gefundenen Exemplaren, sowie an solchen, die von Creplin (aus
Greifswald) stammen, den Rüssel mit seinen Haken vor der kugligen
Auftreibung der Bulla leicht auffinden konnte. Der erste Fall —
völliger Verlust der Stacheln — soll bei Ech. sphaerocephalus
(aus Vögeln) eintreten, die Umwandlung des Rüssels selbst in eiue
glatte Kugel bei Ech. polymorphus, der in seiner Jugend als
Ech. versicolor, im Alter als Ech. filicollis erscheint
Nun ist es aber ein Irrthum, wenn angenommen wird, dass bei
Echinorhynchus filicollis die Haken des sicherlich auch liier
ursprünglich vorhandenen Rüssels verloren gehen; schon Rudolpbi
erwähnt auf der Scheitelfläche der kugligen Bulla ein Punctum pro-
minens, von dem aus Streifen radiär über die Bulla sich hin er-
strecken. Diese Streifen sind nichts Anderes, als die Haken reihen
des deformirten Rüssels I Ich zähle 18 solche Reihen, welche von dem
Gentrum der Scheitelfiäche der Bulla ausgehen, sich divergirend eine
Strecke weit über die Bulla fortsetzen und eine regelmässige Strahlen' \
figur bilden. Jede Reihe führt 12, selten 13 Haken , so dass im
U«ber BchiaorbyDchns polymorphos und flloolUs. 879
Guten etwa 216 Haken vorhandeD sind. Die Haken bestehen aus
iKf sehmaten, stabcbenförmigen Basalplatte, an deren vorderem
Ade sich eine krallenförmig gebogene, nach hinten gerichtete Spitze
«tebt. Die Basalplatte liegt in den Geweben des Rüssels resp. der
Adk, die Spitze sieht fiber dieselben hervor; die hintersten Haken
mi Uetner und weniger gebogen — doch ist der Debergang ein
lÜBlIdicber. Ich finde die Basalplatte der vorderen Haken 0,023 mm
Jvg; die Spitzen (\031 mm, wogegen die hinteren Haken nur 0,019 mm
lüg sind. Andere Haken kommen auf der kugligen Bulla nicht vor;
Miit erweist sich diese als der aufgetriebene RQssel. Ihr folgt der
3-4 mm lange» kaum 0,5 mm dicke Hals, der fast nur aus längs-
fobnfenden Muskelfasern gebildet »wird; seine Oberfläche besitzt
koM Haken oder Stacheln, sondern ist ganz glatt Wohl aber
i^ea auf dem vorderen Körperabschnitte, also hinter dem Halse,
vemge abgeflachte und gerade Stacheln , deren Zahl ich wegen der
pMsen Undurchsichtigkeit des Körpers nicht angeben kann.
Im Echin orhynchus polymorphus findet Hamann
(L c pg. 100) die Haken zu je 8 in einer Reihe stehend und den
Eodtheil (d. b. wohl den vorderen Theil) des Rüssels in 8 Reihen
besetzend ; demnach sind hier nur 64 Haken am Rüssel , die aber
0,05 mm lang sind. Die Haken des vorderen Körpertheiles stehen
ebenfalls in 8 Reihen; ihre L&nge beträgt 0,04 mm.
Nan erwähnt Hamann leider nicht, ob die von ihm beobach-
teten Thiere, deren Haken er schildert, Männchen oder Weibchen
iiaren, und inwieweit bei ihnen die Umwandlung des Kopfes vor-
Ifeschhtten war. Ich finde närolich, dass nur die Weibchen des
£c1l filicollis die eigenthümliche Bulla gebildet hatten, dass da-
gegen alle Männchen diese Umwandlung nicht zeigten; junge
Wdbcbeo, die voraussichtlich sich im Rüssel wie die Männchen ver-
^teo werden, habe ich nicht .gefunden.
Die Männchen von Ech. filicollis, die bisher überhaupt
noch nicht beschrieben wurden, sind 7—8 mm lang, von weisser
Farbe und spindelförmiger Körpergestalt; man unterscheidet an ihnen
den 0,354 mm langen und 0,0288 mm breiten Kopf, den darauf
Mgenden, etwa 0,6 mm langen Hals und den eigentlichen Körper,
dessen vorderer, etwa 0,8 mm langer Abschnitt mit Stacheln besetzt
\%t Der Kopf ist umgekehrt biruförmig , sein grösster Querdurch*
nesser liegt hinter dem Mittelpunkt der Längsachse. Auf ihm sind
in 18 liLngsreihen die Haken angeordnet und zwar finden sich 11
bis 12 Haken in jeder solchen Reihe , so dass die Hakenzahl mit
derjenigen weiblicher Thiere fast vollständig stimmt; doch sind die
Baken und ihre Basalplatten etwas kräftiger und gedrungener, als
bei den Weibchen und im Ganzen ein wenig grösser — im Uebrigen
v&ldtsselbe Verbalten zu registriren.
Der Hals ist hakenlos, in seiner Achse erkennt man leicht das
Bcceptaculum proboscidis, welches sich bei den Weibchen
M lang auszieht.
Der vordere Körperabschnitt trägt wieder Stacheln. Es sind
tarze, an der Spitze ein wenig gekrümmte Bildungen, deren ich 14
iuoter einander am Körperrande zählen kann ; demnach dürften etwa
380 G&hrang des Harns. — Bakterien im Wasser.
14 Querreihen vorhandeD sein; wieviel Längsreihen, kann ich nicht
angeben; ihre Länge beträgt nur 0,023 mm.
Wenn man schliesslich noch erwähnt, dass Ech. polyroor-
phus durchschnittlich kleiner zu bleiben scheint, als Ech. fili-
collis, und dass ersterer konstant orangeroth, letzterer in den
Weibchen gelblich weiss, in den Männchen weiss ist, so dürfte Alles
erschöpft sein, was sich zur Zeit zur Unterscheidung der beiden
Arten sagen lässt. Aufgabe weiterer Untersuchung wird es sein^
besonders auch den Zwischen wirth für Echinorhynchus fili-
c Ollis zu suchen, was hierorts, wo der Parasit Jahr aus Jahr ein mit
seinen Trägern auf einem kleinen Wasserloche gezüchtet wird, nicht
allzu schwierig sein kann. Dagegen dürfte es von vornherein als
vergebliche Aufgabe bezeichnet werden, aus den älteren Angaben
diejenigen herauszusuchen, welche zu der einen resp. anderen Art
gehören; hierzu will ich nur noch erwähnen, dass unter den Vor-
räthen des hiesigen zoologischen Institutes sich ein Glas mit zwei
Echinorhynchus filicollis Rud. befindet, die am 23. Juni 1842
im Darm von Anas tadorna gefunden wurden; leider fehlten An-
gaben über den Ort und den Sammler.
Rostock, 5. Februar 1891.
Referate.
Sestlnl, L. und Sestlnl, F., Ueber die ammoniakalische
Gährung der Harnsäure. (Landwirthschaftliche Versuchs-
stationen. Bd. XXXVIIL S. 157).
Wird Harnsäure, in viel Wasser suspendirt (1 g auf 1 Lit.), einige
ccm fauler Urin zugesetzt und bei 25^ öfters Luft durch die Flüssigkeit
getrieben , so verschwindet nach 7 — 8 Tagen die Harnsäure unter
Bildung von Harnstoff, Kohlensäure und Ammoniak. Nach einigen
weiteren Tagen ist auch der Harnstoff in Kohlensäure und Ammoniak
gespalten. Das Endresultat kann durch folgende Gleichung inter-
pretirt werden:
CftH^N.Oa + 8H,0 + 30 = 4NH3 + 6C0, + 4HjO
Harnsäure.
Von den vorhandenen Gährungsorganismen wurden Bacillus
ureae und Bacillus fluorescens identifizirt. Die durch sie
hervorgerufene Hamsäuregährung ist zugleich Oxydations- und Spal-
tungsgährung. Loew (München).
CelUeSeala, Suir acqua delTevere. Studio dal punto di
vista deir Igiene. Roma 1890.
Diese Arbeit ist für den Hygieniker wichtig. Namentlich finden
sich auch interessante historische Daten darin. Das Endresultat
lautet, dass chemisch und bakteriologisch betrachtet, das Wasser der
Bakterien und Wasser.
38t
Tiber bei Rom reiner ist, als das der Spree bei Berlio und der Seine
bei Paris, obwohl alles Kanalwasser innerhalb der Stadt in den Strom
ffiessL Die Erklärung dafQr ergibt sich aas der geringeren Ein-
wohnerzahl Roms (400,000 Seelen) and der grösseren Wassermasse
des Tiber. Was die Selbstreinigung des Stroms anbetrifft, so wollen
die Verff. der Decantation keine Rolle zugestehen.
W. Kruse (Neapel).
TIls, Bakteriologische Untersuchung der Freiburger
Leitungswasser. [Aus dem hygienischen Institut der Univer-
sität Freiburg i. B.] (Zeitschrift für Hygiene. Band IX. Heft 2.)
Verf. hat die Leitungswässer von Freiburg, woselbst drei ver-
schiedene Wasserleitungen in Benutzung sind, bakteriologisch unter-
sucht. Im Ganzen konnte er 59 verschiedene Spaltpilzsorten aus
diesen drei Leitungen isoliren und unter diesen vier, welche sich als
bis jetzt unbekannt herausstellten. [Die letzteren sind im Folgenden
durch fetten Druck markirt. Ref.]
Der Bakteriengebalt des Wassers war im Sommer höher, als im
Winter; besonders während der Gewittermonate waren die Schwan-
kungen grösser und plötzlicher, als in der kälteren Jahreszeit.
Am häufigsten wurden in allen Leitungen gefunden: Micro-
coccus candicans, M. versicolor, der weisse Streptococcus,
äer weisse, der gasbildende, der verflüssigende Bacillus, der Wurzel-
hsäUns, B. fluorescens liquefaciens, B. pyocyaneus,
B. fluorescens putidus. Seltener fanden sich: Micrococ-
CQS Candidas, M. aurantiacus, M. luteus, M. cereus
albus, M. ureae, M. flavus liquefaciens, M. flavus de-
sidens, Diplococcus luteus, wurmförmiger Streptococcus,
Sarcina lutea, Bacterium luteum, Bacillus vermicu-
laris, Proteus vulgaris, Proteus mirabilis, Proteus
Zenkeri, rother Wasserbacillus , blaugrün fiuorescirender Ba-
cillus, Bacillus pyocyaneus ß, B. viridis pallescens^
B. arborescens, B. nubilus, B. janthinus, B. luteus, B.
8 u b t i 1 i 8 , B. tremelloldes , B. entieularis , B. flliformis,
verflüssigender brauner Bacillus, weisser Bacillus Maschek,
B. mesentericus fuscus, B. mesentericus vulgatus,
B. liodermos, Kartoffelbacillus , citronengelber Bacillus, gold-
gelber Bacillus.
Selten und vereinzelt kamen vor : GrSmefarbiger Micrococcus,
M. fervitosus, Bac. acidi lactici, B. Megaterium, B.
prodigjosus, B. ureae, B. muscoYdes, flelsehfarÜger
BaciUas, Perlschnurbacillus , Micrococcus aörogenes, Sta-
phylococcus pyogenes aureus, B. putrificus coli, B.
Baprogenes II, Bacterium graveolens.
Anaörobe Mikroorganismen wurden nicht vorgefunden.
Verf. kommt auf Grund seiner Untersuchungen zu folgenden Re-
BDltaten :
1) Je nach Anlage einer Wasserleitung ist der Spaltpilzgehalt des
Wassers wesentlichen Schwankungen unterworfen, und zwar um so
]X. Bd. 25
3g2 ^f^^- u. Wasser. — KeucbhustoD. — DysenUr. Leberabscesce. — Typhus.
grösseren, je mehr die Leitung dem Wechsel der Lufttemperatur aus-
gesetzt ist.
2) Auch in den besten Leitungswassern finden sich ständig
Spaltpilze, deren verschiedene Arten noch nicht hiDULoglich genau
bekannt sind, um eine vollständige systematische ZusammeDStellung
derselben zu geben. Auf Grund der hier angestellten CDtersucbungen
konnten zu den bekannten Arten vier neue, nämlich : Bacillus tre-
melloldes, Bacillus cuticularis, fleischfarbiger Bacillus,
Bacillus filiformis hinzugefügt werden.
3) Ausser den bisher im Wasser nachgewiesenen pathogeoen
Mikroorganismen kommen auch noch andere gesundheitsschädliche in
demselben vor. So wurde in einer der untersuchten Leitungen
mehrfach der Staphylococcus pyogen es aureus gefunden.
Dittrich (Prag).
Haushalter^ P., Trois cas dMnfection par le Staphylo-
coque dorö dans le cours de la coqueluche. (Archives
de m^d. exp6rimentale et d'anatomie pathoiogique. 1890. No. 5.)
Verf. fand im Blute mehrerer an Keuchhusten erkrankter Kin-
der, bei denen sich sekundär eine Bronchopneumonie entwickelt hatte,
den Staphylococcus pyogenes aureus und hält sowohl die
Allgemeininfektion als auch die Bronchopneumonie für durch
diesen Mikroorganismus bedingt
Mit Rücksicht auf die klinischen Erscheinungen spricht sich
Verf. dahin aus, dass die Bronchopneumonie früher aufgetreten war,
als die Allgemeininfektion, welch letztere erst durch die Broncho-
pneumonie bedingt war. Dittrich (Prag).
TelUon et Jayle, Pr^sence du Bacterium coli commune
dans un absc^s dysentdrique du foie. (La Semaine m^d.
1891. No. 2.)
Bei einem Kranken mit einem dysenterischen Leberabscess hatte
die erste von Netter angestellte Untersuchung die Abwesenheit eines
Jeden Bakteriums ergeben. Einen Monat später fanden die Verff. in
dem Abscesseiter einen Mikroor<?anismus in Reinkultur, der alle bio-
logischen und morphologischen Eigenschaften des Bacterium coli
commune hatte. Sie fassen denselben jedoch nicht als Erreger der
Eiterung auf, sondern nehmen an, dass er nachträglich durch die
erkrankte Darmwand in den Abscess eingewandert sei, dessen Hei-
lung er allerdings verzögert habe. (Soc. de Biol. lO./I. 1891.)
M. Kirchner (Hannover).
Dlonls des Carridres, Des relations de la fi^vre ty.phoide
avec le bacille d'Eberth et avec Ics variations
du niveau de la nappe d'eau souterraine. (La Semaioe
m6d. XL 1891. No. 6.)
Auf einem Hof in Auxerre herrschte seit 9 Jahren Typhus en-
demisch. Etwa die Hälfte der Bewohner des Hofes wurden während
dieser Zeit von der Krankheit betroffen : von 21 Männern 10, von
denen 3 starben ; von 13 Frauen 6, von denen keine starb. Die bak-
teriologische Untersuchung des Wassers aus dem Brunnen, aus dem
Typbns. — Rots. — Epitbelkrebse. ggg
£e Bewohner des Hofes ihr Trinkwasser eDtDahmen , ergab die An-
wesenheit Ton Typhusbacillen in ziemlich beträchtlicher Anzahl. D.
liri>t hervor , dass die Typhasfälle jedesmal mit reichlichen Nieder-
seUigen zusammentrafen, durch welche das Niveau des Brunnens
flikg. Uos ist diese Beobachtung noch deswegen interessant, weil
se dem bekannten Buhl -Pettenko fernsehen Gesetz von der Be-
2idiBDg des fallenden Grundwassers zur Zunahme der Typhussterb-
fichkeit widerspricht (Soc. m6d. des hopitaux. 31/1. 1891.)
M. Kirchner (Hannover).
iirafiit, B», Un caso de muermo Gomprobacion bacterio*
lögica. (Grönica m6dico-quinirgica de la Habana. 1890. Juni.)
Ein 28jähriger Wagenanstreicber erkrankt am 8. April d. J. an
Fieber, vod dem ihn einige Gaben Chinin und Antipyrin scheinbar
bellen; am 13. April stellt sich das Fieber wieder heftiger ein(T. 41^.
P. 120) und Verf. bemerkt unter anderm rothe Flecken auf dem
Bompfe und den Gliedmassen, eine grosse gelblichweisso £iterblase
wf dem linken Vorderarm und verschiedene kleinere an der Vorder-
wi Rückseite des Rumpfes, sowie bedeutende Anschwellung der
Leisten- und HalsdrQsen. Eine Rotzansteckung vermuthend, zieht
et E. Pia, der kürzlich mehrere Fälle von akutem Rotz beob-
achtet hatte, hinzu und beide entnehmen der grossen Pustel am
14. Morgens das nöthige Untersuchungsmaterial, in dem sie mit
dnem Zeiss 'sehen Apochromaten die charakteristischen Stäbchen in
grosser Menge entdecken. Einem Hunde in die Stirn eingeimpft,
bringt der Eiter am 5. Tage die charakteristische Verschwärung zu
Stande. Nach zahlreicher Vermehrung der Pusteln und Flecken
starb der Kranke am 18. April. Als Quelle der Ansteckung konnte
nur herausgefunden werden, dass der Mann sich mit dem Wasser aus
dem Stalle der Pferde der Omnibusgesellschaft, für die er arbeitete,
m waschen pflegte und sich in der Tränke dieser Pferde badete, unter
denen einige mit Rotz behaftet gefunden wurden. Auch soll der
Mann vor einiger Zeit von einem Pferde angeniest worden sein. Verf.
glaubt in diesem Falle eine Bestätigung der Versuche von Babes
über das Eindringen des Bacillus mallei durch die unversehrte
Haut zu sehen. Sentihon (Barcelona).
Tineenty Sur la pr^sence d*^16ments semblables aux
psorospermies dans Töpithelioma pavimenteux. (An-
Dales de micrographie. Tome II. 1890. No. 10 — 11.)
Verf. hat in Plattenepithelkrebsen verschiedenen Ursprungs oft
Dinge gefunden, die er, wie schon verschiedene Autoren vor ihm
— ohne Discnssion — als Psorospermien anspricht. [Genauere An-
gaben über die Häufigkeit resp. Konstanz des Befundes werden ver^
misst] Die betreffenden Körper, die etwa so gross sind, wie die
Zellen der Mal pig hinsehen Schicht, sind von einer ,je nach dem
Alter der Parasiten^' bald dünneren, bald dickeren, stark licht"
brechenden Membran umgeben. Das Protoplasma ist selten homogen,
meist kömig und enthält öfters grosse Pigmentkörner.
26»
384 Epithelkrebse. — Cysticercus.
Der Kern, der auch fehlen oder doppelt vertreten sein kann, hat
verschiedene Formen und ist manchmal aus einer Anzahl miider
StQcke zusammengesetzt.
Ab und zu finden sich mehrere dieser Körper in derselben
Membran eingeschlossen; ihre Form ist rundlich oder durch Kom-
pression modifizirt
Die Cysten liegen in einer Epithelialzelle, deren Kern auf die
Seite gedrängt erscheint; sie finden sich im Centrum der Läppchen
und Zapfen des Epithelialkrebses, einzeln oder gehäuft.
Die Färbung dieser Körper gelingt nur schwer, am besten hat
sich folgendes Verfahren bewährt. Die sehr dflnnen Schnitte ^rerdeo
flüchtig mit Ammoniak behandelt, in Wasser abgewaschen, 5 Minuteo
lang in einer konzentrirten alkoholischen Safraninlösung gelassen, mit
1 ^/o ig^i* Essigsäure partiell entfärbt, wieder in Wasser ausgewaschen
und schliesslich in Alkohol so lange entfärbt, bis sie einen rosif^en
Thon angenommen haben. Einschluss in Oel und Balsam. Die Pso-
rospermien heben sich lebhaft roth gefärbt von der gelben oder vio-
letten I^pithelzelle ab. Zwischen beiden ist oft ein heller Zwischen-
raum entstanden durch die Einwirkung der Reagentien auf den „Para-
siten''. Einige der Körper sind — wegen der Dicke der Membran
— ungefärbt geblieben.
Von einer Sporenbildung scheint Verf. bei seinen „Psorospermien^
nichts gesehen zu haben.
Kulturversuche blieben resultatlos. W. Kruse (Neapel).
Blesslg, E*9 Z u r Kasuistik der subkonjunktivalen Gysti-
c e rk e n. [Aus der St Petersburger Augenheilanstalt.] (St Peters-
burger medicinische Wochenschrift 1890. No. 40.)
Verf. berichtet über einen subkonjunktivalen Cysticercus h&
einer 23jährigen Frauensperson, welcher eine erbsengrosse, ovoide,
sehr pralle Cyste darstellte, deren Wand 1 — 2 mm dick, sehr derb
und innen glatt war. Dittrich (Prag).
Schleich, 0^., Ein Fall von Cysticercus cellulosae sub-
retin alis nebst Bemerkungen Aber das Vorkommen
des Cysticercus cellulosae im Auge und seinen Ne-
benorganen in Württemberg. (Medicinisches Korrespon-
denzblatt des Württembergischen ärztlichen Landesvereins. 1890.
No. 22.)
Aus dieser Mittheilung eines Falles von Cysticercus cellu-
losae subretinalis sei nur die Angabe des Autors hervorge-
hoben, dass bei Württembergern bisher im Ganzen nur vier Fälle von
Cysticercus im Auge und zwei Fälle von Cysticercus sub-
conjunctivalis beobachtet worden sind. Verf. nimmt Anlass, zu
einer Ermittelung der Gründe der wechselnden Verbreitung des
Cysticercus im Auge und seinen Adnexen und des Vorkommens
des Cysticercus cellulosae überhaupt und damit auch der
Taenia solium anzuregen. Dittrich (Prag).
Cestoden Norwegens. — Entosoen im Seefisch. 385
Lbatherg^^E^ Helminthologiscbe Beobachtungen von
der Westküste Norwegens. Tbeil I. Cestoden. (Bi-
bKDg Uli K. svenska Vet.-Akad. Handlingar. Bd. XVI. Afd. IV.
No. 5. p. 1-47.) 8^ Stockholm 1890.
Verf. antersachte im Juli und August 1889 in der Gegend von
A^en 281 Seeyögel und 352 Fische in Bezug auf Helminthen
und später bei Stavanger und Jäderen wiederum 240 Vögel.
Bei den Vögeln wurden 22 Arten von Gestoden gefunden,
neist hakentragende Tänien, welche bereits früher bekannt waren;
aber für mehrere derselben werden neue Wirthe angegeben, wie auch
saast bemerkenswerthe Einzelheiten bezüglich derselben mitgetheilt
werden. Die bei den Tringa- Arten häufig vorkommende Taenia
brachyphallosKr. hält Verf. nur für eine Abart der T. filum.
Von Tänien mit unbewaffnetem Rostellum werden zwei neue Arten
beschrieben: T. erostris von Larus marinus, fuscus, argen-
tatas, canus, Sterna hirundo und arctica» und T. tetra-
bothrioides von Tringa alpina. Vom Genus Ophryoco-
tfle Fries fand Verf. eine neue Art, 0. insignis» im Haema-
topas ostrilegus.
In den Fischen wurden 10 schon früher bekannte Arten gefunden,
zu den Familien Phyllobothridae, Phyllacanthidae, Pbyl-
lorhyochidae, Bothriocephalidae gehörig; ausserdem Gy-
TQCOtyle Urna und drei Arten von Cestoden in geschlechtslosem
Zustande. Es werden über dieselben spezielle Notizen mitgetheilt
H. Krabbe (Kopenhagen).
Ltaitoii, Edw., Notes on Entozoa of marine fishes of
New-England with descriptions of several new spe-
cies. (Un. St comm. of fish and fisheries. Part XIV. Report
of tiie comm. for 1886. Washington 1889. p. 453—498. With 6 pl.)
Die Dotersuchungen wurden in den Sommern 1884 und 1885 in
der Station der U. St Fisbcommission zu Wood's Holl, Mass., an
den häufigeren Fischarten angestellt. Cestoden im erwachsenen Zu-
sUnde fanden sich in sehr grosser Zahl bei allen untersuchten Se-
lachiem, eingekapselte Stadien vorzu^^sweise bei den Knochenfischen,
besonders in der Submucosa des Darmkanales, doch auch in Peritoneum,
Leber, Milz, Geschlechtsdrüsen etc. Bei einigen Arten (Pomatomus
saltatrix, Cynoscionr egale, Roccus lineatus etc.) war die
I^rmwandung ganz mit Cysten von Rhynchobothrium durch-
setzt In der Gallenblase von Cynoscion regale fanden sich
Hunderte von larvalen Tetrabothrien. Nematoden wurden auch ziemlich
h&utig gefunden, seltner Trematoden. Die einzigen Fische, die relativ
frei von Parasiten waren, sind Prionotus und Acipenser sturio.
Im Text werden folgende Arten näher beschrieben:
1) Dibothrium man ubriforme n. ep. Darm von Tetra-
pturus al bid U8.
2) D. aluterae n. ep. Darm von Alutera Sohoepfii.
3) Echeneibothrium yariabiie v. Ben. Enddarm vonEaja
erinaoea.
386 Entoioen Ton Seefischen. — Isaria. — Pflansenkrankhelten.
4) Bpongiobothrium rariabile n. gen. n. sp. aus dem
Ton Trygon oentrura; OesohleohtsÖffnungen marginal, Bcoleat oluie
Haken, ohne Saugnäpfe, mit yier gestielten Boihridien, deraxi fkmer
Band yon einer quergerippten Falte besetzt ist; 8 wischen Bell an ei-
bothrium und Ph jllobothrium stehend.
5) Phyllobothrium thysanocephalum n. sp. Barm T'on
Oaleocerdo tigrinus.
6) Orygmatobothrinnü angustum n. sp. Darm yon Car-
charias obscnrns.
7) Cr 08 so bothrium laoiniatum n. gen. n. sp. Aus dem
Darm yon Odontaspis littoralis; GeschleohtsöiFDungen marg:iiial;
yier gestielte, unbewaffaete Bolhridien, jedes mit einem HtilfsacetabiiliiiB
am yordern Bande; Hals fehlt.
8) Phoreiobothrium lasium n. gen. n. sp. aus dem I>Mraa
yon Garcharias obscurus Gesohlechtsöffiiungen marginal ; klein*
Haken am Hals und auch am Körper; Scolex mit yier grossen, gans-
randigen, dem Kopf parallel aufliegenden Bauggruben, die am Yorder-
rande mit Eusammeogesetzen Haken and einem Hälfssaugnapf bewehrt sind»
9) Calliobothrium yerticillatum Bud. aus dem Dann ymi
Mustelus canis.
10)Bh7nohobothrium bisuloatum n. sp. im Darm tos
Garcharias obscurus, encystirt in der Submucosa des M»gen8 und
im Peritoneum bei Gyno soion regale undPomatomus saltatrix.
11) Bb. tenuicolle Bud. Darm yon Mustelus canis.
12) Taenia dilatata n. sp. aus dem Darm yom AaL
13) Ecbinorhynchus agilis Bud. aus dem Darm yom Awl
und yon Garcharias obscurus.
14) £ch. acus Bud. Darm yon Pseudopleuron ectes ameri-
0 a n u s.
15) Bch. sagittifer n. sp. Darm yon Paralichthys den*
tatus, GynoBcion regale und Pomatomus saltatrix.
16) £oh. proteus Westr. Darm yon Boccus lineatus.
M. Braun (Rostock).
Mae Mlllan, Coniray, Note on a Minnesota species of
Isaria and an attendant Pachybasium. (Journ. of Myco-
logy. Washington. Vol. VI. No. II. p. 76—76.)
Verf. fand auf der Puppe yon Orgyia leucostigma eine
Isaria, die er vorläufig zu Isaria Sphinguro Schw., der Conidien-
form von Cordyceps Sphingum Tul., stellt. In Nährgelatine
zog er, nachdem er Conidienhäufchen von den Puppen in dieselbe
gebracht, in einem Falle ein Macrosporium, in einem anderen
Piptocephalis — deren Sporen mit den Conidien der Isaria in
die Kultur gekommen waren — , regelmässig aber ein Pachyba-
sium, vielleicht Pachybasium hamatum (Bon.) Saca, das er
daher als in den Entwickelungskreis der Isaria gehörig betrachtet
Ludwig (Greiz).
Farlow, W. €^. and Seymoar, A. B., A provisional host-in-
dex of the fungi of the United States. Part. IL 6a-
mopetalae — Apetalae. Cambridge 1890.
flebotzfaiipAnig, kÜDSti. Infektionskrankheitan, Entwiekehtngsbammnog ete. 337
Die Fortsetzung des Verzeichnisses der amerikanischen Pilz-
Parasiten nach Wirthspflanzen geordnet, erstreckt sich auf die 6a-
nopetalen und Apetalen. Wie umfangreich das Yerzeichniss ist,
bewdst z. B. die Liste der Eichenpilze, die allein 22 Spalten
(Aber 500 Arten) umfasst. Ludwig (Greiz).
Andenon and Kelsey, Erjsipheae upon Phytoptus dis-
tortions. (The Journal of Mycology. VoK V. p. 209 u. 210.)
Nach den Beobachtungen der Verff. zeigen auf verschiedenen
Wirthspflanzen die Erysipheen bei gleichzeitiger Anwesenheit anima^
lisdier Parasiten eine kr&ftigere Entwickelung.
Zimmermann (Tübingen).
Schutzimpfung, kanstliche Infektionskrankheiten, Entwick-
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc.
Henston, Francis T. and Ttschborne, Charles A., A non-poi-
sonous, non-irritative, antiseptic dressing. (Brit*
Med. Journ. No. 1558. 1890. p. 1063.)
Nach den Erfahrungen der Verff. besitzt ein mit Ziüksulfid im-
priignirter Verbandstoff in hohem Maasse die im Titel angeführten
Eigenschaften. Die Anfertigung ist einfach. Der Verbandstoff wird
behufs Reinigung und Sterilisirung vorerst in Wasser gekocht und
dann mit einer heiäsen Lösung übergössen, welche aus gleichen
TheUen Zinksulfat und Natriumsulfid besteht. Nach gründlicher
Darchroischung überlässt man das Ganze einer 12stündigen Ruhe.
Das sich ausscheidende, im Wasser kaum lösliche Zinksulfid wird
während dieser Zeit in mikroskopisch kleinen Krystallen auf die
Gewebsfaser deponirt. Hierauf wird der Verbandstoff noch zweimal
mit Wasser behandelt, um das in Lösung gebliebene Natriumsulfat
ganzlich zu entfernen, und schliesslich getrocknet. Die antiseptische
Wirkung des Zinksulfids beruht auf der Eigenschaft, sich im feuchten
Zustande langsam zu oxydiren, während es sich im trockenen Zu-
stande nicht zersetzt. Demzufol<{e können solche Verbandstoffe eine
lange Zeit aufbewahrt werden, ohne an Wirksamkeit zu verlieren.
K r ä 1 (Prag).
JasIiiskl^B., Pyoktanin in der Chirurgie. (Qazeta lekarska.
1890. No. 39.) [Polnisch.]
In seinem Bericht über die Erfolge der Anwendung des Pyokta-
nins in der chirurgischen Praxis beschreibt Verf. folgende von ihm
ausgeführte bakteriologische Versuche mit dem Merk 'sehen blauen
Pyoktanin.
Er tauchte kleine Bröckel aus einem frisch inzidn*ten Abscesse auf
5 Minuten in l^/oo ^^^ ^^/oo Pyoktaninlösung, spülte sie dann in
388 SchaUimpfüng, kansU. lofektionAkrankheiteo, Eotwickeliingsheininiuig etc.
öterilisirtem Wasser aus und impfte auf F.P.A. und F.P.G. Es ent-
wickelten sich in keinem Probirglase Bakterien, währeod Kontroll-
kulturen aus dem Inhalte desselben Abscesses schone Kulturen von
S taphylococcus pyogenes albus gaben. In einigen Probir-
gläsern bemerkte Verf. Schimmelvegetation.
Diese Beobachtung bewog ihn, die Wirkung des Pjoktanins auf
Schimmelpilze zu untersuchen.
Zu diesem Zwecke nahm er Reinkulturen von Mu cor sp* auf
F.P.A. und Penicillium sp. auf F.P.A. und F.P.G. und begoss sie
mit grossen Quantitäten des blauen Pyoktanins (Lösungen 1 und 2 %o)'
Nach drei Tagen übertrug er die in dieser Weise behandelten
Pilze auf reine F.P.G. und erhielt üppige Schimmelvegetation.
Die mikroskopische Untersuchung zeigte, dass die Sporen und
Fäden den Anilinfarbstofi aufnehmen: sie waren ziemlich stärk blau
gefärbt.
Ausserdem Hess Verf. Pyoktaninlösungen in offenen Ge£ässeo
24 Stunden im Laboratorium stehen und impfte mit Proben dieser
Lösungen F.P.G. — in allen Probirgläsern entwickelten sich Schimmel-
pilze. Steinhaus (Warschau^.
m
Qalezoirski, De la pyoctanine et de la benzo-pb^no-
n6ide. (La Semaine mM. X. 1890. No. 58.)
Die chemische Zusammensetzung des Pyoktanins ist nicht be-
kannt, doch gelang es G. im Verein mit Petit, durch Zersetzung
der Anilinfarbe einen Körper darzustellen, dessen Eigenschaften mit
denen des Pyoktanins absolut identisch sind. Es ist ein Tetramethji-
diamidobenzophenoid, das G. einfach Benzophenoneid zu nennen vor-
schlägt» es löst sich in Wasser im Verhältniss von 1 : 100. Diese
Lösung ist weder ätzend, noch reizend und besitzt ausserdem sehr
ausgesprochene desinfizirende Eigenschaften. G. fand sie sehr wirk-
sam bei Homhautaffektion verschiedener Art. (Soc. de Biol. 27. 12.
1890.) M. Kirchner (Hannover).
Carl, A., lieber die Anwendung der Anilinfarbstoffe
als Antiseptika. (Fortschr. d. Med. VIIL 1890. No. 10.)
Die bekannte Schrift J. Stilling's, in der derselbe eine be-
geisterte Schilderung der antiseptischen Wirkungen gewisser Anilio-
farbstofife, besonders des Methylvioletts, entwirft, veranlasst den Verf.,
eigene Beobachtungen über diesen Gegenstand mitzutheilen , welche
freilich genau entgegengesetzt lauten. Nach seinen Erfahrungen muss
Schleimhauterkrankungen gegenüber dem Methylviolett ein' die Hei-
lung begünstigender Einfluss durchaus abgesprochen werden. Leichte
Fälle von Bindehautentzündung und dcrgl. verliefen mit Methyl-
violett nicht anders wie bei einfacher Reinhaltung. Schwere Formen,
intensive Katarrhe konnten durch den Farbstoff nicht in irgend er-
kennbarer Weise beeinllusst werden. Bei Hornhautentzündungen
konnte niemals die von Still in g gerühmte „coupirende*' Wirkung
beobachtet werden. In einem Fall von Ulcus corneae serpens
ist aber nach Ansicht des Verf.'s die Methylviolettlösung Ursache des
ungünstigen Ausganges, Einschmelzung der Cornea, gewesen. Bak-
gghBfrimpfimgy kfinstl. InfekUoDskrankheiteii, Eiitwick«laDgth«miBaog etc. 389
teriokgische UntersuchaDgen bat Verf. allerdiogs nicht gemacht, was
gegeoftber den sehr UDgenOgenden StilliDg'schen recht wUnschens-
ffOftb gewesen wäre. M. Kirchner (Hannover).
lAnibeclier, Zar Behandlung des Gesichtsrothlaufs.
(Mflndi. med. Wocbenschr. 1890. No. 37.)
Verl gibt seiner Verwunderung Ausdruck, dass trotz der gegen-
«irtig allgemein gültigen Ansicht von der Entstehung jedes Erysipel»
doreh örtliche Infektion die lokale Behandlung der von Nasen-
katarrhen ausgehenden Gesichtsrose vielfach «vernachlässigt wird. Er
oopfiehlt^ in geeigneten Fällen die Nasenhöhlen mit 3 ^/q Borsäure-
KboDg mehrfach gründlich auszuspülen und später mit Borvaseline-
tunpons zu behandeln. Eine grosse Reihe von Fällen, welche der
Verl dieser Therapie unterzog, gab ihm Gelegenheit zu beobachten,
dass hierbei oft bedeutende Mengen eitrigen Nasensekrets heraus-
gespult wurden, während die Krankheit stets günstig verlief.
Kubier (Oldenburg).
FrVmbling, Wie ist den Schädigungen des Agaricus mel-
leus vorzubeugen? (Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen.
1890. Heft 8. p. 469—464.)
Verl beschreibt die Schädigungen des Agaricus melleua
in einem Reviere, in welchem Buchenbestäode in Nadelholz (Fichte)
übergeführt werden sollten. Das in den Buchenstumpfen wuchernde
Mjcä des Pilzes befiel auch die jungen Fichtenpflänzchen und zwar
erst nach 4 Jahren. Die Schädigungen dauerten dann 6—8 Jahre
uad erloschen allmählich, dabei ca. 30 ^/o der Pflanzen vernichtend.
Verf. glaubt nun, dass der Pilz bei einem gewissen Fäulnissgrad
der Bachenstöcke seine besten Ernäbrungsverhältnisse findet, dass er
aber, wenn ein bestimmtes Stadium des Zersetzungsprozesses über-
schritten ist, allmählich verschwindet. Daraus werden nun in wald-
baolicher Hinsicht Schlüsse zur Verminderung des Uebels gezogen:
Der Umfang der Schädigung steht mit der Menge der den Pilz be-
herbergenden Buchenstöcke im Yerhältniss. Vermeidet man daher
die Kiüilhiebe und die darauffolgende Anpflanzung der abgetriebenen
Flächen mit Fichten, führt dagegen zunächst Lichtungshiebe aus,
liaat z. B. i des Buchenbestandes heraus und schiebt die Pflanzung
bis zu der Zeit hinaus , in welcher die Stöcke und Wurzeln der
herausgenommenen Stämme den das Wachsthum des Pilzes begün-
Btigenden Fäulnissgrad überschritten haben, so ist die Gefahr um f
verringert, der Verlust nur noch | des früheren (statt 30®/o nur
10%). Als geeignetste Kulturmethode hierfür wird nicht die
Pflanzung, sondern die Saat der Fichten empfohlen, weil der Pilz
sehr häufig die Pflanzen nur vereinzelt tödtet und eine dichte Saat
einen Eingang von 10 ^/o und mehr schon ertragen kann.
Brick (Karlsruhe).
1
fl
390 Bskteriol. toib X. intentaüooalan mediciiiiseheii Koogratw <■ Berlin.
Originalberichte Ulier Kongresse.
Bakteriologisches vom X. internationalen medicmisclien
Kongresse zu Berlin, 4. — 9. August 1890.
(Forteetsnng.)
Aus den Abtheilnngs - Sitznngen.
XL Ibthellang: Olirenheilkande.
Discussion:
Herr Oradenlgo (Turin) bat im VereiDe mit Bordonl-UffiradazzI
und Penzo das Selsret bei der akuten und chronischen Mittelohr-
entzündung bakteriologisch untersucht. Sowohl bei den gemeinen
Formen der akuten Otitis media als auch bei jenen durch Inßaeaza
verursachten wurden immer dieselben Mikroorganismen gefunden.
Bei den 10 untersuchten Fällen war der Diplo-Streptoco cca5
(Diplococc US pneumoniae Fraenkel- Weich sei bäum) 6mal
in Reinkultur vorhanden; der Diplo-Streptococcus und der
Staphylococcus albus und aureus in 1 Falle; der Staphy-
lococcus pyogenes albus in 2 Fällen; der Staphylococcus
pyogenes albus mit dem aureus in einem Falle.
Der reingezQchtete Diplo-Streptococcus besass alle charak-
teristischen Eigenschaften des Diplococcus lanceolatus Cap-
sula tus im abgeschwächten Zustande und wuchs überdies nicht
oder kaum in flüssigem oder auf schräg erstarrtem Eälberblutserum.
Er entwickelte sich auf Agar in Kettenform und im Blute der ge-
impften Thiere als mit Kapsel versehener Diplococcus, was bei den
anderen bisher bekannten Streptokokken nicht der Fall ist. Die
Agarkulturen verlieren ihre Lebensfähigkeit schon nach 2—3 Tagen,
selbst wenn sie unter den günstigsten Entwickelungsbedingungen ge-
halten werden.
Diese Eigenthümlichkeit des sich im abgeschwächten Zustande
befindlichen F r a e n k e Fschen Diplococcus könnte vielleicht zur Er-
klärung der verschiedenen Resultate dienen, welche bei der bakterio-
logischen Untersuchung der Influenza und ihrer Komplikationen er-
halten wurden, bei welcher Einige dem FraenkeTschen Diplo-
coccus und Andere wieder einen Streptococcus fanden.
Bei den chronischen eiterigen Mittelohrentzündungen waren
gleichzeitig neben den Eiterkokken auch zahlreiche saprophytiscbe
Formen vorhanden, darunter der Hause r'sche Proteus vulgaris.
Durch Kulturversuche konnte festgestellt werden, dass bei den eiterigen
Mittelohrentzündungen häufige Waschungen mit | und V/oq Sabii-
matlösung die Anzahl der Mikroorganismen im Sekrete ausserordent-
lich vermindern, wodurch die Wirksamkeit der Sublimatbehandlung
bewiesen wurde.
Herr Politzer (Wien). Beim Katheterismus können trotz in-
takten Trommelfells Schleimmassen vom Nasenrachenräume in die
Jtekteriol. Tum X. mtornAtionalen medlcinischen Kongresse sa Berlin. 391
ThNBmelhöhle getrieben werden und auf diese Weise Infektionsstofie
xi das Cavam tympani gelangen, nicht aber bei dem Valsavarschen
Yersoche and dem Politzer'sclien Verfahren. Hier findet mehr eine
LoftferdichtuDg im Cavam tympani statt, die Luftmasse kann nur
80 viel vorrQcken, als das Trommelfell nach aussen gewölbt wird.
Herr Omber (Wien) wendet sich entschieden gegen die Ansicht,
durch den Valsalv ansehen Versuch und dasPolitzer'sche Ver-
lüo-eii keine Mikroorganismen in das Mittelohr transportirt werden
kOoneii. Es handelt sich hierbei auch um individuelle anatomische
Yerbfiltnisse des Mittelohres, welche G/s Erfahrung nach den Ein-
tritt von Mikroorganismen begünstigen. O. habe bereits in den
sechziger Jahren auf die Schädlichkeit zu kräftiger Luftdouchen
bei eiteriger Mittelohrentzündung hingewiesen und sehe nun seine
Ansicht bestätigt. Was die Verbreitung der Mikroorganismen durch
deo Blutkreislauf betrifft, so sind hiefür jene Fälle beweisftthrend, wo
bei Mittelohrentzündungen verschiedener Schwere häufig cirkumskripte
Eiterhöhlen im Warzenfortsatze gefunden wurden, trotzdem zwischen
Tnnnmelfell und Warzenzellen keine Kommunikation bestand. Der-
artige Fälle kamen während der letzten Influenzaepidemie sehr häufig
zur Beobachtung.
Herr Jaeobison (Berlin) ist der Ansicht, dass nicht nur beim
Katheterismus, sondern auch bei den Ersatzverfahren desselben Mi-
kroorganismen aus dem Nasenrachenraum in das Mittelohr getrieben
werden können. Wodurch wird denn beim P o 1 i t z e r'schen Verfahren
die Luft in der Paukenhöhle verdichtet? Doch nur dadurch, dass
211 der in ihr bereits befindlichen Luft neue hinzukommt. Diese nun
paaeirV den Nasenrachenraum und so werden also auch bei den Er-
flatzrerfahren des Katheterismus Mikroorganismen in die Paukenhöhle
ItlDeingeblasen werden können. Dazu kommt, dass sehr häufig und
gerade bei den Erkrankungen des Mittelohres eine Tromroelfellper-
foration besteht und dass bei solchen während des Politzer^schen
Verfahrens Luft in die Paukenhöhle einströme, bedarf keines weiteren
Beweises. Man werde also daran festhalten müssen , dass nicht nur
beim Katheterismus tubae, sondern auch bei den Ersatzverfahren
desselben, dem Valsalva'schen Versuch, dem Politzer'schen Ver-
fahren etc. Mikroorganismen in das Mittelohr hineingeblasen werden
können.
Politzer bemerkt gegenüber Araber, dass er (P.) nur von Luft,
nicht aber von Flüssigkeitsdouchen gesprochen habe. Es sei bekannt,
dass bei der Weber ^schen Nasendouche, sowie bei Injektionen in die
Nasenhöhle Flüssigkeiten in die Trommelhöhle gelangen können.
Femer war nur von Lufteintreibungen bei intaktem Trommelfelle die
Rede, denn bei perforirtem Trommelfelle findet bei Anwendung des
Yalsalv ansehen und des Politzer'schen Verfahrens selbstverständ-
lich eine wahrnehmbare Luftströmung durch das Ohr statt, was eigens
zu erwähnen überflüssig schien.
Zaolial. Im Initialstadium der akuten Paukenhöhlenentzündung
sollte die Luftdouche gar nicht in Anwendung kommen.
(Portsetsnng folgt.)
892 ^*°« Utteratar.
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rvn^cn in Berlin. (New Yorker medic. Houatsschr. 1891. No. 1. p. 1 — 6.)
Uiieovrt, J., Langlc^a, F., et Saint-Hilaira, Effet th4rapeatiqne des injections da 84-
min de chien (h4mocyne) ches Thomme, dans le conrs de la tabercnlose. (Gas. m4d.
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Hoehbalt, K., Ueber die bei Tnbercaiösen mit dem Koch*sehen Heilverfahren erreichten
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— — , Ueber die bei TaberculSsen mit dem Koch'schen Heilverikhren erreichten Erfolge.
(Orvoai hetUap. 1891. No. 6) [Ungarisch.]
Insi, A., Ertahmngen fiber das Koch'sche Mittel bei Langen- und Kehlkopftobercnlose.
^iDternat klin. Bondschau. 1891. No. 5, 6. p 186—189, 225—227)
EostifiiriB, 8. B., n. Kraiaaki, N. W., Ueber yergleichende Wirknng putrider und tu--
berenlSser Extrakte auf Thiere und Aber ihren Einfluss auf den Gang der experimen-
tellen Tabercnlose. (Wratseh. 1891. No. 2, 8. p. 29—88, 66—71.) [Bussiseh.]
Lipari, Cura col llquido di Koch. Corrispondensa. (Gass. d. ospit 1891. No. 9.
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ItUOUdeMr, A , Meine Erfahrung bei der Anwendung des Koch'schen Heilmittek. (Or-
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396
Nene Litterator.
JCangold, H., Zar HeUmethode mit dar Koch'sehen Lymphe. (Orroai heUlap. X
No. 5.) [Uogaritch]
— — , Zar Heilmethode mit der Koch'scheo Lymphe. (Pest medic.-«hir. Presea.
No. 6. p. 101—105.)
Prof. Koeb's remedy for tobercalosis. Cases »t Paddiogton Green children's
4. report — Gaset at Kiag's College hospital. 4. rep. (Brit. Med. Joam. No. X
1891. p. 289—240.)
Sake, B.y Protective and antagonbtic inoeolatlon in leprosy. (Brit. Med. X<
No. 1668 1891. p. 18.)
de B«iiii, B., Salla cara antitabercolare dl Koch. (Rit. clin. e terapeat. 1891.
p. 1-9 )
Bondeau, La translasion da saog comme proe^dä g4oöral d'immonit^ vaednale. (Co
rend. de la soe. de bioL 1890. No. 86. p. 676.)
Tyndale, J. H., Polmonary phtbisis treated by inocalation inith animal Tiras. (New 1
Med. Journ. 1890. Vol. II. No. 82. p. 608—608)
X
1.
- 1.
Inhalt«
Qriginahnittheiliiiigeii.
Bxmnni M., üeber Echioorhynchns poly-
morpbas and filicoUis. (Orig.), p. 876.
HaiüdB, B. H., Ueber den scbfitsenden
Eiweisskörper der Ratte. (Orig.) (8chlass)|
p. 878.
JUätnlis, Einiges fiber die Pathogenese der
Dysenterieamöben. (Orig.), p. 866.
Bafente.
ÄMdiemm, and XtÜMej, Erysipheae npon
Phytoptas distortions, p. 887.
AnroÜatf B., Un caso de maermo-oompro-
baeioa bacterioldidca, p 888.
BlMiig, B., Zar Kasaistik der säbkoojank-
tivalen Oysticerken, p. 884.
-Celli e Scala, Sali' acqaa del Tevere,
p. 880.
J>ioiiis det Oanite'ei, Des relations de la
flirre typhoide avec le bacille d'fiberth
et avec les variations da niveaa de la
nappe d'eaa sooterraine, p. 882.
Tarlow, W. 0. , and Seymoor, A. B., A
provisional host-indez of tbe Aingi of
the United States. Part II. Oamopeta-
lae — Apetalae, p. 886.
Hamhalter, F., Trois cas d'infection par
le staphyloeoqae dorö dans le coars de
la coqaelache, p. 882.
LintOB, Edw., Notes on Eotosoa of marine
fl«hes of New-England with descriptions
of several new speetes, p. 886.
Ldnnberg, B., Helminthologische Beobach-
taniren von der Westküste Norwegens.
Ttieil I. Cestoden, p. 885.
Mae MillaiL, Oonway, Note on a Minne-
sota species of Isaria and an attendant
Pachybasiom, p. 886.
Sehlaleh, 0., Ein Fall von Gysticercas cel-
lalosae sabretinalis nebst Bem6rkan9eB
fiber das Vorkommen des Cystleeroits
cellalosae im Ange nnd seinen Nebemov^
ganen in Württemberg, p. S84.
Beitiiii, L. and T.» Ueber die ammonimbs-
lische Gfthraog der Hamsiare, p. 880.
Tilf, Bakteriologisehe Untersachang der
Preibarger LeitangswSsser, p. 881.
YeiUoii et Jayle, Pr4sence da baeCerinm
coli commane dans an abscte djwmtS'
nqae da foie, p. 882.
Yineent, Sar la pröseoce d'^Mments aam-
blables anx psorospermies dans l'^pitlie*
lioma pavimenteaz, p. 888.
Sohutiimpfkuig, kflüftliehe tnlUkUamm^
krankhelteB, BntwieklmigalMimmiiny
und Vemiehtimg der BaktoxiMi
und ParatitmL.
Oarl, A.y Ueber die Anwendung der Ani-
linfarbstoife als Antiseptika, p. 888.
Frömbliag, Wie ist den Schädigangen des
Agaricas melleus vorsabeagen? p. 889.
Oalesowaki, De la pyoctanine et de la
benzo-ph^Donäide, p. 888.
Henston , Franois T. , and Tiaehbom«,
Charlai B., A non-poisonoas, non-irrita-
tive, antiseptic dressiog, p. 887.
Jasintki, B., PyokUain in der Chirorgie,
p. 887.
Lehrnbecher, Zur Behandlang des Gesichts-
rothlaufs, p. 889.
Oiiginalberiohte Aber Kongrewa.
Bakteriologisches vom X. inter-
nationalen medicinisehen
Kongresse sa Berlin,
4.— 9. Aagast 1890. (Fortsetsaog.), p. 890.
Neue Litteratnr, p. 892.
Frouimannsche Baohdrackerei (Hermann Fohle) in Jena.
I
Jakteriologie und Parasitenkunde.
In Verbindung mit
Geb. Hollr. M Dr. LenU m Froltssor Dr. IMler
IB Lfllpiiff IB ünUtwald
heraosgegoben von
Dr. O. TTM-srorzn in CasseL
-»-»-
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
DL Band, -o- Jena» den 28. März 1891. -»- No. 13.
PreiA f&r den' Band (26 Nammerii) 14 Mark.
Jährlich erscheinen zwei Bände.
-^ Za besieben darch alle Bachhandlungeti and Postanstalten. |<^
Die RedcMion des ,^Centralhlatts für Bakteriologie und Parasiten-
kund^ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige
Wünslhe utn lA^erung von henonderen Abdrücken ihrer Avf"
nätze etUweder auf das Manuskript schreiben zu woUen oder
tUrekl an den Verleger 9 Herrn Gunta/v Fischer in Jena, gelangen
2» lasten. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später
eingehende Wünsche berücksichtigen zu können.
Original -Mittheilungen.
Heber den Folymitus malariae ^).
Von
Prof. B. Danilewsky
in
Charkow.
\ Mit 6 AbbildmigML
Im Blute bei Vögeln und beim Menschen kommt bei Malaria-
iBfektioD ein kugelförmiger protoplasmatiscber Parasit mit mehreren
(4-6 und mehr) sehr beweglichen Geissein vor (Laveran, Dani-
lewsky). Auf seiner Oberfläche kann man stets einige sehr dunkle
i) Besfiglieb der eosfUhrlichen Beschreibung seiner morphologischen and biologischen
Sigmsehsften Tgl. meine Parasitologie compar^e da sang. I. 1889. pag. 89 — 58.
H. M. 26
398 Dauilewsky,
MelaninkOnier fiDden. Einige Minnten nach ADfertigung des Prä*
parats reissen die Gteisseln sich los und setzen ihre Bewegung — nun
frei im Plasma — als ,,PseudospirilIa'^ weiter fort Innerhalb des kugel-
förmigen Körpers des Parasiten lAsst sich nun eine intensive Be-
wegung wahrnehmen; bisweilen sieht man gleichsam den Beginn
einer Theilung, man erhält einen zweigetheilten Körper ; darauf kon-
fluiren aber beide Hemisphären wieder in einen gemeinsamen, grösseren
Körper (mit Aufquellung), die endoglobuläre Bewegung nimmt zu
und endlich zerreisst die Kugel; das Endopla^ma fliesst aus. Auf
der Stelle bleibt bloss die aus dem Ektoplasma bestehende Kapsel
mit nun 8chon unbeweglichen Melaninkörnern. Inwieweit diese Me-
tamorphose im Körper des Wirthes in situ Platz hat, bleibt vor-
läufig eine offene Frage. Meine Untersuchungen haben zuerst ge-
zeigt, dass bei dem oben beschriebenen Zerreissen des Polymitus
zugleich mit dem verdünnten Endoplasma feine, verlängerte, spirillen-
förmige Theilchen oder gleichsam Körner mit einer Geissei austreten.
Die von mir bisher angestellte Untersuchung dieser Körperchen hat
den Bau derselben noch nicht aufgeklärt. — Ferner habe ich bereits
vor einigen Jahren zuerst nachgewiesen, dass dieser geisseltragende
Malariaparasit seinem Ursprung nach ein Hämocytozoon ist,
d. h. er entwickelt sich innerhalb der . Häroocy ten («» rothe Blut-
körperchen) aus einer sehr kleinen, jedoch rasch wachsenden, proto-
plasmatischen PseudoVakuole und wird erst bei einer gewissen Reife,
wenn die Oeisseln schon gebildet werden, reif.
An reifen Polymitus malariae lässt sich deutlich ein mehr
festes Ekto-, ein mehr flüssiges Endoplasma und ein runder, ziem-
lich grosser, grauer, matter Kern unterscheiden. Letzteren kann man
bereits in der jungen endoglobulären Phase der Entwicklung (noch
als PseudoVakuole) dieses Parasiten erkennen. Da die künstliche
Kultur dieses Parasiten bisher nicht gelungen ist, so kann bei der
Beobachtung desselben im freien Blute stets Verdacht in Bezug auf
Einwirkung postmortaler Veränderungen — Involutions- und Desinte-
gratiunserscheinungen — entstehen, und zwar sind solche Zweifel in
Bezug auf Bildung der beweglichen Geissein des Polymitus laut ge-
worden. Letztere werden von einigen Autoren als Degenerationser-
scheinung oder Phänomen des Todeskampfes oder Zerfall vorkomm-
niss etc. angesehen. Die in meinem Buche (I. c.) angeführte Be-
schreibung widerlegt meiner Meinung nach genügend diese Zweifel.
Da übrigens die Frage betreffs der Bedeutung der Geissein für die Bio-
logie des Polymitus äusserst wichtig ist, und da viele Autoren noch
immer sich dieser Parasiteuform gegenüber zweifelnd verhalten, so halte
ich es für nothwendig, hier Beweisgründe zu Gunsten der Anschauung
anzuführen, wonach die Geissein normale organische Bestand-
theile des Polymitus sind. Bei dieser Gelegenheit sei hier be-
merkt, dass das Studium desselben am besten und bequemsten am
Blute bei Vögeln und nicht beim Menschen anzustellen ist,
da dieser Parasit, den Beobachtungsbedingungen sowohl als auch
den Eigenschaften des Blutes gemäss, bei ersteren, wie es scheint,
mehr Widerstand zeigt und weniger der Involution ausgesetzt ist
(ausserdem ist er bei Vögeln grösser).
C«b«r den Polyrnttiis malaria«. 399
1) Der erste Einwand besteht darin, dass zum Erscheinen des
^•Ijoiitaa frei im Blute (bei Vögeln und beim Menschen) eine
'"'^ereitangsperiode von einigen Minuten noth wendig ist ;^ in dem
ausgetretenen Blute ist derselbe nicht vorhanden (La? er an,
ilewsky, Marchiafava und Celli, Gouncilman u, A.).
schliesst man, dass die Bildung der Oeissel eine p o s t -
tale Erscheinung ist. Dieselbe Pause ist aber auch nöthig
Erscheinen freier beweglicher Hämogregarinen im Blute der
(,.Blutwflrmchen'^ Gaule), der Eidechsen, Fische, Schild-
ond Vögel, doch hält Niemand deswegen diese Parasiten für
i* oder Absterbungsbildungen. Die Vorbereitungsperiode ist
Ezkapsulation dieser Parasiten nöthig, d. i. zur Befreiung aus
Hftmocyten, da augenscheinlich in situ ein Reiz fehlt, welcher
beiiB Austreten des Blutes auftritt (Abnahme der Temperatur
des Sauerstoffs) und die kontraktilen Kräfte auslöst.
2) Die Entfaltung der Geissei, d. h. die Umwandlung des un-
tev^glicben Polymitnskörpers in eine bewegliche geisseltragende
Kugd geschieht oft so rasch, momentan, dass man zur Erkläning
ierselben unumgänglich ein Vorbe::itehen der Geissein annehmen muss,
weiche in der unbeweglichen reifen Kugel präformirt waren und dem
ceatralen kugelförmigen Körper bloss dicht anlagen. Man hat nicht
den geringsten Grund, solch ein momentanes Auftreten resp. „Bil-
dung;^* der Geissein als Absterbungs- oder Desintegrationsvorgang an-
zuaeheD. Analoge Bildungen bei Rhizopoden, Flagellaten, Hämocyten,
epithelialen Zellen geschehen im Laufe von Stunden und Tagen und
zeigen niemals eine solche Regelmässigkeit der Form, Identität der
GrOs&e und symmetrischen Anordnung (meist oft bei Vögeln) der sich
bildenden Fortsätze.
3> Zu Gunsten unserer Anschauung spricht auch noch der Um-
stand, dass die Körperform des Polymitus sowohl vor der Entfal-
tung der Geissein als auch nach derselben gewöhnlich ganz regel-
mässig kugelförmig bleibt, was nicht mit den typischen De-
generations- und Zeriallserscheinungen der zelligen Elemente der
„Auto- und Histocyten*^ im Einklänge steht ^).
4) Die ungewöhnliche Geschwindigkeit, Dauer und Energie
der Bewegung dieser Geissein (^/^ — 1 Stunde und noch mehr)
widerspricht ebenso der Deutung derselben als Absterbungs-
Produkte des Protoplasmas. Der Yon einigen Autoren angeführte
Vergleich und die Identifizirung der Bewegung der Geissein des
Polymitus mit den Bewegungen der Fortsätze (in Form von Stäb-
ehen, Fäden, Keulen, eines Rosenkranzes etc.) der desintegrirten Hä-
mocyten hält in Anbetra(*ht der Energie und Art der Bewegung keine
Kritik aus. Der Unterschied derselben ist zu prägnant.
5) Als weiteren Beweis kann man die Thatsache anführen, dass
die Entftiltung der lebhaft beweglichen Geissein bisweilen noch inner-
halb des Hämocyten geschieht, welcher auf diese Weise sich in eine
hohle Kugel umwandelt, die in ihrem Inneren den sich energisch
1) L. Pfeiffer bat aicb neuerdings euch sa Gnnsten unserer Anschaanng Aus-
gesprochen (s. Fortschritte der Hedicio. 1890. Mo. 24. 8. 944.)
26*
400 Danilewsky»
bewegenden Parasiten einschliesst Nicht selten dringen die Geissein
durch die Wand des Hämocyten, während der Körper des Parasiten
noch innen steclct; wir erhalten in solchem Falle ein äusserst origi-
nelles Bild — ein beweglicher Hämocyt mit Geissein! >)
Das von mir Angefahrte dürfte wohl genügen, um die Geissein
desPolymitus als organische normale Bestandtheile des Parasiten
anzuerkennen. Wenn man nun die fOr das Blut der Vögel (cf. meine
Arbeiten) und des Menschen (La voran u. A.) gegebenen Beschrei-
bungen mit einander vergleicht, so 1 ä s s t sich weder in morpho-
logischer noch biologischer Hinsicht irgend ein
wesentlicher Unterschied finden, welchen man als
wesentliches Kennzeichen zur Unterscheidung des Polymitas
malariae avium und hominis anführen könnte. Und da un-
zweifelhaft dieser Parasit die höchste, mehr komplizirte Entwicke-
lungsform der Malariamikroben (Laveran, Ganalis) darstellt, so
hat er selbstverständlich eine besondere Bedeutung sowohl in patho-
logischer als auch in zoologischer Hinsicht. Bei Vögeln kommt ein
grösserer Polymitus (als Leukocytozoon) vor ; dererstere, grössere,
hat keine Melaninkömer. Der Unterschied ist nicht wesentlich: er
hängt von der Entwickelungsbedingung ab. Unser Parasit ist ein
in gewissem Sinne polymorpher Organismus, der sich leicht den
äusseren Existenzbedingungen adaptirt. Dies charakterisirt eben auch
die Hämoparasiten.
Bevor ich zur Frage von der zoologischen Individualität dieser
Parasitenform übergehe, halte ich es für nothwendig, einige neue,
dieselbe betreffende Data aus einander zu setzen.
Bezüglich der Ent Wickelung des Polymitas habe ich mich, das
Blut einiger Vögel (Elstern u. A.) von Beginn der Malariablutinfd^tion
(d. h. vom ersten Erscheinen der Uämocytozoa-Pseudovakuolen) Tag
für Tag beobachtend, davon überzeugt, dass der Polymitas ebenso
wie auch die Haemogregarina avium sich aus den Pseudo-
vakuolen ohne Zwischenstadium, das sog. Mondsichelstadium der
Autoren, innerhalb 6 — 7 Tagen entwickelt. Anfangs bemerkt man feine
PseudoVakuolen von unregelmässiger Form ohne Pigment und ohne
deutliche amöboide Bewegung; darauf, nach 16—24 Stunden, er-
scheinen feine Melaninkörner, wobei das Cytozoon wächst u. s. f. bis
zur Bildung eines grossen kugelförmigen Cytozoons, welches im Blut-
präparat sich exkapsulirt und als beweglicher Polymitas erscheint
In meinem Buch (1. c.) und sodann in den Anndes de Tlnstitut
Pasteur. 1890. No. 7. pag. 427 habe ich die endoglobuläre, einfache
Entwickelung des Polymitus innerhalb der Hämo- und Leukocyten
beschrieben. In letzterer Zeit gelang es mir, ein neues Faktum zu
konstatiren, und zwar die intracelluläre Entwickelung
mehrerer Individuen des Polymitas innerhalb einer
grossen Zelle (bei der grauen Krähe), und zwar degenerirter
1) Solche Beobachtaogen wurden auch Ton anderen Forsohern angesteUt, a. B.
L. Pfeiffer, Unsere heutige Kenntniss von den pathogeoen Protoaoen. ((Central-
bUtt für Bakteriologie. Vlil. 1890. No. 24) und Celli und Marchiafava, SuUe
febbri malariche ... in Roma. (Estratto dagli Atd della B. Aecademia medica di Borna.
Anno XVI. Vol. V. Serie II. 1889. Tavola 1. Pig. «8.)
Ueber dea Polymitos malaria«.
401
Iia«kocyten (Leukocy tozoa). Das erste StÄdium erscheint in
'^ einer grossen, regelmässigen, matt-grauen Kugel; innerhalb
bemerkt man, bisweilen selbst in vivo, einen hellen, runden,
Fleck — Nucleus; die Substanz desselben besteht aus fein-
jem Protoplasma. Sodann kommt ein weiteres Stadium vor:
taerfaalbjdes Körpers findet eine Art Segmentation statt — Bildung
'1 kugelförmiger Körper, neben welchen man noch Reste der
orsprflnglichen Substanz findet. Die Segmentationskugeln
Fig. 4. Fig. 6.
m 71 n
ErkiSrnng der Abbildongen. n Kacleas des BlatkSrperchens.
FS|^. 1. Doppeltes Leukocytoxoon ; seltene Form des degenerirten Nacleat des
Iienkocytimoon mit centralem hellem Fleck (Nocleos).
Drei Segmentationskageln ; m Rest des nrsprüoglicben Protoplasma.
Mebrere Segmentationskageln (P o 1 y m i t n s).
Dasselbe mit beweglichen Geissein.
Poljmitus aviom mit dem in viro sichtbaren Nacleus.
S.
Fig. 4.
F5g. 5.
Fiir- B-
Bmd deutlich kontourirt und erscheinen nicht körnig, sondern matt
homogen. Endlich kommt im Blute desselben Vogels daneben gleich-
zeitig oder nach 1 — 2 Tagen ein degenerirter, feinkontourirter Leu-
kocyt vor, dessen Inhalt aus 4 — 6 homogenen parasitären Kugeln
besteht, deren Grösse nicht immer gleich ist, und zwischen welchen
bisweilen glänzende, ovale, stark lichtbrechende Kömer zu sehen sind.
S&mmtliche Kontouren sowohl der Leukocyten, als auch der Para-
sitenkflgelchen sind äusserst zart ; am meisten tritt der doppelt kon-
tourirte Kern des degenerirten Leukocyten hervor. Letzterer dient
Dun gleichsam als Cyste für den sich vermehrenden Parasiten. Einige
Uinaten nach Anfertigung des Präparates kann man die Bildung
resp. Entfaltung der heftig beweglichen Geissein an diesen intraglobu-
lären kugligen Körperchen (Pol y mit us) noch innerhalb des Leuko-
cyten bemerken. Daselbst reissen dieselben sich ab und bewegen
sieh als „Pseudospirillen^^ (1. c.) innerhalb der Cytokapsel fort; an
dem einen Ende derselben bildet sich nicht selten eine Verdickung,
and dann nimmt so eine „Pseudospirille'^ ein monadenförmiges Aus-
sehen an. Ausserdem sieht man innerhalb derselben dünnen Cyto-
kapsel auch noch homogene, helle Kugeln, aber weit kleinere.
Dieselben entstehen wahrscheinlich durch Theilung der grossen
Kugeln.
Es entwickelt sich somit der Polymitus im Organismus bei
Halariainfektion desselben auf zweierlei Art: 1) die weit häufigere
Art ist die einfache solitäre Bildung innerhalb eines Hämocyten aus
einem sehr kleinen Keim — „Pseudovakuole'* oder Hämocytozoon ;
2) der Polymitus entwickelt sich durch Segmentation aus dem kör-
402 Danilewsky, Ueber den Polymitas malariae.
nigen Protoplasma eines kagelfSrmigeD Leakocy tozoon, an Zahl mehrere
gleichzeitig.
Eine ganz analoge Erscheinung finden wir bei den Hämogrega-
rinen bei Fröschen, Eidechsen, Schildkröten (z. Th. auch bei Fischen),
ganz ebenso liönnen auch diese wQrmchenartigen Parasiten sich in-
tracellulär einzeln innerhalb der Hämocyten, als auch mehrfach
durch Sporulation innerhalb der Yon mir zuerst beschriebenen Cy-
tocysten ^) entwickeln (d. h. innerhalb der Blutkörperchen, welche
eine Umwandlung in eine cystenförmige Kapsel erfahren).
Dasselbe wiederholt sich wahrscheinlich auch im Blute des
Menschen bei heftiger Malariainfektion : die halbmondförmigen Körper')
entwickeln sich sowohl einzeln, als auch durch Gytocysten resp.
Schwärmersporenbildung, worauf z. B. die sehr interessanten Beobach-
tungen von P. G a n a 1 i s (Fortschrilte der Medizin. 1890. No. 8und9)
hinweisen.
Was nun die zoologische Bestimmung dieses Parasiten betrifit,
so kann ich auch jetzt das von mir vor zwei Jahren Gesagte nur
wiederholen (1. c. 44) : „il faut convenir que nous manquona de faits
pour 6claircir la nature zoologique duPolymitus . . . . nöanmoins
rindividualit6 zoologique de ce parasite est indubttable^\ Vor Allem
muss man im Auge behalten, dass nach meinen Beobachtungen die
Geissein desPolymitus unzweifelhaft protoplasmatische pseudo-
podiale Bildungen sind: ihre selbständige Beweglichkeit nach dem
Abreissen derselben *), ihr Vermögen, sich einzuziehen, ihre Form zu
ändern und Pigmentkörner fortzubewegen, unterscheidet sie scharf
von den Geissein der höheren Flagellaten. Andererseits kann der
Polymitus eine Aehnlichkeit mit dem vegetativen Stadium einiger
Spo r idi a darbieten, und zwar deijenigen M y x osp ori d i a, bei denen
dieses Stadium bewegliche pseudopodiale Fortsätze besitzt Wenn
man hierzu hinzufügt, dass der genetische Zusammenhang des Poly-
mitus mit dem würmchenförmigen Stadium (Mondsichel) des Malaria-
roikroben nach gewissen Autoren als bewiesen betrachtet werden
kann, wenn man sich ferner der grossen Annäherung des letzteren
an die Gregarinen, resp. Goccidien und selbst Mycetozoen^) erinnert,
so wird es augenscheinlich , dass wir es im gegebenen Falle mit einer
sehr eigenthümlichen intraglobulären Mikrobenform zu thun haben,
deren Bestimmungen kompetenten Fachspezialisten überlassen werden
1) 1. c. II. p. 59 (Gytocystes grögariniqaes). I7eb«r die Bedeatanj^ dieser
Schwftrmercjftten fflr die Systematisirang der Goccidien (auch HXmo-) s. die Mitthei-
langen von L. Pfeiffer in Centralbl. f. Bakteriologie. VIII. 1890. Unsere heaüge
Kenntniss Ton den pathogenen Protozoen" und Fortschr. der Mediain. 1890. S. 939.
„Vergleichende Untersachangen über SchwXrmsporen und Daaersporen bei den Cocd-
dieninfektionen nnd bei Intermittens*^
2) Dieselben stehen den Hämogregarinen der Thiere nahe ; namentlich nach
Chensinsky sind dieselben aach beweglich : ihr Körper krümmt sich S-formig, legt
sich von einer Seite auf die andere über — dasselbe gilt auch für Hämocytosoon
«BS Hftmogregarina bei Eidechsen !
8) Diese merkwürdige Thatsache hat nur sehr seltene Analogien , s. B. apontsne
Beweglichkeit der abgerissenen Schwftnie von Spermatosoen und der abgelösten „Plim-
mercilien'* bei Sipnnculus nndus (Alex. Brandt in M^moires de rAoadtoiie
imp^r. des sciences de St. P^tersbonrg. XVI. 1890. 8. 12.)
4) cf. Celli und Ouarnieri.
Orassi nnd Feletti, MAlariaparasiten ia den VSgeln. 403
Dabei moss im Auge behalteD werdeo, dass dieser Organismus,
dieses geisseltragende Stadium, höchstwahrscbeiDlicIi an sich
obligates parasitisches Gebilde darstellt, welches unzweifel-
der transformirenden Einwirkung des Blutes auf seine physio-
llghdieo Eigenschaften unterworfen worden ist. Nur so allein lassen
4riEk die eigenthOmlichen biologischen Eigenschaften unserer Parasiten
Ib Vergleieh mit den frei lebenden Protozoen erklären (hierauf ist
w mir aosfQhrlicher hingewiesen, 1. c).
Was Dan die von mir gegebene Bezeichnung Polymitus ma-
Jariae betrifft, welche keiner günstigen Aufnahme sich rühmen
faum, so beziehe ich dieselbe in gleicher Weise auf den Blutparasiten
Vögel und des Mensdien, da — in biologischer Hinsicht — zwi-
ihneo kein wesentlicher Unterschied vorhanden ist (es
tet sich eine genügende Unterscheidung durch Hinzusetzung der
WiMle aviam resp. hominis geben). Obgleich man schon in der Be-
BOBuiig „ Polymitus ^^ eine Tendenz, denselben zu den Flagellaten
(Asalogie: Hexamitus, Phylomitus, Tetramitus etc.)
lozuzählen finden könnte, so kann doch dieselbe provisorisch den
FansiteD auch als Vertreter der Haemo-Sporidia oder -Coc-
cidia resp. ihrer Phase, welche mit vielen Geissein versehen ist
vollkommen cbarakterisiren.
Um allen Missverst&ndnisson vorzubeugen, halte ich es für nöthig,
hier su bemerken, dass ich die Polymitus form und „Mondsichel" im
Vogclblut anter einander scharf unterscheide : den letzteren Parasiten,
nfdcher ans einem kugelförmigen H&mocytozoon ad oculos sich ent*
wickelt 0, nenne ich Laverania avium. Er ist ein bewegliches
^Blotviütmchen" , den Pseudovermiculi gregarinici an-
derer Tbiero äusserst ähnlich und unzweifelhaft zu den Hämo-
gr^arinen überhaupt -Sporozoen gehörend.
£s ist kaum zu bezweifeln, dass die scharfe Unterscheidung der
Polymitus- und Laverania formen bei Malariainfektion auch
f&r das Menschenblut gelten soll, worauf in der Litteratur schon
ladireTe Hinweise sich finden.
Was nun die Frage über die zoologische Individualität der Ma-
laria-Blutmikroben betrifft, so habe ich mich darüber am anderen
Orte ausgesprochen').
Malariaparasiten in den Vögeln.
Vorläufige Mittheilungen
der Professoren B. Grassi und B. Feletti
in
Catania^).
Wir wollen hier eine kurze Uebersicht unserer Malariastudien
geben; sie sind die Fortsetzung unserer MittÜeilung, welche wir im
1) Ich babe ihn aasfUbrlich beschrieben 1. c. I. S. 16—21.
2) AnnaleB de llastitat Pastear. 1890. Decembre. (Vergl. Ref. in dies. C.BI. Bd. X.
p. 411.)
S) In noAerer MittheilaDg, welche im vergangenen Jahre in diesem Blatte erschien,
404 Grassi aod Feletti,
yergangenen Jahre in diesem Blatte veröffentlicbten. Das auafOhr-
liehe Werk wird in Bälde erscheinen. Ein Theil der hier referirteii
Studien wurde schon in italienischer Sprache veröffentlicht, doch da.
dies in einem, im Auslande wenig verbreiteten Blatte geschah, haltea
wir es für angemessen, sie hier, und zwar mit den Daten nochmals wie-
derzugeben, um uns die Priorität unserer Untersuchungen zu sichern»
Danilewsky fand in Russland im Blute vieler Vogelarten ver-
schiedene Parasiten, unter ihnen einige, welche er mit denjenigen
der Malaria zu identifiziren suchte.
Während er bedeutende biologische Beobachtungen an diesen
vermuthlichen Malariaparasiten machte, konnte er dieselben jedoch^
wie es scheint, nicht gut spezifisch unterscheiden und klassifiziren.
Ausserdem fällt es auf, dass es ihm nicht gelungen ist, die Reproduktion
derselben zu verfolgen, ein doch scheinbar leicht zu beobachtendes
Phänomen, wenigstens wenn wir nach dem urtheilen, was sich für
die Malariaparasiten im Menschen bewahrheitet
Es war daher nothwendig, das Argument wieder aufzunehmen,
und so thaten wir denn auch.
Unsere erste Aufgabe war, die in Rede stehenden Hämatozoen
im Blute sehr gewöhnlicher, leicht zu beschaffender und lebendig zu
erhaltender Vögel zu suchen. Obige drei Bedingungen bewahrhei-
teten sich, wenigstens hier bei uns in Sicilien, nicht in jenen Vögeln,
in welchen Danilewsky seine Entdeckung gemacht hatte.
Diese vorläufigen Forschungen Hessen uns die Danilewsky-
sehen Parasiten in unseren Sperlingen (P a s s e r Hispaniolensisy
und in den Haustauben finden'). Sowohl Sperlinge wie Tauben sind
ein sehr bequemes Material.
Alsdann versuchten wir die von uns gefundenen Parasiten zu
bestimmen.
Indem wir die Trypanosoma, welche mit der Malaria gewiss
nichts zu thun haben, beiseite lassen, können wir behaupten, bis jetzt
in den Vögeln nur zwei Formen gefunden zu haben, und zwar:
a) eine den Mondsicheln sehr nahe Form,
b) eine der Haemamoeba sehr ähnliche Form, die sich gleich
dieser endogen fortpflanzt, und zwar schon, wenn ein grosser Theil
des rothen Blutkörperchens noch unversehrt erscheint.
Die Form b) ähnelt sehr derjenigen Form, welche wir im Men-
schen als eine von der Haemamoeba der Terzana und Quartana
spezifisch verschiedene Haemamoeba gehalten haben, da sie sich
frühzeitig fortpflanzt und Qaotidiana und subkontinuirende P'ieber etc.
verursacht.
ist ein Druckfehler stehen geblieben, anstatt: „Wir haben uns ttberseugt, dass es sich
nm eine direkte KerntheiluDg handelt'* mnss es heissen: „Vt^ir haben uns fast ober-
seugt etc.** Siehe Seite 4 der Mittheilung.
1) Diese Note erschien Ende Mars des vergangenen Jahres im Bolletino mensile
deir i^ecademia Oioenia di Scienze Msturali in Catania. (Monat Mära 1890)
2) W^ir fanden sie auch in der Emberiza (Miliaria) projer und in der
FringiUa ooelebs.
MalmriajMU'asiten io den Vögeln. 405
So haben wir in den Vögeln ein ausserordentlich ähnliches Re-
avtom wie dasjenige, welehes Marchiafava, Celli etc. in dem
lypos der vorwiegend im Sommer und Herbst in Rom herrschenden
Ibtariafieber gehabt haben. Die t&glich von unseren Vögeln darge-
taCenen Befände finden bis zu einem gewissen Punkte ein evidentes
Gcgeostflck in den Tageblättern der Kranken, welche das Unter-
nchongsmaterial der trefflichen Abhandlung unserer Kollegen in Rom
bfldeten.
Somit sind es die Vögel, welche uns gestatteten, einen noch
sieBlich unklaren und vielfach bestrittenen Punkt des Malariaproblems
m erbten.
Hier in wenigen Worten das, was wir bis jetzt beobachten konnten :
1) Viele Vögel zeigen mehr oder weniger zahlreiche, sich in ver-
schiedenen Entwickelungsstadien befindende oder schon zu ihrer
höchsten Entwickelung gelangte Mondsicheln. Diese Mondsicheln
gdiören der Gattung Laverania (nobis) an und werden von
Bim an von uns Laverania Danilewskyi n. sp. genannt werden ;
sie sind, wie jene, bilateral symmetrisch mit gleichen vorderen und
hinteren Enden (Polen), unterscheiden sich aber hauptsächlich da-
durch, dass beide Enden gewöhnlich relativ dick sind (was besonders
anfflUlt, wenn man sie mit der Laverania malariae nobis
vergleicht) und dass ihr Pigment niemals, wie in denjenigen der
Menschen, gleichmässig um das Gentrum geordnet, sondern häufig
anregelmässig verstreut und nicht selten auch nur in der Nähe der
beiden Pole der Mondsicheln erscheint.
2) Nicht wenige andere Vögel beherbergen ausser zahlreichen
Mondsichelo auch in spärlicher Anzahl jene Formen, welche wir
weiter oben mit den Hämamöben verglichen und welche wir von
nun an einfach Hämamöben nennen werden ').
Sie unterscheiden sich hauptsächlich dadurch, dass fast niemals eine
ihrer Achsen viel länger als die andere ist (sie sind homaxon, d. h.
ce^trisch gebaut); im Allgemeinen streben diese Hämamöben nach
nnregelmässig rundlichen, fast dreieckigen Formen. Gewöhnlich ent-
wickeln sich die Hämamöben in der Nähe der Pole und die Mond-
sicheln an den Seitentheilen der rothen Blutkörperchen.
3) Wenige Vögel bieten, ausser mehr oder weniger spärlichen
Mondsicheln, auch mehr oder weniger zahlreiche, oben erwähnte
Hämamöben dar. Wir haben noch nie einen Vogel angetroffen, der
nur diese Hämamöben aufwies.
4) Wenn die Hämamöben zahlreich sind, begegnet man fast
immer einigen derselben und zuweilen auch sehr vielen, die in en-
dogener Reproduktion begriffen sind. Dieser Vorgang bewahrheitet
sidä bereits, wenn ein grosser Theil des rothen Blutkörperchens noch
unversehrt erscheint.
Die Reproduktion verläuft wie im Menschen, indem ein mit
Pigment belasteter Nucleus de reliquat zurückbleibt. In einem
jeden Bluttropfen finden sich häufig Hämamöben aller Altersstufen.
1) Haemamoeba praecox der fol(;enden Note.
406 Oraisi and Feletti,
5) Die Mondsicheln werden unter dem Mikroskop, wenn bereit
zu genügender Entwickelung gelangt, rund, verseben sich mit Geisseli
und erweisen sich mithin als identisch mit den Oeisselträgern (Greissei
körpern) der Malaria, wie bereits Danilewsky beobachtet hatte
Für die Hämamöben haben wir dies nicht bestätigen können. Aussei
den Oeisseln stossen die abgerundeten Mondsicheln auch jene Kör
perchen aus, welche Celli und 6 uarnieri für G emmulae hielten
Wir bestätigen hiermit auch das, was schon Danilewsky bewahr-
heitete, d. h. wir haben die Existenz der Geisseikörper im zirku-
lirenden Blute nicht beweisen können.
6) In Sperlingen finden sich Mondsicheln von hyalinem und ho-
mogenem Aussehen und andere, welche ungemein körnig sind ; etwas
Aehnliches zeigt sich auch in den Mondsicheln des Menschen^
wenn auch weit weniger deutlich.
7) Die Mondsicheln haben schon , bevor sie dunkle Körner ent-
halten, fast die Form, welche ihnen ihren Namen gab ; nur wenn sie
noch ganz klein sind, sind sie von den Hämamöben ununterscheidbar.
8) Entgegengesetzt von dem, was sich im Menschen zeigt,
weisen nicht wenige Vögel für lange Zeit nur zahllose, zur
höchsten Entwicklung gelangte Mondsicheln auf. So besitzen wir
z. B. 9 Vögel, welche diesen Befund schon seit mehr als eioem
Monate darbieten ^).
9) Wir besitzen keinen Beweis, dass die Mondsicheln fähig sind,
sich fortzupflanzen. Bis jetzt ergaben alle unsere Versuche, die Mond-
sicheln von einem Vogel auf den anderen zu verimpfen, negative Re-
sultate^). Dass die oben erwähnten, in endogener Reproduktion
(Segmentation) begriffenen Hämamöben nicht aus den Mondsicheln
herrühren, ist klar.
10) Unsern Voraussetzungen entgegen, ergab die UntersuchuDg
der Milz, der Leber, des Knochenmarkes, der Gehirngefässe etc. uns
bis jetzt nichts Neues.
11) Die Mondsicheln und Hämamöben enthaltenden Vögel stamnoeo
aus Malariaregionen (Plaia, Plana); die nur Mondsicheln Entfaalteoden
können auch aus Orten stammen, welche an die Malariaregionen
grenzen (Gentrum von Gatania, der sogenannte Borge etc.).
Wir fanden weder Hämamöben noch Mondsicheln in vielen Sper-
lingen, welche aus nicht malarischen Orten (z. B. auf dem Aetna)
gefangen wurden, noch fanden wir dieselben in an nicht maiarischen
Orten aufgezogenen Tauben.
12) Auf die Frage, ob die Formen, welche wir in dieser Note
Hämamöben genannt haben, dem Gyklus der Mondsicheln und mitbin
anstatt dem Genus Haemamoeba dem Genus Laverania ange-
hören, können wir bis jetzt noch keine definitive Antwort geben.
Gatania, im März 1890.
1) Dieser ZusUnd dauerte mehr als 8 Monate; dann yerscbwanden die grosseo Mond-
sicheln nnd nach einigen Tagen erschienen deren viele kleine. (Späterer Zosati der Verff.)
2) Negativ war auch das Resaltat eines Experimentes, in welchem wir einen Falken
mit stark mit Mondsicheln infizirten Sperlingen nftbrten. Ein ähnliches negatives Ue-
saltat hatten wir anch in einem Menschen, der mit Laverania malariae geschwingcr-
tes Blut trank. Alle diese Experimente bed&rfen jedoch der Wiederholung.
HalariAparAsiton in den Vögeln. 407
ip).
Wir können dem, was wir in vorstehender ersten Note gesagt,
TOD morphologischer Seite hinzufügen, dass auch in den Malaria-
IMrasiten der Vögel sich ein Kern befindet, wie in denjenigen der
Menschen. Diese Thatsache muss auch die Skeptischsten überzeugen,
dass es sich hier wirklich um Parasiten und nicht um Alterationen
d«r rothen Blutkörperchen handelt, um so mehr, da auch in den
Vögeln die in Rede stehenden Parasiten das Protoplasma des rothen
Blutkörperchens bewohnen^ und der Kern folglich scheinbar unver-
säat zarückbleibt.
In systematischer Beziehung haben wir uns jetzt überzeugt, dass
in den Vögeln zwei verschiedene Arten existiren, deren eine (schon
Haemamoeba in unserer ersten Note genannt) dem Genus
Haemamoeba zuzuschreiben ist, während die andere, wie schon
in derselben Note gesagt, dem Oen. Laverania angehört.
Wir werden die erste Haemamoeba praecox nennen, da
sie sich frühzeitig fortpflanzt; die zweite wurde schon früher von
uns Laverania Danilewskyi benannt.
Die Thatsachen, welche uns bewogen, die zwei in Rede stehen-
den Formen spezifisch zu unterscheiden, sind folgende:
1) Im Monat Februar und in der ersten Hälfte des Monat März
waren die mit Malariaparasiten infizirten Sperlinge (aus Catania,
von der Plaia und der Piana) nicht sehr zahlreich, ungefähr 20 ^/o.
Nach der ersten Hälfte des Monat März nahm die Zahl der Infizirten
immer mehr zu und schon Ende April waren alle, unbedingt alle
(wir untersuchten deren mehr denn 500), mehr oder minder infizirt;
in diesem Zustande erhielten sie sich den ganzen Monat Mai hin-
durch und so befinden sie sich auch noch jetzt , im Monat Juni.
(Wir sprechen hier nicht von jungen, in diesen Monaten geborenen
Sperlingen. Siehe weiter unten.) Es infizirten sich also eine grosse
Anzahl von Sperlingen im Frühling; diese neue Infektion hätte uns,
wenn die Hämamöben wirklich, wie aus der Arbeit von G a n a 1 i s her-
vorgeht, die erste Periode der Mondsichelinfektion darstellen , unbe-
dingt Fälle darbieten müssen, in welchen sich nur oder doch wenig-
stens fast nur dieselben Hämamöben auffinden liessen. Dies war je-
doch niemals der Fall. Wir können sogar hinzufügen, dass sämmt-
liehe von uns untersuchten Sperlinge Mondsicheln beherbergten
und nur einige wenige derselben ausser diesen auch noch Häma-
möben besassen.
2) In den Monaten Mai und Juni brüten die Sperlinge; und
doch begegneten wir niemals in den in der Entwickelung begriffenen
Eiern und in der noch ganz jungen Brut den Malariaparasiten. Wir
fanden sie dagegen in einigen wenigen jungen Sperlingen, welche noch
im Neste, aber bereits flügge waren; am häufigsten fanden wir sie
in denjenigen jungen Sperlingen, welche das Nest schon seit einigen
1) Diese sweite und die folgende dritte Note worden im Monit April in der Accad.
Gioenia in Catania mitgetheilt und mit einigen wenigen Zusätzen im Bollett« mensile
den* Accad. Oioenia di Scienze Natorali in CaUnia. Fascicolo XIV. Ende Juni 1890
abgedruckt.
408 Orasii und Feletti,
Tagen verlassen hatten« In gewissen Fällen waren sie sehr spärlich
vertreten und wir sahen deren Zahl zunehmen, nachdem wir die sie be-
herbergenden Vögelchen für einige Zeit in Käfigen gefangen gehalten
hatten.
Diese Ansteckung ist ganz gewiss nicht erblich, sei es dod, weil
alle ausgewachsenen Sperlinge Malariaparasiten beherbeiigen und sich
dagegen nur sehr wenige Junge infizirt erweisen, sei es, weil weder
in den Embryonen, noch in den noch iinreifen Jungen sich jemals
eine Spur von den in Bede stehenden Parasiten vorfinden Iftsst
Die Ansteckung kann auch nicht , wie Danilewsky aooimmt,
während der Aufziebung von den Eltern auf die Jungen übertragen
worden sein, und zwar aus den soeben erwähnten Gründen und aocb
weil viele, für lange Zeit fortgesetzte Versuche, die wir gemacht, in-
dem wir einen nicht infizirten aber infizirbaren Circus aerugi-
nosus (Danilewsky rechnet ihn unter die der malarischen An-
steckung am meisten unterworfenen Formen) mit infizirten Sper-
lingen ratterten, beständig negative Resultate ergaben ^). Auch be-
merken wir, dass die infizirten (in der Piana stattgehabte Infektion),
aber in nicht malarischem Orte (Dniversitätsgebäude) von uns ge-
haltenen Tauben stets vollständig von Malariaparasiten freie Nach-
kommen hatten.
Die beiden obenerwähnten Wege' unbedingt ausgeschlossen, bleibt
uns nur noch ein möglicher Weg: neue Ansteckung durch die Um-
gebung. —
Nun wohl, diese neue Ansteckung fing in den von uns gehaltenen
dreissig infizirten Jungen immer nur mit Mondsicheln an, ohne aaeb
nur ein einziges Mal eine Haemamoeba aufzuweisen.
3) Beim ersten Anblick lässt die obenerwähnte Thatsache, dass
jene wenigen Sperlinge, welche Hämamöben zeigten auch Mondsicheln
beherbergten, Zweifel an der von uns behaupteten Unterscheidan;
der Formen entstehen. Doch erscheinen diese Zweifel bald als unbe-
gründet, wenn man sich der ungeheuren Häufigkeit der Mondsicheln
erinnert. Wenn sich ein bestimmter Parasit in fast allen lodividueo
einer gewissen Art vorfindet und man in irgend einem zweiten Indi-
viduum einen zweiten mit dem ersten koexistirenden Parasiten ent-
deckt, ist es recht, diesen zweiten für einen Verwandten des ersten za
halten ? Wenn ja, könnte man auch die Filaria-Embryonen des Blutes,
welche sich in 20— 30^/o der Sperlinge vorfinden, zum Entwicke-
lungscyklus der Mondsicheln rechnen. Und noch mehr: die Taubeo
lieferten uns stets nur Mondsicheln und niemals Hämamöben. Auch in
den in bestimmten Orten gefangenen Sperlingen, fanden wir niemals
auch nur eine Haemamoeba. Viele Monate lang im Dniversitat^e-
bäude gehaltene Tauben und Sperlinge erhielten sich beständig nur
von Mondsicheln infizirt, ohne auch nur ein einziges Mal irgeudwo
eine Haemamoeba aufzuweisen. Schliesslich boten uns, wie bereits
weiter oben erwähnt wurde, die jungen Sperlinge bis jetzt auch nor
Mondsicheln.
1) Im Norember 1S90 wiederholten wir dies Experiment mit yerschiedeoen Banb-
rSgeln, aber ebenfalli eteU mit negativem Besultat. (Spftterer Zosatz der Verfuser.)
MalftrUparasiten in den Vögeln. 409
4) Daas die erwachseneD Mondsicheln zu HämamOben werden
Ubuiteo, ist leicht aaszaschliessen,
a) weil die Mondsicheln sich in der Regel an einer Seite des ro-
tbeo Blutkörperchens entwi6keln und dann nach und nach die beiden
Pole einnehmen , während sich die Hämamöben gewöhnlich auf die
N&he eines Poles beschränken.
b) weil die Haemamoeba sich theilt, wenn ein grosser Theil
des rothen Blutkörperchens noch unversehrt erscheint, während die
Mondsichel in ihrer höchsten Entwickelung nur den Kern des rothen
Bladiörperchens unversehrt lässt.
5) Nach dem, was wir unter 4) gesagt, ist nur noch eine Diskus-
sioD Aber die Möglichkeit, dass die Hämamöben und die Mondsicheln
swei verschiedene Formen ein und desselben Wesens seien, zulässig;
es handelte sich alsdann um eine Dimorphie.
Kaum ist das Gymnosporenstadium überschritten, so werden die
Laveranien mehr oder weniger deutlich bilateral symmetrisch und
bleiben die Hämomöben homaxon : die gedachte Dimorphie wäre somit
Kbr auffallend.
Um diese jedoch annehmen zu können, finden wir kein günstiges
Argument, wohl aber spricht sehr vieles dagegen.
Das hauptsächlichste widersprechende Argument ist die That-
8adie, dass beide Formen in ein und demselben Sperling Monate lang
mit dnander, koexistiren können (in einigen unserer Fälle bestehen sie
mi mehr als drei Monaten). Wäre wenigstens eine Form einge-
kapadt und die andere nicht, so könnte man denken, dass jene, das
Bedürbkiss nach langer Ruhe und diese den Mangel eines solchen
Bedürfnisses repräsentire. Aber diese Formverschiedenheit fand sich nie.
Es ist wahr, dass wir in den von uns hier im Dniversitätsge-
b&ode, d. h. also in einem nicht malarischen Orte, gehaltenen Vögeln
maochmal die Hämamöben spärlich werden und die Mondsicheln zahl-
reich bleiben sahen. Doch darf uns dies nicht in Erstaunen setzen,
Bschdem, was wir von den Mondsicheln und den Hämamöben im
Menschen wissen.
Andererseits ist
I. die Verminderung der Hämamöben nicht von einer entspre-
chenden Vermehrung der Mondsicheln begleitet ;
IL vermindern sich zuweilen nicht nur die Hämamöben, sondern
auch die Mondsicheln (dies letztere geschieht leicht in der Emberiza
miliaria);
ni. werden die Mondsicheln in diesen Verminderungsfällen nach
%plO Tagen wieder so zahlreich, wie zuvor, und zuweilen geschieht
dies auch mit den Hämamöben.
IV. Als wir die vorherstehende Note veröffentlichten, waren wir noch
im Zweifel über den unterschied der Formen, schon darum, weil uns
die Beweise der Fortpflanzung der Mondsicheln im Körper der Vögel
noch fehlten. Diese Beweise hatten wir später und sind dieselben
sehr deutlich.
(Fortaetsnng folgt.)
410 MftUria.
Referate.
Antollsei, L'ematozoo della quartana. (Riforma medica.
1890. No. 12 u. 13.)
Diese BeobachtungeD Antolisei's bestätigen im Allgemeinen, was
6 ol gi bezQglich der Evolutionspbasen der Quartanfieber-Parasiten an-
gegeben hat, nyr mit dem Unterschiede, dass nach A. die Theilungsphaae
stets einige Stunden vor dem Fieberanfall statthabe, und dieser nicht
durch die Invasion der neuen Parasiten in die rothen Blutkörper-
chen bestimmt Yi^erde, sondern durch die Infektion des Blutes mittelst
der bei der Tbeilung der reifen Amöben freigewordenen Sporen.
Die Intensität des Fiebers würde demnach im Verhältniss zur Zahl
der Parasiten stehen, aber genauer gesagt stände sie im Verhältniss
zur Quantität der in Tbeilung begriffenen Formen, die sich im zirka-
lirenden Blute befinden.
A. hat sodann beobachtet, dass in einigen Fällen von Febris
subcontinua der Quartanfieberparasit seinen Entwickelungscyklus
schneller durchläuft und zur Sporulation gelangt, ehe er das ganze
rothe Blutkörperchen zerstört hat, wenn er kaum einige Pigment-
körnchen enthält. Bordoni-Dffreduzzi (Turin).
Antollsei^ Suir ematozoo della terzana. (Riforma medica.
1890. No. 26 u. 27.)
Die Beobachtungen An toli sei's betreffs der Malariaparasiten
des Tertianfiebers weichen etwas von jenen Golgi's ab. Nach A.
sollen die pigmentirten Formen des Tertianfiebers, statt kleiner zu
sein, als die des Quartanfiebers, zuweilen sogar die doppelte Grösse
der rothen Blutkörperchen haben und soll sich der Entwickelungscy-
klus des Parasiten beim Tertianfieber vorzugsweise in den Organen
vollziehen, statt im zirkulirenden Blute, wie dies beim Quartanfieber
der Fall ist. (Verf. sagt nicht, worauf er diese seine Ansicht stützt. Ref.)
A. hat beobachtet, dass bei einigen pigmentirten Formen des
Tertianfiebers eine Umbildung des Protoplasmas in lauter kleine,
glänzende Kügelchen mit deutlichen Umrissen und dazwischen lie-
gendem Pigment erfolgt. Zuweilen treten aus diesen Körpern Proto-
plasmafäden heraus und so entstehen die geisseiförmigen Körper L a-
voran 's. Solange diese Bildung kleiner Kügelchen fortdauert, ist
das Protoplasma in thätiger Bewegung und wenn die ganze Proto-
plasmamasse in einen Kugelhaufen umgebildet ist, hört jede Bewe-
gung auf. A. meint nun, dass dieser Vorgang das Absterben des
Parasiten darstelle und dass die geisseiförmigen Körper eine patho-
logische Form desselben seien. Bordoni-Uffreduzzi (Turin).
AntoUsel e Angelini, Nota sul ciclo biologico delTema-
tozoo falciforme. (Riforma medica. 1890. No. 54, 55 u. 56.)
Verff. bestätigen, was bereits durch die Beobachtungen Ga-
nalis', Gelli's und Marchiafava's bewiesen worden ist, dass
MalftrU. 41X
äeh nftmlich bei den unregelmässigen iDtermittirenden Fiebern, ^ die
im Sominer und im Herbste vorherrschen, im Blute eine besondere
Malaria- Parasiten Varietät findet, die von der des Tertian- und Quartan-
tiebers verschieden ist und sich durch die Halbmondformen Lave-
ras^k unterscheidet Wie Canalis beobachtet hat, so haben auch
Yerffl bestätigt, dass dieselbe Varietät zuweilen ihren Entwicke-
luDgscyklus schnell durchläuft und alsdann von der Phase der nicht
IHgioeDtirteii Amöbe zu jeuer der rundlich geformten mit einem ein-
xigeQ Pigmenthaufen und zur Sporulationsphase übergeht, oder die
Spomlation auch erfolgt, ehe der Parasit eine Pigmentspur aufweist,
dass aber zuweilen auch die Entwickelung eine langsamere ist und
der Parasit alsdann zur Spindel- oder Halbmondform gelangt, ehe
«r sich reproduzirt. Diese letzteren Formen finden sich eher in dem
aus der Milz extrahirten Blute, als im zirkulirenden (aus dem Finger
estrahirteD). Im Blute der Milz trifft man immer mehr Entwicke-
luagsphasen an, als in dem des Fingers, und im Allgemeinen herr-
schen dort die vorgeschrittensten (nicht pigmentirten) Entwickelungs-
formen und die Sporulationsformen vor.
Bordoni-Dffreduzzi (Turin).
Ihmilewsky, B., Ueber die Mikroben der akuten und
chronischen Malariainfektion bei Vögeln, (pönales
de rinstitut Pasteur. 1890. No. 12.)
Die Reihe seiner hochinteressanten Studien über Blutparasiten
verschiedener Wirbelthiere hat B, Danilewsky durch den Befund
einer akuten Malariakrankheit bei einigen Vögeln vervollständigt
EDlsprechend dem menschlichen Sumpffieber, welches sich in seiner
akuten Form durch amöboid gestaltete, pigmentlose, sowie pigment-
haltige Parasiten, welche, der Tbeilung fähig, ein gänseblumenähn-
liches Stadium durchlaufen, charakterisirt, während es in seiner chro-
nischen Form sich durch den Parasitismus von halbmondförmigen Kör-
pern (Pseudovermiculi von Danilewsky oder Laverania von
Grassi und Feletti) und geisseltragenden Stadien (Polymitus
Dan.) auszeichnet, kommen beide Arten analoger Erkrankungen auch
bei den Vögeln vor. Neben dem analogen Befunde von Blutpara-
fliten zeigen die beiden Malariaformen auch eine Analogie in Bezug
auf den Krankheitsverlauf. So z. B. zeigen die an chronischer Ma-
laria erkrankten Vögel keine Temperaturerhöhung und erscheinen in
ihrem Habitus und Gewohnheiten den normalen Thieren vollkommen
gleich, weshalb sie auch früher vom Verf. als „gesunde" ange-
sprochen wurden.
Während diese chronische Malaria der Vögel vom Verf. bereits
früher näher studirt worden ist, konnte derselbe erst kürzlich eine
akute Krankbeitsform bei diesen Thieren auffinden. Die dabei
beobachteten Parasiten sind denjenigen ganz analog, welche bei
der Febris tertiana oder quartana des Menschen bekannt geworden
sind. Die Temperatur des erkrankten Vogels steigt um 1 — 1,5^ C
und mehr; er verliert den Appetit, wird schläfrig und theilnahmslos ;
«eine Befiederung verdirbt und bisweilen treten sogar Krämpfe auf.
Der Vogel wird auffällig krank, zumal er auch an Gewicht ver-
412 Halaria.
liert Diese Krankheitssymptome gehen parallel mit der VermehruDg
der Parasiten. Der ganze Cyklus verläuft ungefähr in 4 — 6 Tagen
und endigt mit spontaner Heilung, welche durch das Verschwinden
der Mikroben aus dem Blute resp. durch das Zurückgehen zur Non&
dokumentirt wird. Indessen gehen auch einige erkrankte Vögel zu
Grunde, und zwar gerade während der Periode der stärksten Ver-
mehrung der Parasiten.
Im Beginn der Erkrankung erscheint der in den rotbeo Blut-
körperchen befindliche Mikrobe in Gestalt eines kleinen unbeweglichen
Körperchens (Pseudovakuole D anile wsky) von einer unregelmäsaigen^
eckigen oder abgerundeten Form und dabei ohne Melaninkörnchen. Das
Fehlen amöboider Bewegungen zeigt den auffallendsten Unterschied
von dem entsprechenden Stadium des menschlichen Malariaparasiten.
Am zweiten Krankheitstage erscheinen die endoglobulären Mi-
kroben bedeutend vergrössert und bereits melaninhaltig ; am dritten
oder vierten Tage sammeln sich die Melaninkörnchen zu einem cen-
tralen Haufen, worauf nun die Vermehrung des Parasiten erfolgt
Es bilden sich in dem letzteren radiär verlaufende Furchen, welche^
sich in die Substanz vertiefend, denselben in mehrere Sprösslinge theileu.
Die Zahl der letzteren beläuft sich auf 8—10, nicht selten aber 20
und mehr. Der ganze Sporenhaufen erscheint nunmehr gänseblumeo-
artig oder auch maulbeerförmig. Die Theilungssprösslinge halten sich
nicht Itinge zusammen, sondern gehen bald aus einander und gelangen
dann in freiem Zustande in das Blutplasma. Solche freien „SporeD**
erscheinen in Form sehr kleiner, ovaler oder rundlicher Körperchen
mit einem scharfen, an den Polen verdickten Kontour. Im Ganzen
zeigen solche Sporen grosse Aehnlichkeit mit denjenigen einiger Spo-
rozoen (der Sarko-, besonders aber der Mikrosporidieo).
Die Ausbildung der halbmondförmigen und geisseltragenden
Formen aus ursprünglich ganz gleichen rundlichen Körpereben
(PseudoVakuolen) nimmt bei einigen Vögeln gewöhnlich mehr Zeit in
Anspruch (6 — 7 Tage), als die Entwickelung der Parasiten der akuten
Fieberform. Bei der Elster und der Saatkrähe verläuft dagegen die
ganze Krankheit in einer fünftägigen Periode, nach deren Ablauf die
Zahl der Blutparasiten sich rasch vermindert In anderen Fällen
bleiben freilich die Laverania- und Polymitusformen längere
Zeit, bis 20 Tage, im Blute, worauf sie schliesslich doch verschwinden.
Nach einer kürzeren oder längeren Pause kommen die Parasiten von
Neuem zum Vorschein, so dass eine bestimmte Periodizität der Er-
scheinungen unbedingt angenommen werden muss.
Im Ganzen sieht Verf. in seinen bei Vögeln gemachten Befunden
eine Bestätigung seiner früheren Ansicht von der nahen Verwandt-
schaft der Parasiten des menschlichen Sumpffiebers und der Malaria
der Vögel, so dass beide in ein und dasselbe Genus untergebracbt
werden müssen. Obwohl die Frage, ob die halbmondförmigeD , die
geisseltragenden, die gänscblumenähnlichen und kugeligen Formen
nur Stadien eines und desselben Organismus oder verschiedene
Spezies repräsentiren, zur Zeit noch nicht entschieden werden kann»
so neigt der Verf., und wohl mit Recht , der ersteren Ansiebt zo.
El. Metschnikoff (Paris).
6ftl]«nbla8«Dentsfindang. — Sympathische Ophthalmie. 413
Mlkert A.9 etOIrode« J.» Gontribatioo ä T^tude bact^rio-
logique des voies biliaires. (La Sem. in4d. X. 1890. No. 58.)
Die Verff. hatten Gelegenheit, 2 F&Ile von eitriger Gallenblasen-
eotzOnduDg , die im Verlauf von Gallensteinkrankheit entstanden
waren, bakteridogisch zu untersuchen. Bei der einen Kranken schnitt
Brocat mit Erfolg die Gallenblase heraus. Die andere ging un-
nittelbar nach ihrer Aufnahme ins Krankenhaus zu Grunde; bei der
Autopsie fand sich nicht allein die Gallenblase, sondern auch die
grosseo und kleinen Gallengänge mit Gallensteinen und Eiter ange-
füllt. In beiden Fällen konnten die Verff. nur einen, und zwar den-
adben Mikroorganismus aus dem Eiter züchten, der, wie sich bei
Kulturen auf festen und flüssigen Nährböden unzweifelhaft ergab, mit
dem Es eher ich 'sehen Bacterium coli commune identisch war.
Vermuthlich finden sich für gewöhnlich in den Gallenwegen keine
Mikroorganismen, wenigstens haben die Verff. bei allen gesunden
Thieren, die sie zum Zweck dieser Untersuchung tödteten, keine Mikro-
organismen in der Gallenblase gefunden. Unter 8 menschlichen Leichen,
die sie 24 Stunden nach dem Tode öffneten, fanden sie nur zweimal
Mikroorganismen in der Gallenblase, mussten es aber natürlich unent-
schieden lassen, ob sie schon während des Lebens dort waren oder
ob sie erst nach dem Tode eingewandert sind. Doch vermuthen sie,
dass alle schweren oder tödtlichen Krankheiten, welche eine Vermin-
derung oder eine Veränderung der Galle herbeiführen oder mit einer
Herateetzung der Kontraktilität der Gallenwege verbunden sind, das
Eindringen von Darmbakterien begünstigen. Sie fanden aber auch, ab-
weichend von dieser Annahme, bei einem Fall von Typhus mit
CiioteG7%titis diese Veränderung bedingt durch den Typhusbacillus
nnd nicht durch Darmbakterien.
Die günstigste Bedingung für das Eindringen von Darmbakterien
in die Giülenwege wird durch mechanische Behinderung der Gallen-
bewegung, zumal durch Gallensteine, gegeben.
Dass übrigens das Eindringen des Esche rich'schen Bacillus
in die Gallenblase nicht nothwendig eitrige Entzündung derselben be-
dingen muss, lehrt die Beobachtung, dass die Verff. in einer wegen
Cholelithiasis herausgeschnittenen Gallenblase grosse Mengen dieses
Mikroorganismus fanden, ohne sonstige krankhafte Veränderungen.
(Soc de Biol. 27. Dez. 1890.) M. Kirchner (Hannover).
Limboarg und Levy, Untersuchungen über sympathische
Ophthalmie. [Aus dem Laboratorium der medicinischen Klinik
und der Augenklinik zu Strassburg.] (Archiv für experimentelle
Pathologie und Pharmakologie. Bd. XXVIII. Seite 153.)
Verff. versuchten, an Thieren die sympathische Ophthalmie künst-
lich zu erzeugen.
In vier Fällen von sympathischer Ophthalmie beim Menschen
gelang es ihnen, eine und dieselbe Staphylococcusart reinzu-
züchten, darunter einmal in Mischinfektion mit Streptokokken.
Die vorgefundenen Staphylokokken stimmten mit dem S taphyl o-
coccus cereus albus von Rosenbach überein.
IX Bd. 27
414 Sympathische Ophthalmie. — Bakterien in den Lfoobieo.
Ausser mit diesen Staphylokokken experimentirten Verff. auch
noch mit dem Staphylococcus pyogenes aureus und albus
und einem noch nicht beschriebenen Bacillus, ferner mit dem Diplo-
coccus pneumoniae Fraenkel, mit Staphylokokken anderer
Provenienz und einem pyogenen Bacillus, welcher von Li e v y in einem
Falle von Pyämie im Blute gefunden worden war. (Vgl. dieses Gen-
tralblatt. Bd. VII.)
Im Ganzen wurden 25 Kaninchen und 17 Meerschweinchen theils
In den Glaskörper, theils in die vordere Augenkammer geimpft.
Allgemeininfektion wurde nur selten bei den Versuchstbieren
beobachtet, nur in einigen Fällen bedeutende Veränderungen in der
Umgebung des Auges. Die Reaktion war in hohem Orade von der
Virulenz der injizirten Mikroorganismen abhängig.
In den Sehnervenbahnen konnten durch Kulturen niemals Mi-
kroorganismen nachgewiesen werden.
Nach den bisherigen Untersuchungen ist man nicht berechtigt,
eine bestimmte Bakterienart als spezifische Ursache der sympathischen
Ophthalmie anzusehen. D i 1 1 r i c h (Prag).
Artemieff, Ueber die mikro- und bakterioskopiscbe
Untersuchung der Lochien. (Zeitschrift für Geburtshfllfe
und Gynäkologie. Band XVII. Heft 2).
Verf. untersuchte die Lochien gesunder Wöchnerinnen in den
ersten neun Tagen des Wochenbettes und kam dabei zu folgenden
Resultaten :
1) Die Lochien gesunder Wöchnerinnen bestehen aus rothenBlut*
körperchen, Locheiocyten, Plattenepithel, Schleimkörperchen und fettig
degenerirten Zellen.
2) In den ersten Tagen des Wochenbetts prävaliren die rotben
Blutkörperchen (Lochia rubra), darauf nimmt nach und nach
ihre Zahl ab (Lochia serosa) und die der Locheiocyten zu, die
am siebenten, achten und den folgenden Tagen den Hauptbestand-
theil der Lochien bilden (Lochia alba), nnr mit Beimischung von
Plattenepithel, Schleimkörperchen und fettig degenerirten Zellen.
3) In den meisten Fällen ist die Reaktion der Lochien anfangs
neutral, später (am 7., 8. und an den folgenden Tagen) wird sie schwach
sauer. Bei schwangeren Frauen war die Sekretion der Scheide
immer von saurer Reaktion.
4) Eiterkörperchen in den Lochien sind als pathologisches Pro-
dukt zu betrachten, da normale Lochien vollkommen gesunder Wdcb-
nerinnen sie nicht enthalten.
5) Locheiocyten und Eiterkörperchen sind durch ihre Grösse
leicht von einander zu unterscheiden; die ersteren sind gleich 12—14^,
die letzteren kommen gleich 8~9/i.
6) Bei Färbung sowohl von Präparaten aus Eiter, als auch von
solchen aus Lochien erscheinen die Locheiocyten als aus intensiv ge-
färbten Kernen (2, 3, 4 und mehr), von einem hell und deutlich
markirten Kreise umgeben, bestehend, während die Eiterkörperchen
Dennatophilas penetrtns. — Holostomiden. 415
mlbÜUidig gefärbt erscheineo nnd in ihrem Protoplasma nicht die
Gegenwart von Perekörperchen entdecken lassen.
7) Die Lochien vollkommen gesunder Wöchnerinnen enthalten
käse Mikroorganismen. Dittrich (Prag),
Cttronado, E» Y«, Dermatophiluspenetrans de los paises
cilidos-Nigua. (Grönica m6dico-quirürgica de la Habana. 1890.
April.)
Nach Aufz&hlung der verschiedenen Namen, unter denen der
Sandfloh bei Weissen, Rothen und Schwarzen bekannt ist und Kon-
statirung, dass es auf der Insel Guba kaum eine Stelle gibt, wo das
Insekt nicht vorkäme und dass die Anzahl desselben auf dem sog.
staabrothen Boden geradezu ungeheuer ist, beschreibt Verf. das
Thierchen des genaueren, wobei er auf die bekannte Thatsache auf-
merksam macht, dass nur das harmlose Männchen dem gewöhnlichen
Floh gleicht, während das Weibchen viel heller ist. Er gibt an, dass
das Weibchen zwar für seine Eier einen Wirth im Körper irgend eines
Thierea, besonders des Schweines und der Maus, dann auch des
Hundes nnd des Afifen sowie des Menschen ohne Unterschied der
Rasse sucht, die Vermehrung aber nicht an diesen Parasitismus ge-
bunden ist, da das Insekt sich zu Tausenden im Staube längst ver-
lassener Wohnungen findet. Dann beschreibt Verf. die Pathologie
des durch das Insekt hervorgerufenen Zustandes und unterscheidet
dabei das Stadium des Eindringens, des Brütens und des Ausstossens
der Brut. Krankheitserscheinungen werden gewöhnlich dadurch nicht
hervorgerufen, besonders nicht bei den sog. „Flohmatzen", die ihre
Nester an Füssen, Händen, Scrotum, Nabel etc. ruhig dulden. Da-
gegen kommen allerlei Wundkrankheiten, selbst Starrkrampf, dann
häufig zur Beobachtung, wenn ungehörige Entfernungsversuche mit
ui^reinen Händen und Instrumenten gemacht werden. Die beste Behand-
lung ist die antiseptisch chirurgische Ausziehung der einzelnen Sand-
flöhe. Bei bedeutender Anzahl haben Verf. Sublimatbäder, zweimal
täglich drei bis vier Tage nach einander oder auch Einreibungen mit
2% Karbolvaselin gute Dienste geleistet. Volksmittel sind Terpen-
tinU und Petroleum. Wirksame Vorkehrungsmaassregel ist das Fort-
schwemmen alles Staubes durch reichliches Begiessen des Bodens.
Sentinon (Barcelona).
Brandes, 0^., Die Familie der Holostomiden. (Zoologische
Jahrbücher, Abtheilung für Systematik etc. Band V. Heft 4. p. 549—
604. Mit 3 Tafeln.)
Diese Trematodenfamilie ist durch Ausmündung der männlichen
und weiblichen Geschlechtswege am hinteren Körperpole sowie durch
EntWickelung eines sehr eigenthümlich und mannigfaltig gebauten
Haftapparates und eines mit ihm in Verbindung stehenden Drüsen-
komplexes unterhalb des Bauchsaugnapfes scharf charakterisirt. Auch
die Gliederung in 3 Unterfamilien ergibt sich nach den Resultaten
der anatomischen Untersuchung des Hattapparates sehr zwanglos,
da derselbe nach 3 leicht aus einander zu haltenden Prinzipien
27*
416 UntcrsaebungsmethodeD, Inttrament« etc. — Sthnt%lmpiting etc.
gebaut ist Die Diplostomeen^) mit dem Genus Diplos tomum^]
und Polycotyle umfassen Formen, bei denen der Haftapparat li
Form einer mit drüsigen Papillen besetzten Höhle auftritt. Dasselbe
Organ stellt bei denHemistomeen(6enusHem istomam SSpecies)
einen massiven Zapfen dar, der durch üebergreifeu seiner mehr oder
weniger lamellösen Ränder zum Anheften geschickt ist, wfthrend die
Holostomeen (Oen. Holostomum)') ein sehr komplizirtes Ge-
bilde aufweisen, bestehend aus einem bedeutend eotwickelten, tief
ausgehöhlten und mannigfach zerschlitzten Zapfen mit einer cjlm-
drischen Umhüllung, die als durch Verwachsen der Ränder des abge-
platteten vorderen Körpertheiles entstanden zu denken ist. Beträb
der weiteren Anatomie, der Entwickelungsgeschichte und der syate-
matischen Details sehe man die Arbeit selbst ein.
6. Brandes (Halle a. 8.).
Untersuchungsmethoden, Instrumente etc.
Aletli, Q.f Metode di colorazione dei bacilli della tabercolo»! nel latte. (BaUett. d. r.
Accad. med. di Roma. 1890. No. 6/7. p. 428—480.)
Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick-
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc.
Bndmer, H., Die chemische Reizbarkeit der Leuko-
cyten und deren Beziehung zur Entzündung ood
Eiterung. [Nach einem Vortrage in der morphologisch-physio-
logischen Gesellschaft zu München am 11. November 1890.] (Berlioer
klin. Wochenschr. 1890. No. 47.)
Die hier mitgetheilten , in Gemeinschaft mit Friedrich
Lang und Friedrich Römer ausgeführten Untersuchungen
schliessen sich an jene des Verf.'s über pyogene Stoffe in der Bak-
terienzelle (Berl. klin. Wochenschr. 1890. No. 20) an.
Bereits durch Leber, Massart und Bordet und Gabrit-
schewsky ist nachgewiesen worden, dass die Emigration der Leako-
cyten und ihre AnhäufuDg am Entzündungsherde durch anlockende
1) Nach den Abmachangen auf dem iDternationaJen Kongress (Paris 1889) wird die
Endang i d a e fSr die Familie und die Endang e a e für die ünterfamilie angewendet
2) Hierbei ist sa bemerken , dass dieses Genas Diplostomam mit 8 SpeeiM
nen ist und nichts zn than hat mit dem yon v. Nordmann aufgestellten , du j«tit
anssumersen ist, da es in Unkenntniss der Sachlage für Jugendstadien von Holotto-
m i d e n geschaffen wurde, die am besten sämmtlich alsTetracotyle beseiclioet rerdeo*
8) 28 Species. Auch das Diesing'sche Genus Eustemma ist eine Holo-
st o m n m - Species.
I
L
Sebotaiiiipfiiiig, kdastl. lofaktionskrankheiten, EntwiokelongshemmuDg etc. 417
chemische Reize, die von hier ausgehen, bedingt ist (Chemo-
taxis [Pfeffer]). Aus den genannten Versuchen hat man auch
erfduren, dass Bakterienkulturen am stärksten von allen geprüften
SribstaDzen anlockend auf Leukocyten wirken. Entgegen der gewöhn-
Uen Annahme, dass die Zersetzungsprodukte der Bakterien die
Ikager der chemotaktischen Wirkung seien, hat Verf. in der
Mheren Mittheilung gezeigt, dass diese Eigenschaft den E i w e i s s -
körpern des Inhaltes der Bakterienzeile zukommt.
In analoger Weise, wie früher aus Kulturen von Fried-
Ifinder^s Pneumobacillus, suchte Verf. Proteine aus anderen Kul-
toren nach Nencki's Verfahren zu erhalten. Nicht aus allen Bak-
terienuten konnten die Eiweisskörper durch stark verdünnte Kali-
lauge in genügender Menge extrahirt werden. Die beste Ausbeute
an Protonen wurde aus Kartoffelkulturen des B. pyocyaneus er-
halten. Die Vegetation, mit etwas Wasser und dem ca. 50 fachen
(X5^/o Kalilauge in der Reibschale verrieben, quillt zu einem zähen
ScUeim, der sich bei Digestion im Wasserbade verflüssigt. Nach
dnigen Stunden ist der grösste Theil der Bakterienmasse gelöst
Man filtriit durch kleine Papierfilter.
Das klare, von Pyocyanin gefärbte Filtrat gibt bei vorsichtigem
Ansäuern mit verdünnter Essigsäure oder Salzsäure einen volumi-
nösen Niederschlag von Protein. Dieses wird mit Wasser ausge-
waschen, dann in Wasser vertheilt und durch Zusatz einiger Tropfen
Sodalösung aufgelöst. Die (ca. 10 ^/oige) Lösung zeigt dunkelbraune
Farbe und die Neigung, in der Kälte zu gelatiniren. Die chemischen
fieaktionen des Pyocyaneusprotelns stellen es wie das Pneu-
mo6aa7ienprote][n den Pflanzenkasel'nen an die Seite. Die Proteln-
ausbente (mit ll,ö2®/o Asche, grösstentheils Kochsalz) aus Pyo-
cyaneus beträgt bis nahezu 20 ^/o der Trockensubstanz. — Auch
ans Kulturen vonMicr. pyogenes aureus, B. typhi abdom.,
^ubtilis, acidi lactici, solani tuberosi ruber konnten
genügende Mengen von Protein hergestellt werden. — Alle diese
Bakterienproteine wirkten nun stark anlockend au.f
Leukocyten. Die Versuche wurden so angestellt, dass die ge-
lösten Proteine in spindelförmige, mehrere Millimeter weite Glas-
röhrchen eingeschmolzen, durch längeres Auskochen sterilisirt und
unter die Rückenhaut von Kaninchen eingeschoben wurden. Subkutan
wurden schliesslich die Spitzen der Röhrchen abgebrochen. — Auf
Asepsis wurde dabei das grösste Gewicht gelegt und jedesmal wurde
experimentell konstatirt, dass lebende Bakterien bei der nun folgenden
Leukocytenansammlung (Eiterbildung) unbetheiligt waren. — 2 bis 3
Tage nach der Einführung fanden sich in den freien Enden der Röhr-
chen stets mehrere Millimeter starke Pfropfen von faserstoffhaltigem
Eiter mit zahllosen Rundzellen. Besonders intensiv anlockend wirkte
das Typhusbacillenproteln, bei welchem sich auch die Umgebung der
Druckstelle mit Leukocyten infiltrirt erwies.
Ist durch vorstehende Versuche bewiesen, dass die Eiweisskörper
der Bakterienzelle anlockend auf Leukocyten wirken, so lehrten
weitere Versuche mit chemischen Substanzen, die als Zers etzun gs-
stoffe der Bakterien bekannt sind, wohl in Betracht kommen
41g SchatzimpftiDg, kllnstl. Infektionskrankheiten, EntwickelaogshemiiiaDg etc.
konnten (buttersaures und valeriansaures AmmoD, Trimetbylamii
Ammoniak, Leucin, Tyrosin, salzsaures GlykokoU, Harnstoff, harn
saures Ammon, Skatol in l—b^h Lösung in Kapillaren sterilisirt ante
die Haut gebracht und durch 24 Stunden hier liegen gelassen), dasi
die meisten negative Chemotaxis zeigen, einige sich indifferent ver
halten und nur Leucin und Glykokoll anlockend wirkten, aber ii
unvergleichlich geringerem Maasse, als die gleichzeitig geprüftei
Proteine. (Kadaverin [Putrescin, Phlogosin. Ref.] stand nicht zai
Vertögung.)
Verf. zeigt weiterhin, dass nicht bloss die Bakterien die spezi-
fischen Lockstofife für Leukocyten enthalten. Die Versuche lehrten,
dass Glutinkasein aus Weizenkleber, ebenso L e g u m i n aus
Erbsen in schwach alkalischer, 5 — 10 ^/oiger Lösung stark positiv
chemotaktisch fQr Leukocyten sind. — Ebenso bewirkte Injektion
von Weizenmehlbrei und Erbsenmehlbrei enorme Leukocjtenanhäufung.
— Kontrollversuche mit Kieseiguhremulsion in 0,7 ^/oig^r Kochsalz-
lösung, mit Stärkemehl und 1 ^/^ Dinatriumphosphat lehrten, dass
bei der Wirkung der Mehlbreie der „taktile^' Reiz sowie die ge-
nannten Stoffe nicht betheiligt sind. Diese Wirkung dürfte also auf
die Pflanzenkaselne zu beziehen sein, die in den Samen der Gerea-
lien und Leguminosen als vorhanden angenommen werden. Verf,
vermuthet per analogiam, dass die von ihm dargestellten Bakterieu-
protelne in der Bakterienzelle präexistent seien und von ihnen daher
auch die pyogene Wirkung der sterilisirten Kulturen ausgehe.
Verf. weist darauf hin, dass hiermit auch die Aufklärung ange-
bahnt sei, warum die Leukocyten — wie seit Langem bekannt —
jene Orte im Organismus aufsuchen , wo Resorptionsprozesse palho-
logiseher oder physiologischer Natur vor sich gehen. Mit Röcksicht
auf derartige Vorgänge physiologischer Art wurden vom Verf. auch
Umwandlungsprodukte thierischer Gewebe gegen Leukocyten geprfift.
— Pepton (Grübler) zeigte keine Lockwirkung, eine starke
dagegen Leim aus Knochen (lO^/o) und Uausenblase, ferner
5— lOVoige, schwach alkalisdie Lösungen von Alkalialbami-
naten, die aus Muskelfleisch, Leber, Niere und Lunge
von Kaninchen durch Behandlung mit S^/^igev Kalilauge, fällig mit
verdünnter Säure u. s. w. erhalten worden waren. Schwächer
anlockend wirkten die Alkalialbuminate aus Blntuod
Eidotter; ohne Wirkung blieben die Albuminate aus Fibrin und
Eiereiweiss. — Stark anlockend wirkte Hemialbumose
(Grübler). — Nach allen diesen Versuchen scheint es also, dass
die allerersten, wenigst modifizirten Umwandlungs-
und Zerfallsprodukte der thierischen Gewebe chemotaktisch
auf die Leukocyten wirken.
Nach neueren Versuchen, besonders denen v. Limbeck's, i!<t
allgemeine Leukocytose eine Theilerscheinung einer Beihe
fieberhafter, entzündlicher Prozesse.
Versuche Rom er 's zeigten nun, dass direkte, intravenöse In-
jektion (in die Ohrvene von Kaninchen) der Leukocytenreizstoffe
beträchtliche Zunahme der Leukocytenzahl im BUte
SehttiziiDpftiog, kfinsU. Iof«ktionsknDkh«iten, Entwickelnngshammiing eto. 419
IiemriEt. Die Zunahme trat gewöhDlich erst nach 8 Stunden deut-
sch hervor, hielt aber dann bis zum nächsten Tage an und konnte
durch erneute Injektion gesteigert werden. So ging das ursprüng-
liche Verh<niss der weissen zu den rothen Blutkörperchen von
1 :318 bei täglicher Injektion von je 2 ccm 8%iger Pyocyaneus-
protelD-Lösung endlich am Abend des 4 Tages in das Verhältniss
1 : 38 aber. Diese Veränderung ist nicht auf Abnahme der Zahl der
rothen Blutkörperchen zu beziehen. Diese blieb fast unverändert»
Die Berechnung ergab fast 7fache Vermehrung der Leukocyten. Die
weissen Blutkörperchen fanden sich dabei sehr häufig in Gruppen
von 2, 4, ja 10 und 20 an einander haftend im Venenblute« — Aehn-
lieb, aber schwächer, wirkten Glutinkasel'n und Alkalialbuminat aus
Kalbsmuskel.
In einem Schlussabschnitte behandelt B. die Beziehungen
der Leukocf tenanlockung zur Entzündung und Eite-
rung. Nur wenn Bakterien im Gewebe in Involution gerathen und
ui Grande gehen, und Ausscheidung von Inhaltsstoffen der Zelle,
and zwar von BakterienproteKnen erfolgt, findet chemotaktische
Wirkung auf die Leukocyten und damit Ansammlung derselben am
EntsQndungsherde statt Alle von B. geprüften Zersetzungsstoffe der
Bakterien verhielten sich in dieser Beziehung indifferent. Kadaverin
stand ihm nicht zur Verfügung.
B. vermuthet, dass seine pyogene Wirkung indirekt zu Stande
komme, ähnlich wie er sich die Wirkung des Trimethylamin vor-
ateUt. Dieser Stoff lockt beim Röhrchenversuch (s. o.\ wobei nur
wenig davon ins Gewebe gelangt, die Leukocyten nicht an. Wohl
aber tritt nach seiner subkutanen Injektion binnen 8 — 14 Tagen
Eiterung ein. Bei letzterer Versuchsordnung finden unter Einwirkung
des injizirten Stoffes Zersetzungen im umliegenden Gewebe statt.
Unter den Umwandlungsprodukten desselben können solche sein,
Vielehe ähnlich wie die Alkalialbuminate auf Leukocyten wirken.
Dass so giftige Stoffe wie Kadaverin, Trimethylamin, Terpentin, Ka-
lomel, dass Quecksilber direkt die Leukocyten locken, ist nicht an-
zunehmen.
Den Unterschied zwischen Eiterung und der An-
häufung der Leukocyten bei einem einfachen Resorp-
tionsvorgange findet B. lediglich in der Rückwanderung. Bei
der entzündlichen Eiterung begeben sich die Leukocyten an Orte,
wo sie der schädlichen Wirkung von Bakterienstoffen ausgesetzt sind,
gelähmt werden, sich immer mehr anhäufen und degeneriren.
Bei den Resorptionsvorgängen dagegen erfolgt Rückwanderung,
welche der Zuwanderung bald die Waage hält, so dass die Gesammt-
menge der örtlich versammelten Leukocyten von da an nicht mehr
wächst
Durch Versuche am Menschen kommt B. zu dem wichtigen
Schlüsse, dass die entzündliche Reizung der fixen Ge-
webselemente mit der Leukocytenanlockung unlös-
lich verbunden sei. Die chemotaktischen Stoffe rufen stets beide
Wirkungen hervor. — 3,5 mg ProteXn des B. pyocyaneus in
1 ccm Losung aseptisch unter die Haut des Vorderarms gebracht^
420 SehaUlmpfang, künitl. InfektioBskrankbaitan, Entwiekelao^bemmiiog' afc
hatte ganz ähDliche Wirkung, wie die seiner Zeit von B. versachte
sterilisirte Kultur des Pneumobacillus (Berl. klin. Wochenschr. 1890.
No. 10): Schmerzgefühl, besonders längs der Impfbahnen des Armes
2 Stunden nach der Injektion, Schwellung der Impfstelle. — Am
folgenden Tage erysipelartige Schwellung, Röthung und Erhitzuog der
Haut um die Impfstelle in der Ausdehnung von zwei Handtellern,
Röthung längs der Lymphbahnen. Lebhafter Schmerz. — Am 3.
Tage Ausdehnung der Entzündung über die ganze eine Seite des
Vorderarms. — Vom 4. Tage an Rückbildung. — Allgemeinbefinden
kaum gestört, Körpertemperatur nicht über 87,8 ^ G.
Viel schwächer, aber prinzipiell gleichartig, war die Wirkung des
Glutinkaseins. 10 mg in 1 7o Lösung erzeugten binnen 24 Stunden
handtellergrosse , erysipelartige Schwellung. Röthung und Tempera-
turerhöhung an der Impfstelle. Am folgenden Tage schon begann
das Verblassen. Der Schmerz war sehr gering gewesen, längs der
Lymphbahnen war keine Röthung eingetreten. Trotzdem ist nicht
zu zweifeln, dass die Reaktion eine entzündliche war, und dass man
durch grössere Mengen des Stoffes die heftigsten Erscheinungen her-
vorrufen könnte.
Zum Schlüsse betont Verf. die praktische Bedeutung seiner Ver-
suchsergebnisse. — Schon 1877 hat Verf. die Ueberzeugung husge-
sprochen, dass die Entzündung eines der wirksamsten Schutzmittel
gegenüber den Bakterienvegetationen darstellt. In diesem Sinne bat
er damals seine Versuche über künstliche Begrenzung des Brandes
angestellt. Seit Jahren suchte er Mittel zu finden, um eine bakte-
rienfreie, nach Intensität und Ausdehnung willkürlich zu begrenzende
Entzündung zu erzeugen. Vielleicht kann auf dieses Ziel durch Ver-
suche mit den neu aufgefundenen, harmlosen chemischen Eot-
zündungsstoffen mit mehr Erfolg hingearbeitet werden.
Am meisten Aussicht auf Heilerfolge bieten die chronischen In-
fektionen, wie Verf. immer hervorgehoben hat. Das Koch 'sehe
Heilverfahren bei Tuberculose muss diese Hoffnung erhöhen.
M. Gruber (WicD),
Kianowsky, B., Zur Frage über die antibakterielien
Eigenschaften des Magensaftes. (Wratsch. 1890. No. 38
—41.) [Russisch.]
Durch eine Reihe sorgfältiger Versuche am Menschen überzeugte
sich der Verf., dass:
1) der nüchterne Magen (14—18 Stunden nach der letzten
Mahlzeit) zahlreiche Mikrobien enthält.
2) Die Zahl der Bakterienkolonieen, welche aus dem MageBiD-
halte eine Stunde nach der Mahlzeit erhalten werden, scheint in
keinem Verhältnisse zu seiner Acidität und zu seinem Ssizsäare-
gehalte zu stehen ; sie hängt direkt von dem Mikrobiengehalte der
eingeführten Nahrung ab.
3) Der Magensaft tödtet bei mittlerer Acidität und bei mittlerem
Salzsäuregehalte die im Magen enthaltenen Mikroorganismen syste-
matisch , d. h. es gehen desto mehr Mikrobien zu Grunde, je ttoger
der Magensaft wirkt.
►
BaktoiioL Tom X. intomatioDalen medicinischen KongresM lu Berlin. 421
4) Eine strenge Proportionalität zwischen der Steigerung der
Additat des Mageninhaltes nnd dem Zugrandegehen der Mikrobiea
enstirt nicht.
5) Bei sebr schwacher Acidität des Mageninhaltes findet keine
AbtddtoDg der Bakterien statt; im Gegentheil, es wächst ihre Zahl
beständig.
6) Versuche an Kranken, deren Magensaft noch genügende Quan-
tität freier Säure enthielt, zeigten , dass ihr Saft dieselben antibak-
teriellen Eigenschaften besitzt, wie derjenige gesunder Menschen.
Steinhaus (Warschau).
fowler, George B., The sterilization of Gatgut, with a
description of a new simple, and efficient method.
(New York Med. Record. No. 1032. 1890. p. 177.)
Um das käufliche Katgut keimfrei zu machen, kocht es Verf.
eise Stunde lang in 97 <*/o Alkohol (Siedep. 85 ^ C), wodurch eine
Tollkommene Sterilisirung und gleichzeitig auch eine gründliche Ent-
fettung erreicht wird. Bei der von Hodenpyl ausgeführten bakte-
nologischen Untersuchung ergab sich, dass von dem nicht sterilisirten
Katgttt, wenn es auf Nährboden gebracht wird, sich immer eine
grosse Anzahl von Bakterienkolonieen entwickelt Fünf Minuten
bioges Kochen des Katguts in Alkohol bewirkt eine erhebliche Ver-
minderung der lebensfähigen Keime, während das eine Stunde lang
gekochte Katgut, wenn ausgesät, steril bleibt. Wurden Stückchen Kat-
guts 24 Stunden lang in frischen Fleischbrühekulturen von Strepto-
eoccas pyogenes, Staphyloc. pyog. aureus, Anthraxbacillen
nnd -«poren belassen und dann mit siedendem Alkohol behandelt,
so blieben alle damit angelegten Kulturen steril, wenn die Ein-
wirkung 45 Minuten oder länger angedauert hatte. Nach halbstün-
djgero Kochen waren die Milzbrandsporen noch entwickelungsfähig,
dagegen die Milzbrandbacillen und die Eiterkokken abgetödtet. Eine
kürzere Dauer der Einwirkung des siedenden Alkohols gab unsichere
Resultate. Kräl (Prag).
Originalberichte Über Kongresse.
Bakteriologisches vom X. intemationalen medicinischen
Kongresse zu Berlin, 4. — 9. August 1890.
(Fortsetzung.)
Aus den Abtheilangs-SitznngeD.
XV. Abthell ang: Hygiene.
Herr Sormanl (Pavia). lieber Aetiologie, Pathogenese
I ond Prophylaxe des Tetanus.
Nach einem einleitenden Rückblicke auf die Resultate der jüngsten.
r
422 Bakteriol. vom X. internationalen medicinischen Kongresse sa Berlin.
bakteriologischen ForschuDgen über Tetanus bemerkt S., dass er vor-
erst die Frage über die Provenienz des Tetaniisbacillus, welcher sich
so konstant in gedüngtem Boden , in Stall- und Strassenerde und
auch im Fussbodenstaube der Wohnungen vorfindet, experimentell zu
beantworten suchte. S. hatte bereits nachgewiesen , dass Thiere den
Tetanusbacillus mit der Nahrung zu sich nehmen köDoen , ohne zu
erkranken , dass der Bacillus den ganzen Digestionstraktus passirt,
ohne etwas von seiner Virulenz einzubüssen und dass dann die Fftces
der betreffenden Thiete stark tetanigen sind. Als er seine Unter-
suchungen auf Thiere ausdehnte , welche vorher keine Tetanuskultar
erhalten hatten, fand S., dass die Fäces vieler Thierarten natürlich
tetanigen sind. Um jede Fehlerquelle zu vermeiden , wurden die
Fäces den Tbieren ausserhalb des Laboratoriums direkt mittelst
sterilisirter Glasröhren entnommen. Das frühere Resultat wurde
neuerdings bestätigt und die Fäces von Meerschweinchen, Kaninchen,
Hühnern und Hunden erzeugten sehr häufig, wenn auch nicht immer,
Tetanus, als sie Mäusen und Kaninchen subkutan verimpft wurdeo.
Augenscheinlich kam die tetanigene Infektion der Fäces bei diesen
Thieren von der Erde her, mit welcher deren Nahrung gewöhoL'cii
beschmutzt ist. Ein Hund erhielt als Nahrung Brot und Suppe io
der Weise, dass nichts mit Erde verunreinigt werden konnte. Nichts-
destoweniger blieben die Fäces des Thieres noch weitere zwei Mo-
nate tetanigen. Man untersuchte die Erde der Lagerstätte, auf
welcher es zu ruhen pflegte und konnte in derselben den Tetanus-
bacillus nachweisen. Das Thier führte das Virus durch Belecken
des eigenen Felles ein und thatsächlich fanden sich auch sehr
zahlreiche Haare in seinen Fäces vor. Dieses Resultat best&tigt die
Thatsache, dass es gerade das Verschlucken der tetaoigenen Erde
ist, weshalb die Fäces der Thiere das Virus enthalten. Um fest-
zustellen, ob und wann die Virulenz der Fäces aufhört, wenn die
Ursache der Verunreinigung des Futters beseitigt ist, wurden vide
Versuche mit kleineren Thieren angestellt, ohne jedoch eindeutige
Ergebnisse zu liefern. Man wählte daher wieder einen Hund mit
tetanigenen Fäces, dem ein dichter metallener Maulkorb angelegt
und derart befestigt wurde, dass das Thier ausser Stande war, etwas
von aussen einführen zu können. Es erhielt einmal des Tages Brot
und gut gekochte Milch in reinen Gefässen. Die Fäces dieses
Hundes, welche man unter den erwähnten Kautelen entnahm, wurden
täglich an weisse Mäuse verimpft. Die Mäuse gingen an Septikämie
oder Tetanus zu Grunde. Die Versuche wurden ^ Tage laog fort-
gesetzt. An Tetanus die geimpften Mäuse der ersten 16 Tage; nach
dieser Zeit zeigte keine mehr tetanische Symptome. Wenn man dem-
nach jede Verunreinigung der Nahrung ausschliesst , so hören die
Fäces auf, tetanigen zu sein. Mit den Fäces von Säuglingen l&sst
sich Tetanus auch thatsächlich nicht hervorbringen. Bemerkenswertb
erscheint, dass, wenn auch jede weitere Einführung neuen Giftes per
OS ausgeschlossen wird, die Fäces ihre spezifische Virulenz doch
noch 16 Tage hindurch bewahren. Diese Thatsache könnte durch
die im Darmkanal stattfindende Vermehrung des Virus erklärt werden.
Der folgende Versuch zeigt, dass das tetanigene Virus im Darme jene
Bakteriol« Tom X. inteniatioDalen mediefniacben Kongresse la Berlin. 423
v^ranglielie Virulenz wiedererlangt, welche durch die Einwirkung
der Magessfifte eine gewisse Abschwächung erlitten hat Bringt man
dne Tetanuskultur in den Magen eines Kaninchens, tödtet es nach
48 Stondai und impft nun vom Mageninhalte desselben eine Maus
od gleidiseitig dne zweite mit dem Darminhalte, so wird letztere
froher an Tetanus zu Grunde gehen, als die mit dem Mageninhalte
geimpfte. Alle diese Resultate fahren zu der Annahme, dass die
Sporen des Tetanusbacilius , welche sich im Boden vorfinden, aus
Ficee herstammen. Durch die Versuche B e u m e r 's ist es bekannt,
dass das tetanigene Virus fast ausschliesslich in den obersten Schich-
ten des gedüngten Bodens, der Strassen und der Ställe vorhanden
ist, n&mlich ebenda, wo vorzugsweise die Fäces der Thiere deponirt
w<^en. Die anaSroben saprogenen Bacillen, die steten Begleiter
unreiQer Tetanuskulturen, können als indirekter Beweis für die Her-
kunft des Tetanusbacilius aus Fäces und Düngergruben angesehen
werden. Uebrigens tragen die saprogenen Bacillen in den Tetanus-
kultaren dazu bei , die Vermehrung des Tetanusbacilius zu be-
gQnstigen und seine Virulenz zu erbalten. Die Annahme ist nicht
unberechtigt, dass derselbe Vorgang auch im Darmkanal in ähnlicher
Wäse stattfinden müsse. Hieraus wird es verständlich, in welcher
Art sich der schädliche Kreislauf etablirt. Die tetanigene Erde ver-
unmnigt die Nahrung vieler Thiere und daher auch ihre Fäces
und aus den Fäces, in welchen sich das tetanigene Virus vermehrt
Yiat, gelangt wieder eine grossere Quantität desselben Virus auf die
Bodenoberfläche zurück. Dadurch wird es klar, jveshalb die tetanigene
Iii/ektion insbesondere durch Verunreinigung von Wunden mit ge-
düngter Gartenerde, oder mit Erde von Feldern, Strassen, Ställen etc.
stattfindet und wie solche Erde auch auf den Fussboden der Woh-
nungen gelangen kann. Schliesslich findet damit auch die Häufig-
keit von Tetanus bei Thieren nach der Kastration ihre Erklärung,
weil es sich hierbei um Theilo handelt, die leicht durch Fäces ver-
unreinigt werden.
S. hatte bereits nachgewiesen, dass das tetanigene Virus keine
Infektion erzeugt, wenn es in die Verdauungswege gebracht wird
oder wenn es durch die Respirationswege in den Organismus gelangt.
Durch Inhalation von getrocknetem Virus und durch direkte Injektion
in die Trachea konnte bei Versuchsthieren Tetanus nicht ausgelöst
v^erden. Der einzige Infektionsweg ist demnach das Eindringen des
Tetanusbacilius in das Gewebe, wo er anagrobe Bedingungen vor-
findet und wo seine toxische Sekretion direkt vom Blute absorbirt
und den Nervencentren zugeführt werden kann. Versuche an Ka-
davern von an Tetanus gestorbenen Individuen bestätigten, dass sich
der Bacillus weder im Blute und den Nervencentren, noch in den
inneren Organen vorfindet. Die Richtigkeit der Rosenbach^schen
Theorie konnte mit dem folgenden Versuche bestätigt werden. Ein
Böhrch^ aus porösem Porzellan von 0,5 ccm Rauminhalt wurde mit
virulenter Tetanuskultur angefüllt, mit einem Guttaperchapfropfen
verschlossen und derart verkittet, dass keine Flüssigkeit heraustreten
konnte. Das Röhrchen wurde hierauf einem kräftigen Kaninchen in
eine grosse subkutan angelegte Tasche eingeführt. Die Wunde heilte
424 Nene Litteratnr.
rasch. Am 12. Tage stellten sich die ersten tetanischen Symptome
ein, welche sich nach und nach schärfer ausprägten. Das Thier starb
am 17. Tage an allgemeinem Tetanus. In dem die Impfetelle um-
gebenden Gewebe waren keine Mikroorganismen auffindbar. Kulturen
und Impfungen mit diesem Gewebe blieben gänzlich resultatlos. Das-
selbe Röhrchen anderen Thieren applizirt, erzeugte Tetanus in einer
kürzeren Zeit, ohne dass ein Heraustreten von Mikroorganismen statt-
gefunden hätte. Der Tod der Versuchsthiere erfolgte demnach durch
die Sekretionsprodukte des Tetanusbacillus und durch Absorption
eines löslichen Giftes.
(Fortaetsnng folgt.)
Neue Litteratur
zntammengestellt von
Db. Abthüb Wübzbubg,
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Heno Litterator, p. 424.
VT9
nseha Bttohdruokerel (Harmaiui Pohl«) In Jana.
'
Bakteriologie und Parasitenkunde.
In Yerbindung mit
QdL M. M Dr. LeuM m Profissor Dr. IMler
IB Ldpxlff ta OvBÜinnüd
herausgegeben von
Dr. O. TJlilizrorza in CasseL
■♦♦■
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
IX. Banid. -o- Jena, den 7. April 1891. -o- No. 13.
Prelt fBr den Band (86 Vunnieni) 14 Hark.
Jährlich ench«iiMn swei Binde.
— >| Zu besiehea durch alle BttehhandlungeD und Postanstalten. |<*-
•
Die JMcMion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten'
MituUf vuMet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige
Wunsche um lAeferung von bee&nderen Abdrücken ihrer Auf"
9Msce entweder auf das Manuskript schreiben zu ufoUen oder
-direkt an den VerlegeTf Herrn €husta/v Fischer in Jena^ gelangen
zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, spüler
eingehende Wünsche berUcksichUgen zu können*
Original - RRittheilungen.
Malariaparasiten in den Vögeln.
Vorl&ufige MittheiluDgen
der Professoren B. Orassi und B. Felettl
in
Catania.
(PortseUiuig.)
Wir hatten z. B. einige Sperlinge nur mit sehr zahlreichen er-
wachsenen Mondsicheln, nach 8 Tagen erschienen aber auch zahllose, sehr
kleine Mondsicheln, nach verschiedenen anderen Tagen Mondsicheln von
mittlerer Grösse, dann von neuem nur erwachsene und schliesslich
nach anderen 10 Tagen wieder ganz junge und jüngere Mondsicheln»
IX. Bd. 28
430 Orassi and Feletti,
Auf welche Art und Weise sich die Mondsicheln vermehren,
ein Punkt, an welchem wir lange gearbeitet haben, aber leider i
nur mit nicht befriedigendem Erfolge. Wir zweifelten wieder
der Vermehrung durch Gemmulae (Celli und Guar nie ri), vei'ma-
theten, dass sie sich durch Theilung vermehrten etc. etc.
Nach vielem vergeblichen Suchen fanden wir endlich in der Milz, i a
der Leber und im Knochenmarke Figuren , die wir geneigt sind, fOr
in Segmentation begriffene Mondsicheln zu halten.
Alle die hier erwähnten Thatsachen autorisiren uns, die H a e m a—
moeba für einen von derLaverania unabhängigen Organismus zu
halten und ausserdem zu betonen (auf Grund von engster Analogie^
dass auch in den im Sommer und im Herbste in Rom (Marchiafav&
und Celli) vorherrschenden Fiebern (wie wir bereits früher vermuthet>
zwei Parasiten vorhanden sind, und zwar einer, welcher bisjetzt
nicht von unserer Haemamoeba praecox zu unterscheiden ^ X
während der andere unsere Laverania malariae ist.
Wenn man bedenkt, dass auch die Mondsicheln des Menschen nicht
eingekapselt sind und wenn man auch ein von Herrn Prof. De Mattet
kürzlich angestelltes Experiment in Rechnung zieht *), ein Experiment,
welches derselbe an einem von uns seit langem studirten Kranken
unternahm (Impfung und darauffolgende Entwickelung des Quartan-
fiebers in einem nur mit Mondsicheln behafteten Individuum), so ist es
wohl gestattet, aufs Neue zu behaupten, dass zwei verschiedene Gat-
tungen von Malariaparasiten existiren, d. h. die Haemamoeba
und die Laverania. Die Haemamoeba kann dreierlei Art sein:
Haemamoeba praecox (verursacht zum mindesten Quo ti-
dianfieber mit Anfällen, die darnach streben, sich unter einander zu
nähern etc.),
Haemamoeba vivax (verursacht das einfache oder doppelte
Tertianfieber) und endlich
Haemamoeba malariae (verursacht die einfache, doppelte
oder dreifache Quartana).
Die Laverania verursacht unregelmässige Fieber, welche zu-
weilen für wenige Tage den kontinuirenden, subkontinuirenden, quoti-
dianen und tertianen Charakter annehmen können.
Somit glauben wir die von Golgi zuerst ausgesprochene Ansicht
weiter entwickelt zu haben: Golgi spricht von Varietäten der Ma-
lariaparasiten, erwähnt jedoch durchaus nicht den Hauptpunkt, näm-
lich, ob es sich um einen einzigen veränderlichen Parasiten oder um
spezifisch verschiedene Formen bandelt; in seiner letzten Arbeit
(Ziegler's Beiträge. Band IV. 1890) gibt er sogar die Mög-
lichkeit des Ueberganges von einerForm in die andere
z u. Doch werden wir auf diesen Punkt sowie auch auf den Antheil
von Verdienst, welcher den Assistenten der Glinica Medica in Rom
gebührt, in unserer ausführlichen Arbeit zurückkommen.
1) Ob di«66 von einer anderen Form (welche eich theilt, ohne Pigment sa seigeD)
speiifiseh ▼ersehieden, können wir nicht unterscheiden. Sieher fehlt diese Form bei
den Vögeln.
9) Ein anderes Experiment De Mattei's wurde von uns bereits in unserer Mit-
theilung des vergangenen Jahres sitirt.
Malariapftrasiten in den Vögeln. 43]^
m.
Viele Yon ans angestellte Untersuchungen führten uns zu der
EstdeckuBg einer sehr kleinen Amöbe , welche sich In geradezu un-
gebeorer Menge in jedem Malariagebiet und in jedem Malariamaterial
foifisdet. Wir haben festgestellt, dass sich diese Amöbe sehr leicht
acjstirt. In diesem Zustande kann sie sich wahrscheinlich lebendig in
d» Luft erheben. Sie wurde von uns auch in der Nasenhöhle junger,
gesunder Tauben angetroffen, welche zwei Nächte lang von uns in
Kifigen« welche zwei Meter vom Boden aufgehängt waren, in einem
aalmrischen Orte gehalten worden waren. Dieselben zeigten sich nach
weiteren neun Tagen mit Laverania infizirf. Es ist bemerkenswerth,
dass M a a r e 1 in sumpfigen Gegenden und auch im Nasenschleim
dnes Mannes, der einige Zeit in einem sumpfigen Ambient geathmet
hatte, eine Amöbe fand, welche mit der von uns gefundenen identisch
m Eein scheint Er vermuthete jedoch nicht im geringsten, dass
diese Amöbe mit dem die Malaria erzeugenden Parasiten in Verbin-
dung stehen könnte.
Unsere Amöbe könnte wohl die malarische Ansteckung erklären
und durch ihr Volumen auch über die Thatsache Rechenschaft geben,
n&Tuxn die Malaria sich schwer drei oder vier Meter erheben kann.
Gatania, im Juni 1890.
IV. ^)
lo der vorhergeh^den Note sprach ich von einer Amöbe, welche
eineii Afalariaparasiten im freien Leben darstellen könnte, und ist es
nun meine Absicht, diesen ungemein wichtigen Theil der Malaria-
frage weiter zu untersuchen.
Durch Familienverhältnisse gezwungen, die von mir in Gatania
b^onnenen Studien zu unterbrechen, setzte ich dieselben nach kurzer
Pause in der Lombardei, und zwar hauptsächlich in Locate Triulzi fort.
Ich kann nicht umbin, den Herren Locatesern und vor allen den
Herren Dr. Bomanini und Beneggi und den Herren Grün und
Billitz hiermit öffentlich fGr ihre mir freundlichst geleisteten Unter-
stützungen dieser Studien bestens zu danken.
Locate Triulzi ist einer der von Malariafiebem heimgesuchtesten
Orte.
Meine Studien wurden an Tagen vorgenommen, in welchen das
Malariafieber sehr heftig auftrat; ich selbst hatte zwei ziemlich
starke, doch rasch durch Chinin geheilte Anfälle, die Frau und die
Söhne des Arztes, in dessen Hause ich arbeitete, wurden von Malaria-
fiebem befallen ete.
Schon früher stellten wir die Behauptung auf, dass, wenn die
Malariaparasiten Rhizopoden sind, man dieselben leicht im freien
Leben antreffen können müsste, da diese gewöhnlich weit voluminöser
und weit leichter zu charakterisiren seien, als der grösste Theil der
Bakterien, indem sie nicht einmal bei der einfachsten mikrosko-
1) Diese Note wurde Ende November 1890 in der Accad. di Oioenia in Catania
mitgeUieUt und encbien im Dezember. (Verfasser dieser vierten wie der folgenden
fünften Note ist Prof. Battista Qrassi allein.)
28»
432 GrASfli and Feletti,
piscben Prüfung anserem Auge leicht entgehen könnten,
leider nur zu oft mit verschiedenen Bakterien geschieht
Dass die Malariaparasiten wirklich Rhizopoden sind, sag^t^ uni!
alles das, was sich im Menschen und in den Thieren bewahrbeitet;^,
besonders wenn man denkt, dass die Gruppe der Pilzthiere, wie die-
selbe von Zopf aufgestellt worden ist, keine natürlicheist und dass
man von ihnen die Monadinen trennen muss, um diese theili^oise
mit den Rhizopoden, theilweise mit den Heliozoen zu vereioi^r^^«
Üebrigens bleibt, selbst wenn man (meiner und verschiedener anderer
Verff. Meinung entgegen) die Gruppe der Monadinen zugibt und folglich
auch annimmt, dass die Malariaparasiten zu dieser Gruppe gezdlilt
werden müssen , die von mir behauptete Leichtigkeit , sie in
freiem Leben sehen zu können, immer bestehen, geradeso als ^vrenn
man mit mir annehmen wollte, dass die Malariaparasiten Rhizopoden
seien.
Auch der Yermuthung Raum gebend, es seien Cbytridiaceen aö,cr
auch Sporozoen ^) (meiner Meinung nach wenig begründete Vennu-
thungen), kann man immer ruhig zugeben, dass es leicht sein muss,
sie im freien Leben anzutreffen.
Die einfache mikroskopische Untersuchung muss mithin genauen,
uns die Malariaparasiten sehen und sie nur mit wenigen Formen
verwechseln zu lassen.
Noch mehr, nach all den Nachforschungen in den Malariagebieteii
oder der malarischen Materiidien im Allgemeinen von denjenigen
Forschern, welche sich mit Protozoen beschäftigten, können wir mit
grosser Wahrscheinlichkeit annehmen, dass die Malariaparasiten be-
reits in den von diesen Naturforschem veröffentlichten Abhandlungen
beschrieben stehen.
Auf Grund dieser Prämissen unternahm ich ein vergleichendes
Studium des Malariamaterials, und zwar war mein Ausgangspankt
folgender :
Es ist gewiss, dass die Malariaparasiten Rhizo-
poden oder doch wenigstens ihnen sehr nahe stehende
Formen sind; mithin müssen sich die Malariaparasiten
unter jenen Rhizopoden oder unter jenen ihnen sehr
nahen Formen finden, welche man in allem jenem Ma-
terial aus Gegenden vorfindet, welche durch die Er-
fahrung vieler Jahrhunderte als Malariaherde be-
kannt sind.
Ich habe sowohl in der Umgebung Catania's wie auch in der
Lombardei, besonders in Locate Triulzi und ein wenig auch in Mele-
gnano, das verschiedenste Malariamaterial untersucht, und zwar
1) unbebaute , mehr oder weniger thonhaltige und feuchte Böden ;
1) Es ist die Haemogregarina (Dr epaDidinm), welche an die Sporozoen
denken lässt. Ich kenne his Jetzt de visu nur die Haemogregarina der Frdsche. Nach
dem, was ich bis jetst konstatiren kann, gibt es deren zwei Arten: eine grosse (Kruse)
und eine kleine (Gaule und yerschiedene andere Autoren); ich glaube festsetien su
können, dass in den Fröschen auch eine Laverania ezistirt, die durch die Gegen-
wart glänzender Körner charakterisirt wird , sich rundet und sich segmentirt ;
ilire Segmentation ist leicht anzutreffen und wurde sie schon von Kruse gesehen.
Ich werde auf dieses Argument in meiner nfichsten Arbeit zurflckkommen.
Malariaparuiten in den YSgeln. 433
2) kQnstlich angelegte Wiesengründe;
3) natQrliche Viehweiden;
4) Reisfelder;
5) mit Getreide bebaote, aber stets feucht bleibende Felder;
6) Hanf und Flachs während des Mazerationsprozesses;
7) die Umgebung von Brackwassern.
Ich habe alle Umstände, welche das obenerwähnte Material be-
sonders gefahrlich macht, in Rechnung gezogen; so weiss man z. B.,
daas Reisfelder, welchen man das Wasser entzieht, sehr gefährlich
werden, ferner weiss man, dass der ünrath der kleinen Kanäle, welche die
Wiesen umgeben oder durchschneiden, da derselbe meistens aus Vege-
tabilien, die ausserhalb des Wassers sterben und verfaulen, besteht,
ein furchtbarer Malariaherd ist und die Wiesen ungemein gefährlich
nacht, endlich weiss man, um noch ein letztes Beispiel anzuführen,
dass die Sümpfe in den Sommermonaten, wenn sie anfangen auszu-
trocknen, sehr gefährlich sind.
Das erste firgebniss aller dieser vergleichenden Studien war, dass
ich es far sehr wahrscheinlich hielt, dass es Malaria geben kann, auch
ohne Süsswasseralgen (Florideae, Schizophyccae, Bacil-
lariaceae, Protococcoideae, Gonfervoideae, Conjuga-
lae, Sipbophyceae und Gharaceae).
Die Algen fehlen z. B. gewöhnlich im Hanf und Flachs, wenn
letztere aas der Mazeration genommen und zum Trocknen ausge-
breiiet sind; sie fehlen häufig oder sind doch sehr selten in sehr
malaiischen Gebieten. Mithin folgt daraus, dass viele Protozoen und
C&jtridJaceen , Parasiten der Algen, nicht mit der Malaria in Ver-
bindong gebracht werden können. Verschiedene Rhizopoden und
Heliozoen gehören speziell dem einen oder dem anderen Malaria-
material an.
Beständig gegenwärtig und häufig in jedem Ma-
lariamaterial fand ich nur die Arten der Gattung
Amoeba und der sehr nahen Gattungen (Hyalodiscus,
Dactylosphaerium), welche einstmals mit der Gattung
Amoeba vereinigt waren.
So kommt es, dass ich durch Ausschliessung nach
nud nach dazu gelangte, die Hypothese aufzustellen,
dass in der Gattung Amoeba (sensu lato) sich die Ma-
lariaparasiten vorfinden müssen.
Was nun die Art anbelangt, so fällt der Verdacht hauptsächlich
auf die Amoeba guttula, wie dieselbe von Perty beschrieben
wird ; für jetzt halte ich die in der III. Note erwähnten Amöben für
junge Exemplare derselben. Verdächtig ist auch ein Dactylo-
sphaerium. Mir scheint, dass nur diese oder ihnen sehr nahe
Formen sich in genügender Menge und mit genügender Beständigkeit
vorfinden , um erklären zu können , warum die bezeichneten Orte so
sehr malarisch sind.
Es kam mir alsbald ein Zweifel an meiner Hypothese.
(Scblnss folgt.)
434 Karlioski,
üntersachuDgen über die Temperatnrsteigenuig in
beerdigten Körpertheilen.
Von
Dr. Jnstyn KarUiiski
in
EoDjica, Herzegowina.
Im VII. Bande No. 9 des Centralblattes fQr Bakteriologie and
Parasitenkande yeröffentlichte Prof. Schottelias eine karze MH-
theilung: „lieber Temperatursteigerangen in beerdigrteo Pbthisiker-
langen.'* Der genannte Forscher erhielt als Ergebniss einer dies-
bezQglichen Untersachang , dass in der beerdigten Phthisikeriange
eine bedeutende Erhöhung der Temperatur gegenüber der Boden-
temperatur entsteht
Durch diese Mittheilung angeregt, habe ich im Anscblasse an mdae
demnächst zu veröffentlichenden Untersuchungen über das V erhalten
der Typhusbacillen im Boden eine kleine Reihe von Untersuchungen an-
gestellt, ob in den der Fäulniss im Boden preisgegebenen Theilen eines
au Typhus abdominalis Verstorbenen auch eine so bedeutende Tempera-
tursteigerung vor sich geht und wie lauge die in Leichentheilen
befindlichen Typhusbacillen ihre Lebensfähigkeit trotz der Fäalniss
beibehalten. Diesbezügliche Untersuchungen sind meines Wissens
nur durch v. Esmarch^) angestellt worden, v. Esmarch brachte
in das Innere eines faustgrossen, mit sterilem Messer durchschnittenen
frischen Fleischstücks 3—4 Oesen Typhusbacillenreinknltur , wonact
das Fleisch in Zimmertemperatur aufbewahrt wurde. Nach 8 Tagen
war das Fleisch oberflächlich in starker Fäulniss, im Innern ma-
kroskopisch noch ganz frisch aussehend. Im DeckglasprAparate fand
sich eine grosse Anzahl der verschiedensten Arten von Kokken and
Bacillen, die Rollkulturen wurden durch Fäulnisskolonieen, welche die
Gelatine rasch verflüssigten, bald gänzlich überwuchert An einer
anderen Stelle sagt Esmarch«) wörtlich: „Eine vereinzelte TypAas-
kolonie aber auf der Gelatineplatte und unter zahllosen Fänlniss-
kolonieen mit Sicherheit herauszufinden, halte ich vor der Hand für
eine Unmöglichkeit; die Bacillen zeigen auf unseren bisher ge-
bräuchlichen Plattennährböden so wenig Charakteristisches, so vid
Achnlichkeit mit den Kolonieen der verschiedensten anderen Bakte-
rienarten, dass es in der That die Zeit und Arbeitskraft eines Ein-
zelnen übersteigt, jede Verdacht erregende Kolonie herauszüfiscien
und auf die Eartoffelscheibe zu bringen, wo ja allerdings die Unter-
scheidung eine leichtere ist.
Seit nahezu 4 Jahren beschäftige ich mich fast hauptsächlich
mit Typhusstudien; ich stimme mit Esmarch überein, dass es grosse
Mühe verursacht, die Typhusbacillen aus dem übrigen Bakterien-
gemisch herauszubekommen. Wie ich dies aber gelegentlich meiner
1) Zeitschrift für Hygiene. Bd. VII. Heft 1. pag. 81.
2) 1. c. Seite 6.
UntenuchiiDgeii über die Tempentarsteigernng in beerdigten Körpertheilen. 435
Tersndie Ober das Verhalten der Typhusbacillen im Eothe, BruDiien-
rad Cistemenwasser dargethan habe, gelingt es doch bei ausreichen-
der Uebang, wenn man Zeit und Mühe nicht spart und eine ent-
sprediende Verdünnung des Materiales anwendet, die echten Typhus-
bacOIen von den typhusähnlichen zu unterscheiden. Freilich kann
aiaa sich \m derlei Untersuchungen auf das mikroskopische Aus-
Khen der typhus&hnlichen Kolonie nicht verlassen, und das Ueber-
impfeD auf Kartoffelscheiben halte ich für eine conditio sine qua non
«Ines einwandsfreien Versuches. Um nodi grössere Sicherheit zu
l^i^bei^) pflege ich seit einigen Jahren neben der Ueberimpfung auf
Eartoff^n gleichzeitig eine Kontrollübertragung von unzweifelhaften
TTphusbaciUen auf Kartoffelstücke gleicher Provenienz und Sorte,
TorzoDehmen, da, wie ich mich sehr oft überzeugt habe, Wachs-
thamsaotersdiiede, je nach der Kartoffelsorte, Reaktion und Garsein
sehr oft störend einwirken können. Ich bin beinahe zu der Ver-
muthang geneigt, dass nur diesen drei Umständen die Abarten des
Typhasbacillus, welche kürzlich von Babes^) beschrieben wurden,
zuzoBchreiben sind.
Gleichzeitig mit den nachher zu schiidernden Untersuchungen
aber die Temperatursteigerung in beerdigten Theilen von Typhus-
leichen habe ich noch Untersuchungen über die Temperatursteige-
rang in den beerdigten tuberculösen und gesunden Lungen ange-
sleUt, wie auch mich über die Temperatursteigerung in den faulenden
Theilen gesunder und kranker Menseben und Thiere zu orientiren
getrachtet
Da bis zu jener Zeit, wo ich die Versuche in der Stadt Stolac
begonnen habe, dort absolut keinerlei Untersuchungen über Boden-
temperatar angestellt worden waren, habe ich mir einen 1 m tiefen
Schacht aasheben lassen, in den ein eingelegtes genaues Maximal-
thermometer, das, in inniger Berührung mit dem Boden stehend,
dessen Temperatur anzeigte und regelmässig alle 5 Tage herausge-
nommen und abgelesen wurde. Es ist vielleicht überflüssig, wenn
ich noch anführe, dass jedesmal das abgelesene Thermometer danach
auf eine niedrigere als die abgelesene Temperatur zurückgebracht
wurde, und zwar zu dem Zwecke, um auch etwaige Schwankungen
der Bodentemperatur zu erkennen. Die beigefügte Tabelle zeigt das
Verhalten der Bodentemperatur in den Monaten März bis Juli 1890,
und enthält auch Aufzeichnungen über die gleichzeitige abgelesene
Lufttemperatur. Tiefer als 1 m konnte ich aus dem Grunde nicht
dringen, weil dies auch die grösste Dicke der durchlässigen Erdkrume
im Bregavaäiale in Stolac ist, welcher alsbald eine feste und dicke
Schicht des Kalkurgesteines folgt. Der für den südherzegowinischen
Karst charakteristische Mangel an „Erde'' ist auch Ursache, dass in
den Friedhöfen die Gräber fast nie tiefer, als 1 m ausgehoben wer-
den. Auf den mohamedanischen Friedhöfen der Südherzegowina ist
es eben keine seltene Erscheinung, dass nach starken Regengüssen
die Schädel der in sitzender Stellung und ohne Sarg begrabeneu
Mohamedaner aus der Erde hinausragen.
1) ZeiUchrift ffir Hygiene. Bd. IX.
436
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1. III.
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19,6 13,6
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1. VII.
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80.
80,7 10,8
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schnitt
schnitt
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Versuch I. Am 14. III. 1890 starb im k. und k. Trappen-
spitale zu Stolac der in der 3. Woche des typisch verlaufenden Ab-
dominaltyphus sich befindende Infanterist R. S. Bei der 9 Standen
nach dem Tode vorgenommenen Obduktion wurde die etwa 3 fach
vergrösserte Milz ohne sichtbare Verletzung der Kapsel herausge-
nommen. Nachdem dieselbe durch ^/^ Stunde in */ioop Sublimat-
iösung gelegen hatte, wurde aus ihr mittelst einer sterilen Spritze
1 ccm der breiigen Pulpa aufgesogen, dann mittelst eines steriletk
Messers ein kleiner Einschnitt gemacht und ein genaues Thermo-
meter hineingelegt. Nachdem dasselbe im Innern der Milz eine
Viertelstunde gelegen hatte und 10,6 ^* G (gegen 14,5 ^ C der Obdak-
tionskammer) anzeigte , wurde das Thermometer durch ein ge-
naues, mit dem Normalthermometer verglichenes Mazimalthermo-
meter ersetzt, dasselbe bis unter die Kapsel hineingestochen, die
Milz in Fliesspapier eingewickelt und in einen frisch ausgehobenen
Schacht in der Tiefe von 96 cm gelegt. 26 cm von der Milz wurde
ein zweites genaues Maximalthermometer, welches mit dem sich iu
der Milz befindenden auf gleiche Temperatur eingestellt war, ver-
graben, der Schacht mit Erde zugeschüttet und oben festgestampft.
Genau 3 Monate später, also am 14. VI. 1890, wurde der Schacht
von frischem ausgehoben, in dem Papierkonvolut , welches sorgfältig
herausgenommen ward, wurde in einer breiigen, dunkelbraunen, Obef
riechenden Masse das unversehrte Thermometer aufgefunden. Das-
selbe zeigte 39ß^ G, das zweite Thermometer, welches ebenfalls
unversehrt aufgefunden wurde, zeigte 15,1^ G. Nachdem die am
10. VI. abgelesene Temperatur des Bodens ebenfalls 15,0 ^ G zeigte,
kam es innerhalb der faulenden Milzmasse zu einer Temperatur-
steigerung von 24,1 ^ G.
Um mich zu überzeugen, ob nach Smonatlichem Verbleib in der
Erde die Typhusbadllen, die in der Milz, wie dies die Plattenkulturen
aus der mittelst Spritze am 14. III. herausgenommenen Milzpulpa
bewiesen, in derselben reichlich vertreten waren, entnahm ich 1 ccm
der breiigen Masse und vermengte sie mit 100 ccm sterilen, destillir-
Uoftanachiiiigen Über die Temperatursteigeraog in beerdigten KSrpertheilen. 437
I» Wassers. Nachdem diese Mischung gehörig geschüttelt war,
varde mittelst einer graduirten Pipette 0,01 ccm entnommen und
Bit Gdatine gemengt. Das so infizirte Gläschen wurde zu 3 Platten-
koteuren verwendet und im Thermostaten bei 18,0^ C aufbewahrt.
Aof gleiche ¥^eise habe ich in diesem Versuche 21 Plattenkulturen
angefertigt. Auf diesen 21 Platten entwickelten sich verhältniss-
Bissig wenig Kolonieen, freilich gehörte die Mehrzahl den verflüssigen-
deo Arten an; bis zum 5. Tage verlor ich keine einzige dieser
Platten darch Verflüssigung, und unter den vielen Eolonieen fand
kfa 17, die makroskopisch denen des Typhusbacillus glichen. Die-
selben wurden auf Kartofielscheiben überimpft und 7 erwiesen sich
als unzweifelhaft echte Typhuskolonieen. Somit vermochten die
Typhusbacillen durch so lange Zeit der Einwirkung der Fäulniss-
mikroorganismen Stand zu halten.
Ich muss ausdrücklich hervorheben, dass ich unter den in 6 ver-
schiedenen Kolonieen repräsentirten verflüssigenden Organismen die
Proteusarten gänzlich vermissle.
Versuch II. Zwei Tage nach dem Beginn des oben erwähnten
Versuches hatte ich Gelegenheit, die Obduktion eines vollkommen
gesunden Selbstmörders auszuführen. Ich benützte die gesunden
Lungen, Milz und Leber desselben zu gleichem Versuche, welcher
unter ganz gleichen Modalitäten ausgeführt wurde. Die am 16. III.
eing^rabenen Stücke wurden am 16. Juni ausgegraben. Die im
Boden eingegrabenen Kontrollthermometer stimmten mit den am 16. VI.
abgelescDea Maximalthermometern, welche die Bodentemperatur an-
zeigten. Sie wiesen sämmtlich 15,0® G auf. Das Maximalthermo-
meter, welches in den total verfaulten Lungen vorgefunden wurde,
wies 26^ ^ C, das in der Leber 26,0 "" C, das in der Milz 27,1 ^ G
auf, somit betrug die Temperatursteigerung in der Lunge + 11^ ® G,
in der Leber 11,0 ^^ G, in der Milz 12,1 <^ G gegen die gleichzeitige
höchste Bodentemperatur. Der Unterschied in der Temperatur wäh-
rend der Fäulniss der normalen Milz und der Typhusmilz betrug
somit 19,5 ^ G. Man muss jedoch berücksichtigen, dass die Milz des
Selbstmörders kaum ein Drittel der Typhusmilz ausmachte.
Versuch III. Am 25. III. 1890 hatte ich Gelegenheit, wiederum
eine Sektion eines am 9. Krankheitstage verstorbenen Typhuskranken
auszuführen. Bei demselben fand sich neben beginnender Ulceration
im Darme ein kolossaler Milztumor und fibrinöse Pneumonie der
ganzen rechten Lunge im Stadium der gelben Hepatisation. Die
hnke Lunge war intakt. Ich habe die Milz ohne Verletzung der
Kapsel herausgenommen, durch eine Viertelstunde in Sublimatlösung
gehalten, nachher, nach Entnahme einer kleinen Partie der Milz-
pulpa mittelst steriler Spritze, wurde ein kleiner Einschnitt in die
Kapsel gemacht und ein auf 10,0® G eingestelltes Maximalthermo-
meter eingesetzt. Die ganze Milz wurde in eine dicke Lage Fliess-
papier, welches in Sublimat getränkt war, eingewickelt und ausser-
dem in einen ebenfalls stark mit Sublimat getränkten Leinwandsack
und in eine Pappschachtel gethan und auf oben besprochene Weise
in einer Tiefe von 96 cm begraben. Ein Kontrollthermometer, welches
438 KarlinskS,
ebenfalls 10,0^ C vorzeigte, wurde in einer Entfernung von SO
in der gleichen Tiefe untergebracht.
Die durchschnittene hepatisirte Lunge wurde ebenfalls mit
MaximsJthermometer versehen und in einer Pappschachtel in
gleichen Tiefe wie die Milz begraben. Mit der gesunden Lunge
schah das Gleiche. Eine kleine Menge der rahmigen Flüssigkeit
der Schnittfläche der erkrankten Lunge wurde mit Agar und Grel&«-*
tine zu Plattenkulturen verarbeitet. Auf den Platten wuchs einerseits
der Typhusbacillus , andererseits der Friedländer 'sehe Pnettmo—
bacillus. Aus dem Milzsafte wuchs der Typhusbacillus in Reinkultur.
Am 25. V. wurde die gesunde Lunge ausgegraben ; sie war in
eine schmierige, breiige Masse umgewandelt, in der das ThermometcfV
welches 27,6^ G anzeigte, lag. Das Kontrollthermometer, wie aoch
die am gleichen Tage vorgenommene Bodentemperatur zeigen 14,2^ C,
somit kam es bei der Verwesung der gesunden Lunge zu einer
Temperatursteigerung von 13,4® G gegenüber der Bodentemperatur.
Am nächsten Tage wurde die seiner Zeit hepatisirte rechte
Lunge ausgegraben, dieselbe vollständig verfault aufgefunden; das
Thermometer wies 32,4^ G gegen 14,4^ Gdes Kontrolltbermometers •
Es kam somit in der hepatisirten Lunge zu einer Temperatursteige-
rung von 18,0 ^ G gegenüber der Bodenteroperatur und 4,6 ^ G gegen-
über der Temperatur der faulenden gesunden Lunge.
Ich habe mich bemüht, in der Fäulnissflflssigkeit der seiner Zeit
hepatisirten Lunge die früher aufgefundenen, pathogenen Mikroorga-
nismen mittelst Plattenkulturen nachzuweisen, und obwohl ich, Dank
der angewandten Verdünnung bis zum 6. Beobachtungstage, keine
der 21 Platten verlor, vermochte ich doch nicht dieselben aufzufinden.
In einer verhältnissmässig grossen Menge von Kolonieen war ein fluores-
zlrender, arg stinkender Proteus vorhanden. Am 25. VI. wurde die
Schachtel, in der sich die Milz befand, ausgegraben*, und daselbst
das Thermometer, welches 29,4 ^G anzeigte, in der breiigen Masse
vorgefunden. Die Verwesung der Milz war im Verhältnisse zu der
im Versuche I eine bedeutend geringere, Stücke der Milzkapsel waren
deutlich zu erkennen, ebenso auch die Milzvenen. In dieser Milz
kam es also zu einer Temperatursteigerung gegenüber der der Boden-
temperatur von 14,0® G. Die breiige Masse wurde unter Anwendung
entsprechender Verdünnung zu Platten- und Rollkulturen verwendet.
Ich erhielt im Ganzen 4 aärob und 2 anaärob wachsende Stäbchen-
arten. Der Typhusbacillus wurde unzweifelhaft, jedoch in sehr ge*
ringer Anzahl von Kolonieen vertreten, vorgefunden. Keiner der gefun-
denen Mikroorganismen verursachte die Verflüssigung der Gelatine.
Ich glaube annehmen zu müssen, dass die Verpackung in in Subli-
mat getränktes Fliesspapier und Leinwand einen ziemlich ausreichenden
Schutz vor dem Eindringen der Bodenmikroorganismen bildete.
Versuch IV. Am 1. IV. wurden die Lungen eines Patienten, in
denen nebst hochgradiger tuberculöser Infiltration bedeutende Ka-
vernenbildung vorhanden war, ohne besondere Vorsichtsmaassregel mit
einem auf 10,0^ G eingestellten Maximalthermometer versehen, und in
eine Holzschachtel, in einer Tiefe von 96 cm vergraben. Ein Kon-
trollthermometer wurde in gleicher Tiefe in einer Entfernung von
30 cm eingegraben.
UntersachnDgen über die TemperahirBtei^eniiig in beerdigten Körpertbeilen. 439
Die Lnoge yerblieb in der Erde genau 4 Monate und wurde
am 1. VII. ausgegraben. Das Kontrollthermometer zeigte die gleiche
'taaperatur, wie das Thermometer, das ich in dem separaten Schachte
nr Messung der Bodentemperatur benutzte, dasselbe wies 16,PG
aoC Die Langen erwiesen sich vollständig verfault und das Thermo*
Beter zeigte 37,6^0, somit ergab sich eine Erhöhung der Tempera-
tKT der fftolenden, tnberculOsen Lungen gegenüber der des Bodens
am 21,5^0. Diese Zahl stimmt somit mit der von Schottelius
gefandenen überein. In der breiigen Masse vermochte ich in jedem
Prtperate mittelst der Gäbet t 'sehen Methode die Tuberkelbacillen
■achzixweisen, ohne dass irgend welche Form Veränderungen an den-
selben oder Unterschiede in ihren tinkturellen Eigenthümlichkeitea
nachzuweisen wären.
Versuch V. Am 10. IV. wurde im k. k. Truppenspital die Ob-
duktion des Inf. V. K., der infolge einer croupösen Pneumonie starb,
vorgenommen. Die rechte, total hepatisirte Lunge wurde durch-
schnitten, und nachdem eine kleine Menge der rahmigen Flüssigkeit
zu bakteriologischen Untersuchungen entnommen wurde, mit einem
hineingelegten Mazimalthermometer , welches die Temperatur 10,2 ^C
angab, in einem weichen Holzkistchen in einem Schachte, in der
Tiefe von 98 cm vergraben. Die linke Lunge, welche nur im untern
Lappen hepatisirt war, wurde mit dem hineingelegten Thermometer
in eine dicke Lage mit Sublimat getränkten Fliesspapiers einge-
wickelt, in einen Leinwandsack , der ebenfalls in Sublimat getränkt
war, getban und in einem Holzkistchen in der gleichen Tiefe wie
die redite eingegraben.
Die wenig vergrOsserte Milz wurde mit einem hineingestocfaenen
Manmalthermometer in einer Pappschachtel in der Tiefe von 96 cm
eingegraben; das Gleiche geschah mit der Leber*
Die mikroskopische und bakteriologische Untersuchung des
Lnngensaftes ergab die Anwesenheit des Fränkel-Weichsel-
b au mischen Pneumococcus, wogegen die Plattenkulturen aus der
Mils und Leber steril blieben.
Nun wurden die einzelnen Körpertheile in nachfolgenden Zeitab-
schnitten ausgegraben : die linke Lunge nach 1 Monat, wobei dieselbe
noch nicht ganz verfault vorgefunden wurde, zeigt die Temperatur
von 30,1^0, somit eine Steigerung gegenüber der Bodentemperatur
um 16,3« C.
Die Milz wurde nach 2 Monaten total verfault vorgefunden, die-
selbe zeigt 29,4° C, somit eine Temperatursteigerung von 14,4*^ C; die
Leber und die rechte Lunge wurden nach 3 Monaten ausgegraben,
wobei die Temperatur der ersten 31,4<^ C , die der zweiten 34,6^ C
zeigte. Somit ergab sich eine Temperatursteigerung der Leber
um 15,2öC, bei der Lunge 18,4® C gegenüber der Bodentem-
peratur. Ich muss noch bemerken, dass die Summe des atmo-
sphärischen Niederschlages in den Monaten bis Ende Juli 116 mm pro
□ m betrug. Nach der Lebensfähigkeit der seiner Zeit vorgefundenen
Pneumoniekokken zu fahnden, schien mir aus dem Grunde über-
flüssig, als diese Mikroben ja schon unter den günstigsten Verhält-
nissen in einigen Tagen ihre Lebensfähigkeit verlieren.
440 Karlinskl,
Versuch VI. Die Milz eines am 26. IV. verstorbenen und
duzirten Patienten, der in der zweiten Woche dem typischen
dominaltyphus erlag, und die, wie dies Platten aus dem Milzsafto
be¥riesen, sehr viele TyphusbacUlen enthielt, wurde ohne besondere
Vorsichtsmaassregel mit einem Maximalthermometer, in einer Holz-
schachtel, in der Tiefe von 98 cm vergraben. Dieselbe wurde nach
1 Monat ausgegraben , wobei die Milz total verfault und das Maxi-
malthermometer, 36,6^ G anzeigend, vorgefunden wurde. Es ergab
sich also eine Temperatursteigerung von 22,4® G. Diesmal gelang^
es mir nicht, die spezifischen Typhusbacillen aus der faulenden Flüs-
sigkeit herauszuzüchten, die schnell verflüssigenden Proteusarten
waren in überwiegender Mehrzahl von Kolonieen repr&sentirt.
Versuch VI. Aus der Leiche eines an Miliartuberculose Ver-
storbenen wurden am 10. V. die stark infiltrirten Lungen, Milz und
Leber herausgenommen und, mit Maximalthermometern verseben, io
Holzkistchen in separaten Schachten in der Tiefe von 95 cm ver-
graben. Die Temperatursteigerungen der einzelnen KOrpertheile ver-
hielten sich folgendermaassen : Die Lungen zeigten nach 2 Monaten
(in der faulen Flüssigkeit waren die Enorpelstücke noch deutlich zu
sehen) 38,2^ G, somit eine Steigerung um 22<^ C.
Die Milz zeigte nach 1 Monat die Temperatur von 37,4® G, somit
eine Steigerung um 22,4^ G. Die Leber zeigte nach 2 Monaten,
binnen welchen die F&ulniss beendet wurde, die Temperatur 37,8^ C,
somit eine Steigerung um 21,6^ G. In der Flüssigkeit sämmüicher
Organe Hessen sich bei Anwendung der Gabett'schen Methode
spärliche Tuberkelbacillen nachweisen.
Versuch VIII. Einem dem allgemeinen Milzbrand erlegenem
Schafe wurden bei der Obduktion Milz, Lunge und Leber entnommen,
und nachdem kleine Stückchen aus diesen Organen zu bakteriologischen
Untersuchungen verwendet worden waren, mit dem Maximal thermometer
einzeln in der gleichen Tiefe wie bei Versuch VII am 20. IV. ver-
graben. Gleichzeitig wurden die gleichen Organe eines gesunden,
frisch geschlachteten Schafes unter denselben Bedingungen vergraben.
Sowohl die Milz des an Milzbrand umgestandenen, wie auch die des
gesunden Schafes wurden nach 1 Monat, die Leber nach 2 und die
Lungen nach 3 Monaten ausgegraben. Die Maximalthermometer
zeigten :
Milzbrandlungen 34,3<^ G, somit Temperatursteigerung um 17,7<^ C
gesunde Lungen 30,4<> G, „ „ „ 13,8« G
Milzbrandmilz 38,4« G, „ „ „ 29,6» C
gesunde Milz 32,4^ G, „ „ „ 18,3« C
Milzbrandleber 36,4« G, „ „ „ 214,« C
gesunde Leber 30,7« G, „ „ „ 15,1« C
Sowohl die bakteriologische Untersuchung der faulenden FlOssig-
keit wie auch die Verimpfung ergaben die totale Abwesenheit der
seiner Zeit in den Organen reichlich und virulent vertretenen Milz-
brandbacillen.
Versuch IX. Einem ebenfalls an Milzbrand umgestandenen Schafe
wurden am 1. VI. die gleichen Organe wie beim Versuch VIII ent-
Untersaeliaogen aber die TemperatnnteigeruDg in beerdigten Körpertheilen. 441
iMMnmeii und mit Maximalthermometem in der Tiefe von 96 cm ver-
gnbeo. Gleichzeitig wurden die gleichen Organe eines gesunden
Schafes unter gleichen Modalitäten vergraben. Nach Imonatlichem
Verbleib in der Erde wurden die verfaulten Stücke herausge-
Bommen and es zeigte
die Milzbrandlunge 81,1 <^ C, somit eine Steigerung von 15,0^ G
„ „ „ « 11,0^0
gesunde Lunge 27,6^ C,
Milzbrandmilz HB^ G,
gesunde Milz 30,0« G,
Milzbrandleber 34,2o G,
gesunde Leber 29,6« G,
1» « 1»
1» » r
18,5« G
13,9^ G
18,1« G
13,6« G.
Versach X. Ein an experimenteller Hühnercholera umgestan-
denes Huhn wurde mit einem Maximalthermometer, welches in die
Baachhöhle hineingelegt wurde, nachdem einige Blutproben zur P'est-
stelloBg der bakteriologischen Diagnose verwendet worden waren,
in der Erde 96 cm tief am 15. VI. vergraben. Nach 6 Wochen
Würde das Thermometer nach der Ausgrabung unter den Knochen
gefanden, und die Temperatur betrug 32,4^ G, somit eine Tempera-
tarsteigerung von 16,0« G. Aus dem mit Fäulnissflüssigkeit ge-
tränkten Boden liessen sich die Hühnercholerabakterien nicht heraus-
züchten, ebenso misslang die üeberimpfung des Bodens auf Tauben.
Ans dieser kurzen Reibe von Versuchen ergibt sich zur Ge-
nüge, 1) dass während der Fäulniss der im Boden begrabenen Eör-
pertbeäe eine Temperatursteigerung gegenüber der Bodentemperatur
zu Stande kommt; 2) dass diese Temperatursteigerung in Körper-
theilen von Personen und Thieren, die einer Infektionskrankheit er-
lagen, viel höher ist, als in den gleichen Körpertheilen gesunder
Menschen und Thiere; 3) dass unter Umständen die Typhusbacillen
in der faulenden Milz ihre Lebensfähigkeit bis zu 3 Monaten be-
wahren und nur bei rascher Verwesung und Anwesenheit einer
grosseren Menge von proteusartigen Fäulnissbakterien ihre Vernich-
tung zu einem früheren Termine sich vollzieht.
Nach meinen bisherigen Untersuchuogen über das Verhalten von
Typhnsbadllen im Boden vermögen sich dieselben sogar bis zu 5
Monaten lebensfähig zu erhalten, und nur im Boden, der reichlich
durch Begenwasser durchfeuchtet wird, gehen dieselben in 7 — 14
Tagen zu Grande. Somit dürfte die Rolle, die der Boden bei der
Entstehung von epidemischen Krankheiten spielt, nicht so gänzlich
zu unterschätzen sein, umsomehr, als die Typhusbacillen im Trink-
wasser sich nur einer sehr kurzen Lebensdauer erfreuen.
Konjica, Herzegowina, im Februar 1891.
442 Okada,
üeber einen neuen pathogenen Bacillus aus
Fussbodenstaub.
(Aus dem hygienischen Institut der Universität Berlin.)
Von
Dr. med. Okada
ans
Tokio.
Durch wiederholte Untersuchungen des zwischen den Brettern
des Fussbodens abgelagerten Staubes ist es mir gelungen, einen Ba-
cillus zu isoliren, welcher bei Versuchsthieren äusserst giftige Wirkao-
gen zeigt. Da meines Wissens dieser Mikroorganismus bis jetzt nach
nicht bekannt ist, so mache ich ihn zum Gegenstand einer beson-
deren Mittheilung.
Biologische Kennzeichen.
Wachsthum auf der Gelatineplatte. Bei Zimmertempe-
ratur sieht man nach 2—3 Tagen weisse runde Pünktchen, deren
Aussehen sowohl den Typhusbacillen-, als auch Emmerich'» F&ul-
nissbacillenkulturen sehr ähnlich ist. Bei schwacher Vergrösserang
und durchfallendem Lichte sehen die einzelnen Kolonieen bellbr&un-
lich aus mit rundlichen, leicht gezackten Rändern. Das Innere der
Kolonie zeigt körniges Aussehen, besonders in älteren Kulturen ist
diese Granulirung oft sehr deutlich zu beobachten. Im Verlauf von
einigen Tagen werden die Kolonieen grösser, die oberflächlich
liegenden zeigen dann eine knopfartige Erhöhung über das Gelatine-
niveau.
In Stichkulturen in Gelatine bildet sich entlang dem Stich-
kanal ein dünner, weisslicher Faden aus; nach und nach erscheint
an der Oberfläche eine flache, milch weisse Ausbreitung, welche aber
niemals den Band des Glases erreicht.
Bei Strichkulturen auf schräg erstarrter Gelatine bilden
sich schön weissliche, etwas über die Fläche der Gelatine sich er-
hebende Kolonieen. Dieselben wachsen nach 2—3 Tagen etwas in
die Breite, zeigen aber nie fadenförmige Ausbreitungen in die Ge-
latine hinein, wie letzteres bei den Brieg er 'sehen und auch bei
den Emmerich 'sehen Bacillen immer der Fall ist.
Es tritt keine Verflüssigung und somit auch keine Trü-
bung der Gelatine ein.
Auf Agar-Agar. Bei Brüttemperatur ist das Wachsthum
sehr lebhaft Schon nach 18 Stunden sieht man bei StrichkuUuren
auf schräg erstarrtem Agar eine fast den ganzen Rand des Glases
erreichende, milchweisse Ausbreitung der Kolonieen, das Kondens-
wasser verwandelt sich in eine ganz trübe, klebrig fadenziehende
Masse.
Uebor eiii«n nenan patbogenen Bacfflas aus Fassbodenstaab. 443
Bei Agarstichkultur ist das Verhalten der schon beschrie-
benen Gelaiinestichkultur ganz ähnlich, nur ist das Wachsthum weit
«ppiger.
Aaf Blutserum zeigen die Kolonieen glänzendes, fast durch-
skhtiges Wachsthum. Am Grunde der KondensflQssigkeit sieht man
aber weisse, trflbe Massen, welche mikroskopisch nur ans den ge-
nannten Bacillen bestehen.
In Bouillon geht die Entwickelung sehr rasch vor sich. Die
Fllkasigkeit wird trüb und auf der Oberfläche derselben bildet sich
rahmbautähnliche Zooglöa.
Morphologisches Verhalten.
In allen Kulturen und in allen Organen der nach Impfung dieser
Bacillen gestorbenen Versuchsthiere präsentiren sich dieselben mi-
kronkopisch als kurze Stäbchen mit leicht abgerundeten Enden, etwa
doppelt so lang als breit, fast so lang wie Bacillus murisepti-
€ n s , aber etwas dicker als der letztere. Derselbe kommt gewöhn-
lich einzeln oder zu zweien verbunden vor. Bei verschiedenen Nähr-
medien und bei verschiedener Temperatur tritt eine geringe Ver-
änderang der Form und der Beschaflenheit ein. In alten Kulturen
kommt es häufig zur Bildung von Fäden.
Die Färbung gelingt durch gewöhnliche Anilinfarben sehr
gut. Bei der Behandlung nach Gram werden die Bacillen voll-
kommen entfärbt.
£ig enbewegung ist nicht vorhanden.
Sporenbildung konnte ich bei Anwendung verschiedener Me-
thoden nicht konstatiren.
Pathogenesis.
Impfversuche habe ich an 4 Kaninchen, 5 Meerschweinchen und
16 Mäusen angestellt. Bei Kaninchen und Meerschweinchen habe
idi zwei Messerspitzen und bei Mäusen etwa zwei Platinösen Ton
Veranchsstaub in eine Hauttasche geimpft. Die Thiere wurden ge-
wöhnlich schon nach einigen Stunden sehr matt und träge. Diese
krankhaften Erscheinungen dauerten bis zum Tode, welcher nach 20
bis 24 Stunden regelmässig eintrat. Bei der Sektion habe ich ge-
fonden: starke Anschwellung der Lymphdrüsen, leichtes, subkutanes
Oedem, starke Injektion der Kapillaren des Unterhautbindegewebes
lind der Mesenterialgefässe, starke Vergrösserung der Milz und eigen-
thfimlich graurothe Färbung der Lungen. Mikroskopisch waren in
allen Organen stets die Bacillen in grosser Menge, oft auch in Haufen
nachweisbar.
Bei subkutaner Injektion von Vs Spritze Bouillonkultur starben
Kaninchen und Meerschweinchen nach 20 Stunden und zeigten den
oben angegebenen charakteristischen Sektionsbefund. Von Gelatine-
und Agarreinkulturen genügten 2 Platinösen, um das Thier zu tödten.
Bei Mäusen genügte dazu immer 1 Platinöse der Reinkultur. Es
trat ferner schon 4 Stunden nach der Impfung starke Sekretion der
Thränendrüsen ein, so dass es gewöhnlich nach einigen Stunden zur
444 Morbns Brigbtii aentns.
vollkommenen Verschliessung der Augen kam. Das Thier
sehr matt und es erfolgte gewöhnlich nach 20 Stunden der Tod.
Aus dem Mitgetheilten schliesse ich nun, dass der von mir
fündene Bacillus mit den Emmerich *schen und den B r i e g e r 'scbeo
Bacillen in manchen Beziehungen zwar Aehnlichkeit zeigt, doch nicht
mit ihnen identisch ist, denn die letzteren Bacillenarten zeigen ^uF
dem Kartoffelnährboden gutes Wachsthum, was bei dem von tnir
beschriebenen nicht der Fall ist. Andere differentielle Merkmale hAbe
ich schon oben gelegentlich angegeben. Auch von den Pfeiffer-
schen Eapselbacillen unterscheiden sie sich durch geringes Wacdis-
thum der Kolonien auf den Nährsubstraten.
Herr Dr. Kitasato hat mich bei der Anfertigung dieser Arbeit
freundlich unterstützt, Herr Stabsarzt Dr. Behring hat mir gütigst
Versuchsmaterial überlassen und Herr Stabsarzt Dr. Pfeiffer hat
sich bemüht, meine Arbeit exakt durchzusehen. Allen diesen Herren
sei es mir gestattet, meinen ergebensten Dank auszusprechen.
Referate.
Manaberg, Jnl., Zur Aetiologie des Morbus Brightii
acutus nebst Bemerkungen über experimentelle,
bakteritische Endokarditis. (Zeitschrift für klin. Med.
Bd. XVin. Heft 3-4.)
Verf. beobachtete in 8 Fällen von Morbus Brightii acutus — von
denen 3 (mit cronp. Pneumonie, Ekzem, Syphilis) komplizirt waren^
während 5 Fälle genuin auftraten — ,die im Centraiblatt f. klin.
Med. 1888. No. 30 ^) erwähnten Streptokokken im Harne. Die Kokken
färben sich mit dem den üblichen Anilinfarben, entfärben sich nach
Gram nicht, Durchmesser 0,9 /u, sie liegen oft nur zu zweien ab
Diplokokken, meistens bilden sie aber Ketten. Ihre Zahl ist meist
beträchtlich, so dass jeder Tropfen des frischen unsedimentirten Harnes
in jedem Gesichtsfelde einige Exemplare aufweist Die Bakterienbe-
funde beziehen sich nur auf den vollständig frischen, unter den be-
kannten Kautelen entnommenen Harn. Es kommen Fälle vor, im
welchen ganz zu Anfang der Krankheit die Streptokokken massenhaft
im Harn sind; nach einigen Tagen verschwinden die Kokken wieder,
noch ehe die Krankheit ihr Ende erreicht. Die Krankheit kann sich
trotzdem verschlimmern und zum Tode führen. Verf. stellt sich vor,
dass die Streptokokken (wenn die Annahme richtig ist, dass dieselben
die Krankheitsursache sind) so hochgradige gewebliche Veränderungen
in der Niere veranlassen, dass selbst nach vollständiger Ausscheidung
derselben eine Restitution des Gewebes nicht mehr zu Stande kommt
Die Prognose der bakteritischen Nephritis scheint eine relativ gute
zu sein, von 11 beobachteten Kranken sind 7 geheilt, 1 gebessert
und 3 gestorben. Verf. untersuchte 6 andere Krankheitsfälle, welche
1) Ceotralbl. f. Bakt n. Paras. V. p. 98.
Morbm Brightii acatns. — Flalniss und Tnbercalose. 445
d^i Symptomen nach auch als Morbus Brightii acutus zu bezeichnen
waren ; in di^en Fällen fehlten die Streptokokken von vornherein im
Htm, alle 6 Fälle gingen in die chronische hämorrhagische Form
über. Der vom Verf. gefundene Streptococcus ist verschieden vom
Streptococcus pyogenes und Erysipelatos, er unterscheidet
sich durch das Wachsthum auf Kartoffel, die zähe Verflüssigung der
Gelatine und das eigenthümlich strahlige Wachsthum in derselben,
er ist noch nach mehrmonatlichen Kulturen mit Erfolg abimpfbar.
Verf. impfte Kaninchen, Hunde, Meerschweinchen, Ratten und
vdsse Mäuse. Kaninchen und Hunde subkutan und intravenös, die
kleineren Thiere nur subkutan. Die Thiere erkrankten an den deut-
lichen Zeichen der Nierenentzündung (Eiweiss, zahlreiche Gylinder),
hn Harn fanden sich die Streptokokken. Die mikroskopische Unter-
BQctaung der Nieren liess die charakteristischen Veränderungen der
Nierenentzündung erkennen, Kokken konnten in den Nieren nicht nach-
gewiesen werden, öfters wurde bei Kaninchen Endocarditis gefunden.
Verf. schliesst mit folgendem Resum^:
1) In 11 Fällen von akutem Morbus Brightii wurden im Harn
zahlreiche Streptokokken gesehen, welche mit dem Ende der Krank-
heit wieder aus demselben verschwunden sind.
2) Bei anderweitig kranken und bei gesunden Menschen wurde
dieser Streptococcus nie im Harne gesehen.
3) Der Streptococcus besitzt kulturelle Eigenschaften, welche
\\in von den bisher gekannten Streptokokken wesentlich unterscheiden.
4) Hunden und Kaninchen in relativ geringer Menge in die
B/otbahn gespritzt, verursacht er intensive Nephritis, Kaninchen auch
Endocarditis.
5) Die Kokken vermehren sich in der Niere nicht und schädigen
dieses Organ durch ihren einfachen Durchtritt.
6) Der Autor nimmt jene Streptokokken als die Aetiologie der
betre£Fenden Fälle von Morbus Brightii an.
7). Die bakteritischen Fälle von Morbus Brightii haben den
Ghari^ter, rasch zu verlaufen und meistens mit Heilung zu enden.
Trenkmann (Eilsleben).
Ko6<i|iirin und Erainski 9 Ueber die Wirkung von Fäulniss-
and Tuberkeltoxinen auf Thiere und über ihren Ein-
fluss auf den Verlauf der Experimentaltuberculose.
Vorläufige Mittheilung. (Wratsch. 1891. No. 2—3.)
[Rassisch.]
Die Mittheilung der Verff. enthält einen kurzen Bericht über eine
lange Versuchsreihe, welche, soviel Ref. ersehen kann, erst begonnen,
jedenfalls nicht abgeschlossen ist. Die bisherigen Ergebnisse erlauben
es schon, jedenfalls auf eine reiche Ernte zu hoffen. In Erwartung
der ausführlichen Mittheilung, welche bald erscheinen soll, will Ref.
hier nur die Schlüsse der Verff. wiedergeben:
1) Je komplizirter die Zusammensetzung eines faulenden Me-
diums ist, desto giftiger sind die Produkte der Fäulnissbakterien.
2) Die stärksten pyrogenen und toxischen Eigenschaften besitzen
faulende InAise von frischem Fleisch; ihnen reihen sich Fleisch-
IX Bd. 29
446 Fänlniss und Taberculose. — Diphtherie.
bouiUoDs an. Die letzte Stelle nehmen SalzIÖBUDgeii ein (Nftgeli*8ch4
Flüssigkeit).
3) Wasserextrakte wirken am stärksten, Alkoholextrakte
schwächsten.
4) Am bedeutendsten ist die Wirkung der Fäulnissprodukte
sehen dem 3. und 30. Tage der Fäulniss; später beginnt eine all-
mähliche Abschwächung, doch sind die nach über ein Jahr dauernder*
Fäulniss erhaltenen Produkte noch wirksam.
6) Bei subkutaner Einführung erhöhen sie die Körpertemperatur
schon von der ersten Stunde an; die Temperatur fällt zur Norm
zwischen der 20. Stunde und dem 3. Tage nach der Injektion zurück.
6) Die Produkte der 5 — 30tägigen Fäulniss erhöhen rasch die
Körpertemperatur, welche nach 24 Stunden zur Norm zurückkehrt.
Die Produkte längerer Fäulniss erzeugen langsame Temperatur-
Steigerung; die Bückkehr zur Norm findet am zweiten oder im Be-
ginne des dritten Tages statt
7) Die Gewichtsverluste der Versuchsthiere sind der Dauer und
der Grösse der Temperatursteigerung proportionell.
8) Die direkte Einführung von Fäulnissextrakten ins Blut erzeugt
nur unbedeutendes und vorübergehendes Sinken des Blutdruckes und
Beschleunigung des Pulses und der Athmung.
9) Tuberkelextrakte ^) besitzen ebenfalls starke pyrogene und
toxische Eigenschaften, wobei in den meisten Fällen wlUirend der
ersten Stunde die Temperatur unbedeutend (0,5^) sinkt, dann steigt
und zwischen der 5. und 6. Stunde wiederum sinkt.
10) Der Blutdruck sinkt schnell und stark unt«r dem Einflüsse
der Tuberkelextrakte; Puls und Athmung werden bedeutend be-
schleunigt und kehren zwischen der 5. und 8. Minute zur Norm
zurück; doch bleibt der Rhythmus der Herzthätigkeit auf längere
Zeit stark verändert
11) Die Tuberkelextrakte wirken sehr stark und schnell auf das
Endokard und auf den Herzmuskel.
12) Lösungen von W asser extrakten und filtrirte faulige Flüssig-
keiten können ihrerseits der Fäulniss unterliegen, wobei sie an Wirk-
samkeit verlieren.
13) Tuberkel- und Fäulnissextrakte können bei subkutaner Ein-
führung höchstwahrscheinlich die Weiterentwickelung der Tuberculose
bis zu einem gewissen Grade hemmen und, möglicherweise, die Ver-
suchsthiere gegen eine neue Infektion immun machen.
14) Die Einführung der genannten Extrakte scheint den tuber-
culösen Prozess zu lokalisiren und erzeugt Neigung zu einem Ueber-
gange in kaseöse Massen. Steinhaus (W^arschau).
Babes, Y., Untersuchungen über den Diphtheriebacil-
lus und die experimentelle Diphtherie. (Virchow's
Archiv. Bd. CXIX. Heft 3. p. 460.)
Verf. • rekapitulirt kurz die aus den Arbeiten früherer Autoren
1) Tuberkelextrakte nennen die Verff. Extrakte aus taberculOsem menschlichem
Spntam und aas tuberculdsen Langen, welche 80 — 60 Standen nach dem Tode der be-
treffenden Kranken bei der Sektion erbalten worden sind. Anm. d. Bef.
Diphtherie. 447
Aber den Diphtberiebacillas gewonnenen Kenntnisse, dass der Loeff-
1 erwache Bacillus in allen F&llen yon Croup und Diphtherie nach-
veisbar sei, äusserst selten bei anderen Affektionen oder in der
normalen Mundhöhle; dass er auf Schleimhäute von Thieren über-
iBipft, Pseadomembranen und eine Allgemeinerkrankung hervorzurufen
wmöge, während die erstere Eigenschaft dem begleitenden Strepto-
coccus fehle, dass man, besonders mit alten Kulturen, auch Lähmun-
gen durch Uin erzeugen könne (Roux und Y er sin) in Folge der
gebildeten löslichen Toxine. Im System stellt Verf. den Loeffler-
Bch&k Bacillus zu einer Gruppe „Kolben und Scheiben*^ bildender
Bacillen, zu der ausser ihm u. A. noch der Pseudodiphtheriebacil-
las und der sogenannte Xerosisbacillus gehören.
Die Arbeit zerfällt in vier Abschnitte. Im ersten berichtet Verf.
Ober „Versuche, die Rolle der Bacillen, der gelösten
Produkte derselben und der bei Diphtherie gefun-
denen Streptokokken zu bestimmen^S Filtrate von Bouillon-
kultaren tödteten Kaninchen ,Je nach dem Alter der Kultur und der
Quantität der eingebrachten Flüssigkdt in verschieden grossen
Intervallen^^ (nach subkutaner Injektion von ca. 30 gr in 24—48
Stunden unter den Erscheinungen einer progressiven Lähmung der
HusGulatur, der Respiration und des Herzens. An der lujektions-
8teUe wenig hämorrhagisches Oedem. Nach nur 5-— 10 gr Filtrat
subkutan Tod meist erst nach mehreren Wochen unter den all-
mablicb auftretenden Erscheinungen einer mit den Hinterextremitäten
i^e^niienden charakteristischen Paralyse). Bei der Sektion parenchyma-
töse Veränderungen von Leber und Niere. Versuche, die toxische
Sabstanz zu isoliren, sind noch nicht abgeschlossen. Weder durch das
FUtraty noch das eingeengte Produkt gelang es, Pseudomembranen zu
erzeugen. Verf. glaubt daher, dass zur Erzeugung der letzteren die
Anwesenheit des Bacillus selbst erforderlich sei. Da der begleitende
Streptococcus ebenfalls keine Pseudomembranen, ^ohl aber mit-
unter Entzündung und Nekrose der Schleimhaut hervorzurufen vermag,
meint Verf., dass derselbe wohl nur den Boden für den Loeff 1er-
scb^i Bacillus vorbereite und eventuell bei der Allgemeinerkrankung
in Frage komme.
Kaninchen (besonders junge) gingen meist schon nach einfachem
Bestreichen der kaum verletzten Konjunktivalschleimhaut mitfrischen
Kulturen in 8—15 Tagen unter hohem Fieber und nervösen Er-
regungszuständen zu Grunde. Auf der Gonjunctiva zeigten sie schon
nach 24 Stunden einen charakteristischen Belag, dessen Ueberimpfung
auf die Coiyunctiva eines zweiten Kaninchens ebenfalls ähnliche
Pseadomembranen erzeugt. Weitere Uebertragungen gelangen aber
meist nicht mehr. Der Bacillus war in den Pseudomembranen noch
48 Stunden nach der Impfung nachweisbar, später nicht mehr. —
A eitere Kulturen hatten nach ca. 15—20 Tagen gewöhnlich die Fähig-
keit, Pseudomembranen zu erzeugen, verloren, gewannen sie oft aber
durch Debertragung auf frisches Serum wieder. Noch ältere Kul-
turen konnten meist auch dadurch nicht mehr virulent gemacht wer-
den und waren oft selbst nicht mehr übertragbar. Auch Kulturen,
welche keine Pseudomembranen mehr hervorriefen, vermochten
29*
448 Diphtherie.
Thiere nach Einbringung geringer Mengen in die verletzte Coojanc-
tiva zu tödten. Bei regelmässiger Ueberimpfung erhielt sich die
Virulenz bis 3 Monate lang; oft ging sie trotzdem schon früher
verloren.
Auch bei subkutaner Injektion zeigten sich KaDinchen sowohl
für Kulturen als Filtrate empfänglich. Besonders junge Thiere star-
ben in 6—20 Tagen.
In einer Versuchsreihe wurden Verimpfungen mit dem Diphtherie-
Streptococcus in die intakte Gonjunctiva, intravenös oder in eine Ge-
lenkhöhle vorgenommen und dann der Loeffler 'sehe Bacillus in
die unverletzte Gonjunctiva eingerieben : keine MembranbilduDg. Die-
selben Versuche wurden wiederholt, nur dass die Coojunctiva verletzt
war. Jetzt erhielt Verf. Membranbildung. Der Streptococcus
allein machte keine Membranbildung. Es genügt also die durch den
Streptococcus hervorgerufene Entzündung nicht, um den L o e f f-
ler'schen Bacillus zur Membranbildung zu veranlassen. Vieimelir
scheint eine Schleimhautverletzung dazu nothwendig.
Von sonstigen Thieren seien am allerempüänglichsten Meer-
schweinchen. Bei Vögeln (Tauben) bleibe der Prozess meist länger
lokal (nach Verimpfung grosser Mengen Kultur Allgemeinerkrankoog,
selbst Tod). Auch weisse Mäuse seien nicht ganz immun; junge
starben selbst nach subkutaner Verimpfung geringer Mengen. Grössere
Mengen der toxischen Substanz tödteten Meerschweinchen, Kaninchen,
Tauben und manchmal auch weisse Mäuse.
Im zweiten Abschnitt behandelt Verf. „die Ge websverÄii-
derungen bei den an Diphtheritisinfektion zu
Grunde gegangenen Kaninchen.*' Zum Vergleiche zieht er
Befunde von Fällen menschlicher Diphtherie heran und konstatirt,
dass sich bei beiden Formen die gleichen histologischen Verände-
rungen finden und durch ihre Eigenart „die Lehre von der Spezifi-
tät des Loeffler 'sehen Bacillus" stützen.
Bei den durch Filtrate oder Extrakte (oft in derselben Zeit wie
durch den Bacillus selbst) getödteten Thieren handele es sich im
Wesentlichen nur um hochgradige parenchymatöse Veränderungen
mit Kemschwund. „Selbst wenn die Endothelien geschwollen and
die Leukocyten vermehrt erscheinen , finden sich deren Kerne ver-
blasst und ohne jene eigenthümlichen Veränderungen, welche bei den
an Diphtheritis zu Grunde gegangenen Menschen und Thieren auf-
fallen.'^ Gewisse histologische Abweichungen bei der menschlichen
Diphtherie, welche bei der experimentellen Kaninchendiphtherie ver-
misst werden, seien vermuthlich auf eine Mischinfektion, z. B. mit
Diplococcus lanceolatus oder Streptokokken zurückzuführen.
Der dritte Abschnitt behandelt „Versuche über Schutz-
impfung gegen Diphtherie^^ Einige Kaninchen überstanden
wiederholte conjunctivale Infektionen, die Pseudomembranen waren
dann das nächste Mal (jedoch nur auf dem bereits früher infiärten
Auge) schwächer. Pseudomembranen erwiesen sich dabei virulenter,
als Reinkulturen. Da die Versuche aber nicht konstante Besaltate
ergaben und nach den Versuchen von Roux und Yersin hält Verf.
Schutzimpfungen gegen Diphtherie für aussichtslos.
Diphtherie. ^^Q
Im vierten Abschnitt bespricht Verf. einige Versuche, die
Prophylaxis der Diphtherie betreffend. Durch Vorver-
sadie wurde festgestellt, dass es bei Kaninchen nach der Infektion
der Yerletzten Schleimhaut nicht mehr gelingt, Bildung von Pseudomem-
bnmen zu^verhflten. Verf. versuchte daher der Infektion vorzubeugen.
la eioer orientirenden Versuchsreihe wurden Serumröhren vor der
Impfung mit antiseptischen . Mitteln in wässeriger Lösung einige Mi-
Buteo lang behandelt. Aufgehoben zeigte sich nach 48 Stunden die
Enlwickelung durch Citronensäure 10<^/o, Essigsäure 5<*/o, Milch-
sÄure 3—5 <>/o, Kali hypermanganicum 2 : 1000, Sublimat 1 : 1000 bis
2000, stark behindert durch Kali hypermanganicum 1 : 1000, wenig
befaiDdert durch Salol oder Antipyrin (konz. Lösungen); nur in der
Kondensationsflüssigkeit behindert durch Citronensäure 2^/o, Karbol-
säure 2 — 4^/o; gar nicht behindert durch dick aufgestreutes Zucker-
polyer, Chlorkaliumlösung 2 — 4—8 ^/o [soll wohl heissen chlorsaures
KalL Bef.J und Weinsteinsäure. In einer zweiten Versuchsreihe wur-
den die Sefumröhren ^/j Stunde nach Impfung mit den antiseptischen
Substanzen gewaschen (5 Minuten). Absolut gehindert wurde das
BacUlenwachsthum durch Chinin 2 — 4:100, Citronensäure 10 7o,
Sablimat 1 : 1000—2000, Alkohol 1 : 3, Kali permanganicum 2 : 1000,
Milchsäure 10 : 1000.
Eine Abschwächung der auf antiseptisch behandelten Nährböden
gezüchteten Kulturen wurde nicht beobachtet In einer dritten Ver-
sachsieihe wurde der Efiekt der im Reagensglas erprobten Mittel an
KanincheD als Vor- oder Nachbehandlung bei lofektion in die ver-
letzte GoDJunctiva studirt. An sich sehr reizend (Entzündung, selbst
Membranen erzeugend) wirkte auf die Conjunctiva Salicylsäure, Jodo-
form, Essigsäure b\ Citronensäure 10 7o, Karbolsäure 27o. Gut ver-
Iragen wurde Kali permanganicum 1 : 1000, Sublimat 1 : 4000, Alkohol
1 : 5, Chloralbydrat 2^/o, Borsäure 57o (?) „und entwickelte sich auf
den mit diesen Substanzen behandelten Schleimhäuten der kurz vor-
her oder nachher infizirten Thiere keinerlei oder eine nur unbe-
deatende entzündliche Reaktion oder Pseudomembranbildung.^'
Es gibt also, schliesst Verf., Substanzen, welche selbst auf der
sehr empfindlichen Conjunctivalschleimhaut des Kaninchens „die An-
siedelung und Entwickelung des Dipbtheriebacillus, sowie die Bildung
der Pseudomembranen und der Allgemeinerkrankung hintanzuhalten
Yennögen.^' Da die Conjunctivalschleimhaut des Kindes viel weniger
empfindlich ist, wird man bei Kindern also diese und ähnliche Sub-
stanzen in grösserer Auswahl und Konzentration mit Erfolg anwenden
können. Czaplewski (Görbersdorf i. Schi.).
CruiBOiiy L.9 Des conditions de propagation de la diph-
t6rie. (Le Progrfes m6d. XVIII. 1890. No. 18—19, 21-22.)
6. bringt die gesammelten Vorträge Sevestre's über den
G^enstand unter obigem Titel. Die Mortalität an Diphtherie ist in
Paris während der letzten 60 Jahre beträchtlich angestiegen, lieber
die mikrobische Natur der Krankheit herrscht kein Zweifel mehr uud
in dem Loeffl er 'sehen Bacillus wurde der spezifische Krankheits-
450 Diphtherie. — WurzelkndUchen der LegamiDOsen.
erreger festgestellt, welcher sich aosschliesslich in den Pseadomem —
branen findet. Die experimentellen Erfahraogen über die TenaciUl^
and Virulenz des Diphtheriebacillus werden durch die klinischen Be»-'
obachtungen bestätigt und einige Beispiele angeführt, bei welcheim
das Virus nach jahrelanger Latenz sich unter günstigen Verh<Disseim
neuerdings entwickelte. Hieraus lassen sich die Oscillationen deir
Epidemieen, das Auftreten von successiven, durch verschieden lange
Zeitperioden yon einander getrennten Herden erklären. — Die direkte
Uebertragung durch Pseudomembranen kann man häufig beobachten,
obzwar der unmittelbare Kontakt nicht immer zur Infektion führt,
wie die Versuche von Trousseau, Peter und Duchamp zeigen,
welchen es nicht gelang, mit Pseudomembranen Diphtherie an sich
selbst hervorzubringen. Die Uebertragung kann auch durch mehr
oder weniger intimen Kontakt mit dem Kranken, ferner durch die von
ihm benützten Gegenstände bewerkstelligt werden, und selbst im
Strassenstaub wurde das Virus nachgewiesen. Seit einigen Jahren
ist die Geflügeldiphtherie als weitere Infektionsquelle bekannt ge-
worden. Mehrere Fälle werden als Beleg für die Uebertragbarkeit
der Diphtherie der Haus- und Truthühner auf den Menschen mit-
getheilt, obzwar die Geflügeldiphtherie nicht als identisch mit der
menschlichen angesehen wird. — Die Kontagiosität ist wohl schon
beim Beginn der Krankheit und auch noch in der Rekonvalescenz vor-
handen. Auf der gesunden Schleimhaut entwickelt sich der Mikro-
organismus nicht, es muss eine lokale Disposition die Ansiedelung
begünstigen , wie sie durch entzündliche Erkrankungen des Larjox
und Pharynx gegeben wird. Unter den allgemeinen Prädispositions-
momenten ist eines der wichtigsten das Alter. Das Frequenzmaximum
der Diphtherie liegt im frühen Kindesalter. Der Einfluss der Jahres-
zeiten oder ungünstiger topographischer Lage ist nicht zu verkennen.
Ein Antagonismus zwischen Diphtherie und anderen Infektionskrank-
heiten kann nicht angenommen werden.
Für die Diphtherieprophylaxe gelten im Allgemeinen dieselben
Maassregeln, wie sie bei anderen Infektionskrankheiten ergriffen
werden: Isolirung und Antisepsis. Die übermässig lange Detention
der Rekonvalescenten ist nicht uöthig, aber sie dürfen nur nach
einer gründlichen Desinfektion ihres Körpers und ihrer Sachen ent-
lassen werden. Kr41 (Prag).
Beyerlnek, M. W., Künstliche Infektion von Vicia Faba
mit Bacillus radicicola. Ernährungsbedingungen
dieser Bakterie. (Nach einem Vortrage am 28. Juni 1890
gehalten in der Akad. d. Wissensch. zu Amsterdam. — Botanische
Zeitung. 1890. No. 52. S. 837—843.)
Die Puffbohnenpflanzen wurden in besonders konstruirten Kultur-
töpfen (mit Saughebevorrichtung zum Begiessen) in sterilisirtem
Flusssand gezogen. Ein Dutzend solcher Töpfe wurde in vier Gruppen,
jede von 3 Stück, vertheilt und mit verschiedenen Salzlösungen be-
gossen. Die gleichfalls sterilisirten Puffbohnen wurden zunächst auf
einer Gelatineschicht zur Entwickelung gebracht und kamen dann in
die Töpfe. Der aus zwei über einander greifenden Stücken bestehende
WunelknÜllehen der Legaminoaen. 45J
hatte in der Mitte ein weites, mit Baumwolle abgeschlossenes
Loch» dsrch das die Fabapfianze und die eine Röhre zum Begiessen
reichte. Als alle Pflanzen das zweite Blatt erzeugt hatten, begannen
die Veisacbe. 6 Töpfe wurden mit einer aus den F a b a koöllchen
gewaDneaen, in sterilisirtem Leitungswasser aufgeschwemmtem Kultur
des Bacillus infizirt. Die Wurzelbacillen waren den ganzen
Winter 1889/90 sehr üppig auf Nährgelatine gewachsen (auf 18<)/o
Gelatiiie mit Absud von frischen F ab a Stengeln, l^/o Rohrzucker, V^ ^/o
PeptOB aiccum, ^/4^/o Asparagin) und bildeten einen weissen, halb«
flfissigen Bakterienschleim mit zahllosen Schwärmern, noch mehr ab-
geatorbenen Stäbchen aus einzelnen Bakteroiden und „Sternen*' (auf
ähiiliche Weise wie die Rasen von Actinomvces entstehend, womit
die Wnrzelbakterien wohl verwandt sind). Es wurde die eine Hälfte
des Deckels von den Töpfen abgenommen und die Bakterienmasse
auf die Oberfläche des Sandes gegossen, so dass die Flüssigkeit die
Stengel der jungen Pflanzen benetzte und diesen folgend die Wurzeln
erreichen konnte. Das Resultat war den Erwartungen völlig ent-
sprechend. Die Wurzeln der sechs mit Bacillus radici-
cola infizirten Pflanzen trugen zahlreiche Knöllchen,
alle übrigen Pflanzen waren davon völlig frei; aus der
Vertheilung der Knöllchen an den Wurzeln konnte die Seite des
Topfes auf der im Begiessen mit den Bakterien stattgefundenen er-
kannt werden. Das Verhalten der mit verschiedenen Salzen gedüngten
Pflanzen zeigte, dass das Fehlen oder die Gegenwart von Kaliumnitrat
und Ammonsulfat auf die Infektion ohne Einfluss geblieben war.
Verf. ist zweifelhaft geworden, ob diese KnöUchenbacillen iden-
tisch sind mit den Organismen der „Bakterienerschöpfung" der KnölN
eben. Auch bezüglich der Ernährung des Bacillus radicicola (der
onr da vorkommt, wo sich die Bakteroiden finden, nicht aber die
ganze Pflanze durchdringt) haben eingehendere Untersuchungen des
Verf^s. frühere Ansicht modifizirt. Die Fababaciilen vermögen bei
Gegenwart von Kohlehydraten noch ganz minimale Nitrat- und
Ammonmengen zu binden. Eine Bindung freien Stickstoffs findet
jedoch ausserhalb der Papilionaceenpflanze in den Bacillenkulturen
nie statt. Offenbar häuft der Bacillus in den Knöllchen die letzten
Sparen gebundenen Stickstoffs seines Ernährungsmediums, bei Gegen-
wart aus der Pflanze zufliessender Kohlehydrate, als Reserveeiweiss
an und gibt dabei zu gleicher Zeit Veranlassung zu einer sehr voll-
standigen Erschöpfung der nächsten Umgebung an gebundenem Stick-
stoff. Dieser letztere Umstand erscheint dem Verf. gegenwärtig
besonders bedeutungsvoll, er scheint ihm „den Weg zur tieferen Be-
gründung von HellriegeTs schöner Entdeckung der Assimilation
des freien Stickstoffs durch die Papilionaceen zu bezeichnen." Bei-
läufig wird bemerkt, dass auch ein anderes mit den Papilionaceen
nicht in Symbiose lebendes Mikrob, Steptothrix humifica n. sp.,
bei Gegenwart von Kohlehydraten zu einer völligen Stickstoffer-
schöpfung des Bodens Veranlassung gibt.
Bei fehlender organischer Nahrung findet kein Wachsthum des
B. radicicola statt. Zur Nitrat- und Nitritbildung geben die Wurzel-
bacillen keine Veranlassung.
452 ScfautzimpfuDg, kfinstl. InfektionskrankheiteD, EntwickelongshemmiiDg etc.
Der Unterschied zwischen den verschiedenen Papilionaceex^^
bakterien ist grösser, als Verf. früher annahm. So gehört BacilliBS
Ornithopodos (Verf. schreibt Ornithopi) augenscheinlich zo
anderen Art, wie 6. Fabae (diesen Namen gebraucht Verf.
Schluss für B. radicicola var. Fabae). Dadurch erklärt sich die
eigenthümliche Thatsache, dass in Gärten die Serradelle (O rn i —
thopus sativus), die den gleichen Bacillus wie 0. perpusillus
zur Knöllchenbildung braucht, selbst zwischen knöUchentrageDdezi
Vicia arten frei von Knöllchen bleibt. Ludwig (Greiz).
Schutzimpfung, künstliche Infelctionslcranicheiten , Entwick-
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc.
OamaMa, Sur le pouvoir antitoxique de Torganisme
animal. (La Semaine m6d. 1890. No. 56.)
Die Arbeit von Behring und Kitasato über die Immunität
bei Diphtherie und Tetanus veranlasst G., die Ergebnisse analoger
Untersuchungen mitzutheilen , welche er unternahm über die Zer-
störung des Giftes Vibrio Metschnikovi durch die Gewebe eines
nicht empfänglichen Thieres. Schon früher hatte G. gezeigt, dass
die für die Infektion mit dem Vibrio von Natur nicht empfänglichen
Thiere, wie z. B. das Kaninchen, ebenso unempfänglich sind filr die
Vergiftung mit dem vom Vibrio erzeugten Impftoxin. G. suchte
nun die Frage zu lösen, worauf diese Unempfänglichkeit beruhe. Er
sammelte den Harn der Kaninchen, welche grosse Mengen sterilisirter
Kulturen des Vibrio Metschnikovi eingespritzt erhalten hatten,
und suchte darin die physiologischen Merkmale des Impftoxins nach-
zuweisen, jedoch vergeblich. Er dachte dann, dass vielleicht die
Gewebe dieser unempfänglichen Thiere die Eigenschaft hätten, das
Toxin zu zerstören. Um diese Hypothese zu prüfen, verrieb er die
Impfflüssigkeit mit der Milz, die er den lebenden Kaninchen heraus-
gerissen hatte. Dieses Gemisch stellte er in den Brütofen bei 37®,
filtrirte und impfte es Mäusen und Meerschweinchen ein. Diese
Impfungen ergaben, dass die Mischung ihre toxische Wirkung voll-
kommen eingebüsst hatte. Dieselbe antitoxische Wirkung hatte, wie
G. nachweisen konnte, nicht nur die Milz, sondern, wenn auch in
schwächerem Grade, das Blutserum des Kaninchens. Es ergibt sich
daraus, dass die lebenden Gewebe der unempfänglichen Thiere auch
über die Fähigkeit verfügen, das Vibriotoxin zu vernichten. Bei den
empfänglichen Thieren nimmt die autitoxische Wirkung durch die
Impfung nicht zu, wenigstens fand G., dass bei Meerschweinchen
durch die Schutzimpfung gegen den Vibrio Metschnikovi und
den Gholeravibrio ihr Widerstandsvermögen gegen die löslichen Pro-
dukte dieser Mikroorganismen nicht zunimmt, während doch anderer-
seits ihre Fähigkeit, die Mikroben zu vernichten, wächst G. schliesst
daraus auf das Vorhandensein eines gewissen Antagonismus zwischen
SehatniDpliin^, kfinatl. Infektionskrankheiten, EntwickeloDgshemmDng etc. 455
dm ADtiseptischen und den antitoxischen Eigenschaften dieser Thiere.
(Soc de Biol. 13. December 1890.) M. Kirchner (Hannover).
flUnt-HUalTe, Injections de s^rnm de sang de chien dans
Ja trachte. (La semaine m6d. XL 1891. No. 6.)
Verf. bat im Verein mit Coupard Versuche mit der Ein-
^ritzang von Hnndeblutserum in die Luftröhre von Tuberculosen
gemacht, nachdem sie vorher festgestellt hatten, dass sie Kaninchen
4 cem in 2 Minuten einspritzen konnten, ohne dass eine Störung der
Athmong oder Husten eintrat. Auch beim Menschen verliefen diese
Ifijektionen ohne Reizung. Sie brachten einem jungen Menschen in
6 kurz hinter einander folgenden Sitzungen 4 ccm Serum in die
Trachea ohne jeden üblen Zufall. Verf. fügt hinzu, dass unter der
Behandlang mit den Einspritzungen von Hundeblutserum zwar die
Bacillen bisher nicht aus dem Auswurfe verschwunden sind, wohl
aber das Allgemeinbefinden sich gehoben, das Gewicht zugenommen
hat und Kehlkopfgeschwtlre geheilt sind. (Soc. de Biol 31. L 91.)
M. Kirchner (Hannover).
Jolles, M. und Ad., Zur Kenntniss der chemischen Natur
des Kochins. (Intern, klin. Rundschau. V. 1891. No. 1. p. 10.)
Verff. unterwarfen das Kochin einer chemischen Analyse mit den
folgenden Ergebnissen : 50 ^Iq Wassergehalt, Abwesenheit von Cyan-
veTbindungen und AlkaloYden, starke Biuretreaktion, Absorptions-
streifen an der Grenze des grünen und violetten Feldes zwischen
b and F, das Absorptionsspektrum demnach tibereinstimmend mit
jenem des Urobilins. Die Albuminate lassen sich mit Gerbsfiure als
weiB&er voluminöser Niederschlag ausfällen, welcher in heissem Wasser,
Kochsalzlösung und sehr verdünnter Kalilauge löslich ist. Die Ele-
mentaranalyse und Stickstolfbestimmung ergaben N 6,90%, C 35,19 Vo
QDd H 7,02%. Aus den erhaltenen Resultaten lässt sich auf ein
Toxalbumin als wirksamen Bestandtheil des Kochins schliessen.
Kräl (Prag).
Wendt, Charles, Observations on the use of Koches
lymph in sixteen children. (Philadelphia Med. News. No.
940. 1891. p. 70.)
Verf. behandelte 16 Kinder im Alter von 19 Monaten bis zu 16
Jahren, und zwar bloss verdächtige Fälle mit Koch 'scher Lymphe.
Die Anfangsdosen betrugen 0,00025 ccm. Die febrile Reaktion kam
mitunter erst nach 12—18 Stunden zur Wahrnehmung und dauerte
mitunter zwei Tage an. Die im Originale ausführlicher mitgetheilten,
nach den Injektionen aufgetretenen Erscheinungen entsprechen in der
Mehrzahl der Fälle den bekannten Typen. Kr&l (Prag).
Teleky, H«, Injektion einer ungewöhnlich grossen Do-
sis Koch'scherLymphe. (Wien. med. Blätter. Bd. XIV. 1891.
No. 5. p. 65.)
In der Sitzung der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien vom
33. Januar berichtete Verf. über einen Fall, bei welchem durch einen
454 ScbutsimpftiDg, kflnstl. lofektiootkrankheiten, EntwickelangshemmiiBg «te.
Yom Patienten herbeigeführten Zufall die enorme Menge von 0,4 ccm
Koch 'scher Lymphe injizirt worden war. Der Kranke, ein 36jili-
riger Kaufmann, bei welchem 1887 kleine Infiltrate des linken Ober-
und Unterlappens und seit 1889 eine Infiltration der linken Lungra-
spitze diagnostizirt, ausserdem seit 1888 Bacillen im Sputum kon-
statirt wurden, unterzog sich im November-Dezember v. J. in Berlin
während 28 Tagen dem Koch 'sehen Heilverfahren, das nach Bflek*
kehr des Patienten vom Verf. 14 Tage nach der leteten Iiqektion
wieder aufgenommen wurde. Nach den 5 ersten Injektionen be-
trug das mit 0,003 bis 0,02 erreichte Temperaturmaximum 37,5. Bei
der 6. Injektion geschah das erwähnte Versehen. Während nacb
allen früheren Injektionen massige Reaktionen beobachtet wurden,
trat diesmal nach 6 Stunden heftiger Schüttelfrost und die sonstigen
bekannten Erscheinungen auf, die Temperatur sti^ auf 40 ', um
bis zum nächsten Morgen kontinuirlich abzufallen. Zwei Tage nach
der Injektion war das Befinden des Kranken dasselbe wie yor der
Injektion. Kräl (Prag).
Lumniczer, Ueber Versuche mit dem Koch^schen Mittel.
(Wien. med. Presse. 1891. No. 5—7.)
Verf. behandelte seit Ende November y. J. 16 F&lle von taber-
culösen Gelenksentzündungen, Knochenmark- und Periostalerkrankun-
gen, Lymphomen, Lupus, Orchitis und Ulcus cruris, ausserdem zum
Zwecke der Difierenzialdiagnose noch 4 Fälle nach Operationen mit
Koch 'scher Lymphe.
Aus seinen mit dem Koch 'sehen Heilverfahren bisher erzielten
Resultaten scheint nach Verf. hervorzugehen, dass die Empfänglich-
keit für das Mittel nicht allein von dem Grade und der Ausbreitang
des tubcrculösen Prozesses, sondern auch von individuellen Eigen-
schaften, insbesondere von der Widerstandsfähigkeit des Orgaoismus
abhängt. Bei energischer allgemeiner Reaktion bleibt nicht selten
jede lokale Reaktion aus und umgekehrt. In einem Falle von Coxiös
wurde durch die Injektionen eine au£fallende Besserung herbeigeführt
Bei Knochen-, Beinhaut- resp. Gelenksentzündung war der Erfolg ein
sehr überraschender, wenn Fistelgänge vorhanden waren, die bis za
dem oder in den Knochen führten. Die Knochenfisteln schlössen sieb
nach 4—6 Injektionen in 14 — 21 Tagen. Es sollte demnach bei
vorgeschrittenen, noch nicht offenen tuberculösen Prozessen mit der
Eröffnung des Knochenherdes oder der Gelenkhöhle und den daran za
schliessenden Injektionen nicht gesäumt werden. Kräl (Prag).
Lloyd, J. H., and Stelwagon, H. W«, Preliminary notes od
a case of Lupus vulgaris treated by injections ol
Koch'slymph. (Philadelphia Med. News. No. 941. 1891 . p. 108.)
VerflF. theilen aus ihrer Privatpraxis einen Fall von recidiviren-
dem Lupus der linken Wange, einen 15jährigen Knaben betreffend,
mit, bei welchem bereits nach 5 Tuberculininjektionen eine ausge-
sprechen günstige Beeinflussung des Krankheitsherdes wahrzunebmefl
war. Die Dosen von 0,001—0,002 erzeugten erst nach der 3. In-
jektion eine Temperaturerhöhung. Nach der 1. Injektion masern-
Sehntaimpfnog, kflnstl. lofektionskranklMitMi, Entwiekeliuigshemmnog etc. 455
llmlicbes Exanthem, bis zur 3. Injektion ansteigende Schwellung
«Bd BSthang des Lapusherdes, dann Abflachung and langsam ver-
achwiDdeoder erythematöser Hof um denselben. Kräl (Prag).
JUetauum , Y.^ II bacillo della tubercolosi nel sangue
degli ammalati, trattati colla linfa diKoch. (LoSperi*
mmtale. 1891. No. 2. p. 30.)
Verf. fand im Blute von 20 an yerschiedenen Formen von Tuber-
ealow erkrankten Individuen, die mit Injektionen von Koch 'scher
Ljmphe behandelt wurden, konstant Tuberkelbacillen, während Kon-
tFonunta-suchangen des Blutes von nicht injizirten Tuberculosen ne-
gative Resultate lieferten. (Guttmann und Ehrlich, ebenso
Gas tan i haben das Blut von zahlreichen dem Koch 'sehen Heilver-
fahren anterzogenen Phthisikern untersucht und waren bei keinem der
F&lle im Stande, Bacillen im Blute nachzuweisen. Ref.)
Kräl(Prag).
X4iplaee, Emest, Koch's treatment of Tuberculosis. (The
Times and Register. No. 645. 1891. p. 43.)
Verf. weilte als Delegat des Medico-Ghirurgical College in Phila-
delphia während des Monates Dezember in Berlin, um sich mit dem
Koeh*8ch» Heilverfahren bekannt zu machen. In seinem diesbe-
züglichen Berichte zunächst eine Beschreibung der Koch 'sehen
Liymphe, ihrer Anwendungsweise, Dosirung und der Indikationen
gebend, theilt Verf. dann die Beobachtungen mit, welche er an ver-
scAiedenen, mit dem Mittel behandelten Kranken daselbst zu machen
Gdegenheit hatte.
Die Koch 'sehe Entdeckung bedeutet eine hervorragende Epoche
in der Geschichte der Therapie. Denn die Substanz übt — entgegen
unseren Ansichten über die physiologische Aktion der Heilmittel —
eine spezifische und gleichzeitig eine elektive Wirkung aus. Sie bildet
ein vrerthvolles diagnostisches Mittel auch in zweifelhaften Fällen
und selbst wenn es sich in Zukunft erweisen sollte, dass die Lymphe
dauernde Heilung der Tuberculose nicht herbeizuführen vermag , so
wird die Entdeckung doch als Richtschnur dienen, wie in Zukunft
bei Untersuchungen über wissenschaftliche Therapie vorzugehen ist.
Kr dl (Prag).
Irsal, Arthur, Erfahrungen über das Koch'sche Mittel
bei Lungen- und Kehlkopftuberculose. (Intern, klin.
Rundschau. 1891. No. 5 u. 6. p. 186, 226.)
Das vom Verf. mit Koch 'scher Lymphe behandelte Kranken-
material umfasste 16 Fälle von beginnender, ausgesprochener und
Yorgeschrittener Lungentuberculose, wovon 6 Fälle mit gleichzeitiger
Kehlkopfaffektion, ferner 1 Lupusfall. Die Reaktion trat häufig
8 — 10 Stunden nach der Injektion auf und erwies sich in ihrer In-
tensität und Dauer unabhängig von dem Grade des tuberculösen
Prozesses. Lokale Reaktion , anfängliche Vermehrung des Sputums,
Bacillendegeneration und sonstige Befunde stimmen im Wesentlichen
mit den bisher gemachten Beobachtungen überein.
456 Nene Litteratnr.
In einem Falle von Kehlkopftuberculose ist Heilung, bei eini
zweiten entschiedene Besserung herbeigeführt worden, ebenso in eineis»
Falle von Lungentuberculose. In 2 Fällen bewährte sich die K o c ii^
sehe Lymphe glänzend als diagnostisches Mittel; die im Kehlkopfie
bezw. an der Epiglottis beobachteten Veränderungen traten erst naob
den Injektionen zu Tage. Bei 2 Fällen beginnender Lungentuber-
culose ohne Bacillen im Sputum konnte diese durch die Injektionen
mit Sicherheit diagnostizirt werden. Den Schluss bilden 2 Sektions-
befunde von Prof. Pertik herrührend, die Fälle betreffen, bei
welchen Heilerfolge im Vorhinein ausgeschlossen waren.
Kräl (Prag>
Dlxon, Samuel G^., Koch's method of treating Tuber-
culosis. (Philadelphia Med. News. No. 940. 1891. p. 58.)
In einem am 8. Januar am Jefferson Medical Coll^ ge-
haltenen Vortrage berichtet Verf. Ober das Koch 'sehe Heilmittel,
dessen wahrscheinliche Zusammensetzung und Gewinnung, sowie fiber
dessen kurative und elektive Wirkung. Ferner theilt Verf. Näheres
über die Reaktionen und über die günstigen Resultate nach Injek-
tionen von Tuberculin bei einigen Fällen Ton Lupus, chirui^scher
und Lungentuberculose mit, die er während seines Aufenthaltes in
Berlin zu beobachten Gelegenheit hatte. E r & 1 (Prag).
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jy'rommftnnsche Buchdruckerei (II ermann PoUle) in Jena.
fiakteriologie nnd Parasitenkunde.
In Yerbindung mit
Sei. M. M Dr. LenclBirt m Profissor Dr. LoeiDer
In Ldpxtff In Orriftwald
heransg^ebeii von
Dr. O. IJhliBrorizi in Cassel.
-♦-♦-
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
K. Band.
Jen*, den i6. April 1891.
N0.14L
Original -Mittiiefluniien.
Malariaparasiten in den Vögeln.
Votläafige Mittheilungen
der Professoren B. Orassi und B. Felettt
in
Gatania.
(Sehlass.)
Die in Bede stehenden Amöben finden sich auch in Gegenden,
die niemals für malarisch gehalten wurden! Allerdings finden sie
achy aber nur an sehr beschränkten Stellen und in weit geringerer
MeDge, als wie in den Malariaorten und vielleicht auch in nicht
ganz fdr die^ Entwickelang der Malaria geeigneten Verhältnissen.
Doch wie vorsichtig man sein muss, diesem meinem Zweifel Werth
beizulegen, geht aus Folgendem hervor:
Ich stellte Nachforschungen in Rovellasca an, welches in der
trockenen lombardischen Ebene gelegen und allgemein fßr eine nicht
malarische Gregend gehalten wird, und fand besagte Amöben in der
Ifähe einer künstlich angelegten Wiese, in der Nachbarschaft eines
Ueinen Teiches etc. Diese Thatsache erschütterte natürlich stark mein
Yerirauen auf die obige Hypothese, doch nur für einen Augenblick, da
ich bald feststellen konnte, dass auch Rovellasca ziemlich ma-
lariach, wenn auch nicht für die Menschen , so doch für die Vögel
ist. In der That fand ich in nächster Nähe der künstlich an-
gelegten Wiese junge Sperlinge, die das Nest erst seit wenigen Tagen
verlassen hatten, leicht und junge Lanius collurio stark infizirt.
IX. Bd. 30
462 Orasii und Peletti,
Sowohl die Sperlinge wie die Lanius waren sehr wahrscheinlioli *
dieser Gegend geboren.
Die in Rede stehenden Amöben encystiren sich leicht uTid £
encystirt können sie sich in die Luft erheben; man beg^net Ibiic
in der That, wenn auch sehr selten (dies hängt vielleicht von Ae
Art der Untersuchung ab) sowohl im Than, der nach der M o s c a t i
sehen Methode gesammelt wurde, wie auch in den Nasenhöhlen dei
Tauben, die für eine oder mehrere Nächte in Malariaorten in K&Ggat
aufgehängt gehalten wurden.
Somit wäre also der Cyklus der Malariaparasiten folgender r
Gewisse Amöben, welche freies Leben führen, entwickeln si
nachdem es ihnen gelungen, in den Köi-per der Vögel oder MensebeD
einzudringen, derart, dass sie in ihrem neuen Wirthe von denen ihrer
Vorfahren im freien Leben etwas verschiedene Charaktere annehmen
(Dimorphie, wie dieselbe z. B. für die AnguiUula intestinalis*
bekannt ist).
Es ist wahrscheinlich, dass einem jeden der verschiedenen Ma*
lariaparasiten eine besondere Amöbe entspricht.
Die Amoeba guttula entspricht am besten einer Haema-
moeba; die Amoeba (Dactylosphaerium) radiosa der I«a-
voran ia. Die Geissein, die sich so leicht aus der Laverania
entwickeln, müssten stets eine pathologische Thatsache aasdrOcken,
welche jedoch in der Amoeba radiosa ihre Erklärung finden
könnte, da diese ihrerseits auch zuweilen dünne Pseudopoden, die
sich gleich Geissein bewegen, zeigt.
Während die Amöben in den rothen Blutkörperchen leben, passen
sie sich einer ausnahmsweise günstigen Lebensweise an und gewöhnen
sich an so bequeme Verhältnisse, dass sie, wenn wieder in's freie
Leben zurückgebracht, nicht mehr die Kraft haben, den Kampf nm's
Dasein wieder aufzunehmen und zu Grunde gehen; dies ist die Er-
klärung, warum es unmöglich ist, sie im freien Leben zu kultiviren,
wie man dies mit den Bakterien zu thun vermag.
Fügt man hinzu, dass sie im Bluto niemals Formen annehmen,
welche an eine Möglichkeit von Leben und sei es auch nur latentem
Leben ausserhalb des Wirthes glauben lassen könnte, so kann man
mit dieser Thatsache die mangelnde Kontagiosität der Malaria in
Verbindung bringen.
V.
In Folgendem möchte ich gern noch einige andere Punkte der
Malariafrage kurz berühren:
Erster Punkt: Man fragt, ob es möglich sei, dass die Malaria
vermittelst der Verdauungswege in's Blut eindringen kann.
Um dies Problem zu lösen, Hess ich kräftige, in nicht malarischen
Gegenden lebende Personen, welche sich freiwillig dazu hergaben,
30— 50 g von nach der Moscati'schen Methode gesammeltem Thau
trinken. Ich liess dies Experiment verschiedene Male wiederholen,
aber stets mit negativem Erfolge.
Negativ waren auch die Resultate, welche erhalten vnirden, wenn
ich kräftige, gesunde Menschen Blut von malarischen Individuen
trinken liess, oder wenn ich verschiedene Raubvögel, welche voraus-
Malariaparuiten in den Vögeln. 463
itlich fthig waren, sich mit Malaria infi'^iren zu können, mit von
"iria infizicrteD Vögeln fQtterte.
Zweiter Punkt: Bei verschiedenen Vogelarten zeigte sich die
'iriainiektion stets sehr beschränkt, d. h. die Malariaparasiten
n immer nur sehr spärlich vertreten und es zeigten sich haupt-
lich die Mondsicheln sehr klein (Emberiza projer, Passer
Btanus, Passer Italiae etc.).
Dritter Punkt :i) Die Ansteckung durch die Laverania heilt
Menschen im Beginne des Frühjahrs. Thatsache ist, dass wir
^ in Catania vom Monat April bis zum Monat September auch
it etnen einzigen Fall von Laverania konstatiren konnten.
In denPasserflispaniolensis begegnet man der Laverania
Monat Februar an. Ende Oktober waren die noch infizirtcn
Inge schon selten und nach der ersten Hälfte des Novembers
fast alle vollständig infektionsfrei.
Von acht, im Mai infizirten Tauben waren Anfangs November
vollständig und eine fast gebeilt. Dagegen sind jene Tauben,
reldie erst im Monat August oder im September sich infizirt hatten,
^tzi noch voller Laverania. In der ersten Hälfte des gegenwärtigen
roTenibennonates nahmen wir zwei junge Strix flammea gefangen,
Iche sehr mit Mondsicheln infizirt waren und es auch heute noch sind.
Alle diese Betrachtungen beweisen, dass die Laverania nach
hö^istens ca. 6 — 7 Monaten spontan verschwinden.
Betreffs der Möglichkeit eines Rückfalles können wir heute noch
nichts entscheiden.
Catania, Ende November 1890.
VI»).
A. unter den vielen von uns in den Vögeln untersuchten Ma-
lariafallen hat sich uns bis jetzt noch kein einziger Fall gezeigt,
in welchem eine einfache Infektion von Haemamoeba praecox
stattgefunden hätte.
Es ist allerdings wahr, dass dieser Umstand, wie wir bereits
früher Gelegenheit zu bemerken hatten, sehr leicht erklärbar ist,
ohne deshalb zu der Voraussetzung Zuflucht nehmen zu müssen, dass
die Haemamoeba und die Laverania einer einzigen Parasiten-
art angehören müssen, um jedoch jedweden Zweifel zu vermeiden,
wäre es immerhin wünschenswert, irgend einen Fall von reiner
Haemamoeba praecox zu finden.
Jetzt endlich ist es uns gelungen , einen solchen Fall bei einer
Eule (Athene noctua) zu finden. Es ist dabei zu bemerken, dass
dieser Vogel, wenigstens hier bei uns in Sicilien und während des
Winters, ziemlich selten von der Malaria infizirt wird, was unsere
Erklärung, warum in den Sperlingen, welche fast alle von Lave-
rania infizirt erscheinen, keine reinen Fälle von Hämamöben vor-
kommen, vollständig rechtfertigt
1) Diese BeobftchtiiDg wurde noch von mir and meinem Kollegen F e 1 e 1 1 i zn-
Msunen in CaUnia gemacht.
t) Diese Kote wurde im Januar in der Accad. Oioenia di Catania mitgetheilt und
cficMen im BoUetiao dieser Accademia im Monat Februar 1891.
80*
464 Oraiti und Feletti,
Unsere nur von Haemamoeba infizirte Eule wurde am 27. De-
zember 1890 in der Nähe von Lentini gefangen; die lofektion war
sehr bedeutend und erhielt sich so bis zum 20. Januar 1891; am
21. Januar, nach sorgfältigster wiederholter Untersuchung des Blutes,
fand sich keine einzige Haemamoeba mehr vor, dasselbe Resultat
ergab sich an jedem der folgenden Tage, bis sich am 29. dessel-
ben Monats dieselben, jedoch nur in geringer Anzahl, wieder zeigten ;
jetzt (12. Februar) sind sie abermals verschwunden. Es ist wohl über«*
flOssig, zu bemerken, dass wir in dieser Eule niemals Mondsicheln fanden.
Was nun den Sitz der Parasiten anbdangt, so müssen wir sagen,
dass derselbe weit weniger ausgesprochene Vorliebe fflr die Enden
der rothen Blutkörperchen zeigt, welche fQr uns, wie frflher erwähnt,
der beliebteste Sitz der Haemamoeba in den Sperlingen waren.
Die Haemamoeba zeigt sich uns zuweilen, hauptsächlich wenn
sie sich auf einer Seite des rothen Blutkörperchens entwickelt, derart
verlängert, dass sie Aehnlichkeit mit einer in der Entwickelung be-
griffenen Laverania zeigt; sie wird jedoch niemals zur MondsicheL
Man bemerke noch, dass wir in einer anderen Eule nur Mond-
sicheln vorfanden , was demnach beweist , dass auch die Eulen von
Mondsicheln heimgesucht werden können.
Wir hatten eine von Haemamoeba und Laverania infizirte
Fringilla coelebs, welcher für ungefähr vierzehn Tagen sich
nur von einer sehr spärlichen Menge von Haemamoeba infizirt
zeigte (bei dep Untersuchung des Blutes eines Beines); später ver-
schwanden die Hämamöben vollständig, und es erschienen nun
vereinzelte Mondsicheln, welche sich rasch vermehrten und heute
noch existiren. Es ist dies ein Fall von doppelter Infektion, vrie ex
schon verschiedene Male im Menschen angetroffen wurde (G anal is ,
Celli, Marchiafava etc.)
B. Bignami und Bastianelli vermuthen, dass die von uns
für einfache Laverania angesehenen Fälle gemischte Fälle von
Haemamoeba und Laverania wären und gründen diese ihre
Vermuthung auf ihre Hypothese, dass die Laverania eine De-
generationsform der Haemamoeba sei.
Nachdem wir viele Vögel geopfert, ist es uns gelungen, von
Neuem zu bestätigen, was wir schon im vergangenen Jahr behaup-
teten, nämlich, dass die von uns für reine Laverania gehaltenen
Fälle wirklich solche sind t Es scheint uns , es wäre jedenfalls we-
niger unrichtig, die Mondsicheln für Degenerationserzeugnisse der
rothen Blutkörperchen, als ffir Degenerationserzeugnisse von in
keinem Organe auffindbaren Hämamöben zu halten I Uebrigens kann
das Unvermögen, die Reproduktionsweise einer Form genau festzu-
stellen, doch nicht die Hypothese rechtfertigen, dass es sich hier um
eine Degeneration handeln müsse, um so mehr, wenn diese Form
ganz ungemein verbreitet ist, wie gerade die Mondsicheln im Menschen
und besonders in den Vögeln^). Zur Unterstützung dieser Hypo-
these von der Degeneration hat die Thatsache, dass die Lave-
rania und die Haemamoeba, wenn noch ganz jung, ununter-
1) Man halte uns hi«r nieht entgegen , cUss die Geisaeltriger aaeh aehr Ter-
breitet seien; diese sind nicht im cirknlirenden Blute anmtreffsn (Danilewskj,
Grass! und Feletti).
MalariaiMiraiiten in den Vögeln. 465
sind um so weniger Werth, da, wie belcannt, yiele Wesen
Embryonalzustand nicht von einander za anterscheiden sind,
sie es erwachsen sind^).
C. Um das, was wir unter A und B gesagt, noch weiter zu bekräf-
refexiren wir noch folgende, w&hrend der letzten drei Monate
ite, Untersuchungen.
Wir machten Milzpunkturen bei drei nur yon Laverania (un-
Imftssigem Fieber) infizirten Individuen (besagte Individuen wunien
▼on HUB gewissenhaft untersucht), und zwar während der Periode
Apyrexie, in verschiedener Zeitentfernung von der Fieberperiode.
dem auf diese Weise entzogenen Blute fanden wir nicht die
Hsemamoeba praecox, wohl aber die erwachsene L a v e r a n i a,
zwar in weit grösserer Anzahl, als wie im peripherischen
; in zwei dieser F&lle fanden wir auch sehr kleine, noch nicht
«BDentirte Plasmodien (junge Amöben). In einem dieser drei
Kue b^egneten wir auch jenen Figuren, welche wir fQr Mond-
adic^n in Segmentation halten. In einem vierten, dem vorstehenden
ifariichen Falle unternahmen wir in Gemeinschaft mit Herrn Dr. C a-
landraccio ebenfalls die Untersuchung des Blutes der Milz und
trafen nar auf zahlreiche Mondsicheln und die vermuthlichen Seg-
mentationafigiiren.
D. In einem Sperling fanden wir fQr ungef&hr zehn Tage ausser
sehr sp&rlichen Mondsicheln eine bedeutende Anzahl einer neuen Form
Ton Haemamoeba*) (Haemamoeba relicta n. sp.) vor. Wir
hatten diese schon bei vielen anderen Sperlingen gesehen, aber stets
nu* iD sehr geringer Anzahl. Sie besitzt mehr oder weniger zahl-
reiche Pigmentkömer und segmentirt sich, nachdem sie Qber die
trmnsversaJe Hälfte des rothen Blutkörperchens zerstört hat. Der
Kern des rothen Blutkörperchens ist von seinem Platze gerückt,
wie es auch geschieht» wenn dasselbe von Haemamoeba prae-
cox angefallen ist. Er befindet sich im üeberbleibsel des rothen
Blutkörperchens, welches mehr oder weniger entfärbt ist, und er nimmt
meistens wenig oder gar nicht das Methylviolett an. Schliesslich
mfissen wir noch bemerken, dass die von der in Frage stehenden
Haemamoeba eingenommenen Blutkörperchen gewöhnlich etwas
Udn sind.
1) Wir Itnden in keinem Menschen die Verwandlang der Laverftni» ma-
larise in Haemamoeba viTaz, d. h. aJ»o aus dem unregelmSesigen Fieber der
Mondaleheln in wahre Tertianfleber. Aach in den Vögeln verschwinden die Mondsicheln
▼ ollstandig, ohne den HImamöben Baum an geben.
Um die in Born beobachteten widerspreclienden FftUe bei Menschen nach Werth an schUaen^
Uta man Folgendes in Bechnnng sieben : 1) können yerschiedene Arten von Malariaparasiten
tiBammffi existiren, and es kann f&r eine gewisse Zeit eine Art vorherrschend sein and
dann die andere; 8) mit Tertian-, Qnartan- and Mondsichelfleber Behaftete, deren ans
den Flngerapitsen entnommenes Blat dorehans keine Parasiten mehr seigte and die wir in
Felge deasen fftr ganz geheilt hielten , hatten nach mehreren Monaten Beeldive; 8) ist
in Born die malarische Ansteckang so stark , dass es viele Fälle von gemischter An-
sfeeekong gibt; 4) da der Entwickelangscyklas der Haemamoeba kfiraer, als der
der Laverania ist, so ist es natürlich, dass in der Be^el eine gemischte Ansteckang
M Qirem ersten Erscheinen eine sehr grosse Ansahl von Himamöben aufweist, wfth-
rsnd die Laverania noch sehr spftrlich vertreten ist
1) Weder in diesen, noch in anderen Hämamoeben der Vögel konstetirten wir mit
Sieherheit amöboide Bewegungen ; es ist jedoch zu vermathen, dass dieselben nicht
vollst fakdig fehlen.
^QQ Grassi und Feletti, MaUriaparasiten in den Vögeln.
Die Schilderung weiterer Eigenthümlichkeiten behalten wir
für unsere ausführliche Arbeit vor.
Nach ungefähr zehn Tagen wurden die Hämamöben selt^^n^
und es wuchs die Zahl der Laveranien.
E. Wir kommen nun zu einem Experiment, welches
Dr. Calandruccio unternahm und für dessen Richtigkeit wir
kommen Bürgschaft leisten. Wir wollen Calandruccio selb
sprechen lassen.
„Auf Rath des Prof. Grassi wollte ich an mir selbst
stehendes Experiment ausführen.
Am 10. Dezember 1890 entnahm ich vermittelst einer
fältig sterilisirten P r a v a z 'sehen Sy ringe aus einer der superfizieller^.
Venen des linken Armes eines von reiner, bald einfacher, bald tripla
Quartana infizirten Individuums (sowohl klinisch wie mikroskopisob
genau festgestellt) ungefähr ein Gramm Blut und spritzte dasselbe
sofort in das subkutane Bindegewebe meines linken Armes ein.
Stichpunkt zeigte sich kein Tropfen Blut. Nach einigen Tagen
schien an der Stelle der stattgehabten Einspritzung ein bläulicher
Fleck, der später allmählich gelblich wurde.
Während 17 Tagen befand ich mich vollkommen wohl, später
aber, d. b. vom 28. Dezember 1890 bis zum 9. Januar 1891, wurde
ich manchmal von tripla, manchmal einfacher Quartana geplagt.
Der mikroskopische Befund bestätigte die Diagnose. Das Chinin
heilte bald diese Quartana. Ich muss hier noch hinzufügen, dass
ich früher niemals von Malariafiebern heimgesucht worden bin, mich.
auch nicht in einer malarischen Gegend aufhielt, ich mithin mit Be-
stimmtheit annehmen kann, dass mein Experiment durchaus keinem
Zweifel Raum lassen kann. Ich behaupte daher, dass die Malaria von
Mensch auf Mensch auch durch hypodermische Impfung von malarischem
Blute übertragen werden kann; ausserdem trägt mein Experiment
dazu bei, festzustellen, dass die Quartana stets Quartana bleibt und
mithin der relative Parasit eine gute Art (nicht einfache Varietät)
für sich sein muss, wie dies zuerst von Grassi und Feletti be-
hauptet wurde.
Diese meine Schlussfolgerung wird noch mehr befestigt, wenn
ich noch bemerke, dass das von Quartana heimgesuchte Individuum,
dessen Blut ich zu meinem Experiment benutzte, ebenfalls künst-
lich infizirt worden war, und zwar durch das Blut eines anderen
mit Quartana behafteten Individuums.'^
Herr Dr. Calandruccio machte noch an weiteren zwei, sich
freiwillig dazu erbietenden Individuen subkutane Einspritzungen mit
dem Blute eines mit reiner Laverania malariae infizirten
Menschen; in beiden Fällen entwickelte sich nur die reine Lave-
rania malariae. Mithin wurden bis jetzt hier in Gatania fünf
Experimente an Menschen gemacht, und genügen sie wohl, um zu
beweisen, dass es wirklich verschiedene Arten von Malariaparasiten
giebt, welche auch durch die klinische Form der Krankheit erkennbar
sind. Das gleiche Resultat lieferten auch die drei in Rom ange-
stellten Versuche, nachdem man Sorge getragen , sich solchen Blutes
zu bedienen, welches mit Bestimmtheit nur mit einer einzigen Form
von Malariaparasiten infizirt war.
Sanaralliy Die Ursachen der natürlichen Immunit&t gegen den Milzbrand. 467
Diese Thatsachen und die Beständigkeit der Formen in den vielen
VDB ans sowohl im Menschen wie in den Vögeln monatelang be-
itechteteo Fällen beweisen ad evidentiam die Mannigfaltigkeit der
Arten, wenigstens für das Auge des Zoologen. Wer sich davon über-
jeogen will, miiss nicht nur viele Menschen und Vögel einige Male un-
tasacheD, sondern viele Fälle für längere Zeit täglich verfolgen.
Wie aus den Daten der vorstehenden Noten ersichtlich, haben
wir, vor Danilewsky, die Formen unterschieden , welche er der
akuten Malaria (Haemamoeba, welche sich in der, besonders
durch Gel gl bekannten Weise scgmentirt) zuschreibt.
Dm allen Missverständnissen vorzubeugen, bemerken wir schon
jeät, dass der Polymitus malariae Danilewsky, pro magna
parte synonym mit unserer Laverania Danilewsky ist und
ucht mit den Hämogregarinen oder den Pseudovermiculi, wie D a n i -
lewsky glaubt. Die Pseudovermiculi der Vögel fehlen in Catania.
Catania, den 6. April 1891.
Die Ursachen der natürlichen Immunität gegen den
Milzbrand.
(Laboratorium für allgemeine Pathologie der königl. Universität Siena,
Direktor Prof. G. Sanquirico.)
Von
Dr. Giuseppe SanarelU,
A»»i8tenten.
Gegenwärtiger Stand der Frage über die natürliche
Immunität gegen den Milzbrand.
In der letzten Zeit hat vielleicht keine andere biologische Frage
so hohes Interesse geweckt, oder ist durch so viele wissenschaftliche
Beiträge bereichert worden, wie die, welche die Ursachen der natür-
lichen Immunität gegen die Infektionskrankheiten betrifft*
Die schönen Versuche des russischen Gelehrten haben gezeigt,
welche Bolle die Phagocyten den Krankheitsagentien gegenüber ein-
odimen und zum ersten Male einen sicheren Weg eröffnet, welchen
alle die betreten haben , welche dieses wichtige, verwickelte Problem
aufzuhellen versuchten.
Da nun auf die wohlbekannten, klassischen Versuche Metschni-
koff's eine so lebhafte und wohl unterhaltene Experimentalkritik
folgte, woran fast Alle Theil nahmen, welche sich mit den biologischen
Wissenschaften beschäftigten, so kann man sich nicht wundern, dass
in wenigen Jahren eine grosse Menge von Arbeit gethan und ein
weites Feld für die Thätigkeit der Betheiligten eröffnet worden ist.
Trotzdem, und obgleich neue, ausserordentlich interessante Be-
soltate gewonnen worden sind, welche einerseits die Thatsachen be-
stätigen, auf welche sich die Phagocytentheorie stützt, und anderer-
seits ihre Wichtigkeit vermindern oder zerstören, so ist man doch
458 Saoftrelli,
noch nicht so weit gelangt, um mit Sicherheit feststellen zu
welchem unter den yorhandenen Faktoren der Immunit&t man
Hauptrolle in der Vertheidiguug des Organismus gegen die Bakterie
zutheilen solle.
Ich würde eine nutzlose Arbeit unternehmen, wollte ich,
nur kurz, Alles anführen, was bis jetzt für und gegen die Plu^ocyt^xB—
lehre geschrieben worden ist; die sinnreichsten Mittel der Unter-
suchung und die yerschiedenartigsten Beobachtungen haben
wesentliche Veränderung in die B^iffe gebracht, nach denen
die morphologische Wirkung vertheidigen und andere ihr die cb
mische Wirkung entgegenstellen.
Metschnikoff ^), Hess*), Gallemaerts*),Paulowskj^^
Ribbert<^), Banti<^), Karg^), OamaleVa»), Danilewsky *>,
Soudakewitsch^^) etc. stellen uns den Organismus als mit ncL^
tfirlichen Yertheidigern versehen yor, den Zellen, welchen vor alleom
die Aufgabe zufallen würde, Widerstand zu leisten und gegen dio
Agentien der Infektionskrankheiten zu kämpfen. Dagegen betrachteo
V. Ohristmas^O» Weigert»«), Flügge»»), Bitter»*), Nat-
tal»*), Behring »•),Fahrenholz»^),Czaplewsky»»), Wolf-
heim»»), Lubarsch*<>), Petruschky«0> Buchner*'), Fin-
ger*»), Baümgarten**) und Andere die morphologischen Elemente
nur als sekundäre Agentien gegenüber den schädlichen, biochemischea
Eigenschaften der organischen Flüssigkeiten. So wird auf der einen
wie auf der anderen Seite (mit einigen Ausnahmen, wie Bibbert^
Gamalela, welche die Möglichkeit anderer antibakterischen Ein-
l)Virchow'8 Archiv. Bd. XCVL XCVII. 1884. Bd. CVIL CIX. 1887.
Bd. CXUL CXIV. 1888. — Fortschritte der Medidn. Bd. UI. 1884. Bd. V. 1887.
-- Anoales de rinstitiit Pastenr. Vol. I. 1887. p. 48— 8S0. Vol. U. 1888. p. 804—610.
Vol. m. 1889. p. S5 und 289. Vol. IV. 1890. p. 66 und 198.
2} Virchow's Arohiv. Bd. CIX und CX. 1887.
8} Ballet, de TAcad. roy. de Mödedne de Belgiqae. 1887.
4) Virchow'a Archiv. Bd. CVIIL 1887.
6) Deutsche medic. Wochenschrift. 1886. No. 81 und: Der Untergang pathogener
Schimmelpilie im Körper. Bonn 1887.
6) Archivio per le sciense mediche. Vol. XIII. 1888. Fase. 9.
71 Fortschritte der Medidn. Vol. Vl. 1888. p. 629.
8J Annales de Tlnstitat Pastenr. 1888- p. 229 und 617.
9) Annales de Tlnstitat Pastenr. 1890. p. 482.
10) Virchow's Archiv. Bd. CXV. 1889. p. 264.
llj Fortschritte der Medidn. 1887. No. 13.
121 Fortschritte der Medidn. 1888. No. 21.
18) ZeiUchrift für Hygiene. Bd. IV. p. 208.
14) Zeitoehrift für Hygiene. Bd. IV. p. 291—97 nnd 818.
16) Zeitschrift lür Hygiene. Bd. IV. p. 858.
16) Centralblatt fOr klinische Medidn. 1888. No. 28.
17) Beiträge aar Kritik derMetschniko f f 'sehen Phagocytenlehre (Inaag.-Dissert.).
Königsberg 1889. , .
18^ Beiträge aar pathol. Anatomie und aUgemdnen Pathologie. 1889. p. 47.
19) Bdtrige aar pathol. Anatomie and aUgemeinen Pathologie. 1888. p. 408.
20) Centralblatt für Bakteriologie und Parasitonkunde. Bd. VL 1889. p. 481.
21) Beiträge aar pathol. Anatomie nnd allgemeinen Pathologie. 1888. p. 867.
22) Mttnehener medic Wochenschrift. 1889. No. 2. 8 ; and Archiv flür Hygiene. 1890.
Fase. 1. 2.
28) Beiträge aar pathol. Anatomie and aUgemeinen Pathologie. Bd. IV. 1889.
24) Zeitschrift für klinisohe Medidn. Bd. XV. 1889. Fase. 1. 2. Ceneralblatt Ar
klinische Medidn. 1888. No. 29 and Beitr. aar pathol. Anatomie and allgem. Pathologie.
1889. p. 1.
Die Unadien der natürlichen Immanitfit gegen den Milibrand. 469
nichl; ausschliessen) die Frage der natürlichen Immunität auf
ical^orische Weise gestellt, wobei die häufigen Gegensätze in -den
itesaitaten von Untersuchungen, welche bisweilen auf ganz parallele
WeUe zur Stütze der einen oder anderen Meinung angestellt wurden,
anSiallen.
Unter die Zahl dieser letzteren rechne ich unbedingt die zuletzt
iPOQ Me tscbnikoff und von Baumgarten mit seinen zahlreichen
Scbülem ausgeführten, welche in einem kürzlich erschienenen Auf-
satze Baumgarten 's selbst, „Ueber experimentum crucis der Pha-
gocytenlehre^^ wieder aufgenommen und ausführlich besprochen werden.
In diesen, wie in so vielen Untersuchungen derselben Art hat man
dabei beharrt, auf die verschiedenste Weise nach den Ursachen zu
SBch^, welche die natürliche Immunität der Frösche gegen Milzbrand
bedingen.
Gegen die von Anfang an ausgesprochene Hypothese Metschni-
k off 's, dass es nämlich die Leukocyten seien, welche die Zerstörung
der Sporen oder Bacillen des Milzbrandes bedingen, welche in den dor-
salen Lymphraum des Frosches injizirt «werden , sprechen mit Ent*
acfaiedenheit die Folgerungen aus einer zahlreichen Beihe von Ar-
beiten , welche in Baumgarten 's Laboratorium von P e -
trnscfaky^) ausgeführt worden sind. Dieser Beobachter führte
MUzbraudbacillen in diffusible Membranen ein,« welche aus den
WändeD der Därme der Frösche selbst bestanden, und beobachtete
ausser dem Uebergang der Unterhautlymphe in ihr Inneres, welche
bisweilen frei von Leukocyten war, auch eine wirkliche und eigent-
liche Degeneration der eingeführten Bacillen.
In einer späteren Arbeit erwähnte Metschnikoff ^) die Ex-
perimente Petruschky's; er schloss ferner Milzbrandkeime in
Sackchen von Filtrirpapier ein oder impfte sie in die vordere Augen-
kammer des Frosches, und kam zu entgegengesetzten Resultaten, denn
er beobachtete immer ein mehr oder weniger üppiges Wachsthum der
Bacillen, welche doch dem Einflüsse der organischen Flüssigkeiten
ausgesetzt, aber der der Leukocyten entzogen waren. Die Dissertation
von Fabrenholz ^), welche später in dem bekannten Artikel von
Baumgarten selbst entwickelt wurde, diente nur dazu, die ersten
Resultate Petruschky's zu bestätigen und durch die Ergebnisse
neuer Untersuchungen die Kritik Metschnikoff's gegen die Arbeit
des Letzteren zurückzuweisen.
Wie man leicht begreift, so bleibt nach allem diesen die Frage
noch ungelöst; einerseits leugnet Metschnikoff, dass der Humor
aqaeas und die Lymphe des subkutanen Lymphsacks der Frösche
für sich allein die Entwickelung der Milzbrandkeime verhindern
könne, und seine Gegner nehmen die baktericide Wirkung dieser
Flüssigkeiten an und erklären daraus die Immunität der Frösche
g^en den MilzbrandbacUlus.
Man glaube auch nicht, dass das „experimentum crucis^S welches
1) Untersachungen über die Immunität des Frosehes gegen Milsbrand. (Beiträge
sar pathologischen Anatomie und allgem. Pathologie. 1888. p. 357.)
S) Ueber Verbalten der MiUbrandbakterien im Organismus. (Virchow's Archiv.
Bd. CXIV. 1888. p. 466.)
S) loco dt.
470 Baoftrelli,
Baumgarten an letzter Stelle angerufen hat, irgendwie den bitsig^
Streit geschlichtet habe.
Auch abgesehen von der feinen Kritik, welcher Metschnikoff-^
dasselbe bald darauf unterwarf, so sind noch immer die indirektexs
von Hindernissen und Gelegenheiten zu IrrthQmem starrenden 1C<
thoden zu bedenken, vermittelst deren dieser Beobachter versaclm
hat, sich die Froschlymphe zu verschaffen, um sie allein auf die Spoi
und Bacillen des Milzbrandes wirken zu lassen.
Mochten die Keime in die vordere Augenkammer eingefUnr^
oder in Säckchen von HoUondermark, von Darm oder Filtrirpapier ein-
geschlossen sein, so war es doch entweder nicht möglich, di
Oegtewart einer grösseren oder geringeren Menge von Leukocytoi
auszoschliessen, oder man hatte solche Beobachtungsbedingnngen
schaffen, dass nur das Verhalten gegen Farbstoffe das einzige Mittel
darbot, um über Leben oder Tod der Milzbrandbacillen Auskunft zi»
erlangen. Das ist eine trügerische Methode, denn das Vorhanden—
sein von schon früher degenerirten Formen, oder die Starke der
Farbstofflösung können dazu führen, dass man mit Unrecht die bak-
terientödtende Wirkung der organischen Flüssigkeiten entweder ao*
nimmt oder leugnet
n.
Methode, um die Lymphe vollkommen frei von Keimen
und Leukocyten zu erhalten.
Ich habe diese kurze Uebersicht über die neuesten Arbdten in
Bezug auf die Immunität der Frösche gegen Milzbrand ' voraus-
geschickt, weil sich die hauptsächlichsten Beweise für oder ge-
gen die Phagocytenlehre gerade in Bezug auf diese Frage ent-
wickelt haben. Aber als Resultat von dem , was ich kurz berichtet
habe, und von dem, was von den genannten Forschern nach einem
bewundemswerthen Beicbthum von Beobachtungen weitläufig be*
schrieben worden ist, bleibt immer noch die offenbare Unzulänglich*
keit und das Trügerische der Mittel übrig, deren man sich bis jetzt
bedient hat, um an den Milzbrandsporen und Bacillen die Wirkung
der von Leukocyten freien Lymphe zu versuchen.
Meine Versuche, mir aus dem Sacke unter der Rückenhaut des
Frosches eine von Keimen und Leukocyten vollkommen freie Lymphe
in hinreichender Menge zu verschaffen, um sie anwenden zu können,
ohne zu allen jenen Künsteleien meine Zuflucht nehmen zu müssen,
welche die Resultate meiner Vorgänger so bestreitbar gemacht hatten,
haben auf befriedigende Weise ihr Ziel erreicht, und zwar auf fol-
gende Weise:
Ich verschaffte mir Glasstäbchen mit abgerundeten Enden von
5—6 mm Dicke, sterilisirte sie in der Flamme oder in der heissen
Kammer uod tauchte sie dann zu wiederholten Malen (4— 5 mal) in
eine fünQ;)rozentige Pyroxylinlösung , so dass sie sich mit einer
schwachen Schicht von Gollodium überzogen , worauf ich sie langsam
und kurze Zeit in der Wärme trocknen liess. Auf diese Weise er-
hielt ich Säckeben von Gollodium mit einer einzigen Oeffnung, der»
1) Deaz travaax da laboratoire de Mr. Baamgarten dirig^ «ontre la th^orie
des phagocytes. (Aonales de rinstitnt Pasteur. Vol. IV. 1890. p. 85.)
Om UrMch«n der nattrlklMB Immnnitit gegen den Milsbrand. 47 1
ans wddier das Qlasst&bchen herausgezogen worden war, and
achloss kh durch Drehung ▼ermittelat einer sterilisirten Zange
sicherte den VerscUttss durch HinzufQgung neuen CoUodiums.
Mit Hfllfe einiger Handfertigkeit, die man schndl erwiri>t, kann
in kurzer Zeit eine grosse Zahl kleiner Cylinder von 3—4 cm
[e «Mi 1 — 2 ccm Inhalt fabriziren. Sie sind solid, durchsehe!-
id, dorchaas undurchlässig und vollkommen aseptisch.
Diese Qylinder aus Gellulose haben mir die zu meinen Ver*
BD nlMhige Lymphe geliefert Sogleich nach ihrer Anfertigung
Märte ich alle diese Cylinder in die Rflckenlymphsftcke yon eben-
snid grossen, kräftigen Fröschen ein, und machte zu diesem Zweck
eise Utine Oeflfhung in die Haut, welche ich nach Einbringung
der Cylinder durch eine einfache Ligatur yerschloss. Bald fängt
die Lymphe des Rückensacks an, nadi und nach in das Innere der
Bfihre durchzuschwitzen, und nach 8— 4 Tagen ist dieselbe ungeflLhr
zur Hfilfte gefQllt; dann mflssen die Gellulosecylinder in andere
FMscfae eingef&hrt werden. Nach weiteren 3—4 Tagen sind die
OeüidoserOhren ganz voll; dann sterilisirt man äusserlich einen Theil
dsrselbeii, durchbohrt sie mit einer spitzen, sterilisirten Qlaspipette,
leert sie ganz aus und bringt ihren Inhalt in sterilisirte Qlascylinder.
Man muss immer die Vorsicht gebrauchen, die CollodiumrOhren
inftgUchst vor der Berührung der Luft zu schützen, denn sonst,
mOgen sie nun leer sein oder Lymphe enthalten, verdampft sogleich
das Lösungsmittel, sie schrumpfen ein, verlieren ihre Elasticität und
damit ihre Durchlässigkeit für Flüssigkeiten.
So ffluss man sie auch während ihrer Anfertigung, da es unbe-
quem wäre, sie einzeln in die Lymphsäcke einzubringen, unter einer
hermetiseh verschlossenen Glasglocke aufbewahren, welche zugleich
als feuchte Kammer dient
Wenn sie einmal in den Lymphsack eingebracht sind, künnen
de^ wenn man nur Sorge trägt, aller 3 — 4 Tage den Lymphsack zu
wechseln, sich auf unbestimmte Zeit erhalten, ohne dass die Elasti-
dtftt oder Durchlässigkeit der Cylinder oder die Klarheit und Rein-
heit der Lymphe irgend eine Veränderung erleidet.
Ich halte es für überflüssig, hinzuzufügen, dass es durchaus
nothwendig ist, die Frösche unter den besten äusseren Bedingungen
zu halten, damit keine äussere Ursache die Ernährung derselben
beeinflusst oder schädigt Ich hielt sie in grossen , wohlgereinigten
Glasglocken, welche nur eine geringe Schiebt Wassers enthielten,
soviel als hinreichte, um die Thiere in einer einfach feuchten
Atmosphäre zu erhalten. Ausserdem ist es nöthig, die Frösche und
die Gefässe wenigstens einmal in 24 Stunden zu waschen, an heissen
Sommertagen muss die Waschung zwei bis dreimal wiederholt werden.
Auf diese Weise vermeidet man die Ursachen einer Sterblichkeit,
welche ausserdem oft einen vernichtenden Einfluss ausüben könnte,
and vorzüglich bei Fröschen, die eine Verletzung der Haut erlitten
haben, sehr häufig vorkommt; ich habe darüber in einer andern
Arbeit^) berichtet.
1) Ueber einen neuen Mikroorganisrnns des Wassers, welcher für Thiere mit ver-
iaderlieher und konstanter Temperatur pathogen ist (Centralbl. f&r Bakteriologie and
Paraaitenkiinde. Bd. IX. 1891. p. 193.)
472 S a n A r e 1 1 i , Die Ursacheo der natürlichen ImmoniUU gegen den UUsbrand.
Mit diesem einfachen Verfahren, welches nur sorgfältige, gednl—
dige Arbeit erfordert, ist es leicht, sich reine, wasserhelle Lyoiph^
zu verschaflFen, und zwar in hinreichender Menge, um eine reichliche
Anwendung zu erlauben.
Aber ehe ich diese Flüssigkeit zu meinen Experimenten yer-
wendete, welche ich in hinreichender Menge, aber durch ungewöhn-
liche und yielleicht nicht vorwurfsfreie Mittel erhielt, wünschte ich
mich zu vergewissern, ob dieselbe wirklich ihrer Zusammensetzung
nach derjenigen entsprach, welche nach unsern gewöhnlichen Kennt*
nissen sich in dem lebenden Organismus befinden musste.
Was die Reaktion betrifft, so habe ich sie immer alkalisch ge-
funden, ebenso wie die, welche man erhält, wenn man direkt den
dorsalen Lymphsack des Frosches mit Reagenspapier untersucht.
Da ausserdem die letzten Untersuchungen Büchners^) die Auf-
merksamkeit auf den Einfluss gelenkt haben, welchen die Salze und
vorzüglich das Ghlornatrium auf die bakterientödtende Eigenschaft
der organischen Flüssigkeiten ausüben sollen, so wollte ich mich
überzeugen, ob die Froschlymphe beim Durchgang durch die Wände
meiner Gellulosecylinder ihre Bestandtheile an Salzen verlöre, was
unzweifelhaft geschehen würde, wenn der Uebergang der Lymphe
in die Gellulosecylinder durch einfache Dialyse erfolgte. Aber die
Reaktion mit Silbernitrat hat mir bewiesen, dass die auf oben an-
gegebene Weise erhaltene Lymphe sehr reich an Ghloriden ist, und
ausserdem haben mich zahlreiche Versuche, bei denen ich die leeren
oder mit Salzlösungen verschiedener Art gefüllten Gellulosecylinder
in Glasgefässe brachte, welche Salzlösungen enthielten, überzeugt,
dass durch deren Wände von aussen nach innen und umgekehrt ein
fortwährender Austausch von mineralischen und organischen Salzen,
von Alkaloiden und Fermenten stattfindet. Auf diese Weise habe
ich durch geeignete Reaktionen den Uebergang folgender Substanzen
festgestellt: Gbloride, Sulfate, Jodide, Phosphate, Nikotin, Strydbnin,
Atropin, Pepsin und Diastase.
Nach diesen Resultaten halte ich mich für berechtigt, zu be-
haupten, dass die nach und nach ins Innere der Röhren eingedrungene
Lymphe identisch ist mit derjenigen, welche im Körper des Frosches
selbst erzeugt wird; meine Versuche haben auf jede Weise den
Uebergang der Salze und Fermente durchaus bestätigt, von denen
man in letzterer Zeit am meisten annimmt, dass sie eine speziell
bakterientödtende Kraft besitzen.
1) H. Bnchner uod Fr. Voit, Untorsachangen Über die bakterienfemdlichen
Wirkungen des Blates. (Archiv f&r Hygiene. Bd. X. 1890. Heft 1) and H. Bncliner
and M. Orthenberger, Versache über die Natar der bakterient5dtenden Sabstani
im Seram. (Ebenda. Bd. X. X890. Heft. S.)
(Fortsetaang folgt.)
Sawtsehenko, Zar Frage Über die Immanitlt gegen Milsbrand. 473
Zur Frage über die Immunität gegen Milzbrand.
[Ans Prof. W. W. Podwyssozki's Institat für allgemeine Pa-
thologie an der Uniyersität Kiew.]
Von
Dr. J. Sairtsehenko,
Assistenten am Institute.
Die Veranlassung zar Untersuchung, deren Ergebnisse den
Gegenstand vorliegender Mittheilung ausmachen, hat die aus B a u m -
garten^s Laboratorium hervorgegangene Arbeit von Gzaplewski:
JTnterBachungen über Immunität der Tauben gegen Milzbrand''^)
Czaplewski spritzte in die Brustmuskeln von Tauben auf
Agar-Agar gezQchtete MilzbrandbaciUen ein, wobei er diese Bak-
tenenkultor vor der Injektion in einer physiologischen Eochsalz-
Iteung saspendirte. Auf Grund seiner Versuche gelangt Verf. zu
dem Schlüsse, dass 1) erwachsene Tauben gegen Milzbrand immun
säen, dass 2) MilzbrandbaciUen im Taubenkörper sehr rasch zu
Omnde gehen >) und dass 3) die Phagocytose gar keine Rolle bei
der Immunität der Tauben gegen Milzbrand spiele.
Da die oben erwähnten Folgerungen des Verf.'s lange nicht voll-
iconinieii mit den früher veröffentlichten Beobachtungen anderer Au-
toren (Hess) übereinstimmten, so habe ich, behufs Entscheidung
dieser Streitfrage, eine Reihe von Versuchen zur Erforschung des
If ilzbrandprozesses bei Tauben angestellt.
Als ich bereits zu einigen der weiter unten angegebenen Resul-
tate gelangt war, ist in den Annales de Tlnstitut Pasteur eine der-
selben Frage gewidmete Arbeit Metschnikoff's*) erschienen.
Da Metschnikoff in seiner Abhandlung die Czaplewski'sche
Arbeit einer sehr eingehenden Prüfung unterzogen hatte, und da die
bd meinen Versuchen gewonnenen Ergebnisse im Allgemeinen mit
den von Metschnikoff erhaltenen Resultaten übereinstimmten,
so habe ich es damals für durchaus überflüssig erachtet, Mitthei-
longen über meine Versuche in der Litteratur zu machen.
Es fährt aber, nach Metschnikoff 's*) Notiz über die
Czaplewski'sche Abhandlung, Baumgarten ^) dennoch fort,
anf der Richtigkeit der Folgerungen Gzaplewski 's, betreffs der
Phagocytose bei Tauben, zu besteben.
Zwar ist auf die ausführliche Abhandlung Metschnikoff 's
über diese Frage weder seitens Gzaplewski's noch seitens
Banmgarten's irgend welche Entgegnung erfolgt, doch ist aus
1) Beiträge zur path. Anatomie von £. Ziegler. Bd. VII. 1889. Heft 1.
t) In einem der FSUe hat Verf. bereits nach 8 Standen keine Knltnren mehr ans
der ImpfsteUe erhalten.
3) Annales de l'Institnt Pasteur. 1890. No. 2.
Ibidem. 1890. No. 1.
Jahresbericht, herausg. von Baumgarten. 1890. Heft 2.
8
474 Sawtsebenko,
Baumgarte D 's Laboratoriam eine Arbeit von A. Levin^)
schienen. Levin experimentirte an weissen Ratten, die sich
seinen Versuchen als immun erwiesen haben, und behauptet katogo^
risch, dass er bei mikroskopischer Untersuchung der*
Impfstellen niemals Erscheinungen von Phagocytos^
zu Gesicht bekommen habe.
Impfversuche mit Milzbrand sind an weissen Ratten in unserenm
Laboratorium vielfach zu verschiedenen Zwecken angestellt worden«
Wurde Blut eines an Milzbrand gestorbenen Meerschweinchens Ratteo
eingeimpft, so gingen dieselben stets ohne Ausnahme zu Grande,
und die Ergebnisse mikroskopischer Untersuchung stimmten nit dea
von Metschnikoff^) bereits vier Monate vor der Levin'schen
Arbeit veröffentlichten Resultaten vollkommen überein. Metscbni-
koff beweist in seiner Arbeit unter Anderem auch das VorhaiideD-
sein von Phagocytose bei weissen Ratten , unter AnfQhrung von Ab-
bildungen.
Die von Levin, der seine Versuche allerdings etwas andere
angestellt hatte, gewonnenen entgegengesetzten Resultate haben
mich bewogen, auch dessen Versuche zu wiederholen. Zugleich bin
ich ganz zufällig in Besitz mehrerer grauer, wilder Ratten gelangt,
welcdbe Thiere gegen Milzbrand, wenn nicht für absolut, doch jedeo-
falls für hochgradig immun galten.
Obgleich die Versuche an letztgenannten Thieren noch lange
nicht abgeschlossen sind, so entsdiliesse ich mich dennoch, in An-
betracht dessen, dass die weitere Vornahme derselben von dem darch^
aus zufälligen Eingehen von Material abhängig ist, diejenigen Er«
gebnisse mitzutheiien , die ich bereits gewonnen habe, und zugleich
auch die Versuchsresultate an Tauben und weissen Ratten.
Tauben.
Zur Kontrolle der Gzaplewski^schen Versuche wurde Tauben
unter die Haut und in die Brustmuskeln je Va Pravaz'sche
Spritze einer vorher in Fleischbrühe suspendirten Milzbrandkultur
auf Agar-Agar eingespritzt Sowohl vor der Injektion als auch nach
derselben wurde die Temperatur beim infizirten und bei einem nor-
malen Kontrollthiere in recto gemessen.
Hier gebe ich die Resultate eines der Versuche:
Am 21. 1. 1890 wurden zwei Tauben gleicher Rasse genommen. Die
Temperatur der Taube A misst vor der Einspritzung 42,5 ^ C, die der
Taube B unter 42,5. Der Taube A wurde eine Milzbrandkultur ein^
gespritzt. 6 Stunden nach der Einspritzung beträgt die Temperatur
bei Taube A 40,5 <" C, bei B (der normalen) 42^; nach 24 Stunden
bei A 41,4, bei B 42,5 ^ ; Abends am nämlichen Tage, d. h. 24 Stun-
den nach der Impfung, misst die Temperatur bei A 40,5^, bei B da-
gegen 42®. An den folgenden Tagen begann die Temperatur der
geimpften Taube sich allmählich der Norm zu nähern. An der Impf-
1) Wratsch. 1890. No. 88 und 89.
2) Annale« de llnstitnt Pastenr. 1890. No. i.
Z«r Fngft Aber dl« Immmiitit gtgta MUsbnuid. 475
sldie wftT die ganse Zeit nach der EinspritzaDg fast gar kein Oedem
iod eioe Dar unbedeutende Indaration za bemerken.
Die Taabe wurde am 6. Tage getödtet Auf Fleischpepton*
fidatiiiepkutenkiilturen haben der Impfstelle entnommene Froben
eCfidie Milzbrandkolonieen geliefert , Proben aus inneren Organen ein
MgatiTes Resultat gegeben.
Der Venmch wurde mit gleichem Resultate mehrmals wiederholt.
Btt der mikroskopischen Untersuchung^) von Präparaten aus der
InpbteUe ei^ab sich Folgendes:
Um die Einstichstelle herum Absterben der Muskelfasern, unbe*
teteade G^websinfiltration durch Leukocyten und eine mehr oder we-
äger aoagepr>e Entwickelung von Bindegewebszellen. Dem Einstiche
«Ibai eotlang waren Haufen abgestorbener (tinktionsunfftbiger) ACilz*
Imiidl&den zu sehen, stellenweise dagegen H&uflein gut gef&rbter
Mibbrandbacillen, allseitig von dichtgedrängten Leukocyten umgeben,
in deren Innerem mehr oder weniger häufig Milzbrandbacillen anzu*
traff» waren.
Ueberhaupt war ersichtlich, dass das betreffende Virus sich
ungern im Taubenkörper entwickelt und seinerseits einen sehr schwa-
chen Reiz auf das umgebende Gewebe ausübt. Die abgestorbenen
Milzbrandf&den sind theils als solche injizirt worden (was durch eine
ILoütroUfilrbang des einzuführenden Materials auf einem Deckgläschen
erwiesoi wurde), grOsstentheils sind sie aber, ohne angewachsen
zu sein, iin TaubeokOrper, unabhängig von der Phago-
zytose, allmählich zu Gründe gegangen.
Nichtsdestoweniger waren aber auch bei diesen Versuchen stets
Aie Erscheinungen von Phagocytose zu erkennen, die gerade an den
Stellen deutlicher ausgeprägt erschienen, wo noch lebende, gut tingir-
baxe BacUlei^ reichlicher vorhanden waren.
Es dr&ngte sich naturgemäss die Frage auf, wie sich Tauben
gegen virulentere, resp. innerhalb ihres Körpers entwickelungsfähigere
Milzbrandbacillen verhalten wQrden.
Eine Virulenzsteigerung der Bakterien konnte man zu erreichen
hoBen, indem man Milzbrand durch den Taubenorganismus leiten,
d. h. mit anderen Worten die Bakterien gewöhnen wQrde, sich in
äuem fOr sie neuen Medium zu entwickeln.
Um aber die Empfänglichkeit einer Taube für Milzbrand zu er-
zielen, habe ich, den klassischen Versuch Pasteur's mit dem Huhne
mir zum Vorbild nehmend, die Temperatur des Thieres durch Trennung
des unteren Halstheils des Rückenmarks herabgesetzt*).
1) Die Objekte worden stets in Alkohol oder sacb in M tt II e r 'scher PlOssigkeit
9klrtet, die Firbong aber fol^pendemieessen ersielt: 1) saueres Borkarmin, 2) Ent-
Orbang in Weigert'seher Fl&ssigkett (angesAoerter 70* Spiritus), 8) Bacillenfllrbung
in Anilin-Oentianaviolett, 4> wässerige Pikrinsftnreldsung oder Gram'sche Flüssigkeit,
i) Bntwlsserang in Alkohol, 6) Entflrbnng In NeikenQl.
I) leh habe diesem Verfahren Tor der Fast eur 'sehen Methode (Abkühlung in
kaltem Wasser) den Vorsag gegeben, weil ersteres für den Experimentator das be-
quemere ist , die Unreinheit des Versuches aber, im Sinne der Complisirtheit der Ein-
wirkungen einer derartigen Operation, wie eine Rückenmarksdurchschneidung auf den
Organismus im gegebenen Falle gleichgiltig war, da ich ja sum Hauptswecke hatte,
tliis Taube, wie es aueh sei, für Milsbrand empAnglich tu machen.
476 Sawtschenko, Zar Frage über die Immanitftt g^gen Milabrand.
Versuch No. 2. 2. /IL 1890. Zum Versuche wurden 2 Taube»
genommen. A eine alte Taube mit der Temperatur von 42" C in
recto, die andere, B, jünger, mit der Temperatur von 41 »5** C. Der
Taube A wird das Rückenmark durchschnitten. Beiden wird UDter
die Brusthaut Blut eines an Milzbrand zu Grunde gegangenen Meer-
schweinchens gebracht. 6 Stunden darauf zeigt A eine Temperator
von 390 C, B 410; nach 24 Stunden A 39,7 », B 41 o; nach 30
Stunden A 36,5 «, B 41,5. Nach 48 Stunden ist die Taube A todt
mit einem ungeheueren Oedem des gesammten Brustunterbantzell-
gewebes gefunden worden; bei Taube B ein nur schwach ausge-
prägtes Oedem an der Impfstelle. Taube B hat sich eioe Woche
darauf vollständig erholt, und an der Impfstelle ist bloss eine unbe-
deutende Induration von Erbsengrösse zurückgeblieben. Sie wurde
am Leben gelassen.
Das Blut der gestorbenen Taube wurde einer anderen alteir
Taube mit der Temperatur von 42^ C eingeimpft. Am nächsten
Tage starkes Oedem an der Impfstelle, Temperatur 41 ^ , zweimal
24 Stunden nach der Impfung Temperatur 39 ® und am dritten Tage
wurde sie todt angetroffen.
Indem ich konsekutiv Blut von Taube zu Taube veriropfte, h&be
ich dieselben Resultate bei 3 Tauben nach der Reihe erhalten, wenn
nicht zufällig eine anderweitige Infektion hinzugekommen ist.
Der Versuch mit der Rückenmarksdurchschneidung ist wieder-
holt worden, und hat dasselbe Resultat geliefert. Von der gestorbei76n
Taube wurden konsekutiv 6 Tauben geimpft, jedesmal je 2 Tauben;
es sind also drei konsekutive Impfungen gemacht worden. Davon
sind vier 2—3 Tage darauf an Milzbrand zu Grunde gegangen, unter
denselben Erscheinungen bezüglich der Temperatur, wie in der
ersten Versuchsreihe. Zwei von den Tauben haben sich hU weniger
empfänglich erwiesen.
Die eine davon, No. 14, ist, wie aus dem Versuchstagebuche er-
sichtlich, erst nach vier Tagen, am fünften, zu Grunde gegangen, wo-
bei die Temperatur diese ganze Zeit zwischen 41,5—42 ^ C schwankte.
Bei der anderen Taube, No. 15, bei der sich die Temperatur nach
der Impfung die ganze Zeit auf 42-42,5^ (normal) erhielt, erwies
sich am 5. Tage das Oedem an der Impfstelle bedeutend abge-
nommen und durch derberes Infiltrat ersetzt. Da den vorhergehen-
den Versuchen zufolge die Taube ihrer Genesung entgegenscbritt, so
wurde sie getödtet, ihre Organe und die Impfstelle gelangten zur
Untersuchung.
Diesen Versuchen parallel wurde das verstärkte Virus (Blut der
an Milzbrand verstorbenen Taube) dreien durch vorhergehende Impfung
mit dem Blute eines an Milzbrand gestorbenen Meerschweinchens
immun gemachten Tauben eingeimpft. Es viraren dies jene Tauben,
die bei den Versuchen mit Rückenmarksdurchschneidung als Kontroll-
thiere gedient hatten. Von diesen ist keine einzige zu Grunde ge-
gangen. Ihre Temperatur ist die ganze Zeit nach der IropAmg
(wurde bloss bei einer in dieser Versuchsreihe gemessen) eine nor-
^ male geblieben (42-42,5« C). Das Oedem an der Impfstelte war
Allgemeines. 477
anbedeutend. Sie wurden zu verschiedenen Zeiten getMtet und ge-
tilgten zur Untersuchung.
(Fortsetxnsg folgt.)
Ref«rate.
litt^anow, 8. H., Grundzüge einer allgemeinen Patho-
logie der Zelle. Vorlesungen, gehalten an der k.
Universität Warschau. Leipzig (Veit u. Comp.) 1891.
In dem vorliegenden Buche ist der interessante Versuch gemacht,
ansere Kenntnisse von dem pathologischen Leben der Zelle zusam-
menfassend darzustellen. Verf. grenzt die allgemeine Pathologie der
Zelle von der pathologischen Histologie in folgender Weise ab : „Für
den Histologen als solchen ist es vor Allem und hauptsächlich daran
gelegen, die morphologischen Uesetze zu ergründen, während die Auf-
gabe des allgemeinen Pathologen darin besteht, immer und überall
in erster Linie die funktionellen Gesetze, die Ursachen der Störungen
im Spiele dieser oder jener Mechanismen zu studiren.'*
Nachdem L. in den einleitenden Vorlesungen das normale Ver-
halten der Zelle in morphologischer, physikalisch-chemischer und
ftmJrtioneller Beziehung geschildert hat, geht er dazu über, die ver-
schiedenen pathologischen Veränderungen der Zeile ausführlich zu
schildern. So werden die mannigfachen degenerativen Prozesse
(Schleim-, Amyloid-, fettige Metamorphose u. s. w.), die Karyokinese
and der Fragmentirungsprozess unter pathologischen Verhältnissen
besprochen.
An dieser Stelle ist besonders die neunzehnte Vorlesung hervor-
zuheben, welche den intracellulären Parasitismus unter pathologischen
Verhältnissen behandelt. Nach kurzer Erwähnung des physiologischen
intracellulären Parasitismus, wie ihn z. B. die Symbiose von Algen
mit vielen niederen Thieren zeigt, wird zunächst das Vorkommen
von Bakterien innerhalb der Zellen besprochen. Hierbei werden
die Phagocytentheorie und die ihr entgegenstehenden Anschau-
ungen kurz erwähnt. Weiterhin bespricht L. den intracellulären
Parasitismus der Protozoen; bei dieser Gelegenheit weist er auf
eine neue Färbungsmethode des Blutes hin, welche Karlinski in
seinem Laboratorium mit gutem Erfolge versucht hat und die sich
namentlich auch für die Untersuchung auf Blutparasiten empfehlen
soll. Die morphologischen Blutelemente werden hierbei nach dem
Vorgänge von Gaule mittelst kouzentrirter wässriger Sublimatlö-
sung fixirt; nachdem letztere auf dem Objektträger einige Minuten
lang auf das (mit indifferenter Flüssigkeit vermischte) Blut eingewirkt
hat, wird das Präparat in Wasser ausgewaschen, einige Minuten mit
Alkohol absoL behandelt und dann mit Wasser wieder abgespült;
darauf erfolgt die Färbung. Karlinski wendet dabei der Reihe
nach an : Böhme r'sches Hämatoxylin (2 Min.) mit nachfolgendem Aus-
IX. Bd. 81
478 AUgemeiiies. — TeUnot.
waschen in 1 ®/o wftssriger Alaonlösung und in destillirtem Wasser,
dann Nigrosin (1 ^/oa wässrige Lösung, einige Sekunden), ferner
Rose-Bengale {Vj^ wässrige Lösung, 5 Min.), und endlich Anilin-
gelb (1 ^/q wässrig-alkoholische Lösung, 5 Min.). Etwa vorhandene
Gytozoen nehmen hauptsächlich Rose-Bengaie auf, kemartige Ele-
mente in ihnen Hämatoxylin, so dass sie sich von den gelbgefiLrbten
rothen Blutkörperchen gut abheben. Eine ausführliche Veröffent-
lichung dieser Methode soll später, erfolgen.
Verf. betont schliesslich, dass das Verbreitungsgebiet der schma-
rotzenden Protozoen zweifellos viel umfangreicher sei, als allgemein
geglaubt werde.
Auf den Qbrigen Inhalt des klar und fesselnd geschriebenen
Buches kann hier nicht näher eingegangen werden; doch mödite
R<£C nicht unterlassen, die Lektüre desselben Jedem, der sich für die
Fragen der allgemeinen Pathologie interessirt, warm zu empfehlen.
R. Stern (Breslau).
Sanehez-Toledo, D. et Tettlon^ A. , Recherches microbiologi-
ques et exp6rimental6s sur le t^tanos. (Archives de
m6dL exp^r. et d'anat path. 1890. 1.11.)
Die Verff. geben eine Geschichte des morphologischen und bio-
logischen Verhaltens des Tetanusbacillus , zu dessen Studium im
Strauss 'sehen Laboratorium sie durch die Obduktion von vier an
Tetanus Oestorbenen veranlasst wurden. Sie gewannen den Mikro-
organismus in Reinkultur nach dem von Kitasato angegebenen
Verfahren, dessen Name ihnen jedoch entfallen zu sein scheint. Auch
fällt es dem deutschen Leser auf, dass die Es marc hasche Roll-
röhrchenmethode unter dem Namen von Roux erscheint. Das
Wachsthum auf der Platte und in der Stichkultur, das Eigenartige
und die Gasentwickelung der Kolonieen werden ganz wie bei Kita-
sato beschrieben. Auch in der Beschreibung des morphologischen
Verhaltens der Bacillen weichen sie von den Angaben Kitasato 's
nicht ab. Den von dem Letzteren empfohlenen Zusatz von Trauben-
zucker zur Gelatine scheinen sie nicht fflr erforderlich zu halten.
-Um zu erfahren, wieviel Zeit die Bacillen gebrauchen, um von
der Impfstelle an in den Blutstrom einzutreten, impften sie drei
Ratten am Schwanzende und hackten der ersten nach 10, der zweiten
nach 20, der dritten nach 30 Stunden den Schwanz ab. Alle drei
gingen an Tetanus zu Grunde, und Meerschweinchen, die sie mit
Blut und Organthcilen der beiden letzten Ratten infizirt hatten,
starben gleichfalls an Tetanus.
Auch durch direkte Einführung von Tetanusbacillen in die Blut-
bahn gelangen Infektionen bei Versuchsthieren. Im Allgemeinen
kamen die Verff. zu der Ueberzeugung , dass die Uebertraguog am
so sicherer gelingt, je unregelmässiger oder tiefer die Wunde ist
Die bekannte Ansicht V e r n e u i Ts, dass der Tetanus vom Pferde
herstammt, veranlasste die Verff. zu einer Reihe interessanter und
mühsamer Untersuchungen über den etwaigen Gehalt von Tetanns-
sporen im Staube der Krankensftle, im Futter und in den Exkre-
TeUniu. 479
«en gesaoder Grasfresser, Untersuchangen , die zum Theil schon
anderer Stelle berichtet wurden und Aber die Bef. bereits referirt
M. Kirchner (Hannover).
Tatlljurd et Ylneenty Contribution i Tötude du t^tanos.
(Travail du laboratoire de bacl6riologie du Val-de-Orace.] (Annales
de rinstitut Pasteur. 1891. No. 1. S. 1.)
Oie Verfil geben zun&chst eine Darstellung der Biologie des Te-
tmaaabacOhis. Zur Reinkultivirung wurde, ähnlich dem Verfahren
▼on Kitasato, eine 1—2 Minuten dauernde Erwärmung auf 100 <^
im Wasserbad, eventuell in zwei- bis dreimaliger Wiederholung an-
gewendet. Schwierig ist die Trennung nur vom Bacillus des ma-
UgneD Oedems und von einem nicht-pathogenen , durch nicht voll-
kommen endständige Stellung seiner Sporen vom echten unterschie-
denen ^Pseudo-Tetanusbacillus^ Neu ist, dass der Tetanusbacillus
auch bei beschränktem Sauerstoffzutritt gedeihen kann und seine pa-
ÜiogeiieD Eigenschaften behält. Die Temperaturgrenzen sind 14 bis
43^ C. Bei 42 — 43^ ist das Wachsthum noch ein sehr rasches,
doch erfolgt keine Sporenbildung und die Stäbchen zeigen Degene-
raüons^^cheinungen, ohne jedoch ihre Virulenz zu verlieren. Kultur
in frisehem Kaninchenblut liefert sehr virulentes Material. Die vege-
tatiyen Zustände des Tetanusbacillus besitzen eine geringe Eigen-
bewegung.
Die Sporen ertragen in Flüssigkeit im geschlossenen Gef&ss eine
ßstündige Erhitzung auf 80® und werden erst durch 1 — 2stflndige
Erhitzung auf 90 "^ getödtet Sie ertragen 3—4 Minuten lang Siede-
hitze; nach 8 Minuten findet man niemals mehr lebende Sporen.
Die trockenen Sporen sind bei Gegenwart von Luft sehr empfindlich
gegen die Wirkung des diffusen Tageslichtes und der Sonnenstrahlen.
Die Wirkung äussert sich bald in geringerer Keimfähigkeit, Verlust
der Virulenz etc. Nach 1 2 Tagen waren die dem Tages- und Sonnen-
licht ausgesetzten Sporen getödtet. Zwei Versuchsreihen ergaben
identische Resultate.
Hinsichtlich der Infektiosität bei Thieren bestätigen die
Verff., dass Mäuse und Meerschweinchen am empfänglichsten, Ka-
niochen resistenter sind. Subkutane oder intramusculäre Injektion
wirken am raschesten; Injektion unter die Dura mater nach Trepa-
nation ruft die Krankheitserscheinungen nicht schneller hervor, wohl
aber bewirkt dieselbe, wie auch die peritoneale und intravenöse, bald
allgemeinen Tetanus. Je nach der angewendeten Dosis, Virulenz-
grad und Resistenz des Thieres wird entweder akute oder chronische
Infektion mit bis SOtägiger Krankheitsdauer und eventuellem Aus-
gang in Genesung erzeugt Am Injektionsorte findet man bei der
Autopsie höchstens geringe Hyperämie oder noch seltener leichtes
Oedem, mikroskopisch aber selbst bei raschestem Eintritt des Todes
keine Bacillen. Ueberhaupt gelangen die Verff. zu dem Resultat,
dass nirgends im Körper des mit Reinkulturen infizirten Thieres Ver-
mehrung der Tetanusbacillen stattfindet, während allerdings beim
spontanen oder durch Inokulation von Erde hervorgerufenen Tetanus
nach ihrer Ansicht Vermehrung erfolgt (s. u.).
81*
480 Tetunas.
Das Gift des Tetanusbacillas gewannen die Verff. aus Pepton-
Glycerin-Bouillonkulturen (je l^/o); nach 20tjLgiger Kultur wurde
durch Filtration hieraus eine Flüssigkeit erhalten, welche in Dosen
^0° Vifi?) c^™ Meerschweinchen tödtete. Sät man in dieses Filtrat
aufs Neue Tetanusbacillen, so erfolgt reichliche Vermehrung und man
erhält nach 18 Tagen durch Filtration eine Flüssigkeit, von der nur
Viso ccro zur Tödtung genügt. Abermalige Aussaat, nach HinzufQgaDg
von etwas intakter Bouillon gibt wieder starke Vermehrung, doch
zeigen die Bacillen jetzt Degeneration. Nach 16 Tagen filtrirt, er-
wies sich diese dritte Kultur in Dosen von Viooo ccm für Meer-
schweinchen tödtlich ; der 100. Theil hiervon genügte für eine Maus.
Abweichend von Brieger erklären die Verif. das tetaniscbe
Gift für nahe verwandt dem diphtherischen und sprechen demselben
die Eigenschaften eines Enzyms zu. Die filtrirten Kulturen werden
in ihrer Wirksamkeit bedeutend geschwächt durch 20 Minuten lange
Erwärmung auf 62 ^ 30 Minuten bei 65* macht dieselben unwirksam.
Im geschlossenen Gefäss unter Lichtausschluss aufbewahrt, behalten
die Fil träte lange ihre Wirkung, bei Einwirkung von Luft, besonders
aber unter dem Einfluss des Lichtes, verlieren sie rasch an Wirk-
samkeit. Das tetani&che Gift ist unlöslich in Alkohol ; dasselbe kann
wie das Diphtheriegift durch chemische Niederschläge, z. B. von
Galciumphosphat, mechanisch mit niedergerissen und in diesem Zu-
stande ohne Verlust an Wirksamkeit getrocknet werden. [Für die
Enzymnatur des Tetanusgiftes spricht auch die Entdeckung von
ß;ehring und Kitasato über die giftzerstörende Wirkung des
Serums tetanus-immuner Thiere, da eine solche Wirkung bei Ptomalnen
kaum denkbar wäre. Ref.]
Ausser dem toxischen produzirt der Tetanusbacillus bekanntlich
auch ein peptisches Enzym, welches Verflüssigung der Gelatine, des
koagulirten Serums etc. bewirkt. Obwohl auch das letztere durch
Erwärmung in ähnlicher Weise seine Wirksamkeit verliert, glauben
die Verff. doch nicht an eine Identität beider Substanzen.
Die erwähnte ausserordentliche Wirksamkeit der filtrirten Kul-
turen erklärt das Zustandekommen tödtlicher Wirkungen bei Impfun-
gen, obwohl keine Vermehrung der Bacillen im Körper stattfindet,
einfach durch das miteingeführte Gift. Die Verff. zeigen umgekehrt^
dass junge, sehr bacillenreiche, aber giftarme Kulturen ohne Schaden
in relativ grosser Dosis injizirt werden können. Ebenso kann 1 ccm
Sporenkultur ohne Nachtheil eingespritzt werden, wenn durch 20
Minuten lange Erwärmung auf 65® das Gift vorher vernichtet ist,
oder wenn die Sporen mit destillirtem Wasser gründlich ausgewaschen
wurden. Die Sporen vermös^en im Gewebe nicht zu keimen und kein
Toxin zu produziren. Dagegen erfolgt Erkrankung, wenn die Sporen
gleichzeitig mit einer kleinen Menge von Milchsäure beim Meer-
schweinchen intramusculär injizirt wurden, oder mit etwas Trime-
thylamin oder gleichzeitig mit einer Kultur von Bacillus pro-
digiosus. Letztere Thatsache erscheint besonders wichtig zur Er-
klärung des spontanen traumatischen Tetanus beim Menschen. Durch
Anlegen absichtlich verunreinigter Wunden konnte auch beim Thiere
der reine giftfreie Tetanusbacillus zur Wirksamkeit gebracht werden.
B u c h n e r (München).
TeUnus. 4g X
TaillArd et Yineent, Becherches exp^rimentales sur le
1 6 tan OS. (La semaine in6d. XI. 1891. No. 5.)
IMe Yerff. glauben den Nachweis geführt zu haben, dass Rein-
kidtaren des Tetanusbacillus nach der Oebertragung auf Yersuchs-
thiere in den Geweben in Folge des Widerstandes des Organismus
und durch Einflüsse, hauptsächlich phagocytärer Natur, sehr schnell
▼ersch winden. Wenn diese Impfung zum Tode führt, so geschieht
dies, weil der überimpfte Mikroorganismus aus den Kulturen im
Beagensglas , in dem er gezüchtet wurde, ein sehr mächtiges Gift
mit sich geführt hatte, welches in den Geweben bleibt, wenn der
Mikroorganismus verschwindet und für sich allein den Tod herbei-^
f&hrt. Dieses Gift ist so wirksam, dass die in einem cmm der Kul-
Uirflässigkeit des Tetanusbacillus enthaltene Menge genügt, um ein
Meerschweinchen zu tödten. Wenn man durch eine geeignete Wa-
schung — die Yerff. theilen das Yerfahren selbst nicht mit — die Te-
tanusbacillen von dem ihnen anhaftenden Toxin befreit, so werden
sie nach der Impfung zerstört, bevor sie In Wirksamkeit treten
koQDen. Wenn man aber gleichzeitig mit ihnen einen geeignet ge-
wählten, nicht pathogenen Mikroorganismus, z. B. den Bacillus
prodigiosus, verimpft, so entsteht eine eiternde Wunde, in der
der Tetanusbacillus sich vermehren und seine tödtlichen Wirkungen ent-
falten kann. Nach Ansicht der Yerff. sind es also lediglich die Sa-
prophyten, die gleichzeitig mit dem Tetanusbacillus in die Wunde ge-
langen, durch welche die Impfungen mit dem Tetanusbacillus gefähr-
lich werden, während dieser für sich allein ohnmächtig ist (Acad.
des Sciences. 26. 1. 1891.) M. Kirchner (Hannover).
KeiiTers, Zur Aetiologie des Wundstarrkrampfs. (Dtsch.
med. Wochenschr. 1890. No. 32.)
Die Krankengeschichten von 3 in der Ley den 'sehen Klinik zu
Berlin behandelten Tetanuskranken regten den Yerf. an, die bisher
bezfiglich der Aetiologie des Wundstarrkrampfes und der Biologie
der Tetanusbacillen bekannten Thatsachen durch einen Yortrag in
dem Berliner Yerein für innere Medizin zusammenzufassen. Yon
den 3 Kranken hätten 2 die Keime des Tetanus mit Holzsplittern
in Yerletzungen , welche durch diese hervorgebracht waren, aufge-
nommen, und zwar wurde der betreffende Fremdkörper bei einem
dieser Patienten erst gelegentlich der Sektion in der Fusssohle ent-
deckt, ein sehr bemerkenswerther Umstand, welcher aufs Neue zeigt,
mit welcher Yorsicht die stets wiederkehrenden Berichte über
Fälle von sogenanntem idiopathischen Tetanus aufzunehmen sind. Im
dritten Fall, bei welchem die der Krankheit vorausgegangene Yer-
letzung nur in einer Kontusion (Wunde?) der Bückenmuskeln be-
stand, gelang es nicht, die Eingangspforte der Bacillen nachzuweisen.
Ben vers konnte die schon von anderer Seite mitgetheilte That-
sache, dass die Tetanusbacillen sich nur in der Wunde selbst finden,
aber im Blute oder in Organen nicht nachzuweisen sind, durch seine
Beobachtungen bestätigen. Nur Theüe des Holzsplitters, welche die
Ursache der Erkrankung gewesen waren, und des in seiner unmittel-
baren Nähe befindlichen Wundsekrets führten bei Impfversuchen zu
482 MUsbnmd.
positiven Resultaten, w&hrend bereits das 3 mm Yon dem H<»1k^
Splitter entfernt liegende und in entEündliehem Znstande befindlicbo^
Fettgewebe auf Thiere ?erimpft krankhitfte Erscheinungen nicht her-
vorbrachte.
Die übrigen Mittheilungen des Vortragenden enthalten kannca
etwas, was den Lesern dieser Zeitschrift neu wäre. Es möge in-
dessen daraus hervorgehoben werden, dass Renvers bei BesprechuDfi^
der Therapie des Tetanus einer Jodoformbehandlung der Wunde-
warm das Wort redet und imUebrigra die Anwendung der Narkotilut
empfiehlt. Endlich sei auch noch erwähnt, dass der Vortragende
das Vorkommen eines nicht infektiösen und lediglich auf iieflek—
torischem Wege durch Nervenreizung entstehenden Starrkrampfs nicbfr
in Abrede stellt. Kfibler (Oldenburg).
Bardaeh, Recherches sur la fonction de la rate dans^
les maladies infectieuses. (2* Memoire). (Annales de lln-
stitut Pasteur. 1891. No. 1. S. 40.)
Die früher mitgetheilten Versuche vom Verf. waren mit intra-
venöser Milzbrandinfektion an Hunden angestellt worden, und es
hatte sich ergeben, dass von 25 entmilzten Hunden 16 der Infektion
biegen waren, von 25 nicht entmilzten aber nur 5. Den analogen
Versuchen von Kourloff, der zu anderen Resultaten gekommen
war, hält Verf. entgegen» dass es nicht zulässig sei, diese Frage mit
Milzbrandinoknlationen bei Kaninchen zu entscheiden, da letztere aneh
normaler Weise fOr Milzbrand genügend empftnglich sind. Das
blosse Hinausschieben der Todeszeit sei ein unzuverlässiges Kriterium.
Seine neuen Versuche hat Verf. auch an Kaninchen, welche die
Exstirpation der Milz gut ertragen, aber mit abgeschwächten
Milzbrandbacillen angestellt, welche in die Ohrvene injizirt wurden.
In 35 Versuchen ertragen alle normalen Kaninchen die Injektion
ohne Nachtheil, mit nur kurzem Vaccinalfieber, während von 35 ent-
milzten Kaninchen (von 1 bis 3 Monaten operirt) 26 an Milzbrand
erlagen.
Dieses auffallende Resultat könne nur dem Mangel der Milz
zugeschrieben werden, und man müsse schliessen, dass die Milz
unter den Organen, welche die Wirksamkeit der Schutzimpfung be*
dingen , die Hauptrolle spielt; mit anderen Worten , Verf. erklärt,,
wie er dies schon in seiner ersten Arbeit gethan hat, die Milz für
das Hauptschutzorgan des Körpers gegen die Anthraxinfektion. [Von
diesen beiden Schlussfolgerungen ist nach unserem Dafürhalten zwar
die erste unbestreitbar und logisch gefordert, nicht so jedoch die
zweite. Verf. hat unzweifelhaft bewiesen, dass Kaninchen, denen die
Milz exstirpirt ist, gegen Milzbrand weniger Widerstandsfähigkeit
besitzen. Wir wissen aber nicht, welche Veränderungen im Gesammt-
Organismus, speziell etwa im Chemismus der Säfte, nach Verlust der
Milz vor sich gehen, und wir wissen nicht, ob nicht etwa diese
sekundären Veränderungen es sind, welche die Disposition für Milz-
brand erhöhen. Ganz ohne Einfluss kann die Exstirpation eines
solchen Organes kaum sein, wenn sich dieselbe auch im Emährunga-
Stande des Thieres nicht äussert. Dm die Widerstandsfähigkeit
Milibrmnd. 4gg
gogen Infektionen zu steigern oder zu yennindern, braucht es aber
fcme groben Veränderongen, da ein gegen Milzbrand empftngUcbes
■Bd ^ ein immanisirteB Thier sich Ausserlich in keiner Weise unter-
scbetden. Die Schlussfolgerung yom Verf. besitzt daher nur eine
gewisse Wahrscheinlichkeit, sie ist nicht zwingend. Ref.]
Bu ebner (Mttnchen).
Fisa.el, F.. Untersuchungen Qber die Milzbrandin-
fektion bei Fröschen und Kröten. (Fortschr. d. Med.
IX. 1891. No. 2.)
Verf. hat sich die Aufgabe gestellt, die Frage zu lösen, ob der
feste oder fidssige Antheil des Inhaltes des Rackenlyniphsackes die
Hsnptrolle, oder beide zusammen den gleichen Antheil bei der Im-
manit&t des Froschkörpers gegen eingebrachte Milzbrandbadllen für
och in Anspruch nehmen. Er verwendete 12 Laubfrösche, von denen
9 ^or der Injektion voigewärmt, die öbrigen bei Zimmertemperatur be-
obachtet wurden. In Ermangelung von Laubfröschen musste er die Ver-
sodie mit Kröten fortsetzen, und fand durdi diesen Zufall die höchst
bemerkenswerthe Thatsache, dass die Kröten die Immunität der Frösche
nicht thmlen; die 22 von ihm geimpften Kröten gingen ausnahmslos
sa Milzbrand zu Grunde. Was zunächst die Froschversuche betriift,
so verwahrte er die Thiere vor der Impfung 2,4 bezw. 6 Stunden
im Brutschrank bei 28^ G, and beobachtete sie dann bei gewöhn-
licher Temperatur weiter. Er entnahm 8, 12, 24 bezw. 36 Stunden
nach der Impfung mittelst Kapillarröhrchen etwas von dem Inhalt
des Lymphsackes und untersuchte denselben mikroskopisch, goss da-
mit PJatten und impfte Mäuse.
In den Kaltfröschen war schon 3 Stunden nach der Milzbrand-
impfang reichliche Auswanderung von Leukocyten und Anlagern
derselben an die Milzbrandstäbchen, niemals Aufnahme der letzteren
durch erstere zu beobachten. EMe Stäbchen erschienen granulirt nnd
begannen zu zerbröckeln, ihre Degeneration nahm in der Folgezeit
SU, und schon 36 Stunden nach der Impfung waren zahlreiche
Stäbchen zu Detritus zerfallen. In den mit dem Inhalt des Rttcken-
lymphsackes gegossenen Platten zeigte sich von der 12. Stunde
nach dear Impfung an Abnahme der Wachsthumsfahigkeit , auf den
nach 36 Stunden gegossenen Platten wuchsen nur ganz vereinzelte
Kolonieen. Die mit dem Inhalt des Rfickenlymphsackes geimpften
M&use erkrankten zwar, starben jedoch nicht und zeigten sich bei
einem neuen Impfversuch immun.
Bei den vorgewärmten Fröschen schwoll der Lymphsack stärker
an. Die Leukocytenauswanderuug und die Aufnahme der Stäbchen
durch die Leukocyten begann eigentlich erst 12 Stunden nach der
Impfung und war auch nach 36 Stunden nur gering. Das von Pe-
truse nky beobachtete Auswachsen der Milzbrandstäbchen zu „Spiru-
linen^ konnte Verf. nur ein Mal sehen. Keiner von den vorge-
wärmten Fröschen ging an Milzbrand zu Grunde.
Die Versuche des Verf.'s weichen also von denjenigen Petruse h-
ky's nicht unerheblich ab, weil, wie Verf. vermuthet, in Folge der
kdrzeren Daner der Erwärmung und des niedrigeren Grades der an-
484 Milzbrand.
gewendeteü Temperatur die abschwächende Wirkung der Ly^mpb"
flüssigkeit auf die Bacillen ausgiebiger zur Geltung kommen konnte,
als bei der von Petruschky gewählten Yersuchsanordnung. I>ie
mit dem Inhalt des Bückenlymphsacks geimpften Mäuse erkrankten
sämmtlich, doch starben nur 4 und zwar frühestens 54 Tage naxsh
der Impfung, die übrigen blieben am Leben und erwiesen sich bei
einem erneuten Impfversuch immun.
Verf. schliesst aus seinen Versuchen, dass durch das Vorwärmen
der Frösche in denselben Modifikationen in Bezug auf die Bakterien
abschwächende Eigenschaft der Lymphe erzeugt werden, welche letztere
hierdurch im geraden Verhältnisse abnimmt, zur Zeitdauer der Vor-
wärmung der Frösche, und im einzelnen Falle im umgekehrten Ver-
hältnisse zunimmt zur Zeitdauer nach vollzogener Impfung des Frosches.
Bei den Versuchen mit den Kröten, die, wie schon erwähnt,
sämmtlich zu Grunde gingen, konnte sowohl in den vorgewärmten
wie bei den in gewöhnlicher Temperatur gehaltenen Thieren nur
eine massige Leukocytenauswanderung und eine schnell zunehmende
Degeneration der Stäbchen bis zum Entstehen von reichlichem De*
tritus beobachtet werden. Dieser Detritus stammte, wie die nach
Angaben von Ehrlich vorgenommene Färbung mittelst eines Ge-
m^enges einer gesättigten Aurantiaglycerinlösung mit einem Zusatz
von Kernschwarz und Eosin im Ueberschuss ergab, zum grösaten
Theile von zerfallenen Leukocyten. Bemerkt sei noch, dass Verf.
fand, dass die schwach alkalische Reaktion des Lymphsackinhaltes
schon v^enige Stunden nach der Impfung in hohem Grade zunahm
und namentlich nach dem Absterben der Kröten ganz auffällig war,
während beim Laubfrosch eine Aenderung der Reaktion nach der
Impfung nicht eintrat.
Durch Impfung und Untersuchung einer grösseren Anzahl von
Kröten verschiedene Zeit nach der Impfung konnte Verf. den Nach-
weis führen, dass das Milzbrandmaterial aus dem Lymphsack auf
die Weise in den Blutstrom gelangt, dass die Leukocyten bei den
Kröten den Transport keimfähiger Sporen von der Impfstelle nach
den verschiedenen Organen besorgen.
Die interessanten Einzelheiten der Versuche und die vom Verf.
an dieselben geknüpften Betrachtungen sind im Original nachzulesen.
Hier seien nur noch die Schlüsse angeführt, die dem Verf. zulässig
eracheinen :
1) „In den Rückenlymphsack vorher erwärmter oder auch bei
Zimmertemperatur gehaltener Laubfrösche und Kröten eingebrachte
Milzbrandstäbchen erfahren unabhängig von ihrer Aufnahme von Leu-
kocyten Veränderungen ihrer Struktur und Virulenz."
2) „Diese Veränderungen treten um so langsamer ein, je länger
der Frosch resp. die Kröte vor der Injektion im Wärmschrank ge-
halten wurde, und sind um so intensiver, je länger die Mibsbrand-
stäbchen sich im Rückenlymphsack dieser Thiere, ob vorgewärmt oder
nicht, befunden haben/'
3) „Bereits in den ersten Stunden nach der Impfung sind die
Ernährungsverhältnisse der Leukocyten und des flüssigen Autheils
der Lymphflüssigkeit der Kröten wesentlich alterirt, und beginnt der
Milzbrand. — Abscesse. 4g5
Zerfall der erstereo, welche, da derselbe auch rasch zunimmt, dem-
ladi nur in der allerersten Zeit nach der Impfung den Transport des
Impfinaterials nach den entfernten Organen zu besorgen vermögen/^
4) ,,Die Leukocyten der Kröte nehmen erwiesener Maassen auch
keimfiUuges Material zum Transport auf/*
5) „Von dem Fortbestande resp. dem Aufhören der osmotischen
yosgänge zwischen dem flüssigen Antheil der Lymphe und den Leu-
kocyten nach der Impfung hängt die Immunität resp. die Empfäng-
lichkeit der beiden Thiergattungen gegen Milzbrand ab/*
Die im Prager hygienischen Institut entstandene Arbeit lässt
den vermittelnden Standpunkt Hüppe's, welcher weder den cellu-
Vkren noch den chemischen Standpunkt ausschlieslich gelten lassen
will, nicht verkennen. M. Kirchner (Hannover).
9 H« O^«, De la suppuration aseptique chez le
1 a p i n. (Journ. des sciences m^d. de Lille. XIII. 189U. No. 21—24.
pp. 481, 511, 529, 557.)
An Hunden (im Ganzen 10) wurden durch subkutane Injektion
Ton sterüisirtem Quecksilber mittelst L u e r 'scher Spritze , wobei
Verf. die lange Kanüle recht weit vom Einstiche ausmf&nden liess»
immer Abscesse gesetzt, deren Eröffnung nicht über den 5. Tag hinaus
verschoben werden durfte, wollte man der spontanen Oeffnung zuvor-
kommen. Mikroorganismen konnten weder in dem Eiter noch in
Schnitten aus den Abscesswänden nachgewiesen werden. Als sehr
kleine Mengen Quecksilber applizirt und in einem Falle der so er-
zeigte leichte, stationär gebliebene Tumor am 17. Tage geöffnet
wurde, sah man das Quecksilber in dem degenerirten käsigen Ge-
webe eingeschlossen, das keine Spur mehr von flüssigem Exsudat ent-
hielt In einem anderen Falle waren die wenigen Tropfen amikro-
bischen Eiters eingekapselt. Daraus geht hervor, dass die subkutane
Injektion metallischen Quecksilbers beim Hunde eine rapide, ausge-
dehnte und aseptische Eiterung hervorbringt, deren Heilung nur dann
möglich ist, wenn sehr kleine Mengen Hg eingeführt worden waren.
Analoge Versuche an 27 Kaninchen (von welchen 4 Fälle wegen
spontaner Abscessöffnung oder zufälligen Verunreinigungen der an-
gelegten Kulturen halber als nicht ganz einwandfrei eliminirt wurden)
gaben — im Gegensatze zu den negativen Ergebnissen anderer Unter-
Sttcher — durchweg positive Resultate. Der erzeugte Eiter war in
allen Fällen aseptisch und es konnten in ihm und in den Abscess-
wanduogen keine Mikroorganismen aufgefunden werden. Die bak-
teriologische Kontrolle von 12 Fällen durch das Plattenverfahren be-
stätigte den mikroskopischen Befund ; alle angelegten 96 Platten
blieben steril. — Die Bildung der Abscesse geht bei den Kaninchen
sehr langsam vor sich. Sie werden erst nach 5 — 17 Tagen bemerk-
bar und treten häufig in grösserer Entfernung von . der Injektions-
stelle auf. Das injizirte Quecksilber vertbeilt sich in dem subkutanen
Zeilgewebe und erzeugt daselbst eine entzündliche Reaktion, welche
sich als Zellenproliferation und Diapedese darstellt. In dem Maasse,
als die Menge des Exsudates zunimmt, wird es von dem Quecksilber
in eine purulente Substanz übergeführt, welche ihrerseits das Queck-
486 ScbatzimpfuDgi künstl. InfektioiiskrAnkhuteOi EotwickelirngsheiniDaug etc.
Silber einschliesst nud desseo weitere Einwirkung auf das Gevirebe
hindert Dann erzeugt die Masse aseptischen Eiters eine ge^risse
Entzündung der Nachbarschaft, es kommt auf ihrem ganzen ümfasig^
zu einer Zellen proliferation und schliesslich zur Bildung einer um-
hüllenden Membran, die den Abscess wie einen aseptischen Fremd*
körper einkapselt. Die Eitermasse unterliegt weiterhin einer
siven Fettumbildung und wird hierdurch wieder resorbirbar.
die Heilung trotzdem selten eintritt, lässt sich aus dem sehr l&n^*
samen Verlaufe der Resorption erklären.
Verf. formulirt die Ergebnisse seiner Uiitersuchungen folgender-
maassen :
1) Das Quecksilber besitzt pyogene Eigenschaften und verursacht
im normalen subkutanen Zellgewebe aseptische Eiterung.
2) Diese Eiterung scheint auf einer chemischen Wirkung zu b«»*
ruhen, die von einer Quecksilberverbindung herrührt, welche durcli
die Einwirkung organischer Flüssigkeiten auf das Quecksilber ge-
bildet wird.
3) Die pyogene Wirkung scheint bei allen S&ugethieren zu ent-
stehen, welche gewöhnlich für Thierversuche benutzt werden (Hund,
Katze, Kaninchen, Meerschweinchen, Ratte).
4) Sie ist verschieden je nach der Verschiedenheit der entzünd-
lichen Reaktion der Thierart, rasch beim Hunde und der Katze,
langsam bei den anderen angeführten Thieren.
ö) Wenn die Quantität des Quecksilbers nicht hinreichend ist,
um die pyogene Wirkung bei den Thieren mit energischer Reaktion
eine längere Zeit aufrecht zu erhalten und so zu einer vollständigen
Zerstörung der Haut und einer Ueberausdehnung der Tasche za
führen ; oder wenn die pyogene Wirkung eine langsame ist und wenn
die Quantität der absorbirten Quecksilbersalze zur Intoxikation des
Thieres nicht hinreicht, kann jedesmal vollständige Heilung durch
einfache Resorption des Abscesses stattfinden.
6) Diese Eiterungen erzeugen nie viscerale Mestatasen. Sie
können hingegen wirkliche Metastasen im Zellgewebe verursachen,
da sie durch die Lymphwege auf weitere Entfernungen hin ver-
schleppt werden. Kr dl (Prag).
Schutzimpfung, künstliche Infeictionsicranicheiten , Entwick-
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc.
Mosler^ F., Die Behandlung des chronischen Morbus
Brightii. (Sonder -Abdr. aus Verhandl. d. Kongr. f. inn. Med.
1890.) Wiesbaden (J. F. Bergmann) 1890.
Gelegentlich der Discussion über das im Titel genannte Thema
berichtet M. über einen Fall frisch entstandener hämorrhagischer
Nephritis, bei welchem mittelst lange andauernder Bettruhe und plan-
mässiger Nierenspülung totale Heilung erzielt werden konnte. M.
legt dieser Behaudlungsweise einen grossen prophylaktischen Werth
SchnUiinpfung, kfiiutl. InfektioiL^ankheiton, £Dtwickelaog»b6mmttog eto. 437
b^ fOr alle nadi akateo Infektionskrankheiten und nach Erkältung
Msch entstehenden Nierenentzündungen, die sonst in der Segel zu
chronischem Morbus Brightii führen, wenn sie sich selbst über-
bleiben. Kr dl (Prag).
Tlxzonl and Cattani, Deber die Widerstandsfähigkeit
der Tetanusbacillen gegen physikalische und che-
mische Einwirkungen/ (Archiv für experimentelle Patho-
logie and Pharmakologie. Bd. XXVIU. S. 41.)
VerfT. stellten ihre Versuche zur Erforschung der Widerstands-
fUugkeit des Tetanusbacillus mittelst Kulturen und Impfungen an
Von chemischen Substraten, welche im Stande waren, Tetanus-
sporen in einem kürzeren Zeiträume als 24 Stunden zu tödten, führen
VerfT. der Reihe nach je nach dem Grade ihrer desinfizirenden Kraft
an: l^/o Silbernitratlösung, Sublimatlösungen, l^/oo Sublimatlösung
mit 5^/0 Karbolsäure und 0,5 ^/o Salzsäure, ferner 5^/o Kreolinlösung
^Pearson), Jodwasser, 5 0/0 Karbolsäure mit 0,5 ^/o Salzsäure, l^/o über-
mangansaures Kali.
Bevor diese Lösungen das tetanische Virus für Thiere unschäd-
lich machen, verändern sie es so, dass dasselbe nur noch örtliche
and vorübergehende Erscheinungen hervorruft
Jodoformpulver, mittelst Tbierversuchen geprüft, erwies sich als
unwirksam. Die Thiere gingen an typischem Tetanus zu Grunde.
Einige Substanzen (1 7oo Sublimat, 5 % Kreolin) machen die Te-
tanassporen für Thiere in kürzerer Zeit unschädlich, als Kulturver-
suche erfordern, um die Lebenskraft dieser Sporen ganz zu vernichten.
Nützlich ist die Zufügung von Säure zu Sublimatlösungen, was
bei den Tbierversuchen noch mehr auffällt, als bei Kulturen.
Von physikalischen Agentien wurden Wärme und Licht hinsicht-
lich ihres Einflusses auf Tetanussporen untersucht
Es zeigte sich, dass Wasserdampf, von 100^ G Tetanussporen
schon nach 2 Minuten, trockene Hitze von 150 ^ C dagegen dieselben
erst nach 10 Minuten tödtet.
Lange andauernde Einwirkung des Sonnenlichtes tödtet nicht nur
die Tetanuskulturen in durchsichtigen Medien, sondern macht auch
die toxische Substanz, welche sie enthalten, unwirksam. Diese Wirkung
tritt scheinbar ein, wenn zu der Einwirkung des Sonnenlichtes auch
die des Sauerstoffes hinzutritt
Auf Seidenfäden angetrocknete Tetanussporen leiden auch unter
lange Zeit andauernder Einwitkung des Sonnenlichtes nicht
Yerfi. geben die Wirksamkeit der präventiven Desinfektion beim
Tetanus zu, halten aber eine erst nach dem Ausbruch des letzteren
ausgeführte Desinfektion nicht für erfolgreich.
Zur prophylaktischen Desinfektion empfehlen Verff. beim Tetanus
das salpetersaure Silber, wenn verdächtige, mit Erde beschmutzte
oder durch Eindringen von Fremdkörpern komplizirte Wunden vor-
handen sind, für die weitere Behandlung, sowie für die Desinfektion
der Hände des Chirurgen eine Mischung von 1 ^/o 0 Sublimat, 5 ^/o Phe-
488 ^^® Litteratar.
Dol uBd 0,5 7o Salzsäure, endlich zur Sterilisation des Verbandmato
rials den Gebrauch des Wasserdampfes von 100^ C.
Dittrich (PragO-
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PmI«, J., Inenting tegen boutyuur. (Tijdschr. t. yeeartsenijk. 1890. p. 244—252.)
Poppi, G., Sul modo di comportarsi del virus rabico nelle inoculazioni multiple speri-
menUli e neir assorbimento pei linfatici. (Bullett. d. sciense med. 1890. Die. p. 789 —
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Prior, J., Das Koch'sche Heilverfahren gegen Tuberculosis in seiner Einwirkung auf
den gesammten Organismus und den Sitz der Erkrankung (Münch. med. Wochenschr.
1891. No. 8—7. p. 87—41, 64—69, 85-88, 103—107, 125—128.)
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492
Neue Lltterator.
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8elierk| 0., lieber die Kocb'scbe Ii^ektioosmethode in der Halleschen Klinik. (O^ntraJ-
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coir estratto glicerinico di polmone epatissato. (Gast. d. ospit 1891. No.^19. p. 15S
—156.)
WoUtf F., Ueber die Anwendung des Tnberculins bei Lungenkranken. (Deutsche medic
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Inhalt.
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Behntiimpfang , kttutlieha Infektton«-
krtnkhoitoa, EntwieUnngilkaiiimviiff
und Vemiolitimg der Baktsrioi
und FftTftritOTi
Moiler, F., Die Behandlung des chroniaeheo
Morbus Brightii, p. 486.
Tiuoni und Oattuii, Ueber die Wider-
standsfähigkeit der Tetanusbacillen gegen
physikalische und chemische Einwir-
kungen, p. 487.
Heue Uttentur, p. 488.
FrovnmaiiMhe Baohdmekanl (HamiAiw Pohla) in Jena.
Dieser Nummer liegt eine BücheraDzeige der Verlags-
buchhandlung von Oustay Fischer in Jena bei.
Bakteriologie und Parasitenkunde.
In Verbindung mit
6d. M. M Dr. LeadBirt m Profissor Dr. Lomer
In Ldpiiff la ünifrwBld
heraoBgegeben von
Dr. O. TJhlizsrorni in CasseL
-M-
Verlag von Gustav Fischer In Jena.
ESI. Band. --o- Jen», den 18. April 1891. -o- No* 15»
Pr«ifl fBr doi Buid (86 Vimuiitn) 14 lUik.
Jihrlleh oncheinon sw«i Binde.
Zu beliehen durch eUe BnehhAndliingwii und Poetaattalten. ic^
Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten^
k$£mii^ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige
WUmBche um Ideferung van beeanderen Abdrücken ihrer Auf"
eMage entweder auf das Manuskript schreiben wu woUen oder
direMct an den Verleger, Herrn OusUw Fischer in Jena, gelangen
zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später
eingehende Wünsche berücksichtigen zu k&nnen.
Original -Mittheilungen.
Zur Frage über die Immunität gegen Milzbrand.
(A.US Prof. W. W. PodwyB80zki*s Institut für allgemeine Pa-
thologie an der Universität Kiew.)
Von
Dr. J. Sawtsehenko,
Assistenten em Institute.
(Portsetsang.)
Bei sammtlichen Tauben wurde noch bei Lebzeiten die Oedem-
flfissigkeit aus der Impfstelle auf einem Deckgläschen untersucht. Es
wurde dabei, zur Vermeidung eventueller Einwürfe, dass eine lokale
Beizang^gesetzt und dadurch Phagocytose hervorgerufen werde, die
Flüssigkeit auf folgende Weise gewonnen. Die kleine Impfwunde
IX. Bd. 32
4d4 SAwtschenko,
wurde durch eine ein£Eu;he Naht geschlossen und mit CJollodium Ab^^"*
gössen. Wollte man Flüssigkeit gewinnen, so wurde das Collodium"
häutchen mit einer sterilisirten Pinzette entfernt; durch leicht^
Drücken ein Tröpfchen Flüssigkeit direkt auf das Deckgl&schen
gefangen, getrocknet und untersucht.
Die obenerwähnten Versuche und die Untersuchung des auf
Weise gewonnenen Materials lieferten folgende Resultate :
1) Nach der Einspritzung einer selbst grossen Menge
lange ausserhalb des Organismus gezüchteten Milzbrandbakterien
gehen erwachsene Tauben nicht zu Grunde. Ihre Körpertemperatur
sinkt in der ersten Zeit um 1 — 1,5^ G unter die Norm. Obgl^i^'^
auch die Mehrzahl der Bakterien im Taubenkörper unabhängig; von
den Phagocyten zu Grunde gehen und die Bakterien im Tauben-
körper überhaupt eine schwache Wachsthumsfähigkeit entfalten , so
rufen trotzdem einzelne davon, indem sie sich weiter entwickeln, Er-
scheinungen von Entzündung und Phagocytose hervor. Und jenes
Agens, dem auch die übrigen, noch entwickelungsfähigen Bacillen
ihren Untergang zu verdanken haben, scheinen auch hier Phagocyten
zu sein.
2) Rückenmarksdurchschneidung macht Tauben
für Milzbrand empfänglich.
3) Durch einen geschwächten Taubenorganismus hindurchgeleitete
Milzbrandbakterien werden für normale Tauben virulent und ent-
wickeln sich in deren Körper sehr rasch.
4) Bei den an Milzbrand zu Grunde gegangenen Tauben wurde
noch bei Lebzeiten in der Oedemflüssigkeit eine nur unbedeutende
Menge Leukocyten beobachtet; Bacillen im Innern von Leukocyten
kamen nur ausnahmsweise vor ; die ungeheure Mehrzahl der Bacillen
war freiliegend.
Die Körpertemperatur solcher Tauben sank gewöhnlich bereits
6 Stunden nach der Impfung um 1 — 2^ C.
Nach dem Tode fand sich im Blute der inneren Organe eine Masse
Milzbrandbacillen. In der Leber sind die Bacillen häufig in Stem-
zellen eingeschlossen, im Knochenmarke dagegen in dessen lymphoiden
Elementen. Dabei war in den Knochenmarkszellen häufig Vi^uolen-
bildung um den verschlungenen Bacillus herum zu erkennen, wobei
letzterer manchmal seine Tinktionsfäbigkeit für Anilin-Gentiana- Violett
einbüsste. War aber der Bacillus zur Hälfte ausserhalb der Zelle ge-
legen, und befand sich seine andere Hälfte innerhalb einer Vakuole
der Zelle, die ihn verschlungen, so büsste der innerhalb der Vakuole
gelegene Bacillustheil manchmal seine Tinktionsfähigkeit (sie war mit
Pikrinsäure gefärbt) ein, während sich sein äusseres Glied deut-
lich färbte.
5) Bei künstlich immunisirten oder ursprünglich selbst gegen
das verstärkte Virus im muneif Tauben war, nach deren Impfung mit
dem Blute einer an Milzbrand verstorbenen Taube, die Oedemflüssig-
keit aus der Impfstelle viel reicher an Leukocyten, als die Oedem-
flüssigkeit empfänglicher Tauben. 24 Stunden nach der Impfung
(früher wurde die Untersuchung nicht vorgenommen) waren schon
Milzbrandbacillen innerhalb von Leukocyten zu sehen. Und je längere
Zur Frage Über die Immunitfit gegen Milsbrand. 496
Zeit seit dem Anfange der Impfung verstrichen war, um so stärker
w die Phagocytose ausgeprägt: es war manchmal die ungeheuere
MriirgaM der Bacillen im Innern von Leukocyten eingeschlossen, vor-
«iegeod in den Polynukleären, seltener in Makrocyten.
Die Körpertemperatur solcher Tauben sank gewöhnlich nur un-
tedeatend (Vg— 1^ C), manchmal aber auch gar nicht.
An Schnitten aus der Impfstelle erschien das ZeUgewebe ödema-
töB und mehr oder weniger stark mit Leukocyten und Milzbrandbacillen
infiltiirt. Die Bacillen waren theils innerhalb der Zellen, theils aber
frei gelten.
Je später die Taube getödtet war, um so seltener kamen frei-
liegeDde Bacillen vor und um so zahlreicher wurden die in den
ZeUen. Der Prozess war, seinem Charakter nach, stets ein lokaler:
die Bacülenanhäufnngen waren vom gesunden Gewebe durch eine
Schicht Leukocyten abgeschieden, in den späteren Stadien des Pro-
zesses vrar aber, besonders wenn die Impfung in die Muskeln hinein
geschah, der gesammte Bacillenherd, d. h. Bacillen + Leukocyten,
T4Hn gesunden Gewebe durch eine Schicht typischer Riesenzellen ab-
gföchieden. Es kamen zwar auch jenseits dieser Demarkationslinie
ab und zu einzelne Bacillenexemplare vor, es waren aber dieselben
meistens im Innern von Phagocyten eingeschlossen.
Bei der Untersuchung der inneren Organe und des Blutes solcher
Taoben sind mir niemals Bacillen zu Gesichte gekommen; gleich
negative Resultate wurden auch auf mit Blut oder dem Safte innerer
Organe infizirten Nährroedien erhalten. Trotzdem zeigte sich in der
Leber solcher Tauben stets eine im Vergleich zur Norm mehr oder we-
niger scharf ausgeprägte Vergrösserung der LymphfoUikcl, ein Zeugniss
AbIüt, dass der Organismus des betreffenden Thieres aujf den lokalen
Prozess im Sinne einer Leukocytenproduktion reagirt habe.
7) Von diesen, fttr alle dem Versuche unterzogenen Tauben gel-
tenden Regeln haben zwei Tauben eine höchst lehrreiche Ausnahme
geboten: sowohl bei der einen wie auch bei der anderen war nach
der Impfung bei Lebzeiten eine sehr scharf ausgeprägte Phagocytose
ZQ beobachten, und dennoch sind sie beide schliesslich zu Grunde
g^angen.
No. 9 (einer alten Taube) wurden am 21. II. 1890, gleichzeitig mit
einer anderen jungen Taube, aus einer Kultur gewonnene Sporen ein-
geimpft, die ihrerseits aus dem Blute einer an Milzbrand gestorbenen
Tanbe erhalten war. Die junge Taube ist am dritten Tage an Milz-
brand zu Grunde gegangen, No. 9 (die alte) ist mit einem inten-
siven lokalen Prozesse davongekommen, wobei eine scharf ausgeprägte
Phagocytose zu beobachten war , und es ist, wie im Versuchstagebuche
vermerkt, am 1. III. 1890 an der Impfstelle ein derber Knoten von
der Grösse einer kleinen Haselnuss zurückgeblieben.
No. 14 (eine aus der zweiten oben angefahrten Versuchsreihe)
wurde am 27. n. 1890 mit dem Blute einer an Milzbrand gestorbenen
Taube geimpft, hat sich aber als wenig empfänglich erwiesen. Die
Temperatur erhielt sich auf 41,5—42 ^' C ; war das Oedem auch ein
b^eutendes, so war dennoch die Phagocytose scharf ausgeprägt, und
den vorausgegangenen Versuchen zufolge musste die Taube genesen.
32*
496 Sawtschenko, Zur Frag« über die ImmimltlU; g«gtii Milsbrand.
Am 1. III. 1890 warden beide Tauben in einen kalten (6— lO ^ Ci
und völlig dunklen Raum gesteckt. Am 2. III. begann bei der TslmxImi
No. 9 sich um die Indurationsstelle herum eine Anschwellungr ^*'
entwickeln. Am 3. lU. Morgens war bei beiden das Oedem stark
geprägt^ und gegen Abend sind beide zu Grunde gegangen.
Bei der mikroskopischen Untersuchung der Impfetelle ^gat>
Folgendes :
No. 14. Um die Impfstelle herum sind Leukocyteninfiltrat
Phagocytose stark ausgeprägt. Im Bereiche, d. h. im Orte des
zu Ende des Versuches zur Entwickelung gekommenen Oedems,
eine Masse von Milzbrandbakterien in den Bindegewebsspalten und
zwischen den Muskelfasern, die Menge der Leukocyten ist sehr un-
bedeutend und nirgends sind Erscheinungen von Phagocytose zu selieii.
Noch auffallender kam dasselbe bei Taube No.. 9 zur Beobaeli-'
tung. Hier war der alte, mit Milzbrand infizirte Herd vom gesunden
Gewebe stellenweise durch eine Reihe Riesenzellen, stellenweise
durch eine Schicht Leukocyten und junger Bindegewebszellen abg^
schieden. Im Innern des Knotens eine Anhäufung theils noraialer,
theils bereits zerfallender Leukocyten; hier und da sind innerhalb
der Leukocyten Milzbrandbacillen zu sehen, meist in verschiedenen
Stadien des Absterbens (Undeutlichkeit der Umrisse, Körnung etc.)
begriffen. An anderen Stellen desselben Knotens sah man aber ranze
Haufen gut gefärbter, dicht zusammengedrängter Milzbrand&den.
Solche Fäden zogen manchmal zu ganzen Bündeln gegen die Pe-
ripherie des Knotens hin. Jenseits der Demarkationslinie aber, d. li.
im ödematösen, den Knoten umgebenden Zellgewebe, ein massen-
haftes Infiltrat von Milzbrandfäden und -Bacillen, nirgends aber Er-
scheinungen von Phagocytose. Im Herzblute und den innren Or-
ganen sehr viele Milzbrandbacillen; in der Leber kommen die Ba-
cillen, wie auch sonst innerhalb der Sternzellen vor.
Es hat hier offenbar irgend eine beiden Tauben gemeinsame
Ursache sie auf einmal für Milzbrand empfänglich gemacht Und
höchst interessant ist im gegebenen Falle der Umstand, dass zu-
gleich mit dem Verluste der Immunität auch die Ersdieinungen der
Phagocytose ihr Ende genommen hatten, so dass auch diese beiden
Fälle keine Ausnahme bilden, sondern im Gegentheil, mit einer noch
grösseren Wahrscheinlichkeit die Abhängigkeit der Immunität von
der Phagocytose voraussetzen lassen.
Was ist aber die Ursache des Immunitätsverlustes, ist es die
Herabsetzung der umgebenden Temperatur, Lichtmangel, oder ist es
der Einfluss der beiden Bedingungen zugleich gewesen? Diese
Fragen sind natürlich nur mittelst vollkommen genauer Versuchs-
stellung zu beantworten, es . ist aber, den jetzt schon vorhandenen
Beobachtungen nach (Wagner) ^), anzunehmen, dass hier die Herab-
setzung der umgebenden Temperatur von nicht zu bezweifelndem
Einflüsse gewesen ist
1) AnnalM de l'Insdtat PAstenr. 1890. No. ».
(SchluBs folgt.)
Sanarel li , IM« Ursachen der natfirliehen ImmnnitJlt gtgwk den Milsbraad. 497
Die Ursachen der natürlichen Immonitat gegen den
Milzbrand«
iXabOTatorium f&r allgemeine Pathologie der königl Universität Siena.
Direktor Prof. C. Sanqairico.)
Von
Dr. Giuseppe SanarelU,
Aseiatenten.
(FortaetaiiDg.)
in.
Ueber die Wirkung, welche die Lymphe auf die
Milzbrandsporen und Bacillen ausübt.
Eine Beobachtung von grundlegender Bedeutung für den ganzen
Gegenstand ist folgende: Wenn man in den dorsalen Lymphsack
des Frosches einige Röhren aus GoUodium einführt, welche Theilchen
Ton milzbrandkranker Milz enthalten und sie nach 8 oder 10 Tagen
untersucht, so findet man:
1) dass die Bohren ganz mit durchsichtiger, von Leukocyten
durchaus freier Lymphe gefüllt sind;
2^ dass die Milzstückchen sich in kleine, graue, zerreibliche und
et^ius körnige H&ufchen verwandelt haben, in welchen die morpho-
logiseben Elemente gänzlich zerstört und die Milzbrandbacillen fast
sämmtlich degenerirt sind;
3) dass die mit der Lymphe allein ausgeführten Kulturen steril
ideiben und die mit den Milzstückchen erhaltenen eine langsame
Eotwickelung einiger wenigen Milzbrandkolonieen hervorrufen;
4> dass die Ueberimpfung dieser Milzbruchstücke auf Thiere
ganz ohne Wirkung ist.
Die Untersuchung des Degenerationsprozesses, welchem die
Milzbrandbacillen unterliegen, lässt sich sehr leicht an diesen Milz-
bruchstficken ausführen, welche einige Tage dem Einfluss der Lymphe
ausgesetzt waren. Der von mir angewendeten Färbemethoden sind
mehrere ; bisweilen gebrauchte ich eine einfache wässerige Lösung von
Methylenblau oder Vesuvin, bisweilen verfuhr ich nach der ursprüng-
lichen oder nach der von Günther modifizirten Methode von Gram.
Meine Beobachtungen haben ungefähr dasselbe Ziel, wie die schon
angeführten von Metschnikoff^), Petruschky *), Nuttal*),
Hildebrand^), B i tt er^) und die kürzlich erschienenen von Br am*).
1) Ueber die Beziehungen der Phagocyten au Milzbrandbacillen. (Virchow's
AraUT. Bd. XCVII. 18S4. p. SOS.)
9) L. dt.
8) Li. c.
4) Experimentelle Untersuchungen Über daa Eindringen pathogener Mikroorgania-
■len YOD den Luftwegen und der Lunge aus. (BeitrXge aur pathologischen Anatomie
und aar allgemeinen Pathologie. Bd. III. 1888.)
5) Ueber die Verbreitung des Vaccine und über die Ausdehnung des Impfschutzes
im Körper des Impflings. (Zeitschr. Ar Hygiene. Bd. IV. 1888. p. S99.)
6) Untersuchungen Aber die Degenerationserscheinungen paüiogener Bakterien in
deetillirtem V^asser. (BeitrXge aur path. Anat« und allgem. PathoL Bd. VU. 1889. p. 11.)
498 Sanareili,
Vor Allem findet man, dass das Protoplasma der Bacillen
Einwirkung der Lymphe anfängt, seine Verwandtschidft za den
Stoffen theilweise oder ganz zu verlieren. Femer erscheinen die
Filamente nicht mehr homogen, sondern zeigen hier und da ungefärbte,
verdünnte Stellen neben sehr stark gefärbten, erhalten also, vne
Petruschky sagt, einige Aehnlichkeit mit einer Kette von Koklcen.
Die Umrisse werden weniger deutlich, erscheinen unregelmässig und
wie sägeartig, bis das ganze Filament in viele Bruchstücke zerfiLlIt^
welche sich ihrerseits in feine Granulationen auflösen oder der-
maassen wieder anschwellen, dass sie wie zerquetscht aussehen. Aasser«
dem habe ich beobachtet, dass auch die im Umriss oder im Proto-
plasma wenig veränderten Stäbchen fast immer etwas stärkere Dimen-
sionen zeigen, als die normalen und wie aufgequollen aussehen.
Diese Thatsachen stellen zunächst eine antibakterische Kraft der
Lymphe ausser Zweifel Ich halte es für unmöglich, eine aDdre
Ursache zur Erklärung der schnellen Zerstörung einer so enormen
Menge von Bacillen anzuführen, wie sie in einem groben BruchstQck
einer von Milzbrand ergriffenen Milz enthalten sind.
Aber die besten Resultate erhält man, wenn man die Lymphe
direkt auf die Milzbrandsporen oder Bacillen einwirken lässt.
Um dies zu erreichen, brachte ich in Glascylinder, welche wenig-
stens 8 — 10 ccm Lymphe enthielten, eine grosse Menge von Sporen,
welche ich einer alten , noch immer virulenten Kultur in Agar ent-
nahm, worin keine vegetativen Formen mehr nachzuweisen waren,
oder auch das Produkt reichlicher Geschabsei einer milzbrandkranken
Milz. In dem ersten Falle hatte ich es also nur mit Sporen ohne
Bacillen zu thun, im zweiten mit Bacillen ohne Sporen; bisweilen
operirte ich auch mit jungen Kulturen von sporifizirten Bacillen.
Die folgenden Tabellen zeigen das Verhalten sowohl der Sporen,
als der sporifizirten oder nicht sporifizirten Bacillen gegen die Frosch-
lymphe :
Experiment 15.
(3. Juni.) 8 ccm der Lymphe werden mit einer reichlichen Menge
von zum grossen Theil sporifizirten, aus einer frischen Kultur auf
Agar mit Glycerin stammenden Milzbrandbacillen gemischt.
4. Juni. Ii^ektion von Yt c*''^ obiger Lymphe im 1. Meerach weincheD. Stirbt an Milsbrand
nach 36 Stunden.
6. „ „ „ „ „ „ „ „ 2. „ Stirbt an MUsbrand
nach 86 Standen.
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Experiment 16.
(3. Juni.) 8 ccm Lymphe werden mit Milzsaft vermischt, wel-
cher von dem Geschabsei einer karbunkulösen Milz stammt
4. Juni. Einspritzung r. Yi ccm obiger Lymphe im I.Meerschweinchen. Stirbt an Ifilzbrand
nach 48 Standen.
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bie Ursachen der ofttÜrlicheD Immnnitftt gegen den Hilsbrand.
499
Experiment 20.
(16. JuDi.) 8 ccm Lymphe werden mit Milzbrandsporen ge-
mischt, welche aus einer alten Kultur auf Agar mit Glycerin stammen,
die keine vegetativen Formen mehr besitzt.
17. JobL Binepritxaog von Y, ccm obiger Lymphe im 1. Kaninehen. Stirbt an Milsbrand
innerhalb 86 Standen.
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Stirbt an Milibrand
innerhalb 86 Stunden.
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nach 68 Standen.
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Experiment 25.
(26. Juni.) 10 ccm Lymphe werden mit Ifilzsaft gemischt,
welche von dem Oeschabsel einer karbankelkranken Milz abstammt
S7. Jani. Einspiitsnng Ton ^^ ccm obiger Lymphe fan 1. Kaninehen. Bleibt am Leben.
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Experiment 26.
(26. Juli.) 10 ccm Lymphe werden mit Milzsaft gemischt, welcher
von dem Oeschabsel einer milzbrandkranken Milz herrührt
97. Jum. Einspritsiing ▼. Y, ecm obiger Lymphe im 1. Meeriehweinchen. Stirbt an Milibrand
nach 86 Standen.
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Stirbt an Milsbrand
nach 48 Standen.
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Bleibt am Leben.
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II
II
II 6.
II
II II II
Eine allgemeine Uebersicht dieser Resultate bestätigt zunächst
die Schnelligkeit, mit welcher sowohl die Dauerformen, als die v^e-
tativen Formen des Milzbrandes in der Froschlymphe ihre Virulenz
einbüssen.
Der Verlust dieser Virulenz zeigt sich schon nach drei bis 'vier
Tagen bei Sporen und sporifizirten Bacillen und noch viel schneller
bei sporenfreien Bacillen. In Bezug auf letztere ist das Resultat des
25. Experiments bemerkenswertb, nach welchem nur 24 Stunden ge-
nügten, um die Lymphe für Kaninchen vollkommen unwirksam zu
machen, während wenigstens zwei bis drei Tage nöthig sind, um den-
selben Grad der Abschwächung für Meerschweinchen zu erreichen.
Doch halte ich es fttr passend, hinzuzufügen, dass diese Grenzen
nicht immer konstant sind, sondern bisweilen bedeutende Schwankun-
gen erleiden können, aus Ursachen, die sich leicht vermuthen, aber
schwer nachweisen lassen.
Ich spreche von der Abschwächung und nicht von dem Tode der
Keime, denn in Wirklichkeit ist das Verschwinden der Virulenz der
Milzbrandlymphe eine Erscheinung, welche unabhängig von dem Leben
der Mikrobien oder ihrer Dauerformen eintritt
500 Sanftrelii,
Die Kulturen auf yerscbiedenen Nährstoffen, die ich fast täglioh
mit verschiedenen Milzbrandlymphen ausfflhrte, haben mir bewiesen^
dass, wenn die Virulenz der Bakterien sehr schnell zerstört wird,
ihr Leben dagegen mit grosser Zähigkeit fortbesteht. AllerdiDfirs
habe ich bei sporenlosen Bacillen gefunden» dass nach einigen Tagten
die Kolonieen auf Platten (ausgeführt mit einer Platinschlinge, welche
in den Impfstoff bis zu einer bestimmten , konstanten Tiefe eing^e-
taucht wird) im Allgemeinen ein wenig sparsamer zu werden an^
fingen, aber mit einer an Sporen und sporifizirten Bacillen reich on
Lymphe habe ich immer, auch nach 30 und 40 Tagen, zahlreiche
Kolonieen erhalten, wiewohl sie ihre Virulenz ganz verloren- hatte. Dies
scheint mir zu beweisen, dass die energische Wirkung der Lymphe
vorzüglich die Virulenz beeinflusst und weniger die Vitalität der
Milzbrandkeime.
Ich halte es fQr überflüssig, hinzuzufOgen , dass ich mich bei
der Ausführung dieser Versuche vollkommen reinen und mit grösster
Sorgfalt behandelten Materials bedient habe.
Man muss die Vorsicht gebrauchen, diejenigen Röhren mit Milz-
brandlymphe zu verwerfen, welche zufällig mit anderen Keimen ver-
unreinigt worden sind, denn die Erfahrung hat mir bewiesen, dass die
Resultate in diesem Falle durchaus widerspruchsvoll ausfallen können«
Es gibt übrigens eine sehr einfache Vorsichtsmaassregel , am
dergleichen Uebelstände zu vermeiden: nämlich die, die Oefiässe mit
Milzbrandlymphe in Kühlapparaten aufzubewahren, in welchen die
Tages- und Nachttemperatur 10—12 ^ C nicht überschreitet. Bei den
oben angeführten Experimenten habe ich mich immer dieses Ver-
fahrens bedient, daher war die Lymphe für die Einspritzungen immer
ganz klar und frei von anderen sie verunreinigenden Keimen.
So oft ich Inokulationen an Tbieren ausführte, musste ich auch
die Milzbrandflüssigkeit umschütteln, um immer ein möglichst reich-
liches Material^ zu sammeln.
Aber verleiht die Abschwächung der Milzbrandkeime diesen
letzteren eine vaccinirende Kraft?
Metschnikoff^) hat zuerst bewiesen, dass das Blut der
Schafe, welche durch Vaccination seuchefest geworden sind» die Milz-
brandbacillen abschwächt.
Lubarsch*) kam zu denselben Resultaten in Folge ihres Durch-
ganges durch den Organismus des Frosches; aber diese beiden
Beobachter behaupten, dass Thiere, welche die abgeschwächten Ba-
cillen in sich aufgenommen haben, später der Inokulation des viru-
lenten Milzbrandes nicht widerstehen.
Ganz gleich sind auch meine Resultate, denn auch nach reich-
lichen Einspritzungen abgeschwächter Milzbrandlymphe habe ich nie-
mals Thieren die Seuchenfestigkeit gegen spätere virulente Injek-
tionen verschaffen können ; und ich füge meinerseits noch hinzu, dass
die einfache Uebertragung von Bacillen auf ein künstliches Nähr-
1) Snr rfttUniiation des bmcUridies ehMrbönneiises dans le sang d« moatoDs r^
fraeUires. (Annales de llnstitat Pastenr. 1887. p. 42.)
S) Üeber AbschwSchung der Milxbntndbacillen im Froschkorper. (Fortschritte der
Hedicin. 1888. p. 121.)
Die Üreacben der DAfcQrliciien tmmttniUlt gegen den Milsbrand. 50i
Sitetrat , welche schon seit vielen Tagen in Lymphe abgeschwächt
nareD, neue Kulturen zur Entwickelung bringt, welche ihre ursprQng-
Bdie Vimlenz vollkommen wieder erhalten haben. Es würde sich
also nur am eine vorübergehende Abschwächung von ganz anderer
Art handeln, als die, welche als Milzbrand-Vaccine künstlich durch
die Methode von Paste ur erhalten wird.
IV.
Einfluss der Temperatur auf den bakterientödtenden
Zustand der Lymphe.
Wie Bouchard verstehe ich unter ,,bakterientödtendem Zu-
stand** nicht nur den, welcher die Bakterien tödtet, sondern auch
den, welcher ihre Entwickelung und Vermehrung verlangsamt, ihre
Em&hmng bindert und ihre Wirkung abschwächt. Ich werde also
in der Folge mit diesem Ausdruck immer jene spezielle, abschwächende
Eigenschaft bezeichnen, welche man nach meinen Versuchen der
Froschlyniphe zuschreiben muss.
Die letzten experimentellen Untersuchungen über die Immunität
dar Frösche gegen Milzbrand, und vorzüglich die von Metschni-
koff, Petruschky, Fahrenholz und Baumgarten bekannt
gemachten, sind sehr reich an Beobachtungen und Versuchen über
den Einfluss, welchen die Erwärmung auf die Seuchenfestigkeit dieser
Thiere ausübt; ja ein guter Theil der kritischen Beweismittel, welche
diese Autoren zu Gunsten der eigenen und gegen die fremden An-
sichten anführen, findet immer seine Stütze in dem Werth, welcher
diesen Temperaturwirkungen beigelegt wird.
Aber alle diese Erscheinungen, welche soviele Streitigkeiten ver-
anlasst haben, sind nur am Körper der Frösche selbst, die man
unter verschiedenen äusseren Einflüssen hielt, studirt worden, und
in diesen Fällen ist es niemals möglich gewesen, den einen der in
Betracht genommenen Faktoren zu eliminiren. Ich dagegen habe
vorgezogen, mich direkt mit der Lymphe zu beschäftigen, und ohne
mi(ä bei den von Anderen berichteten Versuchen aufzuhalten, will
iA ohne Weiteres von meinen eigenen sprechen.
Bei Versuchen mit dem . hängenden Tropfen mit paraffinirtem
Deckgläschen habe ich niemals bei einer Temperatur von 18—20® C
selbst nach mehreren Wochen ein Keimen der Sporen, mit denen ich
den Lymphetropfen verunreinigt hatte, beobachtet Dies beweist,
dass die Froschlymphe, auch abgesehen von jeder anderen Eigen-
schaft, kein passender Boden für die Entwickelung des Milzbrandes
ist, denn in den Eontrollpräparaten, in denen ich die Lymphe durch
peptonisifte Fleischbrühe ersetzt hatte, fand die Keimung immer
schnell und beständig statt. Dieser Mangel an Keimung findet auch
statt, wenn man die Lymphe in einer Z ei ss 'sehen Wärmekammer
dner beständigen Temperatur von 27® G aussetzt Wenn man aber
die Temperatur dieser Wärmekammer auf 37® C steigert, so fängt
man an, eine Keimung der Sporen zu beobachten. Indessen fand
ich in einigen Präparaten, die ich .fünf Tage lang in der Wärme-
kammer bei 37® C gehalten hatte, nur wenige Filamente unter einer
502 Sanarein,
grossen Menge in der Lymphe zerstreuter Sporen , während die xk&i
Tropfen von peptonisirter Fleischbrühe gemachten Kontrollpräpa.r*A.t;
schon nach 12 Stunden, besonders an der Peripherie, eine äass«
üppige Entwickelung von Filamenten zeigten.
Es ist also festgestellt, dass die Milzbrandbacillen trotz
offenbaren Ungunst des Nährbodens sich doch auch in der Frosclm-
lymphe entwickeln können, wenn diese auf eine passende Teropera.t;u]
gebracht wird.
Aber tritt in diesem Falle die Keimung der Sporen nur darum
ein, weil die Wärme ihre Entwickelung besonders begünstigt,
weil die Lymphe selbst dabei Veränderungen erleidet, welche ihi
bakterientödtende Kraft aufheben?
Einige zur Beantwortung dieser Frage unternommene Versuclie
sind im Stande, uns darüber genügende Auskunft zu geben.
Zu diesem Zwecke besetzte ich mehrere Gläschen mit normaler
oder vorher auf 60 — 80 ^ C erwärmter Lymphe mit reichlichen Milz-
brandsporen. Einige von diesen hielt ich bei gewöhnlicher Zimmer-
temperatur, andere in der Wärmekammer bei 27 ^ G, andere ebenda
bei 370 C.
Schon an den ersten Tagen war eine mehr oder weniger deat-
liehe Trübung in dem grössten Theile dieser Gläschen zu bemerken,
und die mikroskopische Untersuchung bewies, dass in den vorher
erwärmten und dann bei Zimmertemperatur gehaltenen die K&maug
der Sporen schon deutlich war; in den bei 27 ° G behandelten war
sie noch weiter vorgerückt , in den bei 37 ^ G gehaltenen war sie
ausserordentlich reichlich. Folgende Tabelle, welche auch die mit
der nicht erwärmten Lymphe angestellten Beobachtungen enthält,
zeigt dies beim ersten Blick aufs deutlichste.
Experiment 20.
(19. Juni.) Ich besetze verschiedene Gläschen, welche normale
oder auf 50—80^ G erwärmte Lymphe enthalten, mit Milzbrand-
sporen, aus einer alten Kultur auf Agar mit Glycerin stammend. 1
Diese Sporen sind notorisch lebenskräftig und virulent; die mikrosko-
pische Untersuchung der Kultur zeigt keinerlei vegetative Formen.
A. Bfihren m!t nicht erwirmter SO. Juni. Es tritt keine Keimung ein.
Lymphe, in Zimmertemperatur 21. „ „ „ ,, „ „
von 18— 20° C gehalten. 28. „ „ „ „ „ „
"^' »I II j» »» »» »»
B. Röhren mit nicht erwärmter 20. Jnni. Es findet keine Keimung statt.
Lymphe, in der Bmtmaschine 21. „ „ ,, ,, „ ,,
bei 27 • C gebalten. 23. „ „ „ „ „ „
'0. „ f, yy f, ,1 ff
C. Röhren mit nicht erwärmter 20. Jani. Geringe Entwickelang von Fäden.
Lymphe, in der Bmtmaschine 21. „ ,f „ „ „
bei 37 <^ C gehalten. 28. „ Ueppige Entwickelang von Filamenten.
80. ,f Aasserordentliche Menge von iporifliirten
Filamenten and gani freien Sporen.
*
D. Röhren mit aaf 60— 80 ^ C er* 20. Jnni. Es findet keine Keimung statt,
wärmter Lymphe, in Zimmer- 21. „ Es finden sich einige wenige Stäbchen,
temperatur Ton 18— 20<^ C. 28. „ „ „ „ „ „ „
*^* >» »» >» »I »» »» 19
r
M toie Ünacliaii ^er natürlichep tmmiinitit geg«ii den Mi]at>rand. ^^
■ £ UfacD mit Mf 50—80 * C «r- SO. Jani. Raichliebe Entwickelang von Filamenten.
■ winster Lymphe, in der Brot- Sl. ,, ,, „ ,, „
■ anchine bei 87 • G gebalten. 83. „ ,, „ ,, „
I 80. f, Beiehllche Entwickelnng von Filamenten,
davon einige sporifizirt.
F. BShren mit anf 50— 80« C er- 80. JonL Reichliche Entwickelang von Filamenten.
wbmter Lymphe, in der Brat- 81. „ „ „ „ „
aaschine bei 87 "* C gehalten. 88. „ „ „ „ ,,
SO. „ Aosserordentliche Menge von schon spo-
rifizirten Elementen.
Hiermit ist erwiesen, dass die Beihülfe erhöhter Temperatur in
der Froschlymphe die Keimung der Milzbrandsporen beffirdert, und
zwar nicht so sehr durch die direkte Wirkung, welche sie auf die-
selben ausübt, als yielmehr durch eine bio-chemische Veränderung,
welche in der Lymphe selbst vor sich geht, wodurch diese ihrebak-
ti^ieDtödtende Kraft verlieren und sich in einen vortrefflichen Nähr-
hod&k verwandeln würde. Diese Umbildung würde schon bei 37^ G
beginnen und bei 50—80® C ihr Maximum erreichen. - Starke Er-
kältung dagegen übt auf die Bakterien tödtende Kraft der Lymphe
gar keine Wirkung aus, denn ich habe dieselben immer unverändert
gefunden, auch nach langem Aufenthalt der Lymphe in Kältemischungen,
wobü die Temperatur bisweilen \0^ unter dem Gefrierpunkte er-
reicht hatte.
Das Licht, welches diese Resultate auf das werfen, was B a u m-
gaTten die „relative Seuchenfestigkeit^^ der Frösche gegen Milz-
brand nennt, ist augenfällig genug, und die Schlüsse dieses Beobach-
ters , sowie die seiner Schüler könnten beim ersten Anblick für voll-
kommen bestätigt gelten.
Es ist in derThat nicht leicht zu erklären, wieMetschnikoff
bei Zimmertemperatur die Keimung von Milzbrandsporen hat be-
obachten können, die er in die vordere Augenkammer von Fröschen
eingebracht hatte, wenn man nicht annehmen will, dass die Kon-
stitution des Humor aqueus von der der Lymphe verschieden sei, oder
dass der Traumatismus an und für sich eine Veränderung hervor-
gebracht habe, wie man sich auch nicht erklären kann, wie bei der-
selben Zimmertemperatur von 17 —20^ C derselbe Forscher die Kei-
mung von Sporen festgestellt haben kann, die er in die Unterhaut-
lymphe im Innern von Säckchen von Binsenmark oder Filtrirpapier
oder Froscbdarm oder unter dem Schutze des feinen Netzes eines
Seidenfadens eingebracht hatte.
Leichter dag^en begreift man, dass Fahren holz die Keimung
der Sporen sowohl m der vorderen Augenkammer als unter der Haut
bei einer Temperatur von 15—26® G hat beobachten können , wenn
man bedenkt, dass er die Frösche in einer Umgebung hielt, deren
Temperatur bei Nadit auf 15^ G fiel, während sie bei Tage gelegent-
lich auf 30—38^ G steigen konnte, also auf eine solche Höhe, dass
die Keimung der Sporen möglich war.
Auch Petruschky sagt, er habe eine bedeutende Entwicke-
lung von MUzbrandbacillen bei Fröschen beobachtet, die er bei 25
bis 30® G hielt; aber auch dies ist schon eine verbältnissmässig
504 ViöMi^
starke Erwärmung f&r Frösche, wobei, wie Baumgarten seilMS^ ul
seiner letzten Arbeit angibt, irgend ein zufälliger umstand genilK^
um jedes Hinderniss für die Vervielfältigung der Keime zu zerstören.
Und es ist in der That bekannt genug, dass milzbrandkranke Fr58cli€»9
wenn sie auf 37<^G erhalten werden, in wenigen Stunden sterbeo,
wobei sie in ihren Geweben und im Blut eine ungeheure Menge
Bacillen zeigen.
(SehloM folgt.)
Vorläufige MittheUnng über einige Fälle von Mycosis
im Menschen.
Von
Dr. Bobs
in
Warnambool, Victoria, Australien.
Nephromycosis aspergillina.
Soweit ich die Litteratur hier übersehen kann, sind Fälle obiger
Krankheit noch nicht beim Menschen beobachtet worden. Es ist mir
innerhalb der letzten 6 Wochen 2 mal gelungen, Sporen von Asper-
gillus, wahrscheinlich Asp. fumigatus, im frisch gelaflsenen
Urin zu beobachten. In dem einen meiner Fälle lässt sich aus den
klinischen Symptomen mit fast absoluter Sicherheit die rechte Niere
als der Sitz des Krankheitsprozesses bezeichnen.
Auch im anderen Falle sdieint die Niere der locus morbi
zu sein.
Die Symptome sind in Kürze folgende. Mr. S., Anstreicher,
kam zu mir mit Klagen, die sehr vieldeutig waren, allgemeine Mus-
kelschwäche, Unlust zur Arbeit etc. Was jeloch meine Aufmerksam-
keit in Anspruch nahm, war die Angabe, dass sein Urin seit 3 Tagen
trübe sei und Blut enthalte.
Er tbeilte mir mit, dass sein Urin beim Stehen einen rothen
Bodensatz absetze. Ich Hess ihn mir Urin bringen und bemerkte
nun, dass derselbe trübe war, wie wenn Lehm in Wasser aufge-
schwemmt wäre. Nach längerem Stehen setzte sich ein flockiger,
rother Bodensatz ab, der Urin war sauer, enthielt Spuren von
Albumen. Das überstehende Fluidum änderte die Farbe vom originalen
schmutzig-lehmartig nicht beim längerem Stehen, wohingegen das
Sediment von Tag zu Tag röther zu werden schien. Nachdem die
Klimax bald erreicht war, nahm die Farbe allmählich ab und ver-
schwand dann ganz. Die saure Reaktion des Urins hielt sich ab-
norm lange.
War der makroskopische Anblick des Urins schon sehr irrelei-
tend zur Diagnose Hämaturie, so war es ein flüchtiger Blick ins Mi-
kroskop noch mehr. Man sah rothe Zellen in allen Formen der Auf-
lösung, Maulbeer-, Stechapfelform etc., selbst Stromazellen und weisse
Torlinfig« ]iitth«Uiuig fiber einig« PlUe von ICycosU im MeoMlMil. 505
SotzeDen schienen vorhanden zu sein. Die yennuthlichen Stroma-
jdleo machten mich zuerst stutzig. Sie bestanden aus einer dicken
Hfiile, leer im Innern. Um die Sache aufzuklären, wurde der Urin
in sterilisirte Beagenzgläser aufgefangen, nachdem der Urinstrahl
die Uretra vorher gereinigt hatte und nun sofort auf Platten ausge-
Im Incubator bei Blutwärme gehalten, entwickelten sich bald
Aspergillas-Kolonieen. Ausserdem fand sich noch eine Anzahl
MQcroorgaDismen, die ich bisher noch nicht im Urin gesehen habe,
obschon ich mich mit der Angelegenheit bakteriologisch längere Zeit
beschäftigt habe; vide Austr. Medical Journal. 1890. Novemb. 15.
Ob Badlluria of Roberts.
Während ich noch mit diesem Falle beschäftigt war, kam ein
Mr. F. zu mir. Sein Arzt, so theilte er mit, hatte die Diagnose auf
NierensteiD gestellt und die Operation angerathen.
Seine Klagen liessen an der Richtigkeit der Diagnose fast keinen
Zweifel aufkommen. Jedoch die Dauer der Anfälle , die Natur der-
sdben und das Urinsediment machten mich behutsam.
Auf nähere Anfragen theilte er mir mit, dass der erste Anfall
vor ca. 3 Jahren aufgetreten sei und ca. 14 Tage dauerte, der
zweite, vor 18 Monaten, dauerte ca. 3 Wochen. In den Intervallen
blieb der Urin mehr oder weniger trübe, der letzte Anfall, unter
dem er laborirte, als ich ihn sah, dauerte 24 Tage. Die Kolik-
anfäUe waren sehr schmerzhaft, der rechte Hoden war in die Höhe
gesogen. Es traten oft Exacerbationen auf, jedoch war er niemals
ganz schmerzfrei. Die rechte Miere war schmerzhaft auf Druck,
ebenso die Ureteren. Die rechte Nierengegend war sehr heiss, er
konnte oft die Wärme durch seinen Rock hindurch fühlen. Im An-
luige des Anfalles trat Erbrechen auf, später hatte Pat. sehr guten
Appetit, jedoch magerte er ab und wurde stets schwächer. Gehen
war in den iDtervallen der Anfälle absolut unmöglich. Im Anfalle
selbst erhielt er Linderung, wenn er das rechte Bein stark flektirte
DDd adduzirte. Er theilte mir mit, dass er bei verschiedenen 6e-
k^nheiten kleinere und grössere Klümpchen entleert habe. Diese
liessen sich leicht zerreiben. Er hatte öfteres Verlangen zu uriniren,
doch musste er oft eine Minute warten, ehe es anfing zu laufen. Der
Urin bot dieselben Verhältnisse dar, wie im ersten Falle.
Ich machte sofort die Diagnose auf Nephromycosis aspergfllina.
Myoelklnmpen den Ureter verstopfend.
Grosse Dosen Belladonna mit etwas Morphium gaben bald Lin-
denmg.
& gelang mir sehr leicht, Reinkulturen zu erzielen.
Der Aspergillus ist sehr pathogen für Kaninchen. Wässerige
Aufschwemmungen in die Vena cava injizirt, tödteten in 48 Stunden.
Koltoren aus dem Herzblute gemacht, blieben steril. Aus Stückchen
7on Leber und Niere wuchsen prachtvolle Rasen.
Herr Thierarzt Desmond von hier hat seit ca. 12 Monaten in
mdsem Laboratorium Untersuchungen über eine Art Tuberculose beim
Hornvieh angestellt. Alle Versuche, entweder Eoch*s Bacillus
oder Actinomyces zu finden, blieben erfolglos. Vor einigen Tagen
506 )ios B , VorUttflge Mittbeiliiiig üb«r einige Fillb von Hyoosift im UttMchen.
sah ich eines seiner Präparate und äusserte meine Vermuthong^ ^
m^e auch eine Aspergillusmykose sein. Er machte danm ^^^^
mein Anrathen Plattenkulturen und entdeckte Aspergillus
einer grossen Anzahl anderer Mikroorganismen. Die Krankheit
hier sehr verbreitet. In einer Ochsenniere fand ich eine Anzahl
scesse, die eine Gelatinesauce-ähnliche weisse Masse enthielten,
skopisch fand ich Aspergillussporen.
Sollte der Prozess beim Menschen ein ähnlicher sein, so möobC^e
eine Operation das einzige Mittel zur Rettung in allen vorgeschrittenen
Fällen sein.
Sollten nicht auch in Europa einige Nephrotomieen, die, obsclion
kein Stein gefunden wurde, in Genesung endeten, auf eine irrigr^
Diagnose hin unternommen worden sein, obschon ich durchaus nioht
abgeneigt bin, anzunehmen, dass Australien das zweifelhafte Vergnügen
hat, Krankheiten eigener Art zu besitzen.
Wir haben hier soviel Eigenthümliches in Fauna und Flora, dass
es nicht überraschen kann, wenn vnr mit in Europa und andersinro
unbekannten Krankheitsprozessen beglückt sein sollten.
Ueber den Weg, die Ursprungsstätte des Aspergillus werde
ich mit Herrn Desmond noch weitere Untersuchungen anstellen.
Pneumonomycosis oidica.
Im Dezember 1889 berichtete ich der Medic. Society of Victoria
(siehe Medical Journal. Melbourne. Dezember 1889) über einen Fall von
Pneumonomycosis , dem ich damals, auf mikroskopische Befunde
allein hin, für bedingt durch Saccharomyces albicans hielt.
Vor ca. 6 Monaten kam eine Patientin, Mrs. D., zu mir mit allen
physikalischen Symptomen einer Echinococcus- Krankheit, der
Konvexität der Leber. Ohne vorherige Probepunktion — da ich
den Sitz nicht genau bestinunen konnte, fürchtete ich die Lunge perforiren
zu müssen — machte ich die Resektion der 9. Rippe unterhalb des
Schulterblattes und drang nun durch dichtes Gewebe tiefer ein.
Probepunktionen mit Pravaz^scher Spritze, nach den verschiedensten
Richtungen hin unternommen, blieben erfolglos. Ich vermuthete da-
her eine Neubildung, doch zur Vorsicht Hess ich die Wunde offen.
Nach einigen Tagen trat blutig gefärbtes Sputum auf, nach weiteren
2 oder 3 Tagen entleerte sich durch die Resektionswunde eine grosse
Masse dicker Flüssigkeit. Zur selben Zeit trat reichliche l^pek-
toration mit Besserung des Allgemeinbefindens aul Da die Patientin
weit von mir entfernt wohnte, Hess ich mir Sputum senden und fand
nun Saccharomyces albicans.
Plattenkulturen lieferten bald Reinkulturen. Li Gelatinestich-
kulturen zeigte er ganz schön die fadenförmigen Auswüchse.
Mikroskopisch untersucht, enthalten diese Auswüchse dieselben
hyphenartigen Gebilde, die ich im Sputum fand. Wenn Sauerstoff
freien Zutritt hat, entwickeln sich die Zellen wie Hefezellen.
Die Kulturen sind sehr pathogen. Eine Au&chwemmung, in die
Vena cava injizirt, tödtet Kaninchen in weniger lüs ^ Stunden. Im
Gegensatz zum Aspergillus, erhielt ich zahhreiche Kolonieen aas
AÜu der BakCariankand« . 507
&richprft{>arateD vom Herzblute. Eine Uumenge findet sich in Leber
■od Nieren.
Da die feineren histologischen Verhältnisse noch nicht näher be-
schrieben sind , werde ich dieses Gebiet weiter bearbeiten. Zugleich
werde ich meine Aufmerksamkeit den Krankheitserscheinungen und
der pathologisch-anatomischen Erforschung der tuberkeläJinlichen 6e-
büde im Hornvieh zuwenden.
Dass durch den Genuss mit Aspergillus- Herden durchsetzten
Fleisches eine Mycosis im Menschen erzeugt werden kann, ist doch
wohl anzunehmen. Jedoch bin ich eher zu der Annahme geneigt,
dass Mensch und Vieh, denselben EinflQssen und Einwirkungen aus-
gesetzt, die Krankheit auf demselben Wege acquiriren.
Im September 1891 findet in Sjdney, New-South-VVales, Australia,
ein interkolonialer medizinischer Kongress statt, und hoffe ich bis da-
hin die Angelegenheit zum Abschluss gebracht zu haben, wenigstens
so weit das histologische Detail in Betracht kommt.
Ende Januar 1891.
Rirftorats.
Fraenkel, €• und Pfeiffer, B«, Mikrophotographischer Atlas
der Bakterienkunde. Lieferung 9 und 10. Tfl. XLII— LI
mit Text. 8«. Berlin 1891.
Die uns vorliegende Lieferung ist dem Cholerabacillus gewidmet.
Wir sehen ihn in Fig. 84 und 85 im Darminhalt des Menschen theils
▼erhiltnissmässig sp&rlich, theils in dichten Schwärmen, und neben
den charakteristisch gebogenen zahlreiche gestreckte Elemente. Ein
8chnitti)rftparat vom Darm einer Gholeraleiche zdgt ihn im Innern
der tubulösen Drüsen zufällig, nicht zwischen Epithel und Basal-
membran, wie man es sonst nach R. Koch häufiger sieht Die
4 nächsten Abbildungen führen das Wachsthum des Vibrio auf der
Gelatineplatte nach 18, 24, 30 und 48 Stunden vor. Die nnregel-
mässig rundlichen, krümelig-brOckeligen Kolonieen mit der Ver-
flOssigungszone und den eigenartigen Lichtreflezen in ihrer Umgebung
sind in vorzüglicher Weise wiedergegeben. Auf Fig. 91-~^93 sehen
wir die Stichkultur in Nährgelatine nach 2 , 3 und 6 Tagen in na-
tOrticher GrOsse. Das relativ langsame Wachsen der Kultur, die zu-
nehmende Verflüssigung und die Bildung der Gasblase im obersten
TheOe des Verfiüssigungstrichters treten anschaulich zu Tage. Es
folgen Abbildungen von Ausstrichpräparaten der Bakterien in^Rein-
kultur, auf Fig. 94 von Nährgelatine , auf Fig. 95 in Bouillon , dort
die Vibrionen meist einzeln oder zu zweien, vielfache Sporen bil-
dend, hier mehr£Eich zu langen Verbänden (Spirillen ?) ausgewachsen.
Fig. 96 zeigt die Geissein, auf einem nach Loef fler gefib*bten Prä-
parat, und zwar meist nur eine an einem Ende des Vibrio. Fig. 97
führt die Involutionsformen vor, wie wir sie in mehrere Wochen
alten BeuiUonkulturen zu sehen bekommmi. Fig^98 endlich führt
I'l
508 ^^*« ^" Bakteri«i>kande. — ToUwath.
eine Reinkultur auf gestärkter Leinwand vor; wir sehen die MilcrO'-
Organismen so dicht gedrängt, als hätten wir ein KlatschpräpAr^t
von einer Kolonie von der Platte vor uns.
Fig. 99—101 fahren den Fink 1er -Prior 'sehen Vibrio vor in
der Kolonie auf der Gelatineplatte, im Ausstrichpräparat in Rein- -
kultur und in der Stichkultur. Die Bilder bringen die Unterschiede
zwischen diesem Stiefbruder des Choleravibrio und dem letzteren
selbst vorzüglich zur Anschauung.
Fig. 102—104 stellen den Vibrio Mets chnikoff dar, dessen
Aehnlichkeit mit dem Koch 'sehen Kommabaciilns allerdings eine
viel grössere ist. Immerhin erscheinen die Formen kQrzer, plamper
und stärker gekrümmt, namentlich im Darminhalt der Taube, während
die Beinkultur auf der Platte auch der geübteste Beobachter von
der des Choleravibrio nicht unterscheiden könnte. Das Wachsthum
in der Stichkultur ist dem des Choleravibrio gleichfalls wohl ähnlich,
nur geht es schneller von statten.
Das letzte Bild der Doppellieferung, Fig. 105, zeigt die Lew es -
sehen Zahnschleim-Kommabacillen , die beluinntlich auch als Gegner
der Koch 'sehen Cholerabacillen ins Feld geführt worden sind, ein
Irrthum, der allein schon durch den Umstand hätte unmöglich ge-
macht werden sollen, dass die Lowes 'sehen Vibrionen auf unseren
Nährböden nicht gedeihen. Eine Verwechselung hätte nur statt*
finden können, wenn man hätte annehmen wollen, dass die Mund-
schleim-Vibrionen plötzlich toll geworden wären, um Cholera zu er-
zeugen und gleichzeitig mit der Virulenz die Fähigkeit bekommen
hätten, auf Bouillon, Gelatine, Agar-Agar, Kartoffeln etc. in üppiger
Weise zu gedeihen. — Der Vollständigkeit halber hätte vielleicht
noch eine Abbildung des De neke 'sehen Bacillus gegeben werden
können.
Die Auswahl der Präparate zeigt das Charakteristische im mor-
phologischen und biologischen Verhalten des Gholeravibrio und seiner
Konkurrenten in einer solchen Vollständigkeit und Schönheit , wie
wir es noch nirgends gesehen haben. Die Ausführung der Bilder
lässt an Schärfe und Klarheit nichts zu virünschen übrig. Der be-
gleitende Text hat die aus den früheren Lieferungen rühmlichst be-
kannte Klarheit im Ausdruck und in der Darstellung.
M. Kirchner (Hannover).
BomMoei, €1^., Sulla virulenza delle capsule surrenali
del coniglio, nella rabbia. (La Biforma med. VI. 1890.
No. 79. p. 471.)
Verf. suchte die Frage, ob in den Nebennieren eine Lokalisation
des Wuthgiftes zu Stande komme, in definitiver Weise zu lösen. Die
Nebennieren wurden Kaninchen entnommen, bei welchen Impfwuth
durch subdurale Injektion von Virus fixe oder durch Impfung mit
Strassenvirus in die vordere Augenkammer ausgelöst worden war.
Alle Kaninchen, die mit einer ans solchen Nebennieren bereiteten
Emulsion infizirt wurden, gingen unter den charakteristischen Er-
scheinungen der Wuth nach! kürzerer oder längerer Zeit zu Grunde,
wobei die Diagnose durch erfolgreiche Weiterimpfung auf Kontroll-
ToUwnth. — Purpura bMmorrhagica. — Thierischo PuruiUn. 50d
tkiere ihre Bestätigung fand. Im Allgemeinen war das durch die
bfektion mit Nebennieren wuthkranker Thiere hervorgebrachte Krank-
hdtsbild ein milderes, verzögerteres, als es bei Verimpfung des Bulbus
erhalCen zu werden pflegt In einzelnen Fällen war die Inkubations-
leit eine längere, als die gewöhnliche, dagegen die paralytischen Er-
gdmouDgen, welche dem Tode vorangehen, von sehr kurzer Dauer.
Ein wesentlicher Unterschied in den Symptomen der mit Nebennieren
eneagten Wuth konnte nicht sichergestellt werden, ob nun die Neben-
BiereD von getödteten oder spontan gestorbenen Thieren herstammten,
ob de anmittelbar oder nach verschieden langer Zeit nach dem Tode
entnommen wurden.
Aus den Ergebnissen seiner Untersuchungen schliesst Verf., dass
die Nebennieren bei Wuth virulent sind und dass diese Virulenz von
einer etwaigen post mortem eintretenden Diffusion des Wuthgiftes
unabhängig ist. Die Milde und der langsame Verlauf der mit Neben-
nieren erzeugten Krankheit lassen sich aus dem — gegenüber jenem
des centralen Nervensystems — geringeren Virusgehalt der Neben-
nieren erklären. Kr dl (Prag).
Hanot, Y. et Luzet» Gh., Note sur le purpura ä strepto-
coques au cours de la möningite c^röbro-spinale
streptococcienne. Transmission du purpura de la
m&re au foe tus. (Archives de m^decine exp^rimentale et d'ana-
tomie pathologique. 1890. No. 6.)
Eine schwangere Frau erkrankte aus unbekannter Ursache an
einer eiterigen Meningitis cerebrospinalis, wurde septikämisch und
bekam während dieser Zeit eine Purpura haemorrhagica an
den unteren Extremitäten. Der intrauterin infizirte Fötus wurde
todt geboren. Die Mutter starb 4 Tage nach dem Auftreten der
Krankheitserscheinungen.
Beim Fötus fanden sich die Ekchymosen nur in den serösen
Häuten und in der ThymusdrQse vor. Dieselben enthielten sämmt-
lich Streptokokken. Letztere wurden auch in der Leber konstatirt.
Bei der Mutter wurden die Streptokokken im Meningealexsudate,
in der Leber, in der Milz und im Uterus nachgewiesen.
Um welche Art von Streptokokken es sich gehandelt hat, wurde
nicht ermittelt.
Bef. vermisst mit Rücksicht auf die Untersuchungen der letzten
Zeit hinsichtlich der Frage nach dem Uebergange von Infektions-
keimen von der Mutter adf den Fötus die Untersuchung der Pia-
centa, namentlich betreffs etwaiger Blutungsherde.
Dittrich (Prag).
Van Beneden, P. J«, Un Nematode nouveau d'un Galago
de la cote de Guin6e. (Bulletin de TAcadömie royale de
Belgique. S6r. UL T. XIX. 1890. p. 389—393. Mit 1 Taf.)
Verf. beschreibt einen neuen Nematoden, der im Darm von
Otolicnus peli Temminck, einem Maki Guinea's, gefunden ist.
Des Verf.'s Ansicht, dass dies der erste helminthologische Fund in
IX. Bd. 33
510 Thieriache Paraslton.
Lemuriden sei, muss Ref. dahin berichtigen, dass Fourment^) eine
Filaria aus Lepilemur und Poirier*) ein Distomum aus
Nycticebus beschrieben hat.
Der Wurm ist 15 mm lang und */4 mm dick; nach der Abbil-
dung zu schliessen, bezieht sich diese Maassangabe aber nur auf das
Weibchen, das Männchen ist etwas kürzer und bedeutend dünner.
Die unbewaffnete Mundöffnung ist endständig und führt in einen
recht musculösen Oesophagus, der sich mit einer bulbösen Anschi^el-
lung gegen den Darm absetzt. Letzterer durchzieht den Körper-
schlauch in gerader Linie und mündet in nicht grosser Entfernung
von der Schwanzspitze nach aussen. Beim Männchen ist der After
noch rechts und links von einem Hautsaume begrenzt, auf dem fönf
Papillen (oder „Chitinrippen^^ meint der Verf.) sichtbar sind, die aber
den Rand des Saumes nicht erreichen. Will man Schneider 's Art
der Gharakterisirung beibehalten, so muss man, da nach ihm die
postanaJen Papillen nicht konstant sind, die Zahl der präanalen an-
geben, die sich in unserem Falle auf drei beläuft. Mit dem After
vereinigt findet man beim Männchen auch die Genitalöffnung. Die
Begattungsstücke bestehen aus zwei sehr langen gleichen Spicolis
und einem bedeutend kleineren accessorischen Stücke. Die weibliche
Geschlechtsöffnung befindet sich ungefähr in der Mitte des Körpers,
vielleicht ein wenig mehr nach hinten zu. Aber auf jeden Fall
scheint sie mir nicht so weit nach hinten zu liegen, dass sie bei
einer femrohrartigen Einstülpung des hinteren Schwanzendes, die
Verf. beim Weibchen mehrfach beobachtet hat, auf den Rand des
durch die Einstülpung entstandenen Trichters oder gar in denselben
hinein zu liegen käme, wie man das aus Analogie schliessen möchte,
da Schneider bei Formen, deren weibliches Schwanzende ein
gleiches Verhalten zeigte (Strongylus hypostomus und in*
vaginatus), die Vulva nicht weit vom After nachweisen konnte
und daher die Vermuthung aussprach, die Einstülpung möchte beim
Begattungsakte einen gewissen Vortheil bieten.
Die Stellung im System muss unserm Nematoden erst noch an-
gewiesen werden, denn zum Oenus Strongylus, dem er von v. Be-
neden als Str. Otolieni zugezählt wird, gehört er jedenfalls nicht
Charakteristisch für die Strongyliden ist vor allem die männliche
Bursa, die geschlossen zu nennen ist und die Schwanzspitze ganz in
sich aufnimmt Auch fehlen die typischen Rippen bei unserer Form
gänzlich; wenn auch die Papillen etwas verlängert sind, so halten
sie mit den Rippen der Strongylus-Bursa doch keinen Vergleich aus.
Ref. meint, wir haben es in unserer Form mit einem neuen Oenus
zu thun. O.Brandes (Halle a S.).
Sagarra, Y., Un caso de distoma hepätico en el hombre.
(Revista de med. y cir. prdct. 1890. No. 22.)
Verf. veröffentlicht eine brieflich an ihn gerichtete Mittheilung
eines seiner vormaligen Schüler über die Krankheit eines 42jährigen
1) Fourment, Soc. de Biologie. Paris 1883.
2) Poirier, Trämatodes noav. (Bulletin soc philomat t. X. Paris 1885-^
1886. pag. 7—8. pl. II.)
ÜntertttehangniMthoden, Instnimente etc.
511
Bauern, die Tier Monate lang allen Diagnoseversuchen getrotzt hatte,
da bei Anasarka, Durst, Appetitlosigkeit, Verstopfung (mit Durchfall
alle 5 — 6 Tage), keinerlei Organerkrankung zu entdecken war und
das leichte Kitzelgef&hl in der Gallenblasengegend keiner Beachtung
verth schien. Da erfuhr der behandelnde Arzt zufällig, dass tin dem
Orte viele Schafe an der Gonvalia zu Grunde gingen, die von
den Armen verzehrt wurden; er untersuchte nun mehrere gefallene
Schafe, und fand, dass die Krankheit von Distoma hepaticum
herrfthrte. Der Kranke erkl&rte auf Befragen, dass er öfters von
solchem Fleische gegessen hätte und erhielt nun während einer Ver-
stopfangsperiode Ricinusöl, worauf denn auch in dem reichlichen
galligen Stuhlgange vier deutlich ausgebildete Distomen gefunden
worden, von denen ein Exemplar an Verf. (Professor der Operations-
lebre) zur Untersuchung geschickt, als Distoma hepaticum er-
kannt and als mikroskopisches Präparat aufbewahrt wurde. Unge-
achtet der Kranke sich sowohl nach spontaner Diarrhöe, als nach
AbfQhrmitteln erleichtert fQhlte, nahmen allmählich doch das Ana-
sarka, die ikterische Färbung, die Stomatitis ulcerosa immer mehr
zu, bis schliesslich nach 18 Monaten, unter den Erscheinungen des
Langenödems, der Tod eintrat. Dieser Fall scheint der erste in
Spanien beobachtete oder doch als solcher erkannte Fall von Leber-
c^linfektion beim Menschen zu sein. Sentinon (Barcelona).
SoBÜrworth , E. H., A new Hollyhock disease. (Journ. of
Mycology. Washington. Vol. VI. 1890. No. H. p. 45—50. PI. III.)
Eine neue Malvenkrankheit ist seit 5—6 Jahren in New- York,
New-Jersey, Washington beobachtet worden, welche alle Theile der
Gartenmalven befällt und diese gänzlich zu Grunde richtet. Die ür-
Mche der Krankheit ist ein Verwandter des Colletotrichum
Lindemuthianum (Sacc. et Magn.), welcher die bekannte Flecken-
krankheit der Bohnen erzeugt. Verf. beschreibt ihn unter dem Namen
Colletotrichum Althaeae n. sp. Ludwig (Greiz).
Krefeld, 0., Recent investigations of smut fungi and
smut diseases (1. c. p. 59—71.)
Abdruck des hier schon besprochenen Aufsatzes aus den Nachr.
aus d. Klub d. Landwirthe zu Berlin No. 220—222. Forsetzung.
Ludwig (Greiz).
Untersuchungsmethoden, Instrumente etc.
Heller, J., Der Harn als bakteriologischer Nährboden.
(Berl. klin. Wochenschr. 1890. No. 39.)
Gründe der Sparsamkeit und angebliche Mängel der Fleisch-
wasserpeptongelatine, vor allem die Langsamkeit der Präparation der
letzteren, welche das Eindringen zahlreicher und schwer zu vernich-
tender Keime in die Gelatine gestattet, die Nothwendigkeit und
38»
512 SchotzimpAiog, kiUutl. Infokttonskraokheitoni Entwickeliiiigaheiiiiiniiig «te.
Schwierigkeit der Filtration, welche sehr zeitraubend ist, haben
veranlasst, statt des Fleiscbwassers den Harn zur Herstellung
Nährgelatine zu verwenden, der billig und in seiner Zusammensetza ;
derjenigen des Fleischwassers verwandt ist. Er ist in sterilisirtexa
Gefässen aufgefangen, als keimfrei zu betrachten, hat den grosft^D
Vorzug, eiweissfrei zu sein und ist leicht zu neutralisiren. Ausseir^
dem ist er bekanntlich ein guter Nährboden für Bakterien. H. ^katg%
Harn in sterilisirten Gefässen auf, bringt sein spezif. Gewicht dorcb
Verdünnen mit Wasser auf 1010, macht ihn schwach alkalisch dorolm
Sodalösung und filtrirt ; dann setzt er 1 7o Pepton , 1 7o Kodisal^,
5— 10®/o Gelatine oder 1— 2^/o Agar-Agar, wenn erforderlich Gly-
zerin, Traubenzucker u. dgl. m. hinzu, kocht, filtrirt, füllt den N&hr-
boden in Gläschen und sterilisirt Eine einmalige Sterilisation ge*
nOgt. Will man ganz besonders gut entwickelte Kulturen erzielen,
so kann man durch Thierkohle einen Theil der Hamfarbstoffe ausfällen.
H. fand seinen Nährboden sehr haltbar und entschieden durchsich-
tiger und klarer, als die Fleischwasserpeptongelatine.
Verflüssigung und Farbstoflfbildung in Harngelatinekulturen geht
ebenso vor sich, wie in der bisher üblichen Gelatine, ebenso ist die
äussere Form der Kolonieen und Kulturen die gleiche. H. züchtete
5 verschiedene Schimmelpilzarten, mehrere Hefen, 6 saprophytische
und 8 pathogene Bakterien auf seinem Nährboden, die alle vorzüglich
gediehen, die letzteren, wie H. besonders hervorhebt, ohne ihre Viru-
lenz einzubüssen. W'eniger gut gediehen einige Bakterien insofern,
als z. B. der B. violaceus seinen Farbstoff, der B. fluorescens
seine Fluorescenz auf der Harngelatine nicht in der bekannten üppigen
Weise zeigten. Tuberkelbacillen gediehen auf dem Hamnährboden
sehr kümmerlich, die Züchtung des Gonococcus misslang völlig.
H. empfiehlt mit Recht weitere Versuche mit seinem Nährboden und
schliesst seine Arbeit mit der gewiss allseitig gebilligten Mahnung:
„Ist der Harn ein guter Nährboden für fast alle Infektionsträger, so
ist sorgfältige Desinfektion des Harns bei allen Infektionskrankheiten
eine hygienische Forderung.^^ M. Kirchner (Hannover).
8«hiüi, H. X., Die Bereitang der Nfthrmedien f&r MUcroben. (Wratsch. 1891. No. 1—3.
p. 8—4, 87—38; 68—66.) [Bussiscb.J
Schutzimpfung , künstliche Infelctionslcranlchelten , Entwick-
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc.
Lubarsch, O«, Untersuchungen über die Ursachen der
angeborenen und erworbenen Immunität. (Sep.-Abdr.
aus der Zeischrift für klinische Medicin. 163 S. Berlin 1891.)
Die umfangreiche Abhandlung besteht aus einer historischen Ein-*
SelmUlmp^uogi künstl. InfektiotiskrtokheUen, KiitwickelongAliammtlog etc. 5lä
latang, einem allgemeinen kritisch-experimentellen und einem spe-
siell-ezperimentellen Theil.
In dem historischen Theil gibt L. nach einigen Gitaten aus
Altertham und Mittelalter einen kurzen Ueberblick über die Hypo-
thesen, welche in neuerer Zeit Ober das Zustandekommen der ange-
borenen nnd der erworbenen Immunität aufgestellt worden sind. In
dem zweiten Theil unterzieht er die hauptsächlichsten dieser Hypo-
thesen — Verf. bezeichnet sie durchweg als Theorieen — einer noch-
maiigeo, ausführlicheren, kritischen Besprechung, wobei er auch eigene
dieabezQgliche Experimente anfahrt, die sich indes grösstentheils auf
Wiederholung resp. Nachprüfung der Versuche anderer Autoren be-
schränken; die eigenen Versuche von L. beziehen sich übrigens aus-
schliesslich auf den Milzbrand.
Zunächst bespricht der Verf. die Erschöpfungstheorie
(Pasteur, Klebs). Bereits vor einiger Zeit hat Bitter nach-
gewiesen, dass bei Milzbrand, Schweinerothlauf, Hühnercholera von
dner Erschöpfung des Nährbodens im infizirten Thierkörper nicht
die Bede sein kann. Die Versuche mit Milzbrand hat nun L. wieder-
holt, zum Theil an anderen Thierarten, und ist zu demselben Resultat
gekommen, wie Bitter. Auch im lebenden, mit Milzbrand infizirten
Thiere sah er Milzbrandsporen zu Bacillen auswachsen.
Im Anschluss an die Erschöpfungstheorie bespricht L. die neuer-
^ngs namentlich von Baumgarten und seinen Schülern (Pe-
iTuschky, Braem) vertretene „A ssimilationstheorie'^
Die Versucbsergebnisse Braem 's, dass sporenhaltige Milzbrand-
bacillen in Wasser und 0,6 ^/o Kochsalzlösung verbal tnissmässig
rasch (in etwa 12 Tagen) untergehen, konnte L. nicht bestätigen;
in seinen Versuchen waren selbst nach Verlauf von 2 Vi Monaten
im Wasser noch ungefähr die Hälfte der eingebrachten Sporen vor-
handen, in der Kochsalzlösung war überhaupt keine Abnahme zu
konstatiren. Verf. führt dann näher aus, dass sich die Milzbrand-
bacillen im lebenden Froschkörper durchaus anders verhalten, wie
in nahrungsarmen Medien u. ähnl. m., dass es jedoch auch beim
Milzbrand nach seinen Versuchen einen Fall gibt (Ascidien), für den
Baumgarten 's Auffassung völlig zuzutreffen scheint
Alsdann werden die „localistische*^ Theorie (Buchner,
Wolffberg), die Leukocytentheorieen (Metschnikoff,
Ribbert), die Anpassungstheorie (Orawitz) und die
^cellulär-chemischen'^ Theorieen kurz besprochen. Zu den
letzteren rechnet Verf. merkwürdigerweise auch die Anschauung,
dass die bakterientödtenden Eigenschaften des zellenfreien Blut-
serums für die Erklärung der Immunität in gewissen Fällen ver-
wendet werden könne. Die Anhänger dieser Anschauung nehmen
eine bakterientödtende Wirkung der Zellen gar nicht an, man
kann daher diese Theorie nicht zu den „cellulär - chemischen*^
zählen.
Verf. wendet sich weiter zu der Retentionstheorie(Ghau-
veau, Wernich); er schliesst sich hier der früher von Flügge
aasgesprochenen Ansicht an, dass in den Körpersäften lösliche Stoffe
5l4 dchntsimpfung, kfinstl. iDfoktionskranktieiteD, Eotwickelaofts^emmiiiig db.
wohl nicht so lange im Körper zurückbehalten werden könnten,
dies zur Erklärung der langen Dauer des Impfschutzes nöthig
L. meint, dass durch diese Ueberlegung die Retentionshypothese
„unter allen Umständen ihren Todesstoss empfängt'* (S. 47). Indes
ist das nicht sein letztes Wort in dieser Angelegenheit. Denn in
einem Nachtrage zu der vorliegenden Arbeit, welcher sechs Mon&te
später datirt ist, als diese, bezeichnet er die neuen Entdeckungen
von Behring und Kitasato auf dem Gebiete der Immunitätslebre
als „eine fundamentale Thatsache, welche die Retentionshypothese
zum entscheidenden Siege zu führen scheint'* (S. Iö2).
Unbefriedigt von den bisher aufgestellten Hypothesen, wendet
sich L. nunmehr in dem dritten Theil seiner Arbeit dazu, den Milz-
brand — als eine der bestgekannten Infektionskrankheiten — bei
empfänlichen, sowie bei natürlich und künstlich immunen Thieren
näher zu untersuchen. Hierbei definirt er als absolut immun den-
jenigen Organismus, „in welchem eine Vermehrung der eingedrungenen
Infektionserreger nicht stattfinden kann"^^) (S. 50).
Diese Definition ist offenbar unzureichend. Denn der Begriff
der Immunität war nicht nur, wie L. anführt, ursprünglich ein
klinischer, sondern er ist es, dem allgemeinen Sprachgebrauche
zufolge, auch heute noch: nicht, ob die eingedrungenen Infektions-
erreger sich vermehren, sondern ob der Organismus in Folge des
Eindringens derselben erkrankt, ist das Wesentlicha Auffallender*
weise widerspricht aber L. selbst an einer späteren Stelle der yor-
liegenden Abhandlung jener eigens von ihm aufgestellten Definition
völlig; denn auf S. 119 stellt er vier Möglichkeiten für die Immu-
nität gegen Milzbrand auf, von denen nur die erste darin besteht,
dass sich die im Thierkörper eingedrungenen Bacillen nicht ver-
mehren.
Lubarsch bespricht dann zunächst einige Schutzvorrichtungen,
durch welche der thierische Organismus an den Invasionsstätten der
pathogenen Mikroorganismen das Eindringen derselben unter Um-
ständen zu verhindern vermag. Diese Vorrichtungen (Plattenepitbel
der Mundhöhle, Säuregehalt des Magensaftes etc.) fasst er unter der
Bezeichnung „lokale Immunität'^ zusammen. Ausführlicher beschäftigt
er sich mit der Infektion von der Lungenoberfläche und von der
Hornhaut aus. Auf welchen Gründen die thatsächlich bestehende
Schwierigkeit, Thiere von den beiden letztgenannten Stellen aus mit
Milzbrand zu infiziren, beruht, vermag L. nicht mit Sicherheit zu
entscheiden. Im Anschlnss hieran werden einige Versuche über den
Einfluss der Entzündung, Eiterung und Nekrose auf die Infektion mit
Milzbrand mitgetheilt.
Weiterhin folgt eine ausführliehe Besprechung des Milzbrandes
bei den verschiedenen Thierklassen : bei Wirbellosen, Fischen, Am-
phibien, Vögeln, Ratten, Katzen, Hunden, beim Menschen und schliess-
lich bei den absolut empfänglichen Thieren (Meerschweinchen, weissen
1) Als relatir iramnn beseichnet L. denjenigen Organismus, in welchem ifSwar
lolial eine beschrftnkte Vennehrung der Infektionserreger stattfinden kann, ohne dass et
jedoch SU einer AUgemeinerkranknng kommt".
dchvtnniFtiinjf, kBostl. InfektionskrankheUen, feiitwick«inogftheininaDg eio, 5l&
Mäiseii, manchen Kaninchen). Eine ausführliche Inhaltsangabe dieses
Abschnitts würde die Ausdehnung dieses Referats zu sehr vergrössern;
aoch bringen die Versuche und Erörterungen des Verf.'s nur wenig
Neues. Die im Laboratorium der zoologischen Station in Neapel an-
gestellteii Versuche mit Ascidien, Torpedos und Haifischen bat Verf.
s. Th. bereits früher in diesem Centralblatt Bd. VI. (1889. S. 530 ff.)
poblizirt. — Auch in diesem „speziell-experimentellen'* Theile finden
wir übrigens durchaus nicht nur Beobachtungen und Versuche, sondern
wiederuni, wie in den fr&heren Abschnitten, längere kritisch-polemische
Auseinandersetzungen, die sieh naturgemäss nicht in Kürze wieder-
geben lassen.
Nach einigen Betrachtungen über die „Theorie der Milzbrand-
krankheit'^ folgt dann ein nochmaliger längerer Exkurs über die
Phagocytose. L. kommt schliesslich zu der Ansicht, dass in der-
selben eine wesentliche Ursache der Immunität nicht zu sehen
sei, doch könnte die Phagocytose „hie und da von Bedeutung für
die Vernichtung der Bakterien sein, wenn dieselben bereits ausser-
halb der Zellen durch die Zellen in einen Zustand versetzt sind, in
dem sie ausser Stande sind, die Zellen zu schädigen, und wenn
auch innerhalb der Zellen die Stofifwechselvorzüge derselben eine
^eiterentwickelung der Bakterien verhindern''.
Weiterhin bespricht L. die — bisher nicht mit Sicherheit fest-
gestellte — Bedeutung der Milz fQr die Immunität und wendet sich
acUiesslich zu den bakterientödtenden Eigenschaften des Blutserums.
Flügge hat bekanntlich nachgewiesen, dass das Blut eines mit Milz-
brand infizirten Kaninchens bereits zu einer Zeit seine bakterien-
tddtende Eigenschaft verliert, zu welcher in den grossen Gefässen
Bacillen noch nicht nachweisbar sind. L. hat diesen Versuch mehr-
mals und stets mit dem gleichen Resultat wiederholt. Er ging dann
weiter daran, das Verhalten der bakterientödtenden Wirkung des
Blutserums bei immunisirten Thieren zu untersuchen. L. experi-
mentirte an einigen Kaninchen und zwei Hammeln, hatte jedoch öfters
Mißerfolge; so starben manche Kaninchen bereits nach der Impfung
mit Vaccin II, der eine Hammel sogar schon nach der Impfung mit
Vaeein I (wahrscheinlich in Folge starken Blutverlustes bei der Blut-
entnahme). Aber auch in den übrigen mitgetheilten Versuchen wurde
eine dauernde Immunität fast nie erzielt; sie sind ausserdem an
Zahl 80 gering, dass aus ihnen, wie auch Verf. selbst zugibt, sichere
Schlosse nicht gezogen werden können ; doch ergibt sich in den meisten
Versuchen eine mehr oder minder starke Vermehrung der bak-
terientödtenden Kraft des Blutes nach der Impfung mit den Vaccins
und besonders, nachdem die mit den Vaccins behandelten Thiere
schliesslich mit virulentem Milzbrand geimpft wurden. In den Ver-
suchen mit Hammelblut zeigte sich nach der Impfung mit Vaccin II
gleichzeitig mit der Zunahme der bakterientödtenden Wirkung des
Blutserums auch eine erhebliche Vermehrung der Alkalescenz des-
sdben.
Auffällig sind die sich völlig widersprechenden Ansichten,
welche L. Qber die Bedeutung der bakterientödtenden Eigenschaft des
Blates äussert. Bereits in seiner oben citirten, in diesem Centralblatt er-
5ig Schutzimpfung, künstl. Infektionskraukiieiten, fentwicketnogstiemmüDg etb.
BchieDenen Arbeit bat er einige Versuche mitgetheilt, wonacb die
MilzbrandbacilleD , welche genügt, um Kaninchen und Katzen
intravenöser Injektion zu tödten, erbeblich kleiner sein kann, als die-
jenige, welche das extravascuiäre Blut derselben Thiere zu vernichtesm
im Stande ist. L. scbliesst hieraus (1. c. S. 491), dass, wenn das
circulirende Blut dieser Thiere überhaupt bakterientOdtende Eigen-*
Schaft besitze, was er nach keiner Richtung hin bestreiten wolle*
diese Eigenschaft weit geringer sein müsse, als beim extravascul&rexm
Blute. Ref. hat bereits an anderer Stelle (Zeitschrift f. klin. Bf edL.
Bd. XVIII. S. 66 Anmerk.) gezeigt, dass ans den Versuchen von L. jener*
Schluss durchaus nicht mit Nothwendigkeit gezogen werden mass.
In dem Nachtrag zu der vorliegenden Arbeit erklärt nun L. gegen-
über den vom Ref. erhobenen Einwänden: „Diese bakterientOdtende
Eigenschaft des circulirenden , nun gar zellfreien Blutes ist bis
jetzt durch nichts bewiesen^^ (S. 150). Ebenso äussert er sich in
einer kurz vorher in den „Fortschritten der Medizin*' erschienenen
Publikation (cf. das Referat in diesem Gentralblatt. Bd. IX. No. !>•
Dagegen lesen wir noch auf S. 59 der vorliegenden Arbeit: „Ich
habe ja speziell für Kaninchen und Katzen nachgewiesen, dass vom
lebenden Blute selbst 2—3000 Bacillen vernichtet werden können.'* —
Der Verf. glaubt das Qesammtergebniss seiner Arbeit in folgende
Sätze zusammenfassen zu können:
„1. Die angeborene absolute Immunität kann auf dem Mangel
an assimilirbarem Nährmaterial beruhen (Ascidien).
2. Sie kann aber auch bewirkt sein durch eine Reaktion seitens
der Körperzellen, welche durch den Reiz der eindringenden Orga-
nismen ihre antiparasitären Eigenschaften in verstärktem Maasse ent-
falten (Frösche, graue Ratten, Hunde u. s. w.)
3. Bei der relativen, natürlichen Immunität wird die Verstärkung
der antiparasitären Zelleigenschaften erst durch eine ausgedehnte
lokale Vermehrung der eingedrungenen Bakterien erreicht. Zwischen
dieser Immunität und der absoluten Empfänglichkeit bestehen allerlei
Uebergänge.
4. Die erworbene Immunität wird durch die chemischen Stoff-
wechselprodukte der Bakterien in Gemeinschaft mit Zellprodnkten
erzeugt.
5. Durch die Bildung dieser Stoffe wird eine totale Umwandlung
des Stofilwechsels der 2Sellenterritorien erreicht, welche jedesmal ihren
Höhepunkt zu erreichen scheint, wenn die virulenten Bakterien der
gleichen Art von Neuem eindringen.*^ R. Stern (Breslau).
Strans, Chambon et IMnard, Recherches exp^rimentales
sur la Vaccine chez le veau. (La Semaine möd. 1890. No. 57.)
Die Verff. stellten seit zwei Jahren Untersuchungen über die
Impfpocken beim Kalbe an, bei denen sie zu einigen bemerkens-
werthen Ergebnissen gelangten.
1. Impfung der Vaccine in die Hornhaut. Sie impften mit
einer mit Lymphe beschickten Lanzette in die Mitte der Hornhaut
eines Kalbes, nachdem das Auge unmittelbar vorher cocalnisirt worden
war. Der Stich drang nur ins Epithel und die dicht darunter liegen-
Seiiiitmipfniig, kfinstl. tofektionskrankheiten^ kntwickelungslieininuog eie. 5l?
Hornhaatschichten ein. Nach 6—7 Tagen wurde das Hornhaut-
eentram trübe, Id den nächsten Tagen breitete der Fleck sich aus,
^Qcfazeitig entstand eine lebhafte Conjunctivalreizung , Lichtscheu
«ad ünrahe. Dieselbe Operation mit derselben Lymphe verlief bei
eisem Kalbe, das schon früher durch Hautimpfung immun geworden
waxj ohne jede Reaktion. 3 Kälber wurden in der beschriebenen
Weise in die Hornhaut geimpft, alle mit nachfolgender Homhaut-
eatzQndung. Hierauf wurden sie nochmals in die Haut des Bauches
geampft, und zwar das eine nach 28, das zweite nach 25, das dritte
nach 12 Tagen. Nur bei dem dritten war die zweite Impfung von
Erfolg. Die Homhautimpfung ist also im Stande, die Thiere immun
tu machen, allerdings langsamer, als die Impfung von der Haut aus.
Die Impfung in die vordere Augenkammer, welche eine lebhafte
Rq^bogen- und Hornhautentzündung erzeugt, wirkt ebenso sicher
und fast ebenso schnell, wie die subkutane Impfung.
2. Intravenöse Injektion der Kuhpockenlymphe. Chauveau
hat bekanntlich gefunden, dass die intravenöse Einspritzung der Kuh-
pockenlymphe beim Pferde ebenso sicher immun macht, wie die Haut-
impfdng, nicht aber beim Rind. Die Verff. dagegen wiederholten den
Versuch bei 4 Bindern mit positivem Ergebniss. Sie wendeten von
2 — 3 ccm bis zu einem Bruchtheil eines Tropfens an und vermieden
jede Berührung des Zellgewebes in der Umgebung des Gefässes. Die
nach 10, 15 bezw. 20 Tagen nach dieser Operation vorgenommene
\mphmg von der Haut aus war bei allen 4 Bindern erfolglos.
3. Transfusion von Kälberblut auf der Höhe der Euhpocken.
Hierüber liegen schon frühere Untersuchungen vor, jedoch mit
widersprechenden Ergebnissen, ühauvean nahm von 2 Pferden,
wdche eine sehr seltne Pockeneruption zeigten, 1000 bezw. 500 g
Blut und spritzte es 2 jungen und gesunden Pferden in die Adern.
Die Ergebnisse waren negativ, und die später vorgenommene Haut-
impfung war bei beiden Pferden von Erfolg. M. Baynaud entnahm
einer Ziege auf der Höhe der Eruption am 6. Tage 250 g Blut und
brachte es einem Kalbe in die Drosselader. 14 Tage später impfte
er das Kalb zur Probe, doch ohne Erfolg. Später muss Baynaud
entgegengesetzte Erfahrungen gemacht haben, denn er schrieb: „Die
Transfosion von Impfblut in selbst massigen Mengen hat in der Mehr-
zahl der Fälle keine Impf Wirkung; nach wie vor der Transfusion
bMbt das Thier empfänglich für die Impfung.^'
Die Verff. verfuhren folgendermaassen : Sie banden die beiden
Kälber auf dem Impftische fest und führten ein Glasrohr in die
Carotis des einen und ein zweites in die Jugularis des gesunden
Kalb^L Beide Bohren wurden durch ein Kautschukrohr von 1 m Länge
und etwa 1 cm Durchmesser mit einander verbunden. Die Kanülen
und das Bohr wurden unmittelbar vorher sterilisirt, und die Operation
wurde so antiseptisch wie möglich ausgeführt. Um die Menge des
tiansfundirten Blutes zu bestimmen, wurde das erste Kalb vor und
nach der Transfusion gewogen. Beim ersten Versuch wurden von
einem Kalbe, das sich am 7. Tage der Impferuption befand, 350
— 400 g Blut auf ein gesundes Kalb übertragen. Dieses wurde
5l8 ^cbutzimpi^ong, kflnstl. infektionskrunklieiten, iSntwickeioilgshemiDilog aic
14 Tage später in der gewöhnlichen Weise geimpft und bekam
regelrechte Pockeneruption.
;: Bei 3 anderen Versuchen wurde die Transfusion mit viel
sehnlicheren Mengen Blut gemacht (4 kg, 4 — ö kg, bezw. beinahe^6
Die Kälber ertrugen den Eingriff gut, und die nach 2 — 3
gemachte Hautimpfung blieb ohne Resultat Wenn also die
fusion von Erfolg sein soll, so muss sie mit sehr ansehnlichen
mengen gemacht werden.
4. Transfusion von Blut von einem nach Impfung immimeJi
Kalbe auf ein anderes. Von einem Kalbe, das am 2. IV. 1890 wxmIC
Erfolg geimpft worden war, wurden am 16. V. 1890 6Vt kg
einem gesunden Kalbe, dem kurz vorher ein Aderlass von etwa 3
Blut gemacht war, in die Ader gespritzt. Es überstand den Elia^
griff. Am 13. VI. wurde es in die Haut geimpft, und zwar mit Er-
folg. Also selbst eine so kolossale Trtinsfusion von immunem Blix^
vermag die Immunität nicht mit zu übertragen.
6. Hautimpfung mit filtrirter Knhpockenlymphe. Verfl. ver—
mischten 5 ccm frisch gesammelter K&lberlymphe mit ebensoviel
steriler Bouillon und filtrirten dies Gemisch mit Hülfe der Luftpumpe
durch ein Gypsfilter. Sie injizirten dann 4 ccm des Filtrats einem
Kalbe ins Dnterhautzellgewebe ; es erfolgte keine lokale Reaktion und
die 11 Tage später gemachte Hautimpfung war erfolgreich. Ob der
Schluss, dass die subkutane Injektion keinen Impfschutz verleiht, den
die Vei^. aus diesem Versuche ziehen, richtig ist, und ob nicht an-
zunehmen ist, dass dieser Impfschutz aoch eingetreten wäre, wenn sie
länger gewartet hätten, erscheint dem Ref. doch der Erwägung werth.
[Soc de BioL 20. Xn. 1890.] M. Kirchner (Hannover).
Etemod, A. et Hacciers, Ch.^ Note sur des recherches con--
cernant la variolo-vaccine. (La Sem. m6d. X. 1890. No. 58.)
Bei den Versuchen, welche die Verff.mit Ueberimpfung von
Menschenpocken auf Kälber gemacht haben, sind sie, ebeoso wie
Fischer in Carlsruhe, zu der Ueberzeugung gelangt, dass die Men-
schen- und Kuhpocken durch dasselbe Virus erzeugt werden. Sie
schabten die Haut an der Bauchfläche in der Ausdehnung von meh-
reren Q cm ab, wuschen die Stelle gehörig und ritzten die entblösste
Oberfläche vermittelst eines mit dem Virus beschickten Spatels, ganz
so, wie es Fischer zu thun pflegt. Das Pockengift, welches sie
anwandten, war von verschiedener Abstammung. Ein Impfstamm
rührte von schwarzen Pocken her, ein anderer von konfluirender Va-
riola, auch einfache Pocken benutzten sie zur Abimpf ung.
Das erste Mal erhielten sie jedesmal nur wenige Pusteln an Ort
und Stelle von wenig typischem Aussehen. Wurde von diesen weiter
geimpft, so ergab schon die zweite und noch mehr die dritte Grene-
ration mehr und mehr typisch werdende Pusteln. Schon von der
dritten Generation ab würde nach Ansicht der Verff. auch ein ge-
wiegter Spezialist diese Pusteln von echten Kuhpocken nicht haben
unterscheiden können, i ie mit Menschenpocken geimpften Thiere
wurden zur Kontrolle mit Kuhpocken nacbeeimpft, sämmtlich ohnq
Erfolg. Die Verff. stellen folgende Sätze auf:
f Scbatzunp^ODg, kttnstl. tnfektioRskrankheiteo, ^Üntwickelaogsliemmung etc. 5ld
1. ,^ie Variola kann mit Sicherheit auf Rinder überimpft werden,
wenn ein gatea Impfverfahren angewendet und das Virus zu einer
geeigoeteD Zeit gesammelt wird/^
2. „Die Impfung der Variola auf das Kalb stellt eine werthvoUe
Quelle von neuen Stammen für die thierische Lymphe dar. Dies
kann eine grosse praktische Bedeutung haben, nicht nur für die
Impfanatalten Europas, sondern auch für die heissen Länder, wo
die Pocken leicht endemisch werden und wo die Generationen der
Vaccine die Neigung haben, schnell zu verderben/'
3. „Auf das Kalb überimpft, verwandelt sich die Variola in die
Vaccine im Verlauf einiger Generationen dadurch, dass sie den Körper
des Thieres passirt. £s gibt keine Dualität/'
4. ,,Unsere praktischen Schlussfolgerungen würden die Ansichten
bestätigen, welche Depaul 1853 der Pariser Acad^mie de M6decine
vorgelegt hat" M. Kirchner (Hannover).
BeBU»!, L.9 e Bnsso Travali, G.» Risultati statistici delle
vaccinazioni antirabiche nelT Istituto di Palermo.
(La Riforma med. VI. 1890. No. 115. p. 686.)
Verff. bringen eine wohlgeordnete Statistik der während des
dritte Institutsjahres präventiv behandelten Lyssafälle, welch' letztere
trotz der namhaften Frequenzsteigerung ausnahmslos mit gutem Er-
folge verliefen. Erwähnenswerth ist ein Fall von nicht experimen-
teller Wuth bei zwei jungen Kaninchen, die sie wahrscheinlich durch
Batteübbs acquirirt hatten. Kr 41 (Prag).
Bmsehettini 9 Alexander, Sur la mani^re dont se com-
porte le virus de la rage dans le vide et dans plu-
siears gaz. (Annale« de Micrographie. T. III. No .1. Octobre 1890.)
Es war bisher unbekannt, in welcher Weise sich das Virus der
ToUwath im luftleeren Baum und in einigen Gasen verhält, was so-
wohl dafür von Wichtigkeit ist, dass neue Eigenschaften von ihm ent-
deckt werden, als auch dafür, dass man daraus sein Wesen abzu-
leiten im Stande ist. Denn der Verfasser, welcher eine andere Mög-
lichkeit, als die, dass dem Virus ein Mikrobion zu Grunde liegt, gar
nicht erwähnt, erwartet auf diese Weise die Frage zu lösen, ob es
sich um einen aeroben oder anaäroben Mikroorganismus handelt, und
in welcher Weise sich die Abschwächung nach der Pasteu raschen
Methode vollzieht.
Die einzige über diesen Gegenstand handelnde Arbeit von D e B la s i
und Bu SRO Travali hat zum Ergebniss, dass die Abschwächung des
Giftes der ToUwuth allein durch die Temperatur zu Stande kommt,
doch vermisst der Verl an der Methode die erforderliche wissenschaft-
liche Schärfe und weist nach, dass De Blasi und Russe Travali von
der falschen Voraussetzung ausgingen, dass die Einwirkung des Queck-
silbers (zur Absperrung der Luft) bei gewöhnlicher Temperatur und bei
55° die gleiche sei. Der Verf. wählte zu seinen Versuchen Emulsionen
von Rückenmark an ToUwuth verendeter Kaninchen in gleichen Theilen
Glycerin und Fleischpeptonbouillon , von denen eine Partie der
Röhrchen zur Kontrolle einfach mit Watte verschlossen wurde, wäh-
rend eine andere, mit doppelter Oeffnung zum Stadium der
schiedenen Gase benutzt wurde. Um die Luft Tollständig aas
Emulsion zu vertreiben, wurden die Oase eine halbe Stunde
hindurch brodeln gelassen und dann beide Oeffnungen zugeschmolzei
Die verwendeten Gase waren Wasserstoff, Stickstoff, Kohlens&ai
welche auf gewöhnliche Weise, die noch näher beschrieben wird, dar—
gestellt wurden. Zu dem Versuch in luftleerem Raum wurde di^
Luft aus dem entsprechend hergestellten Gefäss soweit mittelst einer*
Quecksilberluftpumpe ausgepumpt, dass die Flüssigkeit schon darcb
die Wärme der Hand kochte. Mit den auf diese Weise behandelteoi
Stoffen, sowie mit den zur Kontrolle aufbewahrten Emulsionen worden
dann Impfungen an Kaninchen gemacht, ebenso auch mit in dieser
Weise behandelten, aber im Brütofen bei verschiedener Temperatar-
gehaltenen Emulsionen. Aus den Resultaten derselben zieht der Verf.
folgende Schlüsse:
I. In Wasserstoff, Stickstoff und im luftleeren Raum bewahrt das
Gift der Tollwuth seinen pathogenen Charakter während einer ver-
hältnissmässig langen Zeit
IL In Kohlensäure ist das Gift vollständig nach 13 Tagen zerstört.
IIL Das Verschwinden der pathogenen Eigenschaft unter dena
Einfluss der Kohlensäure ist nicht durch Abschwächung bedingt,
sondern durch eine Zerstörung des Virus.
IV. In Wasserstoff bewahrt das Gift der Tollwuth seine Virulenz
selbst bei einer Temperatur von 35® während 5 Tagen.
V. Im Allgemeinen ist die Temperatur die Hauptursache der Ab-
schwächung des Virus der Tollwuth. Migula (Karlsruhe).
Neue Litteratur
znsanuMiigesteltt von
Db. AbTEÜB WtlBZBÜSOy
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Bakteriologie und Farasitenkunde.
In Yerbindiuig mit
08L M. M Dr. LenM di ProfiM Dr. Lndllfir
lA Lilpiic In GnUkwald
hflmuge^ebeii Ton
Dr. O. TTlilvoriii in CaiSseL
-M-
Verlag yon Gustav Fischer in Jena.
Du Band, -o- Uen», den 23. April 1891. -«- No« 18»
Pnit fir dfln Band (86 VvmBMni) 14 Hark.
J&hrlich ersebeiuen swei Bind«.
Za bttsiehen durch alle Bachhaudloogen and PosUnstalten. |«*-
Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten-
kund^ richtet an die Herren Äßtarbeiter die ergebene Bitte , etwaige
Wünsche utn lA^erung van besonderen Abdrücken ihrer Auf"
eäize entweder auf das Manuskript sehreiben zu wollen oder
direiki an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen
zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später
eingehende Wünsche berücksichtigen zu kännen.
Original -Mittbeilungen.
Die Bestimmang von Maltose, Dextrose und Dextrin
in Bierwürze und Bier mittelst Beinkaltaren von
Gahrangs-Organismen.
Von
Dr. H. Elton
in
Botterdam.
In dieser Zeitschrift (Bd. IX. S. 99, ICD) erschien ein Beferat
über eine Arbeit von Bau: „Ueber die scheinbare Zunahme des
Deztringehaltes in Bierwürzen w&hrend der Gährung, sowie über die
Bestimmang der Dextrose und des Dextrins in ihnen^S welches mich
zu einigen Bemerkungen yeranlasst
IX. Bi. 84
526 Ellon,
Bekanntlich wurde die Malto8e-Bfl8timBuing in BienrUrse ao
Bier bis vor kurzer Zeit so ausgeführt, dass das Baduktionsvermflge
mittelst Fehl ing 'scher LOsuDg bestunmt und kurEWQg in Ifaltoe
umgerechnet wurde. Die auf diese Weise erhalteneo Zälen weiehei
aber, wie ich nachgewiesen habe^), so bedeutend Ton der wirklid
vorhandenen Maltose ab, dass die Bestimmung mit Fehlin g^sclMi
L(touDg als völlig unbrauchbar betrachtet werden mnss. Wflrae z* B.
die 61^/0 wirklicher Maltose im Extrakt enthielt, ergab mit F e ti-
li ng'scher Lösung 70<^/o, Bier mit 9^/o wirklicher Maltose im EztraU
ergab mit Fehlin g'scher Lösung nicht weniger als 27®/».
Bei der von mir angegebenen Methode wird die Maltose durch
Gährproben mit Beinkulturen von Saccharomyces cereYisiae
bestimmt, von welchen eine Spur in ein bestimmtes Gewicht Wfirze
oder Bier ausgesäet wird. Selbstverstftndlich wird so gearbeitet, das
sich keine anderen Organismen entwickeln können.
In der betreffenden Abhandlung habe ich nachgewiesen,
1. dass die Maltose vollständig vergährt;
2. der vergohrene Zucker fast ausschliesslich aus Maltose besteht
Der letztere Satz fordert einige Aufklftrung. Bdumntlidi sind
von mehreren Forsdiem andere Zuckerarten, wie Bohrzucker u. s. w^
im MiJz nachgewiesen, diese müssen also entweder unverftndert oder
invertirt auch in der Würze vorkommen. Hauptsächlich um den
Einflnss dieser Zuckerarten zu bestimmen, habe ich nicht nur die
durch Gährung verursachte Verminderung des £bd;raktes, sondern zu
gleicher Zeit auch das Beduktionsvermögen und die mit Salzs&oie
gebildete Dextrose vor und nach der Gfthrung bestimmt Dabei
stellte es sich heraus, dass das Beduktionsvermögen und die mit
Salzsäure gebildete D^trose des durch Gährung verschwundenen
Zuckers fast der Maltose entsprach und demzufolge, bei den von mir
untersuchten Würzen , der durch Gährung verschwundene Stoff Ast
ausschliesslich aus Maltose bestehen musste. Hätten sich m der
Würze neben der Maltose bedeutende Mengen anderer Zuckerarten,
z. B. Dextrose oder Invertzucker, vorgefunden, so würden sich diese
nicht allein sofort verrathen haben, durch meine Methode wäre jedoch
auch zu gleicher Zeit das Mittel angegeben, diesen Zucker annähernd
zu bestimmen.
Bei den von mir untersuchte Würzen war dies keineswegs der
Fall, es könnten deshalb andere Zuckerarten, obgleich ihre Anwesenheit
in kleiner Menge nicht als ausgeschlosse betrachtet wurde, unbe-
rücksichtigt bleiben und die durch Gährung verursachte Yermio-
derung des Extraktes als Maass für die Maltose angenonmien werden
Dass hiermit nicht absolut reine Maltose gemeint wurde, ist selbst-
verständlich, es können sich dabei, wie bemerkt, auch kleine MeDgen
anderer Zuckerarten befinden. Genau genommen, wird auf diese
Weise nur das Gewicht des gährungsfähigen Zu<&ers bestimmt, die
Kenntniss dieses Werthes hat aber gerade für die Praxis die hlichste
Bedeutung, indem die Frage , ob der Zucker ausschliesslich Maltose
1) Zeitschrift für angewandte Chemie. 1890. S. S91 n. 8tl.
Die Baatimmuig von Maltose, Dextros« uod Dextrin in Blerwfine et«. 527
H oder für einen TerhftltDi8amS88ig kleinen Theil auch andere Zucker-
vie& dabei yorkommen, erst in zweiter Linie Beachtung verdient.
Nachdem der Zucker aus der Ltaung ' durch 6&hrung entfernt
14 können selbBtverst&ndlich auch die nicht gfihrungfidfähigen Deztrine
krfmint werden. Diese Aufgabe war daher mit der von mir ange-
pbenen Maltose-Bestimmung gleichzeitig als gelOst zu betrachten,
Hher dagegen war die Dextrin-Bestimmung, welche von der Maltose-
BBBttmmnng abhing, in hohem Grade fehlerhaft Auch habe idx
iataxd aufmerksam gemacht, dass bei der Gährung in vielen F&Uen,
«BD andi nicht immer, die Deztrinmenge scheinbar etwas zunimmt.
Da die Diflerenzen nur klein waren und sehr wohl durch die Ver-
sadisfldiler erklärt werden können, habe ich di^ben vorl&ufig un-
hrtdraichtigt gelassen.
Bau hat nun diese Deztrinzunahme zum Gegenstand einer Un-
temichiing gemacht, und er sucht dieselbe durch die neben der
Maltose vorkommende Deztrose, Lävulose etc. zu erklären. In der
Aibdt, von wdcher im Referat die Rede ist, hat Bau meine Gähr-
T€fsadie mit der Abänderung ausgefOhrt, dass er statt Saccha-
romyces cerevisiae eine Reinkultur eines der von Hansen
TorgesdilageDen Mikroorganismen, nämlich Sacch. apiculatus
besätet, am auf diese Weise die Gesammtmenge der Deztrose, Lävulose
etc. zu bestimmen. Hansen theilt nämlich mit ^), dass verschiedene
QigaaismCT, wie Sacch. apiculatus, Sacch. eziguus,
Torula etc. in gehopfter Bierwürze (14— lÖ^Vo Balling), 1—1,3 vol. Vo
Alkohol entwickeln und Maltose nicht vergähren. Der aus der
Wfirze veiigohrene Zucker kann daher nicht, wie Hansen glaubt,
Maltose sein. Da Sacch. cerevisiae in dieser Würze 4—6 voL ^^
Alkohol lieferte, würde darin, nach Hansen, eine sehr beträchtliche
MeDge anderer Zuckerarten neben Maltose vorkommen müssen.
In den von mir untersuchten Würzen, die aus normalem Malz
hergestellt waren, war das Verhältniss, wie schon bemerkt, ein ganz
anderes. Auch spätere Untersuchungen haben dieses Resultat be-
stiligt Ob nun Würze mit so grosser Menge Deztrose etc. vor-
kommen kann, sei vorläufig dahingestellt, jetzt wünsche ich nur die
Frage zu behandeln, ob durch die Versuche von Hansen genügend
iotgesetzt ißt, dass Maltose auch in Bierwürze durch die genannten
Organismen nicht vergährbar ist, und ob diese letzteren für derartige
Gährproben geeignet erscheinen.
Hansen theilt über seine Versuche , durch welche er beweisen
wollte, dass Maltose nicht vergährt, nur wenig mit Seiner Angabe
nach (L c S. 144), dass eine Lösung von Zucker in Wasser be-
nutzt wurde, wenn nicht anders angegeben, scheint es, dass Hansen
die Versuche mit einer Lösung von Maltose in Wasser anstellte.
Wie vorsichtig man aber mit Schlussfolgerungen in Bezug auf Gäh-
rongsfiUiigkeit sein muss, zeigen u. a. die Versuche von Hansen
seltet mit Monilia Candida, welche Maltose in Wasser nicht
vergihrte, wohl aber Maltose in Hefewasser. Auch sei daran er-
innert, wie sehr z. B. über die GährungsfiLhigkeit von Galaktose die
1) M«ddel«lMr fr» Cwlsberg Laboratoriei (B^unö fran^aU.) Bd. H. S. 143—167.
84*
528 Sj^wiachenko,
Meinungen getheilt sind. Die Versuche von Stone und Tollens^)
mit diesem Zucker haben bewiesen, dass auch hierbei die Nähr-
lösung eine Rolle spielt. Es dQrfte daher gewagt erscheinen, auf
Grund von Versuchen, die bei sehr bestimmten Verhältnissen ein
negatives Resultat lieferten, auch die Gährungsunfähigkeit in sehr
davon abweichenden Verhältnissen als bewiesen anzunehmen.
Dazu kommt noch, dass bei den Hansen 'sehen Versuchen
sämmtliche hier besprochenen Organismen nicht nur eine schwache,
sondern auch eine sehr unregelmässige Gährung zeigten. Sacch.
exiguus z. B. gab in Lösungen von 10 und 15 ^/o Dextrose in Hefe-
wasser, nach 14 Tagen, 6,4 resp. 8 vol. ^/o Alkohol. Nach einem
Monat war die Menge Alkohol in beiden Fällen noch dieselbe.
Sacch. apiculatus gab in zwei Proben mit 10 und 15^/«
Dextrose in Hefewasser nach 15 Tagen bei 25 <^ C 2,6 resp. 2,8
vol. ^/q Alkohol, nach 1^/s Monat etwas mehr als 3^A, nach drei
Monaten hatte die Alkoholmenge nicht mehr zugenommen, trotzdem
noch Zucker vorhanden war. Eine andere Probe dagegen mit eben-
falls 10 7o Dextrose in Hefewasser gab bei derselben Temperatur nach
15 Tagen 3,7, nach 25 Tagen sogar 4,3 vol. ^U Alkohol.
Wenn nun in scheinbar völlig gleichen Proben mit Sacch.
apiculatus einmal im Maximum S^/q, das andere Mal 4,3%,
also eine 40 ^/o grössere Menge entstent, sind die Versuche von
Hansen wenig geeignet, die Gährprobe mit Sacch. apiculatus
für quantitative Zuckerbestimmungen als zuverlässig erscheinen zu
lassen. Auch diese Versuche beweisen, dass bei Hansen unter
noch nicht bekannten Bedingungen, sogar mit unzweifelhaft gährungs-
filhigem Zucker und mit Benutzung einer NäJhrlösung die Gährung
mit SaccL apiculatus gehemmt werden konnte, und dass jeden-
falls ein eingehendes Studium wird vorangehen müssen, bevor der-
artige Organismen für die Analyse in Betracht kommen können.
Rotterdam, im März 1891.
Zur Frage über die Immunität gegen Milzbrand.
[Aus Prof. W. W. Podwyssozki's Institut für allgemeine Pa-
thologie an der Universität Kiew.]
Von
Dr. J. SawtschenkOy
Assistenton am Institnto.
(Sehlms.)
Ratten.
Die Versuche an weissen Ratten wurden ebenso angestellt, wie es
Levin*) gethan hatte. Es erwies sich, dass die Ratten thatsäch-
1) Annalen der Chemie. Bd. CCIL. 8. t67.
2) Unter die Hent des Banchei der Ratte wurde mit der PraTfti'solMB
Spritie die Koltor der anf dem Agar-Agar ausgewachsenen MUsbrandbakterien injiairt
2» Frage über die immnniUU gegen llüibrand. 52^
ich inunim gegen Milzbrandkulturen aus Agar-Agar seien, obgleich
fedben Kulturen ein Meerschweinchen mit Leichtigkeit nach zwei
iMgeB tOdteten.
Bei den Ratten kam, wie auch in Levin's Versuchen, bloss ein
lokales Oedem zur Beobachtung. Es haben sich aber die
Aesuttate der mikroskopischen Untersuchung diametral entgegengesetzt
jocD ergeben, wie sie Leyin in Baumgarten's Laboratorium er-
haiteD hatte.
Es ist an topographischen Schnitten aus der Impfstelle und dem
aie umgebenden Gewebe zu sehen, dass sich die Milzbrandbacillen
lodit if eit von der Impfstelle verbreiten. Anhäufungen von Milzbrand-
bacillen sind stets mehr oder weniger streng lokalisirt, um sie herum
ist aber äne Oewebsinfiltration mit Leukocyten zu beobachten. Je
vetter von der Impfstelle, um so weniger Leukocyten, Bacillen fehlen
aber gänzlich, obgleich das Gewebe im höchsten Grade ödematös
eracheint. Es zeigte sich auch hier, ebenso wie bei den nach C z a p-
lewski mit einer fflr sie nicht virulenten Kultur geimpften Tauben,
eine nor unbedeutende Vermehrung der Bakterien. Dennoch war
aber bereits nach 24 Stunden, wenn auch selten, Phagocytose zu
sehen, and je später nach der Impfung eine Ratte getödtet wurde,
maü so st&rker war die entzündliche Gewebsinfiltration mit Leuko-
cjtm ausgeprägt, und um so häufiger fanden sich Milz-
brandbacillen im Innern von Zellen.
In einem der Fälle ist es sogar bereits am 4. Tage schwierig
gewesen, freiliegende Bacillen zu finden ; die ungeheuere Mehrzahl der-
selben war in Mikrophagen und auch in Makrophagen eingeschlossen,
wobei sie in letzteren in ganzen Häufchen lagen. In beiderlei Zellen
üessen sich die Bacillen zum Theil noch gut färben, theils boten sie
Terschiedene Zerfallsstadien dar. Nie sind mir beweisendere Präpa-
rate zu Gesichte gekommen, in denen die Abhängigkeit der Genesung
von der Phagocytose so auffällig hervortraten und keinerlei Kom-
mentars bedurften.
Warum hat denn Verf. keine Milzbrandbacillen im Innern von
Zellen gesehen?
Das Einzige, wodurch dieses Missverständniss zu erldären wäre,
ist, dass Verf., wie aus seiner Arbeit ersichtlich, indem er sich das
Studium der Genese des Entzündungsprozesses zur Aufgabe gestellt
hatte, sich bei seiner Untersuchung vorzugsweise der Härtung in
Flemming'scher Flüssigkeit und der Färbung mit Safranin bediente.
In der That (me man sich leicht überzeugen kann) lassen sich
bei solcher Behandlungsmethode innerhalb der Leukocyten gelegene
Bacillen schwer färben, und haben sie sich auch zum Theil ge-
fiurbt, so sind sie schwer von Ghromatinsubstanztrümmem zu unter-
sdieiden, und nur wenn man sicher weiss, dass es im betreffenden
Präparate Bacillen innerhalb der Leukocyten giebt, sind ein-
zelne der geftrbten Gebilde als Milzbrandbacillen zu erkennen.
Zu solchen Resdtaten gelangt man wenigstens, wenn man Präparate
Bakterien wurden in einer physiologischen Kochsalslöenng suspendirt^ wobei nicht
über 0,06 der Flflssigkeit iqjisirt wurde.
530 dawtschenko,
unter einander vergleicht, die demselben Thiere entDommen , abei
nach verschiedenen Methoden behandelt werden, euerseits P 1 e m *
ming'sche Flüssigkeit, Safranin, andererseits Alkohol C^>Aet
Müller 'sehe Flüssigkeit), Karmin, Gram 'sehe Methode.
Nebst den Versuchen an weissen Ratten, die bloss zur Kontrolle
der von Levin erhaltenen Resultate unternommen wurden, sind
auch Versuche an zufälligem, doch interessantem Materiale, graiien
wilden Ratten, angestellt worden, welche Thiere, wenn nicht fftr ab-
solut, so doch für hochgradig immun gegen Milzbrand gelten ^).
Da die vorhergegangenen Versuche an Tauben erwiesen hatten,
dass man durch allmähliche Gewöhnung eines Virus, im Körper eines
dagegen immunen Thieres zu leben, dieses Virus verstärken und ein
solches erhalten kann, welches das betreffende Thier mit Leichtig-
keit zu tödten vermag, so war es natürlich, die gleichen Resultate
auch bei grauen Ratten zu erwarten.
Und in der That, die Einimpfung von einem mit Sporen von
äusserster Virulenz ftir Meerschweinchen und Kaninchen (welche
Thiere nach 26-— 48 Stunden zu Grunde gingen) infizirten Seiden-
faden gab bei der grauen Ratte ein negatives Resultat Bd einer
jungen und erschöpften Ratte ist es aber doch gelungen, durch
Impfung mit dem Blute eines an Milzbrand zu Grunde gegangenen
Meerschweinchens eine Infektion zu erzielen. Das Thier ist nach
3 mal 24 Stunden zu Grunde gegangen. Blut und ein Stückchen
Lunge der gestorbenen Ratte wurden einer anderen Ratte unter die
Haut eingeimpft Letztere ist ebenfalls nach 3 mal 24 Stunden am-
gekommen. Eine dritte kam unter denselben Bedingungen nach zwd
Tagen, am dritten, um. Nach ungefähr derselben Zeit sind auch noch
zwei weitere zu Grunde gegangen. Von der fünften Ratte nach der
Reihe wurden, aus einer Kultur auf Agar-Agar, Sporen erhalten.
Solches verstärkte Virus, unter die Haut einer neuen grauen Ratte
gebracht, hat sie nach 4 Tagen, am fünften getödtet, es wurde also
auf dem Wege konsekutiver Durchleitung durch den Rattenorganismus
ein Virus erhalten, welches im Stande ist, die graue Ratte zu tödten,
obgleich langsamer, als das einem Thiere der gleichen Spezies un-
mittelbar entnommene.
Bei der Untersuchung der gestorbenen Thiere ergab sich bei
sämmtlichen folgendes:
Das Oedem an der Impfstelle ist nicht gross, manchmal auch
ganz unbedeutend. In der Bauchhöhle zuweilen eine unbedeutende
Menge serösen Transsudates, manchmal fehlt dasselbe aber auch
gänzlich. Milz und Leber sind nicht vergrössert *). Die Pleura-
höhlen der Brusthöhle waren stets mit serösem Transsudate ausge-
1) Bei Hess (Virchow's Arcb. Bd. CIX) gingen graue Ratten an Milsbraad tii
Grande, und er hftlt sie für relativ immnn; bei Labarsoh (Gentralblatt fttr Bakte-
riologie, 18S9. S. 640) dagegen baben in vier Fftllen selbst Hatten eingdmpAe Milt-
brandsporen nicht gekeimt
8) Hess (loco cit.) weist auch daraaf hin, dass die Mili bei einer an Milibrand m
Grunde gegangenen wilden, grauen Ratte nicht yergrössert gewesen ist.
Zur Frage Über di« Immanitftt gegen Kilsbrmnd. 531
; die Langen komprimirt, kompakt, anämisch, durch und durch
■il Flüssigkeit getränkt und beinahe luftleer. Im Herzblute ist die
ftttiUenzahl sehr gering: im Blute einiger der Ratten waren auf
anem ganzen Deckgläschen nur 2—3 Bacillen zu finden. Eine grössere
Menge Bacillen findet sich in der OedemflQssigkeit aus der Impf-
steDe, und zwar einige dayon im Innern von Leukocyten. In der
IGlz kommen die Bacillen bald in Häufchen, bald vereinzelt vor;
viele dayon im Innern von Milzpulpazellen. In den Blutgefässen
der lieber treten die Bacillen meistens als vereinzelte Exemplare auf,
manchmal im Innern von Leukocyten ; oft sind auch Stäbchen inner-
halb der Stemzellen zu sehen.
Im Allgemeinen sind aber sowohl im Blute, als auch in den
oben erwähnten inneren Organen die Bacillen so spärlich vertreten,
die Phagocytose dagegen so scharf ausgeprägt, dass man sich wun-
derty wamm das Thier zu Grunde gegangen ist
Das Bäthsel erklärt sich bei der Untersuchung der Lunge. Be-
reits in einem auf einem Deckgläschen hergestellten Strichpräparate
tet eme grosse Menge Bacillen zu sehen. Bei der Untersuchung von
Schnitten stellt es sich heraus, dass die Lungenkapillaren an vielen
Stellen durch Milzbrandbakterien verstopft sind, die hier in Gestalt
langer Fäden oder einzelner Bacillen gelagert sind. Innerhalb der
Brondiial- und Alveolarlumina sind keine Bakterien vorhanden ^).
Es stellt ofifenbar das Lungengewebe bei der Ratte, um einen
alten Terminus zu gebrauchen, jenen locus minoris resistentiae gegen
dea Mibbrand dar, wo die Milubrandbakterien entweder gar keinem
oder bloss einem sehr schwachen Widerstände für ihre Entwickelung
bq^egnen. In die Lunge gelangt und sich hier ziemlich rasch ver-
märend, verstopfen sie die Lungenkapillaren und führen, indem sie
Lnngenödem hervorrufen, den Tod des Tbieres herbei.
Es fragt sich nun, wodurch diese Erscheinung zu erklären sei?
Warum bieten die sonst für Bülzbrand so wenig empfänglichen Ratten
eine so grosse Empfänglichkeit in bloss einem ihrer Organe, der
Longe, dar? Wenn der die Bakterien tödtende Stoff im Blute cir-
kolirt, weshalb fehlt er denn in den Lungen? Von diesem Stand-
punkte aus lässt sich das sonderbare Faktum am allerwenigsten er-
klären. Eine Deutung dieser Tbatsache werde ich mir nachher, nach
Beendigung der Versuche, zu geben erlauben.
Es wird durch die oben angeführten Fakta von neuem bestätigt :
1) Dass es völlige Immunität gegen Milzbrand kaum gibt; durch
allmähliche Gewöhnung der Bakterien, sich in einem für sie neuen
Medium zu entwickeln, lässt sich ein Virus erhalten, das ein sonst
gegen Milzbrand immunes Thier tödtet
1) Es waren bei der am 5. Tage naeh der Impfdng mit Sporen la Gmnde ge-
gangenen Ratte an der ImpfeteUe, auf dem Wege der mikroskopisoben Untersachnng,
kefafte KnabrandbacUlen nacbsaweisen. Der lokale Proaets war beinahe abgelanfen, und
es war dort blon eine beträchtliche Entwkkelong jnnger Biodegewebsiellen au
beobachten. Bakterien waren im Blute nnd in den inneren Organen spärlich vertreten^
tu der Lunge dagegen die oben geschilderten Veränderungen au sehen.
532 Sanareili,
2) Obgleich bei einigen lliieren (Taube, Ratte) viele yod den
ausserhalb des Organismus gezüchteten Milzbrandbakterien auch un-
abhängig von den Phagocyten zu Grunde gehen, so ist doch der
entscheidende Faktor in der Genesung des Thieres die Phagacytose.
3) Bei der Impfung eines gegen gewöhnliches Virus immnneo
Thieres mit verstärktem Virus hat sich letzteres so rasch entwickelt,
dass es zu keiner lokalen Reaktion kommt, und obgleich sich die
Phagocyten des Thieres auch als fähig erweisen, die dafür virulenten
Bakterien zu verschlingen und der Organismus gegen die Infektion
kämpft (Phagocytose in Milz, Leber, Knochenmark), das Tbier zu-
letzt dennoch der Allgemeininfektion unterliegt
4) Es ist, von den Erscheinungen der „Chemotaxis'^ ausgehend
(Pfeffer, Gabritschewsky u. A.), anzunehmen, dass, damit die
Phagocytose deutlich in Erscheinung trete, und das Thier, Dank der-
selben Genese, die Bakterien eine genügende Menge der die Phago-
cyten chemotaktisch-positiv beeinflussenden Substanz produziren und
sich zugleich nicht dermaassen rasch entwickeln müssen, dass die
Phagocyten nicht die Zeit haben, sie zu bekämpfen.
Kiew, im Februar 1891.
Die Ursachen der natürlichen Immnnität gegen den
Milzbrand.
(Laboratorium für allgemeine Pathologie der königl. Universität Sieoa,
Direktor Prof. G. Sanquirico.)
Von
Dr. C^lnseppe Sanarelü,
Assistenteii«
(SchluM.)
Uebrigens leiden, wie ich schon im Anfang gesagt habe, diese
Thatsachen und noch andere mehr, bei denen ich mich der Kflrze
wegen nicht aufhalten will, zu sehr unter der Unvollkommenbeit
der Methoden, mit denen sie angestellt wurden, um jeden Zw&fd
über ihren absoluten Werth ausschliessen zu können. Zugleich habe
ich mich durch vidfache Beobachtungen überzeugt, dass die normale
Froschlymphe weder bei 27^0, noch bei geringerer Temperatur
irgend eine Entwickelung der Milzbrandkeime zulässt Das wird
auch dadurch bewiesen, dass die Frösche selbst, wenn sie in der
Brütmaschine konstant bei eben dieser Temperatur gehalten werden,
ohne Schwierigkeit die kräftigsten und wiederholten Mi/zbraod-
injektionen vertragen. Ich habe weiter oben gesagt, dass die mit Milzbrand
inokulirten Frösche, wenn sie in hoher Temperatur gehalten werden
(gewöhnlich bei 27^ C), schnell sterben und im Blut und den Or-
ganen eine ausserordentliche Menge von Milzbrandbacillen aufweisen.
IHe Ursaehea der natfirliehen Immanitftt gegen den Milzbrand. 533
Dieser UmstaDd ist aDen Beobachtern wohlbekannt, welche den
finmd der Immonität der Frösche gegen diese Infektion untersucht
kbGi, und man hat für ihn eine sehr klare Ursache gefunden, denn
sn hat sich gesagt, dass die Frösche unter dem Einfluss hoher
Temperaturen ihren natürlichen Schutz verlieren, von welcher Art
^^T auch sei, und am Milzbrand sterben.
Aber einige auf meine Untersuchungen gestützte Betrachtungen
idaasen mich, diese Annahme, dass bei 37 ^ C gehaltene Frösche
wiikfich am Milzbrand sterben, nicht ohne starken Vorbehalt anzu-
■dunen.
In der That habe ich beobachtet, dass bei dieser Temperatur
aodi gesande Frösche regelmässig und in derselben Zeit sterben, wie
infizirteiL
Ansserdem sagt Petruschky selbst^), dass die im Köii)er
enr&imter Frösche entwickelten Bacillen „eine etwas geringere Viru-
ksa^ b^tzen, denn sie tödten Mäuse erst nach zwei Tagen und Ka-
lindien nach vier Tagen. Ich meinerseits vermag noch hinzuzufügen,
dass Milzbrandbacillen, auch wenn sie sich in normaler Froschlymphe,
die im Brutofen bei 37* C gehalten wurde, entwickelt haben, ihre
Yirnlenz vollkommen verlieren.
Einige an Kaninchen mit Röhrchen von der Lymphe C, welche
bei Experiment 20 erwähnt werden, ausgeführte Inokulationen, worin
eine üppige Keimung der eingeführten Sporen erfolgt war, haben
mich schinell davon überzeugt
Barin sehe ich übrigens keinen wesentlichen Unterschied zwischen
den IZesiiJtaten Petruschky's und den meinigen. Petruschky
sagt uns nicht, wie lange nach dem Tode der milzbrandkranken
Frösche er mit ihrem Material die Mäuse und Kaninchen geimpft
hat, aber man kann fast mit Sicherheit annehmen, dass er diese
Inokulationen sogleich oder kurze Zeit nach dem Tode der Frösche
ausgeführt hat, also wenige Stunden nach ihrer Infektion. In diesem
Falle kann man sich nicht wundern, wenn nach so kurzem Aufent-
halt in dem Körper dieser seuchenfesten Thiere die Milzbrandbacillen
nur wenig von ihrer ursprünglichen Virulenz verloren haben, im
Gegentheil scheint mir die Thatsache selbst, dass man diesen in so
kurzer Zeit erfolgten Verlust abschätzen kann, nicht ohne ein ge-
wisses Interesse zu sein.
Dagegen habe ich die Inokulation von Kaninchen mit Milzbrand-
lymphe ausgeführt, welche in der Wärmekammer bei 37 ® G mehrere
Tage lang geblieben war, also zu einer Zeit, in welcher, wie ich mich
vollkommen hatte überzeugen können, normale Froschlymphe, welche
bei dieser Temperatur gehalten worden ist, die Sporen nicht hindert,
üppig zu keimen ; man begreift also, dass die geringe Abschwächung,
welche Petruschky schon nach wenigen Stunden beobachtete,
nach so langer Zeit, wie in meinem Falle, vollständig werden konnte.
Ein anderer Umstand, welcher vielleicht auch Manchem nicht
entgangen sein wird, mir aber von Bedeutung zu sein scheint, ist
folgender :
1) loco cit p. 880.
g34 Sanareliij
Wenn man mit Milzbrand infizirte und 'm der WärmekaJume
bei 37 <^ G gehaltene Frösche sogleich nach ihrem Tode nntersucbt
so erstaunt man über die grosse Schlaffheit, welche ihre Qe^reb^
darbieten. Die Haut gibt dem geringsten Zuge nach, die Maskei-
massen sind teigig und haben ihr gewöhnliches Ansehen verloren.
Wenn man mit einer Zange diese Muskelmassen, sowie auch die Ein-
geweide und besonders das Herz anfasst , so geben diese Geinrebe
sogleich dem Drucke nach, als wären sie vorgeschrittener F&alnisfl
anheimgefallen. Alles dieses findet man nicht bei Fröschen, «reiche
bei gewöhnlicher Zimmertemperatur gestorben oder getödtet worden
sind, darum muss man wohl annehmen, dass die Wärme des BrQt*
ofens auf die Gewebe des Frosches eine starke und schnelle Auf-
lösende Wirkung ausübt, und diese Thatsache könnte, eher als Jede
andere, als die Todesursache des Thieres betrachtet werden.
Mussten wir in diesem Falle die Gegenwart der Milzbrandbacillen
im Blute und in den Eingeweiden als von einer wirklichen, echten
Entwickelung des Infektionsvorgangs herbeigeführt betrachten?
Die offenbare Abschwächung des Virus sowohl in der Lymphe,
als im Körper des auf 37 ^ G gehaltenen Frosches würde diese Hy-
pothese wenig unterstützen, daher würde ich nicht ansteheo, zu
glauben, dass die in einem erwärmten Frosche entwickelten Bacillen
nicht eine wirkliche Infektion darstellen, sondern ihre einfache Ver-
mehrung in einem Substrat, welches, obgleich noch mit seinen, in
Bezug auf den Milzbrand abgeschwächten Eigenschaften ausgestattet,
sich doch durch die Wirkung der Temperatur in einen guten N&hr-
boden für die Bakterien umgewandelt hat, wo diese letzteren sieb
mehr als Saprophyten, wie als pathogene Mikrobien entwickelt
haben. Es würde also dies nicht eine einfache Modifikation des
bakterientödtenden Zustandes sein, den die hohe Temperatur im
Organismus des Frosches hervorgebracht hätte, sondern eine wirk-
liehe Veränderung aller Funktionen und Gewebe, weil auch unab-
hängig Yon der Vermehrung der Milzbrandbacillen das Leben dieser
Thiere in jedem Falle im höchsten Grade gefährdet sein würde.
V.
Ueber die wahrscheinlicheNatur der Substanz, welche
der Lymphe die bakterientödtende Eigenschaft
verleiht.
Nachdem in der Froschlymphe eine spezielle Eigenschaft fest-
gestellt worden ist, welche die Abschwächung der Milzbrandkeime
bedingt, so macht sich eine andere direkte Untersuchung nothwendig,
um die Ursachen dieser Eigenschaft zu erklären.
Von allen Autoren, welche sich mit Untersuchung der wahr-
scheinlichen Natur dieser Substanz beschäftigt haben, welche den
organischen Flüssigkeiten, eine mikrobientödtende Eigenschaft ver-
leihen würde, haben nur NuttaP), Behring*), Verf.«),
1) Loco dt.
2) üeber die Ursache der Immonitftt von Ratten gegen den MUsbrand. (Central-
blatt mr klin. Medidn. 1888. No. 28.)
3} Sulla infesione monrosa. (Atti deUa B. Accademia di Fisiocritid. Ser. IV. 1889,
Di« ürsMhen der natflrliohen ImmnniUU gegen den Milzbrand. 535
Bachner and Orthenberger^) und kürzlich Fodor*) Theorien,
Avdi Experimente gestützt, aufgestellt,, welche die grösste Aufmerk-
Mnkeit yerdienen.
Der Erste hat beobachtet, dass mit Milzbrandbacillen infizirtes
Kaninchenblat eine bakterientödtende Wirkung ausübt, welche ent-
weder nach kurzer Zeit yon selbst oder nach einer Erwärmung auf
S(^55® C verschwindet, und ist der Meinung, diese Eigenschaft
Uene nur von einem sehr flüchtigen, unbeständigen Stoffe herrühren,
ider wahrscheinlicher yon einer Diastasewirkung.
Behring') geht von der Deberzeugung aus, die Ratten seien
gegen Milzbrand durchaus immun; er stellte Untersuchungen über
ihr Blutserum an, fand es zu stark alkalisch und darum zur Kultur
des Bacillus anthracis ganz ungeeignet. Die Schlüsse, zu denen
er durch diese Resultate geführt wurde, Hessen ihn im Battenblute
äne noch unbekannte organische Basis annehmen, welche kräftige
intiseptische Eigenschaften besitzen soll.
Nachdan ich festgestellt habe, nicht nur, dass Thiere um so
immuner gegen Botzinfektion sind, je sauerstoffreicher ihr Blut ist,
sondern auch, dass die so leicht abzuschwächenden Botzbacillen ihre
Ybrolenz viel länger behalten, wenn sie vor der Berührung mit Sauer-
stoff geschützt sind, glaube ich auch in diesem Gas einen vielleicht
mcht unwichtigen Faktor des verwickelten Phänomens der Immunität
sehen zu müssen.
Büchner und Orthenberger, nachdem der Erstere zu-
sammen mit Voit die bakterientödtende Wirkung des Serums auf
verscfaiedene Mikroorganismen bewiesen hatte, haben weitere Unter-
suchungen angestellt, um zu bestimmen, welchem Bestandtheil des
Serums diese Eigenschaft zuzuschreiben sei; sie haben gefunden,
dass es die Eiweisssubstanzen in Verbindung mit einer gewissen
Menge von Salzen sind, welche so kräftig auf die Bakterien einwirken.
Die neuen Resultate Fodor's nähern sich zum Theil den von
Behring erhaltenen, insofern sie bewiesen haben, dass besonders
das Cblomatrium die bakterientödtende Eigenschaft des Blutes der
Kaninchen bedingt, und dass man durch starke Dosen von Alkalien
(doppeltkohlensaures Natron) die Widerstandskraft der Kaninchen
gegen die Milzbrandinfektion verstärken kann.
Die verhältnissmässig geringe Menge von Lymphe, über die ich
Vol L 1S89) und I fattori delU immanitli fisiologica neUa infesione moirosa. (La rifonna
medica. 18S9. GingDO.)
1) loco dt.
t) Nem Untenacbnngen Aber di« bakterientödtende Wirkung des Blutes and aber
Immimiiation. (Gentralblatt für Bakteriologie nnd Parasitenkande. Bd. VII. 1890. No. 24.)
3) Abgesehen Ton irgend einem Urtheil über die Besnltate Behring's möge
daran erinnert werden, dass zuerst L'oeffler (MittheiluDgen des k. Gesundheitsamtes.
1881. p. 16S), dann Stranss (Le eharbon. 1887. p. 168), Lubarsch (Gentralblatt
für Bakteriol. und Paraeitenk. Bd. VL 1890. No. 18 — 19) und vor Knrsem Metschni-
koff (Annales de l'Instltat Pasteur. April 1890) bewiesen haben, dass weisse Ratten
eine relative Immnnitftt gegen Milzbrand besiteen, obgleich viele von ihnen der In-
fektion unterliegen. Der Letztere (Le eharbon des rate blancs. Troisibme memoire
des Stades sur rimmunlt^ eto.) glaubt bewiesen zu haben , dass aueh in den Fällen
von Heilung die Phagocyten eine sehr wichtige Rolle spielen , indem sie die lebenden
Bedllen zerstören.
536 Sanarelli,
ZU meinen Versuchen verfügen konnte, haben mir nicht erlaubt « die
Untersuchungen zu unternehmen, welche die oben genannten Forscber
zu so wichtigen Folgerungen führten ; aber da die von mir erbalteo^o
Resultate, besonders beim Studium des Einflusses der Wärn»e aaf
die bakterientödtende Eigenschaft der Lymphe, viel Analogie mit
dem Obigen darbieten, so stehe ich nicht an, ebenfalls die Substanz^
welche der Froschlymphe ihre bakterientödtende Kraft verleiht, mit
aller Wahrscheinlichkeit für eine organische Basis zu halten, unbe-
ständig und fähig, bei hoher Temperatur verändert und unwirksam
gemacht zu werden.
Die Widersprüche und die Dunkelheit, welche bis jetzt die Frage
nach der keimtödtenden Kraft der oi^anischen Flüssigkeiten ver-
wirren, kann, wie ich glaube, vorläufig keine anderen Vermuthung^en
erlauben, welche sich von einem Augenblick zum andern als un-
richtig und voreilig ausweisen könnten.
VI.
Biophagismus oder Nekrophagismus?
Den neuen starken Antrieb, welchen in neuerer Zeit die Unter-
suchungen Aber Seuchenfestigkeit erhalten haben, verdanken wir fast
ganz den klassischen Experimenten des russischen Gelehrten und
der Erklärung, die er über den Kampf um^s Leben zwisdien den
Parasiten und den Zellen des Oi|;anismus gegeben hat.
Aber obgleich der Erfinder der Phagocytentheorie mehrere Male
wiederholt hat, „die Immunität gegen die infizirenden Agentien müsse
als ein zusammengesetztes Phänomen betrachtet werden, von phy-
sischen, chemischen und biologischen Ursachen abhängend, oder sei
in manchen Fällen das Produkt der Verbindung dieser verschiedenen
Faktoren'', ^ ) so haben doch die Gegner seiner Lehre dieselbe fast
immer für absolut und einseitig erklärt Die unzähligen Kritiken,
mit denen die heutige wissenschaftliche Litteratur erfüllt ist, haboi
daher von der Metschniko ff 'sehen ganz verschiedene lUchtungen
verfolgt, ohne dass die Resultate derselben darum weniger absolut
und einseitig ausgefallen wären. Dem , was man fftr eine Zellen-
theorie erklärte, hat man eine chemische Theorie gegenübergestellt.
Selten hat man eine gemischte Theorie angenonmien, d. h. eine
Verschmelzung der beiden wichtigen Faktoren der Immunität : Zellen-
energie und chemische Ungunst des Substrates ; aber audi in diesem
Falle nahm man den Phagocytismus in dem Sinne an, dass die Zellen
sich der schon abgestorbenen Parasiten bemächtigen, also recht eigent-
liche Gräber darstellen. Mehr oder weniger ist dies die Ansicht,
welche die Gegner der Phagocytentheorie uns von der Thätigkeit
der Zellen geben.
Meine Untersuchungen sind ohne jedes Vorurtheil für die eine,
oder die andere Ansicht begonnen und ausgeführt worden, aber da
ich sie nun zu Ende gebracht habe, halte ich es für zweckmässig,
1) Immonit^ des lapins contre Ic baciUe du roaget des pores. (Ann. de Tlnst
Paatenr. 1889. p. 289.
Die ünach«!! d«r natürlicben Immiinitit g«g«ii den Milsbrand. 537
fai Tqrhjjltitissmftgsigen Werth der beiden Theorieen über das Ph&-
MDeD der natflrlichen Immunität zu bestimmen.
Ich will sogleich Yorausschicken , dass ich in meinen Resultaten
äe D^ltbigen Grundlagen gefunden habe, um die Verschmelzung beider
Ibeorieen anzunehmen und zu erklären.
Vor Allem steht die von mir bewiesene Wirkung der Frosch-
lymphe auf die Milzbrandbacillen fest, und diese Wirkung wird in
<m Stärkegraden ausgeQbt. Der erste Orad beschränkt sich nur
\ das Sprossen und die Entvrickelung der Keime aufzuhalten,
zweite bewirkt die Abschwächung derselben und der höchste
Bach und nach ihre yoUständige Zerstörung.
Aber wenn wir einerseits in Betracht ziehen, dass die Ab-
scbw&chung der Sporen und Bacillen sich nicht in weniger, als 3—4
Tagen vollzieht und dass ihre vollkommene Zerstörung erst nach viel
ÜBgerer Zeit eintritt, und dass andererseits nach Inokulation des
Milzbrandes in den Lymphsack oder in das Blut des Frosches sich
Baidlleii in Menge in den Zellen schon nach drei Stunden^) vorfinden,
sand wir genöthigt, zuzugeben, dass nicht ansschUesslich der chemi-
schen Zusammensetzung des Substrats die Aufgabe zufällt, das Agens
der hifektion zu zerstören, sondern dass die beiden Kräfte, die
ehemisehe und die der Zellen wenigstens neben einander auftreten.
Ganz ausgeschlossen ist der hindernde Einfluss der niedrigen
Temperatur des Froschkörpers, welche von Einigen geltend gemacht
wird, denn auch bei 18 — ^20^0 keimen die Mihsbrandsporen gut ge-
jkng aaf den gewöhnlichen künstlichen Nährböden, während sie in
der Lymphe und dem Körper der Frösche, auch wenn sie beständig
bei 27^0 erhalten werden, unthätig bleiben. Ausgeschlossen ist
auch die Armuth an Nahrungsstoff, die Andre anfahren, denn die
auf 37^ C erwärmte und dabei erhaltene Lymphe erlaubt nicht nur
eine ttppige Entwickelung der Keime, sondern es ist auch sonst be-
kamt, dass das Wachsthum der Milzbrandbacillen auch in Sub-
straten von weniger, als mittelmässigem Nährwerth vor sich geht,
wie in Aufgüssen von Stroh, Heu und dergleichen.
Nach diesen Anf&hrungen wird der Mechanismus der natür-
lichen Immunität unendlich vereinfacht und die respektive Wichtig-
keit der organischen Flüssigkeiten* und der morphologischen Elemente
scharf festgestellt.
Wenn die Sporen und Bacillen des Milzbrandes mit der Lymphe
oder dem Blute seuchenfester Thiere in Berührung kommen, so befinden
sie sich sogleich unter dem Einfluss bestimmter Stofle, welche, wenn
sie auch nicht unmittelbar die Wirkung eines kräftigen Antisepti-
cums auf dieselben ausüben, doch hinreichen, um sogleich ihre wich-
tigsten Emährungsvorgänge zu verändern, ihre weitere Entwickelung
zu veriiindem und ihre Virulenz und dann auch ihr Leben zu zer-
stören.
Es ist leicht zu begreifSen, dass die Milzbrandbacillen sich unter
diesen Verhältnissen, selbst unmittelbar nach ihrem Eindringen in
1) Hess, Untenaohangen lur Pbagocytenlehre. (Virchow's Archiv. Bd. CIX.
1887.) und Weitere Untenachmigeii inr PhagoeTtenlehre. (Ibid. Bd. CX. 1887.)
588 Sftnmrelli,
den Organismiis seuch^fester Thiere , wenn also ihre Virulenz noch
ganz unverändert ist, gegen die Gewebe im Allgemeinen und gegen
die Leukocyten im besondem wie wirkungslose Elemente verbalten,
welche unfähig sind, sei es durch die Produkte ihres Stoffwechsels,
sei es auf irgend eine andere Weise g^en die phagocytischen Eig^-
schaften der Zellen zu reagiren. Diese Eigenschaften würden in
diesem Falle nichts Spezifisches oder Aggressives haben, sondern sich
auf normale Weise selbst gegen virulente Bacillen ebenso verhalten, als
wenn es Karmin oder Kohlekömchen wären. Mit andern Worten:
die Zerstörung der Parasiten in den seuchenfesten Organismen wird
kumulativ sowohl von den einen, als von den andern Faktoren be-
wirkt ; die Bakterien brauchen nicht todt zu sein, um von den Zellen
aufgenommen zu werden, sondern letztere können sich der ersteren
bemächtigten, wenn dieselben, obgleich noch virulent und lebens-
kräftig, unter gewissen Einflüssen in die Unmöglichkeit versetzt
worden sind, zu schaden oder zu reagiren.
Einige Beobachtungen von Golgi^) über das Blut der Malaria-
kranken scheint diese Hypothese besonders zu bestätigen. Er hat
nämlich beobachtet , dass während jedes Fieberanfalls , vielleicht in
Folge der Temperaturerhöhung, die weissen Blutkörperchen die Zer-
störung einer bedeutenden Zahl von Malaria-Parasiten besoigen, und
dass man ausserdem weisse Blutkörperchen finden kann, welche reife
Parasiten enthalten, und dass diese innerhalb des Protoplasmas des
Eügelchens selbst ihren Theilungsprozess durchführen.
Auf diese Weise wird jene Idee des Phagocytismus , welche
Bizzozero*) schon vor mehr als 20 Jahren in seinen Studien Ober
das Knochenmark und über die Endogenese des Eiters deuth'ch uod
nachdrücklich entwickelt hatte, einfach erweitert
Die von dem russischen Oelehrten jetzt klar bewiesene intereef-
luläre Verdauung der Mikroorganismen, aber ohne jene Idee ^n An-
griff und Kampf, welche sich in Wirklichkeit in dem wahren Geiste
der Gellularpathologie nicht findet , würde also nichts weiter sein,
als die moderne Erklärung eines Prozesses, durch welchen der
italienische Gelehrte schon vor vielen Jahren die intercellulftre Ver-
dauung der rothen Blutkörperchen und der Eiterzellen erklärte.
So und nicht anders scheint es mir, müssen die Besultate meiner
Untersuchungen betrachtet werden, diese lassen sich folgendennaassen
kurz zusammenfassen:
1) Die keim- und leukocytenfreie Froschlymphe
schwächt das Milzbrandvirus ab. Diese Abschwfichmv
zeiget sich schon nach drei bis vier Tagen an Sporen und sporifizirten
BacUlen, viel schneller an sporenfreien Bacillen.
2) Der Verlust der Virulenz ist nicht gleichbe-
deutend mit dem Tode der Sporen und Bacillen,
welche mit der Lymphe in Berührung gekommen sind,
denn ihre einfache Uebertragung auf künstliche Nährböden bedingt
die Entwickelung neuer, virulenter Milzbrandbacillen.
1) II fagodtismo ntlV infeiione maUrica. (La Rlforma medica. Maggio 1888.)
%) Snl midoUo deUe ossa. (Gassetta medioa Lombard. 186S) und SaU« eon dettt
endogene! del pos. (Gase, medica italiana. 187S.)
I^e UTsaehen der natfirliehen Immtinit&t gegen den Milzbrand. 539
3) Das darch Froschlymphe abgeschwächte Milz-
brandvirus erwirbt die Eigenschaften der Vaccine
licht, denn die Inokulation reichlicher Mengen von abgeschwächter
Mjbbrandlymphe auf Kaninchen und Meerschweinchen verleiht diesen
käue Immunität gogen spätere, virulente Inokulationen.
4) Die Milzbrandsporen keimen in der normalen Lymphe nicht
bei Zimmertemperatur (18— 20<>C), noch auch bei 27 «C. Dagegen
keimen sie ziemlich gut bei 37 <> G.
5) Die Erwärmung auf hohe Temperatur entzieht
der Lymphe die Eigenschaft, die Keimung der Milz-
brandsporen zu verhindern. In diesem Falle können diese
iHxt^-en schon bei Zimmertemperatur keimen und schon bei 27<> C
fingt die Keimung an, reichlich zu werden.
6) Starke Erkältung übt durchaus keinen Einfluss
auf die bakterientödtende Eigenschaft der Frosch-
lymphe ans.
7) Die in erwärmter Lymphe (37^ G) entwickelten Milzbrand-
btdUen haben ihre Virulenz ganz eingebüsst, ab^ ihre Debertragung
auf künstliche Nährböden bringt neue, virulente Milzbrandkolonieen
hervor.
8) Frösche, welche bei 37<^ C gehalten werden, mögen sie geimpft
sein oder nicht, sterben nach wenigen Stunden, bleiben aber bei
27«C am Leben.
9) Die Froschlymphe übt auf Milzbrandbadllen eine deutliche,
desrenenitive Wirkung aus, unabhängig von jedem Einfluss von Leu-
kocyten.
10) Die Zellen seuchenfester Organismen können sich der Para-
siten bemäditigen und sie zerstören, auch wenn diese ihre Viru-
lenz and Lebenskraft behalten.
Die gegenwärtige Arbeit wurde im Laboratorium des Prof. Golgi
in Pavia begonnen und in dem des Prof. Sanquirico in Siena
fortgesetzt und beendigt. Ich fOhle mich verpflichtet, diesen meinen
thenem und verehrten Lehrern meinen lebhaften, aufrichtigen Dank
f&r ihre Rathschläge und für das wissenschaftliche Material auszu-
sprechen, welches sie immer so reichlich zu meiner Verfügung ge-
stellt haben.
Siena, 25. Juli 1890.
Referate.
Cfiiinti, M.9 üeber die Wirkung des Lichts auf die Essig-
g&hrung. (Le Stazioni Speriment. Agrar. Ital. XVm. S. 171.)
Tolomei, Cf«, Einwirkung von Elektrizität auf die Essig-
gährung. (L'Orosi. XIIL S. 401—409.)
Ad. 1. Direktes Sonnenlicht hindert die Entwicklung von Myco -
derma aceti und damit die Essiggährung. Schon zerstreutes Tageslicht
wirkt hemmend, wenn die Oberfläche der Flüssigkeit nicht beschattet
540 Gfthmog. — Bakterien in Muskeln.
ist. Jedoch genügt ein langes Bescheinen durch die Sonne mcbt, tu
die Flüssigkeit zu sterilisiren.
Ad. 2. Wenn elektrische Fanken aus einem tLumkor- tf\söbe
Apparat nahe der Oberfläche der gährenden Flüssigkeit übersprinerei
so wird ein Stillstand in der Mycoderma-Entwickelungr .^P'^ '^
ziemlich starken Entladungen beobachtet, die Flüssigkeit dabei Jedocl
nicht sterilisirt; denn nach Aufliören der elektrischen Entladiui£r wiix
wieder die Gährthätigkeit, wenn auch in schwächerem GrAde, be-
obachtet. Loew (MOoclienX
Sostegnl und Sannlno» lieber die Entstehung von Seh iref el-
Wasserstoff bei der Alkoholgährung. (Le Stazioni Speri*
ment Agrar. Ital. XVm. S. 437.)
Wird sterilisirter Traubenmost mit fein verriebenem und ge--
waschenem Schwefel und Weinhefe versetzt, so lassen sich bei der
Gährung geringe Mengen Schwefelwasserstoff beobachten ^).
Loew (München).
Trla, C^lacomo, Sul modo di comportarsi del tessuto
muscolare in alcune infezioni. Contributo allo s t a-
dio delle influenze battericide esistenti nelT orga-
nismo sano. (Rend. della R. Accademia delle scienze fisiche e
matematiche. 1890. Sett., Ott. e Nov.)
Verf., der unter Leitung von Manfredi im physiologischen
Institut zu Neapel arbeitete, berichtet zunächst über vergleichende
Zahlenbestimmungen der, bei verschiedenen experimentellen Infektions-
prozessen im Muskelgewebe enthidtenen Bakterien gegenüber jenen
aus anderen Organen; in weiteren Versuchen wurde dann der bak-
terienfeindliche Einfluss des aseptisch gewonnenen Muskei-
Saftes geprüft. In der ersten Versuchsreihe wurde bei Meer-
schweinchen und Kaninchen der betreffende Infektionserreger (MUss-
brand, Staphylococcus aureus, M. tetragenus) in die
Jugularis injizirt, entweder der Tod des Thieres abgewartet oder
letzteres durch Chloroform getödtet, und nun unter aseptischen
Eautelen kleine Muskelstückchen aus dem Glutaeus und kleine Milz-,
Leber- und Nierenstückchen entnommen. Diese Organstückchen
kamen in starkwandige Proberöhren mit 5 ccm sterilen Wassers und
etwas Glaspulper, wurden hier mit einem Glasstab in feinste Partikelchen
zerrieben und zu Plattenkulturen verwendet In 11 Einzelversuchen
ergab sich, dass stets die Keimzahl in den Muskeln viel geringer
war, als in den anderen Organen, manchmal fanden sich die Muskeln
(Milzbrand und Staphylococcus aureus) ganz bakterienfrei.
Es wurde auch beobachtet, dass anfangs, 1 Stunde nach der Injektion
in den Kreislauf die Bakterienzahl im Muskel beträchtlich war, während
später, nach 8 Stunden bei einem analog behandelten Thier die
1) Es wSre jedenfalls interessant, genaa festzustellen, wie diese Sehwefelwasserstoff-
entwickelnng za Stande kommt, da nasdrender Wasserstoff bei der Weingihning nicht
entsteht und der Schwefel wegen seiner absoluten Unlöslicbkeit in Wasser auch nicht
in das Protoplasma der Hefeiellen gelangen kann, somit der direkten Zellenthltigkeit
entrfickt ist. D. Ref.
Bakterien in Miukeln. — Beo. pyoeyanetta. 541
Maskdn keine lebenden Keime mehr enthielten. Diese bakterien-
tSdtende Wirkung des Moskelgewebes konnte auch bei nicht-pathogenen
Bakterien nachgewiesen werden.
Za den weiteren Versuchen diente Muskelsaft vom Hunde,
Kaninchen und Pferde. Die Thiere wurden durch Verbluten ge-
tOdtet, das Fleisch von verschiedenen Körperregionen unter aseptischen
Maassregeln entnommen, in kleine StQcke zerschnitten und mit einer
sterilisirten Presse ausgepresst Es gelang bei einiger Uebung leicht,
den Mnskelsaft steril zu gewinnen. Die Versuche über bakterien-
fdndliche Wirkung desselben wurden nach dem von Ref. einge-
Khlagenen Verfahren mit Typhusbacillen und Gholeravibrionen aus-
gefllhrt und ergaben fQr den Muskelsaft der genannten drei Species
tödtende Wirkung; am stärksten war dieselbe beim Muskelsaft des
Hnndea, in drei Versuchen wurde hier binnen 4 Stunden vollständige
Vemichtong aller ausgesäten Bakterien erzielt. Die tddtende Wirkung
zeigte sich übrigens von der Aussaatgrösse abhängig, indem sie bei
gitteserer Aussaat meist nach einigen Stunden erlosch und von einer
^iederzunahme der Keimzahl gefolgt war. Bei einer 4-tägigen Auf-
bewahrung des Muskelsaftes vom Hunde zeigte sich die bakterien-
ti&dtende Wirkung desselben kaum vermindert [analog dem Blut-
fienim Bef .]
Man könnte denken, dass die saure Reaktion des Muskelsaftes
bei der tödtenden Wirkung betheiligt sei. Verf. weist indess nach,
dass unveränderter und, mit Sodalösung neutralisirter Muskelsaft
anniherad gleich stark auf Bakterien wirken. Ebenso zeigt Ver£,
gestützt auf die Versuche von Ref., dass die höhere Konzentration des
Ib&skelsaftes nicht als Ursache der Bakterientödtung in Betracht
kommen könne, er schUesst sich vielmehr der Anschauung von Ref. an,
wonach eigentfaamliche Modifikationen oder Zustände von Eiweiss-
köipern als das wirksame Prinzip zu betrachten sind.
Buchner (München).
fiessard. Des races du bacille pyocyanique. [Travail du
laboratoire de chimie biologique de la Sorbonne, k Tlnstitut Pasteur.]
(Annales de l'Institnt Pasteur. 1891. No. 2. S. 65.)
In einer früheren Arbeit^) hatte Verf. den Nachweis geliefert,
dass die Farbstofiproduktion des B. pyocyaneus zunächst vom
N&brsubBtrat abhängt, indem bei blosser Eiweissnahrung kein Pyo-
cyanin, sondern vorwiegend nur der grüne fluoreszirende Farbstofi
gebildet wird, während Bouillon sich indifferent verhält, reines Pepton
aber für die Produktion des Pyocyanins sich am günstigsten erweist.
[Von Ref. bestätigt]
Zweitens hängt nun die Farbstofiproduktion auch ab von den
Eigenschaften des Mikroben. Aus dem normalen B. pyocyaneus
geUing es durch 34 Uebertragungen in Albumin, welche mehr als ein
Jahr in Anspruch nahmen, eine Rasse zh erzielen, welche in Bouillon
vorwiegend und bei wiederholten Passagen Pyocyanin bildete, was
sonst nicht der Fall ist. Durch 5 Minuten lange Erwärmung auf
1) BeC 1. Centralbl. f. Bakt. lu Par. Bd. VIL S. 740.
n. Bd. 36
\
I
f
542 ' ^'^' pyocyAneiu. — Cbolerft infaDtiim.
Ö7 ^ wurde ferner aus dem normalen Bacillus eine andere Rasse ge-
wonnen, mit ausschliesslicher Bildung des grün fluoreszirenden Farb-
stoffs in Bouillon, während die erst erwähnte dieser beiden künst-
lichen Rassen bei der nämlichen Erwärmung eine weitere Rasse
lieferte, die alle Farbstoffbildung verloren hatte. Alle diese künst-
lichen Elassen konnten schliesslich durch Kultur in Pepton-Glycmn-
Agar, dem fdr Bildung des Pyocyanins günstigsten Medium, wieder
auf den normalen Bacillus zurückgeführt werden. Aehnliche Rassen
mit theilweisem oder gänzlichem Verlust des chromogenen Vermdgens
wurden auch gewonnen durch Passage im Thierkörper.
Verf. schliesst hieraus, dass die Wirkungen einer Mikrobeoart
zunächst von dem Nährsubstrat und, bei gleichbleibendem Substrat,
von den Rassen abhängen, welche jede Spezies zu bilden im
Stande ist
In einer Anmerkung gibt Verf. folgende Vorschrift zur raschen
Bereitung des zum Studium des Pyocyaninbildung wichtigen Pepton-
Agar : Fein gehacktes Agar-Agar wird zu je 0,25 g in Proberöhren
eingefüllt, unter Zugabe von je 5 ccm neutraler 2prozent. Peptoii-
lösung und 5 Tropfen Glycerin. Die Röhren werden zuerst einige Zeit
im kochenden Wasserbad erhitzt, um die Luft aus dem Agar-Agar
zu vertreiben, dann im Autoclav 5 Minuten bei 120^ sterilisirt.
Man lässt schiefliegend erstarren. Bu ebner (München).
Ba^nsky, A., üeber Cholera infantum. (Berliner kliniscAe
Wochenschrift. 1889. No. 46, 47 und 49.)
Verf. erörtert den ätiologischen Zusammenhang der Temperatur-
und Emährungsverhältnisse mit dieser Krankheit und befasst sich
dann vornehmlich mit der Frage, ob es sich bei der Cholera infantum
um eine spezifische Krankheitsform, verursacht durch einen spezi-
fischen Krankheitserreger, oder lediglich um die Wirkung von Sapro-
phyten handle.
B. hat die Fäces cholerakranker Kinder bakteriologisch unter-
sucht und mehrere Pilzformen in denselben nachgewiesen. Es fan-
den sich darin: das Bacterium lactis aecogenes (Esche-
rich), vom Autor Bacterium aceticum genannt, das Bacte-
rium coli, wahrscheinlich identisch mit dem sog. Neapler Bacillus,
ein die Gelatine rasch verflüssigendes, von B. als weisses ver-
flüssigendes Bacterium bezeichnet, dessen unzweifelhaft pathogene
Wirkung feststeht, der B. Proteus (Haus er), der schon von
Escherich beschriebene weisse, verflüssigende Staphylococcas,
ein diesem ähnlicher, gelb wachsender und langsam verflüssigeador
Mikroorganismus. Femer kommen vor das Bacterium der rotheo
Milch (Hueppe und Grotenfeld), ein grünlich fluoreszirender
Bacillus, eine von B. plumper Bacillus genannte Form, weiter-
hin ein Coccus, der vielleicht mit dem E seh er ich "sehen Porzellan-
coccus identisch ist, der Bacillus erythrosporus, ein der
Sarcine ähnlicher Coccus, und endlich 8 Hefeförmen.
Da auch, worauf der Autor schon früher aufmerksam gemacht
hatte, der Leichenbefund eine gewisse Mannigfaltigkeit der Pilzformen
Gholur» infantum. — Saprog. Darmbaktarien. 543
orkennen lässt, glaabt er keiner dieser Mikroorganismen-Arten etwas
Spedfiscbes zuschreiben zu dürfen, sondern annehmen zu müssen, dass
ik Cholera iDfantom eine echte saprogene Krankheit sei. Die in dieser
Bkhtnng angestellten Untersuchungen mit dem grünlich verflüssigen-
den BaciUas auf steril gemachtem Fleisch ergaben, dass es unter
dessen Einwirkang zur Entwickelung von Ammoniak einerseits, zur
fildnng einer Ptomalnart andererseits kommt, die eine intensive Oüt-
«irkuDg zu entfalten im Stande ist, und da es B. schon früher ge-
lingen war, in frischen Fäces cholerakranker Kinder neben Indol
nsd Phenol auch reichliche Mengen von NH3 nachzuweisen, hält es
B. Ar zulässig, jene schweren Symptome, wie sie bei der Cholera in-
tuBtum beobachtet werden, auf eine Intoxikation mit NH« und den Stoff-
lechselprodokten der zahlreichen Bakterien zu bezieben. Auch die
klinischen Erfahrungen stehen mit den Resultaten der bakterio-
logischen and chemischen Untersuchung so ziemlich im Einklang.
Die Frage, warum hauptsächlich das Kindesalter von Cholera
MStras befallen wird, lässt sich durch die Ernährungsweise der Kin-
der, sowie durch die anatomischen und physiologischen Verhältnisse
des kindlichen Darmtractus am besten beantworten , wozu noch die
Eiiihrungsthatsache kommt, dass der kindliche Organismus den Pro-
dukten der Fäulniss weniger widersteht.
Der Aator bespricht femer einzelne wichtigere klinische Symptome,
sowie die ihn bei der Therapie leitenden Gesichtspunkte.
Limbeck (Prag).
Badnsky, Adolf und Stadthagen, Max, Ueber giftige Pro-
dukte saprogener Darmbakterien. (Berliner klinische
Wochenschrift. 1890. No. 13.)
Im Anschluss an obige in der Berl. klin. Wochenschr. 1889. No. 46
Terdffentlichte Mittheilung zur Pathologie der Cholera infantum
laben- die Autoren weitere Nachforschungen nach giftigen Stoff-
wechselprodukten der saprogenen Darmbakterien angestellt und hierzu
das von ihnen aus dem Darmkanal cholerakranker Kinder gezüchtete,
als „weisses verflüssigendes^* bezeichnete Bacterium benutzt. Das-
selbe, auf Pferdefleisch yerimpft, erzeugte einen Körper, welcher
lahrscheinlich mit der von B rieger aus faulem Pferdefleisch dar-
gestellten Base G^N^fNOt identisch ist.
Durch eigene, sowie von anderen Forschern, wie Virchow und
Pannm, gewonnene Anschauungen wurden B. und St. auf den Ge-
danken geleitet, dass jene bei den Gholeraanf&llen zu Tage tretenden
foudroyanten Erscheinungen durch Giftstoffe eiweissartiger Natur
hervorgerufen werden, und nahmen ihre Untersuchungen mit Pferde-
fleisch und dem genannten Bacterium nach dieser Richtung hin wie-
aal Es gelang ihnen, einen Körper darzustellen , welcher in wässe-
ngw Lösung alle Eigenschaften von Peptonlösungen zeigte und
Hansen subkutan injizirt, den Tod der Thiere nach 2—3 Tagen zur
Folge hatte. Die Sektion dieser Thiere ergab nebst grosser blut-
reicher, morscher und weicher Leber und Milz, Hyperämie des ganzen
Darmtractus, reichliche Mengen einer rothbraunen Flüssigkeit im
Dünndarm. Dass die zur Injektion benutzte Masse keine lebens-
36*
544 Tub«roiiloB6. — Diphtheritis. — Aktinomykoie.
fähigen Bakterien enthielt, war durch KontroUversacbe festgestellt
worden*
Durch Einwirkung desselben Bacteriums auf Milch entstand
ein ähnlicher peptonartiger Körper. Limb eck (Prag).
Schnirer, M« T«, Zur Frage nach der Verbreitung der
Tuberkelbacillen ausserhalb des Körpers. (Wien. med.
Presse. 1891. No. 1. p. 3.)
Verf. injizirte im Laboratorium des Prof. Weichselbaum
Anfangs September 1888 je 10 ccm eines Wassers, in welcbem stark
mit Strassenstaub verunreinigte Weintrauben abgewaschen wordeo
waren, intraperitoneal an 3 Meerschweinchen. Eines der Thiere gin^
nach 2 Tagen an Peritonitis zu Grunde. Die beiden anderen erlagen
nach 45 bezw. 58 Tagen einer exquisiten Impftuberculose, deren Ent*
stehung woU nur auf den Tuberkelbacillengehalt des auf den Wein*
trauben deponirten Strassenstaubes zurückgeführt werden konnte.
Verf. betont, dass die Uebertragung von Tuberkelbacillen demnaidi
auch durch Obst erfolgen kann. Mit dem Vorkommen von lebens-
fähigen Tuberkelbacillen im Strassenstaube sei auch in der Praxis
zu rechnen. Eine systematische Untersuchung wäre nach dieser Rich-
tung hin wünschenswerth, überdies für die Pathogenese der Taber*
culose von Wichtigkeit. Kr&l (Prag).
Plsarzewski, Ein Fall von Diphtheritis, komplizirt
durch Erysipelas. (Przeglad lekarski. 1891. No. 1.) [Polnisch. J
Verf. behandelte ein 2-j&hriges Kind wegen Diphtheritis und
Croup. Trotz energischen Eingriffen verschlimmerte sich der Zustand
immer mehr, so dass er zur Tracheotomie griff. Die Operation hatte
jedoch den erwünschten Erfolg nicht: die Athmung blieb erschwert,
Temperatur am Abend nach der Operation 41,4<^ G.
Am nächsten Tage fand V^. zu seiner grossen Ueberraschung
bedeutende Besserung: ruhige Athmung, Pseudomembranen in Form
von wenigen kleinen grauen Flecken an den Mandeln und an der
Uvula; die Körpertemperatur war dennoch — 41,1^ G. Diese Tem-
peratursteigerung fand ihre Erklärung in einer typischen Erysipelas
der vorderen Brustfläche.
Erst am nächsten Tage leitete Verf. eine Kur gegen die Erysi-
pelas, die sich nicht allzusehr ausbreitete, ein. Erysipelas und IMph-
theritis heilten dann in kürzester Zeit vollständig.
Ohne in diesem Falle der Erysipelas die Heilung der Diphtheritis
zuzuschreiben, glaubt jedoch der Verf. seine Beobachtung als An-
regung zum experimentellen Studium der Frage betrachten zu sollen.
Steinhaus (Warschau).
Schneidemtthl , Ueber Strahlenpilzerkrankungen bei
Mensch und Thier. (Münch. med. Wochenschr. 1890. No. 37.)
Der in Kiel gehaltene Vortrag enthält in gedrängter Form alles
Wesentliche, was bisher über die Aktinomykose bekannt wurde. Nach
einigen geschichtlichen Bemerkungen über die Entdeckung der Krank-
heit und des sie verursachenden Strahlenpilzes vrird der letztere
Aktinomykose. — EchinoeoeciiB. 545
olher beschrieben. Dann wendet sich der Vortragende zu den Ueber-
tragongsTersachen^ and betont, dass die Infektion auf kanstliche
Wdse bisher nur durch Impfung unter die Haut, in die Körper-
hsUen oder in die Blutgefässe, dagegen nicht durch Verftttterung
gelang. Dagegen kommt unter natürlichen Verhältnissen die Auf-
nahme des Giftes in den Körper hauptsächlich in den Verdauungs-
orgioen zu Stande. Die grössere Ausbreitung der Kranldieit, welche
nter dem Viehbestande in einzelnen Gegenden nach grösseren Ueber-
achwemmangen beobachtet wurde, scheint darauf hinzudeuten, dass
der Pilz besonders gut auf feuchtem Viehfutter gedeiht , mit diesem
ii den Verdauungskanal gelangt und sich in Verletzungen , welche
stachlige Futtertheile in den Schleimhäuten leicht hervorbringen,
andedät.
Auch beim Menschen liegt die Eingangspforte für den Pilz be-
sonders in dem Verdauungskanal, und zwar yorwiegend|in der Mund-
UUe (kariöse Zähne, Tonsillen). Dennoch ist es nicht gelungen,
im Beweis zu erbringen, dass der Genuss des Fleisches von tkü-
Domrkotischen Thieren die Krankheit beim Menschen hervorbringen
lomn. Deberhaupt sind die Fälle, in denen die Uebertragung der
Krankhdt vom Thier auf den Menschen nachgewiesen ist, sehr ver-
dnielt. Es scheint vielmehr, als ob auch beim Menschen die Ein-
schleppung des Pilzes durch vegetabilische Nahrnngsstoffe erfolgt.
Brazola fand im Zahnfleisch von Patienten Haufen des Pilzes auf
BruchsUlcken von Mauergerste (Hordeum muriaceum).
Nach einigen Bemerkungen über die Symptome, den Verlauf und
die meist ungünstige Prognose bei Erkrankung durch Actinomyces
bespricht der Vortragende die Therapie und erwähnt dabei, dass
^DStüge Erfolge, abgesehen von operativen Eingriffen, durch Injek-
tionen von Ferrum sulfuricum, Tinctura Jodi, Karbolsäure und
Sublimat, durch Aetzungen mit Chlorzink und durch innerliche An-
wendung von Kalium jodatum erzielt wurden.
In prophylaktischer Beziehung empfiehlt Schneidemühl, die
£rDährung des Viehes mit stacheligem und feuchtem Futter zu ver-
meiden, alle aktinomy kotisch erkrankten Organe von Schlachtthieren
zu ?emichten und der Mundpflege die gr(>sstmögliche Sorgfalt zu
widmen. Kühler (Oldenburg).
LaDgenlmeh , Carl, Der Leberechinococcus und seine
Chirurgie, gr. 8. 169 p. mit 19 Abbild, im Texte. Stuttgart 1890.
Der Schwerpunkt des Buches liegt in der Therapie, welche na-
tfirlich fast nur chirurgisch sein kann. Auf fast 100 Seiten sind die
verschiedenen Methoden mit einer Ausführlichkeit und Sorgfalt be-
sprochen, welche nichts zu wünschen übrig lässt Wer den Umfang
der Echinococcus -Litteratur kennt, wird sich nicht wundem, dass
dem Autor Manches entgangen ist Ref. selbst befasste sich seit 10
Jtihren mit dieser Spezifität und zählt ausser mehr als tausend
Journalauf^tzen , unter anderen gegen 130 deutsche Dissertationen
^70 Pariser Thesen, dazu eine Anzahl von Monographieen.
Die Naturgeschichte des £. ist nach R. Leuckart in bün-
(ü([er Weise dargestdlt. Die geographische Verbreitung ist ziemlich
546 Echinoeocens. — Serehkrankheit
erschöpfend behandelt, nur die Monographie von John Davies
Thomas (Adelaide 1883) ist dem Verf. entgangen. Aas dieser
hätte er entnehmen können, dass das Vorwiegen des $ Geschlechtes
für grosse Bezirke, z. B. Victoria, keine Geltung hat Die unter
Mosler'sEinfluss entstandenen Arbeiten über Nenvorpommem h&tten
volle Berücksichtigung verdient
Bezüglich des Vorkommens des £. im menschlichen Körper
wäre die Statistik von John Davies Thomas mit 1897 Fällen
zu benutzen gewesen, femer die stattlichen Thtees von Marg^uet,
Gangolphe, Masseron, Hearn, Dardel, welche Autoren
für die Hydatiden der Muskeln, Knochen, des Bauchfells, der L^iiDgen,
der Schilddrüse viel grössere Zahlen angeben.
Das Kapitel über die klinischen Erscheinungen ist vortrefiSich
bearbeitet Seit Frerichs wird kaum etwas Besseres hierüber ge-
schrieben worden sein. —
Zum Schluss einige kleine Bemerkungen über das Naturhistorische
und Litterarische.
Pag. 3 wird Felis concolor als Wirth der Taenia Echi-
nococcus genannt Es soll wohl die Taenia oligarthros ge-
meint sein, die bei Linsto w erwähnt ist — Böll (p. 4) hat nicht
1752, sondern 1852 die fragliche Taenia beschrieben.
Warum sich der Verf. mit der unbedeutenden Arbeit von Döring
so viel abgibt und dieselbe sogar stellenweise kopirt, ist dem Bef.
nicht erfindlich. Die wichtigen Studien Küchenmeister *s(Bohlf8
Archiv III) wären doch unendlich bessere Bezugsquellen gewesen.
Die auf p. 8 gegebene Darstellung ist etwas verworren. Dass Livoia
schon 800 Fälle von E. gesehen habe, konnte Bef. in dessen Schrift
nicht finden.
Zu p. 101 bemerkt Bef., dass der Fall Ferrings von £. der
Nebenniere kein multiloculärer war. Dass die in der Dissertation
von Lehmann (München 1889 praeside Bollinger) angeführte,
relativ glücklich verlaufene Operation eines E. multilocularis
übersehen wurde, wollen wir dem fleissigen Verf. nicht hoch anrechnen.
Ein bibliographischer Index wäre sehr zu wünschen, ebenso ein
alphabetisches Sachregister. J. Gh. Huber (Memmingen).
May^ Walter, Die Bohrzuckerkulturen auf Java und
ihre Gefährdung durch die Serehkrankheit. (Bo-
tanische Zeitung. 1891. No. 1. p. 10—15.)
Nach dem Verf. würde die Zuckerrohrkultur auf Java wahr-
scheinlich in bedeutendem Umfange auch auf die bisher dafür nicht
in Anspruch genommenen Theile der Landes ausgedehnt woraen
sein, hätte sieb nicht die mit dem javanischen Worte „Sereh*'
bezeichnete Krankheit eingestellt, deren erste Spuren 1879 oder
1888 aufgefunden wurden. Die Krankheit hat in den letzten 5
Jahren in beunruhigender Weise zugenommen. Vom Westen (der
Besidentschaft Gheribon) hat sich die Serehkrankheit schnell bis zur
äussersten Ostspitze der Insel verbreitet, nur hie und da einzelne
Striche überspringend. In Mitteljava hat sich durch sie die Zucker-
rohrproduktion 1888 um annähernd | der Ernte, 1889 um |
t^danzenkrankbeiteiii 547
der Ernte von 1887 vermindert (was einen Werthyerlast von 2{
Ib8 5 Millionen holl. Gulden gleichkommt). In Wesljava hat sich
1889 die Krankheit etwas vermindert.
Die Krankheit äussert sich zunächst darin, dass die Intemodien
tatfz, die Blätter dicht an einander gedrängt bleiben. Es werden zahl-
reiche Saftwurzeln und oberirdische Seitentriebe gebildet, im ärgsten
Stadium wird überhaupt kein Rohr, sondern es werden nur Blätter her-
forgebracht. Gewisse Gewebepartieen des Stockes werden stark geröthet
Kecklinge, aus solchen Pflanzen geschnitten, zeigen bei Auspflanzung
vennehrte Röthung und verrotten schliesslich. Ein niedriger Zucker-
gehalt und eine geringe Qualität des Saftes sind die Folgen der Sereh-
krankheit, yon der man die Ursache noch nicht genau kennt Die
eiBen betrachten Nematoden, andere Bakterien als die Urheber der
Krankheit; sekundär werden die Pflanzen von zahlreichen thierischen
und pflanzlichen Schmarotzern befallen. Auf dem im Februar 1889 in
Samarang abgehaltenen Kongress der Zuckerinteressenten Javas hatte
man beschlossen, einen europäischen Pflanzenpathologen zur Unter-
sadmng der Serehkrankheit kommen zu lassen ; da indessen anstatt
da fto nöthig befundenen Summe von 20000 Gulden nur 1360Q
Golden einkamen, wurde der Plan aufgegeben. Die Versuche, die
Kiankh^t durch Einführung anderer Zuckerrohrvarietäten zu besei-
tigen, sind bisher misslungen. Ludwig (Greiz).
KeUennan, W. A., and Swlngle, W. T., Preliminary report
onsmat in oats. (Experiment Station of the Kansas State Agri-
coltnral College, Manhattan, E. Bulletin No. 8. October 1889. Topeka
1889. p. 91—104. PL I— IV.)
, Preliminary experiments with fungicides for
stinking smut of wheat. (1. c. Bull. No. 12. August 1890.
Topeka 1890. p. 27—50. P. I.)
, Report on the loose smoots of cereals. (Second
Annual Report of the Exp.-Station, Kansas State Agr. GoU. Man-
hattan, K. For the Year 1889. Topeka 1890. p. 213—288. PL
I-IX.)
Die besonders für den Landwirth wichtigen Abhandlungen be-
schäftigen sich eingehend mit den amerikanischen Brandkrankheiten
lex Getreidearten, ihrer Verbreitung, der Entwickelung ihrer Urheber-
pihe und ihrer Bekämpfung.
Die in Amerika verbreiteten Brandpilze der Cerealien sind haupt-
sächlich:
UBtilago Ayenae (Pers.) Jensen, ,,Oat Smut", der 1888/89 um
Manhattan 11 ^/s ^/^ der Haferernte zunichte machte und einen
Schaden yon jährl. über eine Million Dollar im Staate yerursachte«
Yon ihm wird eine neue Varietät UstilagoAyenae yar. laeyis
Kellerm. et Sw. beschrieben.
^ Hordei (Pers.) Kell er m. et Sw., ,,the coyered Barley Smut'S
^ Tritici (Pers.) Jensen, „the loose Smut of Wheat",
— nuda (Jensen) Eellerm. et Sw., „the naked Barley Smut'',
und ausser diesen Arten yon Flugbrand noch zwei Arten yon Schmier-
brand, Tilletia foetens (B. et C.) Trelease und Tilletia
548 Sehatzimpfang, künstl. InAktionskrankheiten, Entwickefaiiigshemiimiig etc.
Tritici (Bjerk.) Winter, die häufig die Hüfte oder drei Viertel
der Ernte vernichten.
Meist wird der Brandkrankheit vorgebeugt, wenn man die Saat-
kömer 15 Minuten in Wasser von 132® F. einweicht.
Zu den natürlichen Feinden der Brandpilze, insonderheit des
Haferbrandes, die jedoch von geringer praktischer Bedeutung sind,
gehören von Pilzen:
Fusarium üstilaginis n. sp. („the white Mould"), Macro-
sporium n. sp. („the black Mould^') und eine Bakterienart („Bliebt,
Bacterial Disease^^), von Insekten Phalacrus sp. (Ph. politus
oder penicillatus) und Brachytarsus variegatus Say.
Ludwig (Greiz).
Schutzimpfung, künstliche Infeldionslcranlcheiten, Entwick-
lungsheffloiung und Vernichtung der Balcterien etc.
Seln^ 0.9 Zur Asepsis bei Laparotomieen. (Gentralbl. f.
Gynäkologie. 1890. No. 9.)
Verf., Direktor der geburtshülflich - gynäkologischen Klinik zu
Kiew, beobachtete unter den Todesfällen, die nach Laparotomieen
eintraten, zwei, die möglicherweise nach Karbolvergiftung, und einen,
der vielleicht nach Sublimatintoxikation eingetreten war. Er wurde
daher seit 1887 in der Anwendung der Antiseptik vorsichtiger, als
früher und wendet seit Winter 1888 eine möglichst strenge Aseptik
an. Er hat einen eigens für Laparotomieen bestimmten Operations-
saal, dessen Wände mit weisser Oelfarbe angestrichen sind, und der
mit Warmwasserheizung, guter Ventilation und reichlicher Zufiihr
von warmem und kaltem Wasser versehen ist. Abends vor jeder
Operation wird die innere Oberfläche desselben und die Möbel ab-
gebraust. Instrumente, Verbandstoffe, Wäsche, Operationskieider,
Ligaturen etc. werden mit feuchter bezw. trockener Hitze sterilisirt
Die Hände des Operateurs und der Assistenten, sowie die Bauch-
decken der zu Operirenden werden nach Fürbringer desinfizirt.
Die Schwämme werden ausgekocht. Von den 60 nach dieser Me-
thode ausgeführten Laparotomieen endete eine "== 1*6^/0 tödtlich,
in Folge von Kothperitonitis nach ungeheilter Darmwunde (es hatte
sich um Resektion eines Cystocarcinoms gehandelt, wobei die Dann-
wand eingerissen war). Unter den 57 geheilten Operirten war die
höchste Temperatur nach der Operation bis 37 ^ bei 5, 37,6 bei 26,
38 bei 46, mehr als 38^ nur bei 11 Operirten. Es stellten sich
keinerlei lokale Störungen ein, und das Allgemeinbefinden war im
Ganzen besser, als nach den antiseptischen Laparotomieen.
Unter Leitung von Janowsky stellte Pissemsky bakterio-
logische Untersuchungen der Ligaturen, Schwämme, Verbandstoffe etc.
kurz vor bezw. nach der Operation an, aus denen sich ergab, „dass
die ganze Umgebung der Wunde in den von R. operirten Fällen
meistentheils ganz steril war, auch das 8 — 9 Tage nach der Ope-
Sdwrtampftmg, kflnstL Infektionskrankheiteii« Entwickelnngshemmittg ete. 549
ntioa antersuchte Verbandmaterial erwies sich als steril/* Die Unter-
sndiimgeii Pissemsky's werden detaillirt veröfTentlicht werden.
M. Kirchner (Hannoyer).
'9 C, üeber Gatgutinfektion. (Beiträge zur klinischen
Chirurgie. Band VI. Heft 1. S. 98—194.)
Verl gibt eine höchst lesenswerthe Zusammenstellang der bisher
poblizirten Fälle von Gatgutinfektion , die er zugleich einer ruhigen
Bod sachgemässen Kritik unterzieht und die ihn, wie gleich vorweg
bemerkt sein mag, zu der Ueberzeugung gebracht haben, dass zur
Zeit eine Verbannung des Gatgut zu Gunsten der vorgeschlagenen
Ersatzmittel wohl einer Vereinfachung des antiseptischen Apparates,
aber gewiss keinem Fortschritt in der Antiseptik gleichbedeutend
näre. Sehr dankenswerth ist die genaue Beschreibung des Rohma-
mateiials und der verschiedenen Arten der Präparation und Konser-
virung des Gatgut, die Verf. seiner Abhandlung vorausschickt, und
die im Originale nachgelesen zu werden verdienen. Lister's Kar-
bolöl-, L i 8 1 e r 's Ghromsäure-, K o c h e r 's Juniperusöl-, R 0 u x' Terpen-
tinöl-, KümmeTs Sublimatcatgut , sowie einige kombinirte Desin-
fekftionsmethoden des Gatgut, namentlich die von Zwei fei, Braatz
imd Reverdin, werden eingehend .>. beschrieben ; dann bespricht B.
die mit Gatgut gemachten Uinischen Erfahrungen. Um möglichst
reichen Material zu bekommen, wandte sich Verf. an verschiedene
Gynäkologen, Ghirurgen, Krankenhausdirektoren und Privatärzte mit
der Bitte, ihm ihre mit dem Unterbindungsmaterial, speziell der Gat-
gotljgatnr gemachten Erfahrungen mitzutheilen. 1881 veröffentlichte
Kocher zuerst einen Fall von Strumaexstirpation , der an akuter
&p8is zu Grunde ging, angeblich in Folge der Zersetzung des Kar-
bolöls , in welchem das Gatgut aufbewahrt war. 1888 sah Kocher
wahrend eines Zeitraumes von 7 Wochen unter 31 grossen Opera-
tionen 22 Fälle zweifelloser, zum Theil sehr schwerer Infektionen,
die er nur auf das verwendete Juniperusöl bezw. Sublimat-Gatgut
zurQckfahren zu müssen glaubte. 1879 sah Zweifel in Erlangen
am zvrölften Tage nach der Operation einer kleinen Scheidenfistel
Pyämie eintreten, welche tödtlich endete. In dem verwendeten Gat-
gut fand sich Bakterienvegetation. Volk mann theilte 1877 zwei
Fälle von Milzbrandkarbunkel nach Gatgutnähten mit. Mosetig-
Moorhof sah 1887 nach der Naht mit Karbolcatgut schwere
Eiterung, 1888 tödtliche Peritonitis in je einem Falle. Schede da-
gegen sah wohl zuweilen bei Verwendung von Gatgut von jedem
Stichkanal aus Entzündung und Eiterung sich verbreiten, jedoch
nicht öfter, als bei Verwendung von Seide, auch fielen die von ihm
häufig gemachten Kulturversuche mit soeben verwendetem Gatgut
negativ aus. Schede spricht sich daher unzweideutig dahin aus:
„Kurz ich glaube von der ganzen Gatgutinfektion kein Wort, ehe mir
bewiesen wird, dass sorgfältig präparirtes Gatgut — ich beziehe mir
das Rohmaterial und besorge mir die Präparation selber — noch
keimfähige Mikroorganismen enthält.^^ Ganz ähnlich sprechen sich
Kappeier in MQnsterlingen, Socin in Basel, Neuber in Kiel,
Qaserny, Bruns in Tübmgen, Riedinger in Wfirzburg,
550 ^«.SohatiimpftUigy kfinstl. Infektlonskruikiieiten, Bntwicketiingsiienuiinnir «^
Lossen in Heidelberg, Thiersch in Leipzig, Stelzner in
Dresden, Schinzinger in Freiburg, Lücke in StrasBbiug, Mi-
kulitsch in Krakau, v. Bergmann in Berlin, Breisky in Wien
aus. Alle bereiten ihr Gatgat selber und keiner derselben weiss von
schlechten Erfahrungen Mittheilung zu machen. H a f t e r in Franen-
felt sah 1879 bei einer WOchnerin tödtliche Sepsis, welche er auf
ein aus Schaffhausen bezogenes Karbolcatgat zurQckfthren
musste. Seitdem präparirt er das Gatgut selbst und hat nie wieder
etwas Unangenehmes darnach erlebt Auch die Mittheilangen ron
Wiesmann in flerisau, y. Moudach in SchafFhausen, y. Muralt
und Wyder inZürich, Fritzsche inGlarus, Oarr^ in Tübingen,
Hoffmeier in Berlin hatten sehr zufriedenstellende Besoltate mit
dem Gatgut und erlebten niemals schwere Wundinfektionen nach
Verwendung desselben. — Des weiteren geht Verl dazu über, die
Erfahrungen der Züricher KrOnlein'schen Klinik mitzuthefleD.
Weder mit dem Karbolölcatgut , welches in den Jahren 1881—^
noch mit dem Sublimatcatgut , welches seitdem ausschliesslich yer-
wendet wurde, wurden Beobachtungen gemacht, welche mit einiger
Wahrscheinlichkeit darauf hingewiesen hätten, dass eine Wundin-
fektion durch Gatgut yeranlasst worden sei. Zur Erhärtung dieses
Urtheils gibt B. eine Zusammenstellung grösserer Operationen, ans
den Jahren 1885 — 1888, mit genauen Notizen über den Wundver-
lauf. Von 74 Hemiotomieen verliefen 9 tödtlieh. Der Grund war
Kollaps, Delirium tremens, Pneumonie, Perforationsperitonitis, Kollaps,
Magenkrebs, Blutung aus eingerissenen NetzgefiLssen, DarmperforatiOD,
Gollaps in je einem Falle; niemals fand sich bcd der Obduktion eine
irgend nennenswerthe Eiterung in der N&he der Catgutn&hte. 50
Kropfoperationen verliefen ganz oder fast g&nzlich fieberfrei. Von
26 Laparotomieen endeten 4 tödtlieh. Der Grund war Krebs in eioem,
Kollaps in den drei andern Fällen ; aber auch in diesen wie in sämmt-
lichen übrigen Fällen war die Wunde reaktionslos geblieben. B.ür-
theilt daher: „Dem verwendeten Gatgut fiült weder Infektioo nodi
Nachblutung zur Last^^
B. stellt nun 39 Fälle von Kaiserschnitten aus der Litterator
zusammen, unter denen sich 5 tödtliche befinden. Der Tod erfolgte
an Septikämie nach Endometritis, an Dysenterie, an Perforaüoos-
peritonitis, an Peritonitis nach Dteruscarcinom , an allgemeiner Peri-
tonitis; doch konnte in keinem dieser 39 Fälle die Anwendung vod
Gatgut zur Uterusnaht als die Quelle einer Infektion nachgewiesen
werden.
Was nun die wenigen zweifellosen Fälle von Gatgutinfektion be-
trifft, welche bei genauer Kritik übrig bleiben, so sind dieselto
sämmtlich durch Karbolölcatgut yeranlasst worden. Mit dem Sohfi-
matcatgut hat ausser Kocher Niemand ungünstige Erfahrungen ge-
nuicht
Verf. gibt dann noch eine Reihe dankenswerther Notizen über die Be-
sorbirbarkeit und Qualität verschiedener Gatgutpräparate. Ein wes^t-
licher unterschied in der Resorptionszeit der verschiedenen GatgatprftpA-
rate trat bei seinen Versuchen nicht zu Tage, üebereinstimmend nüt
B r u n s und L e s s e r fand er eine bedeutende Beschleunigung desAmh
toiattimpfluig, kttnsti. InfoktioDsknuikheitan, Entwiekelnngsiiemiiiiiiig tte. 55l
aagiprosQBses aller Präparate bei Eiterong. Die PrOfdng der Qualität
uJuD er in der Weise vor, daas er dnrcli Anhängen von Gewichten
and durch Zog Termittelst eines Federdynamometers die Grenze der
Dehnbarkeit bei den yerschiedenen Präparaten bestimmte. Es ergab
sidi eine, wenn aoch nicht erheblidie, so doch deutliche Vermin-
deniDg der Besistenz säountlicher präparirter Catgutsorten gegenüber
dem Bohcatgut Dnter den einzelnen Präparaten selbst, ertrugen die
grtaate Belastung das Chromsäure- und Beverdin'sche Gatgut
Von besonderem Interesse sind die Resultate der bakteriologischen
üateraachangen des Gatgut. Hallwachs sah 1879 in den Spidten
ffickerer Oatgutsorten Stäbchen, Zellen und Trümmer von solchen, die
er als pflai^che Gebilde ansprechen zu sollen glaubte. Tayel
fand das Juni^ruscatgut, Roux und Garr£ das Terpentinölcatgut
dorchw^ stml. Beverdin dagegen konnte im Juniperuscatgut
Bakterien nachweisen, als den Staphylococcus aureus, die
Sarcina lutea, den Bacillus megaterium, Bacillus sub-
tilis n. s. w. Benckisser infizirte kleine rohe Gatgutfäden mit
Bankoltaren der Eiterstaphylokokken und desinfizirte sie dann auf
£e TerscUedenen Arten. Unter 20 mit JuniperusAl in der yorge-
flchriebenen Weise infizirten Fäden ergab sich doch ein Mal eine
Kultar der betreffenden Staphylokokken. Thomson und Schede
fuiden niemals Mikroorganismen im Gatgut.
Die Untersuchungen, welche B. selbst anstellte, hatten folgendes
Beaultat Die mit 25 verschiedenen Proben von Sublimatcatgut an-
gelegten Kulturen (etwa 900) blieben sämmtlich steril. Von zwölf
Proben Earbolcatgut zeigten die Kulturen bei sieben, von sieben
I^ben Ghromsäurecatgut bei vier, endlich von acht Proben Juniperus-
Qkatgnt bei dreien derselben deutliches Wachsthum. Es gelang B.
ans diesen Kulturen einen Bacillus reinzuzüchten , welcher dreimal
80 lang als brät war, Eigenbewegung zeigte, Sporen bildete und die
Gdsüne verflüssigte. Derselbe wnchs bei gewöhnlicher Temperatur
airf allen gebräuchlichen Nährböden und fiUrbte sich leicht mit Anilin-
brben. B. hält ihn für einen Kartoffelbacillus , der bei Thierver-
suchen kaum pathogen war und jedenfalls keine Eiterung erzeugte.
B. schliesst daher, dass dem untersuchten, nicht steril erfundenen
Gatgut infektiöse Eigenschaften nicht innewohnen.
B. ging aber noch weiter. Er stellte sich Gutgut dar aus den
Dännoi von Thieien, welche er mit Milzbrand geimpft hatte. Durch
Verwendung dieses Catgnts in rohem Zustande konnte er Thiere mit
Ifilzbrand infiziren, das mit Sublimat l'/ooi sowie das mitKarbolöl
präparirte Gatgut dagegen erwiesen sich im Beagensglas sowohl wie
im thierischen Körper ais steril.
Verl schliesst aus seinen Versuchen mit Becht, „dass wir jedes
Bohcatgut durch die uns gebotenen Desinfektionsmittel leicht und
sicher aseptisch zu machen im Stande sind^\ Als beste Präparations-
weise empfiehlt er: „Das Bohcatgut wird mit Kaliseife abgebürstet,
dann direkt oder nach einem halbstündigen Aufenthalt in Aether
12 Stunden in wässerige Sublimatlösung 1 : 1000 gelegt. Konservirt
in Sublimat 1,0, Alkohol absol. 900,0, Glycerin 100,0. Unmittelbar
Tor dem Gebrauch nochmals durch wässerige Sublimatlösung zu ziehen.^
552 ^«^« Litteratar.
Zum Schlass seiner höchst interessanten und fleissigen Arbeit
werden die Ersatzmittel der Gatgutligatur — Seide, Leinenzwirn —
besprochen und der Nachweis gefQhrt , dass sie , weil nicht resorbir-
bar und reizend gegenüber den Geweben, dem Gatgat entschieden
nachstehen. M. Kirchner (ELannover).
Boer, Ueber die Leistungsfähigkeit mehrerer che-
mischer Desinfektionsmittel bei einigen für den
Menschen pathogenen Bakterien. [Aus dem hygienischen
Institut zu Berlin.] (Zeitschrift für Hygiene. Bd. IX. Heft 3.)
Boer untersuchte Salzsäure, Natronlauge, Schwefelsäure, Am-
moniak, Quecksilberoxycyanid, Goldchlorid, Silbemitrat, arsenigsaares
Natron, Karbolsäure, Kreolin, Lysol, Malachitgrün und Methylviolett
auf ihre Leistungsfähigkeit gegenüber (sporenfreien) Milzbrand-,
Typhus-, Diphtherie-, Botzbacillen und Cholerabakterien in gewöhn-
licher, mit Pepton und Kochsalz zubereiteter Rinderbouillon von
schwach alkalischer Reaktion. Geringe Aenderungen in der Reaktion
der Bouillon beeinflussten die Untersuchungsergebnisse meistens we-
sentlich. Di tt rieh (Prag).
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2060.i
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(Wiadom. lekarskie. 1891. No. 10|ll. p. 301—306.)
Inhalt.
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Dextrose und Dextrin in Bierwfirse und
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Organismen. (Orig.), p. 525.
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tftrlichen Immunität gegen den Milzbrand.
(Orig.) (Schluss), p. 682.
BawtMhfliiko, J., Zur Frage über die Immu-
nität gegen Milzbrand. (Orig.) (Schluss),
p. 528.
BagiBtkj , A. , üeber Cholera inAmtum,
p. 542.
Baglniky, Adolf, und 8tadthag«B, Max,
üeber giftige Produkte saprogener Darm-
bakterien, p. 543.
Oefiard, Des races du bacille pyocyanique,
p. 541.
Giimti, M., üeber die Wirkung des Lichts
auf die Essiggährung, p. 539.
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und seine Chirurgie, p. 545.
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Java und ihre GMährdung durch die
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Piaanewaki, Ein Fall von Diphtheritls,
komplizirt durch Eryslpelas, p. ^44.
Bohneidamfilil , Ueber StrahlenpOzerkima-
kungen bei Mensch und Thier, p. 544.
Behnirer, M. T., Zur Frage nach der Ver-
breitung der Tuberkelbacillen aoiserhalb
des Körpers, p. 544.
Boitegni und flaiiTiliio, üeber die Entste-
hung von Schwefelwasserstoff bei der
Alkobolgährung, p. 540.
Tolomei, O., Einwirkung von Elektrizität
auf die Essiggährung, p. 589.
Tria, OiaooiBOf Bul modo di oomportarsik
del tessoto mnscolare in alcune infesioni,
p. 540.
Behutiiiiipfkmg , Mnrtliaha TuMktimia"
krankheiteiL, BntwiftMiragihmniHHiig
und Vemiehtmig dar Bakterin
und PuradteiL
Boer, Ueber die Leistungsfähif^eit mehre-
rer chemischer Desinfektionsniittel bei
einigen flUr den Menschen patiiogeaen
Bakterien, p. 552.
Bnumer, 0., Uebar CatgntinfSsktioo, p.549.
Bein, O., Zur Asepsis bei Li^MtfotomieeD,
p. 548.
Neue Uttentor, p. 552.
FromMuuMoh« Baohdrockerei CBenauum Fohl«) in Jen«,
für
Bakteriologie und Parasitenkunde.
In Yerbindnng mit
6elL M. M Dr. IMart im Misor Dr. LoeOer
IB Ulpxir IB tinifnrald
herausgegeben von
Dr. O. Uhl-arorin in Oassel.
-M-
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
DL. Band. -o- Jen», den 4. Mai 1891. -<>- No. 17<
Original - RMttheHungen.
üeber die Bakterien der hämorrhagisohen Septikamie
(Hneppe), Hog-Oholera (Salmon), Swineplague (Bil-
iings), Swinepest (Selander), amerik. Emderseuche
(Billings), Büffelseuohe (Oreste-Armanni), Mar-
seille'sche Schweineseuche (Jobert, Eietsoh), Frett-
chensenche (Eberth).
(Aus der hygienisch-bakteriologischen Abtheilung des chemischen
Laboratoriums Fresenius zu Wiesbaden.)
Von
Dr. Oeorg Caneva
in
Genua.
Ich mochte mir im Folgenden erlauben, die Ergebnisse von ver-
gldchenden bakteriologischen Untersuchungen über die verschiedenen,
namentlich in der letzten Zeit vielfach erwähnten Wild- und Haus-
thierseuchen mitzutheilen, Untersuchungen, die ich auf Anregung von
Prof. H u e p p e vor mdir als zwei Jahren unternahm. Trotzdem die-
selbm nicht völlig abgeschlossen sind und deshalb keinen Anspruch
auf Vollständigkeit erheben können, glaube ich doch, dass das bisher Ge-
fundene gent^endes Interesse bieten dürfte, um eine kurze Publi-
ii.Bd. 86
558 C»nevÄ,
kation zu rechtfertigen. Meine Untersuchungen erstreckten sidi aul
folgende mir von Prof. Hueppe liebenswürdiger Weise in Bainkul-
turen zur Verfügung gestellte Bakterienarten : Wildseuche, Schweine-
seuche (Schütz), Eaninchenseptikämie, Rinderseuche (aus einer von
Prof. Kitt im Jahre 1889 bei München beobachteten Epidemie
stammend), Büffelseuche (sogen. Mal Barbone dei Buffali Oreste Ar-
mann i), dann Kulturen aus einer Epidemie des Peres von MarseiUe
(Rietsch, Job er t, Martinaud), Swineplagae (Billings), Hog-
Gholera (Salmon), Swinepest (Solan der); ausserdem standen
mir zur Verfügung Kulturen von einer Rinderkrankheit (Billings'
Texasfieber?) und von Frettchenseuche (Eberth). Ich möchte gldch
hier erwähnen, dass Originalkulturen von Swineplague von Billings
von zwei verschiedenen Sendungen sich immer vollkommen gleich
verhielten, wie auch von Hog-Cholera aus zwei verschiedenen Quellen.
. Den genannten sämmüichen Mikroorganismen kommt die gemein-
schaftliche Eigenschaft zu, dass sie die Gelatine nicht verflüssigeo,
keine Endosporen bilden, nach Gram nicht, aber mit einer wässerigen
Methylenblaulösung stärker oder schwächer in mehr oder weniger
grosser Anzahl bipolar sich färben lassen. Auf der anderen Seite
ergaben sich mancherlei Unterschiede. Selbst wenn wir von gewissen
Einzelheiten , wie der grösseren oder geringeren Länge und Breite
der mehr oder minder regelmässigen Form der St&bchen, sowie ihrem
Verhalten in Bouillon als zu wenig charakteristisch absehen, blerben
uns immer genügende Unterscheidungsmerkmale.
Die Bakterien der sogenannten hämorrhagischen Septikämie
(Hueppe) resp. Wildseuche, Kaninchenseptikämie, Schweine-, Ander-,
Büffelseuche unterscheiden sich bekannüich von den anderen dadurch,
dass sie nur oscillirende, passive Bewegung besitzen und dass sie aof Ge-
latine und Agar ein langsameres und weniger üppiges Wachsthum, abge-
sehen von sonstigen Verschiedenheiten, zeigen. Auf Kartoffeln Yon den
verschiedensten Sorten, neutral oder alkidisch, mehr oder weniger ge-
kocht, gelang es mir niemals, sie zu züchten. In sterilisirter Milch ge-
deihen sie sehr kümmerlich, ohne irgend eine wahrnehmbare Aenderang
in dem Aussehen der Flüssigkeit zu bewirken. Kaninchen, mit kleinen
Oesen einer Bouillonkultur am Ohr geimpft, sterben binnen 1—3 Tagen.
Von besonders heftiger Wirkung ermesen sich Kulturen von Rinder-
seuche und von Büffelseuche, die wir der Liebenswürdigkeit von
Prof. Kitt und Prof. Gantani verdanken. Kaninchen mit einer
kleinen Oese von den Bouillonkulturen subkutan geimpft, starben in
weniger als 21 Stunden. Nicht so heftig wirkten Kulturen der Ka-
ninchenseptikämie und Schweineseuche. Lokale Reaktion habe ich
nie oder nur sehr unbedeutend beobachten können. Bei der Obduk-
tion fehlten nie die trachealen Hämorrhagieen, die sich oft bis in die
Bronchien erstreckten. Milztumor war nie vorhanden. In Blat-
Präparaten fanden sich immer mehr oder weniger zahlreiche Bakterien;
einige lagen in weissen Blutkörperchen, einige anscheinend auch in
den rothen. In Gewebsschnitten zeigten sich zerstreute Bacillen
innerhalb der Blutgefässe und Gewebslücken , bei der BüßeJaeacbe
manchmal ausnahmsweise ausserdem kleine kapillare Embolieen.
In einer zweiten, sich von der eben genannten unterscheidenden
0«lMr die Bakterien der himorrliiigischen Septik&mic, Hog-Cholers et6. 559
finippe, die aber nach den bisherigen Untersuchungen nicht so auf-
pftsst werden kann, wie Hueppe die oben beschriebene der hä-
iwrrhagischen Septikämie auffasst, lassen sich die folgenden Formen
iwemigen: Swineplague (Billings), £pid6mie des Porcs von Mar-
ad]e(Rietsch, Jobert und Martinaud), die neue Rinderkrank-
heit (Bill in gs) und die Frettchenseuche (Eberth). Dieselben
iBterscheiden sich von der vorherigen Gruppe zunächst betreffi ihrer
aktiven Beweglichkeit von der Swinepest (Seiander) und von
Hog-Cholera (Salmon) dadurch, dass sie, obwohl ziemlich lebhaft,
doch erheblich weniger beweglich sind, als jene. Das Wachsthum
isf Gelatine erfolgt viel schneller , als bei den der hämorrhagischen
Septik&mie und erinnert lebhaft an die dem Typhusbacillus nahe
lerwandten B. neapolitanum (Emmerich), B. coli com-
mane, B. pyogenes foetidum (Passet), Hueppe's B.
(Cholerinefall von Frankfurt) etc. Auch auf Agar gedeihen sie viel
üppiger mit Gasbildung und der Impfstrich hat ein ganz anderes
Änssehen, als bei der Wildseuche. Auf Kartoffeln bilden sie einen
nemlich dicken Belag, doch finden hier einzelne Differenzen in der
Farbe unter einander statt. Die Milch bringen sie bei Bruttempa-
ratur von 37® in zwei Tagen unter Säurebildung zur Gerinnung, ohne
dieselbe nachträglich zu lösen. Weisse erwachsene Mäuse, subkutan
mit Mar sei He' sehen Bakterien geimpft, gingen nicht zu Grunde,
»agVen aber an der Impfstelle einen grossen Abscess, mit dickem
Eiter erfQllt, in dem spärliche Bacillen vorhanden waren. Im Blute
imden sich bei direkter mikroskopischer Untersuchung keine Bacillen,
iDdesBen liesaen sich solche durch Killuren nachweisen. In den Ge-
^^bnchnitteD yon einer jungen Maus zeigten sich die Mikroorganismen
Dicht zerstreut liegend, sondern nur embolieenweise in den kleinen
Kapillaren. Subkutane Impfungen von Swineplague (Bill in gs),
Frettchenseuche, Rinderseuche (Billings) in Kaninchen, Meer-
schweinchen, weisse Ratten und Mäuse ergaben nur mehr oder
leidger ausgesprochene lokale Erscheinungen. Fütterungsversuche,
iBsbesonders mit den Billings'schen Bakterien blieben stets erfolglos.
Als eine dritte Gruppe möchte ich Hog-Gholera (Salmon) und
Swinepest (S e 1 a n d e r) hinstellen. Während diese durch verschiedene
gemeinschaftliche Merkmale von den vorher erwähnten sich unter-
Bchäden, weichen sie doch auch in manchen Punkten von einander
^. Zunächst sind sie lebhafter beweglich, als die vorigen. Ihr
Wachsthum auf Gelatine ist, was Ueppigkeit, Farbe, Regelmässigkeit
betrifft, sehr verschieden von dem der Wildseuche resp. hämor-
T«^8chen Septikämie, insofern als sie üppiger, schneller, regelmässiger
gedeihen. Die Kolonieen zeigen unter schwacher Vergrösserung eine
gelbliche, braune Farbe, die den anderen fehlt. Ausserdem erinnern
sie durchaus nicht an typhusähnliche Arten. Auch auf Agar wachsen
sie gut, flppig in Form eines weissen , ziemlich dicken Belags ohne
Gasbildung. Auf Kartoffeln wachsen die Selander'schen Bakte-
lien wie die von Typhus, während die Salmon 'sehen einen ziem-
^^^ regelmässigen, dicken, weisslichen Belag bilden. Bemerkenswerth
ist das Verhalten beider in Milch; dieselbe wird nach zweiwöchent-
Kchero Aufenthalt im Brutofen bei 37 <^ langsam gelöst, und zwar ohne
86»
560 C A n • y ft , Heber die Bakterien d. hJUnorrhag. SeptikAmie, Hcv-C^ioJ«» «to.
dass vorher Gerinnmig eintritt, was sonst der Fall ist. Diese ^en
thttmliche Erscheinung, die ich für ausserordentlich charakteristiBd
halte und die bei keinem anderen Mikroorganismus, soweit mir bekamit,
beschrieben worden ist, habe ich in zahlreichen angestellten Versachen
sich immer wiederholen sehen. Kaninchen subkutan am Ohr mit
kleiner Oese von Hog-Cholerabouillonkultur geimpft, sterben binnen
4—8 Tagen ohne lokale Erscheinung an der Impfstelle. Tracheale
Hämorrhagieen und Milztumor sind nicht konstant. In BJutstrich-
pr¶ten finden sich nur sehr sp&rliche Bakt«ien; in Gewebs-
schnitten liegen sie als Embolieen nur in den kleinen KapilU^gefitaseiL
Weisse Mäuse gehen ebenfalls innerhalb 4 — 8 Tagen nach der sub-
kutanen ImpÄiDg zu Orunde. Auch bei Mäusen befinden sich die
Bakterien in Gewebsschnitten embolieenweise. Anders verhalten si^
die Solan der 'sehen. Subkutane Impfungen blieben bei Eaoindieii
erfolglos, dagegen gingen weisse Mäusse innerhalb 6 — 8 Tagen mit
starken lokalen Erscheinungen an der Impfstelle zu Grunde. Die
Untersuchung von Blut und Organen auf Bacillen fiel negatir ans.
Was nun überhaupt die verschiedenen Schweineaenchen betrifft»
so tritt aus dem Gesagten deutlich hervor, dass Salmon's Hiog-
Cholera uod Billing*s Swineplague verschiedene Krankheiten, dass
hingegen Billings' Swineplague und die Marseille 'sehe Schweiod-
Seuche von Jobert und Biet seh höchstwahrscheinlich idenüad^
sind; dass endlich die Solan de raschen Swinepestbakterien , dk
übrigens offenbar der Hog-Gholera ziemlich nahe stehen, eine ge-
sonderte Stellung einnehmen; schliesslich, dass keine der genannten
Schweineseuchen mit der deutschen Schweineseuche von Loeffler
und Schütz zu thun haben. Die von Hueppe ausgesprodiMien
Ansichten über die der hämorrhagischen Septikämi^gmppe aage-
hörigen Formen , d. L dass sie eine identische Gruppen bilden, siod
schon zu vielseitig angenommen worden, um in meinen allerdi%8 ta
wenig zahlreichen Untersuchungen eine neue Dnterstfitzung finden za
müssen. Zur gleichen Gruppe gehören sicherlich auch die BOffd-
Seuchebakterien, wie sich auch im selben Sinne Oreste und Ar-
mann i ausgesprochen haben. Ausschlaggebende MerkmiUe der von
mir studirten Formengruppen unter sich sind in erster Linie daß
Verhalten derselben in der Milch, dann die Beweglichkeit, das Wadis-
thum auf Gelatine, Agar und Kartoffeln. Auch dass einige von
ihnen in den Geweben entweder in zerstreuter Weise oder embolieen-
weise auftreten, ist sehr bemerkenswerth. In der Reihe der bekaooteo
mehr oder weniger pathogenen Bakterien möchte idi gern die der
zweiten Gruppe angehörigen, d. i. die Marseille' sehen, die voa
Billin gs, der amerikanischen Binderseuche, die der Frettchen-
seuche neben die dem Typhus nahe verwandten Formen B. neano-
litanum, coli commune, pyogenes foetidum etc. stefieo.
Damit haben sie folgende Eigenschaften gemein : Die Bew^lichkeii
das typhusähnliche Wachsthum auf Gelatine, das yfachstbam am
Kartoffeln und auf Agar, letzteres begleitet von Gasblasenbildong;
die Milchgerinnung unter Säurebildung. Durch meine üiierezperi-
mente, die allerdings fast nur in Form von subkutanen Impftmgen
unternommen wurden, glaube ich die Beobachtung machen zu Vkiaea,
Ludwig, Üeber die t^hosphorMceos von OrjUctalp* vulgaris.
561
<H
S«|»tikJuni« Beweglich- ^, ^
ppe) Mi ^^^^
Kartoffeln Milch In Oewehen
(Hueppe)
(Schflits)
taimie
(Kitt)
ich« <Oreste-Ar
maaii i)
Weniger
schnelleres n.
Nicht ÖPP^K Wach-
)8en, als die an-
bewegliehjderen u. ver-
I schieden, nicht]
^ typhnsXhnlich.
Wachsen
nicht.
[Nicht ver-
ändertes
kfimmerl.
Wachs-
thum.
Liegen in
[BlntgefXssen n.
GkwebelÜcken
verstreut.
lehe (Marseille,
Xieftseh) siemJioh
:a« (Billings) l uu Ä V
«dt^uche (Bil. («•bhaftbe.
liBS») I wegUch. I
(Eberth) j j
I Typhnsfthnl.
Wachstbum.
Wachsen
üppig.
^ I pillaren-Embo-
unter 8Su-V lieen; nicht
.«ivii^ — I »erstreut in
rebUdnng.| q,^,^^„
)] ^*^P*«~ "^^ 1 WÄchst
lebhaft «hneUes } flppig.
> Wachsthum, {
bewegUch.f ^^^^ ^.^^^ »wichst w.
jtyphuslhnlich./ TTP^«»^
(8 elander)
DirecteLd-l
[sung (Pep-
^tonisirung)
ohne vor
gegangene
' Gerinnung, j
Kleine Kapil-
laren-Embo-
lieen; nicht
Berstreut in
Geweben.
dass wahrscheinlich unter ziemlich gleichen Bedingungen die Bakterien
der zweiten Gruppe am schnellsten an Virulenz einbüssen, dann käme
die 8 elander 'sehe, schliesslich die von Salmon. Am besten
schjünen die der hämorrhagischen Septikämie ihre Virulenz zu be-
walireii.
An vorstehender Tafel werden solche Hauptdifferenzen und die
mögliche Gmppirung besser ersichtlich.
Frankfurt a. M., September 1890.
Uelwr die Fhosphorescenz von Giyllotalpa vulgaris.
Von
Prof. Dr. F. Ludwig
in
Greiz.
Im Herbst des vorigen Jahres beobachteten zwei meiner Schüler
(H. Beutel und W. Weitze) an einer Maulwurfiagrylle (um
Greiz ,,Wiesenkreb8'* genannt) einen im Dunkeln mit grfinlich-weissem
Lichte leuchtenden Fleck, der nach ihrer Angabe so helles Licht
ausstrahlte, dass er auch bei Tage in einer dunklen Zimmerecke,
unter einem Tuche etc. wahrgenommen werden konnte. Das Thier
wurde in einem Glas mit Erde gehalten und es war von ihm an
halb dunklem Orte nichts als die unregelmässig umgrenzte unsymme-
trisch an der rechten Seite des KOrpers hinter dem Kopfe gelegene
hellleuchtende Stelle zu sehen. Die Mittheilung über diese Be-
562 Ludwig, Ueber die Phosphorescenz von Qryllotftlpa viilgans.
obachtung warde mir leider erst gemacht, nachdem das Thier e:
flohen war.
In seiner Abhandlang „Ueber das Leuchten der Thiere'^ Bresl^^ix
1888, in welcher eine sehr umfangreiche Litteratur über tbierisclxe
Phosphorescenz aufgeführt wird, hat RudolfDittrichdieGryll o —
talpa vulgaris unter den Leuchtthieren mit einem Fragezeich evi
notirt, ohne weitere Quellenangabe. Auf meine Anfrage theilte loif
derselbe kürzlich mit, dass seine Angabe aus Kirby und Spence ,
Einleitung in die Entomologie, Deutsche Uebersetzung. Stuttgart 1824
entnommen sei, wo sich Bd. IL p. 471 folgende Stelle findet: „Dr. S u 1 -
ton vonNorwich erzählt, dass zu Ickleton in Gambridgeshire eine
Gryllotalpa als leuchtender Irrwisch niedergeschlagen worden sei.^
Auch 6. de Kerville (Les insects phosphorescents) führt bei
Gryllotalpa nur diese Stelle aus Kirby and Spence (An Intro-
duction to Entomology, or Elements of the Natural History of Insects.
London. 7^^ ed. 1860. p. 503. Letter XXV. On luminous Insects) an,
mit der Bemerkung : „Gette assertion doit etre compl^tement erron^e/'
Die im Dunkeln leuchtende Stelle des bei Greiz gefundenen
Exemplars sah bei Tag weisslich aus. Dieser Umstand, wie auch
das unsymmetrische einseitige Auftreten der Phosphorescenz, lassen
kaum einen Zweifel übrig, dass das Leuchten durch einen photogenen
Pilzparasiten verursacht wurde. Ohne Zweifel handelt es sich um
einen solchen auch bei anderen Thieren, die nur gelegentlich phosphores-
cent gefunden wurden, so bei Gammarus pulex, Astacus flu-
viatilis, Thyreophora cynophila, Chironon(ias tendens
(vgl. Dittrich), bei Eidechseneiern etc. Auch Placidus Hein-
rich, dessen Werk wohl daa bedeutendste über organische Phos-
phorescenz ist (Die Phosphorescenz der Körper. Nürnberg 1811 —
1820. 5 Abthlgn.), das aber von Dittrich nicht benutzt wurde,
führt eine Anzahl solcher Thiere an.
Hier wären neuere Untersuchungen erwünscht. Auch bei den
Süsswasserthieren, deren Phosphorescenz als eine den Thieren eigen-
thümliche bisher angenommen worden ist, wie beiCeratium cor-
nutum, Cyclops brevicornis etc., dürften neuere Untersuch-
ungen nöthig sein, nachdem Giard u. A. nachgewiesen haben, dass
solche Leuchtbakterien bei kleineren Krebsen des Meeres pathogen
auftreten können, und dass auch bei Pholas etc. das Leuchten auf
einer Symbiose mit Photobakterien beruht.
Sind die Urheber der Phosphorescenz unserer Landthiere und
Süsswasserthiere auch Bakterien oder höhere Pilze? Gibt es über-
haupt nichthalophile Bakterien? Beide Fragen harren noch
der Beantwortung.
Kühn, Neuere Versncbe mr Bek&mpfang der RUbennematoden. 5g 3
Nenere Versuche zur Bekämpfnng der Rübennematoden.
Von
Geh. Reg.-Rath Prof. Dr. Julius Kflhn,
Director des landwirtbachaflltehen Inatitnts der UniTersitlt Halle a. 8.
Von den zur Bekämpfung der RQbennematoden angewandten
Methoden hat sich die auf Grund den Studiums der Entwickelungs«
geschiebte dieser argen Feinde der Zuckerrüben von mir empfohlene
Ansaat von Fangpflanzen bis jetzt am besten bewährt. Ich ent-
deckte anierst, dass die Embryonen der Nematoden die RQbenwurzel
nicht, wie man früher glaubte, von aussen ansaugen, sondern in das
Innere der Wurzel eindringen. Ich stellte gleichzeitig fest, dass sie
hier nach kurzer Zeit ihre Wurmform verlieren und flaschenförmig
anschwellen. In diesem Zustande haben sie ihr Bewegungsvermögen
rarloren, bedürfen aber noch vieler Nahrung, um zum geschlecht-
lichen Thiere sich entwickeln zu können. Wird in diesem Zeitpunkte
die N&hrpflanze zerstört, so müssen die angeschwollenen Larven ab-
sterben, da sie keine neue Nährpflanze aufsuchen können. Es ist
also die Aufgabe, die Würmer durch geeignete Nähr-
pflanzen gleichsam einzufangen, um sie dann durch
Zerstörung derselben mit zu vernichten. Als beste
Fangpflanze hat sich seiner zarten Wurzelbildung wegen der Som-
merrflbsen bewährt. Werden vier Fangpflanzensaaten nach einander
während eines Jahres angesäet und rechtzeitig in vorschriftsmässiger
Weise zerstört, dann sind die Nematoden in soU^hem Grade vermin-
dert^ dass Aecker, welche bei stärkster Düngung nur 60 Gtr. oder
noch weniger Zuckerrüben pro Morgen trugen, schon im nächsten
Jahre nach Anwendung der Fangpflanzen eine Ernte an geputzten
zockerreichen Rüben von 185 Gtr. und mehr pro Morgen lieferten,
wie sie dem Ertrage rübensicherer Böden der betreffenden Feldlage
und des betreffenden Jahrganges entsprachen. Durch Nematoden
extrem rübenmüd gemachte Böden erlangten also
plötzlich mittelst der Fangpflanzenmethode ihre frü-
here Ertragsfähigkeit wieder. Auch wenn mit dem dritten
Jahre die Zuckerrüben wiederkehrten» war ihr Ertrag ein noch sehr
gater. — Durch dieses Bekämpfungsverfahren werden die Nematoden
aber nicht gänzlich vernichtet und die verbleibenden Reste geben
um 80 mehr Veranlassung zu neuer Vermehrung, als die sämmtlichen
Halmgetreidearten und zahlreiche Unkräuter ebenfalls zu den Nähr-
pflanzen dieser Schmarotzer gehören und ihre Entwickelung in hohem
Maasse begünstigen können. Es ist deshalb erforderlich, nach
einem Jahre gründlicherer Reinigung auch später noch das
Niederhalten der Nematoden durch geeignete Maassnahmen
zu bewirken. Ein Versuch, dieses Ziel dadurch zu erreichen, dass
in die Stoppeln des nach den Rüben folgenden Getreides bald nach
der Ernte eine Herbstfangpflanzensaat ausgeführt wurde, führte nicht
sieber zum Ziel. Der Ausfall des Getreides läuft häufig früher auf,
564 Kühn,
als der Rübsen. Zerstört man nun erst, wenn die Entwickelung der
Nematoden den geeignetsten Zeitpunkt in den Rübsenwarzeln erreicbt
hat, dann sind diese Schmarotzer an den Wurzeln des Getreideaus-
falles schon zu weit ausgebildet und f&hren zu einer theilweisen
Vermehrung derselben ; bricht man das Feld aber früher um , dann
ist die Rübsensaat vergebens ausgeführt und der Elffekt zu gering.
Ich schlug deshalb einen andern Weg ein, indem ich yersucbte, den
Zweck durch den Anbau des Hanfes zu erreichen. Dieser
kann noch Ende Mai gesäet werden, es ist daher möglich, vor seiner
Aussaat eine Frühjahrsfangpflanzensaat zu zerstören. Der Hanf ge-
dieh auch bei diesem Verfahren vortrefflich, und als nach zweimaligem
Hanfbau im dritten Jahre (1886) Zuckerrüben folgten, ergaben diese
auf der einen, zu Hanf mit Stallmist gedüngten Parzelle 210,93 Gtr
pro Morgen bei 17,62 ^/o Zucker im Saft, und auf einer andero,
zu Hanf mit künstlichen Düngemitteln gedüngten Parzelle 182,59 Gtr
bei 16,85 ^/o Zucker im Saft. — Im Jahre 1889 wurden nach zwei-
maligen vortrefflichen Hanfernten, denen im Frühjahr jeden Jahres
eine Fangpflanzensaat voranging, 220 Gtr 44 Pfd Zackerrüben mit
17,7 ^/o Zuckergehalt gewonnen. Es ist somit in der That möglich,
durch gelungene Fangpflanzensaaten, die im Frühjahr dem Hanf
vorangehen, die Nematoden in solchem Maasse niederza-
halten, dass normale Rübe'nernten gewonnen werden
können.
Es gelang aber bis jetzt nicht, eine befriedigende Verwerthung
des Hanfes zu erzielen. Die gewöhnlichen Zubereitungsmethoden des
Hanfes sind in dem Grossbetriebe der Zuckerrüben wirthschaften nicht
durchführbar und werden auch hier zu kostspielig. Die Versuche^
durch Maschinen ohne vorheriges Rösten die Bearbeitung des Hanfes
auszuführen, blieben bisher ohne praktisch verwerthbares Resultat
Es steht jedoch, wie es scheint, die Lösung der Frage bevor. Herr
Max Raabe in Oomeral in England konstruirte eine Maschine,
welche zunächst für Ram6 bestimmt, auch für Bearbeitung des Haoies
benutzt werden kann. Eine dem auf unserm Versuchsfelde erbauten
Hanf entnommene und nach Gomeral gesandte Probe wurde in sehr
befriedigender Weise entfasert. Die Maschine zu erlangen, dürfte aber
erst möglich sein, wenn der Erfinder sein Patent verwerthet haben
wird. Dann wird auch der Anbau des Hanfes wieder zur Mitanwendang
kommen können beim Niederhalten der Nematoden. Die bisherigen
ungünstigen Erfahrungen mit dessen Verwerthung veranlassten mich
aber, nach weiteren Pflanzen zu suchen, welche vor ihrem Anbau eine
Frühjahrsfangpflanzensaat zulassen. Zunächst versuchte ich die
Kultur des Spätleines. Die Qualität des hier in der Provinz
Sachsen bei Maisaat gewonnenen Leines war jedoch nicht befriedigend.
Um so mehr war ich erfreut, als ich auf einen günstigeren Ausweg
durch eine im Jahre 1889 gemachte Erfahrung aufmerksam wnrda
Ein Stück älterer Luzerne hatte über Winter nicht unerbeblicli ge-
litten, und als die Hofl'nung, es möchte sich bei günstiger FrQbjahrs-
witterung wieder erholen, fehl zu gehen schien, entschloss icfa micli
zum Umbruch mit Doppelpflügen und brachte am 16. Mai auf dies
Land das vom Kartoffelsortiment übrig gebliebene Saatgot, D^^
Kenare Varsneha siir bekKmpfang der Rabennematodan. ^60
Kartoffeln entwickelten sieb gut uud ergaben durchschnittlich pro
Mofgeo 84,24 Ctr. Die Qualität war bei den frfihen wie bei
deo sp&ter reifenden Sorten eine ganz befriedigende. Dies Be-
fliltit ffihrte mich zo dem Gedanken: Frühkartoffeln als Sp&t-
hrtoffeln zu bauen, d. h. Sorten mit kürzerer Entwicke-
loDgszeit ap&t auszulegen, um vorher eine Fangpflanzensaat
leFBtören zu können. Ich stellte im Jahre 1890 zur Prüfung dieser
Uee einen Versuch auf einer Flftche von 8 Morgen an. Die Fang-
pflanzen worden am 26. März gesäet und am 16. Mai zerstört. Das
AtBiegen der Kartoffeln erfolgte am 22. Mai auf eben geeggtem
Lude mit dem Spaten. Darauf ward sogleich eine zweite Fang-
pflanzensaat ausgeführt, die zum geeignetsten Zeitpunkte durch
TuTcheneg^eD und Handhacken, sowie zum Theil durch Aufnehmen
der Pflänzchen mit der Hand vernichtet ward. In diesem Zeitpunkte
(im 21. Juni) hatten die aufgelaufenen Kartoffeltriebe eine Höhe von
ea. 10 cm erreicht Bei diesem Versuch wurden 64 Sorten in
Ven^eich gezogen, und zwar 34 frühe und mittelfrühe, 10 mittel-
sp&te und 10 Spätkartoffeln. Die erstere Oruppe war zur Zeit
der Ernte zum Theil gänzlich abgestorben, zum Theil stark ab-
pidkt Die zweite Gruppe zei^e welkes oder halbwelkes, die
dritte Gruppe noch grünes Laub. Die einzelnen Sorten verhielten
sich bei diesem späten Auslegen nicht gleichmässig in ihrem Ertrage.
Ich werde darüber im 8. Hefte der „Berichte^* unseres landwirth-
^chafüidien Instituts ausführliche Mittheilung machen, hier führe
ich nur diejenigen auf, welche die günstigeren Resultate gaben, und
nenne firtnigszahlen pro Morgen nur bei solchen Sorten, welche
mindestens auf einer Fläche von 6 Ar zum Anbau gelangt waren.
Einen besonders günstigen Ertrag gab Paulsen's Rosalie, pro
Morgen 127,65 Ctr bei 9,1 «/^ kranken Knollen und 15,1 <>/, Stärke-
gebnlt, was pro Morgen eine Stärkeprodnktion von 1927|5 Pfd er-
i^bt Es ist dies eine mittelfrühe Sorte von gutem Geschmack, also
als Speisekartofiel brauchbar.
Hortensie, eine wohlschmeckende mittelfrühe Speisekartoffel,
ergab 109,78 Ctr pro Morgen bei 3,4 ^U kranken Knollen und 14,5
Ins 17,1, im Mittel von vier Bestimmungen = 16,1 ^/o Stärke, was
1161,4 Pfd Stärke pro Morgen ergiebt.
DiegelbeRose, eine sehr gute Speisekartoffel, ergab 92,76 Ctr
}io Morgen mit 8,58 <>/o kranken Knollen bei 16,2 «/o Stärke, mit-
bin 1502,7 Pfd Stärkeproduktion pro Morgen.
Die Alpha, eine wohlschmeckende Speisekartoffel, am frühesten
gestorben, zeigte keine kranken Knollen und ergab 77,65 Ctr pro
Morgen bei 15,4 V« Stärke. Paulsen gibt für diese Sorte den Er-
trag pro 1890 bei normaler Auslegezeit pro ha zu 32666 Pfd an,
wag 83,4 Ctr pro Morgen, also nicht viel mehr austragen würde.
Die frühe Nassengrunder ergab zwar noch 70,2 Ctr pro
Morgen bei einem mittleren Stärkegehalt von 19,9 <Vo, aber sie lieferte
j) Wh kranke Knollen, ist dtüier zum Spätauslegen wegen dieser
Neigung zu leichtem Erkranken nicht zu empfehlen.
Von frühen und mittelfrühen Sorten zeigten sich noch relati? günstig
iffl£rtrage: Paulsen's Juli, Paulsen's Rothhaut, Fifty fold.
566 Bakterien im Aaitmr^.
frühe Rose, Richter's frühe Zwiebel, Richter's ov & le
frühblaue, Heine's Delicatesse, frühe Maus, Schnee*
flocke, Silberhaut, Braunschweiger Zuckerkartoff el«
Early Sunrise, Pauline Lucca, Regent, Alkohol, Chan-
cellor.
Von mittelspäten und späten Sorten ergaben folgende relativ
gute Erträge:
P a u 1 s e n*s M a t a d or pro Morgen 111,9 Ctr bei 2,6 o^ kranken
Knollen und 11,99— 14,ö<tA) Stärkemehlgehalt
Paulsen'sAnderssen ertrug pro Morgen 92,33 Ctr bei0,74.^/o
kranken Knollen und 19,9 ^/o Stärke, was pro Morgen einen St&rke-
ertrag von 1837,4 Pfd ergibt. Paulsen fand in demselben Jahr-
gange bei frühem Auslegen 33500 Pfd Ertrag pro ha und 20,7 ^/«
Stärke, was 1770,3 Pfund Stärkeproduktion pro Morgen entspricht,
also der auf unserm Versuchsfelde gewonnenen Stärkemenge sehr
nahe kommt.
Die späte Sorte Hermann ergab 89,09 Ctr pro Morgen bei
2,46 ^/o kranken Knollen und einem Stärkegehalt von 20,7 ^Z«, somit
einen Ertrag an Stärke pro Morgen von 1844,2 Pfd.
Paulsen'sOdin gab 79,99 Ctr pro Morgen mit 2,44 ^/o kranken
Knollen und 17,1 <>/o Stärke;
Paulsen's Aurelie 78,29 Ctr bei 7,5 % kranken Knollen and
17,6% Stärke;
Paulsen 's Juno 74,96 Ctr bei 1,27 ^/^ kranken Knollen und
19,4% Stärke;
Die weissfleischige Zwiebel 63,88 Ctr bei 22,96 ^/o
kranken Knollen und 20,1 ^/(^ Stärke.
Von sonstigen späten und mittelspäten Sorten zeigten noch be-
friedigende Erträge: Elephant, Magnum bonum, Deutscher
Reichskanzler, Charlotte, Amaranth, Athene, Frigga,
Fürst Lippe.
(Schlius folgt.)
Referate.
Panslni, 8., Bakteriologische Studien über den Aus-
wurf. [Aus dem bakteriologischen Laboratorium der Zoologischen
Station zu Neapel.] (Virchow's Archiv. Bd. CXXU. 1890.)
Während es an Untersuchungen nicht mangelt, die sich mit der
genauen Beschreibung der im Wasser, in der Luft etc. vorhandenen
Bakterien beschäftigen, fehlte es bis vor Kurzem an einer syste-
matischen Bearbeitung der Mikroorganismen des Sekretes der Luft-
wege. Theilweise wurde diese Lücke durch v. Besser ausgefüllt,
der die Bakterien, welche Trachea und Bronchien im normalen Zu-
stande enthält, bestimmte. Eine solche üntersuchang war nur am
Kadaver anzustellen, für die pathologischen Sekrete der Luftwege Hess
idaktori«n itn Ans war/. 5Ö?
sieh die Methode selbstverständlich nur in beschränktem Maasse be-
folgen; dem Verf. stand zudem nur der eine Weg offen, den Aus-
warf zu examiniren.
IMe Untersuchung geschah in dreierlei Weise, durch Präparate
des Sputums, durch Verimpfung desselben auf Thiere und durch An-
fortigiuig Yon Kulturen. Die ersten beiden Methoden, die ja auch
sdiOD irielfach geübt worden sind, versprechen von vornherein keine
weaentlich neuen Resultate. Selbst von den bekannten Bakterien ist es
eigentlich nur der Tuberkelbacillus, der sich im mikroskopischen Prä-
parate mit Sicherheit erkennen lässt. Nicht einmal derPneumonie-
coccns ist genflgend charakterisirt, um eine gewisse Diagnose zu ge-
alJitteD ; denn erstens ist die Kapsel und die Lanzettform bei dem-
selben oft sehr wenig oder gar nicht ausgeprägt, zweitens gibt es
andere Kapselbakterien, die unter demselben Bilde erscheinen können.
Verf. hat selbst ausser schon bekannten einen neuen derartigen Or-
gamsmuB isoliren können, den Bacillus tenuis sputigenes.
Derselbe tritt als Diplococcus oder Diplobacillus auf, der
sich nach der Gram 'sehen Methode färben lässt, in Grelatine bei
gewöhnlicher Temperatur wächst, auf der Oberfläche derselben aber
krine nagelkopfartige Anschwellung bildet, wie Friedländer's
Bacillas, sondern sich flach ausbreitet Auch auf Kartoffeln findet
öppige Entwickelung statt, Milch wird unter Säurebildung koagulirt
Dieses Bacterium ist pathogen fQr Kaninchen und weisse Ratten,
nicht fbr Meerschweinchen und (in kleinen Dosen) fQr weisse Mäuse.
Die ersteren sterben nach Einimpfung von ^Z, — 1 ccm Bouillonkultur
in 1 — 2 Tagen unter dem Bilde der Septikämie. Zahllose Kapsel-
bakterien zeigen sich im Blute.
Das Thierexperiment mit direkter Inokulation des Auswurfs er-
gab bei 4 pneumonischen Sputis den Tod der Kaninchen durch den
Pneumoniecoccus, von 10 Kaninchen, die mit Auswurf von
Phthisikern (3—4 ccm) geimpft wurden, starben 3 ebenfalls an der
bekannten Septikämie, 3 an fauligen Abscessen, die übrigen viel
später an Tubercuiose. Von 30 Meerschweinchen, die ebenfalls mit
phthisischem Sputum (2 ccm) subkutan infizirt wurden, gingen 6 in
2 — 6 Tagen an putriden Abscessen zu Grunde, die übrigen an Tuber-
cuiose. Hühner erwiesen sich refraktär gegen Einimpfung desselben
Spatums oder bekamen theils Abscesse, theils lokale Tubercuiose. Die
Aetiologie all ^eser Abscesse konnte nicht genügend aufgeklärt werden :
Yon den durch Platten aus dem Bakteriengemisch isolirten Mikro-
organismen besass keiner die Fähigkeit, in Reinkulturen Eiterung zu
erzeugen. Nur in einem Falle war der eitrige Inhalt so virulent,
daas er in der Menge von einer PlatinOse auf 2 Meerschweinchen
saccessiv verimpft, wieder dieselbe Eiterung hervorrief.
Das Hauptgewicht der Arbeit hat Verf. auf die Beinzüchtung
der im Auswurf vorhandenen Mikroorganismen gelegt. In 52 Fällen
wurden Agarplatten gegossen, von denen nach 1 — 2-tägigem Aufent-
halte im Brütofen die differenten Kolonieen isolirt wurden. (In 30 Fällen
fertigte Verf. Gelatineplatten an : die Resultate wichen wesentlich nur
darin ab, dass die den Pneumoniekokken ähnlichen Bakterien auf
diesen nicht erschienen.) Die 52 Fälle erstreckten sich auf 45 In-
568 Bakterien im AasWitrf
dividuen, von denen 24 an Phthisis in den verschiedeDaten Stadien«
4 an fibrinöser, 1 an katarrhalischer Pneumonie, 2 an Bronchitis, 8 JUi
Influenza litten und 6 sogenannte „Gesunde'* in den Morgenstunden
im Stande iivaren, durch Husten einiges Sekret zu Tage zu fördern.
In einigen Fällen wurde der Auswurf desselben Individuums an Ter-
schiedenen Tagen untersucht.
In einem Punkte — das ist das Hauptergebniss der
Arbeit — stimmten die Befunde in allen 52 F&Uen flberein: die
Grundlage der Agarplatten war überall durch kleine Kolonieen ge-
bildet, die denen des Fraenkel-Weichselbaum'schen Pnea-
moniecoccus glichen. Bei genauerer Untersuchung stellte sieb
heraus, dass sie derjenigen Gruppe von Mikroorganismen angehörten,
dieBef. mit dem Namen Schleimhautstreptokokken bezeichnet
hat (dieses Centralbl. Bd. VII. S. 663), deren wichtigster Vertreter
allerdings der Diplococcus der Pneumonie ist. Verf. konnte zu
den 5 in den „Influenzastudien^^ des hiesigen Laboratoriums (a. a. O.
S. 662) unterschiedenen Arten 3 neue hinzufügen, von denen die erste,
No. 6, dadurch diarakterisirt ist, dass die Kolonieen auf Agar zo
einem gleichmässigen Ueberzug zusammenfliessen, die zweite, No. 7,
im Gegensatz zu den vorhergehenden, nicht in wenigen Tagen abstirbt,
sondern sich 2 Monate auf Agar lebensfähig erh<, ferner die Milch
nicht koagulirt, die dritte, No. 8, ebenfalls lange Zeit resistirt^ aber
die Milch koagulirt, No. 6—8 sind nicht pathogen. [Verl lAsst sich
auf die Frage nicht ein, in welchem Verhältnis die Schleimhaut-
Streptokokken zu einander stehen, ob sie etwa alle oder zum Tb&l
in einander überzuführen sind. Weitere Versuche werden darüber
Auskunft geben.] Bemerkt werden muss, dass über die Frequenz der
einzelnen Arten oder Varietäten keine präcisen Angaben gemacht
werden konnten, da die Thatsache mehrfach konstatirt wurde, daas
verschiedene Formen neben einander auf derselben Platte vorkamen,
obwohl keine sichtbaren Differenzen der Kolonieen bestanden.
Im Gegensatz zu diesen regelmässigen Bewohnern des Auswurfe
wurde keiner der übrigen Mikroorganismen konstant gefunden. Im
Ganzen wurden 21 Arten Bacillen, 10 Arten Kokken (ausser
den obigen Schleimhautstreptokokken) und 3 Pilze isolirt
Von bekannten pathogopen Bacillen fanden sich 2 mal der
Bacillus pyocyaneus (bei Phthisikern), 3mal der Bacillus
pneumoniae Friedländer (ebenfalls bei Phthisikern). Ein neuer
pathogener Organismus, der 2 mal bei Phthisikern und Imal bei
katarrhalischer Pneumonie vorkam, ist der oben schon charakterisirte
Bacillus tenuis sputigen es. Von den übrigen Bacillen ge-
hören die verflüssigenden theils zu der Gruppe des Bacillus sub-
tilis, theils zu der des Proteus vulgaris, ohne doch in allen
Charakteren mit diesen übereinzustimmen. Die meisten waren ganz
unschädlich, auch wenn sie in grossen Dosen den VemuchsUiieren
einverleibt wurden, nur einige wenige entfalteten eine Giftwirkung.
Pigmentbildner sind ausser dem Bacillus pyocyaneus der
Bac. aureus, Bac. coccineus, Bac. squamosus, Bac. No. 11,
No. 12, Bac. fluorescens putridus, Bac. fluorescens noH
liquefaciens.
Bftkterien im Spatum. — Eitrig« Paerperaterkrankangen. 569
Unter den Kokken (abgesehen von den Schleimhautstrepto-
kokken) waren 3 pathogene Arten vertreten: der Streptococcus
pyogenes (4mal), der Staphylococcus pyogenes aureus
(3nal), der Staph. pyogenes albus (Imal). Alle diese Eite-
rangserreger wurden bei Phthisikem gefunden. Auffälliger Weise
konnte der Micrococcus tetragenus nicht ein einziges Mal
nachgewiesen werden. Von den übrigen unschädlichen Arten wurden
liemlich häufig konstatirt der Micrococcus albus liquefaciens
▼on Besser, der Micrococcus versicolor und verschiedene
Sardnen. Sehr gemein war eine bisher nicht beschriebene Art, die
Verf. Sarcina variegata nennt, weil sie in Grelatinekulturen 6ra-
Dola bildet, welche — in demselben Impfstich — bald eine weisse,
bald eine gelbe oder rothe Farbe zeigen, ohne dass eine Regel zu er-
kennen wäre.
Von Pilzen wurde in 4 Fällen der Soorpilz, Saccharomyces
albieans, ausserdem einige Male 2 Oi diu märten gefunden, die
bisher noch nicht beschrieben waren.
Was die relative Häufigkeit der verschiedenen Mikroorganismen
in den Spntis anbetrifft, so ist eine Thatsache nicht zu verkennen.
Die Bacillen sind entschieden reichlicher vertreten in den Auswürfen
von Phthisikem, namentlich solchen, bei denen schon Kavernen nach-
weisbar sind. Dass diese Bacillen übrigens wesentlich unschädlicher
Natar and, wurde oben schon bemerkt. Die Zahl der Fälle, in denen
Eitennikroorganismen gefunden wurden, ist auffällig gering. [Seit
dem Abschluss dieser Arbeit hat eine Reihe von Untersuchungen, die
vom Ref. gemeinsam mit dem Verf. ausgeführt worden sind, ergeben,
dass die Schleimhautstreptokokken es sind, die für eine eitrige Be-
schaffenheit des Auswurfs verantwortlich gemacht werden können,
indem es in zahlreichen Fällen gelungen ist, durch Reinkulturen
dieser Organismen subkutane Eiterungen bei Versuchsthieren zu er-
zielen.] W. Kr use]^ (Neapel).
Svbeska, W., Beiträge zur Pathogenese eitriger Puer-
peralerkrankungen und insbesondere solcher Peri-
tonitiden. (Gasopis ceskych l^k. 1891. No. 1 und 2.) [Böhmisch.]
Es ist bereits allgemein anerkannt, dass die Puerperalerkrankungen
infektiösen Ursprunges seien, und sie werden daher in eine Reihe
mit den accidentellen Wunderkrankungen gestellt. In den Lochien
schwer erkrankter Wöchnerinnen wurden Streptokokken , zumeist
aDein, mitunter auch neben anderen Bakterien nachgewiesen, weshalb
sie für die Erreger von Erkrankungen der ersten Wege als Puer-
peralgeschwüre, puerperale Endometritiden angesehen
werden müssen. R wies femer den Streptococcus pyog. auf
seinem weiteren Eindringen in den Organismus, das heisst in eitrigen
parametritischen Exsudaten nach. In 5 einschlägigen Fällen
war der Kettencoccus 4 mal in Reinkultur , 1 mal in Gemeinschaft
mit Staphylococcus pyog. aur. vorhanden.
In 2 Fällen eitriger Perimetritiden fanden sich 1 mal Strepto-
kokken, das andere Mal Staphylokokken vor.
570 Paerperal«rkr«nkangeD. — AktlnonykoM,
Von weiteren Puerperalerkrankungen hat R. noch 9 zur Sektion
gelangte Fälle von allgemeiner Peritonitis, von welchen 7
nach Laparotomieen und anderen Operationen entstanden sind,
bakteriologisch untersucht und in sämmtlichen , aus was für Ur-
sachen entstandenen peritonitischen Exsudaten ausnahmslos enorme
Mengen yon Kettenkokken neben kürzeren und längeren Stäbchen
und 2 mal in Gemeinschaft mit Staphylokokken nachgewiesen. Die
Bacillen waren «^der Mehrzahl nach nicht patbogen'S [Genauere An-
gaben fehlen. Bef.] Auf Grund dieser, sowie der Ergebnisse an-
derer Forscher gelangt Verf. zu dem Schlüsse, dass sämmtliche
Puerperalerkrankungen in der Begel durch denStrep-
tococcus pyogen es, sdtener durch den Staphylococcus er-
zeugt werden, wenn auch zugegeben werden mag, dass in seltenen
Ausnahmsfällen auch andere pathogene Bakterien, z. B. Tetanus-
bacillen, zu Erkrankungen während des Puerperiums Veranlassung
geben kOnnen. Dann sind die letzteren aber Erkrankungen sui
generis und vom gewöhnlichen Puerperalfieber zu unterscheiden.
Kamen (Gzernowitz).
Bostroem» Untersuchungen über die Aktinomykose des
Menschen. (Ziegler 's Beiträge zur pathologischen Anatomie
und zur allgemeinen Pathologie. Bd. IX. Heft 2.)
Bostroem verfQgt über zwölf eigene Beobachtungen yon Aktino-
mykose des Menschen, welche er einer eingehenden anatomischen und
bakteriologischen Untersuchung unterzogen hat. Sitz der Erkrankung
waren Oberkiefer, Unterkiefer, Hals, Wirbelsäule, hinteres Mediastinum
und Thorax, Lungenparenchym (mit Propagation auf die Brustwand),
endlich in 2 Fällen der Unterleib. Die Infektion war theils yon der
Mund-Bachenhöhle, theils vom Respirationstractus, theils vom Darm-
tractus aus erfolgt.
Die Actin omyceskörner haben eine weisslichgraue , opake
Färbung. Daneben findet man aber auch solche yon grau gallertiger
wie glasiger Beschaffenheit, die fast zerfliessen. Diese letzteren sieht
Bostroem als die jQngsten Actinomyceskolonieen an, weil sie
bloss aus locker gefQgten, yerzweigten, fadenförmigen Pilzelementen
bestehen und keine grösseren Kolben und Keulen enthalten. Bei
reichlicher Anwesenheit derselben findet man eine starke VerflQssigung
des Gewebes. Die etwas älteren Kolonieen sind opak weiss, die
noch älteren gelblich, gelbbräunlich oder gelbgrünlich. Mikroskopisch
findet man an frischen, zerdrückten Actinomyces körnem : 1) keu-
lenförmige Gebilde, 2) ein central gelegenes Faden werk, 3) feine,
yerschieden grosse, kokkenähnliche Körperchen. Es kann aber der
eine oder andere Bestandtheil yoUständig fehlen.
Die Mehrzahl der kleineren kolbigen Anschwellungen besitzt eine
homogene und gleichmässige Struktur. Die glänzende .Substanz der
Kolben zei^t bei guter Isolirung der letzteren mit starker Vergrösse-
rung eine zierliche, konzentrische Streifung. Das Gentrum, um welches
diese Schichtung erfolgt, wird yon einem mit dem centralen Pilz-
geflecht der Druse zusammenhängenden Pilzfaden gebildet. Die
äussere Gestalt des starren, geschichteten, sich nur diffus färbenden
AktinomjkoM. 571
Edbeos entspricht immer der Gestalt des central in ihm verlaufen-
em Pilzfadens. Die central in den Kolben verlaufenden Pilzfäden
and theils vollkommen gleichmässig glashell, wie gequollen, theils
noch heller und durchsichtiger. In diesen letzteren findet man runde,
stark glänzende, farblose, perlenartige Eügelchen in bestimmten Ab-
stiaden von einander. Bostroem sieht diese KQgelchen als
Sporen an.
Qaertheilung hat Bostroem an den Actinomyceskeulen wie-
derliolt beobachtet. Die Kolben bilden keineswegs Fruktifikations-
ofgane» sondern Degenerationsformen, die durch regressive Metamor-
phoaeD an der PUzscheide entstehen. Bostroem vermuthet, dass
es sich wahrscheinlich um eine Vergallertung der Pilzscheide handelt.
E^ kann hier auf die Details der Untersuchungen des Autors
nicht näher eingegangen werden.
Das Restitat seiner Untersuchungen hinsichtlich der Morphologie
MDd Bi<dogie des Actinomyces fasst Bostroem in folgender
Weise zusammen.
Der Actinomyces ist ein verzweigter Fadenpilz; die Verzwei-
gUBg ist eine echte. Die Zweige bestehen zunächst aus soliden, gleich-
massigen Fäden; diese theilen sich durch fortgesetzte Quertheilung
in längere Fäden, lange und endlich ganz kurze Stäbchen und diese
gehen durch weitere Quertheilung in kleine, rundliche, mikrokokken-
artige Gebilde über. Die einzelnen Fäden oder Theile derselben sind
stets mehr oder weniger stark wellig gebogen ; es kommen aber auch
exquisite Spirillen- und spirochätenartige Schraubenbildungen vor, für
die äussere Ursachen formbestimmend sind. Der Actinomyces
gdiört zu den pleomorphen Bakterien.
Da die mikrokokkenartigen Bildungen, aus den Scheiden ausge-
treten, zunächst wieder zu kurzen, dann langen Stäbchen, endlich zu
IsDgeren und auch verzweigten Fäden heranwachsen, so müssen die-
selben als Sporen bezeichnet werden ; ob es sich um arthrospore oder
endogene Sporen handelt, konnte nicht entschieden werden. Jeder
Tbeil eines Fadengeflechtes kann, abgetrennt, sich weiter entwickeln.
In Folge einer eigenthümlichen Degeneration der Pilzscheide, welche
vorläufig als eine Vergallertung aufgefasst wurde, kommt es sowohl
im Verlauf der Fäden, als ganz besonders an den Enden derselben
za Anschwellungen, den sog. Kolben; innerhalb derselben kann ent-
weder ein solider oder aus Stäbchen zusammengesetzter oder in seinem
Innern mit Sporen erfüllter Pilzfaden zunächst noch erkannt werden.
Die supponirte Crallertsubstanz , zuerst weich und biegsam und in
Wasser löslich, nimmt mit dem Alter eine immer festere Konsistenz
an ; es treten in derselben deutliche Schichtungsgrenzen auf, und der
central gelegene PUzfaden sowie seine Bestandtheile, zuletzt, wie es
scheint, die Sporen gehen zu Grunde. Der aus dem Kolben hervor-
ragende, die Verbindung derselben mit der Pilzkolonie herstellende
Pilzfaden geht dann auch zu Grunde, der Kolben wird von dem Pilz-
verbande abgeworfen ; diese freien Kolben sind am unteren Ende stets
quer abgestutzt. Oflenbar in Folge von Feuchtigkeitsdifferenzen be-
kommt die immer härter und spröder gewordene Substanz dieser
Kolben Sprünge, wodurch unter Auflockerung und Entfaltung der
572 AktuoDykMi.
Schichten an der zuerst glatten, einfachen Oberfl&che asahlretche
förmige Fortsätze auftreten ; hierdurch erhalten die Kolben Hand-
Spargelkopfformen ; ist die Auflockerung der Substanz auf die
Kolbenoberfläche ausgedehnt, so kommen tannenzapfenartige Gebilde
zu Stande. Diese Vorgänge sind früher als Sprossungen der Kolben
bezeichnet worden; diese ezistiren als solche nicht, ebensowenig wie
eine nachträgliche quere Segmentirung der Kolben ; eine solche quere
Gliederung der Kolben kommt allerdings vor, findet ihre EMämng
aber in einer ungleichmässig auftretenden Degeneration der Pil2*
scheide; die dadurch entstandenen Segmente werden nach Degraie*
ration oder Zerstörung des sie verbindenden centralen Pilzfadens fi^.
Die ausgebildeten Kolben sind todte, nicht mehr entwickelungsfähige
Gebilde.
Der Actinomyces bildet in sich geschlossene Verbände, die
Drusen. Wenn nicht ausserhalb liegende Störungen auf ihr Wachsthum
einwirken, so sind dieselben nach einem bestimmten Typus gebaut. Sie
haben die Gestalt von Hohlkugeln, deren Kugelmantel an ein^ Stelle
eine Oefihung hat; aus dieser wächst das Wurzelgeflecht der Kolonie
nadi aussen in das Gewebe hinein. Der Kugelmantel besteht aus
dem durch dichteste Verfilzung des Pilzes gebildeten Keimlager;
dieses entsteht durch eine in allen Richtungen erfolgende, ununter-
brochen dichotomische Theilung der Fäden und durch die Anhäufung
von Sporen. Das Innere der Kugel besteht aus weniger verzweigten,
regellos angeordneten Fäden. Von dem Keimlager erheben sich die
Fäden in Form von zunächst wenig verzweigten, schlank in die Höhe
strebenden, später reichlicher verzweigten Strahlenbüscbeln. Ganz
aussen liegt die Kolbenschicht, welche meist aus abgeworfenen Kolben
besteht; manchmal ragen einzelne gewundene oder spiralige Pilzfäden
oder ganze Strahlengruppen über die letztere hinaus. Mit dem Alter
der Drusen und bei fortschreitender Degeneration nimmt der fäd^e
Theil derselben immer mehr ab, die Kolbenmasse immer mehr zu;
die abgestorbene Druse besteht aus Kolben und degenerirten Fäden,
an welchen der ursprüngliche Bau der Druse im günstigsten Falle
in einfachster Form noch zu erkennen ist Die abgestorbenen Theile
der Druse können verkalken; da die Veigallertung der Fäden von
aussen nach innen fortschreitet, nimmt die Verkalkung denselben Weg.
Einfache und verzweigte Pilzfäden, auch mit Sporen, werden
nicht selten innerhalb von Rundzellen angetroffen; unter Aufquellong,
fortschreitender Nekrose des Zellprotoplasmas und Untergang des
Zellkerns werden die Pilzfäden frei; ob eine Verschleppung des Pilzes
durch die Zellen stattfindet, ist nicht erwiesen, jedoch wahrscheinlich.
Der Actinomyces ruft in dem befallenen Gewebe eine Entzün-
dung hervor ; innerhalb der entzündlichen Gewebsneobildung tritt ent-
weder ein schnell um sich greifender nekrobiotischer Zerfall ein, der
zur Bildung von Erweichungsherden führt; sie eröffnen sich gerne
nach aussen oder in benachbarte Hohlorgane, oder es kommt zur Eot-
wickelung eines ausgedehnten entzündlichen Granulationsgejvebes, durch
welches der Pilz in seiner Entwickelung gehemmt werden kann, iodem
dann die Degeneration der Pilzfäden mehr um sich greift. Das
entzündliche Granulationsgewebe geht, wenn der Entzündungsreiz,
IktliiomykoM. 57S
•fcgMdi abgeschwächt, bestehen bleibt, in Schwielenbildang über;
Mtt der Entzündongsreiz fort, so bildet sich oft eine der OrOsse des
Untgilndupgsherdes kaum entsprechend grosse, glatte Narbe.
Der Actinomyces veranlasst keine Eiterang|iind keine Lymph-
diftaenmetaatasen. Wo der Pilz vegetirt, ist Entzündung und Er-
veidioiig des entzündlichen Grewebes vorhanden]; wo seine Entwicke-
ISehemmt, oder wo derselbe abgestorben ist, bildet sich vorzags«
an entzündliches Granulationsgewebe, welches^in {Bindegewebs-
bildons übergeht
Die Äktinomykose kann daher nicht zu der Gruppe der infektiösen
OranulatioDsgeschwülste gerechnet werden.
Bostroem rechnet, ebenso wie andere'f Autoren, den Actino-
n y c e 8 -pilz zu der Gruppe der „G 1 a d o t h rj x^', also zu den Spaltalgen.
S&mmtliche Versuche, den Pilz auf gesunde Thiere (Kälber,
Schweine, Kaninchen, Meerschweinchen) zu übertragen, blieben
erfdlfdos.
Bei der Kultivirung des Pilzes auf künstlichen Nährböden hält
Bostroem das Zerdrücken der Actinomyceskolonieen zwischen
zwei Glasplatten für sehr zweckmässig. Doch ist es nöthig, reichliche
Mengieji von Körnern und von Erweichungsflüssigkeit zu verwenden
und eine grosse Zahl von Kulturen anzulegen.
Zuweilen wachsen die Kolonieen schon bei Zimmertemperatur
auf Gelatine und auf Agar aus; besser geht die Entwickelung auf
Agar und auf Blutserum bei höherer Temperatur vor sich.
Während die bei Anlegung von Kulturen miteingeführten Kolben
keiDe vegetativen Vorgänge erkennen lassen, wächst der fädige Theil
der Actinomycesdrusen aus.
Der Actinomyces gehört unter die fakultativen Aoaörobien.
Dem Eintrocknen gegenüber ist er sehr widerstandsfähig.
In einigen Fällen konnte Bostroem mitten in einem aktino-
nykotisdien Erweichungsherde einen Theil einer mit Actinomyces-
kolonieen besetzten Getreidegranne konstatiren. Er ist der Ansicht,
daas, ebenso wie beim Thiere, so auch beim Menschen der Prozess,
dorcli infizirte Getreidegrannen hervorgerufen werde.
Konnte hier nur ein Theil des Inhaltes der Bostroem 'sehen
Arbeit in groben umrissen wiedergegeben werden, so müssen alle
jeoe, welche sich mit dem Studium der Äktinomykose eingehender
beschäftigen wollen, auf die Originalarbeit verwiesen werden, aus
wdcher sie zumal an der Hand der zahlreichen, trefflich ausgeführten
Abbildungen manche bisherige Lücken auf diesem Gebiete werden
ausgefüllt finden, wobei allerdings zugegeben werden muss, dass
wofal spezidl nach der kritischen Seite hin vielleicht der subjektiven
Anschauung und Deutung des Verf. 's manche bisherige, vielfach
verbreitete Ansichten zum Opfer gefallen sind. Inwieweit dies
als berechtigt anzusehen jst, können erst fernere Nachuntersuchungen
zeigen. ~ Dittrich (Prag).
BarCh, Ueber Bauchaktinomykose. (Dtsch. med. Wochenschr.
1890. No. 33.)
Die vier vom Verf. mitgetheilten Krankengeschichten haben das
U.B4. 87
574 Aktinomykose. ^ GregiriiiM.
Gemeinsame, dass bei jedem der betreffeDden Patienten die Em—
gangspforte für die Aktinomykose im Goecam bez. im Processm^
vermiformis gefunden wurde. In zwei Fällen war die Krankheit, ver*
muthlich in Folge einer Miscbinfektion mit Staphylokokken, wesent-
lich unter dem Bilde der eitrigen Paratyphlitis yerlaofen, w&hrend
in den beiden anderen Fällen grössere GeschwQlste entstanden, die
sich in der Bauchhöhle, später in den Bauchdecken nachweisen
liessen und schliesslich in verschiedene Organe übergingen. Die be-
züglichen Mittheilungen des Verf.'s beanspruchen vorwiegend €sin
klinisches Interesse. Kubier (Oldenburg).
Wolters, Max, Die Konjugation und Sporenbildung bei
Gre gar inen. (Archiv für mikroskop. Anatomie. Bd. XXXVIL
pag. 99—138. Mit 4 Tfln.)
Nach kurzer Darlegung der über Konjugation und Sporenbildung
bei Gregarinen beobachteten Thatsachen geht Kef. zu seinen eigenen
Untersuchungen über, die in erster Linie darauf gerichtet sind, das
Verhalten des Kernes vor und während der Kopdation und Sporen-
bildung bei Monocystis magna und agilis, Clepsidrina
Blattarum und Klossia zu klären.
Bei den Monocystideen des Regenwurmhodens wurde am frischen
wie am gehärteten Objekt eine Konjugation der einen schönen Kern
führenden Gregarinen nachgewiesen. Dieser macht, was seine Kern-
körper, deren Gruppirung und Zahl anlangt, Veränderungen durch,
die als Vorstadien der Theilung angesehen werden müssen. Diese
Stadien liessen sich auch in den encystirten Syzygiten nachweisen.
Die Kerne rücken nach der Peripherie, wenn die CystenhüUe gebildet
ist, und geben einen Richtungskörper ab. Nach der durdi Ver-
schmelzung der Leiber gebildeten Verbindungsbrücke beider Thiere
hingewandert, vereinigen sich beide Kemreste. Das darauf folgende,
wirklich beobachtete Stadium zeigte nahe der Verbindungsbrücke in
jedem Syzygiten eine grosse Kemspindel, und Verf. weist ausdrück-
lich auf die Lücke hin, die durch spätere Beobachtung zmschen
diesen bis jetzt bekannten Phasen der Entwickelung auszufüllen sein
wird. Es muss nämlich noch die erste Theilung der konjugirten
Kerne aufgefunden werden. Die mitotische Theilung geht weiter
und die daraus entstehenden Produkte wandern nach der Peripherie,
wo sie durch fortgesetzte indirekte Theilung sich vermehren. So
bilden sie die Sporoblasten , welche in Folge ihrer fortschreitenden
Vermehrung die immer an Masse abnehmenden ursprünglichen Thier-
leiber einbuchten und deren Substanz zum Aufbau ihres Protoplasma-
leibes verwerthen.
Ist die ursprüngliche Leibessubstanz völlig oder bis auf Sparen
verbraucht, so sistirt die Zelltheilung an der Peripherie. Verlasser
benennt jetzt die peripheren Zellen Sporogonien. Das Sporogon um-
gibt sich mit einer Hülle und wird zur Sporocyste. Nunmehr be-
ginnt eine mitotische Theilung des Kernes der encystirten Sporogonien
und es entstehen 8 kleinere Kerne, um welche sich das Protoplasma
in der Weise gruppirt, dass 8 sichelförmige Keime entstehen, die
QregAriiitB. 576
typisch den mrflckbleibenden Rest (noyau de reliqaat), das Sporo-
plMNr, umgeben. Sporenbildung vor Verschmelzung der Thierleiber
sowie bei intaktem Kerne wurde nicht beobachtet Verf. glaubt, dass
die so gebildeten Sporocysten ausgestossen werden, sich ausserhalb
des Thierkörpers weiter entwickeln und ihre Sporen frei machen,
die dann ▼<» Neuem eine Infektion verursachen können. Der .Theorie
der permanenten Selbstinfektion stimmt er nicht zu.
Bei Clepsidrina Blattarum bemerkte der Verf. Streifungen
der Catieola; diese erwiesen sich auf Serienschnitten als Leisten -
bOdangen, welche erheblich über das Niveau der Guticula hervor-
ragen. Im weiteren werden Beobachtungen am Kerne von encystir-
ten , . konjugirten und freien Glepsidrinen beschrieben , die Verf.
woU mit Becht als Vorstadien zur Theilung ansieht Die we-
Btgen, zuerst grossen Kemkörper zerfallen und ordnen sich rosen-
krmnzartig an, um dann diese Ordnung zu lOsen und sich regel-
los im Kerne zu zerstreuen. Dieser verliert hierauf seine feste
Membran und geht mit Fortsätzen in das Protoplasma des Thier-
leibes über. Diese letzte Kernform fand sich nur bei kopulirten
QDd encyBtirten Thieren. Sporenbildung an der Peripherie bei in-
taktem Kern kam nicht zur Beobachtung. Sporenhaltige Cysten
zeigten die Sporen theils in der Mitte angeordnet, theils in dicken
Strängen gelagert Da jüngere Cysten ebenso wie ältere im Vorder-
nnd Hinterdarm vorkamen , so scheint es , als ob die Cyste nach
ihrer Ausbildung entleert würde, um im Kothe oder in einem anderen
Wirtbe ihre Weiterentwickelung durchzumachen. Die Infektionsver-
sacbe Bütschli's glaubt W. als nicht beweisend betrachten zu
BoBen, da Exemplare der Periplaneta» obwohl makroskopisch keine
Yaneiten nachweislich waren, doch in den mit schönen Flimmern
besetzten Zellen des Mitteldarmes zahlreiche Zellschmarotzer bergen,
die in den verschiedenen Stadien bis zur ausgebildeten Clepsidrina
ab die jüngsten Formen anzusehen sind. Die von Bütschli be-
nntsten Thiere können also schon vor dem Versuch infizirt gewesen
sein , und der Befund von ganz jungen Stadien beweist nicht, dass
diese durch die VerfQtterung von Cysten in den Darm gelangt sind.
Wo die Entwickelung der Cysten, der in ihnen enthaltenen Sporo-
cysten und Sporen stattfindet, ist noch eine offene Frage.
An den Nierenepithelien derHelix hortensis, sowohl an nor-
malen wie an Parasiten bergenden, wies W. einen Borsten- und Flimmer-
besatz nach, wie ihnNussbaum und nach ihm andere bei den Drüsen-
zellen vieler Thiere gefunden. Es ist damit der Schlüssel gegeben zu
dem bisher unerklärten Verhalten der Epithelzellen der Helix, deren
Borstenbesatz bisher angesehen wurde, als sei er durch die Infektion
mit dem Parasitenkeime hervorgerufen. Die jQngsten Formen führen
einen deutlichen Kern mit Eernkörper, der wie bei den vorerwähnten
Gattungen verschiedene Veränderungen durchmacht und zuletzt auch
nach Verlust seiner festen Membran durch Ausläufer in das Proto-
plasma des Thierkörpers hineinragt. Typische Theilungsfiguren fehlten
anch hier, doch glaubt Verf. in der letztbeschriebenen Kernform eine
solche erblicken zu sollen oder doch eine direkte Vorstufe dazu.
Dass eine Theilung des Kernes stattfindet, bewiesen Cysten, die wohl
87*
576 BamnkrankhtiCen daroh Tftpluriiuk.
verschiedene kleinere Kerne an der Peripherie, aber keinen mehr €
Gentram zeigten. Diese peripher gelagerten Theilangsprodakte
mehren sich durch fortgesetzte Karyokinese. Erst wenn dieser
zess beendet ist, theilt sich auch das Protoplasma des ThierIeil>oa^
indem seichte Einbuchtungen um die Kemchen bis zum Centrozo
durchschneiden. Es entstehen auf diese Art bimfSrmige Gebildo,
welche ihre Verbindung mit dem Gentnim lösen und kugelig zu--
sammengezogen die Sporogonien darstellen. Nachdem sie eine HO.II0
bekommen haben und so zur Sporocjrste geworden sind, findet in
ihnen wieder eine Theilung statt. Deren Resultat bilden 6 wurm--
förmige Keime, welche um einen Restkörper, den Sporophor, liepr^n.
Auch hier scheint es dem Verf., dass keine fortwährende Selbstin-
fektion statt hat, sondern dass die Sporocysten ausserhalb der Schneclre
sich weiter entwickeln, ihre Sporen frei machen und diese von Neuen»
eine Infektion hervorrufen. M. Wolters (Bonn).
Sadebeck, B., Kritische Untersuchungen über die durch
Taphrina- Arten hervorgebrachten Baumkrank-
heiten. Jahrbuch der hamburgischen wissenschaftlichen An-
stalten. Vm. (Arbeiten des botanischen Museums.) 1890. 37 p.
mit 5 Taf.
Die Gattung Taphrina (d. i. der ältere Friesische Name
fSr Exoascus) umfasst „alle diejenigen parasitischen Ascomyceten,
deren Asken zu einem Fruchtkörper nicht vereinigt sind, sondern
frei und in grosser Anzahl und oft dicht an einander gedrängt die
Blätter oder BlQten des befallenen Pflanzentheiles bedecken und
von einem das Gewebe des befallenen Pflanzentheiles intercellular
oder subcuticular durchziehenden, niemals aber die Zellen selbst
durchbohrenden Mycelium ihren Ursprung nehmen. Mycellose As-
comyceten, wie z. B. Ascomyces endogenus Fisch., gehören
also nicht zur Gattung Taphrina, deren Entwickelungsgeschichte
eben durch das der Bildung der freistehenden Asken vorangehende
Mycelium deutlich charakterisirt ist.** Die Gattung besitzt eine
viel grössere Verbreitung, als man bis jetzt angenommen hatte,
scheint aber die tropischen Gebiete gänzlich zu meiden. Im Gan-
zen sind bis jetzt bekannt 35 Arten und 2 noch nicht bestimmte.
Kritisch besprochen werden davon 16 Arten, darunter 5 neue.
Verf. schildert uns femer eine Reihe von jahrelang fortgesetzten
Infektionsversuchen und -Kulturen, namentlich mit Taphrina
Grataegi n. spec und T. bullata (Berk. et Br.) Sadeb. auf Pi-
rus communis L. und Crataegus Oxyacantha L., sowie
von T. epiphylla Sadeb. auf Alnus incana Gärtn.; die letz-
teren brachten den experimentellen Beweis, dass durch diese Ta-
phrina - Art die Hexenbesenbildung der Grauerle direkt erzeugt wird.
Eine Uebersicht der bis jetzt bekannten Taphrina- Arten
nebst ihren Nährpflanzen gestaltet sich folgendermassen :
I. Die Anlage der Asken erfolgt nur subcutioalar.
A. Die Erhaltung der Art ist ausser durch die Infbktion durch
Sporen auch durch ein perennirendes Myoel gesichert
1) Taphrina Frnni (Fookel) Tul,, auf dem Fruditknoten von
äaninkrankheit^n diareh tiphrinA. 577
Praams domestiea L.; Pr. Padus L.; Pr. yirginiana L. (und
Wftbradiaiiilick auch anderen Prunus- Ar ten, s. B. Pr. tpinosa L.)
Dolbrmatioiien harrcnrufend.
2) T. Farlowii noY. speiv, auf den Fruchtknoten Ton Prunus
B«rotina Ehrh. Deformationen eneugend
3) T. Crataegi noT. speo., auf Crataegus Oxyaeantha
L. Iji£ektion einzelner Blätter , seltener auch ganzer Zweige (Hexen-
fceeon) Teranlassend ; die Blätter erhalten mehr oder weniger grosse,
hinfig zothlich geförbte Aufbreibungen und Flecken.
4) T. Insititiae Sadeb., auf Prunus Insititia L. und Pr.
don&eatiea L. Hezenbesenbildungen bewirkend. An den Pflaumen-
bäiuDen finden sieh dieselben oft in grosser Menge, so dass dadurch
Unfiruolitbarkeit nicht nur der befallenen Aeste, sondern häufig auch
das gmaaen Baumes yerursacht wird. Heilung durch Zurüoksohneiden
biia unterhalb der angeschwollenen Infektionsstelle.
5) T. minor noT« spec, auf Prunus Ghamaecerasus Jaoq.
sehirmehblaflige Auftreibungen der Blätter und Beifbüdung auf der Unter-
seite derselben erxeugend.
6) T. deformans (Berk.) Tul., auf Persica vulgaris Hill.
die Slräuaelkrankheit der Blätter herromifend.
7) T. Cerasi (Fuckel) Sadeb. erzeugt Hexenbesen auf Prunus
erium L. und Pr. Cerasus L.
8) T. purpurascens Robins. inficirt ganze Zweige oder ein-
selne Blätter Ton Bhus copalina L., welche Aaftreibungen und
Kräoselungen erfahren unter gleichzeitiger dunkelrother Färbung.
9) T. Garpini Bostrup verursacht Hexenbesen auf G a r p i -
nuB Betulus L.
10) T. Tosquinetii (Westend.) P. Magnus deformirt junge
Zweige und einzelne Blatttheile von Alnus glutinosa Gärtn. und
A glutinosa X inoana.
11) T. epiphylla Sadeb. ruft an Alnus incana D.G. Flecken
and Beifbüdung auf den Blättern und blasige Auftreibungen derselben
hervor, deformirt die jungen Zweige derselben und erzeugt Hexenbesen.
Yar. maculans Sadeb. verursacht grauweisse, runde Flecken
auf den Blättern von Alnus glutinosa Oärtn.
12) T. betulina Bostrup, auf Betula pubescens Ehrh. De-
formationen ganzer Sprosssysteme und Hexenbesenbildungen erzeugend.
18) T. turgida Sadeb., auf Betula verrucosa Ehrh. grosse
Kex^nbesen (bis zu 2 m Durchmesser) hervorrufend
14) T. nana Johans. Deformationen junger Zweige von Betula
nana L. veranlassend.
15) T. bacteriosperma Johans. deformirt an Betula nana L.
einzelne Sprosse oder Sprosssysteme.
16) T. alpina Johans. ruft an Betula nana L. Deformationen
ganzer Sprosssysteme und Hexenbesenbildungen hervor.
17) T. Ulmi Fuckel inficirt auf Ulm us- Arten einzelne Blätter und
aueh ganze Zweige, deren Blätter mehr oder weniger grosse, blasige
Auftreibungen und Flecken erhalten.
18) T. Geltis nov. spec. inficirt einzelne Blätter, selten auch ganze
578 JUaiimkrÄnkheiteii dnrcb t^apynA*
Zweige von Geltis auBtralis L.; die Blätter erhalten mehr
weniger grosse, sich bald braun flürbende Flecken.
B, Ein perennirendes Mycel fehlt nach den bisherigen Untersachun^ren.
Die Erhaltung der Art erfolgt nur durch die Infektion durch die Spore
19) T. coerulescens (Desm. et Moni) Tul., auf Queroufl
pubescens Willd. und Qu. Bobur L. mehr oder weniger grosse
Flecken erzeugend.
20) T. aurea Fr., auf Fopulus nigra L. und F. pyrami-
dalis itoz. blasige Auftreibungen der Blätter und gelbe Flecken mja£
denselben herrorrufend.
21) T. Johansonii noy. spec, auf Fopulus tremula Is»
hypertrophische Deformationen der Fr&chte yeranlassend.
22) T. rhizophora Johans. Dasselbe bei Fopulus alba I«.
23) T. bullata (Berk. et Br.) Sadeb. erzeugt blasige Auftreibao^en
und Flecken auf den Blättern von Firus communis L.
24) T. polyspora Sorokin ruft dunkle Flecke und blasige Auftrei-
bungen auf den Blättern von Acer tataricum L. herror.
25) T. Umbelliferarum Eostr. erzeugt Auftreibungen und dunkle
Flecken auf den Blättern Tcrschiedener XJmbelliferen.
26) T. Sadebeckii Johans. in gelben Flecken auf den BlSttem
von Alnus glutinosa Gärtn.
27) T. Alni incauae J. Kühn bewirkt Deformationen an den
weiblichen Kätzchen von Alnus glutinosa Gärtn. und A. incana D.G.
28) T. Betulae Fuckel ruft weisse bis gelblichweisse Fleekea
auf den Blättern von Betula rerrucosa Ehrh. hervor.
29) T. carnea Johans., auf Betula odorata Bechsi., in-
termedia Thom. und nana L. blasige Auftreibungen der Blätter ver-
anlassend.
30) T. Ostryae Massalongo, bräunliche Flecken auf den Blättern
von Ostrya carpinifolia Scop. erzeugend.
31) T. filicina Eostr., blasige Auftreibungen auf den Blättern
Ton Aspidium spinulosum Sw. bewirkend.
U« Die Anlage der Asken erfolgt zwischen den Epidermiszellen
oder intercellular noch tiefer im Innern des Gewebes der Nährpflanze
32) T. flava Farlow, in intensiv gelben Flecken auf den Blättern
von Betula verrucosa Ehrh.
33) T. Fotentillae Farlow, auf Föten tili a- Arten blasige,
oft röthliche oder gelbliche Auftreibungen auf den Blättern verur-
sachend.
Unvollständig bekannt sind bis jetzt noch:
34) T. Quercus Cooke auf Quercus cinerea Mchz.
35) T. (?) candicans Sacc. auf Teucrium Chamaedrys L.
36) T. spec, auf Fopulus tremuloides Mchx. Hypertrophie
der Früchte hervorrufend.
37) T. spec. auf Aesculus californica Nutt.
Brick (Karlsruhe).
üntersvchiisgsinetlBodeB, InstrnlDettte etci. 579
Untersuchungsmettioden, Instrumente etc.
B^Jlrld, Odo, Die Darstellungsweise des Tuberculins.
(Gazeta lekarska. 1891. No. 4.) [Polnisch.]
Der Verf. unternahm eine Reihe von Untersuchungen, um die
Koch *sche Lymphe aus den Reinkulturen von Tuberkelbacillen dar-
zustellen. Die Untersuchungen wurden einige Wochen vor dem £r-
acheinen der zweiten Publikation Koch 's unternommen und zwei
Wochen vor dem Erscheinen derselben so weit beendet, dass die
Versacbe mit dem dargestellten Produkte, welchem Bujwid den
Namen „Tuberculin^' gibt, an Patienten vorgenommen werden konnten.
B. züchtete die Tuberkelbacillen in Glycerinbouiilon bei Temperatur
von 38 ® G, und nachdem dieselben während 3 Wochen gut ge-
wachsen waren, sterilisirte er die Kulturflüssigkeit durch 3 maliges,
10 Minuten dauerndes, je alle 6 Stunden wiederholtes Verweilen im
trömenden Dampfe bei Temp. 100 ^ Ü. Nachher filtrirte er dieselben
durch den von ihm modifizirten P a s t e u r 'sehen Filter und dickte die
Flüssigkeit im Wasserbade bei vermindertem Drucke ein. Der Siede-
punkt der Flüssigkeit schwankte beim Drucke von 20 mm zwischen
^ ü. Nachdem die Flüssigkeit bis zu ^U des Volumens ein-
worden war, bildete sich ein sehr feiner Niederschlag, welcher
abSlUiri wurde, w&hrend die Flüssigkeit bis zur Konsistenz eines Syrups
eingedickt wurde. Die so gewonnene Flüssigkeit war etwas dünner
and lichter, als die Koch'sche Lymphe. Es wurden nun Versuche
am gesunden und tuberculösen Meerschweinchen angestellt, wobei
sich herausstellte, dass die ersteren anstandslos den halben ccm der
Flüssigkeit vertrugen, während die TuberculöseL fieberten und die
lokale Reaktion an den Stellen zeigten , welche in Folge der vor 2
Wochen vorhergegangenen Einimpfung des tuberculösen Sputums ge-
schvrürig waren. Bei 2 mit Lupus behafteten Patienten, die bereits
mit Kochin behandelt worden waren, trat nach der Injektion von
10 mg die charakteristische Reaktion ein, jedoch ohne Temperatur-
steigerung. Der Verf. hält die von ihm hergestellte Flüssigkeif für
am die Hälfte schwächer, als das Köchin und glaubt nicht , dass sie
ein Toxalbumin sei, eher ist er geneigt, sie für ein Ptomaln oder ein
Mittelding zwischen Ptomaln und Enzym zu halten.
[Angeregt durch diese Publikation Bujwid 's unterzog der
Referent eine' 3 Vs Wochen alte Glycerinbouillonkultur von Tuberkel-
iMScillen der gleichen Prozedur, wobei jedoch aus äusseren GrQnden
von der Abfiltrirung durch den Pasteur'schen Filter Abstand ge-
nommen wurde. Die auf ^/5 des Volumens abgedampfte Flüssigkeit
wurde von dem Niederschlage befreit, wobei sie sich als gelbliche,
etwas dickliche, jedoch dünnflüssiger als die unverdünnte Koch 'sehe
Lymphe präsentirte. Ein ccm der 1 ^1^ Lösung erzeugte bei einem
mit Kehlkopftuberculose behafteten Manne, welcher auf gleiche Menge
der Koch 'sehen Lymphe mit stürmischen Allgemeinerscheinungen
und Temperatursteigerung reagirte, ebenfalls Temperatursteigerung
58Ö ^akteriol. vom IL. iiiteniationat«o me^ietoiseiieii Itongrasse zu 6«riin.
bis za S9,4^ ü und energische Röthung und Schwellung des
schwürgrundes am Kehlkopf. Während derselbe nach einwöchenC;
Hoher Behandlung auf 10 mg Kochins nicht mehr reagirte, wäre:
die Temperatursteigerungen nach Anwendung gleicher Menge de:
nach Bujwid hergestellten Lymphe noch immer bemerkbar.]
Karlinski (Konjica)
Originalbericilte über Kongresse.
Bakteriologisches vom X. mtemationalen medicinischen
Kongresse zu Berlin, 4. — 9. August 1890.
(FortMtsang.)
Aus den AbtheilimgB-SitKmigeii.
XY. Abfheilimg: Hygiene*
Herr Sonoani (PaviaX U e b e r Aetiologie, Pathogenese and
Prophylaxe des Tetanus.
Von allen antiseptischen Mitteln, welche die Ghirargen zur Des*
Infektion der Wunden benützen, verdient des Jodoform da den Voraog,
wo es sich um den Verdacht einer Tetanusinfeiction handelt Die
Tetanussporen können in den gewöhnlichen Desinfektionslösungen,
wie Karbol-, Salicyl-, Bor- und Schwefelsäure, Kreolinlösnng, Alkohol,
Aether etc. 1, 2 und mehr Tage verbleiben , ohne etwi» an ihrer
Virulenz zu verlieren. Angesäuerte Sublimatlösung muss einen 2 % o
Sublimatgehalt besitzen, um genügend zu wirken. Das Jodoform dar
gegen, welches durch die Einwirkung der anaöroben Mikroorganismen
zersetzt wird, tödtet den Tetanusbacillus mittelst des frei w^denden
Jodes. Deshalb sollten alle mit Erde oder Fäces verunreinigten
Wunden, oder solche, welche Fremdkörper enthalten, von weldien
eine Tetanusinfektion zu befürchten wäre, so rasch als mög^idi und
immer vor dem Auftreten der Tetanuserscheinungen gereinigt, aus-
geschabt, mit einer starken Sublimatlösung gewaschen und mit Jodo-
form bestreut werden. Bei derart behandelten Wunden wird jedes
spätere Entstehen von Tetanus vermieden, ohne die Heilung per pri-
mam zu hindern. Die Reinheit der Instrumente und fflUide der
Thierärzte, die Desinfektion der Haut der Operationsgegend und die
Medikation der Wunden in der empfohlenen Weise bilden die Vor-
beugungsmaassregeln gegen Tetanus bei Hausthieren. Die Prophylaxe
soll darin bestehen, dsas man die Beinhaltung des Bodens, der Plätze,
Strassen und des Fussbodms der Wohnungen möglichst zu erreichen
sucht Auf gedüngten Feldern, auf Strassen mit starker Thierfrequenz
und in den Ställen selbst wird das Virus nicht gänzlich beseitigt
werden können, weil die hierzu erforderlichen Maassregeln praktisch
nicht durchführbar sind. Die wichtigste und vertrauenswürdigste
Prophylaxe des Tetanus bleibt jedoch immer die chirurgische Propby-
Baktariol. vom X inteniAtioiiAlcB madleinitcheii Kongresse an Berfin. 581
Twan^resetzt , dass sie noch zur richtigen Zeit in Anwendung
gebmcht W€»rden kann.
XVL
Herr PekelhariBg (Utrecht). Ueber Beri-Beri vom Stand-
punkte der Aetiologie und Therapie beurtheilt
Ueber die Aetiologie der erst in den letzten Jahrzehnten näher
vnCersuchten, den tropischen und subtropischen Gebieten ausschliess-
lich angehörenden Krankheit wurden die verschiedensten Ansichten
ausgesprochen, Boden, Luft, Nahrung, Temperaturwechsel, Eingeweide-
würmer u. a. m. als die Ursache derselben hingestellt.
Beri-Beri kommt in vielen Gegenden — in tropischen dauernd,
in sobtropischen w&hrend der warmen Jahreszeit — endemisch vor,
aber noch mehr ist sie an bestimmte Gebäude, als an bestimmte
Landstriche gebunden. Deutlich tritt dies in Java zu Tage, wo Ge-
fiLngnisse und Kasernen an Orten, wo sich unter der Bevölkerung
keine Fälle von Beri-Beri zeigen, regelmässig ein Kontingent von
Kranken liefern. So wird auch nicht selten die Bemannung gewisser
SchiflFe befiedlen, während auf anderen in denselben Gewässern fahren-
den Schiffen kein einziger Fall beobachtet wird. Es muss also in
^eaen Gteb&nden und in diesen Schiffen irgend ein Umstand vor-
handen sein, der unter Begünstigung des Klimas Beri-Beri erzeugt.
Beim Suchen nach einem solchen Umstände könnte an eine schädliche
Wirkung der Nahrung gedacht werden. Mangel an Nahrung kann
aber hierbei nicht als Hauptursache in Betracht kommen. Eher ist es
denkbar, dass die Krankheit durch ein Gift in die Nahrung hervor-
gerufen werde. Die Hauptnahrungsmittel in warmen Ländern, wo
Beri-Beri herrscht, sind Reis und Fisch. Man wollte einen Zusammen-
hang zwischen dem Vorkommen von Beri-Beri und dem Genüsse von
Beis und Fisch geringerer Qualität finden, kam aber nicht Aber
bloBse Yermnthnngen hinaus. Dass in verdorbenem Reis oder Fisch
ein Gift vorkommen sollte, das als Ursache der Beri-Beri betrachtet
werden dQrfte, ist eine Unterstellung, der bisher ebenfalls jede that-
Grundlage fehlt.
Neben der Hypothese der Intoxikation und der der Invasion
dnreb thierische Parasiten wurde die Hypothese der Infektion durch
Manismen aufgestdlt.
In der That besteht wohl einiger Grund, um die Beri-Beri unter
die Infektionskrankheiten zu stellen. Das endemische Herrschen in
Ölenden, wo Wärme und Feuchtigkeit das Wachsthum von Mikro-
organismen begünstigen, und das Vorkommen der Krankheit in Ge-
fängnissen und Kasernen an sonst seuchefreien Orten liess an die
Möglichkeit denken, dass im Boden oder in den Wohnungen zur
Entwiekelung gekommene Bakterien in den menschlichen Körper ein-
dringen und die Krankheit erzeugen. Von Kontagiosität im Sinne
einer direkten Uebertragung von Person auf Person ist kein einziges
gut konstatirtes Beispiel bekannt. Doch lehrte die Erfahrung, dass
die Krankheit von einem Orte nach einem anderen übertragen werden
kann« Auf Fahrzeugen, auf denen seit langer Zeit Niemand an Beri-
Beri gelitten hatte, brach die Krankheit häufig aus nach einem
Aufenthalte an einer Küste, wo sie herrschte.
5S2 Bakteriol. vom X. iDternationalen mediciniscben Kongresse za Berlin.
De Lacerda und Ogata waren die ersten, welche im Blute
und in verschiedenen Organen Beri-Beri-Kranker niedere Organismen
nachgewiesen hatten, die pathogene Eigenschaften besassen. Danach
konnten Winkler und ich bei unseren in Niederländisch-Indien an-
gestellten Untersuchungen gleichfalls Mikroorganismen nachweisen,
während gleichzeitig Van Eecke auf Buitenzorg in Java zu einem
übereinstimmenden Resultat gelangte. Winkler und ich fanden im
Blute von Beri-Beri-Kranken mit dem Mikroskop Mikrokokken und
Bacillen, meist gemischt, während wir in 12 von den 15 F&Uen, in
denen ein positives Resultat gewonnen wurde, Kulturen von Mikro-
kokken aus dem Blute erhielten, in den anderen 3 Fällen Kulturen
von Bacillen. Wir haben nur die am häufigsten gefundenen Mikro-
kokken genauer untersucht und sind dabei zu der Ueberzeugung ge-
kommen , dass diese in der That als Ursache von Beri-Beri betrachtet
werden müssen. Wir konnten nachweisen, dass diese Mikrokokken
im Stande sind, Entartung verschiedener Nerven bei Hunden nnd
Kaninchen hervorzurufen.
In einer primären Degeneration peripherischer Nerven liegt nnn,
nach unserer Meinung, das Eigenthümliche der Beri-BerL Darch
klinische und anatomische Untersuchung sind wir zu einer vollkom-
menen Bestätigung der schon von Balz und von Scheube ver-
theidigten Auffassung gekommen, derzufolge Beri-Beri als Poljneu-
ritis peripherica zu betrachten ist. Wenn also Bakterien die Ursache
von Beri-Beri sind, muss von diesen vorausgesetzt werden, dass sie
Nervenentartung hervorrufen können. Unsere diesbezüglichen Unter-
suchungen gaben ein positives Resultat, weshalb wir uns zu dem
Schlüsse berechtigt glaubten, dass diese Mikrokokken auch im
Körper des Kranken, aus dem sie gezüchtet waren , Anlass zur Zer-
störung von Nervenfasern gegeben haben, also Beri-Beri verursachten.
Allerdings werden in den Nerven normaler Thiere auch degenerirte
Fasern angetroffen, aber bei unseren Versuchsthieren war die Anzahl
entarteter Fasern sehr viel grösser, als je bei den normalen. Ferner
wurde eingewendet, dass der Befund einer pathologischen , Nervenent-
artung bei den Versuchsthieren noch nicht beweist, dass diese an Beri-
Beri litten. Die Frage, auf die es ankommt, ist jedoch diese: ist der
Micrococcus, den wir aus dem Blute Beri-Beri-Kranker züchteten,
als Ursache der Krankheit zu betrachten, m. a. W. im Stande, im
Blute lebend Nervenentartung zu verursachen ? Diese Frage ist durch
unsere Versuche unzweideutig in bejahendem Sinne gelöst worden.
Nur dann würde unsere Schlussfolgerung unrichtig sein, wenn man
nachweisen könnte, dass wir entweder unrichtigerweise das eigent-
liche Wesen der Beri-Beri in einer primären Polyneuritis suchten,
oder dass wir das Recht nicht hätten, die bei unseren Versuchs-
thieren gefundene Entartung von Nervenfasern der Infektion mit
unseren Mikrokokken zuzuschreiben.
Um mit diesen Mikrokokken bei Thieren Nervenfasern in grösserer
Zahl zur Entartung zu bringen, bedienten wir uns häufig wieder-
holter Infektion, weil auch beim Menschen Beri-Beri nur entsteht bei
solchen, die lange Zeit dem schädlichen Einflüsse ausgesetzt waren,
und in Uebereinstimmung hiermit fanden wir die Bakterien nur im
Blute solcher Kranker.
Bakteriol. vom X. internationalen medicinischen Kongresse in Berlin. 583
Dies Alles, zusammen mit dem Ergebniss, dass wir die Bakterien
ia den Geweben nicht nachweisen konnten, führten zu der Auffassung,
dsss onaer Micrococcus, im Boden oder der Wohnung zur Entwicke-
I511K gekommen, in den menschlichen Körper eindringt — wahrschein-
fich durch die Athemwege — , sich anfangs im Blut vermehrt, aber
bald darin zu Grunde geht, nachdem er jedoch Anlass gegeben hat
sar Entstehung von Stoffen, die zerstörend auf Nervenfasern wirken.
Nach dieser Auffassung würde also die Beri-Beri eine toxische
Pol3rneuritis sein, vergleichbar derjenigen, welche durch chronische
Einwirkung von Blei oder Alkohol entsteht, mit dem Unterschiede,
dass das Gift bei Beri-Beri nicht als solches eingeführt, sondern
erst durch die Wirkung im Blut lebender, aber immer wieder zu
Grande gehender Bakterien gebildet wird. Ebenso nun wie Blei und
Alkohol nur bei häufig wiederholter Zufuhr merkbare Erscheinungen
Ton Nervendegeneration hervorrufen können, muss, um Beri-Beri zu
erzeugen, das Gift immer wieder durch neue Zufuhr von Bakterien
aofs Neue gebildet werden. Ist diese Auffassung richtig, dann ist
es auch nicht zu verwundern, dass aus dem Blut, worin mikroskopisch
Bakterien gefunden wurden, nur in einer verhältnissmässig kleinen
Zahl von Fällen Kulturen erhalten wurden und ebensowenig, dass
eine einzelne Einspritzung von Blut eines Beri-Berikranken in die
fiaoehhöhle eines Thieres keine Krankheitserscheinungen hervorrief.
Ich meine demnach annehmen zu müssen, dass Beri-Beri wirk-
licYi zu den Infektionskrankheiten gehört, aber dass sie darunter
eioeD eigenthümlichen Platz einnimmt. Während nämlich bei den
übrigen näher bekannten Infektionskrankheiten die Entwickelung der
Krankheitskeime im Körper eine sehr erbebliche Höhe erreichen kann,
wftrde dies bei Beri-Beri nur in geringem Grade der Fall sein. Der
Unterschied ist jedoch quantitativ, nicht qualitativ.
In Bezug auf die Therapie hat die Erfahrung gelehrt, dass das
beste Mittel, um einen Beri-Beri- Kranken zu heilen, darin besteht,
dass er in eine Umgebung gebracht wird, in der die Krankheit nicht
herrscht Ferner ist gute Ernährung und Vermeiden übermässiger
Anstrengung und jener Umstände, die zu sogenannter Erkältung Ver-
anlassnng geben, ohne Zweifel von grosser Wichtigkeit. Aber auch
die beste Sorge für die Gesundheit schützt nicht sicher vor dem
Ausbrechen der Krankheit bei Personen, die an einem Orte leben,
wo Beri-Beri herrscht und die nicht durch Rasse, Geschlecht oder
andere unbekannte Umstände Immunität besitzen.
Um mit gutem Erfolge die Beri-Beri bekämpfen zu können,
müssen die Waffen in erster Linie gegen ihre Ursache gerichtet
vrerden. Es sollen demnach die schädlichen Bakterien soviel wie
möglich aus der Umgebung des Menschen fem gehalten werden.
Vieles spricht für die Annahme, dass die Krankheitserreger mit der
Lnit in den Körper des Menschen aufgenommen werden. In Batavia
brachten wir einem Kaninchen ein Gemisch von Bakterien aus der
Luft einer Kaserne , in der Beri-Beri herrschte , in die Bauchhöhle.
Ans dem Blut dieses Thieres, das mit Nervendegeneration zu Grunde
ging, konnten wir denselben Micrococcus züchten, den wir aus
dem Blute Beri-Beri-Kranker erhielten. In Utrecht habe ich wiederholt
584 ^^^^ LHteratar.
Kaninchen anter Nervenentartong eingehen sehen in Behdltem, die mit
unserem Micrococcus infizirt waren, während bei Kaninchen, die
Monate lang in ganz gleichen, aber nicht mit diesen Bakterien infi-
zirten Käfigen gelebt hatten, nur bei sehr genauer PrCtfang, ganz wie
in der Norm, hier und da eine vereinzelte entartete Faser gefanden
wurde. In Gebäuden in (regenden, wo Beri-Beri sonst nicht herrsdit,
scheint es möglich, durch sorgfältige Desinfektion die Krankheit zu
vertreiben. Anders ist es in Gegenden, wo die Krankheit in dnem
ganzen Landstrich wttthet und wo man somit Ursache hat anznnehmen,
dass die pathogenen Bakterien auch im Boden wuchern. Da muss
grosses Gewicht gelegt werden auf Drainiren des Bodens, Abwehr
von CeberstrOmungen und auf solche Maassregeln, die den Boden
verhindern, eine Brutstätte von immer wieder durch Verst&abang in
die Luft kommenden Bakterien zu bleiben. Dass aber auch hier eiiie
von Zeit zu Zeit wiederholte Desinfektion der Wohnungen dne
günstige Wirkung haben kann, dafür sprechen die in Atzin gemachten
Erfahrungen.
Herr Wemieh (Göslin). Korreferent beschränkte sich darauf
die Identität der Beri-Beri-Varietäten an den verschiedenen Schao-
platzen festzustellen, die Eigenthümlichkeiten der älteren humoral-
pathologischen Auffassung und ihre Berührungspunkte mit der jetzigen
neuropathologischen zu beleuchten, und ging schliesslich auf die
beiderseitigen Heilerfolge unter Hinweis auf die Nothwendigkeit des
wechselseitigen Belehrens und Befruchtens näher ein.
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Weber, L., Ueber die Behandlung des Morbus Addisonii mit Tubereulin. (Berl. klin.
Wochenschr. No. 18. p. SOS— 804.)
Inhalt.
OzigiBalniltthtilimgea. | eitriger Puerperalerkranknngen und ins-
#1...^-. " TT^iv^- Ai^ T1..1-* • j 1 besondere solcher Peritonitiden, p. 569.
Cner«, 0«wg, Ü.W die B^n«. d.r , ,^^^ ^ ^Htfach. DntonJ^uc«»
htoonrh.Bud..n 8ept.ktaü.(Hnepp.), i ^ ;„^ Taphrin-Art« l-r^-
Bog -Cholera (Salmon), Swineplague t v* i> i. I uu^* k«a
(Billings), Swinepest (SelandTo, w^'^w^ T^Jr • ^'i' *" J^^^
amerik. Wnderseuche (B i 1 1 i n g s), Büt ^^*??i "^?S ^«2°* ;?^* ^^
felseuche (Oreste-Armanni), Mar- renbildung bei Greg.ri.en, p. 574.
seiUe'sche Schweineeeuche (Job er t, i UnterraohimgimeOiodeB, InitnuBflBte «te.
Biet seh), Frettchenseuche (Eberth). i « ._jj äji^ rki v^ ^ h. j
.Q. V .557 j Bigwid, Odo, Die Darstellungsweise des
Xflim, Julius, Neuere Versuche cur Be-
kämpfung der Rübennematoden. (Orig.),
p. 568.
Ludwig» lt., Ueber die Phosphorescens von
Gryllotalpa vulgaris. (Orig.), p. 561.
Beferate.
Tnberculins, p. 579.
Originalberiehte über KoogreMe.
Bakteriologisches vom X. inter-
nationalen medicinischen
Kongresse au Berlin,
4. — 9. August 1890. (Schluss.)
BortNWl, ÜDtersnchnngen Ober die Aktino- 1 P™?^^, *" ;^**">^ogf» «<> T»»»!»« «>►
mykose des Menschen, p. 570.
Pamiiii, S., Bakteriologische Stadien über
den Auswurf, p. 566.
Bttbeika, W. , Beiträge zur Pathogenese
urtheilt, p. 581.
Bomutai, lieber Aetiologie, Pathogenese
und Prophylaxe des Tetanus, p. 580.
Neue Litfeeratnr, p. 584.
Frommannsehe Bvcbdruekerei (Hemuknii Fohle) in Jana.
Bakteriologie und Parasitenkunde.
In Yerbindong mit
QfilL M. M Dr. IMart m Frofisur Dr. Loeliff
1^ Lripxiff In OnilinrBl«
heiaiisg^gebeii toq
Dr. O. TTU-srorm in Cassel.
-M-
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
UL' Band. -<>- Jeu, den ii. Mai 1891. ^>- No. 18/19.
Fz«is Ar d«ii Band (26 Vuinmeni) 14 Kark«
Jährlich erscheinen swei BSnde.
'^ Za beziehen durch alle Bnchhandlangen nnd Postanstalten. I«*-
Die Redaktion des „Centralblafts für Bakteriologie und Parasiten-
kundef richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige
Wün»ehe um lAeferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf'
eäbse entweder a/af das Manuskript schreiben zu wollen oder
dtr^et an den Verleger 9 Herrn Chistav Fischer in Jentt, gelangen
zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später
eingehende Wünsche berücksichtigen zu Mnnen*
Original - MitlheHuiiQeii.
EajöllarhebenmkroskopiiiTopfiBnflasche.
Von
Prof. H« W. Beyerinck.
mt 1 AbbUdimg.
Zar Herstellung dieser kleinen, aber beim Mikroskopiren sehr
nützlichen Einrichtung verfährt man wie folgt:
Aus einer gewöhnlicbeoi Spritzfiaache mit Kork (i) entfernt man
das Autf ussrohr und setzt an die Stelle desselben einen ,,Eapillar-
heber^' {c\ welcher durdti Reibung im Korke zurückgebalten wird und
sich leidit auf- und abschieben lässt. Letzterer hat die Gestalt eines
gewöhnlichen Hebers, wovon aber das eine Bein in eine EapillarrOhre
ausläuft, so dass der mit Flüssigkeit angefüllte Heber, selbst in
relativ schiefer Lage, die Flüssigkeit, in Folge der Oberfiächenspan-
a. B4. 88
590
Beyerinek, Die Kapillarhebermikroekoplrtropfenfiascbe.'
DUDg an der feinen Ocffouog, zurückhält. Berührt man die Oeflbooj
aber mit irgend einem Gegenstand, z. B. mit einem Objektträger, »
fliesst sofort ein Tropfen aus, dessen Grösse man willkflrlich regeb
kann. Stellt man die Flasche sehr schief, — wofür sich zweckm&s8i(
ein Kartonring verwenden lässt, — oder drückt das Abflussrohi
durch den Kork Dach unten, so finde
man bald einen Stand, worin der Hebei
von selbst zu arbeiten anfängt, derweise,
dass ein Strom von Tropfen in belie-
bigem Tempo herausfliesst, was bdm
Auspinseln von mikroskopischen Prä-
paraten nützlich ist. Das Anf&Ueo des
KapiUarhebers geschiebt durch Blasen
in das zweite Rohr (&).
Durch Schiefstellung der Flasche
nach rückwärts fängt der Heber im ent-
gegengesetzten Sinne zu wirken an.
Nimmt man deshalb die Flasche in die
Hand und taucht die KapiIIarspitze in
einer Flüssigkeit unter, so kann man
beliebig diese Flüssigkeit einsangen
oder die Flüssigkeit aus der Flasche
auslaufen lassen. Dieses Spiel eignet
sich vorzüglich für das Einfangen von
Infusorien und anderen kleinen Wasser-
thieren aus Uhrgläsem, ferner für das
e K.puiarheber. h Bohr .nm An- Anfüllen der Kapillarröhre mit farbigen
AHen des Kapüiarheben durch Blasen. Lösungen zur Vertheilung sof den Od-
t Kork. jektträger. Füllt man dabei das Ka-
pillarrohr nur theilweise an, so lasst
der Farbstoff sich daraus gründlich durch die direkte Heberwirkung
entfernen, ohne dass die Flüssigkeit im Kölbcben verunreinigt wird.
Diese Einrichtung entstand aus dem Wunsche, von einer Bak-
terienkultur in einem Kölbcben, ohne Vermischung, und von jedem be-
liebigen Niveau Material Äir Mikroskopie und Aussaat entnehmen za
können. Da auch dieser Zweck sehr gut erreicht wird , könnte der
Apparat auch heissen das „Kapillarheberbakterienkultnrkölbcben".
Delft, im April 1891.
Eine Bericbtigang.
Voll
Dr. J. Earliiiskl.
Beim gründlichen Durchstudiren des im vergangenen Jahre er-
schienenen Lehrbuches von Prof. Dr. K. B. L e h m a n n , „Die Me-
thoden der praktischen Hygiene" 0, fand ich auf Seite 562 folgendö»
Satz: „Als Karliiiski einer Cisterne 150 ccm TyphnsstaU 0«-
1) Vergl. das Referat aaf p. 638 d. Ceotralbl.
Karlinski, Eine Berichtigung. 59]^
jusebte, Hessen sich 12 Tage lang Typhusbacillen DachweiseD.
(Areh. 1 Hyg. X.) Dieser Satz soll offenbar einen Nachtrag zu den
isf Seite 237 wiedergegebenen Ergebnissen der Untersuchungen
Baeppe's, Gärtner's, Hochstetter's, Emmerich's und der
BODigen sein. Mit diesem Satze hat Prof. Lehmann bewiesen,
<ass er meine im X. Bande des Arch. f. Hyg. erschienene Arbeit:
J2n Beitrag zur Eenntniss des Verhaltens des Typhusbacillus im
Trinkwasser" missverstanden hat. Der oben citirte Satz Prof. L e h -
m a n n ^s muss jedem Unparteiischen wie ein Widerspruch gegen
meine und Prof. Emmerich 's Versuche „Ueber das Verhalten des
Typhusbacillus im Brunnen wasser'S welche Prof. Lehmann auf
Seite 237 anführt, erscheinen. Indessen ergaben meine Untersuchun-
gen in der Frage über das Verhalten der Typhusbacillen, die mit
typhösen Stühlen ins Cistemenwasser eingeführt wurden, gerade die
Bestätigung meiner früheren Ergebnisse, also das Gegentheil von
dem , ^as Prof. Lehmann irrthümlicherweise angibt. Auf Seite 478
im X. Bd. des Arch. f. Hyg. habe ich Folgendes gesagt: „Zum 5.
Versuche, zu welchem ich nach sorgfältigem Auspumpen und Reinigen
der Cisterne geschritten bin, verwendete ich 3 hl Brunnenwasser,
welches dem einzigen in Stolac befindlichen Brunnen entnommen
wurde. Die chemische Zusammensetzung des verwendeten Wassers
war folgende:
Gesammtrückstand . 300
Chlor 4
Salpetersäure ... 20
Salpetrige Säure . . — ^ in 1 1 Wasser in mg.
Ammoniak . . , . . —
Sauerstoffverbrauch . 6
Eeimgehalt pro ccm . 136
Nun wurden je am 4. Tage 150 ccm Typhusstuhles» welcher
zahlreiche Typhusbacillen enthielt, zugegeben, und die chemisch-bak-
teriologische Untersuchung durch 20 Tage geführt. Die beigegebene
Tafel zeigt die Schwankungen in Zusammensetzung und Eeimgehalt,
vobei bemerkt werden muss, dass die Typhusstuhlzugabe am 1., 4,
8. and 12. Beobachtungstage geschah. Die Temperatur des Wassers
betrug durchschnittlich 11 <^ C, vor jeder Probeentnahme wurde das
Wasser umgerührt, und an jenen Tagen, wo die Typhusstuhlzugabe
stattfand, wurden die entsprechenden Proben nach 1 Stunde ent-
nommen.
Die Typhusbacillen, welche mit dem Eothe eingeführt wurden,
Hessen sich in den ersten 12 Beobachtungstagen mit aller Sicherheit
nachweisen, von dem Momente aber, wo die saprophy tischen Bakte-
rien durch ihre rapide Vermehrung die Oberhand gewannen, ver-
schwanden sie vollkommen aus dem Wasser, so dass sie bereits 24
Stunden nach der letzten Stuhlzugabe nicht mehr zu finden waren.
Ich habe die Mühe nicht gescheut, die in den täglichen Proben vor-
kommenden Typhuskolonieen nachzurechnen, und obwohl ich den ge-
fundenen Zahlen keinen allzugrossen Werth beimesse, führe ich sie
an zur Illustration der täglichen Abnahme. Während 24 Stunden
nach der ersten Eingabe in 1 ccm Wasser 26 Typhuskolonieen vor-
88*
592
Karliiiski, Eine B«riehtigiuig.
kamen, waren nach 48 Standen nur 16, nach 72 Standen 6 Eolomee
vorhanden. Dagegen waren am 4 Beobachtangstage , wo die swot
Zugabe stattfand, 22, am 5. 20, am 6. 12, am 7. 7, am 8. 17, ai
9. 11, am 10. 5, am 11. 6, am 12. 9 TyphuskolonieM zu konstatim
In 1 1 Wasser waren in mg
Zeit
1
•8
■
1
Chlor
}
Salpetrige
1
Sinre
Ammoniak
L
11
I
885
8
26
deutliche Sporen
deutUche Sparen
9,6
19OO0
+
II
820
11
27
»1
»»
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27000
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60000
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XX
475
17
80
f>
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»I »»
24,«
89000
—
Ich überlasse es einem jeden Unparteiischen , sich in dem Wider-
spruche, welcher zwischen dem oben zitirten Satze Prof. Leh-
mann's and dem soeben angeführten Versuche, auf welchen sich
devselbe angeblich beziehen soll, zurecht zu finden.
In dem ersten Hefte der als Erg&nzung der Eulen barg 'sehen
Bealencyklopädie der gesammten HeUkunde erscheinenden „encyUo-
pädischen Jahrbücher^ (Bd. I, Lief. 1, 1891) finde ich in den Ka-
pitel „Abdomlnaltyphus^^ von Prof. Fürbringer unter Anführung
meines Namens den Satz „in künstlich infizirtem Brunnenwasser
schwinden sie (d. h. die lyphusbacillen) nach etwa 2 Wochen.^^ Zu
solchen Ergebnissen bin ich in meinen Untersuchungen über die
Lebensdauer der Typhusbacillen im Wasser nie gelangt, im O^gen-
theil fand ich , dass die längste Lebensdauer derselben im Wasser,
welches nicht sterilisirt war, und die für Trinkwasser zal&eige Tem-
peratur zeigte, nie mehr als 6 Tage und oft bedeutend weniger be-
trug. Um ferneren irrthümlichen Citaten vorzubeugen, sah ich mich
g«i5thigt, diese Berichtigung dem meist yerbreiteten Fachblatte zu
übergeben.
Konjica, im März 1891.
Kfilm, NcQ«re Yenaohe zur BekämpAxng der BflbennemfttodeD. 593
Heaere Yersaohe zur Bekämpfung der Bübennematoden.
Von
Geb. B«-Bafh Prof. Dr. Juliu Kftha,
I>irektor des lAsdwirtiiaehftmMheii Institate der UniTereität Halle a. 8.
(BehlnM.)
Dafis unter den mittelspäten und spätreifen Sorten einzelne für
erliegenden Zweck besondere Beacbtung fordern dürfen, zeigen für
iBSer Versacbsfeld und den Jabrgang 1890 die beiden Sorten A n -
dersaea und Hermann, welche beide als Speisekartoffeln wie
für Brennerei and Stärkefabrikation werthyoU sind, und die hier
in Konkurrenz treten dürfen mit den einträglichsten frühen und
rnttoUrühen Sorten. Diese Tbatsache ist das Auffallendste bei
diesem bedeutsamen Versuch. Ich fürchtete, dass der Stärke*
mdilgefaalt in Folge des späten Auslegens im Allgemeinen etwas
geringer sein würde, als es bei normaler Auslegezeit der Fall ist,
BamentUch aber erwartete ich bei den mittelspäten und spätreifen
Sorten auffalleode Differenzen. Dies hat sich aber durchaus nicht
bestätigt. Nur ganz vereinzelte Sorten zeigten, spät ausgelegt, eine
geringe Verminderung des Stärkegehaltes. So hat die Juno beim
Auslegen im Mai einen Stärkegehalt von 19,4 ^/o, beim Auslegen im
Ajiri] von 20,5 ^/n. Bei den wdtaus meisten Sorten ist dagegen
der Starkegebalt bei dem Auslegen im Mai etwas höher, als bei
dem Auslegen im April. So zeigte die Anderssen bei frühem
Ausixen 18,8 ^/o, bei spätem 19,9%; Rosalie entsprechend 14,9
Bod 15,1%; Alpha 13,6 und 16,4%; die weissfleischige
Zwiebel 19,2 und 20,1 ^/q. Es ist auf solche Schwankungen um
wenige Prozente nicht Tiel Werth zu legen, da sie aber bei der
weitaus grüssten Zahl der Fälle zu Gunsten des Spätaus-
lege ns sich stellen, so ist darin für die in Frage stehende Methode
immerhin ein günstiger Umstand zu erblicken. Es haben sonach die
Kartoffeln bei dem Anbau nach Zerstörung zweier Fang-
pflanzensaaten bei einer grösseren Zahl von Sorten in Bezug
auf Quantität eine befriedigende und in Bezug auf
Qualität eine durchaus normale Ernte ergeben.
Allerdings stützt sich diese Schlossfolgerung nur auf die Resultate
eines Versnchsjahres und einer einzigen Oertlichkeit — es muss
dies Verfahren noch durch mehrere Jahre hindurch in möglichst
vielen OertUchkeiten geprüft werden und deshalb möchte ich mich
an alle diejenigen Herren, welche die Bübennematoden auf ihren
Feldern zu fürchten haben , mit der Bitte wenden, schon in diesem
Jahre womöglich einen Versuch zu machen, und wäre es auch nur
auf einem einzigen Morgen Land. Die Aussaat des Sommerrübsens
erfolgt am zweckmässigsten gegen den 10. April. Frühere Aussaat
bewirkt nur höheren Wuchs des Rübsens, ist aber auf den Zeitpunkt
der Zerstörung erfahrungsmässig ohne wesentlichen Einfluss. Nach
Zerstörung der Fangpflanzen muss das Auslegen der Kartoffeln und
594 Kühn,
Aassäen einer zweiten Fangpflanzensaat alsbald erfolgen. Yortheil-
hi^t ist es, die Kartoffeln 18 Zoll oder 0,47 Meter im Quadrat aas-
zulegen; es ist dann das Zerstören der zweiten Fangpflanzensaat
durch kreuzweises Befahren mit der Furchenegge um so besser aas-
zuführen, doch muss in der Nähe der aufgelaufenen Kartoffeltriebe
mit der Handhacke, event durch Ausziehen der Bübenpflänzchen
mit der Hand nachgeholfen werden, und zwar so, dass auch alle
etwa vom Boden nur bedeckten Pflänzchen beseitigt werden. Ein
etwas enger Stand der Kartoffeln ist bei dem späten Auslegen zor
Gewinnung eines befriedigenden Quantums räthlich. Es wfirde sich
empfehlen, alle in der betreffenden Oertlichkeit bewährten Sorten
bei dem vergleichenden Versuch mit zu verwenden, da obige Angaben
zeigen, dass auch später reifende Sorten zum Theil bei dem Aas-
legen im Mai sich bewähren können. — Ich bitte angelegentlichst
um Mittheilung der Versuchsresultate und glaube hoffen zu dürfen,
dass sie günstig sein werden. Wenn sich dies bestätigt, dann ist die
Frage über die Nematodenvertilgung zum endlichen
Abschluss gebracht. Dass ein Brachjahr mit 4 Fangpflanzen-
saaten die Nematoden hinreichend zu vermindem vermag, um aach
auf dem rübenmQdesten Lande alsbald wieder normale Rübenernten
gewinnen zu können, ist, wie oben bereits hervorgehoben wurde,
durch frühere Versuche zweifellos entschieden worden. Ich möchte
hier aber noch an eine besonders bemerkenswerthe Thatsache er-
innern. Auf dem Felde, das ich von der Halle'schen Zockersiederei-
kompagnie erpachtete, um die Zerstörung der Fangpflanzen zum ersten
Male mit Pferdeinstrumenten auszuführen, waren nach Ausweis der
Rechnungsbücher der Kompagnie in Folge des Nematodenreichthums
dieses Ackers pro Morgen nur 47,5 Centner Zuckerrüben geerntet
worden und dieser äusserst geringe Ertrag rechtfertigte vollkommen
die Aeusserung des derzeitigen Wirthschaftsdirigenten der Zacker-
siedereikompagnie : „Hier können nie wieder Rüben gebaut
gebaut werden!'' Durch ein Bracbjahr mit 4 Fangpflanzensaaten
gelang es mir aber, schon im folgenden Jahre eine nor-
male Ernte von 185 Ctr 34 Pfd pro Morgen auf diesem
Felde zu erzielenl Zu gleich günstigen Resultaten gelangte die
anhaltische Versuchsstation in Bernburg. Nach einem Referat in
der Magdeb. Ztg. schloss der Leiter derselben, Herr Prof. Dr. Hell-
r i e g e 1 , seinen Bericht über die dortigen Versuche in der Versamm-
lung des Anhaltischen Zweigvereines für Rübenzuckerindustrie am
15. Januar d. J. mit den Worten: „Der von Prof. Jul. Kuhn-
Halle a. S. gegen die Nematoden empfohlene Fang-
pflanzenbau ist demnach, wenn er sorgfältig mit dem
Mikroskop überwacht und nur einigermaassen von
der Witterung unterstützt wurde, von dem grössten
Erfolge und hält auch, wie sich aus diesen Resultaten
ergab, eine längere Reihe von Jahren vor." — Da ^^^
die Gefahr, dass die Nematoden sich wieder in zu hohem Maasse
vermehren können, nicht zu unterschätzen ist, so ist es von ausser-
ordentlicher Bedeutung, dass wir nach den oben mitgetheilten neueren
Versuchsergebnissen die Möglichkeit in Aussicht haben, durch den
Neaare Ver&ache sur Bttk&mpfaos^ der B&benneiiiatodeii. 595
Kartof f elbaa nach zwei Frühjahrsfangpflanzensaaten
4ie EntwickeluDg der Nematoden dauernd beschränken and ihre
Tsinehrong ausreichend niederhalten zu können, um alle
drei Jahre eine nach Quantität und Qualität volle
Bormale Rübenernte zu gewinnen. — Nur darf man nicht
Terlangeo , dasa nur durch die vor den Kartoffeln auszuführenden
iwd Fangpflanzensaaten ein stark rübenmüder Acker wieder völlig
robttisicher werden solle. Wo die Rübenerträge pro Morgen
bis zu 100 Gtr und darunter gesunken sind, da ist das
Opfer eines Brachjahres mit 4 Fangpflanzensaaten
«nerlässlich. Erst nach solcher gründlichen Reinigung wird das
neu empfohlene Verfahren mit Erfolg zur dauernden Sicheruung der
BUbenerlräge anzuwenden sein. Wo aber die Nematoden noch
weniger am sich gegriffen haben, wo die Erträge sich verminderten,
aber noch nicht so tief, wie eben angegeben wurde, gesunken sind,
da wird sich höchst wahrscheinlich durch Kartoffel-
bau mit 2 Frühjahrsfangpflanzensaaten allein schon
nicht nur weiteres Sinken der Erträge verhüten, son-
dern allmählich die volle normale Ertragsfähigkeit
zarückgewinnen lassen.
Ueber diese neueren Versuche habe ich bereits am 7. Februar
d. J. in der Vorstandssitzung der Nematodenvertilgungsstation be-
richtet. Id einem am 13. Februar gehaltenen Vortrage, über den in
mehreren landwirthschaftlichen Zeitungen berichtet wurde, gedenkt
auch Herr Dr. Wilfarth- Bern bürg des Anbaues von Frühkartoffeln
nach Fangpflanzen. Wenn derselbe dabei äussert: „Nur die erste
Fangpflanzensaat, die viele Nematoden zu Tage fördert, ist ent-
schieden beizubehalten, die Nachfangpflanzensaaten sind dagegen weg-
zolassen^S so ist dies ein wenig sachgemässer Rath. Abgesehen von
der eben erwähnten Unentbehrlichkeit eines Bracbjahres mit 4 Fang-
yflanzensaaten bei extrem rübenmüden Böden muss auch bezüglich
des späteren Niederhaltens oder der Verhütung weiteren Umsich-
greifens bei noch weniger intensivem Auftreten der Nematoden her-
vorgehoben werden, wie im Vergleich mit der Hanfkultur es gerade
ein Vorzug des von mir zuerst empfohlenen und versuchten Ver-
fahrens, Frühkartoffeln spät auszulegen, ist, dass dabei zwei Früh-
jahrspflanzensaaten in Ausführung kommen können. Wer
jemals bei mehreren auf einander folgenden Fangpflanzensaaten die
Untersuchung auf Nematoden selbst ausgeführt hat, wird gefunden
haben, dass auf einem nematodenreichen Felde in der zweiten Saat
^er noch mehr Larven, als in der ersten sich finden, weil die zweite
Saat gerade in die wegen der grösseren Bodenwärme für die Nema-
toden günstigste Entwickelungszeit fällt, was deren Einwanderung
in die Wurzeln fördert Man begnüge sich daher ja nicht
mit einer Fangpflanzensaat, wo deren zwei im Früh-
jahr ausgeführt werden können.
Wenn ferner die Ansicht ausgesprochen worden ist, die Fang-
pflanzenmethode komme zu theuer zu stehen und könne auf grösseren
Flächen nicht wohl ausgeführt werden, so beruht dies auf einer
irrigen Auffassung. Bei der im Frühjahr vorigen Jahres mit Fang-
596 Kfihn, Neaere Vennche cor B«kAmpfaDg der Bfibennanatoden.
pflanzen besäeten Fläche von 8 Morgen erforderte die normale Zer«
Störung einer Fangpflanzensaat, das dann erfolgende Pflogen des
Landes zur vollen Tiefe mit Scbalsech und die Bestellung der neoeo
Saat pro Morgen im Ganzen 4 Pferdetage von 10 Stunden Arbeits-
zeit. Ein Bracbjabr mit vier Fangpflanzensaaten würde daher die
Arbeitsleistung von 16 Pferdetagen k 10 Stunden erfordern. BQw-
nach vermag jeder Landwirth die Kosten für seine Oertlichkdt zu
berechnen — sie stellen sich nicht erheblich höher, als bei einer
schwarzen Brache, bei welcher ausser der Herbstftirche noch im
Brachjahre mindestens 4 Furchen gegeben und in der Zwischenzeit
so oft geeggt werden müssen, dass die Begrünung der Brache verhütet
wird. Da früher tausende von Morgen mit schwarzer Brache behan-
delt wurden, so wird wohl auch dn nicht viel mehr Arbeit erforderndes
Fangpflanzenbrachjahr in der Gegenwart praktisch durchfQhrbar
sein, und. zwar um so mehr, als die Oespannhaltung in Zuckerrüben-
wirthschiiten bei weniger ausgedehntem Getreidebau eine relatir
bedeutendere ist und die Zerstörung der Fangpflanzen zwischen die
Frühjahrs- und Herbstbestellung fällt Die Kosten des Bübsensimens
werden durch die düngende Wirkung der zerstörten Fangpflanzen
kömpensirt und die Bearbeitungskosten sowie die verlorene Pacht
des Fang^anzenbrachjahres deckt der zu seiner normalen Ertrags-
fl^igkeit zurückgeführte Acker durch den Mehrertrag einer einzigen
vollen Zuckerrübenernte mehr als ausreichend. — Was aber das oft
geäusserte Bedenken bezüglich der mikroskopischen Untersnchung
anlangt, so ist dieses völlig unbegründet. Ich habe wiederholt zu
konstatiren Gelegenheit gehabt, wie die in den Zuckerrfibeowirth-
schaften während der Vegetationsperiode minder dringend beschäf-
tigten Chemiker und Fabrikdirigenten die mikroskopische Unter-
suchung der Fangpflanzen aufs Exakteste auszuüben verstehen, die
bei Anwendung von etwas Jodlösung auch zu den durchaus nicht
schwierigen mikroskopischen Arbeiten gehört. Der Vorsteher der dem
hiesigen landwirthschaftlichen Institut angeschlossenen Nematoden-
Vertilgungsstation, Herr Dr. Hollrung, der in vielen Wirthschaften
an Ort und Stelle die Ausführung der mikroskopischen Untersuchnng
von Fangpflanzen kontrolliren konnte, versicherte mir gleichfalls, dass
dieselbe in der Regel mit grösster Sorgfalt bewirkt werde. Wenn
dennoch zuweilen nicht günstige Resultate bei der Fangpflanzen-
methode gewonnen wurden, so hat es nicht an der mikroskopischen
Untersuchung, sondern an der mangelhaften praktischen
Ausführung der Zerstörung der Fangpflanzen gelegen. Es
kommt zuweilen vor, dass die Herren Wirthschaftsbeamten klflger
sein wollen, als der Professor Kühn in Halle, und diese glanben
dann nicht nöthig zu haben, seine Instruktion zu befolgen, sind auch
Über die Anwendung des von ihm für diesen Zweck konstruirten
Grubbers und über die Anwendung des auch für andere Zwecke sehr
praktischen Schäl- oder Scharseches weit erhaben, obgleich doch der
Professor Kühn am besten wissen muss, was wirklich erfordert wird,
um den Zweck sicher zu erreichen und er auch aus eigener langjfthriga*
Erfahrung im Grossbetriebe recht wohl zu beurtheilen vermag, was
in demselben durchgeführt werden kann, wenn man nur ernstlich
Ogata, Uebtr die bakterienfeindliehe Substanz des Blates. 597
vill. Doch das ist eine vorübergeheode EDtwickeluDgsperiode. So
jat wie man vor 40 Jahren einem Vorurtheile gegen die Anwendung
4er Drillmaschinen begegnete, während die jüngere Generation keine
Ahnuiig mehr davon hat, so wird sich auch die Fangpflanzenmethode
aehr und mehr Bahn brechen und ihre praktische Ausführung wird
Khliesalich ganz allgemein eine exakte und gut wirksame werden
xur daaernden Sicherung unserer Rübenzackerindustrie und damit
auch zur Förderung der allgemeinen Wohlfahrt.
Halle, den 14. März 1891.
Heber die bakterienfeindliehe Substanz des Blates.
Vorläufige Mittheilung
▼on
Prof. M. Ogate
UD hygienitohen Institut in Tokio.
Ich habe früher mit Herrn Jasuhara den Einfluss einiger
Thierblutarten auf Milzbrandbacillen und Mäuseseptikämiebacillen
stadirt, und gefunden, dass das Blut oder Blutserum des milzbrand-
beziw. mäuseseptikämie-immunen Thieres bei für jene Krankheiten
empfänglichen Thieren als prophylaktisches und therapeutisches
Mittel verwendbar ist, wenn es den Versuchs thieren vor oder nach
Impfung der Milzbrand- bezw. Mäuseseptikämiebacillen subkutan in-
jizirt wird« Das Genauere darüber steht in den „Mittheilungen d. med.
Fakultät der Kaiserl. jap. Universität Tokio. Bd. I. No. 4. Unsere
Arbeit über Milzbrand hat Herr Prof. Loeffler in No. 1 dieses
Centralblattes. 1891 genau referirt (S. 25. IX. Bd.).
Wir wussten damals noch nicht, auf was für eine Substanz wir
jene immun machende Eigenschaft zurückführen sollten. Wir wussten
nur, dass die immun machende Wirkung des Blutes durch die Ver-
danungssäfte des Versuchsthiers sowie durch 1 — 2-stündIiches Er-
wärmen auf 45^ G aufgehoben wird.
Nach vielen vergeblichen Versuchen ist es mir nun schliesslich
gelungen, aus Hunde- und Hühnerblutserum einen, freilich bis jetzt
nicht chemisch reinen, Körper zu isoliren, welchem jene immunisirende
Eigenschaft zukommt.
Zu dem obigen Zwecke habe ich 1) Serumglobulin aus Hunde-
blutserum (10 ccm Serum) durch Verdünnen mit Wasser und
CO^-einleitung dargestellt und dasselbe in 2 ccm mit kohlens. Natron
schwach alkidisch gemachten Wasser gelöst. Von der letzteren
Lösung habe ich je 2 Tropfen 2 Mäusen unmittelbar vor der Milzbrand-
impfung subkutan durch eine Pravaz'sche Spritze injizirt und an-
dererseits Kontrollimpfung bei einer Maus gemacht. Alle drei Mäuse
starben ohne Unterschied nach 2 Tagen durch Milzbrand.
2. Ich habe 10 ccm Hundeblutserum im Scheidetrichter aufge-
nommen und 2 Tropfen kohlens. Natron zugesetzt, darauf 10 ccm
598 OgatR,
Aether hinzugefügt und stark geschttttelt. Nach der Sch^donfi
beider Flfissigkeiten habe ich die ätherische Lösung gesondert in efn
Uhrfflas gebracht und in der Luft verdunsten lassen. Zu der sa-
rückbleibenden Masse habe ich ^/^ ccm Aq. dest. hinzugefagt, e^elöc*
und filtrirt. Von dem Filtrate habe ich 2 M&usen je 2 Tropfen and
von unter Aether gestandenem Blute 2 Mäusen je 1 Tropfen subkn-
tan kurz vor der Milzbrandimpfung injizirt, andererseits a,udb hei
einer Maus Kontrollimpfung gemacht. Die beiden mit Aetherextrakt
injizirten Mäuse und die Kontrollmaus gingen nach 2 Tagen durch
MUzbrand zu Grunde, während die mit Blut injizirten gesund bliebep.
Diese Versuche zeigen, dass jene Substanz durch schwache Alkalisi-
rung und Aether nicht zerstört wird und nicht im Aether aufhehm-*
bar ist.
3) Nach weiteren Misserfolgen habe ich 25 ccm Hundeblutsemm
durch 200 ccm absol. Alkohol gefällt, 24 Stunden stehen lassen, dann
vom über dem Niederschlag stehenden Alkohol einige ccm
im Reagenzglase aufgenommen und gleiche Menge Aether hinzugef>,
wodurch ein weisser Niederschlag entstand. Sodann habe ich die
Flüssigkeit ins ursprüngliche Gefltes zurückgegossen, wieder 200 ccm
Aether neu hinzugefügt und 12 Stunden stehen lassen. Dann habe
ich abfiltrirt und den Niederschlag in der Luft getrocknet und pol-
verisirt. Zu der pulverisirten Masse habe ich 10 ccm lauwarmes
dest. Wasser zugesetzt und nach fünfminutigem Stehen filtrirt
Vom letzten Filtrat habe ich einerseits je 3 Tropfen 2 Mäusen
subkutan kurz vor der Milzbrandimpfung injizirt und bei einer an-
deren Maus die Kontrollimpfung gemacht; alle 3 Mäuse starben nach
2 Tagen.
Bei der Sektion ergab sich mikroskopisch die sehr aufifallende
Thatsache, dass bei den Mäusen, welche obiges Filtrat bekommen
hatten, weder im Blute, noch in den inneren Organen wie Leber,
Milz, Nieren u. s. w. Milzbrandbacillen zu finden waren, während bei
dem KontroUthiere im Blute und in den inneren Organen mass^ihaft
die Milzbrandbacillen enthalten waren. Daher vermuthete ich, dass
jene wirksame Substanz in dem Filtrate enthalten sein müsse, wenn-
gleich die Versuchsmäuse zu Grunde gingen.
Andererseits entstand bei dem noch übrigen Filtrate durch Zu-
satz von absolutem Alkohol und Aether (100 ccm) ein voluminöser
flockiger Niederschlag. Ich habe nach klarem Absetzen desselben
filtrirt und in der Luft den Niederschlag getrocknet Da derselbe
zu spärlich war, um ihn vom Filtrirpapier zu lösen, so habe ich auf
letzteres direkt 6 ccm Gemisch von Glycerin und Wasser (aus
gleichen Theilen) aufgegossen und filtrirt. So bekam ich ungefithr
4 ccm ganz klares, farbloses Filtrat.
Mit dem letzteren Glycerinextrakt (Filtrate) habe ich verschie-
dene Thierversuche mit Milzbrandimpfung angestellt.
Hier sei auch noch zu merken, dass ich zu meinen Versuchen
stets Milzbrandbacillen aus den Organen von durch Milzbrand ge-
storbenen Mäusen benutzt habe.
Ueber die bakterieiifeindliche Snöitanz des Blutes. 599
1. Mäuse.
a> Als ich 2 Mäusen je 1 Tropfen obigen Glycerinextraktes
ioppdt mit dest Wasser Terdünnt kurz vor der Milzbrandimpfung
subkutan injizirte, starb eine Maus nach 2 Tagen, während die an-
iere gesund blieb.
Bei der Sektion der gestorbenen Maus fand ich nur spärliche
Milzbrandbacillen in den inneren Organen, die ein bischen kleiner zu
sein scheinen, als die Milzbrandbacillen in den Organen der KontroU-
b) 2 Mäusen wurde je Va Tropfen obigen Glycerinextrakts mit
Wasserverdünnt kurz vor der Milzbrandimpfung subkutan injizirt;
bdde Mäuse bleiben gesund.
c) 2 Mäusen wurde wieder je ^/s Tropfen Glycerinextrakts kurz
¥or der Milzbrandimpfung subkutan injizirt. Beide bleiben gesund.
(Wiederholung des Versuchs b.) Eine dieser Mäuse warf nach 12
Stunden ohne schwere Erkrankung 2 Stück Junge und diese blieben
ebenfalls gesund.
d) 2 Mäusen wurde je ^/^ Tropfen Glycerinextrakt mit Wasser
TerdOnnt kurz vor der Milzbrandimpfung subkutan injizirt. Es starb
eine Maus mit Befund wie unter a, während die andere gesund
bleibt.
Alle Kontrollmäuse zu a, b, c, d sind nach 2 Tagen durch
Müzbrand gestorben und ich fand sehr reichliche Milzbrandbacillen
im piüte und den inneren Organen.
2. Meerschweinchen.
2 kleinen Meerschweinchen wurden 2Va Tropfen obigen Glycerin-
extrakts mit Aq. dest verdünnt kurz vor Milzbrandimpfüng subkutan
injizirt. Es erkrankte ein Meerschweinchen 1—2 Tage nach der
Impfung, erholte sich aber wieder und jetzt sind beide gesund.
Das Kontrollmeerschweinchen, ebenso klein wie die Versuchs-
thiere, ist nach 2 Tagen durch ausgesprochenen Milzbrand zu Grunde
g^^gen.
Aus obiger Versuchsreihe kann man schliessen, dass die gegen
Milzbrand immun machende Substanz im Glycerinextrakt enthalten
ist und V2 Tropfen davon bei Mäusen, 2,5 Tropfen bei Meerschwein-
chen wirksam sind.
Auf ganz dieselbe Weise wie das Hundsblutserumglycerinextrakt
wurde ein ExtraJ^t aus dem Hühnerblute bereitet, und zwar aus 20
ccm defibrinirten Blutes. Die Menge des Glycerinextraktes betrug
5 ccm. Damit wurden folgende Versuche mit Mäuseseptikämiebacillen
angestellt :
1. Mäuse.
2 Mäusen habe ich je V4 Tropfen, 2 Mäusen je Vs Tropfen
und 2 Mäusen je 1 Tropfen obigen aus Hühnerblut bereiteten Gly-
cerinextrakts dicht vor Mäuseseptikämieimpfung injizirt und anderer-
seits eine Kontrollimpfung ohne Glycerinextraktinjektion gemacht.
Es starben die Mäuse, welche V^ und V, Tropfen Glycerinextrakt
600 Ogata,
bekommen hatten, durch Mäuseseptikämie nach 3 Tagen, während
die mit 1 Tropfen behandelten beiden Mäuse gesund blieben.
Die beiden KontroUversuchsmäuse gingen ebenfalls durch M&uae-
septikämie nach 3 Tagen zu Grunde.
2. Tauben.
2 Tauben je 2 Tropfen obigen Glycerinextrakts aus Hfihnerblut
mit Aq. dest. verdünnt dicht vor Mäuseseptikäoiieimpfung subkutan
injizirt, und andererseits eine Eontrollimpfung ohne solche Injektion
bei einer Taube gemacht. Beide Tauben, die Glycerinextrakt be-
kommen haben, blieben gesund, während die Kontrolltaube nach
5 Tagen durch Mäuseseptikämie zu Grunde ging.
Daraus geht hervor, dass auch im Glycerinextrakt aus Hahner-
blut jene gegen Mäuseseptikämie immunmachende Substanz enthalten
ist, und zwar ist 1 Tropfen des^Extrakts bei Mäusen, 2 Tropfen bei
Tauben wirksam. {
Weitere Versuche mit Glycerinextrakt (aus flunde-
blutserum, Hühnerblut) und Hundeblutserum.
1. Liess ich 1 Tropf. Glycerinextrakt aus Hundeblut auf im Beagenz-
glase befindlichen Stärkekleister sowie entalkoholtes Fibrin (bei schwach-
saurer und alkalischer Beiü^tion durch Salzsäure und kohlensaures
Natron) einwirken, so zeigte derselbe nach 1 Tage weder Pepton-
noch Zuckerreaktion.
2. Ich habe Glycerinextrakt aus Hundeblutserum im Wasserbade
eine Stunde auf 45® G erwärmt, wie ich froher bei den Milzbrand-
versuchen ^) das Blutserum des Hundes auf dieselbe Temperatur brachte,
und 2 Mäusen je 0,5 Tropfen dicht vor der Milzbrandimpfung sub-
kutan injizirt. Beide Mäuse starben ebenso wie das KontroUimpfuiigs-
thier nach 2 Tagen durch Milzbrand, während die mit nicht erwärmtem
Blutserum iqizirten Mäuse gesund blieben.
3. 2 Mäusen habe ich 1 Tropfen Hundeblutserum, dem Karbol-
säure im Verhältniss von 0,5 ®/o zugesetzt war, subkutan kurz vor der
Milzbrandimpfung injizirt, femer eine Kontrollimpfung gemacht, alle
Thiere starben durch Milzbrand nach 2 Tagen.
4. Als ich 2 Mäusen 1 Tropfen Hundeblutserum, das mit Salz-
säure bis zur schwachsauren Reaktion versetzt war, dicht vor der
Milzbrandimpfung subkutan injizirte und andererseits eine Kontroll-
Impfung bei einer Maus (ohne Injektion) machte, starben alle drei
nach 2 Tagen durch Milzbrand. Ebenso war das Blutserum, durch
das 2 Stunden lang GO^ geleitet war, unwirksam, als ich 2 M&usen
0,5 Tropfen dicht vor Milzbrandimpfung subkutan injizirte , während
mit kohlensaurem Natron schwach alkalisch gemachtes Blutserum
sich wirksam zeigte.
5. Obige Glycerinextrakte aus Hundeblutserum und flahnerblut
wurden mit 1:4 Aq. dest. verdünnt, so dass also der Glyceringehalt
beider Extrakte 1 : 8 war. In diese beiden Flüssigkeiten wurden aus
1) MittheUongen d. med. FakultXt der kaiserl. jap. Universitfit Bd. 1. No. 4. 8. H3.
Ueber die bakterienfeindliche Substanz des Blntes. gQX
OBer Nährgelatinekultur Gholerabacillen (Kommabacillen v.
Koch) durdb eine PlatiDöse reichlich übertragen, durch Umrühren gut
gemi&äit ond unmittelbar danach Plattenkulturen nach Esmabch-
scher Methode gemacht, indem ich durdi eine grosse Platinöse ein
Tröpfchen davon auf den vorher erwärmten und verflüssigten Gelatine-
Bfthrboden übertrug. Es entwickelten sich nach 3 Tagen unzähl-
bare reichliche Kolonieen von Gholerabacillen in beiden
Plattenkulturen. Als ich sodann 3 und 5 Stunden nach der Bereitung
obiger Mischung von Gholerabacillen wiederum beide Flüssigkeiten
mit Platindraht stark umrührte und auf genau dieselbe Weise wie
obeB neue Plattenkulturen damit anlegte, entwickelte sich nur eine
einzige Kolonie von Gholerabacillen in der Plattenkultur
ans Hnndeblutserumextrakt, das ich nach 6 Stunden genommen hatte,
während die beiden nach 3 Stunden gemachten Kulturen und die
nach 5 Stunden aus Hühnerblutextrakt gemachten steril blieben.
Obige Olycerinextrakte aus Hundeblutserum wurden wieder mit
1:4 Aq. dest verdünnt. In diese Flüssigkeit wurden Typhus-
bacillen reichlich übertragen, durch Umrühren gut gemischt und
anf genau gleiche Weise wie oben Plattenkulturen gemacht. Es ent-
wickelten sich reichliche Typhusbacillenkolonieen nur
in Plattenkultur, die ich unmittelbar nach Uebertragung von
Typhnsbadllen anlegte, während nach 3 und 5 Stunden gemachte
Knltnren ebenfalls steril blieben.
Aus diesen Versuchen schliesse ich, dass jene
Substanz, welche für Milzbrand und Mäuseseptikämie
empfängliche Thiere gegen diese Krankheiten immun
macht, auf ein in dem Blute immun er Thiere enthaltenes
Ferment zurückzuführen ist.
Da dieses Ferment auch die Eigenschaft hat, Gholera-
bacillen und Typhusbacillen in ihrer Entwickelung zu stören,
so ist es mir wahrscheinlich, dass die von Fodor>) gefundene und
von Nnttall'), Buchner'), Voit u. a. genauer studirte desin-
fizirende Wirkung des Blutes auf demselben Stoffe beruht
Wenn ich kurz die Eigenschaften der im Blute enthaltenen,
immun machenden Substanz (Ferment) zusammenfasse, so sind sie
folgende :
1. Die Substanz ist in Wasser und Glycerin leicht
löslich, dagegen unlöslich in Alkohol und Aether.
Durch Zusatz von Alkohol und Aether wird sie nicht
zerstört.
2. Die Wirksamkeit wird durch schwache Alkalien
nicht, wohl aber durch wenige Karbolsäure und Salz-
säure ganz aufgehoben.
3. Sie ist unwirksam bei Gegenwart von Verdau-
ungssäften, sowie bei Erwärmen auf 45^ G.
4. Die Substanz hat sowohl immunisirende, als
1) Archiv für Hygiene. B. IV. S. 129.
S) Zeitschrift fOr Hygiene B. lY. S. 865.
3) Archir f&r Hygiene. B. X. S. 84
602 GÄhrung.
auch desinfizirende Eigenschaften und behält durcli
den Glycerinzusatz ihre Wirksamkeit lange Zeit ohne
merkbare Veränderung.
5. Sie zeigte nicht die Eigenschaft, das Fibrin in
Pepton, Stärkekleister in Zucker zu verwandeln.
Ich bereite das Ferment in folgender Weise:
Zu einem Theüe Blut oder Blutserum füge ich 10 — 15 Theile
eines Gemisches von absolutem Alkohol und Aether (zu gleichen
Theilen), lasse es 1 — 2 Tage stehen, filtrire, sammle den Niederschlag
auf Filtrirpapier und trockne an der Luft. Die trockne Masse wird im
Mörser pulverisirt und zu derselben lauwarmes Wasser oder ein Ge-
misch von Glycerin und Wasser (zu gleichen Theilen) in halber
Menge des Blutes gefügt. Nach 3—4 Minuten langem .Stehenlassen wird
dann rasch durch Leinwand oder ein baumwollenes Tuch koUirt und
filtrirt mittels eines Faltenfilters oder durch Saugvorrichtung. Zu dem
letzteren Filtraten setze ich wieder die lOfache Menge eines Gemiscbeg
von Alkohol und Aether, lasse es einen Tag stehen, filtrire den Nieder-
schlag und trockne. Die trockne Masse wird wieder in ^/^ Thdle
(der ursprünglichen Blutung) Wasser gelöst und filtrirt, dann V«
Theil Glycerin hinzugefügt, oder in Vs Theile Gemisch von Glycerio
und Wasser gelöst und filtrirt. Das letztere Glycerinextrakt ist
ebenso wirksam wie das frühere aus Hundeblutserum und Hühnerblut
dargestellte. Die wirksame Dosis muss aber jedesmal nach der Be-
reitung bei Versuchsthieren festgestellt werden, da die im Blute
enthaltene F e r m e n t m e n g e je nach der Bereitung und dem Körper-
zustande des Thiers verschieden sein kann.
Tokio, 15. März 1891.
Referate.
Jörgensen, Alfred, Zur Analyse der obergährigen Hefe
in Brauereien und Brennereien nach Hansen's Me-
thode. (Zeitschr. f. d.-ges. Brauwesen. München 1891. No. 2.)
Hansen hat bekanntlich eine Reihe von sehr verschiedenen
Charakteren für die Saccharomyceten gefunden, vermittelst welcher es
möglich ist, die Arten zu beschreiben und die Hefen zu analysiren.
Hierzu gehören auch die Merkmale, welche er für Vegetationen auf
Nährgelatine nachgewiesen hat (diese Zeitschrift. Bd. IL 1887. p. 118);
ich citire speziell diese Arbeit, weil sie gewöhnlich übersehen wird.
Bei der Analjse der Brauereihefe wird in der Regel zu weitläufig
werden, diese in alle ihre einzelnen Bestandtheile aufzulösen, um
eine Reinkultur jeder Art für sich darzustellen. Hansen hat daher
eine Methode mit Hülfe der Sporenbildung angegeben, wodurch man
im Stande ist, Mischungen direkt und in kurzer Zeit zu untersuchen.
Das Prinzip der Methode ist dieses, dass die wilden Hefen bei ge-
wissen Temperaturen ihre Sporen früher entwickeln, als die Kultur-
Gährung. — - Nitrifikation. 603
lififoB und dass der anatomische Bau der Sporen dieser zwei Gruppen
von Hefen gewöhnlich deutlich verschieden ist. Ref. fand, dass diese
iilr die Analyse der untergährigen Hefe allgemein angewendete Me-
Üiode auch Ar die obergfilrigen Hefen ohne irgend welche Verände-
nmg zu benutzen ist. Die meisten obergährigen Kulturhefen zeigen
sich dadurch von den untergährigen verschieden, dass sie in den Gyps-
biockkultoren eine viel grössere Menge von sporentragenden Zellen
entwickeln. Viele dieser Arten geben bei 25^ C Sporen ungefähr
zu derselben Zeit wie die wilden Hefen; bei 15^ G kommt dagegen
die Sporenbildung später, bei einigen Arten bedeutend später; bei
12^ C wird der Zeitunterschied noch grösser sein. Aber selbst in
solchen Fällen oder bei solchen Temperaturen, wo die Zeitunterschiede
sehr gering sind, wird der Unterschied im anatomischen Baue der
Sporen Anhaltspunkte zur Bestimmung etwaiger Verunreinigungen
durch wilde Hefen geben können. Jörgensen (Kopenhagen).
Iflnogradsky, Recherches sur les organismes de la ni-
trificaltion. IV. (Annales de Hnstitut Pasteur. 1891. No. 2. S. 92.)
Während Verf. bisher als „Nitromonas^^ eine einheitliche
nitrifizirende Bakterienart bezeichnete, hat sich derselbe durch ünter-
SQChangen verschiedenartigen Materials nunmehr überzeugt, dass bei
den nitrifizirenden Bakterien wesentliche morphologische Dififerenzen
vorkommen, weshalb er dieselben jetzt als eine physiologische Gruppe
unter der Bezeichnung „Nitrobakterien'^ zusammenfasst. Das
gemeinsame Gharakteristicum ist die Oxydation des ammoniakalischen
StickstoSs.
Nachdem alle bisherigen Isolirungs versuche und auch das Ver-
dQnnungsverfahren wenig befriedigende Resultate geliefert hatten, ist
es Verf. neuerdings gelungen, diese Nitrobakterien auf festem
Nährboden zu kultiviren. Zunächst wurde versucht, eine für
Nitrobakterien geeignete Nährgelatine resp. Nähragar zu konstruiren.
Verf. ging dabei von der Absicht aus, die Ernährungsbedingungen
far Nitrobakterien möglichst zusagend, für andere Arten möglichst
angünstig zu machen; er wählte als Zusatz nur mineralische Salze
und Ammonsulfat Der Erfolg war ganz unbefriedigend ; die Nitro-
bakterien kamen gar nicht, die verunreinigenden Arten stark zur
E^twickelung. Verf. verwarf deshalb die organischen Substanzen
bei Konstruktion des festen Nährbodens und ging zu Versuchen mit
dem von W.Kühne zu diesem Zweck empfohlenen Kieselsäurehydrat
über. Das Verfahren ist folgendes:
Käufliches Wasserglas, das gewöhnlich eine dickliche Konsistenz
besitzt, wird mit dem 3 fachen Volum Wasser verdünnt. 100 ccm
dieser Flüssigkeit werden unter Schütteln mit 50 ccm verdünnter
Salzsäure gemischt und in einen Dialysator gegeben, der für 24 Stunden
in laufendem, alsdann 2 Tage in oftmals erneuertem destillirtem
Wasser belassen wird. Die Beendigung der Dialyse erkennt man
an dem völligen Klarbleiben bei Zusatz von Silbemitrat. Nun kann
die Lösung durch Kochen sterilisirt und in einem mit Watte ver-
schlossenen Kolben aufbewahrt werden. Verf. bemerkt, es sei ganz
unnöthig, eine Silicatlösung von bestimmtem Gehalt anzuwenden.
g04 Nitrifikation.
Dieselbe müsse nur mit entschieden saurer Reaktion auf den I>ialj-
sator kommen und femer so verdünnt sein, um dortselbst nicht spontan
zu gerinnen.
Als Mineralsalzlösung wurde angewendet:
Ammonsulfat 0,4
Magnesiumsulfat 0,05
Kaliumphosphat 0,1
Galciumchlorid Spur
Natriumkarbonat 0,6—0,9
Dest. Wasser 100.
Die Sulfate und das Galciumchlorid einerseits, andererseits die
Phosphate und Karbonate werden für sich gelöst und sterilisirt, die
Lösungen nach dem Erkalten gemischt
Zu den Kulturen dienten Glasschalen. Zuerst wird die Silicatlösaog
in einem Kolben bis etwa auf die Hälfte eingedampft, bis 2—3 Tropfen
derselben mit einem Tropfen der obigen Salzlösung binnen 5 MinuteD ^-
latiniren. In 10 — 15 Minuten muss die Probe fest genug sein, um beim
Darüberstreichen nicht zu zerreissen. Bei diesem Konzentrationsgrad
unterbricht man das Eindampfen, vertheilt die Silicatlösung mittelst Pi-
pette in die einzelnen Schäleben und bewirkt hier durch Zusatz der Salz*
lösung das Gelatiniren. Die Menge der letzteren soll je nach dem ge-
wünschten Festigkeitsgrad die Hälfte oder ein Drittel der Silicatlösoog
betragen. Beide müssen gut gemischt werden. In einigen Minnteo
macht sich die Gerinnung durch schwache Opalescenz bemerkbar.
Die Aussaat wird entweder durch Mischung des betreffenden
Materials mit der Salzlösung vor der Erstarrung bewerkstelligt, oder
man macht Impfstriche auf dem fertigen Nährboden. Das Natrium-
karbonat kann in der Salzlösung auch durch Magnesiumkarbonat
ersetzt werden; die Durchsichtigkeit leidet^ aber da rings um die
J^olonieen die Körnchen von Magnesiumkarbonat aufgelöst werden,
so entsteht ein heller Hof, welcher die Kolonieen besonders deutlich
hervortreten lässt.
Die tiefliegenden Kolonieen der Nitrobakterien in diesem Nährbod^
bleiben sehr klein, die oberflächlichen entlang der Impfstriche dagegen
bilden eine weisse, ziemlich dicke Kruste; bei schwacher Vergrösse-
mng bieten beide Arten von Kolonieen ein sehr charakteristisches
Ansehen, das jede Verwechslung mit anderen ausschliesst, abgesehen
davon, dass andere Arten auf diesem Nährboden zwar gedeihen,
jedoch nur kümmerlich, indem ihr Wachsthum bald zum Stillstand
gelangt. Die Kolonieen der Nitrobakterien dagegen wachsen zwar
langsam, aber Wochen hindurch.
Als Aussaat zur Gewinnung der Nitrobakterien kann direkt Erde
verwendet werden. Besser ist es jedoch, zuerst in einer wässerigen
Salzlösung durch eine Spur Erde die Nitrifikation einzuleiten und
von hier aus die üebertragung auf den festen Nährboden zu be-
werkstelligen. Dann entstehen fast lauter gleichartige Kolonieen.
Zum Beweise, dass es Nitratbildner sind, braucht man nur ein kleines
Stück des Nährbodens zur Salpetersäurereaktion mit Diphenylamin
zu verwenden, welche stets kräftig ausfallt.
AUgemeines Über pathogene Mikroorganismen. ß()5
Die morphologischen Verhältnisse der Nitrobakterien will Verf.
in einer nächsten Mittheilung schildern. [Bef. hatte Gelegenheit, die
oben geschilderten Kulturen der „Nitrobakterieu'' durch den Herrn
VerfiASser demonstrirt zu erhalten und sich Ton der kräftigen Nitrat-
Seaktion zu überzeugen.] Buchner (München).
Banmgarten, P«, Jahresbericht über die Fortschritte in
in der Lehre von den pathogenen Mikroorganismen
umfassend Bakterien, Filze und Protozoen. Unter Mit-
wirkung von Fachgenossen bearbeitet und herausgegeben. Jahr-
gang V. 1889. 8». 632 p. Braunschweig (H. Bruhn) 1890.
Wie ein alter lieber Bekannter und ein unentbehrlicher treuer
Hitarbeiter erscheint der B.'sche Jahresbericht dem Bakteriologen von
Fadi; bat er auch die Mehrzahl der besprochenen Arbeiten, sei es
im Originale, sei es in Referaten, schon im Laufe des Jahres ken-
nen gelernt, die systematische Zusammenfassung derselben, ihre Zu-
Bammenstellnng nach bestimmten Gesichtspunkten, wie er sie in dem
Jahresbericht findet, ist für ihn doch von unschätzbarem Werthe.
Beim litterarischen Arbeiten erleichtert er die Aufsuchung des Quel-
lenmaterials in hohem Grade ; beim Experimentiren bewahrt er durch
Aufzeigung des schon Gefundenen davor, alte Funde noch einmal zu
machen und in dem Ueberschauen des Geleisteten treten die Lücken
in unserem Wissen deutlicher hervor, die auszufüllen durch weitere
FoTSchong ein dankbares Unternehmen ist. So wirkt das Werk nach
mehr als einer Richtung hin förderlich. Der neue Jahrgang ist,
wie der vorige, nicht ein Werk des Herausgebers allein, es würde
auch die Kraft und — die Geduld eines einzigen Arbeiters über-
steigen, alle diese Referate zu verfassen. B. hat es verstanden, nicht
nur seine alten Mitarbeiter sich vollzählig zu erhalten — nur einen
vermissen wir schmerzlich, den durch die Influenza dahingeraflRien
Dr. Hild ehr an dt- Königsberg — sondern noch 19 neue hinzuzu-
gewinnen, darunter Gelehrte ersten Ranges, eine Zierde seines Werks
und der bakteriologischen Wissenschaft.
Der Umfang des Werks zeigt wieder eine erfreuliche Zunahme
gegen das vorige Jahr, ein ber^tes Zeichen für den unermüdlichen
Fleiss der Forscher. Nicht weniger als 1017 Arbeiten finden wir
besprochen. Die Eintheilung des Stoffs ist die frühere, die sich
offenbar bewährt hat. Ein vorzügliches Namen- und Sachregister
erleichtert die Auffindung des besprochenen Stoffes.
Höchst erfreulich ist die Ankündigung, dass der 6. Jahrgang
— 1890 — in Arbeit ist und in kürzester Frist erscheinen wird.
An zahlreichen Freunden, die seiner Ankunft mit Ungeduld entgegen-
sehen, wird es ihm nicht fehlen, ebenso wenig wie dem 5. Jahrgang,
dem wir die günstigste Prognose mit auf den Weg geben können.
Dürfen wir an den mit Arbeit überhäuften Herausgeber eine
Bitte richten , so ist es die , über die ersten fünf Jahrgänge ein zu-
sammenfassendes Inhaltsverzeichniss herausgeben zu wollen. Eine der-
artige Arbeit ist ja trocken und mühsam und ihm kaum zuzumuthen,
aber sie würde gewiss ein vielseitig empfundenes Bedürfniss befriedigen.
M. Kirchner (Hannover).
IX. Bd. 89
gOg VarUbilitftt pathogener Organismen. (Hog-Cholera.)
Smifh, Theabald, Observations od the yariability of
disease germs. (The New York Medical Journal. 1. Nov.
1890.)
Verf. bringt die auf das Thema bezüglichen Probleme in drd
Gruppen: 1) Veränderlichkeit einer bestimmten Art, welche absicht-
lich im Laboratorium durch verschiedene Bedingungen herbeigeführt
wird. Dieselben sind charakterisirt durch Untersuchungen, wie die-
jenigen Pasteur's über Impfungen mit Anthrax etc. 2) Die beobachtete
Veränderung einer bestimmten Art in der Natur. Hierunter rechnet
der Verf. die von ihm beobachteten Verschiedenheiten der Virulenz
von Schweineseuchebakterien bei verschiedenen Seuchen. 3) Die Be-
ziehungen derjenigen Bakterien unter einander, welche sich zwar mit
unsern gegenwärtigen Hilfsmitteln nicht unterscheiden lassen, abc»*
bei verschiedenen Arten von Thieren Krankheiten erzeugen.
Die Beobachtungen des Verf.'s beziehen sich im Wesentlichen
auf die Organismen einer Form der Schweineseucbe (Hog-cholera).
Vor einigen Jahren hatte der Verf. bereits eine Varietät der Orga-
nismen der Schweineseuche beschrieben, welche die seltenere Eigen-
schaft besassen, auf der Oberfläche flüssiger Nährmedien bald eine
Haut zu bilden, was die im Jahre 1885 vom Verf. gefundenen Or-
ganismen der Schweineseuche nicht thaten. Im Jahre 1889 kam eine
Seuche zur Beobachtung des Verf.'s, bei welcher er einen noch mdir
vom Typus abweichenden Bacillus erhielt. Diesen nennt er Bacillus /^,
um ihn von dem im Jahre 1885 von ihm gefundenen als B a c il 1 u s o
bezeichneten Typus der Art zu unterscheiden. Ausdrücklich wird
hervorgehoben, dass diese Bacillen nichts mit den Organismen der
eigentlichen Schweineseuche (Swine-plague) zu thun haben, sondern
von jenen völlig verschieden sind.
Der Unterschied zwischen dem Bacillus a und dem Bacillus/^
ist im Allgemeinen dadurch gekennzeichnet, dass der letztere mefar
saprophytische Eigenschaften besitzt, als der erstere. Auf Gelatine-
platten wächst ß rascher, seine Kolonieen, in der Tiefe sowohl als
an der Oberfläche, erreichen grössere Dimensionen und in alkalischer
Peptonbouillon bewirkt er eine starke Trübung, während a dieselbe
kaum nennenswerth trübt. Auf Thiere übt a eine viel heftigere
Wirkung aus ; die mit ihm geimpften gehen in der Regel zu Grunde,
während die mit ß geimpften zwar erkranken, aber nach einer Woche
wieder gesund werden, auch mussten von dem letzteren viel grössere
Mengen der Kultur injizirt werden. Bei dieser verschiedenen Wirkung
musste natürlich die Frage sich aufdrängen, ob es sich bei dem Ba-
cillus ß auch wirklich um Hog-cholera handelte, oder um eine andere
Krankheit. An dem Schwein, von welchem der letztere Bacillus er-
halten war, hatten sich dieselben Symptome, wie bei der gewöhnlichen
Hog-cholera gezeigt. Eine Anzahl Experimente, deren nähere Ausführung
nicht beschrieben wird, zeigten jedoch, dass es sich thatsächlich nur
um eine weniger virulente Form der Hog-cholera handelte. I) Wenn
der B a c i 1 1 u s a durch Hitze so abgeschwächt wurde, dass er eine lang-
samer verlaufende Krankheit erzeugte, so wurden dieselben Verletz-
ungen durch ihn erzeugt, wie durch den Bacillus /?. 2) Wenn die
durch a hervorgerufene Erkrankung dadurch zu einer langsamer
OiftwirkuDg dastill. Wassers (PflaDsenkrankhaitan). — Bakterien im Wasser. QffJ
ferlaafenden gemacht wurde, dass die Emp&Dglichkeit durch
▼orheiige Impfang mit ß verringert wurde, fanden sich die gleichen
VeTinderungen in den Eingeweiden. 3) Durch eine Reihe von Ver-
suchen wurde festgestellt, dass eine zweimiJige Impfung mit Ba-
cillas ß Immunität gegen Bacillus a erzeugte.
Auf diese Tendenz, zu varüren, fahrt der Verf. die Missverständ-
idsse zwischen Forschem verschiedener Gebiete eines Landes zurück ,
der eine mag diese und der andere jene Varietät finden. Noch
schwieriger gestalten sich dann die Fälle, in denen das Thierexpe-
riment im Stich lässt,«wie beim Typhusbacillus, welcher beim Menschen
ähnliche Veränderungen in den inneren Organen herbeigeführt, wie
der Bacillus/9 bei Schweinen. Diesem letzteren werden übrigens vom
Verf. sehr nahe Beziehungen zu dem allgemein verbreiteten Bewohner
d^ Darmkanals, Bacillus coli commune zugeschrieben, er soll
in der Mitte zwischen dem letzteren und dem Bacillus a stehen.
Migula (Karlsruhe).
Loewi 0., Ueber die Giftwirkung des destillirten Was-
sers. (Landwirthschaftliche Jahrbücher. Bd. XX. 1891. p. 235.)
Die von C. Aschoff (vergl. Landwirth. Jahrbücher. 1890. p.
115) mitgetheilte Angabe, dass sich Phaseolus vulgaris in
lüilxrstofflösungen, die durch Auflösen der betrefifenden Nährsalze in
reinem destillirten Wasser hergestellt sind, in gesunder Weise nicht
entwickelt, sondern dass die Pflanze durch das noch nicht näher be-
kannte sogenannte „Gift^* des destillirten Wassers frühzeitig zu Grunde
gebt, findet nach Verf., mit Berücksichtigung früherer Untersuchungen
von Nägeli, wahrscheinlich darin seine Erklärung, dass es Spuren
von Kupfer in dem destillirten Wasser sind, die ursprünglich aus den
kapfernen Destillationsgeiässen stammen, welche diese Giftwirkung auch
aofPhaseolus ausüben, da nach den Untersuchungen von Nägeli
schon ein Zehnmillionstel eines Eupfersalzes im Kulturwasser hin-
reicht, um Spirogyren nach 1 bis 2 Tagen zu tödteo. Da bei In-
f^rien auch das nochmals aus Glasgefässen destillirte Wasser tödtlich
wirkt, so dürfte nach Verf. hier der Grund in der Entziehung von
Nährsalzen zu suchen sein, welche das destillirte Wasser im Gegen-
satz zu dem kalkhaltigen Quellwasser begünstigt. Otto (Berlin).
Lortet et Despeignes, Recherches sur les microbes patho-
g^nes des eaux potables distribu6es k la ville de
Lyon. (Rev. d'hygifene. T. XII. 1890. Nr. 6.)
Das Rhonewasser, mit welchem die Wasserleitung von Lyon ge-
speist wird, wird vor dem Eintritt in dieselbe durch aufsteigende
Filtration gereinigt, in grossen Gallerieen, die am rechten Ufer der
Rhone in dem dort von dem Fluss angetriebenen Kies ausgegraben
Bind. Nach den Untersuchungen von Arloing und Chauveau
enthält das Rhonewasser vor der Filtration mindestens 51 000 Keime
im Liter, das der Wasserleitung dagegen nur 7000. Die Verff. haben
mit diesen Keimen Impfversuche angestellt, die zu bemerkenswerthen
Ergebnissen geführt haben. Chamberland'sche Kaolinfilter, die
sie an Zapfistellen befestigten, bedeckten sich in wenigen Tagen mit
89*
gQg Bakterien im Wasser.
einer dichten Schicht schmierigen Schlammes, der sehr z&h und von
starkem Eisengehalt gelbbraun gefärbt war. Derselbe wimmelte tod
Bakterien. Die Verff. schwemmten diesen Schlamm in sterilisirtem
Wasser auf und injizirten Meerschweinchen 1 g dieser Mischnng auf
100 g des Versuchsthieres unter die Haut. Die Thiere gingen der
Mehrzahl nach in kürzester Frist zu Grunde und zeigten bei der Ob-
duktion Ergüsse ins Bauchfell und die Brusthöhle und fast stets
Leber- und Lungeninfarkte, üebertragung von Blut, das yon Mikro-
organismen wimmelte, auf andere Thiere wirkte septisch. In einem
Fall entstand an der Impfstelle eine maligne Neubildung, welche
den Tod in wenigen Wochen herbeiführte. In einer anderen Ver-
suchsreihe entstanden durch die Impfung Geschwüre an den
Peyer' sehen Haufen und solitären Follikeln des Darms, die mit
typhösen Veränderungen die grösste Aehnlichkeit hatten und den
Tod der Versuchsthiere in durchschnittlich 2 Tagen veranlassten.
Vom Magen aus wirkte der Filterschlamm nicht pathogen.
Aber nicht nur in den Chamberlan duschen Filtern, sondern auch
auf den Wänden und am Boden der grossen Filtergallerieen fanden
die Verff. unzählige pathogene Mikroorganismen, durch deren Ver-
impfung sie schnelltödtliche Scptikämie-Abscesse an der Impfstelle,
Pjämie mit Leberabscessen, Lungenabscesse u. s. w. erzeugen konnten.
Auf Grund dieser Beobachtung werfen die Verfi. die Frage aaf, ob
nicht die z. B. in Zürich, Berlin u. a. a. O. eingeführte absteigende
Filtration, bei der die obersten Schichten des filtrirenden Sandes von
Zeit zu Zeit abgehoben und gereinigt werden können, der aufsteigen-
den Filtration, bei welcher die Filterschicht in ihrer ganzen Dicke
infizirt wird , vorzuziehen sei. Diese in der Filterschicht sich an-
siedelnden Bakterien erscheinen ihnen besonders gefährlich zu Zeiten,
wo die Filtration aus irgend einem Orunde beschleunigt werden musa,
wo dann das Wasser durch den mitgerisssenen Kies trübe und, wie
die Erfahrung zeigt, auch bakterienreicher wird.
Bekanntlich nimmt der Bakteriengehalt fliessenden Wassers all-
mählich ab, hauptsächlich dadurch, dass die Bakterien sich zu Boden
senken. Die Bakterien aber gehen, wie die Verff. des Weiteren ge-
zeigt haben, selbst in grossen Tiefen nicht zu Grunde, sondern be-
wahren ihre Infektiosität. Sie Hessen sich Schlamm aus dem Oenfer-
see schicken, der aus Tiefen von 40 — 50 m entnommen war und
machten damit Impfversucho. Die Thiere gingen in ^—48 Stunden
an malignem Oedem zu Grunde. In einigen Fällen entstanden nur
lokale Abscesse. Diese Thatsache, dass der Boden des Genfersees
mehrere km vom Ufer entfernt in so beträchtlichen Tiefen Bakterien
von solcher Infektiosität enthält, scheint den Verff. die bekannte Be-
obachtung zu erklären, dass Trockenlegung von Seeufem so häufig
Krankheiten, namentlich Malaria, nach sich zieht.
Diese theoretisch sehr interessanten Untersuchungen der Verff.
haben für die Praxis wohl keine weitere Bedeutung, als dass sie die
schon bekannte Noth wendigkeit bestätigen, die Filtration nicht über
ein bestimmtes Maass zu steigern. Die von ihnen geäusserte Ansicht
von den Nachtheilen der aufsteigenden Filtration erscheint beachtens-
werth. M. Kirchner (Hannover).
r
Bakterien im Wasser. — Cholerabacillen im Kothe. g09
6<r^ CoDtribution ä Tötude des eaux d'AIger. (Annalea
de rinstitut Pasteur. 1891. No. 2. S. 79.)
Der Abdominaltyphus ist endemisch in Algier und tritt alljähr-
Seh im Augast, September und Oktober in ziemlicher Ausdehnung
imd Intensität dort auf. Verf. gibt eine Beschreibung der Wasser-
besugaquellen, bei denen er schon durch Chlorbestimmungen eine
wahrend des Laufes eintretende Verunreinigung konstatiren konnte.
Bakteriologisch sollte nach dem B. coli commune und Ty-
pbusbacillus gefahndet werden und zwar nicht, wie gewöhnlich, mit
Verwendung kleiner Wasserproben, sondern mit möglichst grossen
Mengen. Das Verfahren ist folgendes: In einen Messkolben zu 1 1
kommen 100 ccm neutrale, sterile Rindsbouillon , 50 ccm neutrale,
sterile, lOprozent Peptonlösung und 600 — 700 ccm des zu unter-
suchenden Wassers ; ferner 20 ccm einer 5 prozent Lösung von reiner
Karbols&ure; schliesslich wird mit dem zu untersuchenden Wasser
bis zur Marke aufgefüllt Im Liter sind dann 1 g Karbolsäure und
830 ccm des zu prüfenden Wassers. Das Ganze wird in 10 sterile,
mit Watte verschlossene Kolben vertheilt und bei 32 — 36^ (nicht
darüber!) kultivirt.
Falls eine der beiden erwähnten Arten zugegen ist, tritt Trübung
an — um so früher, je grösser die Verunreinigung — gewöhnlich
zwischen 15 — 20 Stunden, bei sehr geringer Verunreinigung erst
gegen die 30. Stunde. Nach deutlich eingetretener Trübung wird
eine Platinöse voll in gewöhnliche sterile Bouillon übertragen, wobei
man oft bereits eine Reinkultur des B. coli commune oder Ty-
phusbacillus oder von beiden gemischt erhält Um sicher zu Rein-
kulturen zu gelangen, empfiehlt sich 2 — 3 malige wiederholte Aus-
saat in die obige karbolisirte Bouillon.
Mit diesem Verfahren wurde in allen Trinkwässern von Algier
ß. coli commune nachgewiesen, was Verf. auf Verunreinigung
durch Fäkalien bezieht. In zwei Fällen gelang auch der Nachweis
des Typhusbacillus. üeber den genauen Gehalt der betreffenden
Wasserproben an Keimen konnte bei Anwendung der beschriebenen
Methode natürlich nichts ermittelt werden, doch hält Verf. dies vom
hygienischen Standpunkt aus für irrelevant, da der Nachweis der
Verunreinigung zur Verurtheilung des Wassers genüge.
Buchner (München).
Kaape, Untersuchungen über die Lebensdauer der
Cholerabacillen im menschlichen Koth. [Aus der
bygieo. Untersuchungsstelle des X. Armeekorps zu Hannover.]
(Zeitschrift für Hygiene. Bd. IX. Heft 3.)
Verf. vermengte nicht sterile Fäces mit Bouillonkulturen von
Cholerabacillen. Die Reaktion dieses künstlichen Gholerastuhles war
in allen Fällen sauer. Die Proben wurden bei einer Temperatur von
12—15 0 C gehalten.
Nach 24 Stunden waren in den Fäcesmischungen keine ent-
wickelungsfähigen Choleridseime mehr nachzuweisen.
Für das schnelle Abstebern der Cholerabacillen macht Verf.
haaptsächlich die sauere Reaktion der Fäces verantwortlich.
610 SommerdiuTh$e. — T«xMfieber (Thierkrankheiten).
Bei VermenguDg von Cholerabacillenkultureii mit sterilen Fftces
konnten erst nach 11 Tagen keine Gholerabadllen mehr nachgewiesen
werden.
Hierfür sucht Verf. die Ursache hauptsächlich darin, dass durch
das Sterilisiren die Wirkung der in den nicht sterilisirten Faces ent-
haltenen Saprophjten aufgehoben war.
Als praktische Folgerung will Verf. aus seinen Untersuchungen
entnehmen, dass nach Ablauf von 4 Tagen eine Infektionsgefahr
durch Koth so gut wie ausgeschlossen ist Dittrich (Prag).
Tomklns, H«, Beport of the inquiry into the etiologj
of Summer diarrhoea. (Becent reports to the scientific
grants commitee of the British med. Association 1891.)
Veranlassung zu der folgenden Untersuchung bot das mehr-
malige Auftreten von Epidemieen von Sommerdiarrhöe in der Stadt
Leicester, welche vermuthen liess, dass das Krankheitsagens ent-
weder im Boden, dem Wasser oder der Luft gelegen sei. T. richtete
das Hauptaugenmerk bei seinen bakteriologischen Untersuchongen
auf die Luft, und fand, dass dieselbe (Sommer 1886) 2 — 3 mal so yiel
Mikroben und Sporen enthielt, als sonst. In den von der Krankheit
am stärksten befallenen Stadttheilen war die Zahl der Mikrooi^a-
nismen der Luft oft 4 mal so gross, als in den minder betroffenen.
Dieselben zeichneten sich durch rasches Wachsthum und rapide Ver-
flüssigung der Nährgelatine aus. Im Sommer 1888 trat die Epidemie
in milderer Form auf, dem entsprechend war auch die Luft ärmer
an Keimen. Aehnliche Besultate ergab die Untersuchung des Bo-
dens. Bei der ZtLchtung von Mikroorganismen aus den Eingeweiden
Yon an Sommerdiarrhöe Verstorbenen Hessen sich mehrere Arten ge-
winnen, welche sich sämmtlich durch rasches Wachsthum, Verflflssi-
gung der Gelatine und einen auffällig üblen Geruch der Kulturen
auszeichneten, welch letzteres übrigens auch den aus der Lnft und
dem Boden gezüchteten Mikroorganismen eigentümlich war. Als be-
sonders günstiger Nährboden erwies sich Milch. Verf. glaubt diesen
Befunden vor der Hand keine besondere Bedeutung beimessen zu
dürfen, bevor es ihm nicht gelungen sein würde, einen oder mehrere
bestimmte Mikroorganismen oder ihre Stofiwechselprodukte als eigent-
liche Erreger der Sommerdiarrhöe zu erkennen.
Limb eck (Prag).
Smith, Theohald, Preliminary observations on tbe mi-
croorganism of Texas fever. (Philadelphia Med. News.
1889. 21. Decemb. Sonderabdr.)
Verf. hatte 1886 und 1888 verschiedene Organe von an ent-
fernteren Orten an Texasfieber zu Grunde gegangenen Rindern onter-
sucht und es war ihm nicht gelungen — entgegen den positiven
Besultaten Billings^ und Anderer — einen spezifischen Mikroor-
ganismus zu isoliren. Nur einmal konnte mikroskopisch in den
rothen Blutkörperchen das Vorhandensein kokkenähnlicher Formen
konstatirt werden.
TezAsfieber. — Inflaensa. Qll
Im Sp&tsommer 1889 erkrankte eine Anzahl einheimischer Rinder
ao südlicher Rindersenche, welche gegen Ende Juni gleichzeitig mit
uideren aus Nordkarolina zugefflhrten Rindern in einem kleinen
emgehegten Weideplatz der Versuchsstation des Bureau of Animal
Industay in Washington untergebracht worden waren. Bis Ende
Oktober erlagen 19 einheimische Thiere der Krankheit, während die
aas dem SQden stammenden verschont blieben. Die Krankheit ver-
breitete sich nicht Ober das Gehege hinaus.
Hit diesem in der nächsten Nähe des Laboratoriums zur Ver-
fttgong stehenden Materiale nahm Verf. seine Untersuchungen wieder
auf und konnte die intraglobulären Körperchen, die sich als nicht
kidtivirbar erwiesen, diesmal in allen tödtlich verlaufenen Fällen von
Texasfieber beobachten. Am häufigsten und in der Regel kommen
diese Körperchen in Milz und Leber, seltener im zirkulirenden
Blate vor und stellen sich als runde, farblose, mit wässerigen Anilin-
farben gut tingirbare Gebilde dar, die innerhalb des rothen Blut-
körperchens etwas exzentrisch gelagert und einzeln, gewöhnlich zu
zweien, sehr selten zu dreien daselbst vorhanden sind. Bei den
paarweise vorkommenden Körperchen herrschen ovale Formen vor,
die auf Theilungsvorgänge hindeuten mögen. Uebertragungsversuche
auf Kaninchen blieben erfolglos. Kral (Präg).
Visekel» Friedrich, Eine bakteriologisch-experimentelle
Studie aberinfluenza. (Zeitschr. f. Heilkunde. Bd. XIL189L)
Verf. entnahm unter den üblichen Kautelen 6 an Influenza
ohne Prodromalsymptome unter schweren nervösen Erscheinungen
erkrankten Individuen frühestens ^/^— 2 Stunden nach Eintritt des
Schüttelfrostes , mit welchem die Erkrankung begann (dreimal noch
während des Frostes), von der Volarfläche der Vorderarmes Blutproben,
die er in allen Fällen, mit wässerigen Anilinfarben gefärbt, mikrosko-
pisch und in zwei Fällen mittelst des Kulturverfahrens untersuchte.
In jedem dieser beiden Fälle wurden zwei durch ihr kulturelles
Verhalten und ihr Verhalten im Thierkörper sich von einander und
von den bisher beschriebenen Mikroorganismen unterscheidende Kokken
nachgewiesen. Die mikroskopischen Befunde der übrigen vier Blut-
proben ergaben ebenfalls Kokken. Die Mikroorganismen bezeichnet
der Autor mit I und II.
Der Mikroorganismus I bildet isodiametrische Zellen von 0,76— ^/, fi
Durchmesser. Die Kokken sind häufig zu zweien gelagert, doch auch
einzeln und zu grösseren Verbänden angeordnet Nach Gram werden
die Mikroorganismen nicht entfärbt.
InGelatineplatten bildet Mikroorganismus I erst nach 48 Stun-
den runde, kontourirte, glattrilndige, durchscheinende, mikroskopisch
kleine Kolonieen von brätintki&gelber Farbe, die nach 3 Tagen
nur sehr massige WachsthumäzMahme und sodann eine weitere Grössen-
zunahme nicht mehr erkennen lassen.
In Agarplatten sind -bereits nach 24 Stunden mikroskopisch
kleine Kolonieen gewachsen Und sind nach 4 Tagen makroskopisch
als zarter, schleierartiger, im auffallenden Licht kaum wahrnehmbarer
Beschlag zu erkennen.
v
Q\2 Influenza.
ImGelatinestich zeigt der Mikroorganismus sehr langsames
und diskretes Wachsthum in der Tiefe des Impfstiches^ an der Ober-
fläche erst spät eine geringe Auflagerung. Er verflüssigt Gelatine nicht.
Auf schräg erstarrtem Agar bildet er einen dOnneUf im
auffallenden Licht schwer wahrnehmbaren Belag, der im durcbfallefl-
den Licht wie aus konfluirendeu Tröpfchen bestehend erscheint. Im
Kondensationswasser findet sich sehr massiger Bodensatz.
Auf Kartoffelscheiben bei 37 <^ C ist erst am 12. Tage
ein wachsglanzartiges Aussehen zu bemerken; das Gewebe der Kar-
toffel bietet zu dieser Zeit der Platinnadel einen grösseren Wider-
stand, es erscheint dichter.
Auf Kartoffelscheiben bei Zimmertemperatur, auf Bübea-
schnitten bei 37® C, auf KräTschen Reisscheiben bei
37® C findet eine Vermehrung der Aussaat selbst nach 12täg]ger
Beobachtung nicht statt
In Bouillon bildet sich bei 37 ® G nach 24 Stunden massige
Färbung, massiger, leicht vertheilbarer Bodensatz von grauweisslicher
Farbe, der bis zum 5. Tage zunimmt; am 7. Tage ist die Boaillon
klar, eine Vermehrung des Bodensatzes findet nicht statt.
In flüssigem Blutserum bei 37® G, in sterilisirter
Milch bei 37® G war bei 10 tägiger Beobachtung ein Wachsthum
nicht wahrnehmbar. Der Mikroorganismus erwies sich als fakultati?
anaßrob.
Zahlreiche Thierversuche an Kaninchen (subkutan, in-
travenös und intratracheal) sowie an Hunden, einem Pferde (intra-
venös), an Hühnern (Einspritzen in die exkoriirte Nasenschleimhaut)
ergaben, dass der Mikroorganismus I, aus dem Blute Influenzakranker
rein gezüchtet, für diese Thiere pathogene Eigen-
schaften nicht besitzt, event. dass seine Lebensfähig-
keit bei seinem Durchgang durch den Thierkörper
wesentliche Einbusse erleidet. Zu letzterem Schluss ge-
langt der Autor dadurch, dass es ihm zwar gelungen ist, in mit
Blut der Versuchsthiere gegossenen Agarplatten bei 37 ^ die Ent-
wickelung mikroskopisch kleiner Kolonieen zu beobachten, dass aber
bei Uebertragung kleiner Fensterchen aus den Agarplatten in Bouillon
in dieser keine Vegetation auftrat.
Der Mikroorganismus II hat eine Grösse von 1—1,25 ^,
die Kokken meist zu zweien, doch auch einzeln oder in grösseren
Verbänden gelagert. Derselbe wird nach Gram nicht entfärbt
Auf Gelatineplatten zeigt er, aus dem Blute des Menschen
oder der Versuchsthiere übertragen, , mikroskopisch kleine Kolonieea,
die nach 3 Tagen eine geringe Wachsthumszunahme erkennen lassen,
aber immer mikroskopisch klein bleiben.
Auf Agarplatten bei 37» C bilden nach 6 Tagen die Ober-
flächenkolonieen milchtropfen&hnliche Auflagerungen.
Auf schrägem Agar bei 37 <> ist nach 3 Tagen eine ziem-
lich üppige Auflagerung, namhafte Trübung im Kondensationswasser.
ImGelatinestich bereits nach 42 Stunden aussergewöhnlicü
üppige milch weisse Auskleidung des Impfstiches, nach 4 Tagen
Beginn der Verflüssigung, die nur sehr langsam fortschreitet.
Influensa. gl 3
Attf Kartoffelscheiben bei 37^ ist nach 8 Tagen eine
fiadie, 1 cm grosse, glänzende Auflagerung von gelblich weisser Farbe
gewaehsen. Auf Kartoffeln bei Zimmertemperatur keia Wachsthum.
Auf Bfiben schnitten bei 87^ zarte Auflagerung mit r5th-
MehiFioletter Yerfiü'buBg des Rübengewebes.
Auf Kr&rschen Reisscheiben bei 37^ nach 5 Tagen
rieiiilich dichter, in der Farbe vom Nährboden sich nicht unterschei-
taider, prominirender Rasen mit Wachsglanz.
In Bouillon bei 37 <> nach 12 Stunden starke TrQbung, die
tate zam 3. Tage zunimmt, während von da ab die Bouillon klar
wird. Der Bodensatz beim Schütteln als Faden aufsteigend, der sich
in ftlteren Bouillonkulturen auch bei sehr energischem Schütteln nicht
Terthedlen lässt.
In flüssigem Blutserum und Milch kein Wachsthum
wahrnehmbar.
In sterilisirtem Wasser geht der Mikroorganismus bereits
nach 8 Stunden zu Grunde.
Mit diesem Mikroorganismus wurden 7 Kaninchen intravenös
gdmpft, bei 3 Thieren wurde die Bouillonkultur subkutan injizirt.
Nach 4 Tagen waren in den gefärbten Blutausstrichpräparaten die
Kokken nicht mehr nachweisbar, die Fähigkeit der Farbenaufnahme
nahm vom 2. Tage gradatim ab.
AuBserdem erhielten 11 Hnnde von einer 3 Tage alten Bouillon-
kttltur je nach der Grösse 3—4 ccm intravenös injizirt.
Bei allen Thieren kam es unter Temperatursteigerung zu katarrha-
fischer Conjunctivitis, bei einigen auch zu Keratitis interstitialis und
sup^fdalis. Bei einigen Hunden kam es nebstdem zu einem sehlei-
nigen Ausfluss aus dem Präputialsack. Im Blute der Hunde, das
tä^ch in Ausstrichpräparaten untersucht wurde, waren die Kokken
vom 4. Tage ab nicht mehr nachweisbar.
RoUröhrchen, mit dem Präputialsekret dargestellt, Hessen den-
selben Mikroorganismus in Reinkultur nachweisen.
Bei einer weiteren Versuchsreihe injizirte der Autor beide Mikro-
organismen nach einander, sowohl bei Kaninchen, als bei Hunden.
Während bei Kaninchen ebenso wie bei der Injektion der einzelnen
Mikroorganismen keinerlei Erkrankungserscheinungen beobachtet wur-
den, traten bei den Hunden jene Erscheinungen auf, wie sie
bei der Injektion des Mikroorganismus II allein be-
obachtet wurden.
Sämmtliche Versuchsthiere waren vor der Injektion durch ö Tage
in Bezug auf ihre Gesundheitsverhältnisse beobachtet worden.
Nach intravenöser Injektion von 40 ccm einer Bouillonkultur
trat bei einem sonst gesunden 21jährigen Pferde unter Tempera-
tursteigeruDg ikterische Verfärbung der Maul- und Conjunctival-
schleimhaut sowie die Entwickelung eines Oedems der rechten Hais-
und Brustseite, am 5. Tage der Tod ein. Die 2 Stunden nach dem
Verenden vorgenommene Sektion ergab: Hyperämie des Gehirns und
seiner Häute, lobuläre Verdichtungen der Lungen, Oedem des sub-
kutanen Zellgewebes am Halse und Brustkorb.
QX4 InfluenuL
In Ausstrichpräparaten aller GewebbflOssigkeiten waren Kokken
äusserst zahlreich nachweisbar.
Mit dem Blute aus Lunge, Leber, Milz, Niere wurden Gelatine-
platten gegossen. Nur in den Lungenplatten war nach 24 Standen makro-
skopisch eine Trübung wahrnehmbar, in den übrigen Platten waren
nach dieser Zeit mikroskopisch kleine Kolonieen gewachsen, die trotz
angelegter Verdünnungen weder zu makroskopisch wahrnehmbarer
Grösse heranwuchsen, noch bei Uebertragung auf Bouillon, schräg
erstarrtem Agar oder schräg erstarrtem Blutserum zu einer Vermehrung
der Aussaat führten. Nachdem es nicht gelungen war, aus einer der
Gelatineplatten durch Uebertragung der mikroskopisch kleinen
Kolonieen diese zur weiteren Entwickelung zu bringen, wurden ans
den in Kapillaren eingeschlossenen Gewebssäften Agardauerplatten dar-
gestellt und bei Brutofentemperatur gehalten.
Von diesen aus gelangen, nachdem wegen der übergrossen Zahl
von Keimen Verdünnungen angefertigt worden waren, Uebertragungen,
die nach ihrem kulturellen Verhalten sich als der dem Pferde injizirte
Mikroorganismus II erwiesen.
Aus Lunge, Leber, Milz und Niere wurden Schnitte SLDgefertigL
In dem Gewebe derselben war überall der gleiche Mikroorganismus
nachweisbar.
Ein zweites Pferd, 17 Jahre alt, erhielt 100 ccm 3 Tage alter
Bouillonkultur intravenös injizirt. Dasselbe zeigte unter Temperatur-
steigerung starke Injektion beider Conjunctivae. Oedem,
besonders des rechten oberen Augenlides, die Hornhaut dieser
Seite im unteren Bereich beträchtlich getrübt, in der vorderen
Augenkammer dieser Seite fibrinöses Exsudat. Das Thier steht
traurig mit auf dem Futtertrog gestütztem Kopf. Beim Gehen zeigt
das Thier eine auffallende Steifigkeit der Hinterbeine
und einen schwankenden Gang. Nach einer Woche sind, bis
auf gelbliche Tingirung der Bindehäute, die Krankheitserscheinangen
geschwunden.
Die aus dem Blute dieses Pferdes angefertigten Gelatineplattea
zeigten Kolonieen, welche identisch waren mit den Kolonieen des
Mikroorganismus II, wie sie durch Aussaat von Gewebssäften er-
halten worden waren.
Auf Grundlage dieser Thierexperimente im Vergleiche mit dem
klinischen Bilde, wie es von Hertwig, Schneidemühl, Möller,
Pütz für die Hundestaupe aufgestellt wird, kommt Verf. zu dem
Schlüsse, dass die durch die intravenöse Injektion
des Mikroorganismus II bei 10 Hunden ausgelösten
Krankheitserscheinungen dem Bilde der katarrha-
lischen Form der Staupe entsprechen und dass dieses
Bild bei einzelnen der Hunde noch durch heftige DarmerscheinuDgeo,
Antheilnahme der Präputialschleimhaut und Nasenschleimhaut ver-
vollständigt wurde.
Im Anschluss an diese Erwägungen gibt der Autor einen zu-
sammenfassenden Bericht über die bakteriologischen Befunde, die bei
Hundestaupe beobachtet wurden.
Fisch el glaubt auf Grund des Vergleiches des Obduktionsbe-
fundes des umgestandenen Pferdes und des Vergleiches des KrankheitS'
Infineoza. g]^5
Verlaufes bei dem zweiten Pferde mit dem von Diekerhoff^ Pütz
und Cb okor festgestellten klinischen Bild der Pferdestaupe annehmen
zp dfirfen, bei beiden Pferden durch Injektion des Mikroorganismus II
die Erscheinungen der Pferdestaupe ausgelöst zu haben.
An die Anführung der Thierexperimente anschliessend, lässt der
Autor einen Ueberblick über die gesammte, bis Juni 1890 erschienene
litteratur der Bakterienbefunde bei Influenza folgen, und gelangt
darch Yergleich der Resultate der Thierexperimente mit den Mit-
th^angen aus der neuesten Influenzalitteratur zu dem Schlüsse:
„Die Influenza des Menschen steht möglicherweise in einer nahen
Beziehung zur Hundestaupe, wenn sie mit derselben nicht vielleicht
identisch isf
Fischel hat auf Grund des häufigen Auftretens ganz ähnlicher
Komplikationen bei der lofluenza des Menschen und der Staupe der
Hunde und Pferde mit dem Mikroorganismus II weitere Versuche
angestellt und gefunden, dass dieser, der doch aus dem Blute In-
fluenzakranker stammt und bei Hunden und Pferden staupeoähnliche
Erscheinungen hervorruft, die Eigenschaft besitzt, künstliche Nähr-
>)oden für andere Infektionserreger vorzubereiten ; so wächst der P n e u -
moniebacillus Friedländer in einer durch 4Vs Monate vom
Mikroorganismus U ausgenutzten sterilisirten Bouillonkultur weit
üppiger, als in frischer Bouillon, und Streptococcus pyogenes
aureus produzirt in der sterilisirten, i^j^ Monate vom Mikro-
organismus II bewachsenen Bouillon viel grössere, wenn auch der
Zahl nach gleiche Kolonieen, als in frischer Bouillon.
Das Resultat seiner Arbeit fasst der Autor in folgenden Sätzen
zusammen :
1. Der aus dem Blute zvireier Influenzakranker gezüchtete Mikro-
organismus II ist für Hunde und Pferde pathogen und löst bei diesen
Thieren Erscheinungen aus, die jenen der Staupe dieser Thiere sehr
ähnlich, wenn sie mit dieser Erkrankung nicht vielleicht identisch sind.
2. Dieser Mikroorganismus büsst im Blute der Versuchsthiere
seine saprophytische Wachsthumsfähigkeit rasch ein.
3. In alten sterilisirten Bouillonkulturen des Mikroorganismus II
gedeihen der Bacillus pneumoniae Friedländer und der
Streptococcus pyogenes üppiger, als in frischer Bouillon.
4. Der Mikroorganismus U stirbt in sterilisirtem Wasser rasch
ab, während er im Stande ist, in den eigenen ausgenützten und dann
sterilisirten Bouillonkulturen noch gut zu gedeihen.
Dittrich (Prag).
Slrehner, Bakteriologische Untersuchungen über In-
fluenza. [Aus der hygien. Untersuchungsstelle des X. Armee-
Corps in Hannover.] (Zeitschrift für Hygiene. Band IX. Heft 3.)
Da in den vom Verf. beobachteten Fällen meistens die Erschei-
nungen des Bronchialkatarrbs in den Vordergrund traten, so lenkte er
seine Aufmerksamkeit besonders auf den Lungenauswnrf, in zweiter
Linie aber auch auf das Blut.
Konstant fand Verf. in frischen Fällen im Sputum einen Kapsel-
diplococcus, häufig allein, zuweilen neben anderen Mikroorganismen.
Q\Q Inflaenza. — Dermatitis gaograinoea. — Xerosis coigiuietiTae.
Der vorgefuDdene Diplococcus unterschied sich wesratlich vm
dem Diplococcus pneumoniae. Letzterer wurde in keinem
dnzigen Falle vorgefanden. Kirchner^s Diplococcus waehennr
bei höherer Temperatur. Er wurde auch' bei Komplikationen sowie
in einigen Fällen im filute nachgewiesen.
Ausser in den Influenzafftllen konnte Verf. diesen Diplococcus
trotz dabin gerichteter Untersuchungen niemals koDStatiren.
Nach den sp&rlichen Impfversuchen, die Verf. angestellt hat,
scheint der Diplococcus fQr Thiere nur sehr geringe jMtthcgene
Eigenschaften zu besitzen. Verf. gedenkt, die Thierversuche fortan-
setzen. Dittrich (Prag).
Kollinger, A«, Dermatitis gangraenosa. (Casopis ceskjch
16k. 1891. No. 1.) [Böhm.]
Verf. hatte Gelegenheit, einen Fall dieser seltenen, in Eraption
variola&hnlicher , später zu gangränösen Geschwüren zerfaUender
Efflorescenzen, Furunkel- und Abscessbildung bestehenden, mit an-
haltend hohem Fieber und rapidem Kräfteyerfoll verbundenen AfeJr-
tion zu beobachten, welche a priori für eine durch EindriDgeo
pyogener Mikroorganismen, wahrscheinlich Staphylokokken, bedingte
mykotische Erkrankung erklärt werden konnte. Von 5 mit dem In-
halte eines gangränösen Geschwüres beschickten Platten (3 Gelatine-
und 2 Agarplatten) blieben 4 steril, auf der einen Agarplatte kamen
hingegen zwei Kolonieen von Staphylococcus cerens albas
zur Entwickelung. Kamen (Czernowitz).
Brannschweig, P.^ Zur Kenntniss der infantilen Xerosis
conjunctivae. (Fortschr. d. Med. 1890. Nr. 23.)
Verf. veröffentlicht aus der Universitätsklinik zu Halle a. S.
5 Fälle von Bindehautxerose, bei denen die Augen, das Blut und die
inneren Organe bakteriologisch untersucht wurden. Es handelte sich
um ganz junge Kinder, von denen eins 11 Wochen, zwei 5, eins 6
Monate und eins 2'/^ Jahre alt waren und die alle unter allgemeioem
Marasmus zu Grunde gingen. Bei einem derselben fanden sich in den
weisslichen Flecken auf der Coiyunctiva die bekannten Xerosebakterioi,
bei einem zweiten ausser diesen der Staphylococcus pyogenes
aureus. In den Augäpfeln selbst und in den inneren Organen konnten
bei der Obduktion bei keinem einzigen der Kinder Mikrooiiganismeo
nachgewiesen werden. Verf. hält daher einen Zusammenhang zwischen
der fidlgemeinen Erkrankung und der Augenafiektion für ausgeschlossen,
unserer Ansicht nach mit Recht. Die andere Frage, ob ein Zusammen*
hang besteht zwischen der Augenkrankheit und den Xerosestäbcben,
beantwortet B. nicht, scheint aber einen solchen Zusammenhang nicht
für wahrscheinlich zu halten, da die Stäbchen nur im Epithel ent^-
halten sind, sowohl in den tieferen, relativ gesunderen Lagen, als auch
in den abgestossenen oder in Abstossung begriffenen, mortifizirten,
oberflächlichen Schichten, und da auch nach völliger Beseitigang der
leicht entfernbaren Bacillenansiedlungen der nekrotische Prozess nicht
zum Stillstande kommt.
XeroaiB conjanctiTM. — Mikrob«ii der Mundhöhle. g^7
Bjü Dorchsieht aller in der H/schen Klinik beobachteten Fälle
m kindlicher Eeratomalade fand B^ dass nicht alle mit Gonjunc-
trndxerose TerBefen, sondern dass die letztere bei etwa V4 der F&lle
Wilte. Beide zoBaimnen kamen im Oaneen 16mal unter 30000 Aagen-
kianken vor, seit ErOflfhung der Klinik am 1. IV. 1884, von denen
11 M&dchen and nur 5 Knaben betrafen.
Nach seinen Untersuchungen ist B. geneigt, Baumgarten's
Ajisicht beizupflichten, dass der Xerosebadllus an der allgemeinen
ErkraDkuDg nicht schuldig und vielmehr ein accidenteller, harmloser
Ansiedler auf vorher bereits erkranktem und zerfallendem Gewebe
ist Thierversuche mit Beinkulturen hat B. bedauerlicherweise nicht ^
M. Kirchner (Hannover).
P^dMelsUy^ A«9 Untersuchung der Mikroben der Mund-
hohle von Erwachsenen und Kindern im gesunden
Zustand. Mit 3 Taf. (Doktor-Dissertation). 8^. 124 pag. Kazan
1690. [BuBsisch.]
Den Anfiang bildet eine weitlftufige, über ein Drittel der ganzen
Arbeit ausmachende LitteraturQbersidit, in der sämmtliche Arbeiten
Aber die Bakterien der Mundhöhle und insbesondere di^enigen von
Y i g n al und Miller ausführlich resumirt werden. Hieran schliesst
äch die Darlegung der vom Verf. eingeschlagenen Untersuchungs-
methode. Verf. untersuchte Material von 50 Personen (mit zum
Tbeü cariteen Zähnen), worunter 25 Erwachsene und 25 Kinder (bis
xa dnem Alter von 5 Monaten hinab). Der Speichel wurde mit dem
ZojBigeDbel^ und dem Zahnbeleg vermischt; nachdem zunächst ein
tingirtes Präparat angefertigt worden war, wurden die Bakterien auf
die gewohnliche Weise isolirt und jede Form unter verschiedenen
Bedingungen kultivirt. Die Beinkulturen einiger Formen wurden,
zur Prüfung auf eventuelle pathogene Eigenschaften, Thieren injizirt.
Wie viele und welche Formen bei den einzelnen Personen gefunden
wurden, gibt Verf. nicht ui.
Folgende 4 Formen wurden nicht in Kultur erhalten, sondern
nur in den tingirten Präparaten beobachtet:
1) Spirochaete buccalis. Fehlte nur bei 9 Kindern im
Alter von 5 bis 14 Monaten.
2) Leptothrix buccalis. Beobachtet in 39 Fällen, fehlte
in 11 Fällen, welche sämmüich auf Kinder bis zu 7 Jahren entfallen.
3) Lewis' Kommabacillus, gefunden in 26 Fällen.
4) Oerade Stäbchen mit stark abgerundeten Enden, gefunden in
15 Fällen. Dieselben fanden sich fast ausschliesslich in abgelösten
Epitheliidzellen.
Nun folgt die Aufzählung deijenigen Formen, die in Beinkulturen
•ehalten wunlen. Bei jeder Form wird angegeben: Glestalt, Wuchs-
form und Grösse (nach getrockneten und tin^rten Präparaten);
Verhalten im hängenden Tropfen (Beweglichkeit, Sporenbildung);
Färbbarkeit durch schwache wässrige Lösungen von Anilinfarben;
Anzahl der Fälle, in welchen die Form gefunden wurde; Beschreibung
und Verhalten der Kolonieen bei Plattenkulturen auf Gelatine, Be-
schreibung und Verhalten der Stich- und Strichkulturen auf Gelatine,
618 Mikroben der Mundhöhle.
der Kulturen auf Agar-Agar, auf Blutserum, in Kalbsbouilloo, auf
Kartoffelscheibeu, auf Noeggerath' scher gefärbter Gelatine (nicht
bei allen); endlich das Resultat eventueller Pi-üfÜDg auf pathogeoe
Eigenschaften. Die Mehrzahl der Formen ist aaf den 3 schön aus-
gefQhrten farbigen Doppeltafeln abgebildet, von denen die erste die
Mikroben im getrockneten und gefärbten Zustande bei starker Ver-
grösserung, die zweite deren Kolonieen auf (relatine-Plattenkulturen
bei schwacher Vergrösserung, die dritte Strich- und Stichkulturen in
Reagenzgläsern darstellt.
Die beschriebenen Formen sind nur zum geringeren Theil mit
Speziesnamen bezeichnet ; bei diesen pflegt der Verf. im Allgemeinen
nicht anzugeben, ob diese Formen von ihm neu unterschieden oder
schon bekannt sind ; ebenso finden wir meist keine Andeutung darQbor,
ob die übrigen, nur mit Buchstaben bezeichneten Formen sich etwa mit
solchen identifiziren lassen, die schon von anderen Autoren in der
Mundhöhle aufgefunden und beschrieben worden sind.
Auch ist man berechtigt zu zweifeln, ob die zahlreichen Formen,
die nur ein oder wenige Male erhaJten wurden, wirklich aus der
Mundhöhle stammen. Verf. hat zwar neben den zur Isolirung d&r
Bakterien dienenden Gelatineplatten auch nicht infizirte EontroU-
platten verwendet; aber er hat die auch auf letzteren auftretenden,
also offenbar aus der Luft stammenden Formen nicht immer, sondern
nur „gewöhnlich" ausgeschlossen.
Da es zu weit führen würde, hier die vollständige Diagnose aller
beschriebenen Formen zu geben, so seien dieselben nur kurz suf^
zählt, unter Anführung desjenigen, was dem Ref. bemerkenswerther
schien.
Kokken, welche die Gelatine verflüssigen.
5) Ck>ccus A (in 2 Fällen gefunden).
6) Coccus B (in 1 Fall). Chromogen, gelblich.
7) Coccus C (1 Fall).
8) Coccus D (1 Fall, bei einem 7 Monate alten Kinde).
9) Coccus £ (2 Fälle>
10) Sarcina lutea (14 Fälle).
11) und 12) Staphylococcus pyogenes aureus (1 Fall)
und Staphylococcus pyogenes albus (2 Fälle). Beide bä
Personen mit cariösen Zähnen.
Kokken, welche die Gelatine nicht verflüssigen:
13) Tetracoccus (20 Fälle).
14) Coccus F (6 Fälle). Vielleicht identisch mit Micrococcus
andicans Flügge.
15) Streptococcus (1 Fall bei einem 7 Monate alten Kinde).
Stäbchen, welche die Gelatine verflüssigen:
16) BacUlus G (1 Fall, bei einem 6 Monate alten Kinde). Voll-
führt nur pendelartige Bewegungen. .
17) Bacillus H (4 Fälle, bei Kindern von 5 bis 12 MonateD).
Unbeweglich, sporenbildend, auf Agar-Agar zu Fäden auswachsend.
18) Bacillus I (2 Fälle bei älteren Kindern). Beweglich.
} Mikroben der Mundhöhle. 619
19) Bacillus luteus (2 Fälle bei halbjährigen Kindern).
Beweglich. Kulturen blassgelb bis orange.
20) Bacillus radiciformis Eisenberg (1 Fall).
21> Bacillus subtilis (10 Fälle). Nach der (wie auch sonst)
Bsgenagenden mikroskopischen Beschreibung bleibt es sehr zweifelhaft,
ob es sich um den echten B. subtilis oder nur um eine ober-
fläcblich ähnliche Form handelt; letzteres ist wahrscheinlicher, da,
soweit man ersehen kann, der Bacillus Sporen bildet, ohne vorher zu
Fäden auszuwachsen.
22) Bacillus subtili similis (3 Fälle, bei Kindern). Kleiner,
ah der vorige, beweglich ; Sporenbildung wird nicht angegeben. Nach
Verf. irielleicht eine Varietät des vorigen.
Stäbchen, welche die Gelatine nicht verflüssigen:
23) Bacillus J (2 Fälle, bei Kindern von 6—12 Monaten), be-
weglich.
24) B a c i 1 1 u s K (6 Fälle, bei Erwachsenen). Zeigt nur wackelnde
Bewegung.
25) Bacillus L (2 Fälle). Zeigt ebenfalls nur wackelnde Be-
w^ong.
26) Bacillus M (1 Fall, bei einem 7-jährigen Kinde). Ebenso
27) Bacillus N (5 Fälle). Beweglich. Sporen bilden sich in
deTi einzelnen, etwas anschwellenden Stäbchen.
28) Bacillus fluorescens non liquefaciens (2 Fälle
bei Frauen). Zeigt lebhafte wackelnde Bewegung.
29) Bacillus ruber (6 Fälle). Zeigt nur schwache, vielleicht
molekulare Bew^[ung. Die Kulturen werden nach 10 oder mehr
Tagen rosa bis intensiv roth.
30) Bacillus viridiflavus (2 Fälle, bei Kindern). Lebhaft
beweglich. Die Kulturen ertheilen dem Substrat eine hellgrüne oder
gelbgrfine Farbe, während sie selbst farblos bleiben.
31) Proteus Zenkeri Hauser (2 Fälle bei Kindern).
Andere Bakterien.
32) Vibrio 0 (1 Fall). Hin- und hergebogene, flexile, langsam
bewegliche Stäbchen oder kurze Fäden. Verflüssigt die Gelatine
nicht. Die Kulturen gingen bald zu Grunde.
33) Vibrio P (1 Fall, bei einem Mann mit cariösen Zähnen).
Verschiedenartig gekrümmte, unbewegliche Stäbchen oder kurze
Fäden. Die Kulturen gingen ebenfalls bald zu Grunde.
34) Cladothrix dichotoma Gohn (5 Fälle). Verbogene
und yerfilzte, kurze, unbewegliche Fäden, mit meist unter rechtem
Winkel abgehenden Zweigen. Enthält stellenweise glänzende, sporen-
ähnliche Gebilde. Verflüssigt die Gelatine.
Diese Beschreibung und ebenso die Abbildung lehren mit voller
Evidenz, dass die beschriebene Bakterie mit Cladothrix nicht das
Geringste zu thun hat. Verf. hat offenbar nie eine Cladothrix,
noch eine Abbildung derselben gesehen, ja nicht einmal eine zuver-
lässige Beschreibung derselben gesehen; Cohn dtirt er nicht aus
erster Hand, sondern nach einem englischen bakteriologischen Werk.
620 Mikrobfln der Handhöhle.
— Dieses und noch so manches andere Beispiel aus dieBer und ans
anderen Arbeiten liefert ein trauriges und beredtes Zeugniss von den
bakteriologischen Kenntnissen vieler „BAkteriologisirender^, wdche,
anstatt zum Fortschritt der Wissaischaft beizutragen, nur das
Chaos in d» Bakteriologie immer mehr yergrössem.
Andere, nicht zu den Bakterien gehörige Mikro-
organismen:
35) „Weisse Hefe (Torula)'' (8 Fälle). Meist in unregelmfimgen
Haufen liegende, runde oder ovale ZeUen, welche schwache rotinsaie
Bewegung zeigen. Von Vermehrung durch Sprossung wird nichts
gesagt. Jedenfalls genügt sdion die Thatsache der Beweglichkeit, am
zu zeigen, dass der fragliche Organismus weder mit den HefepQzen,
noch mit Torula etwas zu thun hat.
36) Saccharomyces cfaromogenes (1 Fall, bei einem ein-
jährigen Kinde). Zellen von sehr variabler Form, mit deutiicher
Membran ; vermehren sich anscheinend sowohl durch Sprossong als
durch Quertheilung. Die Kulturen sind Anfangs weiss, nehmen abor
albnählich (meist erst nach einige Wochen) eine bellgelbe bis rosa-
orange Farbe an. Die Gelatine wird langsam verflüssigt — Die
starke Zweifel Obrig lassende Beschreibung wird durch eine Abbildoog
vervollständigt, welche etwas ganz Undefinirbares , jedeujhlls aber
keinen Saccharomyces darstellt.
Ferner suchte Verf. durch Kultur in einer Wasaerstoffatmosphace
aus Speichel und Zahnbeleg von 4 Persona ana^ofaiontische Formen
zu isoliren. Gelatineplatten bei 22^ blieben steril, auf Agarplatteo
bei 37 <^ erhielt Verf. hingegen 2 fakultative Anaerobtonten, nämlich:
37) Bacillus butyricus (1 Fall, bei einem Manne mit ca-
riösen Zähnen). Im hängenden Tropfen ziemlidi lebhaft bewcgiicbe
Stäbchen, bilden in d^ Mitte oder an einem Ende eine Sporen ^o
dieser Stelle etwas anschwellend. Verflüssigt die Gelatine. — Falk
Verf. Prazmowski's Clostridium butyricum gemeint hat,
so ist er hier wieder im Irrthum.
38) Streptococcus giganteus (2 Fälle).
Annähernde Bestimmung der Menge der Mikro-
organismen in l ccm Speichel.
Der Versuch wurde mit dem Speichel dreier Personen angestellt
1 ccm (soll jedenfalls heissen: Vio <^o(i, Ref.) Speichel wurde mit
verflüssigter Gelatine vermengt, und diese in Plattai ausgegossen,
welche bei 22® gehalten wurden. Nach 3 — i Tagen ergab die ZäUnog
123750, 586460, 246 850 Kolonieen pro ccm Speichel, — Mern,
welche jedenfalls noch zu niedrig sind, da ja manche Bakterien der
Mundhöhle unter diesen Bedingungen sidi nicht entwickeln.
Pathogene Eigenschaften der Mikroorganismen der
Mundhöhle.
Die an Kaninch^ und anderen Thieren ausgrführten subkutanefl
Injektionen von Beinkulturen verschiedener Mundhöhlenbaktmen e^
gaben folgende Resultate:
Mikroben der Mundhöhle. Q21
Als pathogen erwiesen sich (unter den vom Verf. isolirten Formen)
Staphylococcus pyogenes aureus und albus.
Nor unbedeutende lokale und nach einigen Tagen spurlos vor-
llberigehende Wirkung hatten: Tetracoccus, Streptococcus,
Bacillas G, Bacillus J, Proteus Zenkeri, Cladothrix
dichotoma und Streptococcus giganteus.
^ Nicht pathogen zeigten sich : Sarcina lutea, Bacillus sub-
tilis, Bacillus subtili similis, Bacillus radiciformis,
Bacillus H.
Ausserdem injizirte Verf. Kaninchen und Mäusen direkt Speichel,
Temuscht mit dem Zahnbeleg von 10 gesunden Personen. In 6 Fällen
rief die subkutane Injektion von 0,4 — 1,5 ccm (Kaninchen) resp. 0,1 ccm
(M&ose) Speichel von Personen mit theils gesunden, theils cariösen
Zähnen entweder keine merkliche Reaktion hervor, oder, es ent-
stand zwar an der Injektionsstelle eine Geschwulst von mitunter be-
doitenden Dimensionen, und die Körpertemperatur des Thieres stieg
teträchtlich , aber diese Erscheinungen verschwanden nach einigen
Tagi^ ^51Iig. In einem dieser Fälle wurde die Geschwulst aufge-
schnitten : die mikroskopische Untersuchung des Eiters ergab die An-
wesenheit von Kokken, von Leptothrix buccalis und Spi-
rochaete buccalis; auf Agar-Agar wurde Staphylococcus
pyogenes aureus isolirt.
In einem 7. Falle, wo über das Verschwinden der Krankheits-
symptome nichts gesagt ist, wurde aus dem Eiter ebenfalls Sta-
phylococcus pyogenes aureus isolirt.
In den übrigen 3 Fällen waren die anfänglichen Erscheinungen
dieselben wie oben, sie traten mehr oder weniger schnell ein. Im
8. Falle (0,5 ccm Speichel einem Kaninchen injizirt) wurden im
Eiter ausser den bereits genannten Formen noch kurze Stäbchen
und lanzettförmige Diplokokken gefunden; isolirt wurden Bacillus
radiciformis und Staphylococcus pyogenes albus, sowie
eine durch fremde Kokken verunreinigte Kultur von FraenkeTs
lanzettförmigem Diplococcus. Nach der Oeffnung des Abscesses
bildeten sich deren noch mehrere an anderen Stellen ; nach 8 Wochen
starb das Versuchsthier. — Eine Injektion von 1,0 ccm Speichel der
n&mlichen Person, nachdem dieselbe im Laufe eines Tages den Mund
mit Kaliumhypermanganat (1 : 48) gespült hatte, rief keine Reaktion
hervor.
Im 9. Falle (1,0 ccm Speichel einem Kaninchen injizirt) starb das
Versuchsthier nach 60 Stunden. Die inneren Organe erwiesen sich zum
Theil als beträchtlich affizirt. Im Eiter fanden sich, neben kurzen
Stäbchen und runden Kokken, namentlich viele lanzettförmige Diplo-
kokken. Die letzteren fanden sich auch im Blut, in der Leber,
Longen, Nieren und Milz. Aus dem Blute wurde eine etwas ver-
anreinigte Kultur des lanzettförmigen Diplococcus erhalten.
Im 10. Falle (2,0 ccm Speichel einem Kaninchen injizirt) starb das
Versuchsthier nach 53 Stunden, und der Befund war im Wesentlichen
der gleiche. Nach Injektion eines Tropfens Blut des kranken Thieres
einem weiteren Kaninchen, starb dieses nach 36 Stunden unter den
gleichen Krankheitssymptomen und ergab den gleichen bakterio-
IX. Bd. 40
g22 Krankheiten der Verdaonngsorgane.
logischen Befund. Das nämliche Resultat ergab auch die lojektioii
einer unreinen Bouillonkultur des lanzettförmigen Diplococcus.
Verf. fasst seine Resultate in 12 Sätzen zusammen, die hier an-
geführt sein mögen, mit Ausnahme deijenigen, die sich schon ans
dem Angeführten ergeben. Mehrere von diesen Sätzen betr^eD
Fragen, die ausser in dem R6sum6 überhaupt in der Arbeit nicht
berührt worden sind, so der 5. und 6. Satz; der letztere stützt sich
jedenfalls bloss auf Vermuthung.
1) Die Mundhöhle der Erwachsenen und Kinder enthält eine
auffallend grosse Menge Mikroben und dabei der yerschiedensten
Formen.
2) Bei Kindern bis zu IVa Jahren ist die Menge und Formen-
mannigfaltigkeit der Mikroben geringer, als im späteren Alter.
3) Spirochaete ist bei noch zahnlosen Kindern ziemlich selteo.
4) Die Koch' sehen Tuberkelbacillen fehlen in der Mundhöhle
gesunder Personen (Verf. hat bei allen untersuchten Personen nach
denselben gesucht).
5) Peptonisirende Wirkung (in welchem Grade? Ref.) zeigen
folgende der untersuchten Bakterien: die Kokken A, B, C, D, E^
Staphylococcus pyogenes aureus und albus, Sarcina
lutea, die Bacillen 6, H, I, luteus, radiciformis, subtili«,
subtili similis, butyricus.
6) Die Mikroben gelangen in die Mundhöhle aus yerschiedenen
Medien; z. B. Bacillus subtilis und Sarcina lutea aus der
Luft; Bacillus fluorescens und Gladothrix diehotoma
aus dem Wasser; die „weisse Hefe^^ und Proteus Zenker/ aus
der Nahrung.
7) Spirochaete kann im thierischen Gewebe bis zulOTageo
leben, wobei sie sich in den ersten 5 Tagen ziemlich energisch ver-
mehrt. Rothert (Kazan).
Leo, Hans 5 Diagnostik der Krankheiten der Verdau-
ungsorgane. Berlin (A. Hirsch wald) 1890.
In dem vorliegenden, durch Kürze und Vollständigkeit ausge-
zeichneten Lehrbuche finden auch BsJ^teriologie und Parasitenkunde
sachgemässe Berücksichtigung. Verf. hat die Untersuchung der Fäces^
des Harns und der Punktionsflüssigkeiten bei Krankheiten der Ver-
dauungsorgane in einem besonderen Abschnitt zusammengestellt, was
sehr zweckmässig ist, da hierdurch Wiederholungen bei der Schilderung
der einzelnen Krankheiten möglichst vermieden werden.
Unter den „spezifischen Bakterien^^ der Fäce.8 wird ausser den
Bacillen der Tuberculose, der Cholera und des Typhus auch der
Finkler-Prior' sehe Bacillus unter der Ueberschrift „Bacillus
der Cholera nostras^' geschildert. Es ist indes durch neuere Unter-
suchungen genügend sichergestellt, dass dieser Bacillus irgend welchen
ätiologischen Zusammenhang mit der Cholera nostras nicht hat, viel-
mehr als wohl völlig harmloser Saprophyt zu betrachten ist. Grössere
Berechtigung, an dieser Stelle kurz angeführt zu werden, hätten
jedenfalls der Milzbrandbacillus und der Bacillus enteritidis
(Gärtner) gehabt. Im Uebrigen sind die verschiedenen bakteriolo-
rScbweineseuche. g2 3
nchen UntersochungsmethodeD, soweit sie hier in Betracht kommcD«
idi VerhältBiss zu der sonstigen Kürze der Darstellung recht aus-
führlich auseinandergesetzt ; und so dürfte wohl das Yorliegende Buch
Qiiter den Lehrbüchern der klinischen Diagnostik eines der ersten
sein, welches der Bakteriologie, speziell den Methoden Koch 's, den-
jenigen Baam gewährt, welchen sie entsprechend ihrer Bedeutung be-
mnspruchen dflifcn.
Die Abbildungen der thierischcn Darnnparasiten sind gut; von den
Bakterienbildern lässt sich dies nicht behaupten.
fi, Stern (Breslau).
Froseh, Ein Beitrag zur Kenntniss der Ursache der
amerikanischen Schweineseuche und ihrer Be-
ziehung zu den bakteriologisch verwandten Pro-
zessen. (Zeitschrift für Hygiene. Bd. IX. Heft 2. S. 235—281.)
£in der Wissenschaft noch keineswegs vollkommen erschlossenes
Gebiet stellte die amerikanische Schweineseuche vor. Salmon hatte
1886 die Behauptung aufgestellt, dieselbe müsse in zwei nach Ur-
sache und Erscheinung sehr verschiedene Krankheiten getrennt wer-
den, nftmlich in die „hog cholera'^ und „swine-plague"; letztere sei
mit der deutschen Schweineseuche identisch. Diese Angaben wurcTen
auf das Aeusserste bestritten von Frank Billings, welcher so-
wohl die Trennung der Seuche in zwei Formen für unzulässig er-
klarte, als auch jeder der beiden von Salmon gefundenen Bakterien-
arrten eine ätiologische Bedeutung absprach, ein von ihm entdecktes
Bacterium dagegen als die alleinige Ursache der Seuche be-
zeichnete. Die S a 1 m o n 'sehen Hog-cholerabakterien wurden im Jahre
1888 von V. Esmarch im hygienischen Institute zu Berlin einer
Kach Prüfung unterzogen, v. Esmarch fand, dass diese Bakterien
keinem der zu dieser Zeit für Schweine bekannten Infektionserreger
entsprach und dass die Angaben Salmon 's den Hauptpunkten nach
zQtreffend waren. Diesem Beispiele folgte Billings, indem er
ebenfalls Kulturen der von ihm entdeckten Bakterien dem hygieni-
schen Institute zur Verfügung stellte. Verf. wurde nun durch Herrn
Geheimrath Koch mit der Aufgabe betraut, die Billings'schen
Bakterien mit den bekannten pathogenen Gliedern dieser Gruppe zu
Yergleichen. Nach einer eingehenden kritischen Beleuchtung der Ar-
beiten von Salmon und Billings kommt Verf. zu dem Schlüsse,
dass Salmon's swine-plague-Bacterium als ein zufälli-
ger Befund in chronisch hog-cholerakranken Schwei-
nen anzusehen sei.
Die erste Untersuchung mit den von Billings übergebenen Kul-
turen galt der Frage, wie sich das Billings 'sehe Bacterium der
8wine- plague zu dem Salmon'schen Hogcholera-Bacterium verhalte.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung sprachen für vollkommene Iden-
tität der beiden Bakterien. Sie besitzen dieselbe Gestalt, aktive Be-
weglichkeit, dasselbe eigenthümliche Verhalten gegen Farbstoffe,
femer Uebercinstimmung im Wachsthum auf den verschiedenen Nähr-
böden bei verschiedenen Temperaturen und die gleiche Pathogenität.
In letztgenannter Hinsicht sind nach Verf. die geringe lokale Reak-
40»
ß24 Schweioeseuche.
tion bei allen Thieren und die multiple Koagulationsnekrose
der Leber bei KaDioctaen und Mäusen als bemerkenswerthe Ueber-
einstimmungspunkte anzusehen. Mithin haben wir es bei der ameri-
kanischen Schweineseuche mit einem und demselben Erreger zu thun.
Die zweite Versuchsreihe befasste sich mit dem Vergleidi des
amerikanischen Schweineseuchebacteriums mit den anderen Gliedern
dieser Gruppe. Nachdem Verf. die Besprechung von Vorsicbts-
maassregeln vorausgeschickt hatte, welche hinsichtlich der Prfiftmg auf
Beweglichkeit und bei vergleichender Untersuchung der Pathogenität
der verschiedenen Infektionserreger sehr zu beachten sind, wendet er
sich zunächst dem Vergleich des B i 1 1 i n g s 'sehen Bacteriumsmit
demjenigen der deutschen Schweineseuche ^) zu. Das SchQtz'sehe
Bacterium der deutschen Schweineseuche ist unbeweglich, zeigt
weder bei + 8^ im Eisschrank, noch bei 42^ C im d'ArBOoyal
Wachsthum, wie das Billings'sche Bacterium; ferner besteht
eine beständige Differenz im Aussehen der verschiedenen Kulturen
auf Agar, Gelatine, Blutserum und in Bouillon. Gemeinschaftlich ist
beiden die NichtVerflüssigung der Gelatine. Das deutsche Bacterinm
gedeiht nur bei schwach alkalischer Reaktion auf Kartoffeln, das
amerikanische bei jeder Reaktion. Beide wachsen bei Luftabschloss.
Auf gefärbten Agamährböden bewirkte das amerikanische Bacterinm
schnell und deutlich eine Entfärbung der mit indigoschwefelsaurem
Natron und Lakmoid gefärbten Röhrchen, das Schütz'sche da^eo
nicht. Das amerikanische Bacterium bildet weder Phenol noch Indol,
während beide Körper zu den Stoffwechselprodukten des dentscheo
Bacteriums gehören sollen. Das Bacterium der swine-plagae bildet
im Allgemeinen gröbere Formen, als das Schütz'sche. Hinsicht-
lich der Pathogenität der beiden Bakterienarten bezeichnet Verf. das
Meerschweinehen als ausserordentlich empfänglich für das ameri-
kanische Bacterium, während dasselbe Thier dem deutschen Bsete-
rium gegenüber eine gewisse Widerstandsfähigkeit zeige. Umgekehrt
verhalten sich die Tauben. Mäuse, Kaninchen und Ratten lasseo
Unterschiede im Verhalten nicht erkennen. Nach Verimpfting kleiner
Mengen trat bei allen empfänglichen Thieren der Tod aaf das
Schütz'sche Bacterium durchgehend 2— 3 Tage früher ein, ab
auf das Billin gs'sche. Ein unterscheidendes Merkmal von hohem
diagnostischen Werth ist das Verhalten der Impfstelle bei soblni-
taner Applikation des Virus. Schon die kleinste Menge des Schatz-
sehen Bacteriums erzeugt schwere Veränderungen an der Impf-
stelle, während dieses bei dem amerikanischen nicht der Fall ist
Das letztere erzeugt in der Leber multiple, koagulationsnekrotiacbe
Herde; bei den mit deutscher Schweineseuche geimpften Thieren da-
1) Die „Sehweinesencha" bt von mir als eigenartige Kreokbeit gegtn&ber dem
„Sohweine-BoUilaiir« aufgestellt worden auf Gmnd einer am 86. October 1888 ron mir
gemachten Beobachtung. An jenem Tage wurde mir auf dem Schweineriebhofe in
Bammelsburg von dem Herrn Kreisthierarzt Eggeling ein Schwein sar Verfügung
gestellt, welches, wie er glaubte, soeben an ,,Rothlauf<* eingegangen war. Die Unter-
suchung ergab, dass in dem Kadaver dieses Schweines Bakterien roAündw wireo,
welche gftnslich von den von mir beim Schweinerothlauf entdeckten Bseillen Tersehieoei
waren. Herr Prof. SchUti hat dann mehrere Jahre spater auf der Basis meiner
Untersuchungen stehend eingehendere Forschungen Über den Schweineroth/saf «ne ooer
die Schweineseuche angestellt. Loeffler.
i
Schweineseuche. — Cysticercns racemosus. g25
gegen zeigt die Leber Neigung zu fettiger Metamorphose. Verschie-
den ist endlich noch die Vertheilung der beiden Bakterienarten bei
des daran zu Grunde gegangenen Impfthieren. Bei der swine-plague
pAegt das Blut der Ventrikel und Vorhöfe, sowie dasjenige der
Hanptge&ssstämme, im Gegensatz zu der deutschen Schweineseuche,
▼ertiütnissrnftssig arm an Bakterien zu sein. Ferner zeichnet sich die
itgenannte Krankheit dadurch aus, dass die Bakterien in den
m herdförmig, dicht in den Kapillaren liegen, während bei dem
Schütz 'sehen Bacterium eine mehr gleichmässige Vertheilung
atatthat. Das Schütz'sche Bacterium findet sich ausserdem bei-
naiie in Beinkultur in dem entzündlichen Oedem der Impfstelle, das Bil-
lings'sche Bacterium dagegen ist daselbst so spärlich vorhanden,
dass es oft nur durch das Plattenverfahren nachgewiesen werden kann.
Die Gesammtergebnisse seiner Arbeit, welche des Weiteren die
Beziehungen des Billings'schen Bacteriums zu den Bakterien
der Wild- und Rinderseudie , der Htthnercholera und Kaninchen-
8ei>tikftmie, sowie die von Hueppe angeregte Frage der Identität
der letztangeführten Krankheiten erörtert und zum Schlüsse noch
das VerhiUtniss zwischen dem Billin gs'schen Bacterium und
den Bakterien der Sei and er 'sehen Schweinepest und der Frettchen-
seaehe eiperimentell prüft, fasst Verf. in folgende Sätze zusammen:
1) Das Bakterium der bog Cholera Salm on 's und das der
swine-plague Billin gs' sind identisch.
2) Dasselbe ist als die Ursache der amerikanischen Schweine-
aeoche anzusehen, während der Beweis für eine ätiologische Be-
ziebuBg zu dieser Seuche für das Salmon'sche Bacterium der
swine-plague, beziehentlich für die Existenz einer zweiten, in gleicher
Verbreitung auftretenden Seuche ein wandsfrei bisher nicht erbracht ist.
3) Das Bacterium ist ferner identisch mit dem S e 1 a n d e r 'sehen
Schweinepestbacterium , jedoch verschieden von den Bakterien der
dentaehen Schweineseuche, Wildseuche, Hühnercholera, Kaninchen-
septil^mic und Frettchenseuche.
4) Von den letztgenannten stellt das Bacterium der Frettchen-
seache eine Art für sich dar, während die Identität der übrigen noch
als erwiesen angesehen werden kann. Ostertag (Berlin).
Bttot et Sabrazte^ £tude sur les cysticerques en grappe
de renc6phale et de la moälle chez Thomme. (Ga-
zette m6d. de Paris. 1890. No. 27—30. 32—34.)
Nächst der klassischen Arbeit F. A. von Zenker 's (Bonn
1882) ist vorstehende Studie das Ausführlichste, was bisher über den
Cysticercus racemosus geboten wurde.
Nach allgemein helminthologischen und historischen Bemerkungen,
wobei sich eine treffliche Kenntniss der deutschen Litteratur zeigt,
folgt eine kritische Uebersicht sämmtlicher bisher publizirten Fälle.
Die Priorität der Beobachtung einer Traubenbydatide vindiziren
die Vcrff. ihren Landsleuten Louis (P.C. A.) und A r a n (Archiv,
g^nöral. 1841). Bei ersterem (Recherches sur la phtbisie. pag. 165
(nicht 161), ist ein Fall von Hirncysticerken beschrieben , von denen
mehrere mit einer Maulbeere Aehnlichkeit hatten (ce qui donnait k
quelques unes d'entre elles Taspect d'une müre).
326 Cysticercas rAcemosus.
Das sorgfältigere Studium der räthselhaften Gebilde beginut mit
Yirchow, der 1860 im XVIII. Bande des Archivs ibnen den ,^om
pittoresque de Traubenhydatiden'^ gab. Westphal, Uottlieb
Merkel, Klob, besonders aber Marcband und vor allen F. A.
von Zenker haben sich um die Sache verdient gemacht.
In den „Expose critique^* wird zunächst der 6. Fall von v. Zen-
ker's als dubiös hingestellt. Auch Fälle von Yirchow (cfr. v.
Zenker, pag. 8), Dupuytren, LcQons orales. 1839. I. 479 etc.
und Forget, Gaz. mM. 1846 werden dem Ostracismus geweiht
Nun folgt die Reihe der 16 in v. Zenker's Monographie er-
wähnten Fälle (Fall 6 wurde als apokryph weggelassen), dann die
oben zitirten Fälle von Louis und Ar an (Fall XVII und XVIII).
Nun kommen zwei neue Fälle.
Obs. XIX (beobachtet von Chabrely in Bordeaux).
Ein Zimmermann von 75 Jahren leidet an partieller Epilepsie,
besonders der linksseitigen Gliedmaassen. Die Autopsie zeigte mehrere
Erweichungsherde der rechten Hemisphäre. Ausserdem fand man
an der Basis „Kystes blanchätres de la grosseur d'un grain de
raisin, passant en cheval sur ces vaisseaux (art. foss. Syi?.) et
groupös deux par deux ä la fagon d'haltöres^S Die erste Cyste war
10 cm lang, gefaltet, durch ein 5 mm dickes Band in zwei TlieiJe
abgetheilt. Die zweite Cyste ist unregelmässiger, bildet theilweise
,,une masse enorme lobul^e de 3 ä 4 cm de diamdtre, avec 5 di-
latations irreguli^res , s^paröes par des 6tranglements profonds^'.
Scolices wurden nicht gefunden (Abbildung 4).
Auf Schnitten zeigt sich die Cystenwand V« ™^ ^^^^t ^'^ ^'i^'
hält ziemlich grosse, glänzende Körner, die in Säuren unlöslich sind.
Die eine Fläche zeigt keine scharfe Begrenzung, die andere bat ein
papillöses Aussehen, indem sie mit einer Menge cylindrischer oder
rundlicher Fortsätze versehen ist.
Obs. XX (von Bitot). Seemann von 47 Jahren. Hemiplegie
rechts, Aphasie, Meningo - Encephalitis. Seit 3 Jahren psychisch
schwach, Verfolgungswahn.
Die Autopsie ergab mehrfache Cysten der Hirnbasis. Eine da-
von sass auf der inneren Seite des linken Sphenoidallappens ?oni,
kirschengross ; eine zweite im Grund der Sylvius 'sehen Spalte, nuss-
gross; zwei andere zwischen den Pedunculis, kirschengross. Die
Cysten hängen mit der Arachnoidea nicht zusammen.
In einer der kleineren Cysten fand sich ein Scolex, welcher nacii
der Auffassung der Herren De Nabias und W. Dubreuilh zur
Taenia saginata gehört. Der Kopf hat einen Durchmesser
von 0,001 , besitzt 4 Saugnäpfe, pigmentirt, weder Bostellum noch
Haken sind vorhanden (eine recht mittelmässige Zeichnung ist bei-
gegeben). Der Hals ist kurz, glänzende Körper (corps refringeots)
sind verbreitet. Die bei Fall XIX beschriebenen papillöseo Fort-
vätze finden sich auch hier, aber viel weniger entwickelt. Zusatz
non Säuren bewirkt bei obigen Körpern keine Lösung. In dem gra-
sulösen Gewebe sieht man viele ovale Körper, welche wie durch-
sichtige Bläschen aussehen, theils leer, theils mit granulösem Inhalte.
Eine tabellarische Uebersicht zeigt die näheren Lokalisationen
bei den 20 Fällen, von denen bei dem Fall von Klob der Sitz in
Gregarinen. g27
S^tenventrikel war. Die Blasen waren meistens unter der
Arachnoidea and frei von Adhäsionen, 18 an der Uirnbasis. Der
Scolex (resp. Kopf) wurde in 12 Fällen gefunden; die sterilen Fälle
nnen die Verff. ,,Acephalocystes^\ ein Ausdruck, der bisher fast
f&r sterile Echinokokken gebraucht wurde. Die Eigenthttmlich-
keit der Bildung erklärt sich aus den anatomischen Verhältnissen
der Hirnbasis und stimmen die Verfi. ganz überein mit der geist-
reichen Erklärung Zenker 's.
Bezüglich der Folgen wird auf die begleitende Arachnitis chro-
nica and den inneren Hydrocephalus mit Recht besonderes Gewicht
gelegt, femer auf die relative Häufigkeit der Mors subita.
Das Wichtigste in dem Artikel ist die Mittheilung des Vor-
kommens des Saginata-Cysticercus im Leibe des Menschen. Ob
sieb diese Beobachtung bestätigen wird, ist wohl noch zweifelhaft.
Dass bei Cysticercus cellulosae oft die Haken ausfallen, ist be-
kannt und beweist sonst nichts; bedeutsamer ist der Defekt des
Bfistellums. — Ref. möchte noch an folgende Fälle erinnern: Nach
Heller hat auch Colberg einen von Völkers aus einem Auge
entfernten Blaseuwurm hakenlos gefunden und als sagin ata bestimmt
Arndt (Halle) hat einen Fall von Hirncysticerken mitgetheilt,
welche er hakenlos fand und als zur Taenia saginata gehörig
bestimmte (Zeitschrift f. Psychiatrie. XKIV).
J. Ch. Hub er (Memmingen).
Hannegay, F., Formation des spores de la Gregarine
du Lombric. (Annales de Micrographie. 1888. Av. 1. pl.)
Die in Deutschland fast gar nicht bekannte Arbeit Henneguy's
wurde Bef. vor kurzem durch die Güte des Verf.'s zugänglich.
Derselbe hat durch Serienschnitte versucht, die Verhältnisse der
Sporenbildung bei den Monocystis- Arten aufzuklären. Im Anfange
der Abhandlung finden sich Untersuchungen über die Struktur und
die chemische Beschaffenheit der „Gregarinenkörner^' , die H. mit
Maupas für Zooamylum hält, nicht wie Bütschli für Paragly-
kogen. Er erwähnt die Kreuzzeichnung in denselben, welche bei
polarisirtem Licht deutlich werde, ebenso bei Färbung mit Gentiana-
yiolett nach der Ehrlich^schen Methode. Der Autor beobachtete
an den Cysten zwei Hüllen, doch geht er auf die Entstehung der-
selben nicht ein. Um den Kern herum sah H. eine von grossen
Körnern freie Zone. Der Nucleolus zeigt später Vakuolen, dann zer-
bricht er und der Kern beginnt sich mitotisch zu theilen. Einige
Stadien der Theilung wurden beobachtet. Neben der Kernspindel
lag noch chromatische Substanz, die als nach dem Zerbrechen des
Nadeoltts oder im Momente der Spindelbildung ausgestossen gedeutet
-wird, und von welcher der Verf. meint, es könne sich dabei um
Nebenkeme handeln. In späteren Stadien findet er sie nicht mehr.
Die Sporenbildung, glaubt H., vollziehe sich nach zwei Typen:
1) Der Inhalt der Cyste theilt sich nicht, die Kerne vermehren
sich durch Karyokinese, wandern an die Oberfläche, umgeben sich
mit Protoplasma und hüllen den Gysteninhalt ein. Eine Anzahl
Kerne bleibt in dem Inhalt liegen, wo sie später degeneriren.
g28 Greg&rinen. — Entovalva mirabilis.
2) Der Inhalt der Cyste zerfällt in eine beschränkte Zahl gros*
serer Theile. Die Sporenbildung bleibt die gleiche, die Kerne ver-
mehren sich mitotisch und treten an die Oberfläche dieser grdaseren
Theilprodukte , in deren Inneren wieder einige Kerne zurückbleibea
und degeneriren.
Eine völlige Theilung des Cysteninhaltes in Sporen bestreitet
Verf., da es immer einen Zeitpunkt gebe, wo noch Protoplasmamasse
im Centrum liege, die zum Aufbau der Sporen diene, wie die Um-
bildung und Auflösung der Kömer zeige. Cysten, die keine solche
Frotoplasmareste mehr darböten, seien eben völlig reife, in denen
alle Substanz resorbirt sei.
Verf. beobachtete an Makro- und Mikrosporen die gleichen, eben
geschilderten Vorgänge und ist geneigt, dieselben als nicht zu einer
Gattung gehörig anzunehmen.
Beide Sporenarten haben einen grossen Kern, der sich durch
Karyokinese theilt, wovon einige Phasen zur Beobachtung kamen.
Jeder der entstandenen Kerne zieht sich an den entgegengesetzten
Pol zurück, wo er nach einander zwei Theilungen erleidet. Die Theil-
produkte wandern nach der Mitte hin, umgeben sich mit Protoplasma
und bilden die acht sichelförmigen Körper, welche um den noyaa
de reliquat herumgelagert sind, der als Nährmaterial für sie dient.
Der wesentliche Inhalt und die Bedeutung der Arbeit Henne-
guy's besteht somit in der Auffindung der Karyokinese bei der
S p 0 r e n bildung der Gregarinen des Regen wurmhodens.
M. Wolters (Bonn).
Yoeitzkow, A., Entovalva mirabilis, eine schmarotzende
Muschel aus dem Darm einer Holothurie. (Zool. Jahr»
bücher. Abtheilg. f. Systematik etc. Bd. V. Hft. 4. p. 619— 62&
Mit 1 Tafel.)
Verf. fand an der Nordküste von Sansibar in dem Darm einer
Synapta — wenn nicht identisch, so doch nahe verwandt mit S y n a p t a
inhaerens Düb. Kor. — dicht hinter dem Schlundring eine 2 — 3 mm
lange Muschel, die sich vermittelst eines am Fusse befindlichen Saug-
napfes (VerL vermuthet in ihm ein Byssusorgan) kriechend herumbe-
wegt. Die weitklaffenden Schalen bedecken nur zum kleinern Theile
den grossen Mantel, der unten in der Mittellinie bis auf den Foss-
schlitz zusammengewachsen ist, nach vorn sich zu einem hornartigen
Fortsatze hochwölbt, nach hinten aber ein eigenthümliches, hohles,
glockenförmiges Organ bildet, das sich fortwährend wie ein Hand-
Schuhfinger ein- und ausstülpt. In dessen Höhlung münden die
zwittrigen Geschlechtsorgane, welche als lang gestreckte, mehrfach
gelappte Schläuche fast den ganzen Fuss durchziehen. In diesen
Raum hinein werden auch die reifen Eier entleert und in ihm eot-
wickeln sich diese bis zu einem Embryo mit beweglichem Velum.
Verf. spricht diesen Hohlraum daher als Brutraum an. Wie die Eier
von hier in's Freie kommen, hat Verf. nicht ermitteln können, eine
Oeffnung nach aussen besitzt der Brutraum nicht, jedoch berstet seine
Wandung bei einem etwas stärkeren Drucke, und die Embryonen treten
dann lebhaft schwimmend nach aussen, sterben aber bald ab. Verf.
hat niemals Stadien der Muschel beobachten können, die zwischen
Kntovaiya mirmbilis. — ^ilasymbiose der Leguminosen. ^29
primitiven Embryo und den jüngsten Entovalven, die äuaserlieh
■ar noch durch ihre geringe Grösse von den geschlechtsreifen ab-
weicheD, vermittelt h&tten; er vermuthet daher, dass die Embryonen
längere Zeit ein freies Leben im Meere führen und erst als ausge-
bildete Tbiere in die Holothurie einwandern. Wie die Einwanderung
geschehen dürfte, zeigen Versuche, die Verf. mit aus dem Darm be-
fraten Thieren anstellte. Wurden diese mit einer S y n a p t a zusammen*
gebracht, so setzten sie sich in der Nähe der Tentakel fest, die dann
schleunigst eingezogen wurden. Wurden dieselben nach einer Weile
wieder herausgestreckt, so schob sich die Muschel mit einem
schnellen Kuck weiter yor, die Tentakel wurden wieder eingezogen,
and dieses Spiel wiederholte sich so lange, bis die Entovalva mit
den Tentakeln im Innern verschwand. Die Muschel nährt sich von Dia-
tomeeo und andern Algen, die den Darm gelblich durchschimmern
lassen. Von den übrigen Organen des Thieres hat der Verf. noch die
Kiemen, das Herz, die doppelte, lappige Leber und das Nervensystem
beobachtet, das entsprechend dem zeitweise freien Leben ziemlich
hochentwidcelt ist. Neben dem Schlundganglion findet sich ein deut-
liches Pedalganglion mit angelagertem Otolithen.
Im Darm desselben Thieres fand Verf. auch noch eine parasitische
Schnecke, die er aber nicht benennt, weil er nicht mit Bestimmtheit
weiss, ob dieselbe noch unbeschrieben ist. Während die Entovalva
nur als Kommensalist zu betrachten ist, da sie ja derSynapta nur
die Diatomeen etc. wegfrisst, ist diese Schnecke ein wirklicher Parasit,
der die mühsam bereiteten Säfte des Wirththieres verzehrt. Er bohrt
den Eflssel aber nicht, wie die meisten der bekannten parasitischen
SchneckeD, durch die äussere Körperbedeckung des Wirththieres, sondern
siedelt sich im Magen aD, um von hier aus den langen, am vorderen
Theile mit kurzen Stacheln bewehrten Rüssel durch die Magen-
wandung in die Leibeshdhle einzuführen. Wie die vorher beschriebene
Mnachel scheint auch diese Schnecke erst seit kurzer Zeit sich an
ein parasitisches Leben angepasst zu haben, denn sie hat noch eine
(2 — 3 mm lange) Schale mit 3—4 Windungen, einen wohlausgebildeten
flimmernden Fufi», ein paar lange Tentakeln und am Grunde derselben
ein paar deutliche schwarze Augen. Betreffs ihrer systematischen
Stellung schreibt Verf. nichts, sie wird aber jedenfalls bei den Taenio-
gloBsen unterzubringen sein. 6. Brandes (Halle a. S.).
Frank, B., üeber die Pilzsymbiose der Leguminosen.
(Landwirtbschaftliche Jahrbücher. Bd. XIX. Heft 4 p. 523 ff.)
Verf. gibt hier in voller Ausführlichkeit die Resultate seiner
mehrjährigen Arbeiten über die WurzelknöUchen der Leguminosen,
aber welche er in vorläufigen Mittheilungen schon mehrmals re-
ferirt hat
Mit einer Uebersicht über den historischen Gang und die Ent«
Wickelung unserer Kenntnisse über die bekanntlich in der verschie-
densten Weise gedeuteten KnöUchenbildungen beginnend, bespricht
der Verf. in 9 Kapiteln unter den resp. Uebersd^ften die Fragen,
welche sich aus seinen Untersuchungen über den Inhalt der Knöll*
dien ableiten: Die Einwanderung des Bewohners der Knöllchen in
die Pflanze, die Deutung desselben, die Betheiligung der Pflanze M
630 PilssymbioM^der Legominosiil.
der Infektion, die Bakteroiden und ihre Beziehungen zar Pdan^e so^
wohl wie zu dem Mikroorganismos der Endlichen, die Beinkoltar dea
letzteren» seine Wirkungen auf die Pflanze, sein Vorkomme in den
natürlichen Bodenarten, die Beschaffenheit der Böden, welche L.egu-
minosen ohne KnöUchenbildung, also ohne Infektion normal zu er-
nähren vermögen, endlich die prid^tisch wichtige Frage» ob man die
Leguminosenkultur auf vorher unbebauten Fl&chen durch Einver-
leibung des Mikroorganismus in dieselben zu heben im Stande ist.
Eine Zusammenstellung der Resultate schliesst die von 12 Tafeln,
wovon 9 Habitusbilder der unter verschiedenen Bedingungen ge-
züchteten, theils EnöUchen führenden, theils davon freien Pflanzen
geben, begleitete Arbeit
Den Mikroorganismus, welcher nach Frank's Untersuchongen
als zweifdlose Ursache der Knöllchenbüdung anzusehen ist, und der
in den KnöUchen lebt, nennt er Rhizobium leguminosarura.
Derselbe gehört zu den Spaltpilzen und ist von dem Verf. unter den
gehörigen Kautelen aus dem Inhalte der KnöUchen isolirt und nach
den bakteriologischen Methoden weiter kultivirt Anfilnglich wurde,
um genaue und stetige Kontrolle ausüben zu können, die Kultur im
h&ngenden Tropfen gewählt. In diesem wurde an den bakterien-
fthnlichen Inhaltskörpem der KnöUchenzellen , den Bakteroiden, nach
kurzer Zeit eine Differenzirung in eine homogene Orundmaase mit
darin meist in einer Reihe gelagerten kokken&hnlichen Körpern
sichtbar, was sonst nur bei Kalibehandlang geschah. Aus letzteren
gehen bisweilen schon nach 1, sicher nach 5 Tagen sehr kleine, leb-
haft bewegliche Bakterien hervor, Schw&rmerzustände, deren Gestalt
eine rundliche bis längliche ist, und deren Grösse 0,9—1,3 /tt nicht
überschreitet. Die Bakteroiden, welche frühere Beobachter, z. B.
Prazmowski und Beyerinck, für den Mikroorganismus hielten,
sind viel grösser, 3—5,5 fi lang. Neben den schwärmenden Bakte-
rien kommen auch ruhende vor. Cilien waren an den kleinen Orgit-
nismen nicht nachzuweisen. Besonders bei Tinktionen waren Semmel-
formen, in der Mitte mehr oder weniger eingeschnürte, sicher als
Theilangszustände aufzufassende Formen häufig nachzuweisen. Femer
kommen Zooglöen vor, unter denen besonders eine eigenthümliche
Form auffiel, die wiederholt bei der Kultur des Milo^oorganismus aus
Lupinen sich einstellte. Die in einer Reihe gelagerten Bakterien um-
gaben sich mit gemeinsamer Gallerte und wurden durch fortgesetzte
Theilung zu sehr kurzen, beiniAe kokkenfSrmigen Körpern von 0,2 fi
(geschätzt) Grösse, während zugleich das ganze Gebilde durch Wachs-
thum in die Dicke wurstförmig wurde. Sporenbildung wurde nicht
beobachtet.
Aus dem hängenden Tropfen auf Gelatine übertragen, erwuchsen
nach 3—4 Tagen in jedem Impfetrich kleine Pünktchen, die weiter-
hin sehr langsam — nach wochenlanger Kultur erreichten die Kolo-
nieen erst 1 mm Durchmesser — zu kleinen, rundlichen bis elliptischen,
etwas über die Platte erhabenen, meist blassgelblichen Gallerthäof-
chen heranwuchsen. Hin und wieder, aber nicht r^elmässig, ve^
mochte das Bacterium die Gelatine zu verflüssigen.
Nach diesem Befunde sind also die Bakteroiden, deren Entstehung
l^ua dem Protoplasma der KnöUdienzellen man schon länger kannte.
^Uitymbiose ^«r LegmnlQOMii. g^i
liiclit rcbe Organe des L^uminosenplasmas, wie Brunchorst be-
fcsoptete, aber auch nicht reine Fremdorganismen (Prazmowski,
Beyerinck), vielmehr sind sie, wie schon das noch ondifferenzirte
(üoeh nicht in Bakteroiden zerlfallene) Plasma der EnOUchenzellen,
ans dem ^ diesem Thatbestande entsprechend Frank ebenfalls den
eharakteristischen Mikroorganismus erzog, zusammengesetzt aus Legu-
minosenplasma und aus dem Mikrobium, dem Pilz, weshalb Frank
dafftr den Namen Mykoplasma verschilft. Auch durch seine Licht-
brechang unterscheidet sich das Mykoplasma schon von dem gewöhn-
Uchen reinen Leguminosenplasma der nicht infizirten Zellen, und der
Kern scheint in ihm eben&lls alterirt.
Bezflglich des Eindringens des Mikroorganismus in seine Nähr-
pflanze, das natürlich durch die Oberhaut der Wurzeln geschehen
rnnss, unterscheidet Frank eine direkte Infektion von einer Infektion
mit Hülfe einea Infektionsüädens. Infektionsfaden ist der früher theils
als Plasmodiumstrang, theils als Pilzhyphe, theils (von B eye r i nk) gar
als Beet der mitotischen Eernfigur (Kerntonne) aufgefasste Faden, der
in vielen Endlichen die Zellen quer durchsetzt und von einer zur andern
Zelle sich fortzieht. Unter dem Einfluss von Reagentien (besonders Kali-
hoge) zeigte derselbe Frank ebenso wie die Bakteroiden und diu
Mykoplasma eine Zusammensetzung aus dem Mikrobium und einer
homogenen Grundmasse. Verf. fand die jüngsten Stadien desselben
in Wnrzelhaaren, wo er einerseits der Zellwand ansass und mit seinem
andern Ende ohne Grenze in das Plasma der Zelle überging. An
der Stelle der Wand, wo der Faden beginnt, siüi Frank aussen meist
ein Häufchen von kokkenähnlichen Mikroorganismen, die er für identisch
mit seinem Rhizobium hält. Nach diesen Beobachtungen nimmt
Frank f&r die homogene Grundsubstanz des Infektionsfadens die
Zugehörigkeit und den Ursprung aus dem Leguminosenplasma an. —
Bä den wenigen Leguminosen ohne Infektionsfaden (Bohne, Lupine)
fimd er dieselben Ansammlungen über den Epidermiszellen der Wurzeln
ond beobachtete häufig ein Hinwachsen der direkt unter der Epidermis
li^;enden Bindenzellen nach diesen Anhäufungen. Die Endlichen ent-
stehen nach dem Verf. bei den letzteren Leguminosen aus dem dicht
unter der Epidermis gelegenen Rindenparenchym der Wurzeln, bei den
ersteren, mit Infektionsfaden versehenen dagegen aus sehr viel tiefer
gelegenen Bindenschichten. Er hält deshalb den Infektionsfaden für
eine charakteristische und zweckmässige Einrichtung der meisten
Familienangehörigen, mit Hülfe deren dieselben das Mikrobium in ihre
inneren Rindenzellen sich selbst einholen und sicher hineinführen,
wfthrend im andern Falle die Einrichtung durch die exponirte Lage
der zu infizirenden Rindenzellen überflüssig erscheint. In beiden Fällen
werden die infizirten Zellen zu lebhafter Vermehrung angeregt, die
eben die Entstehung des Knöllchens zur Folge hat.
Schon die allbekannte Erfahrung, dass bei der Kultur im natür-
lichen Boden alle Leguminosen auch unter sonst ganz abweichenden
Umständen, z. B. fern von ihrer natürlichen Heimath, wie die Tropen-
pflanzen bei uns, stets KnöUchen ansetzen, lehrt die Identität des
Mikrobs für lUle Leguminosen ebensowohl wie das für gewöhnlich
saf rophytische Vorkommen desselben in allen Bodenarten, was auch
g33 t^iiuytnbiose dor L«giumnos^.
F r a D k ' s Versuche bestätigtea. Seine ErfahruDgen lehren allerdiiigd
dass dieses Vorkommen ein verschieden häufiges ist, insofern dei
Mikroorganismus in Boden, auf dem Leguminosen längere Zeit ge-
züchtet sind, natürlich in grösster Masse vorhanden ist. Für offec
hält Verf. übrigens trotz der zweifellosen Identität des KnöUcben-
pilzes für alle Leguminosen noch unter Anderem die Frage, ob sich
nicht eventuell unter dem Einfluss der schon so lange fortgesetzten
natürlichen Züchtung des Bacteriums in einer bestimmten Pflanze
eine besondere Infektionstüchtigkeit desselben für diese herausge-
bildet hat.
Durch Eulturversuche auf humusarmen, sterilisirten und theils
mit geringen Quantitäten bakterienhaltigen Naturbodens geimpften,
theils ungeimpft gelassenen Bodenarten ergab sich in Betreff der Be-
deutung des Bacteriums für die Pflanze sofort eine Verschiedenheit
in der Leguminosenreihe, insofern als die ganz gleichmässige, äusserst
kümmerliche Entwickelung der Bohne in beiden Fällen die vollständige
Nutzlosigkeit der KnöUchen für die Pflanze deutlichst zeigte. Das
Mikrobium ist also für die Bohnenpflanze ein reiner Parasit Dagegen
ist für Erbse und Lupine die Infektion mit dem Bacterium eine Notb-
wendigkeit auf humusarmen Böden. Im ungeimpften, sterilisirten
Sandboden, also ohne KnöUchenbildung, wurde die normale Entwicke-
lung nie erreicht, auch nicht bei Nitratdüngung. Frank fasst den
dies bedingenden Vorgang als eine Kräftigung der ganzen Pflanze
in allen ihren Funktionen infolge der Infektion mit dem Mikrobium
auf. Wachsthum und Chlorophyllbildung werden gefördert, die Kohlen-
stofiiassimilation wird ebenso wie die Assimilation des jfreien Stick-
stofis, welche Verf. schon früher als allgemeine Eigenschaft grüner
Pflanzen nachgewiesen hat, energischer, endlich wird infolge alier
dieser Erscheinungen auch die Gresammtproduktion gesteigert In
Humusböden dagegen entwickelten sich Erbse und Lupine sowohl
mit wie ohne Wurzelknöllchen ganz normal.
Danach ist also das Zusammenleben des Bacteriums mit den
meisten Leguminosen aufzufassen als eine Anpassung, welche den
letzteren die Existenz und normale Entwickelung auch unter den sonst
höchst ungünstigen Bedingungen eines humusarmeu Standorts er-
möglicht ; auf solchen ist das gegenseitige Verhältniss der beiden ein
symbiontisches. Die Leguminose liefert dem Püz eine Brutstätte, über-
nimmt seine Ernährung und zieht dafür aus ihm den erwähnten
Nutzen einer Entfaltung all ihrer normalen Eigenschaften zur grössteo
Energie. Auf humusreichen Böden, sowie ganz allgemein bei Plia-
seolus ist der Pilz reiner Parasit.
Was die Verbreitung desRhizobiumsin den Organen der Legu-
minosen angeht, so traf Frank es nicht nur auf die WurzelknöUc^
beschränkt, sondern auch im (jewebe der Wurzeln und sogar io den
oberirdischen Organen von Bohne, Erbse und Lupine, und zw&r in
Form der charakteristischen Bakteroiden, die aber dort nur zerstreut
im Plasma der Zellen sich finden, während sie in den Bakteroiden-
zellen der KnöUchen die ganze Zelle erfüllen. Bei der Erbse wareo
sie bis ins Meristem der Stammspitze zu verfolgen, fehlten aber in
den Blättern und im Gewebe der Frucht In letzterem und sogar in
Üntersvcfiangsmetfioden, Tosfnimeni« et<*. ß33
den Zelleii der jangen Samen fand Frank sie bei der Baschbohne,
die dementsprechend auch in sterilisirten Böden Wurzelknöllchen
produzirt.
Das Material zur Bildung der Bakteroiden, wenigstens ihres vor«
wiegenden, eiweissartigen Bestandtheils liefert in den Knöllchen zwei-
fellos eioestheils die darin fast stets zagleich gespeicherte Stärke,
ferner aber das darin nachgewiesene Asparagin, das nach Frank in
deD Blättern durch die Assimilation des freien Stickstoffs entstanden
ist und von hier nach dem Speicherungsort des Eiweiss hinwandert.
Besondere Versuche widmet der Verf. dann noch der praktisch
wichtigen Frage, ob durch Impfung mit bakterienhaltigem Boden sich
die Ijeguminosenproduktion auf einem bis dahin kulturlosen Boden
heben lässt, was besonders fQr die unkultivirten Heide- und Moor-
strecken Deutschlands in Betracht gezogen zu werden verdient. Leider
blieben sowohl Feld- wie Topfversuche ohne unzweideutiges Resultat.
Nor unter ersteren scheint eine Impfung mit Lupitzer Lupinenboden
den Ertrag auf einem leichten Sandboden gesteigert zu haben. Da
indes auch im Parallelversuch auf der ungeimpften Parzelle die Lu-
pinen Knöllchen gebildet hatten, so ist dieser Versuch nicht ent-
scheidend. Dagegen ist Verf. geneigt, in gewissen Erfahrungen, welche
man in Mainz auf einem durch relativ neue Anschwemmung entstan-
denen Sandboden mit Lupinenkultur gemacht hat, gewissermaassen
ein unfreiwilliges Experiment in der Frage zu erblicken. Während
Obstkaltor dort nämlich reichen Ertrag geliefert hatte, wuchsen Lu-
pinen nur sehr kflmmerlich ; sie erwiesen sich zum grossen Theil als
knöllchenfrei, und fQhrt Frank auf den Mangel an Rhizobium in
jenem Boden die schlechte Lupinenvegetation zurück, indem er hier
von Impfungsversuchen ein günstiges Resultat erhofft.
Ueber die Vegetationsphasen, in welchen die Leguminosen der
Infektion zugänglich sind, wurde ermittelt, dass dieselbe jederzeit
gelingt. Behrens (Karlsruhe).
Untersttchungsmethoden, Instrumente etc.
Lelunann, K. B., Die Methoden der praktischen Hy-
giene. Anleitung zur Untersuchung und Beurthei-
lung der Aufgaben des täglichen Lebens. Für Aerzte,
Chemiker und Juristen. 8®. 594 S. Wiesbaden 1890.
Das vorliegende Werk erfüllt die Aufgabe, die es sich gestellt
hat, „dem Anfänger auf dem Gebiete der hygienischen Untersuchung
eine ausführliche, möglichst vollständig gehaltene, aber doch streng
wissenschaftliche Anleitung bei seinen Untersuchungen zu liefern,'' in
vortrefflicher Weise. Die allgemeine Methodik — die chemisch-phy-
sikalische, die bakteriologische und die hygienisch-toxikologische —
werden in der I. Abtheilung besprochen. In der IL folgen die spe-
ziellen Untersuchungen, soweit sie sich auf die Luft, den Boden, das
Wasser, die Nahrungsmittel, die Kleidung, Wohnung und die Gebrauchs-
634 ünUrfachangsmethoden, tnstnime&fce «io.
gegenstände beziehen. In zwei besonderen Abschnitten werden daon
noch die „Gesichtspunkte bei der Erforschung der Ursachen einer
Epidemie'' und die „Untersuchung und Beurtheilung von Desinfektions-
mitteln und Desinfektionsapparaten'' besprochen. Ueberall ist auf
das unmittelbar praktische Interesse Rücksicht genommen. Ein recht
sorgfältiges Sachregister — ein Autorenregister fehlt leider — er-
leichtert die Auffindung, zahlreiche vorzügliche Abbildungen kommen
dem Yerständniss in dankenswerther Weise zu Hülfe.
Uns interessirt hauptsächlich der bakteriologische Theil. In der
Methodik ist alles Wissenswerthe kurz und klar zusammengestdlt,
die Methoden und Apparate sind yerständlich beschrieben, so dass
man woU einen Begriff von dem bekommt, worauf es ankommt
Einzelheiten weichen von der Erfahrung des Ref. ab. Dass es em-
pfehlenswerth sein sollte, im Allgemeinen bei gefärbten Prfiparaten
den Hohlspiegel, bei ungefärbten den Planspiegel anzuwenden (S. 39),
kann Rel z. B. nicht finden. Die Anwendung des Hohlspiegels ist
vielmehr sehr beschränkt, bei Bidtterienuntersuchungen und bei offe^
nem Kondensor überhaupt zu vermeiden; nur bei schwachen Yer-
grOsserungen und engen Blenden, also bei Betrachtung von ungefiürbten
Präparaten, Platten u. dgl., hat ihn Ref. mit Vortheil anwenden sehen.
Unter den zusammmengesetzten Farbstoffen hätte das Kühne 'sehe
Karbolmethylenblau Erwähnung verdient. Die B. Fraenk einsehe
vereinfachte Tuberkelbacillenfärbung schliesst sich nicht der Koch-
Ehr lichtscheu, sondern der Ziohl-Neelsen'schen Methode an.
Die Schilderung der Gram'schen Methode verführt zu dem Irrtbum,
dass sie sich nur für Schnittfiärbung eignet, während sie doch auch
bei Deckglaspräparaten vorzügliche Resultate gibt. Bei den Kartoffel-
kulturen hätte Schröter 's Name Erwähnung verdient. Die Vor-
züge der festen durchsichtigen Nährböden hätten noch stärker betont
werden können.
Die systematische Zusammenstellung der wichtigsten Spaltpilz-
arten ist vortrefflich. Bemängeln möchte Bef ., dass die L e p t o t h r i x-,
Beggiatoa-, Crenothrix- und Cladothrixarten zu den Bakte-
rien gerechnet werden, die doch zu den Algen gehören. Sehr dankens-
werth sind Zusammenstellungen einmal von solchen Bakterien, die aaf
Gelatine bei 20^ und darunter, dann von solchen, die erst über 20*
oder überhaupt nicht auf Gelatine wachsen, dann von den bekanntesten
Anaäroben, unter denen jedoch der Tetanusbacillus noch fehlt. Im
Anhang an die Bakterien werden die Schimmelpilze und die Proto-
zoen besprochen.
Im speziellen Theile ist bei jedem einzelnen Abschnitt auf die
bakteriologische Untersuchung Rücksicht genommen, doch möchte
Bef. sich die Frage gestatten, ob dies nicht bei der Bedeutung der
Mikroorganismen etwas ausgiebiger hätte geschehen können. Wie die
Bakterien z. B. in die Luft gelangen und was sie in derselben be*
deuten, tritt nicht klar genug zu Tage, auch beim Boden würde Bef.
sich ausführlicher ausgesprochen haben. Die bakteriologischen Bodeo-
Untersuchungen fordern ja eine Besprechung der Bodentheorie der
Infektionskrankheiten geradezu heraus, auf die Verf. jedoch gar nicht
eingeht. Bei der bakteriologischen äsurtheilung des Wassers \am
ÜntoniicliaiigiiiiciliodeD, Instromenie eic. ^5
Be£ im Allgemeinen mit dem Verl einverstanden sein. Der Haupt-
satz: ,,Wenn sich irgend ein patb(^ener Spaltpilz im Wasser nach-
weiseii lässt, ist es unbrauchbar und erst wieder in Gebrauch zn
nehmen, wenn die pathogenen Pilze wieder verschwinden, und thun-
Bebst die Gel^enheit zu einer erneuten Infektion beseitigt isV\
spricht ffir sich selbst; doch scheint ihn Verf. schweren Herzens
aufgesteUt zu haben; er hält es für nöthig, sich deswegen in einer
Anmerkung halb und halb zu entschuldigen, da ja „noch nicht fest-
gestellt ist, dass die in Frage stehenden Spaltpilze, z. B. die Typhus-
badllen, überhaupt nicht vom Magen, sondern z. B. nur von der Lunge
aus wirken können'S Dies chantkterisirt den Standpunkt des Ver-
fassers : ,,ex ungue leonem/*
Die Betonung, dass an Gebrauchswasser der Hauptsache nach
dieselben Anforderungen zu stellen sind, als an Trinkwasser, ist sehr
riditig und dankenswerth. Eingehend sind die bei der Beurtheilung
des Fleisches in Betracht kommenden Bakterienkrankheiten der Ge-
nnssthiere besprochen, Yorzflglich ist auch der Abschnitt „Mikroor-
ganismen in der Milcht Sehr viel eingehender hätte wieder nach
Anseht des Ref. die Besprechung der bakteriologischen Untersuch-
ungen bei Infektionskrankheiten sein sollen, die ja doch nun einmal,
man mag sich dagegen sträuben, so viel man will, vorläufig nur
auf diesem Wege am sichersten aufgeklärt werden können. Ein Gang
der Untersuchung bei den verschiedenen Krankheiten — nirgends
ist mehr wie hier Individualisirung am Platze — wäre recht dankens-
werth gewesen. Auch das Kapitel der Desinfektion dürfte ein wenig
sCieftnfltterlich behandelt sein.
Die kleinen Ausstellungen, die Ref. sich erlaubt hat, sind indessen
nicht geeignet, den hohen Lehrwerth des vorliegenden Werkes geringer
erscheinen zu lassen. Die Klarheit der Sprache, die Prägnanz der
Beschreibungen, die GQte der Abbildungen sichern ihm Anerkennung
and Beachtung in weiten Kreisen. M. Kirchner (Hannover).
Meyer, B., Der Nachweis der Tuberkelbacillen in den
Se- und Exkreten Tuberculöser mit besonderer
Berücksichtigung der Untersuchung bei der Koch-
schen Behandlungsmethode, (üentralbl. f. klin. Medicin.
1891. No. 6.)
M. theüt seine Erfahrungen mit, welche er bei der Untersuchung
der Se- und Eikrete TuberculOser, speziell des Auswurfs, der pleu-
ritisdien und peritonitischen Exsudate, des Harnes und des Ohreiters
gesammelt hat.
Das Sputum färbt er nach der G ab bet 'sehen Methode. Ist
das Resultat ein negatives, so bedient er sich des Bieder tischen
Sedimentirungsverfahrens. (Zu eiüem Esslöffel Sputum setzt man 7—15
Tropfen Natronlauge und 2 Esslöflel Wasser, kocht bis zur Ver-
flüssigung, fügt dann noch 4—6 Esslöfiel Wasser hinzu und kocht
noch einmal, bis das Ganze eine dünne, gleichmässige Flüssigkeit
bildet. Diese in ein Spitzglas gegossene Menge bleibt 24—48 Stun-
den, aber nicht länger, stehen. Von dem auf dem Boden des Glases
gebildeten Sedimente werden einige Partikelchen auf ein Deckglas
636 Sdiutzlmpfung, IcflnsU. Infektionskrankhetton, EotwickeliiiigslMiniiiaDg etc.
gebracht und wie üblich writer behandelt) In Folge der Einwirkoi^
der Natronlauge werden die Bacillen etwas plumper und dicker.
Gibt auch diese sehr erfolgreiche Methode noch keinen sicheren
Aufschlttss, 80 bleiben schliesslich nur noch die Thieriropfungen mit
dem Sputum übrig, welche Yon M. bei der Behandlung mit Tuber-
culin alsdann stets geübt werden.
Pleuritische und peritonitische Exsudate werden
ebenfalls nach dem Bieder tischen Einengungsverfahren untersucht;
die serösen und hämorrhagischen gleich dem Sputum; die b&mor-
rhagischen vor der Gerinnung, es wird ihnen vorher ein Alkali zu-
gesetzt Die eitrigen Exsudate lassen sich ebenfalls nach Biedert
behandeln; doch ist es gut, ein grösseres Quantum, ca. 1 Liter,
wiederholt sedimentiren zu lassen, bis das Sediment aus dickem,
rahmigem Eiter besteht.
Die Urogenitaltuberculose wird nach verschiedenen
Methoden erwiesen. Es wird ein Eiterpartikelchen oder Bröckelcben
entnommen und auf dem Deckglase wie gewöhnlich weiter behandelt.
Im Falle des Nichtgelingens greift man zur Sedimentirungs- und
Filtrirmethode. Den mit Thymollösung versetzten Harn l&sst man
24 Stunden in einem Spitzglase sedimentiren und entnironat dann
vom Sediment. Bei klarem oder nur wenig getrübtem Harne mit
massigem oder fehlendem Eiweissgehalt wird man mit obiger Methode
nicht zum Ziele kommen.
Für solche Fälle wird der mit Thymollösung gemischte Harn
auf ein kleines Filter in geringen Quantitäten aufgegossen. Von
dem Rückstande wird dann das Deckgläschen bestrichen, das Sedi*
roent eingetrocknet und untersucht.
Die diarrhöischen Stühle werden nach der 6a bbet 'sehen
Methode behandelt, die vollständig genügt.
Für die tuberculöse Mittelohrentzündung genügt der
Nachweis der Bacillen im Sekrete ebenfalls mit der Gabbet^schen
Methode. [M. verfügt allerdings nur über einen Fall der letzteren.
Ref.] Kronacher (München).
Schutzimpfung, künstliche Infeictionsicranicheiten , Entwiclt-
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc.
Behring, Ueber Desinfektion, Desinfektionsmittel und
Desinfektionsmethoden. [Aus dem hygienischen Institut
der Universität zu Beriin.] (Zeitschrift für Hygiene. Band IX.
Heft 3.)
Bei der Besprechung der Desinfektion von sporenfreiem InfditioDS-
material geht Verf. von milzbrandhaltigem, sporenfreiem Material als
Desinfektionsobjekt und von Quecksilbersublimat als Desinfektionsmittel
aus. Zur Prüfung des Einflusses eines Desinfektionsmittels auf Id-
fektionsmaterial eignet sich das Kulturveifahren desw^en besser, als
fiebnIxiapAing) kfirotl« Inf^ktionskrAnklieiteii, Entwlckelanj^skcminang «te. g37
Thierexperiment, weil bekanntlich Bakterien, trotzdem sie noch
kbensfUiig sind, ihre Virulenz verloren haben können.
Wichtig fftr die Wirkung eines Desinfektionsmittels ist die cbe-
nische Zusammensetzung des Mediums, in welchem die Bakterien
zu tödten sind, femer, speziell für die Wirkung des Sublimats, die
Starke der Lösungen, da bei gewissen Konzentrationen durch Eiweiss-
fidlmigeii ein Hindemiss fQr die gleichmässige Vertheilung des Mittels
im Gewebe und dadurch für die Wirksamkeit desselben abgegeben werden
kann. Letzterem Uebelstande kann durch Beimengung von Kochsalz
und anderen Salzen zur Sublimatlösung abgeholfen werden. Durch
Zusatz TOD Chloriden werden die Sublimatlösungen auch haltbarer.
Bezüglich der Wirksamkeit ist es so ziemlich gleichgültig, welches
Qoecksilberpräparat man anwendet, wenn man nur im Stande ist, es
io Lösung zu bringen. Von grossem Einflüsse ist die chemische Be-
schaffenheit des Desinfektionsobjektes; jede Quecksilberlösung ist in
dweisshaltigen Flüssigkeiten weniger wirksam, als in eiweissfreien.
Je kürzer die Einwirkung eines Mittels ist, um so grösser muss die
Meuf^e desselben sein zur Erreichung desselben Desinfektionseffektes.
Der Desinfektionseffekt ist um so energischer, je höher die Temperatur
ist, bei welcher man das Desinficiens einwirken lässt. Bei dem Tempe*
raturoptinum für die verschiedenen Bakterien werden wachsthums-
schädigende Faktoren leichter überwunden. Je weniger Bakterien
vorhanden sind, um so geringer ist ceteris paribus die zur Desinfektion
nothwcsidige Menge eines Mittels. Bei der Desinfektion von Kultur-
flOssigkeiten kommt auch die Menge der Stofiwechselprodukte in Be-
tracht. Yon Bedeutung sind femer die Herstammung und das Alter
der Kulturen sowie der umstand, ob vor dem Desinfektionsversuche
schon andere schädigende Momente eingewirkt haben.
Die wichtigsten Momente sind nach Behring für die Bestim-
mnng des Desinfektionseffektes folgende: 1) die einwandsfreie Fest-
stellung der gelungenen Desinfektion, d. h. der thatsächlich erfolgten
Ahtödtung, 2) die chemische BeschafTenheit des Desinfektionsobjektes,
3) die Bakterienart, 4) die Dauer der Einwirkung des Desinfektions-
mittels, 5) die Temperatur, bei welcher das Desinficiens einwirkt,
6) die Zahl der Bakterien.
Verf. gruppirt die antiseptisch und desinfizirend wirksamen Mittel
in folgende Gruppen:
1) Metallsalze (Sublimat und andere Qoecksilbersalze ; Silber-
nitrat und solche Silberverbindungen, deren Lösungen mit Eiweiss
keine Fällung geben ; Goldkaliumcyanid, Thalliumkarbonat ; Kupfer-,
Palladium- und Platin Verbindungen.
2) Alkalien und Säuren (Aetzkalk, Natronlauge, Kalilauge
u. a. ; Schwefelsäure, Salzsäure).
3) Verbindungen aus der aromatischen Reihe der
organischen Chemie (Karbolsäure, Kreolin, Lysol, Farbstoffe
aus der Gruppe der Thriphenylmethane, insbesondere Malachitgrün).
4) Flüssige Desinficientien, die im Wasser unlös-
lich oder schwer löslich sind (Chloroform, ätherische Ocle).
5) In festem Zustande wirksame Mittel (Goldpräparate,
Silberpräparate u. a.).
038 SchatilmpfoDgi ktUisU. InfektioiiskriuikhcitAii, EnMckalniigitimmDitiig MOi
6) Desinfektionsmittel in gasförmigem Zustande.
7) Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen.
8) Bakterientödtende Körper im thierischen und
menschlichen Organismus.
Dauerformen von Bakterien werden nur durch wenige
chemische Agentien getödtet. Auf Grund seiner mit Milzbrandsporen-
fäden angestellten Versuche führt Verf. an: Jodtrichlorid, SabUmAt,
saure Karbolsäure- und Krc^ollösungen, Chlor, Brom, Jod, Chlorkalk.
Die folgenden Kapitel behandeln die relative Giftigkeit der Des*
infektionsmittel, die Desinfektion am lebenden Thiere, die desinfizi-
renden Eigenschaften des thierischen Blutes ausserhalb des GefiEtes-
Systems.
Es kann hier auf die gründlichen Untersuchungen Behring^s
nicht näher eingegangen werden. Dieselben besitzen entschieden einen
hohen praktischen Werth. Möge jeder, der nicht nur Desinfektions-
mittel anwenden, sondern fiberall, wo es nöthig ist, auch wiridich
desinfiziren will, Einblick in die Originalarbeit nehmen.
Dittrich (Prag).
Seydel, Ueb e r W un ds t eri li si run g. (Mflnchener med. Wochenachr«
1890. No. 47.)
Die Ueberschrift des kurzen Aufsatzes ist nicht ganz richtig ge-
wählt, denü Yon einer Sterilisirung der Wunden ist bei dem Ver-
fahren, welches Verf. mit Genehmigung des Kgl. bayrischen Eriegs-
ministeriums im Gamisonlazareth Mfinchen eingeffihrt hat, eigentlich
nicht die Rede. Es handelt sich dabei lediglich um die Anwendung
der Asepsis statt der Antisepsis des Verbandes. Die Wunde sdbst
wird höchstens mit 5®/o Kochsaklösung ausgespült, dagegen erfiUirt
ihre Umgebung, beziehentlich bei chirurgischen Eingriffen das Opera-
tionsfeld eine gründliche Beinigung durch Seife, Bürste und Alkohol.
Die Verbandstücke bestehen in Br uns' scher Watte und hydrophiler
Gaze und sind vor der Anwendung in einem dem Koch' sehen
Dampfkochtopf ähnlichen Apparat sterUisirt. Nach ihrer Abnahme
von der Wunde werden sie in fliessendem Wasser gereinigt, mit
Kalilauge und Seife gekocht, getroclmet und wieder sterilisirt, um
dann von Neuem in Gebrauch genommen zu werden.
Um das Verkleben der Verbandstücke mit der Wunde zu ver-
hindern, legt Verf., wie ehemids Lister, zwischen beide ein Stück-
chen Silk, ein Verfahren, welches man früher avdigab, weil dadurch
die Aufsaugung der Wundsekrete durch die hydrophilen Verband-
stücke vermindert wird.
Dass die Erfolge dieser Verbandmethode bei einfachen, nicht in-
fizirten Wunden sehr gut sind, ist leicht verständlich. Schwieriger
ist es, dem Verf. zu glauben, dass auch Eiterungen unter seiner
Behandlung, welche auf eine Desinfektion der Wunde gänzlich ver-
zichtet, günstiger verlaufen sollen, als bei der Anwendung von anti-
septischen Mitteln, lieber die Erfolge seines Verfahrens bei schwerer
Wunderkrankung (Phlegmone u, dgl.) spricht sich Verf. überhaupt
nicht aus.
MratikipfoBg, kfinsti. tnfektionskriuikheiteti, Entwkkelniigshtmaiwig «tc. g39
FOr die Privatprazis räth Seydel, bei dem alten bewährten
Verfahren der antiseptischen Wundbehandlung zu bleiben, da , Jeder-
mann weiss, wie schwer es hier unter Umständen ist, nur streng
antiaeptisch vorzugehend Kttbler (Oldenburg).
Fbelier, üeber Variola und Vaccine und Züchtung der
Variola-Vaccine-Lymphe. (Münch. med. Wochenschrift.
1890- No. 43.)
Die Möglichkeit, durch Verimpfung des Giftes der wahren
Menschenpocken bei Kühen die bekannten Euhpocken zu erzeugen,
aus denen dann animale Lymphe für die Präservativimpfungen an
Menschen zu gewinnen ist, wird auch in der gegenwärtigen Zeit
nidit Yon allen Seiten zugegeben und wurde erst kürzlich von Layet
in seinem Buche: „Trait6 pratique de la vaccination animale^' be-
stritten. Die positiven Ergebnisse, welche Ceely und Voigt mit
diesbezüglichen Versuchen erzielten, wurden damit erklärt, dass diese
Forscher auf den betreffenden Versuchsthieren gleichzeitig Vaccine
gezüchtet hätten.
Dem Verf. ist es nun gelungen, zwei Mal durch Verimpfung des
Sekrets von Menschenblattern bei Kälbern, welche weder vorher noch
g;leichzeitig mit Vaccine geimpft wurden und sich in sorgfältig des«
infizirten Ställen befanden, Kiüipocken zu erzengen und durch Weiter-
impfung von diesen auf andere Kälber schliesslich eine Vaccine zu
gewinnen, wdche sich für die Schutzpockenimpfung als vorzüglich
brauchbar erwies. Den günstigen Ausfall seiner Versuche führt er
gegenüber den negativen Resultaten Anderer darauf zurück, dass es
ihm gdang, das menschliche Pockengift zur Zeit seiner höchsten
Virulenz auf die Thiere zu übertragen. Er entnahm zur Erreichung
dieses Zweckes das Blattemsekret an mehreren Tagen hintereinander
¥on dem Augenblick an , wo die Pusteln sich bei den Kranken zu
bilden be^punnen, und mischte die verschiedenen Proben mit einander
in Glycerin durch Verreiben zwischen zwei Objektträgern. Mit der
anf solche Weise erhaltenen Lymphe impfte er die Kälber, worauf
es bei diesen zur Entwickelung der charakteristischen Blattern an
der Impfstelle kam, ohne dass sich Krankheitserscheinungen des
übrigen Körpers zeigten.
Hierdurch hat Verf. einerseits den Beweis erbracht, dass die
Menschenblattem und Kuhpocken eine auf gleicher Ursache beruhende
Krankheit sind, und andererseits ein Verfahren gezeigt, durch welches
eine häiülge Regeneration der Vaccine ermöglicht wird.
Kühler (Oldenburg).
Teuseher^ Beiträge zur Desinfektion mit Wasserdampf.
[Aus dem hygienischen Institut der Universität Jena.] (Zeitschrift
ifür Hygiene. Band IX. Heft 3.)
Teuscher fasst die Hauptergebnisse seiner Versuche in fol-
genden Punkten zusammen:
1. Stark überhitzter Dampf ist für die Desinfektionspraxis nicht
zu empfehlen. Dagegen ist eine geringe Ueberhitzung des Dampfes
einwandsfrei.
41?
340 Be1iutBiinpf\ingj kfinstf. lofektionskraokliaiteiii EntwickelangstiMniniiog ef«.
2. Apparate, in welche der Dampf von oben einströmt, sind in
ihrer Wirkunfi^ ungleich sicherer und schneller, als andere, wo dies
nicht* der Fall ist Man hat bei der Konstruktion von Desinfektions-
apparaten und beim Einbringen der Objekte in dieselben darauf zu
achten, dass Luft und Dampf ungehindert nach unten entweichen
können.
3. Durch Vorwärraung der Apparate wird die Desinfektion b€5-
schleunif;;t.
4. Die schnellste Desinfektionswirkung wird durch gespannten,
strömenden Dampf erzielt.
5. Desinfektionsobjekte, welche mit fettigen oder öligen Sab-
stanzen in Berührung gekommen sind, bedürfen einer längeren Des-
infektionszeit, als andere.
6. Um eine wirksame Desinfektion zu erzielen, ist nicht nur eine
möglichst vollkommene Austreibung der Luft aus den Objekten, son-
dern auch eine genügende Kondensation des Dampfes erforderlich.
7. Die Kondensatio^n des Wasserdampfes in den Desinfektions-
objekten schreitet in einer scharfen Linie von der Peripherie vorwärts.
8. Die zur Erzielung der Desinfektion erforderliche Temperatur
findet sich nur in der Zone, wo die Kondensation bereits stattge-
funden hat
9. Fast unvermittelt, nur wenipe Centimeter von der 100® hal-
tenden Zone entfernt, befinden sich — bei unvollständiger Desin*
fektion — Gebiete, welche 40 und mehr Grade unter dem Siedepunkt
liegen.
10. Zufälligkeiten, z. B. Falten im Gewebe, Herunterlaufen eines
Wassertropfens können Temperaturen erzeugen, welche weit höher
sind, als die der nächsten Umgebung.
11. Es ist noth wendig, den Wasserdampf längere Zeit auf gros-
sere Objekte einwirken zu lassen, wenn man der vollen Desinfdction
sicher sein will.
12. In reiner, nicht wasserhaltiger, verflüssigter Karbolsäure
hielten sich die angewendeten Milzbrandsporen bei Brüttemperatur
bis zu 4V, Tagen entwickelungsfähig.
13. Salzlösungen als Siedefiüssigkeit in Desinfektionsapparaten
sind für die Praxis vorläufig nicht zu empfehlen.
14. Die von einigen Forschem beobachteten Temperaturen über
100" C bei Anwendung von ungespanntem Dampfe lassen sich viel-
leicht aus der zufälligen Anwesenheit von Salzen in den Desinfektions-
objekten erklären. Dittrich (Prag).
Neisser, A., lieber die Mängel der zur Zeit üblichen Pro-
stituirtenuntersuchung. (Deutsche med. Wochenschr. 1890.)
In der Einleitung seines in der hygienischen Sektion des X. intemat.
med. Kongresses gehaltenen Vortrages erklärt sich Verf. für einen
entschiedenen Vertheidiger einer staatlich und gesetzlich ge-
regelten Beaufsichtigung der Prostitution, in der er mit Recht
die Hauptverbreiterin der venerischen Krankheiten sieht Für
die Kontrolluntersuchung hält er die Untersuchung der Genitalien
unter Zuhülfenahme des Speculums, der Analgegend, der Mund-
deliaUunpAiag, küns«!« Infektionskrankliaiteiii feotwickelaiigslieintKittog etc. g41
liAhle und des Halses, letzteren wegen des allerdings nicht gerade
häiitigeu Leukoderma syphiliticum, für unabweisslich. Eine Unter-
suchung des ganzen Körpers in unbekleidetem Zustande hält er
fOr nicht erforderlich« £r empfiehlt aber sehr warm, die polizeilich
Torgeschriebene KontroUuotersuchung zu einer Art poliklinischer
Sprechstunde auszugestalten, in denen die Prostituirten , die ja
zwangsweise erscheinen müsseu, gleichzeitig behandelt werden. Die
hygienischen Vortheile dieser Behandlung fallen in die AugeD. N. ist
dabei der Ansicht, dass die Behandlung der Prostituirten, auch im
Hospitale, gratis geschehen solle, einmal, weil manche Prostituirte
aus Furcht vor den Kosten die ärztliche Behandlung zu spät auf-
sucht, und zweitens, weil erfahrungsgemäss die Kurkosten von den
Prostituirten nur zu einem ganz verschwindenden Bruchtheile einzu-
treiben sind. In Breslau gingen z. B. von den im Jahre 1881/82
erwachsenen derartigen Kosten im Betrage von 18417 M. nur 430 M.,
also kaum 2,3 X thatsächlich ein, der Rest war uneinziehbar. Gegen
Bezahlung der Hospitalbehandlung führt N. noch an, einmal, dasd
bei freier Behandlung der Arzt den Hospitalaufenthalt der Kranken
ohne Härte genügend lange bemessen kann, und zweitens, dass bei
nicht freier Behandlung Härten in der Eintreibung der Beträge manche,
die dem Laster Valet gesagt haben würde, der Prostitution wieder
in die Arme trieben.
Für die Untersuchung auf Gonorrhöe hält N. die mikroskopische
Untersuchung des Urethral- und Gervicalsekretes auf Gonokokken
für onerlässlich, weil ohne eine solche die Mehrzahl der Gonorrhöen
bei den Puellis publids unentdeckt bleibe, da diese sich regel-
mässig vor der Untersuchung eine Scheidenausspülung machen. Be-
vor N. das Sekret mikroskopisch untersuchte, fand er bei den Kon-
trolluntersuchungen stets nur wenige Gonorrhöen. Zweimal, im
Jan. 88 und Febr. 89 machte er mit seinen Assistenten mikroskopische
Untersuchungen, indem er mit einem laugen, etwas abgestumpften
Volkmann' sehen Löffel das Urethral- und Cervicalsekret von der
Schleimhaut abkratzte und untersuchte. Im Jan. 88 fand sich unter
572 auf diese Weise Untersuchten bei 216 = 37,76 ^/o zweiffellos
oder höchst wahrscheinlich eine Gonorrhöe, im Februar 89, wo nur
das Urethralsekret untersucht wurde, ward trotzdem unter 679 Unter-
suchten bei 110 = 19 ^/o Gonorrhöe gefunden. Bemerkenswerth
war, dass von 188 bzw. löö im Arbeitshause intemirten Dirnen nur
8 bez. 3 sicher, 57 bzw. 13 wahrscheinlich Gonorrhöe hatten.
Freilich ist die mikroskopische Untersuchung zeitraubend und
auch kostspielig, aber absolut sicher, deswegen empfiehlt N. hierzu
die Assistenten der Hospitäler heranzuziehen. N. beobachtete mit
Einführung derartiger genauerer Untersuchungen in Breslau eine Zu-
nahme der Gonorrhöen und trotzdem eher eine Ab- als Zunahme der
sypüitischen Erkrankungen unter den Prostituirten. Als Ort der
KontroUuntersuchungen empfiehlt N. das Hospital, als geeignetste
Persönlichkeiten für dieselbe den Chefarzt der Syphilisabtheilung
imd dessen Assistenten. Schliesslich fasst N. seine Ansichten in
folgenden Sätzen zusammen:
„1) Die bisherige, in einfacher Inspektion, Speculumuntersuchung,
§4ä äctiatsimp^unf, känsÜ. Wektiontknuikiieiteii, fcntwibkeiimgiliintnUiig Mto.
Mondhöhlenbesiditigimg bestehende Untersuchung ist zu yotoII-
ständigen durch die mikroskopische, auf Gonokokk^ gerichtete Unter-
suchung des Urethral- und Cenricalsekrets.
,^) Die ärtztliche Thätigkeit in den Untersuchungsstunden, zu.
welcher sich die Prostituirten zwangsweise einzufinden haben, soll nicht
bloss eine einfach untersuchende sein, sondern zugleich eine ambulatorisch
behandelnde, und zwar gleichermaassen aus 1) hygienischen und
prophylaktischen Gesichtspunkten, 2) wie aus BQ(&icht auf die
finanzielle Belastung der die Kosten der Sanitätspolizei tragenden
Kommunen.^'
Die Ansicht des Verf.'s, dass die Kontrolle nicht genau genuer»
die Behandlung der Prostituirten selbst aber, die ja häufig wirklich
so sehr hOlfsbedfirftig sind, nicht human genug sein kann, verdient
jedenfalls die grösste Beachtung. Bei der wachsenden Kenntniss der
bakteriologischen Untersuchungsmethoden unter dem ärztlichen Nach-
wuchs ist an der Durchführbeit der N/schen Vorschläge auch an
Orten, wo keine Universität sich befindet, wohl nicht zu zweifehi.
M. Kirchner (Hannover).
Hosler, F.^ Die Behandlung der Empyeme. Sonder-Abdr.
aus Verhandl. d. Kongr. f. inn. Med. 1890. Wiesbaden (J. F.
Bergmann) 1890.
Bei der Behandlung der Empyeme ist neben den individuellen
und anderen Verhältnissen auch besonders die Aetiologie der Eite-
rung zu berücksichtigen. Befriedigende Ergebnisse wurden mit der
Aspiration bei serösen und fibrinösen Exsudaten erzielt In Fällen
eitriger Pleuritis sind die Besultate um so gtinstigere, je frOhzeLtiger
zum operativen Eingriff geschritten wird. In einem Falle von In-
fluenza mit linksseitiger Pneumonie, Pleoritis und Pericarditis hatte
Loeffler im Exsudate das massenhafte Vorkommen von Strq[»to*
kokken nachgewiesen, welche die Bösartigkeit der Krankheit bedingt
haben mochten.
Eine prophylaktische Therapie der Empyeme könne vielleicht
angestrebt und bei den Pleuritiden es versucht werden, den Ueber-
gang von seröser Pleuritis in eitrige durch Abhaltung der Eiterkokten
zu verhindern. Vorläufig kann man die Bakterien nur an den Ein-
gangspforten des Körpers aufsuchen und von da entfernen. In M.*8
Klinik werden daher die Kranken angehalten, des Morgens und Abends
Mund, Rachen und Nasenhöhle gründlich zu reinigen und zudesinfiziren.
Kräl (Prag).
Sansoni, L., Beobachtungen und Erfahrungen über die
pharmakologischen und therapeutischen Wirkungen
der Euphorine. (Therap. Monatssch. 1890. Si^t.)
Euphorine ist das Phenylureüian, welches entsteht durch Ein-
wirkung von chlorkohlensaurem Aethyläther auf Anilin. Kleine
Mengen werden vom Menschen und den höheren Thieren gut ver-
tragen. 5 g, vermittelst Schlundsonde in den Magen eines 1,8 kg
schweren Kaninchens eingeführt, tödteten es durch Kollaps in 5 Stunden.
Pas Mittel hatte ausgesprochen antithermische , antirhenmatischei
SeliiilsiiDplaBg, kiiB8ti. UektlontkraDkiietten, ^ntwIckelaiigitiMDkianl^ eic 64S
utalystisdie und antiseptische Wirkungen. Die letzteren wurden
gBprdft auf Grund der Beobachtung, dass in einer alkalischen Eupho-
xinelteiuig bei Gegenwart von Gewebsstflcken bei 37^ C Phenol
entsteht. In Pulyerform auf hartnäckige alte Geschwüre gestreut
und in chronischen Ophthalmieen soll es die Eiterung schnell be-
seitigt und die Heilung stärker beschleunigt haben, als irgend ein
anderes Mittel. Bakteriologische Untersuchungen wurden nicht gemacht.
Fmbrizirt wird das Präparat von Dr. N. F. y. H e y d e n in Radebeul
bei Dresden. M. Kirchner (Hannover).
J. et», lieber Ichthyol firnisse. (Monatshefte f. prakt.
Dermatologie. Bd. XU. 1891. No. 2.)
Verl yennisste für die ambulante Behandlung umschriebener
Haaüeiden, namentlich im Gesicht, eine Anwendungsform des Ich-
thyols, die sich aufpinseln lässt, leicht trocknet und in Wasser lös-
lich ist. Eine solche hat er zusammen mit Dr. Helmers in Form
der Firnisse gefunden. Er stellt sie dar durch Zuquellen von Stärke,
der er entweder etwas Albuminlösung oder Karbolsäure zusetzt.
Namentlich das letztere Heilmittel — Ichthyol %, Karbolsäure 2,5,
Stärke 50 und Wasser 22,5 — soll yorzflgliche antiseptische Wir-
kungen entfalten. M. Kirchner (Hannover).
Seitauum und SehSnaaer, Zur Ichthyolbehandlung yon
Frauenkrankheiten. (Wiener klin. Wochenschr. 1890. No. 38.)
Nach dem Vorgange Freund 's behandelten die Verff. eine
grössere Anzahl entzflndUcher* Leiden der weiblichen Sexualorgane
mit Ichthyolpräparaten — Tampons, Pinselungen, Suppositorien —
und erzielten in 34 ^/o der Fälle vollständige Heilung, in 39 Vo be-
deutende Besserung, in 15 Vo geringe Besserung, nur in 12 ^/o hatten
sie keinen Erfolg. Die hauptsächlich den Gynäkologen interessiren-
den Einzelheiten mögen im Originale nachgelesen werden.
M. Kirchner (Hannover).
Kubli, Anilinfarbstoffe bei Augenkrankheiten. (St.
Petersburg, median. Wochenschr. 1890. No. 39.)
Der B^cht über die Erfolge des Pyoktanins an 500 Augen-
kranken, welche vom Verf. in der Ambulanz des Kreuzerhöhungs-
stiftes barmherziger Schwestern zu St. Petersburg behandelt worden
sind, bestätigt die nicht gerade günstigen Ergebnisse der meisten
Nachprüftmgen, welchen jenes von S t i 1 1 i n g als vorzügliches Anti-
septikum gepriesene Mittel von den verschiedensten Aerzten unter-
zogen worden ist. VerL wandte das Pyoktanin bei den mannigfach-
sten Erkrankungen der Lider, der Bindehäute, der Hornhaut, der
R^enbogenhaut und der Thränrawege an und überzeugte sich, dass
das Mittel in leichten Fällen , weli£e unter Umständen auch ohne
Behandlung günstig verlaufen, jedenfalls nicht besser wirkte, als an-
dere P^parate, d^ es dagegen ernstere Fälle längst nicht so kräf-
tig beeinflusste, wie die gebräuchlichen Aetzmittel und Antiseptika.
B^ akuten Eiterungen des Auges angewandt, verursachte es aller-
düigs anscheinend eine Verringerung der Sekretion ^ diese wurd^
344 Scbutsimpfuiig, kilofttU Infektionakranktieiten, fintwickeiongsliemiDliiig dtc
jedoch, wie sich bald ergab, nur dadurch vorgetäuscht, dass
£iter etwas festere und zähere Konsistenz annahm, während
Verlauf der Krankheit weder eine Abkürzung noch überhaupt irgend-
welche Beeinträchtigung erfuhr.
Kubli's Beobachtungen haben um so grösseren Werth, als big
stets gleichzeitig durch andere Fälle, welche den zur Probe aos^e-
wählten möglichst ähnlich waren und theils gar nicht, theils nnit an-
deren Mitteln behandelt wurden, zu kontrolliren waren. In mehreren
Fällen eitriger Bindehautentzündung beider Augen behandelte der
Verf. das eine Auge mit Pyoktanin, das andere mit Höllenstein. Die
Besserung trat in dem auf letztere Weise behandelten Auge so viel
schneller ein, dass die Patienten stets nach kurzer Zeit baten, die
Pyoktaninbebandluug des anderen Auges gegen die Beizung mit
Höllenstein zu vertauschen. Kubier (Oldenburg)«
Nordtmeyer, H«, Ueber Wasserfiltration durch Filter
aus gebrannter Infusorienerde. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. X.
1891. p. 145.)
Das reine Blau des Grundwassers in den Kieseiguhrgruben bei
Unterlüss in der Lüneburger Haide im Gegensatz zu dem gelben
Moorwasser der nächsten Nachbarschaft hatte N. schon vor längeren
Jahren auf die hervorragende Bedeutung der dort abgelagerten Dia-
tomeenreste für Zwecke der Filtration aufinerksam gemacht Die
ausserordentlich geringe Grösse dieser Kieselpanzer selbst, sowie der
Umstand, dass keines dieser Skelette einen gleichmässig b^renzten
Körper bildet, sondern vielfach durchbrochen und zart gegU^ert ist,
liess es nicht zweifelhaft erscheinen, dass ein aus Kieseiguhr herge-
stellter fester Körper ausserordentlich zahlreiche und feine Poren
enthalten muss. Es gelang jedoch bisher nicht, aus dem spröden
Material feste, zur Filtration geeignete Körper herzustellen. Nach-
dem dies neuerdings geglückt war, hat N. mit aus Kieseiguhr her-
gestellten, einseitig geschlossenen Hohlcylindern Filtrationsversuche
ausgeführt. Die günstigen Resultate bewogen Herrn W. Berke-
feld in Celle, den Besitzer der oben genannten Kieseiguhrgruben,
Filterkörper aus besonders präparirtem Kieseiguhr zu brennen.
Die Cylinder werden in verschiedener Ausführung hergestellt,
erstens solche von dichtem, festem Gefüge mit einem spezifischen
Gewicht von 0,9, dann mehr lockere mit einem spezifischen Gewicht
von 0,72. Das spezifische Gewicht der festen Masse mit Ausschluss
der Poren beträgt unge&hr 2,1, so dass für die lockeren Filter ein
Porenvolumen von 65,7 ^/o resultirt.
Der Dünnschlifi zeigt, dass diese zahlreichen Poren meist ausser-
ordentlich fein, zum Theil aber auch von bedeutenderer Grösse sind,
so dass eine reichliche Durchlässigkeit erwartet werden kann. Die
Poren erscheinen immer umgrenzt von länglichen, stäbchenförmigen
Elementen, die sich vielfach durchkreuzen und eine Art von überaus
feinem Gewebe bilden, so dass andererseits auf eine Zurückhaltung
feinster Körper zu schliessen war.
Trotz des lockeren Gefüges ist der ganze Körper spröde, er
gibt beim Anklopfen einen hellen Klang und muss mit Vorsicht aus
Scbotsiinpfimg, kfinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelangshenimang etc. 64&
der Hand gelegt werden. Die Leitungsfähigkeit für Wärme ist sehr
geling, weshalb es rathsam ist, die Filterkörper nicht plötzlich zu
erhitzen. Schon die Wärme des Dampfbades gefährdet denselben,
wenn er trocken eingesetzt wird. Am bequemsten lässt er sich sie-
riÜBiren, indem man ihn mit kaltem Wasser ansetzt und '/^ Stunden
kochen lässt
Bei Versuchen, welche N. mit derartigen Filtern ausführte,
werden folgende Vorzüge konstatirt:
1) geben sie für längere Zeit ein zuverlässig keimfreies Filtrat ;
2) sind sie durch '/^-stündiges Kochen in Wasser sicher zu
storiliairen ;
3) die im Filtrate auftretenden Keime rühren von durchwach-
saiden Saprophyten her und lassen sich durch kräftiges Spülen auf
ein Minimum reduziren;
4) liefern sie eine Filtratmenge von durchschnittlich 2 Liter pro
Minute, eine quantitative Leistung, welche die der anderen keimfrei
filtrirenden Hausfilter bei weitem übertrifft;
5) sind sie durch mechanische Reinigung stets wieder auf die
durchschnittliche Leistung zu bringen, so dass sie selbst für sehr
trübes Wasser dauernd brauchbar sind.
Die Filter dürften somit den Anforderungen an ein Hausfilter
auf das Vollkommenste entsprechen, ausserdem aber auch in der
Industrie und bei wissenschaftlichen Arbeiten zweckentsprechende
Verwendung finden. Prausnitz (München).
Bftter, B«, Die Filtration bakterientrüber und eiweiss-
haltiger Flüssigkeiten d urch Kieselguhrfilte r. (Zeit-
schrift f. Hygiene. Bd. X. p. 163.)
B. untersuchte, ob sich die von Kordtmeyer angegebenen
Kieseiguhrfilter (s. das vorhergehende Referat) auch zur Filtration
stark bakterientrüber und besonders eiweisshaltiger Flüssigkeiten
eignen. Er verwandte zu seinen Versuchen sehr trübe, faule Bouillon,
Blutserum und Milch, und fand, dass sich die Filter zu Laboratoriums-
zwecken ganz vorzüglich verwenden lassen. Filtration von Kulturen in
flüssigem Nährsubstrat behufe Isolirung von Stofifwechselprodukten der
Bakterien lässt sich mittelst derselben in kürzester Zeit ohne Mühe
in jeder Quantität bewirken. Von ganz besonderem Vortheil sind die
Kieseiguhrfilter ferner für die Gewinnung steriler eiweisshaltiger Nähr-
snbstrate, welche sich bis dahin eigentlich nur auf dem umständlichen
Wege der häufig wiederholten Erhitzung auf eine Temperatur von
56---60^ zuverlässig keimfrei gewinnen Hessen. Mit einer Kiesel-
guhrkerze grösserer -Art lassen sich in einer Stunde mindestens 1000
ccm keimfreies Blutserum gewinnen. Prausnitz (München).
Mikrotherapie, die Behandlung der Erkrankungen
des Menschen mit Alkaloiden. Von einem älteren prakti-
schen Arzte. S"". 40 p. Hamburg 1889.
Wie eine Offenbarung aus alter Zeit, als Stahl und Hof mann
noch als einzige Docenten an der Universität die ganze Heilkunde
und ihre Hülfswissenschaften vortrugen, gemahnt das vorliegende, aus
546 ^^^ Litteratar.
einer Anzahl dunkler philosophischer Abstraktionen, kurz gefasster
Dogmen und einer Unzahl von Fragesätzen bestehende Schriftchen,
in dem ein alter Praktikus wie eine Art Yennächtniss alle seine
medizinischen Gedanken und Zweifel niedergelegt und die ganze all-
gemeine und spezielle Pathologie und Therapie in nuce abgehandelt
hat Die „physiologische^^ dann die „pathologische Basis^ der
„Mikrotherapie^S dann diese selbst, die mikro-therapeutischen Heil-
mittel, ihre Indikationen und Dosen, und schliesslich die Verhü-
tung der Krankheiten werden der Beihe nach besprochen. Auf
die Einzelnheiten kann hier nicht eingegangen werden. Verf., der
von den bösen Bakterien hat läuten hören, ohne recht zu wissen,
was es damit auf sich hat, glaubt dem Leser gelegentlich einige
boshafte Seitenblicke auf dieselben schuldig zu sein, ebenso aof
die „hygienischen Baumeister^S die „hygienischen Schulmeister^ und
die „hygienischen Cholerameister'' (sie!). Ref. glaubte das abstiiise
Werkchen wenigstens erwähnen zu sollen zum Heil und Frommen
Dei jenigen, die, durchdrungen von den Erfolgen der bakteriolo-
gischen Forschung, etwa wähnten, dass die Bedeutung derselben
bereits ins Volksbewusstsein eingedrungen wäre. Das ist nicht ein-
mal bei allen Aerzten der Fall. Fragte doch noch vor zwei Jahren
ein angesehener Berliner Arzt den Rä ganz im Vertrauen: „Sagen
Sie ehrlich, Herr Kollege, gibt es denn wirklich Bakterien?"
M. Kirchner (Hannover).
Neue Litteratur
xoMmmengeitellt von
Dr. Abthüb Wübzbübo,
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2 M.
Berlehtlgrung.
In No. 15 p. 607 des laufenden Bandes ist Zeile 6 von unten zu lesen: vielfach
S-formen bildend anstatt vielfach Sporen bildend.
652
Inhalt.
Inhalt.
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UnterfnchiuigniietliodeiL« Instmineiite eta
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tischen Hygiene, p. 686.
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und eiweisshaltiger Flüssigkeiten darch
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Züchtung der Variola-Vaccine-Lymphe,
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Mikrotherapie, die Behandlung der&krw-
kungen des Menschen mit Alkaloiden,
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Zeit fiblichen Prostituirtenuntersnchaog,
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Hordtmeyer, H., Ueber Wasserfiltratioii
durch Filter aus gebrannter InftsorisD-
erde, p. 644.
Reitmann und Boh&naner, Zur Ichthyolbe-
bandlung von Frauenkrankheiten, p- HS-
Banioni, L., Beobachtungen undEriahmn-
gen über die pharmakologischen und the-
rapeutischen Wirkungen der Eupborii«,
p. 642.
Seydel, Ueber Wundsterilisirung, p. 6»
Tenioher, Beitrftge zur Desinfeküon mit
Wasserdampf, p. 689.
Unna, J. O., Ueber Ichthyolfirnisse, p. 648-
Nene Idtterator, p. 646.
Fix>minannaehe Raclidruckerei (Hermann Pöble) In Jana.
Bakteriologie und Parasitenkunde.
In Yerbindung mit
Geb. Hofi'. Prof. Dr. Lenckart m Messor E Loefler
m L«fpsi( In (jreifiwald
heraosgegeben von
Dr. O. XTlxlisrorin in Cassel.
-♦4-
Verlag von Gustav Fischer In Jena.
ES. Band. -«- Jena, den 23. Mai 1891. -k»- No. 90«
Vrelf fttr den Band (S6 Viimmflni) 14 Xark.
J&hrlioh erscheinen swei Binde.
-^ Za beziehen durch alle Bachhandluogen nnd Postenstalten. |««-
Die RedcMion des „Centralblatts für Baktetiologie und Parcisiten'
kundef' richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige
Wunsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf"
säiae entweder auf das Manuskript schreiben zu wollen oder
dir^et an den Verleger f Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen
zu lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage , später
eingehende Wünsche berücksichtigen »u kdwnen*
Original -Mittheilungen.
üeber einen bittere Milch erzeugenden Micrococous.
Von
H. W. Conn.
Wesleyan üniversity, Ifiddletown, Ct, U. S. A.
In der Molkerd-Zeitung. 1890. No. 30 hat E rüg er die Bildung
von bitterer Milch dorch die Einwirkung von Proteus vulgaris
beschrieben und den bitteren Geschmack der Erzeugung von Butter-
säure beigelegt In No. 45 der Milchzeitung. 1890 hat Weig-
m an n -Kiel einen anderen Bacillus beschrieben, welcher bittere
Milch bildet, ohne Buttersäure hervorzubringen. Ein Mikroorganismus
neuer Art, welcher zur Entstehung von bitterer Milch beiträgt, wurde
kürzlich in meinem Laboratorium gefunden.
Im Monat November ist nur eine Probe von bitterem Rahm zu-
gekommen, aus welcher neun Bakterienarten isolirt wurden. Eine
CLBd. 42
654 Conn, Ueber einen bittere Milch ervengenden Micrococcus.
davon war die Ursache des bitteren Geschmackes. Sdne Kenn-
zeichen sind die folgenden:
Es ist ein Micrococcus von ziemlicher Grösae and, obschon
er manchmal Diplokokken bildet, so hat er in Gelatine dennoch keine
Neigung zur Kettenbildung. In Agar-Agarkulturen ist eine bemerk-
bare Neigung zu Ketten aus vier oder mehr Zellen. Er zeigt keine
Bewegung, ist ein aärobischer Organismus, wächst langsam unter
einem Glimmerplättchen und erzeugt da Gasblasen. Solche Blasen
werden nicht sichtbar, wo das Glimmerplättchen die Gelatine nicht
zudeckt, und dieselbe wird schnell flüssig. Auf der Gelatineplatte
bildet er kleine, runde Kolonieen, welche sich mit anfangendem
Flüssigwerden schnell in dünner, granulirter Masse über die Ober-
fläche ausbreiten. In der Gelatinestichkultur bildet sich zuerst eine
sehr seichte Vertiefung, die schnell die ganze Gelatine einschliesst.
Die Gelatine wird schnell verflüssigt und die entstehende Flüssigkeit
ist ausserordentlich schleimig. Auf Agar-Agar zeigt sich ein glänzend
weisses, gleichmässiges Wachsthum. Auf Kartoffeln bildet sich eine
Masse von mehr oder weniger abgesonderten, weiss glänzenden Massen.
In Fleichpeptonbouillon zeigt er ein üppiges Wachsthum und bildet auf
der Oberfläche eine dünne Haut; die Bouillon wird sehr scUeinilg.
In sterilisirter Mildi ist das Wachsthum schnell und die Milch wird
sehr bitter. Bei einer Temperatur von 35 ^ C gerinnt sie in einem
Tage und wird etwas sauer. Das Coagulum, welches sich bildet, ist
weich und fängt bald an, sich unter dem weiteren Einflüsse des Mi-
crococcus aufzulösen. Die auf diese Art zu Stande gekommene
Auflösung ist aber nie ganz vollständig. Die Flüssigkeit ist schleimig.
Dass diese Goagulation durch ein lösliches Enzym verursaclit
wird, zeigt folgender Versuch: Eine Kultur wurde in Bouillon ge-
macht und zwei Tage dem Wachsthum überlassen. Darauf worden
2 ccm dieser Kultur einer sterilisirten Milchprobe beigesetzt, welche
vorher genügend Chloroform erhalten hatte, um das Wachsthum von
Bakterien zu verhindern. Die Milch gerann, als sie erwärmt wurde,
in weniger als einer Stunde. Es ist mir leider nicht gelungen, das
Enzym zu isoliren.
Die merkwürdigste Eigenthümlichkeit dieses Organismus ist mn
Verschleimungseinfluss auf Gelatine und Bouillon. Solche Kulturen
werden nach einem Waehstbum von einigen Tagen beinahe uni^b-
lich schleimig. Die Zähigkeit des Schleimes ist so gross, dass die
Masse in 3 m lange Fäden ausgezogen werden kann, kaum stärker
als Seide und beinahe unsichtbar. Sonderbarerweise gehört dieser
Organismus nicht derjenigen Klasse an , welche schleimige Milch er-
zeugt. Nachdem die Milch geronnen, zersetzt sie sich und die Flüssig-
keit wird schleimig, aber die Milch ist durchaus nicht schleimig, ehe
sie gerinnt
Dieser Organismus wurde ursprünglich in dem Rahmen einer
Meierei gefunden, und nachstehender Versuch wurde angestellt, am
die Einwirkung auf Butter, welche saurer Rahm mit dem Organis-
mus hervorbringen würde, zu bestimmen. Eine Quantität Rahm wurde
in zwei Theile getheilt. Einer davon wurde eine halbe Stunde lang
auf 70 <" G erhitzt und dann abgekühlt Nach dem Erkalten warde
▼• I«*gerh«i]ii, Zur Kenntn. 4. Moschuspilzes, Fosarium aqaaeclactanm ei^. 565
fer mit eiBer Kultur des bitteren Organismus geimpft. Die andere
Hüfte wurde zur Eontrolle fibrig gelassen. Beide Tbeile wurden
dam bei warmer Temperatur der Säuerung überlassen und nachher
gebuttert Die Butter aus der Eontrolle war eine hübsche Qualität
TM Winterbutter. Die aus dem Proberahm erhaltene stand der anderen
bedeateod nach. Sie hatte einen hervorragenden ranzigen Geruch und
Geschmack und ein sehr schlechtes Aroma. Beim Eosten wurde ein
starkes, brennendes Gtefühl auf der Zunge hervorgerufen, welches wohl
dne halbe Stunde lang verspürt wurde. Eurz, die Butter war nicht
zQ gehraachen» was auch die Erfahrung lehrte, denn mit der Eon-
tvoDebotter verglichen, eignete sie sich schlecht zur Aufbewahrung.
Dieser Organismus, ungleich dem von W ei g mann studirten,
eneugt Buttersäure. Eine Eultur wurde in Milch gemacht und auf
dllige Tage im warmen Brütofen ihrem Wachsthume überlassen.
Die EaltQr ¥rurde dann filtrirt und das Filtrat mit etwas Phosphor-
slore destillirt Das Destillat war schwachsauer und hatte dnen
bemerkbaren Geruch. Es wurde dann mit Natronlauge neutralisirt
und zur Trockene verdampft Wdtere Behandlung mit Schwefelsäure
und Alkohol gaben einen hervorragenden Bananasfeigengeruch, wobei
^ Anwesenheit von Buttersäure angezeigt wird.
Man sieht hieraus, dass dieser Organismus der Milch einen bitteren
Qeachmaek verldht, Anlass zur Entstehung von Buttersäure gibt,
can IMiches Ferment erzeugt, wdches den Eäsestoff der Milch nieder-
sdilägt, das geronnene Easeln unter Bildung von äusserst zähem
Schleime digerirt und eine Reihe von Zersetzungsprodukten bildet,
welche nnvermddlich von schädlichem Einfluss auf Butter sein müssen,
wenB der Organismus in dem sauren Rahm vorkommt.
Middletown, Ct, 28. März 91.
Zur Kenntniss des Mosohiispilzes, Fusariam aquae-
dnctnnm Lagerheim (Selenosporium aqaaedao-
tnum Babenhorst et Eadlkofer, Fusisporium mo-
schatnm Eitasato).
Von
Prof. O. Ton Lagerheim
in
Quito.
Kit 6 Figima.
In dieser Zeitschrift Band V. No. 11. pag. 865. 8 März 1889
hat der bekannte japanische Bakteriologe Eitasato^) einige Mit-
theilungen Ober einen eigenthOmlichen, von ihm Fusisporiummo-
seh a tum genannten IHlz, ; welcher einen sehr deutlichen Moschus-
1) 8. KitfttstOy U«b«r den Mofchiupns. Mit 6 Flgnrin.
42*
356 Ton Lagerheim,
geruch verbreitet, gemacht Einige Monate sp&ter fl9. Juli) yer-
öffentlichte Heller^) 1. c. weitere Beobachtungen tLoer densdben
Organismus, welche jenä von Kitas ato vervoUständigten. Dieser
Pilz ist mir schon seit 1885 wohl bekannt, und machte ich damals
über denselben einige Studien, die ich hier kurz zu referiren mir
erlaube.
Zuerst bemerke ich, dass der von Kitas ato gegebene und von
Heller acceptirte Name Fusisporium moschatum zu ver-
werfen ist. Der Pilz ist nämlich mit Selenosporium aquae-
ductuum Babenhorst et Radlkofer, der naher von Eyfert
studirt worden ist'), identisch. Dass Kitasato dies übersehen
hat, ist um so mehr verzeihlich, als selbst Saccardo diesen Pilz
nicht kennt ; er fehlt nämlich im Sylloge Fungorum omnium hucusque
cognitorum. Vol. lY. Hyphomycetes (Padova 1886) vom genannten
Autor. Saccardo hat (1. c. p. 694) die Gattungen Seleno-
sporium und Fusisporium mit Fusarium vereinigt; demnach
ist der Pilz Fusarium aquaeductuum zu benennen.
Eyfert beobachtete den Pilz in Braunschweig, wo er an den
Mühlrädern und in den Turbinen in so grosser Menge vorkommt,
„dass er den Gang der Bäder erschwert und die Leitschaufeln der
Turbinen ver8topft^^ Er hat auch den eigenthümlichen Geruch des-
selben beobachtet und sagt 1. c. pag. 692 : „Er entwickelt dann dnen
sehr intensiven aromatischen Geruch, der aus den Turbinen so
stark in die Mühlen eindringt, dass cUe Müller Kopfschmerzen da-
von bekommen." Anhangsweise will ich erwähnen, dass noch ein
Fusarium als riechend angegeben wird, nämlich Fusarium
fr agrans Gronau, das auf Saliz-Aestchen in Frankreich vorkommt
(,,effusum, plumbeum, 1—2 cm latum, suaveolens^' Sacc. Syll. Hyphont
pag. 710).
Nach diesen Vorbemerkungen gehe ich zu meinen eigenen Be-
obachtungen über. Der Pilz wurde in folgender Weise angetroflFen:
Als ich im Herbst 1885 im Laboratorium des leider viel zu firüh ge-
storbenen Dr. S. Bayer die Nutzwässer Dpsalas durch das Platten-
verfahren untersuchte, zeigte sich auf drei Platten, welche Wasser-
leitungswasser vom zootomischen Institut enthielten, ein Pilz, der einen
auffallenden Moschusgeruch verbreitete. Ich nahm denselben sofort in
Beinkultur auf und kultivirte ihn in den gewöhnlichen Nähnnedien
(Fleischbrühe, Gelatine, Agar-Agar, Kartoffel), in welchen er s^ gut
gedieh.
Zunächst einige Worte über die geographische Verbreitung
des betreffenden Pilzes. Besonders reich war er im zootomischen
Institut zu Upsala entwickelt In dem Zinkrohr, durch welches das
Wasserleitungswasser, das zuerst ein Spülbecken von Zink zu passiren
hat, fliesst, bildete der Pilz grosse, grauweisse Schleimmassen, welche
an der Oefbung des Bohres ^Js lange Fetzen herunterhingen. An
der Wand, nahe der Oeffnung des Zinlarohrs, wo es ziemlich feucht
war, zeigte sich der Pilz als bleichrothe Kissen. Etwas weiter oben
1) Jnlins Heller, Zur Kenntnis» des Moschnspüses. Mit 8 Fignren.
8) B. Eyfert , Zar Sntwickelongsgeschiohte des Selenosporium «qiuedaotaiim Rbh.
and BdULfr. (Botan. Zeit. 1882. p»g. 891. Üb. VXII A.]
^ur Kenntniss des MoschqspilseSf Fasarinm aquaednctaam atc. g57
an der Wand, wo die Feuchtigkeit nicht so gross war, waren die
Fikkissen nicht so deutlich und hatten eine bräunliche Farbe. An
den fast trockenen Theilen der Wand bildete der Pilz einen leder-
irtigen, schwarzbraunen Ueberzug. Diesen makroskopischen Ver-
schiedenheiten entsprechen auch mikroskopische. Von Herrn Dr. G.
Hörn er erhielt ich den Pilz vom pathologischen Institut zu Upsala.
Auch hier kam er im Wasserleitungsrohr vor und war hier ziemlich
lästig, iNreil jedes Trinkglas, das in der Nähe der Wasserleitung sich
brfand^ von dem Pilz befallen wurde. Schliesslich beobachtete ich
den Pilz in Würzburg, wo ich mich kurze Zeit im Frühjahr 1887
aufhielte In einem der grösseren Caf^s (des Namens desselben kann
ich mich nicht mehr erinnern) stand im Saale eine Fontaine mit
Trinkwasser. Das Wasser tröpfelte auf ein Drahtgitter, und auf diesem
Gitter bildete der Pilz kleine bleiche Schleimmassen. Wahrscheinlich
ist der Pilz überhaupt nicht selten, wenn man ihn nur an geeigneten
Lokalitäten sucht
Ueber das Aussehen und den Gang der Kulturen brauche ich
Wort zu yerlieren, da meine diesbezüglichen Beobachtungen mit
jenen Ton Kitasato und Heller übereinstimmen. Ich will nur
bemerken, dass ich, als ich mich einen ganzen Vormittag mit dem
Stadium meiner zahlreichen Fusarium -Kulturen beschäftigt hatte,
Ton Unwohlsein (Erbrechen) befallen wurde; wahrscheinlich war
der starke Moschusgeruch Schuld daran. Im (Gegensatz zu den An-
gaben Kitasato 's und in üebereinstimmung mit jenen von Hel-
ler gelang es mir nicht, den Riechstoff mit Alkohol zu extrahiren.
In einem sdbr Jeuchten Nährboden kultivirt, bildet der Pilz
sahireiche Sporen. Dieselben *sind, wie bekannt, gewöhnlich sichel-
ftrmig mit zugespitzten Enden. (Fig. 1.)
de
Fig. 1.
Fig. 2.
Zuweilen sind sie mehr wurstförmig oder keulenförmig. Ihre
Grösse und die Anzahl der Septa ist sehr wechselnd. Ihre Mem-
bran ist sehr zart, farblos und glatt. Die Sporen keimen sehr leicht,
auch im destillirten Wasser. In Fig. 2 habe ich einige keimende
Sporen abgebildet; dieselben wurden am 10. Nov. 1885 in Wasser
ausgesäet und 24 Stunden nachher abgezeichnet.
Aus diesen Abbildungen ist ersichtlich, dass die Sporen fast
immer an den Enden auskeimen, entweder zuerst an einem Ende
658 ▼• Lagorheim, Zur Eeontn. d. MoaehiupUMS, FnMriaBi Minaedaetaiim etc.
oder, selteoer, gldk^lvzeitig an beidw Endon. 8p&ter treibt die
Spore auch an. anderen Stellen aus.
Wenn yiele Sporen nahe beiaammen keimen, kommt es sehr oft
vor, dass die Keimschl&uche mit einander Terwaehaeo. Fig. 8 ateUt
einen Fall von Verwachsung von 4 Sporen dar. Aehnliche Anasto-
mosen beobachtet man auch aiemlich oft am kraftig wachsenden
Mycel«
Fig. 3.
Fig. ö.
Pig. 4.
Wenn den Sporen nur destillirtes Wasser als Nahrung zor Ver-
fügung steht, so wird bei der Keimung oft nur ein sehr kleines
Mycel gebildet, welches Sekundftrsporen abschnOrt (Fig. 4). Diese
sekundären Sporen entstehen oft unmittelbar am Ende der keimenden
primären Spore (Fig. 4, b, c).
Findet aber die Spore genügende Nahrung, so wächst sie iuild
zu einem grossen Mycel an. Die Sporen entstehen entweder termi-
nal oder lateral Heller hat nur das Entstehen von latenüeo
Sporen beobachtet; er sagt sogar (1. c. p. 100): „Nur in der Kon-
tinuität, nie jedoch am Ende, d. h. an der Spitze eines Myoeüums,
werden die Sporen abgeschnürt.'^ Die terminale BilduDg von Sparen
ist aus Fig. 4a und 5 ersichtlich; an dem in Fig. 5 abgebildeten
Mycelfaden ist die terminal gebildete Spore schon abgefallen. Die
lateralen Sporen entstehen unmittelbar unterhalb ein^ Querwand
des Myceliums. Dieselben werden an sehr kurzen Seitenzweigen ge-
bildet, welche nach dem Abfallen der Sporen als kleine seitliche
Ausstülpungen erkenntlich sind (Fig. 6)«
Lo«w, Die chemisch«!! VerhXHiUBse des BalLterienlebens.
6&9
Mit dem Eintrocknen des NShrbodens verändert der Pilz sein
Aussehen. Die rothe Farbe geht in eine brännliche über. Ünter-
Midrt Hian dne soldie Kultur mit dem Mikroskop, so sieht man,
daaB das Myoelium keine Sporen mehr
abselmflrt und dass dasselbe eine
mAr oder weniger tondöse Form
angeDommen hat (Fig. 6). Die Fäden
and dicker geworden, an den Quer-
windeB deutlich eingeschnürt und
Httt kBTsen Zweigen versehen. Die
Zdlen dieses metamorphosirten My-
eeliiims haben ihre Membran verdickt
vnd in ihrem Inhalt sind zahlreiche
Oeltrßpfchen entstanden. Diese Zel-
len fallen leicht aus einander und
limktianiren lüs eine Art von Oem-
men. Sie sind schon von Kitasat o
(L c. p. 368. Fig. 4, 5) beobachtet
und grob abgebildet; er vergleicht sie mit „echten Arthrosporen".
In geeignete N&hriösung gebracht, keimen sie leicht zu neuen My-
edien aus.
Fusarium aquaeductuum dflrfte zum Entwickelungskreis
änes Ascomyceten gehören (Hypomyces?) gehören. Hierauf deutet
der Umstand, dass ich in der Pilzmasse an den fast trockenen
Stellen der Wand im zootomischen Institut zu Upsala zahlreiche An-
fänge von Peritbeden antraf. Die Hyphen verpflechten sich zu
einem Knäuel und werden mehr oder weniger bräunlich. Weiter
konnte ich die Perithedenbildung nicht verfolgen.
Quito, im März 1891.
Fig 6.
Die chemischen Verhältnisse des Bakterienlebens.
Von
Dr. 0» Loew,
PrivatdoMnUn fto der Universität Mfinchen.
I.
Unter allen Organismen sind bekanntlich die Bakterien durch
besondere Intensität chemischer Aktivität ausgezeichnet Reduk-
tionen und Oxydationen, Zersetzungen und Synthesen werden in
staimenswerthem Umfange ausgeführt Zahlreiche organische Mate-
rien werden unter Atomverschiebungen mit Leichtigkeit gespalten
und zu Komplexen von festerem chemischen Gefüge umgeändert
Und inmitten dieses Vemichtungskampfes gegen leicht zersetzbare
Moleküle bauen diese Organismen den denkbar labilsten organischen
Körper, das aktive Eiweiss auf und fabriziren sich daraus ihr lebendes
Protiq^ma mit einer ebenso staonenswerthen Schnelligkeit! Wo
— möchte man fragen — hört denn hier die ZerSpaltung auf und
660 Loaw,
fäDgt die synthetische Arbeit» der Aufbau der lebendigen Materie an?
Wo ist ,,der ruhende Pol in der Erscheinungen Flucht^'?
Um hierüber einigermaassen klare Vorstellungen zu gewinnen,
müssen wir die chemische Natur der ernährungsfUiigen Stofie in
Betracht ziehen, wir müssen nach den Ursachen forschen, welche
die darin versteckten potentiellen Kräfte in aktuelle verwandeln und
uns völlig darüber klar werden, dass der Eiweissstoff des
lebenden Protoplasmas weit verschieden von dem
des abgestorbenen ist. Diejenigen, welche sich dieser Einsicht
verschliessen, werden die Aktivit&t der Zellen nie begreifen können.
Dass man aber in manchen wissenschaftlichen Kreisen noch wenig
über diese Verhältnisse nachgedacht hat, geht aus einem in der Bo-
tanischen Zeitung von 1883 von einem angesehenen Botaniker pubU-
zirten Artikel hervor. Dort heisst es: „Ebenso liegt der Annahme
von Nencki und Sieber, dass eine Aktivirung des Sauerstoffs
durch oxydables Eiweiss hervorgerufen werde, eine ganz willkür-
liche Annahme zu Grunde, wonach Eiweiss in der lebenden
Zelle andere Eigenschaften besitzen müaste, als Ei-
weiss ausserhalb der Zelle. Eine derartige Annahme scheint
mir nach unseren bisherigen Kenntnissen für das Eiweiss ebenso un-
statthaft zu sein, wie für irgend eine andere Substanz der Zellen;
wird doch kein Physiologe daran denken, dem im lebenden Proto-
plasma enthaltenen Wasser andere chemische Eigenschaften bei-
zulegen, als dem gewöhnlichen Wasser/^
Diesem Einwand möchte ich mit einer Bitte an den Autor be-
gegnen, nämlich zunächst sich mit dem Begriff der Isomerie be-
kannt zu machen und sich dann die Fragen zu beantworten : 1) Bei
welchen Körpern ist Isomerie möglich und bei welchen nicht?
2) Wovon hängt die Zahl der Isomerieen eines Körpers ab ? 3) Was
ist eine labile organische Verbindung? 4) Wodurch können Atom-
umlagerungen in einer solchen herbeigeführt werden? Ist man nut
der Antwort hierauf vertraut, so wird man nicht mehr jenen
Vergleich des Eiweissstoflfes mit dem Wasser machen 1 Der Be-
wi&gungszustand im aktiven Eiweiss, welcher einerseits die Ur-
sach e der Athmungsthätigkeit ist, andererseits aber durch die bei
der Athmung freiwerdenden Kräfte so beschleunigt wird, dass jetzt
mancherlei physiologische Funktionen ausgeführt werden können —
dieser Bewegungszustand ^) wird durch den jeweiligen Baa des
Protoplasmas wie die Kraft in einer Maschine verwertbet und diese
Maschinerie ist bei den Spaltpilzen nach einer gewissen Bichtong
hin so vervollkommnet, dass die Kraft zu den so intensiven che-
mischen Leistungen verwendbar wird, die wir mit dem Namen
Oährungen belegen. Dass diese Kraft» einen leicht zersetzbaren
Körper leichter bewältigen, als einen schwer zersetzbaren, und jenem
besser die brauchbaren Atomgruppen fflv die Emährungsvorg&nge
entziehen können, dass also die chemische Konstitution etwas
mit der Ernährungsfähigkeit einer Substanz zu thun hat, ist
1) Siehe hierüber O. Loew, Chemisehe Bewegang (Biolog. CentnablAtt K*
No. 16^ und L o e w und B o Ic o r ny , Versache Über aktives Eiweiss. (n)id. XL M 1}
Di« ehemiBcheD VerhAltniMe des Baktorienlebens. Qß\
dlgentlich selbstverständlich; aber auch diese Folgerung stösst noch
iof Widerspruch, wie folgendes Gitat aus einem heute weitverbrei-
teteo und hocbangesehenen botanischen Werke zeigt : „Die chemische
Struktur eines Körpers kann schon deshalb nicht über dessen Nähr-
verth entscheiden, weil giftige oder antiseptisChe Eigenschaften die
EntwickeluDg hemmen können und deshalb Benzoesäure bei gewisser
Konzentration keine Pilzentwickelung aufkommen lässt, während die
nahe Terwandte Chinasäure nach Nägeli's ErfiJirungen ein vor-
tiefiUches Mährmaterial ist/'
Der Autor ist also der Meinung, dass auch die Giftwirkung
nichts mit der chemischen Konstitution zu thun habe — was
eben wieder irrthfimlich ist Benzodsäure und Chinasäure stehen
femer einander keineswegs so nahe, als der Autor augenscheinlich
fermuthet. Zwar kann Chinasäure durch Reduktion in Benzoesäure
Terwandelt werden, allein es findet dabei eine sehr bedeutende Ver-
änderang in der chemischen Konstitution statt; die Chinasäure be-
sitzt vier alkoholische Hydroxylgruppen im Molekül, die Benzoesäure
kdne einzige, jene hat keine doppelte Bindung, diese ihrer dreil
Zwar sind auch die physikalischen Eigenschaften beider Säuren weit
▼on einander verschieden; das ist doch erst in zweiter Linie zu be-
rücksichtigen^).
Betrachten wir die rationellen Formeln beider Säuren:
CH— COOK C— COOH
H^C^^CHOH HCi^ CH
HOHC
CH
.V .CHOH HC .
\/ \^
CH OH CH
Chinasäure Benzoesäure
so wird der grosse Nährwerth der Chinasäure gegenüber dem der
Benzoesäure*) sofort begreiflich; denn sie enthält viermal die für die
H
Eiweissbildung so günstige Gruppe C^
OH.
Giftwirkung ist ebenso wie Nährwerth ein relativer Begriff. Ein
indifferenter Körper kann durch Eintritt einer Atompruppe ein Nähr-
stoff, durch Eintritt einer weiteren Atomgruppe ein Gift werden.
Während eine gewisse Labilität, d. h. gewisser Grad der Leichtzer^
setzlichkeit die Ernährungsfähigkeit einer Substanz bedingt, kann eine
geringe Steigerung dieser Labilität einen Giftcharakter herbeiführen,
besonders wenn die locker gestellten Atome in jene Atomgruppirungen
eingreifen können, von denen die Lebensbewegung im Protoplasma
ausgeht Methan ist für Bakterien indifferent, Methylalkohol ein
1) Nftgeli bat ja bereits hervorgeboben, dass aacb der Grad der DiosmirfXhigkeit
und der LSslicbkeit einer SubstaDs in Betracbt kommt (Ber. d. kgl. bayr. Akad. d.
Wiss. 1879. 8. 895.)
8) Bei bedeutender Verdünnung kann, wie N&geli fand (1. c), Benzoesäure
aucb als Nfthrstoff Verwendung finden, wenn auch als ein sehr schlechter.
6g2 L 0 e W , Dm ebemisclie VerhUltDisi dds BaktarieiilefaenS«
Nährstoff, Formaldehyd ein Gift und dessen Yerbiodung mit saarem
schwefligsaurem Natron wieder ein Nährstoff^).
OH OH
Methan Methylalkokol \ \
OH SOsNa
Formaldehyd Formaldehyd — schwef-
(Hydrat) ligsaures Natron«
Tritt in einem Molekül Ammoniak an Stelle eines Wasserstoff-
atoms ein Hydroxyl ein, so entsteht dadurch ein heftiges Gift').
Dass auch die Menge der produzirten Pilzsabstanz mit der
chemischen Konstitution der Nährstoffe zusammenhängt, lässt sich
bei Vergleich der Schimmelemten in verschiedenen Nährlösangen
beobachten. So liefern z. B. Gerbstoff oder Weinsäure nur 10— J27o
ihres Gewichtes an Schimmelernte, Essigsäure oder Bernst«insäare
aber 14 — 20 <^/o, wenn der Stickstoff in Form von Ammoniaksalzeo
gegeben wird'). Je mehr Sauerstoffatome in einem Molekül eines
Nährstoffs vorhanden sind, desto geringer wird zwar ceteris paribus
die Pilzernte sein, aber davon hängt das Resultat nicht allein ab,
sondern auch von der Form, in welcher der Sauerstoff vorhanden
ist Es macht einen himmelweiten Unterschied, ob der Saaerstoff
O H
z. B. als Carboxylgruppe C<^ oder zweimal als Gruppe c{
OH OH
in einer Verbindung erhalten ist; in ersterer Form kann er sich bei
der Eiweisssynthese in der Regel wohl gar nicht betheiligen, die Spalt-
pilze trennen die Gruppe in Form von Kohlensäure ab. Das Aldol
bat dieselbe empirische Formel wie die Buttersäure C4H8O,; aber
es lässt sich sicher voraussagen, dass erstere Substanz ein weit gflo-
stigeres Substrat für die Pilzentwickelung liefern wird, als letztere,
weil die beiden Sauerstoffatome eine labilere Stellung einnebmeo:
0 0
CHj-CH0H-CH,--C^ ; CH3— CH,— CH,-C<;^
H ' OH
Aldol Buttersäure.
Wer die Sprache der chemischen Formeln versteht, wird ^akxi
erkennen, dass das Aldol sowohl leichter spaltbar als leichter oxydirbar,
als die Buttersäure ist, und es passt auch auf dieses Beispiel, wenn
Nägeli (1. c. S. 285) im Allgemeinen folgert: „Die lebende Zelle
wird unter übrigens gleichen Umständen diejenigen Substanzen am
leichtesten zur Ernährung benützen, für deren Assimilation sie die
geringste Kraft aufwenden muss, also diejenigen Substanzen, die von
1) Vergl. Loew, Botan. Centralbl. 1S90. Nov.
2) Vergl. auch Loew, Biol. Centralbl. X. S. 679.
S) Vergl. NÄgeli, Ber. der kgl. bayer. Akad. d. Wiss. 1879. S. 310.
ÖÄlirttiig. 663
terschiedeneo chemischen Mitteln am ehesten angegriffen und umge-
setzt werden."
Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass nicht immer diejenige
Sabstanz, welche die Pilzent Wickelung am besten fördert, auch den
höchsten Prozentsatz an produzirter Pilzsubstanz liefert Es ist der
Fall recht gut denkbar, dass eine Substanz, welche schwerer angreif-
bar ist, als eine andere und schwerer assimilirbar ist, doch schliess-
lich rdativ mehr Pilzmasse produzirt, wenn auch das Wachsthum
meit langsamer vor sich geht.
(Fort8«tsuDg folgt.)
Referate.
Hansen, Emil Chr., Recherches sur la Physiologie et la
morphologie des ferments alcooliques. VIII. Sur la
germination des spores chez les Saccharomyces.
Mit 9 Abbildungen im Texte. (Gomptes rendus des travaox du
laborat de Carlsberg. Vol. III. Livr. 1. Kopenhagen (Hagerup^s
Buchhandlung) 1891.
In der Einleitung ist eine Uebersicht gegeben über die wichtigste
Litteratur betreffend die Sporen bei den Saccharomyceten : Schwann
1839, J. de Seynes 1868, Reess 1870, Emil Chr. Hansen
1883—1890. — Ueber das Keimen der Sporen berichtet R e e s s , dass
es durch eine Knospenbildung geschieht, wie bei den vegetativen
Zellen. Bisher wurde nur diese Keimungsform beobachtet.
Der Ref. stellte seine Untersuchungen vornehmlich mit den drei
Arten: Saccharomyces cerevisiae I, Sacch. Ludwigii
und S a c c h. a n 0 m a 1 u s an ; die letzte von diesen wird hier zum ersten
Male beschrieben. Im Gegensatze zu seinen Vorgängern verfolgte
er alle Keimungsstadien bei ein und derselben Spore, indem er die
Untersuchung mittels einer feuchten Kammer auf dem Mikroskoptische
vornahm.
Bei Sacch. cerevisiael wird eine ausführliche Beschreibung
von den vom Ref. bereits im Botanischen Gentralblatt 1885 erwähnten
sogenannten Scheidewandbildungen gegeben. Während der ersten
Stadien des Keimens können die Sporen dergestalt anschwellen, dass
sie einen Druck auf einander ausüben. Hierdurch wird eine grössere
oder kleinere Menge Plasma wie Keile oder Platten zwischen den
Sporen zusammen gepresst, oder aber die Sporen selbst treten in
innige Berührung mit einander. Es kann dieses so weit gehen, dass
zwischen den in einer Mutterzelle eingeschlossenen Sporen eine voll-
ständige Zusammenwachsung stattfindet, wodurch sie zu einem einzigen,
mehrräumigen Sporenkörper werden. Von einem jeglichen Punkte
der Oberfläche der Sporen können Knospen sich entwickeln, zuweilen
während die Sporen noch von der Wand der Mutterzelle einge-
schlossen sind. In einigen FUlen wurde das interessante Verhältniss
wahrgenommen, dass die Wandbildung zwischen zwei eng mit einander
I
gg4 Gfthriuig. — VhytomyceB nltans.
verbundenen Sporen aufgelöst wurde ^ so dass der Inhalt dadiircli
vermischt wurde; die eine Spore scheint unter diesen Umstänclen
als Parasit der anderen gegenüber aufzutreten.
Die Keimung der Sporen bei Sacch. Ludwigii ist in hotiem
Grade merkwürdig; diese Art zeichnet sich nämlich vor allen aDderen
Saccharomyceten dadurch aus, dass die Hefezellen sich nicht dirdct von
den Sporen selbst, sondern von einem Promycelium entwickeln, dann
auch dadurch, dass die Neubildungen der jungen keimenden Sporen
zusammenschmelzen, derart, dass sehr eigenthümliche Fusionsbildan^en
zum Vorschein kommen; von diesen entwickeln sich dann Hefezellen.
Wenn alte Sporen keimen, so erfolgen gewöhnlich keine Fusionsbil-
dungen, sondern es entwickelt sich ein Mycelium mit deutlich hervor-
tretenden geraden Querwänden.
Bei dem Sacch. anomalus zeichnen die Sporen sich durch ihre
Form aus und sind in dieser Beziehung von jenen aller anderen
Saccharomyceten verschieden ; sie gleichen den Sporen beiEndomyces
d e c i p i e n s , sind aber kleiner als diese und entwickeln während des
Eeimens keine Keimschläuche, sondern Knospen, wie bei Sacch.
cerevisiae I.
Sacch. Ludwigii und Sacch. anomalus lassen sich in den
vonBeess in 1870 aufgestellten Rahmen für das Genus Sacchar-
0 m y c e s nicht vollständig einfügen. Auf dem gegenwärtigen Standpunkte
der Forschung wird es jedoch kaum richtig sein, neue Geschlechtsnameo
einzuführen. Die beiden genannten Arten werden deshalb vom BeL
vorläufig als Vertreter besonderer Gruppen von Saccharomyceten
aufgestellt.
Der Schluss der Abhandlung ist eine Kritik der misslungenen
Versuche, welche im Verlaufe der letzten dreissig Jahre gemacht
worden sind, um zu zeigen, dass die Saccharomyceten nicht selbständige
Arten sind, sondern lediglich Entwickelungsformen höher stehender
Pilze, und es wird darauf hingewiesen, dass die Verwirrung, welche
allmählich in die Litteratur auf diesem Gebiete gekommen ist, in
wesentlichem Maasse davon herrührt, dass man die echten Saccharo-
myceten (Hefezellen mit endogener Sporenbildung) von den zahlreichen
verschiedenen Sprosspilzen, welchen eine solche Sporenbildung fehlt,
nicht unterschied. In betreif dieser letzteren haben schon Unter-
suchungen von Bai 1(1857), Tulasne(1863), deBary(1866) und
Reess (1870) gezeigt, dass sie zu sehr verschiedenen Abtheilungen
des Systems gehören können. Die Sprosspilze bilden also keine
einzelne bestimmte systematische Abtheüung; es gibt aber unter
ihnen eine grössere Anzahl Arten, welche sich durch das erwähnte
Vermögen, in ihrem Inneren Sporen zu bilden, vor allen den übrigen
auszeichnen, und diese sporenbildenden Arten sind wenigstens bis
auf Weiteres als ein eigenes Genus, Sacch aromyces, aufzufassen.
Emil Chr. Hansen (Kopenhagen).
ElfvlngySur une action directrice qu' exercent certains
Corps sur les tubes sporangif^res de ,J^hycomyce8
nitens/' (Annales de Tlnstitut Pasteur. 1891. No. 2. S. 101.)
An den Fruchtträgern von Phycomyces nitens, weldie be-
Phycomjees niteni. — Ptomain«. Q65
kanntlich zu Stadien aber die Reizbarkeit des pflanzlichen Protoplasma,
über den Einflass des Lichtes und der Schwerkraft auf die Wachs-
Ümmsrichtung besonders geeignet sind, hat Verf. eine merkwürdige
Femewirkung gewisser Körper beobachtet
Befestigt man über einer kräftigen, durch Aussaat von Sporen
auf feuchtem Brod erhaltenen Kultur eine Eisenplatte in vertikaler
Richtnog, so dass dieselbe zwischen den langstieligen Fruchtträgern
hängt, 80 krümmen sich letztere, bei Aufbewahrung an einem dunklen
Orte bei 15-— 20^, innerhalb einiger Stunden von allen Seiten gegen
die Eiaenplatte hin, anstatt gerade aufwärts zu streben. Die An-
ziehang: äussert sich auf einige Centimeter. Bei Berührung mit der
Metallplatte zeigen die Fruchtträger unregelmässige Krümmungen.
Ebenso wirksam wie Gusseisen sind Schmiedeeisen und Stahl, gleich-
viel, ob die Oberfläche polirt oder rauh oder etwas rostig ist.
Von den übrigen Metallen wirken nur noch Zink und Alumi-
Dinrn, und auch diese weit schwächer. Unwirksam sind Platin,
Silber, Gold, Kupfer, Blei etc. Der Magnetismus spielt bei der Er-
scheinung keine Rolle, ebensowenig Licht- oder Wärmestrahlung oder
El^trizitftt Ausser dem Eisen zeigen die gleiche Wirksamkeit noch :
Siegellack, Golophonium, Papierkarton, Wachs, Seide, Wolle, Holz,
Schwefel etc. Unwirksam ist Glas; unwirksam ferner sind sonst
wirksame Körper, wenn sie befeuchtet sind. Zu den wirksamen Kör-
pern gehören endlich lebende Wurzeln, z. B. von Erbsen, Lupinen,
Ricinus, während die Fruchtträger von Phycomyces selbst eine
schwache aber deutliche gegenseitige Abstossung zeigen.
Buchner (München).
liUff, Arthur P., Report on the relation of the ptomains
or animal alkaloids to some of the infectious fevers.
(Recent Reports to the Scientific Grants Committee of the British
Me^cal Association. 1890.)
L. hat sich mit der Frage beschäftigt, ob im Harn infektiös
Erkrankter irgend welche Ptomaine oder Alkaloide vorhan-
den sind.
Zur Untersuchung diente Harn von Typhus- und Scharlach-
kranken und es wurde streng darauf gesehen , dass die betreffenden
Kranken weder zur Zeit, während der Harn gesammelt wurde, noch
zuvor irgend welche alkaloidhaltige oder antipyretische Arzneimittel
erhielten. Im Ganzen wurde der Urin zweier Typhus&Ue und eines
Scharlachfalles untersucht
Der im Zeiträume von vier Tagen gesammelte Harn des ersten
Patienten wurde einem eigens vom Verf. erdachten und näher be-
schriebenen Extraktionsprozess unterworfen, wobei eine geringe Quan-
tität eines krystallinischen Körpers resultirte, der alle Eigenschaften
und Reaktionen eines animalischen Alkaloids zeigte. In Hydro-
chlorat übergeführt, gab er folgende Reaktionen:
Phosphormolybdaens&are ein weisser Niederschlag,
Phosphor —
Merkur- und KAlioii^jodid dichter, gelber Niederschlag)
JodlSsnng brauner Niederschlag,
ggg tHomaine bei Typbas uud ^barladi. — feiternng.
Tannin gelbücb-braaner Niederschlag,
PilLrinsäure dichter, gelber Niederschlag,
Platinchlorid —
Goldchlorid dichter, gelber Niederschlag.
Die Prüfung des zweiteu Typhusharus führte zu keiuem posi-
tiven Ergebniss ; die des Scharlachbarns ergab abermals eine geringe
Menge eines krystallinischen, in Wasser löslichen, schwach alkaliacli
reagirenden Alkaloids, welches ins Hydrochlorat übergeführt, folgende
Reaktionen gab:
Phosphormolybdaenslure blasser, gelblich-wetsser Niederüchlag,
Phosphor weiaser Niederschlag,
Merkur- nod Kaliumjodid blasser, gelblich- weisser Niederschlag,
Jodlösong branner Niederschlag,
Tannin —
Pikrinsäure gelber Niederschlag,
Platinchlorid —
Goldchlorid geringer, gelber Niederschlag.
Sowohl dieses als auch das im Typhusharne gefundene Alkaloid
war bisher unbekannt, und Verf. verspricht noch eine genaue Analyse
derselben zu geben. Limbeck (Prag).
Büchner, H., Die BakterienproteKne und deren Be-
ziehung zur Entzündung und Eiterung. (Üentralbl. f.
Chirurgie. 1890. No. 50.)
Die Ptomai'ne und Toxine, und selbst die Toxalbumine sind vor-
wiegend nur Nervengifte; nur bei Kadaverin, Putrescin konnte neben*
bei eitererregende Wirkung nachgewiesen werden.
Die von B. untersuchten y^Zersetzungsstoffe'^ übten keine oder
höchstens eine geringe Anlockung auf Leukocyten aus. Derartige
bakterielle Locksubstanzen existiren aber, und zwar sind es die Be-
standtheile des Bakterienkörpers selbst, seines plasmatischen In-
halts, die sogenannten Bakterienproteine, welche Nencki bereits
1880 studirt hat. Bei subkutaner Injektion von einigen Milligramm
des Proteen von Bac. pyocyaneus rief B. eine bakterienfreie,
sozusagen chemische Entzündung hervor, klinisch alle Kennzeichen
der erysipelatösen Entzündung mit Einschluss der Lymphangoitis
besitzend.
Die Proteine kommen bei absterbenden oder krankhaft affizirten,
in Involution geratheneu Bakterienzellen zur Wirksamkeit, indem sie
von den Zellen ausgeschieden werden. (Als Beispiel führt B. die
eitererregende Wirkung der abgeschwächten oder sterilisirten Milz-
brandkulturen bei Nagern an.)
Bis jetzt konnten von B. die Proteine von 7 Bakterienarten dar-
gestellt und auf ihre pyogene Wirksamkeit an Thieren geprüft wer-
den. Sehr stark ist letztere beim Protein des TyphusbacUlus ; grosse
Mengen konnten bequem mit Friedländer'schem Pneumococ-
cus, vor Allem aber mit Bac. pyocyaneus dargestellt werden.
Zur Darstellung des Proteins wird die betreffende Bakterienart
auf festem Nährboden rein kultivirt, die abgestreifte Kultur mit
schwacher (0,1— 0,5 ^/o) Kalilauge digerirt und aus dem Filtrat durdi
Essig- oder Salzsäure das Protein gefällt. Dasselbe zeigt alle Be*
TnberealoM. 667
aktionen der Eiweisskörper und nähert sich am meisten den Pflan-
leDkaseTnen.
Die letztere Thatsache yeranlasste B., die Pflanzeukaselfoe , be-
sondess Gluteukaselu aus Weizenkleber, auf sein Verhalten gegen
L^ttkocyten zu prQfen; es ergab sich in der That eine stark an-
lockende and entzündungserregende Wirkung desselben (subkutan
beim Menschen). Krön ach er (München).
Atbbes, H., and Shurley, E. L«, An investigation into the
etiology and treatment of phthisis. (Philadelphia Med.
News. 1890. No. 26. p. 677.)
Verff. konnten bei Meerschweinchen die Entwickelung einer tu-
berculösen Allgemeiuinfektion durch Injektion abgeschwächter Tuberkel-
bacillenkulturen verhüten, ohne jedoch bei bereits erkrankten Thieren
eine Heilwirkung damit zu erzielen. Unter einer grossen Zahl che-
mischer Stoffe, mit welchen Versuche zu kurativen Zwecken ange-
stellt wurden, erwiesen sich Chlorgas, Jod und Ghlorgold-Ghlorna-
trium als besonders wirksam. Meerschweinchen und Affen, welche
subkutane Injektionen von wässeriger Jod- oder Jodkaliumlösung mit
Glycerin oder von Ghlorgold-Ghlornatriumlösung erhielten, zeigten
sich gegen Impftuberculose refraktär.
Seit September bis Dezember 1890 behandelten Verff. 25 Phthi-
siker mit Injektionen von Jod- oder Goldlösung in anfangs mini-
malen, dann successive ansteigenden Dosen. Fälle mit starkem Husten
und geringem Auswurf oder Fälle, bei welchen nach den Jodinjek-
tionen Anzeichen von Jodismus auftraten, erhielten die Goldlösung.
Bei Verkäsung und starkem Auswurf während der Jodbehandlung
wurden Ghlorgasinhalationen eine Woche hindurch gegeben und dann
erst wieder mit den Injektionen begonnen.
Von den derart behandelten Fällen konnten vier subakuten
Charakters als geheilt betrachtet werden und zwei andere sind so
weit gebessert, dass sie voraussichtlich in einer Woche aus der Be-
handlung entlassen werden können, während zwei Fälle allgemeiner
Tuberculose und vier Fälle sehr weit vorgeschrittener Lungentuber-
calose letal endeten. Kräl (Prag).
Csokor, J.9 Zur Aetiologie der Tuberculose. (Wiener
klinische Wochenschrift. 1890. No. 27—30.)
Gsokor gibt uns ein treffliches Bild über den gegenwärtigen
Stand unserer Kenntnisse über die Rindertuberculose. Bei der Be-
deutung, welche diesem Kapitel aus der Lehre von den Infektions-
krankheiten zukommt, sei die Lektüre des Originalartikels allen jenen,
für welche die Tuberculose der Thiere überhaupt Interesse und Be-
deutung hat, wärmstens empfohlen, zumal Gsokor selbst über eine
reiche eigene Erfahrung auf diesem Gebiete verfügt.
An dieser Stelle können nur einzelne Punkte aus dem lesens-
werthen Artikel Gsokor 's hervorgehoben werden.
Die Rindertuberculose ist in ätiologischnr Hinsicht vollständig
identisch mit der Tuberculose des Menschen. Die Tuberkelbacillen
wurden beim Rinde in allen Organen und Gewebssäften gefunden.
668 TnbercaloM.
Die Infektion erfolgt zuweilen schon im Mutterleibe. Die Tubercu-
lose kann beim Rinde aber auch extrauterin acquirirt werden, und
zwar vom Respirations- oder Yerdauungstraktus aus, durch die Milcb,
bei der Begattung. .
Am gefährlichsten ist für den Menschen die Milch tubercolöser
Kühe.
Die Mittel zur Bekämpfung der Infektionsgefahr fQr den tÜGn-
sehen theilt Verf. in 4 Gruppen, und zwar 1) Tilgungsmaassre^eln
gegen die Rindertuberculose, 2) Schutzmaassregeln gegen die A.ua-
breitung der Tuberculose unter dem Rindvieh, 8) Schutzmaassregeln
gegen die Uebertragung der Rindertuberculose auf den Menschen,
4) Selbstschutz. Dittrich (Prag).
Maflhcel, Ueber die Wirkung der reinen, sterilen Kul-
turen des Tuberkelbacillus. Vorläufige Mitthei-
lungen. (Centralblatt für allgemeine Pathologie und pathologische
Anatomie. 1890. No. 26.)
Verf. studirte die Wirkung des Tuberkelbacillus, nachdem dieser
sein vegetatives Vermögen eingebüsst hat.
Bei einigen Untersuchungen erhielt M. experimentell Marasmiis.
Sterilisirte Kulturen von Hühnertuberculose, die auf Eier im Brutofen
übertragen waren, fahrten Marasmus der Embryonen und Hühner her-
bei, die jedoch frei von Tuberculose starben. Andererseits starben
Hühner, die unter dem Einflüsse reiner, nicht sterilisirter Kultur^i
von Säugethiertuberculose geboren waren, an Marasmus und nicht
an Tuberculose.
In einer anderen Versuchsreihe zeigte es sich, dass die Mehr-
zahl der mit Hühnertuberculose geimpften Meerschweinchen längstens
binnen 8 Monaten an Marasmus zu Grunde ging; andererseits
starben einige Hühner, die mit Rindstuberculose und mit aktiven
Kulturen von Säugethiertuberculose geimpft wurden, an Marasmus
ohne Tuberculose.
Verf. wollte weiterhin untersuchen, ob für Tuberculose empfäng-
liche Thiere im Stande wären, den nicht mehr aktiven Badllns der
Tuberculose zu zerstören und auf die Prodiücte des zerstörten Ba-
cillus zu reagiren.
Die Untersuchungen wurden mittelst Sterilisation vorgenommen.
Bis zu 1 Jahr alte sterilisirte Kulturen sowie alte, nicht sterilisirte
Kulturen wurden auf Meerschweinchen übertragen.
Die Impfstelle reagirte gewöhnlich mit einem plastischen Pro-
dukte bis zur Bildung eines Abscesses. Zwei bis vier Wochen nach
der Impfung zeigten sich stark granulöse Bacillen, von denen einige
in Leukocyton eingeschlossen waren. Nach 2 Monaten wurden an
der Impfstelle nur schwer Bacillen angetrofien. Dagegen &nden sich
häufig abscessartige Höhlen vor, welche vor dem Tode der Thiere
zuweilen ausheilten. Nach dem Tode der Thiere wurden Kulturen
aus dem Blute und aus den Organen hergestellt und mikroskopische
Untersuchungen am frischen Material vorgenommen.
Die Untersuchungen ergaben, dass vom Tuberkelbacillus eine
toxische Substanz gebildet wird, die erst nach längerer Zeit wirkt,
Tnbwcnlose. QgQ
Temperatur von 70^ G mehrere Male 2 Stunden lang wider-
steht und der Austrocknung Widerstand leistet Diese toxische
Substanz wird nicht von den Thieren vernichtet. Dieselben gehen
an Marasmus zu Grunde. Milzstücke von Meerschweinchen, die an
H^hnertuberculose gestorben sind» blieben, zur Kultur gebracht, steril,
f&hrten jedoch, auf Meerschweinchen übertragen, den Tod derselben
an Marasmus herbei. Mittlere Dosen von sterilen Tuberkelbacillen-
knlturen riefen eine chronische Vergiftung des Thierorganismus her-
bei, die mit Marasmus und Zerstörung der rothen, in der Milz an-
gesammelten Blutkörperchen endigte. Di t trieb (Prag).
Bnum, Ton,Ueber den gegenwärtigen Stand derTuber-
cnlosen frage in ätiologischer und prophylaktischer
Beziehung. (Deutsche med. \Vochenschr. 1890. No. 38 — 40.)
Der Vortrag des langjährigen Badearztes zu Lippspringe wurde
noch vor dem Bekanntwerden der letzten grossen Koc haschen Ent-
deckungen im ärztlichen Verein zu Hannover gehalten und steht da-
her nodi nicht unter dem Eindruck der durch die neuesten Ver-
öffentlichungen bedingten Umwälzungen auf dem Gebiete der Tuber-
cidoeeifrage. Er enthält eine knappe Uebersicht der neueren
Forschungen über Aetiologie und Prophylaxe der Schwindsucht, be-
urtheüt von dem Standpunkt eines erfahrenen Praktikers.
Kach einer Schilderung der Geschichte der Lehre von der Ueber-
tragbarkeit der Schwindsucht werden die morphologischen und vitalen
Ei^eDschaften der Tuberkelbacillen kurz besprocheo, wobei es etwas
befremdet, dass der Vortragende ein Vorhandensein von Sporen in
den Tuberkelbacillen, entgegen der zur Zeit herrschenden Ansicht,
als erwiesen annimmt. Die hohe diagnostische Bedeutung des Ba-
eillennachweises wird an einigen Beispielen erläutert. Eins derselben
bezieht sich Bxd einen Fall, in welchem das beständige Fehlen der
Bacillen im Auswurf den Arzt auf die richtige Diagnose Syphilis
gef&hrt hatte, obwohl alle Symptome der Lungenschwindsucht aus-
gesprochen waren.
unter den verschiedenen Arten tuberculöser Infektion wird zu-
nächst die Uebertragung durch Fleisch- und Milchgenuss erwähnt.
Die Vermeidung der ersten Infektionsart erstrebt die Fleischschau
in den Schlachthäusern; die Milch sollte nach Brunn stets gekocht
und am besten in der Form einer Sammelmilch, welche durch
Mischung der Milch mehrerer Kühe gewonnen wird, genossen werden ;
denn nach Gebhard wird die Kontagiosität der Milch durch Ver-
dünnung stark vermindert, was ja bei dem verhältnissmässig seltenen
Znstandekommen der Infektion vom Magen und Darm aus nicht
Wunder nimmt.
Am häufigsten entsteht die Tuberculose durch Einathmung von
Bacillen, welche mit dem eingetrockneten und zerstäubten Auswurf
Schwindsüchtiger in die Luft gelangen. Freilich haften und wachsen
die Bacillen nur in einem Körper, der eine Disposition zur Krank-
heit besitzt, und dass solche Disposition ererbt werden kann, hält
Brunn, wohl mit Hecht, fest, entgegen der Co rn et 'sehen These,
dass die Erblichkeit, die sogenannte Anlage der Schwindsucht auf
£LBd. 43
^70 TnbercaloM. — deptiida« PtaMtnuMifi.
einer veralteten, yon der modernen Wissenschaft überholten An-
schauung beruht Für die Erblichkeit finden sich in der besonderen
Empfänglichkeit bestimmter Menschenracen und einzelner Thiergat-
tungen Analogieen, w&hrend andererseits viele Menschen eine grosse
Widerstandskraft gegen die Krankheit besitzen; denn nicht anders
sind die vielen Fälle zu erklären, in denen unter gleichen Infek-
tionsbedingungen einzelne Menschen erkranken, viele andere ver-
schont bleiben.
Diese Immunität beruht theils auf der gesunden Kraft des Kör-
pers im Allgemeinen, theils auf der Integrität der Schutzvorrichtun-
gen, welche den Athmungswegen durch gesunde Schleimhäute, buch-
tige Beschaffenheit der Nasengänge und vielfache Verästelung der
Luftröhre gegeben sind.
Debrigens hat nach Brunn's Anschauung auch der disponirte
oder bereits erkrankte Mensch in der Nähe eines reinlichen
Schwindsüchtigen keine Erkrankung oder Verschlimmerung einer
solchen durch Inhalation des Kontagiums zu fürchten. Sobald der
Auswurf eines Schwindsüchtigen sorgfältig gesammelt und durch
Auffangen in Flüssigkeiten vor dem Eintrocknen geschützt wird, so-
bald die Wäsche, die Betten und Kleider durch Wasserdampf, die
Wände des Krankenzimmers durch Abreiben mit Brot häufig desin-
fizirt werden, ist es unmöglich, dass die Bacillen in die Luft ge-
langen und von Anderen eingeathmet werden. Es ist daher, wie
auch schon G o r n e t hervorgehoben hat, die Gefahr der Ansteckung
in den Räumen einer sorgfältig geleiteten Schwindsüchtigen-Heilan-
stalt nicht so gross, wie in jedem Eisenbahnwagen oder Restaurati-
onslokal, wo man nicht wissen kann, ob sich Schwind^chtige darin
befinden oder befunden haben.
lieber die endgiltige Beseitigung des gesammelten Auswurfe
spricht sich Brunn nicht aus. Da er aber an einer Stelle des
Vortrages die Ansicht vertritt, dass die Bacillen, welche mit dem
Stuhlgang oder Urin in die Aborte gelangen, dort unter den Fäul-
nisskeimen rasch zu Grunde gehen sollen, so ist anzunehmen, dass
er auch die Speigläser und Spucknäpfe in die der Abwässerung die-
nenden Anlagen entleert wissen will. Demgegenüber ist jedoch zu
bemerken, dass nach den Untersuchungen von Fischer und Schill
die Tuberkelbacillen der Fäulniss 43 Tage lang Widerstand leisten
und daher wohl auch in Aborten, Abzugskanälen u. dgl lange Zeit
lebenskräftig und infektionsfähig bleiben dürften.
Kubier (Oldenburg).
Lnbarsch und Tsntsnl, Ein Fall von septischer Pneu-
monie beim Neugeborenen, verursacht durch den
Bacillus enteridis (Gaertner). (Virchow^s Archiv. Bd.
CXXIII. Heft 1.)
Die Sektion der Leiche ergab Pleuritis und Pneumonie des linken
Unterlappens, beiderseitige eiterige Bronchitis, Atelektase der rechten
Lunge, parenchymatöse Trübung der Nieren» Fettinfiltration und
Stauung der Leber, leichten Milztumor, Hamsäureinfarkte der Nieren,
Tetanus neonatorum. "^
6«pd0ch« Pnenmonie. -^ Malaria. 071
Mikroskopisch wurden in den Lungen, in der Milz, in der Leber,
in der Submucosa und Muscularis des Darmes sehr reichliche, in
den Nieren und zwar namentlich in den Kapillaren nur sehr spär-
liche Bacillen vorgefunden, welche in Kulturen den Gärtnerischen
Bacillen entsprachen und von Prof. Gärtner selbst der Art nach
als solche erkannt wurden.
Der vorli^ende Fall ist nach Ansicht der Verfif. als echte Septi- ^
k&nie aufeufassen.
Ver£f. sehen die Infektion seitens der Luftwege mit grösster
Wahrscheinlichkeit als die primäre an. Dittrich (Prag).
Brandt, Beitrag zur Malariafrage. (Dtsch. med. Wochenschr.
1890. No. 39.)
Bei einer Durchsicht der Litteratur über dasPlasmodiumMa-
lariae findet Verf. nur 2 VeröffentlichuDgen über positive Befunde,
welche bezüglich dieses Parasiten in Deutschland gemacht worden
Bind. Die eine derselben stammt aus dem städtischen Krankenhaus
Moabit und hat Plehn zum Verfasser, während die andere sich auf
Untersuchungen bezieht, welche Rosenbach und Bo sin in Breslau
anstellten (vgl. Referat in dieser Zeitschr. Bd. VIII. S. 557). Verf.
«rklArt sich diese Seltenheit positiver Untersuchungsergebnisse einer-
seits damit, dass schwere Malariaf&lle in Deutschland ungewöhnlich
sind, andererseits mit der Schwierigkeit des Erkennens der Parasiten
bei mangelhafter Uebung.
Letzterer Umstand sei auch die Ursache gewesen, dass es ihm
selbst trotz seines vorzüglichen Untersuchungsmaterials Anfangs nicht
gelingen wollte, die Plasmodien in dem von ihm geprüften Blut seiner
Kranken aus dem Seemannshospital zu Hamburg zu finden. Es kam
dazu, dass ein Theil der Seeleute, welche sich die Malaria in fernen
LftDdem zugezogen hatten, beseits auf der Reise mit so grossen
Dosen Chinin behandelt waren, dass die Krankheit bei ihrer Auf-
nahme ins Krankenhaus nicht mehr in voller Reinheit bestand. Den-
noch ist es dem Verf. gelungen, in 10 von 24 untersuchten Malaria-
fällen nicht nur die Parasiten zu finden, sondern auch ihren ganzen
Entwickelungsgang zu studiren und die von Golgi (Fortschritte der
Medizin. 1889. No. 3) aufgestellten Gesetze über die Wachsthums-
▼orgäDge der Plasmodien zu bestätigen. Wie nämUch G o 1 g i angab,
dass die Entwickelung der Parasiten 4 Tage dauert, dass mit er-
reichter Reife derselben der Fieberanfall auftritt (Typus quartanus),
und dass bei vorhandenem Typus cotidianus und tertianus
^ne Mischinfektion mit verschi^enen Generationen vorliegt, so fand
Brandt, welcher seine Blutproben in Abstftnden von 4—6 Stunden
entnahm und untersuchte, dass mit der Vollendung des Wachsthums
der Plasmodien jedesmal am 4. Tage eine gänzliche Vernichtung der
sie beherbergenden rothen Blutkörperchen erfolgt, dass nun gleichzeitig
eine Theilung der Parasiten stattfindet, und dass die Zerfallsprodukte
neue junge Formen darstellen, welche ihrerseits in andere Blut-
körperchen eindringen und denselben Entwickelungsgang wie ihre
Mutterzellen beginnen. Verf. beobachtete den letzten Vorgang an
43r
072 ZerMtKODf Ton Harnstoff nnd Ojitiflfl.
den lebhaften Bewegungen der Parasiten der neaen Generation,
welche in dem untersuchten Blute bis über 6 Stunden unter dem Mi-
kroskop zu sehen waren, ohne dass besondere Vorkehrungen getroffen
wurden, die Plasmodien am Leben zu erhalten.
In einem Fall hatte der Plasmodienbefund auch praktische Be-
deutung, da er die wahre Natur eines Fiebers, welches vorher auf
.einen Drüsenabscess bezogen worden war, verrieth.
Verf. bemerkt schliesslich, dass es ihm niemals gelungen sei,
die Parasiten in dem Blute von nicht malariakranken Menadien zu
finden. Kubier (Oldenburg).
LundstrOm, C, Die Zersetzung von Harnstoff durch Mi-
kroben und deren Beziehungen zur Gystitis. (Fest-
schrift des pathologisch-anatomischen Institutes zum Andenk^i an
das 26Qiährige Bestehen der finnlftndischen Universität zu Helsing-
fors. 1890.)
L. benutzte zu seinen Untersuchungen zwei Arten von Harn-
stoff zersetzenden Mikroben, den Staphylococcus nreae can-
didus und Staphylococcus ureae liquefaciens nnd dne
Art der den Harnstoff nicht zersetzenden, den Streptococcus
pyogenes.
Die Staphylokokken waren aus cystitischem , alkalisch reagiren-
dem, der Streptococcus aus sauerem und stark eiterhaltifcem
Harn dargestellt worden. Alle drei erwiesen sich als fakultative
Aärobien. Durch Staphylo c. ureae liqu. wurde die Gelatine
verflossigt, durch Staphyloc. ureae cand. und Streptoc. p.
nicht. In Bezug auf die harnstoffzersetzende Wirkung, welche an
sterilisirtem menschlichen Harn bei 37 ^ C geprüft wurde, zdgten
die beiden Staphylokokken dasselbe Verhalten. Die quantitative Be-
stimmung des aus der Zersetzung resultirenden Ammoniumkarbonats
ergab, dass diese nur in den ersten vier bis fünf Tagen gldch-
mässig zunahm, woraus L. den Schluss zieht, dass sie während dieser
Zeit direkt von der Wirksamkeit der Kokken abhängt, eine An-
nahme, welche auch die angestellten Kulturversuche bekräftigten,
indem sich in einem Tropfen des hierzu verwendeten Harns eine
überaus grosse Menge lebensfähiger Mikroben vorfand, wdd^e in den
folgenden Tagen schnell an Zahl und Wirksamkeit abnahm.
Unter die Kaninchenhaut gebracht, erzeugten die Streptokokken
Infiltration und Eiterung — im Eiter fanden sie sich dann reichlich
— die Staphylokokken nicht; der Harnblase von Kaninchen einv^-
leibt, riefen die Streptokokken Reizung und Eiterung in der Blase,
aber keine ammoniakalische Zersetzung des Harns hervor, welch
letztere nebst Blasenreizung nur die Staphylokokken bewirkten, wobei
auch jene in den Eiterflocken, wie diese im ammoniakalischen Harn
nachgewiesen werden konnten.
Mit Rücksicht auf diese Ergebnisse ist der Verf. geneigt, anzu-
nehmen, dass die Gystitis, welche er bei jenen Patienten, aus deren
Harn er die erwähnten Pilze gezüchtet hatte, beobachtete, durch
diese verursacht worden war. Limb eck (Prag).
Achorioa. g73
ftvisquet^ 0. P«, J^tude morphologique d'une forme
d'Achorion: L'Achorion Arloini, Champignon du
fayus de la souris. (Annales de Micrographie. Tome III.
1890. No. 13.)
Im Juli 1889 machten D^sir de Fortunet, chef de clinique k
rhöpital de l'Antiquaille k Lyon, und M. Gourmont der Soci^t6 des
Sciences m^dicales de Lyon Mittheilungen über einen neuen, bei einem
begrenzten Hautausschlag der Hand geifundenen Parasiten, welcher sich
durch seine morphologischen und biologischen Eigenschaften dem Ac h o -
rion Schönleini, durch sein klinisches Verhalten dem Tricho-
phyton tonsurans näherte. Der Verf. hat es sich nun zur
Aufgabe gestellt, diesen Pilz eingehender zu studiren und mit
Achorion Schönleini und Trichophyton tonsurans einer
vergleichenden Untersuchung zu unterwerfen, deren Ergebnisse er in
Yier Abschnitten abhandelt.
L Vegetatiyes System. Flüssige Nährböden. In
Kalbsbouillon zeigten sich am 2. Tage am Grunde der Flüssigkeit
kleine, isolirte, schwimmende Körper mit dichterem Gentrum und
flockigen, aber runde Konturen bildenden Rändern, welche aus
Haufen von langen Fäden mit mehr oder weniger runden, zerstreuten
Körpern vermischt bestanden. Später vermehrten sich die rundlichen
Körperchen und gegen den 8. Tag stiegen die Flocken vom Grunde
auf und bildeten an der Oberfläche kleine Inselcben, während sich
in den unteren Theilen eine karminrothe Färbung einstellte. Die
am Grunde der Flüssigkeit verbliebenen Pilzkolonieen scheinen sich
wiüirend dieser Zeit nur wenig zu verändern, später zerfallen sie
allmählich und sammeln sich in Form eines gelblichen, pulverförmigen
Absatzes am Boden an. Dieser Bodensatz besteht aus kürzeren,
übrigens sehr verschiedenartig gestalteten Zellen, welche der Verf.
als „articles globulo-filamenteux^^ bezeichnet und von denen er an-
nimmt, dass sie durchaus vegetativer Natur seien, aber den ver-
schiedenartigen, von den Autoren beschriebenen Formen der Sporen
▼on Achorion Schönleini entsprächen. Diese letzteren Formen
sieht der Verf. als eine Bildung an, welche der Pilz hervorbringt,
um sich unter ungünstigen äusseren Bedingungen zu erhalten, zu-
gleich aber auch als Erscheinungen der Degeneration und des Alters.
Aehnlich verhält sich der Pilz in einem von V e r u j s k i angegebenen
fl^üssigen Nährmedium und in Dekokten von Karotten und Runkel-
rüben, in welch' letzteren er eine schnellere Entwicklung zeigt.
Feste Nährböden. Es wurden sehr verschiedene pflanzliche
Substanzen als Nährböden benutzt, besonders Kartoffeln, Rüben etc.
Sie wurden sämmtlich bei 31 ^ gehalten, weil sich gezeigt hatte,
dass diese Temperatur für die Entwicklung des Pilzes die günstig-
ste ist. Auf Kartoffeln bemerkt man am 2. Tage kleine, getrennte,
rein weisse Kolonieen, welche das Bestreben zeigen, sich an ihren
Bändern zu vereinigen. Später überzieht sich die Kartoffel mit einer
unregelmässigen, aufgeworfenen, an den Rändern weissen und schwach
flaumigen, in der Mitte pulverigen und gelblichen Masse. Zugleich
nimmt die Kartoffel eine schwärzliche Färbung an. Noch später
ynrd der ganze Ueberzug pulverförmig und gelblich.
6^4 Aelioriofi.
Auf allen diesen Substraten fanden sich die gleichen Entwick-
lungsformen, rundliche oder eiförmige als Sporen („s per es a^ri-
ennes'') gedeutete Körper, gemischt mit fadenförmigen, septirten
und wenig langen, freien, röhrenförmigen Elementen. Die Länge der
letzteren betrug das Vierfache der Sporen. Das Aussehen derselben
war demjenigen gleich, welches durch Nahrungsmangel entsteht, und
erweckte anfangs die Vermuthung, dass es sich um die articles
globulo - filamenteax handle, aber fortgesetzte Beobachtung zeigte,
dass es in der That Sterigmen sind, welche nach dem Abwerfen der
Sporen abfallen und in einen Ruhezustand übergehen. Ausser diesen
findet man auch noch die in den flüssigen Nährmedien beobachteten
Formen. Auf Peptongelatine und Glycerinagar ist die Entwickelang
eine sehr langsame.
U. Formen der asexuellen Fortpflanzung. Der
Verf. unterscheidet vier Arten yerschiedener Fortpflanzungsorgane :
1. Spores myc^liennes. Sie bilden sich nur in flüssigen Nähr-
medien und bei untergetaucht wachsenden Kolonieen am Ende der
längeren Fäden als sehr regelmässige, rundliche oder eiförmige Kör-
per, indem sich die Spitze des Fadens, welche anfangs hyalin ist,
mit körnigen Inhaltsstoffen füllt, vergrössert, eine rundliche Gestalt
annimmt und sich durch eine Scheidewand vom Faden abgliedert. —
2. Appareils conidiens en massue. Sie bilden sich am Ende
▼on ziemlich dicken Fäden und stellen ein- oder mehrfach septirte
Sporen dar. Sie entstehen ebenfalls nur in flüssigen Nähnnedien,
aber an der Oberfläche oder dicht unter derselben. Unter gewissen
Bedingungen, besonders in alten Kulturen, stellt sich eine dritte
Form der Fortpflanzungszellen ein, die aber nach des Verfassers
eigener Darstellung mehr Degenerationsprodukte der zweiten Form
zu sein scheinen, nämlich die 3. Appareils conidiens a forme
levure, Zellen, welche in sprosspilzartigen Verbänden auftreten.—
4 Spores a^riennes. Hiervon werden wieder zwei Formen no-
terschieden. Die in flüssigen Nährmedien entstehenden, welche am
Ende von über die Oberfläche sich erhebenden Fäden gebildet
werden, sind ohne sichtbare Membran, eiförmig, und erreichen nicht
den fünften Theil der Grösse der auf festem Nährboden entstandenen.
Die eigentlichen, alsSporesa6riennes bezeichneten Fortpflanznogs-
organe bilden sich nur auf festem, pflanzlichen Nährboden, es sind
rundliche oder eiförmige, öfters an einem Pol abgeplattete Zelieo
mit dicker Hülle. Diese Sporen stehen an Sterigmen, welche wiederam
an Basidien stehen, der Zusammenhang zwischen diesen wurde mehr-
fach beobachtet.
III. Resultate der Impfungen. Bei einer Maus brachte
die Impfung favusartige Erscheinungen hervor. Das Thier starb am
10. Tage, doch unter Umständen, die das Experiment von zweifel-
haftem Werthe erscheinen lassen. Die Impfung eines Kalbes führte
zu keinem Resultat. Bei Kaninchen fand sich eine schuppige Bildung
an der Impfstelle, die rasch von selbst heilte. Zwei Impfongeo aof
Menschen führten zu schuppigen, ebenfalls rasch heilenden Bildnogeo.
IV. Bestimmung und systematische Stellung. Nach
einer langen und eingehenden Vergleichung mit den beiden ähnliches
£chlnooöccii8 tttnitilocalaris t)elm Rinde. -^ RnnkelHibeDfilaie. ^^5
bdcanoteD Parasiten Trichophyton tonsurans und Achorion
Schonleini kommt der Verf. zu dem Schluss, dass der von ihm
untersuchte Pilz vom Achorion Schonleini verschieden ist; er
glaubt jedoch nicht, dass es sich um zwei verschiedene Arten handle,
aoodem hält seinen Achorion Arloini und den Achorion
Schonleini fQr zwei Formen, ja yielleichtnur für zwei alternirende
Generationen (?) ein und derselben Art, von denen der erstere den
Favus der Mäuse erzeugt Migala (Karlsruhe).
ttaillebean, Ein Fall von Echinococcus multilocularis
beim Rinde. (Schweizer Archiv f. Thierheilkunde. Bd. XXXII.
No. 4.)
Die Publikation Guillebeau'sist deshalb besonders bemerkens-
werth, weil in derselben das Ergebnis einer genaueren histologischen
Untersuchung des Echinococcus multilocularis beim Rinde
^edergegeben wird. 6. stellte fest, dass in seinem Falle — es handelte
sich um einen Echinococcus multilocularis in der Leber — die
Echinococcus bläschen regelmässig von einer Schicht Riesenzellen
oder seltener von grossen Spindelzellen umgeben waren. Die Spindel-
sellen waren stets radiär zu den Bläschen gestellt. Die unregel-
mässig kubischen Riesenzellen besassen einen Durchmesser von SO —
€0 /i; sie enthielten in der Peripherie zahh-eiche Kerne von 10 fi
LäDge, welche im Gentrum und an der BerührungssteUe mit den
Echinococcus bläschen fehlten. Auf diese innerste Schicht Riesen-
und Spindelzellen folgte nach aussen eine gewöhnlich 80 fx breite
La^e von zuerst grösseren, dann kleineren Rundzellen. Mehrere
solcher Konglomerate wurden von den Maschen des bindegewebigen
Grerflstes des Echinococcus multilocularis umschlossen. In
den älteren Theilen der Geschwulst zeigte sich die Riesen- und Rund-
zellenumhüllung der E c h i n o c o c c u s bläschen nekrotisch zerfallen,
so dass die Bläschen unmittelbar nebeneinander lagen.
Aus diesem Befunde, schliesst 6., ergiebt sich die grösste histo-
logische Verwandtschaft des mul tiloculären Echinococcus
des Rindes mit den infektiösen Granulationsgeschwülsten. Morin
hatte in seinem Falle von Echinococcus multilocularis in
der Lunge beim Menschen bereits sehr grosse Riesenzellen festge-
stellt. O. vermisste dieselben in dem multiloculären Leber-
echinococcus des Menschen. Die Entstehung der Riesenzellen
um den Echinococcus multilocularis erklärte, als das Er-
gebniss gewisser Spannungsverhältnisse zwischen dem sich ver-
grössemden Parasiten und dem befallenen Gewebe.
Ostertag (Berlin).
PrUllenx, M., La pourriture du coeur de la Betterave.
(C!omptes rendus de l'Acad^mie des sciences de Paris. Tome
CXI 1890. p. 614 flf.)
Verf. beobachtete im laufenden Jahre bei Mondoubleau eine
Krankheit der Runkelrübe, welche grossen Schaden anrichtete. Sie
schien ihm identisch mit der in Deutschland schon lange bekannten
und dem Sporidesmium putrefaciens Fckl. zugeschriebenen
676 Herzfäule der RnnkehrOben. — Rost der BroiDb««reii.
,,Herzfäule der Runkelrüben,'' sogenannt, weil das ai^enfälligste
Merkmal darin besteht, dass das Blattherz abstirbt, vertrocknet und
schwarz wird. Ehe diese letztere Erscheinung eintrat, machte sich
aber ganz konstant eine andere bemerklich. Die grossen, gutent-
wickelten Blätter neigten sich zur Erde, gleich als wären sie welk
geworden, erhoben sich aber in der Nacht nicht wieder, sondern yer-
gilbten, wenigstens theilweise, um schliesslich mehr oder weniger voll-
ständig zu verdorren. An den Stielen solcher Blätter sah P. aus-
nahmslos grosse, weissliche, braunumrandete Flecke, die unter der
Oberhaut eine mehr oder weniger tief gehende Zerstörung des Ge-
webes wahrnehmen Hessen. Von hier aus pflanzte sich das Debel
bis ins Herz der Rübe hinein fort, wo die juugen Gewebe ergriffen und
die neu entstehenden Blätter getödtet wurden. Darnach erst trat
Schwärzung und Vertrocknung der kleinen Herzblatter dn, welche
sich verbogen und mit einem dunkel olivenfarbigen sammetartigen
Ueberzug bedeckten. Die grossen weissen Flecke wurden von änm
Pilz hervorgerufen, dessen Mycelfäden in dem abgestorbenen, braunen
Gewebe und von da bis ins Herz der Runkelrübe hinein leicht nach-
zuweisen waren. Derselbe fruktifizirte reichlich, indem er Py knidea
erzeugte, die dem blossen Auge wie schwarze Punkte erschieoeo,
mit denen der weisse Fleck über und über besät war. Er gehört
zur Gattung Phyllosticta. Diese Phyllosticta, für die der
Speziesname tabifica vorgeschlagen wird, ist also die eigeoüiche
Ursache der Herzfäule, das Sporidesmium dagegen bloss fäulnissb^
wohner, der sich auf den abgetödteten jungen Blättern mederlBsat
Eine Anzahl Pflanzen wurden durch den Pilz völlig getödtet, andere
schlugen aus den Achseln tiefer unten, auf einer gesund geblid)eneD
Stelle des Halses stehender Blätter wieder aus, vegetirten aber zu-
weilen nur ganz kümmerlich bis zur Ernte fort. Beim Zählen dser
beliebigen Reihe der auf dem Acker befindlichen Rüben fanden sich
177 gesunde, 332 herzkranke und 32 völlig abgestorbene Stöcke.
Die Zahl der kranken und abgestorbenen war also mehr als doppelt
so gross, als die der gesunden.
Zur Beschränkung bez. Bekämpfung des Uebels wird gerathen,
zu der Zeit, in welcher sich die ersten Spuren des Uebels in dem
Erdwärtsneigen der Blätter zeigen, alle die Blätter abzuschnädeo,
die an den Blattstielen die erwähnten Flecke zeigen. Wenn dies
rechtzeitig geschähe, d. h. eher, als der Körper der Rübe selbst er-
griffen werde, könne die Herzfäule sich unmöglich entwickeb.
O. E. R. Zimmermann (Chemnitz).
Neweombe, F. C. and Oalloway, B. F., Perennial mycelium
of the Fungus of Blackberry Rust. (Joum. of Mycol.
Vol. VI. Washington 1890. No. 3. p. 106—107. Plate V, VI.)
Die Untersuchung von Rubus villosus, der von Caeoma
nitens Sehr, befallen war, ergab, dass das Mycelium dieser
Rostgeneration perennirt. Dasselbe ist septirt und verbreitet
sich intercellular in alten wie in jungen Schösslingen und Blättern,
nicht selten in Form eines Pseudoparenchyms. Von den Intercellular-
räumen aus sendet dasselbe, die Zell wand durchbrechend, lappige
Ünl(u«ac)iiiiigstneÜiodeD, tnstrntnento etc. g^7
Haostorien ins Innere der Zellen. Die bisherigen Mittel, welche
gegen die Rostkrankheit der Brombeeren angewandt wurden, waren
fruchtlos, weil bei ihnen auf das Perenniren des Mycels keine Rück-
sicht genommen worden war. Die rostkranken Stöcke sind auszu-
graben und zu beseitigen. Ludwig (Greiz).
Omlloiray, B« T., A new Fear disease. (Joum. of Mycology.
Vol. VI. 1890. S. 113—114.)
Thelephora pedicellata Sw. schädigt im südlichen Ala-
bama die Birnbäume in ähnlicher Weise, wie dessen Verwandter
T. perdix Hartig in Europa die Eichen. Der Parasit findet sich
noch an Quercus coccinea, Sabal palm et to und Apfelbäumen.
Ludwig (Greiz).
Chdlowajy B. T., Disease of Geraniums. (1. c. p. 114—115.)
An den Stengeln der Pelargonien, besonders an den Senkern,
tritt in Amerika eine Fäulniss in grossem Maassstabe auf, welche
die Stengel schwarz färbt und durch Impfung auf gesunde Pflanzen
flbertragbar ist Es finden sich in den Stengeln in grosser Menge
Bacillen vor. Allem Anschein nach ist die Krankheit mit der von
Prillieux und Delacroix aus Frankreich beschriebenen Zer-
setzung der Pelargonien und Kartoffeln identisch, die yon letzteren
aus auf die ersteren übertragen zu sein scheint. Prillieux und
Delacroix haben die Urheber der Krankheit vorläufig Bacillus
caulieolus benannt. Ludwig (Greiz).
Untersuchungsmethoden, Instrumente etc.
Eiaenberg) James, Bakteriologische Diagnostik. Hilfs-
tabellen zum Gebrauch beim praktischen Arbeiten.
Dritte yOllig umgearbeitete und sehr vermehrte
Auflage. Nebst einem Anhange: Bakteriologische
Technik. 8^. 509 p. Hamburg und Leipzig (Verlag von Leo-
pold Voss) 1891. Preis 12 Mk.
In einem stattlichen Bande liegt uns eine neue, die nunmehr
dritte, Auflage der bekannten Ei senb er g'schen Tabellen vor. Dass
innerhalb yon 5 Jahren bereits eine dritte Auflage nothwendig wurde,
spricht für die Beliebtheit des Werkes.
Gegenüber der zweiten Auflage ist das Verzeichniss der aufge-
führten Mikroorganismen von 138 auf 338, also um genau 200 Arten
yermehrt. Dieselben sind zunächst in drei grosse Gruppen getheilt:
L Nichtpathogene Bakterien,
II. Pathogene Bakterien,
m. Pilze.
Die Gruppe I ist weiter eingetheilt in 1) Mikrokokken,
2) Bacillen, 3) Spirillen. Jede dieser Unterabtheilungen ist
geschieden in A) die Gelatine verflüssigende, B) die Ge-
latine nicht verflüssigende Arten. Diese zerfallen wiederum
ffl% ÜntenmohaiigiiiMCbodMi, lailninieate eie.
in a) Farbstoff produsirende and b) keiaen Farbstoff
prodazirende. Innerhalb dieser kleinsten 6niiq[>en sind die
Arten nach dem Alphabet geordnet.
Die pathogenen Bakterien theilt £. in vier grossere Abtheüuiigen:
1) für den Menschen spezifisch pathogene, S) für
Thiere spezifisch pathogene, 3) für Thiere pathogene,
beim Menschen gefundene, 4) ffir Thiere pathogene
von yerschiedener Herkunft.
In diesen Abtheilongen sind die Arten theilweise nach dem
Alphabet geordnet, ebenso die Pilze.
Ausserdem gibt E. eine zweite Einthdlnng nach den Fundorten:
in Wasser (nichtpathogene Mikrokokken, Bacillen^ pathogene Bak-
terie); aus Luft (nichtpathogene Mikrokokken, Bacillen, Spirillen,
pathogene Bakterien, Pilze); aus £rde (nichtpathogene und pa-
thogene Bakterien, Pilze); aus Milch (nichtpathogene und pa-
thogene Bakterien, Pilze); aus Käse (nichtpathogene und pathogeoe
Bakterien); aus Pflanzen und deren Aufgüssen (nicht-
pathogene Bakterien und Pilze); aus Bier (niditpathogene Bak-
terien); aus faulenden Substanzen (nicht pathogene und par
thogene Bakterien); aus Schlamm (nichtpathogene BakterieD);
aus Blut und inneren Organen (nichtpathogene und pa-
thogene Bakterien) ; von der Haut (nichtpathogene und pathogene
Bakterien, Pilze); aus Harn (nichtpathogene und pathogeoe Bak-
terien); aus Fäces (nichtpathogene und pathogene Bakterien, Pilze);
aus xfasensekret (nichtpathogene und pathogene Bakterien);
aus Mundsekret, Sputum (nichtpathogene und pathogene Bak-
terien, Pilze); aus Eiter [Trans- tind Exsudaten] (nicht-
pathogene und pathogene Bakterien).
Dadurch ist wenigstens ein gewisser Ueberblick und eine Orien-
tierung in dem Chaos der aufgeführten grossen Menge von Arten
ermöglicht. Leider sind dabei mehrfach natürlidie Artgruppea xcr-
rissen (so steht getrennt LeprabaciUus vom Tuberkelbacillos, Vikrio
Gholerae asiaticae von Vibrio Metschnikovi etc.); aich
können wir uns nicht verhehlen, dass die Identifizirung eines Mikrobion
ihre Schwierigkeiten habcm dürfte. Auf die Unzuküiglichkeiten, welche
überhaupt eine Anordnung in Tabellenform mit sich bringt, bat
Baumgarten bereits bei der ersten Auflage hingewiesen. Trotz
allem ist die Anschaffung des solide ausgestatteten Werkes, seboa
als bequemes Nachschlagebuch, jedem Bakteriologen dringend tn
empfehlen, zumal es die reichhaltigste Sammlung yon, selbst schwer
zugänglichen, Bakterienbeschreibungen bieten dürfte, welche zor Zeit
existirt. Als Anhang ist eine sorgfältig ausgewählte Sammlung tod
Vorschriften zum Züchten und Färben von Bakterien beigegeben.
Czaplewski ((xörbersdorf).
Roux, Chibriel, Quelques remarques 4 propos de la co-
lorabilit^ du bacille de la tuberculose. (La Pro^inoe
m6d. 1891. No. 4. p. 37.)
Nach dner eingehenden Darstellung^der Entwickekmg des Färbe-
Terfahrens für TuberkelbaciUen seit Koch 's nnprflaglidier Metii^
OnttrsBehoagBmethoden, lsttnitn«nU etc. g'^Q
kaspridit Verf. die Debdsiinde, welche \m Benatznng eines nicht
lemen Anilinöls als LOsimgsniittel zu Tage treten. So konnten bei-
apiBlaweise mit der Ehrlich'schen oder der Herrn
an 'sehen Me-
tliode im selbea Spution eines zweifelhaften Falles einmal eme grosse
das andere Mal wiederum keine Bacillen nachgewiesen
Die Ursache hiervon schien an dem seit längerer Zeit im
IjJioratoriam aufbewahrten und bereits stark verfilrbten Anilinöle zu
liegeB. Vert wandte sich an den Chemiker Durand, um ein reines
Pifipant zu erlangen, and Letzterem gelang es, nach einem im Ori-
ginal nüier mitgetheilten Ver&hren, das Anilin als toluidinfrde, farb-
lose Flflsai^eit darzustellen, die sich allerdings mit der Zeit und
unter dem Einflüsse des Lichtes auch etwas gelblich verfärbt
Vergleichende Versuche mit den verschiedenen Färbemethoden
f&r Tob^kelbadllen, bei welchen Anilinöl als Lösungsmittel in Ver-
wendung kommt, ergaben an demselben Sputum des erwähnten Falles
Terachiedene Resultate, je nachdem bei der betrefienden Methode
farbloses, leicht gefärbtes oder dunkelfarbiges Gel in Anwendung ge-
bracht vrurde. Das mit farblosem Oel behandelte Sputum liess zahl-
reichere und intensiver gefärbte Bacillen sehen, als das mit gelblichem
Oel behandelte und in den Präparaten, bei welchen das dunkel-
iarb^ Od benutzt wurde, schienen überhaupt keine Bacillen vor-
handen zu sein.
Die Anzidil und der morphologische Charakter der Bacillen
wechselt bei der Anwendung verschiedener Färbemethoden. Bei dem
H erm an 'sehen Verfidiren erscheinen sie didcer und sind zahlreicher
Yorhanden, als bei den Anilin- oder Karbolsäuremethoden. Wenn
man sich daher früher des einen und später eines anderen Verfahrens
bedient, kann leicht eine Vermehrung, eventuell eine Verminderung
das BaciUengehaltes vorgetäuscht werden. Jedenfalls ist es em-
pfeblenswerth und bei v«*(^chenden Untersuchungen, wie sie bei
der Behandlung mit Tuberkulin vorgenommen zu werden pflegen,
gemdezu meritailich, an der einmal gewählten Färbemethode fest-
snhalten.
Zum Schlüsse führt V^. noch jene Mikroorganismen und ana-
tomiseben Elemente an, welche sich den Anilinfarbstofien gegenüber
ahnlidi wie die Tuberkelbadllen verhalten und die daher mit letz-
teren verwecteelt werden können. Kräl (Prag).
TMi SelurVtter, H. und Winkler, F., Ueber Reinkulturen
der Gonokokken. 8^ 7 p. Wien 1890.
Das in dem embrjologischen Institut des Prof. Schenk in
Wien in letzter Zeit vielfach zu Bakterienzüchtungen angewendete
Kibitzeiweiss wendeten die Vera, zur Züchtung des Neiss er 'sehen
Gonorrhoecoccus an, indem sie nach gründlicher Reinigung des
Glans Penis mit Sublimat, Alkohol und Aether eine Platinöse von dem
Eiter auf die Oberfläche von schräg erstarrtem Kibitzeiweiss brachten
nad dieses im Brütschrank bei 2^^ G beobachteten. „Schon nach
6 Stunden zeigte sich auf der Oberfläche des Eiweisses ein dünner,
ziemlich durchsichtiger weisslieher Belag, der sich um die Eiterflocke
unregelmässig ausbreitete und rasch an Ausdehnung zunahm. Auch
ggÖ Bakteriol. vom X. iDteniAtlonalea medidniidian Kongresse sn Berlin.
in den bei Zimmertemperatur belassenen Eprouvetten zeigte sich eine,
jedoch viel geringere Entwickelung, die viel langsamer, als im BrQt-
ofen yor sich ging^'. Die Kulturen wurden am 3. Tage schwächer
und waren schon am 5. nicht mehr nachweisbar. Aach im fltkssigen
Eibitzeiweiss, das die Verff. unter den nöthigen Vorsichtsmaassregefai
in sterilisirten Eprouvetten angefangen hatten, und auf Eiweiss-
platten sahen sie zweifellos Wachsthum der Gonokokken. Ent-
sprechende Versuche mit Hühnereiweiss misslangen, ebenso wie
ZOchtungsversuche auf Nährgelatine. Die gewachsenen Kokken unter-
suchten sie in jedem Falle mikroskopisch und färbten sie nach der
von F ranke 1 angegebenen Methode mit Eosin und Methylenbhui
und konstatirten ihre Nichtftrbbarkeit nach der Gr a m 'sehen Methoda
M. Kirchner (Hannover).
Originalberichte über Kongresse.
Bakteriologisches vom X. internationalen medicinisciieD
Kongresse zu Berlin, 4. — 9. Angast 1890.
(Fortsetiung.)
Aus den Abtheilungs-Sitzungen.
XT. Abtheilong: Hygiene.
Herr Almqnlst (Göteborg), lieber das vermehrte Auf-
treten des Darmtfphus an einer Anzahl von mehr
oder minder tjphusfreien Orten nach jahrelangen
Zwischenräumen.
Gewisse sanitäre Arbeiten, hauptsächlich Drainirungs- und Wasser-
leitungsanlagen haben unzweifelhaft einen günstigen Einfluss auf die
Frequenz des Abdominaltyphus ausgeübt. Nichtedestoweniger nahm
die Zahl von Typhusfällen an vielen Orten nach jahrelangen Zwischen-
räumen wieder zu und mehrere gut kanälisirte Städte, wie Zürich,
Chemnitz, Wiesbaden^ Essen und selbst Berlin wurden in den letzten
Jahren von heftigen und um sich greifenden T^husepidemieen
heimgesucht, welche sich zumeist durch das plötzUdie, gleichzatige
Auftreten der Krankheit in von einander entfernten und in yer-
schiedenen Stadttheilen gelegenen Häusern charakterisirten. Man
muss nothwendigerweise an eine gemeinsame Quelle des Infektions-
stoffes denken und das Trinkwasser, in gewissen Fällen auch die
Milch als Träger und Transportmittel des Giftes ansehen. Die
epidemiologischen Theorieen der Kontagionisten und der Lokalisten
möchte Vortr. eher im mechanischen und im biologischen
Sinne aufgefasst wissen. Die letztere Auffassung vermuthet ein bio-
logisches Moment des Krankheitserregers ausserhalb des K^^rpers,
während die andere n u r die mechanische Uebertragung berücksichtigt
3ei einem derartigen Auseinanderhalten der entgegengesetzten Anschan-
Nea« Litter Atiir. ggl
VBgeai ent&llen einige Schwierigkeiten bei der Erklärung der Trink-
wasserepidemieen, man kann sehr gut eine biologische Entwickelting
paüiogenen Mikroorganismus vermuthen und doch das Trink-
ais n&chste Ursache einer Epidemie ansehen. Es gibt jedoch
auch !E^idemieen, die ohne Betheilignng des Trinkwassers entstanden
smd, nur allmählich von Haus zu Haus, von Quartier zu Quartier
Tordringen und sich durch lokale Herdbildungen auszeichnen. Nach
CHIteborg ist das Typhusgift nicht selten yon benachbarten infizirten
Lamdgütem durch die Milch eingeschleppt worden, aber auch bei
dieser Stadt kann ein Faktor nicht aJs die alleinige Ursache der
Mnfigen Typhuserkrankungen herangezogen werden, trotzdem das
aus einem in unbewohnter (regend gelegenen Gebirgssee stammende
Trinkwasser als unverdächtig ausgeschlossen bleiben muss.
Es wäre demnach Folgendes hervorzuheben: Der Darmtyphus
nimmt in den Städten durch sanitäre Arbeiten, sowie durch Wasser-
Imtongs- und Kanalisationsanlagen im Allgemeinen stark ab. Jedoch
kann die Krankheit in den eine kürzere oder längere Zeit verschont
gebliebenen Städten wieder bösartig auftreten und sogar Jahre lang
schwer herrschen. Die Ursache dieser unerwarteten Eruptionen ist
wohl manchmal die Vergiftung der Wasserleitung gewesen, bei mehreren
Epidemieen scheint jedoch dieser Erklärungsgrund nicht zutreffend
zu sein. Die Aetiologie des Darmtyphus ist noch nicht genugsam
bdeuchtet, wir müssen vor Allem weitere Untersuchungen über die
Biologie des betreffenden Bacteriums abwarten; auch muss der Ent-
wickelungsgang des lokalen Krankheitsherdes weiter studirt und mehr
gewürdigt werden.
(Fortsetonng folgt.)
Neue Litteratur
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ftbar SflBgrMW.
Bakteriologisches vom X. inter-
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Kongresse in Berlin,
4.-9. Aagost 1890. (Fortsetsong.)
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des Darmfyphaa an dner AnsaU tos
mehr oder minder typhasfreien Orttn
nach jahrelangen Zwiachenriomao, P' 9i0.
Vena Idttaratnr, p. 681.
FroBu&aaiiMli« BaolidnclMX«! (Bemum Polil«) I« J«Mt
Bakteriologie und Parasitenkunde.
In Terbindong mit
OüiL M. M Dr. Leocbirt m Pnftsiir Dr. LoBflof
m L«ipsic in üraifiwaM
heraosgegeben ron
Dr. O^ TJlil'Brorin in Cassel.
-♦♦■
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
MX.
IX. Band, -o- iJena, den 26. Mai 1891. ~ -o- No. 3L
— ^'^^^^^■^— — ^^"^^^"^ ■ ■ ■ ■ ^■^^»^»^^»^■^i^^^^M^i^—— ^»^— ^ ■■ ■■ < <m • I ■■ l■^■■■ ■^■^l^— ^^M^^ip M ^ ■ IM fc 1
Preis ftr den Band (96 Nummarn) 14 Mark.
J&hrlich erscheinen swei Bände.
'i^f Zu besiehen durch alle Bochhandlongen and Postanstalten. f«^
Die Redaktion des „CentraUdatts für Bakteriologie und Parasiten-
kündet* richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige
Wünsche um Ideferung van bettonderen Abdrücken ihrer Ävf"
mMaae entweder auf das Manuskript schreiben zu wollen oder
direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena^ gelangen
9n lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später
eingehende Wünsche berücksichtigen zu kennen.
Original - Mittheilungen.
üeber die Eigenschaften des Tetanus- Antitoxins 0.
Von
^. Tizzoni und (j^insepplna Cattani*)
in
Bologna.
Nachdem wir festgestellt hatten, dass das Blut der g^en Teta-
nusinfektion immun gemachten Thiere die Fähigkeit besitzt, auch
ausserhalb des Organismus das Toxalbumin des Tetanus^) unwirk-
1) Der Kurse wegen nennen wir „Tetanas* Antitoxin** diejenige Substans, welche
das Blut der gegen diese Krankheit immun gemachten Thiere die Ffthigkeit yerdankt,
das Gift und das Virus des Tetanus unschädlich su machen.
2) Vorgetragen in der R. Accad. dei Lincei in der Sitzung vom 5. April|1891.
3) Tissoni eCattani,Sul modo di conferire ad alcuni animali Timmunitk contra 11
IX Bd. 44
686 Tizsoni and Catttnl,
Bam ZU machen, untersacbten ¥rir die Eigenschaften der Sabetanz,
welcher das Blatserum diese antitoxische Wirkung verdankt.
Zu diesen Untersuchungen bedienten wir uns des Blutserums eines
gegen Tetanus immun gemachten Hundes, welches wir auf die gewöhn-
liche Weise sammelten und in sterilisirten Glasröhren aufbewahrten.
Von diesem Serum nahmen wir kleine Mengen, behandelten sie mit
denjenigen chemischen und physikalischen Agentien , welche wir er-
proben wollten, und mischten sie dann mit ^/, ccm einer Tetanuskultor
in Gelatine, welche durch Porzellan filtrirt war. Nach halb- oder
einstündiger Berührung wurde diese Mischung unter die Haut eines
Kaninchens injizirt, und, je nachdem dieses tetaniscbe Symptome zeigte
oder nicht, schlössen wir, dass das Blutserum seine Wirkung auf das
Tetanusgift verloren habe oder noch besitze.
Ehe wir die erhaltenen Resultate mittheilen, halten wir es
für nöthig, zu erklären, dass die von uns bei diesen Untersuchungen
benutzten Tetanuskulturen bei 40^ C im Vacuum auf ein Dritttbeil
ihres ursprünglichen Volumens abgedampft worden waren und dass
nach dieser Konzentration V« ^^^ davon ein mittelstarkes Kanincbeo
in ungefiUir 36 Stunden tödtete.
Asi diesen unseren Untersuchungen haben wir zunächst beobach-
tet, dass das Blutserum der gegen Tetanus immun gemachten Tbiere,
wenn es rein gesammelt und bei ziemlich niedriger Temperatur (in
unserem Falle bei ungefähr 15^ C) und im Dunkeln gehalten wird,
seine antitoxischen Eigenschaften gegen Tetanus viele Tage unver-
ändert behält. Ausserdem haben wir beobachtet, dass das Antitoxin
des Tetanus der Wärme nur schwachen Widerstand leistet, was wir
feststellen konnten, als wir kleine Mengen des Serums, jedesmal eine
halbe Stunde lang, im Wasserbade der Wirkung verschiedener Tempe-
raturen aussetzten. Unter diesen Umständen behält das Blutserum
seine Wirkung auf das Tetanusgift bis zu 60 <^ C unverändert bei;
aber schon bei 65 ^ C wird es sehr geschwächt und bei 68 ® C ver-
liert es seine antitoxische Wirkung ganz.
In der That starb das Thier, dem man Tetanuskultur zusammen
mit Serum, welches eine halbe Stunde lang auf 65^ C erwärmt
worden war, injizirt hatte, am Tetanus, aber viel später (nach 6
Tagen), als das Kontrollthier und unter von den gewöhnlichen etwas
abweichenden Symptomen. Es .zeigte nämlich die ^sten Tetanas-
Symptome erst am vierten Tage nach der Operation, und statt zuerst
auf den inokulirten Theil beschränkt zu sein und sich von da aof
die Nachbarschaft und dann airf den ganzen Körper zu verbreiten,
bestanden diese von Anfang an in einer Zunahme der aUgemeinefl
Erregbarkeit mit Zittern und einem gewissen Grade von Starrheit
der ganzen Musculatur : kurz, es war ein Krankheitsbild, wie man es
zumeist durch subdurale oder intravasculäre Injektion des TetanusgiÜes
erhält, und nicht wie es wai Unterhautinjektion desselben folgt
Dasjenige Kaninchen nun, welchem man Tetanusgift, vermischt
mit Blutserum, welches eine halbe Stunde lang auf 68 ^ C erwärmt
totaao. (LetU alla B. Accad. deUe Scieosa di Bologna n^Ua aedoto deU' U ^^
1891. — Riformamedica. 1891. — Ceotralblattfilr Bakteriologie u. Par. Bä.ni.tB91.So.f)
P#bn 4i« BigeDscb^ften dw Tetamu-lntltcalo«. 687
worden war und, weil es koagulirt war, erst fein zerriebeD werden
amsste, ehe man es mit der Kultur mischte, injizirt hatte, starb in
derselben Zeit und unteir denselben Symptomen wie das Kontrollthier,
Diese Thatsaehen beweisen, dass das Antitoxin des Tetanus
seine antitoxische Kraft genau bei der Gerinnungstemperatur des
Eiweisses verliert, und dies macht die Annahme sehr wahrscheinlich,
dasa es selbst zu den Eiweissstoffen gehört.
Danach haben wir untersucht, wie sich das Tetanus-Antitoxin
gegen die Dialyse verhält, denn es war für uns von grossem Interesse,
xa wissen, ob es dialysirt oder nicht, besonders wegen unserer
Bestrebungen, es zu isoliren.
Zu diesem Zwecke nahmen wir, immer mit sterilisirten Gefässen
und Flüssigkeiten arbeitend, ein wenig Blutserum eines immunen
Hundes und dialysirten es bei 35^ C in einem kleinen Dialysator
und g^[en eine geringe Wassermenge. Nach zwei Tagen sammelten
wir das äussere Wasser des Dialysators, welches absichtlich nicht
erneuert worden war und in welchem durch die empfindlichsten
Reagentien keine Spur von albuminoider Substanz nachzuweisen war,
und versuchten die ganze Menge auf die gewöhnliche Weise an einem
Kaninchen. Dieses starb an höchst akutem Tetanus, und bewies uns
damit, dass das im Blutserum eines immunen Hundes enthaltene
Antitoxin keine dialysirbare Substanz ist.
Dagegen zeigte das im Dialysator enthaltene Blutserum noch
seine ganze antitoxische Kraft gegen das Tetanusgift, auch wenn die
Dialyse gegen eine grössere Wassermenge ausgeführt wurde, als im
vorigen Falle, gegen 2—4 Liter z. B., welche nach je 24 Stunden
erneuert wurde, so dass das Serum alle seine Salze verlor und zu-
letzt neutral reagirte.
Von den organischen Sauren haben wir die Milchsäure, von den
minendischen die Salzsäure versucht und gefunden, dass die letztere
selbst in geringer Menge (ein halber Tropfen auf 5 Tropfen Serum)
und in kurzer Zeit (nach 3 Stunden) die antitoxische Kraft des
Serums vollkommen zerstört. Die Milchsäure in starker Dosis (3
Tropfen auf 5 vom Serum) bringt in derselben Zeit dieselbe Wirkung
hervor, während dieselbe in geringerer Menge (1 Tropfen auf 5
Tropfen Serum) das Tetanus-Antitoxin nicht verändert.
Von Alkalien haben wir das Kalihydrat versucht, welches, wie
die organischen Säuren, in kleiner Menge (1 Tropfen P/.^/oiger
Kalihydratlösung auf 4 Theile Serum) und in kurzer Zeit (3 Stun-
den) die Eigenschaft des Blutserums, die Wirkung des Teta-
nusgiftes zu verhindern, durchaus nicht vermindert, während es das-
selbe in stärkerer Dosis (gleiche Theile von Vj^^iger Kalilöeung
und Serum) vollkommen unwirksam macht.
Von den Neutralsalzen haben wir für unsere Versuche das
Ammoniumsulfaf gewtiüt , weil es bei der Zubereitung des Tetanus-
Antitoxins in trockenem Zustande Anwendung finden konnte.
Zu einer kleinen Menge von Blutserum fügten wir Krystalle
von Ammoniumsul&t hinzu, bis eine kleine Menge dieses Salzes un-
gelöst blieb. Der erhaltene Niederschlag wurde abfiltrirt, ausge-
44*
688 Tiszoni u. CAttani, Ueber d. Eigenschafken d. TeUnntt-Antitozms.
wasctaeD, in destillirtem Wasser geUVst und dann dialysirt, bis das
äussere Wasser des Dialysators keine Reaktion auf Sulfate mehr
ergab. Dann fügten wir ^2 ^^^ ^^^ Tetanuskultar hinzu und in-
jizirten es einem Kaninchen, welches keine Verftndenuig sdner Ge-
sundheit erlitt.
Dies beweist uns, dass das Tetanus- Antitoxin entweder durch
das Ammoniumsulfat niedergeschlagen oder von den Eliweissstoffeo
des Serums bei ihrem Niederfallen mechanisch mitgerissen wird:
in jedem Falle, dass dasselbe auch nach langer Berührung mit jenem
Salze nichts von seiner Wirkung gegen das Tetanusgift einbüsst.
Endlich versuchten wir festzustellen, ob das Tetanus-Antitoxifl
sich wie ein Enzym verhält, und wendeten zu diesem Zweck die
Methoden von Schmidt und Witt ich auf das Blutserum des
immunen Hundes an. Wir fällten mit zehnfachem Volumen abso-
luten Alkohols eine gewisse Menge von Blutserum, trennten nach
zwei Tagen den so erhaltenen Niederschlag ab und trockneten ihn
im Vacuum. Dieser zeigte sich dann immer wirksam gegen das
Tetanusgift, mochte er in Wasser aufgenommen worden sein, nach der
Methode von Schmidt, oder mit Glycerin ausgezogen, nach der
von Witt ich. In letzterem Falle jedoch wurde dies nur dann
erreicht, wenn die Berührung mit dem Glycerin ziemlich lange ge-
dauert hatte, nämlich 2 bis 3 Wochen wenigstens, während das 4-
bis 5-tägige Glycerinextrakt nur eine schwache Wirkung auf das
Tetanusgift ausübte, welches die Thiere noch immer unter tetaoischen
Erscheinungen, aber langsam tödtete; das 8- bis 10-tägige Giycerio-
extrakt war zwar viel wirksamer, als das vorhergenannte, vermochte
aber doch nicht das Tetanusgift ganz zu neutralisiren, so dass bei
den Thieren immer noch einige sehr leichte, örtliche Erscheinangen
und vorübergehende Abmagerung eintraten.
Diese letzten Thatsachen, in Verbindung mit der schon früher
von uns festgestellten, dass nämlich sehr kleine und kurze Zeit hin-
durch wirksame Mengen von dem Blutserum eines gegen TetaDOs
immunen Hundes genügen, um das Tetanusgift unschädlich zu machen,
lassen uns den Schluss ziehen, dass das in jenem Blutserum enthal-
tene Antitoxin ein Eiweissstoff ist, dessen Haupteigenschaften denen
der^ Enzyme entsprechen.
Im Hinblick auf diese Folgerung glaubten wir untersuchen zu
müssen,Sob es nicht vielleicht das Fibrinferment des Blutes selbst
sei, welches die Fähigkeit besitzt, das Tetanusgift unschädlich zu
machen. Wir benutzten also die bekannte Thatsache, dass das
wässerige Extrakt aus dem Blutegel eine Substanz enthält, welche
die Eigenschaft besitzt, das Fibrinferment zu zersetzen, und unter-
suchten, ob das Tetanus -Antitoxin, wenn es eine gewisse 2äx
der Wirkung des Blutegelextrakts unterworfen wird , die Fähigkeit
behielte, das Tetanusgift unschädlich zu machen. Das Thier, welchem
Tetanusgift mit Antitoxin und Blutegelextrakt eingespritzt wnrde,
zeigte kein krankhaftes Symptom, und dies berechtigt ans zo der
Annahme, dass das Tetanus- Antitoxin nicht dieselbe Substanz ist,
wie das Fibrinferment. Und zwar obgleich die Thatsache, dass
fttaTftnsoD tt. brace, feine neue Methode, Plfiaeigkeiteii einsupritsen. ^g9
das Kontrollthier, welchem man mit Blutegelextrakt behandeltes
T^anusfnft injizirt hatte, weniger akute und intensive Tetanussym-
ptone dargeboten hatte, als wenn ihm reines Tetanusgift eingespritzt
worden wftre, uns bewiesen hatte, dass das Blutegelextrakt selbst
durchaus nicht ohne Wirkung auf die toxische Substanz des Teta-
nus ist.
In einer sp&teren, noch nicht vollendeten Reihe von Unter-
SQchongen beabsichtigen wir festzustellen, ob das Tetanus- Antitoxin
Bu den Serinen oder zu den Globulinen des Blutserums gehört.
Bologna, Ende April 1891.
Eme neue Methode, Flüssigkeiten in die Banchhöhle
der Versnohsthiere einzuspritzen.
VOD
W. F« SteTenson und Davtd Bmee
in
Netley.
mt 8 AbMldimgtn.
Bei der Einspritzung von Flüssigkeiten in die Bauchhöhle der
Versuchsthiere läuft man Gefahr, mit der Spitze der hypodermischen
Nadel die D&rme zu verwunden. Wir haben deshalb eine Methode
versucht, welche diese Oefahr bis aufs geringste einschränkt, und
geben in Folgendem eine Beschreibung davon.
Die angewendete Nadel (Fig. 1) ist gekrümmt; ihr Vordertheil
(zwischen a und b) ist nadelspitzig, aber nicht hohl; ihre hintere
Fig. 1.
Hälfte (zwischen b und c) ist eine Röhre. Am Punkte b ist eine
kleine Oeffiiung, durch welche die Flüssigkeit ausströmen kann. Bei
der Anwendung einer solchen Nadel ist es natürlich gleichgültig,
welcher Art die Spritze oder der Injektionsapparat ist. Man füllt
die Spritze mit der beabsichtigten Flüssigkeit, lässt die vorderen und
hinteren Extremitäten des Thieres (e. g. Meerschweinchens) von
einem Assistenten in der Weise halten, dass die Bauchwände schlaff
liegen. Der Operateur hebt dann mit dem linken Zeigefinger und
Daumen (Fig. 2) eine Falte der Bauchhaut in die Höhe, jedoch mit
m
LooWf
der Vorsicht, dass er das Peritoneum mit fasat, aber keinen Theil
irgend einer Darmschlinge. Der Assistent erfasst nan mit sdneni
linken Zeigefinger und Daumen die Bauchwandfalte in nädister Nfthe
der Stelle, wo der Operateur dieselbe emporgezogen hat Die Nadel-
spitze wird hierauf am Punkte A in der Weise eingestocbeD, dass die
Flg. r
Flg. 8.
centrale Oeffnung der Nadel im Mittelpunkte der empoigezogeneo
Oewebe sich befindet Bei geringem Nachlassen des Fingerdmckes
breitet sich die Bauchwand Ober der Nadel aus, lässt aber die Spitze
ausserhalb der Haut stehen (Fig. 3). Nachdem eine hinretcbende
Menge der Flfissigkeit eingespritzt ist, presst man die Wände der
Bauchwandfalte wieder zusammen und zieht die Nadel heraas.
Netley, 10. April 1891.
chemisohen
des Bakterienlebens.
Von
Dr. 0. Iioew,
PrlTttdoi«ntan an d«r Unirtraitftt Mflneben.
(FortMlmog.)
n.
Suchen wir zunächst einen allgemeinen Ueberblid[ Ober die ver-
schiedenen Ernährungsverhältnisse zu gewinnen, sowie die
Giftwirkungen in ihren Ursachen zu klassifiziren.
In Bezug auf den Modus der Ernährung lassen sieh die w-
terien in 3 Gruppen scheiden : I. Bakterien, welche nur von EiweisB-
Stoffen und deren nächsten Verwandten leben können. H Sol^
welche aus kohlensaurem Ammoniak ihre organische ßi^tanz Hlden
foi« chemischen VerhältDisse des Dakterienlebens. 691
kfinn^i. III. Solche, welche von zahlreichen, den Protel'nstoffen ferne
at^i^iden organischen Substanzen zn leben und daraus ihr Proto-
lilaaiDa zu bilden vermögen.
Ad L Die hierher gehörenden, oft pathogenen Formen bieten
kein Intwesse in Bezug auf die Chemie der Eiweissbildung, wohl
aber ein sehr grosses in Bezug auf Eiweisszersetzung, Produk*
tion Yon Romainen etc.
Ad II. Nur eine einzige hierher gehörende Bakterienart ist bis
jetzt genauer bekanntgeworden^). Diese Art, von Winogradsky
Nitromonas genannt, wurde zuerst von Hueppe beobachtet,
welcher zugleich die nitrifizirenden Eigenschaften bemerkte'). Dar-
über, wie der Pilz aus der Kohlensäure des kohlensauren Ammoniaks
sich organische Stoffe bereitet, haben sowohl Hueppe als Wino-
gradsky Ansichten geäussert. Winogradsky meint, es ent-
stehe zuerst Harnstoff'), Hueppe dagegen Formaldehyd, resp. ein
Kohlehydrat sei das erste Assimilationsprodnkt. Ich schUesse mich
Aer Ansicht Hueppe's an, mit dem Unterschiede jedoch, dass ich
die Nitrifikation nicht als Folge der Kohlensäurezersetzung be-
trachte, sondern umgekehrt. Würde nämlich die Kohlensäureassimi-
lalion unabhängig von der Nitrifikation resp. Anwesenheit von Am-
mooiak sein, so müsste der Pilz auch dann gedeihen können, wenn
ihm der Stickstoff in Form von Nitraten geboten wäre; denn Ni-
trate zu reduziren ist ja eine viel leichtere Arbeit, als Kohlensäure
zu assimiliren nach Art des Ghlorophyllkörpers.
Man kann sich den Vorgang am plausibelsten so denken, dass
bei unvollständiger Oxydation des Ammoniaks Wasserstoff disponibel
wird, der zur Reduktion der Kohlensäure dient:
I. 2NH3+2O, = 2NO,H-l-4H
IL CO, + 4H = H,0 + CH,0
m. 6CH,0 = C«Hi,Oe.
In neuester Zeit ist es bekanntlich Winogradsky^) ge-
lungen, diesen Pilz in Beinkultur zu erhalten und genauer zu unter-
suchen. Er fand bei Vergleich der Menge des assimilirten Kohlen-
stoffs mit der Menge des oxydirten Stickstoffs, dass die letztere 38
bis 37 mal so viel betrug, als die erstere. Daraus geht hervor, dass
mindestens 14 Moleküle Ammoniak totale Oxydation zu Wasser
und Nitrit (resp. Nitrat) erfahren, ehe eines gemäss obiger Qleich-
1) SoUten Bae. erythr osporas and Microeoccas aqaatilis nkht anf
iholiche Weiae Uhtn kdnnan? Vgl. Flfigge, Die MikroorganismeD. S. 480.
2) Biol. Gentralblatt. VU. 708.
3) Wenn nach Winogradsky '8 Ansicht der Harnstoff den Avsgangspankt f&r
die BiweiMbildnng abgibe, so mllssten ganz aasserordeniliehe chemische UmwUsangen
stattlinden and eine ungemein grosse Menge von Stickstoff eliminirt werden. Man Ter«
gleiche nur die beiden Formeln :
Harnstoff. Empirische Kiweissformel.
Auf 7S Kohlenstoffatome in 78 Mol. Harnstoff kommen 144 Atome Stickstoff, wihreod
In einem MolekfU Eiweiss auf 78 Atome Kohlenstoff nur 18 Atome Stidutoff kommen.
Anf dem Wege Aber Harnstoff bereiten sich die Pilse ihr Eiweiss sicherlich nicht!
4) Siehe die Referate H. Bachner's in dieser Zeitschrift.
662 LoeW,
uDg in unvollständiger Weise oxydirt wird. Es ist also hier ähn-
lich wie bei den ^himmelpilzen , die bei schlechter organischer
Nahrung oft das 10 fache der entstehenden Pilzsubstanz an Nährstoff
völlig verbrennen, um die nöthigen Kräfte zu gewinnen.
Nahe verwandt, vielleicht identisch mit Nitromonas ist der
nitrifizirende Spaltpilz, welchen P. und. H. Frankland aus Garten-
erde isolirten, und der etwa 0,8 ju lang ist^). Derselbe kann nach
Kultivirung in Bouillon auch auf Gelatine wachsen. In der Bouillon-
kultur mrd der Pilz bis 1,6 fi lang (und 0,5 fi breit) und hängt
meist zu 4 — 5 Individuen zusammen; diese gehen bei Kultur in
Ammoniaksalzlösungen wieder auf die ursprünglichen Dimensionen
zurück, wobei sie jahrelang ohne organische Nährstoffe sich fort-
entwickeln können. Bei der Züchtung auf Gelatine erreichen sie
eine zwischen jenen beiden Extremen stehende Länge. Diese Form-
veränderungen sind mit Abschwächung des Nitrifikationsvermögens
verbunden ; es ist also hier ähnlich, wie bei manchen anderen Spalt-
pilzarten, die bei veränderten Lebensbedingungen ihre Thätigkeit
modifiziren.
Ad III. Hierher gehört bekanntlich die grosse Mehrzahl der
Bakterien, welche wir wieder — ebenso wie die nur von Eiweiss-
stoffen lebenden Bakterien — scheiden müssen in gährtüchtige and
nichtgährtüchtige. Während man die verschiedenen organischen
Substanzen in ihrem Verhalten gegenüber Bakterien im AUgemdoen
scheiden kann in giftige*) und nichtgiftige, müssen wir letztere
wieder bei den sub III zusammengehörigen Pilzen eintheilen in in-
differente und nährende.
Zu den indifferenten Stoffengehören z. B. Pyridin, Ghloral,
Pikrinsäure und nitranilsaure Salze, Nitrobenzoesäure , oxalsaure
Salze, wahrscheinlich auch Amidobenzoösäure.
Ich versuchte vergebens, in einer phosphorsaures Pyridin ent-
haltenden Lösung Schimmel- und Spaltpilze zur Entwickelung zu
bringen, obgleich selbst 0,5 ^/o freies Pyridin in einer Peptonlösong
diesen Pilzen keinen Schaden bringt. Die Pilze können das Pyridin
(G5HgN) eben nicht zur Eiweissbildung benützen, weil es ein che-
misch auffallend beständiger Körper ist und auch von den Pilzen
nicht gespalten oder partiell oxydirt werden kann, zum Zwecise,
brauchbare Gruppen für die Eiweissbildung herzustellen.
Was die nährenden Stoffe betrifft, so lassen sich mit Bezug
auf die Förderung des Pilzwachsthums folgende allgemeioe
Gesichtspunkte aufstellen:
1) Hydroxylirte Säuren sind besser, als die entsprechenden nicbt-
hydroxylirten, z. B. Milchsäure besser, als Propionsäure.
2) Mehrwerthige Alkohole sind besser, als die entsprechenden
einwerthigen, z. B. Glycerin besser, als Propylalkohol.
3) Der Nährwerth der Fettsäuren und der einwerthigen Alkohole
1) Philos. Trans. Vol. CLXXXI. 1890. S. 107 and Ref. von O. Sehall im Biol.
Centralbl. XI. 55.
S) Giftigkeit ist freUieh ein relativer Begriff. Vergl. darflber die BemerkoBgen
Nägeli'a über die fUr Bakterien giftigen Körper. (Ber. Bajr. Akad. d. Win.
Jali 1879.)
l>!e etieinisoiien Verliftltnisse des Baktorientebens. 693
der Fettreibe nimmt mit steigender Ansahl der Kohlenstofiatome
ab ; z. B. Essigsäure ist besser, als Buttersäure (Nägeli, Stutzer)
an<i Metbylalkobol besser, als Amylalkohol (Brown) ^).
4) Eintritt von Aldehyd- oder Ketongruppen erhöhen die Nähr-
fähig^eit; z. B. Glukose oder Fruktose sind besser, als Mannit,
A^cetessigester besser, als Essigester ^). Bei gesteigerter Labilität
der Aldehydgruppe kann jedoch Giftwirkung eintreten (siehe unten).
Von hohem Interesse für die Bakteriologie müsste es sein, ver-
gleichende Studien über Nährfähigkeit verschiedener Substanzen noch
weiter auszudehnen ^). Es dürfte sich dann auch im Allgemeinen
bestätigen, dass am Stickstoff methylirte Basen besser sind, als die
entsprechenden nichtmethylirten ^). Man sollte z. B. vergleichen
Glykokoll mit Sarkosin, Glykocyamin mit Kreatin.
Was die Stickstoffquellen für diese Pilze betrifft, so können be-
kanntlich nicht nur Ammoniaksalze und Nitrate verwendet werden ^),
sondern auch mannigfache organische Stickstoffverbindungen, wie
Amidosäuren, Säureamide, Amine, wahrscheinlich auch Nitrile und
manche Nitrose- und Nitroverbindungen. Azo- und Diazoverbin-
duDgen sind ebensowenig geprüft, wie Hydrazo- und Azoxyverbin-
dmigen ^). Wir dürfen wohl schliessen, dass aus allen den verschie-
denen organischen Stickstoffquellen zuerst Ammoniak gebildet
wird, ehe die Eiweisssynthese beginnen kann. Würden die ver-
schiedenen Amidosäuren, Amine etc. als solche verwendet, so
müssten schliesslich verschiedene Eiweisskörper und damit ein ver-
schieden funktionirendes Protoplasma entstehen. Aber wir müssen
diese Idee ebenso zurückweisen, wie die eines bekannten Chemikers,
welcher meinte, aus verschiedenen Zuckerarten müssten verschiedene
Protoplasmakörper und damit neue Arten von Organismen entstehen.
Schützenberger, welcher sich sehr grosse Verdienste im
Kapitel der Eiweissspaltungen durch Basen erworben hat, hat ge-
meint, man könne das Eiweiss wieder aus den Amidosäuren zu-
sammensetzen, in die es sich mit Säuren oder Basen spalten lässt,
and erhielt auch, als er ein Gemenge von Amidosäuren mit Phosphor-
sftnreanhydrid erwärmte, ein Produkt welches mit Phosphorwolframsäure
geftUt wurde und die Biuretreaktion gab. Allein Nencki wies mit
Recht darauf hin, dass auf diese Weise wohl keine Protel'nstoffe er-
1) Versuche mit Bacterium aceti. (Chem. Soe. Joani. Mftrs lS86.)
2) Loew, Biol. Centralblatt. X. S. 586. Von einigem Interesse wäre es noch, in
di«i«r Besiehnng sa Tergleichen : PropionsAare mit Brenstraubensäare , Valeriansfture
mit Laevulins&ore. Selbstyerstftndlich sind hier nur solche Pilze zu yerwenden, welche
diese Ketonsiuren nicht verg&hren.
8) Bokorny und ich haben bei Versuchen, Algen organisch zu ernähren,
beobachtet, dass Hydantoin und Kreatin bei Spirogyren gunstiger wirken, als Lencin
oder Urethan, was wir auf eine gewisse Labilit&t der in jenen Verbindungen enthaltenen
CH,.Oruppe zur Qck fahrten. (Journal f. prakt. Chem. XXXVI. 280.)
4) Vergl. Loew, PfUger's Archiv. XL. S. 442.
5) Vergl. auch O. Loew, lieber das Verhalten niederer Pilze gegen verschiedene
anorganische Stickstoffverbindungen. (Biol. Centralblatt. X. S. 577.)
6) Durch die Qate des Herrn Prof. Th. Curtius hoffe ich bald in den Stand
gaaetzt zu sein, die von ihm entdeckte hochinteressante Stickstoffwasserstoffsfture 1114
Verhalten gegen Bakterien zu prüfen.
694 toew,
halten werden, vollends aber keine, wie sie in lebenden Zellen vor-
handen sind.
Die Assimilation des Stickstoffs aus Nitraten, sowie des Schwefels
aus Sulfaten geht jedenfalls auf die Weise vor sich, dass diese durch
heftige Atombewegung im Protoplasma der Spaltpilze veranlasst wer-
den, mit leicht oxydirbaren Stoffen der Zellen zu reagiren, sie geben
an diese ihren Sauerstoff ab und nehmen dafür von diesen Wasser-
stoff auf ^); als H^S und als NH;, betheiligen sich dann der S und N
bei der Eiweisssynthese.
Ein Studium von fundamentaler Bedeutung ist die Gift Wir-
kung auf Bakterien. Wie ich früher schon hervorgehoben
habe^), müssen wir zwischen allgemeinen und speziellen Giften
unterscheiden. Spezielle Gifte sind z. B. Kohlenoxyd, Kupfersiüze,
Arsensäure, arsenige Säure, sie wirken nur auf bestimmte Abtheilungea
des Thier- resp. Pflanzenreichs. Allgemeine oder Plasmagifte da-
gegen wirken tOdtlich auf alle lebenden Zellen ohne Unterschied.
Was zunächst die allgemeinen Gifte betrifft, so lassen sich folgende
Gesetze aufstellen:
1) Starke Säuren und Basen wirken durch VerSnderung der
Eiweissstoffe des lebenden Plasmas giftig.
2) Körper, welche leicht Sauerstoff an das lebende Protoplasma
abgeben, wirken giftig, indem dadurch andersartige Oxydationen als
beim Athmnngsprozess bewirkt werden, z. B. durch Wasserstoffsuper-
oxyd, Ghromsäure, Jodate und Permanganate.
3) Körper, welche reduzirend wirken, sind giftig, z. B. schweflige
Säure*), Schwefelwasserstoff^).
4) Metallsalze von solchen Metallen, welche gern Wasserstoffatoroe
der Amidogruppe ersetzen, sind allgemein giftig, wie z. R Qneeic-
silber- und Silbersalze. Alkalische Silberlösungen können noch dnrcb
direkt oxydative Thätigkeit giftig wirken ^).
5) Körper mit einem intensiven Schwingungszustand wirken durch
eine schädliche Beeinflussung der Lebensbewegung giftig, z. B. Chloro-
form, Aether, ätherische Oele. Sie bewirken Umlagerung im aktiven
Eiweiss des Protoplasmas.
6) Körper, welche bei grosser Verdünnung noch in Aldehyd-
gruppen eingreifen^), sind giftig: Hydroxylamin, Diamid, Pheojl-
hydrazin. 0,1 <>/o des Diamids N^H^ oder des Hydroxylamins
NH^OH verhindern, wie ich gezeigt habe, die Entwickelnng voo
Fäulnisspilzen. Marpmann hat die Giftigkeit des Hydroiyla-
mins dann iauch fttr Pneumoniekokken und Bacillus nreae beob-
1) Vergl. meine Mittheilangen fiber kataly tische redusirende Wirkon-
gen in den Her. d. Deutschen Chemischen Gesellsch. XXIU. S. 3186. S. 675 and S. 866.
S) Pflflger's Arch. XL. 488.
8) Vergl. L. Pf ei ff er, Chem. Centnüblatt. 1S89. II. 800.
4) Nach F. Frankland werden Cbolerabakterien , Bianeiterbakterien and dit
Finkler'scben Spirillen durch H,S und SO^ rasch get5dtet (Z. H. VI. 18).
5) Vergl. auch Behring, Deutsche Med. Wochenschr. 18S7. No. 87.
6) O. Loew, Pflflger*8 Aroh. XXXV. S. 616 nnd Sittnngsber. der GessUsch/-
Morph, and Phys. in Manchen. 1889. S. 186; femer Bins, Virchow's ArchiT.
Bd. CXm und E. Schnlse nnd V. Meyer, Ber. d. deutach. ehem. Ges. ZVIL l^
Die ehemischen Verhältnisse des Bakterienlebens. 595
mditet, H. Bnchner hat gezeigt, dass das Diamid ein scharfes
Gift f&r Choleravibrionen ist.
7) Körper y welche noch bei grosser Verdünnung in Amido-
gruppen eingreifen, sind giftig; hierher gehören Körper mit sehr
labiler Aldehydgruppe, wie sie z. B. im Formaldehyd vorhanden ist.
Formsddehyd wirkt bei 0,1 7o stark antiseptisch *), auch als Gas
wirkt er sehr intensiv*). Acetaldehyd und Benzaldehyd erweisen
sich für Anaeroben als scharfe Gifte ^).
Ferner gehört hierher freie salpetrige Säure. Der Umstand,
dass Sprosspilze nicht durch Nitrate ernährt werden können, findet,
wie Laurent zeigte, darin seine Erklärung, dass bei der bald vor
sich gehenden Nitritbildung und der sauren Reaktion der Nähr-
lösungen salpetrige Säure frei wird, welche die Hefe schädigt. Es
steht zu hoffen , dass , wenn es gelingt , die Hefe in schwach alkali-
schen and zuckerfreien Nährlösungen zu züchten, dieselbe auch im
Stande sein wird, aus Nitraten den Stickstoff zu assimiliren. Schimmel-
pilze können zwar auch bei sauer reagirender Nährlösung Nitrate
verwenden, indessen diese reduziren die Nitrate nur in dem Maasse,
als die Eiweissbildung vor sich geht, weshalb sich auch die inter-
mediäre Nitritbildung hier nicht nachweisen lässt. — Bei Spaltpilz-
kolturen in schwach sauren Nährlösungen, denen Nitrate zugesetzt
sind, bemerkt man bald nach dem Auftreten von Nitrit, dass die
Weiterentwickelung sistirt wird, während in alkalischen Lösungen
sich beträchtliche Mengen von Nitrit anhäufen können. F. Frank-
land zeigte, dass Stickoxyd rasch tödtlich wirkt auf die Cholera-
bakterien, Finkler'schen Spirillen und Bacillus pyocyaneus.
Die chemische Wirkung des Stickoxyds bei Gegenwart von Wasser
gleicht derjenigen der salpetrigen Säure.
8) Körper mit doppelt gebundenen Kohlenstoffatomen sind in der
Regel giftiger, als die entsprechenden gesättigten Substanzen, z. B.
Acroleln giftiger, als Propylaldehyd, Neurin giftiger, als Cholin , Vi-
nylamin giftiger, als als Aethylamin (Versuche an Bakterien fehlen
hier noch).
9) Der Giftcharakter eines organischen Komplexes nimmt . mit
der Anzahl der Amido- und Imidogruppen zu : Harnstoff ist giftiger,
als Urethan, Guanidin giftiger, als Harnstoff, Toluylendiamine giftiger,
als Toluidin, Phenylendiamine giftiger, als Anilin, Phenylhydrazin
giftiger, als Anilin ^), Xanthin giftiger, als Theobromin, dieses wieder
giftiger, als Coffein (Filehne). (Vergleichende Versuche an Bak-
terien fehlen hier fast völlig.)
10) Basen mit primär gebundenem Stickstoff sind ceteris paribus
schädlicher, als solche mit sekundär gebundenem und diese schäd-
licher, als solche mit tertiär gebundenem: Amarin ist giftiger, als
Hydrobenzamid^), Pyrrol und Piperidin sind giftiger, als Pyridin.
1) O. Loew, Der. d. Ges. für Morph, und Pbysiol. München, Mai 1888.
8) U. Bnchner, Münch. medic. Wochenschr. 1889. No. 20.
3) KitAsato nnd Weyl, Z. Hsg. VUI. 41.
4) Loew, Pflüger'» Archiv XXXV. 527.
6) Naeb Slteren Versuchen an Hunden, femer neueren an Algen, von B o k o r n v,
696 Loe#i
Ich fand, dass, während 0,5% freies Pyridin weder Schimmel- noch
Spaltpilzen sdiadet, schon 0,2 Vo Piperidin antiseptisch wirkt ^).
,N-(C,H,) NH^(C,H,o)
Pyridin Piperidin
Ferner dürften sich noch folgende beiden Sätze, für die bislang
nur sehr wenige Beispiele existiren, wohl allgemein und auch f&r
Bakterien bestätigen lassen.
11) Von isomeren giftigen Körpern ist der chemisch labilere
auch der giftigere : Isonitrile sind giftiger, als Nitrile ; solfocyansaures
Ammoniak giftiger, als Thiocarbamid.
12) Nimmt in einem schädlich wirkenden Stoffe durch Eintritt
gewisser Atomgruppen der labile Charakter zu, so nimmt auch der
Giftcharakter zu: Trioxybenzole sind giftiger, als Dioxybenzole und
diese wieder giftiger, als Monoxybenzol (Phenol).
Bei yergleichenden Versuchen an Bakterien ist eine Anzahl von
Umständen wohl zu beachten ; zunächst die Temperatur. Ein Körper,
welcher bei 10 — 15^ in einer gewissen Verdünnung nicht als Gift
wirkt, kann bei 36® möglicherweise seine Giftwirkung bei derselben
Verdünnung entfalten. Das Protoplasma der lebenden Zellen ist
durch einen weit intensiveren Schwingungszustand der labilen Atom-
gruppen im Eiweiss viel reagirfähiger, d. h. empfindlicher geworden,
als bei niederer Temperatur ^). Ein zweiter wichtiger Faktor ist der
Luftzutritt. Körper, welche starke Gifte und zugleich leicht
oxydabel sind, können möglicherweise bei Luftzutritt ertragen
werden, da die Pilze das Gift in dem Maasse, als es eindringt, wi^er
durch oxydative Thätigkeit unschädlich machen können (Pyrogallo],
Lüdol, Salicylsäure) , wogegen bei Luftabschluss das Gift zur voUen
Wirkung kommt.
Noch wichtiger als die Kenntniss der allgemeinen Gifte ist die
Kenntniss der S p e z i a 1 g i f t e für Bakterien ; doch ist dieses Feld
erst in neuester Zeit mit Erfolg in Angriff genommen worden. Die «
überaus wichtigen Beobachtungen H. Buchner 's über die bakterien-
tödtenden Eigenschaften des Blutserums und die interessanten Afit-
theilungen Hankin 's über den schützenden Proteüikörper der Ratten-
milz') sind Marksteine in der Entwickelung der Bakteriologie.
Während wir hier Proteinstofie haben, welche dem Thiere nicht,
wohl aber den Bakterien schaden, haben Brieger und Fraenkel
gezeigt, dass Diphterie-, Tetanus- und Typhusbacillen im Gegen-
theile Eiweissstoffe bilden , welche auf die Thiere sehr giftig wir-
ken ^). H e r m a n n S c h 0 1 1 hat gefunden (Prager med. Wochensclir.
1890. No. 44), dass Cholerabakterien aus Albumin bei Anaärobiose
1) Loew, Pflttger*! Aroh. XL. 448.
2) Vtrgl. die Venucbe von Henle, Behring und Hei der. Letiterer (uA
(dieses Centralbl. IX. 291), dass Milsbrmndsporeo , welche durch 86tlgige KmwirkuBg
einer 5 O/oigen Karbolsftare bei Zimmertomperatnr nicht vernichtet wurden , scboo sieb
2 Stunden bei 56<* C durch dieselbe getddtet waren. Der Qmnd dieser Verschieden-
heit ist weit mehr in dem Protoplasma der Zellen, als in der KarbolsAore so Buehw.
S) Dieses CentralbUtt. IX. No. 10 u. 11.
4) Berl. klin. Wochenschr. XXVU. 241. Nach Martin produzirt auch Bseillns
anthracis Toxalbumine.
Ifif 9li^iiii|di90 VvrbftltmsM des Bakterieolebeos. 097
ioflseret giftige Eiweisskörper bilden. In Nencki's Laboratorium
forde aber schon im Jahre 1888 von Dr. Hammerschlag aus
Taberkdbacillen ein stark toxischer, albuminoseartiger Körper isolirt
(Wien. Akad. Ber.). Nencki hat die Ansicht ausgesprochen, dass
die Toxalbamine Enzyme sind, mit spezifischer und sehr energischer
Wirkung >). Er weist unter andern auch auf die Beobachtung von
Biehamp und Bai tu s bin, dass 0,35 g Malzdiastase und 0,15 g
PaDkreatin per Kilo Körpergewicht nach Einspritzung in die Blut-
bahn bei Hunden sich als tödtlich erwiesen.
Auch unter den organischen Basen, deren Heer sich durch
Spthese täglich mehrt, mQssen wir Umschau halten, ob nicht Spe-
zialgifte für Bakterien sich darunter befinden. Wir wissen z. B.
irom Chinolin, dass es den gewöhnlichen Fäulnisspilzen sehr schäd-
lich ist, dagegen selbst in bedeutender Konzentration (als salzsaures
Salz) nicht den Sprosspilzen ^), es ist also ein Spezialgift. Neurin
ist ein Gift fQr höhere Thiere, nicht fQr niedere Pilze. Chinin,
Strychnin, Morphin sind keine Gifte für die gewöhnlichen Fäulniss-
Itakterien. Chinin ist für niedere thierische Organismen ein stärkeres
Gift wie Strychnin, bei höheren Organismen ist es bekanntlich umge-
kehrt. Amöben werden von den &ilzen des Chinins rascher getödtet,
als von denen des Morphins (B i n z) ; das Gleiche wird bei Algen
beobachtet (Loew); bei höhereu Thieren ist es umgekehrt.
Salzsaures Cocain wirkt in 0,3 ^/o Lösung nicht schädlich auf
H^fe, aber fQr chlorophyllhaltige Infusorien (Zygoselmis orbi-
calaris) wirkt es 20 mal giftiger, als Strychnin; sie werden schon
durch Viooooo Cocain getödtet (Charpentier).
In neuerer Zeit haben Derivate des Anilins (Pyoktanin, Sulf-
afflinol) als specielle BiJcteriengifte therapeutische Verwendung ge-
funden.
Der Grund, dass gewisse Stoffe auf einzelne Abtheilungen des
Organismenreiches giftig wirken, auf andere nicht, hängt mit der
Tektonik des Protoplasmas zusammen. Nervenzellen werden anders
affizirt, als Driisenzellen, Chlorophyll führende Organismen anders,
ab chlorophyllfreie , Zellen von intensiver Thätigkeit meist leichter,
als solche mit geringer. Bei verschieden funktionirenden Zellen aber
mQssen vrir einen verschiedenen molekularen Aufbau (Tektonik) vor-
aussetzen; daher kann es kommen, dass gewisse Stoffe in einem
Falle störend eingreifen können, in einem andern aber nicht ').
1) Korrespondensblatt für Schweiser Aerste. XX. (1890).
%) Donath, Ber. d. dentsch. ehem. Ges. XIV. 1S4 und O. Loaw, Pflfiger*8
Aith. XXXV. 619.
8) Vergl. darüber Weiterea: 0. Loew, Pflfiger'i» Arch. XXXV. 611 und 626
Uid Ibid. XL. 447.
(Fortsetsnng folgt.)
698 Bacillus lactU viscoa^^
Referate.
Adametz, L«, Unters uchungen über Bacillus lactis visco-
sus, einen weitverbreiteten milch wirthsch aftl ich en
Schädling. (Berliner landwirthschaftliche Jahrbücher. 1891.)
Wie bereits mitgetheiit (Ref. in Bd. VII und VIÜ dieser Zeit-
schr.), entdeckte Prof. Adame tz den. genannten Bacillus zuerst
in dem Wasser zweier Bäche der Umgebung Wiens und züchtete ihn
in Milch. Dass derselbe aber auch spontan als Milchschädling auf-
tritt, ergaben neuere Untersuchungen von aus der Schweiz (Sornthal)
eingesendeten Proben fehlerhafter Milch. Bei diesen konnte auch
nachgewiesen werden, dass der Erreger des fadenziehenden Rahmes
aus dem Wasser eines bestimmten Brunnens stammte. Da zudem
die Erscheinungen, welche man in der milch wirthschafüichen Praxis an
„fadenziehender^' oder „schleimiger Milch'^ beobachtet, sehr häufig ganz
mit den vom Bacillus lactis viscosüs hervorgerofenen überein-
stimmen, gewinnt eine genaue Kenntniss dieses lästigen, die Milch-
produkte verderbenden, wenn auch nicht gesundheitsschädlich^!
Spaltpilzes, zumal für Milchwirthe, nicht nur besonderes Interesse,
sondern auch erhöhte Wichtigkeit. Es ist deshalb die vorliegende,
mit 3 Photogrammen ausgestattete Monographie eine werthvolle Be-
reicherung bakteriologischer Forschung.
Bacillus lactis viscosüs bildet kokkenähnliche Kurz-
stäbchen mit dicker, lichtbrechender, nicht färbbarer Kapsel und
hefeähnliche Involutionsformen mit kleiner Tochterzelle. Genaue,
mit Hülfe der Mikrophotographie angestellte Messungen ergaben
folgende Resultate: In Milchkulturen sind die mittdgrossen (in
überwiegender Zahl vorhandenen) Bacillen sammt der Hülle 1,5 ju
lang, 1,25^ dick; die grosseren 1,75 /t lang, 1,35^ dick, die klein-
sten 1,25 fx lang, 1,10 fx dick; in Theilung befindliche messen 2,2 ^
Länge, 1,3 /< Dicke, an den Involutionsformen ist die Mutterzelle
3,1 (i lang, 2,5 /u breit. Die Hülle ist in der Regel 0,2—0,3 ^i
dick, zuweilen jedoch bis 0,7 /u. In Pepton-Gelatine und Agar-Agar
bleiben die Bacillen etwas kleiner, ihre Hülle dünner. Sporenbildung
wuMe bis jetzt nicht beobachtet. —
Plattenkulturen auf Glycerin-Pepton-Gelatine liefern im Allge-
meinen weissliche, durchschimmernde, runde, scheibenförmige Kolo-
uieen mit scharfen Kontouren und zuweilen mit konzentrischen
Ringen. Bei niedrigerer Temperatur (8— 15<> C) und tiefer in der Ge-
latine erreichen sie bis zu 4 mm Durchmesser. Nur bei günstiger
Temp. (16—20^) wachsen diese runden Kolonieen in einen dünneQ,
oberflächlich gelegenen, breiten, unregelmässig gezackten Saum aus,
der im durchfallenden Licht homartig durchscheinend ist, im auf-
fallenden Licht aber eine lebhafte Opalescenz zeigt. Diese charakte-
ristischen Kolonieen erreichen nach 7—8 Tagen 1—1,2 cm Durchmesser.
In der Tiefe der Gelatine bleiben die Kolonieen punktförmig klein.
Verflüssigung tritt nicht ein.
Bifillvs laells viMMMiii. 699
Die Kolonieen auf Agarplatten verhalten sich ähnlich, sind matt-
weiss, bis zu 2 mm breit und zeigen nur in Rollplatten sdiönen
Opalglanz. — Strichkulturen geben auf glycerinhaltiger Peptongela-
tine schmale, weissliche, durchschimmernde Streifen, die einen an-
fangs glatten, später feingezackten Rand besitzen. Aehnlich ist der
Strich auf Agar, schmutzig weiss, schwach perlmutterglänzend. Die
Masse des Striches lässt sich in beiden Fällen in lange Fäden aus-
ziehen. Bei Stichkulturen tritt keine Verflüssigung ein. Sowohl in
Pepton als in Agar entwickelt sich an der Oberfläche um den Strich
dne weissliche Auflagerung. Längs des Stichkanales ist das Wachs-
thiiin in Pepton-Gelatine anfangs punktförmig, in Agar massiger.
In Würze und Wflrzegelatine gedeiht Bacilluslactis visoo-
sas nicht. — Das Verhalten desselben in Milch ist an anderer
Stelle (Ref. Bd. VII d. Z.) eingehend besprochen. Sterilisirte Milch
wird nach 4 — 6 Wochen zähflQssig wie Honig und lässt sich in
meterlange Fäden, ähnlich den Spinnenfäden, ausziehen. In nicht
sterilisirter Milch wird nur der Rahm fadenziehend oder schleimig.
Dieser Rahm liefert eine weiche, schmierige Butter, die durch das
massenhafte Auftreten von Buttersäurebacillen rasch dem Verder-
ben anheimfiUIt. Dies berechtigt zu der Annahme, dass der Ba-
cillus lactis viscosus den Buttersäurebacillen gewissermaassen
den Boden bereite. Zur Erhärtung dieser Behauptung führte A.
folgendes Experiment aus: Er versetzte eine alte Milchkultur von
Bacillus lactis viscosus mit dem 15-fachen Volumen Wasser.
Nach 8 — 10 Tagen zeigt diese Flüssigkeit die Konsistenz vom
Hflbnereiweiss. Lässt man diese an freier Luft stehen, so siedeln
sich in derselben bald zahlreiche Buttersäurebacillen an und er-
regen eine lebhafte Buttersäuregährung. — Von den chemischen Ver-
änderungen der Milch ist ausser der Bildung der fadenziehenden
Substanz zunächst die Veränderung des Kasein zu erwähnen. Aus
ganz alten Milchkulturen konnte es durch Ansäuern und Kochen
nicht mehr gefällt werden. Der Milchzucker war noch in erheblicher
Menge vorhanden. F e h 1 i n g 'sehe Lösung lieferte aber einen zeisigfar-
tienen Niederschlag, der jedoch nicht von der fadenziehenden Substanz
herrührt Die letztere erhält man nebst dem veränderten Kasein durch Fäl-
lung mit sehr viel absolutem Alkohol als schneeweissen Niederschlag,
der zahlreiche Bakterienzellen «inschliesst. Die Resultate der che-
mischen Veränderungen der Milch sowie eigene, in verschieden kon-
zentrirten, kohlehydratfreien PeptonlOsungen angestellte Kul-
turen ergaben, dass die fadenziehende Substanz weder das Produkt
einer schleimigen Gährung, noch ein Zersetzungsprodukt der Bacillen
selbst ist, sondern von der Hüllsubstanz der Bacillen herstammt,
daher wahrscheinlich wie bei Bacillus mesentericus vulga-
t u s metamorphosirte Cellulose ist. Dieselbe wurde durch Kochen und Es-
sigssäurezusatz nicht verändert, durch Alkohol aber gefällt. 5— lOprozen-
tige RohrzuckerlOsung mit Peptonzusatz erzeugte keine raschere und
reichlichere Bildung der fadenziehenden Substanz, Milchzuckerlösungen
verlangsamten sogar die Entwickelung.
Als schätzenswerthen Anhang und zum Vergleiche bringt der
Verf. eine Uebersicht über die übrigen bisher bekannt gewordenen
700 ^*c. UctiB vUc. — Bac. mclochloros. — 8«pt. und pyim. ProB«8M.
Bakterien, welche die Milch io einen schleimigen oder fiideiiziehen-
den Zustand zu versetzen vermögen.
Dahingehören: 1) die kleinen Kokken, welche Schmidt- Mühl-
heim als Ursache einer schleimigen Gährung in der Milch ansieht,
2) gewisse, von Hueppe gefundene Kokken, 3) die Duclaax-
schen Aktinobakter- Arten, 4) LoeffI er's Bacillus der schlei-
migen Milch, 5) der Goccus der „langen Wei^^ von Weigmann,
6) der muthmaassliche, auf Pinguicula vorkommende Urheber der
schwedischen Dichtmilch oder langen Milch, 7) der Kartoffelbadllus
(Bacillus mesentericus vulgatus, 8) der von Schütz isolirte,
von K a t z beschriebene Micrococcus schleimiger Milch ; ferner 2
pathogene Arten, die als Urheber von EuterentzündungeD bekannt
geworden sind und aus den erkrankten Eutern in die Milch gelangen,
nämlich: 9) die Streptokokken, welche zuerst Nocard und M ol-
ler eau, später Hess und Borgeaud aufifanden und studirten,
10) Der Guillebau'sche Bacillus c, den Freudenreich be*
schrieb; endlich 11) die 2 aus Bierwürze und Bier stammenden van
Laer 'sehen Bacillen No. I. und II, welche bei Uebertragung in
Blilch eine grüne, fadenziehende Schichte absondern.
In Bezug auf die chemische Zusammensetzung der fadenziehen-
den Substanz theilt A. die Bakterien in 3 Gruppen; 1) solche, bei
denen die fadenziehende Substanz wahrscheinlich durch Quellung der
Zellwand entsteht, also mehr oder weniger veränderte Cellulose ist,
wie bei Bacillus mesentericus, Bacillus lactis visco-
sus etc., 2) solche, bei denen dieselbe eiweisshaltig ist, wie bei
den Wei-Kokken und 3) solche, bei denen sie stickstoffhaltig ist, je-
doch nicht zu den Eiweisskörpern gehört, wie der van Laer'scbe
Bacillus viscosus. * W. Winkler (Wien).
Winkler, F., und SehrStter, H. t.. Ein neuer grünen Farb-
stoff entwickelnder Bacillus. 8^. 8 p. Wien 1890.
Die Verff. untersuchten den Raupenkoth der Obstmaden des Apfel-
wicklers (Carpocapsa pomonella L.) bakteriologisch und fanden
in demselben neben Aspergillus- und Hefearten konstant dneo
beweglichen, 2—2,5 // grossen Bacillus mit abgerundeten Enden,
der die Gelatine unter Entwickelung eines grünen Farbstoffs äusseret
schnell verflüssigte und ein Kanincben, in dessen Bauchhöhle eio
Drittel der Pravaz' sehen Spritze von einer Reinkultur gespritzt
worden war, am 10. Tage tödtete. Sie geben diesem Mikroorgaoismu^,
der weder mit dem Bacillus pyocyaneus a und /?, noch mit
dem Bacillus fluorescens a und /?, noch mit dem Hajek-
schen Bacillus foetidus ozaenae identisch ist, den Namen
Bacillus melochloros. M. Kirchner (Hannover).
Hahn, H., Z.u.'r Leichendiagnose der septischen and
pyämischenProcesse. [Aus dem patholog. Institut zu Berlin]
(Virchow's Archiv. Band CXXIII. Heft 1.)
Verf. hat eine Reihe von septischen Leichen bakteriologisch unter-
sucht und dabei hauptsächlich die pathogenen Kokken berücksichtigt
Zur Untersuchung gelangten Eiter, Milz, Leber, Nieren und zuweilen
StpÜseh« und pyXmische ProzeMif. — Kr«bfl. 701
lodi die Lungen. Als Nährböden dienten Olycerinagar und Fleisch-
wasserpeptonbouillon.
Die Färbung von Schnitten erfolgte nach der Gram 'sehen
Methode oder mit L o e f f 1 e r 's Methylenblau. Die Schnittuntersuchung
ergab oft ein negatives Resultat, während die Kulturmethode noch
Keime nachwies. In den Schnitten wurden nur Kokken gefunden. Auch
vom frischen Eiter wurden stets mikroskopische Präparate angefertigt.
Die Thlerversuche bestanden in subkutaner Impfung am Ka-
ninchenohre.
Von den 15 untersuchten Fällen waren 9 puerperale ; in 6 Fällen
war der Ausgangspunkt eine Phlegmone. Von den 9 Fällen von
Puerperalprozessen waren 4 ausgesprochene Fälle von Pyämie.
Bakterioskopisch fand man 3mal Streptokokken in fast allen
Metastasen und Organen, Imal nur Staphylokokken.
In 5 Fällen von Puerperalprozessen bestand Peritonitis. In dem
Peritonealexsudate wurden 3 mal nur Streptokokken, 2 mal Strepto-
kokken und Staphylokokken gefunden.
Unter den nicht ausgesprochen pyämischen puerperalen Erkran-
kungen fanden sich 2 mal Streptokokken und Staphylokokken. In 2
anderen Fällen von Puerperalprozessen fanden sich grosse Mengen
von Streptokokken in den inneren Organen. Verf. neigt sich der An-
Bchanang von der Identität des Streptococcus pyogenes und
der des Erysipelcoccus zu.
In den Fällen, in denen die Allgemeininfektion von einer Phlegmone
ausgegangen war, fand man im Eiter Streptokokken, zuweilen auch
Staphylokokken; dagegen ergab die bakterioskopische Untersuchung
der inneren Organe ein fast vollständig negatives Resultat. Viel-
leicht handelt es sich in diesen Fällen um einen durch die Wirksam-
keit der Bakterien hervorgerufenen Intoxikationsprozess.
Der akute Milztumor ist nach Verf.^s Erfahrung keine konstante
Erscheinung bei der septischen Allgemeininfektion.
Dittrich (Prag).
•
Tmmpp, Tli«9 Ueber saprophyte Schimmelpilze im
Brustkrebs. (Inaug. Diss.) S"". 36 S. 1 Tfl. Mönchen 1889.
Verf. veröffentlicht einen Fall von Mammacarcinom bei einer
56 jährigen Frau, das zur Ulceration gekommen war, und bei dem in
den intumescirten AchseldrQsen ein Schimmelpilz gefunden wurde.
Züchtungen wurden nicht gemacht, die Diagnose wurde nur auf
Grund der mikroskopischen Untersuchung gestellt. Höchst auffallig
ist, dass Verf. nicht nur Hyphen mit ausgebildeten Fruchtköpfen,
sondern auch Sklerotien gesehen haben will, die ihn veranlassen, den
Pilz als eine sehr kleine, noch nicht beschriebene Asper gillusart
anzusprechen. Nach den bisherigen Beobachtungen bilden die Hy-
phomyceten im menschlichen und thierischen Organismus lediglich
ein Mycel, während Fruchtkörper nicht beobachtet sind.
Zur Vervollständigung seiner Krankengeschichte gibt T. ein
Verzeichniss von Litteraturangaben über Schimmelpilzbefonde, wobei
er saprophytische und pathogene Pilze nicht scharf trennt Ganz
vertraut scheint er (überhaupt mit den einschlägigen Verhältnissen
^^n. Bd. 45
1
702 KmW.
Bicht zu sein, da ihm einige nicht ganz verzeihliche Irrthflmer nut
unterlaufen. So führt er an, dass Grawitz ,,aiit Erfolg die
Schimmelpilze derart umzOchtete, dass sie sowohl die Alkalescenz
des Blutes, als auch die erhöhte Temperatur, ebenso den verringerten
Sauerstoffgehalt des Blutes nicht nur ertrugen, sondern üppig vege-
tirteu^^ Diese angebliche Entdeckung von Grawitz ist ja bekannt-
lich von Koch, Gaffky und Loeffler als ein Irrthum nachge-
wiesen worden, herbeigeführt durch den Umstand, dass Grawitz
in seinem Versuch Keime von saprophytischen und parasitischen
Pilzen zusammen unter der Hand gehabt hatte, von denen die er-
steren bei niedriger, die letzteren nur bei höherer Temperatur ge-
diehen. Dies hätte dem Verf. bekannt sein sollen. Ebenso unklar
ist seine Anschauung, dass „die, wenigstens theil- und zeitweise in
eitrigen Sekreten vorkommenden Kokken^' zu den Saprophyten ge-
hören. Im Ganzen genommen ist das Wenige, was T. aus eigener
Beobachtung mittheilt, unvollständig und nicht zweifelsohne, das
daran geknüpfte Räsonnement vielfach unzutreffend und keine Be-
reicherung unseres Wissens. M. Kirchner (Hannover).
Schutz, J., Mikroskopische Carcinombefunde nebst
ätiologischen und praktisch verwendbaren diagno-
stischen Ausblicken. Mit 6 Mikrophotographieen. 8^. 23 S.
Frankfurt a. M. 1890.
Verf. macht zunächst Mittheilung von einigen Bakterienfunden,
die er bei Carcinom gemacht. Er fand in Schnitten von Lippencarü-
nomen einmal schlanke Stäbchen von der Grösse und dem Aosseben
des Tuberkelbacillus, in einem zweiten Falle runde, Vs /^ grosse,
regellos gruppirte Kokken, in einem dritten 6 — 12 /u lange, 1 fi breite,
wetzsteinförmige, sporenhaltige Bacillen mit spitzen Enden. Er er-
örtert im Anschluss daran die von B a p p i n bei Krebs gef undeoeo
Diplokokken, die Scheurlen'schen „Krebsbacillen*^ und die im An-
schluss an diese von anderen Forschern — Schill« Domingos
Freire, Frauth u. a. — mitgetheilten Bakterienbefunde und gibt
seine eigene Anschauung dahin kund, dass er diese alle für zufällige
hält, welche mit dem Krebs nichts zu thun haben; mit Seoger
hält S. den Krebs Oberhaupt nicht fQr eine Bakterienkrankheit.
Im zweiten Theile seiner Arbeit hebt er die histologiscbeo
Eigenthümlichkeiten hervor und weist auf die Unterschiede hin, die
zwischen gewöhnlichen Epithelzellen und Krebszellen auf Grund der
Lehre von der Karyokinese zu gewahren sind. Er fand in frisch
untersuchten Carcinompräparaten so auffallend viele Mitosen — mit-
unter über 20 in einem Gesichtsfeld — , dass seiner Ansicht nach
„der Reichthum der Mitosen direkt einen BQckschluss auf die Bös-
artigkeit einer Geschwulst gestatten kann'^ Zweitens fand er, „dass
bei Carcinom unter den in Karyokinese befindlichen Kernen es stets
einige gibt, welche eine so unverhidtnissmässige Grösse haben, wie
sie in den entsprechenden menschlichen Geweben sonst nicht vor-
kommen, und die gewissermaassen äusserlich den Stempel einer h^
heren Virulenz an sich tragen". Drittens beobachtete er, „dass bei
Carcinom die Mitosen bezflglich ihrer Grösse Verschiedenheiten bei
einem und demselben Individuum resp. Tumor erheblicher Art zeigen,
WnrBelkn^llcli«!! der LeguminoMD. 703
wfthreDd in {Aysiologischen Geweben thteriacher wie pflanzlicher
Art eine konstante Gleichmässiglieit in der Grösse der auf-
findbaren Mitosen vorhanden i8t^^ ,,Jedoch moss man oft viele Prä-
parate durchmustern, um die Unterschiede zu konstatircn/^ „Die
hervorragend periphere Lage der Mitosen in den KrebszellenzQgeo,
pamenüich bei den grösseren der in Karyokinese befindlichen Zellen,
ist ein viertes für die Diagnose Krebs beachtenswerthes Merkmai/'
Fünftens weist S. auf die Häufigkeit von Wanderzellen mit fraktio-
nirten Kernen innerhalb des Krebsepithels hin, die sich mit den
ADilinfarben auffallend gut färben. Endlich weist er auf die beim Car-
cinom in allen Fällen ausnahmslos vorhandene reiche Vascnlarisation und
BAndzellenbildung hin. Dm alle diese Dinge gut erkennen zu können,
moss man jedoch nach seiner Ansicht „bei suspekten Geschwülsten
behufs mikroskopischer Untersuchung die Gewebstheile ganz lebend
frisch einer Fixation vor der Härtung unterwerfen'^ Von den zur
Fixirnng empfohlenen Methoden empfiehlt er als beste die von
Flemming, zur Färbung Karbolfuchsin ev. mit Metbylenblau-Gegen-
färbung. M. Kirchner (Hannover).
Laurenty Recherches sur les nodosit^s radicales des
l^gumineuses. (Annales de Flnstitut Pasteur. 1891. No. 2.
S. 106.)
Die vorliegende Arbeit bietet eine interessante Uebersicht über
die historische Entwickelung unserer Kenntnisse über die Wurzel-
knöllchen der Leguminosen und bringt zugleich eine Reihe neuer Be-
Qbacbtungen.
Seit Jahrhunderten ist es bekannt, dass die Leguminosen im
Stande sind, einen unfruchtbaren Boden anzureichern. H e 1 1 r i e g e 1
hat zuerst nachgevriesen, dass die Vegetation der Leguminosen in
einem stickstofifreien Boden nur dann eine reichliche ist, wenn ihre
Wurzeln die zwar längst bekannten, aber in ihrer Funktion uner-
kannten eigenthümlichen kleinen Knöllchen zeigen. Seitdem ist die
Frage von den verschiedensten Seiten studirt worden.
Verf. gibt zunächst eine anatomische Schilderung der Wurzel-
knöllchen und der darin befindlichen „Bakterol'den'S Letztere
zeigen sehr verschiedene Formen, besitzen einen mittleren Querdurch-
messer von 1 (X und gleichen zum Theil gewöhnlichen Bacillen, haben
aber weniger regelmässige Kontouren, während andere sogar verzweigt
sind und die Form eines Y oder eines T zeigen. Wie schon Frank
und Beyerinck nachgewiesen haben, ist die Form der Bakteroiden
bei der gleichen Pflanzenspecies sehr konstant. Reagentien gegen-
über verhalten sich die Bakteroiden wie gewöhnliche Bakterien, färben
sich mit Jod gelb und nehmen Anilinfarben, besonders Fuchsin und
Methyl violett mit Begierde auf, ebenso Hämatoxylin. Ausser den
Bakteroiden existiren im Knöllchengewebe ferner, was schon durch
andere Autoren bekannt ist, fädige, verästelte, hyphenartige Aus-
breitungen, welche die Zellwandungen durchbohren. Verf. gelang
deren Kachweis in Schnitten besonders gut durch Dahliaviolett, und
er gibt eine Reihe von Abbildungen, auf denen zum Theil die von
ihm behauptete Entstehung der Bakteroiden durch Knospenbildung
45*
704 « WurMlkndUohen der L«gniiilndi«l«
von dicken, fädigen Bildungen aus zu erkennen ist Prazmowski
hat die Fäden nachgewiesen in den Knöllchen von Lupinns per-
ennis und Phaseolus vulgaris, Verf. bei Lupinus luteus
und Phaseolus multiflorus. Bei letzteren beiden Arten ver-
schwinden die fädigen Bildungen alsbald nach Bildung der Bakteroideo,
unter Zurücklassung vereinzelter unregelmässiger Protoplasmaklumpen.
Von verschiedenen Autoren wurde bereits nachgewiesen, dass
die Knöllchenbildung an den Wurzeln der Leguminosen durch In-
fektion künstlich hervorgerufen werden kann. Verf. suchte vor Allem
zu beweisen, dass ohne Hinzutreten von Keimen die Entstehung von
Knöllchen unmöglich ist Zwergerbsen („Pols nain de gräce'\ deren
Stengel 30 cm nicht überschreitet) wurden mit 1 promille Sublimat-
lösung 15 Minuten lang behandelt und dann nach gründlicher Ab-
spülung mit sterilisirtem Wasser in einer geeigneten, sterilen Nähr-
salzlösung in Proberöhren von 200 — 350 ccm keimen gelassen. Nach
eingetretener Keimung wurden die jungen Pflänzchen mittelst steriler
Watte in den Röhren so befestigt, dass zu den Wurzeln keine Pilze
zutreten konnten. Bei 6 derartigen Versuchen ergab sich am Ende
der Kultur, dass nur eine ganz unbedeutende Stickstoffzunahme in
den ausgewachsenen, knöllchenfreien Pflanzen gegenübei* den Samen
stattgefunden hatte. Die Nothwendigkeit eines zweiten Organismus
zur Erzeugung der Knöllchen ist hierdurch bewiesen. Verf. hat auch
durch Versuche dargethan, dass nicht beliebige Bakterien zum Hervor-
rufen der Knöllchen genügen. Dagegen lassen sich letztere sicher
erzeugen durch Impfung: man lässt Zwergerbsen keimen und, wenn
die Würzelchen 5—8 cm lang sind, macht man Einstiche in dieselben
mit einer Glasnadel, mit welcher man vorher in die eventuell mit
Sublimatlösung abgewaschenen Knöllchen irgend einer Leguminosenart
eingestochen hatte. Dip ersten Knöllchen erscheinen dann im günstigen
Falle in 10 Tagen nach der Inokulation, und zwar nicht bloss an den
Impfstellen, weil ein Theil der Aussaat sich auch in der Nährlösung
vertheilte. Man kann auch nur letztere infiziren, doch erfordert die
Knötchenbildung dann etwas längere Zeit. Oder man kann endlich
nur etwas Erde, auf der Leguminosen gewachsen sind, zur Aussaat
verwenden. Zur Uebertragung können die Knöllchen der verschie-
densten Papilionaceen- Arten genommen werden; sie geben stets
positiven Erfolg, aber die Zahl und die Grösse der ei*zeugten Knöllchen
variirt je nach dem Aussaatmaterial. Verf, gibt eine tabellarische
Uebersicht über seine bezüglichen zahlreichen Impfversuche und die
dabei vorkommenden Verschiedenheiten.
Die Impfungen geben ein verschiedenes Resultat ferner je nach
dem Alter der zur uebertragung verwendeten Knöllchen. Junge
Pflanzen liefern sehr kräftige Mikroben, bei blühenden Pflanzen da-
gegen vermindert sich die Lebensfähigkeit der Mikroben, noch später
bleibt ein Theil der Inokulationen resultatlos. Verf. meint, man müsse
eventuell daran denken, dass die Wurzeln der Leguminosen nicht die
natürliche Wohnstätte des Mikroben darstellen ; hiergegen spreche je-
doch, dass es möglich ist, ^denselben während mehrerer Monate von
Erbse zu Erbse zu übertragen, wenn man sehr junge Knöllchen zu
den Inokulationen wählt Auch die Formen der Bakterol'den in den
Wuraelknöllcbeta d«i^ Legnmlaosett; 705
könstiich erzeugten KnöUchen sind abh&ngig von der Ausgangspflauze.
Schon Beyerinck hat nachgewiesen, dass diese Formen bei den
▼erschiedeuen Arten der Leguminosen differiren, theils bezüglich Grösse,
theila Ramifikation, bei der gleichen Art aber konstant sind. Verf.
findet, dass bei Ueberimpfung auf Erbsen die spezifischen Formen
noch wenigstens w&hrend einer Generation erhalten bleiben, glaubt
übrigens nicht, dass zur Trennung in verschiedene Arten Anlass ge-
geben sei, wohl aber handle es sich um physiologische Rassen. Schon
H e 11 r i e ge 1 hatte festgestellt, dass gelbe Lupinen auf einem Terrain,
welches niemals Leguminosen getragen hat, keine KnöUchen zeigen.
Verf. konnte dies im Garten des Institut Pasteur vollkommen
bestätigen, während gleichzeitig ausgesäte Bohnen, Erbsen u. s. w.
mehr oder weniger reichlich Knöllchen trugen. Bloss die für die
Lupinen geeignete physiologische Baase war in dem Boden nicht
Yorhanden.
Woronin sprach 1866 zuerst die Idee aus, dass die Legumi-
nosenknöUchen durch Vermittelung eines Mikroben zu Stande kämen,
eine Ansicht, die in der Folge vielfach bestritten, von Hellriegel
wieder aufgenommen und von Beyerinck und Prazmowski
durch Gewinnung von Reinkulturen des „Bacillus radicicola'^
definitiv bewiesen wurde. Verf. wählt statt letzterer die von Frank
gegebene Bezeichnung ,^hizobium leguminosaru m^S differirt
aber von Frank wesentlich in Betreff der morphologischen Eigen-
schaften. Zur Gewinnung von Reinkulturen nimmt Verf. die KnöU-
chen von jungen Zwergerbsenwurzeln, behandelt dieselben 10 Minuten
mit 1 promille Sublimatlösung, dann mit sterilem Wasser; hierauf
werden dieselben zerquetscht und das so gewonnene Material dient
zur Aussaat. Als Nährsubstanz wurde nach Beyerinck gelatini-
sirte Erbsenbouillon mit Zusatz von Asparagin benutzt; das letztere
ervnes sich indes nicht als vortheilhaft. Die Kolonieen sind weiss-
lich und zeigen eine glänzende Oberfläche; bei genügender Uebung
kann man sie leicht von denen der gewöhnlichen Bakterien unter-
scheiden. Kräftig entwidcelte Kolonieen zeigen eine auffallend schlei-
mige Beschaffenheit. Die schleimige Substanz färbt sich energisch
mit Dahliaviolett , wird bei Jodbehandlung gelb und zeigt keine
Cellulosereaktion. Das sicherste Kriterium, dass man es mit Kolonieen
von Rhizobium zu thun hat, liegt in der erfolgreichen Yerimpfung
ai^ junge Erbsenwurzeln in steriler Nährlösung, da die gewöhnlichen
Bakterien keine KnöUchen erzeugen. Bei Kultur in Bouillon bildet
sich ein schleimiger Bodensatz, in dem nicht nur die einfachen Stäb-
chenformen, sondern auch verästelte Fadenzustände desRhizobiums
zur Beobachtung kommen. Eigenbewegung konnte auch bei den
kleinsten Formen, entgegen den Angaben von Beyerinck und von
Prazmowski, nicht wahrgenommen werden.
Da die Bakteroitden des Rhizobiums durch Knospung aus
Mycelfäden hervorgehen, so ist die Pflanze nicht zu den eigentlichen
Bakterien, eher zu den HefepUzen und zu den hefeartigen Formen
(„formes-levures^) zu rechnen. Das Vorhandensein einer Cellulose-
membran ist durch Vuillemin, Pichi und Koch erwiesen, wo-
4arch die Zugehörigkeit zu den Myxomyceten ausgeschlossen erscheint
70Ö Wanelkn^llebeader LegttmtBosMi»
Eher besteht, wie schon Marshall Ward angeDommen hat, eine Ver*
wandtscbaft mit den Ustilagineen, bei denen darch Brefeld Spross-
formen genügend bekannt sind. Am meisten aber stimmt das Rhi-
z 0 b i u m in seinem morphologischen Verhalten mit der von Metschni-
koff als Parasit der Daphnien beschriebenen Pastenria ra*
mosa, mit welcher Verf. das Rhizobiam in einer zwischen den
eigentlichen Bakterien und den niedersten fadenbildenden Pilzen (Usti-
lagineen^-Hyphomyceten, Hefepilze) zu errichtenden Gruppe zu yer*
einigen vorschlägt.
Interessant sind noch Laurent^s Darlegungen Ober die phy-
siologischen Eigenschaften des Rhizobiams. Dasselbe darch-
dringt nicht nar die Epidermis der Wurzeln und bewirkt KnöUehenbil-
dung an Ort und Stelle, sondern es verbreitet sich, wie Verf. experimen-
tell nachweist, auch in der Längsrichtung und erzeugt Knöllchenbildong
an anderen Stellen der Wurzeln. Zur normalen Funktion des Rbi-
zobiums, welche offenbar in der Fixiung des Stickstoffe besteht, ge-
hört reichlicher Luftzutritt. Bei beschränkter Luftzufuhr zur Wurzel
enthalten die Knöllchen nur wenig Bakterolden, die Erbsen geben
eine nur unbedeutende Stickstoffiiusbeute und bleiben elend, ebenso
wie solche ohne Mikroben. Die in den leidlichen gebildeten Bak-
teroTden haben gewöhnlich nur eine kurz dauernde Ebcistenz, man
hielt sie deshalb für Reservenährstofie. In der That dienen sie zur
Ernährung der Wirthpflanze, sie werden, vermuthlich durch ein Enzjm,
aufgelöst, verlieren, wie schon Beyerinck nachgewiesen hat, ihre
Lebensfähigkeit und verschwinden vollständig. Verf. hat theils rund-
liche, theils ovale Körperchen beobachtet, welche er ftr Q^sten, ab-
stammend von den Mycelien häJt, und die er als Dauerzustände des
Rhizobiums ansieht, bestimmt fQr den Aufenthalt in der Erde,
nach eingetretener Fäulaiss der Wurzel.
Die vom Veif . studirte Rasse des Rhizobiums gedieh auf Gela-
tine und in Erbsenbouillon am besten bei 22 — 26^, nicht mehr bei 90^
Bei 10® erfolgte noch kräftiges Wachsthum. Wachsende, • intakte
Knöllchen müssen im Wasser 6 Minuten lang auf 90—95 ® erhitzt
werden, um ihre Infektionsfähigkeit flir Erbsenwurzeln zu verlieren.
Zusatz von 1 promille Kalium- oder Natriumnitrat zur Erbsen-
bouillon macht letztere ungeeignet fttr das Rhizobium; gleichzei-
tiger Zuckerzusatz hebt diese Wirkung auf. Die Assimilation des gas-
förmigen Stickstoffs durch das Rhizobium ist äusserst wahrschein-
lich, aber bis jetzt nicht bewiesen. Man kann allerdings zeigen, dass
das Rhizobium, wie zuerst Prazmowski nachwies, in minerali-
schen Nährlösungen ohne Stickstoff gut gedeiht, während die gewöhn-
lichen Bakterien unter den gleichen Bedingungen sich wenig entwickeln.
Verf. hat zahlreiche Versuche mit mineralischen Nährlösungen unter
Zufügung von 5—10 ^/o sorgfältig gereinigtem Rohrzucker, Trauben-
zucker, Mannit oder Olycerin angestellt. Die Resultate waren am
besten bei Rohrzucker. Wenn die Nährlösung nur eine Schicht von
5 mm Dicke bildet, entsteht ein schleimiger Bodensatz, bei einer
Dicke von 1 cm bilden sich nur Flocken, bei noch grösserer Dicke
zeigt sich nur TrObung. Der Zutritt der Luft scheint somit bei M-
freien Lösungen erforderlich, während andererseits, wie Verl herror^'
^rftnkheiton der ftarnsteintiäaniA. fO?
Mt, durch ZuAihr von EohlehydrateD die Assimilation des Stickstofls
befiSrdert zu irerden scheint. Die Kolonieen des Rhizobiums auf
Lapinengelatine entwickeln sich auch in reiner Stickstoflfatmosphftre,
obwohl langsamer, als in freier Luft. Die Reaktion des N&hrsubstrats
Ar das Rhizobium'muss neutral oder schwach alkalisch sein, in
sauren Medien vermag dasselbe nicht zu gedeihen.
Verf. ist damit beschäftigt, durch Massenkulturen des Rhi-
zobiums in N-freien Substraten den strikten Beweis der Assimilation
des gasförmigen StickstofiEs zu liefern. Buchner (MQnchen).
Cenwentz^ H», Monographie der baltischen Bernstein-
b&ume. Vergleichende Untersuchungen über die
Vegetaitionsorgane undBlüthen sowie über dasHarz
und die Krankheiten der baltischen Bernsteinbäume.
Mit 18 lithographischen Tafeln in Farbendruck. Mit Unterätützung
des westpreussischen Provinziallandtages herausgegeben von der
naturforschenden Gesellschaft zu Danzig. Fol. 151 Seiten. Danzig
1890.
Die Abhandlung beschäftigt sich mit den Bäumen, welche den
baltischen Succinit, die Hauptmasse des baltischen Bernsteins, im
Eocän gebildet haben. An ausserordentlich reichlichem Material
konnte der Verf. nicht nur zahlreiche andere Einschlüsse studiren,
welche zur Kenntniss der Bernsteinbäume und des Bemsteinwaldes
beitragen, sondern insbesondere auch Wurzel, Stamm und Aeste der
Stammpflanzen des baltischen Succinites bis auf die (durch die natür-
liche Einbettung der Präparate in ein Material, das den Kanadabal-
sam in dieser Hinsicht noch übertrifft, treflTlich erhaltenen) feinsten
Einzelheiten (Zellkerne) in ihrem anatomischen Bau (an Dünnschliffen)
Qotersuchen und mit den entsprechenden Verhältnissen der Bäume
der Jetztzeit vergleichen. Es ergab sich hierbei zunächst, dass alle
Ueberreste des Stammes, der Aeste und Wurzeln, die früher als zu
Terschiedenen Baumspezies gehörig beschrieben wurden, derartig in
der mikroskopischen Struktur übereinstimmen, dass sie zu einer Spe-
zies (oder wenigstens in Bezug auf diese Struktur übereinstimmenden
Arten) gerechnet werden können. Die Gattungen Picea und Pinus
lassen sich mit Sicherheit anatomisch nicht unterscheiden, daher be-
zeichnet Verf. die Urheber des baltischen Succinites als Pinus (s.
laL) succinifera (Ooepp.) Gonw. Die Nadeleinschlüsse gehören
verschiedenen Spezies an, die als Pinus baltica, P. silvatica,
P. banksianoides, P. cembrifolla und Picea Engleri be-
zeichnet sind. Ihr Vorkommen gestattet keinen sicheren Schluss
über ihre Zugehörigkeit zu der auf die Holzbefunde gegründeten
Spezies Pinus succinifera, ebensowenig als die Zugehörigkeit
der männlichen Blüten, die zur Aufstellung der Arten Pinus
Reichiana, P. Schenkii und Pinus Kleinii führten, zu er-
steren ermittelt werden konnte. Weiter ergaben die Untersuchungen,
dass das ganze Bernsteinholz in pathologischem Zustande befindlich
ist und dass die gewaltigen Harzergüsse, welche zur normalen Ver-
harzung in demselben Verhältniss standen, wie heutzutage die Re-
fiinoBis und Gummosis zur normalen Harz- und Gummibildung —
70d Itranktieiten der ISernsteiobitniiiA.
als pathologische Prozesse aafgefasst werden müssen, die mit dem
Nameu Succinose bezeichnet werden. Verf. denkt zwar nicht daran,
dass bei den Bernsteinbildangen und Bersteinergüssen ähnlich wie
heutzutage bei der Gummöse der Amygdaleen, oder den Schleim-
flQssen der Eichen etc. eine bestimmte Pilzspezies der Hauptarheber
gewesen sein könne; aber er weist die Wirksamkeit einer Menge ein-
zelner Schädlichkeiten nach, welche zur Erklärung der Bemsteinkrank-
heit ausreichend erscheinen dürften.
Im Bernsteinwalde war das Pathologische die Regel. In erster
Linie war die Zahl der Insekten, deren Verwandte auch heutzu-
tage die Hauptfeinde unserer Forsten sind, eine sehr grosse. Baum-
läuse (L a c h n u s), Harzgallmücken, Wickler, Lophyrus arten, Holz-
wespen, Hylesinen u. a. Bostrichiden, Buprestiden, Anobiiden, Ce-
rambyciden vereinigten sich in ihren Wirkungen. Die Einschlüsse von
Spechtfedern im Bernstein beweisen, dass auch Spechte durch Zimmern
und Zapfenzerstören die Bernsteinwälder schädigten, wie Haarein-
schlüsse die Gegenwart der Eichhörnchen u. a. Nager, das Vor-
kommen gewisser Insekten (Tabanus, Oestrus, Stomoxys, Sil-
Yius, Culex) die Existenz grösserer Warmblüter, die durch Viehtritt
schädlich wurden, beweisen dürfte. Die Pilze, welche auch in unseren
Wäldern, besonders da, wo die Forstwirthschaft mit der heutigen
Mykologie noch auf gespannten Fusse steht, an manchen Orten Baum
für Baum befallen, scheinen in den feuchtwarmen Bernsteinwäldem
des Eocäns besonders verheerend aufgetreten zu sein. Dank den
Untersuchungen Hart ig 's kennt man die Zersetzungserscheinnngeo,
die durch die einzelnen Pilzparasitenspezies im Holz hervorgerufen
werden, und die durch sie veränderte mikroskopische Struktur so
genau, dass sich daran die Pilzspezies, welche die Zerstörung bewirkt,
mit Sicherheit erkennen lässt Ein längeres Arbeiten im Labora-
torium Hart ig 's hat auch den Verf. .befähigt, nach diesen Wirkungen,
denen hie und da Befunde von Pilzresten selbst hinzukamen, ver-
schiedene der grossen Zerstörer der Bäume der Jetztzeit auch in den
Bernsteinhölzern nachzuweisen, so Trametes piniFr. (f. suc-
cinea), Polyporus vaporarius Fr. (f. succinea), P. mollis
f. succinea. Dagegen fehlt Agaricus (Armillaria) melleae
und Heterobasidion annosum (Trametes radiciperda).
Im todten Holz wurden ein Xenodochus-artiger Pilz, ein Cla-
dosporium, Sporotrichum, Fusidium und ein Hypochnus
konstatirt. Von Phanerogamen, die nach Lippert's Beobachtungen
auch in unseren Tannenwäldern ganze Bestände zu Grunde zu richten
vermögen, kamen die Misteln in den Bernsteinwäldem vor. Verf.
führt 3 Arten auf: Loranthacites succineus, . Patzea
Johniana und P. Mengeana.
In den Bemsteinurwäldern sind sodann eine Reihe von Natur-
erscheinungen, die heutzutage unsere Wälder schädigen, allem An-
schein nach in viel heftigerer Weise wirksam gewesen. So die
Aestung oder „Reinigung^' der Bäume (von den unteren verdorren-
den und zuletzt den saprophytischen Pilzen preisgegebenen Aesten), ,
Baumschlag, Windbruch, Blitzschlag (die Holzsplitter des
guccinites, deren Wandungen zerrissen sind, deuten darauf hin),
Tom X. intaniAtioiutUn madieinUchan lton(^r«sse sd Borlin. fQ^
kin), Waldbrand (io Folge Blitzschlags, der nur bei pilzkranken
lod hohlen Bäumen zünden dürfte). —
Alle diese Schädlichkeiten wirkten dahin, dass sich die Bernstein*
bftame in eiDem andauernden Zustande der Zersetzung und abnormen
fltrzbildung (Succinose) befanden. Aus Astlöchern quoll dickflüssiges
Um, an Schftlwunden und Baumschlagstellen kamen grossere Mengen
TOD Harz heraus, und wo etwa der Blitz eingeschlagen, hingen wohl
aneh lange Harzzöpfe stalaktitenartig herunter. Alle diese mit Zell-
saft gemischteD, diüier getrübten Massen erh&rteten bald an der Luft,
warden aber später wieder durch Einwirkung der Sonnenw&rme in
dflooflüssigcD Zustand versetzt und geklärt Das klare Harz überzog
die Oberfläche des Stammes und der Aeste und nahm in diesem Zu-
stand leicht Yorüberfliegende Insekten, wie angewehte Pflanzenreste
in sich auf; bei wiederholtem Flusse entstanden geschichtete Stücke
(Schlauben), die sich durch Reichthum an organischen Einschlüssen aus-
leichoen. Das dünnflüssige Harz, welches von den Zweigen zur Erde
herabtropfte, yerkittete hier den aus den zu Fall gebrachten, in mäch-
tigen Lagen Ober einander geschichteten und durch Pilze und Thiere
xeraetzten Baumresten entstandenen Mulm zu unf5rmlichen Massen,
welche den „Fimiss** des Bernsteinhandels geliefert haben. —
Als sich der Boden senkte und Meerwasser darüber flnthete, ver-
iid auch der Bernsteinwald seinem Geschick, Harz und Hölzer ge-
riethen ins Wasser und wurden später, zusammen mit den Resten der
Meeresthiere, in den feinen Sandmassen, der sogenannten blauen Erde,
abgelagert, die aus der Zertrümmerung des früheren Untergrundes
des Bemsteinwaldes hervorging.
Die Begründung des Vorstehenden und die eingehenden Be-
schreibungen der Bemsteinbäume und ihres anatomischen Baues
mögen in dem umfang- und inbaltreichen Werke selbst nachgelesen
werden. Ludwig (Oreiz).
Originaibericilte Ober Kongresse.
Bakteriologisohes vom X. intematioiialen mediomischen
Kongresse zn Berlini 4. — 9. Angost 1890.
(FortMtmng )
Aus den Abtheiluogs-Sitzungen.
XT. Abthellnng: Hygiene.
KOTLortet(Lyon), Die pathogenen Bakterien des tiefen
Schlammes im Genfer See.
Die Versuche von Fol und von Dunant haben gezeigt, dass
ein Wasser mit sehr hohem Keimgehalte, wenn es einer achttägigen
Rahe aberlassen bleibt, 94 ^/« seines Bakteriengehaltes ausscheidetr
7lO Öaktortoi. Yom iL, iatoniAtioDftten fliAdidnisciieii ttoogreua sa bwttn.
Die obersten Wasserschictaten des Gtenfer Sees enthalten nur 38 Mi-
kroben pro ccm. Es lag demnach nahe, hier an einen ähnlichen Vor-
gang zu denken und der Frage näher zu treten, ob die Bakterien in dem
Schlamme der verschiedenen Tiefen des Genfer Sees l^n und ge-
deihen können, wie zahlreich sie daselbst vorhanden and event <Ä
sie schädlicher Natur sind.
Die in der Nähe von Morges, 2 Kilometer vom Ufer entfernt,
aus einer Tiefe von 40—50 m, also bei einem Drucke von 4—5 Atmo-
sphären und bei der konstanten Temperatur von + 4,5^ G unter
allen Kautelen heraufgeholten Schlammproben, die theils von der
Oberfläche der Schlammschichte, iheils aus dem thonigen Unterboden
stammten, wurden in sterilisirtem Wasser aufgeschwemmt und davon
Quantitäten im Verhältnisse von 1 ccm zu 100 g Körpergewicht sab-
kntan an Meerschweinchen verimpft Alle Versuchsthiere gingen prompt
mit Oedem an der Impfstelle zu Grunde. Der Schlamm von den
oberen Schichten und aus grösseren Tiefen erwies sieh virulenter und
tödtete die Thiere in kürzerer Zeit, als jener aus den tieferen Schichten.
Der von einer bloss 200 m vom Ufer entfernten und nur 4 m tiefen
Stelle herrührende Sand war steril, Thierversuche mit demselbem gaben
negative Resultate, so dass hier eine Reinigung durch lokale Strö-
mung angenommen werden kann.
Von den verschiedenen Schlammproben wurden zahlreiche Kul-
turen angelegt und aus ihnen der Staphylococcus pyogenes
aureus, der Tetanusbacillus, das Bacterium coli commune
und der Typhusbacillus isolirt. Wahrscheinlich ist auch der Tuber-
kelbacillus im Seeschlamme, vorhanden, die diesbezüglichen Versuche
sind jedoch nicht genügend zahlreich gewesen, um hierüber eise be-
stimmte Angabe machen zu können.
Jener Theil des Sees, aus welchem das Untersuchungsmaterial
stammte, enthält ein chemisch sehr reines Wasser. Auch dessen
Bakteriengehalt dürfte wesentlich geringer sein, als er für das See-
wasser in der Nachbarschaft von Oenf konstatirt worden ist. Trotz-
dem enthalten die tiefen Schlammschichten schädliche Bakterien,
welche auf den thierischen Organismus mit derselben Energie ein-
wirken, wie jene, die Vortr. in den Filtrirwerken der Stadt Lyon ge-
funden hatte.
Die angeführten Versuche gestatten zu schliessen, dass die Mi-
kroben, welche durch die Winde an die Oberfläche dieses immensen
Wasserbeckens gebracht oder von den Flüssen zugeführt werden,
wie alle anderen Körper dem Einflüsse der Schwere unterliegen. Sie
fallen mehr weniger langsam zu Boden und häufen sich in grosser
Menge auf der Oberfläche des feinen grauen Schlammes an, welcher
den Seekessel bedeckt. Die Mikroorganismen werden durch den
langen Kontakt mit der grossen Wassermasse nicht vernichtet und
bewahren in der dunklen Tiefe bei der konstanten Temperatur Ton
+ 4,5^ C ihre Lebensfähigkeit eine vielleicht sehr lange Zeit Zu-
folge der sie umgebenden und ebenfalls durch die Wirkung der
Schwere mitgerissenen organischen Substanzen können sie sieb
daselbst wahrscheinlich durch lange Rdhen von Generationen ver-
mehren.
Jl^kterlol. Tom iL. internationAian ttiA lldnuchen RongresM in berÜn. 711
Herr Ymlade (Paris), Ueberdun antise ptis eben Wert h der
ADilinfarben.
Die yoD Vignal ausgefQbrten bakteriologischen Untersachangen
aber den aotiseptiscben Werth des von Merck bezogenen violetten
Qod gelben Pjroktanins zeigten, dass die Entwickelung des Strep-
tococcas pyogenes und des Staphylococcus pyogenes
aureus, wenn man einen Tropfen der betreffenden Kaltar in steri-
Ssirte, mit Pyoktanin in verschiedenen Dosen versetzte Fleischbrühe
einbringt, erst bei einem Gehalte von 0,35 g Pyoktanin pro Liter
verhindert wird. Bei etwas geringeren Dosen bildet sich ein aus gut
gefikrbten Kokken bestehender Bedensatz. Das Antisepticum wurde
bei einer anderen Versuchsreihe dem Kolbeninhalte erst dann hinzu-
gefllgt, als die geimpfte Bouillon deutlich getrQbt war. Zur Ab-
tOdtnng der oben erwähnten Kokken bedarf es, wenn sie in voller
Entwickelung begriffen sind, eines Zusatzes von 0,47 g violettem oder
von 1,25 g gelbem Pyoktanin. Die an Seidenfflden angetrockneten
Mikroorganismen werden durch die Einwirkung einer l^/oo violetten
Pyoktaninlösung, und zwar der Streptococcus pyogenes nach
7& Minuten, der Staphylococcus aureus nach 90 Minuten und
ein Gemisch saprogener Bacillen nach 2 Stunden abgetMtet. Das
gelbe Pyoktanin wirkt auf dieselben Mikroorganismen unter gleichen
Verhältnissen erst nach 2, 2Vs bezw. 3^U Stunden ein. Um ähn-
liche Bedingungen zu schaffen, unter welchen die Bakterien im Or-
ganismus sich vorzufinden pflegen, wurden die Bouillonkulturen mit
dem gleichen Volumen Eieralbumin vermengt, FlanellstQckchen mit
der Mischung imUbirt und im Exsiccator getrocknet Zur Abtödtung
des Streptococcus pyogenes war bd dieser Versuchsanordnung
eine IVsStündige, für den Staphylococcus aureus eine IV4-
stflndige und fQr das Bakteriengemisch eine 2 stündige Einwirkung
der V/^o violetten Pyoktaninl6sung nOthig. Das gelbe Pyoktanin
übte eine noch verzügertere Wirkung aus. Schliesslich wurden drei
arsen- und phenolfireie Aailinfarben (Methylviolette und Auramin) aus
der Fabrik von Perrier in Saint- Denis auf ihren antiseptischen Werth
geprüft und ihre bakterientOdtende Eigenschaft als eine dem Merck-
Bchen Präparate ziemlich nahestehende befunden.
Aus den Versuchen geht hervor, dass die mit dem Namen Pyo-
ktanin bezeichneten Anilinfarben sehr schwache Antiseptica sind.
Nichtsdestoweniger gibt es Fälle, bei welchen das Pyoktanin wegen
seines ausserordentlichen Penetrationsvermögens sich viel wirksamer
erwdsty ids SubUmat.
(FortsetniDf folgt.)
7l^ itra* titt«niai>.
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einige neue Mittel gegen Lupus. (Monatsh. f. prakt. Dermatol. Bd. XII. 1891. No.8.
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ZvflL, A., Un caso di tuberoolosi ossea guarito oolla cura chimrgica aasociata aUa ean
di Koch. (Arch. di ortoped. 1891. No. 1/8. p. 86—84.)
BerioktlsruMr*
In No. 17 dieses Bandes 8. 668 mnss auf Zeile 7 von unten „solche** gestridiao
werden ; auf der vorletsten Zeile muss es heissen „nichthalogene Photo bakterisn".
In dem Referat Aber Lubarsch, Untersuchungen 6ber die Ursachen der angebo-
renen und erworbenen Immunität S. 613 dieses Bandes, 86. Zelle von oben muss stitt
„sporenhaltige" „sporen freie** gelesen werden. Der darauf folgende Sats muss Isot«:
„in seinen Versuchen war noch nach 80 Tagen ein Theil der eingebrachten Bsdliss
lebensflhig ; bei Verwendung sporenhaltigen Materials waren selbst nach Vsrisof
von 87, Monaten u. s. w.**
Originaladttheilwigai. SohAti, J., Mikroskopische CarcinombeAuds
Loew, 0.» Die chemischen VerhXltnisse di
nebst Ätiologischen und praktisch ▼«•
Bakterienlebens. (Ori(f.) (Forts), p. 690. ; wendbaren diagnostischen Ausblicken,
StamiMii, W. V., und BruM, David, Eine i P- 708.
neue Methode, Flüssigkeiten in die Bauch- i Tmmpp, Th., Ueber saprophyte Sehimmel-
höhle der Versuchsthiere einzuspritsen.
Mit 3 Abbildungen. (Orig.), p. 689.
pilse im Brustkrebs, p. 701.
Wiiüder, F., und 8ohz6tter, H. v., fin
TinOBi, O., u. CatUnl, GluMppiAa, Ueber »•««'• grünen Farbstoff entwickelnder Es-
die Eigenschaften des Tetanus-Antitoxins. ^ll^f P- 700.
(Orig.), p. 686.
BaCemte.
AdaaMti, L., Untersuchungen Über Bacillus
lactis viscosus, einen weitverbreiteten
milcbwirthschaftlichen SchAdling, p. 698.
Gonwenti, H., Monographie der baltischen
Bemsteinblume, p. 707.
Hahn, M«, Zur Leichendiagnose der sep-
tischen und pyfimischen Prosesse, p. 700.
LanroBt, Becherches sur les nodositis ra-
dicales des l^minenses, p. 708.
Origiamlbtrlehte über KflBgrsns.
Bakteriologisches vom X ioter-
nationalen medicinischen Kos'
grosse SU Berlin,
4.-9. August 1890. (Fortsetsiug.)
Lortel, Die pathogenen Bakterien des liflfai
Schlammes im Qenfsr See, p. 709.
Valuda, Ueber den aatiseptisehen Wwtt
der Anilinfitfben, p. 711.
V«M Uttaratsr, p. 718.
Vh>nnAWueh« BoDbdnekerti CSvxwmmui FoU«) ia Jewk
für
Bakteriologie und Parasitenkunde.
In Yerbindung mit
QelL M. Prof. Dr. LesM m Frofiasor Dr. Loefler
In Lolpzlc In tirallinrald
heraoBgegeben yon
Dr. O. IJlilinrorni in CaiSseL
-M-
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
*fX, Band. -o- Jena, den 6. Juni 1891. -o- No« 22«
Prdi für den Bftad (26 ViimmAm) 14 Kark.
Jfthrlicb erscheinen swei BiGide.
— tA Zu beziehen darch alle Buchhandlangen and PostansUlten. %t^
Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten'
kund^f' richtet an die Herren Mitarbeiter die erg^ene Bitte, etwaige
Wünsche um Lieferung van besonderen Abdrüeken ihrer Auf"
Sätze entweder bei der Einsendung der Abhtundlungen an die
Beda^kÜen auf das Man/uskript schreiben zu woUen oder spä-
testens nach JSmpfang der ersten Korrektnrahzüge direkt an
den Verleger 9 Herrn Gustav) Fischer in Jena^ gelaaigen zu
lassen* Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später
eingehende Wünsche berücksichtigen zu können.
Original - NiitUieiiungen.
üeber eine neue Anwendong des Safranins.
Von
Dr. P. Kaiiftnann
in
Alexandrien.
Die nahe chemische Verwandtschaft, welche das Safranin zu den
Rosanilinen za besitzen scheint und die Beobachtung, dass bei Be-
handlung von wässriger Safraninlösung mit Jodjodkalilösung ebenso
wie bei den Pararosanilinen eine Schwebefällung eintritt, veranlassten
mich, mit diesem bisher nur als Kemfärbemittel benutzten Farbstoffe
Färbungsversuche an Bakterien nach der Weigert 'sehen Fibrin-
fiürbungsmethode vorzunehmen.
IX. Bd. 46
718 KanfmAnUf Ueb«r eine nene Anwendung des Sefranliit.
Das Ergebniss meiner Versuche war insofern ein Qberraschendes,
als es mir nicht nur gelang, nach Gram färbbare Bakterien, son-
dern auch Zellkerne in sdböner Weise zu färben. Die Jodbebandlang
übt bei den letzteren entschieden dieselbe fixirende Wirkung aus,
wie bei den Bakterien ; denn wenn ich ein Gewebe etwa 10 Minuten
mit Safranin färbte und dann sofort entfärbte, so vermochte ich den
Farbstoff viel leichter aus den Kernen zu entfernen, als wenn ich
die letzteren nur 2 Minuten unter nachträglicher Behandlung mit
Jodjodkali färbte. Wenn ich den Farbstoff (man kann sich übrigens
einfach einer wässrigen Safraninlösung [5^/o — lO^/o] bedienen) etwa
5 bis 10 Minuten einwirken liess, so gelang es mir bisweilen, schöne
Kerntheilungsfiguren darzustellen. Eine Fibrinfärbung lässt sich nar
in sehr unvollkommener Weise erzielen, das Bild ist viel undeut-
licher, als das durch Gentianaviolett erzeugte.
Da die Bakterien einen braunrothen bis braunen, die Kerne
einen rothen Ton annehmen, so ist es möglich, bei Färbung eines
Bakterien enthaltenden Gewebes die letzteren deutlich hervorzuheben
und ihre Lagerung im Grewebe näher zu bestimmen. Ich möchte
indessen empfehlen, die einfache Färbung mit Safranin nur da an-
zuwenden, wo es sich um eine schnelle Orientirung handelt, im
Uebrigen aber die Safraninfärbung mit der Gentianaviolettfärbung za
kombiniren. Da nämlich Safranin eine stärkere Affinität zu den
Kernen, dagegen eine schwächere zu den Bakterien und dem Fibrin
besitzt, als Gentianaviolett, so ist man im Stande, durch Anwendung
einer mit Gentianaviolett versetzten Safraninlösung eine Doppel&r-
bung in der Weise zu erzielen, dass die Kerne rotb, Fibrin und
Bakterien blau gefärbt werden; zuweilen erhalten die letzteren,
wahrscheinlich in Folge zu starker Einwirkung des Safranins, einen
bräunlich-blauen Farbenton und wir haben dann eine dreifache
Färbung.
Die Mischung, deren ich mich bediente, war in folgender Weise
zusammengesetzt :
Safranin 0 . . . . 1,25 g ?, c%tL o * • /r ül\
Gentianaviolett . . 0>5„l^^«8P- 25 ccm wassr. Saframn (5J)
Aq. dest ... .30,0,;/ & » " Gentianav. (5%)
Anilinöl 0,5 „
Alkoh. absol. (od. 98<Vo) 2,0 „
Leider scheint diese Mischung nicht lange haltbar zu sein. Ob
hier eine Zersetzung stattfindet oder ob der Alkaligehalt der Labo-
ratoriumsluft, ebenso wie bei der Fuchsintinte, eine Rolle spielt, ver-
mag ich nicht mit Bestimmtheit anzugeben.
Das einfachste Verfahren, eine Doppelfärbung zu erzielen, ist
folgendes :
Man behandelt den Schnitt auf dem Objektträger 1—2 Minuten
mit wässriger Safraninlösung (5^/o), trocknet ab, färbt 10—15 Se-
kunden mit der Weigert' sehen Fibrinfarbe und verfährt sodann
in der üblichen Weise.
Neapel, 11. Mai 1891.
BubfS; Ueber Badlleii -der hämorrhagischeD Infektion des Menschen. 719
lieber Bacillen der hämorrhagischen Infektion
des Menschen.
Von
y. Babes
in
Bucarest.
Wir unterscheiden in unserem Lehrbuche (Les Bact^ries etc.
par Cornil-Babes. III 6d. 1890. Seite 553, dann in Annales deTIn-
stitut de Pathol. et de Bactöriol. de Bucarest. 1888/89. Babes-Mari-
nescu, Les sept hämorrh.) wesentlich 3 Gruppen von Mikroorganis-
men, deren ursächliche Beziehungen zu der hämorrhagischen Infektion
des Menschen aus zahlreichen bakteriologischen Analysen des Kada-
vers an hämorrhagischer Infektion Verstorbener sowie aus den Unter-
suchungen anderer Forscher hervorgehen. Ich hatte zwar wenig Ge-
legenheit, ganz reine Fälle zu beobachten, konnte aber nicht nur dann
einem Mikroorganismus die wesentliche Bolle bei dieser Krankheit
zuschreiben, wenn derselbe in Beinkultur in den inneren Organen
angetroffen wurde und bei Thieren ein ähnliches Krankheitsbild her-
vorbrachte, sondern auch, wenn bei Gegenwart mehrerer Bakterien-
arten ein Bacterium vorherrschend war, welches bei Thieren ganz
typische Purpura haemorrhagica erzeugte.
An erste Stelle setzte ich die beim Menschen gefundenen, auch
bei Thieren Purpura hervorrufenden Bacillen. In Be-
zug auf die Aetiologie anderer hämorrhagischer Septikämieen des
Menschen, welche im Anschlüsse an Gangrän entstehen und bei wel-
chen saprogene Bacillen im Verein mit anderen Bakterien für die
Erkrankung verantwortlich gemacht werden können, sowie in Bezug
jener, welche idiopathisch oder in Folge anderer Infektionen auftre-
tend, ganz entschieden mit massenhafter und schneller Vermehrung
von Streptokokken (welche gewöhnlich auf Thiere septisch wirken)
zusammenhängen, verweise ich auf unser obengenanntes Bakterien-
werk, in welchem zahlreiche derartige Beobachtungen niedergelegt sind.
Es wäre also nicht zulässig, anzunehmen, dass die hämorrha-
gische Infektion des Menschen durch einen speziellen Organismus her-
voi^ebracht werde, und müssen zahlreiche Fälle entscheiden, ob
selbst die sogenannte idiopathische Blutfleckenkrankheit immer durch
einen und denselben Bacillus verursacht wird. Diese Anforderung ist
um so bereditigter, als diese Krankheit nicht immer gleichmässig
und cyklisch verläuft.
In mehreren von mir untersuchten Fällen von Blutfleckenkrank-
heiten konnte ich in der That verschiedene mehr oder nunder ähn-
liche Bacillen finden ^).
1) Habe 8, Bakteriologisohe Unters, sept. Pros. d. Kindesalters. Leipsig 1889. Les
Beet^ries. 1890. Societ de Medioina. 1888.
46*
720 Babes,
Zahlreiche Forscher, unter welchen ich nur Klebs-Ceci*),
Watson Cheyne*), Petrone'), Letzerich*), Demme*),
Tizzoni und Gio vannini®), Hlava^), Kolb®) nennen will,
haben bei Blutfleckenkrankheiten verschiedene Bacillen beschrieben,
und für dieselben verantwortlich gemacht. Doch nur einzelne
derselben haben ihre Fälle mit unseren gebräuchlichen vielfachen
Mitteln untersucht, so dass wir uns auf die Charakteristik der
in diesem Sinne bearbeiteten Fälle beschränken müssen. Einst-
weilen wollen wir auch von solchen Befunden absehen, welche sich
von meinen (1. c), jenen Kolb's und Tizzoni-Giovannini's
wesentlich unterscheiden, so von den sporenbildenden Bacillen Letze-
r ich 's, von den Streptobacillen, die Hlava bei Petechialtyphus
gefunden, von den Bacillen Demme's bei Erythema nodosum mit
Purpura, sowie von jenen saprogenen Bacillen, welche ich bei einer
in Rumänien beobachteten typhusähnlichen Petechialkrankheit gefan-
den habe.
Es bleiben dann noch die von mir, von Tizzoni und Gio-
vannini und von Kolb beschriebenen Fälle übrig, welche in
manchem übereinstimmen, reinere Formen von Blutfleckenkrankheiten
darstellen und bei welchen ähnliche und in vielem analoge Bacillen
gefunden wurden. Es sei mir deshalb gestattet, diese Flüle in einer
vergleichenden Uebersicht zusammenzustellen. (Siehe nebenstehende
Tabelle.)
Aus dieser Zusammenstellung ist ersichtlich, dass bisher wenig-
stens 3 verschiedene Bacillen beschrieben wurden, welche in Vielem
übereinstimmen, aus Blutfleckenkrankheit beim Menscdien gewonnen
wurden und Blutfleckenkrankheit verursachen.
Es ist unzweifelhaft, dass es sich um echte, Blutaustritte ver-
anlassende, zum Theil septische Bakterien handelt und ist es be-
zeichnend, dass z. B. die Beschreibung Kolb's, der keine Kenntoiss
von meinen Befunden hatte, in vieler Beziehung mit jener meines
Bacillus zusammentrifift. Diese Uebereinstimmung, namentlich die
Form, die Kapselbildung, die Kultur, die Empfänglichkeit der ver-
schiedenen Versuchsthiere und die experimentell hervorgerufenen
Veränderungen betreffend, weisen darauf hin, dass wir es mit einer
Gruppe Hämorrhagieen erzeugender Bacillen zu thun haben, welche
auch manche Analogieen mit jenen aufweisen, welche bei Thieren
als die Erzeuger der hämorrhagischen Septikämie (Hueppe) bekannt
sind. Die Frage, ob die Bacillen Kolb's, Tizzoni's und Gio-
vanini's als septische aufeufassen sind, kann nicht ohne Weiteres
verneint werden, wenn auch beim Menschen nicht immer septisches
Fieber vorhanden war. Obwohl ich nicht der Meinung bin, dass die
verschiedenen, hämorrhagische Sepsis bei Thieren verursachenden Ba-
1) Arch. f. experim. Path. u. Pluirmak. 1881. No. 13.
3) British med. Journal. 1883. S. 868.
3) Gas. degli ospit 1884. No. 7, 14, 17.
4) Unters, flb. die Aetiol. d. Purpura haemorrbag. Leipzig 1889.
51 FortBchritte der Medio. 1889. No. 7.
6) Beitr. s. pathol. Anat und allg. Path. v. Z i e g 1 e r. Bd. VI. 1889.
7) Archiyes bohdmes de m4d. 1889, aont
8) Arbeiten ans d. kais. Gesundheitsamt. VII. 1891. 1.
Üeber baeillen d«r hAmorrhagischen InfektioD des Menschen.
?21
dlleD ein und dieselbe Bakterienart oder geringe Variet&ten derselben
darstellen müssen, nehme ich doch an, dass die Bakterien dieser
Krankheiten in eine Gruppe gehören. Ebenso bin ich geneigt, an-
zunehmen, dass auch geivisse Bakterien, welche beim Menschen in-
fektiöse hämorrhagische Allgemeinerkrankung verursachen, eine mor-
phologisch und biologisch zusammengehörige Gruppe bilden, deren
Unterscheidungsmerkmale in verschiedener Grösse, gewissen geringen
Unterschieden im Kulturverhaiten, besonders aber in der Wirkung
auf Thiere bestehen.
Y. Babes,
Eia Parpnra haemorrhagica
▼arBTsacliender Kapselbacil-
iu (Societ. de Medic. Apr.
18SS, Bakteriologische Un-
ten. &b. septische Prooesse,
Leipaig, Veit & Comp. Okt.
1888. Seite 46. Les bac-
teriea par Cornll-Babes.
1890. Seite 558).
M. Kolb,
Arbeiten aus dem kais. Ge-
snndheitsamte. VII. 1. 1891.
Tiiioni and Gio-
vannini,
Parpnra haemorrhagica (Atti
deUa B. Aeead. deUe sc. dl
Bologna 1889, and : Z i e g -
1 e r ' 8 Beltrftge s. Path. Bd.
VI. 1889. S. 899.
Ein berabgekommenes In-
dividaum erkrankt an BIu-
tangen, oberflächlicher Gan-
grän der Kinder der Alveo-
larschleimhaat, der Tonsillen,
oedematös - hftmorrhagische
Inliltration des Zellgewebes
in der Umgebang der Ton-
sillen, Bronchitis, Parpara,
Blatharnen , Fieber , Tod
anter Erscheinnngen einer
Septikämie. An diesen Fall
schlössen sich noch 2 fthn-
liche an. (Nach 19 Tagen
erkrankt ein 16-jfthriges Mftd-
ehen mit missigem Fieberf
Appetitlosigkeit , Tonsillitis
und Bronchitis, welcher sich
Parpnra haemorrhagica an-
schliesst, welche in 5 Tagen
anter nerrfisen Erscheinun-
gen cum Tode tUhrt. Schon
frfiher bestand Rheamatismas,
grosse Mattigkeit)
Ausser den erwihnten
Verinderungen entzündliches
Oedem der Weichtheile des
Halses , kleine gangränöse
Steilen der Lungen (von
Himorrhagieen umgeben).
Auch in der Tiefe der Haut
und an den serösen Hinten
and in der Darmschleimhaat
frische and iltere Ekchy-
m o s e n , gangrinös-himor-
rhagische Pyelitis (flfissiges
Blut im Henen und in den
Gefässen), NephritU. (Me-
diastinal- und Hesenterial-
drüsen sam Theil blutig in-
flltrirt. Mila vergrössert.^
Symptome dar Kraniheit.
8 Frauen und 1 Mann be-
kommen plötslich Fieber und
Purpura, Ei weiss im Harn,
Tod nach 8—4 Tagen.
8 Kinder einer Familie
erkranken an Impetigo, an
welche sich bei zweien eine
Purpura mit Schfittelfk-ost und
hohem Fieber, Appetitlosig-
keit, Anurie oder Albuminu-
rie ansehliesst. Tod zweier
Kinder nach 8 Wochen, nach-
dem das Fieber in den letzten
Tagen nachgelassen hatte.
Batkologitehe Aiuttomie.
Kleinere und grössere
Blutflecken in der Haut und
an den serösen Hiuten, hie
und da Blutergüsse in serö-
sen Höhlen, in den Lungen
und in der Darmschleimhaut.
Das Blut zeigt wenig Neigung
zur Gerinnung. In einem
Falle noch Himorrhagieen in
den Nierenkapseln und in
den Nebennieren, Milz ver-
grössert.
Himorrhagieen in der Haut
und in den serösen Hiuten,
Oedem im subkutanen Ge-
webe der Haut, nsmentlich
des Gesichtes und Halses,
allgemeine akute Nephritis
mit himorrhagischen Punk-
ten, subseröse und submueöse
Darmhimorrhagieen. Milz
normal.
^
122
Loex^,
V. Babes,
Beim M ansehen:
In den geschwellten Ton-
sillen kleinsellige Infiltration,
hyaline (?) Degeneration der
Schleimdrüsen. In den hl-
morrfaagischen Lnngenherden
gewöhnlich im Centmm schon
makroskopisch erkennbare,
durch SaAranin rothgefirbte
Stellen , welche ans ange-
heuren Mengen ZoglSen bil-
dender Baeillen( Beschreibung
später) ausgefilllt sind, in
derUmgebung Hämorrhagieen
mit Hypertrophie der Staub-
seilen. In den hftmorrhagi-
schen Mesenterialdrüsen stel-
lenweise fthnliche Pfropfe in
Lymphrftamen. TrfibeSehwel-
Inngdes Nierenepithels, [ober-
flächliche Nekrose, hämorrha-
gische und folliculäre Infil-
tration der Nierenbecken-
schleimbant.
Bei Kaninchen:
Massige Zellproliferation
der Organe, Neigung anr
KrystallbilduDg des Blutes
in den Gefässen und Hä-
morrhagieen, besonders In den
Lungen.
M. Kolb,
Tissoni und Oio*
vannin i,
Histologie.
In den inneren Organen
theils in grösseren Haufen
in den Geftssen, theils ler-
streut im Gewebe die später
SU beschreibenden Bacillen.
Bei Thieren;
In der Leber Herde tob
Roagulationsnekrose und
kleinsalliger Infiltration, in
der Niere ausgedehnte Koe-
gulationsnekrose der gewao-
denen Hamkanälchen. Ab-
sterben der Glomenili so ein«
feinkörnigen Masse. Die Ba-
cillen finden sieh alebt in
den inneren Organen, nielit
im Blut, bloss an der Id-
jektionsatelle.
(Sehluss folgt)
Die chemischen Verhältnisse des Bakterienlebens.
Von
Dr. 0. Loew,
Privatdosenten an der (Jnirersität Mfinchen.
(Fortsetsung.)
IIL
Ein mächtiges HQlfsmittel beim Eruährungsprozess besitzen viele
Bakterienarten bekanntlich in der Gährtüchtigkeit, einer Aopassungs-
erscheinung an ein Leben ohne Litft. Nägeli hat die Ursache der
Gährung auf die Uebertragung von Schwingungszuständeo aas dem
lebenden Protoplasma auf das G^rmaterial zurückgeführt, nacbdem
Paste ur die physiologische Natur des Vorganges erkannt biitta
Die Ansicht, dass jene Eigenschaft ursprünglich nicht vorhandoi
war und sich erst unter dem Zwange äusserer Verhältnisse allm&b-
lich ausbildete, findet unter Anderem auch darin eine Stütze, dass
uit ehemischen Verkiltnisfle des bakterieolebetis. Y2ä
man durch Erhitzen auf 80^ manchen Bakterienarten die G ä;h r t ü c h -
tigkeit nehmen kann, ohne ihr Leben zu vernichten.
Die Vennehrung dauert fort, ist jetzt aber nur bei Luftzutritt
möglich. Dieselben Verhältnisse können auch durch lang fortgesetzte
ZOchtung bei viel Luftzutritt herbeigeführt werden; Nencki hat
beobachtet, dass der von ihm entdeckte Micrococcus acidi
paralactici nach fortgesetzter Züchtung auf festem Nährboden
unf&hig wird, Gährung zu erregen (dieses Gentralbl. IX. 306). Dieser
Forscher weist ferner darauf hin, dass die Abnahme der Virulenz
pathogener Spaltpilze auf dieselbe Ursache zurückzuführen ist, und
manche Beobachtungen deuten darauf hin, dass der Verlust der
Fähigkeit, gewisse Farbstoffe zu produziren, auch diesen Erschei-
nungen anzureihen ist^). Die Schwächung der nitrifizirenden Thä-
tigkeit der Bodenpilze bei Züchtung in Bouillon wurde schon oben
erwähnt.
Wenn man nun bedenkt, wie sensibel das Protoplasma ist und
welche bedeutende Leistung die Gährthätigkeit darstellt, so muss man
es sehr merkwürdig finden, dass eine solche energische Funk-
tion aufgehoben werden kann, ohne dass hierbei das
Leben der Zellen erlischt Wäre das gesammte Protoplasma
einer Zelle bei dieser gewaltigen Veränderung betheiligt, so wäre
die Annahme einer Strukturveränderung unter Erhaltung
des Lebens zu machen, was aber wohl unseren bisherigen Erfah-
rungen über die Eigenschaften des Protoplasmas zuwiderlaufen
würde.
Ich halte es, wie ich schon früher einmal geäussert habe^), für
viel wahrscheinlicher, dass ein spezieller Protoplast sich
durch allmähliche Difierenzirung aus dem Plasma ausbildete, welcher
lediglich mit der Gährarbeit betraut ist Nimmt dieser Protoplast
grössere Dimensionen an oder gestaltet sich das ganze Protoplasma
schliesslich um zu dem Gährprotoplasten, so würden die obligaten
Ana^roben entstehen. Die .Vernichtung der Gährwirkung ohne Schä-
digung des Lebens bei den fakultativen Anaöroben könnte auf das
Absterben des Gährprotoplasten zurückgeführt werden, dessen Tod
nicht denjenigen des Cytoplasmas nach sich zu ziehen braucht
Zwischen dem Gährprotoplasten und dem Gytoplasma eines Bacte-
riums müsste eine Arbeitstheilung angenommen werden. Jenem
würde die Zersetzung des Nährmaterials, diesem die Eiweisssynthese
aus den gelieferten Bruchstücken zukommen.
An Analogieen, um diese Ansicht plausibel zu machen, fehlt es
nicht. Bei den Oscillarien z. B. finden wir noch kein spezielles
Ghlorophyllorgan. Das ganze periphere, grün gefärbte Gytoplasma
fnnktionirt wie ein Chlorophyllkörper'). Erst bei den höher ent-
wickelten Algen finden wir eine Differenzirung zu einem speziell für
1) Vgl. das Referat H. Buchner't in diesem Centralblatt. IX. 641 Über die Be-
obechtuDgen Gessard's am Baeillus pyocjanens.
8) O. Loew, JoQm. f. prallt. Chem. XXXIII. S. 861.
3) Nach Zacharias (BoUn. Ztg. 1890 Nr. 1 — 6) ist der centrale Theil nnge-
fkrbt; derselbe unterscheidet sich erheblich ron den genauer nntersnchten Zellkernen
anderer Organismen.
?24 Lo»w,
die Kohlens&urezersetzung angepassten Organ. Andererseits gibl
es Organismen, welche durch fortgesetzten Nichtgebrauch ihr Ghloro*
phyllorgan einbüssen und trotzdem fortleben können — allerdings
nur unter Zufuhr organischer Nahrung, wie z, B. die Eugiena
viridis^). Die Analogie zwischen dem Chlorophyllkörper — dem
Nährplasma, wie man es nennen könnte — und dem hypothetischen
Gäbrplasma würde sich ausser in der intensiveren Thätigkeit auch
in der höheren Sensibilität gegen schädliche Einflüsse offenbaren.
Bei höherer Temperatur stirbt auch der Chlorophyllkörper vor dem
Cytoplasma ab, wofür erst neuerdings ein weiterer Bewms durch
eine Arbeit Kreusler's geliefert wurde'). Dieser fand, dass die
Assimilationsthätigkeit zwischen 45 ^ und 50 ^ C vernichtet wird, die
Athmungsthätigkeit aber erst bei etwas über 50^ C.
Mancherlei Umstände machen es wahrscheinlich, dass bei der
Ei Weissbildung aus dem Gährmaterial zunächst Formaldehyd
abgespalten oder durch Atomverschiebung erzeugt wird, welcher so-
fort Verwendung findet und deshalb seine Giftnatur nicht auszuüben
vermag. Formädehyd ist sicherlich derjenige Körper, von welchem
aus nicht nur die Bildung von Kohlehydraten ^\ sondern auch die
von Eiweisskörpem erfolgt^). Der Formaldehyd erscheint bei den
Gährungspilzen als der „ruhende Pol in der Erscheinungen Flucht^\
um ihn drehen sich einerseits die zerspaltenden Thätigkeiten, ande>
rerseits die synthetische Arbeit. Viel Mysteriöses erscheint uns unter
diesem Gesichtspunkt sofort in klarem Lichte. Was der Chlorophyll-
körper den grünen Zellen — das wäre für die chemischen Syntheseo
auch das Gäbrplasma der Mikroben. Lieferanten des Formaldehjds
wären beide, nur im Modus der Herstellung läge die chemische
Differenz.
Leben die Weinsäure vergährenden Pilze z. B. von Weinsäure,
so bilden sie den Formaldehyd durch Spaltung, dieAäroben aber
bilden denselben durch Oxydation, wie folgende Gleichungen ver-
anschaulichen mögen:
COOK
I
CHOH
<j
= H, +2C08+2CHgO
HÖH
COOH
2 Mol. Formaldehyd
Weinsäure
Erste Phase der Eiweissbildung bei den Anagroben.
1) Georg Klebs, Ueber die Organisation einiger FlagellatengruppeD. S. 60.
2) Landw. Jahrb. XIX. 649. Die Versuche worden an Blftttem von Babas,
P ran na und Ricinus angestellt.
8) Vgl. die neuesten Mittheilungen von Th. Bokorny über Stlrkebildang aus
Fonnaldehjd. (Berichte der Deutschen Botan. Gesellsch. 1891. Mai.)
4) O. Loew» Botan. Centralblatt. Nov.. 1890. Ernährung von Algen und ^t^-
pilaen mit Formaldehjdverbindungen.
bie ehemischen Verhältnisse des Bakterienlebens. 725
COOH
I
CHOH
I +0=.H,0 + 2C0, + 2CH, O
CHOH
I
COOH
E^te Phase der Eiweiasbildung bei den Aeroben.
Die folgenden Phasen verlaufen meiner Ansicht nach bei beiden in
gleicher Weise, nämlich in Form mehrerer Condensationen.
U) 4 CHjO + NH, = C^H,NOj + 2H80
Aldehyd der Aspara^nsäure
III) 3 (C^H^NO.) = CijHj^NsO^ +2H,0
IV) 6 (Ci^Hj^N^OJ + 12H + HaS:==»C,, Hu 2^1880»+ 2H80
EinfachBter Ausdruck für Eiweiss.
Die Gründe, welche mich zu dieser Ansicht (i. J. 1880) leiteten,
waren mannigfache; später sind mancherlei Thatsachen bekannt ge*
worden, welche als Stütze derselben angesehen werden können; so
die Arbeit von Palladin, in welcher bewiesen wird, dass das bei
der Keimung in grossen Mengen auftretende Asparagin ein Oxy-
dationsprodukt der Eiweisstoffe ist^); ferner eine Arbeit von
Schützenberger, worin er erklärt, dass er aus Protelnstoflfen einen
zur Bernsteinsäure in naher Beziehung stehenden Körper von der
P'ormel C4HTNO2 erhalten habe, welcher der Kern aller Protelnstoffe
sei *) ; dieser Körper dürfte aber ein Umlagerungsprodukt des noch
hypothetischen Asparaginsäurealdebydes sein ; und neuerdings hat auch
£. Siegfried bei Spaltung von Gonglutin mit Salzsäure einen
Körper (C4HgN0|)n erhalten *), welcher jedenfalls auch in naher Be-
ziehung zum Aldehyd der Asparaginsäure steht ^).
Wenn wir diejenigen Substanzen betrachten, welche gährfähig
sind und dabei unter Luftabschluss den Gährpilzen Eiweiss-
bildung ermöglichen, so finden wir, dass es leicht zersetz-
liche Körper sind, welche entweder die mit dem Formaldehyd isomere
Gruppe GH(OH) enthalten, oder sie durch Atomverschiebung liefern
können, wie manche Körper mit primärer Garbinolgruppe CH^COH)
oder tertiärer C— (OH). Körper, welche erst durch oxydirende
Einflüsse die Gruppe GH(OH) liefern können, ernähren auch nur bei
Luftzutritt, wie z. B. die Vergleiche von Milchsäure mit Propionsäure,
von Weinsäure mit Bemsteinsäure ergeben.
GH.— CHOH -COOH ; CH3— CH,-GOOH
Milchsäure. Propionsäure.
1) Ber. D. Bot. Ow. VI 205 und 296.
2) Compt. rend. CI. 1267.
S) Ber. D. Chem. Ges. XXIV. 422.
4) üeber meine Ansicht der. Biweissbildang vgl. aach: Die chemische Kraftquelle
im lebenden Protoplasma, von O. Loew a. Th. Bokornj.
t^ ^ibtne«,
COOH COOH OOOH COOH
II II
CHOH— CHOH OH, — CH,
Weinsäure. Bernsteins&ore.
Unter den hier entwickelten Gesichtspunliten wird es verständ-
lich, waram wohl Methylalkohol und einige Formaldehydverbindungen
Bakterien noch ernähren können, ameisensaure Salze aber nicht mehr
dazu befähigt sind. Methylalkohol kann durch Oxydation Formal-
dehyd liefern, Ameisensäure aber nicht:
H
I
H— 0-OH 0—0 H— 0=0
I I I
H H OH
^-S»
Methylalkohol Formaldehyd. Ameisens&ure.
Die Ameisensäure könnte nur durch reduzirende Thätigkeit
in Formaldehyd übergeführt werden und es wäre nicht unmögliÄ,
dass der Äusnahmepilz Nitromonas auch mit ameisensaurem Ammo-
niak statt des kohlensauren Salzes auskommt^).
(Fortoetenng folgt.)
Nochmals über den Begattongsakt der parasitischen
Flathelminthen.
Als Erwiderung an Herrn Brandes
von
Dr. Theodor Pintner,
Assistanten am Wiener soologischen Unirersitätsinstitate.
In No. 8 des IX. Bandes dieser Zeitschrift hat H. Brandes
eine meiner Arbeiten^) zum Gegenstande einer im Thatsächlicben
vollkommen ungerechtfertigten, in der Form aber um so mehr be-
fremdenden Besprechung gemacht, als saclüiche Beweggründe für eio
solches Vorgehen durchaus nicht zu ersehen sind.
Jedem, der mit der einschlägigen Litteratur auch nur oberfl&ch-
Hch vertraut ist, sind die sich oft geradezu kontradiktorisch wider-
sprechenden Angaben über den Begattungssüct bei den parasitischen
Plattwürmern bekannt, und ich habe dieselben in meiner Arbeit aus^
führlichund genauestens angeführt Trotzdem erklärt H. Brandes,
nicht zugeben zu können, dass diese Frage „bisher eine offene zu
nennen gewesen wäre'S ein Ausdruck, den ich übrigens gar nicht
1) Es mfisste dann die Redaktion der Ameisensttare sa Formaldebyd dnrcb d«o
V^asserstoff des Ammoniaks durch Jenen Pils bewerkstelligt werden können.
9) Th. Pintner, Neue Beiträge aar Kenntniss des BandwnrmkSrpers. II. Zar
Frage des Begattongsaktes bei den Bandwttrmem. (Arb. a. d. zool. Inst Win. T. Hj
l^ochmaU über den ^agatinng^sakt der {Mirtsitiictien Plathelmintheii. 72i
gebraucht hab«. ,,Wenigsten8^ so fährt H. Brandes fort, ,,wQrde
sie mir dann jetzt ebensowenig beantwortet scheinen, als vorher^\
Dem gegenüber muss ich einfach die Schlusssätze meiner Arbeit
wörtlich hieher setzen: „Die vorstehenden Beobachtungen stellen
zam ersten Male die Begattung der Bandwürmer als
typische Wechselkreuzung fest und bestätigen zugleich die
Tid angefochtenen Beobachtungen van Beneden's und Leu-
ckart's über Selbstbegattung. Die Thatsache des Stattfindens der
Wechselkreuzung darf als starke Stütze für die Zell er 'sehen An-
sichten über den gleichen Vorgang bei Trematoden mit Zuhülfenahme
des La ur er 'sehen Kanales betrachtet werden, während hier allerdings
auch noch daneben Begattung unter Vermittlung des Uterus zu
Stande kommt Um so mehr als auch die Begattung der Turbel-
larien eine Wechselkreuzung ist, dürfte somit diese als Regel für
alle Plattwürmer aufgestellt werden. Dagegen wird durch die
Selbstbegattung eine in Folge von biologischen Umständen vorliegende
Nothwendigkeit erfüllt, die indessen nicht nur auf solche Fälle be-
schränkt bleibt.^^ „Als Regel^^ in dem obigen Satze heisst, wie ja
aus dem auf diese Worte folgenden Satze unzweifelhaft hervorgeht,
nicht ,,ausnahmslos^S sondern „gewöhnlich'^ neben zahlreichem Vor-
kommen des anderen Falles, etwa, wie man jetzt, nach Braun 's
Beobachtung der Selbstbegattung bei Schnecken, die Sache bei diesen
auffassen wird. Denn nachdem man allgemein annimmt, dass lang-
andauernde Inzucht für die Erhaltung der Art unvortheilhaft ist, wird
man, sobald Kreuzung und Selbstbegattnng bei einer Thiergruppe
neben einander vorkommen, wohl immer die erstere als das gewöhn-
liche, normale, die letztere als durch ökologische Umstände und Zu-
fimigkeiten bedingte, seltenere oder häufigere Ausnahme zu betrachten
geneigt sein. Wenn aber Fidle von Wechselkreuzung bei den para-
sitischen Plattwürmem nur äusserst selten zu beobachten sind, so
hat ja dies doch einen sehr nahe liegenden Grund in den Misshand-
lungen, die dem Wirthe bis zur Eröffnung des Darmes zu Theil
werden und auf einen ungestörten Fortgang des Begattungsgeschäftes
der Parasiten unmöglich ohne Einfluss bleiben können.
Wo in dem Gesagten also eine unvorsichtige Schematisirung
liegen soll, wie mir vorgeworfen wird, weiss ich nicht —
„Dass der Laurer'sche Kanal morphologisch der Vagina der
Cest^en und ektoparasitischen Trematoden entspricht, ihr also ho-
molog ist, hat meines Wissens noch Niemand bezweifeltes sagt H.
Brandes, Leuckart aber^): „Die Scheide bei Polystomum
integerrimum erscheint hiemach als ein Gebilde, welches, da es
neben dem La ur er 'sehen Kanäle existirt, demselben nicht homolog
sein kann. Er ist also nicht etwa bloss durch seine Duplicität von
demselben verschieden, sondern als ein morphologisch selbständiges
Organ zu betrachten — es müsste sonst sein, dass das sog. dritte
Vas deferens bei Polystomum nur mit Unrecht dem früher also
bezeichneten Kanäle der Diatomeen zur Seite gesetzt würde'^ —
Ich glaube nun allerdings, dass der „innere Samengang^^ oder das
l) PMTMlttn. U. Aufl. I. 8, 18S6, p". 59.
728 PintDÄIf,
„dritte Yas deferens", das, wie ich id meiner oben angef&hrten Ar-
beit bereits gesagt habe, jetzt nur mehr für Polystomum inte-
ger rim um glaubwürdig erscheint, falls es nicht als „Üanalis
vitello- intestinalis^^ eine Auferstehung feiern sollte, nur durch die
irrthümlichen Beobachtungen v. Siebold's mit dem Laur er-
sehen Kanäle in Beziehung gebracht worden ist Der letztere Name
aber wird doch seit Langem, zumal seit Stieda, für die Vagina der
Distomeen in Anwendung gebracht, und diese ist nach meiner and,
wie ja H. Brandes sagt, überhaupt nach Jedermanns Meinung auch
mit der doppelten Vagina der Polystomeen homolog.
Ist aber die doppelte Scheide von Polystomum integerri-
mum nichts anderes, wie der Laur er 'sehe Kanal, so ist es auch
unrichtig, wenn H. Brandes behauptet, dass der direkte Nachweis
einer Begattung bei Trematoden auf dem Wege des Laur er 'sehen
Kanales nicht erbracht sei, da ja doch Zeller für Polystomum
integerrimum die Wechselkreuzung auf diesem Wege klar uud
unbezweifelbar beschreibt und abbildet, wie ich auch in meiner Ar-
beit erwähnt habe.
Dass die Auffindung des mit der Vaginalmündung verwachscDen
Vas deferens-Endes durch Z e 1 1 e r in Verbindung mit dem eben be-
sprochenen Falle, mit den schon von Mi es eher bekannt gemachten
Thatsachen zum Zwecke der Kreuzung pärchenweise lebender Di-
stomeen, und endlich mit Rücksicht auf die in meinen ZeichnuDgen
mit der Camera wiedergegebene Lage der in Wechselkreuzung be-
findlichen Orygmatobothrienglieder, die, wie ich mit Absicht hervor-
gehoben habe, genau so liegen, wie die beiden Diporpen
nach Zeller, dass alles das zur Venülgemeinerung (nicht für alle
Trematoden ohne Ausnahme, das ist weder Zell er, noch mir ein-
gefallen) geradezu herausfordert, ist noch immer meine Meinung,
auch trotzdem H. Brandes dergleichen „keiner weiteren Erörterung**
für werth hält Ganz falsch aber ist es, dass das, was Braun, der
in Bezug auf den Werth der Zeller'schen Arbeiten mit mir voll-
kommen übereinzustimmen scheint, nach neueren Untersuchungen als
Irrthum Z eueres glaubwürdig nachweist, hier von Einfluss w&re.
Dass die Vagina von Diplozoon den Dottergang nicht quer durch-
setzt, sondern in ihm endet, was von vornherein viel für sich hatte,
ist für unsere Frage ganz gleichgültig; dass aber die Verwachsung
genau in dem Sinne erfolgt, wie Zelier angibt, was f(ir uns das
allein Entscheidende ist, scheint mir Braunes Bestätigung zur Ge-
wissheit zu erheben. Auch die neueste Mittheilung von S. 6oto^)
macht mich in dieser Ueberzeugung nicht irre. Während nämlich
Goto in seinen Mitüieilungen über den „Canalis vitello-intestinalis"
mit Ijima und Braun-Dieckhoff übereinstimmt, weicht er von
den Angaben der letzteren insofern ab, als er behauptet, dass „tbe
das deferens of one individual distinctly opens into tbe yolk-duct of
the other'\ Nun liegt es aber auf der Hand, dass das Vas deferens
vas nur dann thun kann, wenn der Dottergang eine Kommunikation
1) S. Goto, Oq the ConnoetiDg Canal between the Ovidact Mid the Intestino io
90me Monogenetic Trematodes. (Zool. Ans. Jahrg. XIY. p. 103—104.)
NochmaU über den Begaltungsakt der parasUiitchen Plathelmiuthen. 72Ö
mit der Äussenwelt hat. Diese besteht aber uur durch den Laurer-
schen Kanal, der eben nach den von Dieckhoff und Braun richtig
gestellten Zelle raschen Untersuchungen ausserordentlich kurz ist
und deshalb wohl von Goto in seiner Bedeutung als selbständiges
Org^n übersehen wurde.
Wenn mir H. Brandes die Begriffe Homologie und Analogie
auseinandersetzen zu müssen glaubt, wenn er mir vorwirft, dass ich
Leuckart's Angaben unrichtig darzustellen „beliebe^S so entspringt
solch überraschendes Vorgehen jedenfalls einem Irrthume. Ich habe
in ruhiger und sachlicher Weise jüngeren Ansichten aus dem Para-
sitenwerke einige ältere Stellen wörtlich entgegengesetzt. Dies ge-
schah aber nicht im Entferntesten aus Kritiklust, sondern weil es
mir gerade angesichts der ausserordentlichen Werthschätzung, die ich,
wie Jedermann, seit jeher den Anschauungen Leuckart's entgegen-
gebracht habe, besonders wichtig war, zeigen zu können, dass auch
Leuckart entschieden für die physiologische Bedeutung des
Lau r er' sehen Kanal es als Vagina eingetreten ist. Und diesen
Standpunkt bin ich eben auch heute noch nicht für so gänzlich ab-
gethan zu betrachten im Stande, wie nun, seit den Beobachtungen
von Looss, vielfach geschieht.
Dass der Laurer'sche Kanal bei einer Anzahl beute lebender
Trematoden nicht mehr als Scheide funktionirt, wie diese Beobach-
tungen zu beweisen scheinen, habe ich nicht geleugnet, und ich gebe
gerne zu, dass diese primäre Vagina bei einer Reihe von Formen
sogar in Atrophie begriffen sein mag. Keinesfalls ist aber zur Er-
möglichung einer solchen Annahme die sonderbare Phylogenie der
Trematoden nöthig, die H. Brandes aufstellt, indem er diese Tbiere
von „cestodenartig organisirten Vorfahren^' abstammen lässt Wohl
allgemein wird das gerade Umgekehrte für richtig gehalten.
Wenn endlich H. Brandes in dem Referate Qber meine Arbeit
(in ders. Numm. dies. Zeitschr.) bei dem Berichte über den von mir
aufgefundenen Schluckapparat am Keimstocke der Tetrabothrien und
Echinobothrien durch Anwendung des Wortes „sollen'' Zweifel aus-
zudrücken „beliebt'', so kann ich nur erwidern, dass ich nicht allein
über die Bestätigung der Richtigkeit der betreffenden Beobachtungen,
die ja am passenden Objekte nicht der mindesten Schwierigkeit be-
gegnen, sondern auch über die Bestätigung meiner „Vermuthungen",
was die weite, vielleicht allgemeine Verbreitung dieses Apparates in
mehr oder weniger ausgebildetem Zustande bei Bandwürmern anbe-
langt, in vollstem Umfange durchaus beruhigt bin.
Ich glaube nicht, dass unter den von H. Brandes mir ge-
machten Vorwürfen noch einer erübrigt, dessen vollkommene Halt-
losigkeit das Vorstehende nicht erwiesen hätte; und damit halte ich
die Sache für erledigt.
730 Brandes,
Einige Bemerkangen zn Vorstehendem.
Von
Dr. (k. Bnndes.
Nach Kenntnisnahme vorstehenden Artikels glaube ich noch
einige Erklärungen hinzufügen zu müssen; auch diesmal ist es oar
der „sachliche Beweggrund*^ zu berichtigen, und nichts anderes,
was mich zur Feder greifen Iftsst.
Zuerst die Erkl&rung, dass ich nur von den entoparasiti-
schen Trematoden, worunterich dieDistomeae Leuckart's
oder die Digenea van Beneden's begreife, in meiner Be-
sprechung gehandelt habe, die Bezeichnung „Trematoden*' schlechthin
also nur in jenem beschränkten Sinne zu verstehen ist.
Um nun auf einige Einzelheiten einzugehen, so glaube ich, dass
es wohl „unvorsichtig schematisiren** genannt werden kann, weon
man einem Schema zu Liebe von den Verhältnissen der ektoparasi-
tischen Trematoden oder gar der Cestoden auf die Gesammthdt der
Trematoden Schlüsse zieht, zumal die entoparasitischen Trematodeo
den ektoparasitischen an Zahl bei weitem überlegen sind. Nur hier-
gegen sollte sich mein Protest richten, den ich auch jetzt noch in
allen Einzelheiten aufrecht erhalte. Bei den entoparasitischen Tre-
matoden ist der Lau rer' sehe Kanal theils gar nicht vorhandeo,
theils sehr unvollkommen ausgebildet, nur ausnahmsweise findet man
ihn in kräftiger EntwicÜnng; ausserdem ist eine Beobachtung, die
auf eine Begattung durch' den Laurer^ sehen Kanal mit Sicherheit
schliessen liesse, nicht zu verzeichnen, während eine Inmissio penis
in die Ausmündung des Uterus verschiedentlich beobachtet ist^ erst
neuerdings wieder durch v. Linstow bei Distomum cylindra-
c e u m (rfr. Arch. f. mikr. Anat 1890), daher halte ich es für eine Verge-
waltigung der thatsächlichen Verhältnisse, wenn P i n t n e r die Be-
gattungsfrage bei den Trematoden dahin beantwortet^ dass neben
der Begattung durch den L au r er' sehen Kanal, die die Regel, auch
eine unter Vermittelung des Uterus zu Stande kommt Gerade um-
gekehrt muss die Antwort — wenigstens für die Entoparasiten —
lauten: Die Begattung geschieht durch Einführen des Begattangsor-
gans in das Endstück des Uterus; es ist jedoch möglich, dass bei
einigen Formen auch der Lau r er 'sehe Kanal als Scheide funk-
tioniren kann.
Was nun die Verwechslung von Homologie und Analogie be-
triflFt, so thut es mir leid, mich dahin äussern zu müssen, dass mir
auch vorstehender Aufsatz nicht frei davon zu sein scheint Pint-
ner sagt dem Sinne nach etwa Folgendes: Da Brandes zugibt,
dass der L a u r e r ' sehe Kanal der Distomeen der Vagina der Fo-
lystomeen homolog ist, eine Begattung durch letztere aber von
Zeller unzweifelhaft beobachtet wurde, so muss er auch anerkennen,
dass eine Begattung durch den Laurer 'sehen Kanal feststeht^).
1) P i n t n e r kSonte d*nii ja mit dem gleichen Rechte auch die Ton ihm nod An-
Einig« B«narkutg«o >n Toratalinidrai. 731
Ich biD aber weit dayon entfernt, dies zu tban ; damit würde ich aach
die Analogie der fraglichen Gebilde anerkennen und diese be-
atreite ich ja gerade ; ich habe mich fQr meine Person sehr wohl
gehütet, von einem L & a r e r ' echen Kanal bei den Polystomeen zn
sprechen.
So entspringt also mein „flberraschendes Vorgehen" allerdings
änem Irrthume, aber derselbe ist auf Seiten Pintner's. Auch ist
P i a t D e r weiter im Irrthume, wenn er meint, alle bezQglichen An-
sicbteD Leuckart's aus dessen Parasiteowerk wSrtlich citirt zu
haben; so schreibt er in Anm. 4 auf p. 6 seiner Arbeit: „Uebrigens
halt Lieuckart selbst bei Distomum spathulatum (Parasiten.
4. Läef. S. 348) den Lau r er 'sehen Kanal fflr eine Scheide, und
kurz zuvor (Parasiten. 1881. IL Aufl. 2. Lief. S. 390) schreibt er :
Wenn man früher iei Ueinuag war, daas der eogenaonte Uterus
der letzteren (d. Trematoden) in gleicher Weise die Begattung vie
die Biablage yermittle, eo war das ein Irrthnm, wie die seither vielfach
beetätjgteu Beobachtungen von B I n m b e r g und S t i e d a aufser
Zweifel gestellt haben."
In Wirklichkeit schreibt Leuckart aber an der zuerst citirten
Stelle: „ .... so dass die Vermuthung, derBelbe(der Laurer'scbe
Kanal) mOcb(e als Vagina funktioniren, immerhin einige Wahrschein-
lichkeit hat,"
Hierzu kommt ferner, dass Pintner beim ersten Citat die
Jahreszahl 1389 fortlässt, wodurch sein „kurz zuvor" mir in
änem eigenen Lichte erscheinen musste. Dies war es, was mich
veranlasste, zu schreiben, Pintner hätte beliebt, die Sache so dar*
zustellen, als ob sich Leuckart in seinen Ansichten widerspräche.
Ich bedaure, dies nach dem vorliegenden Texte nSthig gehabt zu
haben, und freue mich jetzt der entgegengesetzten Versicherung
Pintner's.
Und nun noch einige Kleinigkeiten! Mein Hinweis auf die
Braun'sche Kritik Ober Zeller's Arbeit sollte nichts fQr die uns
interessirende Frage beweisen, sondern war nur nebenbei geschehen.
Ueber meine Ansichten bezQglich der Verwandtschaft von Trema-
toden und Cestoden werde ich demnächst an anderer Stelle ausfuhr*
lieh berichten.
Zum Schlüsse nur noch die Versicherung, dass ich niemals an
der Richtigkeit der Pintner 'sehen Beobaditungen in Bezug des
Schludiapparates gezweifelt habe, auch keinen Augenblick die weite
Verbreitung desselben fQr fraglich hielt Wenn ich mir in Hinsicht
auf letzteren Punkt das Wort „Vermuthung" erlaubt habe, so glaube
ich dazu berechtigt gewesen zu sein, da ja Pintner selber, der
doch oatürlich nicht alle Gestoden hat untersuchen kfinnen, schreibt,
dass dieser Scbluckapparat „wahrscheinlich bei allen Cestoden" ge-
funden werden würde.
itna beobachtete Begsllung der Cestoden gegen micb ins Feld fVlit*D, dran ich bin
TOD der Homologie der Vftgiu» der Cesloden and dei L & n r e r ' sehen Kankli der ento-
paiftsitiicliBn Tremitoden rollaUndig flberzengt.
732 Tuberculoa«,
Reftrate.
Fraenkel, Engen, Untersuchungen über die Aetiologie der
Kehlkopftuberculose. (Virch.Arch. Bd.CXXI. Hft.3.p.523.)
Verf. untersuchte, von den Fragen ausgehend 1) „Sind alle bei
Schwindsüchtigen im Kehlkopf zu beobachtenden Ulcerationen ab
spezifische zu betrachten oder gibt es auch ohne Mitwirkung des
Tuberkelbacillus entstandene Substanzverluste^^ und 2) ,,ist die Kehl-
kopfschwindsucht das Produkt der ausschliesslichen Invasion
des Tuberkelbacillus in die (rewebe des Kehlkopfs, oder wird
der Tuberkelbacillus in seiner verheerenden Arbeit durch andere Mi-
kroorganismen unterstützt ?' 20 erkrankte Partieen aus 16 Kehlköpfen
von an Lungenschwindsucht gestorbenen Individuen mittelst Ausstrich-
präparaten, Plattenverfahren und auf Schnitten. Für den Nachweis
der Tuberkelbacillen wurde das Ziehl-Neelsen'sche Verfahren
mit oder ohne Methylenblaugrundfärbung in Anwendung gezogen.
Sehr interessirten kleine, ganz oberflächliche Substanzverluste in
Form flacher „aphthöser^ oder „lenticulärer'' Geschwürchen, namentlich
auf der Schleimhaut der Stimmfortsätze, bei denen eine makroskopische
Diagnose auf Tuberculose „ausserordentlich schwer, ja direkt unmdg-
lieh" war.
Er resumirt, „dass alle während des Bestehens der Lungenpbtbise
zu irgendwie erheblichen Zerstörungen der Kehlkopfgebilde führenden
Erkrankungen ihrer Entstehung und ihrem Verlauf nach als ESekl
des vom Epithel aus in die Gewebe eindringenden Tuberkelbacillus
aufzufassen sind, der weiterhin häufig durch sekundäre Ansiedlongen
anderer, den pyogenen zuzurechnender Mikroorganismen in seiner
verheerenden Arbeit unterstützt wird.^^ „I neiner verschwinden-
den Zahl von Fällen kommt es indes zur Entwickeluog von
pathologischen Zuständen, die wir nach den Ergebnissen der Unter-
suchung, mangels des Befundes von charakteristischen anatomischen
Veränderungen und bei dem Fehlen von Tuberkelbacillen in den Ge-
weben als nicht spezifische betrachten müssen/' -Letztere
konstatirte er nur zweimal und setzt sie den im Kehlkopf bei Abdo-
minaltyphus beobachteten, als mykotische Epithelnekrose bezeichneten
Prozessen an die Seite (bedingt durch pathogene Kokken). Was die
Entstehung des spezifisch tuberculösen Larynxaffektionen anlangt,
so schliesst F., „dass die tuberculösen Veränderungen des Kebikopft
auf eine Invasion der Bacillen von der Oberfläche her zurückzufahren
sind, und dass der entgegengesetzte Weg, ein Eindringen der K och-
schen Bacillen von innen her, durch Einschleppung von der Blut- oder
Lymphbahn aus zwar denkbar ist, aber jedenfalls die Ausnahme
büdet. Die Bacillen gelangen dabei durch die völlig intakten oder
durch die ihrer Qualität nach bezw. hinsichtlich ihres Zusammen-
hanges alterirten Epithelzellen in die tieferen Gewebsschichteo."
In den meisten Fällen bestanden Mischinfektionen (15 mal unter
18 Beobachtungen). Diese Mischinfektionen hält F. ftr sekiwd^,
TuWoiilose. — Lepra. — Typhoa, 733
weil man nTuberkelbacillen immer noch in tieferen Gewebsschichten
antrifft^^, als die begleitenden Mikrobien. Ref. möchte dem gegenüber
daran erinnern, dass man auch bei experimenteller Impfung mit un-
reinem Material ein tieferes Vordringen der Tuberkelbacillen (auch in
andere Organe) beobachten kann, vielleicht weil die mit Blut- oder
Lymphstrom verschleppten Kokken leichter zu Grunde gehen, während
die resistenteren Tuberkelbacillen sich weiter entwickeln können.
"Was das „Verhältniss der Zahl der Tuberkelbacillen zu dem
Charakter und der Schwere der einzelnen Krankheitsherde'* anlangt,
so konnte „eine gewisse Gesetzmässigkeit etwa in dem Sinne, dass, je
tiefg^ifender die GewebsalteratioD, desto massenhaft^er auch die Zahl
der eingedrungenen Bacillen'^ war^ nicht festgestellt werden. Nur
bei den der Kategorie der iufiltrirten Tuberculose des Kehlkopfes
zu Bubsumirenden Prozessen*' fand F. konstant typische Tuberkel
mit epithelioiden und Riesenzellen. Je reichlicher die letzteren waren,
um so spärlicher die Tuberkelbacillen. „Nur in einem an Riesen-
zellen sehr armen Tuberkel wird eine grössere Anhäufung von Tuberkel-
bacillen konstatirt.'^ Die Tuberkelbacillen lagen frei, z. B. innerhalb
des Oberflächenepithels oder in Zellen. In einem Falle waren die
Riesenzellen ausnahmsweise damit f&rmlich überladen. Tuberkelbacillen
köDDen sich, sogar reichlich, finden, ohne dass charakteristische, patho-
logisch-anatomisch als tuberculös zu bezeichnende Gewebsveränderungen
vorliegen. Czaplewski (Görbersdorf).
Csmpana, B., Un bacillo simile al bacillo leproso svi-
luppatosi in tentativi di coltura di tessuti con lepra
tubercolare. (La Riforma med. 1891. No. 14 p. 159.)
Bei seinen Versuchen, den Leprabacillus aus dem leprösen Ma-
teriale rein zu züchten, sah Verf., als er die anaöroben Eulturme-
tboden in Anwendung brachte, charakteristische Kolonieen sich ent-
wickeln, welche aus Stäbchen bestanden, die dem Leprabacillus
morphologisch sehr ähnlich waren. Diese Stäbchen sind geradlinig,
im Allgemeinen kürzer, als der Tuberkelbacillus , ihr Protoplasma
f&rbt sich an 2 oder 3 Stellen intensiver, als die übrigen Theile der-
selben, sie nehmen jedoch die Eh rlich^sche Doppelfärbung nicht an.
Der Mikroorganismus wächst in Traubenzucker -Fleischpepton-
affar, hingegen kommt er in flüssigen Nährmedien nicht zur Ent-
wickelung, auch nicht unter Wasserstoff. Die Vegetation wird nach
dem 7.-9. Tage als leichte Trübung der unteren Hälfte des Impf-
Btichs wahrnehmbar, nach weiteren 2—3 Tagen besteht der Stich
aus einzelnen Eügelchen und die Trübung ist stärker. Der Bacillus
ist für Ratten nicht pathogen. Kräl (Prag).
Karlidski, Zur Kenntniss der atypischen Typhusfälle.
(S.-A. aus der „Wiener medicinischen Wochenschrift". 1891. No.
11 und 12.)
Verf. berichtet über die in 3 atypisch verlaufenen Fällen von
Typhus abdominalis vorgenommene bakteriologische Untersuchung.
Im ersten Falle, welchen Verf. als Splenotyphus anspricht, ent-
wickelten sich aus dem Milzsafte zahlreiche Kolonieen von Typhus-
734 Typtius. — Rotz.
bacillen. Im zweiten Falle wurden dieselben in der Leber, in der
Milz, in den Nieren und im Herzen nachgewiesen.
Earlinski ist geneigt, den Lymphapparat des menseblicben
Körpers als den Weg, auf welchem sich die lyphusbadllen verbreiten,
anzusehen, und zwar aus dem Grunde, weil er sehr oft Typhusba-
cillen in grosser Menge im Ductus thoracicus vorfand, während solche
ausser in einem von 43 von ihm balcteriologisch untersuchten Fftlleo
im Blute stets vermisst wurden.
Der dritte Fall galt insbesondere dem Studium des Verhaltens
der Typhusbacillen zum Lymph- und Blutapparate. Es fanden sich
hier im Ductus thoracicus äusserst spärliche, im Blute dagegen sehr
zahlreiche Typhusbacillen vor.
Als einziges charakteristisches Merkmal der Typhasbacillen be-
zeichnet auch Earlin'ski die Art ihres Wachsthums auf Kartoffeln.
Allerdings wachsen auch andere Bakterien auf Kartoffdn so, wie die
Typhusbacillen. So fand Verf. in typhösen Dejektionen oft einen
Bacillus, welcher ein ebensolches Wacfasthum auf Kartoffeln zeigte,
wie der Typhusbacillus. Doch zeigte sich gegenüber dem letzteren
insofern ein Unterschied, als jener auf mit '/«^/p Essigsäure ange-
säuerten Kartoffelstückchen als üppiger, bläuhch- weisser Rasen,
ebenso auch in angesäuerter Gelatine sich entidckelte, während der
Typhusbacillus unter diesen Verhältnissen kein oder nur ein küm-
merliches Wachsthum zeigte. Di t trieb (Prag).
Jakowaki, H., Ein ungewöhnlicher Fall von chronischem
Rotz beim Menschen. (Zeitschr. f. klin. Medic. Bd. XVIE
1891. p. 559.)
Verf. beschreibt einen sehr chronisch verlaufenden Fall von
Rotzinfektion beim Menschen, welchen er fast während eines ganzen
Jahres zu beobachten Gelegenheit hatte, und bei dem die Diapose
Rotz mittelst der bakteriologischen Untersuchung festgestellt wurde.
Der Fall betrifft einen Stalljungen, der 6 Wochen vor seiner Er-
krankung bei einem Droschkeneigenthümer in Dienst getreten war.
Sein Vorgänger hatte wegen ,,Erkrankung an Botz*^ den Dienst ver-
lassen müssen und war an Rotz gestorben. Die Erkrankung des
Patienten begann mit rheumatoiden Schmerzen, Frostanfallen, Nacht-
sch weissen. Danach traten Exantheme auf mit Bildung von Pusteln
oder derben, schmerzhaften, tiefen Infiltraten. An der linken Wade
bildete sich ein tiefes Ulcus. Sehr bemerkenswerth ist die starke
Vergrösserung des linken Testikels, welche nach dem bakteriologischen
Befund nach der Exstirpation der Rotzinfektion zur Last zu legen
ist; dabei waren die Lymphdrüsen intakt (!). Der Patient entzog
sich schliesslich der Behandlung.
Was die bakteriologische Diagnose des Falles betrifft, so glückte
es Verf., weder aus dem Blute noch aus dem Urin oder Pnsteleiter
die Rotzbacillen herauszuzüchten (aus letzterem erhielt er Stapby-
loc. pyog. aureus und albus). Erst aus dem Safte frischer In-
filtrate und aus dem noch nicht zerfallenen Infiltrat des exstirpirteD
Testikels gelang es, die Rotzbacillen zu isoliren. (In letzterem waren
fiie in Reinkultur.) Die mit den Kulturen geimpften Meerschw^nchen
Hots. — PuArperaleklampsie. 735
dcrankten an unzweifelhaftem Rotz; einige starben, einige wurden
g^tet, einige genasen. Bemerkenswerth ist, dass die Lymphdrüsen
h&afig zwar vergrOssert waren, aber nicht, wie bei akutem Rotz,
eitrig zerfallen. Auf Schnitten sowohl von Organen der Versuchs-
tiiiere als auch von dem exstirpirten Hoden waren die Bacillen aber
spärlich nachweisbar, meist frei, aber auch in Zellen (Tinktion nach
Loeffler oder Kühne resp. Gaule- W eigert).
Der Fall ist besonders ausgezeichnet durch das tiefe, sehr lang-
sam vernarbende Unterschenkelgeschwür, die tiefen Muskelinfiltrate,
welche sich wieder zurückbildeten, und die spezif. Hodenaffektion.
Znm Schluss erinnert Verf. daran, ob nicht der sehr chronische
Verlauf auch auf die Resultate der Impfungen von Einfluss gewesen.
Er betont femer noch besonders, dass es nicht, wie bei akutem Rotz,
aas dem Pusteleiter, wohl aber aus dem Saft frischer Infil-
trate gelang, den Rotzbacillus zu isoliren.
Gzaplewski (Görbersdorf i./Schl.)
Fam, Vorläufige Mittheilung über eine bakteriolo-
((isch-ex perimentelle Untersuchung zur Frage der
Puerperaleklampsie. [Aus dem patholög. Institut in Berlin.]
(Virchow's Archiv. Bd. CXXIH. Heft 2.)
Verf. kultivirte aus den weissen Infarkten in einem Falle von
Eklampsie einen Micrococcus, der einen Durchmesser ^on 0,7
- ^8 ju besass und auf Agar und Gelatine kleine durchsichtige Punkte
bildete.
Injektionen der Kulturen in die Blutbahn gesunder Kaninchen
bewirkten sehr häufig Temperaturwallungen, meist Senkungen derselben.
Injektionen von Reinkulturen dieser Mikroorganismen in die Blut-
bahn doppelseitig nephrotomirter Kaninchen yerursachten meist ziem-
lich rasche Tödtung mit folgendem Symptomenkomplex : Angstgefühl,
ÜDrnhe, Fluchtversuche, aJUgemeine Muskelschw&che und Kollaps-
temperatnren, jedoch ohne Konvulsionen.
Injektionen älterer Reinkulturen in die Blutbahn einseitig nephro-
tomirter Kaninchen hatten regelmässig ziemlich rasche Tödtung der
Versuchsthiere mit demselben Symptomenkomplex im Gefolge.
Injektionen junger Reinkulturen oder einer Emulsion dieser Pilze
in indifferenter Flüssigkeit in die Blutbahn einseitig nephrotomirter
Kaninchen bewirkten Angstgefühl, Unruhe, Fluchtversuche, allgemeine
Moskelschwäche, KoUapstemperatnren, heftige klonische Konvulsionen
mit besonderer Betheiligung der vorderen Extremitäten, heftige teta-
nische Konvulsionen mit Opisthotonus und Betheiligung der Gesichts-
und Ohrenmusculatur. Nach 2 — 8 solchen Anfällen starben die Thiere.
Zwei doppelseitig nephrotomirte Kaninchen gingen nach 48—66
Stunden unter Kollapstemperaturen an Urämie zu Grunde.
Verf. hält es für wahrscheinlich, dass dieser Micrococcus
sowohl eine Nephritis gravidarum, als auch eklamptische Anfillle
beryorrufen kann.
Behinderung der Hamsekretion scheint nach den Untersuchungen
to Verf.*s eine Grundbedingung für die Entstehung dieser Erscheinungen
zu sein. D i 1 1 r i c h (Prag).
47»
736 Verdauung der Protoioen.
Le Dantec, Recherches sur ladigestion intracellulaire
chez les protozoaires (2^ partie). [Aus dem Laboratorium
von MetschDikoff, im Institut Pasteur.] (Annales de rinstitat
Pasteur. 1891. No. 3. p. 163.)
In seiner früheren Mittheilung ^) hatte Verf. bereits die mit Ali-
zarinsulfosäure bei einigen Amöben erzielten Resultate erwähnt. Die
aufgenommenen Farbstoffkörnchen liegen nicht direkt im Protoplasma,
sondern in Vakuolen, deren wässriger Inhalt der umgebenden FlQssig-
keit entstammt. Bald tritt aber dann saure Reaktion auf, welche den
violetten Farbenton in rosa, manchmal bis zu gelb verwandelt
Analoge Ergebnisse wurden nun an verschiedenen anderen Pro-
tozoen erhalten, namentlich an dem Kolonieen bildenden, mit ver-
zweigtem, retraktilem Fuss begabten Carchesium, ferner bei einigen
Vorticellen. Die Infusorien theilt Verf., entsprechend der neuen
Klassifikation von Maupas, in „Ciliös k tourbillon^* und „Cili^
capteurs^\ Auf diese im Wasser frei lebenden Infusorien allein be-
ziehen sich die folgenden Schlussfolgerungen von Verf. aus seinen
bisherigen Untersuchungen :
1) Bei allen untersuchten Infusorien wird mit den aufgenommenen
festen Theilchen stets auch eine gewisse Quantität des umgebenden
Wassers in die Vakuole mit eingeführt.
2) Die Wirbelinfusorien („Infusoires k tourbillon'^) nehmen ohne
Unterschied alle festen, im Wasser suspendirten Körperchen auf. Die
Aufoahme wird gehemmt durch eine Art von Plethora, welche
mechanisch die Bildung neuer Vakuolen zu verhindern scheint
Die Raubinfusorien („Infusoires capteurs'*) scheinen im Gegen-
theil eine Wahl zu treffen. Sie verschlingen nicht-näbrende Substanzen
nur dann, wenn letztere an wirklich nährenden anhaften.
3) In allen Fällen ist bei den untersuchten Infusorien die Ver-
dauungsvakuole der Sitz einer sauren Sekretion, welche zunächst das
eingefQhrte alkalische Wasser neutralisirt und dann fortdauert, bis
der Inhalt der Vakuole effektiv sauer wird. Diese Absonderung er-
folgt mit gleicher Intensität, ob nun die Vakuolen Körperchen von
thierischer, pflanzlicher oder mineralischer Herkunft enthalten.
4) Die Schnelligkeit der Säureabsonderung ist bei den ver-
schiedenen Spezies sehr verschieden ; ebenso besteht eine Differenz be-
züglich der Schädlichkeit der eingeführten diemischen Substanzen,
was auf beträchtliche Verschiedenheit in der Konstitution des Plasmas
hinzuweisen scheint.
5) Bei allen Spezies, bei denen Lakmus ein Resultat ergab
(s. das frühere Ref.), scheint die Säure die nämliche, und zwar eine
starke Säure zu sein. Buchner (München).
l) Bef. 8. No. 10, S. 866 dieses Bandes.
Ünterbactiangsinddiodeiiy tnstrutnenta ete. 737
Untersuchungsmethoden, Instrumente etc.
Sfcraius, Seringue ä injections by podermiques, störi-
lisable, ä piston en moelle de sureau. (Le Bulletin
m6d. 1891. No. 9. p. 89.)
la der Sitzung der Sociöt6 de Biologie zu Paris vom 24. Januar
d. J. demonstrirte S. eine Injektionsspritze, deren Konstruktion von
der Pravaz'schen Spritze insofern abweicht, als Lederstempel und
-Dichtung durch solche aus komprimirtem Hollundermark ersetzt sind.
Demzufolge kann die Spritze im Dampftopf, bei trockener Hitze oder
im kochenden Wasser sterilisirt werden, ohne Schaden zu nehmen.
Auf Schrauben laufende Metallscheibchen gestatten es, den HoUunder-
markstempel im Bedarfsfälle wieder den Glaswandungen dicht an-
schliessend zusammenzupressen. Kr&l (Prag).
B011X9 Sur un rägulateur de temp6rature applicable
aux ötuves. (Annales de Tlnstitut Pasteur. 1891. No. 3. p. 158.)
Der beschriebene Thermoregulator, der seit mehreren Jahren im
Institut Pasteur zu vollster Zufriedenheit funktionirt, zeichnet sich
aas durch Unzerstörbarkeit, kann jedoch nur bei grossen Brüt-
schränken mit Vortheil angewendet werden.
Derselbe besteht aus zwei starken, an einander geschweissten
und dann U-f5rmig gekrümmten St&ben, von denen der innere aus
Stahl, der äussere aus Zink ist. Die Länge der U-Schenkel
dürfte der Abbildung nach 30 — 40 cm betragen und das Ganze muss
so massiv sein, dass absolut keine federnde Bewegung, nach Art
einer Pincette, stattfindet. Solche Regulatoren aus zwei Metallen
wurden, wie Verf. angibt, schon früher, namentlich von Schaffer
angewandt
Die Bewegung, welche in Folge der ungleichen Ausdehnung von
Zink und Eisen bei Temperaturschwankungen auftritt, kann nun, in-
dem man den einen U-Schenkel fixirt, von dem anderen aus in ver-
schiedenster Weise zur Regulation der Gaszufuhr verwendet, eventuell
durch Hebel noch verstärkt werden. Die spezielle Art, wie die Ueber-
tragung bei den von Wiesnegg konstruirten grossen Pasteur-
sehen Wärmeschränken (jetzt mit direkter Gasheizung anstatt des
früher verwendeten Dampfes) bewerkstelligt wird, wolle im Original
eingesehen werden. Trotz der Grösse des Schrankes, der in seinen
verschiedenen Etagen verschiedene Temperaturen darbietet, sind die
Schwankungen, wie das beigegebene Diagramm eines registrirenden
Thermometers zeigt, nicht höher, als 0,5^. Buchner (München).
Heitzmann, Louts, Bacteriological examination as an
aid to clinical diagnosis. (New York Med. Record. 'T890.
No. 1017. p. 492.)
Verf. gibt zunächst eine Beschreibung des Koch-Ehrlich-
?3S Sebatsimp^uog, kÜnsti. infekdonskraiiklieiteny H^utwickeiangsbeitiiftMlDg otc.
sehen Färbeverfahrens für Tuberkelbadllen und bespricht dann die
ätiologische Bedeutung der Eiterkokken, des Bacpyog. foetidus,
des Friedländer'schen Pneumobacillus und des Fr&nkel-
sehen Diploeoecus im Sputum, deren Nachweis im selben, weno
sie in gewisser Menge vorhanden sind, wesentlich zur Sicherung der
Diagnose beitragen kann. Die mikroskopische Untersuchung anderer
Se- und Exkrete ist allerdings schwieriger und zeitraubender, kann
aber ebenfalls zu einer positiven Diagnose führen. Schliesslich theilt
Verf. noch ausführlicher die Färbemethoden für den Gonococcus
N ei SS er, sowie dessen differenzial - diagnostischen Merkmale mit
und betont den diagnostischen Werth der im gonorrhoischen Sekrete
event gleichzeitig vorhandenen Eiterkokken in Bezug auf die darch
letztere verursachten Komplikationen. Er 41 (Prag).
Schutzimpfung, künstliche Infeictionsicranicheiten , EntwiiA-
lungshemmung und Vernichtung der Baicterien etc.
Hetsehnlkoff, 0., Contribution k Tötude de la vacci-
nation charbonneuse. (Annales de Tlnstitut Pasteur. 1891.
No. 8. S. 146.)
Deber das Zustandekommen des Impbchutzes bei subkutaner
Injektion von Milzbrandvacdns standen sich bisher hauptsächlich
zwei Ansichten gegenüber. Nach Flügge-Bitter soll keine all-
gemeine Verbreitung der Yaccinbakterien im Körper stattfinden, die-
selben vielmehr an Ort und Stelle einer alsbaldigen Degeneration,
ohne wesentliche Betheiligung von Phagocyten, unterliegen. Ga-
rn alel'a im Gegentheil glaubte eine Propagation der abgeseb wach-
ten Milzbrandbacillen und eine Verbreitung in den inneren Organen,
gleichzeitig mit dem vaecinalen Fieber, nachweisen zu können, zwar
weniger durch Kultur, wohl aber mikroskopisch in gefärbten Pri^-
raten. Die Degeneration und der Untergang sollte nur theilweise
durch die Makrophagen der inneren Organe, hauptsftchlich dorch die
in Folge der Impfung auftretenden bakterienfeindlichen Wirkangen
der Gewebssäfte bedingt sein, welche Gamalela am Humor aqueos
konstatirte.
Die Untersuchungen von Verfasserin bringen wesentlich eine
Bestätigung der Resultate von Flügge -Bitter. Zunächst wurde
an 10 Hammeln mit L, dann mit U. Vaccin experimentirt Die
Thiere wurden in verschiedenen Zwischenräumen nach der subkutanen
Injektion getödtet, Plattenaussaaten aus inneren Organen, Blut, Haro
und Bindegewebe der Injektionsstelle gemacht und überall auch
mikroskopische Präparate, gefärbte Deekglaspräparate und Schnitte
hergestellt. Die Bacillen fanden sich stets wesentlich nur an der
Injdd;ion88telle, der grösste Theil davon in den reichlich angesam-
melten Leukocyten eingeschlossen und im Stadium der Degeneration.
ScbutsimpfuDgy kftnsU. Infekdouskraukbeiton, £utwickeiangshoitittiuiig etc. 739
Nar ein kleiner Theil der Bacillen wurde freiliegend und normal an-
getroffen -- dies im Gegensatz zu Flügge-Bitter. Ferner ver-
stattete der Humor aqueus von Hammeln, welche Vaccinalfieber ge-
zeigt hatten, abweichend von Gamalela's Angaben, ganz wohl
das Wachsthum von Sporen des I. und II. Vaccin und auch von
virulentem Anthrax, enthielt somit keine bakterienfeindlichen Stoffe.
(Ref. glaubt, dass diese Versuche mindestens mit Blutserum hätten
angestellt werden sollen, um das zu beweisen, was bewiesen werden
wollte, dass die Degeneration der Vaccinbakterien nur auf die Thä-
tigkeit der Leukocyten bezogen werden könne. Der Humor aqueus
könnte wohl nur dann über die An- oder Abwesenheit gelöster bak-
terienfeindlicher Substanzen im Körper einen sicheren Aufschluss
geben, wenn man voraussetzen dürfte, dass letztere absolut diffu-
sible, relativ einfache, chemische Verbindungen nach Art der Pto-
malne sind, eine Meinung, welche Ref. keineswegs theilt.]
Die Versuche an Kaninchen wurden in analoger Weise ausjge-
führt und gaben ganz ähnliche Resultate. Auch hier ergab sich,
dass die Vaccinbakterien nur durch die am Injektionsort stattfindende
Vermehrung ohne wesentliche Verbreitung im Körper ihre Wirkung
ausüben; nur ausnahmsweise und in geringem Maasse dringen sie
in die Organe.
Die Schutzimpfung sei daher durch Produkte der Bacillen be-
dingt, welche von der Inokulationsstelle aus in den Körper diffun-
diren. Die Vernichtung der Vaccinbakterien geschieht durch phago-
cytäre Thätigkeit von Mikro- und Makrophagen. Die Schutzimpfung
besteht zweifellos in einer Gewöhnung der cellulären Elemente an
die toxischen Produkte der Bacillen. Letzteres werde eben durch
die Versuche mit dem zellenfreien Humor aqueus bewiesen.
Bu ebner (München).
Onimus, Destruction du virus tuberculeux, par les
essences 6vapor6es sur de la mousse de platine. (Le
Bulletin m6d. 1890. No. 82. p. 908.)
Die Oxydationsprodukte, welche durch die Zersetzung des Alko-
hols und diesem beigemischten ätherischen Oelen, insbesondere des
Ol. thymi, mittelst der Einwirkung glühenden Platinschwammes ge-
wonnen werden, besitzen nach Verf. die Eigenschaft, die Virulenz
des TuberkelbaciUus namhaft abzuschwächen oder gänzlich zu ver-
nichten. Verf. liess mit Hülfe eines Aspirators diese Zersetzungs-
prodnkte durch das in eine Lieb ig' sehe Röhre eingebrachte tuber-
colöse Sputum streichen und verimpfte letzteres dann an Kaninchen
und Meerschweinchen. Alle Thiere, bis auf eines, blieben gesund,
während die mit demselben, aber nicht so behandelten Sputum ge-
impften Kontrollthiere ausnahmslos tuberculös wurden.
Verf. hebt schliesslich noch die therapeutischen Vortheile her-
vor, welche sich daraus ergeben, dass bei diesem Verfahren das
Medikament in Gasform und nicht in kondensirbarer Dampfform in
die Lungen eingeführt werden kann und sucht auch hierfür den ex-
perimentellen Nachweis zu erbringen. Kral (Prag).
740 Schtttiimp^ng, künstl. tofektiottskrankheiten, Ifintwickelangshemmtlng «te.
Baffer^ Amuuid, A report od the destruction of micro-
organisms during the process of inflammation. (Bri-
tish Med. JourD. No. 1534 1890. p. 1177.)
Verf. versuchte festzustelIeD, ob der an einer Impfstelle vor sich
gehende Entzündungsprozess als ein schützender Vorgang aufzufassen
sei und durch welche Prozesse der Thierkörper gegen die lovasioo
des pathogenen Mikroorganismus gesichert wird. Zu derartigen Unter-
suchungen eignen sich vorzüglich jene Läsionen, welche an Meer-
schweinchen durch intramusciüäre oder subkutane Impfung mit ge-
trocknetem virulentem oder abgeschwächtem Rauschbrandvirus gesetzt
werden.
In dem klaren Exsudate eines experimentell erzeugten Hausch-
brandtumors ist bereits nach 12 Stunden eine enorme Anzahl freier
Bacillen sichtbar, die Leukocyten sind zu dieser Zeit noch spärlich
vorhanden und zeigen selten ein oder mehrere Stäbchen eingeschlossen.
Dagegen enthält die nach 48 Stunden oder unmittelbar vor dem Tode
des Versuchsthieres entnommene und jetzt etwas trübe Flüssigkeit
zahlreiche Leukocyten, von welchen viele bis zu 10 Bacillen eioge-
scblossen enthalten. Die Tumorwandung ist überall von einer sehr
grossen Zahl Bacillen bedeckt und besteht aus einem Wall dicht
aneinander gedrängter Leukocyten, von welchen viele der zunächst
der freien Oberfläche der Tumorwandung situirten eine namhafte An-
zahl Bacillen in sich aufgenommen haben. Nichtsdestoweniger liegen
auch viele Stäbchen frei zwischen den Zellen und verhalten sich färberisch
normal, während die intracellulären Bacillen Degenerationszustande
aufweisen. Die Anzahl der Bacillen ninmit gegen die tieferen Schichten
zu ab, sie kommen nur mehr intracellulär vor und wenige Millimeter
von der freien Oberfläche der Tumorwandung sind sie überhaupt
nicht mehr nachweisbar, obzwar daselbst die Anzahl der Leukocjtea
noch immer eine grosse ist
Hierauf beschreibt Verf., unter Anführung der benutzten Färbe-
methoden, die morphologischen und tinktoriellen Eigenschaften der im
Exsudate vorkommenden freien Bacillen, geht dann auf die Ver-
änderungen über, welche die Rauschbrandbacillen innerhalb der Zellen
erleiden und unterstützt seine Ausführungen durch mehrere gute, dem
Texte beigefügte Abbildungen.
Mit schwachem Virus kann am Meerschweinchen eine so milde
Form der Krankheit ausgelöst werden, dass es nicht leicht wird,
den Kampf der amöboiden Zellen mit den Mikroorganismen an der
Impfstelle zu verfolgen. Doch waren die Ergebnisse der diesbezQg-
lichen Versuche, bei welchen das trockene Virus zwischen zwei, an
3 Seiten verkitteten Deckgläschen gebracht und so applizirt warde,
identisch mit jenen, welche oben in Kürze erwähnt wurden. Durch
Verimpfung grosser Mengen des abgeschwächten Virus erhält man
eine chronische Rauschbrandform, bei welcher Schnitte durch die Impf-
stelle von Thieren, die am 4. oder 5. Tage nach der Impfung zu
Grunde gingen, zeigen, dass die Bacillen die benachbarten Muskeln
in einer weit grösseren Ausdehnung infiltrirt hatten, als bei der akuten
Form. Während bei der letzteren die meisten Leukocyten ein normales
Baktariol. Tom X. iDteriiatiOD4len medidnUehsii KoogresM zu fedtlin. 741
Auasehen haben, sind beim chronischen Verlaufe yiele derselben de-
generirt und zu wahren Eiterzellen geworden, von welchen einige un-
gesch&digte oder degenerirte, die meisten jedoch keine Stäbchen ent-
halten.
Das entzündliche Exsudat scheint daher auf den Rauschbrand-
bacillus keine toxische Wirkung auszuüben, sondern eher dessen Ent-
wickeloDg zu begünstigen. Die Leukocyten, welche zur Impfstelle aus-
wandern, können die Weiterverbreitung der Bacillen hindern und
diese, nachdem sie sie in ihr Inneres aufgenommen haben, auch ver-
nichten. Der von den Leukocyten gebildete lebende Wall erwies sich
für die Mikroorganismen als nahezu undurchdringlich und diesem
Umstände wäre die Lokalisation der Bacillen an der Impfstelle zuzu-
schreiben.
Verf. schliesst demnach, dass der Entzündungsprozess, welcher
der Einführung von Rausch brandbacillen unter die Haut von Meer-
schweinchen nachfolgt, ein schützender, einem nützlichen Zwecke:
dienender Vorgang sei und dass die Vernichtung der Mikroorganismen)
an der Impfstelle vollständig von den in dem entzündlichen Exsudate
vorhandenen Leukocyten bewirkt wird. Kräl (Prag).
Originalberichte Über Kongresse.
Bakteriologisches vom X. internationalen medicinischeii
Kongresse zu Berlin, 4.-9. August 1890.
(FortMtsang.)
Ans den Abtheilungs-Sitzungen.
Xyn. Abtheilmig: eerichtliche Hedicln.
Herr Kntter (Innsbruck), Ueber die Verwerthbarkeit
des Gonokokkenbefundes für die gerichtliche Me-
dicin.
Der Gonococcus Neisser gehört trotz anderer in der nor-
malen männlichen Harnröhre vorkommenden gonokokkenähnlichen
Bakterien und trotz der gleichfalls pathogenen Mikroorganismen der
sog. Pseudogonorrhöe, wie ausser dem Entdecker selbst zahlreiche
Nacbuntersucher durch tausendfältige Beobachtungen immer wieder
bestätigt haben, zu den am meisten sichergestellten pathogenen Bak--
terien. Er ist der wirkliche Krankheiterreger des Harnröhrentrippers;-
Die gerichtlich-bakteriologische Untersuchung der Urethral- undf
Vaginalsekrete blenorrhöisch erkrankter Kinder ist von nun ab ein
unabweisliches Postulat für die Beurtheilung der Folgen von erwiesenen,
sowie für die Sicherstellung von behaupteten oder geleugneten Noth-
zucbts- oder Schändungsattentaten geworden, Konsequenzen, welche
der Vortr. zum ersten Male in 2 gemeinschaftlich mit J arisch unter-
suchten Fällen von Nothzucht pro foro gezogen hat.
742 bakterioi. vom 2t. tniemationAten medieinisehen Kongresse zu Berlin.
Auf Grund von durch diese Fälle veranlaästen eigenen Unter-
suchungen namentlich über das tinktorielle Verhalten der Gonokokken
und den differenzialdiagnostischen Werth der Gram 'sehen F&rbung
und auf Grund eingehender Litteraturstudien glaubt Vortr. über die
Verwerthbarkeit des Gonokokkenbefundes für die gerichtsärztliche
Praxis folgende Sätze aufstellen zu können;
Die Entscheidung, ob eine (nach Stuprum) au^etretene ble-
norrhöische Entzündung traumatisch oder infektiös sei» kann nar
durch eine bakteriologische Untersuchung erbracht werden. Ein po-
sitives Resultat derselben, d. b. der sichere Nachweis des Gonococcas
Neisser beweist, dass die betreifende Erkrankung Gonorrhöe ist
und dass die Uebertragung mit allergrösster Wahrscheinlichkeit durch
einen geschlechtlichen Akt erfolgt sei, da andere UebertragnngsarteD
der Gonokokken zwar möglich, im gewöhnlichen Leben aber höchst
selten sind. Der negative Ausfall einer gerichtlich-bakteriologischen
Untersuchung berechtigt nicht zu der bestimmten Behauptung, dass
die Erkrankung nicht infektiös und nicht durch geschlechtliche Akte
hervorgerufen sei. Forensisch nicht unwichtig ist die hierbei vom
Vortr. festgestellte Thatsache, dass man im auf Wäsche angetrockneten
Trippereiter die Gonokokken noch nach langer Zeit nachweisen kann.
III. Abtheilung: Allgemeine Pathologie und pathologlsehe
Anatomie.
Herr Pawlowsky (Kiew), Zur Lehre über die Aetiologie
und Pathologie des Bhinosklerom^ mit besonderer
Berücksichtigung der Phagocytose und derHyalin-
bildung.
Aus 3 Fällen von Rhinosklerom isolirte Vortr. die Fritscb-
schen Bacillen. Sie zeigen, auf den verschiedenen Nährböden gezüchtet,
keine Eigenbewegung und keine Sporenbildung, dagegen treten in
Kartoffelkulturen rasch verschiedenartige Invoiutionsformen auf. 4
Meerschweinchen und 1 Kaninchen, welchen Agarkulturen dieser Ba-
cillen in die Bauchhöhle injizirt wurden, gingen an Peritonitis my-
cotica et Peritonitis fibrinosa purulenta incipiens zu Grunde. Die
Bacillen konnten im Exsudate und in den Organen mikroskopisch ood
kulturell nachgewiesen werden. Theils waren sie daselbst normal
vorhanden, theils Hessen sie verschiedene Degenerationszustände sehen.
Ausserdem wurden in den Nieren und der Milz kleine ovale oder
kugelige hyaline Bildungen, manchmal auch typische byaUoe
Kugeln gefunden. Werden die Bacillen in die vordere Augeokammer
von Kaninchen eingebracht, so kann man nach 4 Tagen Proliferatioos-
erscheinungen in den Biudegewebszellen , Haufen von Leakocyteo,
Vakuolarzellen und grosse Kpitheloidzellen mit den BacUlen in
der Cornea und Iris wahrnehmen. Die intracellulären BaoileD
stellen sich entfärbt, körnig, aufgequollen, kugelig, oval oder kolben-
förmig dar. Nach 20—30 Tagen lagen in den BacillenhäaWieD
die kleinen kolben- und kugelartigen hyalinen Bildungen, ausserdem
war in Iris und Cornea eine Granulationsinfiltration der Gewebe vor-
handen. Damit sind neue Beweise geliefert, dass die Bacillen
Baktoiiol. ▼om X. interDationaiea Ihedicittischen Roogresse zu fierlin. 743
ShiDOfikleroms für Thiere pathogen sind und dass bei selben experi-
mentell fast alle wichtigen Elemente des Krankbeitsprozesses hervor-
gerufen werden können.
Betreffs der Phagocytose bei dem Bhinosklerom des Menschen
bemerkt Vortr., dass er im Protoplasma der Zellen bald gel&rbte,
häufiger entfärbte, körnige, glänzende, verschiedenartig degenerirte
Bacillen eingeschlossen sah, die daselbst einzeln oder zu mehreren
Torkommen oder auch die ganze Zeile ausfüllen. Dann finden sich
Reihen von Bacillen, die von einigen Leukocyten zusammen aufge-
nommen wurden. Nicht selten zerstören die Bacillen das Protoplasma,
das zerfällt. Manchmal unterliegt es der hydropischen Degeneration
und die Bacillen vergrössern sich in den hypertrophischen Höhlen:
es erscheinen anstatt der Zellen die Haufen der hyalinen ovol'den
Kugeln. Das Hyalin bildet sich im Zellenprotoplasma theils vereinzelt,
theils multipel, erst in kleineren und später in grösseren Ovoi'den und
Kugeln. Diese OvoKde sind den Bacillen ähnlich oder sie sind 2—3
mal grösser. In den hyalinen Kugeln sieht man nicht selten einen
oder mehrere Bacillen eingeschlossen, einzelne der ersteren sind ganz
mit Bacillen angefüllt Oder die hydinen Kugeln befinden sich an
einer Seite der Zelle und die Bacillen am anderen protoplasmatischen
Ende. Die Bacillen werden also zunächst von den Zellen aufgenommen
und degenerirt. Die Kapseln der Bacillen nehmen die flüssigen Be-
standtheile des Protoplasmas auf und schwellen an. Die Degeneration
schreitet weiter vor, so dass die Bacillen hyalmen Glanz annehmen
und schliesslich das zwischen ihnen liegende Protoplasma sich auch
in Hyalin umwandelt Auf Grund seiner Versuche nimmt Vortr. an,
dass das Hyalin bei Bhinosklerom ein durch die Bacillen hervorge-
rufenes Produkt sei, welches aus den degenerirten Bacillen und
aus dem veränderten Protoplasma besteht und dass es sich vielleicht
auch bei anderen infektiösen Prozessen in derselben Weise bildet.
Discussion:
Herr Babes (Bukarest). Es unterliegt keinem Zweifel, dass im
Rhinoskleromgewebe mehrere Arten von Hyalinkörpern vorkommen
können und nicht alle sind als Kapseln oder direkte Ausscheidungs-
produkte des Bacillus zu betrachten. Manche derselben sind durch
ihre tinktorielle Reaktion und durch ihre Form leicht zu unterscheiden,
namentlich jene, welche ja auch bei anderen chronischen Granulations-
prozessen getroffen werden, so bei Syphilis, bei Mycosis fungoides etc.
Die Hyalinbildung kann übrigens in verschiedener Beziehung zur
Baktenenwirkung stehen. So fand ich bei einem Petechialfieber mit
Dankelfärbung aller Organe einen Bacillus in Reinkultur, welcher
braunes Pigment bildet und die Eigenschaft besitzt, bei Mäusen die
Oefässwandungen und namentlich jene der Glomeruli in wenigen Tagen
hyalin zu verändern und hierdurch Hämorrhagieen zu veranlassen.
Was die Bedeutung des sog. Rhinosklerombacillus betrifft, glaube ich
meine reservirte Stellung um so mehr behaupten zu müssen, als ich in
letzter Zeit eine Serie von Kapselbacillen bei verschiedenen Reizungs-
zttständen der Nasenschleimhaut isolirt habe, deren manche durch
Kultur vom Rhinosklerombacillus kaum zu unterscheiden sein dürften«
744 ^^^ Litteratttir.
Dieselben gehören, sowie ofifenbar auch der sog. Rhinosklerombacillos
zu den transparenten schleimbildenden Kapselbacilien. Es ist qd-
zweifelhaft, dass dieser Bacillus ganz besonders günstige Entwickelungs-
bedingnisse im Rhinosklerom findet und an dessen Vergrösserung wesent-
lichen Antheil nimmt.
(FortsetzoDg folgt.)
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derer BerAcksicfatigung der Phsgooytoie
und der Hyalinblldung, p. Hl
Baue Uttaratar, p. 744.
FrowuHuuohe Bvchdmekerel (B«nia»ii9 Pöble) in Jeaa,
Bakteriologie und Parasitenkunde.
In Yerbindnag mit
6eiL HoO!. M Dr. Lenckart nin Mesar Dr. Loemer
In Ldpdff la Ofdftwild
herausgegeben yon
Dr. O. TJlil'srorzii in Cassel.
■♦♦■
Verlag von Gustav Fischer In Jena.
IX. Band.
Jan», den 13. Juni 1891.
No. 38.
Prell fOr den Band (26 Pummern) 14 Kark.
Jährlich erscbeinen zwei Bttnde.
-^ Za besieheD durch alle Buchhandlangen und PostanatalteD. ]§€•-
JDie Redaktion des „CentrcUblatts für Bakteriologie und Parasiten-
kündet' richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige
fFUnBChe «m» JMferang von besonderen Abdrücken ihrer Auf'-
eäMze entweder bei der JEineendttng der Abhandlungen an die
JBieddkHan auf das Manuskript achreiben zu wollen oder spä'
teHens muih Empfang der ersten KOrrekturahzüge direkt an
den Verleger, Herrn Gusta/v Bischer in Jena, gelangen zu
lassen* Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später
eingehende Wünsche berücksichtigen zu können*
Original - Mitthellungen.
Der Dampftriohter.
(Aus Dr. Unna's dermatologischem Laboratorium in Hamburg.)
Von
P. ft. Unna.
Kit 1 Figur.
In der letzten Zeit hat sieh eine neue Einrichtung zum Filtriren
des Nähragars in meinem Laboratorium so sehr bewährt, dass ich
nicht anstehe, dieselbe den Fachkollegen in Kürze mitzutheiien.
Derselbe einfache Apparat ist übrigens nicht nur für bakteriologische
Zwecke sehr brauchbar, sondern überall dort, wo minder leicht fil-
IK-Bd. 48
750 ünn«,
trirende Flflssigkeiten rasch und mSglichst klar filtrirt werdeo solteo,
aläo vor allein in chemiBchen und pharmazeutischen X<aboratorjeD.
Soviel ich mir habe sagen lassen, ist die zu beschreibeDde einfache
Vorrichtung auch bei deu Chemikern und Pharmazeuten bialaog nicht
im Gebrauche gewesen.
Auf die Idee meines Dampftrichters kam ich bei dem Versuche,
den nutzlos entweichenden Dampf der bisherigen Wannwassertrichter
fttr das Filtriren selbst nutzbar zu machen.
Der Dampftrichter in seiner jetzigeo
Form besteht aus einer kupfernen Hohl-
kugel, von der ein oberes Segment ala
Deckel abzuheben ist. Ein im Bodea
derselben befindliches X^ch ist mit einem
Gummipfropfen verschlossen und laut
den Stiel eines emaillirten , eisernen
Trichters hindurch, dessen oberer Rand
etwas höher steht als der Rand der
Kupferblase nach Abhebung des Deckda.
Dieses ist noth wendig, damit das
kochende, zwischen Kupferblaüe und
Trichter befindliche Wasser nicht in
denselben hineingelangt und den Nähr-
boden verdOnnt. Aus demselben Gmnde
muss zwischen den Rändern des Trich-
ters und der Kupferbiase ein etwa I cm
breiter Zwischenraum bleiben. Der
Trichter selbst ist von Metall, dt glä-
serne Trichter leicht bei dem erbOhteo
Druck zerspringen.
Der Deckel wird durch einen balb-
kreisfnrmigen , schmiedeeisernen, 1 cm
dicken, 2 cm breiten, beweglichen BQget
mittelst einer Flügeischraube saf der
Kupferblase fixirt. Die letztere enthält
einen kupfernen, schräg nach unten ab-
gehenden, hohlen, unten geschlossenen
Fortsatz zum Erhitzen des ffasserg,
welches den Trichter umgibt. Ein In
den Deckel eingelassenes Messingrobr
mit Hahn dient als Ventil. Die Dich-
tung zwischen Deckel und Kupferblase
wird dnrch einen aus gummirter Lein-
wand geschnittenen Ring hergestellt
Dir Dampftrichter ruht auf 3 aus Bandeisen gefertigten Fössen von
solcher Höhe, dnss ein Literkolben bequem unter dem Ausflussende
des Trichters Platz hat.
Der zerschnittene Agar braucht nur */, Stunde auf offenem
Feuer zu kochen, wird sodann mit den Nährsubstanzen versetzt Dnd
direkt in den Trichter gegeben. Ein mehrstQndiges Kochen des
Agars vor dem Filtriren, wie bei den früheren Warmwassertrichteni,
Der Dampftrichter. 'J51
ist beim Dampftrichter unnOthig. In den Trichter kommt ein ein-
faches Filter aus Filtrirpapier, welches 2 cm hoch mit gut geglühtem
Kieselgar angefüllt wird. Der flüssige Agar wird ohne sonstige
Beihülfe durch den Kieselgur allein voUstäDdig geklärt. Der Wasser-
spiegel aussen am Trichter darf nicht höber ds 3 cm unter dem
Trichterrande stehen.
Bei geschlossenem Ventilhahn wird nun der Deckel fest aufge-
schraubt und das Wasser durch eine einfache Gasflamme erhitzt.
Die Dampfspannung im Innern der Kupferblase braucht man nicht
durch Oeff^nen des Ventilhahns zu ermitteln, sie zeigt sich sofort
durch ein rasches Filtriren an. Da der Trichter selbst als Ventil
fongirt, ist eine Sorge für etwaige zu hohe Dampfspannung unnöthig.
Das Filtriren muss nur so regulirt werden, dass keine grösseren
Dampfblasen den stetigen Filterstrom unterbrechen. Sowie dies
eintritt, schraubt man einfach die Gasflamme nieder, welche von nun
an nicht wieder vergrössert zu werden braucht, um die Filtration in
raschem Gange zu erhalten. Den Dampf durch den Ventilhahn ab-
zulassen, ist überhaupt nur nöthig, wenn man diese Vorsicht ausser
Acht gelassen hat und ein zu stürmisches Filtriren das Filter zu
zerreissen droht. Dann drehe man den Hahn aber nur langsam
auf, weil sonst dss Wasser in den Trichter hinein überkocht.
Der Hauptvortheil dieser Filtrirmethode liegt in ihrer Schnel-
ligkeit. Während früher in meinem Laboratorium zur Filtration
eines Liters von 2^/oigem Agar 8 Stunden nothwendig waren, ist
jetzt derselbe Prozess in 2 Stunden beendigt.
Sodann filtrirt man mit dem Dampftrichter ebenso leicht 3 ^/q igen
Agar und noch höher prozentuirte Agarlösung, während in den Warm-
wassertrichtern sich gut nur bis 2^/oige Agarlösungen filtriren Hessen.
Weiter ist die verbrauchte Gasmenge eine unvergleichlich
viel geringere. Schon durch Benutzung einer einfachen Flamme
anstatt einer drei- oder vierfachen bei den frühereu Apparaten wird
der Konsum von Gas wenigstens auf ein Drittel reduzirt. Die vier-
fach geringere Zeit reduzirt ihn weiter auf mindestens ein Zwölftel
und das nach einer halben Stunde stets nothwendig werdende Er-
niedrigen der Flamme auf ein Zwanzigstel bis ein Dreissigstel der
früher verbrauchten Menge.
Ein vierter, sehr bedeutender Vortheil ist es, dass der Dampf-
trichter den Nähragar nicht blos rasch filtrirt, sondern zugleich
sicher steril isirt. Dieser Umstand ist leicht erklärlich, wenn
man bedenkt, dass die Nährsubstanz in demselben zwei Stunden
lang dem strömenden Dampfe ausgesetzt ist Ich habe daher
letzthin, ohne bisher schlechte Erfahrungen zu machen, das nach-
herige dreimalige diskontinuirliche Sterilisiren des Agars vollständig
aufgegeben. Wenn der Kolben unter dem Trichter steril ist, kann
man direkt nach Beendigung der Filtration an das Ausfüllen des
Agars in die Gläser gehen, yorausgesetzt, dass man den Kolben
während des Filtrirens warm hält. Auch kann man, wenn man unter
dem Trichter einen kleinen Glastrichter mit Gummischlauch und
Quetscbhahn anbringt, unbelästigt durch etwaige Dampfblasen, die
Gläser direkt aus dem Dampftrichter füllen.
48*
762 Babes,
Endlich ist auch nicht zu Yergessen, dass beim Gebrauch des
Dampftrichters das vorherige Klären des Agars mit Eiwäss
und das lange Garkochen desselben fortfällt
Während früher die Herstellung von einigen Hundert guter
Agargläser viele Sorgfalt und einen Zeitraum von 5 Tagen in An-
spruch nahm, lässt sich mittelst des Dampflrichters dieses Geschftft
sicher und bequem in 3 Stunden absolviren. Hiergegen kommt der
höhere Preis des Dampftrichters nicht in Betracht, abgesehen di-
Yon, dass die Kosten sehr bald durch Gaserspamiss eingebracht
werden.
Wenn man den Deckel des Dampftrichters aufgeschraubt hat
und einen Doppelballon auf den Ventilhahn aufsetzt, kann man auch
in der Kälte mit demselben unter Druck filtriren (z. B. Blutserum)
nach dem Prinzip des Drucktrichters, welcher neulich in dieser Zeit-
schrift besprochen wurde.
Der Dampftrichter ist in zwei Grössen, je zu 1 Liter und za
^/y Liter Trichterinhalt, vorräthig bei Bauer & Häselbarth,
Instrumentenfabrik, Eimsbüttel bei Hamburg.
Hamburg, 6. Mai 1891.
üeber BapOillen der hämorrhagischen Infektion
des Menschen.
Von
Y. Babea
in
Bukarest.
(Schlnss.)
Tizsoni and Gio
y. Babes. M. Eolb. vannini.
Kulturversuehe.
Ans allen Organen, Haut, Aus dem Blut, der Haut, Aus Haut, Leber, Nieren,
Tonsillen, Langen, Herzblut, der Lunge, der Milz , der MiU, dem Blute , ond der
Milz , Leber , Mesenterial- Nieren, dem Darm und den Pericardialflüssigkeit vnrdeo
drfisen, Nieren wurden Eni- Lymphdrüsen wurden Kul- Kulturen angelegt,
turen in Gelatine, Agar-Agar, turen angelegt.
Blutserum und Kartoffel, mit
oder ohne Glycerinzusatz, an-
gelegt.
^army Anordnung und Färbbarheä der BcunOen,
In Milz und Lungen wurde In sftmmtlichen Organen Nirgends rein, (gewohnlieb
im Schnitte und in Beinkul- fand sieh in Schnitten und zusammen mit StaphjL
tar ein Badllns gefunden, Beinkultur ein kurzes, ora- a u r e u s) fand sich in Leber
welcher 0,3 (—0,4) (i dick, les, etwas plumpes Stfibchen und . Blut ein 0,75—1,3 fi
kurz, fast oval (abgerundet), mit abgerundeten Enden, langer, 0,2—0,4 breiter Bt-
manchmal birnförmig er- meist liegen 8 Individuen cillus mit abgerundeten En-
Ueber Bacillen der hSmorrhagischen Infektion des Menschen.
763
y. Babes.
M. Kolb.
Tisioni and Gio
yan nini.
schaint. Derselbe firbt sich
achwach mit Anilinfarben,
aoeh aehwicher nach Gram.
Sowohl im Gewebe als in
KnltiiTan yon einer schmalen
Kapael nmgeben. (Faknlta-
tirar Aerobe, unbeweglich.)
Katne Sporenbildong , wohl
abor in Uteren Kulturen Bil-
dung glXaaender Kflgelchen
aa don Enden der Bacillen.
(In einem Falle susammen
mit Streptococcus pyo-
gen es.)
Nach 8 Tagen das Wachs-
chom auf Gelatine spftrlich
als dfinne, durehscheinende,
unregelmissige Kolonie an
der Oberfliehe ; besser in der
Tiefe ab weisslicher, punk-
tirter Streifen, keine Ver-
fifisaignng.
beisammen. Lftnge 0,8—
1,8 )i, Breite 0,8 (t, yon
einer schmalen Kapsel um-
geben, welche nur in den
Organen gut erkennbar ist.
Firben sich schwach mit
Anilinfarben, schwicher nach
Gram, unbeweglich. Keine
Sporenbildung.
den, oft paarweise in Gruppen
wie Kettenkokken. Färbt
sich mit Anilinfarben, nicht
aber nach Gram, unbe-
weglich. Keine Sporenbil-
dnng, doch resistent gegen
Aostrocknung.
OdaÜnektüur.
Nach 4 Tagen das Wachs- An der Oberfläche er-
thnm spärlich an der Ober- scheinen nach 2 Tagen kleine,
fläphe als sehr kleine, flache, liehtbrechende Paukte , wel-
hyaline Ausbreitung, besser che nach 4 — 5 Tagen runde,
in der Tiefe. gelbgraue Kolonieen mit un-
regelmässigen Umrissen dar-
stellen, wie Flechten gekräu-
selter Haare. Keine Ver-
flüssigung, in der Tiefe wol-
kenartige Trftbung, Kultur
gleicht Anfangs jener des
Streptococcus pyoge-
nes.
Affar'AffarhuÜur.
Nach 8 Tagen gute Ent- Nach 4 Tagen oberfläch-
wickehmg in der Tiefe, an liehe, flache Ausbreitungen
der Oberfläche kleine, feuchte, mit nicht gezackten Bändern .
tranaparenteTröpfchen, später
grössere, flache , glänsende,
weisa-gelbllche, nicht scharf
begrenxte , durchscheinende
Plaques.
BbiiterumkuUur.
Nach 8 Tagen etwas bes- Nach 4 Tagen längs des
sere Entwickelung, in Form Impfstriches dfinner (1 —
welaalicher, feuchter, kleiner 8 mm breiter) saftiger, massig
Kolonieen (1 — S mm breit), proeminenter Strich.
Auf Agar-Agar ähnliches
Waehsthum, doch schneller
und mit blasserer Farbe,
manchmal mit einem sentralen
Kern mit eleganter netsar-
tiger Begreniung. Aeltere
Kulturen besitsen einen
scharfen Geruch.
Aebnlich
Agar.
wie auf Agar-
XartqfdkuUur,
Nach 8 Tagen feuchte, Nach 8— -4 Tagen einen Bei Körpertemperatur
undeutlich umschriebene, welsslieben, feucht glänaen- oberflächliches, undeutliches
welaslkhe Tropfen. den Streifen yon etwa 8 mm Waehsthum mit dunkelgelber
Breite. Verfärbung der Impfstelle.
BauilUmkiJtur.
Nach 8 Tagen massige Trft- Anfangs Trflbung, am 6. Nach S4 Standen massige
bang und später Absetsung Tage etwa 8 mm hoher Nie- Trübung, später sammelt sich
eines leichten weisslichen derschlag, fiber welchem die am Grunde schleimiges Se-
Niederschlages. Bouillon klar geworden ist. diment.
754
Babes,
y. Babes.
M. Kolb.
Tis zoni und Gio
rannini.
(8 Kaniocben.) Impfungen
mit Organsaft des Menschen
unter die Haut des Ohres
rufen zunftchst Fieber und
Ekchymosen am Ohre hervor ;
nach 3 — 8 Tagen gehen die
Thiere oft zu Grunde.
Bei Impfung in die Con-
junctiya entstehen zunftchst
Ekchymosen in der Conjuno-
tiva. Bei der Sektion findet
man zahlreiche, zum Theil
grosse Ekchymosen und Hft-
morrhagieen in allen Organen,
besonders in der Lunge und
in der Leber, welche am
Durchschnitt dunkelroth ge-
fleckt erscheint. Die Milz
ist immer vergrSssert und
byperftmisch. Aus den mei-
sten Organen kennen Rein-
kulturen des Bacillus ge-
zfichtet werden. Bei Thieren,
welche etwa 8 Tsge leben,
konnten oft mikroskopisch
die Bacillen nicht nachge-
wiesen werden. Aeltere Kul-
turen verursachen lokale und
allgemeine Blutungen und oft
Absoesse an der Impfstelle,
noch ältere haben ihre Viru-
lenz verloren.
Bin Meerschweinchen mit
einem OrganstQckchen unter
der Haut geimpft , scheint
nach S Tagen krank zu sein,
erholt sich aber schnell, kein
merkliches Fieber.
(7 Versuche) Pathogen.
Die M&use gehen oft unter
septischen Erschein uogen
(Milzschwelluog) mit Hlmor-
rhagieen an den sei Ösen Häu-
ten nach wenigen Tagen zu
O runde.
(1 Versuch.) Ein in die
Conjunctiva infizirter Hund
zeigt einige Tage lang Hä-
morrhagieen in der Umgebung
der Impfstelle.
Thiervertwshe.
a) Kaninchen.
(68 Ejininchen.) 0,6 —
1 ccm Bouillonkultur in die
Bauchhöhle oder virulente
OrganstQckchen unter die
Haut iigizirt , verursachen
nach wenigen Tagen „An-
zeichen beginnender Infek-
tion", ziemlich häufig Blu-
tungen in den Ohrmuscheln,
über 1 ccm „kann** in 1 — 8
Tagen den Tod herbeiführen.
Man findet dann Hämor-
rhagieen des subkutanen Ge-
webes in den serösen Häuten
und Schleimhäuten, manch-
mal hämorrhagische Ergüsse.
Das Blut hat wenig Neigung
zur Gerinnung. Aus den
Organen könnenBeinkultnren
gewonnen werden.
Tod nach wenigen Tagen.
Der Bacillus ist nur dann
pathogen, wenn er in du
subkutane Gewebe ii^izirt
wird, nicht nach peritonetler
oder intravasculärerlx^ektion,
es entstehen Oedem an dsr
Impfstelle, geringes Fieber,
Appetitlosigkeit, Erbrechen,
Albuminurie, Hämatnrie,Ann-
rie, Hämorrhagieen, blatige
Diarrhöe , Krämpfe , Unge-
rinnbarkeit des Blutes. Die
Organe der Thiere bleiben
steriL Keine Milsschweliong.
Meerachwemcken.
(43 Versuche.) Lokal
entstehen manchmal E k c h y-
m o s e n } sonst nicht patho-
gen.
Mäuse.
(279 Versuche. Pathogen.
Mäuse gehen nach Einim-
pfung geringer Mengen nach
wenigen (2 — 3) Tagen unter
septischen Erscheinungen
(Milzschwellung) zu Grunde.
Lymphdrüsen oft hämorrha-
gisch.
Hunde.
(5 Versuche.) Wenig pa-
thogen. (Die Injektion von
1 ccm scheint nicht tödtlich
zu sein.) Nach Tödtung der
Thiere können Blutaustritte
in den verschiedenen Orga-
nen beobachtet werden.
Tod nach wenigen Ttgen.
Pathogen, wenn in das Un-
terhautgewebe injizirt, Fieber,
Erbrechen, Ischämie, Alba-
minurie, Haut- und Schleim-
hauthämorrhagien. Parenchy-
matöse, Nieren- und Leber-
entartung, normale Mllx.
Nicht .pathogen.
Sehr pathogen. Es cot*
stehen Hämorrhagieen.
Ueber Bacillen der hämorrhagi»cheii lufektioo des Menschen. 756
TIszoni und Gio-
V. B ab es. M. Kolb. yannini.
Anderumtige Vsrauche.
Die Kaltttren yerlieren Die Injektion sterilisir- Die Injektion der bei 70 ^
bald, etwa nach 10 Tagen, ter Kaliaren (während S sterilisirten Kultaren yerur-
ihie Viralem and yeiloren Standen aaf 67 ^ oder filtrirt) sacht vorä hergebende Er-
nach Monaten ihre Ueber- verursacht bei Ii\|ektion von krankuug. Mehrere derartige
iragbarkeit. Aeltere Bouillon- 1 — 2 cm bei Kaninchen Injektionen können die Thiere
koltoren, während einer Blataustritte , 8 ccm auch gegen virulente Infektion
Stande auf 60® erwärmt, gewöhnlich den Tod der schatsen.
sind ataril, yerursachen aber Versuchsthiere.
noch nach Injektion etwas
grosserer Dosen (8 cg) bei
Kaiiincfaen multiple Uämor-
ly ebenso Filtrate.
Die Aunahme, dass diese Bakterien auch mit jenen der septisch-
hämorrhagischen Bacillen der Thiere manche Berührungspunkte
haben, stützt sich auf die Aehnlichkeit der bei Thieren und beim
Menschen gefundenen Bacillen. Einen Unterschied bilden unter an-
deren der Mangel einer Kapsel bei jenen, derselbe ist aber nicht
durchgreifend, da z. B. der Bacillus Tizzoni-Giovannini's
keine £apsel zu besitzen scheint und andererseits bei einer Form
des Pferdetyphus Bacillen gefunden wurden, welchen £influss auf
septisch-hämorrhagische Komplikationen zukommt und die den Bacil-
len der Kaninchenseptikämie sehr ähnlich , sich von derselben durch
die Gegenwart einer dünneu Kapsel unterscheiden.
Andererseits konnte ich in einem Falle septisch- hämorrhagisch
verlaufender Pneumonie beim Menschen einen Bacillus in Beinkultur
aus den Organen heranzQchten, welcher in allem dem Bacillus der
Kaninchenseptikämie gleicht (Sept. Proz. d. Kindesalters.), und Vas-
sale (Rassegna di scienze med. 1888. No. 10 nach Tizzoni und
Giovannini citirt) konnte bei hämorrhagischer Nephritis einer
Schwangeren nebst einem Streptococcus einen Bacillus isolireu,
welcher jenem der Kaninchenseptikämie sehr ähnlich, sich von dem-
selben besonders durch seine geringe pathogene Wirksamkeit bei
Kaninchen und seine schnell tödtliche Wirkung bei Meerschweinchen
nach Injektion kleiner Mengen, unterscheidet. Derselbe erzeugt bei
Thieren Hämorrhagieen aber keine Milzschwellung, nach intraperi-
tonealer Impfung auch hämorrhagische Nephritis und findet sich im
Blute der Versuchsthiere.
Die morphologischen Verschiedenheiten in unserer Bacillengruppe
finden sich auch in der Gruppe der septisch-hämorrhagischen Bacillen
der Thiere und gibt es dort Formen, welche den von mir beschrie-
benen gleichen und andere, welche den Bacillen Kolb's ähnlich
erscheinen.
Ebenso verhalten sich auch Thiere den verschiedeneu Bacillen
der septischen Hämorrhagie gegenüber verschieden, indem z. B. manche
bekanntlich Kaninchen und Mäuse tödten, für Meerschweinchen hin-
gegen nicht virulent sind , während andere für alle drei Thier-
species pathogen wirken.
756 B a b e s , üeber Bacillen der bämorrbagischen Infektion des Menseben.
Dennoch glaube ich nicht, dass die erwähnte Bakteriengroppe
der TUere mit jener der Menschen vereinigt werden könne. Bei den
Tlüerkrankheiten beherrscht die Septikämie den Krankheitskomplex^
während bei der hämorrhagischen Infektion des Menschen die H&-
morrhagieen nicht nur beim Menschen, sondern auch beim Versuchs-
thiere in den Vordergrund treten und die Septikämie fehlen kann,
während wieder bei der Gruppe der in Rede stehenden Thierkrank-
heiten oft die Hämorrhagieen fehlen oder unbedeutend sind.
Es gibt aber oiienbar auch beim Menschen Krankheiten, welche
einestheils mit den septischen Hämorrhagieen der Thiere, anderntiieib
mit der infektiösen Purpura des Menschen viele Analogieen darbieteD,
und auch die Bakterien aus diesen Krankheiten stehen den Bakterien
der hämorrhagischen Septikämie der Thiere näher, als jene der in-
fektiösen Purpura. Zu diesen Krankheitsformen gehören: zwei Fälle
septischer Pneumonie (Untersuchungen über sept. Prozesse. 1888. (kt\
ein Fall von Omphalitis (ebenda), ein Fall von Keratitis, gefolgt von
hämorrhagischer Septikämie (1. c), ein Fall von hämorrhagischer
Variola (Microbes pathog. de Thomme. Progr^ roumain. und Aq-
nales de Plnst. de Bucarest 1888) und zwei Fälle von hämorrhagi-
scher Septikämie mit manchen Charakteren eines Typhus exantbe*
maticus (Ann. de Tlnst. Pasteur im Druck). Dieselben finden 8id&
auch in unserem Bakterienwerke (Les Bact6ries. III. Auflage) kurz
beschrieben. £s scheint, dass die bei diesen Krankheiten gefbo-
denen Bakterien Zwischenglieder zwischen den beiden erwähnten
Gruppen darstellen. Andererseits bieten aber die einzelnen Formefl
spezielle Charaktere dar, welche dieselben in einer oder der anderen
Beziehung anderen Bakteriengruppen nähern.
Die gemeinsame Eigenschaft all dieser Bakterien ist aber eine
spezielle Wirkung auf das Blutgefässsystem, welche in einigen unter-
suchten Fällen auf Zerfall und Nekrose der Parenchymzellen der
Leber und Nieren ^), in anderen auf molekulare Zerstörung und De-
fektbildung der Gefässwandung *), in anderen auf eine spezifische
(hyaline) Entartung der Gefässwandung^) zurückzuführen war. In
wieder anderen FUlen dürfte es sich um entzündliche oder oervöee
Einflüsse, vielleicht auch um Veränderungen im Blute selbst handeln.
Es wäre wünschenswerth, diese näheren Ursachen der Hämorrhagieen
aufeuklären. Dass hierbei die von den Bakterien erzeugten Stoffe,
Diastasen, Albumosen hauptsächlich in Betracht kommen, geht aus
unseren Versuchen hervor (ebenda), in welchen nicht nur Filtrate der
Blutungen erzeugenden Bacillen, sondern auch Alkoholpräcipitate
mit den Charakteren von Diastasen oder Albumosen Purpura oder
ausgebreitete Hämorrhagieen erzeugten.
1^ TiszoDi-Oioyannini, 1. c.
2) Babes-Pascaria, Ueber TaubeDdiphtherie. (Zeitschr. f. Hygiene. 1890.
3) B a b e s , Anoales de llnstitnt Pasteur [im Druck begriffeo]).
Loew, t>ie ehemiscben VerbUtniase des ßäkterieiiielMhs. 75?
Die chemischen Yerhaltnisse des Bakterienlebens.
Von
Dr. 0. Loeir,
PriTatdosenton an der Universität MOnehen.
(Fortsetinng.)
Die Thatsache, dass die grünen Pflanzen aus verschiedenen Kohle-
hydraten dasselbe Eiweiss bilden, ist ebenfells nur dann erklärlich,
wenn die Zellen überall die gleiche Gruppe — GHOH — heraus-
nehmen. Die Analogie der Eiweissbildung zwischen den grünen Pflanzen
und den Spaltpilzen offenbart sich auch noch darin, dass in beiden
Fällen Asparagin ein äusserst günstiger Eiweissbildner ist Ja
das Asparagin ist der einzige Körper frei von „alkoholischen Hydroxyl-
gruppen'^ (Sit venia verbo), welcher Spaltpilze auch bei Luftabschluss
ernähren kann — wenn auch schwächer, als bei Luftzutritt.
Betrachten wir das Wesen der Gährthätigkeit, so kommen wir
zum Schlüsse, dass in vieler Beziehung die gewöhnliche chemische
Thätigkeit der lebenden Zellen manche Analogie damit darbietet, wenn
aach die Zwecke und die Produkte oft wesentlich diflferiren. Wie wäre
z. B. die Bildung von Cellulose aus Glucose, von Fett aus Glucose,
von Kreatin und Glutin aus Eiweissstoffon , von Giülensäuren,
von Cholesterin, von Lecithin etc. denn anders zu erklären, als
durch eine Uebertragung eines Bewegungszustandes
aus dem Protoplasma^) auf das zu verändernde Mate-
rial? Der Hauptunterschied zwischen der gewöhnlichen che-
mischen Thätigkeit lebender Zellen und der eigentlichen Gähr-
thätigkeit besteht lediglich darin, dass eine ausserordentlich
grosse Menge Material von der einzelnen Gährzelle binnen kurzer
Zeit zersetzt wird — weit mehr, als dem bloss chemischen Bedürfoisse
entspricht. Diesen Umstand müssen wir als wesentlich für die De-
finition der Gährung mit festhalten und wir dürfen deshalb nicht
auch die Oxalsäurebildung in den Blättern als einen GUhrprozess
definiren, wie das ein Botaniker wollte *). Mit Recht nennt N en cki
die Gährthätigkeit ein unvollkommenes Athmen ; denn beide Prozesse
1) I>i«Mn B^wegUDgasostand kann sich freilich nur der erklären, welcher die
Lehre Tom aktiven Eiweias aceeptirt. Vgl. anch O. Loew, Chemische i Bewegung.
(Biolog. Centralbl. IX. 1.)
2) Koch seltsamer ist es, das Leben Überhaupt alsVne Fäulen iss in definiren,
eine Ansicht des alten Mitscherlich, welche in neuester Zeit als Bonmot citirt
wurde. Sind whrklioh die sablreichen Funktionen der Pflanaen und Thiere, sind wirk-
lich Empfindung und Muskelkontraktion, Gedankenarbeit und Drüsenarbeit Fftulniss-
TorgSnge ? Man sollte solche Vergleiche nicht für möglich halten. — Auch in unserem
Darmtraktus sind die Mikroben ohne Nutaen, und N e n c k i sagt sehr richtig (Arch. f.
eip. Path. u. Ph. XX. 8. 887 und Bd. XXIV. S. 847): „Die Thfttigkeit der Spaltpilse
im Organismus ist eine rein parasitäre und ich hege die Hoffbung, dass es noch
gelingen wird, die Verdauung allein durch unsere^Verdanungssäfte besorgen su lassen
und uns yon lästigen Oasen und stinkenden Produkten zu befreien. Wer einmal ge-
sehen hat, wie energisch Pankreas Eiweiss oder Stärke löst, der wird ohne Sorgen für
seine Verdauung auf die Mithülfe der Mikroben Tsnichten,**
768 toeW,
waDdeln potentielle Kräfte in aktuelle um» doch die Vergähruttg
eines Moleküls liefert weniger Kraft, als die Verbrennung desselben.
Die Pilze wiegen diesen Ausfall dadurch auf, dass sie die Gährthätig-
ke intensiver betreiben. 100 Theile Rohrzucker können (bei NH,
als N^Quelle) 20—22 Theile, Schimmelpilz aber nur etwa 1 Tbeil
Sprosshefe liefern; es muss also hier etwa 20mal soviel Zucker ver-
gohren, als dort verbrannt werden, um dieselbe Menge Pilzsub-
stanz zu erzeugen.
Ueberblicken wir die grosse Anzahl der Spaltpilzgährun-
gen, so erkennen wir mit Rücksicht auf die Emfthmng der Pilze
durch den Gährprozess sofort 3 Haupttypen:
I. Der vergährende Körper kann bei Ausschluss von Luft nicht
zur Eiweissbildung dienen.
IL Der vergährende Körper ist zugleich der ei w eissbil-
dende.
nL Der vergährende Körper ist schon ein Proteinstoff oder m
demselben nahestehender Körper (Glutin, Mucin etc.).
Ad L In diesem Falle ist noch die Anwesenheit eines Nähr-
stoffs nöthig, um die Gährnng überhaupt zu ermöglichen, und die
Vergährung bat den einzigen Zweck der Kraftgewinnung. Higher
gehören z. B. die Gährungen der ameisensauren und essigsaureo
Salze, der Bemsteinsäure, des Harnstoffs. Bei Luftzutritt können
wohl essigsaure und bemsteinsäure Salze gute Pilznährstoffe abgeben,
aber ameisensaure Salze und Harnstoff auch da nicht ^).
Ad II. Der Gährprozess bat hier ausser dem Zwecke der
Kraftgewinnung noch den anderen, die zur Eiweissbildung nötbigeo
Atomgruppen aus dem Gährmaterial abzuspalten. Freilich dient
dem letzteren Zwecke nur ein geringer Prozentsatz der vergäbrenden
Moleküle. Es lassen sich bei dieser Gruppe von Gährungen zwei
verschiedene Fälle unterscheiden: a) die Gährung ist eine echte,
welche bei Luftabschluss erfolgen kann; b) die Gährung ist keine
echte, sie findet nur bei Luftzutritt statt und besteht in einer be-
schränkten Oxydation, wobei das Nährmaterial entweder gespalten
werden kann (Gährung der Harnsäure) oder nicht (Essigbildang ans
Alkohol).
Ad a) Gährfähiges Material sind die einfach und mehrfach hy-
droxylirten Säuren der Methanreibe und zwar sowohl ein- als mehr-
basische, femer die mehrwerthigen Alkohole und deren Aldehyde,
die Glucosen, somit Milchsäure, Glycerinsäure, OxybuttersAare,
Leucinsäure, Aepfel«, Wein-, Citronensäure, Schleimsäure, Zucker-
säure, Gluconsäuro etc. Ferner Mannit, Dulcit, Glycerin. Von den
neueren Zuckerarten kann Formose erwähnt werden. Manche hier-
her gehörige Körper, wie Sorbit, Sorbose, Mannose, Gulose, No-
nose') etc. werden wohl auch Spaltpilzgährungen eingehen können.
Oxyessigsäure soll nach Fitz nicht gährfähig sein, was ein merk-
1) Nach Jak 8 oh bilden ftmeiseiisanre Salze für denBacUliis nrete eiooD,
wenn anch sehr schlechten) Nfthrstoff. SoHten bei diesem sehefaibaren Amaabm^tui
nicht gans chemisch reine Sabstansen das Resultat herbefjifeflilirt haben?
8) Besflglich dieser drei letiferen Zackerarten r^. B. Fi s ober, Ber. d. Cbea-
Ges. S3 a. 24.
bie chemischen Verbältnisae des Bakterienlebens. 769
%ärdiger Ausnahmefall wäre. Von den Verbindungen der Benzol-
reihe sind Inosit (Hilger), Chinasäure (Loew) und jedenfalls
noch andere Körper ähnlicher Konstitution (mit der Gruppe CHOH)
Tergährbar. Auch wäre noch die Phenjlglycerinsäure zu versuchen.
— Bei den Säuren der Methanreihe wären noch die Ketonsäuren
auf Oährfähigkeit zu prüfen, wie Brenztraubensäure und Lävulin-
säure. Ersterc gibt vielleicht wie Milchsäure Buttersäure, aber ohne
Wasserstoffentwickelung >).
Endprodukte dieser sämmtlichen Gährungen sind: Methan,
Wasserstoff, Fettsäuren von der Ameisensäure bis zur Gapronsäure
and einwerthige Alkohole vom Aethyl- bis zum Amylalkohol, also
laater Produkte, deren Bildung aus den hydroxylirten Gährsubstanzen
lockeren Gefüges viel aktuelle Energie mit sich bringt
Ad b) Die hierher gehörigen „Oxydationsgährungen", welche
partiellen Verwesungen gleichen, sind folgende: 1) die Essigbildung
ans Alkohol') durch Bacterium aceti, 2) die Bildung von
Propionsäure aus Propylalkohol (Brown), 3) von Glyoolsäure aus
Glycol (Brown), 4) von Gluconsäure aus Glncose (Brown), 5) von
Oxyglnconsäure aus Glucose durch Micrococcus oblongus
(Boutroux), 6) von Lävulose aus Mannit durch Bacterium
X y 1 i n a m , 7) die Bildung von Protokatechusäure aus Chinasäure ').
Femer gehört hierher die in neuerer Zeit beobachtete Vergährung
der Harnsäure, sowie eine Anzahl partieller Oxydationen, welche bei
der Fäulniss unter Luftzutritt stattfinden, z. B. die Bildung von
Parakresol aus Tyrosin (Baumann).
Den „Oxydationsgährungen^' ähnliche Vorgänge lassen sieh t^ei
Luftabschluss dann durch die gewöhnlichen Fäulnisspilze her-
beifQhren, wenn man eine verdünnte, peptonhaltige Nährlösung mit
Salpeter (0,4 ^/o) und einer leicht oxydablen Materie versetzt und
durch Zusatz von 0,2— 0,4®/o Natriumbikarbonat für schwach alka-
lische Reaktion sorgt. N ä g e 1 i Hess derartige Versuche schon vor
länger als 10 Jahren anstellen. Indem die Pilze den Sauerstoff des
Kaliumnitrats auf die oxydablen Materien werfen, entstehen dabei die
Produkte partieller Oxydation einerseits, andererseits wird unter den
genannten Verhältnissen der Stickstoff des Salpeters nach anfäng-
licher Nitritbildung schliesslich zu Ammoniak reduzirt^). Auf solche
Weise kann man Aethylalkohol zu Essigsäure, Benzaldehyd zu Benzoö-
säure ^), Furfurol G5 H4 O, zu Brenzschleimsäure G5 H^ 0, und Bern-
steinsäure, schweflig-saures Natron zu schwefelsaurem Natron oxydiren.
1) Diese Ketonslaren kannten unter gewissen Umstanden auch die Gruppe CHOH
liefern, nämlich durch Kondensmtion und Spaltung.
2) Nach Brown (Gh. Soc. J. 1S86) kann Bacterium aceti weder Ameisen-
siure ans Methylalkohol, noch eine Zackerart aus dem mit Mannit isomeren Dulcit er-
sengen. Glycerin liefert femer nicht Glyeerinsfture, sondern wird ToUstAndig ozjrdirt
8) O. Loew, Ber. d. Deutsch. Chem. Ges. XIV. 450. FlOgge beaweifelt diese
Thataache ohne jeden Grund (Die Mikroorganismen. S. 490).
4) Auf dieser Oxydation mittelst des Salpetersauerstoffs beruht es auch, dass
Seliimmelpilse bei Nitraten als Stiekstoffquelle weit mehr Oxalsftnre prodnsiren, als
wenn Ammoniak als N-Quelle dargeboten wird, wie Pfeffer fand (Ber. Siehe. Akad.
d. Wies. Febr. 1891).
5) Hier Ist wegen der Giftigkeit grosse Verdfinnnng in nehmen.
760 ^^^ LinstoW,
Während nun die Pilze die Nitrate benutzen können, um durch
Oxydationen Kräfte zu gewinnen, ist es, wie N&geli zeigte, ande-
rerseits unmöglich, bei Ernährungsvorgängen, zu denen der Laft-
sauerstoff unbedingt nöthig ist, diesen durch den Salpetersauerstoff
zu ersetzen. Während Leucin, Methylalkohol oder essigsaures
Natron viele Spaltpilze bei Luftzutritt ernähren können, ist das
nicht mehr der Fall, wenn man bei Luftabschluss auch Salpeter
gibt. — Asparaginlösung entwickelt bei der Gährung weit mehr
Pilzmasse bei Luftzutritt, als bei Luftabschluss. Wenn man nun im
letzteren Fall Salpeter zusetzt, so wird jener gewaltige Unterschied
kaum merklich verringert. Offenbar verläuft der Oigrdationsprozess,
welcher zur Herstellung der zur Eiweisssynthese dienenden Atom-
gruppe (Formaldehyd) dient, anders, wenn Luft, als wenn Salpeter
den Pilzen dargeboten wird.
Auch die exquisiten Anaeroben, von denen manche Forscher heute
noch annehmen, dass sie chemisch gebundenen Sauerstoff dem 6ähr-
material entziehen, um damit Oxydationen zu bewerkstelligen, werden
mit dem Salpetersauerstoff zu Ernährungszwecken nicht viel ausrichten
können. Die Oxydationen nehmen eben bei Anwendung verschiedener
Oxydationsmittel oft einen recht verschiedenen Verlauf^ wofür man
zahlreiche Beispiele aus der Chemie beibringen könnte. Uebrigens
bedarf jene Ansicht einer kleinen Modifikation. Daran, dass der
Sauerstoff aus einer Verbindung erst herausgenommen wird,
um dann auf eine andere geworfen zu werden, ist nicht zu denken;
es kann sich nur darum handeln, dass unter dem Einflüsse heftiger
A,tomstösse aus dem Protoplasma ein Körper reich an Sauerstoff')
einen Theil seines Sauerstoffs direkt an einen leicht oxydablen
Körper mit labilen Wasserstoffatomen abgibt. Die Fettbildang aus
Zucker ist ein derartiger Prozess, hier werden Zuckermoleküle ver-
anlasst, einen grossen Theil ihres Sauerstoffs an andere Zuckermole-
kfile abzutreten, so einerseits Kohlensäure und Wasser, andererseits
die höheren, sauerstoffarmen Fettsäuren liefernd. Der Ausdruck „in-
tramolekulare Athmung*^ fflr derartige Prozesse hat zwar seine Be-
rechtigung, doch darf man die oben genannte unrichtige Ansicht nicht
damit verbinden.
(Schlau folgt.)
üeber die Entwickelongsgeschichte von Gfordins
tolosanus Jki].
Von
Dr. T. Llnstow
in
Göttingen.
Im Frühling der Jahre 1889 und 1890 machte ich die Beobach-
tung, dass auf der Wasseroberfläche von Wiesengräben in der Nähe
1) In Form von Hydroxylgruppen.
üeW die Eutwickelangsgeacliichte voo Gordios tolos&nus DuJ. 761
von QöttingeD, an denselben Orten, wo ich im Sommer zahlreiche
geschlecbtsreife Exemplare von Gordius tolosanus frei im
Wasser fand, schwarze liiuf käfer trieben, diealsPterostichus niger
bestimmt wurden. Die Käfer waren theils todt, theils sterbend, in^
Algenmassen verwickelt, theils schienen sie ihre volle Lebenskraft zu'
haben und ruderten lebhaft mit den Beinen, um das Uter wieder zu
gewinnen. Einmal lag ein solcher Käfer todt am Grunde des Baches.
Von 49 aus dem Wasser gefischten Käfern enthielten 10 je eine
grosse Larve von Gordius tolosanus, und habe ich diese Funde
im Archiv für mikroskopische Anatomie. Bd. XXXIV. p. 248 und
XXXVIL p. 239 geschildert. Die Gordius -Larven waren bis 122 mm
lang und theils braun mit der bei Gordius tolosanus bekannten
Oberhaut, theils schneeweiss und sehr zart; hier war die mächtig
entwickelte, zellige Hypodcrmis nur von einer sehr zarten, hyalinen
Membran bedeckt, und am Kofende war noch der Bohrapparat der
Embryonen sichtbar. Einmal beobachtete ich, wie eine Gordius-
Larve sich in der Nacht selbständig aus einem Käfer herausgebohrt
hatte und am anderen Morgen frei neben dem Käfer im Glase lag.
Im Hinterleibe der Käfer findet man neben der Gordius -Larve
nur noch den Darm, die Geschlechtsorgane und der Fettkörper
fehlen, von denen die Larve offenbar gelebt hat Diese Funde
wurden im April gemacht.
Was die Käfer, ausgesprochene Landthiere, veranlasst, sich
massenhaft ins Wasser zu begeben, weiss ich nicht, glaube aber, dass
sie am Rande der Bäche ihrer Nahrung nachgehen, da die Lauf-
käfer besonders gern Schnecken fressen, und zu einer Zeit, wo das
Thierleben auf dem Lande noch kaum erwacht ist, ihre Beute in
Gestalt von Lymnäen u.s. w. im Wasser suchen, wobei sie dann ertrinken.
Die im Wasser frei gewordenen Gordien werden bald geschlechts-
reif und begatten sich, und die befruchteten Weibchen umwinden
Stengel von Wasserpflanzen, an die sie ihre weissen EischnQre heften ;
diese Eiablage geschieht im Sommer und dauert etwa 4 Wochen.
Nach etwa ebenso langer Zeit ist der Embryo im Ei ent-
wickelt, der schon durch Meissner's Untersuchungen bekannt ist ;
er ist nur 0,065 mm lang, vorn quer geringelt und 0,018 mm breit,
hinten glatt und 0,016 mm breit und vorn mit einem Bohrapparat
bewaffnet, der aus einem ein- und ausstülpbaren, 0,017 mm langen,
von 3 Stäben gestützten Bohrrüssel besteht, hinter dem 2 Kränze
von je 6 Spitzen stehen. Diese Embryonen durchbrechen die Ei-
hüllen und sinken im Wasser zu Boden, wo sie sich langsam be-
wegen und auf die Nähe eines Thieres warten, in das sie sich ein-
bohren wollen.
Meissner (Zeitschr. für wissenschaftl. Zoolog. YII. 1855.
p. 131—137) bewirkte solche Einwanderungen in andere Thiere ex-
perimentell, die er in die Nähe der embryonalen liarvenform von
Gordius brachte, und fand, dass sie mit besonderer Vorliebe in
Ephemera- Larven eindringen, seltener in Phryganid^n- und Dipteren-
larven, in Cyclopiden, Schnecken und Na][den.
Welches dieser Thiere als erster Zwischenwirth anzusehen sei,
war damit nicht klargelegt; konnte man doch nicht wissen, ob die
762 Bakterien im Bod«tti
jungen Gordien nicht, ihrem Einwanderungstriebe folgend, in Er-
mangelung des rechten Wirthes in sie eingedrungen seien, um bald
in ihnen zu sterben. Es war daher mein Bemühen, in denselben
pewftssem, in denen ich Käfer mit Gordius- Larven und später
geschlechtsreife Gordien frei im Wasser gefunden hatte, auch die
erste embryonale Larvenform zu finden, und dieses ist mir endlich
nach fast zahllosen missglQckten Versuchen gelungen.
Der Zwischenwirth der ersten embryonalen Larvenform von
Gordius tolosanus ist die Wasserlarve von Sialis lutaria
Lin., im Fettkörper und in den Muskeln liegt die Larve zusammen-
gekrümmt in 0,078 mm grossen, rundlichen, bindegewebigen Hüllen,
deren Wandung etwa 0,013 mm dick ist ; man kann sie nicht Cysten
oder Kapseln nennen, da sie weder nach innen noch nach aussen
scharf abgegrenzt sind.
Im Sommer müssen die jungen Gordien sich in die Sialis-
Larven einbohren und in ihnen überwintern, denn ich fand sie An-
fang Mai in zur Verwandlung reifen Larven. Mitte oder Ende Mai
erscheinen die geflügelten Sialis- Exemplare; die trägen Fliegen
sitzen an niedrigen Pflanzen in der Nähe des Wassers und werden den
Laufkäfern leicht zur Beute, welche dann mit ihnen die in ihnen be-
findlichen Gordius- Larven fressen. Im Laufe des Sommers sowie des
darauf folgenden Herbstes und Winters wachsen dann die Gordien
in den Käfern zu der bekannten grossen zweiten Larvenform aus
und gelangen nun, nachdem die Käfer im nächsten Frühling ins
Wasser gefallen sind, wieder in ihr eigentliches Element.
Göttingen, 8. Mai 189L
Referate.
Dowd^ Cliarles N., A study of the hygienic condition of
our Street s. (New York Med. Record. No. 1024. 1890. p. 700.)
Das Legen elektrischer Leitungen und das Auswechseln von
Gas- und Wasserleitungsröhren machten in der ersten Jahreshälfte
1890 eine starke Erdbewegung in den Strassen von New-York uöthig,
die Verf. zu Untersuchungen über die etwaigen schädlichen Wir-
kungen benutzte, welche durch das Aufgraben der Strassenerde in
hygienischer Beziehung herbeigeführt werden können.
Erdproben worden in verschiedenen Strassen aus gleicher
Tiefe unter sonst gleichen Bedingungen und aus stets frisch ange-
legten Gruben entnommen, und zwar 16 Proben aus mit Leuchtgas
imprägnirtem Erdreich und 16 Proben aus leuchtgasfreiem Boden.
Bei der nach dem von Carl Fraenkel und von Reimers empfoh-
lenen Verfahren vorgenommenen bakteriologischen Untersudiung
stellte sich heraus, dass die Mittel des Bakteriengehaltes in beiden
Bodenarten nicht wesentlich difterirten. Der Bakteriengehalt in
leuchtgashaltiger und in leuchtgasfreier Erde ist demnach gleich.
■
Bakterien im Boden. -^ DiphtherUis. — Cbolei«. 763
Um den Einfluss des Leuchtgases auf die Bodenbakterien ge-
nauer kennen zu lernen, Hess Verf. durch die in Reagensgläschen
unterf^cbrachten Erdproben Leuchtgas hindurchströmen und bestimmte
den Bakteriengi'halt derselben vor und nach der Operation, dann
nach 3, 4 und 6 Tagen nach dem Aufhören der Leuchtgaseinwirkungf.
In einer Hälfte der Versuche war eine Verminderung, in der anderen
eino Vermehrung des Bakteriengehaltes eingetreten. Bei der Aus«
saat von Typhusbacillen in mit Leuchtgas gesättigtes Wasser zeigte
sich allerdings eine Abnahme der Keime, jedoch nicht in höherem
Grade, als wenn Typhusbacillen in reines Wasser eingebracht
werden.
Was den diesbezüglichen Theil der eingangs gestellten Frage be-
triflTt, so meint Verf., aus der bekannten Thatsache der stetigen Abnahme
des Bakteriengehaltes in den tieferen Bodenschichten annehmen zu
dürfen, dass das Aufgraben der Strassenerde wohl eine Zunahme und
grössere Verbreitung von Krankheitskeimen auf der Strassenober-
fläehe zur Folge hat, die indes nicht jene Bedeutung erreichen
kann, wie sie dem Bakteriengehalte des Strassenstaubes eigen ist
Die weiteren Ausführungen über die schädlichen Wirkungen der
Bodengase und des Staubes, welcher keine pathogenen Mikroorganis-
men enthält, können hier füglich übergangen werden.
Kräl (Prag).
Brown, F. Tilden, Diphtheria of the meatus urinarius.
(Joum. of Cttt. and genito-urin. diseases. 1890. August.)
Brown beschreibt einen Fall von Diphtherie des Meatus uri-
narius externus, deren Uebertragung bei einem Gircumcidirten an-
geblich durch Auflegen von schmutziger Watte seitens des Kranken
vermittelt wurde. Verf. glaubt, in dem diphtherischen Belage neben
zahlreichen anderen Bakterienarten auch eine demLoeffler'schen
Bacillus morphologisch ähnliche Varietät gefunden zu
haben. Die Kulturversuche gingen vor Abschluss durch Zufall
verloren. An den diphtherischen Lokalprozcss schloss sich später
eine passagere Albuminurie an. Bemerkenswerth ist nach Verf.:
1) dasB die Affektion sich nicht in der Circumcisionswunde entwickelt
habe, ein Zeichen dafür, dass die bei der Operation gebrauchten In-
strumente und das Verbandzeug nicht die Infektionsvermittler ge-
spielt hatten; 2) die Begrenzung des Lokalprozesses auf Meatus und
Glans penis dank dem sorgfältigsten Schutz der Circumcisionswunde
durch den antiseptischen Verband und das Verschontbleiben der
Urethra wahrscheinlich durch die physiologische Barriere des normal
sauren Urins. Ledermann (Breslau).
Canningham, D. D., On some species of Choleraic Gomma
Bacilli occurring in Galcutta. (The Scientific Memoirs
by the Medical Officers of the Army of India. Part. VI. Gal-
cutta 1891.)
Der Umstand, dass in Kalkutta wiederholt Fälle von zweifelloser
Gholera angetroffen werden, in denen der Darminhalt auch keine
Spur von Kommabacillen aufweist, veranlasste den Verfasser zu
764 Cholera.
seiDOD UoterBucbuDgeD. Dabei gelang es ihm, aas 16 F&Ilen von
Cholera, die in den grösseren KraDkenbäosern Kalkattas Aufnahme
gefanden hatten, 10 verschiedene Arten von Kommabacillen zu zfich-
ten. Bei Anfang des Jahres 1890 boten ihm das General Hosp., da«.
Medical College Hosp. und das Sealdah Pauper Hosp. je einen Korn-
mabacillas (Arten I — III). Es trat nun eine Pause in der Epidemie
ein. Der nächste Fall war wegen einer Striktur in das General
Hosp. aufgenommen und wurde dort von Cholera befallen. Der
Danninhalt dieses Falles enthielt eine neue IV. Art — ausser ihr
wurde keine andere gefunden. Nun trat wiederum eine Pause ein
und sodann folgten 2 Fälle in demselben Hospital, von denen einer
Art I zeigte, während der andere dem V^asser eine neue Art
(V) schenkte. Darauf erlag ein Patient im Med. Coli. Hosp., aas
dessen Darminhalt nicht weniger als 3 verschiedene neue Arten ge-
züchtet wurden (Arten VI — VIU). Der nächste Fall, der dem Gen.
Hosp. entstammte, zeigte wiederum Art I. Die beiden letzten FdJle
kamen vom Med. Coli. Hosp. und wiesen jeder eine neue Art (IX
und X) aaf.
Der Verfasser gibt sodann eine sehr ausführliche Beschreibang
seiner Methoden und der verschiedenen Arten, auf die wir verweiseo
müssen für weitere Details.
Der Arbeit sind 2 gut angefertigte Tafeln beigefügt, um einige
morphologische Eigenthümlichkeiten der Bacillen und ihr Wachstham
auf Kartoffeln zu illustriren. Wir geben den Hauptinhalt in korser,
tabellarischer Uebersicht wieder. (Siehe nebenstehende Tabelle.)
Die verschiedenen Arten lassen sich in 2 Klassen zerlegen. Zn
der ersten gehört Art IV. Sie verflüssigt Gelatine nicht, wichst
äusserst schnell auf Kartoffeln und gibt keine Farbenreaktion mit
Säuren. Alle anderen Arten verflüssigen Gelatine. Was die An-
sichten des Verfassers über die Form und Gestalt der Bacillen be-
trifft, so müssen wir wegen Mangel an Baum auf die Originalarbeit
verweisen.
Der Verfasser schliesst nun aus seinen Untersuchungen, dass die
Koch 'sehe Theorie, dass Cholera durch das Eindringen eines
spezifischen Kommabacillus in das Innere des Darmes verursacht
wird, als den Thatsachen widersprechend aufgegeben werden muss.
Koch*s Bacillus sei nicht der einzige und nicht einmal der
häufigste der Kommabacillen, die in dem Darminhalte von Cholera-
kranken zu finden seien. Koch, meint der Verfasser, sei nicht be-
traut gewesen mit der Häufigkeit der vibrionischen Schizomyceteo,
und seine Entdeckung sei deshidb eine willkürliche Wahl eines dieser
Organismen gewesen, den er deshalb auserlesen habe, weil er ihn io
einer Anzahl von Fällen, die speziell in den Kreis seiner Beobach-
tungen gekommen seien, gefunden habe.
Den Einwand, dass trotzdem als Glied einer bestimmten Klasse
von Organismen Koch's Bacillus als Erreger der Cholera ange-
sehen werden könnte, weist Verfasser aus folgenden Gründen zorflck :
1) in vielen zweifellosen Fällen von Cholera habe er keine Komma-
bacillen gefunden; 2) in einem Falle fanden sich 3 verschiedeiie
Arten, ein umstand, der den Unparteiischen verdächtig machen
-1
Cholera.
765
Form etc.
Wachstham
aaf
Oelatine.
Waebi-
tbnm auf
naotralis.
Agar.
Wacbi-
tham auf
nicht nan-
tral. Agar
WachBthum
anf
Kartoffeln.
Boaillonkultnr
und Cholera-
Reaktion.
Art l
GoU^Bosik.
Ziamlieh gross,
wenig ge-
iLrftnunt, abge-
stumpft. In
ZooglÖen
geordiMt
Verflflsatgt Ge-
latine siemlich
sehnell, doch
yerhUtuisa-
mlssig lang-
an der
Oberfläche.
pLaftblase*«
niemals beob-
achtet.
Art II— 4
Fllle vom
Hoap.
Typische Kom-
maform ; kars,
dick, gut ge-
krümmt, leb-
hafte Eigenbe-
wegong.
Art lU «B OroBse, sarte,
SniieTom
Pia Oper
Ho«p.
Artiy=l
Fall vom
General
Ho5|>.
▲rtV— 1
Fall vom
Med. CoU.
Hoep.
leicht ge-
krümmte Kom-
mabacillen,
lebhafte Eigen-
bewegnng.
Gross, wenig
gekrümmt
Aaf Kartoffeln
gerade Stftb
chen, in Ute-
ren Koltnren
jedoch gut ge-
krümmt. Leb-
hafte Eigenbe-
wegnng.
Kurz und dick.
Auf Kartoffeln
wenig ge-
krümmt nnd
oft gerade. Von
Kartoffeln aaf|schrXg<
Agar flbertra-
gen,nehmen sie
meist eine gute
KrÜmmnng an.
Verflüssigt Ge-
latine schnel-
ler, als Art 1 in
Form eines
Trichters.
Verflüssigt Ge-
latine schnel-
ler, als Art l,
aber langsa-
mer, als Art II
in Form eines
Bechers.
Langsam, ver-
flüssigt Gela-
tine nicht
Langsamer, als
in allen ande-
ren Arten.
Sehr lang- Dünne, brfton-
sam a. nar liehe Schicht,
an der saweilen als
Oberflicbe. dichter, runae-
liger, graa-
weisser Belag.
Schnell, haupt-
sächlich an der
Oberflftche als
rauhe, mnse-
lige Schicht
8chnell,sowobl
an der Ober-
fläche als auch
entlang des
Impfstiches.
Schnell und
nur an der
Oberfläche oft
grünlich.
Bedeutend
schneller,
als Art I.
Lang-
samer, als
Art II, nur
an der
Oberfläche
Schnell,
nur an der
Oberfläche,
Verflüssigt
langsam und
gleichmässig.
Auf Plattenko-
lonieen bei
er Be-
leuchtung
bläulich - gelb.
Kulturen drei
oder mehrere
Tage alt,
hellen sich
schnell und
▼ollständig aut
nach Zusata
von
H,SO^HNO,.
Zusata einer
Säure genügt,
um das Chole-
raroth au er-
aeugen.
Gut und mas-, Reaktion sehr
senhaft als ausgesprochen
gelbe Schicht (s. Originalar-
(s. Originalar-| beit).
beit).
Schnell, in der
Oberfläche so-
wohl als in der
Tiefe.
VI «
▼on dem
selben
FaUe.
Länglieh und
auf Kartoffeln
oft gerade,
doch auch oft
IgroBS nnd gut
! gekrümmt
IX. B4.
Verflüssigt
langsamer, als
Art V in Form
eines Kraters.
Kolonieen aur
Platten blau.
Wie Art V.
Nicht so gut als
Art II, braunes
krustenartig
geschichtetes
Häutchen.
Ueppig, mit
gelblich-rother
oder rothbrau-
ner, glänzen-
der Obeifläche.
Reaktion mit
Säuren sehr
ausgesprochen.
Wie Art IV.
Langsam,
Uebersug dicht
und rosafarbig.
dto.
Nicht so dicht
ab Art V, rosa
farbig.
Langsam und
gibt keine
Reaktion mit
Säuren.
Ausgesproche-
ne Reaktion
mit Säuren.
Wie Art V.
49
766
Cholen.
Art.
Form etc.
Waehsthum
auf
Gelatine.
Art VII «
▼on dem-
selben
Falle.
Art VIU-B
1 FaU vom
Gen. Hosp.
Art IX »1
Fall vom
Med. Coli.
Hoitp.
Art X.^ 1
Fall vom
Med. Coli.
Hosp.
Sehr kura and
dick.
Typische Kom-
maform.
Sehr klein, gut
Kekrfimmt auf
allen N&hrbö-
den, ausgenom-
men auf nicht
neutralisirtem
Agar, wo sie
klein und oval
sind und oft in
Paaren ange-
ordnet.
Ziemlich dick
und gut ge-
krümmt.
Verflüssigt
langsamer, als
Art V, gleich
missig. Ko*
lonieen auf
Platten gelb.
Verflüssigt
schnell, trich-
terförmig.
Verflüssigt
sehr langsam,
gleichmftssig.
Verflüssigt
schnell, trich-
terförmig.
Wachs-
tbnm auf
neutralis.
Agar.
Wie Art VI.
Wie Art VIL
Wie Art Vlll
Wie Art IX.
Wacbs-
thum auf
nicht neu-
tral. Agar.
Wachsthum
auf
Kartoffeln.
Bouillonkaltor
und Cholsr»*
BeaktioB.
WieArtIV
dto.
Schnell, an
der Ober*
flftche 80-
«rohl als in
der Tiefe.
Oft auch in
der Tiefe.
Langsam, dün-
ner, farbloser
oder rosa-gelb-
licher Belag.
Langsam, dün-
ner, feuchter,
scbmutaigroth-
gelber Belag.
Langsam, dfin
ner, feuchter,
gelber Ueber-
lUg.
Schlecht, dÜn-
uer, farbloser
Belag.
Reaktion mit
SAoren nur
Bach mehrsreD
QeneratioiiML
Reaktion mit
Sioren anigs-
sproeben.
Wie Art VII
(s. OrigiosUr.
beit).
Reakboo mit
Stören uug0-
tproehtn.
sollte, dass die KommabacilleD nicht die Ursache der Krankheit seien,
sondern umgekehrt die Krankheit der Grund des Vorkommens der
Bacillen sei; 3) in einem Falle blieb die Reaktion mit Säuren aus,
so dass man kaum annehmen dürfe, dass diese Art dieselben toxischen
Eigenschaften haben könne, als die anderen Arten ; 4) bis jetzt sei
es noch Niemandem gelungen, mittels der Kommabacilleu Cholera
hervorzubringen. Er nimmt an, dass die Kommabacilleu normaliter
den Darm bewohnen, dass während der Krankheit ihnen ein günstiger
Boden zum Wachsthum geboten wird und dass je nach Umständen
eine oder die andere Art oder mehrere Arten zusammen zum Ge-
deihen kommen.
Verfasser schliesst mit einigen praktischen Deduktionen, die
Quarantaine beti*effend. Man habe angenommen, dass Cholera in
Indien stets an einen einzigen Bacillus gebunden sei, und dass es
dieser sei, der die Cholera in Ländern ausserhalb der Grenzen In-
diens verursache. Da die Cholera nun in Indien — und wahrschein-
lich auch in Europa — von mehreren verschiedenen Arten von
Kommabacilleu begleitet sei, müsse die Quarantaine ohne Erfolg and
nutzlos sein, bis es bewiesen sei, dass keine von den vielen Arten in
Europa gefunden werde. Die Existenz einer Mehrzahl von Arten von
Kommabacillen, sogar wenn wir die Klasse in kausalen Zusammenhang
mit der Cholera bringen, müsse notbwendigerweise uns zweifeln
L«pra. -^ PttorosjMnilOB«. 767
lassen, ob eine allgemeiDe epidemische Verbreitung der Cholera nicht
vielmehr aaf einer Verbreitung von Zuständen beruhe, welche die
ganze Klasse anstatt eine oder die andere Art begünstigen.
A. A. Kanthack (Simla).
Poupinel de Valeiic6, Is Leprosy contagious? (The Lancet.
No. 3481. 1890. p. 1065.)
An der Hand seiner reichen Erfahrungen, die Verf. bei der mehr
als 20-jährigen Ausübung seines ärztlichen Berufes im Lepraasyle
St. Lazarus in Port Louis auf Mauritius zu sammeln Gelegenheit
hatte, bespricht er die Frage, ob Lepra kontagiös sei. Die Ver-
erbung wäre einer der häufigsten Uebertragungswege, was mit meh-
reren sorgfältig vorfolgten Fällen nachzuweisen versucht wird. Ausser-
dem kann Lepra durch Kohabitation übertragen und in gewissen
Fallen auch von gesunden Individuen erworben werden, wenn letztere
mit einem Leprösen zusammenleben. Kr dl (Prag).
Moore, 8ir Wm«, Cause of Leprosy. (The Lancet No. 3481.
1890. p. 1063.)
Verf. hält Lepra und Syphilis für identische Erkrankungsfoimen
und meint, Lepra wäre nur ein gewisses Stadium erblicher Syphilis.
Er führt die Gründe an, welche ihn zu dieser Auffassung veranlassen
und sucht seine Ansicht mit Gitaten aus der diesbezüglichen alten
und neuen Litteratur, aus dem klinischen Verlaufe der beiden Krank-
heiten, aus der Aehnlichkeit des Lepra- und Syphilisbacillus, sowie
durch die Uebertragbarkeit der Lepra zu stützen. Die Verschieden-
heiten zwischen den klinischen Bildern von Lepra und Syphilis wären
kaum grösser, als jene zwischen hereditärer und acquirirter Syphilis.
Kräl (Prag).
Collins, W. J.9 Note on the Leprosy revival. (The Lancet.
No. 3481. 1890. p. 1064.)
Nach einem etymologischen Exkurse berichtet Verf. über den
Besuch eines Lepraasyls in Norwegen. Das Abnehmen der Lepra
in diesem Lande ist nicht dem Isolirsysteme zu verdanken, da ein
solches in Norwegen nicht existirt Eher scheint der zunehmende
Wohlstand des Volkes günstig auf die Verminderung der Erkran-
kungen einzuwirken, weshalb denn auch verdorbene Nahrungsmittel
als der Verbreitung des Virus verdächtig angesehen werden können.
Kr dl (Prag).
PilEurd^ Henry G«, Psorospermosis. (Joum. of cut. and genito-
urin. diseas. 1891. Jan.)
Piffard hält die „Psorospermien*^ des Molluscum contagiosum
nicht Air animale Parasiten, sondern für Retezellen mit einer be-
sonderen Art von keratoider Degeneration. Dasselbe glaubt er von
der „Pagets disease^S die er für ein Epitheliom mit nachträglicher
Tendenz zur Verhomung der Epithelzellen hält. Es bleibt also für
die Beurtheilung der Parasiten noch die Dario rasche Krankheit
übrig, über welche ein abschliessendes Urtheil zunächst noch aus-
49*
768 BchtttsimpftiDgf kfluttl. iDfektionskrankheiten, EotwickelaDg»h«mmiinf eie.
steht ; jedoch glaubt Verf., dass weitere Untersuchungen sie vielmehr
in die Gruppe der epithelialen Degenerationen, als in die der ani-
malen Parasiten einreihen werden. Ledermann (Breslau).
Schlitzimpfling, künstliche Inftictionsliranicheiten , Entwicic-
lungshemmung und Vernichtung der Bairterien etc.
Foä, P.9 e CarlM>ne, T., Sulla immunitä verso il diplococco
Pneumonie o. (Gazz. med. di Torino. 1891. Fase. 1. p. 1.).
Verff. berichteten in der Sitzung der R. Accademia di Medicina
zu Turin vom 6. Dezember v. J. Ober Immunisirungsversache ao
Kaninchen mit einem Präcipitat, das sie durch Ausfällung von fil-
trirten Diplococcus bouillonkulturen mit Ammoniumsulfat erhalten
hatten. Die Resultate dieser Versuche waren negativ und bliebeD
es auch weiterhin, gleichviel, ob sehr geringe Dosen des Niederschlags
angewendet, oder letzterer aus abgeschwächten Kulturen gewoimen
wurde.
Als Ver£f. dagegen die Substanz in winzigen successiven Mengen
in 3 oder 4 aufeinanderfolgenden Tagen verimpften, gelang es,
Kaninchen gegen spätere Diplokokkeninfektion ebenso widerstands-
fähig zu machen , wie mit filtrirten Bouillonkulturen oder mit dem
Organextrakte infizirter Thiere. Das Blut derart immunisirter Ka-
ninchen hat die Eigenschaft, bei 30^ C rapid zu koaguliren, was bei
dem Blute normaler oder an pneumonischer Infektion zu Grande ge-
gangener Thiere nicht beobachtet werden konnte. Wiederholte sub-
kutane Injektionen kleiner Dosen des Blutserums von Kaninchen, die
mit der toxischen Substanz immunisirt worden waren, brachten bei
normiden Kaninchen wieder Immunität zu Stande. Bemerkenswerth
ist der Umstand, dass bei Versuchen in vitro das Blut immnoisirter
Kaninchen keine bakterientödtende Wirkung auf den Diplococcus
austlbtOr
Das einem Pneumoniker entnommene Blut koagulirte ebenso
rasch, wie jenes von immunisirten Kaninchen stammenda Die Ver-
suche der Verfif. mit dem menschlichen Blutserum an Kaninchen
führten bisher zu keinen sicheren Resultaten, lassen indes annehmen,
dass das Blut des Patienten am 8. Tage toxische Eigenschaften be-
sass, welche jenen der filtrirten Bouillonkulturen ähnlich sind.
Die Wirkungen der pneumonischen Infektion erstrecken sich nach
den Beobachtungen der Verff. vorwiegend auf die Konstitution des
Blutes, auf die verschiedene Ernährung der Gewebe und stehen in
Beziehung mit den akuten Lähmungserscheinungen der vorderen
Extremitäten und der Halsmuskeln, woraus angenommen werden
könnte, dass in den Diplococcuskulturen nicht bloss ein, sondern
mehrere Gifte gebildet werden, von welchen eines auf die centralen
Nerven, die anderen auf das Blut und die Gewebe einwirken.
KrÄl(Prag).
äebntsimpfang, kUnstl. InfektionskraakWten, fintwickdlungshemtattng etc. 769
Courmont, J«, et Dor, L«, De la production, chez le lapin,
de tumeurs blanches expörimentales, par inocula-
tion intra-veineuse de calture du bacille de Koch
att^nuö. (La Province m^d. 1890. No. 44. p. 529.)
Mit einer durch mehrere Jahre in vielen Generationen fortge-
f&hrten und sehr abgeschwächten Tuberkelbacillenkultur konnte durch
subkutane Injektion an Kaninchen und Meerschweinchen Tuberculose
nicht mehr erzeugt weren. Nur mit beträchtlichen, intraperitoneal
applizirten Dosen gelang, es bei diesen Thierarten tuberculose Läsionen
zu erhalten. Hingegen trat bei intravenöser Injektion von 4 Tropfen
bis 0,5 ccm derselben Kultur an 5 jungen, aber erwachsenen Ka-
ninchen nach Ablauf von 5 Monaten, während welcher Zeit sich die
Thiere wohl befanden und eine mitunter erhebliche Gewichtszunahme
aufzuweisen hatten, eine der menschlichen analoge, tuberculose, chro-
nische Gelenkentzündung auf. Verfif. schliessen hieraus, dass die
primäre lokale Tuberculose von einem abgeschwächten Virus herzu-
rühren scheint, welches, selbst wenn es direkt in das Blut gelangt,
seine Gegenwart erst nach mehreren Monaten zu manifestiren vermag,
und dass, wenigstens bei jungen Thieren, die Gelenke auch ohne
lokales Trauma eine Prädilektionsstelle für die Ansiedelung des ab-
geschwächten Tuberkelbacillus bilden. Krä.1 (Prag).
Chmcher, H. E., Vaccine g6n6ralis6e suivie de mort. [Soc.
de derm. et syphilogr. S^nce du 8 janvier 1891.] (Ann. de derm.
et de syph. 1891. 25 janv.)
Es handelt sich in dem Falle Gaucher's um ein einmonat-
Iiches Kind, bei dem 8 Tage nach der Impfung an jedem Arift 3
Vaccinepusteln unter sehr hohem Fieber und starken allgemeinen
Störungen zum Vorschein kamen. Am 9. Tage erschienen zahlreiche,
Vaccinepusteln ähnliche neue Knötchen. Am 11. Tage konstatirte
Gaucher ausser den Pusteln an jedem Arm eine ausgebreitete
Eruption fast über den ganzen Körper. Die Ausbreitung der Eruption
auch an solchen Stellen, wo das Kind sich nicht kratzen konnte,
Bchloss die Annahme einer direkten Uebertragung durch Kratzen aus.
Die aufgetretenen Efflorescenzen waren zum grossen Theil „gedellte'^
Pusteln. An den folgenden Tagen breitete sich der Ausschlag unter
Verschlechterung des Allgemeinbefindens weiter aus. Das Kind starb
unter allen Symptomen der Asphyxie. Die Autopsie ergab eine be-
trächtliche Hypefämie beider Lungen, keine Hepatisation, eine Hyper-
trophie der Milz, Hyperämie der Nieren. Die Leber war von gelb-
lichen, verfetteten Inseln durchsetzt. Gauch er glaubt, dass diese
Generalisirung der Lymphe das Resultat einer Allgemein-
infektion gewesen ist, da Auto-inokulationen nicht eine so diffuse
und ausgebreitete Eruption hätten bewirken können. Er kann keiner
speziellen Ursache die Malignität der Lymphe zuschreiben.
Ledermann (Breslau).
Orandin, Egbert H., Peroxide of hydrogen in gyneco-
logy and in obstetrics. (The Times and Register. 1891.
No. 647. p. 86.)
Verf. berichtet über Fälle von Mammaabscessen , suppurativer
770 SehatBimpfung, känstl. infektionskrankheiten, fintwieketangshemmaiig ete.
BeckeDh&matocele und puerperaler Endometritis, bei welchen Karbol-
säure, Sublimatlösung und Jodtinktur im Stiche Hessen, wUrend
Eiterung oder lokale Sepsis nach dem Ausspülen mit unverdOnntem
oder zu gleichen Theilen mit Glycerin gemengtem Wasserstoffsuper-
oxyd sofort sistirte und Heilung rasch nachfolgte. Nach den Er-
fahrungen des Verf.'s ist das Mittel unschädlich und zugleich das
wirksamste aller bekannten Agentien gegen unkontrollirbare Eitenmgs-
prozesse. Kr&l (Prag).
PapuU, F., Sul potere antisettico del salolo. (lüyista
Clin, e terap. 1890. No. 9. p. 449.)
Zunächst prüfte Verf. die Einwirkung von Eiter und von Eiter-
kokkenkulturen auf Salol und konnte die begonnene Zersetzung des
letzteren nach 24 Stunden mittelst der Eisenperchlorürreaktion nach-
weisen. Die Zeitdauer, in welcher die Eiterkokken die Zersetzung
des Salols bewerkstelligen, wurde durch halbstündlich vorgenommeDe
Reaktionen sicherzustellen gesucht Sie betrug für den Staphylo-
coccus pyogenes albus 8, für den aureus 5 und den
citreus 6 Stunden.
Um femer zu sehen, welche Wechselwirkung die Zersetzungs-
produkte des Salols ihrerseits auf die verschiedenen Mikroorganismen
entfalten, wurden zu je 2 Kulturen des zu untersuchenden Mikro-
organismus Salol hinzugefügt, aus der einen Kultur nach je 1, 2 und
6 Stunden Aussaaten in Gelatine und Fleischbrühe angelegt and an
der anderen das Eintreten der Reaktion beobachtet. Hierbei ergab
sich, dass die Wachsthumsfähigkeit der verschiedenen Mikroorganismen
eine verschieden lange Zeit und in verschiedener Intensität nach dem
Zersetzungsbeginne des Salols erhalten bleibt. Nur der Staphylo-
coccus pyogenes albus hatte gleichzeitig mit dem Auftretender
Reaktion seine Wachsthumsfähigkeit eingebüsst Der Staphjlo-
coccns pyogenes aureus entwickelte sich noch nach 2 Tagen
nach eingetretener Reaktion, der citreus sogar nach 6 Tag^n.
Streptococcus pyogenes zersetzt das Salol nach 10, Spiril-
lum Finkler et Prior nach 20 Stunden, sie sterben nicht ab,
ihre Kulturen zeigen nur ein verzögertes WachÜBthum und sie scheinen
demnach bei Gegenwart freien Phenols bloss eine Abschwächong so
erleiden. Bei Milzbrand treten Anzeichen einer Reaktion erst nad 6,
bei Cholera nach 4, bei Typhus nach 7 Tagen auf und die hieraus an-
gelegten Kulturen entwickelten sich unver^^rt und normal, obzwar
die Saloleinwirkung 1 — P/t Monate angedauert hatte.
Verf. glaubt annehmen zu dürfen, dass das Salol, insbesondere
gegenüber gewissen Mikroorganismen, hervorragende antiseptische
Eigensdiaften besitzt, die jedoch von dessen Zersetzung abhängig
sind, welche durch die Mikroorganismen selbst bewirkt wird. Je nach-
dem die Mikroorganismen das Salol energischer oder spurenweise oder
gar nicht zersetzen , verlieren sie ihre Wachsthumsfähigkeit oder sie
bleiben abgeschwächt, event gänzlich unbeeinfiusst. Kräl (Prag). I
Komanth, C, Studien über das Saccharin. (Landwirth-
schaftliche Versuchsstationen. Bd. XXXVIII. p. 241—256.)
Die interessanten Untersuchungen des Verf.'8 wurden alle mit
dem Saccharinum purum der Fabrik Fahlberg's in Salbke-
9eliDtsiinpfang, kilast). tnfektionskranktieiteiif fentwickelungsheminüng ekc 771
Westerhttsen angestellt. — Die VerSDche, deren Einzelheiten aus dem
Originale näher zn ersehen sind, beschäftigen sich 1) mit dem Ein-
flasa des Saccharins auf Saccharomyces cerevisiae. 2) wird
das Verhalten des Saccharins gegen andere Mikroorganismen und
Enzyme behandelt. Sodann wird 3) die Verwendung von Saccharin
zur Konservirung von Obst besprochen und schliesslich werden noch
4) die Ergebnisse von Fütterung^Yersuchen mit Saccharin an Kanin-
cbeiif Hunden, Enten und Schweinen mitgetheilt.
Aus seinen Versuchen zieht Verf. die folgenden Schlüsse:
1) Dem Saccharinum purum Fahlberg's kommen schwache
antiseptische Eigenschaften zu.
2) Die Verftttterung selbst von praktisch ganz unmöglichen
Dosen von Saccharinum purum an Hund, Ente und Schwein lässt
auch durch lange Perioden hindurch fortgesetzt in keiner Weise eine
schädigende Wirkung auf deren Organismus erkennen.
3) Ebensowenig wird hierdurch der Ausnutzungskoeffizient des
Futters vermindert.
4) Die behauptete Abneigung der Thiere gegen das Saccharin
war in den betreffenden Fällen nur individuell und lässt sich in
keiner. Weise verallgemeinem. Otto (Berlin).
Currter, Charles €F., Sterilization of water. (New York Med.
Record. No. 1023. 1890. p. 680.)
Eine Reihe von Versuchen, welche Verf. zum Theil im hygie-
nischen Institute zu Berlin ausführte, sollte feststellen, binnen welcher
Zeit pathogene und nichtpathogene Mikroorganismen im gewöhnlichen
klaren Grund- oder Leitungswasser durch die Einwirkung höherer
Temperaturen yernichtet werden. Die Untersuchungen geschahen in
der Weise, dass das mit Bakterienkulturen oder faulenden Flüssig-
keiten beschickte Wasser in grossen, mit Wattepfropfen verschlosse-
nen Kolben erhitzt und dann im Wasserbade bei 99—100 ^ gehalten
wurde. Die von 2 zu 2 Minuten aus der tieferen Mittelschicht und
von der Oberfläche des Kolbeninhaltes entnommenen Proben dienten
zur sofortigen Herstellung von Platten oder Rollröhrchen. Oder das
Wasser wurde in einer Anzahl Er lenmeye rascher Kölbchen im
Dampftopf zur gewünschten Temperaturhöhe gebracht, von Zeit zu
Zeit eines der Kölbchen rasch aus dem Dampftopfe entfernt und von
dem Inhalte sogleich und auch noch nach mehreren Stunden und
Tagen wiederholt Platten und Rolhröhrchen angelegt. Bei beiden
Versuchsanordnungen wurde das betreffende Wasser auch vor dem
Erhitzen auf seinen Keimgehalt geprüft.
Was den Oehalt eines Wassers an Tuberkelbacillen betrifft, so
genügt eine 10 Minuten lang andauernde Einwirkung von 100 ^ C,
um das Wasser zu sterilisiren. Anthraxsporen waren nach längstens
5 Minuten abgetödtet. Andere pathogene Mikroorganismen sind
gegen hohe Temperaturen noch empfindlicher. Für die Eiterkokken
und den Typhusbacillus reicht es hin, wenn das Wasser bis zum
Sieden erhitzt und dann wieder erkalten gelassen wird. Komma-
bacillen sterben ab, wenn sie einen Augenblick lang der Temperatur
yon 70^ ausgesetzt bleiben.
772 Öakterioi. rom X, intornationaUn mediciniMlieD Kongresse sa ^rtin.
Die gewöhnlichen Wasserbakterien geben beim Kochen des
Wassers in derselben Zeit wie die pathogenen Milcroorganismen zu
Grunde. Selbst der als sehr widerstandsCfthig angesehene Heubacillus
bedarf nur einer kaum 15 Minuten langen Einwirkung der Siede-
hitze, um zum Absterben gebracht zu werden. Als zu Leita^ra-
wasser verschiedener Provenienz faulende Losungen von Fleisch, ue-
mttsen u. a., oder Reinkulturen widerstandsfähiger, aber harnJoser
Bakterienarten hinzugefEtgt wurden, waren zur absoluten Sterilisirang
des derart verunreinigten Wassers selten mehr als 20 Minuten bei
100** nötbig. Nur ein langes Stäbchen, dessen morphologische und
kulturelle Eigenschaften Verf. im Originale näher mittheilt, zeigte
eine erhebliche Resistenz gegen die Einwirkung der Hitze.
Zum Sterilisiren des Wassers genügt demnach, wenn io dem-
selben nicht ganz aussergewOhnlich widerstandsfähige Bakterien vor-
handen sind, eine 15 Minuten lang andauernde Einwirkung der
Siedehitze. Eine 5 Minuten lange Einwirkung desselben Hitzegrades
vernichtet alle schädlichen Mikroorganismen. Eine noch kürzere Zeit
ist hinreichend, um jene pathogenen Mikroorganismen abzutOdten,
von welchen angenommen wird, dass sie flberhaupt im Wasser vor-
kommen können. Durch einmaliges kurzes Erhitzen des Wassers auf
100^ und nachfolgendes Abkühlenlassen kann die VernichtuDg der
im selben etwa vorhandenen Mikroorganismen der Malaria, des
Typhus, der Cholera, der Diphtherie und der Eiterungsprozesse sicher
bewerkstelligt werden. Dieselben Mikroorganismen werden ebenfalls
abgetödtet, wenn das Wasser V«— V« Stunde lang auf einer Tempe-
ratur von 70^ erhalten bleibt. Für Wasser, das zu Oenusssweekea
bestimmt ist, genügt das kurze Erhitzen. Wenn es jedoch wHd-
schenswerth erscheint, alle Mikroorganismen, also auch jene gewissen,
gelegentlich im Wasser vorkommenden, sehr widerstandsfähigen sa-
prophytischen Formen abzutödten, dann möge das Wasser eine Stunde
lang auf 100 ^ erhitzt und hierauf langsam abkühlen gelassen werden.
Kr&l (Prsg).
OriginalbericMe Ober Kongresse.
Bakteriologisohes vom X. internationalen medicinisobeo
Kongresse zu Berlin, 4. — 9. August 1890.
(Fortietiang.)
Aus den Abtheilungs-Sitzungen.
IIL Abtheiiang: Allgemeine Pathologie und pathologisehe
Anatomie.
Herren Babes ^ ) (Bukarest) und Cornll (Paris), DeberBakterien-
associationen in Krankheiten.
Die beiden Autoren haben seit 1883 zahlreiche Beispiele von
1) Herr Babes spricht im Namen Cornil's «nd leines eigeDen.
Bakteriol. Tom X. internationalea medicinischen Kongresse za Berlin. TTS-
KombinatioD verschiedener Bakterien publizirt^ipd denselben nament-
lich in der 3. Auflage ihres Bakterien werkj^ grosse Bedeutung
zugeschrieben. Sie versuchen nunmehr, dieselben übersichtlich
darzustellen und zu klassifiziren. Während die begleitenden Bak-
terien zu Anfang der Bakterienforschung gewöhnlich absichtlich
übersehen wurden, ist es nunmehr unsere Pflicht, mit denselben zu
rechnen. Man kann die Associationen füglich in 10 Gruppen ein*
theilen :
1) Association von sehr nahestehenden Bakterien (Varietäten),
so beim Abdominal typhus (Babes), Pneumonie (Babes), In-
flaenza.
2) Fast konstante Association gewisser ferner stehender Bakte^
ri^i zu den spezifischen Bakterien, so die Association eines Strepto-
kokken zum Diphtheriebacillus (Loeffler) oder eines septischen
Bacteriums (ähnlich jenem der Kaninchenseptikämie) zum Bacterium
der Pferdeinfiuenza, beim Pferdetyphus in Rumänien (Babes).
3) Association von in ihrer pathogenen Wirkung oft äquivalenten
Bakterien, so jene verschiedener Streptokokken zu verschiedenen
Staphylokokken in den meisten Wundinfektionskrankheiten (Rosen-
bach), bei Endocarditis (Babes) etc.
4) Kombination der spezifischen Bakterien mit den Bakterien
der accidentellen Wundinfektion, so bei Tuberculose, Abdominal-
typhas, Dysenterie, Cholera etc. Der grösste Theil der Bakterien-
associationen gehört wohl in diese Gruppe, da bei den meisten In-
fektionskrankheiten, namentlich bei jenen, welche zum Tode führen^
derartige Associationen angetroflfen werden. Da aber die Invasions-
pforte der sekundären Bakterien oft nicht gefunden wird, kann man
dieselben nicht einfach als Wundinfektion ansprechen.
5) Was die Rolle der associirten Bakterien betrifft, so kann man
zunächst solche unterscheiden, in welchen das zweite Bacterium
lokalisirt bleibt.
6) Femer solche, in welchen das zweite Bacterium das Erank-
heitsbild beherrscht und oft den Tod verursacht. So bei septischen
Pneumonieen (B a b e s), Bronchopneumonieen, bei latenter Tuberculose
oder Miliartuberculose nach Keuchhusten etc.
7) Was die Art der associirten Bakterien betrifft, so kann man
die Association pathogener Bakterien mit solchen, welche gewöhnlich
nicht pathogen wirken, beobachten, wodurch oft eine eigenthümliche
Erkrankung entsteht, so bei Gangrän, besonders bei Lungengangrän
(Babes, Bonome).
8) Association von Bakterien mit anderen parasitären, aber nicht
bakteriellen Erkrankungen, Protozoen und Bakterien bei Variola und
und Vaccine, Tuberculose und Aspergillus fumigatus bei
Lungenmykosen (Gornil), Association septischer Bacillen zu den
Parasiten der Hämoglobinurie der Rinder (Babes). Hierher gehört
wahrscheinlich die Association der Streptokokken zu dem Virus des
Scharlachs.
9) Association von Parasiten, welche nicht bakterieller Natur
sind, zu bakteriellen Erkrankungen, so jene der Flagellaten zu den
Diphtheriebacillen der Tauben (Babes).
774 Bakteriol. vom X. interuationalen mediciDi»chdn Kongresse au Berlia.
10) Association gewisser Bakterien zu Geschwülsten (Ver-
neuil).
Der Vortr. gibt nun eine Uebersicht der grösstentheiis selbst
beobachteten Associationen bei den verschiedenen Krankheiten. Es
resultirt aus diesen Erfahrungen, dass die Associationen nicht blos
zufällige sind, dieselben sind nicht nur äusserst häufig, ja fast die
Regel bei den tödtlichen Infektionskrankheiten, sondern es besteht
eine gewisse Gesetzmässigkeit in der Association von Bakterien,
welche gewöhnlich durch die gegenseitige Duldung der associirten
Bakterien bestimmt wird.
Vor allem ist die Kenntniss der Associationen geeignet, die
Verschiedenheit im Verlaufe gewisser Infektionskrankheiten aufzu-
klären und da die sekundäre Infektion oft wichtiger ist, als die erste
Krankheit selbst, wird es wichtig sein, die Ursache der Sekundär-
infektion kennen zu lernen und zu beseitigen. Auch für den Paüio-
logen ist die Erkenntniss der Sekundärinfektion von grosser
Wichtigkeit, da in der Leiche oft der grösste Theil der Läsicuen
dem sekundären Bacterium zur Last fällt und Thierexperimeote
oft bloB über die Wirkung des zweiten Bacteriums Aufschluss geben.
Herr Babes (Bukarest), Ueber die seuchenbafte üämoglo-
binurie des Bindes.
Die Krankheit ist in den sumpfigen Donauniederungen Bumä-
niens endemisch und tödtet die Rinder in wenigen Tagen. Ausser
dem über diese Krankheit in diesem Centralblatt an verschiedenen
Stellen Mitgetheilten betont Vortr. noch Folgendes: Die Parasiten
dringen offenbar durch die Magen- und Darmschleimhaut ein, finden
sich zunächst in grosser Menge in den ersten Saftwegen der Mesen-
terialdrüsen, gewöhnlich in ein protoplasmatisches Netzwerk einge-
schlossen. Hier sind sie kleiner, als im Blute. Die Parasiten dringen
aller Wahrscheinlichkeit nach in die wandlosen Venen der Milz, in
unfertige rothe Blutkörperchen ein. Sie sind hier in der That in
kleineren, etwas gefärbten Blutkörperchen enthalten und auch selbst
kleiner, als im kreisenden Blute. Die Parasiten sind verschieden
gross, 0,5—2,0 ^, rund oder eckig, gewöhnlich als Diplokokken auf-
tretend. Ihre Theilung ist jener des te tragen us ähnlich, es finden
sich aber auch längliche Formen, manchmal etwas gekrümmt und in
der Mitte mit chromatischem Inhalt. Besonders ausserhalb der
rothen Blutkörperchen erscheinen sie als Diplokokken, färben sich
auch so. Es ist dem Vortr. mit Wahrscheinlichkeit gelungen, manch-
mal diese Parasiten auf Blutserum zu kultiviren. Jedenfalls sind
dieselben auf Kaninchen und Rinder übertragbar und erzeugen beim
Rinde nach 14 Tagen die typische Krankheit Die Parasiten sind
auch hier besonders in dem Blute der Niere lokalisirt. Hier ent-
hält fast jedes rothe Blutkörperchen einen Diplococcus. (Die
Parasiten und Gewebsveränderungen wurden demonstrirt.) Was die
Stellung dieser Parasiten betrifft, so glaubt Vortr. denselben eine
Zwischenstellung zwischen den Bakterien und den niedersten Proto-
zoen anweisen zu dürfen, oder aber die niederste an die Bakterien
angrenzende Stufe unter den Protozoen. Vortr. ist noch in der
Baktoriol. vom X. internatiooAleii mediciiiiafchen Kongresse su Berlin. 775
Lage, mitzutheilen, dass das Texasfieber des Rindes durch denselben
oder aber durch einen sehr ähnlichen Parasiten hervorgerufen wird.
Herr Chantemesse (Paris), Eine mykotische Pseudo tu ber-
culose.
Yortr. hat im Vereine mit Dieulafoj und Widal an jungen
Tauben, die aus der Gegend von Macon und aus Italien auf den
Pariser Markt gebracht werden, eine Pseudotuberculose mykotischen
Ursprungs beobachten können. Zuweilen bleibt die Krankheit auf
<lie Mundhöhle beschränkt und manifestirt sich daselbst in Gestalt
weisslicher Knötchen von käsigem Aussehen und von Erbsen- bis
Haselnussgrösse. Häufig breitet sie sich auf die Lunge und Leber,
sdtener auf den Oesophagus, Darm und die Nieren aus. In der
Lunge sieht man durchscheinende oder undurchsichtige, vereinzelte
oder zu käsigen Massen angehäufte, typische Tuberkelkörnchen, die
Miliartuberkel darstellen,^ welche keine Tuberkelbacillen, dagegen in
ihrem centralen Theile ein Pilzmycel enthalten, das sich bei den
Isolirungsversuchen als Aspergillus fumigatus herausstellte
and dessen Kulturen am besten bei Körpertemperatur gediehen.
Bei Impfversuchen an frischen Tauben erzeugten die Sporen
aus den erhaltenen Kulturen je nach der Impfstelle und der Dosis
mehr oder weniger rasch die verschiedenen tuberculösen Läsioneu,
welche bei der spontanen Erkrankung der Thiere beobachtet wurden.
Die Sporen intravenös eingeführt, tödten die Thiere nach 3—4 Tagen
mit Lokalisation vorherrschend in der Leber, intratracheale Injektio-
nen führen den Tod in 10—20 Tagen herbei und man findet dann vor-
zugsweise die Lungen ergriffen, woselbst die dicht gehäuften Tuberkel
pneumonisch infiltrirten Herden gleichen oder käsige Massen bilden.
Die histologischen Läsionen sind jenen der bacillären Tubercu-
lose vergleichbar. An nach Weigert' scher Methode gefärbten
Schnitten sieht man eine grosse Anzahl Tuberkelknötchen , deren
Peripherie von Riesenzellen umgeben ist Die jüngsten Knötchen
werden durch eine Anhäufung von Leukocyten oder epitheloiden
Zellen um ein oder mehrere Mycelbypheu gebildet, die älteren zeigen
im centralen Theile ein verfilztes Mycel, dessen periphere Hypben
sich am besten färben. Manche Tuberkel bestehen nur aus einer
sehr grossen Zelle mit multiplem Kern, deren Protoplasma einen
Mycelzweig im normalen oder degenerirten Zustande einschliesst.
Einige Tuberkel haben das faserige Stadium erreicht, der centrale
Theil besteht aus faserigem Protoplasma, das die Reste des Pilzes
oder auch gar nichts mehr enthält. Die leukocytäre Infiltration
rings um die Tuberkel herum erstreckt sich zuweilen bis in die be-
nachbarten Alveolen und verursacht pneumonische Herde, welche von
Gefässen verschiedenen Lumens durchzogen werden. Bei einer
Taube, die an spontaner Schimmelpilztuberculose zu Grunde ging,
wurde in einem Bronchus ein Futterkorn gefunden, welches den
Mittelpunkt der tuberculösen Lungeninfiltration bildete und offenbar
als Träger der Aspergillussporen gedient hatte.
In Paris gibt es Leute, welche die Taubenmast geschäftsmässig
betreiben. Sie füllen ihren Mund mit Körnerfutter und Wasser,
776 üvae LittorAtur.
öffnen den Schnabel des Thieres, nehmen ihn zwischen die Lippen
und suchen durch Expiration einen Theil des Gemisches hindnza-
treiben. Auf solche Weise kann ein Individuum täglich einige tau-
send Tauben mästen. Diese Beschäftigung führt mit der Zeit zu
einer chronischen Lungenerkrankung. Wir selbst konnten drei an
einer derartigen Lungenkrankheit leidende Taubenmäster beobaditen^
bei denen die Krankheit in ihrer Entwickelung der chronisdien
Lungentuberculose glich. Sie wird durch Kurzathmigkeit, HosteD^
eiterigen Auswurf, kleine wiederholte Lungenblutungen und manch-
mal durch Affektion der Pleura charakterisirt. Es sind Anzeichen
von Bronchitis und Verhärtung der Lunge vorhanden. Die Tempe-
ratur ist verhältnissmässig wenig erhöht, die Kranken werden jedoch
blass und magern ab. In keinem Falle konnten Tuberkelbacillen im
Sputum nachgewiesen werden. Mehrmals, aber nicht konstant, waren
in dem blutigen Auswurfe Pilzfäden mit einem oder zwei Seiten-
zweigen zu sehen. Durch Verimpfung dieses Sputums wurde einmal
bei einer Taube eine Pilztuberculose erzeugt, welche vom Asper-
gillus fumigatus herrührte. Derselbe Pilz konnte einmal auch
durch Kultur aus dem Sputum eines jetzt auf dem Wege der Ge-
nesung befindlichen Kranken gezüchtet werden.
Da die durch Aspergillus verursachten Lungenerkrankongen
beim Menschen bereits mehrfach beobachtet worden sind, kann auch
bei unseren Kranken wegen der Beschaffenheit des Auswurfe aod
wegen ihres lange andauernden Kontaktes mit Thieren oder nut
durch denselben Aspergillus verunreinigten Futterkörnen die-
selbe Erkrankungsform mit Berechtigung vermuthet werden.
(FortsetsuDg folgt.)
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Frooimftnnsche Ruchdmckarei (HernMiui Pöble) In Jen*.
Bakteriologie untt Parasitenkunde.
In TerbiBdung mit
M Dr. LeoM m Fnfisnr Dr. Loeller
1« Ulpilff ta OMiinraM
hemug^g^ben Ton
. O. XJhlirorxii in CasseL
-♦♦-
Fischer
IX. Bsad. -«- Jen», den aa Juni 1891. -o- No* 84.
Pr«U ftr dn Band (M Vnnuntm) 14 lUrk.
Jährlich erscheiBeii swei Bfod«.
— »Il Zu bMittiMii dnreb alle Boehhaiidliing«!! und Po«teDStelt«n. )|€^
- - . 1 - _. ■ J '—LI 1 L-?-^ ! ! ■ ! 111' ■ ' ■ ■ ■ ■ I — ^— ~— ^»— »-^i^— »-
Die RediMion des „CeniralbUUts für Bakteriologie und Parasitef^
kund^' richtet an die Herren Mitarbeiter die ergeb&ne Bitte, etwaige
Wüneehe un^ Lieferung von beeonderen Abdrileken ihrer Au/^'
eäiixe entweder bei der Binsendung der Abhandlungen an die
MeditkHon auf das Manuskript sehreiben zu woUen oder spä^
tesiens nach ßmpfang der ersten Korrekturahaüge direkt an
den Verieger, Herrn Gusta/v Fischer in Jena^ gelangen zu
lassen. Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage^ später
eingehende Wünsehe berüeksiehHgen zu können*
Original -MItthenungen.
Verfahren zum Nachweise der Sänreahsonderong
bei Mkrobien.
Von
H« W. Beyerindt.
Kit 1 VSgur.
1. Der Kreideboden.
Während die VermischaDg der N&brgelatine mit Farbstoffen,
welche f&r Säuren and Alkalien empfindlich sind, wie Lakmas,
Phenolphtoleine, etc. schon mehrfach fbr die Untersuchung der
SäorebUdung durch Mikrobien verwendet und beschrieben wurde,
IX. Bd. 50
782 Beyerinck,
glaube ich, dass folgendes Verfahren zuerst von mir in Anwendung
gebracht ist.
Es beruht darauf, in einem undurchsichtigen Nährboden die flu*
das Wachsthum sch&dliche Säure sofort nach der Entstehung zu
binden und in ein lösliches, unschAdliches Salz überzuführen, indem
dabei ein unlöslicher Körper verschwindet, wodurch der Nährboden
stellenweise durchsichtig wird.
Man verfahrt dabei, wie folgt:
Vermischt man eine erstarrungsfahige, für Säureerzeugung ge-
eignete Nährmasse mit sehr feiner, geschlemmter Kreide und giesst
die gut gekochte Masse in eine sterilisirte Glasdose, so entsteht nadi
dem Erstarren ein Nährboden (kge^ s. Figur), welcher gänzlich un-
durchsichtig und milchweiss gefärbt ist. Je nach Wunsch und nach Um-
ständen kann man für die Erstarrung Gelatine, A-gar oder Kiesel-
gallerte verwenden ^). Bringt man darauf einen Tropfen irgend einer
Säure, welche ein lösliches Kalksalz erzeugt, z. B. Milchsäure, so sieht
man ein vollständig durchsichtiges Diffusionsfeld entstehen, welches
sich 80 lange ausdehnt, bis die Säure nahezu*) durch die Kreide
neutridisirt ist, so dass die Mittellinie des circularen Feldes offenbar
ein ungefähres Maass fSr die Quantität der verwendeten Säore ist.
Enthält die Masse ausser Kreide auch noch die für das Wacbs-
tbum der zu untersuchenden Organismen nothwendigen Nährstoffe,
so können z. B. säurebildende Bs^terienkolonieen darauf den Däm-
lichen Effekt hervorbringen, wie ein Tropfen freier Säure. Als Bei-
spiel will ich das Verfahren angeben, um Milchsäurebakterieo und
Essigfermente in einer gährenden Maische nachzuweisen und m
i^oliren.
Die Erfahrung lehrt, dass diese Bakterien gut wachsen aof
Hefewasser- Glukosegelatine und dass dieselben ihre Nährgelatine
nicht verflüssigen. Die Nährmasse wird nun derweise angefertigt,
dass 20 g [Hefe in 100 ccm Leitungswasser gekocht, 8 g] Gelatine
(oder '/4 g Agar) und 5 bis 10 g Glukose zugesetzt weiden. Nach
neuem Kochen wird sorgfältig filtrirt und man erhält eine vollständig
durchsichtige, schwadi gelbliche Masse, welche auch beim Erstarren
glasklar bleibt Daran werden nun einige Tropfen einer Aaf-
schlemmung reiner Kreide in Wasser gegeben bis zur gänzlichen
Trübung, selbst in einer Schicht, welche ca. 1 mm dick ist Nach
Ausguss in eine Glasdose kann der Versuch anfangen.
Hierzu wird ein Tropfen der rohen, gährenden Maische in ein
Kölbchen mit gekochtem Wasser vertheUt und nach tüchtigem Um-
schütteln wird dieses infizirte Wasser über den Kreideboden gegossen
und sofort durch Abgiessen entfernt Es haftet dabei eine sehr
dünne Wasserschicht an der Gelatineoberfläche, derweise, dass pro
1 ccm Gelatine 3,3 cmm Flüssigkeit als Benetzung zurflckbleibt
Bald saugt die Gelatine (oder der Agar) das Benetzungswasser auf
und die lebenden Keime bleiben an der Oberfläche zurück.
1) Uebar den Gebrauch yoo Rieselgallerte für bakteriologische Zwecke werde ich
bei einer anderen Gelegenheit berichten. (Za vergl. die inswischen encfaieDeoe Ab-
handlang von Winogradsky, Ann. d. Tlnstitat Pastear. T. V. 1891. m- ^^')
S) Eine absolat« Neutralisation findet nicht statt.
n lT«eb«*(M dar UurMbsondening bai )IikraU«n.
Die Dose (s. flg.) wird nnn
auf einen sdiwach geSeizteo Tisch
oder aaf den Boden eines Koltur-
kastens, dessen Boden-Temperatur
diejenige des Innenraunies dessel-
beo etwas flbersteigt, den Deckel
^d) nach unten, gestellt und einige
Tage sieb selbst Qberlassen >)-
Hefe ood Bakterien *) fangen bald
an za Kolonieen («, s', Jt) auszn-
wachsen and, so weit dieselben
Sftnro erzeugen (s, s*), entstehen
durchsichtige Diffosionsfelder (ds),
welche sich Tage, selbst Wochen
Dod Honata lang auedehnen kön-
nen. Bei richtiger VerdtLanung
des Anssaatmateriales, wodurch
die Kolonieen in geeigneten Ent-
fernungen TOD einander za liegen
kommen, entstehen aaf die be-
schriebene Weise sehr el^ante
und lehrruche Präparate, welcbe,
Knida-QalktiiM-BodaD (Jcge) In tinm Olu-
da sie eine quantitative Schätznng ?"" "" ""l^. ""•■; V^jt^^."^*^'
erlauben, zu einer Reihe Ton Be- „, „i„h. kaina 8^«a ariaagan- • a«»»-
merkangen Veränlassang geben, bUdanda Koioniaen. d> Dnrchsichiivaa sinr«-
die man bei anderen Unter- dtfhutamfaid im treban Kraidabodan. « ai-
Budinngsmethoden öbersiebt An- k«uwidwda koIodI., waicha dw siuradifh.
dererseits muss man bezüglich der ä^:S.tr^trrÄ^^^"l;-'.:2
qualitativen Beurtheilung der Re- anaugandan Kikroba mit aUIpUicham SKora-
snltate vorsichtig sein. diffnaionsfaid.
In ersterer Hinsicht will ich
darauf bioweisen, dass das Ver-
ehren sehr empfindlich ist, selbst die Bemsteinsfturebildang seitens
der Uefekolonieen sichtbar zu machen im Stande ist, und Idcht er-
laubt, diejenigen Varietäten der Milcbsänrefermente , welche viel
Säure erzeugen, sofort von den schwächeren zu unterscheiden.
Bezüglich der qualitativen Seite des Vorganges kann man na-
türlich aus einem einzelnen Versuche mit dem unbewaffneten Auge
nichts lehren. So erzeugen die EBsigbakterien aus der Glukose
eine ganz andere Säure, wie die Milchsäurefermente, nämlich Glukon-
säure(C,HiaO,), welche aber, eben wie die Milchsäure, ein lösliches
Kalksalz erzeugt. Da nun aach die Kolonieen der Essigfermente ausser-
1) Wia iofa dai ichon »odanrtrti aagta, iit dtaaa Aabtallong der 6«Utinekaltaran
■ehr an ampfafalau, dann dadnrcb < dui dar Daokal am wlrmatan, dia DMh oban
ragande OeUtinaaehicht kKIlar ist, kuio lieh duiehaiukain Wasfardniiat bUdao. Uabsr-
dta» Ut dia Chance fOr Infaküan in dia Olaadosa Bahr garing, d» aelbat dia Idchlaslan
aingadranganen Bchimmalaporan ontan mt dam Dackal liagan blaiban.
S) In gat geldtatan Braonaraian and Hafatabrikau findat man dorduai kaina
Befaimmalvlaa in gihrandan Huaeban, wann man wanigatana dla soganuinta
PaitaariaDBthafa ulcbt in dan Ssbbnmelpilaau reetman wiU.
60*
784 Bt7«rinok,
lieb denjenigen der Milchsäurebakterien ähnlich sind, lässt sich die
Differenz ohne Mikroskop nicht sehen. Allein, selbst wenn man dieses
Instrument zu Hülfe zieht, lassen sich gewisse Milchsäurefermente,
welche in industriellen Gährungen vorkommen, nicht sofort von den
Essigbakterien unterscheiden. Dieses gilt nämlich von den zahlreichen
Varietäten der diplokokkenartigen Milchsäurebakterien, welche denjeni-
gen Forschern, die sich mit der Untersuchung saurer Milchpräparate
beschäftigt haben, wohl bekannt sind, auch in den Spiritusfabriken vor-
kommen und welche den Essigfermenten zum Verwechseln ähnlich sind^).
Hat man demnach, wie in unserem Beispiele, eine Mischung vor
sich, worin solche Milchsäure- und Essigfermente zu gleicher Zeit
vorkommen, so lassen sich dieselben nicht in allen Fällen vermittelst
des Kreidebodens unterscheiden. Dessenungeachtet bleibt man, wenu,
wie wir bei der Untersuchung einer gährenden Maische voraussetzen
können, Hefekolonieen nah oder fern von den Säure erzeugenden Bak-
terien getrennt liegen, in jener Beziehung nicht lange im Unsicheren.
Denn sobald die ersteren anfangen, Alkohol zu produziren, so diffun-
dirt dieser Körper den Bakterienkolonieen entgegen, erfährt dabei
keine Umwandlung durch die Milchsäurebakterien, wird aber durch
die Essigfermente in die schnell diffundirende Essigsäure verwandelt,
welche von da an beiträgt zur Vergrösserung der Glukonsäurediffu-
sionsfelder, während die Milchsäurefelder keine Zunahme ihrer Aus-
dehnungsschnelligkeit erfaliren. Die Differenz wird allmählich grösser,
so dass eine einzelne Aussaat, einfach durch wiederholte Be-
trachtung, schliesslich Sicherheit gibt über die qualitative Frage,
welche säurebildenden Kolonieen zu Milchsäurefermenten und welche
anderen zu Essigfermenten gehören.
Im besprochenen Beispiele wurde vorausgesetzt, dass Glukose
als Quelle fflr die Säureerzeugung dargeboten wurde. Offenbar kann
dieser Zucker durch andere Zuckerarten, wie Milchzucker, Bohr-
zucker, Maltose, Laevulose, Mannit etc. ersetzt werden, und man er-
hält dadurch nachhaltige qualitative Reaktion, wodurch es z. B. gelingt,
unter den stäbchenförmigen Milchsäurefermenten der Industrie, welche
sich durchaus nicht alle auf identische Weise bezüglich der verschie-
denen genannten Zuckerarten verhalten, gute Unterscheidungsmerk-
male zu finden.
2. Boden mit den Karbonaten von Magnesium, Barium,
Strontium, Mangan, Zink etc.
Eine andere Erweiterung erfährt unsere Untersuchungsmethode
dadurch, dass die Kreide durch irgend ein anderes säurelösliches,
nicht giftiges Karbonat ersetzt wird. Besonders die Karbonate von
1) Wenn Haeekel in seinen interessanten „Plankton-Stadien*' (J»a 1890.
pag. 100) Hensen rorwirft, es sei anrichti(f, die „wirUiohe Speoies als eiDsa
physiologischen Begriff* aafinfassen, so kann ich ihm darin nieht beistimmen, sod
ich glaube, dass dieser angesehene Forscher in diesem Falle den jflngsten Spro«
der Systematik, nimlieh die Bakteriologie, TollstXndig ans dem Auge verliert. Dsgegen
moss ich auf Orond meiner eigenen Erfahrung Haeekel folgen, wenn er Henian
gegenüber behauptet (pag. 101) : „Je intensiver das Studium der indiTiduellen VariatioD,
desto unmöglicher wird die Unterscheidung wirkUeher Species." Hierdurch wird sber
nur gesagt, dass die physiologischen Charaktere nicht weniger verXnderlich sind, wii
die morphologischen.
VeWliiireii snm kachweiM d«r Sänreabtondernng bei Mikrobieo. 786
BarhiiDy Magnesium, Mangan und Zink habe ich näher untersucht
und f&r bestimmte Zwecke nützlich gefonden. Ich verfahre dabei S0|
dass ich die bezQglichen N&hrböden ebenso wie oben anfertige. Die
xa untersuchenden Organismen werden dann als Impfstriche auf die
Oberfläche der Gelatineschicht abgezogen, und, falls die Säure im Stande
ist, das dargebotene Karbonat zu lösen, entstehen, wie oben, elliptische
Diffosionsfiguren, deren Achsen mit dem Impf striche zusammenfallen,
derweise, dass die Enden der letzteren die Brennpunkte bezeichnen.
Zweifelhafte Arten, auf einzelnen dieser Metallböden untersucht,
lassen bei einiger praktischer Uebung nicht lange bezQglich ihrer
wahren Natur im Unsicheren. Solche Versuche sind bei-
läufig auch interessant wegen der Schönheit der wie mathematisch
konstruirten Diffusionsfiguren ^ ).
Besonders das Zinkkarbonat eignet sich zur leichten Erkennung
gewisser Formen. So sind die Milchsäurebakterien diesem Sidze
gegenflber ziemlich empfindlich, besonders bezüglich des Wachsthums,
während die Funktion der Säurebildung in den erwachsenen Stäbchen
weniger durch dieses Metall beeinflusst wird. Die Essigfermente
sind dagegen auch betreffs des Wachsthums nicht empfindlich für die
bei unseren Versuchen in Betracht kommenden Quantitäten des Me-
tallsalzes. Endlich wird die von mir aufgefundene Essigätherhefe,
welche auch viel freie Säure bilden kann, in ihrem Wachsthum ent-
schieden durch die Gegenwart eines Zinksalzes begünstigt. Nach
dem Vorhergehenden brauche ich nun wohl nicht zu sagen, was man
zu sehen bekommt, wenn Impfstriche von Milchsäure- und Essig-
sftnrefermenten neben Essigätiberhefe, auf einen Zinkkarbonatboden
gezogen, sich selbst überlassen bleiben ; nur will ich noch betonen, dass
das Zink offenbar ein gutes Mittel an die Hand gibt, um die wadisen-
den Essig- und MUchsäurebakterien von einander zu unterscheiden.
Meine Methode eignet sich noch für Anwendungen in einigen
anderen Hinsichten. Darüber an dieser Stelle noch folgendes.
3. Erkennung der Alkalibildung vermittelst des
Kreidebodens.
Auf die Möglichkeit, das Maass der Alkaliabsonderung vermit-
telst der Kreidemethode zu schätzen, wurde ich aufmerksam bei der
genauen Betrachtung einer auf Bier gewachsenen Kahmhaut, welche
in bekannter Weise auf einem Hefewasser-Glukose-Kreide-Gelatine-
boden ausgesät war. Es fand sich darin nämlich nicht selten ein
gelblich-brauner Micrococcus, welcher zu einer sehr augenfälligen
Formveränderung in den benachbarten Säurediffusionsfeldem Veran-
lassung gab, indem diese nicht drcular blieben, sondern polyedrische
Gestalt annahmen, mit den Mikrokokkenkolonieen zugekehrten Seiten.
Bald ergab sich (üe Absonderung einer alkalischen Substanz als die
Ursache der Erscheinung, und ein Mittel war gefunden, um willkür-
liche Bakterienarten, soweit deren Kulturen auf einem Boden,
welcher für Säurebildung geeignet, also zuckerhaltig ist, wachsen
können, auf das Maass ihrer Alkalierzeugung zu prüfen. Es
1) Die Präparate eignan lioh ansgeMichnet rar HersteUnng Ton Danar- nnd Demon-
ftraüoiifpriparataii. Sie werden daon mit einer lebr TerdAnnten SabUmattörang aber«
gommk und eingetrocknet.
786 Bruce, Bemerkung ftber die Vimlenssteigenuig des CholerATibno.
werden dazu einfach auf einen Hefewasser- Glakose-Kreidebodea
rechtlinige Impfstriche gezogen irgend einer säurebildenden Bakterie,
z. B. eines MilchsäurefermenteSy oder besser noch, es werden davon
punktförmige Massen auf den Ereideboden gebracht. Im ersteren Falle
entstehen dadurch bald elliptische, im zweiten circol&re (ds) durch-
sichtige Diflfusionsfelder. Hat man aber die auf ihre Alkaliabsonde-
rung zu untersuchenden Arten neben den s&urebildenden Arten ab-
gestrichen, so neutralisirt das Alkali derselben theilweise die S&are,
und dann erscheint die oben genannte Formändening im durchsich-
tigen Diflfusionsfelde.
Delft, 10. Mai 1891.
1
Bemerkong über die Yinüenzsteigerang des
Gholeravibrio.
Von
Bayld Braee
in
Netley.
Nach OamaleKa erliegen weisse Ratten leicht der Iiqektioii
des Koch 'sehen Gholeravibrio in die Lunge, durch die Thoraxwaod,
und bei suocessiver Uebertragung findet eine Virulenzsteigerung statt
Die folgenden Versuche scheinen darauf hinzuweisen , dass die
englische weisse Ratte nicht so empfänglich ist für. diese An-
steckongsweise :
Datnm
«1. IV. 90
S8. IV. 90
80. IV. 90
1«. V. 90
18. V. 90
S8. V^ 90
99. V. 90
7. VI. 90
8. VI. 90
94. m 91
94. m. 91
94. ni. 91
|l
!l
1.
9.
3.
4.
6.
6.
7.
S.
•Sgl
3 9^
BMohreibmig des aogewendeton
MatorUls
I
10.
11.
19.
i6,5oem
I
, 1 ccm
1 ccm
1 ccm
1 ccm
1 ccm
1 ccm
1 ccm
1 ccm
1 ccm
1 ccm
1 ccm
BttmerkuDgcn
Kultar io FleSschbrfihc (94 Stnn-
den bei 37^ C).
Emalftion von Agarkaltnr in ste-
lilitirter FletecbbrOhe.
Kultur in Gelatine.
Emulsion Ton Ag&rknltnr in ste-
rilisirter FleischbrOhe.
Dieselbe ab No. 4 — nur 94
Stunden bei 87* C gehalten.
Kultur in Fldschbrflbe (9 Tage
bei 87* C gebalten).
Emulsion von Agarkultur in ste-
rilisirter Kochsalslösung (16
Tage bei 87* G).
Emulsion von Agarkultur (84
Tage bei 87<» C) in Bouillon-
kultur (94 Tage bei 87« C).
6,6 oom Pleuraflfissigkeit (vom
Versneh S) mit 6,6 oem sterill-
slrtem Wasser.
Kultur in Fleischbrahe (4 Tage
bei 87» C).
Lebendig und gesund 80. IV. 90.
„ „ 18.V.90.
GetSdtet 18. V. 90.
Lebendig und gesund 85. V. 90.
„ „ M. V. M.
OatSdtet t8. V. »0.
»»
♦»
8. VI. 90.
8. VL 90.
ff
»9
Lebendig und gesond 16. VI. W.
1. V »1.
1. V. 91.
1, V. 91.
1)
n
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»
19
II
1»
>»
I»
bnnsl-^edern, &«inerkiing«n ftW ,,Wild- und SehweineMlIcW*. 787
Die ersten 9 Versuche wurdeD mit Material gemacht, welches
ich TOD dem Berliner hygienischen Institute im Mäns 1890 erhalten
hatte; die letzten 3 mit Material, erhalten von Galcutta im Juni
1890. Die Calcnttakultur ist noch jetst (Mai 1891) pathogen Ar
Meerschweinchen.
Netley, 4. Mai 1891.
Bemerkungen über „Wild- und Schweineseuche^^
[Aus dem hygienischen Institute der deutschen Universität zu Prag.]
Von
Dr. E. Bnnzl-Fedem
in
Prag.
In Bezug auf die in No. 17 dieser Zeitschrift erschienene Mit-
theilung von Dr. Ganeva möchte ich mit Hinweis auf die von mir
im Archiv für Hygiene. 1891. p. 198 veröffentlichten „Unter-
suchungen aber einige seuchenartige Erkrankungen
der Schweine^) folgendes bemerken. Ich bearbeitete dieses Thema
auf Anregung von Prof. H u e p p e hin, nachdem bereits Dr. G a n e v a
unter dessen Leitung in Wiesbaden vor zwei Jahren Untersuchungen
in derselben Richtung angestellt hatte, die jedoch Prof. Hueppe
damals nicht für erschöpfend hielt und deren Ergebnisse ihm noch
nicht spruchreif erschienen. Meine Aufgabe bestand darin, den ein-
geschlagenen Weg zu verfolgen, die bis dahin erreichten Resultate
nachzuprüfen und zu ergänzen. In der That gelangte ich zu theil-
weise verschiedenen, wenn auch im Grossen und Ganzen mit den
Versuchen Dr. Ganeva^s übereinstimmenden Endergebnissen.
Was die Wildseuche, Schweineseuche und die italienische Büffel-
seuche betrifft, so ergaben auch meine Versuche eine Uebereinstim-
mung der betreffenden Bakterien in Bezug auf das Wachsthum in
Milch, aber in der Richtung, dass sie eine, wenn auch schwache und
nie zur Gerinnung führende Säurebildung in der Milch hervorrufen.
Dadurch kommen sie auch den Keimen der Hühnercholera und der
Kaninchenseptikämie nahe, welche sich nur durch stärkere Säure-
bildung von ihnen unterscheiden, ein Verhalten, welches ebenso wie
das von mir für letztere beiden bestätigte Wachsthum auf Kartoffeln
in Widerspruch zu den Versuchen Ganeva's steht.
Die Bakterien der Hogcholera (Salmon) und der Svinpest
(Sei an der) verflüssigen nach Ganeva's sowie nach meinen Un-
tersuchungen die Milch, nach meinen Versuchen aber nicht in Folge
von Peptonisirung im engeren Sinne, sondern in Folge der gleich-
zeitigen intensiven Alkalibildung. In Bezug auf die Swineplague
(Billings) fand ich allerdings bei der Untersuchung der zuerst von
Billings gesandten Kulturen, ebenso wie Ganeva, starke Säure-
bildung; die Prüfung späterer, von Billings direkt, sowie von an-
derer Seite stammenden Kulturen ergab jedoch das gerade entgegen-
1) Vergl. das Referat auf p. 803 d. laufenden No. dies. Zeitschrift.
788 fiiiBBl-l*ed«rn, Bemarkiini^eii ttbrnr „Wild- mid MiwelnaMUeii«''.
gesetzte Verhalten, nämlich starke Alkalibildang in Milch und damit
auch die Identität des Swineplaguekeimes Billings* mit den Bak-
terien der Hogcholera (Sälmon) und der Svinpest.
Die Untersuchung der Marseiller Schweineseuche und der Frett-
chenseuche führte mich zu demselben Ergebnisse wie Caneya.
Nach meinen Versuchen würden sich die Bakterien der erwtiiDten
Seuchen nach ihren hervorstechendsten biologischen Eigenschaften in
folgender Weise gruppiren lassen:
..w ' ~ ■ ~^^ ~ ■
Beweglicb-
keit
Mileb
Kar-
toifel
GeUtine
•
■
angeOrbt
mitLek-
mns
PeptonlÖmmg
1.
Wildiraelie
anb«w«gl.
anrerln-
dert
rotb
langMUiiyin
mebr dis-
kreten
Herden
Pbenol- nad
Indolbildnog
Sebweinaseaebe
»f
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-^
19
Pbenol and
Indol
Barbone dei bnffül
»»
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■~-
»1
Indol(]uiB
-Pbenol)
Htthnerobolera
tt
Gerionvng
rotb und
reduirt
+
99
Pbenol nad
Indol
KAnincbenMptikäinie
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rotb und
+
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U.
MarMiUe
b«wegUeb
GerinniiDg
+
reseb, all
Pbtaol und
redttiirt
gleicb-
mladger,
graner
Uebenng
lodol
Frettelieiisenche
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11
+
99
9t
Spont. Kanincbensep-
»1
tiklmi« (Ebertb)
♦»
»»
+
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99
Swioeplitgiie (Bil-
lin g i, alta Kaltar)
n
»»
»»
+
99
99
m.
Ho|(ebol0rA(8 a 1 m o n)
beweglieb
Lfosnog
blen
+
raaeb, m.
briUinlleb.
Farbe
weder Phenol
noch lodoI
SwinepUtgne ( B i 1 -
lings)
n
«
ti
-f
99
«f
SYinpest
9t
»t
»f
+
»9
99
Meine Versuche beweisen demnach neuerdings die Identität der
Wild- und Schweinteeuche, sowie die nidien Beziehungen derselben
zur Kaninchenseptikämie und Hühnercholera, welche nur als einer-
seits durch die dgenthümlichen Züchtungsbedingungen, andererseits
durch die Besonderheit der vorzugsweise befallenen Thiersnezies
modifizirte Varietäten derselben Art erscheinen. (In Bezng aof letz-
tere Frage muss ich auf meine oben zitirte Arbeit verweisen.) Ob
Barbone zu der Septikämiegruppe zu zählen ist, erschdnt mir wegen
des* Fehlens der Phenolbildung noch fraglich. — Die Mikroorganis-
men der Marseiller Schweineseuche, der Frettchenseuche upd der
Loew, DftS cdemiscbe VerhSItniss des BakterienlebeDs. ^39
Bpontanen Kaninchenseptikämie bilden eine von den übrigen Bak-
terien gesonderte Gruppe, zu welcher auch die ältesten Kulturen von
Billings gehören, trotzdem ich niemals eine pathogene Wirkung
derselben nachweisen konnte.
Endlich erscheint die Identität der Hogcholera (Salmon), der
Swineplague (Billings) mit einander und mit der dänischen Svin-
pest sichergestellt; diese Gruppe ist auch durch den histologischen
Befund von Kapillarembolieen in den Geweben von der Septikämie-
gruppe deutlich geschieden.
Die chemischen Verhältnisse des Bakterienlebens.
Von
Dr. O.Loew,
PrivAtdoxenten an der UniversitlEt München.
(Scklius.)
Ad III. Die nährenden und vergährenden Körper sind Eiweiss-
Stoffe selbst oder deren nächste Verwandten. Hier hat die weit-
gehende Zerstörung der Eiweissmoleküle anscheinend etwas Räthsel-
haftes, da ja die synthetische Arbeit sehr erleichtert ist und nur in
einer Rückbildung von Ei weiss aus Pepton zu bestehen braucht^).
Iodes.sen da die Bakterien Enzyme ausscheiden, welche die Eiweiss-
stoffe nicht nur peptonisiren, sondern auch, wie das Trypsin, auch
unter Atomverschiebung in Amidosäuren spalten, so handelt es sich
wohl zum Theil um Vergährung dieser Amidosäuren.
Wir müssen mit Nencki den Begriff Fäulniss von dem Be-
griff Eiweissgährung trennen. In einem faulenden Kadaver geht
bekanntlich eine ganze Reihe von Gährungen vor sich. Ausser den
Eiweissstoffen kommen noch das Kreatin des Muskelsaftes, das Cholin
des Lecithins, das Glykogen der Leber, die Chondrin und Glutin lie-
fernde Substanzen etc. zur Vergährung, und es ist daher erklärlich,
dass manche Produkte, die aus fitulenden Kadavern isolirt wurden,
bei reiner Eiweissgährung nicht erhalten werden, z. B. das Methyl-
guanidin, eines der 30 von B rieger isolirten Ptomal'ne, dessen
Quelle jedenfalls das Kreatin ist, oder das Neurin, das aus dem
Cholin des Lecithins leicht entstehen könnte.
Auch die Produkte, welche man bei Zersetzung von Fleisch -
brei durch Reinkulturen von verschiedenen Bakterienarten erhielt,
dürfen nicht alle auf das Eiweiss bezogen werden, und Brieger
macht darauf aufmerksam, dass die von Gautier aus Fleischextrakt
erhaltenen Leukomalne^) möglicherweise zur Bildung mancher Pto-
1) Die von Liborius gemachte Beobachtung, dass es Anaeroben gibt, welche
keine nachweisbare Gfthmng erregen, ist für den Fall leicht erkl&rlich, dass die Pilze
in peptonhaltiger NShrlösung leben.
2) Bio]. Centralbl. X. 871. Diese thierischen Stoffwechsel produkte seheinen nicht
immer im Fleische vorhanden sa sein, denn Brieger gelang es nicht, dieselben au
erhalten. In neuester Zeit hat Grand is (Atti d. Lincei. 1890) eine mit Kadaver in
790 Loewy bie chemitchen VerhiltniM« ^es Baktorieiüei>etii.
maloe Anlass geben. Brieger fand ferner, dass die Tetanosmikroben
bei Züchtung auf Rinderhirn vorzugsweise Tetanotoxin und ge-
ringe Mengen von Spasmotoxin liefern, bei Züchtung in Milch aber
nur letztere Base, erstere nicht.
Aber auch bei der reinen Eiweissgährung hat man zu unter-
scheiden, ob die Produkte direkt aus dem Ei weiss (resp. Pepton)
stammen oder aus den Amidosäuren, welche durch von den
Mikroben abgesonderte Enzyme zuerst erzeugt werden. Schon
diese Amidosäuren sind allem Anschein nach Produkte von Atom-
verschiebungen, und es dürften die Resultate von zwei Pepton
vergährenden Biäterienarten, von denen eine Enzyme abscheidet, die
andere nicht, wesentlich verschieden ausfallen. N e n c k i macht dar-
auf aufmerksam, dass möglicherweise die in neuerer Zeit von
D rechsei und seinem Schüler Siegfried bei Spaltung von Pro-
telnstoflfen mit Salzsäure erhaltenen Basen ^) auch von Bakterien aus
Proteinstoffen abgespalten werden möchten und dann zur Ptomaln-
bildung beitragen. Von zwei der D rech sei' sehen Basen sind die
Formeln festgestellt, sie sind: C^H^.NsO, (Lysatin) und CfHi^NgO,.
Mit ersterer Base hat nun jedenfalls das von E. Schulze in Kür-
bis- und Lupinenkeimlingen aufgefundene Arginin C«Hi4N40, nahe
Beziehungen und E. Schulze hat auch bewiesen, dass dieses Ar-
ginin aus der Zerspaltung vonEiweissstoffen beim Keimungs-
prozess hervorgeht').
Da schon Aepfelsäure, Weinsäure, Olycerin, Mannit nach Fitz
je dreierlei verschiedene Gährungen durchmachen können, je nach
der Art der Mikroben, darf es uns auch nicht wundern, wenn die so
viel komplizirteren Eiweisskörper eine sehr grosse Reihe verschie-
dener Gährungen eingehen können; denn diese können unter ver-
schiedenen Einflüssen sehr verschiedenartige Atomverschiebungen er-
leiden') und nicht nur Benzolkerne, sondern auch unter gewissen
Bedingungen Pyridin- und Pyrrolringe, sowie Ghinolinderivate liefern.
Ich erinnere nur z. B. an die im Hundeorganismus gebildete Kynuren-
säure, bekanntlich eine Oxychinolincarbonsäure.
Vfie Nencki der erste Entdecker eines Ptomai'ns (aus gefaul-
tem Leime) war, so hat er auch zuerst die reinen Eiweissgährungen
durch Reinkulturen von Spaltpilzen studirt, und zwar durch Ba-
cillus liquefaciens magnus, Bacillus spinosus und den
Rauschbrandbacillus ^). Die entwickelten Gase bestanden in den
drei Fällen nur aus Wasserstoff und Kohlensäure. Weder Methan
noch freier Stickstoff waren nachzuweisen ^). Ausser Produkten der
isomere Base in den Zellkernen gesunder Lebern nachgewiesen. Sollten nicht da»
im Yogelorganismns gebildete Ornithin (C^Hj,N,0,) und das Ptomai'n Ton Ponchet
(C|(Hj,N,OJ aach dem Kadarerin (CgH^^N,) nahestehen ?
1) Ber. d« Chem. Ges. XXIV. 424 and 480.
8) Ibid. XXrvr. 1098.
8) Siehe auch O. L o e w , lieber Eiwelss und dessen Oxydation. (Journ. f. prakt.
Chem. XXXI. 189.)
4) Wien. Akad. Ber. 1889.
5) Obwohl die in firOheren Zeiten gehegte Ansicht, dass bei der Flulniss auch
Phosphorwasserstoff entstehe, Iftngst widerlegt ist, findet sich dieser alte Inrthum doch
wieder in einem neueren bakteriologischen Werke !
Alt mann, Thenikoregalator netter Konstruktioil. 791
Pettreihe waren drei aromatische Säuren, die PhonylpropionBäure,
Oxypbenylpropionsäure und Skatolessigsäure vorhanden. Vor Kurzem
hat Kerry eine Eiweissgährung mit den Bacillen des malignen
Oedems durchgefQhrt ^). Als die Gasentwickelung am 10. Tage
nach der Impfung aufhörte, liessen sidi ausser Fettsäuren, Leucin
and Hydroparacumarsäure (Paraoxyphenylpropionsäure) noch ein
unangenehm riechendes Oel von Aldehyd- oder Ketonnatur nach-
weisen, welches bei Oxydation hauptsächlich Baldriansäure lieferte
und der Formel CgHigO^ entsprach.
Auf dem grossen Gebiete der Bakteriologie, welche sich rascher
als irgend eine andere Wissenschaft entwickelt hat, ist das Kapitel
der Eiweissgährungen, das Studium der „Stoflfwechselprodukte'^ der
Bakterien sicherlich mit eines der wichtigsten, wie zahlreiche in der
neuesten Zeit gemachte Beobachtungen auf medizinischem Gebiete
schliessen lassen, und darf man hoffen, dass die Chemie der mit
Riesenschritten fortschreitenden Bakteriologie noch manche werth-
YoUen Dienste leisten wird, die zur Medizin in engster Beziehung
stehen.
Thermoregulator neuer Eonstroktion.
Von
P. Altmuin.
Kit 1 ngvr.
Der vorliegende Regulator ist vermöge seiner einfeichen Kon-
struktion und wenig zerbrechlichen Form überaU da zu empfehlen,
wo es sich um genaue Regulirung von Temperaturen unter 100^ C
handelt. Er funktionirt stets mit grosser Präzision und gestattet die
Einhaltung aller Temperaturen mit einer Genauigkeit von + 0,05^ C.
Das Prinzip dieses Regulators besteht darin, Aaa& das in Folge der
Erwärmung sich ausdehnende Quecksilber die Zuflussöffhung des zur
Heizung dienenden Leuchtgases verschliesst, ähnlich ¥rie bei dem
Reicher tischen Regulator.
Wie aus der Figur ersichtlich, welche den Regulator etwa ^(4
der natürlichen Grösse darstellt, besteht derselbe aus einem ein-
zigen Stück, was ein wesentlicher Yortheil allen anderen ähn-
lichen Apparaten gegenüber ist. D ist das mit Quecksilber gefüllte
Gefäss, welches sich nach oben zu einer Kapillare verengt und seit-
lich eine weitere, mit Quecksilber gefüllte Glasröhre trägt, die am
Ende mit einer leicht beweglichen, luftdichten, eisernen Schraube S
versehen ist. Letztere dient dazu, um auf bestimmte Temperaturen
einzustellen. Bei B wird der Regulator mit der Gaszufuhr ver-
bunden. Das Gas strömt alsdann in der von Pfeilen angedeuteten
Richtung durch das V-förmige Rohr und entweicht bei C, wo die
Weiterleitung zu dem Brenner hergestellt wird. Wird nun das untere
1) Monftttthelte f. Chemie. X. 864. Aach diese Arbeit wurde in Nenclci's La-
borfttorium begonnen.
792
Aitmann, TharmcMregaUtor neuer ItoiMtniktioii.
PC
•
Ende D des Regulators in eine
erwärmte Zone gebracht« so dehnt
sid^ natürlich das Quecksilber aus
und versdüiesst nunmehr bei Ä
die Verbindung von B nach C.
Das Gas kann also nun nur den
Weg von B nach C durch das
gerade Rohr mit dem Hahn E
machen. Die Flamme wird also
jetzt nur noch mit dem Gas,
welches durch die Hahnöffnung
bei E durchströmen kann, ge-
speist. Diesen Gasstrom kann
man durch leichtes Drehen des
Hahnes noch beliebig reguliren, so
dass das dabei sich ze^ende Er-
haltungsflämmchen, der beabsich-
tigten Temperatur entsprechend,
in beliebiger Grösse hergestellt
werden kann. Da der Quecksil-
bermeniscus eine ganz bedeutend
konvexe Oberfl&che bildet, so ge-
nügt schon eine minimale Tempera-
turdifferenz, um die Zufahr bei Ä
zu verschliessen, resp. wieder xü
öffnen. Hierauf beruht hauptsächlich die grosse Empfindlichkdt und
Genauigkeit dieses neuen Regulators. Um also den Regulator fQr eine
bestimmte Temperatur einzustellen, ist es nur nöthig, mittelst der
Schraube S das Quecksilber so zu stellen, dass bei der beabsichtigten
Temperatur der Quecksilbermeniscus gerade beginnt, die Oeffnung
bei A zu schliessen.
Bei der Anwendung des Regulators für Thermostaten ist es sehr
zu empfehlen, denselben mit seiner unteren Hälfte ganz in den
Wasserraum zu setzen, wodurch eine grössere Temperatnrkonstanz
erzielt wird. Der Regulator wird in vorzüglicher Ausführung von
der Firma Dr, Rob. M u e n c k e , Berlin NW., Luisenstrasse 58 geliefert.
Berlin, 25. Mai 1891.
Erldanmg.
In meinem Referat über K. B. Lehman n's ,JDie Methoden
4er praktischen Hygiene'* — diese Zeitschrift. Bd.IX. No. 18|19. S.633ff.
— hatte ich bemerkt, dass Vert seinen, die Bedeutung der pathogenen
Pilze im Wasser anerkennenden Satz schweren Herzens aafgemlt
zu haben scheine, und hinzugesetzt : „er hält es für ndthig, sich des^
wegen in einer Anmerkung halb und halb zu entschuldigen, da ja
„„noch nicht festgestellt ist, dass die in Frage stehenden Spaltpü^
25. B. die Typhusbacillen, überhaupt nicht vom Magen, sondern z. i>-
nur von der Lunge aus wirken können ^^^\ Dies charakterisift dfii
Standpunkt des Verfassers; ex ungue leonem'\
KJrehner, ErkUrangf. 793
Herr Professor Lehmann erklärt mir in einer sehr liebens«
würdigen Zuschrift, da»s ich ihn sehr missverstanden haben müsse,
wenn ich seine Ausführungen gewissermaassen als eine Entschuldi-
gung aufgefasst habe. Er habe mit derselben nur sagen wollen,
„das8 die Leugner einer Gefahr durch den Genuss typhusbacillen-
baltigen Wassers erst nachzuweisen hätten, dass die Typhus-
bacillen tom Magen aus überhaupt unschädlich wären und etwa nur
Yon der Lunge aus wirken^'. Ich nehme gern von dieser Erklärung
Akt und füge den Wunsch hinzu, dass anderen Lesern des Loschen
Werkes nicht dasselbe Missverständniss begegnen möge wie mir.
Aof mich hatte, wie ich offen bekenne, der in Rede stehende Passus
den Eindruck eines Appells an die Gegner der „Trink wassertheorie^
gemacht. Wenn Herr Professor Lehmann mir schreibt: „Aus
dieser und sehr zahlreichen anderen Stellen meines Buches kann man
meines Erachtens nur scbliesseu, dass ich der Meinung bin, unsere
Kenntnisse über das Zustandekommen von Infektionen und namentlich
von Epidemien von Typhus und Cholera seien noch nicht zu dem
wüDSchenswerihen klaren Abschluss gebracht, so genau wir auch die
spezifischen Erreger kennen. In Erwartung dieser Aufklärung habe
ich, unbekümmert um den Streit der Schulmeinungen, mich ehrlich
bestrebt, die Thatsachen, soweit sie mir in mein Buch zu gehören
schienen, objektiv mitzutheilen und die Schlüsse mit der Vorsicht zu
ziehen, die sich ein Buch von der praktischen Tendenz des meinigen
anferlc^en muss. Alle Theorieen blieben verbannt, und ich war
eifrigst bemüht, nirgends etwas zu behaupten, was sich nicht sicher
beweisen lässt'S so hatte ich, wie ich nicht leugne, aus jener Stelle
die Stimme seines berühmten Lehrers herausklingen hören. Ein
Schüler Koch 's hätte sich, daran zweifle ich nicht, sicherlich anders
ausgedrückt. Er hätte auch nicht die „Aussicht, vorläufig für Typhus
und Cholera den natürlichen Infektionsweg des Menschen sicher fest-
zustellen^, als „gering** bezeichnet und dies damit erklärt, dass gegen
diese beiden Krankheiten „alle versuchten Thiere immun sind**. Wir
streben alle nach der Wahrheit, der eine auf diesem, der andere auf
jenem Wege; dabei kann jedoch auch der selbständige Forscher seinen
Lehrer nicht ganz verleugnen und fährt zuweilen, ohne es selbst zu
merken und vielleicht zu wollen, in dessen Fahrwasser; der Fem-
stehende erkennt dann leicht „ex ungue leonem**. Dies wollte ich
mit den angeführten Worten sagen , die jedoch keineswegs ironisch
gemeint waren.
Zwei andere Bemerkungen in meinem Referate, auf deren Irr-
thümlichkeit Herr Prof. Lehmann mich aufmerksam macht, beeile
ich mich zu berichtigen. Ich hatte angeführt, dass unter den be-
sprochenen Anaeroben der Tetanusbacillus noch fehlt, während er
auf S. 96 genau beschrieben ist, und bemerkt, dass die Schilderung
der Gram 'sehen Methode zu dem Irrthum verführt, dass sie sich
nur für Schnittfärbung eignet, während doch auf S. 44 auch über
die Färbung von Deckglaspräparaten das Nothwendige gesagt ist. Ich
hatte diese Punkte übersehen, was ich den Herrn Verf. und die
Leser freundlichst zu entschuldigen bitte.
M. Kirchner (Hannover).
794 T/phw,
Referate.
Aliaqililst, E., Ueber die Hauptmomente der Aetiologie
des Abdominaltyphus. (Sammlung klinischer Vorträge. Neue
Folge. Leipzig 1890. No. 5.)
Verf. gibt zunächst eine gedrängte Uebersicht über die wichtig-
sten Erfahrungsthatsachen, welche die Epidemiologie bezüglich der
Verbreitungsweise des Abdominaltyphus kennt ; ausser auf die in der
Litteratur vorliegenden Angaben stützt er sich dabei auf eigene Be-
obachtungen, die er seit mehreren Jahren in Göteborg über diesen
Gegenstand gemacht hat. U. a. hebt er hier Folgendes henror: ^Der
TyphuskrankCy der auf dem Lande in einem gesunden Hause gepflegt
wird, ist für seine Umgebung sehr gefahrbringend.'' In den grösse-
ren Ortschaften sei die Gefahr viel geringer. „In den Städten ist
der Ursprung der Ansteckung seltener, auf dem Lande viel häufiger
nachzuweisen.*' „In der Regel verlaufen etwa vier Wochen von der
Zeit, da der Typhuskranke in das gesunde Haus aufgenommen wird,
bis neue Fälle erscheinen." „Der Krankheitsherd zeigt bestimmte
Neigung, sich lokal in einem Hause, Haustheile oder Quartier zu
halten."
Weiterhin erörtert Verf. die Uebertragung des Typhus durch
W^asser und Milch, den Einfluss der Jahreszeiten, die Grundwasser-
theorie (über die er sich zwar sdir zurückhaltend, jedoch mit merk-
licher Skepsis äussert) und wendet sich schliesslich zur Besprechung
des Typhusbacillus , dessen hauptsächlichste biologische Eigen-
schaften er kurz schildert Die zahlreichen, in den letzten Jahren
gemachten Versuche, den Typhusbadllus ausserhalb des Körpers,
speziell im Trinkwasser nachzuweisen, erwähnt Verf. gar nicht näher,
wie denn überhaupt dieser letzte Theil des Vortrages die Eonse-
quenzen, welche sich aus der Entdeckung des Krankheitserregers
für die Aetiologie und Prophylaxe des Typhus ergeben haben, etwas
kurz behandelt. R. Stern (Breslau).
Stagnltta, F., Sul valore diagnostico delle ricercbe
batteriologiche nel tifo addominale. (La Riformamed.
1890. No. 239 u. 240. pp. 1431, 1436.)
Verf. versuchte festzustellen, ob und bis zu welchem Grade die
bakteriologischen Methoden zur Diagnose des Abdominaltyphos her-
beigezogen werden können. Er prüfte zu diesem Behufe bei 13
Fällen das Milzblut, welches mittelst Punktion am frühesten am 5.,
am spätesten am 26. Tage der Krankheit entnommen wurde, femer
das am 3. bis 17. Tage entnommene Venenblut von 5 Fällen und
schliesslich die steril aufgefangenen Fäces von 4 Fällen. Die mittelst
des Plattenverfahrens isolirten Mikroorganismen wurden als Typhus-
bacillen durch ihr Verhalten auf saurer Gelatine, in abgerahmter
Milch, gegenüber der Indolreaktion, und durch das Wachsthum auf
Kartoffeln diagnostizirt. Ausserdem wurden Kulturen auf den ye^
Typhttl. 795
scbiedenen Nährböden angelegt und die Mikroorganismen auch im
hängenden Tropfen und im Trockenpräparate studirt
Die Ergebnisse seiner Untersuchungen yeranlassen Verf. zu den
Schlüssen, dass Kulturen aus Milz- und Venenblut, sowie die mikro-
skopische Untersuchung der letzteren, im Allgemeinen negative Re-
sultate geben und dass etwaige positive Resultate aus Fäceskulturen
erst zu einer Zeit erhalten werden können, wo sie bereits jeden
diagnostischen Werth verloren haben. Kr dl (Prag).
Mnscatello, ^., Sul potere piogeno del bacillo di Eberth.
(La Riforma med. 1890. No. 219 u. 220. pp. 1310, 1316.)
Die vielfach beobachtete und von Roux, Orloff und Golzi
experimentell festgestellte Thatsache, dass der Typhusbacillus pyogene
Eigenschaften besitzt, erfährt in der vorliegenden Arbeit des Verf.^s
eine weitere Bestätigung. Subkutane Injektionen an Kaninchen und
Hunden mit kleinen Quantitäten (bis zu 0,5 ccm) einer 1 — 12 Tage
alten Bouillonkultur des Typhusbacillus brachten keine Abscesse zu
Stande. Die Reaktion beschränkte sich auf eine wenige Tage per-
sistirende Röthung und Schwellung der Impfstelle, an welcher nach
3 Tagen die injizirten Mikroorganismen mittelst des Kulturverfahrens
nicht mehr nachgewiesen werden konnten. Hingegen wurde mit
grösseren Kulturmengen (1 ccm) bei gleicher Applikations weise an
denselben Thierarten konstant eine Abscessbildung hervorgebracht
In dem Abscesseiter, der jenem von Eiterkokken erzeugten in seinen
Elementen sehr ähnlich ist, waren mikroskopisch unter Anwendung
verschiedener Färbemethoden Bacillen nur spärlich sichtbar, dagegen
gelang es, kulturell das alleinige Vorhandensein d^ Typhusbacillus
nachzuweisen. Der Eiter wird, einem anderen Thiere subkutan ver-
impft, sehr rasch und vollständig absorbirt, ohne irgend einen Eiterungs-
prozess zu verursachen, während die aus demselben Eiter gewonnenen
Kulturen noch pyogene Eigenschaften besitzen. Dieses Verhalten
könnte entweder darauf beruhen, dass der Eiter von chemischen
Substanzen erzeugt wird, welche sich in den Typhuskulturen auf
künstlichen Nährböden gebildet haben, oder dass die Typhusbacillen
in dem von ihnen produzirten Eiter nach und nach zu Grunde gehen.
Verf. versuchte durch Verimpfung von kontinuirlich und von fraktio-
nirt sterilisirten Bouillontyphuskulturen an Kaninchen sich darüber
Klarheit zu verschaflen. In keinem Falle wurde — im Gegensätze
zu den Orloff 'sehen positiven Resultaten — mit Mengen von 1
bis 2 ccm Eiterung erhalten, auch dann nicht, als anstatt sterilisirter
filtrirte Kulturen zur Verwendung kamen. Aus den negativen Er-
gebnissen von Kulturversuchen in Eieralbumin könnte, trotzdem die
Vegetationsverhältnisse in diesem Nährmedium und im Eiter ver-
schieden sind, angenommen werden, dass die Typhusbacillen im Eiter
degenerative Veränderungen erleiden, zufolge welcher sie, wenn sie
nicht vorher axd geeignetere Nährböden übertragen werden, an
frischen Thieren nicht mehr ähnliche Veränderungen hervorzubringen
vermögen, wie es die früher ausgelösten waren. Die Eiterung wird
auch nicht von den in den Kulturen gebildeten chemischen Stoffen
bewirkt, vielmehr dürften letztere Girkulations- und Ernährungs-
796 Typhus.
Störungen im Gewebe bedingen und dadurch einen gfinstigen Boden
für die Entwickelung der Mikroorganismen vorbereiten. Injektiooen
von Typhuskulturen in die vordere Augenkammer von Eaninchen
gaben identische Resultate mit jenen der subkutanen Injektion : kleine
Mengen brachten keine Veränderungen zuwege, 2 Tropfen eine aas-
gebreitete Eiterung. Weitere Uebertragungsversuche mit dem Eiter
blieben erfolglos.
Beim Menschen liegen die Verhältnisse anders. Intravenöse In-
jektionen mit nachfolgenden Frakturen , wie sie fQr das Thierexperi-
ment in Anwendung kommen, können hier wohl ausser Betracht
bleiben. VerL legte daher bei Kaninchen anstatt intensiver Frakturen
nach der intravenösen Injektion von V« — ^/s ccm Kultur multiple
leichte Traumen an, ohne indes zu einem positiven Resultat« zu ge-
langen. Weiter erhielten die Thiere wiederholte und ansteigende
Dosen von 0,25 bis 1 ccm in Zwischenräumen von 30 Stunden bis
zu 5 Tagen. Bei der am 4.-8. Tage erfolgten Tödtung der Ver-
suchsthiere konnte eine Gewichtsabnahme, aber keine pathok>gi8che
Veränderung konstatirt werden. Erst grössere wiederholte Dosen
führten den Tod der Versuchsthiere nach 3 — 7 Tagen herbei mit
Läsionen, welche auf eine nekrotisirende Wirkung der Typhnsbacillen
schliessen lassen und zu der Annahme führen, dass wahrscheinlich
ein Trauma, so geringfügig es auch sein mag, im Beginne der In-
vasion die Lokalisation einer wenn aqch kleinen Zahl von Typhns-
bacillen begünstigt, die dann in der Folge zu Gewebsveränderungen
führt, welche einen günstigen Boden für das spätere Ansiedeln an-
derer Mengen des im Blute kreisenden Bacillus bilden können. ^
In Mischkulturen des Typhusbacillus und des Staphylococcus
pyogenes aureus in Gelatine oder in Fleischbrühe kann man nach
einem Monate noch beide Mikroorganismen neben einander nachweisen.
Subkutane Verimpfung von 0,5—1 ccm dieser Mischkulturen erzeugte
immer Abscesse. Im Eiter waren bis zu dem nach 20—28 Tagen
erfolgten Tode des Versuchsthieres jederzeit beide Mikroorganismen
im lebensfähigen Zustande vorhanden, und zwar^der Typhusbacillus
in geringerer Menge, als der Staphylococcus pyogenes aureus.
Kräl (Prag).
Drasch, Li^oux, H. et Doyen, £., £pid6mie de fi^vre ty-
phoide de Pontfaverger. (Revue sanit. de la Province.
VIII. 1890. No. 161. p. 42.)
Dresch berichtet über eine Typhusepidemie, die in Pontfaverger
im August 1888 von einem einzelnen Falle aus ihren Ursprung nahm
und in ihrem weiteren Verlaufe sich fast ausschliesdich in den Häu-
sern der niedrigst gelegenen Strassen am Flussufer lokalisirte.
Keines der betroffenen Häuser war mit Quellwasser verseben. Die
von Lajoux vorgenommene chemische Analyse von 7 Brunnen-
wässern aus den infizirten Häusern Hess allerdings nur 2 davon che-
misch als ungeniessbar erscheinen, doch war der Salpetersäure- and
Chlorgehalt in 6 Brunnen ein so bedeutender, dass aus demselben
auf eine Verunreinigung des Wassers durch Dejektionen geschlossen
werden musste. Die von Doyen ausgeführte bakteriologische Vn-
TypYiiis. — Pleoritis. — AktinomykoM. 797
tersuchuDg erstreckte sich aaf 5 Brunnenwässer, auf das Flusswasser
and auf das Wasser einer in der Nähe des Flussbettes entspringen-
den Quelle. Die Brunnenwässer enthielten 25000 Keime pro ccm,
wovon mehr als die Hälfte Typhusbarillen , das Fluss- und das
Quellwasser 9000 bezw. 3000 hanntoser Bakterien pro ccm.
Aus den Ei^ebnissen der chemischen und bakteriologischen Un-
tersuchung schliessen Yerff., dass bei der 'Analyse eines verdächtigen
Wassers die Bestimmung der organischen Stoffe und des Ammoniaks
nur eine sekundäre Bedeutung hat, dass hingegen die Bestimmung
des Chlors und der Salpetersäure in direkter Beziehung steht mit
dem Grade der Verunreinigung des Wassers durch organische Stoffe
animalischen Ursprungs. Von diesem Gesichtspunkte aus aufgefasst,
hatte die bakteriologische Untersuchung das Resultat der chemischen
Analyse fQr jede Wasserprobe bestätigt Kr dl (Prag).
L«riga, O., e Pensuti, Y., Pleurite da bacillo del tifo. (La
Riforma med. VI. 1890. No. 206. p. 1232.)
Ein Typhusrekonvalescent erkrankte nach einer zehntägigen
fieberfreien Periode an Pleuritis. Aus dem eiterigen Exsudate iso-
lirten Verff. mittelst des Plattenverfahrens einen Mikroorganismus,
welcher seiner tinktoriellen und kulturellen Eigenschaften halber und
wegen seines Verhaltens gegenüber den yerschiedenen, zur Bestimmung
des Typhusbacillus empfohlenen Differenzimngsmethoden als solcher
angesprochen wurde. Die Reaktionsmethoden fQr den Typhusbacillus
fahrten bezüglich des Säuerungsvermögens und der Vitalitätsdauer
in Milchserum zu etwas abweichenden Resultaten von jenen von
Petruschky und von Heim. Bei der Untersuchung des später
entnommenen Exsudates traten zum Typhusbacillus noch der Micro c.
pyogenes cerens und albus hinzu.
Nach Verff. rühren viele Komplikationen und Nachkrankheiten
bei Typhus unzweifelhaft von der Wirkung des Typhusbacillus her,
obzwar es nicht zulässig ist, den Typhuserreger als die einzige Ur-
sache in allen Fällen solcher Krankheitsprozesse hinzustellen. Es
kann angenommen werden, dass der im Organismus noch vorhandene
Typhusbacillus in einem mehr oder weniger weit vorgeschrittenen
Biekonvalescenzstadium aus zumeist unbekannten Ursachen seine Viru-
lenz wiedererlangen und sich in irgend einem Organe lokalisiren
kann. Kr&l (Prag).
Barnes, r., Ueber neun Fälle der menschlichen Aktino-
roykose. (Wiener klinische Wochenschrift. 1890. No. 26, 27,
28.)
Verf. berichtet über 2 akute und 7 chronische Fälle von Akti-*
nomykose beim Menschen.
In pathogenetischer Beziehung wäre zu erwähnen, dass ein In-
dividuum an Oerstenähren gekaut haben soll; eine Kranke wohnte
in der Nähe von Pferdeställen und Heuschobern; eine andere trank
täglich kuhwarme Milch im Stalle. Bei den übrigen Personen ist
jeder Kontakt mit Vieh oder Getreide ausgeschlossen.
Sechsmal entwickelte sich die Krankheit im Bereiche des Unter-
n. Bd. 5X
798 AktlnomykoBe. — Hftntkranklielteii.
kiefers, einmal an der Spitze der Zunge, einmal am Halse in der
Gegend des Kehlkopfes.
Nur einmal handelte es sich um reine Aktinomykose; in Aen
anderen Fällen bestand nachträgliche Infektion mit Eiterkokken.
Nach V. Baracz's Erfahrung können kranke Zähne als der
wahrscheinlichste Weg der Invasion des Pilzes bei der Kieferaktino-
mykose angesehen werden;
An grauen und weissen Mäusen, Tauben und Hühnern mit
frischen, reinen Aktinomycesdrusen angestellte Impfversuche bliebe
sämmtlich erfolglos. Di t trieb (Prag).
Unna, P. 0^.. und Sehlen, D. t., Flora dermatologica. VI.
(Monateh. i. prakt Dermat. X. 1890. No. 11. p. 486.)
Verff. beschreiben 3 Fadenpilze (No. X — XII), welche gleich
jener der früheren Gruppe ihre Sporen auf atypischen ein&chen
oder verzweigten Fruchtträgern abschnüren, sich aber dadurch voo
ihnen unterscheiden, dass die Sporen nicht längere Ketten bilden,
sondern als Einzelfrüchte persistiren. Die Pilze X und XI wachseo
auf Gelatine als gelblich-wollige bezw. schwefelgelbe Rasen, die bei
dem ersteren im centralen Theile durch die aufsitzenden Sporen
weiss erscheinen, während der Rasen des lezteren durch Eintrocknen
eine mehr grünliche Farbe annimmt. Der Trtchophytonpilz (No. SD)
wächst auf Gelatine als weisser, dicker, das Nährsubstrat verflOssH
gender Rasen mit gelb gefärbter, im Gentrum gesättigt orangerother
Unterfläche, die Oberfläche ist mit einem feinen Puder von weisser
Farbe bedeckt. Das Wachsthum auf Agar ist jenem auf Gelatine
ähnlich. Die Früchte entspringen rechtwinkelig von den sehr regel-
mässig septirten Hyphen, anfangs in ziemlich regelmässigen Abständen
an einzelnen Zweigen aufgereiht, die durch Anhäufung verstreute
Gruppen bilden, um schliesslich zu strauchartigen Fruchtstäodeo ans-
zuwachsen. Manchmal werden die Sporen dirdct von den Hyphen
ohne Vermittelung eigentlicher Fruchtträger abgeschnürt.
KrAl (Prag).
Unna, P. 0^., und Seiden, D. v», Flora dermatologica VIL
(Monatsh. f. prakt Dermat XL 1890. No. 11. p. 471.)
Von der bisherigen Gepflogenheit, ähnliche Pilze in der ,3^0^'
flora'* aneinanderzureihen, wird in der vorliegenden Publilcation Ab-
stand genommen und es werden in den beiden aus Eczema seborrholcnm
gezüchteten Pilzen (No. Xni und XIV) solche Formen vorgef&hrt,
die nicht Einzelsporen oder Sporenketten an sog. atypischen Fracht-
trägem abschnüren, sondern deren Fruktifikation in der Bildang tod
Sporenhaufen oder -ballen besteht Ein dritter, aus Schüppchen von
Pityriasis versicolor gezüchteter Pilz (No. XV), der in 7 FälleD dlcwr
ASelition fünfmal im Kulturverfahren erhalten wurde, bildet Spenno-
gonien mit Protosporen. Kr&I (Prag)*
Unna, P.€^., Flora dermatologica. VIO. (Monatshefte fQr prakt
Dermat XII. 1891. No. 6. p. 249.)
In der vorliegenden Folge beschreibt Verf. 3 verschiedene rm
(No. XVI— XVIII), die, von 6 verschiedenen Dermatosen gewonncB,
{[*tttkrankheiten. — Gonorrhöe. 799
sich den eigentlichen Oldien anschliessen und durch die Kleinheit
ihrer Hyphen und Sporen von diesen sich unterscheiden. Zwei dieser
Pilze bilden auf der Agaroberfläche mehr oder weniger ausgebreitete
Krusten mit diskretem Tiefenmycel, der dritte w&chst vorwiegend in
der Tiefe des Nährsubstrats und beschränkt sein Wachsthum an der
Oberfläche auf die Bildung von Punkten oder zierlichen einfachen
oder mehrfachen Ringen. Die Kulturen geben einen starken Schimmel-
geruch von sich. Bei allen 3 Pilzen findet die Fruktifizirung durch
Abschnürung yon Sporen in Form von Sporenketten am Ende der
Lufthyphen statt. Die Sporen haben eine scheibenförmige, bezw.
ellipsolde und stäbchenartige Gestalt, erreichen bei dem Pilze XVI
kaum die Grösse von Eiterkokken und auch jene der beiden anderen
Pilze sind nur etwas länger, aber nicht breiter. Kräl (Prag).
Jadassohn, J«, lieber die Gonorrhöeder paraurethralen
und präputialen Gänge. (Sonderabdruck aus d. Deutsch, med.
Wochenschrift. 1890. No. 25 u. 26.)
Jadassohn bespricht zunächst nach einem kurzen Ueberblick
über die Natur der bekannteren Tripperkomplikationen und ihre bak-
terielle Abhängigkeit von der Grunderkrankung an der Hand von
8 Krankengeschichten die klinischen Charaktere der von ihm be-
obachteten gonorrhoischen Erkrankung paraurethraler und präputialer
Gänge, die er in drei verschiedene Gruppen theilt: 1) kleinere oder
grössere Knoten zwischen den Präputialblättem mit augenscheinlich
präformirter Oefinung; 2) feine, dicht neben dem Orificium urethrac
and parallel zur Urethra verlaufende Gänge; 3) solche, die an der
Dnterfläche des Penis neben der Raphe desselben seitlich und nach
hinten vom Frenulum verlaufen und von dem Corpus caver-
nosum urethrae je nach ihrer Lage in der Haut bald mehr, bald
minder deutlich abzugrenzen sind. Die mikroskopische Untersuchung
eines der zweiten Gruppe angehörigen gonorrhöisch affizirten Prä-
putialganges ergab in dem der Haut zunächst gelegenen Theil des
Ganges eine kleine Strecke weit Hornschicht, und wo. diese aufhörte,
ein mehrfach geschichtetes Pflasterepithel. Neben spärlichen Gono-
kokkenhaufen in frei im Lumen des Ganges liegenden Eiterzellen
konnten typische Gonokokkenherde im Epithel nachge-
wiesen werden. „Die Mehrzahl derselben fand sich auf der peripheri-
schen Schicht der Epithelien und zwar bald als feine Streifen an der
äussersten Kontour einer Zelle, bald als flächenhaft ausgebreiteter
Haufen auf der Fläche derselben immer in der typischen Diplokokken-
anordnung; nur an einzelnen Stellen gelang es, sie zwischen die
obersten Lagen der Zellen in die Intercellularräume hinein zu ver-
folgen.'* Dieser Befund ist es, welcher die Beobachtungen Jadas-
sohn ^s ihres rein klinisch-spezialistischen Interesses entkleidet und
ihnen eine schätzbare allgemein pathologische Bedeutung verleiht.
Dadurch wird der von Bumm aufgestellte Satz: „Nur Cylinderepi-
thelien erliegen der Invasion von Gonokokken; in geschlossenes
Pflasterepithel vermögen dieselben nicht einzudringen^S welcher bereits
von Touton eine scharfe Zurückweisung erfahren hat, endgültig
widerlegt Damit fällt auch die weitere Anschauung B u m m 's, dass
61*
gOO Gonorrhöe. — Chorditis nnd Shinosklaroni.
,,dic Umbildung des normalen Cylinder in Pflasterepithel diä Be-
dingung fflr die Heilung der Gonorrhöe, dass diese TransformatioD
ein vom teleologischen Standpunkte aus als heilsam und vortheilhaft
anzusehender Prozess sei/^ Selbstverständlich wird die von Bumm
konstatirte Thatsache der Epithelumwandlung dadurch in keiner Weise
berührt, wie Verf. gebührend hervorhebt. Ebenfalls kann Wert mit
B u m m der Phagocytose keine Rolle bei der Heilung der Oonorrhöe zu-
weisen. Bei der seltenen Gelegenheit zu mikroskopischer Untersuchung
gonorrhöisch erkrankter Gewebe muss jeder Befund nach dieser Rich-
tung, der alte unrichtige Anschauungen rektifizirt und uns den Weg
zu einem besseren Verständniss der von den Gonokokken erzeugten
pathologischen Prozesse eröffnet, mit aufrichtiger Freude begrOsst
werden. Ledermann (Breslau).
Bandler, Ueber die Beziehungen der Ghorditis vocalis
inferior hypertrophica (Gerhardt) zu dem Rhino-
sklerom (Hebra). [Aus dem poliklinischen Institute der deut-
schen Universität in Prag.] (Sep.-Abdr. aus der Zeitschrift für
Heilkunde. 1891. Heft 1 und 2.)
Bereits vor einigen Jahren wurde von verschiedenen Seiten die
Ansicht ausgesprochen, dass die Ghorditis vocalis inferior hyper-
trophia einen dem Rhinosklerom identischen Prozess darstelle.
Bandler ist es gelungen, den auf anatomische und bakteriologiacbe
Untersuchungen gegründeten Beweis hierfür zu erbringen.
Es handelte sich um einen letal abgelaufenen Fall von Gbonlitis
vocalis inferior hypertrophica, dessen von Prof. Chiari vorgenom-
mene anatomische Untersuchung den Prozess als Rhino-Pha-
ryngo - Laryngo - Tracheo- et Broncho - Sclerom er-
kennen Hess.
Histologisch fand man in den zur mikroskopischen Untersuchung
gelangten Stücken des Septum narium, des Pharynxdaches, des La-
rynx, der Trachea und der Bronchien dichtes, spärlich vaskularisirtes
Granulationsgewebe in der Mucosa, welches viel kömiges, gelbbraunes
Pigment enthielt und sich stellenweise auf die Submucosa fortsetzte.
Ausserdem fanden sich in dem Granulationsgewebe zerstreut tropfen-
und klumpenartige Partikel einer kolloiden, sich mit Anilinfarben in-
tensiv tingirenden Masse [ein Befund, welchen Ref. in seinen früher
untersuchten Fällen nicht machen konnte], endlich sogenannte Mi-
kulic zische Zellen (Ref.), welche an vielen Stellen, namentlich in
den Bronchien, in grosser Menge beisammen lagen.
Die Rhinosklerombakterien lagerten theils zerstreut zwischen'd»
Zellen des Granulationsgewebes, theils in den Mikulicz* sehen
Zellen. Die Lagerung der Rhinosklerombakterien in Lymphgef&ssen
konnte nicht konstatirt werden.
In Abstreifjpräparaten, sowie in den aus dem Rhinoskleromge-
webe angelegten Kulturen wurden nur Rhinosklerombakterien widir-
genommen.
Die Charaktere der Kulturen entsprachen den bereits früher
vielfach angegebenen Merkmalen derselben. Auch wurden Unter-
schiede zwischen den Stiehkulturen von Rhinosklerombakterien und
Stomatitis. — OoryuL — ^asthitTkraukheitea in Aiutralieik. ^i
Fried I ander ^ gehen Pneumoniebacillen (wie solche bereits früher
vom Ref. konstatirt wurden) beobachtet.
Einer weissen Maus wurden 0,2 ccm einer zweitägigen Bouillon-
kultur in die rechte Pleurahöhle injizirt. Das Thier starb nach 48
Stunden an einer Pleuritis, und wurden aus der Exsudatilüssigkeit
Reinkulturen von Rhinosklerombakterien gewonnen.
Mit Bücksicht auf die angeführten Befunde sieht Verl die Chor*
ditis vocalis inferior hypertrophica als einen dem Rhinosklerom iden-
tischen Prozess an. Dittrich (Prag).
BIday, P., Gas de contagion de la stomatite mercu-
rielle. (AnnaL de derm. et syphil. 1891. 25. F6vr.)
Diday berichtet über einen jungen Mann, der wegen eines
frischen Schankers einige Tage Jodquecksilberpillen genommen hatte
und die Zeichen einer hochgradigen Mercurialstomatitis darbot. Wenige
Tage darauf wurde auch seine Frau, welche ihn trotz der bestehenden
Mundaffektion mehrfach geküsst hatte, von einer gleichen Stomatitis
befallen. Dass die Mundaffektion der Frau durch Uebertragung des
quecksilberhaltigen Speichels des Mannes erfolgt ist, glaubt Diday
aus verschiedenen Gründen verneinen zu müssen. Er ist vielmehr
der Ansicht, dass unter den tausenden, sonst unthätigen und nicht
virulenten Parasiten der Mundhöhle unter dem Einfluss der merku-
riellen Imprägnation einige eine vermehrte Lebensthätigkeit annehmen,
unter den veränderten Existenzbedingungen schliesslich virulent bezw.
kotttagiös werden. So glaubt er auch in diesem Falle die Ueber-
tragung und die Entstehung der Stomatitis bei der Frau bewirkt.
Ledermann (Breslau).
Schroetter, H. von, und Winkler, F., Beitrag zur Pathologie
der Coryza, 8^ 6 S. Wien 1890.
Die Yerff. gössen bei frischem Schnupfen mit dem ganz klaren
Nasensekret Gelatineplatten, auf denen 2 Staphylokokken wuchsen, die
beide die Gelatine nicht verflüssigten und von denen der eine prächtig
citronengelbe, der andere goldgelbe Kolonieen bildete, die ein Stearin-
tropfenähnliches Aussehen hatten. Sie zeigten verschiedene Grösse
und lebhafte Eigenbewegung. Die Verff. halten den einen für den
von Passet beschriebenen St. pyogenes cereus flavus, den
andern schlagen sie vor St. cereus aureus zu nennen. Es ge-
lang ihnen, durch Einbringung von Reinkulturen in die Nasenlöcher
von jungen Kaninchen Schnupfen zu erzeugen, während ältere Thiere
auf diesen Eingriff nicht reagirten. M. Kirchner (Hannover).
Bmee et Loir, Les maladies du betail en Australie.
(Annales de Tlnstitut Pasteur. 1891. No. 3. p. 177.)
Da die einheimische Fauna Australiens fast nur aus Marsupialien
besteht, so entstammen alle landwirthschaftlichen Nutzthiere sowie
deren infektiöse Krankheiten der Importation. Die Verff. — Bruce
ist Chdfinspektor ,4u b6tail'* zu Sidney, Loir Direktor des austra-
lischen Institut Pastoui- — geben eine interessante Uebersicht über
g02 fiaastbierkrankhftltAii in AuBtraliert*
die derzeitige Ausbreitung von Epizootien daselbst und Über die an*
gewendeten Schutzmaassregeln.
Der Milzbrand wurde zuerst 1847 in Australien eingeschleppt
und erhielt von dem ersten Ausbruchsorte den Namen f,Cumberland-
Krankheit''. Erst 1888 wurde die Identität der letzteren mit An-
thrax durch die „mission Pasteur'' sicher bewiesen. Seit August
1890 existirt ein eigenes Laboratorium zur Beschaffung von Schutz-
lymphe. AnnlUiernd dürften die Verluste an Milzbrand bloss in Nea-
Süd-Wales jährlich 200 000 Schafe betragen bei einem Gesammtbe-
stand von 56 Millionen. In den befallenen Gegenden beläuft sich die
Mortalität auf 15 ^/q. Die Schutzimpfungen scheinen günstig zu
wirken.
Die Lungenseuche erschien zuerst 1858 in Australien. Zur Aas-
breitung derselben im Lande trug früher namentlich der Verkehr mit
Ochsenkarren bei. Gegenwärtig hat die Epizootie Queensland erreicht,
dessen Rinderzucht die ausgedehnteste ist. Zum Verkaufe werden
die Thiere von dort 500—1500 Meilen nach Neu - Süd - Wales und
Victoria getrieben, zum Theil durch infizirte Gegenden, weshalb nicht
selten Herden von 1500—2000 Ochsen bei der Ankunft am Markte
einen Verlust von 25— 30^/o aufweisen. Der jährliche Gesammtver-
lust durch die Lungenseuche beziffert sich auf etwa 16 Millionen
Franken.
Die Schutzimpfung gegen die Lungenseuche von Willems wurde
bereits 1862 eingeführt. Dieselbe besteht in Einimpfung von Lungen-
saft eines an der Seuche erlegenen Thieres am Schwänze. Bei guter
Ausführung wird der Schwanz nicht geschädigt und das Thier ist
immun geworden. Die Schwierigkeit bestand nur in der steten Be-
schaffung frischen Impfstoffes. Die „mission Pasteur"" löste diese
Aufgabe mit Hülfe einer von Pasten r 1882 angegebenen Methode.
Macht man die Inokulation anstatt am Schwänze an einer empfäng-
licheren Körperstelle, z. B. hinter den Schulterblättern, so entwickelt
sich ein starkes Oedem, dessen Serum nun ebenso wirksamen Impf-
stoff liefert, wie die Lungen gefallener Thiere. Man braucht also
nur ein junges Kalb in dieser Weise zu inokuliren, um jederzeit ge-
nügend Impfstoff zu haben. Es gibt jetzt ein Paar Stationen in
Queensland, welche fortwährend ein neues Kalb inokuliren, um immer
Stoff bereit zu haben. Der letztere wird in sterilisirten Röhrchen
zu je 20 frcs abgegeben. Sobald ein Squatter sein Vieh auf die
südlichen Märkte zu senden beabsichtigt, inokulirt er mit solchem
Stoff ein Kalb hinter dem Schulterblatt, bei dem sich etwa innerhalb
3 Wochen ein grosses Oedem entwickelt mit reichlichem Serum zur
Impfung der ganzen Herde. Die Erfolge dabei sind evident günstige.
Ueber die Wuthkraukheit schweigt der Bericht, da dieselbe, dank
den Quarantänemaassregeln in Australien unbekannt ist. Hunde dürfen
nur von England her importirt werden und haben dann eine sechs-
monatliche Quarantäne durchzumachen.
Ueberhaupt ist die Einfuhr von Vieh in Australien durch eine
Reihe strenger Vorschriften geregelt, deren wichtigste mitgetheilt
werden. Die Quarantänedauer beträgt für Kameele 70, für Rinder
60, Schafe 90, Ziegen u. s. w. 60 Tage. Bu ebner (München).
dcbweines^aehe. — Mogc^oler4. 3Ö3
Bimzl-Fedeniy E., UnterBuchuDgen über einige seuchen-
artige ErkraDkungen der Schweine^). [Ausdem hygie-
Bischen Institute der deutschen Universität zu Prag.] (Separat-
abdnick aus dem Archiv für Hygiene. 1891.)
B. sucht auf Grund seiner Versuche die noch immer nicht ganz
gelöste Frage der Gruppiruog und Sonderung der Schweinekrank-
bdten der verschiedenen Lander einer Klärung näher zu bringen.
Er beschäftigt sich hauptsächlich mit der deutschen, amerikanischen,
dänischen und französischen Schweineseuche, zieht aber daran an-
schliessend auch die ganze Septikämiegruppe (Hueppe), die Frett-
chenaeuche, Barbone dei Bufali und die spontane Kaninchen-
septikämie (Eberth) in den Bereich seiner Untersuchungen.
Als neues Moment für die Differenzirung der verschiedenen Mikro-
organismen benutzt er deren Kulturen in reiner und in mit Lack-
mus gefärbter Milch. Es ergibt sich dabei zunächst ein neuer
Beweis für die Identität der Wild- und Schweineseuche (geringe Säure-
bildong in Milch) und für die nahe Verwandtschaft derselben zu der
Kaninchenseptikämie und Eühnercholera, deren Keime in der Milch
stärkere Säurebildung hervorrufen ; der Septikämiegruppe nahestehend
erweist sich Barbone. In Bezug auf die amerikanische Schweine-
seoche zeigt sich die vollständige Uebereinstimmung der Organismen
der Swineplague (Billings) mit den Keimen von Hogcholera (Sal-
mon); beide sind auch identisch mit der dänischen Svinpest: sie
erwdsen sich in Milch als starke Alkalibildner.
Die französische Schweineseuche (Marseille) sowie die Frettchen-
seuche und die spontane Kaninchenseptikämie (Eberth) scheinen
eine besondere Gruppe zu bilden, welche durch starke Säurebildung
in Milch und Beweglichkeit (im Gegensatze zu den unbeweglichen Orga-
nismen der Septikämiegruppe) charakterisirt ist D i 1 1 r i c h (Prag).
Sehweinitz, E. A. v., A preliminary study of the pto-
malues from the culture-liquids of the Hog-cho-
lera germ. (Philadelphia Med. News. 1890. No. 921. p. 237.)
Nach Verf. eignen sich Kulturen in peptonisirter saurer Rinder-
fleischbrühe am besten zur Gewinnung der von dem Schweinepest-
bacillus produzirten Ptoma][ne und Albumosen. Mittelst der B r i e ge r -
sehen Methoden, durch Ausfällung mit Quecksilberchlorid und Zer-
setzung des in Wasser gelösten Niederschlages mittelst Schwefel-
wasserstoff erhielt Verf. ein Filtrat, aus welchem er Kadaverin und
ein primäres Amin darstellen konnte. Ausserdem war in der Flüssig-
keit ein Salz alkalolden Charakters vorhanden, das folgende Reak-
tionen gab:
Mit Phosphormolybdänsäure: hellgelber Niederschlag,
„ Wismuthkaliumjodid : rothe Nadeln,
„ Phosphorsäure: weisser Niederschlag,
„ Kaliumjodid: braunrother Niederschlag,
„ Platindnlorid : gelber krystallinischer Niederschlag,
„ Golddilorid: gelbrother Niederschlag.
1) Vrgi. auch die OriKiDalmitthailimg desselbau V«rf. in der laufendeu No. dies. Zeitschr«
S04 Hogcholora. — Itrankheii der Pichtontrieb«.
Das Platindoppelsalz entspricht der Formel: CiAHs^N^Ptd^..
Es gelang nicht, die freie Base rein darzusteUen. Das Hydro-
chlorid desselben bildet einen dicken, in absolutem Alkohol löslichen
Syrup, welcher über Schwefelsäure nicht zum Krystallisiren gebracht
werden kann.
Bei der Behandlung der Kulturen mit absolutem Alkohol im
Ueberschusse wurde ein Toxalbumin als flockiger, weisser, in Wasser
löslicher Niederschlag gewonnen, das im Vacuum über Schwefels&ure
in weissen« durchscheinenden Plättchen krystallisirt. Die wässerige
Lösung gibt mit Platinchlorid einen fast unlöslichen , mikroskopisch
aus nadelähnlichen Krystallen bestehenden Niederschlag.
Subkutane Injektionen an Meerschweinchen mit kleinen Mengen
des Hydrochlorids der neuen Base und der Albumose erzeugten re-
lativ rasch vorübergehende leichte lokale Erscheinungen und Tempe-
ratursteigerung. Die beiden Substanzen scheinen demnach keine
starken Gifte zu sein. Ueber gelungene Immunisirungsversuche an
Meerschweinchen will Verf. später berichten. Kräl (Prag).
Hartigf U.J Eine Krankheit der Fichtentriebe. (Zeitschrift
für Forst- und Jagdwesen. 1890. Hrft 11. p. 667—670. — Sitzungs-
berichte des botan. Vereins in München in Botan. Centralblatt XLV.
1891. p. 137—138.)
Die Krankheit, welche sich darin äussert, dass im Mai die inngen
Triebe der Fichte an der Basis und in der Mitte braune Nadda
zeigen, während die Triebspitze, anfänglich noch grün, später aber
auch getödtet^ schlaff herabhängt, so dass schliesslich der ganze
Zweig unter Schrumpfung abstirbt und in schiefem Winkel nach ab-
wärts gebogen erscheint, wird erzeugt durch einen Pilz, von welchem
man bisher nur die Pykniden mit den Stylosporen kennt, zur Gattuog
S e p 1 0 r i a gehörig ist und vom Verf. als S. p a r a s i t ic a n. sp. bezeichnet
wird. Die Pykniden finden sich zwischen den Knospenschuppeu ao
der Basis der getödteten Triebe, an der zusammengeschrumpften
Triebspitze , an einigen nicht abgefallenen Nadeln , sie kommen
knöpfchenartig aus der Blattnarbe des Blattkissens hervor. Sie
besitzen eine bis mehrere Kammern und erzeugen auf pfriemförmigen
Basidien spindelförmige, farblose, 13 — 15 /u grosse, 2-kammerige Stylo-
sporen, welche im Mai in weissen Ranken aus den Pykniden hervor-
treten. Durch Wind und Regen gelangen sie auf die jungen Fichten-
triebe (Picea excelsa,P. Menziesiiundwahrscheinlichauchandere
Picea -Arten) und infiziren keimend die jungen Nadeln und Triebe.
Häufig findet auch Infektion des vorjährigen Triebes und Tddtong
der nahe an der Spitze entspringenden Seitentriebe desselben statt
Durch Aussaat der Stylosporen zwischen die Knospenschuppen aus-
treibender Fichten konnte die Krankheit in 8—12 Tagen hervorge-
rufen werden. In Nährgelatine entwickelten die Sporen Qppiges
Mycel und schliesslich entstanden auch die Pykniden, aber iceine
Perithecien. Brick (Hambaiig).
Lagerhelm, Gt. de, La enfermedad de los pepinos, sn
causa y su curaciön. (Revista ecuatoriana. Tome IL 1S90,
Numero 24. 5 pp.)
Enthält Angaben über das Auftreten von Phytophtora der
Üelintnmpfhnf, kÜnsÜ. tnfektiontkfankheiten, feDtwickeimigshaihinttlig ete. ^5
Tastatrix (Lib.) auf Blättern und Früchten von Solanum muri-
catom in Ecuador, sowie Aber die Mittel zur Bekämpfuug dieser
Pilzkrankheit. Der Schaden, den der Pilz anrichtet, besteht namentlich
darin, dass die Frflchte, um derentwillen die Pflanze angebaut wird,
nicht reifen, wenn sie vom Pilze befallen sind. Dietel (Leipzig).
8ehiitzim|ifiing, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick-
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc.
Boger^ Propri^t^s ' bact^ricides du s^rum pour le
streptocoque de T^rysipöle. (Le Bulletin m6d. 1890. No.
87. p. 966.)
Verf. s&te in Blutserum, welches einem vor einem Monate mit
vfarolenter Kultur des Strepto CO cc US Erysipelatosimmunisirten
Thiere entstammte, denselben Streptococcus aus und konnte
mittelst des Plattenverfahrens eine ebenso reichliche Entwickelung
des Mikroorganismus konstatiren, wie sie im Serum von nicht immu-
nisirten Thieren stattgefunden hatte. Bei der Verimpfung der Kul-
turen an Kaninchen stellte sich indes heraus, dass die Virulenz der
im Serum immunisirter und jener im Serum frischer Thiere gewach-
senen Erysipelkokken eine sehr verschiedene war. Die mit den letz-
teren geimpften Thiere erlagen prompt einer AUgemeininfektioo, wo-
hingegen mit den enteren nur ein heilbares Erysipel erzeugt werden
konnte. Als abgeschwächte Erysipelkokken zur Aussaat benutzt
wurden, bewirkte die Impfung mit der Kultur aus normalem Serum
ein ausgebreitetes Erysipel, jene aus dem Serum immunisirter Thiere
fahrte Mos zu einem umschriebenen Abscess. Immunisirte Kaninchen
reagiren auf eine Impfung mit virulenter Kultur nur durch lokiüe
L&sionen« Frische Thiere, die mit dem Streptococcus aus dem
Serum immunisirter Thiere geimpft werden, verhalten sich wie im-
munisirte Thiere, welche eine virulente Kultur erhalten haben.
Die Virulenz des Erysipelcoccus unterliegt demnach im
intra- und im eztravasculftren Serum immunisirter Thiere identischen
Veränderungen, und die bakterientödtenden Eigenschaften des Se-
rums bei der erworbenen Immunität finden auch in diesem Falle
ihre Bestätigung. Kr&l (Prag).
Stemberg, Oeorge IL^ Dr. Freire's protective inocula-
tion-facts versus figures. (New Tork Med. Record. No.
1018. 1890. p. 524.)
Verf. wendet sich gegen die von Freire an die Pariser Aea-
d6mie des sdences gerichtete Mittheilung und gegen dessen jüngste
statistische Publikation Ober Schutzimpfungen gegen Gelbfieber. Wie
Verf. berdts frflher in einem offiziellen Berichte erw&hnt hatte, kann
den Freire 'sehen Schutzimpfungen gegen Gelbfieber ein prophy-
laktischer Werth nicht zuerkannt werden, da der spezifische Keim
§0^ tiakteriol. vom X. intornatlonalen modioinisehen Kongresse za ß«rlitt.
des Gelbfiebers noch nicht entdeckt sei und daher kein abgeschwäch-
tes Virus vorhanden ist, mit welchem Schatzimpfuogen ausgeführt
werden könnten. Zum Schlüsse sucht Verf. die Ziflferngruppirungen
der F r e i r e * sehen Statistik ttber die von Letzterem in Rio de Ja*
neiro vorgenommene Vaccination gegen Gelbfieber richtigzustelleii.
Kräl (Prag).
Originalbericbte über Kongresse.
Bakteriologisches vom X. iDtemationalen medicinischen
Kongresse zu Berlin, 4. — 9. Angnst 1890.
(Fortsetinng.)
Ans den Abtheflungs-Sitzungen.
III. Abthellung: Allgemeine Pathologie und pAthologiaehe
Anatomie.
Herr Foä (Turin), Zur Biologie des Diplococcus lanceo-
latus.
Vortr. konnte feststellen, dass der von den Kaninchen in Folge
subkutaner Einimpfung kleiner Mengen Diplococcus ianceo-
latus dargebotene anatomische Befund je nach dem Falle sich än-
dert, unabhängig von dem Virulenzgrade des benutzten Mikroorga-
nismus, und zwar hauptsächlich nach zwei Bichtongen bin: einmal
mit entzündlichem Oedem der Haut, das andere Mal ohne diese.
Wenn man den Diplococcus aus dem frischen, fibrinösen Lungenex-
sudate entnimmt, erhält man den ersteren Befund, mit dem aus dem
Exsudate der Gerebrospinalmeningitis stammenden Diplococcus den
anderen Befund, daher Vortr. jenen als Pneumococcus, diesen
als Meningococcus bezeichnet. Wenn der Pneumococcus
anaärob gezüchtet wird, nimmt er nach 24 Stunden die Eigenschaften
des Meningococcus an und behält sie auf dem Wege der Erblichkeit
Der Meningococcus kann vorübergehend in den Pneumococcus
verwandelt werden, wenn er mit Staphylococcus pyogenes
aureus dem Proteus vulgaris zusammen verimpft wird. Kanin-
chen können für den Diplococcus lanceolatus durch epi-
kratische und wiederholte Dosen der löslichen Produkte desselben
Mikroorganismus immun gemacht werden. Die vor 6 Monate vei>
impften löslichen Produkte des Diplococcus und die behufs Fest-
stellung der Immunität hierauf gefolgte Einführung von starkem Virus
nach einigen Tagen haben die Resistenz des Kaninchens derart er-
höht, dass sie es wie das Schaf, Hund oder Mensch reagiren machan.
Die Isolirung des pneumonischen Giftes durch Ausfällung mit Am«
moniumsulfat, Dialyse und hierauf folgender Konzentration ergab eine
Substanz, welche das Thier nicht tödtet, aber dessen biologische
Eigenschaften wesentlich verändert.
^kterioi. Tom X ioternatiomieli ttAliciniAclun ttongreta^ jsu^berlin. ^7
Herr fianuüela (Odessa), Ueber die Besistenz der Kanin-
chen gegenQber den Cbolerabakterien.
Die Energie der bakterientödtenden Wirkung der KOrperflüssig-
kdten steht bei den verschiedenen Tbierarten nicht in konstantem
Verhftltniss zu ihrer Immunität gegenüber den pathogenen Mikroben.
So Ternichtet das Kaninchenblutsernm weit lebhafter den Milzbrand-
badllus, als das Blutserum vom Hunde, und doch ist der Hund gegen
Milzbrandinfektion resistenter, als das Kaninchen. Die Immunit&t
kann also nicht allein auf chemischen Faktoren beruhen, es müssen
auch die Veränderungen in Betracht gezogen werden, welche durch
das Leben der pathogenen Mikroben auf das bakterientödtende Ver-
mögen des Organismus ausgeübt werden. Man kann dies dahin zu-
sammenfassen, dass die pathogenen Bakterien die Eigen-
schaft haben, die bakterientödtende Wirkung des
Organismus zu unterdrücken, während die nicht pa-
thogenen Bakterien eineErhöhung derselben herbei-
führen. Die Erhöhung der antiseptischen Wirkung kann nicht nur
eine vorübergehende, sondern auch eine sehr lang andauernde sein.
Diese Annahmen können auch auf die Cholera bei Kaninchen
ausgedehnt werden. Wenn man an Kaninchen 2 ccm Gholerakultur
intravenös verimpft und entnimmt ihnen nach 4 — 6 Stunden Blut, so
findet man, dass das bakterientödtende Vermögen ihres Serums nam-
haft grösser ist, als jenes des Serums vom normalen Kaninchen.
Der refraktäre Zustand der Kaninchen gegen Cholera ist so bestän-
dig, dass selbst eine gleichzeitig einhergehende Intoxikation mit
Morphium oder Atropin nicht im Stande ist, die vollständige Ver-
nichtung aller injizirten Cholerabacillen zu verhindern.
Prädisponirend wirkende Substanzen sind hauptsächlich die
Bakterienprodukte und die Fermente. Wenn der intravenösen In-
jektion von Cholerabacillen solche von sterilisirten Kulturen des B.
prodigiosus, von PapaXn oder von Pankreatin vorangehen, er-
zeugt erstere eine Enteritis mit Vorhandensein von Choleravibrionen
im Dickdarminhalte. Eine EUlmoglobinlösung scheint keine prädispo-
nirende Wirkung für Cholera zu besitzen. Lässt man aber das
Hämoglobin in Metahämoglobin umsetzen und verimpft dieses zu-
gleich mit Cholerakulturen intravenös oder in die Lunge, so wird
eine Septikämie mit Vermehrung der Bacillen ausgelöst. Dieselbe
prädisponirende Wirkung wird hervorgebracht, wenn man das Meta-
hämoglobin im lebenden Organismus selbst mittelst Natriumnitrit er-
zeugt. Das Serum von mit Natriumnitrit vergifteten Kaninchen be-
sitzt irgend ein bakterientödtendes Vermögen nicht mehr. Intra-
venöse Injektionen von Cholerabakterien mit nicht tödtlichen Mengen
Natriumnitrit führen Gholeraläsionen mit Lokalisation der Mikroben
im Darme herbei. Da die Cholerabakterien die Eigenschaft haben,
Nitrate in Ifitrite überzuführen, wurden auch Versuche mit dem fast
ongiiFtigen Natriumnitrat angestellt und dessen prädisponirende Wir-
kung ebenfalls konstatirt. 0,3—0,5 g Natriumnitrat mit 2 — 4 ccm
Gholerakultur intravenös erzeugen eine Lokalisation der Bakterien
im Darme, welche sich häufig noch während des Lebens des Ver«
suchsthieres durch eine Diarrhöe manifestirt.
(Fortsetsiing folgt)
^08 Keue Litterablr.
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BerlektIffUlf«
In Bd. IX. 8. 268 1. Zeil« der Anmarkiuig lies Frosch stett Kooh. — g. 255
8. Absate 2. Zeile lies 0,6—0,7 pi eUtt 6—7 |a. — 8. 265 Amnarkug swdaetaite Z«ile
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Inhalt
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Vena Uttenitar, p. 808.
Bttehdniek«i«i (BeniMuw PoU«) tu Jemb
Bakteriologie und Parasitenkunde.
In Yerbindung mit
GelL Holt. M Dr. Leoükart m Frofissor Dr. Loellliaf
In Lflipiic 1d Greiftirftld
herausgegeben von
Dr. O. ITlil'Broriii in Cassel.
-M-
Verlag von Giistav Fischer in Jena.
IX. B«nd.
Jena, den 37. Juni 1891.
No. 25.
Prall f&r den Band (86 Fnmmem) 14 Kark.
Jährlich erscheinen zwei Blüide.
A. -^ Zu. beziehen darch alle Bachhandlnngen und Postanstalten. |«*»
>^V
^ iev^ Aktion des „CentraMatts für Bctkteriologie und Pcirasiten»
loff' ^ der iet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige
^^^^^<j}ine zui lAeferung von hesonderen AbdrüeJcen ihrer Auf»
^t^ ^<2^d Ci^r *66i der JEinsendung der Abhandlungen an die
JB0M^« j^an auf das Manuskript sehreiben zu woUen oder apä^
testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an
€ien Verleger, Herrn Oust(xv Fischer in Jena, gelangen zu
iassenm Die Verlagshandlung ist leider nicht in der Lage, später
'eingehende Wünsche berücksichtigen zu können*
Original - Mitthellungen.
lieber die Wirkung der Dämpfe ätherischer Oele auf die
AhdominsJtyphus-, Tuberkel- und Milzbrandbacillen.
[Aas der bakteriologischen Abtheilung des Instituts fär allgemeine
Pathologie von Prof. W. Podwyssozki jon. in Kiew.]
(Ton der Kiewer medizinischen Fakultät mit der goldenen Medaille und
der Pirogo ff 'sehen Prämie gekrönte Preissohrift)
Von
Th« Omeltschenko.
Kit 2 Abbildungen.
Die Untersuchungen von Gimbert, Koch, Martens,
Riedlin, Cad^ac und Meunier haben schon endgültig die
DL Bd. 52
gJ4 Omeltschenko,
desinfizirende Eigenschaft der ätheriachen Oele festgestellt. Was aber
die Stärke dieser Eigenschaft betrifit, so ist doch trotz der vielfachen
Untersuchungen von Siegen, Mees, Bucbholtz, Schnlz,
Koch, Martens, Riedlin, Chamberland, W. Leonard
B r a d d 0 n und A r a d a s noch keine Möglichkeit, darüber bestimmte
Schlüsse zu ziehen, in Folge der ungenauen nnd sich einander wider-
sprechenden Resultate, welche man wegen unrichtiger Dntersuchangs-
methode dieser Oele als Emulsionen erhielt. Ein Äuflösungsmittel,
v^elches für Bakterien ganz gleichgültig wäre, hat man bis jetzt noch
nicht gefunden.
Was die Wirkung der Dämpfe ätherischer Oele auf die Bakterien
betrifft, so existiren in dieser Richtung nur die Untersuchungen von
Schulz, Koch, Schill, Fischer, Riedlin, Chamberland
und W.LeonardBraddon. Aber die genannten Autoren haben bei
ihren Untersuchungen diese Frage nicht zu ihrer speziellen Aufgabe
gestellt und berührten dieselbe Bios vorübergehend, wobei sie solche
Untersuchungsmethoden anwendeten, welche keine überzeugenden Re-
sultate garantirten; nämlich:
1) Alle benannten Autoren benutzten äusserst geringe Qaanti-
täten der ätherischen Oeldämpfe, z. B. zu den Experimenten von
Schulz wurden blos solche Dampfquantitäten benutzt, welche nur zu-
fällig mit den zu untersuchenden niederen Organismen in Berührung
kommen konnten, indem dieselben von der Oberfläche eii]^ Oel-
tropfens verdunsteten. Wiewohl Koch, Riedlin undn^t^I'^o-
nard Braddon die Verdunstungsfläche etwas vergröF L haben
sie sich im Ganzen von Schulz's Idee doch nicht g^'^^^ ^^^~
lieh haben Schill, Fischer und Chamberland %^e4.'iDpfqaan-
titäten zu thun gehabt, welche sich in kleinen geschld^^rn^o Bäumen
bildeten. Hierbei hatten Schill und Fischer als geschloasene
Räume eine Glasglocke und Chamberland seine Doppelepronvette.
2) Keiner der genannten Autoren hat die Möglichkeit garantirt,
einen genügenden und beständigen Wechsel der thätigen, dampfi&r-
migen Substanz zu bewerkstelligen, und keiner hat seine Aufmerk-
samkeit den physikalischen und chemischen Eigenschaften der äthe-
rischen Oele geschenkt.
3) Keiner von ihnen gibt einen, wenn auch nur annähernden Hin-
weis auf die Quantität der untersuchten Substanz im dampfförmigen
Zustande.
4) Endlich hat keiner bei den bis zur letzten Zeit stattgehabten
Untersuchungen die Bedingungen der praktischen Anwendung der
ätherischen Oele in Dampfform in Betracht gezogen.
Lassen wir hier die grosse Reihe der ungenau angestellten klini-
schen Versuche über die antibakterielle Wirkung der Dämpfe äthe-
rischer Oele unbeachtet, so kann man die durch die bisherigen Un-
tersuchungen gewonnenen Resultate in folgenden Worten darstelleo:
1) Die Dämpfe Olei Eucalypti Globuli bleiben nicht ohne Wir-
kung auf die Parametias und Trichina spiralis (Schulz).
2) Die Dämpfe des Terpentinöles in Gerber's Apparat haben
Milzbrandsporen in 60 Tagen nicht getödtet, wobei das Gel in dieser
ganzen Zeit nicht erneuert wurde. (Koch.)
Ueber die Wirkung der Dämpfe ätherischer 0*ele auf BacilleD.
815
Dieselben im geschlossenen Räume erzielten Dämpfe tödten in
20 Stunden die Tuberkelbacillen im Auswurf Tuberculöser nicht
(Schill und Fischer).
3) Die Dämpfe Olei Lavendulae verhindern die Vermehrung der
Cliolerayibrionen, bleiben aber fast ohne Wirkung auf die typhus-
ähnlichen Bacillen, welche auf der Oberfläche der alkalischen
10 •/o Fleischwasser-Pepton-Gelatine wachsen. Die Dämpfe des Ter-
pentin-, Eucalyptus-, Pfefferminz- und Rosmarinöles verzögern augen-
scheinlich die Vermehrung der Bakterien. (Riedlin, Leonard
Brad don.)
4) Milzbrandsporen sterben in dem mit Zimmtöldämpfen gesät-
tigten Nährsubstrat, verlieren aber blos die Fähigkeit zur Entwicklung
in demselben mit den meisten anderen ätherischen Oeldämpfen ge-
sättigten Nährsubstrate. Hierbei hat man unter Einwirkung einiger
Oele im Nährsubstrate sogar einen Niederschlag von einer unbekannten
chemischen Zusammensetzung erhalten. (Ghamberland.)
Somit kann die Frage hinsichtlich der antibakteriellen Eigen-
schaften der ätherischen Oeldämpfe noch nicht als gelöst betrachtet
werden und die eben angeführten Schlüsse können in Folge der un-
richtigen üntersuchungsmethoden nicht endgültig sein.
Das hohe Interesse und die Bedeutung dieser Frage wird
schon durch die rein physikalischen Eigenschaften der Dämpfe äthe-
rischer Oele bedingt, und zwar durch ihre Flüchtigkeit und Diffusi-
bilität.
um der Entscheidung der Frage über die antibakterielle Be-
deutung der (Etherischen Oeldämpfe möglichst näher und richtiger zu
treten, ohne zii derselben Zeit andere Bakterienlebensbedingungen zu
stören und streng auf alle Eigenschaften der äthe-
rischen Oele zu achten, war man gezwungen, eine andere
Untersuchungsmethode zu wählen.
Zu diesem Zweck wurde die atmosphärische Luft,
gesättigt mit Dämpfen des zu untersuchenden äthe-
rischen Oeles, über eine Reinkultur von der Eprouvette
auf die Oberiläche des schräg erstarrten Nährsubstrats
ausgewachsener Bakterien, mit Hülfe der Wasserluft-
pumpe durchgeführt und die Eprouvette in einen ge-
eigneten, besonders dazu konstruirten Apparat gesetzt.
Dieser Apparat besteht, wie Fig. 1 zeigt, aus einem
Cylinder von Glas mit eingeschliffenem Eugelstopfen
und zwei pflaumenähnlich endenden Röhrchen mit zahl-
reichen kleinen Oeffnungen. In die obengenannten
Röhrchen setzte man hierbei einige Wattepfropfen, um
die Luft inniger mit den ätherischen Oeldämpfen zu ver-
mischen und die Reinheit der Bakterienkultur zu be-
wahren. Der beschriebene Apparat wurde jedesmal
vor dem Versuche bei 160® C sterilisirt.
Um die schädliche Wirkung der Lichtstrahlen auf
die Bakterien zu vermeiden, befand sich der Apparat
zu der Zeit des Experimentes in einem speziell dazu
konstruirten Kasten. Fig. i
52*
^
816 OnxIt.ch.Dko.
Hit ätheriachen Oeldämpfen wurde die Luft gesättigt, indem sie
durch das Oel im Kalium-Apparate von Geiasler, oder Ober dem
Oale in einem besonders dazu geeigneten Apparate, der aus einem
Gelinder bestand, welcher an seinen Enden mit
feinen Bdhrcben versehen war (Fig. 2), durch-
ging. Diese Röhrchen waren exzentrisch ge-
stellt und dienten dazu, die Luft hinein- and
berauBEufabren. Um bo viel wie möglich die
^^-^ Stärke der Dämpfe zu vermindern, wurde die
' ^ Luft durch eine Eprouvette durchgelaaseD,
die mit KautschukstopfeD versehen war, in
deren Oeffnungen zwei KObren von Glas
eingestellt waren. Das Eingaugsrohr vor
denselben, das dazu diente, die Uenge der
Dämpfe zu venniodem oder zu vermehren,
erhob sich bald höher, bald niedriger Ober
die Oberfläche des in der Epronvette befind-
lichen ätherischen Oelea.
Um endlich die Quantität des während
des Esperimentca verdampften Oeles zu
bestimmen, wurden alle drei obengenannten
Apparate, die dazu geeignet waren, die Luft
mit ätherischen Oeldämpfen zu sättigen, erst
ohne Oel und später mit demselben abge-
wogen ; in dieser Weise wurjde durch den
Unterschied des Gewichts die ifenge des ge-
nommenen Oeles bestimmt;/ das Abwiegen
nach dem Erperiment gab die Möglichkeit,
die Menge des zur Zeit des Experimentes
verdampften Oeles zu bestimmen. Das Ab-
wiegen wurde hierbei mit der chemischen
Wage gemacht.
Die Qaantit&t der Luft, die während des Experimentes Aber die
Bakterien gegangen war, wurde durch den Apparat von Fol r et au8>
gemessen. Hierdurch war es sehr leicht, die Quantität des auf jedes
Liter atmosphärischer Luft iiommenden verdampften Oeles za be-
stimmen. Vermittelst der Kontrollröbre wurde der Fehler berechnet,
der von der Aufnahme der ätherischen Oeldfimpfe durch die Watte-
pfropfen, welche sich in den Apparatröhren befanden, abhing. Da
die atmosphärische Luft während des Durchgehens durch daa Oel
die Emulsion gab, musste man die erstere vorher vermittelst des
Chlor-Galcium austrocknen in den Fällen, wo die Luft mit ätherisches
Oeldämpfen in dem Kaliumapparate gesättigt werden musste.
Wiederholte Abwiegungen zeigten, dass mit der Zeit die äthe-
rischen Oele die Fähigkeit, zu verdampfen, verlieren; um daher
grössere Quantitäten der in der Luft befindlichen Dämpfe zu er-
halten, wurde das zu untersuchende Oel alle 10—12 Stunden ge-
wechselt. Dabei wurde der Sättigungsapparat jedesmal mit Alkohol
und Aetber gewaschen und sorg<ig in einem Sterilisirungskastea
au^ietrocknet
F<K- t.
üeber die Wirkung der Dttmpfe fitheriscber Oele auf Bacillen. gl7
In den FäUeD, wo zum Reste des ätherischen Oeles yom vor-
hergehenden Experimente eine neue Portion hinzugefügt wurde, gab
solche Mischung schon bedeutend geringere Quantitäten von Dämpfen,
als dieselbe in einen ydHig reinen Apparat eingegossene Portion.
Cm die Einwirkung der ätherischen Oeldämpfe auf die Bakterien
zu beobachten, wurde die die Bakterienkultur enthaltende Eprouvette
nach mehr oder weniger langen Zwischenräumen aus dem Apparate
herausgenommen, um mit diesen Bakterien zur Eonstatirung ihrer
Lebensfähigkeit neues Nährsubstrat zu infiziren. Zu derselben Zeit
wurden kleine Portionen zur Bereitung der mikroskopischen Präparate
genommen.
I.
Um die antibakterielle Wirkung von Dämpfen ätherischer Oele
zu erforschen, wurden anfangs Abdominaltyphusbacillen genommen,
welche man absichtlich zu solchen Experimenten aus Exkrementen
eines Abdominaltyphuskranken erhielt und welche alle bis jetzt in
der bakteriologischen Litteratur angedeuteten Eigenschaften zeigten.
Als Nährsubstrate wurden 10 ^/o Fleischwasser-Pepton-Gelatine und
1,5 °/o Fleischwasser-Pepton-Agar angewendet. Die schräg erstarrte
Oberfläche derselben wurde mit Bacillen durch den Strich infizirt.
Nachdem diese Kultur ein Alter von 2 bis 8 Tagen erreicht
hatte, setzte man sie der Einwirkung der mit Dämpfen des zu er-
forschenden ätherischen Oeles gesättigten Luft aus. Nach kurzen
Zwischenräumen aufeinanderfolgende Untersuchungen zeigten, dass
die Beweglichkeit der Abdominaltyphusbacillen schon sehr bald auf-
hörte. Die Infizirung der frischen Näh^substrate , welche jetzt im
Thermostaten bei 37,5^ G geschah, bewies, dass der Tod der Ab-
dominaltyphusbacillen unter Einwirkung der Dämpfe eintrat. (Siehe
nebenstehende Tabelle.)
In allen diesen Fällen wurde die atmosphärische Luft mit den
D&mpfen ätherischer Oele in einem Kaliumapparate gesättigt.
Es ist nöthig, zu bemerken, dass man bei Feststellung des Grades
der antibakteriellen Eigenschaften der ätherischen Oeldämpfe nicht
nur die Zeit in Betracht ziehen muss, welche zur Tödtung der Bak-
terien erforderlich ist, sondern auch die Sättigung der Luft mit
diesen Dämpfen und die Gesammtquantität des während des Expe-
rimentes verbrauchten ätherischen Oeles in Substanz.
So ist aus der Tabelle zu ersehen, dass Oleum Ginnamomi und
Oleum Valerianae die Kolonieen der Abdominaltyphusbacillen ein und
de^elben Alters in gleichen Zeiträumen tödten, von Oleum Ginna-
momi hierzu aber nur 0,0646 g bei einer Sättigung der Luft von
0,0005, dagegen von Ol. Valerianae schon 1,0429 g bei einer Sättigung
von 0,0082 erforderlich ist. Daher ist Ol. Ginnamomi als nicht nur
dem Ol. Valerianae, sondern auch gegenüber allen anderen obenge-
nannten ätherischen Oelen als das am stärksten wirksame anzusehen.
Die Dämpfe des Ol. Gitri rectificati dagegen hemmten in aller-
grösster Sättigung, welche man unter gewöhnlichen Bedingungen er-
reichen konnte, nur die Entwicklung der Kolonieen der Abdominal-
typhusbacillen.
Die Versuche mit Abdominaltyphusbacillen, welche bei Zimmer-
818
Omeltschenko,
temperatur auf einem Sddenfaden getrocknet waren, bewiesen, dass
diese in solchem Zustande unter Einwirkung der Dämpfe ätherischer
Oele schwerer absterben, als in normalem Zustande.
a
a
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Olei CinDamomi
Olei Foeoiculi . .
Olei Lavendulae
Olei Caryophyllorum
Olei Thymi . . .
Olei Meuthae plp. .
Olei Anis! . . .
Olei Myrli hisp.
Olei Menthae crisp.
Olei Eucalypti Oiob.
Olei Camphorae aap.
Olei Valerianae . .
Eucalyptoli . . .
Olei Terebinthinae gall
2,5745
8,5S61
8,9053
7,7939
3,7075
3,32!I0
19,1125
S,ti266
7,0923
3,9333
3,6351
11,6068
18,0425
17,8327
^ 3 9
I sS
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SS
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«
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0,0646
0,2195
0,2242
0,2714
0,2805
0,3752
0,3845
0,4575
0,4738
0,7722
0,9290
1,0429
2,0425
4,0039
20—23
21
28—80
29
24—26,5
25,6
26—80
28
21,5—22,5
22
28—29
28,5
29—81
29,4
28,5—25
24,5
26—29
26.7
28—29
28,2
28,5—80
29,2
28—80
29,2
18—19
18,3
26—29
27,3
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; 0,007 i
0,0048
' 0,0094
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0,0028
0,0153
0,007 5
0,0286
0,0t82
0,0082
0,0150
0,0«47
Eine zweite Reihe von Experimenten mit Abdominaltyphusbacilleu
wurde schon bei der Verdampfung ätherischer Oele in kleinen ge-
schlossenen Räumen gemacht.
Zu diesem Zweck wurden hermetisch verschliessbare Flaschen mit
Deckelstopfeu, auf deren Boden die zu erforschenden ätherischen Oele
in einer Menge von 1 ccm gegossen wurden, genommen. Darauf setzte
man je eine kleine Eprouvette mit schrt^ erstarrtem Nährsubstrate
in die Flaschen, welches zuvor mit Abdominaltyphusbacilleu durch
Strich infizirt wurde. Einige Eprouvetten besassen eine solche Länge,
dass ihre Oeffnungen unmittelbar an den Pfropfen der Flaschen
reichten, andere aber standen auf dem Boden der Flasche, jedoch so,
dass die Ränder ihrer Oeffnungen ein wenig über die Oberfläche des
Oeles hervorragte.
Ueber die Wirkuug der Dämpf« ätherischer Oele auf Bacillen. ^X9
Die Flaschen befanden sich in einem dunkelen Schranke bei
Zimmertemperatur (im Durchschnitt 25 — 27 ^ G).
Nach Verlauf von 3 Tagen hatten die Dämpfe des Ol. Gam-
phorae Japon. die Bacillen in der auf dem Boden der Flasche pla-
cirten Eprouvette getödtet, während durch die Dämpfe des Ol. Laven-
dulae, Thymi, Eucalypti Globuli und des Eucalyptol nur die Ent-
wicklung der Kolonieen gänzlich gehemmt wurde. In den Eprouvetten
aber, welche bis an den Propfen der Flasche reichten, äusserte sich
die grösste Reaktion nur durch grössere oder mindere Behinderung
des Wachsthums der Bakterienkolonieen.
Gleiche Experimente bei nur 37,5^ G ergaben als Resultat den
Tod der Abdominaltyphusbacillen durch Dämpfe des Ol. Gamphorae
Japon. und Ol. Eucalypti Glob. in den Eprouvetten beider Grössen,
die Dämpfe des Ol. Menthae crispae und Ol. Thymi aber nur den
Tod der Bacillen in den am Boden der Flaschen befindlichen Eprou-
vetten. Die Dämpfe des Ol. Menthae piper. hemmten die Entwicklung
der Bakterienkolonieen nur in der Eprouvette letztgenannter Sorte.
Angestellte Vergleichungsexperimente mit eintägigen Kulturen
der Abdominaltyphusbacillen in den am Boden der Flaschen placirten
Eprouvetten ergaben als Resultat den Tod derselben durch Dämpfe
des Ol. Eucalypti Globuli, Thymi, Gamphorae Japon. und Ol. Men-
thae crispae.
Der schädliche Einfluss der Dämpfe ätherischer Oele auf die
Abdominaltyphusbacillen bestätigt sich gleichfalls durch die mikrosko-
pischen Untersuchungen.
Die auf Deckgläschen getrockneten Bacillen wurden mit wässeriger
alkoholischer Fuchsinlösung tingirt und darauf bei starker Ver-
gröaserung untersucht (Apochromat 1,33, Kompensationssystem IV,
Hartnack's Mikroskop).
Um das Verhalten der bereits dem Einfluss der Dämpfe ätherischer
Oele ausgesetzten Abdominaltyphusbacillen zu anderen Farbstoffen
zu beurtheilen, wurde noch die Färbung mit wässerigen alkoholischen
Oentianaviolett-, Methyl Violettlösungen und nach ZiehTs und Löf f-
Ier'8 Methoden vorgenommen. Um hierbei die Abweichungen von
der normalen anatomischen Struktur zu beobachten, wurden immer
nach derselben Methode auch die Präparate ^us normalen Kontroll-
kulturen der Abdominaltyphusbacillen gefertigt.
Endlich wurden, um genaue Schlüsse über die Veränderungen
der Bacillen, welche deren Tod konstatirten, zu ziehen, mikroskopische
Präparate aus den schon dem Einfluss der Dämpfe ätherischer Oele
unterworfen gewesenen Theilen, welche auf frischem Nährsubstrate
keine Entwicklung ergaben, gefertigt.
Als Endresultat der Einwirkung der Dämpfe ätherischer Oele
auf die Abdominaltyphusbacillen erscheint die fast völlige Einbusse
der Fähigkeit der letzteren, sich zu färben. Folä:lich geschieht hier,
wenn wir die Integrität der Bacillenkonturen in Betracht ziehen, eine
Mykoplasmaveränderung, welche ihre chemische Verbindungsfähigkeit
mit Anilinfarbstoffen aufhebt.
Die Einbusse der Färbungsfähigkeit geschieht ungleichmässig
auf der ganzen Länge der Bacillen. Daher nimmt man anfangs auf
820
Omeltschenko,
denselben einzelne schwach gefärbte Stellen, nachher aber scharf
hervortretende Körner wahr. Die letzteren verlieren ebenfalls mit
der Zeit die Färbungefähigkeit und dann erscheint der Bacillus fast
ganz blass. Folglich sind die Körner, welche unter dem Einflasse
der Dämpfe von ätherischen Oelen entstehen, nicht das Ergebniss dea
zusammenziehenden, zusammenschrumpfenden Einflusses dieser Dämpfe
auf das Mykoplasma, sondern das Resultat der allmählichen Einbusae
der Färbungsfähigkeit, einer ungleichmässigen Einbusse, entsprechend
der Ungleichmässigkeit der Bacillenmykoplasmavertheilung.
Es sind einige Gründe vorhanden, anzunehmen, dass die Stellen^
welche früher, als andere die Färbungsfähigkeit verlieren und folg-
lich eine geringere Quantität des Mykoplasma enthalten, eben den
Bakterienkörpertheilen entsprechen, in denen die Theilung derselben
stattfindet.
Was die Merkmale des Absterbens der AbdominaltyphusbaciUen
anbelangt, so hat die Yergleichung einer Reihe der unter Einwirkung^
der Dämpfe von ätherischen Oelen abgestorbenen Bacillen bewiesen»
dass das einzige allgemeine Merkmal der abgestorbenen Bacillen, wenn
solche nach dem Tode nicht noch einige Zeit dem Einflüsse der
Dämpfe ausgesetzt wurden, die Einbusse der Färbungsintensität
und dann in grösserem oder geringerem Maasse ihre Ungleich-
mässigkeit ist.
n.
Die Zeit erlaubte nicht, reine frische Kultur der Tuberkelbadllen
aus den Geweben vom Menschen zu erhalten. Daher wurde die
Wirkung der Dämpfe ätherischer Oele auf die im Laboratorium vor-
handen gewesenen alt^ Tuberkelbacillenkulturen erforscht. Zuvor
vorgenommene Kontrollinokulation dieser Tuberkelbacillen bei einem
Meerschweinchen rief den Tod desselben durch Tuberculose nach
3^1 2 Monaten hervor.
In Anbetracht einer solchen Abschwächung dieser Kulturen wurden
sie nur der Einwirkung der Dämpfe von 3 ätherischen Oelen unter-
zogen : Olei Cinnamomj, Olei Lavendulae und Olei Eucalypti Globuli.
Als Nährsubstrat wurde geronnenes Blutserum angewandt.
Das Alter dieser Tuberkelbacillenkulturen, welche der Einwirkung
der Dämpfe obengenannter ätherischer Oele unterzogen wurden, be-
trug annähernd 3 Wochen. Der Tod der Tuberkelbacillen trat ein
unter Einwirkung der Dämpfe:
Gesammtqaantität des
wKhrend des Ver-
suches verbraachten
ätherischen Oeles in
Grammen.
Gesammtqaantität des
in jedem Liter der
Lnft verdampften
Oeles.
Dauer des Versuches
bis zum Absterben
der Tuberkelbacillen
in Stunden.
Olei Cinnamomi
Olei Lavendulae
Olei Eucalypti Glob.
0,1135
0,2421
0,8071
0,0018
0,0078
0,0258
23
12
12
Aus den mikroskopischen Veränderungen der Tuberkelbacillen
unter Einwirkung ätherischer Oele kann man mit Bestimmtheit nur
beW die Wirkang der bxmpfe Ktberiecher Oele auf ßacilleti.
82i
eine bedeutende Einbusse der Färbungsintensität konstatireD. (Die
Färbung geschah nach Ziebl-Neelsen^s Methode.)
IIL
Angestellte Untersuchungen fiber die Wirkung der D&mpfe äthe-
rischer Oele auf die Milzbrandsporen, welche auf einem Seidenfaden
getrocknet waren, erwiesen, dass die D&mpfe des Ol. Foeniculi und
OL Eucalypti Globuli dieselben nicht tödten, selbst in bedeutend
grossen Zeiträumen:
Olei Foeoieali . .
Olei Eucalypti Glob.
OeMmmtqiRntitftt des
wfthreod des Ver-
aucbes Terbranchten
Stheriseben Oeles io
Orammen.
0,8854
8,0471
GesammtquAntiUlt des
in jedem Liter Ter
dampften Oeles in
Grammen.
0,0044
0,01S4
Daaer des Venitcbes
in Standen.
6«
88
In Anbetracht dessen, dass zahlreiche Angaben in der Litteratur
und die oben beschriebenen Versuche über die Wirkung der Dämpfe
ätherischer Oele auf die Abdominaltyphusbacillen zeigen, dass die
Mikroben im feuchten Zustande von geringerer Resistenz sind, wurden
die folgenden Experimente auch mit Milzbrandsporen im feuchten
Zustande angestellt.
Zu diesem Zwecke wurden die Seidenfäden mit ihren Milzbrand-
sporen in Eprouvetten auf die schräg erstarrte Oberfläche des 1 ^/^
Fleischwasser-Pepton-Agar mit bedeutender Quantität von Eonden-
sationswasser gelegt, zu dem eine kleine Quantität destillirten und
sterilisirten Wassers zugesetzt wurde.
Diese Flüssigkeit bedeckte nun mit dünner Schicht die Milz-
brandsporen in der im Apparate horizontal gelegten Eprouvette.
Der Tod der Milzbrandbacillen trat unter solchen Bedingungen unter
Einwirkung der Dämpfe ein:
Olei TiiTmi . . .
Olei Campboraa Jap.
Olei EucalypU Glob.
GesammtqoantUat des
w&hrend des Ver-
sncbes verbraachten
fttherisdien Orfes in
Grammen.
GesammtqnantHfit des
in jedem Liter rer-
dampften Oeles in
Grammen.
8,öt64
4,6766
5,8446
0,0166
0,0600
0,0674
Dauer des Versttebes
bis snm Absterben
der Milsbrandsporeu
in Stonden.
89
66
72
Um die Wirkung der Dämpfe von ätherischen Oelen auf die Milz-
brandbacillen zu erforschen, wurde eine eintägige im Thermostaten
bei 37,5^ C gewachsene Kultur der letzteren der Einwirkung der
Dämpfe des Ol. Cinnamomi und Ol. Lavendulae ausgesetzt. Der Tod
der Milzbrandbacillen trat nach 111 Stunden ein, wobei die Gesammt-
quantität des während des Versuches verbrauchten OL LavenduIaQ
Ömeiticlietikö,
1,4986 g (0,0054 auf jedes Liter der Luft) and des Ol. Ciimamomi
1,4751 g (0,0049 auf jedes Liter der Laft) betrog.
Die aufeinanderfolgenden mikroskopischen Untersuchungen
zeigten in diesen Fällen, dass sich schon nach 24 Stunden sporeo-
tragende Milzbrandbacillen in den Präparaten befanden und ziemlich
zahlreiche freie Sporen, deren Zahl sich tan Laufe der Zeit stets
vermehrte. Zugleich kamen an den Präparaten Milzbrandbadllen
vor, welche sich entweder vereinzelt zeigten, oder als Fäden in einer
ganzen Reihe höchst schwach gefärbter und im Innern Körner von
verschiedener Grösse uod Form enthaltender Bacillen lagen, wobei
die grösseren derselben sich stets an den Enden des Stäbchens
befanden.
Hieraus ersieht man, dass die Dämpfe von ätherischen Oelen
die Sporenbildung nicht aufheben. Ferner zeigt sich aber, dass viele
Bacillen keine Sporen bilden können und, nach ihren Yeränderangen
zu schliessen, absterben.
Da abar die Infizirungen von frischem Nährmaterial Milzbrand-
bacillenkolonieen gaben, welche vielldcht durch die Anwesenhdt von
Sporen bedingt wurden, so hat man keinen hinreichende Oruod, mit
Sicherheit die vorher beschriebenen veränderten llilsbrandbacillen
als abgestorben anzusehen. Auf die Sporen aber hatten im gege-
benen Fdle die Dämpfe der ätherischen Oele keinen EinUnss, da
während des Versuches das Nährsubstrat ein wenig trocken wurde and
daher stiessen die Sporen, welche sich auf ihrer Oberfläche bebndsD,
auf Bedingungen, die denen auf getrockneten Seidenfilden ähnlidi
sind. Zur Erklärung dieser Frage wurde eine eintämge K^tut von
Milzbrandbacillen, Welche im' Thermostaten bei 37,9 ^ u anfwucte, ini
eine schräge Oberfläche von 1 ^/q Fleischwasser-Pepton-Agar Über-
tragen, zu dessen Eondensationswasser wiederum eine geringe Quan-
tität destiUirten und steriUsirten Wassers hinzugefQgt wurde. EBer-
durch erschien die Kultur mit einer dünnen ScUcht von Flössigkät
bedeckt Unter solchen Bedingungen trat der Tod der Ifilzbrand-
bacillenkulturen unter der Einwiitamg der Dämpfe des Ol. Thymi
nach 64 Stunden (Gesammtquantität des während des Versuches ver-
brauchten Oeles 2,2872 g.; auf jedes Liter 4er Luft 0/)148 g) und
des Ol. Gamphorae Japon. nach 72 Stunden (Gesammtquantität des
während des Versuches verbrauchten Oeles 4,1262 g, auf jedes Liter
der Luft 0,0244 g) ein.
Die aufeinanderfolgenden mikroskopischen Untersuchungen er-
wiesen, dass auch unter diesen Versuchs-Bedingungen sich die Milz-
brandsporen bilden ; in Beziehung auf die Färbungäähigkeit eridden
die Milzbrandbacillen auch in diesem Falle solche VerändenmgeD,
wie sie in den vorher b^chriebenen Experimenten und in dersdben
Beihenfolge, wie bei den Abdominaltynhusbacillen beobachtet worden
waren. Die umgekommenen Milzbrandbacillen verlieren beinahe völlig
die Färbungsfthigkeit ; ihre Enden sind mehr oder weniger gerundet
und enthalten stark gefärbte Körner, die viel grösser sind, als die
an anderen Stellen desselben Stäbchens sich befindenden.
beW ^e t^kiuig iw bibnpit iuh«riaciier Oele auf Bacilien. g23
Es worden aach Beobachtungen über die Wirkung der Dämpfe
▼OB OL Menthae piperitae, Ol. Mentbae crispae, OL Citri rectificati
und OL Foenicoli aulf die >f ilzbrandsporen unter den Bedingungen der
Yerdampfiing in hermetisch verschlossenen Flaschen gemacht In
jede Flasche wurde 1 ccm des zu untersuchenden ätherischen Oeles
eine^^ossen, danach wurde in dieselbe die Eprouvette eingestellt,
die an dem Pfropfen der Flasche endete und die das Nährsubstrat
eDthielt, auf deren Oberfläche sich Seidenftden mit ausgetrockneten
MUzbrandsporen befanden. Die Flaschen blieben bei Zimmertempera-
tur in einem dunkelen Schranke.
Nachfolgende Beobachtung^ zeigten, dass auch die kleinen
Quantitäten Dämpfe, die sich unter solchen Bedingungen bilden
konnten, hinreichend genug sind, um die Entwicklung der Milz-
brandsporen völlig au&uheben. Bei dem Uebertragen derselben Seiden-
fiMen nach 2 Wochen auf eine frische nahrhafte Mitte wurde aber
die Entwicklung von Sporen beobachtet, obgleich in verschiedenen
Zeiträumen bei den verschiedenen Seidenf&den.
Das Experiment, das if derselben Form mit OL Bosarum ge-
macht worden war, zeigte, dass die Dämpfe dieses Oeles nur bei
37,5 ^ C die Auskeimung der Milzbrandsporen behindern und bei der
gewöhnlichen Zimmertemperatur beinahe indifferent bleiben.
Endlich wurde noch ein Experiment in folgender Weise gemacht:
In 2 Flaschen wurde je 1 ccm von OL Thymi eingegossen; danach
wurde auf d^ Boden derselben die Eprouvette mit Fleischwasser-
Pq^on-Agar gelegt, auf dessen Oberfläche Seidenfäden mit Milz-
brandsporen sich befanden. Eine Flasche war mit einem einge-
sehlUhaen Stopfen hermetiach geschlossen, die andere a|^er mit einem
aus sterilisirter Watte gemachten Pfropfen«
In der zweiten Flasche wurde das Oel jede Woche erneuert;
erste blieb die ganze Zeit in völliger Buhe. Beide Flaschen
blieben während des Experimntes in dnem dunkelen Schranke bei
Zimmertemperatur (im I^rchschnitt 17^ C).
NatQrlicher Weise wurde in beiden Flaschen gar keine Ent-
wicklung beobachtet. Nach dem Uebertragen der Seideni&den auf
eine frische nahrhafte Masse nach einer 6 Wochen langen Einwirkung
der Dämpfe des OL Thymi auf dieselben zeigten die Fäden von der
Flasche mit dem eingeschliffenen Stopfen schon nach 24 Stunden Ent-
wicklung (bei 37,5 ^ C), wtiirend die Fäden aus der zweiten Flasche,
wo ein Wechseln der Dämpfe möglich war, keine Entwicklung gaben.
Besumiren wir in Kürze die Besultate, zu denen wir durch diese
Yersudie gelangt sind, so hat sich ergebt:
1) Den Dämpfen von ätherischen Oelen sind bei beständigem
Wechsel der mit ihnen gesättigten Luft bedeutende desinfizirende
Eigenschaften eigen.
Bei allmählicher Verminderung des Sättigungsgrades heben die
Dämpfe im. Anfang die Bakterienentwicklung auf, alsdann erhalten
sie bei weiterer Verdünnung die Eigenschaft, nur dieselbe zu ver-
hindern. Die dem Eh^perimente unterworfenen Oele kann man je
nach der Intensität ihrer desinfizirenden Eigenschaften in folgender
Reihe ordnen: Oleum (Snnamomi, OL Foeniculi, OL Lavendulae, OL
gg4 OmeltBchenko, Üeb. d. Wirkung d. bimpfe fttlidrisdier Öela ftaf baciÜeQ.
CaryopfayOoruiD , Ol. Thymi, OL Mentbae piperttae, Ol. Anisi, Ol.
Myrti hisp., Ol. Ilenthae crispae, Ol. Eucalypti Globali, Ol. Garn-
pborae Japon., Ol. Valerianae, Eacalyptolnm und Ol. TerebiatbiDae
gallicum. Ol. Citri rectific. and OL Rosaram baben als Dämpfe die
aUerscbwäcbste desinfizirende EigenschidR;, wobei die Dämpfe des Ol.
Citri rectific. bei stärkster Sättigung der Luft die Entwicklong der
Bakterien nur behindern.
2) Im getrockneten Zustande sterben die Bacillen unter Ein^-
wirkung der Dämpfe ätherischer Oele schwerer ab, als im normal^i
Zustande.
3) Die Widerstandsfähigkeit der Milzbrandsporen in feuchtem
Zustande wird gegenüber der Einvrirkung der Dämpfe ätherischer
Oele bedeutend gesdiwächt
4) Das Bakterienprotoplasma erleidet unter der Einwirkang dw
Dämpfe ätherischer Oele Veränderungen in seiner chemischen Zu-
sammensetzung, indem es die Fähigkeit zor Aofaahme der ' Anilin^
farbstoffe verliert Diese Fähigkeit schwindet allmählich and on-
gleichmässig in verschiedenen Theilen eines and desselben Bacillus.
5) Das Merkmal des AbSterbens der Bacillen bestdit in mehr
oder weniger bedeutendem Varlaste der Fähigkeit zur Aufnahme der
Anilinfarbstoffe und zogleich im kömigen Aassehen der Badllen.
6) Zur Aufhebung der Milzbrandsporenentwicklung genügen
Dämpfe von ätherischen Oelen in minimaleln Quantitäten.
7) Die Anwendung der Dämpfe ätherischer Oele im Gemeinleben
hat eine rationelle Grundlage.
8) Die Emulsirang ätherischer Oele schwädit das Flflchtigfceits-
vermögen derselben ab.
9) Beim Darchrtrömen der Luft sowohl über die Oelober&ädie,
als auch durch dasselbe vermindert sich allmählich die Flüchtig-
keit des Oeles bis zum vollständigen Verluste dieser Eigenschaft,
trotzdem noch dne bedeutende Quantität von Oel in Substanz
übrig bleibt Daher ist es nothwendig, die Oelportionen , um
einen beständigen Sättigungsgrad der Lcrft mit Oeldämpfen zu er-
zielen, fortwährend um so öfter zu erneuern, je schwächer das Flfich-
tigkeitsvermögen des Ödes ist und je bedeutendere Quantitäten der
Dämpfe zu erzielen sind.
10) Die Forschungsmethode der antibakteriellen Eigensdiaften
für dampfartige Substanzen, gesättigte Laft über Bakterienkulturen
zu führen, kann als die rationellste auch für Untersuchungen der
anttbakteridlen Eigenschaften gasartiger Substanzen gelten.
Kiew, Ende April 1891.
P»ii, Die B98tiinm«ncr ▼o» tfaltoae, Dextros« u. Dextrin in Bierwürze etc. 8g5
Die Bestimmung von Maltose, Dextrose mid Dextrin
in Bierwürze und Bier mittelst Beinkaltoren von
Oahrongs-Organismen.
Von
Anninliis Bau
in
Amsterdam.
Uoter dieser Ueberschrift veröffentlicht Dn H. Elion in Rot-
terdam eine Kritik meiner in Bd. IX. S. 99. 100 d. Zeitschr. er-
wähnten Arbeit: ,,Ueber die scheinbare Zunahme des Dextringehalts
iD Bierwürzen während der Gährung, sowie über die Bestimmung
der Dextrose und des Dextrins in ihnen*', in welcher Elion meine
erhaltenen Resultate bezüglich eines ins Gewicht fallenden Dextrose-
gehalts in normalen Bierwürzen zu diskreditiren sucht.
Dem gegenüber ist zu erwidern, dass die Bierwürzen, welche ich
zur Untersuchung benutzte, aus normalem Malz, nach dem Verfahren
von Saladin erzeugt, in normaler Arbeitsweise (Dekoktionsverfahren)
hergestellt waren, upd zwar ausschliesslich aus Malz, ohne Beigabe
von Reis oder anderen Surrogaten.
Den meisten Zymochemikem ist es bekannt, dass die Zusammen-
setzung von normalen Bierwürzen, abgesehen von den durch Darr-
und Sudprozess iiervorgerufenen Schwankungen, in verschiedenen
Brauereien, zumal, wenn vielleicht Gerste anderer Provenienz verar-
beitet worden ist, bezüglich feinerer Unterschiede eine ganz differente
sein kann. Von diesem Gesichtspunkt ausgehend, muss ich die
Möglichkeit zugeben, dass in den von Elion untersuchten Würzen,
sofern er dies mit der nöthigen Deberzeugung vertritt, nur ver-
schwindend geringe Mengen von dextroseähnlichen Zuckerarten gegen
wärtig waren. Andererseits aber halte ich es für unwissenschaftlich,
wenn Elion die von ihm erhaltenen Resultate auf ihm vielleicht
anbekannte Verhältnisse mit Sicherheit zu übertragen sich be-
müssigt flihlt.
Wran Elion annimmt, Hansen habe sich jedenfalls geirrt,
als er Maltose als absolut unvergährbar für den Saccharomyces
apiculatus hinstellte, so würde es für die Wissenschaft nur von
Nutzen sein, wenn Elion diese Annahme durch den Versuch zur
Thatsache erheben würde. Bis zu diesem Zeitpunkt stütze ich mich
auf H a n s e n * 8 und meine eigenen, bisher noch nicht publizirten
Versuche, dass S. apiculatus Maltose, sofern nicht ein von dieser
Hefenart nicht auszuübender Einfluss auf die Maltose geltend ge-
macht wird, auch in geeigneter Nährlösung zu vergähren
nicht vermag.
Elion übersieht in seiner Kritik die in den von mir unter-
suchten Würzen geltend gemachten Erscheinungen in Betreff der
Kupferreduktion mittelst Fehling'scher Lösung vor und nach der
826 Säväs,
Gähnmg, vor und nach dem Invertiren, eUe Erscheiiiiuig, welche in
der Bestimmui^ des ,,SdieindextriDR'' einen prägnanten Ausdruck
findet, auf die Gegenwart anderer Zuckerarten neben Maltose hin-
weist und die Erklärung fOr die durch den Saccharomyces
apiculatus bedingte theilweise Vergährung von Bierwünsen liefert.
Nebenbei sei erwähnt, dass in neuerer Zeit in Bierwürzen Ton
anderen Herren nach Methoden, welche von der meinigen völlig ab-
weichen, grössere oder geringere Mengen von deztroseähnlichen
Zuckerarten nachgewiesen worden sind.
Wenn Elion nun zum Schluss^ meint, der S. apiculatus
könne als analytisches Reagenz erst dann mit absoluter Sicherheit
Verwendung finden, nachdem er einem eingehenden Studium unter-
worfen sei, so wiederholt er nur Ton einem etwas anderen Gesichts-
punkte aus das, was ihm in Folge meiner Publikation in der
Wochenschr. t Brauerei. 1891. S. 5 zur Zeit, als seine Kritik in
dieser Zeitscbr. Bd. IX. S. 525 veröffentlicht wurde, bekannt sein
musste ^).
Amsterdam, den 4. Mai 1891.
Ein Fall von Lepra anaesthetioa.
♦ • f * VOD ' ♦ -
Dr. C. Savas,
BflgiBMntiant der k. Chrieebiielieii Anne«
In
Athen.
Vor Kurzem habe ich Gelegenheit gehabt, einen typisdien Fall
von Lepra anaesthetica zu beobachten, welcher hinsichtlich der Patho-
genese vom Pemphigus leprosus und der Frage, ob die Leprabadllen
in Zellen (Neisser u. a.) oder in Lymphbahnen (Unna) eingelagert
sind, manches Interesse darbietet.
Wie aus dem klassischen Werke von Hirsch bekannt ist, ge-
hört Griechenland zu den am meisten von der Lepra heimgesuchten
Ländern. Nach der im Jahre 1884 von dem obwsten Sanitätsrathe
veröffentlichten Statistik waren in Griechenland 166 Lepröse (109
M&nner, 67 Weiber), darunter 28 im kontinentalen Griechenland« 74
in Peloponnes und 64 an den Inseln.
Die Geschichte des von mir beobachteten Falles ist kurz fü-
gende: Ein 31-jähriger Unteroffizier aus Aegina, welcher vra ge-
sunden Eltern stammt, welcher aber mit einer Familie, von welcher
die Mutter und die 2 Kinder an Lepra tuberosa leiden, vertcehrte,
wurde vor 4 Jahren von Fieber, strahlenden Schmerzen im G^ete
des rechten Ulnaris und Schwellung der rechten MazillardrfiseD be-
fallen. Diese Symptome haben nach 15 Tagen aufgehört, daf&r aber
1) ofr. Ateg. Brauer- and Hopfenz«itang. XXXI. 709.
£m Fall roo Lepra uiMsthedc«. g27
sind Atrophie der Muskeln der rechten Hand, besonders des Adduk-
tora des Daamens und Anästhesie im kleinen Finger aufgetreten.
Im Verlaufe dieser 4 Jahre ist Patient von 6 solchen Anfällen mit
denselben Symptomen, ausserdem noch von bullösen Eruptionen heim-
gesucht worden. Nach jedem Anfall verbreitete sich die Anästhesie
aaff grössere Strecken der rechten Hand und schliesslich ist auch
die linke Hand von der Anästhesie befallen.
Als ich den Patienten während seines letzten Anfalles besuchte,
hatte er Fieber, DyspnoS und klagte Ober Schmerzen in den Ge-
lenken, welche geschwollen und flidctuirend waren, ausserdem über
strahlende Schmerzen im Verbreitnngsbezirke beider Ulnaris, welche,
wie man bei Betastung derselben wahrnehmen konnte, wie dicke
Stränge zu fahlen waren. Die Haut der oberen und unteren Extre-
mitäten sowie des Kopfes war hyperästhetisch. Oberschenkel und
Oberarme zeigten zahlreiche braune, flache Flecken, nicht auf Druck
abblassend, von verschiedener Grösse, und zwar von der Grösse
eines Stecknadelkopfes bis zu der eines Pfennigstockes. Während
um die Flecken herum die Sensibilität vollständig erhalten war,
war dieselbe in den Flecken selbst entweder ganz verloren, oder
nur theilweise erhalten. Im letzteren Falle verursachte der Stich
einer Nadd keine Schmerzen, sondern wurde nur als Druck gefühlt.
Auf der Stirn war ein erythematöses Exanthem, welches, äs der
An&ll vorabergegangen war, verschwand. Nirgends im Körper waren
lepröse Knoten vorhanden.
Die nach Ablauf des Anfalles angestellte Untersuchung mit
all^ Reizungsmitteln (thermischen, mechanischen, elektrischen) er-
gab eine nnkomplete Anästhesie der Haut der Unterarme und der
Hände mit Ausnahme der 3 letzten Finger beider Hände, welche
vollständig anästhetisch waren. Die 3 letzten Finger der rechten
Hand und der linke Daumen und Kleinfin^er waren ausserdem pa-
retisch. Die Handmuskeln waren beiderseits atrophisch, ^ie Beflex-
phänomene erhalten und der Gang vollständig normal.
Auf seinem rechten Ringfinger hatte Patient eine deutliche
Blase, welche nach einigen Tagen platzte und eine Kruste bildete.
Diese Kruste kratzte ich heraus und mittelst einer Platinöse, welche
vorher ausgeglüht war, nahm ich einen Tropfen des darunter liegen-
den Eiters, breitete ihn auf einigen Deckgläschen aus, färbte nach
der Methode Ziehl-Neelsen und untersuchte mit Oel-Immersion
(Beichert, ^Ij^^ Ocul. 3). Die mikroskopische Untersuchung ergab
Folgendes: Zwisäen der grossen Anzahl von Eiterkörperchen, welche
blau ge&rbt waren, sieht man : 1) spärliche, freiliegende und roth
gcdfärbte Bacillen, 2) grosse, runde Zellen mit deutlich blau gefärbtem
Kern und Protoplasma. Die BacUlen liegen grösstentheils in diesen
Zellen, welche bald unverändert sind, bald zeigen sie Vakuolen,
welche entweder nur einen Theil der Zelle oder fast den ganzen
Zellkörper einnahmen. Im letzteren Falle ist nur der Kern, welcher
blau gd&rbt ist, erhalten. 3) Endlich bekommt man runde, kern-
lose Gebilde von verschiedener Grösse zu Gesichte (die kleinsten be-
trugen kaum 2 fi Durchmesser, während die grössten zweimal so
gross als ein Eiterkörperchen waren), welche gar nicht geCärbt sind,
928 Allgemeines aber Baktisrieii.
glasig aussehen und ebenfalls mit Vakuolen versehen sind, um
diese Vakuolen liegen auch in diesen Gebilden roth gefärbte Bacillen
und kleinkörnige Partikel. Vielkernige Riesenzellen im Sinne L a n g -
hans' waren nicht vorhanden.
Aus diesem Befunde glaube ich mich berechtigt, Folgendes zu
schliessen :
1) Aus der Thatsache, dass die bullöse Eruption unseres Falles
Bacillen enthielt, ergibt sich, dass der Pemphigus bei der Lepra
anaesthetica nicht immer trophoneurotischer Natur, d. h. sekundäres
Symptom von der primären Nervenläsion, ist, wie Neisser glaubt,
sondern auch direkt durch Einwirkung von Bacillen hervorgerufen
werden kann.
2) Dass die Ansicht von Unna, wonach die Leprabacillen nie-
mals in den Zellen, sondern immer in den Lymphbahnen liegen,
nicht richtig ist, denn, wie sich aus der mikroskopischen Untersuchung
meines Falles ergibt, waren das, was Dnna für Querschnitte von Lymph-
bahnen gebalten hat, die veränderten und badllenbaltigen Leprazellen.
Athen, 14. April 1891.
Rsferate.
Tau^han, Victor C, Some new bacterial poisons; their
causal relation to disease und the changes in our
theories snggested by their action. (Philadelphia Med.
News. No. 918. 1890. p. 168.)
Verf. erhielt aus den von Booker bei der Sommerdiarrhöe der
Kinder reingezüchteten Bakterien X, a und A durch Eintropfenlasaen
ihrer Bouilloukulturen in absoluten Alkohol reichliche, flockige Prä-
zipitate. Nach dem Austrocknen über Schwefelsäure oder Aeizkali
im Vacuum bildet der aus den Kulturen des Bacteriums a gewonnene
Niederschlag eine dunkle, schuppige, leicht in Wasser lösliche Sub-
stanz, welche aus ihrer wässerigen Lösung weder durch Hitze oder
Salpetersäure oder durch beide zusammen, noch durch Natriumsulfat
oder Kohlensäure, dagegen leicht mit Ammoniumsulfat im Deber-
schusse ausgefällt wird. Sie gibt die Xanthoprotefd- und die Biuret-
reaktion und riecht beim Verbrennen nach versengten Federn. Das
Präzipitat von Bacterium X ist heller in Farbe und weniger in
Wasser löslich, als jenes von a, stimmt aber in seinen Reaktionen mit
diesem überein. Die aus den Kulturen des Bacteriums A isolirte
Substanz ist in Wasser nahezu unlöslich. Alle 3 Proteinkörper sind
sehr giftig. Sie bewirken bei Hunden jBubkutan in kleinen Mengen
Erbrechen, Diarrhöe, Kollaps und Tod. -Von der Substanz aus a
genügen 0,01 ff, um ein grosses Meerschweinchen in 12 Stunden zu
tödten. Bei kleineren Dosen tritt der Tod später ein.
Es erzeugen demnach 3 morphologisch verschiedene Mikroorga-
nismen Gifte mit chemisch verschiedenen Eigenschaften, die jedoch
Typhus (Absoesse). — Hogcbolera. g29
bei den Versnchsthieren die gleidien Symptome and pathologischen
Veränderungen hervorzubringen vermögen. Keiner dieser Mikroorga-
nismen wird bei der Sommerdiarrhöe konstant angetroffen; manch-
mal fehlen sie ganzlich und es sind wieder andere, vielleicht ebenso
wirksame Bakterien vorhanden. BezQglich der weiteren Ausführungen
des Verl's möge im Originale Einsicht genommen werden.
Kr 41 (Prag).
Raymond, F., Sur los propri^t^s pyogenes du bacille
d'Eberth (a proposd'un cas de fiivre typhoide com-
pliqu6e d'un abces de la paroi abdominale et de
dälire aigu). (Gazette m^d. de Paris. 1891. No. 9. p. 97.)
Verf. berichtet über einen Fall von Abdominaltyphus mit Ab-
scessbfldung. BezQglich der klinischen und pathologisch-anatomischen
Details des interessanten Falles, sowie dessen weiterer Komplikation
müssen wir auf das Original verweisen.
Im Abscesseiter fand V eil Ion mittelst des Plattenverfahrens
den Typhusbacillus in ReiDkultur vor und bestimmte ihn als solchen
mit der Gasser 'sehen Methode und aus seinem kulturellen Ver-
halten. Auch Verf. kommt zu dem Schlüsse, dass der Typhusbacillus
unter gewissen Umständen pyogen wirken kann, ohne dass er indes
als der Erreger aller jener Eiterungsprozesse anzusehen wäre, welche
bei Typhus aufzutreten pflegen. Kräl (Prag).
IfovT, Frederlek G., The tpxic products of the bacillus
of hogcbolera. (Philadelphia Med. News. No. 921. 1890.
p. 231.)
Verf. isolirte aus Kulturen des Bacillus der Schweinepest (Hog-
^olera) mittelst der B rieger 'sehen Methoden eine basische Sub-
stanz, welche er, da sie die einzige in Schweinepestkulturen vorhan-
dene toxische Base zu sein scheint, als „Susotoxin^^ bezeichnet. Die
kolirten Schweinefleischbrübekultoren werden zur Syrupdicke einge-
dunpft, mit absolutem Alkohol aufgenommen und mit einer alkoho-
lischen Lösung von Quecksilberchlorid ausgefällt. Der Niederschlag
wird abfiltrirt, ausgewaschen, in Wasser gelöst, mit Schwefelwasser-
nstoff zersetzt und das Quecksilbersulfid durch Filtration entfernt.
Das hierauf neutralisirte Filtrat bildet nach dem Eindampfen im
Wasserbade eine gelblich-braune, syrupähnliche Substanz, das Suso-
toxin, mit einigen nadeiförmigen und Salzkrystallen. Dieser Rück-
stand, in Wasser gelöst und in Mengen von 0,125—0,25 ccm an
Ratten injizirt, tödtet die Thiere innerhalb 36 Stunden. Als die
Base, anstatt mit Quecksilberchlorid, mit Platinchlorid präzipitirt
wurde, fiel aus der wässerigen Lösung des Rückstandes nach und
nach eine Platin Verbindung als gelber Niederschlag aus, welche mikro-
skopisch aus klaren, gelben, ölähnlichen Kügelchen bestand und ein
mattgelbes Pulver biMet, das im vollkommen trockenen Zustande in
heissem und kaltem Wasser unlöslich, hingegen in Säuren und Al-
kalien löslich ist. Ausserdem war in dem alkoholischen Filtrat noch
IX. Bd. 53
830 HogchoUra. -^ Gonorrhoe, — Porimra liMmorrliAgieä.
ein in lugen Nadeln krystallisirendes PlutiDsalz vorhanden. Das
Hydrochlond dee Susotoxins ist ein hellgelber, vollkommen klarer, in
Wasser and in kaltem, absolutem Alkohol leicht löslicher, etwas
hygroskopischer Syrup, welcher beim Erhitsen mit einem Alkali einen
starken Amingeruch entwickelt Wiederholte Iigektionen kldner
Mengen des Hydrochlorids brachten bei einer Batte eine erhShte
WiderstandsflAigkeit gegen virulente Schweinepestkulturen zu Stande.
Durch Eintropfenlassen einer im Yacuum bei 36 ^ C eingedickten
Hogcholerakultur in absoluten Alkohol wurde ein Toxalbumin ge-
wonnen, das, bei Zimmertemperatur getrocknet, ein weisses, in Wasser
leicht lösliches Pulver darstellt. Subkutane Dosen von 0,1 und 0,05 g
tOdten Ratten in 3-— 4 Stunden. Eine Ratte, welche 0,025 g erhalten
hatte, erholte sich am 3. Tage, vertrug dann wiederholte und an-
steigende Dosen ohne weitere Reaktion und verhielt sich gegen
später applizirte vollvirulente Kulturen refrakt&r. Er&l (Prag).
Levi, Leone, Sul valore etiologico del gonococco di
Neisser nella blenorrhagia. (Giom. ital. delle mal. vener.
e della pelle. 1890. Fase. 11. p. 141.)
Bei der von Oerichts wegen verfQgten Untersuchung von 2 Kin-
dern nach Stuprum konnte Verf. in den Epithel- und Eiterzellen des
reichlichen Ausflusses das ausschliessliche Vorhandensem typischer
Neisser 'scher Gonokokken bei Abwesenheit anderer MikroiQnrganis-
men konstatiren. Die auf Grund dieses Befundes und der vorhan-
denen Lasionen gestellte Diagnose veranlasste die ^nteteuchttig des
angeklagten Individuums. Es stellte sich heraus, dass der Ange-
klagte in der That an einer intensiven blennorrhagischen Drethiitis
litt, und Verf. erhielt denn auch bei der Untersuchung des Ausflusses
genau dieselben Resultate, wie bei dem Ausflusse der Kinder.
Verf. glaubt sich demnach berechtigt, aus den kUnisctaen und
mikroskopischen Befunden des Ausflusses und aus der intensiven eot-
zflndlichen, lokalen Reaktion in den beiden FAllen der Kinder auf
eine Infektion durch direkte Uebertragung des Urethraleiters von
jenem Individuum aus schliessen zu dflrfen und betont den ätiolo-
gischen Werth des Neisser* sehen Gonococcus fflr die forensische
Medizfai. Kr&l (Prag).
Spietschkiy Theodor, Ueber einen Blutbefund bei Purpura
haemorrhagica. (Archiv f. Dorm, und Syphilis. 1891. Heft 2.)
Spietschka fand bei 2 Fällen von Purpura haemorrhagica
trotz beinahe ununteiHbrochener Blutungen keine erhebliche Antaiie. Das
Blut enthielt eine Anzahl kernhaltiger, rother BluÜLörperchen, ein Be-
fund, der darauf hinweist, dass eine ungemein schnelle Regeneration
der rothen Blutkörperchen und des H^oglobingehaltes erfolgt isL
Wie bekannt, enthalten ja rothe Blutkörperchen in ihrem Jugendza-
stande Kerne, so dass die Annahme Spietschka's, dass es sich
hier um noch unreife, zu frflh in die Blutbahn gelangte roüie Blut-
körperchen handle, auf allseitige Zustimmung rechnen dürfte.
Ledermann (Breslau).
Üiitort«eliiing9method«ii, Instramento »to. g31
Boas. J.E.T., 1) Hestebremserne. 2) Tillaeg til min Ar-
tikel „Ed Bremselarve i HjärncD hos en Hest (Tids-
skrift for Veterinärer. Bd. XXL 1891. p. 1—24.)
Verl bat die im Pferde scbmarotzenden Bremsenlarren und ibre
Entwickelang genauer untersucbt. Folgende Punkte in seiner mit
guten, originalen Abbildungen versebenen Abhandlung dürften beson-
dets heryorzuheben sein:
Die Larve des Gastrophilus durchläuft von ihrem Ent*
Bcblüpfen aus dem Ei bis zur Erlangung ihrer vollen GrOsse vier
Stadien, welche näher beschrieben werden. Die beiden ersten — von
welchen das zweite bisher unbekannt war — sind einander sehr ähn-
lich, während sie von den beiden letzten sehr abweichen, welche
wiederum mit einander ziemlich fibereinstimmen. Auffallend ist das
bedeutende Zunehmen der Larve an Umfang, welches namentlich im
dritten Stadium stattfindet, ohne dass die Haut gewechselt wird.
Das Dntersnchungsmaterial junger Larven erhielt Verf. durch einen
Zufall. Zahlreiche Larven hatten sich in die Zungenschleimhaut
eines Pferdes hineingebohrt, und, wie bei anderen ähnlichen Ver-
inrangen, waren sie in ihrer Entwickelung stark gehemmt worden.
Vtff. erwähnt aus eigener Erfahrung noch ein Paar andere Fälle von
Verirrung der Gastrophilus-Larve und gibt eine Zusammen-
stellung mehrerer anderer aus der Litteratur. Von den Gastro-
ptailus-Larven ist G. pecorum bei weitepi die häufigste im
Magen der Pferde in Dänemark, obgleich das vollkommene Ii^ekt zu
d«i grOssten entomologiscfaen Seltenheiten gehört. Fast alle Pferds^
welche bei der Kopen^igener Veterinärhochschule zur anatomischen
Dissektion kommen, enthalten Gastrophilus -Larven.
In seiner zweiten Abhandlung gibt Verf. Aufschlüsse fiber das
Vorkommen von flautbremsen (Hypoderma) beim Pferde in Däne-
mark und Norwegen, hauptsächlid^ nach Berichten von Thierärzten,
and erörtert zugteich einige in der Litteratur beschriebene Fälle von
Bremsenlarven im Gehirn des Pferdes. Im Ganzen sind ihm 6 Fälle
von Bremsenlarven im Gehirn des Pferdes bekannt; nur in einem
derselben handelte es Adi um einen verirrten Gastrophilus, in
dreien waren die Schmarotzer unzweifelhaft und in zweien wahr-
scheinlich Hypoderma -Larven. H. Krabbe (Kopenhagen).
Untortuchungsmethoden, Instrumente etc.
D^Anonval, k^ Emploi de Tacide carbonique liquefi^
pour la filtration et la Sterilisation rapides des
liquides organiques. (Gomptes rendus de TAcadömie des
sdences de Paris. Tome CXU. 1891. p. 667 ff.)
Verf. beschreibt eine Methode, Flttssigkeiteh auf kaltem Wege
zu sterilisiren, und zwar mittelst Filtration durch Porzellan und
mittelst der spezifisch bakterientOdtenden Wirkung, welches der
$32 üntersuchiitigsin(»(fiof1en, Tnstrumeot« efo.
Druck des zu yerweDdenden Gases (flüssige Kohlensäure) aasflb£.
Der mittlere Druck, der bei den Versuchen in Anwendung kam, be-
trug 45 Atmosphären (Beschreibung und Abbildung des Apparates
müssen im Original nachgesehen werden). Unter diesem Druds lässt
sich eine Lösung ebenso sterilisiren, wie im AutokiavCs. Allerdings ist
die Widerstandsfähigkeit der Mikroben sehr Terschieden, aber lässt
man den Druck länger andauern und erhöht man sdne Wirksamkeit
durch Dazutreten einer Temperatur von 40 ^, bei welcher die Albu-
minoide noch nicht koaguliren, so vermag ihm kein lebendes WesoD
zu widerstehen. Indem man nun beide Faktoren, Druck und Wärme,
angemessen steigert, lassen sich gewisse Kulturen abschwächen, in
der Entwickelung zurückhalten u. s. w. Lässt man endlich Filtration
und Druck zusammenwirken, so steht der Reichthum der filtrirten
Flüssigkeit an Kolloidsubstanzen in inniger Beziehung zu dem auf
die Flüssigkeit ausgeübten Druck. Blau kann z. B. bei Filtration
einer Mischung von Pepton und Hühnereiweiss den Druck so weit
erhöhen, dass anfangs nur Pepton allein filtrirt; bei 50 — 60 Atmo-
sphären aber passirt Alles das Filter, figurirte Körper ausgenommen.
Bei Filtration von Flüssigkeiten, welche verschiedene Fermente ent-
halten, wie z. B. der Pankreassaft, lassen sich nach und nach Fil-
trate gewinnen, deren Wirksamkeit sehr verschieden ist, da gewisse
Fermente ausschliesslich oder mindestens viel schneller das Filter
passiren, als andere«
Verf. glaubt, dass sich aus dem bei Benutzung des Apparates
Beobachteten eine für die Physiologie und organische Chemie wich-
tige analytische Methode herausbilden könne. Gegenwärtig leistet
der Apparat die grössten Dienste dadurch, dass organische Flüssig-
keiten, die für subkutane Injektionen benutzt werden, mit demselben
kalt sterilisirt werden. 0. E. R. Zimmermann ((Tbeamitz).
Yaughan, Yletor C, The examination of drinking-water
with special reference to its relation to typhoid
fever. (Philadelphia Med. News. No. 909. 1890. p. 64L)
Wenn die bakteriologische Untersuchung eines verdächtigen
Wassers rechtzeitigen Nutzen bringen soll, muss sie so rasch als
thunlich beendet und das Outachten in möglichst kurzer Frist ge-
liefert werden. Neben dem üblichen, gleich nach dem Eintreflfon der
Wasserprobe vorgenommenen Anlegen von Platten überträgt Verf.
gleichzeitig einen Tropfen des zu prüfenden Wassers in Bouillon, be-
lässt das Röhrchen 24 Stunden im Brütofen und injizirt dann 20
Tropfen der Kultur intraperitoneal an weis»e Ratten, die den ge-
wöhnlichen Wasserbakterien gut widerstehen, oder an Meerschweinchen.
Gewöhnlich gehen die Thiere innerhalb 12 Stunden zu Grunde, wenn
pathogene Mikroorganismen im Wasser vorhanden waren. Nun
werden hei der Autopsie aus Milz, Leber und Nieren wiederum
Platten angelegt, die nach 24 Stunden genügend entwickelt sind, um
mit den primären Wasserplatten verglichen werden zu können. Das
Zählen und Bestimmen der Kolonieen auf den letzteren geschieht in
der bekannten Weise. Mittlerweile ist auch die chemiscbe Analyse
durchgeführt und so kann unter günstigen Umständen das Gutachten
ünteriiicbaogtiDeÜioden, instrumenta ttt, g33
schon 3 Tage nach Empfang der Wasserprobe abgegeben werden.
Obgleich mit diesem Verfahren bloss die für die Versuchsthiere
psthogenen Mikroorganisipen nachgewiesen werden können, nicht aber
jene Bnr für den Menschen pathogenen, wird andererseits ans einem
positiven Resultate der Thierversuche die Ueberzeugung gewonnen,
dass das Wasser zu Oenusszwecken ungeeignet ist.
In einer Tabelle folgt die Zusammenstellung der Ergebnisse der
bakteriologischen und chemischen Analyse von 77 (davon 39 nach
der erw&hnten Methode untersuchten) Wasserproben, von welchen 16
als Typhus verursachend angesehen wurden, 29 aus einer verdäch-
tigen Umgebung stammten und die übrigen unverdächtiges Wasser
betrafen. Von den erstgenannten 19 enthielten 16 Proben für Thiere
pathogene Bakterien, bei allen übrigen 61 Wässern wurden nur in
3 Proben pathogene Keime gefunden.
Von den aus Wasser isolirten pathogenen Mikroorganismen
werden angeführt:
Bacillus A, ein bewegliches Kurzstäbchen, das Gelatine nicht
verflüssigt, auf Kartoffel als feuchter, weisser, etwas prominirender
Rasen wächst, keine Gasbildung verursacht und sich gut mit den
gewöhnlichen Anilinfarben und nach Gram färbt. Es ist sehr
pathogen für Ratten und Meerschweinchen, indifferent für Kaninchen.
Bacillus B ist ebenfalls ein bewegliches Kurzstäbchen, das
die Gelatine erst spät und in geringem .Maasse verflüssigt und
manchmal im Beginne seines Wachsthums Gasbhisen entlang dem
Imp&tiche bildet. Sonst stimml; es in seinen kulturellen, tinkto-
Tidllen und pathogenen Eigenschaften mit Bacillus A überein. Es
wurden Kultorei von A, B und vom Typhusbacillus an Ratten
verimpft A und B tödteten einen grösseren Prozentsatz der Thiere,
als der Typhusbacillus. Die von den 3 Mikroorganismen ge-
setzten Läsionen waren jedoch immer die gleichen.
Bacillus C verflüssigt die Gelatine rasch unter Gasbildung,
ffirbt sich mit den gewöhnlichen Anilinfarben und nach Gram,
wächst auf Kartoffel wie &et Typhusbacillus, hat aber mit
demselben weiter keine Aehnlicbkeit. 10—15 Tropfen genügen, um
weisse Balten zu tödten. Die Virulenz geht beim saprophytischen
l^achstbum va^hältnisnnässig rasch verloren. Die von ihm verur-
sachten pathologischen Veränderungien sind ganz verschieden von
Jenen, welche die Bacillen A und B hervorbringen.
Bacillus D ist wahrscheinlich nicht pathogen, tödtet aber die
Yersuchsthiere durch rasch produzirte Chemische Gifte. Er entspricht
Jcdnem der in Eisenberg 's Tabellen angeführten Mikroorganismen.
Bacillus E verflüssigt Gelatine nicht, wächst langsam in
Stichknlturen, unsichtbar auf Kartoffel und verliert seine Virulenz
bei künstiicher Zucht. Reinkulturen führen nicht immer den Tod
dsB Versttchsthieres herbei, während eine mit einem Tropfen des be-
tr«ffienden Wassers angelegte, 24 Stunden alte Bouillonkultur sicher
tOdtete. Dieser Mikroorganismus steht dem Typhusbacillus
nahe und ist vielleicht mit ihm identisch. Mit dieserjevent. einzigen
Ausuahine konnte der Typhusbacillus in keinem der untersuchten
Wässer nachgewiesen werden.
Aas den Bouillonkultaren der Badllen A und B iaolirte Verl
2 Tozalbamine, we]die sich chemiacb nicht Ton einander anterschriden
lassen, jedoch dne sehr Yerschiedene pbfsiologiscbe Wirkung auf
Versttchfäbiere ausüben. Kr&I (Prag).
Stemberg, George M., Gocoanut-water as a culture-
fluid. (Philadelphia Med. News. No. 922. 1890. p. 262.)
Die in Westindien als ,,agua coco^ bdcannte Flflssigkdt, welche
die unreifen EokosnOsse enthalten, ist, entgegen der Eokosnülch aus
reifen Nüssen, vollkommen durchsichtig. Eine von van Slyke vor-
genommene diemische Analyse gab für selbe die folgenden mittleren
Werthe: Spezifisches Gewicht 1,02285, Wassergehalt 95<^/o, Asche
0,618 •/«, Glukose 8,97 ^'/a, Fett 0,119 o/o, Albumin 0,183 «/«.
Diese Flüssigkeit bildet einen Torsüglichen N&hrboden für zahl-
reiche Arten von Mikroorganismen. Man braucht sie nicht zu steri-
lisiren, wenn sie unter den nöthigen Eautelen ihrem keimdichten
Beh<er entnommen und in sterilisirte Beagenzglfischen eingefüllt
wird. Die Reaktion ist schwach sauer, weshalb sie für gewisse
pathogene Mikroorganismen vor der Benutzung neutralisirt werden
muss. Er&l (Prag).
Eisebberg, A., Frelh. t«, Nachweis von Eiterkokkea im
Blute als diagnostisches Hülfsmittel. (Wiener klin.
Wochenschr. 1890. No. 38. p. 731.)
Verf. gelang es, bei 4 im Originale eingehend gesdittderteo
Fällen mittelst der bakteriologischen Untersuchung des Blutes die
ursprüngliche Diagnose zu berichtigen. In aUen 4 |?iUea wwdeD
aus dem Blute Eilerkokken (Streptococcus pyogenes, Sta-
phylococcus pyogenes albus und zweimal Staphylococcus
pyogenes aureus) gezüchtet und dieser Befund erwies sich in
2 Fällen auch therapeutisch von Nutzen. Aosserd^n machte \ed.
Blutuatersuchungen nadi 5 Laparatomien , als sich in den ersten
Tagen nach der Operation beunruhigende Symptome einstellten. Die
mit dem Eulturvemhren gewonnenen negativen Resultate wurden in
allen Fällen durch den bald wieder eintretenden normalen Verlauf
bestätigt Bei 3 progredienten Phlegmonen, dner akuten Osteomye-
litis und 4 septischen Peritonitiden konnten die Eiterkokken im Blute
bloss dreimal nachgewiesen werden, was sich daraus erklären lässt,
dass gewisse Formen von Sepsis ausschliesslich durch Resorption
phlogogener, chemischer Stoffe aus dem primären Inyasionsherde ent-
stehen, andererseits die Kokken im kreisenden Blute wenig zahlreich
vorhanden sind und nicht jeder Theil des entnommenen Tropfens
nothwendigerweise einen lebensfähigen Keim zu enthalten braucht
Verf. empfiehlt die bakteriologische Blutuntersuchung als difie-
renzial-diagnostisches Mittel für gewisse verzweifelte Fälle. Wenn
auch bei einem negativen Kulturergebniss das Vorhandensein eiom
versteckt sitzenden Eiterherdes nicht ausgeschlossen bleibt, wird ein
positives Resultat immerhin fttr die Deutung des Leidens von Werth
sein. Kräl (Prag).
Mmtiimpfkug, kilnstl. Wektionskrankheiieo, i^ntwiekeiiiiigtkeitomüng ete. §35
Sehiitzimpfiing, kOiMtHche Inftktkmskrankhelteii , Entwick-
lungtliMniiiung und Yerntehtung der Bakterien etc.
Ferriii, Nota sobre la vacunaciön contra el envenena-
miento dift^rico agudo experimental presentada i
la Real Academia deMedicina deBarcelonaenAbril
de 1890. (Oaceta m^ca catalana. 1891. No. 1.)
Die Bemerkung M. O. Hoff mann 's, dass die mit alten Kul-
turen des Loeffler*8chen Bacillus geimpften Meerschweinchen z u -
weilen die Impfung mit frischen, virulenten Kulturen ertragen, hat
den Verf. zu einschlägigen Versuchen veranlasst, deren Ergebniss
darauf hinausl&uft, dass der Erfolg konstant ist, wofern man nur
darauf achtet, die Einspritzungen gleichförmig möglichst oberflächlich
zu machen.
Der den Pseudomembranen entnommene und in neutraler oder
Mdit alkalischer frischer Fleischbrühe bei 36^ G gezüchtete Diph-
theritisbadllus liefert Kulturen, die nach wenigen Tagen schwach
sauer reagiren und ausserordentliche Giftigkeit besitzen, so dass
oberftU^hliche Einspritzungen von 0,2 ccm unter die Baudihaut die
Thiere innerhalb 40 Stunden tödten, ohne örtliche oder merkliche
Allgemeinerscheinungen hervorzurufen; kleinere Dosen lassen Zeit
zur Entstehung ausgesprochener Vergiftungserscheinungen und eines
gallertartigen Oedems an der Einstichstelle. Nur selten (3 Mal
unter 71 Thieren verschiedener Spezies) erfolgt der Tod noch lange
nachher durch Lähmung, wenn die Menge oder die Virulenz der
dngdmpften Kultur nicht hinreichend war, um bedeutende örtliche
Stitanngen zu veraniassen. Bei Tauben kann man schnell recht
charakteristische Pseudomembranen erzeugen, wenn man denselben
unter der Zunge skarifizirt und darüber einen Pinsel mit einer auf
festem Blutserum gezüchteten Kultur ausstreicht
Beim Menschen bringen die Einspritzungen des Diphtheritis-
gifkes keine k<mstante Wirkung hervor; ein Tropfen in die Gegend
des rechten Triceps eingespritzt, erzeugte bei F e r r & n selbst keiner-
lei Erscheinungen; daraufhin impfte er an derselben Stelle seine
Frau, seine zwölQährige Tochter, seinen achtjährigen Sohn und sich
selbst mit 0,1 ccm eines Virus» von dem 0,2 Meerschweinchen in
30 Stunden tOdteten. Bei dem Sohne bildete sich an der Einstich-
stelle ein kleiner Entzündungsknoten, der 5 Tage dauerte, ohne
weitere Störungen zu verursachen; bei Mutter und Vater war der
Entzündungsherd ausgesprochener, veranlasste ein 6— 7-tägiges
Fieber und verbeilte erst nach 14 Tagen. Bei der Tochter waren
die Störungen nodi grösser. Ober- und Unterarm schwollen bedeu-
tend an, es entstand Schüttelfrost und allgemeines Fieber, das infi-
zirte Zellgewdbe wurde brandig und musste durch einen &euzschnitt
entfernt werden ; erst nach einem Monat war das Kind wieder gesund.
Kleine Beigaben von Oallus- und Pyrogallussäure, Hydrochinon
und Ikonogen sterüisiren die Kulturböden; so z. B. genügt 0,001 g
BB6 Sehatsiimpf'Bng, küntü. infektiotiskrankh«it«n, ßntwiokeiaogsliammitng ele.
Gallussäure, um 15 ccm Fleischbrühe für die Entwickelong des Ba-
cillus untauglich zu machen; dagegen verwandelt der Zusatz von
0,01 g zu 1 ccm Virus dieses in SchntzirapfstoS« Die aus dem fil-
trirten Virus mit Galluss&nre gefällten und ausgewaschenen Toxal-
bumine bringen je^ nach der Dosis tSdtliche oder Schntzwirkaog
hervor.
Die oxydirenden Substanzen, wie übermangansaures Kali und
doppelchromsaures Kali oder Ammon oder Natron hindern in kleiner
Menge die Entwickelung des Bacillus keineswegs ; gleich wirkungslos
sind die Dämpfe von Kampfer, Lavendel- und Nelkenöl, Schwefel-
wasserstoff, Milch- und Citronensäure in hinreichender Menge, um
deutlich saure Reaktion zu bewirken; dagegen verzögern die Ter-
pentinöldämpfe die Entwickelung der Bacillen.
Was den Einfluss der Temperatur anbetrifft, so fand Ferr&n,
dass solche von 38^, 39<^^ 40^ 4em Diphtheriebacillus die Entwicke-
lung bedeutend erschweren und die Virulenz der Ktüturra sehr her-
absetzen. Wenn man eine bei 35® angesetzte Kultur nach 3 — 4
Tagen während 24 Stunden einer Temperatur von 45 ^ aussetzt, ver-
wandelt sie sich in Impfstoff, der seine Schatskraft . auch nach dem
Filtriren behält. Das Filtriren genügt auch, um virulente Kulturen
durch Beseitigung der Bacillen abzuscbwiichen und in Inunanit&t
verleihenden Impfetoff zu verwandeln ; in seltenen Fällen tritt jedoch
noch spät der Tod durch Lähmung ein*
Das Sonnenlicht verwandelte in 4 Stunden 35 ccm bei 30® C
in Impfstoff, nicht blos durch Beeinflussung der Tozalbumine, sondern
auch durch Tödtung der Bacillen.
Auch die Verdünnung auf ^/^^ bis ^/,o schwächt die Virulenz
so ab, dass Meerschvfeinchen nicht mehr getödtet werden, sondern
sogar Immunität bekommen, wenn man die Impfting mehrmals
wiederholt
Eine durch 34-stündiges Verweilen bei 45® abgeschwächte Kul-
tur verursacht, unter die Haut eingespritzt, keinerlei Erscheinungen,
weder in Meerschweinchen, noch b«i Kindern, wenn die Inocotattion
gleich geschieht; während der Aufbewahrung kann sich aber so eine
abgeschwächte Kultur regeneriren und dann unheilvoll wirken , wie
leider ein Fall gelehrt hat
Wenn man Meerschweinchen dreimal, in Zwischenräumen von
5—10 Tagen, jedesmal 0,2 ccm einer abgeschwächten Kultur ein-
spritzt, und zwar zu bdden Seiten der Linea alba, widerstehen sie
dann der Einspritzung der Minimalquantität, die sie sonst in 36
Stunden tödtete. Die Kontrolleinspritzung muss möglichst ober-
flächlich in die Dicke der Haut gemacht werden. Die Dauer dieser
Widerstandsfähigkeit oder zeitweiligen Immunität beträgt wenigstens
einen Monat, und es lässt sich vermuthen, dass hier wie anderswo
auch später noch hinreichende Immunität zurückbleibt, um einer na-
türlichen Ansteckung Widerstand zu leisten, wenn das auch der viel
stärkeren experimentellen gegenüber nicht mehr der Fall ist. Darüber
muss jedoch eine weitere und längere Beobachtung entscheiden.
Sentinon (Barcelona)«
Scbatumpfnog, kflostl. iDfektionskrankheiten, EntwickelungshemmaDg ete. §37
Tlffany, Flayel B., M e t h y 1 - V i o 1 e t. (The Journal of the Ame-
rican Med. Ass. VoL XVI. 1891. No. 8.)
Der Verf. berichtet Ober seine Erfahrungen in der Anwen-
dung des Hethylvioletts bei den verschiedenartigen entzündlichen
Prozessen des Auges und kann überall eine Yorzügliche Wirkung
desselben konstatiren. Vor allem betont er die Eigenschaft des
Methylvioletts, die Pupille zu erweitern, auch in den Fällen, wo es
durch Atropin nicht mehr gelingen wollte. Gewöhnlich wurde eine
Lösung von 1:1000 angewandt oder in Form einer Pasta in einer
Konzentration von 1:200. Besonderer Nachdruck soll auf die ab-
solute Arsenfreiheit des Methylvioletts gelegt werden.
Migula (Karlsruhe).
Goltz, E« von der, Anilin als Antisepticum. (New Yorker
Med. Monatsschr. 1890. Heft 7. p. 342.)
Verf. verwendet 2^/^^ wässrige Lösungen von Methylviolett
oder Anilinroth zu Ausspülungen bei Blasenkatarrhen, Gervical-
katarrhen gonorrhoischer Natur, Blennorrhoea neonatorum, Traumen
und Läsionen verschiedener Art, bei Urethritis in alkoholischer Lö-
sung, zu intrauterinen Irrigationen u. a. m. und erzielte mit dem
Verfahren sehr günstige Resultate. Dm die Uebelstände zu ver-
meiden, welche das intensive Färbungsvermögen der Anilinfarbsto£fe
mit sich bringt, benutzte Verf. auch Anilinöl in 1^^/^ wässriger Lö-
sung, und zwar ebenfalls mit befriedigendem Erfolge. Es stellte sich
jedoch heraus, dass das Anilinöl bei manchen Kranken selbst in noch
grösserer Verdünnung (0,025 ^/o) lebhaftes SchmerzgefQbl hervorruft,
was auch durch einige, im Originale nicht näher mitgetheilte Thierver-
suche seine Bestätigung fand, weshalb Verf. das Anilinöl bei trauma-
tischen Augenaffektionen nicht mehr anwendet. Kräl (Prag).
Kessler, Adolf, Pyoktanin, the new bactericide. (New
York Med. Record. No. 1026. 1890. p. 7.)
Verf. theilt 2 Fälle von syphilitischen Geschwüren und ausge-
breiteter gangränöser Dermatitis aus seiner Praxis mit, welche monate-
lang allen Heilversuchen widerstanden. Nach Anwendung von Pyoktanin
hörte die Eiterung sofort auf und beide Patienten sind nun in rascher
Genesung hegnffen. Kr&l Prag).
^38 Bakteriol. vom X. intarn&donaiea madidniachen Kongresse sa Berlio.
Originalberichte Ober Kongresse.
Bakteriologisches vom X. intematioiialeii medicimschen
Kongresse zu Berlin, 4. — 9. August 1890.
(Fortsetsung.)
Aus den Abtheilangs-Sitzongen.
III. Abtheilimg: Allgemeine Pathologie und pathologische
Anatomie.
Herr Gibier (New York), Wasserstoffsuperoxyd und. Ozon.
Vortr. liess Wasserstoffsuperoxyd einige Minuten lang auf Kul-
turen verschiedener Mikroorganismen (Cholera, Typhus, Gelbfieber,
Osteomyelitis, Wuthyirus,B. pyocyaneus, prodigiosus, Mega-
terium, Streptoc. pyog.) einwirken und säte letztere dann aus.
Alle Mikroorganismen waren abgetödtet. Wasser, in welchem unter
entsprechendem Drucke das 15 fache Volumen O gelöst wird, besitzt
nicht die antiseptischen Eigenschaften des Wasserstoffsuperoxyds.
Der bei der Zersetzung des Wasserstoffsuperoxyds frei werdende 0
ist von sehr aktiver Energie, ähnlich dem Ozon, und man kann da-
her annehmen, dass das Ozon der wirksame Bestandtheil des Wasser-
stoffsuperoxyds sei. Das jüngst von Marchand entdeckte Glyko-
zon wird durch Einwirkung von Ozon unter hohem Drucke auf
Glycerin bereitet und besteht aus 1 V. Glycerin und 15 V. Ozon.
Es vernichtet fast augenblicklich den B. anthracis, Megate-
rium, prodigiosus und pyocyaneus, etwas langsamer den
Typhusbacillus und andere Mikroorganismen. Das Wasserstoffsuper-
oxyd wäre für die Praxis aus den folgenden Gründen zu empfehlen.
Es scheint auf thierische Zellen keine schädliche Wirkung auszuüben,
vernichtet hingegen energisch pflanzliche Zellen: Mikroben. Es be-
sitzt keine toxischen Eigenschaften, ob es nun subkutan injizirt oder
in den Digestions traktus gebracht wird.
Herren GhunaleXa (Odessa) und Charrin (Paris), Ueber die anti-
phlogistischen Wirkungen (mit Demonstration).
Die Wirkung phlogogener Substanzen kann verzögert oder gaoz
aufgehoben werden, wenn mau in den Kreislauf verschiedene Stoffe
injizirt, von welchen wir die sterilisirten Kulturen des B. pyocya-
neus, des Metschnik off sehen Vibrio und 5 — lO^/o Kochsalz-
lösung anführen wollen. Dieselbe hindernde Einwirkung manifestirt
sich auch während des Verlaufes gewisser Infektionskrankheiten.
Wir haben diesen Morgen eine Einreibung mit Krotonöl auf dem
linken Ohre eines jeden der beiden Kaninchen gemacht, welche wir
die Ehre haben zu demonstriren. Nach der Applikation des Oeles
wurden 10 ccm Salzwasser in die Vene des rechten Ohres dieses
rothen Kaninchens injizirt und dieselbe Injektion nach 3 Stunden
wiederholt. Man sieht jetzt, also 6 Stunden nach der Einreibung
des Krotonöles, dass das Kaninchen, welches das Salzwasser erhalten
BakterioL vom X. internationalen medicinischen Kongresse za Berlin. 339
hatte f keine entzündlichen Erscheinungen am eingeriebenen Ohre
darbietet. Das zweite hingegen zeigt eine sehr ausgesprochene
exsudative Dermatitis.
V. Abthellong: Innere Medlcin.
Herr Kollnuuin (Leipzig), Ueber Pseudomikroben des nor-
malen und pathologischen Blutes.
Sowohl unter normalen als unter pathologischen Verhältnissen
kommen im Menschen- und Thierblut Gebilde vor, welche mit Mi-
kroben verwechselt werden können. Auf solche Verwechselungen
sind z. B. gewisse Publikationen von Salisbury, üallier,
Ferrier, Lostorfer, Joh. Lüders, Bettelheim, Richard-
son und von Hoffmann zu beziehen. Zum Theil entsprechen
diese Pseudomikroben übrigens auch vollständig dem, was vor einiger
Zeit von Elebs, Marchiafava und Anderen als Malaria-
bacillus resp. -Spore beschrieben wurde. Wahrscheinlich sind aber
auch mehrere in neuerer Zeit veröffentlichte Protozoenbefunde in
pathologischem Blut (perniciöse Anämie, Skorbut, Influenza u. s. w.)
auf ähnliche Täuschungen zurückzuführen. Nach Vortr. handelt es
sich in der Hauptsache um folgende Formen: 1) einfache, rundliche,
etwa 0,5 ^ messende und noch kleinere Gebilde, 2) grössere, kreis-
runde und ovale, 3) kleine und grössere, stäbchenartige, und 4)
mannigfache Kombinationen der genannten zu diplo-, triplo- und
streptokokkenartigen Elementen, Doppelstäbchen und Stäbchenreihen.
6) Ein besonders merkwürdiges Gebilde ist auch das der Hantel.
Alle zeigen in der Regel eine oft höchst sonderbare, von Eigenbe-
wegung kaum zu unterscheidende Beweglichkeit Es lässt sich nun
beweisen, dass diese Gebilde zum grossen Theile weiter nichts als
Abschnürungen und Zerfallsprodukte der rothen Blutkörperchen dar-
stellen;- ein anderer Theil derselben stammt aus den Leukocyten,
während die Blutplättchen fast gar nicht in Frage kommen. Zu
warnen ist vor Scheinkulturen in flüssigen Substraten; feste Nähr-
böden ergeben keine Vermehrung.
Herr NeniidoTid (Pancsova), Ueber den Einfluss der Mala-
riagegend auf den Verlauf der Infektionskrank-
heiten.
Es ist bekannt, dass der Malaria-Mikroorganismus, als welchen
wir das Malaria-Plasmodium anerkennen, insbesondere in den Sumpf-
gegenden, wenn eine wärmere Jahreszeit hinzutritt, blüht Eine
solche Gegend ist auch das südliche Gebiet Ungarns, das hier sehr
breite Inundationsgebiet der Donau. Die Malaria herrscht daselbst
endemisch und in allen möglichen Formen, unter anderen auch in
einer Form, welche keine manifesten Krankheitserscheinungen dar-
bietet und dennoch als Malariainfektion aufzufassen ist, weil auch
bei dieser Form die Plasmodien in den rothen Blutkörperchen nach-
gewiesen werden können. Vortr. hatte während seiner 20jährigen
Spitalpraxis in Südungarn mehr als 400 Obduktionen vorgenommen
und nie eine intakte Milz und Leber, auch bei ganz Gesunden fast
ausnahmslos eine über die Norm grosse Milz gefunden, so dass das
g40 ^^^^ liittorator.
Eathognomische Zeichen eines jeden in dieser Malariagegend Wohn-
aften eine vergrösserte Milz ist. Die durchseuchte Bevölkerung hat
eine Schwächung ihrer Konstitution erlitten und setzt den akuten
Infektionskrankheiten nur eine minimale Widerstandskraft entgegen.
Die Diphtherie tritt in der unteren Donaugegend fast immer in der
intensivsten Form auf, die von ihr befallenen Kinder starben nahezu
alle. Leichtere Formen von Scarlatina sind selten zu sehen. Die
Mortalität beträgt bei Diphtherie und Scarlatina 80 7o. Aehnlich
verhält es sich bei Morbillen und katarrhalischen und kroupösen
Pneumonieen. Bemerkenswerth ist, dass die erwähnten Infektions-
krankheiten stets einen erheblichen Milztumor aufweisen, was, wie
bekannt, in anderen Gegenden nicht regelmässig vorzukommen pflegt.
Offenbar wird man diesen Umstand in Beziehung mit der Malaria-
infektion bringen müssen, welche die Milz schon vorher verändert
und damit einen locus minoris resistentiae geschaffen hat
(Fort8«tiang folgt.)
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nationalen medioinischen Kon-
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Chunaleia und Charrin, (Jeber die anti-
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Gibier, Wasserstoffsuperoxyd und Ozon,
p. 888.
BoHmann, üeber Pseudomikroben des nor-
malen und pathologischen Blutes, p. 839.
Banadowi^, lieber den Einfluss der Maüi-
riagegend auf den Yerlauf der Infektions-
krankheiten, p. 889.
Bona Littaratnr, p. 840.
Fromzoaimsche Buchdzuokerei (Hermann Pohle) in Joujl
Vervielfältigung
wissenschaftlicher Abbildungen.
Eine Anpreisung für Autoren und Zeichner.
-•••-
eher die Beschaffenheit von Handzeichnungen, die behufs Publication
mechanisch vemelfältigt werden sollen, sowie über die geeigneten
Wege, welche hierbei einzuschlagen sind, herrscht bei den Autoren
und sonstigen Interessenten nicht selten noch grosse Unklarheit. Im Interesse
einer guten Ausführung der Vorlagen, wie zur Vermeidung unnöthiger Unkosten,
habe ich in Nachstehenden die Vorbedingungen zusammengestellt, welche
ie jedesmalige technische Behandlung erfordert und unterscheide hierbei
»mächst
I. Illustrationen, welche im Text gemeinsam mit dem
Buchdruck hergestellt werden sollen.
Diese wurden früher in Holzschnitt hergestellt; das neuere Verfahren der
Zinkätzung hat neben dem grossen Vortheil weit schnellerer und billigerer
Ausführung vor allem den absolut getreuer Wiedergabe des Originals, sobald
der Autor dasselbe den nachstehend aufgeführten technischen Anforderungen
entsprechend gezeichnet hat.
Diese sind für Darstellungen in
Linearer Manier
i
i I. weisser glatter Carton; 2. tiefschwarze nur in Linien und Punkten ausgeführte
I Zeichnung; 3. vollständige Sauberkeit, Klarheit und Correctheit derselben, da
Correcturen später unausführbar; 4. Buchstaben und ZiflFem sind in Bleistift ein-
zusetzen, um von kalligraphisch geübter Hand in schwarz ausgeführt zu werden;
5. die Uebertragung auf Zink geschieht photographisch; da die Verkleinerung
ttn schärferes Bild ergiebt, sind die Zeichnungen etwas (^/^ bis ^j^) grösser zu
;Äiachen und zwar bei mehreren Bildern möglichst alle in gleicher Ver-
grössening zur Venneidung
von Unkosten.
Zeichnungen von mathem.
Figuren, Curventafeln,
Grundrissen, Karten und
viele Abbildungen botan.,
zoolog, und mineral. Natur
eignen sich vorzüglich zu dieser
Reproduction (s. Fig. i).
Zieht der Autor vor, das
Kreide - Manier
daraustellen (s.Fig.z), so ist das-
selbe auf Kornpapier zu zeichnen
und zwar mit lithographisiAer
Kreide, wobei zu beachten, dass
auf keinen Fall die ßildSäche :
den Fingern berührt wird ; die H;
ruht zum Schutz beim Zeichnen
einem untergelegten Blatt Sehr
papier und muss die Xeichni
auch einen genügend breiten Rj
zum Anfassen behalten. DasPaj
kann eventuell vom Unterzeidint
bezogen werden. Die Behandl
der Zeichnung ist ganz wie
jeder Kreide -Zeichnung, also
denkbar leichteste. Bleistiftiii
sind als Ergänzung durchi
unzulässig, ebenso Radiren
Gummi oder Messer. Die Za
nungen werden direct auf Z
umgedruckt, so dass sie n
zurückgegeben werden können,
Bild geht vom Papier voUstäi
auf Zink über. Soll das Or^
erhalten bleiben, so muss
Photographie desselben für
Autor angefertigt werden.
Bestehen die Darstellungen des
Autors aus getuschten oder ge-
wischten Zeichnungen, Oelbil-
dern oder Photographien, so
tritt das Verfahren der
Autotypie
ein (s. Fig. 3 ). Auch hier geschieht die
Uebertragung auf photographischem
Wege; die Zeichnungen müssen i.auf
möglichst glattem Papier hergestellt
sein, 2. Tuschzeichnungen dürfen nicht
bunt, am besten grau in grau, aus-
geführt sein. Buchstaben und Ziffern
sind unzulässig, nachträgliche Coirec-
turen ganz ausgeschlossen. Landschaften, Gebäude, Porträts, Völker-
tjpen etc. eignen sich besonders für diese Reproduction. Verkleinerung zulässig.
II. Illustrationen, welche nicht im Text, sondern
als Tafeln beigegeben werden.
Sie wurden bisher fast ausschliesslich auf lithographischem Wege her-
gestellt, ein Verfaliren, das auch heute noch seine alte Verwendbarkeit findet;
jedoch nehme ich für manche Fälle aus den
Lichtdruck
{s, Fig. 4}. Er ist nur nach Photo-
graphien ausführbar und zwar am
besten mit Benutzung der Original-
Negative , welche abziehbar sein
müssen, wenn das Bild nicht ver-
kehrt erscheinen soU. Darstel-
lungen von Hautkrankheiten,
Präparate von Bacillen -Cul-
turen und Gewebe-Durch-
schnitten etc. waren von anders
nicht zu erreichender Naturtreue,
Das Verfahren verdient die beson-
dere Beachtung der Autoren, da
es sich zweifellos in vielen Fällen
anwenden lässt Es ist der Photographie ebenbürtig und bei massigen Auf-
lagen viel billiger ab die lithographische Reproduction. Angabe der Auflage
ist zur Calculation nöthig.
Die PhotxD - Lithographie
bisher meist nur für die Uebertragung gröberer Contur- Zeichnungen benutzt,
habe ich durch ein eigenartiges Verfahren bei mir zu grosser Leistungsfähigkeit
gebracht; ich kann dasselbe, welches in der photographischen Uebertragung
e<*M>
a(40fti
Fig. 5.
einer linearen Zeichnung auf Stein besteht und also ganz dieselben Ansprüche
an solche macht, wie die Eingangs erwähnte Zinkätzung, für die feinsten
Zeichnungen verwenden; namenUich eignen sich hierfür Constructions-Zeich-
nungen von Maschinen, Pläne und Karten, Skelette von Thieren
und andere Zeichnungen linearer Natur (s. Fig. 5). Auch hier ist die
Angabe der Auflage zur Berechnung nÖthig.
Der Unterzeichnete ist gern bereit, über alle hier berührten Reproductions-
arten weitere Auskunft zu geben und Preisanschläge anzufertigen, wenn ihm die
Original -Vorlagen, nach denen gearbeitet werden soll, zugeschickt werden mit
Angabe der gewünschten Grösse und für die Arbeiten unter IL mit Angabe
der Auflage.
Graphisches Institut Julius Klinkhardt
Leipzig.
^\V.klBL42>^
C
Bakteriologie und Farasitenkunde.
In Yerbindang mit
Chi M. Prot Dr. Lencbirt m ProfiM Dr. LofüDer
In JMptüg In Oroiftwald
herausgegeben von
Dr. O. XJhlizrorin in Cassel.
-M-
Verlag von Gustav Fischer In Jena.
IX* Band.
Jen», den 21. Juli 1891.
No. ae.
Preif für den Band (96 Snmmeni) 14 Mark.
Jibrlich ersoheinen zwei Bände.
-«»K Zn beiiebea durch alle Bachhandlnngen and PostansUltan. I««—
Zur Vermeidung von Störungen in der Zusendung des
„Centralblattes*' werden die geehrten Abonnenten gebeteut
die Erneuerung ihres Abonnements gef. baldmögliehst be-
wurken zu wollen.
Jena. Die Verlagsbuchhandlung
Gustav Fischer.
Systematisches Inhaltsverzeichniss.
I. Original-Mittheiltingen.
Mtmaim, Thennoregalator neuer Konstruk-
tion. Mit 1 Figur. 791
Mutmit Der Einfluss der Koch'schen
Impfungen auf die Tuberkelbacillen im
Sputum. 1
Babes, UeW Bacillen der h&mmorrba-
gisehen Infektion des Menschen. 719.758
Sauj Die Bestimmung von Maltose, Dex-
trose und Dextrin in Bierwfirie und
Bier mittelst Beinkulturen yon Ofth-
mngs-Organismen. 825
Beytiinds, Die Kapillarhebermikroskopir-
tropfenflasche. Mit 1 Abbildung. 589
IX. Bd.
Beyermek, Verfahren zum Nachweise der
Säureabsonderung bei Mikrobien. Mit
1 Figur. 781
Brandes, Zur Frage des Begattungsaktes
bei den entoparasi tischen Trematoden.
264
BrauHf Helminthologische Mittheilungen. 52
— , Ueber Echinorhynchus polymorphns
und filicolHs. 375
Bruce^ Bemerkung über die Virulenzsteige-
rung des Choleravibrio. 786
Bufwidf Eine einfache Filterrorrichtung
zum Filtriren sterilisirter FIÜssigkeiL
Mit 1 Abbildung. 4
54
846
Register.
BtauH-Fedemf Bemerknngen Qber i,Wi]d-
und ScbweineBenche*^ 787
Cimeva, Ueber die Bakterien der bftmor-
rhagischen Septikimie (Haeppe) , Hog-
Cbolera (Salmon), SwinepUgne (Billings),
Bwinepeit (Selander) , amerik. Rinder-
seacbe (Billings) , Bllffelsenebe (Oreste-
Armanni), Marseille'scbe Scbweinesencbe
( Jobert , Rietscb ) , Frettcbensencbe
(Eberth). 657
Cofm, Ueber einen bittere Milch eraengenden
Micrococcos. 653
DaniUwtkff j Ueber die Myoparasitcn der
Amphibien and Reptilien. 9
— , Ueber den PolTmitos malariae. Hit 6
Abbildungen. 897
EHon, Die Bestimmung von Haitose, Dex-
trose and Dextrin in Bierwflrse and Bier
mittelst Reinkulturen von GXhrungs-
Organismen. 525
Fmkdmbwrg, Ueber einen Befand von Ty-
phusbaeillen im Brunnenwasser, nebst
Bemerkungen über die Sedimentirmethode
der Untersuchung auf pathogene Bskte*
rien in Fiassigkeiten. SOi
Oratti und Fdetti, Halariaparasiten in den
Vögeln. 403. 429. 461
Hamkin, Ueber den schfitsenden Eiireiss-
körper der Ratte. 836. 872
Heider j Ueber die Wirksamkeit von Des-
infektionsmitteln bei höherer Temperatur.
221
Kamen j Ein neues Knlturgefllss. Mit 1
Abbildung. 165
KarUnskif Eine Berichtigung. 590
— , Untersuchungen fiber die Temperatur-
Steigerung in beerdigten KSrpertheilen.
434
KarMiSy Einiges fiber die Pathogenese
der DysenterieamSben. 865
JEoto, Zur Kenntniss der Leuchtbakterien.
157. 199. 229. 258. 311. 343
iTatf/mafin, Ueber eine neue Anwendung
des Safranins. 717
Kirthnery Ueber die Nothwendigkeit und die
beste Art der Sputumdesinfektion bei
Lungentuberculose. Mit 1 Abbildung. 5.
41
— , ErklKrung. 792
Klein^ Ein weiterer Beitrag zur Kenntniss
der Aetiologie der Gronse Disease. 47
Kühn, Neuere Versuche zur Bekfimpfung
der Rflbennematoden. 563. 593
Lagerheim, von. Zur Kenntniss des Moschus-
pilses, Fusarium aqnaeductuum Lager-
heim (Selenosporinm aquaednctuum Ra-
benhorst et Radlkofer, Fusisporium
moschatum Kitasato). Mit 6 Figuren.
655
Linttoto, von, Ueber die Entwickelungsge-
schichte yon Gordius tolosanus Dnj, 760
Loew, Die ebemischen Verhältnisse de»
Bakterienlebens. 669. 690. 722. 757. 789
lAuheig, Ueber die Phosphorescens von
Gryllotalpa Tulgaris. 661
Nendd, Die isomeren Hilehsftnren als Er-
kennungsmittel einzelner Spaltpilsartea.
804
Niekelj Zur Biochemie der Bakterien. 88ft
OgaiOf Ueber die bakterienfeindliche Sub-
stanz des Blutes. 597
Okada, Ueber einen neuen pathogenen Ba-
cillus aus Fassbodenstaub. AA%
OwuUuhmko, Ueber die Wirkung der
Dimpfe fttheriseher Gele auf die Abdo-
minaltyphus-, Tuberkel- und Hilsbrand-
baeillen. Hit 2 Abbildungen. 818
PhUner, Nochmals Aber den Begattungs-
akt der parasitischen Plathelminthen. Als
Erwiderung an Herrn Brandes» 788
Brandee, Einige Bemerkungen zu Vor-
stehendem. 780
/VttiOfida, Kleinere Mittheilungen zur bak-
teriologischen Technik. Mit 2 Abbil-
dungen. ISS
JZofs, Vorläufige Hittheilungen fiber ainigo
Fälle Ton Hykosis im Henschen. 604
SanareÜij Die Ursachen der natfirlichen
Immunität gegen den Hilsbrand. 467.
497. 682
— , Ueber einen neuen Hlkroorganismna
des Wassers, welcher ffir Thiere mit
veränderlicher und konstanter Tempera-
tur pathogen ist. Mit 1 lithographischer
Tafel. 198. 221
AitMM, Ein Fall von Lepra anaesthetica.
828
SanoUehenko, Zur Frage fiber die Immuni-
tät gegen Milzbrand 478. 493. 628
ßcheurUn, Zusatz zu dem Aufsätze „Eine
Methode der Blutentnahme beim Men-
schen«'. 284
AnticA , Einige Bemerkungen zu dem Auf-
sätze „Eine Methode der Blutentnahme
beim Menschen**. 4S
— , Zur Kenntniss des Hogcholerabacillus.
258. 307. 839
^piüker und CMUUin, Ueber die Vernich-
tung von Mikroorganismen durch die
Indnktionselektridtät. 77
8Umhau$, Cytophagus Tritonis. 60
SUveneon und Bruce, Eine neue Methode,
Flfissigkeiten in die Bauchhöhle der
Versuch sthiere einsuspritzen. Mit 3 Ab-
bildungen. 689
Tismowi und Oattani, Ueber die Art, einenn
Thiere die Immunität gegen Tetanus sa
Übertragen. 189
, Ueber die Eigenschaften des Teta-
nus-Antitoxins. 686
Tubeuf, von, Generations- und Wirtha-
wechsel unserer einheimischen Gymno-
Register.
847
sporangiam-Arten und die hierbei auf-
tretenden Formveränderangen. Mit 3
Abbildungen. 89. 167
ümna. Der Dampftrichter. Mit 1 Abbildung.
749
Van CoU jr. , Untersacbungen über das
Vorkommen der Bacillen des malignen
Oedems in der Moschnstinktur. 308
Van Ovtrbeek de Meyer, Ueber die Berei-
tung des Nihragars. 168
II. Pflaasliohe Mikroorganismen.
AUgemeinoB über Bakterien and
andere pflanzliche Mikro-
organismen.
Beyerinch, Verfahren «um Nachweise der
8fiureabsonderung bei Mikrobien. Mit
1 Fig. {Orig,) 781
Eisenberg , Bakteriologische Diagnostik.
3. Aufl. 677
Fr€unkel und Pfe^er, Mikrophotographi-
scher Atlas der Bakterienkunde. 204. 507
Oünther, Einführung in das Studium der
Bakteriologie mit besonderer Berücksich-
tigung der mikroskopischen Technik. 11
Jaequemari, Les ptomaJfnes. Histoire et
caraet^res chimiques. 107
Laurent, Ezp^riences snr la r^duction des
nitrates par les Y^g^tauz. 235
Lehmamn^ Die Methoden der praktischen
Hygiene. 633
Levhuscher, Einfluss von Verdauungssekre-
ten auf Bakterien. 244
LoeWy Die chemischen Verhältnisse des
Baktcrienlebens. {Orig.) 659. 690. 722.
757. 789
Mestea , Contribuaione allo studio delle
cigli« dei batterii e proposta di una
classificazione. 106
Nenekif Die isomeren Milchsäuren als Er-
kennungsmittel einzelner Spaltpilsarten.
(Orig ) 304
PodbißUm, Untersuchung der Mikroben
der Mundhöhle von Erwachsenen und
Kindern im gesunden Zustand. 617
JVottJnds, Kleinere Mittheilungen zur bak-
teriologischen Technik. Mit 2 Abbil-
dungen. 128
Sat^elice, Contributo alla biologia e mor-
fologia dei batterii saprogeni aerobi e
anaerobi. 57
SpÜker und Oottttem^ Ueber die Vernich-
tung von Mikroorganismen durch die
Indnktionselektricität. {Orig.) 11
TilSy Bakteriologische Untersuchung der
Frei burger Leitung» wässer. 881
Schriften zur Systematik und Bio-
logie der Bakterien and anderer
pflanzlicher Mikroorganismen.
Adametz f Untersuchungen über Bacillus
lactis viscosus, einen weitverbreiteten
milchwirthschaftllchen Schädling. 698
Ahnquisl , Ueber die Hauptmomente der
Aetiologie des Abdominaltyphus. 794
Amann, Der Einfluss der Koch' sehen
Impfungen auf die Tnberkelbacillen im
Sputum. {Orig.) 1
Anderson and KeUey, Erysipheae upon
Phytoptus distortions. 387
Babee, Untersuchungen über den Diphthe-
riebacillns und die experimentelle Diph-
therie. 446
— , Ueber Bacillen der hämorrhagischen
Infektion des Menschen. {Orig.) 719. 752
— , Ueber die seuchenhafte Hämoglobinu-
rie des Rindes. 774
Babee und Comü, Ueber Bakterienassocia-
tionen in Krankheiten. 772
Baginthy und ßtadthagen, Ueber giftige
Produkte saprogener Darmbakterien. 543
Banti, SuU' etiologia delle pneumoniti acute.
179
— , Sopra alcune localizzasioni extrapul-
monari dei diplococco lanceolato capau-
lato. 275
Bau, Ueber die scheinbare Zunahme des
Deztringehaltes in Bierwürzen während
der Gährung, sowie Über die Bestimmung
der Dextrose und des Dextrins in ihnen.
99
— , Die Bestimmung von Maltose, Dex-
trose und Dextrin in Bierwürze und
Bier mittelst Reinkulturen von Gäh-
rungs-Organismen. (Orig.) 825
Behring, Untersuchungen über das Zu-
standekommen der Diphtherie-Immunität
bei Thieren. 71
— , Ueber Desinfektion, Desinfektionsmittel
und Desinfektionsmethoden. 686
Behring und Kittuato, Ueber das Zu-
standekommen der Diphtherie-Immuni-
tät und der TeUnus-Immunität bei Thie-
ren. 68
Beyerinch, Künstliche Infektion von Vicia
Faba mit Bacillus radicicola. Emäh-
rungsbedingungen dieser Bakterie. 450
— , Verfahren zum Nachweise der Säure-
absonderung bei Mikrobien. Mit 1 Figur.
(Ot-ig.) 781
Blagovestcheneky, Sur l'antagonisme entre
les bacilles du charbon et ceux du pus
bleu. 2 1 1
54*
i«i
848
Register.
BUichtir^ Eine Methode sur PlattoDkiiltar
EDaSrober Bakterien. 992
BoUmgtTy Ueber die Infektionswege des
taberculösen Gifte». 140
Bottroem^ Untersuchongen Über die Aktino-
mykose des Menschen. 570
BoÜsm, Eine einfache Methode aar Isolirnng
anaörober Bakterien. 909
Brteger nnd i'WMNi^ Ueber Immunisimngs-
▼ersoohe bei Diphtherie. 70
Briottj Itassegna delle prineipali malattie
sviinppatesi salle piante cultnrali nell'
anno 1887, delle qaali si h occnpato il
Laboratorio Crittogamico. 126
Buehnetj Die chemische Reizbarkeit der
Lenkocyten nnd deren Beaiehung aar
Entsttndang und Eiterung. 416
— , Die Bakterienprotei'ne und deren Be-
aiehung zur Entzündung und Eiterung.
666
Bujwdj Die Darstellungsweise des Tnber-
culins. , 679
Busquetf Etnde morphologfque d*ane forme
d' Achorion : L' Achorion Arloini, Cham-
pignon da favus de la souris. 67S
Oädiotf OiVbert et RogeTf Tuberculose du
chien. 274
Oampana^ Un bacillo simile al bacillo le-
prose syiluppatosi in tentativi di col-
tura di tessuti con lepra tnbercolare.
733
— , La crisarobina sopra aicuni fermenti e
sopra aicuni chizomiceti patogeni. 32
CanetM», Ueber die Bakterien der hämor-
rhagischen Septikftmie (Hueppe), Hogcho-
lera (äalmon), Swineplagne (BilKngs),
Swinepest (Seiander), amerik. Rinder-
senche (Billings), Bfiffblseuche (Oreste
Armanni), Marseille'sche Schweineseuche
( Jobert I Rietsch) , Prettchenseuche
(Eberth). {Orig.) 567
0<ua€debiUf Le bacille d'Eberth-Gaflky et
les bacilles pseudo-typhiques dans les
eauz de riTi^re. 281
Ohahariif Antiseptique gazeuae, son action
snr la bact^rie pyogine de Tinfection
urinaire. 187
OhanUmestey Eine mykotische Pseudotuber-
culose. 775
Oofmf Ueber einen bittere Milch erzeugenden
Micrococcus. (Orig.) 653
Cunnmghamf On some species of Choleraic
Comma Bacilli occurring in Galcutta. 763
Demmef Ueber das Vorkommen eines rothen
Sprosspilses in der Milch und im KSse
und das Auftreten von Darmkatarrh bei
Kindern frflhesten Alters durch den Ge-
nnss derartig inflzirter roher oder un-
vollständig gekochter Milch. 270
Eiienbergi Bakteriologische Diagnostik.
8. Aufl. 677
EUorif Die Bestimmung von Maltose, Dex-
trose nnd Dextrin in Bierwfirse und Bier
mittelst Beinkolturen ron Gährongs-
Organismen. (Orig.) 626
Elfvimg, Sur une action directe qn'exer-
Cent certains corps sur les tubes sporan-
gif^res de „Phycomyces nitens**. 664
Eippin^itT^ Ueber eine pathogene Cladothrix
und eine durch sie hervorgerufene Pseu-
dotnJberculosis (dadothrichica). 274
iMoco and Asjfsiotir, A provisional host-
index of the fnngi of the United States.
Part II. Gamopetalae — Apetalae. 886
FendMth^ Snr rinvertine on sncrase de la
levure. 850
FutUr^ Erfahrungen über die bakterien-
tödtende Wirkung der Anilinfarben.
184
Fiuhd, Eine bakteriologisch-escperimentelle
Studie Ober Influenza. 611
Foä^ Zur Biologie des Diploeoecus laneeo-
latns. 806
Fnmik^ Ueber die Pilzsymbiose der Le-
guminosen. 689
Framkti und^^i^er, Mikrophotographisefaer
Atlas der Bakterienkunde. 204
— — , Mikrophotographischer Atlas der
Bakterienkunde Lief. 9, 10. 507
Fro$ch^ Ein Beitrag zur Kenntniss der Ur-
sache der amerikanischen Schweineseuehe
nnd ihrer Beziehung zu den bakteriolo-
gisch verwandten Prozessen. 623
Mrtner, Beitrag zur Aufkllmng des
Wesens der sogen. Prädisposition durch
Impfversuche mit Staphylokokken 248
(jhUoway^ A new Pear disease. 677
— , Disease of Geraniums. 677
ChtfMjUias Sur le pouvoir antitozique de
l'organisme animal. 452
— , Ueber die Resistenz der Kaninchen
gegeniiber den Gholerabakterien. 807
Gfarri und Ihjje, Chirurgische und bakte-
riologische Erfahrungen über das Pyok-
Unin. 184
Ckuperinij Recherches morpholog^qnes et
biologiques sur un microorganisme de
Tatmosph^re , le Streptothrix Foersteri
Cohn. 69
Oaaierf Culture du bacille typhique snr
milieux nutritifs colords. 208.
Oettardf Des races du bacille pyocyanique.
641
Qibier, Wasserstoffsuperoxyd und Ozon.
888
(Twftff, Ueber die Wirkung des Lichts Aaf
die Essiggährung. 689
CHMther^ Einführung in das Stadium der
Bakteriologie mit besonderer Berück-
sichtigung der mikroskopischen Technik.
11
HiMgUr^ Zur pyogenen Eigenschaft von
Pneumococcos Fraenkel-Weichselbaom.
276
RcgUter.
849
HammtTtchlag^ Bakteriologisch-chemiache
Untersncbungmi fib«r TaberkelbAcill«n.
S7S
IfanMn, Ueber den schtttaenden Eiwaiss-
kOrper der Ratte. (Orig.) 3S6. 378
ifmue», Untenttcbungen ans der Praxis
der G&hmogaindiistrie 98
— f Reeberchee aar la pbytiologie et la
morphologie dee fermenta alcooliqaea.
VIII. Sar la germination des tporea cbes
les Saccbaromyees. 668
UarÜg, Eine Krankheit der Pichtentriebe.
804
Hader, Ueber die Wirksamkeit tod Oes-
infektionsmitteln bei höherer Tempe-
ratur. {Orig,) S81
Ihmfip€y Bemerkongen sa Petruschky's
MittbeiliiDg in No. 18 d. Zeitaehrift Ober
den Verlauf der PhagocytencontroTerse.
89
MoUy Experimentelle Untersuchungen über
den Kachweis der TyphusbaeiUen. 893
Jae^emafrt, Les Ptomaines. Histaire et
caract^res chimiques. 107
/cwms&t, Pyoktanin in der Chirurgie. 887
Jokan^Olsenf Ojaering og Ojaeringsorganis-
mer. 56
Jörgenaen, Zur Analyse der obergfthrigen
Hefe in Brauereien und Brennereien
nach Hansen's Methode. 608
KarUntki, Untersuchungen Ober die Tem-
peratursteigernng in beerdigten Körper-
theilen. {Orig.) 434
— , Eine Berichtigung. {Orig.) 690
— , Zur Keniitniss der atypischen Typhus-
f»le. 738
KatZf Zur Kenntniss der Leuchtbakterien.
{Orig.) 157. 199. 889. 858. 311. 843
JToafM, Untersuchungen ttber die Lebens-
dauer der Gholerabacillen im mensch-
lielien Koth. 609
Rellertnan and ßwtnghf Preliminary report
on smut in oats. 547
, Preliminary ezperiments with fun-
gicides for stinking smut of wheat.
547
, Report on the loose smoots of ce-
reals. 547
Kianowßky, Zur Frage über die antibak-
teriellen Eigenschaften des Iisgensaftes.
480
Xirthner, Bakteriologische Untersuchungen
ttber Inflnensa. 615
— , Die Krankheiten und Beschädigungen
unserer landwirthschaftlichen Kultur-
pflanaen. 22
Koch, Fortsetzung der Mittheilungen fiber
ein Heilmittel gegen Tuberculose. 64
KomatUh, Studien fiber das Saccharin. 770
Knantr, Bakteriologische Untersuchungen
fiber das „Umschlagen** des Weines.
868
Lagerheim, «., Zur Kenntniss des Moschus-
pilses, Fusarium sqnaeductuum Lager-
heim (Selenosporinm aqnaednetuum Ra-
benhorst et Radlkofer , Fnsisporium
moschatum Kitasato). Mit 6 Figuren.
{Orig.) 665
Lawrtnl, Etüde sur la yariabilit4 du baeille
ronge de Kiel. 105
— f Exp^riences sur la r^duction des ni-
trates par les v4g^taux. 835
— , Recherches sur les nodositte radieales
des l^gumineuses. 703
Leuhuacher , Einfluss von Verdauungsse-
kreten auf Bakterien. 844
Liebräeh, Das Methylviolett (Pyoktanin).
136
LomauUM$ek, ßeobachtungen fiber den
Fiehtenritsenschorf (Hysterium maeroapo-
rium Hrtg.) 848
Lo^fUr, Neuere Arbeiten fiber Immunisi-
rungs- besw. Heilungsversuche bei Thie-
ren gegenfiber der Infektion mit Milz-
brand-, Tetanus- und Diphtherie-Bacillen.
25
LoeWf Die chemischen Verhältnisse des
Bakterienlebens. {Orig.) 659. 690. 728.
757. 789
Loriga e IVnfvt», Pleurite da bacillo del
tifo. 797
Lubartch, Ueber die Ursachen der Im-
munität 31
Ludwig, Ueber die Phosphorescens von
Oryllotalpa vulgaris. {Orig.) 561
Lu^, Report on the relation of the ptomains
or animat alkaloids to some of the in-
fectious fevers. 665
LwndiMim, Die Zersetiung von Harnstoff
durch Mikroben und deren Beziehungen
zur Cystitis. 678
M<ie MtUan, Note on a Minnesota species
of Isaria and an attendant Pachybasinm.
386
Ma^fucd, Ueber die Wirkung der reinen,
sterilen Kulturen des Tuberkelbacillus.
668
Malm, Sur la virulence de la bsct^ridie
charbonneuse apr^s passage chea le chien
et chez le lapin Vaccine. 810
Man/redi und Strt^ni, Ueber das Verhalten
von Milzbrand- und CholerabaciUen in
reinem Quarz- und reinem Marmor boden.
806
Manaberg, Zur Aetiologie des Morbus Brig-
tii acutus nebst Bemerkungen fiber ex-
perimentelle, bakteritische Endocarditis.
444
Mui0a, Contribuzione allo studio delle
ciglia dei batterii e proposta di una clas-
sificazione. 106
Mu$eateUo, Sul potere piogeno del bacillo
di Eberth. 79&
850
Register.
Nikiforoff f Eio Beitr&fc au den Kaiturme-
thoden der Anaeroben. 891
Neiuikij Die isomeren Milchsftaren als Er-
kennungsmittel einzelner Spaltpilsarten.
ifirig.) 304
Neweomhe aod GMIcway^ Perennial myce-
lium of tbe fungos of Blackberry Bast.
676
Nickel j 'Zur Biochemie der Bakterien.
(Orig.) 883
Noisaswiki, Der Mikroorganismus des Tra-
choms. Microsporon traohomatosam s.
jagiam. 318
OgatOy Ueber die bakterienfeindliobe Sab-
sUns des Blates. (Orig.) 597
Okada^ Ueber einen neaen pathogenen Ba-
cillus aus Fussbodenstaub. (Orig.) 442
XhuiUichenkOi Ueber die Wirkung der
liftmpfe fttherischer Oele auf die Abdo-
minaltyphus-, Tuberkel- und Milzbrand-
bacilien. Mit 2 Abbildungen. {Orig,)
818
OfttmtM, Destruction du virus tnberculeux,
par les essences äyapor^es sur de la
mousse de platine. 789
OtbornA, Die Sporenbildung des Milsbrand-
bacillus auf NShrböden von verschie-
denem Gehalt an Nährstoffen. 205
Pattiini^ Bakteriologische Studien Über den
Auswurf. 566
Papuliy Sul potere antisettico del salolo. 770
FasquaU, Ulteriori ricerche sugli strepto-
cocchi delle mucose e contributo dell'
etiologia della corissa. 117
Pawlowtkffy Ueber die Aetiologie und Pa-
thologie des Bhinoskleroms mit beson-
derer Berficksichtigung der Phagocytose
und der Hyalinbildung. 74 t
PeUrionj Ueber die antibakterielle Wirkung
der Anilinfarben (Pyoktanin Merk's). 184
PetrMchk^f Der Verlauf der Phagocyten-
Controverse. 29
— , Entgegnung auf F. Hueppe*s |,Be-
merkungen u. s. w.** in No. 18 d. Zeit-
schrift. 29
PodbieUkijy Untersuchung der Mikroben der
Mundhöhle von Erwachsenen und Kin-
dern im gesunden Zustand. 617
PrUlieuXj La pourriture du coeur de la
betterave. 675
iVocAotomdb, Die Behandlung des frischen
Trippers beim Weibe mit dem konstan-
ten Strom. 824
Prochowniek und Spaeth, Ueber die keim-
todtende Wirkung des galvanischen Stro-
mes. 824
ProU)popqff und Hammer^ Ein Beitrag zur
Kenntniss der Actinomyceskulturen. 68
Popoff ^ Sur uu bacille anaerobic de la fer-
mentation pannaire. 104
Renioot», Zur Aetiologie des Wundstarr-
krampfs. 481
HogeTy Propri^t^ bact^ricides du s^rum
pour le streptocoque de T^rysipöle. 805
Bo$9j Vorlftufige Mittheilnng über einige
Fftlle vou Mycosis im Mensehen. (Orig.)
504
StUUbeck, Kritbche Untersuchungen über
die durch Taphrina-Arten hervorge-
brachten Banmkrankheiten 576
Sam/elioej Contributo alla biologia e mor-
fologia dei batterii saprogeni aerobi e
anaerobi. 57
SanartUit Ueber einen neuen Mikroor-
ganbmus des Wassers, welcher für Thiere
mit veränderlicher und konstanter Tem-
peratur pathogen ist. Mit einer litho-
graphischen Tafel. (Orig.) 198. 222
— , Die Ursachen der natürlichen Immu-
nität gegen den Milzbrand. (Orig.)
467. 497. 582
iSanche»' Toledo et VeHlon, De la pr^sence
du bacille du tetanos dans les excr^ments
du cheval et du boeuf k VittX sain. 18
, Becherches mierobiologiqnes et ex-
pärimentales sur le tetanos. 478
8atot§ehenkOf Zur Frage Über die Immu-
nität gegen Milsbrand. (Orig.) 478. 498.
528
8eala e SamfeUce^ Axione dell' acido car-
bonico disciolto nelle acque potabili su
alcuni microorganismi patogeni. 110
Schioanhäuur^ Beitrag sur experimentellen
Untersuchung der Ursache der Oesund-
heitsschädlichkeit hefetrüber Biere. 100
Stkweimt»^ «., A preliminary study of the
ptomaxnes from the culture-liquids of
the Hog-cholera germ. 804
SdHUm , Mikroskopische Carcinombefunde
nebst ätiologischen und praktisch ver-
wendbaren diagnostischen Ausblicken.
702
Smith, Zur Kenntniss des Hog-choleraba-
cillns. (Orig.) 258. 807. 339
— , Observations on the variability of
disease germs. 606
SouUuaorihf A new Hollyhock disease. 511
SpHker und GoUstetüf Ueber die Vernich-
tung von Mikroorganismen durch die In-
duktionselektricität (Orig.) 77
StagntUa, Sul valore diagnostico delle ri-
cerche batteriologiche nel tifo addomi-
uale. 794
S^enif Ueber die Wirkung des menschlichen
Blutes und anderer KSrperflüssigkeiten
auf pathogene Mikroorganismen. ISS
TTtoinotf Etüde sur la valeur desinfectAat«
de Tacide sulfureux. 323
THli, Bakteriologische Untersuchung der
Freiburger Leitungswässer. 881
TÜMoni und Oattani, Ueber die Art. einem
Thiere die Immunität gegen Tetanus sa
übertragen. (Orig.) 189
) Ueber die Widerstandsfähigkeit der
Register.
851
TetanasbAcillen gegen physikalische and
ehemische Einwirkungen. 487
Tolomn, Einwirkung von Elektrizit&t auf
die Essiggibmng. 589
Trumppf lieber saprophyte Schimmelpilze
im Brustkrebs. 701
Tuba^f, von, Qenerations- und Wirths-
wechsel unserer einheimischen Gymno-
sporangium-Arten und die hierbei auf-
tretenden Formver&nderungen. Iftit 8
Abbildungen. (Orig.) 89. 167
— , Ueber eine neue Krankheit der
Weisstanne und ihre forstliche Bedeutung.
188
Unna und Sehlenj v., Flora dermatologica.
VI. 798
/Flora dermatologica. VII. 798
Unnaj Flora dermatologica. VIII. 798
Vaälard et VinemUf Kecherches exp^ri-
mentales sur le t^tauos. 481
, Contribution k T^tude du t^tanos.
479
, Sur une Pseudopelade de nature
microbienne. 118
Varendarff, v., Ueber die KiefernschÜtte.
127
Fav^AaM, Some new bacterial poisons;
their causal relation to disease and the
chanc^es in our theories suggested by
their action. 828
Vittcentj Prdsence du bacille typhique dans
Teau de Seine pendant le mois de juillet
1890. 279
WaUheTf Ueber den Einfluss yon kflnst-
lichem Fieber auf die mit Fraenkel-
Weichselbaum'schenPneumoniemikrobien
infisirten Thiere. 178
WiMer und SduröUer, von, Ein neuer
grünen Farbstoff entwickelnder Bacillus.
700
Winogradtktf, Recherches sur les organis-
mes de la nitrification. 851. 603
Zeidler, Beitrftge zur Kenntniss einiger in
Würze und Bier vorkommenden Bakte-
rien. 10
Fätilnias.
Karhmski, Untersuchungen über die Tem-
peratursteigerung in beerdigten Körper-
theilen. {Orig.) 484
Kottjurm und Kramiki, Ueber die Wir-
kung von Fiulniss- und Tuberkeltozinen
auf Thiere und über ihren Einfluss auf
den Verlauf der Ezperimentaltuberculose.
445
Jjoew, Die chemischen Verbftltnisse des
Bakterienlebens. (Orig,) 659. 690. 782.
757. 789
ßanfeUee, Contributo alla biologia e mor-
fologia dei batterii saprogenl aerobi
e anaerobi. 57
GähruDg.
Adamei», Untersuchungen über Bacillus
lactis viscosus , einen weitverbreiteten
milchwirthsehafUichen Schidling. 698
Bau, Ueber die scheinbare Zunahme des
Deztringehaltes in Bierwürzen während
der Ofthrung, sowie über die Bestimmung
der Dextrose und des Dextrins in ihnen.
99
— , Die Bestimmung von Maltose, Dex-
trose und Dextrin in Bierwürze und
Bier mittelst Reinkulturen von Gfth-
rungs-Organismen. {Orig.) 825
Beyermtk, Verfahren zum Nachweise der
Sftureabsooderung bei Mikrobieu. Mit
1 Figur. {Orig.) 781
Conn, Ueber einen bittere Milch erzeugen-
den Micrococcus. {Orig,) 653
Elion, Die Bestimmung von Maltose, Dex-
trose und Dextrin in Bierwfirze und
Bier mittelst Reinkulturen von Gährungs-
Organismen. {Orig.) 525
Fernbiieh, Sur l'invertine ou sucrase de la
levure. 350
OwnAi, Ueber die Wirkung des Lichts auf
die Essiggihrung. 589
HanMn, Untersuchungen aus der Praxis
der Gährungsindustrie. 98
— , Recherches sur la physioIogie et la
morphologie des ferments alcooliques.
VIIL Sur la germination des spores chez
les Saccharomyces. 663
JlhrgtnMtn, Zur Analyse der obergfthrigen
Hefe in Brauereien und Brennereien
nach Haosen*tt Methode. 602
Johan-OUen, Gjaering og Gjaeringsorganis-
mer. 56
Krämer^ Bakteriologische Untersuchungen
über das „Umschlagen** des Weines. 268
Komauth, Studien Über das Saccharin. 770
Lo€w, Die chemischen Verhältnisse des
Bakterienlebens {Orig,) 659. 690. 722
757. 789
Nencki, Die isomeren Milchsäuren als Er-
kennnngsmittel einzelner Spaltpilzarten.
{Orig.) 304
Popoff, Sur un bacille anaärobic de la fer-
mentation pannaire. 104
Scktoanh&uter, Beitrag zur experimentellen
Untersuchung der Ursache der Gesund-
heitsschädlicbkeit hefetrüber Biere. 100
Bestini, L, und F., Ueber die ammoniaka-
lische Gährung der Harnsäure 880
Bottegni und Bannino, Ueber die Entste-
hung von Schwefelwasserstoff bei der
Alkoholgährung. 540
Tolomeif Einwirkung von Elektrizität auf
die Essiggährung. 539
852
BegUter.
Zeidltr, Beitrige bot Kenntniss einiger
in WQrze und Bier vorkommenden Bak-
terien. 10
Kitrifikaiioii.
Laurent, Exp^rlences snr la r^duetion de«
nitratee par les T^g^taoz- 285
Winogradskifj Becherches aar les organis-
mee de la nitrification. 851. 603
Phosphoresoenz.
Ludioig, Ueber die Pbospborescenz von
Gryllotalpa Tulgaris. {Orig.) 561
Beziehungen der Bakterien und
anderer pflanzlioher Parasiten
zur anbelebten Katar.
Bakterien etc. und Luft.
Oa^^erini, Recberches morpbologiqaes et
biologiqaes aar nn mlcrooi^aniame de
ratmospbire, le Streptothriz Foereteri
Cohn. 59
T^nnkint, Report of tbe inqairy into tbe
etiology of 8ammer Diarrhoea. 610
Bakterien eto. and WaMer.
AdametZf Untersucbongen über Bacillus
lactis viscosus , einen weitverbreiteten
milchwirtbschaftlicben Schftdling. 698
Almguütf Ueber das vermehrte Auftreten
des Darmtyphus an einer Anaabi von
mehr oder minder typhusfreien Orten
nach jahrelangen Zwischenrfiumen. 680
Aubertj Relation d'une ^pid^mie de fi^vre
typhoide qui a s^vi snr le 28* r^giment
d'infanterie et snr la population de la
ville de Bourg, en d^cembre et en jan-
vier 1888—1889. 280
Ciuado y Femandez, Infeccion tuberculosa
por el agua contaminada. 182
Casitdebai, Le badlle d'Eberth-OalTky et
les baciUes pseudo-typhiqnes dans le:»
eanx de riviire. 281
Cetti e Seala, Süll' acqna del Terere. 380
Otttriery Sterllication of water. 711
Drucke Lajcux et Doyen, Elpid^mie de fiivre
typhoide de Pontfaverger. 796
Dionis des Oarr&ret, Des relations de la
fi^vre typhoide avec le bacille d'Bberth
et avec les rariations du nivean de la
nappe d'ean souterraiue. 382
JFinkelnburg, Ueber einen Befund von Ty-
phusbacillen im Brunnenwasser, nebst
Bemerkungen Ober die Sedimentirmethode
der Untersuchung auf pathogene Bakte-
rien in FlOasigkeiUn. (Orig.) 801
OM, Contribution k T^tade des eanx d'AI-
ger. 60^
KturÜHski, Eine Berichtigung. {Orig.) 590
JEote, Zur Kenntniss der Leuchtbaktarien.
(Orig.) 157. 199 229. 258. 311. 34S^
Lagerheim, wm, Zur Kenntniss des Moschus-
pilses, Fusarium aquaednctuum Lager-
heim (äelenosporium aquaeduetunm R&-
benhorst et Radlkofer, Fosiaporiom mo-
schatum Kitasato). Mite Figuren {Orig.)
655
Laureni, Etüde sur la variabilit^ du bacille
rouge de Kiel. 105
Lekmami, Die Methoden der praktischon
Hygiene. eSS-
Loew, Ueber die Giftwirkung des destillir-
ten Wassers. 60T
LorUt et DeepeignM, Recberches snr les
microbes pathog^nes des eaux potable»
dbtribu^es k la ville de Lyon. 607
Lortet, Die pathogenen Bakterien des tiefen
Schlammes im Genfer See. 70^
Nordtmeger, Ueber Wasserfiltration durch
Filter aus gebrannter Infusorienerde.
64^
Prauenit», Kleinere Mittheilungen aur bak-
teriologischen Technik. Mit 2 Abbildun-
gen. t2S-
SoMoireiUi, Ueber einen neuen Mikroorga-
nismus des Wassers, welcher fUr Tbiere
mit verfinderlicher und konstanter Tem-
peratur pathogen ist. Mit 1 lithogra-
phischen Tafel. {Orig,) 198. 22»
8eala e SamfeUee, Azione dell' acido car-
bonico disciolto nelle acque potabili an
alcuni microorganismi patogeni. llO
TUM, Bakteriologische Untersuchung der
Freiburger Leitongswiaser. 881
Vaughan, The examination of drinking-
water with special reference to its relA-
tion to typhoid fever. 832
Vincent, Pr^ence du bacille typhique dan»
Teau de Seine pendant le mois de juillet
1890. 279-
Bakterien eto. and Boden.
Beyeriauk, Künstliche Infektion von Vidsk
Faba mit Bacillus radicieola. Emihmnga-
bedingnngen dieser Bakterie. 45(^
Dowd, A study of tbe hygienic condhioii
of our streets. 76&
BreuJt, Ueber die Pilssymbiose der Legu-
minosen. 62^
KarUntiki, Untersuchungen ttber die Tem-
peratnrsteigerung in beerdigten Kdrper-
theilen. {Orig,) 484
Register.
853
Lttwent, Recherche* snr les nodosit^s ra-
dicales des I^gumineuses. 708
Ma^firedi and jSera/Sni, Ueber das Verhal-
ten von Milsbraud- und Cholerabacillen
in reinem Quars- und reinem Marmor-
boden. 206
Pekelharmg, Ueber Beri-Beri vom Staud-
punkte der Aetiologie und Therapie be-
urtheilt. 581
JSmithj Zar Kenntniss des Hogcholerabacil-
Jus. (Orig.) 258. 807. 839
Somuim, Ueber Aetiologie, Pathogenese und
Prophylaxe des Tetanus. 421
WinagreuUky, Recherches sur les Organis-
men de la nitrification. 351. 603
Bakterien eto. in Nahrungs- und
GeDUssmitteln.
Adamet» , üntersnchnngen Über Bacillus
lactis viscosus , einen weitverbreiteten
milchwirthschamichen Schädling. 698
Almquistf Ueber die Hauptmomente der
Aetiologie des Abdominaltyphus. 794
■Bangf Ist die Milch tnberculöser Kühe vi-
rulent, wenn das Euter nicht ergriffen
ist? 144
Bau, Ueber die scheinbare Zunahme des
Oextringehaltes in Bierwürzen während
der Gährung, sowie über die Bestimmung
der Dextrose und des Dextrins in ihnen.
99
— , Die Bestimmung von Maltose, Dex-
trose und Dextrin in Bierwürze und
Bier mittelst Reinlculturen von Gäh-
rungs-Organismen. (Orig.) 825
Boüinger, Ueber die Inlektionswege des
mberculösen Giftes. 140
CeUi e Scala, SuU' acqua del Tevere.
380
<7ofan, Ueber einen bittere Milch erzeugen-
den Micrococcus. {Orig.) 658
Dtmfne, Ueber das VorJLommen eines rotheu
Öprosspilzes in der Milch und im Käse
und das Auftreten von Darmkatarrh bei
Kindern frühesten Alters durch den Ge-
nuss derartig iufizirter roher oder un-
vollständig gekochter Milch. 270
Dionis des CarrürtB^ D^ relations de la
tiivre typhoide avec le bacille d'Eberth
et avec les variations du niveau de la
uappe d'eau souterraine. 382
JBZton, Die Bestimmung von Maltose, Dex-
trose und Dextrin in Bierwürze und
Bier mittelst Reinkulturen von Gährnugs-
Organismen. (Orig.) 526
^0rn5aM, Sur l'invertine ou sucrase de la
levure. 350
£Hmikdnbutg, Ueber einen Beftind von Ty-
phusbaciileu im Brunnenwasser, nebst
Bemerkungen über die Sedimentirmethode
der Untersuchung auf pathogene Bakte-
rien in Flüssigkeiten. (Orig.) 301
Oiri^ Gontribution k l'ötnde des eaux d'Al-
ger. 609
OiunHf Ueb^r die Wirkung des Lichts auf
die Essiggährung. 589
OuiUebeauy Ein neuer Fall von Cysticercus
der Taenia saginata beim Rind. 240
Hanse»f Untersuchungen aus der Praxis
der Gährungsindustrie. 98
— , Recherches snr la physiologie et la
morphologie des ferments alcooliqnes.
VIII. Sur la germination des spores chez
les Saocbaroroyces. 668
Jörgenten, Zur Analyse der obergährigen
Hefe in Brauereien und Brennereien nach
Hansen's Methode. 602
Johan-OUen, G^aering og Gjaeringsorganis-
mer. 56
KatM, Zur Kenntniss der Leuchtbakterien.
(Orig.) 157. 199. 229. 258. 811. 843.
Kramer, Bakteriologische Untersuchungen
über das ,, Umschlagen** des Weines.
268
hortet et Deapeignt», Recherches sur les
microb'es pathog^nes des eaux potables
distribu^es ä la ville de Lyon. 607
Popoff, Sur un bacille anaSrobic de la fer-
mentation pannaire. 104
Bouer, Note sur un mode de contami*
nation du pain par le Mncor stoloniftsr.
104
Schnirer, Zur Frage nach der Verbreitung
der Tuberkelbacillen ausserhalb des
Körpers. 544
Sduüanhäuser, Beitrag zur experimentelleu
Untersuchung der Ursache der Gesund-
heitssohädlicbkeit hefetrüber Biere. 100
Spüker und Gottetein, Ueber die Vernich-
tung von Mikruorgauismen durch die
Induktionselektricität (Orig.) 77
Tili, Bakteriologische Untersuchung der
Freiburger LeitungswIUser. 881
Tolomei, Einwirkung von Elektrizität auf
die Essiggährung. 539
Vxneent, Pr^sence du bacille typhique dans
l'eau de Seine pendant le mois de juillet
1890. 279
Zeidler, Beiträge zur Kenntniss einiger in
Würze uud Bier vorkommenden Bakte-
rien. 10
Bakterien etc. in GebraaohBgegen-
ständen.
Brtmner, Ueber Catgutinfektion. 549
FowUr, The sterilization of Catgut, witb
a description of a uew simple and effi-
cient methotl. 421
864
Register.
LedanUe^ Origine tellariqne da poison des
flaches des naturels des Nouvelles-H^bri-
des. 286
Van CcU jr., Untersuchungeii fiber das
Vorkommen der Bacillen des malignen
Oedems in der Moschustinktur, iprig.) 303
Bakterien etc. in Wohnungen.
Ohada, (Jeher einen neuen patbogenen B«>
cillus aus Fussbodenstaub. {Orig!) 442
m. Thieriflohe Parasiten.
Anderson and Kthey ^ Erysipheae npon
Phytoptus distortions. 387
Antcli$ei^ Considerazioni intomo alla classi-
ficaaione dei parassiti della malaria. 113
— , L'ematotoo della quartana. 410
— , Suir ematOBoo della tersana. 410
AnioiÜM 6 Anffelmif Note snl cicio bio-
logico deir ematosoo faleiforme. 410
Baumgarten, Jahresbericht Aber die Fort-
schritte in der Lehre von den patboge-
nen Mikroorganismen, umfassend Bakte-
rien, Pilse und Protosoen. V. 606
Bignami, Bicerche suU' anatomia patolo-
gica delle perniciosa. 281
Büot et SabrasiU^ ]£tude »ur las cysticer-
qnes en grappe de Tencäphale et de
la moelle chez Thomme. 626
Blanehard, Pseudo-parasites. 123
BUMQy Zur Kasuistik der subkonjunktiva-
len Cysticerken. 384
BoaSy 1) Hestebremseme. 2) Tillaeg til
min Artikel „En Bremselarye i Hjärnen
hos en Hest 831
Brandei, Zur Frage des Begattungsaktes
bei den entoparasitischen Trematoden.
(Orig.) 264
— , Die Familie der Holostomiden. 416
Brandt, Beitrag sur Malariafrage. 671
Brawit Helminthologische Mittheilungen.
(Orig.) 62
— , lieber Echinorhynchns polymorphus
und filicollis. (Orig.) 376
CdU e Marchiafavay 11 reperto del sangue
nelle febbri malariche invernali. 111
Caronado, El microbio de la malaria ym
evolucion en la sangre de los indozica-
dos. 116
— , Dermatophilus penetrans de los paises
c41idosNigna. 416
Damüewäkyy Ueber die Myoparasiten der
Amphibien und Reptilien. (Orig.) 9
— f La parasitologie comparöe du sang.
I. Mouyelles recherches sur les parasites
du sang* des oiseanz. 1 20
— , Ueber den Polymitus malariae. Mit 6
Abbildungen. (Orig.) 897
— , Ueber die Mikroben der akuten und
chronischen Malariainfektion bei Vögeln.
411
Orasgi und FeUtti, Malariaparasiten in den
Vögeln. (Orig.) 408. 429. 461
OuäUbeaUf Ein neuer Fall von Cysticer-
cus der Taenia saginata beim Rind. 240
— , Ein Fall von Echinococcus multiloca-
laris. 675
Hetmeguy, Formation des spores de la
Gregarine du Lombric. 627
KartuUt, Einiges Ober die Pathogenese der
DysentörieamSben. (Orig,) 366
Kfhug, Der cystische Echinococcus der
Bauchhöhle und seine Eigenthfimlich-
keiten vor, bei und nach der Operation.
12&
KBhn, Neuere Versuche zur Bekämpfung^
der Rflbennematoden. (Orig.) 663. 59S
Labeulbhtef Sur les moyens de reconnaitre
les Cysticerques du Taenia saginata, pro-
duisant la ladrerie du yeau et du boenf,
malgrö leur rapide disparition k l'air
atmosph^rique 241
Langenbuehf Der Leberechinococcus uud
seine Chirurgie. 645
Laveran, De Texamen du sang an point
de Tue de la recherche de l*h^matoioaire
du paludisme. 15
Le DanteCf Recherches sur la digestion in-
tracellulaire che« les protosoaires. 366
— , Recherches sur la digestion intracellu-
laire ches les protosoaires (2« partie). 786>
JAnttowt «Ol», Ueber den Bau und die Ent-
wickelung des Distomnm cylindraceum
Zed. 241
, Ueber die Entwickelnngsgeschicht«
▼on Gordins tolosanus Dig. (Orig.) 760
Jjinian, Notes on Entozoa of marine fishes
of New-England with descriptions of se-
veral new species. 386
Lthmberg, Helminthologische Beobachtun-
gen yon der Westkflste Norwegens.
Theil I. Cestoden. 385
Lominaky, Ueber Symbiose des Echinococ-
cus mit Coccidien. 124
Lukjanow, Grundsfige einer allgemeinen
Pathologie der Zelle. 477
Martin^ Ueber die Krankheitserreger der
Malaria. 15
MonUctUi, Elenco degH elminti studiati a
Wimereuz neila primayera del 1889.
287
— , Note elmintologiche. 28S
— « Di una forma teratologica di Botfario-
cephalus microcephalus. 290
Register.
855
Mwot, Quelques consid^rations sur la d^-
g^n^rescence des cystieerques ladriques
da porc. 239
KenadoviCy Ueber den Eiuflnss der Mala-
riagegend auf den Verlauf der Infektions-
krankheiten. 839
Parona e Perugia^ Intorno ad alcune po-
lystomeae e considerazioni sulla siste-
matica di questa famiglia. 819
PasguaU, Sulla presenza dl larye di ditteri
neir intestino di alcuni febbricitanti di
Massana. 118
Pifard, Psorospermosis. 767
Pintner, Nene Beitrige aar Kenntniss des
Bandwunnkdrpers. 286
— , Nochmals fiber den Begattungsakt der
parasitischen Plathelminthen. Als Er-
widerung an Herrn Brandes. (Orig.)
726
Brandes, Einige . Bemerkungen zu Vor-
stehendem. (Orig.) 730
BaüUetf Les parasites des animaux domes-
tiques au Japon. 123
Boque et Xemotn«, Recherches sur la tozi-
cit^ urinaire dans rimpaludisme. 353
Sapharof^f Malaria an der Transkauka-
sischen Eisenbahn im Jahre 1889- 16
ßagarrOf Un caso de distoma hepÄtico en
el honibre 510
SanU-Rernfff Sur une espice nouvelle de
Polystomien du genre Onchocotyle Dies.
22
Scfdeich , Ein Fall von Cysticercus cel-
lulosae subretinalis nebst Bemerkungen
ttber das Vorkommen des Cysticercus
cellulosae im Aage und seinen Neben-
organen in Württemberg. 384
ß^üätj Ueber die Protozoen- und Cocci-
dienartigen Mikroorganismen in Krebs-
zellen. 285
ßantotdj Notiaie di trematodi della col-
lezione del museo di Pisa. 290
— , Un nuovo Distoma del sotto-genere
Polyorchis Stoss. 29 L
— , Un nuovo Heterakis del Gallns do-
mesticus. 291
Stwüioui, Cytophagus Tritonis. (Orig.) 50
Titqf, Die diagnostische Bedeutung der
Malariaparasiten. 284
Van Benedem, Un Nematode nouyeau d*nn
Galago de la cote de Quinte. > 609
Vierordt, Der mnitilokulfire Echinococcus
der Leber. 20
Vineent^ Sur la pr^sence d'el^ments sem-
blahles auz psorospermies dans T^pithe-
lioma payimenteuz. 383
VoelUihoiw^ Entoyalva mirabilis, eine schma-
rotzende Muschel aus dem Darm einer
Holothurie. 628
Voigts Infektionsyersuche zur Unterschei-
dung von Heterodera radicicola Greeff u.
H. Schachtii Schm. 21
— , Ueber den Eiersack yon Heterodera
Schachtii und H. radicicola. 207
W6Uer»y Die Konjugation und Sporen-
bildung bei Gregarinen. 574
IV. Bakterien und andere Faraaiten als Krankheiteerreger
bei Hensohen und Thieren.
a. Infektiöse Krankheiten im Allgemeinen.
Bäht* und Comä, Ueber Bakterienassocia-
tionen in Krankheiten. 772
Bagtiulffff Ueber Cholera infantum. 542
Baginthy und Stadthagen, Ueber giftige
Produkte saprogener Darmbakterien.
543
Bardj De la d^claration des maladies trans-
missibles et des seryices de d^sinfection
ä Lyon et dans le d4partement du Rhdne.
137
Baumgartenj Jahresbericht über die Fort-
schritte in der Lehre yon den patho-
genen Mikroorganismen, umfassend Bak-
terien, Pilze und Protozoen. V. 605
Behring^ Ueber Desinfektion, Desinfektions-
mittel und Desinfektionsmethoden. 686
Blago9ettehensky, Sur Tantagonisme entre
les bacilles du charbon et ceuz du pus
bleu. 211
Boer, Ueber die Leistungsfähigkeit mehre-
rer chemischer Desinfektionsmittel bei
einigen für den Menschen pathogenen
Bakterien. 552
CampanUy La crisarobina sopra alcuni fer-
menti e sopra alcuni chizomiceti pato-
geni. 82
CanaJiB e Morpurgo, Intorno all' Influenza
del dig^uno sulla disposizione alle ma-
lattie infettiye. 12
Oarf, Ueber die Anwendung der Anilin-
farbstoffe als Antiseptika. 888
Chabarid, Aniseptique gazeuse, son action
sur la bact^rie pyogine de l'infection
urinaire. 137
Ourrier, Sterilisation of water. 711
Datrd, A study of the hygienic condition
of our streets. 762
856
Register.
Eutmbtrg^ Bakteriologische Diagnostilc.
8. Aafl. 677
beider, EHahrnngen über die bakterien-
tSdtende Wirkung der Anilinfarben. 1 34
i^biobr, The Sterilisation of Catgat, with
a descriptioB of a new simple, and effi-
cient method. 421
JnnmemkelvL, Fftiffw^ Mikrophotographieeber
Atlas der Bakterienknnde. S04
OlMmr^ Beitrag snrAnfkliürang des Wesens
der sogen. Prädisposition durch Impf-
▼ersnche mit Staphylokokken. S48
OtUemnoAi, De la pyoctanine et de la
benso-phänon^ide. 388
Oamaieia and Ckarrm, Ueber die anti-
phlogistischen Wirknngen. 688
Oärrd nnd Tni(f4, Chimrgische und bakte-
riplogisehe Erfahrungen über das Pyokta-
nin. 134
OibieTf Wasserstoffsuperoxyd und Oson.
888
OcUm, VOM der, Anilin als Antiseptkum.
887
Ortmdmf Peroxide of hydrogen in gyne-
cology and in obstetrics. 769
Oünther, Einführung in das Stadium der
Bakteriologie mit besonderer Berück-
sichtigung der mikroskopischen Technik.
11
Report on the conflict between the
organism and the miorobe. 820
— , Ueber den schütsenden Eiweisskdrper
der Ratte. (Orig.) 886. 372
Heider^ Ueber die Wirksamkeit von Des-
infektionsmitteln bei höherer Tempe-
ratur. (Orig.) 221
Hekumarmf Bakteriological examination as
an aid to dinical diagnosis. 787
Heutton and Ti$chbomey A non-poisonoos,
non-irritatiye, antiseptic dressing. 887
Hueppe, Bemerkungen su Petnuchky's
Mittheilung in Mo. 12 d. Zeitschrift über
den Verlauf der Phagocytenkontroverse.
29
Jaequemart, Les Ptomai'nes. Histoire et
caract^res chimiques. 107
Jatinikij Pyoktanin in der Chirurgie. 387
Kia$iowikyf Zur Frage über die antibak-
teriellen Eigenschaften des Magensaftes.
420
KcUmafm^ Ueber Pseudomikroben des nor-
malen und pathologischen Blutes. 839
Koitßarin und Krainalny Ueber die Wirkung
von Fftulniss- und Tuberkeltoxinen auf
Thiere nnd Über ihren Einflnss auf den
Verlauf der Experimentaltuberculose.
445
Lehmann^ Die Methoden der praktischen
Hygiene. 633
jLeo, Diagnostik der Krankheiten der Ver-
dauungsorgane . 622
Leubuiokery Einfluss von Verdauungase-
kreten auf Bakterien 244
LUbr^ieh, Das MethyWiolett (Pyoktanin).
136
Lo^^er^ Neuere Arbeiten über Immunisi-
rungs- bezw. Heilnngsversuche bei Tbie-
ren gegenüber der Infektion mit Milz-
brand-| Tetanus- und Diphtherie- Bacillen.
25
Loeto, Die chemischen Verhältnisse des
Bakterienlebens. {Orig.) 659. 690. 722.
757. 789
Lortet et Dßtp^igne», Recherches sur les
microbes pathogbnes des eaux potables
distribu^es k la ville de Lyon. 607
— , Die pathogenen Bakterien des tiefen
Schlammes im Genfer See. 709
JAibiirtchf Ueber die Ursachen der Im-
munität. 31
— f Untersuchungen über die Ursachen der
angeborenen und erworbenen Immunität.
512
Luff Report on the relation of tbe pto-
mains or animal alkaloids to 8<raie of
the infections ferers. 665
LuhjanaiOf GrundsQge einer allgemeinen
Pathologie der Zelle. 477
Mikrotherapie , die Behandlung der Er-
krankungen des Menschen mit Alkaloiden,
645
NenadaviCf Ueber den Einfluss der Mala-
i'iiLgegoud auf den Verlauf der Infektions-
krankheiten. 889
Nordtmeyer, Ueber Wasserfiltration durch
Filter ans gebrannter Infusorienerde.
644
OgeUa, Ueber die bakterienfeindliche Sab-
stans des Blutes. {Orig.) 597
Omeltsehenko y Ueber die Wirkung der
Dämpfe ätherischer Oele auf die Abdo-
minaltyphns-, Tuberkel- und Milibrand-
bacillen. Mit 2 Abbildungen. (Orig.)
813
Ainjtntf Bakteriologische Studien über den
Auswurf. 566
Psjnitt, Sul potere antbettico del salolo. 7 70
Fsterun, Ueber die antibakterielle Wirkung
der Anilinfarben (PyokUnin Merk*8). 134
Pttnuekky, Der Verlauf der Phagocyten-
Kontroverse. 29
— , Entgegnung auf F. Hueppe's „Bemer-
kungen u. s. w.^* in No. 13 d. Zettschr.
29
Ihitaüx, Etüde exp4rimentale sur le r51e
attribne aox cellules lymphatiques dans
la protection de Torganisme contre l'ln-
vasion du baeillus anthracis et dans le
möcanisme de rimmunttä acqaise. 209
PodkidMhfft Untersuchung der Mikroben der
Mundhöhle von Erwachsenen und Kin-
dern im gesunden Znstand. €17
Register.
857
Bern, Zur Asepsw bei Laparatomieeo. 648
Bnimafm und 8eh9nauer, Zur Ichthyolbe-
bandlnng von Fraaenkrankheiten. 643
SuieMkoy Beitrfige zur Patbogeoese eitriger
PaerperalerkrankuDgen und insbeaondere
soicber Peritonitiden. 669
Et^cTy A report on tbe destruction of
microorganisms during tbe process of
ioflammation. 740
8ana<mtj Beobacbtangen and Erfabrangen
Ober die pbarmakologiscben and the-
rapeatisehen Wirkungen der Enpborine.
642
Setfdel, lieber Wundsterilisirung. 688
Smithj Observations on tbe variability of
disease germs. 606
Aem, Ueber die Wirkung des menscb-
lichen Blutes und anderer Körperflüssig-
keiten aaf patbogene Mikroorganismen.
132
TnueheTf Bettrige zur Desinfektion mit
Wasserdampf. 639
THla, Bakteriologiscbe Untersuchung der
Freibarger Leitungswasser. 881
TVta, Sal modo di comportarsi del tessuto
muscolare in alcune infesioni. 640
VaJude, Ueber den antiseptiscben Werth
der Anilinfarben. 711
Wagner, Zur Lebre von der Bedeutung der
Temperatur bei den Infektionskrankbei-
ten. 822
Wahharj Ueber den Einfluss Ton kQnst-
licbem Fieber auf die mit Fraenkel-
Weichselbaom'sehen Pneumoniemikrobien
infizirten Tbiere. 178
b* Einzelne duroh Bakterien und andere Parasiten hervorgerufene
Krankheiten.
Absoesse. Beri-Beri.
Enjtk, Oas perforirende Gesehwfir der
Nasenscheidewand. 116
Veiüon et Jayle, Pr^sence du Bacterium
coli commune dans un abec^s dysent4-
rique du foie. 382
Achorion.
£tuquet<f Etüde morpbologique d'une forme
d'Achorion : L' Achorion Arloini, Cham-
pignon du favus de la souris. 673
Aktinomykose.
Barne», v., Ueber neun Fälle der mensch-
liehen Aktinomykose. 797
Barth, Ueber Baucbaktinomykose. 673
Boatroem, Untersuchungen über die Akti-
nomykose des Menseben. 570
I^otapopoß und Hammer, Ein Beitrag
zur Kenntniss der Actinomyceskulturen.
63
^hneidemühl, Ueber Strahlenpilaerkran-
kongen bei Mensch und Thier. 544
ßchreyer, Zwei Fftlle von Aktinomykose
der Bauchdecken. 61
Alopecia,
Vaiüard et Vincent, Sur une Pseudopelade
de nature microbienue. 118
Arthritis blennorrhoica.
IktUschmann, Arthritis blennorrhoica. 119
Takeüiaring, Ueber Beri-Beri vom Stand-
punkte der Aetiologie und Therapie be-
urtheilt. 581
Blennorrhoe.
Schmidt- Rimpler, Bemerkungen zur Aetio-
logie und Therapie der Blennorhoea
neonatorum. 20
Bright^sche Krankheit.
Manaberg, Zur Aetiologie des Morbus
Brightii acutus nebst Bemerkungen über
experimentelle, bakteridsche Endocardi-
tis. 444
Moiler, Die Behandlung des chronischen
Morbus Brightii. 486
Ghalazion.
Tatigl, Ueber die Aetiologie des Chalazion.
275
Cholera.
Boer, Ueber die Leistungsflihigkeit mehre-
rer chemischer Desinfektionsmittel bei
einigen für den Menschen pathogenen
Bakterien. 552
Bruce, Bemerkung Über die Virulenzsteige-
rung des Cholerayibrio. (Orig,) 786
Cunningham, On some species of Choleraic
Comma Bacilli occurring in Calcutta. 763
Currier, Sterilisation of water. 711
Draenkel und Pfe^er, Mikrophotographie
858
Register.
scher Atlas der Bakterienkunde. Lief.
9, 10. 507
G^mal^a, Ueber die Resistenz der Kanin-
eben gegenüber den Cholerabakterien.
807
OHner, Wasserstoffsuperoxyd und Oson.
838
Kaupe^ Untersuchungen über die Lebens-
dauer der Cholerabacillen im mensch-
lichen Koth. 609
Leubtuchetf Eicfluss von Verdauungssekre-
ten auf Bakterien. 244
Man^tdi und Serc^ni, Ueber das Verhal-
ten von Milzbrand- und Cholerabacillen
in reinem Quarz- und reinem Marmor-
boden. 206
Pajm2i^ Sul potere antisettico del salolo. 770
Badtx e San/elice^ Azione dell' acido car-
bonico disciolto nelle acque potabili su
alcuni microorganismi patogeni. 110
Stern , Ueber die Wirkung des mensch-
lichen Blutes und anderer Körperflftssig-
keiten auf pathogene Mikroorganismen.
132
Thomoty Etüde sur la valeur d^sinfectante
de Tacide sulfurenx. 328
Cholera infaniam.
Baginthy, Ueber Cholera infantum. 542
Ghorditis.
BandUr^ Ueber die Beziehungen der Chor-
ditis vocalis inferior hypertrophica (Ger-
hardt) zu dem Rhinosklerom (Bebra).
800
Coryza.
PaBquate^ Ulteriori ricerche sugli strepto-
cocchi delle mucose e contribnto dell'
etiologia della corizza. 117
SeftroetteTy v.y und Wmklery Beitrag zur
Pathologie der Coryza. 801
Group.
BnumeTf Zur Behandlung von Diphtherie
und Croup. 138
Cystitis.
Jjunditrömy Die Zersetzung von Harnstoff
durch Mikroben und deren Beziehungen
zur Cystitis. 672
Darmkatarrh.
JDemmey Ueber das Vorkommen eines
rothen Sprosspilzes in der Milch und im
K&S6 und das Auftreten von Darmkatarrh
bei Kindern frühesten Alters durch den
Qenuss derartig inflsirter roher oder un-
vollständig gekochter Milch. 270
Dengue.
KattuUsy Einiges über das angebliche Ver-
hfiltniss der Influenza zum Dengue -Fieber.
176
MiUheüunffem über die in Berlin herrschende
Influenzaepidemie. 175
*
Dermatitis.
KolUngeTj Dermatitis gangraenosa. 616
Diphtherie.
Andreey Das Resorcin bei Diphtheritis. 138
Babe$f Untersuchungen Über den Diphthe-
riebacillus und die experimentelle Diph-
therie. 446
Babti und Comü, Ueber Bakterienassocia-
tionen in Krankheiten. 772
Behring, Untersuchungen über das Zu-
standekommen der Diphtherie-Immunitfit
bei Thieren. 71
Behring und Kitasato, Ueber das Zustande-
kommen der Diphtherie-Immunit&t und
der Tetanus-Immunitfit bei Thieren. 88
Boerj Ueber die Leistungsfähigkeit mehre-
rer chemischer Desinfektionsmittel bei
einigen für den Menschen pathogenen
Bakterien. 55S
Brieger und Fraenkd, Ueber Immmunisi-
rungsversuche bei Diphtherie. 70
J?rat0R, Diphtheria of the meatus urinarius.
763
BruntuTf Zur Behandlung von Diphtherie
und Croup. 138
Ji^errdn, Nota sobre la vacunaciön contra
el envenenamiento dift^rico agndo expe-
rimental presentada k la Real Academia
de Medicina de Barcelona en Abril de
1890. 835
J^^iienkel und Pfeifer, Mikrophotogrsphi-
scher Atlas der Bakterienkuude. 204
Outnon, Des conditions de propagation de
la dipht^rie. 449
Loefjfterj Neuere Arbeiten über Immunisi-
rungs- bezw. Heilungsversuche bei Thie-
ren gegenüber der Infektion mit Milz-
brand-, Tetanus- und Diphtherie- Bacillen.
25. 68
Pisarzeioeki , Ein Fall von Diphtheritis,
komplizirt durch Erysipelas. 544
Thoinot, ätude sur la valeur d^sinfectante
do Tacide sulfureux. 323
Register.
859
DrüsenenizündaDg.
Scna et Lawnou^ Snr un cm d'ad^nie in-
fectiease dae «a staphylococcus pyogenes
aareus. 354
Dysenterie.
KartulUf Einiges über die Pathogenese der
Dysenterieamöben. {Orig.) 365
Veüion et JayU, Pr^sence du bacteriam
coli commune dans un absc&s dysent^-
rique du foie. 882
microorganisms during the process of
inflammation. 740
TVüi, Sul modo di comportarsi del tessuto
muscolare in alcune infezioni. 640
VeiUon et Jayle^ Pr^ence du bacterium
coli commune dans un absc^s dysent^-
rique du foie. 382
Eklampsie.
Favre^ Vorläufige Hittheilnng Über eine
bakteriolog.-ezperiment. Untersuchung
zur Frage der Puerperaleklampsie. 735
Eiierang und Entzündung.
Brunner f Ueber Catgutinfektion. 549
Buekner^ Die chemische Reiibarkeit der
Leukocyten und deren Besiehung lur
Entanndung und Eiterung. 416
— , Die Bakterienproteine und deren Be-
siehuDg lur Entzündung und Eiterung.
666
EütUberg^ Nachweis von Eiterkokken im
Blute als diagnostisches Hilfsmittel.
834
FmbUtj Erfahrungen über die bakterien-
tödtende Wirkung der Anilinfarben. 134
Oärtner, Beitrag zur Aufklärung des We-
sens der sogen. Prftdisposition durch
Impfversuche mit Staphylokokken. 243
Oarri und Trqfe, Chirurgische und bakte-
riologische Erfahrungen über das Pyok-
tanin. 1 34
Oestardf Des races du bacille pyocyanique.
541
CfHbtrt et GUrode^ Contribution k l'^tude bac-
t^riologique des voies biliaires. 413
Haegler, Zur pyogenen Eigenschaft von
Pneumococcus Fraenkel-Weichselbaum,
276
RopUkj The etiology of Empyema in chil-
dren. 285
LemOre, De la suppuration aseptique chez
le lapin. 485
Lewin^ Zur Pathologie der akuten bakte-
riellen Entzündungen. 268
HoUtTy Die Behandlung der Empyeme.
642
PapuUf Sul potere antisettico del salolo. 770
IVochoumiek und Bpaethj Ueber die keim-
tödtende Wirkung des galvanischen Stro-
mes. 324
Raymond^ Sur les propriöt^s pyogönes du
bacille d'Eberth (ä propos d*un cas de
fi^vre typhoide compliqu^e d*un abcfes de
la paroi abdominale et de dölire aigu).
829
Boux et LannoiSf Sur un cas d'ad^nie in-
fectieuse due an staphylococcus pyogenes
aureus. 354
BufcTy A report on the destruction of
Empyem.
Koplik^ The etiology of Empyema in chil-
dren. 285
MosleTf Die Behandlung des Empyema.
642
Erysipel.
Lekmbedier, Zur Behandlung des Gesichts-
rothlaufs. 889
Piaarsietoikif Ein Fall von Diphtheritis,
komplizirt durch Erysipelas. 644
Boger f Propri^t^s bact^ricides du serum
pour le streptocoque de I'örysip^le. 805
Freitchen seuche.
Otmeva^ Ueber die Bakterien der hämor-
rhagischen Septikämie (Hueppe), Uog-
Cholera (Salmon), Swineplague (Billings),
Swinepest (Seiander), amerik. Rinder-
seuche (Billings), Büffelseuche (Oreste-
Armanni), Marseile*sche Schweineseuche
( Jobert, Rietsch) , Frettchenseuche
(Eberth). (Orig.) 657
Oallenblasenentztindung.
Gilbert et CHrodt^ Contribution ä I'i^tude
bacteriologique des voies biliaires. 413
Gangrän.
TenMuiZ, Note sur les rapports de la sep-
tic^mie gangr^neuse et du t^tanos, pour
servir ä T^tude des associations micro-
biennes virulentes. 60
Oeflügeltuberoulose.
Cotermovt et Dor^ De la vaccination contre
la tuberculose aviaire. 140
Gelbfieber.
Oibierf Wasserstoffsuperoxyd und Ozon. 838
860
Register.
San Martm^ lovestigaciones espectroscöpicas
sobre U sangre, bil» y orina en la fiebre
awarila. 1 7
JStembergy Dr. Preire's protective inocula-
tion-facts versus Agares. 805
Gonorrhöe.
Deutsehmannf Arthritis blennorrhoica. 119
Beüzmamny Bacteriological examination as
an aid to clinical diagnosis. 787
JatUusohrif Ueber die Gonorrhoe der para-
nrethralen and präputialen Gftnge. 799
KraUer, Ueber die Verwerthbarlieit des
Gonokokkenbefandes für die gerichtliche
Medicin. 741
Levif Sal valore etiologico del gonococco
di Neisser nella blenorrhagia. 880
Neister, Ueber die Mftngel der zar Zeit
üblichen Prostituirtenantersachung. 640
ProchownitA, Die Behandlung des frischen
Trippers beim Weibe mit dem konstan-
ten Strom. 3S(4
Jhroehownidi and Bpaetk, Ueber die keim-
tödtende Wirkung des galyanischen
Stromes. 324
Sehmidt-JRimplär, Bemerkungen sur Aetiolo-
gie und Therapie der Blennorrhoea neo-
natorum. 20
SchröUer, von und WinkUr, Ueber Rein-
kulturen der Gonokokken. 679
Orouse Diseaae.
ÄUm^ Ein weiterer Beitrag sur Kenntniss
der Aetiologie der Grouse Disease.
{Orig.) 47
Hämoglobinurie des Bindes.
BabeSj Ueber die seuchenhafte Hftmofirlo-
binurie des Rindes. 774
Hämorrhagie.
£ab€8y Ueber Bacillen der hämorrhagischen
Infektion des Menschen. {Orig.) 719.752
Hog Cholera.
Burud-IlBdemj Bemerkungen über ),Wild-
und Schweineseuche'*. (Orig.) 787
, Untersuchungen über einige seuchen-
artige Erkrankungen der Schweine. 808
C'ansva, Ueber die Bakterien der hämor-
rhagischen Septikämie (Hueppe), Hog-
Cholera (Salmon), Swinepiague (Billings),
Swinepest (Seiander), amerikan. Rinder-
seuche (Billings), Büffblsenche (Oreste-
Armanni), Marseille*sche Schweineseuche
(Jobert, Rietsch), Prettchenseache (Eb-
erth). (Orig.) 557
Novgj The tozic products of the baeillns
of hogcholera. 889
8ckiceinMt»y «., A preliminary study of the
ptoma'ines from the culture-liqnlds of
the Hog-cholera germ. 80a
Smühj Zur Kenntniss des Hoch-choleraba-
cillus. (Orig.) 258 807. 339
— , Observations on the variability of di-
sease germs. 606
Hühnercholera.
Karlinäki, Untersuchungen über die Tem-
peratarsteigerung in beerdigten Körper-
theilen. {Orig.) 434
Inflaenza.
Bein, Bakteriologische Untersuchungen
über Influenza. 171
FischU, Eine bakteriologisch-experimentelle
Studie über Influensa. 611
traeniktl, Ueber Erkrankungen der oberen
Luftwege im Gefolge der Influensa. 173.
Ii)r<uery On the occurrence of the Pnea-
mocoecus in the Sputum from a case of
Influensa. 177
Karhdiaj Einiges über das angebliche Ver-
hältniss der Influensa zum Dengue«
Pieber. 17e
KtrchneTy Bakteriologische Untersuchungen
über Influenza. 615
Mtttheilungen über die in Berlin herrschende
Influenzaepidemie. 175
Natafuon, Ein Pall yon Influensa mit
Pleuropneumonie und doppelseitiger Iri-
dochorioiditis embolica. 177
ßirenaj Sulla Influensa. 174
Vogl, Mittheilungen über die Beziehungen
der Influensa zu den Athmungsorganen.
172
Iridochorioiditis.
Natanson, Ein Pall von Influensa mit
Pleuropneumonie und doppelseitiger tri*
dochorioiditis embolica. 177
Kenohhusten.
Haushalteri Trois cas d'infection par le
staphylocoque dor4 dans le cours de In
coqueluche.
r
Regiatar.
861
Krankheit der Wollsoriirer.
L(ydg€ FSUf La maladie des triears de
laioe (charboD broncho -palmonaire). 807
Krebs*
KUb»f Ueber das Wesen und die Erken-
nung der Carcinombildung. 14
Schutt^ Ueber die Protozoen- und Cocci-
dienartigen Mikroorganismen in Krebs-
sellen. 285
— , Mikroskopische Carcinombefun de nebst
fttiologischen und praktisch verwendbaren
diagnostischen Ausblicken. 702
Trumpp^ Ueber saprophyte Schimmelpilze
im Brustkrebs. 701
Vmeentj Sur la pr^sence d'^l^ments sem-
blables auz psorospermies dans T^pithe-
lioma pavimentenz. 883
Lepra.
Babe$ et Äalmdiro, Sur la r^action pro-
duite par le rem^de de Koch che« les
Upreuz. 246
Campana, Un bacillo simile al bacillo le-
proso sviluppatosi in tentativi di col-
tura di tessuti con lepra tubereolare.
788
CoümSf Note on the Leprosy revival. 767
Fraenk^ und iye\fer, Mikrophotographi-
scher Atlas der Bakterienknnde. 204
HiekSf I«eprosy in the republic Columbia,
South America. 279
Lima und HaveBnirgf Hospital dos Laiaros.
287
Moore j Cause of Leprosy. 767
Poupmdde Valenei^ Is Leprosy eontagious?
767
Bam»n y Cq/oZ, Sobre las c^lulas gigantes
de la lepra y sus relaciones con las
colonias del bacilo leproso. 286
iSavos, Ein Fall von Lepra anaesthetica.
(Orig.) 826
Lungenseuche.
Arttee et Loity
Australie.
Les maladies du b^tail en
801
Lnpos.
Lloyd and Stdwagony Preliminary notes on
a case of Lupus vulgaris treated by in-
jections of Koch's lymph. 464
M äasesepiikämie.
Bai/eUee, Contribnto alla fislopatologia del
midollo delle ossa. 288
IL. Bd.
Malaria.
AfilaUaei^ Considerasioni intorno alla
classificaiione dei parassiti della malaria.
118
— , L'ematosoo della quartana. 410
— , Suir ematosoo della terzana. 410
AniolUei e Angeüni, Note sul ciclo biolo-
gico deir ematozoo falciforme. 410
Baker, Malaria and the causation of inter-
mittent fever. ^ 283
Bigtiamif Ricerche sull' anatomia patolo-
gica delle pemiciose. 281
Bramdt, Beitrag sur Malariafrage. 671
Celli e Marehiafava, II reperto del sangue
nelle febbri malariche invernali. 111
CoronadOf El microbio de la malaria ym
evolucion en la sangre de los indozi-
eados. 116
Damüeieskjf, Ueber den Polymitus malariae.
Mit 6 Abbildungen. (Orig.) 897
— , Ueber die Mikroben der akuten und
chronischen Malariainfektion bei Vögeln.
411
Oraeti und FeUtti, Malariaparasiten in den
Vögeln. {Orig.) 408. 429. 461
Laiteranf De l'ezamen du sang au point
de vue de la recherehe de l*himatosoaire
du paludisme. 16
Nartinf Ueber die Krankheitserreger der
Malaria. 16
NenadoviCf Ueber den Einfluss der Mala-
riagegend auf den Verlauf der Infektions-
krankheiten. 839
Bogue et Lemoine^ Recherches sur la tozicitä
nrinaire dans Timpalndisme. 863
Saeharoßf Malaria an der Transkaukasischen
Eisenbahn im Jahre 1889. 16
Titoßy Die diagnostisehe Bedeutung der
Malariaparasiten. 284
Malignes Oedem.
Thoinotj Etüde sur la valeur d^sinfectante
de l'acide sulfureuz. 823
Van CoU jr., Untersuchungen Qber das
Vorkommen der Bacillen des malignen
Oedems in der Moschustinktur. (Orig.)
308
Vemeyüf Note sur les rapports de la sep-
tic^mie gangr4neuse et du t^tanos, pour
servir k T^tude des associations micro-
biennes virulentes. 60
Massanafieber.
BuquaUf Sulla presensa di larve di ditteri
neir intestino di alcuni febbricitanti di
Massaua. 118
56
862
Register.
Meningitis.
Foäy Zur Biologie des Diploeoccus lanceo-
latas. 807
Hanot et Luasety Note sur le purpura k
streptocoqnes aa coars de la mdningite
c^röbro-spinale streptococcienne. Trans-
mission da parpara de la m^re au foe-
tas. 509
Metastaiische Ophthalmie.
VotsiuSf Ein Fall von einseitiger metasta-
tischer Ophthalmie im Puerperium, be-
dingt durch« Streptokokkenembolie. S07
Milzbrand.
Bairdack, Recherches sur la fonctiou de la
rate dans les maladies infectieuses. 482
Behring, lieber Desinfektion, Desinfek-
tionsmittel und Desinfektionsmetboden.
636
BlagovestehenAffj Sur l'antagonisme entre
les bacilles du charbon et ceux du pus
bleu. 211
BooTf Ueber die Leistungsfilhigkeit mehre-
rer chemischer Desinfektionsmittel bei
einigen fBr den Mensehen pathogenen
Bakterien. 668
Bntce et Zotr, Les maladies du b^tail en
Australie. 801
Oanalü e MorpttrgOy Intomo all' Influenza
del dig^uno sulla disposizione alle ma-
lattie infettire. 13
Fisehel, Untersuchungen fiber die Milz-
brandinfektion bei Frdschen und KrSten.
483
iSonMn, Ueber den schützenden Eiweiss-
körper der Ratte. {Orig.) 836. 872.
— , Report on the conflict between the or-
ganbm and the microbe. 820
HeideTf Ueber die Wirksamkeit von Des-
infektionsmitteln bei hSherer Temperatur.
{Orig.) 221
Hueppe^ Bemerkungen zu Petruscbky's
Mittheilung in No. 12 d. Zeitschrift über
den Verlauf der Phagocytencontroverse.
29
Jaechi, Vier FftUe von Milzbrand beim
Menschen. 205
KarUnAiy Untersuchungen Über die Tem-
peratursteigerung in beerdigten KSrper-
theilen. {Orig,) 434
LeubuteheTj Einfluss von Verdauungssekre-
ten auf Bakterien. 244
Lewüif Zur Pathologie der akuten bakte-
riellen Entzündungen. 268
Lodge IHa, La maladie des trieurs de
laine (charbon broncho-pulmonaire). 207
Loeffler, Neuere Arbeiten Über Immuulsi-
rungs- bezw. Heilungsversuche bei Thie-
ren gegenüber der Infektion mit Milz-
brand-, Tetanus- und Diphtheriebacillen.
26
Lubarsehy Untersuchungen über die Ur-
sachen der angeborenen und erworbenen
Immunität. 512
— , Ueber die Ursachen der Immunität.
31
Mahn, Sur la virulence de la bact^ridie
charbonneuse apr&s passage chez le chien
et chez le lapin vaccin^. 210
Manjredi und Serafim^ Ueber das Verhal-
ten TOD Milzbrand- und Cholerabacillen
in reinem Quarz- und reinem Marmor-
boden. 206
MeUchmkoff, Contribution k l'^tude de la
vaccination charbonneuse. 738
Ogata, Ueber die bakterienfeindliche Sub-
stanz des Blutes. (Orig.) 597
OmeU8eh€nJeOy Ueber die Wirkung der
Dämpfe ätherischer Oele auf die Abdo-
minaltyphus-, Tuberkel- und Milzbrand-
bacillen. Mit 2 Abbildnogen. {Orig.)
813
Oabcmiy Die Sporenbildung des Milzbrand-
bacillus auf Nährböden von verschiede-
nem Gehalt an Nährstoffen. 205
Petruschhyy Entgegnung auf F. Hneppe's
„Bemerkungen u. s. w.** in No. 13 d.
ZeiUchrift. 29
Pdruschkg, Der Verlauf der Phagocyten-
Controverse. 29
PhiaaliXy Etüde exp^rimentale sur le r6le
attribuä aux cellules lymphatiques dans
la protection de Torganisme contre l'in-
vasion du bacillus anthracis et dans le
möcanisme de IMmmunit^ acquise. 209
iVo«Aoi0mdb und Spasthj Ueber die keim-
tSdtende Wirkung des galvanischen Stro-
mes. 324
SanareBi, Die Ursachen der natürlichen
Immunität gegen den Milzbrand. {Orig.)
467. 497. 588.
— , Ueber einen neuen Mikroorganisnaus
des Wassers, welcher für Thiere mit
veränderlicher und konstanter Tempe-
ratur pathogen ist. Mit 1 lithograplii-
schen Tafel. (Orig.) 193
SanfeUeef Contributo alla fisiopatologia del
midollo delle ossa. 238
StußUchenkOt Zur Frage über die Immuni-
tät gegen Milzbrand. {Orig.) 473. 493.
528
Scala e SanftUeey Azione dell' acido car-
bonico disciolto nelle acque potabili sn
alcuni microoganismi patogeni. 110
jSKem, Ueber die Wirkung des mensch-
lichen Blutes und anderer KGrperflfissIg-
keiten auf pathogene Mikroorganismen.
138
Thoinßtf Etüde sur la valeur d^infectante
de Tacide sulfureux. 323
Begiator.
863
Triat Sal modo di comportarsi del tessuto
mascolare in alcune inrexioni. 540
Wagner, Zur Lehre yon der Bedeutung der
Temperatur bei den Infektionskrank-
heiten. 822
MolluBcmn.
Piffard, Pttorospermotiis. 767
Myoosis.
Rom, VorläuOge Mittheilung über einige
FSlIe von Mycosis im Menschea. ifirig.)
504
Nephromycosifl.
Ro»9, Vorläufige Mittheilung über einige
FfiUe von Mycosis im Menschen. (Orig.)
504
Osteomyelitis.
Qibier, Wasserstoffsuperoxyd und Oson.
838
Otitis.
Zaufal, Ueber die Beziehungen der Mikro-
organismen SU der akuten (primären)
Mittelohrentzündung und ihren Kompli-
kationen und der chronischen Mittelohr-
entzündung und ihren Komplikationen.
326. 357
Fanophthalmie.
Poplawaika, Zur Aetiologie der PanOphthal-
mie nach Verletzung durch Fremdkörper.
119
Parotitis.
Duplay, Parotide k pneumocoques. 354
Peritonitis.
Rubetka, Beiträge zur Pathogenese eitriger
Puerperalerkrankungeu und insbesondere
solcher Peritonitiden. 569
Pleuritis.
Loriga e Pensuti, Pleurite da bacillo del
tifo. 797
Pneumonie.
BanU, Suir etiologia delle pneumoniti
acute. 179
Bantif Sopra alcune localizzazioni extra-
pulmonari del diplococco lanoeolato cap-
sulato. 875
Beuif Bakteriologische Untersuchungen über
Influenza. 171
Duplafff Parotide k pneumocoques. 354
Fisehelf £ine bakteriologisch- experimentelle
Studie über Influenza. 611
Foä, Zur Biologie des Diplococcus lanceo-
latus. 806
Foä e Garbone, Sulla immunitä verso 11 di-
plococco pneumonico. 768
Freiter, On the occurrence of the Pneu-
mococcus in the Sputum from a case of
Influenza. 177
HaegUr, Zur pyogenen Eigenschaft von
Pneumococcus Fraenkel-Weichselbaum.
875
SaushaÜeTf Trois cas d*infection par le
staphylocoque dorä dans le conrs de la
coquelnche. 888
SarUniki, Untersuchungen Über die Tem-
peratursteigerung in beerdigten Körper-
theilen. (Orig,) 434
Koplik, The etiology of Empyema in chil-
dren. 885
Lubarteh und Tauisui, Ein Fall von sep-
tischer Pneumonie beim Neugeborenen,
verursacht durch den Bacillus enteridis
(Gaertner). 670
Mitteilungen über die in Berlin herrschende
Influenzaepidemie. 175
Müller, Beobachtungen und Erfahrungen
über Pneumonia crouposa. 181
NtUamon, Ein Fall von Influenza mit
Pleuropneumonie und doppelseitiger Iri-
dochorio'iditis embolica. 177
Pänetni, Bakteriologische Studien über den
Auswurf. 566
Pemiee e Alessi, Sulla diffusione neir or-
ganismo del pneumoeocco di Fraen-
kel nella pneumonite crupale. 188
WaJUr, Ueber den Einfluss von künst-
lichem Fieber auf die mit Fraenkel-
Weichselbaum'schenPneumoniemikrohien
infizirten Thiere. 178
2ktufal, Ueber die Beziehungen der Mikro-
organismen au der akuten (primären)
Mittelohrenentzündung und ihren Kompli-
kationen und der chronischn Mittelohr-
entzündung und ihren Komplikationen.
886
Pnenmonomycosis.
Bot», Vorläufige Mittheilung, über einige
Fälle von Mycosis im Menschen. (Orig.)
504
Pocken.
Etemod et Hacciert, Note sur des recher-
ches concemant la variolo- Vaccine. 518
66»
864
Register.
ßUcheTy Ütber VarioU and Vaccine und
ZUcbtang der Variola-Vaccine-Lymphe.
639
O^tmehtTf Vaccine gin^ralis^ suivie de
mort 769
ßtraut, Chambon eiMinard^ Recberchei ezp^-
rimentales aar la Yaccine chei le veaa.
516
Fseadoleakämie.
Baux et LannoU^ Sar un cas d'addnie in-
fectiense dne an Staphylococcos pyogenes
anreus. 354
pBeudotuberoulose.
Ohantemetie, Eine mykotische Pseudotuber-
calose. 775
EppmgeTf lieber eine patbogene Cladothrix
und eine darcb sie herTorgerufene Pseu-
dotaberculosis (cladotfarichica). 274
Orandier, et Ledrotas-Lebard^ La taberca-
iose Boogldique. 873
Psoroipermose.
Pifard, Psorospermosis. 767
Faerpemlkrankheiten.
Äritmi^, lieber die mikro- und bakterio-
skopiscbe Untersuchung der Lochien.
414
Faore , Vori&ofige Mittheilung über eine
bakteriolog. - experiment Untersuchung
aar Frage der Puerperaleklampsie. 785
OlOekner und JTeZZfr, Ein Beitrag sur Asep-
sis in der Gebnrtshälfe. S66
HahUf Zur Leichendiagnose der septischen
und pyämbchen Prosesse. 700
Rubeaka, Beiträge sur Pathogenese eitriger
PuerperaleriEranknngen und insbesondere
solcher Peritonitiden. 569
Voiiiutf Ein Fall Ton einseitiger metasta-
tischer Ophthalmie im Puerperium, be-
dingt durch Streptokokkenembolie. 807
mission du purpura de la mire au foe*
las. 609
Pyämie.
llahnf Zur Leichen^isgnose der septischen
und py&mischen Prozesse. 700
BAUBobbrand.
^aatkd und Pfeifer, Mikrophotographi-
scher Atlas der Bakterienkonde. S04
Buffer, A report on the destruction of mi-
croorgaoisms during the process of in-
flammaüou. 740
ITunnol, Etüde sur la valeur desinfectante
de Tacide sulfureuz. 383
Bhinosklerom.
BamdUr^ Ueber die Besiehungen der Chor-
ditis vocalis inferior hypertroph! ca (Ger-
hardt) SU dem Bhinosklerom (Hebra).
800
Poaolbtcffty, Ueber die Aetiologie und Pa-
thologie des Rhinoskleroms mit beson-
derer Ber&cksichtigung der Phagocytose
und der Hyalinbildung. 742
Bote.
Arru/atj Un caso de mnermo-comprobacion
bacteriolögica. 383
BoeTy Ueber die Leistungsflihigkeit mehre-
rer chemischer Desinfektionsmittel bei
einigen fQr den Hensohen pathogenen
Bakterien. 558
Fraeatel und Pfeiffer, Mikrophotographi-
scher Atlas der Bakterienknnde. 204
Jakowtki, Ein ungewöhnlicher Fall von
chronischem Rotz beim Menschen. 734
Thomtit, ^tude sur la valeur d&infectajite
de Tacide sulftireuz. 883
Soharlaoh.
lAff, Report on the relaüon of the pto-
mains or animal alkaloids to some of
the infections fevers. 665
Farpara hämorrhagica.
Bähe; Ueber Bacillen der hämorrhagischen
Infection des Menschen. {Orig.) 719. 758
Hanot et Lutut, Note sur le purpura ä
streptocoques au cours de la m4ningite
c^r4bro-spinale streptococcienne. Trans-
BpkUchka^ Ueber einen Blutbeftand bei
Purpura haemorrhagica. 830
Schweinesenohe.
BunssA-Fedem, Bemerkungen ftber „Wild-
und Schweinesenche*'. (Or^.) 787
, Untersuchungen Aber einige seucben-
artige Erkrankungen der Schweine. 803
Caneva, Ueber die Bakterien der himor-
rbagischen Septikimie (Hueppe), Hog-
cbolera (Salmon), Swineplague (Billings),
Swinepest (Seiander), amerik. Binder-
Regster.
865
seache (Billings), BüffeUeuche (Oreste-
Armanni), Marseille'sche Schweineseuche
(Jobert , RieUcb) , Frettchenseuche
(Eberth). {Orig.) 657
Froteh, Ein Beitrag zur Kenntniss der Ur-
sache der amerikaniscbeii Schweioeseacbe
ttod ihrer Besiehung au den bakteriolo-
gisch verwandten Proaessen. 633
BmÜhf Zur Keuntniss des Hogcholeraba-
cillus. [Orig.) 258
Septikämie.
Obficca, lieber die Bakterien der faimor-
rhagischen Septik&mie (Hueppe), Hog-
cholera (Salmon), Swineplague (Billings),
Swinepest (Seiander), amerik. Binder-
aenche (Billinge), Bfiffelsenohe (Oreste-
Armanni), Bfarseille'sche Schweineseuche
(Jobert , Rietsch) , Frettchenseuche
(Eberth). {(Mg.) 567
Hahn, Zur Leichendiagnose der septischen
und pyämischen Prozesse. 700
iMdaneh und Tsuttuif Ein Fall von sep-
tischer Pneumonie beim Neugeborenen,
verursacht durch den Bacillus enteridis
(Gaertner). 670
OgtUa, Ueber die bakterienfeiudliche Sub-
atanz des Blutes. (Orig.) 597
Verneuü, Note sur les rapports de la sep-
lic^mie gangr^neuse et du tötanos, pour
servir k l'^tude des as»ociations micro-
biennes virulentes. 60
Sommerdiarrhoe.
Tomkintf Report of the inquiry into the
etiology of Summer Diarrhoea. 610
VaugJtan , Some new bacterial poisons ;
their causal relatioii to disease and the
changes in our theories suggested by
their action. 828
Stomatitis.
Didafff Cas de contagion de la stomatite
mercurielle. 801
Sympathische Ophthalmie.
Limbatirg und Levg, Untersuchungen über
sympathische Ophthalmie. 418
Syphilis.
Frtunkel und Pfeiferf Mikrophotographie
scher Atlas der Bakterienkunde. 204
Kenler, Pyoktanin, the new bactericide.
887
Moore, Cause of Leprosy. 767
NeiaseTj Ueber die Mängel der zur Zeit
üblichen Piostituirtcnuntcrsuchung. 640
Tetanus.
Behring und Kitaeato, Ueber das Zustande-
kommen der Diphtherie-Immunität und
der Tetanns • Immunität bei Thieren.
68
CapiUmj Du bacille du t^tanos. 18
Fraeiikel und Pfeifer, Mikrophotographi-
scher Atlas der Bakterienkunde. 204
LedanUc, Origine tellurique du poison des
flaches des naturels des Nouvclles-He-
brides. 286
Lo^ßer, Neuere Arbeiten über Immunisi-
rungs- bezw. Heiluogsversuche bei Thie-
ren gegenüber der Infektion mit Milz-
brand-, Tetanus- und Diphtheriebacillen.
25
Peyraud, Etiologie du t^tanos ; sa vaccina-
tion chimique par la strychnine. 17
PM, Naturaleza infecciosa del tetanos. 19
Benvers , Zur Aetiologie des Wundstarr-
krampfs. 481
ßanehesh Toledo et VeHlon, De la prösence
du bacille du tetanos dans les ex-
cr^ments du cheval et du boeuf ä l'^tat
sain. 18
— — , Recherches microbiologiques et ex-
pörimentales sur le tetanos. 478
Sormani^ Ueber Aetiologie, Pathogenese und
Prophylaxe des Tetanus. 421. 580
Tizzoni und OaUani, Ueber die Art, einem
Thiere die Immunität gegen Tetanus zu
übertragen. {Orig.) 189
, Ueber die Widerstandsfähigkeit der
Tetauusbacillen gegen physikalische und
chemische Einwirkungen. 487
— — , Ueber die Eigenschatten des Teta-
nus-Antitoxins. (Orig.) 685
VaiUard et Vincent, Recherches expöri-
mentales sur le t4tanos. 481
, Contribution ä l'^tude du tötanos.
479
Verneuü, Note sur les rapports de la sep-
tic^mie gangröneuse et du tetanos, pour
servir k Tetude des assodations micro-
biennes virulentes. 60
Texasfieber.
Smith, Preliminary observations on the mi-
croorganisms of Texas fever. 610
Tollwuth.
Bombieei, Sulla virulensa delle capsule
surrenali del coniglio, nella rabbia. 508
866
Register!
I
BruscheUmij Sar la mani^re dont se com-
porte le viras de la rage dans le Tide
et dans pInsiears gas. 019
De Blast e Russo TravaU^ Bisaltati stati-
stici delle vaccinasioni antirabiche nell'
Istituto di Palermo. 519
OtbieTf Antirabic inocalations. Sensatious
ezperienced by inoculated persona. How
immunity is attained. 138
— , Wasserstoffsuperoxyd und Ozon. 838
Trachom.
Noiszewskif Der Mikroorganismus des
Trachoms. Microsporon trachomatosum
s. jagium. 318
Taberoulose.
Amanny Der Einfluss der Koch*8cben Im-
pfungen auf die Tnberkelbacillen im
Sputum. iOrig.) 1
Babet und Comüy lieber Bakterienassocia-
tionen in Krankheiten. 772
Babea et KaUndirOf Sur la r^action pro-
duite par le remöde de Koch ches les
l^preux. 246
Bang^ Ist die Milch tuberculöser Kühe vi-
rulenti wenn das Euter nicht ergriffen
ist ? 144
BoUingerj Ueber die Infektionswege des
tubereulösen Giftes. 140
BruggeTf lieber Tuberculosis verrucosa cutis.
317
Brunn , von , Ueber den gegenwärtigen
Stand der Tuberculosenfrage in ätio-
logischer und prophylaktischer Beziehung.
669
Btfftoid, Die Darstellungsweise des Tuber-
cnlins. 579
Cadio^ Oübert et Boger, Tuberculose du
chien. 274
Oaaado y Fernande», Infecciou tuberculosa
por el agua contaminada. 182
Chantemesse, Eine mykotische Psendotuber-
culose. 775
Comet, Derzeitiger Stand der Tuberculo-
senfrage. 147. 213
CovrmoiU et Dor, De la production, chez
le lapin, de tumeurs blanches exp^men-
tales, par inoculation intra-veineuse de
culture du bacille de Koch attönuö. 769
Caohor, Zur Aetiologie der Tuberculose.
667
Owrier, Sterilization of water. 711
Dixon, Koch's melhod of treating Tubercu-
losis. 456
DuhreuOh et Auehi, De la tuberculose cu-
tan4e primitive par inoculation directe.
278
Fraenkel und Bfeiffer, Mikrophotographi-
scher Atias der Bakterienkunde. 204
Fra^fiOid, Untersuchungen Aber die Aetio-
logie der Kehlkopftuberculose. 732
Oibbes and Shurley, An investigation into
the etiology and treatment of phthisis.
667
Orancher et Ledroux-Lebard, La tubercu-
lose zoogl^ique. 273
Hammertchlag , Bakteriologisch-chemische
Untersuchungen über Tuberkelbacillen.
272
Seitzmann, Bacteriological examination ss
an aid to clinical diagnosis. 787
Irsai, Erfahrungen Über das Koch'sche
Mittel bei Langen- and Kehlkopftuber-
culose. 455
JoUes , M, and Ad., Zur Kenntniss der
chemischen Natur des Kochins. 454
Jürgem, Ueber einen Fall von perlsacht-
ähnlicher Erkrankung beim Menschen.
144
KaHniiki, Untersuchungen über die Tem-
peratursteigerung in beerdigten Körper-
tiieUen. (Orig.) 434
Kirchner, lieber die Nothwendigkeit und
die beste Art der Spatnmdesinfektion bei
Lungentnberculose. (Orig.) 5. 41
Koeh, Fortsetzung der Mittheilungen Über
ein Heilmittel gegen Tuberculose. 64
KopUk, The etiology of Empyema in chil-
dren. 286
Kottj'ttrin und KrainM, Ueber die Wir-
kung von Fäulniss und Tuberkeltoxinen
auf Thiere und über ihren Einfluss «if
den Verlauf der Experimentaltuberculose.
445
Laplaee, Koch's treatment of Tuberculosis.
455
Liebmann, II bacillo della tnbercolosi nel
sangue degü ammalati, trattati colla linfa
di Koch. 455
Lloyd and Stduoagon, Preliminary notes on
a case of Lupus vulgaris treated by in-
jections of Koch's lymph. 454
Lumniezer, Ueber Versuche mit dem Koch-
sehen Ifittel. 454
Maffueciy Ueber die Wirkung der reinen,
sterilen Kulturen des Tuberkelbacillns.
668
Meyer, Der Nachweis der Taberkelbacillen
in den Se- und Exkreten Tuberculöser
mit besonderer Berücksichtigung der
Untersuchung bei der Koch'scben Be-
handlungsmethode. 635
MÜÜer, Znr Kenntniss der Kindertuberou-
lose. 183
Nickel, Zur Biochemie der Bakterien.
(Orig.) 333
OmeUeehenJko , Ueber die Whrkang der
Dämpfe ätherischer Oele auf die Abdo-
minaltyphus-, Tuberkel- und Milzbrand-
bacillen. Mit 2 Abbildungen. (Orig.)
818
begiftt
er.
m
OmmitSt Bestruction da virus tnberculeux,
par les essences övaporees sur de la
monsse de platine. 739
Pampouk48, Ueber Desiufiziruog der tuber-
colösen Sputa vor deren Färbung. 139
I^mfichf Ueber die Wechselwirkungen zwi-
schen örtlicher und allgemeiner Tubercu-
lose. 142
Sottx, Quelques remarques ä propos de la
colorabilit^ du bacille de la tuberculose.
678
Samt-Hüaire, Injections de s^rum de sang
de chien dans la trachte. 453
Sanfelufc^ Contributo alla fisiopatologia del
midoUo delle ossa. 238
Selmirery Zur Frage nach der Verbreitung
der Tuberkelbacillen ausserhalb des
Körpers. 544
Sormani, Internationale Massregeln gegen
die Tuberculose. 214. 246.
Strobeä, Prophylaxis of tuberculosis. 294
Tangl, Ueber die Aetiolog^e des Chalazion.
276
Tdeky, Injektion einer ungewöhnlich
gössen Dosis Koch'scher Lymphe. 463
Tfwmot, Etüde sur la valenr d4sinfectante
de l'acide sulfureuz. 823
Vogly Mittheilungen über die Besiehungen
der Influenza zu den Athmungsorganen.
172
Wemdty Observations on the use of Koch's
lymph in sizteen children. 453
W^ßMokowiUehj Ueber den Einfluss der
Quantität der verimpftenTuberkelbacillen
auf den Verlauf der Tuberculose bei Ka-
ninchen und Meerschweinchen. 144
Typhus.
AJmiquiatj Ueber das vermehrte Auftreten
des Darmtyphus an einer Anzahl von
mehr oder minder typhusfreien Orten
nach jahrelangen Zwischenrftumen. 680
— , Ueber die Hauptmomente der Aetio-
logie des Abdominaltyphus. 794
Atiberty Relation d'une ^piddmie de fibvre
typhoide qui a s^vi sur le 230 rögiment
d*infanterie et sur la popuIation de la
ville de Bourg, en d^mbre et en jan-
vier 1888—1889. 280
Bahea und Oomü^ Ueber Bakterienassocia-
tionen in Krankheiten. 772
Botr^ Ueber die Leistungsfähigkeit mehre-
rer chemischer Desinfektionsmittel bei
einigen für den Menschen pathogenen
Bakterien. 662
CaBtedebatj Le bacille d*£berth-Gaffky et
les bacilles pseudo-typhiques dans les
eanx de rivi&re. 281
Dionis des Canrüret, Des relations de la
fi^vre typhoide avec le bacille d'Eberth
et avec les Variation s du niveau de la
nappe d'eau souterraine. 882
Dreach et Doyen^ Epidemie de fiivre ty-
phoide de Pontfaverger. 796
FinkeHnburg^ Ueber einen Befund von Ty-
phusbacillen im Brunnenwasser, nebst
Bemerkungen über die Sedimentirme-
thode der Untersuchung auf pathogene
Bakterien in Flüssigkeiten. {Orig.) 301
Gatter^ Culture du bacille typhique sur
milieux nutritifs color^s. 208
Oerij Contribution & T^tude des eaux d' Al-
ger. 609
Gibier, Wasserstoffsuperoxyd und Ozon.
838
Holzj Experimentelle Untersuchungen über
den Nachweis der Typhusbacillen. 293
Jvhd'Benoyj Traitement de la fifevre ty-
phoide par les bains froids. 138
Karlmtki^ Untersuchungen über die Tempo-
ratursteigerung in beerdigten Körper-
theilen. {Orig.) 434
— , Eine Berichtigung. (Orig.) 590
— , Zur Kenntniss der atypischen Typhus-
fftlle. 733
Leubuiehert Einfluss von Verdauungsse-
kreten auf Bakterien. 244
Longa e Pen$titi, Pleurite da bacillo del
tifo. 797
Lt^f Report on the relation of the pto-
mains or animal alkaloids to some of
the infectious fevers. 666
MtucatellOt Sul potere piogeno del bacillo
di Eberth. 796
OmeÜschenko, Ueber die Wirkung der
Dämpfe ätherischer Oele auf die Abdo-
minaltyphus-, Tuberkel- und Milzbrand-
bacillen. Mit 2 Abbildungen. (Orig,) 813
Papulif Sul potere antisettico del salolo. 770
Baymondj Sur les propri^t^ pyogen es du
bacille d'Eberth (ä propos d'un cas de
fibvre typhoide compliqu^e d'un abces
de la paroi abdominale). 829
Scala e Sas^feHee^ Azione dell' acido car-
bonico disciolto nelle acque potabili su
alcnni microorganismi patogeni. 110
JS^agnitta, Sul valore diagnostico delle ri-
cerche batteriologiche nel tifo addomi-
nale. 794
Stern, Ueber die Wirkung des menschlichen
Blutes und anderer Körperflüssigkeiten
auf pathogene Mikroorganismen. 132
Vaughan, The examination of drinking-
water with special reference to its rela-
tion to typhoid fever. 832
Vincent, Pr^sence du bacille typhique dans
l'eau de Seine pendant le mois de juillet
1890. 279
868
kagistef.
Wildseache.
Bwuil-Fedem^ Bemerkungen fiber „Wild-
und Schweineseuche". (Orig.) 787
, Untersuchungen über einige seuchen-
artige Erkrankangen der Schweine.
808
Xerosis conjuDotivae.
Brawuehweiff, Zur Kenntniss der infantilen
Xerosis conjunctivae. 616
o. Durch Bakterien und andere Parasiten hervorgerufbne
Krankheiten einielner Organe.
Augen.
BraunseJuoeig^ Zur Kenntniss der infantilen
Xerosis conjunctivae. 616
Biestig j Zur Kasuistik der sublconjunk-
tivalen Cysticerken. 884
Carl, Ueber die Anwendung der Anilin-
farbstoffe als Antiseptika. 888
Oalezotcikif De la pyoctanine et de la
benso-phdnon^ide. 888
KMif Anilinfarbstoffe bei Augenkrank-
heiten. 648
Liebreich, Das Methylviolett (Pyoktanin).
186
Natan»on, Ein Fall von Influensa mit
Pleuropneumonie und doppelseitiger Iri-
dochorioiditis embolica. 177
NoiaxeiPBki, Der Mikroorganismus des
Trachoms. Microsporon trachomatosum
8. jagium. 818
Petersen, Ueber die antibakterielle Wir-
kung der Anilinfarben (Pyoktanin Merk's)
184
Poplawtka, Zur Aetiologie der Panoph-
thalmie nach Verletzung durch Fremd-
körper. 119
Schleich, Ein Fall von Cysticercus cellu-
losae subretinalis nebst Bemerkungen
über das Vorkommen des Cysticercus
cellulosae im Auge und seinen Neben-
organen in Württemberg. 884
Tifany, Methyl-Violet. 887
Vossiui^ Ein Fall von einseitiger metasta-
tischer Ophthalmie im Puerperium, be-
dingt durch Streptokokkenembolie. 207
Auswurf.
Meyer, Der Nachweis der Tuberkelbacillen
in den Se- und Exkreten Tuberculöser
mit besonderer Berücksichtigung der
Untersuchung bei der Koch'schen Be-
handlungsmethode. 635
Pantini, Bakteriologische Studien über den
Auswurf. 5G6
Bauch.
Schreyer, Zwei Fälle von Aktinomykose
der Bauchdecken. 61
Blut.
jifUcUtei, Considerasioni intomo alla daa-
sificasione dei parassiti della malaria.
ns
Celli e Marehiafava, II reperto del sangae
nelle febbri malariche invemali. 111
DanHeweky, La parasitologie comparöe da
sang. I. Nouvelles recherches snr les
parasites du sang des oiseaux. 120
G^trtner, Beitrag sur Aufklärung des Wesena
der sogen. Prädisposition durch Impf-
versnche mit Staphylokokken. 248
Ogaia, Ueber die bakterienfeind liebe Snb-
stans des Blutes. (Orig.) 597
Darm.
Baginshy, Ueber Cholera infantum. 642
Bagnuhy und Stadthagen , Ueber giftige
Produkte saprogener Darmbakterien.
548
Demme, Ueber das Vorkommen eines rolhen
SprosspUzes in der Milch und im Käse
und das Auftreten von Darmkatarrh bei
Kindern frühesten Alters durch den 6e-
nuss derartig infiiirter roher oder un-
vollständig gekochter Milch. 270
KartuUs, Einiges ftber die Pathogenese der
Dysenterieamöben. XOrig.) 865
Leubueeher, Binflnss von Verdauungssekre-
ten auf Bakterien. 244
8<^uoanhäu»er^ Beitrag sur experimentellen
Untersuchung der Ursache der Gesund-
heitsschädlichkeit hefetrüber Biere. 100
Steinhaus, Cytophagus Tritonis. {Orig.) 50
Pasquale, Sulla presenia di larre dl ditteri
neir intestino di alcuni febbrioitanü di
Massaua. 118
TomJkins, Report of tbe inquiry into tbe
etiology of Summer Diarrhoea. 610
Oallenblase.
QäleH et Oirode, Contribution k l'tode
bact^riologique des voies biliaires. 418
Geschlechtsorgane.
ArtemUff, Ueber die mikro- und bakte-
Register.
869
rioskopische Untersuchung der Lochien.
414
Brown, Diphtheria of the meatns urinarins.
768
JadasMohiL, Ueber die Oonorrhöe der para-
urethralen und präpntialen Gänge.
799
Haare.
Vaüiard et Vineent, Sur une Pseudopelade
de nature microbienne. 118
Harn.
Heller f Der Harn als bakteriologischer
Nährboden. 511
lAtf, Report on the relation of the ptomains
or animal alkaloids to sone of the In-
fectious fevers. 665
Lundström^ Die Zersetzung von Harnstoff
durch Mikroben und deren Besiehnngen
aar Cystitis. 672
Monaberg, Zur Aetiologie des Morbus
Brigtbii acutus nebet Bemerkungen über
experioienteile, bakteritische Eudoeardi-
tia. 444
Ro^pu et Lemome^ Recherches sur la loxi-
Git4 urinaire dans l'impaludisme. 363
Haut.
Blanehard^ Sur un nouvean type de der-
matomycose. 123
Brugger, Ueber Tuberculosis Terrncosa
cutis. 317
Dmbreuäh et Auchi^ De la tuberculose cu-
taa4e primitiTe par inoculation directe.
878
Kßiüer^ Pyoktaniu, the new bactericide.
837
KoUrnger, Dermatitis gangraenosa. 616
Lloyd and Stehoagon, Preiiminary notes on
a case of Lupus vulgaris treated by in-
jections of Koch's lymph. 454
Pifard^ Psorospermosis. 767
Ütma, Ueber Ichthyolfirnisse. 643
Unna und SehUn, v., Flora dermatologica.
VL 798
, Flora dermatologica. VII. 798
Unna, Flora dermatologica. VIII. 798
Vaüiard et Vincent, Sur une Pseudopelade
de nature microbienne. 118
Knochen.
ßan/elice, Contributo alla fisiopatologin del
midoUo delle ossa. 238
Koth.
JCaupe, Untersuchungen über die Lebens-
dauer der Cholerabacillen im mensch-
lichen Koth. 609
Leber.
Veülon et Jaffle, Pr4senee du Baeterinm
coli commune dans un abc^s dysent^-
rique du foie. 882
Vi0rordt, Der multilokulare Bchinocoeeus
der Leber. 20
Lunge.
Bem^ Bakteriologische Untersuchungen über
Inflnenaa. 171
Iiot$, Vorläufige Mittheilung über einige
Fälle von Mycosis im Menschen. {Orig.)
604
Vagi, Mittheilungen über die Beziehungen
der Influenaa zu den Athmungsorganen.
172
Magen.
Kianowsky, Zur Frage über die antabak-
teriellen Eigenschaften des Magensaftes.
420
Sekwanhäuur, Beitrag zur experimentellen
Untersuchung der Ursache der Gesund-
heitsschädlichkeit hefetrüber Biere. 100
Mund.
Podbieltkij , Untersuchung der Mikroben
der Mundhöhle von Erwachsenen und
Kindern im gesunden Zustand. 617
Muskeln.
Tria, Sul modo di comportarsi del tessuto
muscolare in alcune infezioni. 540
Nase.
Hajek, Das perforirende Geschwür der
Nasenscheidewand . 116
Pasguale, Ulteriori ricerche sugli strepto-
cocchi delle mucose e contributo delF
etiologia della corizza. 117
Niere.
Bombieci, Sulla virulenza delle capsule
snrrenali del coniglio, nella rabbia. 508
Manaberg, Zur Aetiologie des Morbus
Brightii acutus nebst Bemerkungen Über
experimentelle, bakteritische Endocardi-
tis. 444
MouUt, Die Behandlung des chronischen
Morbus Brightii. 486
Robb, Vorläufige Mittheilung über einige
Fälle von Mycosis im Menschen. {Orig.)
504
870
Register.
Ohren.
Zaufal, lieber die Beiiehaogen der Mikro-
organismen EO der akuten (primären)
Mittelobrentxündaug und ihren Kompli-
kationen and der chronischen Mittelobr-
entsfindnng und ihren Komplikationen.
826. 357
KespiratioQsorgane.
^raenkel, Ueber Erkrankungen der oberen
Luftwege im Oefolge der Influensa. 174
Fantmij Bakteriologische Studien über den
Auswurf. 666
VerdauaDgsorgane.
Z/eOf Diagnostik der Krankheiten der Ver-
'dauungsorgane. 622
V. Durch pflanBÜohe und thierisohe Parasitexi verursachte
Krankheiten der Thiere.
BabeSf Untersuchungen über den Dipbthe-
riebacillus und die experimentelle Diph-
therie. 446
— , Ueber Bacillen der hämorrhagischen
Infektion des Menschen. {Orig.) 719
— , Ueber die seuchenhafte Hämoglobinu-
rie des Rindes. 774
Bang, Ist die Milch tuberculüser Kühe vi-
rulent, wenn das Euter nicht ergriffen
ist? 144
BardacK, Becherches sur la fonction de la
rate dans les maladies infectieuses. 482
Behring, Untersuchungen über das Zustan-
dekommen der Diphtherie -Immunität bei
Thieren. 71
Behring und Kitataito, Ueber das Zustande-
kommen der Diphtherie-Immunität und
der Tetanus-Immunität bei Thieren. 68
Blctgovestchenskiff Sur Tantagouisme entre
les bacilles du charbon et ceux du pus
bleu. 211
Blanehardf Pseudo-parasites. 123
— , Sur un nouveau type de dermatomy-
cose. 128
De Blatt e Busto Travald, Risultati stati-
stici delle vaccinazioni antirabiche neu'
Istituto di Palermo. 519
Boas, 1) Hestebremserne. 2) Tiilaeg til
min Artikel f,En Bremselarre i Hjärnen
hos en Hest. 831
Bombteeif Sulla virnlenza delle capsule
surrenali del coniglio, nella rabbia. 508
Brande»^ Zur Frage des Begattungsaktes
bei den entoparasitischeu Trematoden.
(Orig.) 264
Braim , Helmiuthologische Mittheilungen.
(Orig.) 62
— f Ueber Echinorhynchus polymorphus
UDd filicollis. (Orig') 875
Bruce et Loir^ Les maladies du b^tail en
Australie. 801
BruacheUini, Sur la mani^re dont se com-
porte le virus de la rage dans le vide
et dans plnsieurs gas. 519
BuiuU-Fedem, Bemerkungen über „Wild-
und Schweiueseuche'*. {Orig,) 787
, Untersuchungen über einige seuchen-
artige Erkrankungen der Schweine. 803
CcuHotj Gübert et Roger, Tuberculose da
chien. 274
Canalie e Morpurgo, Intorni) all' influensa
del digiuno sulla disposizione alle ma-
lattie infettive. 12
Caneva, Ueber die Bakterien der hämor-
rhagischen Septikämie (Hueppe), Hog-
cholera (Salmon), Swineplague (Billings),
Swinepefit (Seiander) , amerik. Rinder-
seuche (Billings), Böffelseuche (Oreste-
Armanni), Marseille'sche Schweineseuche
( Jobert , Bietsch) , Frettchenseuehe
(Eberth). (Orig.) 557
Oapitan, Du bacille du tötanos. 18
ChanUmeeee, Eine mykotische Pseudotuber-
culose. 775
Cowmont et Dor, De la vaccination contre
la tuberculose aviaire. 140
— — , De la production, chez le laptn,
de tumeurs blanches expörimentales , par
inoculation intra-veineuse de culture du
bacille de Koch att^nu^. 769
Ctcikor, Zur Aetiologie der Tuberculose.
667
DcMxUwiky, Ueber die Myoparasiten der
Amphibien und Reptilien. (Orig.) 9
— , La parasitologie compar^e du sang.
I. Nouvelles rechercbes sur les parasites
du sang des oiseaux. 120
~, Ueber den Polymitus malariae. Mit 6
Abbildungen. (Orig.) 397
— , Ueber die Mikroben der akuten und
chronischen Malariunfektion bei Vögeln.
411
Etemod et Hacciers, Note sur des recher-
cbes concernant la variolo- vaeeine. 518
Register.
871
I^Uckelj Uotersuchungen Über die MiUbrand-
Infektion bei Fröschen und Kröten. 483
— , Eine bakteriologisch • experimentelle
Studie über Inflaensa. 611
IStdieTf Ueber Variola and Vaccine und
ZOchtang der Variola-Vaccine-Lymphe.
639
^oä e Carbone^ Sulla immunitk verso il di-
plocoeco pneumonico. 768
JßVoH'h, Ein Beitrag zur Kenntniss der Ur-
sache der amerikanischen Schweineseuche
und ihrer Beziehung zu den bakteriolo-
gisch verwandten Prozessen. 683
Oamal^a^ Sur )e pouroir antitoziqne de
l'organisme animal. 462
Oamaleia und Charrinj Ueber die anti-
phlogistischen Wirkungen. 838
Oratn und jPWetti, Malariaparasiten in den
Vögeln. {Orig.) 403. 429. 461
GuülebeaUf Ein neuer Fall von Cysticercus
der Taenia saginata beim Bind. 240
— , Ein Fall von Echinococcus multilocularis.
675
Banking Ueber den schützenden Eiweiss-
k5rper der Ratte. {Orig.) 336. 372
JE2emi Ein weiterer Beitrag zur Kenntniss
der Aetiologie der Grouse Disease.
(Orig.) 47
Laboulbine, Sur les moyens de reconnaitre
les Cysticerques du Taenia saginata, pro-
duisant la ladrerie du veau et du boeuf,
malgrö leur rapide disparition ä l'air
atmosph^rique. 24 1
Jbemürty De la suppuration aseptique chez
le lapin. 485
lAmbcurg und L^vy, Untersuchungen fiber
sympathische Ophthalmie. 413
lAnsUnOf e., Ueber den Bau und die Ent-
wickelung des Distomum cylindraceum
Zed. 241
lAnUm, Notes on Entoaoa of marine flshes
of New-England with descriptions of
several new species. 385
Loef/Urj Neuere Arbeiten Über Immunisi-
rungs- bezw. Hetlungsversucbe bei Thie-
ren gegenüber der Infektion mit Milz-
brand-, Tetanus- und Diphtherie- Bacillen.
25
lAnnberg^ Helminthologische Beobachtungen
von der Westküste Norwegens. Theil I
Cestoden. 385
Lomiiuky^ Ueber Symbiose des Echinococ-
cus mit Coccidieu. 124
Lubanch, Untersuchungen fiber die Ur-
sachen der angeborenen und erworbeneu
ImmunitAt. 512
Ladung, Ueber die Phosphorescens von
Oryllotalpa vulgaris. (Orig.) 561
Mtkc MUlan, Note on a Minnesota species
of Isaria and an attendant Pacbybasium.
886
Maluiy Sur la virulence de la bact^ridie
cliarbonneu»e aprbs passage chez le chien
et chez le lapin vaccin^. 210
Metachnikoff, Contribution ä l'^tude de la
vaccination charbonneuse. 738
MotUietUif Elenco degli elminti studiati a
Wimerenx nella prima vera del 1889.
287
— , Note elmintologiche. 288
— , Di una forma teratologica di Bothrio-
cephalus microcephalus. 290
Morotf Quelques consid^rations sur la de-
g^4resceace des cysticerques ladriques
du porc. 839
Novy, The toxic products of the bacillus
of hogcholera. 829
OgatUf Ueber die bakterienfeindliche Sub-
stanz des Blutes. Orig.) 697
Ainma e Perugia^ Intorno ad alcune poly-
stomeae e considerazioni suUa sistema-
tica di qnesta famiglia. 319
Pemiee e Alegn, Sulla diffusione nell' or-
ganismo del pneumococco di Fraenkel
nella pneumonite crupale. 182
Peyraudf Etiologie du tätanos ; sa vaccina-
tion chimique par la strychnine. 17
PhüaUx, Etüde ezp4rimentale sur le r61e
attribu4 anx cellules lymphatiques dans
la protection de l*organisme contre l'in-
vasion du bacillus anthracis et dans le
m4canisme de l*immunit4 acquise. 209
Pld^ Naturaleza infecciosa del t^tanos. 19
Bmilh, Preliminary observations on the
microorganisms of Texas fever. 610
BaHHetf Les parasites des animaux dome-
stiques au Japon. 123
Bosi, Vorläu6ge Mittheilung über einige
FftUe von Mycosis im Menschen. {Orig.)
504
IU{ferj A report on the destruction of mi-
croorganisms during the process of in-
flammation. 740
Saint-Remyf Sur une esp^ce nouvelle de
Polystomien du genre Ouchocotyle Dies.
82
SanarelU^ Ueber einen neuen Mikroorga-
nismus des Wassers, welcher für Thiere
mit ver&uderlicher und konstanter Tem-
peratur pathogen ist. Mit 1 lithographi-
schen Tafel. (Orig.) 193. 222
— , Die Ursachen der natürlichen Immu-
nitAt gegen den Milzbrand. (Orig.) 467.
497. 532
Sanohez-Toledo et VeiUon^ De la pr4sence
du bacille du t^tanos dans les excröments
du cheval et du boeuf k T^tat sain. 18
— — , Becberches microbiologiques et ex-
p4rimentale8 sur le tötanos. 478
Sanfdice^ Contributo alla fisiopatologia del
midollo delle ossa. 238
Satottehenko^ Zur Frage über die Immu-
nität gegen Milzbrand. (Orig.) 473. 493.
528
872
Register.
SchneidemShl , Ueber Strablenpilzerkran-
kaogen bei Mensch und Tbier. Ö44
Se?HoeiHܻf 9., A prelimlnary study of the
ptomaines from the cultare-Iiqoids of
the Hog-cbolera germ. 808
ßmüh. Zur Kenntniss des Hog-cholera-
bacillus. (Orig.) 258. 807. 339
— , ObservatioDs on the variabUity of dis-
ease germs. 606
— , Preliminary obsenrations on the mi-
croorganisms of Texas fever. 610
Sonsmo^ Notisie di trematodi della coi-
lezione del museo di Pisa. 290
— , Un nnovo Distoma del sotto-genere
Polyorchis Stoss. 291
— , Un nuoTO Heterakis del Gallus dorne-
sticos. 291
Sormanif Ueber Aetiologie, Pathogenese
and Prophylaxe des Tetanus. 421
Stetnhauty Cytophagus Tritonis. (Orig.)
60
Straus y Ghambon et Minard, Becherches
exp^rimentales sur la Taccine chez le
veau. 616
Tiftzoni und CaUaniy Ueber die Art, einem
Thiere die Immunitftt gegen Tetanus au
übertragen. {Orig.) 189
, Ueber die Eigenschaften des Teta-
nus-Antitoxins. {Orig) 685
Vaiüard et Vineentf Recherches exp^rimen-
tales sur le t^tanos. 481
raiUard et Vincent, Contribntion k i'^tude
du t4tanoe. 479
Van Benedtn, Un Ntoiatode nouveau d'an
Galago de la coto de Gtiin4e. 509
Van Gott jr., Untersuehnngen über das
Vorkommen der Bacillen des malignen
Oedems in der Moschustinktur. {Orig.)
808
Vemeuil, Note sur les rapporti de la »ep-
ticömie gangr^nense et du t^ooSi peur
servir k l'^tnde des assooiations miero-
biennes virulentes. 60
VotUstkow, Entovalva mirabilis, eine sehma-
rotaende Muschel ans dem Darm einer
Uolothurie. 628
Wagner, Zur Lehre von der Bedeutung
der Temperatur bei den Infektionskrank-
heiten. 32S
WaUher, Ueber den Einfluss von künst-
lichem Fieber auf die mit Fraenkel-
Weichselbaum'schenPneumoniemikrobien
infiairten Thiere. 178
Winkler und SehrOUer, von, Ein neuer
grünen Farbstuff entwickelnder Bacillus.
700
Wolter 8, Die Konjugation und Sporenbil-
dung bei Qregarinen. 574
Wysiohowitgch, Ueber den Einfluss der
Quantität der verimpften Tuberkelbacillen
auf den Verlauf der Tuberculose bei Ka^
ninchen und Meerschweinchen. 144
VI. Durch pflansliohe und thieiiBOhe Parasiten verurBaohte
E^rankheiten der Pflanaen.
Anderson and Keltty^ Erysipheae upon
Phytoptus distortions. 387
Beyerinekf Künstliche Infektion von Vicia
Faba mit Bacillus radicicola. Eru&h-
rungsbedingungen dieser Bakterie. 450
ßre/ddi Recent investigations of smut
fungi and smut diseases. 511
Brtoii, Rassegna delle principali malattie
sviluppatesi sulle piante culturali neu'
anno 1887, delle quali si h occupato 11
Laboratorio Critlogamico. 126
Conwent», Monographie der baltischen Bern-
stein bäume. 707
Farlow and Seymour, A provittional host-
index of the fungi of the United States.
Part. II. Gamopetalae — Apetalae.
886
Frank, Ueber die Pilzsymbiose der Legu-
minosen. 629
Fr9mhling, Wie ist den Schädigungen des
Agaricus melleus voraubeugen? 889
OaÜotcay, A new Pear disease. 677
— , Disease of Geraniums. 677
Hartig, Eine Krankheit der Fichtentriebe.
804
KeÜerman and SwingU, Preliminary report
on smut in oats. 547
, Preliminary experiments with fon-
gicides for stinking smuth of wfaeat.
547
, Report on the loose smoots of ce-
reals. 547
Kirchner, Die Krankheiten und Beschädi-
gungen unserer landwirthschaftlicben
Kulturpflanaen. 22
Kühn, Neuere Versuche sur Bekämpfung
der Rübennematoden. [Orig.) 563. 598
LagerheÜH, de, La enfermedad de los pepinos,
SU causa y su curaciöu. 804
Laurent, Recherches sur les nodosit^ ra«
dicales des löguminenses. 708
Loew, Ueber die Giftwirkung des destillir-
ten Wassers. 607
LomnuUMch, Beobachtungen über den Fieh-
tenritzenschorf (Hysterium macrosporum
Hrtg.). 242
May, Die Rohrauckerkulturen auf Java
und ihre Gefährdung durch die Sereh-
krankheit. 546
Netccombe and GhdUncay, Perennial myce»
Register.
873
liam of the Fanges of Blackberry Rast.
676
J^riUieusBj La pourritare da coeur de la
Bettende. 675
8<idd>eek^ Kritische Untersuchangen fiber
die durch Taphrina-Arten hervorgebrach-
ten Baamkrankheiten 676
Boutkwofih^ A new Hollyhock disease. 511
Tubeuf^ von^ GkneratioDS- and Wirths-
wechsel anserer eioheimischeo OymDO-
sporaDgiom-Arten and die hierbei auf-
tretenden Formverftnderungen. Mit 3
Abbildungen. (Orig) 89. 167
Tubeuff lieber eine neue Krankheit der
Weisstanne and ihre forstliche Bedeutung.
128
Varendorff tfon, Ueber die Kiefernschütte.
187
Voigts lofektionsversuche zur Unterschei-
dunK von Heterodera radicicola Greeff u.
H. Schachtii Schm. 21
— f Ueber den Eiersack von Heterodera
Schachtii und H. radicicola. 207
WeUitein^ Bitter von. Die wichtigsten
pflanzlichen Feinde unserer Forste. S56
vn. TJüterBaohungamethoden, Instrumente eto.
Alttncmn, Thermoregalator neuer Konstruk-
tion. Mit 1 Fig. {Orig.) 791
Bttu, Ue\{er die scheinbare Zunahme des
Deztringehaltes in Bierwürzen w&hrend
der Gährung, sowie über die Bestimmang
der Dextrose und des Dextrins in ihnen.
99
— , Die Bestimmung von Maltose, Dex-
trose und Dextrin in Bierwürze und
IMer mittelst Beinkulturen von Gäh-
rangs-Organismen. (Orig.) 825
JBejferinekj Die Kapillarhebermikroskopir-
tropfenflasche. Mit 1 Abbildung. (Orig.)
589
— , Verfahren zum Nachweise der Sfture-
absondernng bei Mikrobien. Mit 1 Figur.
(Ortg.) 781
Bignamif Ricerche sali* anatomia patologica
delle perniciose. 281
Bitter^ Die Filtration bakterientrttber und
eiweisshaltiger Flüssigkeiten durch Kie-
selguhrfilter. 645
Blücher, Eine Methode zur Plattenkaltur
anaerober Bakterien. 292
Botkin, Eine einfache Methode zur Isoli-
rang anaSrober Bakterien. 209
Büchner y Die chemische Reizbarkeit der
Lenkocyten und deren Beziehung zur
Entzündung nnd Eiterung. 416
— , Die Bakterien pro teine und deren
Beziehung zur Entzündung und Eiterung.
666
B^jwiä^ Eine einfache Filtervorrichtung
zum Filtriren sterilisirter Flüssigkeit.
Mit 1 Abbildung. (Orig) 4
— , Die Darstell ungsweise des Tubercnlins.
579
D*ArBonfxil, Emploi de l'acide carbonique
liqaefiö pour la filtration et la Sterili-
sation rapide des liquides organiques.
831
Detpeignee^ Nooveau r^ulatear pour ötuve
chaufTi^e au p^trole. 24
EiteUberg^ Nach weis von Eiterkokken im
Blute als diagnostisches Hilfsmittel.
8S4
Eiäenberg, Bakteriologische Diagnostik.
3. Aufl. 677
EUon, Die Bestimmung von Maltose, Dex-
trose und Dextrin in Bierwürze und Bier
mittelst Reinkulturen von GShrungs-Or-
ganismen. (Orig.) 525
Jiembachj Sur l'invertine ou sucrase de la
levure. .S50
J'Hnkelnhirg, Ueber einen Befund von Ty-
phusbadllen im Brunnenwasser, nebst
Bemerkungen Über die Sedimentirmethode
der Untersuchang auf pathogene Bakte-
rien in Flüssigkeiten. (Orig.) 301
Fischer^ Ueber Variola und Vaccine und
Züchtung der Variola-Vaccine-Lymphe.
639
Oaeser, Culture du bacille typhique sur
milieux nutritifs coIor4s. 208
OM, Contribution k T^tude des eaux d* Al-
ger. 609
Getiard, Des races du bacille pyocyanique.
541
Gilnther, Einführung in das Studium der
Bakteriologie mit besonderer Berück-
sichtigung der mikroskopischen Technik,
11
Hammerachlctg , Bakteriologisch-chemische
Untersuchungen über Taberkelbacillen.
272
HankiHf Report on the conflict between
the organism and the microbe. 320
— , Ueber den schützenden Eiweisskörper
der Ratte. (Orig.) 836
Hansen f Untersuchungen aus der Praxis
der Gfthrungsindnstrie. 98
Heüer^ Der Harn als bakteriologischer
Nfthrboden 511
HeiimMum, Bacteriological examination as
an aid to dinical diagnosis. 737
Holm, Experimentelle Untersuchungen über
den Nachweis der Typhusbacillen. 293
874
Register.
Jacquemart, Las Ptomaines. Histoire ot
caractöres chimiqoes. 107
JoUes, M. und Äd. ^ Zur Kenntniss der
chemischen Katar des Kochins. 454
KavMn^ Ein neues KulturgefXss. Mit 1 Ab-
bildung. (O^-) 166.
£artulit. Einiges Aber die Pathogenese der
Dysenterieamöben. (Oriff.) 365
KatXj Zur Kenntniss der Leuchtbakterien
{Orig.) 157. 199. 229. 258. 811. 343
Äau/mann, Ueber eine neue Anwendung
des Safranins (Orig) 717
Kirchner, Ueber die Nothwendigkeit und
die beste Art der Sputumdesinfektion bei
Lungentuberculose. Mit 1 Abbildung.
(Orig.) 5. 41
—, Erklärung. {Orig.) 792
Ixiboulbhief Sur les moyens de reconnaltre
les Cysticerques du Taenia saginata, pro-
duisant la ladrerie du yeau et du boeuf,
malgr^ leur rapide disparition k l'air
atmosph^rique. 24 1
Laurent^ Exp^riences sur la r^duction des
ultra tes par les v^g^tauz. 235
Laveratif De l'examen du sang an point
de vue de la recherche de Th^roatoioalre
du palndibme. 15
Le DafUfCf Recherches sur la digestlon in-
tracellulaire ches les protozoaires. 355
LehmafM, Die Methoden der praktischen
Hygiene. 633
Levi, Sul valore etiologico del gonococoo
di Neisser nella blenorrhagia. 830
LorUt et Detpeignei, Recherches sur les
microbes pathog^nes des eauz potables
distribuöes k la ville ile Lyon 607
Lukjanow, Grundsfige einer allgemeinen
Pathologie der Zelle. 477
Mettea, Contribusione allo studio della
ciglia dei batterii e proposta di una clas-
sificazione. 1 06
MeyeTf Der Kachweis der Tuberkelbacillen
in den Se- und Ezkreten Tubercnlöser
mit besonderer Berficksiohtigung der
Untersuchung bei der Koch'schen Be-
handlungsmethode. 635
Nencki, Die isomeren MilchsSuren als Er-
kennungsmittel einzelner Spaltpilsarten.
(Orig.) 304
Nikiforof, Ein Beitrag zu den Kulturme-
thoden der AnaSroben. 291
Ncrdtmeyer, Ueber Wasserfiltration durch
Filter aus gebrannter Inftisorienerde. 644
Novy, The tozic products of the bacillus
of hogcholera. 829
Ogata, Ueber die bakterienfeindliche Sub-
stanz des Blutes. (Orig.) 597
PrauiniU^ Kleinere Mittheilungen sur bak-
teriologischen Technik. Mit 2 Abbil-
dungen. 128
Prctopopoff und Bammer, Ein Beitrag zur
Kenntnies d^r Actinomyceskulturen. 63
Rcux, Quelques remarques k propos de la
colorabilit^ du bacille de la tubercnlose.
678
— , Sur un r^Iateur de temp4rature
applicable au^ ^tnves. 737
Sanareäif Ueber einen neuen Mikroorga-
nismus des Wassers, welcher für Thiere
mit Terinderlicher und konstanter Tern-
peratur pathogen ist Mit 1 lithographi-
schen Tafel. {Orig) 193
— , Die Ursachen der natflrlichen Immu-
nitftt gegen den Milzbrand. (Orig.) 467
SanJeUety Contributo alla biologia e mor-
fologia dei batterii saprogeni aerobi e
anaerobi. 57
SchevrUn, Zusatz zu dem Aufsätze „Eine
Methode der Blutentnahme beim Men-
schen<*. (Orig.) 2S4
Sehrmer und WinkUr, Ueber Reinkulturen
der Gonokokken. 679
SdnieanhäuMer, Beitrag sur expedmentellen
Untersuchung der Ursache der Gesund-
heitsschftdiichkeit hefetrfiber Biere. 100
SchioeisKitz, «., A prelimlnary study of tbe
ptomaines from tho culture-liquids of
the Hog- Cholera germ. 803
Seydel, Ueber Wnndsterilisirung. 638
Smith, Einige Bemerkungen zu dem Auf-
sätze „Eine Methode der Blutentnahme
beim Menschen". (Orig,) 48
Stagi^iUa, Sul valore diagnostico delle ri-
cerche batteriologiche nel tifo addorai-
nale. 794
8tem^ Ueber die Wirkung des mensch-
lichen Blutes und anderer Kdrperflfissig-
keiten auf pathogene Mikroorganismen.
132
Stemberg, Cocoanut- water as a cultnreflnid.
834
SUven$on und Bruce, Eine neue Methode,
Fl&ssigkeiten in die Bauchhöhle der
Versuchsthiere einzuspritzen. Mit 3 Ab-
bildungen. (Orig.) 689
Strtnut, Seringue k injections hypodermi-
qnes, st^rilisable, k piston en moelle de
sureau. 737
Teuscher, Beiträge zur Desinfektion mit
Wasserdampf. 639
Tiachutkin, Eine yereinfachte Methode der
Bereitung von Fleiseh-Pepton-Agar. 208
Tiimoni und Oatiani, Ueber die Eigen-
schaften des Tetanus-Antitoxins. (Orig.)
685
Unna, Der Dampftrichter. Mit 1 Abbildung.
{Orig.) 749
Van Overheeh de Meyer, Ueber die Be-
reitung des N&hragars. (Orig.) 163
Vaugham, The ezamination of drinkiog-
water with special reference to its rela-
tion to typhoid fever. 832
Vincent, Pr^sence du bacille typhiqne dans
Register.
875
Teau de Seine pendat le mois de juillet
1890. 279
Vincent^ Sar la pr^ence d'öUinents Sem-
blables auz psorospermies dans l'^pithe-
Homa pavimenteuz. 888
Wagner, Zur Lehre von der Bedeatang der
Temperatur bei den Infektionekrank-
heiten. 822
Winogradshy^ Recherches aar les organis-
mes de la nitrification. III. 851
— , Recherches snr les organismes de la
nitrification. IV. 608
VIII. Sohutsimpfong, künstliche Infektionskrankheitexi,
Entv^okeluxigshemmung und Vemiohtung der Bakterien und
Parasiten.
Amann^ Der Einflass der Kock'schen Im'
pfnngen auf die Tnberkelbacillen im
Spatum. (Orig.) 1
Andreej Das Resorcin bei Diphtheritis. 188
Arrufal, Un caso de muermo-comprocacion
bacteriolögica. 888
Bahea^ Untersuchungen Über den Diphthe-
riebacillns und die experimentelle Diph-
therie. 446
Babtt et KalmdirOy Sur la r^action pro-
duite par le rem^de de Koch ches les
Mprenx. 245
Banti, SuH' etiologia delle pnenmoniti acute.
179
— , Sopra aicune localizzazioni exfrapulmo-
nari del Diplococco lanceolato capsulato.
275
Bard, De la döclaratlon des maladies
transmissibles et des Services de d^sin-
fection k Lyon et dans le d^partement
du Rhone. 187
Bardaeh^ Recherches sur la fonction de la
rate dans les maladies infectieuses. 482
Behrmg, Untersuchungen über das Zustan-
dekommen der Diphtherie-Immunitftt bei
Thieren. 71
— , Ueber Desinfektion, Desinfektionsmittel
und Desinfektionsmethoden. 636
Behring und Küasato, Ueber das Zustande-
kommen der Diphtherie-Immunitftt und
der Tetanus-Immunitfit bei Thieren. 68
Bignami, Ricerche sull* anatomia patologica
delle pemiciose. 281
Bitter, Die Filtration bakterientrüber und
eiweisshaltiger Flüssigkeiten durch Kie-
selguhrfilter. 645
Blagovettchentky, Sur Tantsgonisme entre
les bacilles du charbon et ceux du pus
bleu. 211
Beer, Ueber die Leistungsfähigkeit mehre-
rer chemischer Desinfektionsmittel bei
einigen für den Menschen pathogenen
Bakterien. 552
Bombicei, Sulla virulenza delle capsule sur-
renali del coniglio, nella rabbia. 508
Brieger und Fraenktl, Ueber Immnnisirungs-
versuche bei Diphtherie. 70
Bruce, Bemerkung über die Virulenzsteige-
rung des Cholera Vibrio. {Orig.) 786
Brugger^ Ueber Tuberculosis verruco»ik
cutis. 817
Bruftn, von, Ueber den gegenwärtigen Stand
der Tuberculosenfrage in ätiologischer
und prophylaktischer Besiehung. 669
Brwmer, Zur Behandlung von Diphtherie
und Croup. 188
Bru8c?tettint, Sur la maniire dont se com-
porte le virus de la rage dans le vide
et dans plusieurs gas. 51^
Buchner, Die chemische Reisbarkeit der
Leukocyten und deren Besiehung zur
Entzündung und Eiterung. 416
— , Die Bakterienproteine und deren Be-
ziehung zur Entzündung und Eiterung.
666
Busquei^ ätude morphologique d*une forme
d' Achorion : L'Achorion Arloini, Cham-
pignon du favus de la souris. 678
Campana, La crisarobina sopra alcuni fer-
menti e sopra alcuni chisomiceti pato-
geni. 82
Canali» e Morpurgo, Intomo all' Influenza
del digiuno suUa disposizione alle ma-
lattie infettive. 12
Caneva, Ueber die Bakterien der hämor-
rhagischen Septikämie (Hueppe), Uog-
eholera (Salmon), Swineplague (Billing8)i^
Swinepest (Seiander), amerik. Rinder-
seuche (Billings), BÜffelseuche (Oreste-
Armann i), Marseille'sche Schweineseuche
(Jobert , Rietsch) , Frettchenseuche
(Eberth). {Orig.) 557
Cajpitan, Du bacille du tötanos. 18
CoW, Ueber die Anwendung der Anilin-
farbstoffe als Antiseptika. 888-
Chaharii, Antiseptique gaseuse, son action
snr la bact^rie pyogine de l'infection
nrinaire. 187
Oomet, Derzeitiger Stand der Tuberculose.
147. 213
CcwrmofU et Dor, De la vaccination contre
la tuberculose aviaire. 140
— — , De la production, chez le lapin, de
tumeurs blanches exp4rimentale8 , par
inoculation intra-veineuse de culture du
bacille de Koch att^nu^. 769
CBÖkoT , Zur Aetiologie der Tuberculose.
66X
876
Register.
Ourritr^ Sterilisation of watej. 711
De Blan e Ruito Travdli, RIsaltoti stoti-
stici delle vaccinasioni antirabiche nell'
Itttitato di Palermo. 519
DemmBy Ueber das Vorkommen eines
rothen Sprosspilses in der Milch und im
Kftse und das Aoftreton yon Darmkatarrh
bei Kindern frühesten Alters dareh den
Gennss derartig infisirter roher oder nn-
vollstftodig gekochter Milch. 870
Dtxon, Koch 's roethod of treating Taber-
cnlosis. 456
Etemod et Baeeieri, Note snr des recher-
ches concernant la variolo- Vaccine. 518
Fatn-e^ Vorlllaflge Mittheilang über eine
bakteriolog. - experiment. Untersnchung
snr Frage der Paerperaleklampsie. 735
Ferrdn, Nota sobre la vacanacion contra
el enrenenamiento dift^rico agndo ezpe-
rimentel presentada k la Real Academia
de Medicina de Barcelona en Abril de
1890. 835
Fe»tUr, Erfahrungen fiber die bakterien-
tödtende Wirkung der Anilinfarben. 184
Fu4Aelf Eine bakteriologisch-experimentelle
Stndie fiber Inflaenza. 611
— , Untersuchungen fiber die Milzbrand-
infektion bei FrOschen und Kröten. 483
Fischer^ Ueber Variola und Vaccine und
Zfichtung der Variola-Vaccine-Lymphe.
639
Foä e Carbone, Sulla immunitk verso il di-
plococco pneumonico. 768
FofrUr, The Sterilisation of Catgnt, wiih
a dcHcription of a new simple and efä-
cient method. 421
FrönMmg, Wie ist den SchUdig^ngen des
Agaricus melleus vorzubeugen? 889
OärbMT^ Beitrag zur Aufklärung des Wesens
der sogen. Prädisposition durch Impf-
versnche mit Staphylokokken. 848
OaUaaicski, De la pyoetanine et de la
benso-ph^non^ide. 888
Oamaleia^ Sur le pouvoir antitoxique de
Torganisme animal. 458
— , Ueber die Resistenz der Kaninchen
gegenftber den Cholerabakterien. 807
Oamaleia und Gharrinf Ueber die anti-
phlogistischen Wirkungen. 838
Oarri und Trof'e, Chirurgische und bakte-
riologische Erfahrungen fiber das Pyok-
tanin. 134
Oaucher, Vaccine g^nöralis^e suivie de
mort. 769
CUhbt» and SlmrUy^ An investigadon into
the etiology and treatment of phthisis. 667
Oibier^ Antirabic inoculations. Sensatious
experienced by inoculated persona. How
immunity is atteined. 183
— , Wasserstoffsuperoxyd und Ozon. 838
Olöekner und Keller, Ein Beitrag zur Asep-
sis in der Geburtshfilfe. 356
Oükat, von der, Anilin als Antisepticum.
837
Orandm, Peroxide of hydrogen in gyne-
cology and in obstetrics. 769
Oumtm^ DeB conditions de propagation de
la dipht^rie. 449
BarnrntTBctdag, Bakteriologisch - chemische
Untersuchungen fiber 'Tuberkelbacilieo.
878
Henitkm^ Report on the eouflict between the
organism and the microbe. 880
— . Ueber den schätzenden Eiweisskorper
der Ratte. {Orig.) 836. 878
Heider, Ueber die Wirksamkeit von Desin-
fektionsmitteln bei höherer Temperatur.
iprig,) 88 1
Hetuton and Tisehhome, A non-poisonous,
non-trritative, antiseptic dressing. 887
Huippt, Bemerkungen sn Petruschky's
Mittheilung in No. 18 d. Zeitschr. fiber
den Verlauf der Phagocytencontroverse.
89
Inai, Erfahrungen fiber das Koeh'sche
Mittel bei Lungen* und Kehlkopftuber-
colose. 465
i/osttisU, Pyoktenin in der Chirurgie. 387
J6Ue$, M. und Äd , Zur Kenntniss der
chemischen Natur des Kochins. 454
Juhel-Renoy, Traitement de la fiivre ty-
phoide par las bains froids. 138
Kartmliif Einiges fiber die Pathogenese der
Dysenterieamöben. (Orig ) 365
Kaupe, Untersuchungen über die Lebens-
dauer der Cholerabacillen im mensch-
lichen Koth. 609
Kessler, Pyoktanin, the new bactericide.
837
Kianowaky, Zur Frage über die antibak-
teriellen Eigenschaften des Magensaftes.
480
Kirchner, C. Die Krankheiten und Beschä-
digungen unserer landwirthschaftlichen
Kulturpflanzen. 88
Kirchner, Martin, Ueber die Nothwendig-
keit und die beste Art der Sputumdes-
infektion bei Lungentubercnlose. Mit
l Abbildung. (Orig.) 5. 41
Klein, Ein weiterer Beitrag zur Kenntniss
der Aetiologie der Grouse Disease.
{Orig,) 47
Koch, Fortsetzung der Mittheilungen fiber
ein Hellmittel gegen Tuberculose. 64
KOnig, Der cystische Echinococcus der
Bauchhöhle und seine Eigenthümlich-
keiten vor, bei und nach der Operation.
185
Komauth, Studien fiber das Saccharin. 770
Koe^jurin und Kraindn, Ueber die Wir-
kung von Fäulniss- und TuberkieltoxiDen
auf Thiere und über ihren Einfluss auf
den Verlauf der Experimentaltubtrcnlose.
445
Register.
877
^«^t^ Anilinfarbstoffe bei Angenkrank-
heiten. 648
£ühnf Neuere Versucbe lur Bek&mpfan<c
der RabeDDematodeQ. {Orig) 563. 595
Lanffenbuehi Der Leberechinococcus und
seine Chirurgie. 545
Laplace, Koch's trentmeiit of Tuberculosis.
455
LaurmU^ Ktude »ur U yariabilit^ du bftcille
roDge de Kiel. 105
LehmbedisTf Zar BehasdluDg des Gesicbts-
rothlaufs. 889
Lemüre, De U suppuratioo aseptique ches
le lapiu. 485
Leuiuaeker , Einfluss von Verdauungsse-
kreten auf Bakterien. 244
Leitm, Zur Pathologie der akuten bak-
teriellen Entsflndnngen. 868
lAebmann, II bacillo della tubercolosi nel
sangue degli ammalati, trattati colla linfa
di Koih. 455
lAebreieh, Das Methylviolett (Pyoktanin).
186
Lima uud HaveUmrg, Hospital dos La-
saros. 287
lAmbourg und Levy^ Untersuchungen Aber
sympathische Ophthalmie. 418
Lloyd and SUhoagoHf Preliminary notes
on a case of Lupus vulgaris treatcd by
injections of Koch's lymph. 454
Lo^fiUr^ Neuere Arbeiten Über Immunisi-
ruDgs- beaw. Ueilungsversuche bei Thie-
ren gegenüber der Infektion mit Mils-
brand-, Tetanus- und Diphtherie 'Bacillen.
25. 68
LoimmaiiucK, Beobachtungen über den
Fichtenritsenschcrf (Mysterium macro-
sporum Hrtg ) 242
Lortet et Deapeigne», Becherches sur les
microbes pathogines des eaux potables
distribuöes ä la ville de Lyon. 607
Lubaraeh^ üeber die Ursachen der Immu-
nität. 81
— , Untersuchungen Ober die Ursachen der
angeborenen und erworbenen Immunität.
512
XifmntcMr, Ueber Versuche mit dem Koch-
schen Mittel. 454
Mafueci, Ueber die Wirkung der reinen,
sterilen Kulturen des Tuberkelbacilius.
668
Malm, Sur ia virulence de la bact4ridie
charbonneuse apr^s passage chez le chien
et ches le lapin vaccin4. 210
Manaherg, Zur Aetiologie des Morbus
Brightii acutus nebst Bemerkungen über
experimentelle, bakteritische Endocardi-
tis. U4
Metsehnikof, Contribution ä T^tude de la
vaccination charbonneuse. 738
Mikrothersple, die Behandlung der Erkran-
IX. Bd.
kungen des Menschen mit Alkaloidcn.
645
Moder, Die Behandlung des chronischen
Morbus Brightii. 486
— , Die Behandlung der Empyeme. 642
Neuier, Ueber die Mängel der aur Zeit
Üblichen Prostitnirtenuntersuchung. 640
Nttccombe and OaUoway, Perennial my-
co! i um of the Fungus of Blackberry
Bust. 676
NiekA, Zur Biochemie der Bakterien.
(Orig ) 833
Nordtmeyer, Ueber Wasserfiltration durch
Filter aus gebrannter Infusorienerde.
644
Novy, The toxic products of the bacillus
of hogcholera. 829
Ogata, Ueber die bakterienfeindliche Sub-
stanz des Blutes. (Orig) 597
Okada, Ueber einen neuen pathogenen
Bacillus aus Fussbodenstaub. (Orig.)
442
OmeUachwko, Ueber die Wirkung der
Dämpfe ätherischer Oele auf die Abdo-
minaltyphus-, Tuberkel- und Milzbrand-
bacillen. Mit 2 Abbildungen. (Orig.)
813
Onimu», Destruction du virus tuberculeuz,
par Ui e&sences ^vapor^cs sur de la
mousse de platino. 789
PampovktB, Ueber Desinfisirung der tuber-
culösen Sputa vor deren Färbung. 139
Paauini^ Bakteriologische Studien über den
Auswurf. 566
Fapuli, Sul potere antisettico del »alolo. 770
Pas^uale, Ulterioi rlcerche sugli strep-
tococchi delle mucose e contributo dell*
etiologia della corizza. 117
Ptttclowtky, Ueber die Aetiologie und Pa-
thologie des Rhinoskleroms mit beson-
derer Berücksichtigung der Phagocytose
und der Uyallnbildung. 742
Pekdharing, Ueber Beri-Beri vom Stand-
punkte der Aetiologie und Therapie be-
urtheilt. 581
Feierten, Ueber die sntibakterielle Wir-
kung derAnilinfarben ^Pyoktanin Merk*s).
134
Peituschky, Der Verlauf der Phagocyten-
Controverse. 29
— , Entgegnung auf F. Hueppe's „Be-
merkungen u. 8. w.'* in No. 13 d. Zeit-
schrift. 29
Peyraud, Etiologie du t^tanos ; sa vaccina-
tion chimique par la strycbnine 17
PhisaUx, Etüde ezp^rimentale sur le r61e
attribu4 aux cellules lymphatiqnes dans
la protection de i'organisme contre l'in-
vasion du bacillus anthracis et dans le
m^canisme de Timmunit^ acquise. 209
Pitarzeiotki, Ein Fall von Diphtheritis,
komplisirt durch Erysipelas. 544
66
878
Register.
iYa, Nataralesa infecciosa del t^tanos. 19
Popofff Sur an bacille aDaerobic de la fer-
mentation pannaire. 104
PHlUeuXf La poarriture du coeur de la
Betterave. 675
Prochownick, Die Behandlung de^ frischen
Trippers beim Weibe mit dem konstan-
ten 8trom. 384
PiroehMoniuk und Bpaethf Ueber die keim-
tödtende Wirkung des galvanischen Stro-
mes. 584
Bein^ Zur Asepsis bei Laparotomieen. b^S
ReUmann und 8eMnauer, Zur Ichthyolbe-
handlnng von Frauenkrankheiten. 643
Btnvers , Zur Aetiologie des Wundstarr-
krampfs. 481
Boger, Propri^t4s bactöricides du s^rum
pour le streptocoque de T^rysip^le. 805
Boque et Lemotne^ Recherches sur la toxi-
cit4 urinaire dans l'impaludisme. 353
Bt^er^ A report on the destruction of mi-
croorganisms during the process of in-
flammation. 740
Saint^Hüaire, Injections de s^rum de sang
de chien dans la trach^. 453
SanardU^ Ueber einen neuen Mikroorga-
nismus des Wassers, welcher für Thiere
mit veränderlicher und konstanter Tem-
peratur pathogen ist. Mit 1 lithographi-
schen Tafel. iPrig) l93. 288
— , Die Ursachen der natürlichen Immu-
nität gegen den Milzbrand. {Orig.) 467.
497. 532
8anchest-ToUdo et VeäUmj De la presence
du bacille du tötanos dans les ex-
cremeuts du cheval et du boeuf a T^tat
sain. 18
f Recherches microbiologiques et ex-
p^rimentales sur le t^tanos. 478
SanfeUet, Contributo alla fisiopatologia del
raidollo delle ossa. 238
Sansoniy Beobachtungen und Erfahrungen
über die pharmakologischen und thera-
peutischen Wirkungen der Kuphorine.
648
SawUchenkOf Zur Frage über die Immuni-
tät gegen Milzbrand. {Orig.) 473 493.
588
8cala e SanfeUee^ Azione dell' acido car-
bonico disciolto nelle acque potabili su
alcuni mieroorganismi patogeni. HO
Schmidt-BimpUrf Bemerkungen zur Aetio-
logie und Therapie der Blennorrhoea
neonatorum 20
SchmtdemUhl^ Ueber Strahlen pilierkrankun-
gen bei Mensch und Thier. 514
Seydelf Ueber Wund»terilisirung. 638
Smith, Zur Kenntniss des Hogcholeraba-
cillus. {Orig,) 253. 307. 339
— , Observations on the variability of di-
sease germs. 606
Sarmani, Internationale Massregeln gegen
die Tuberculose. 814. 246
— , Ueber Aetiologie, Pathogenese und
Prophylaxe des TeUnos. 481. 580
ßpäker and GoUtUin, Ueber die Vernich-
tung von Mikroorganismen durch die
Induktionselektricitftt. {Orig.) 77
Stagnitta^ Sul valore diagnoatico delle ri-
carche batteriologiche nel tifo abdomi-
nale 794
8tem^ Ueber die Wirkung des mensch-
liehen Blutes und anderer Kdrperflüssig-
keiten anf pathogene Mikroorganismen.
132
Stemberg, Dr. Freire's protective inocnla-
tion-facts versus Agares. 805
iSSCratM, Ohambon et Minard , Recherches
expörimeiitales sur la Vaccine ches le
veau 516
Strobeü, Prophylaxis of tuberculosis. 294
Telehg, Iigektion einer ungewöhnlich grossen
Dosis Koch'scher Lymphe. 458
Tetueher, Beiträge zur Desinfektion mit
W^asserdampf. 639
Tkoinot, Etüde sur la valeur d^sinfectante
de radde sulfurenx. 32 3
Tifany, Methyl- Violett. 837
TSseawni und OaUani^ Ueber die Art, einem
Thiere die Immunität gegen Tetanus zu
übertragen. {Orig.) 189
, Ueber die Widerstandsfähigkeit der
Tetanuttbacillen gegen physikalische und
chemische Einwirkungen. 487
— — , Ueber die Eigenschaften des Teta-
nus-Antitoxins. {Orig.) 685
Tria, Sul modo di comportarsi del teasuto
muscolare in alcune infetioni. 540
üfwa, Ueber Ichthyolfirnisse. 643
Vaülard et Vineenlt^ Sur une Pseudope-
lade de nature microbienne. 118
, Recherches exp^rimentales sur le
t^tanos. 481
, Contribution ä T^tude da t^tanos.
479
Van CoU jr. , Untersuchungen über das
Vorkommen der Bacillen des malignen
Oedems in der Moschustinktur. {Orig )
303
Vdbtde^ Ueber den antiseptischen Werth
der Anilinfarben. 711
Vemeuüy Note sur les rapports de la sep-
tic^mie gangr^neuse et du t4tanos, pour
servir k l'^tude des associations micro-
biennes virulentes». 60
Wagner, Zur Lehre von der Bedeutung der
Temperatur bei den Infektionskrankhei-
ten. 822
WaUheTy Ueber den Einfluss von künst-
lichem Fieber auf die mit Fraenkel-
Weichselbanm'schen Pneumoniemikrobien
infizirten Thiere. 178
Register. — Antorenverzeichniss.
879
WuuU, Observatioiis on the ose of Koch's
lymph in sixteen children. 458
WfftMokowüiehf Ueber den Eiufluss der
Qoantit&t der verimpften Taberkelbacillen
auf den Verlauf der Tnbercalose bei Ka-
ninchen und Meerschweineben. 144
Bakteriologisches vom X. inter-
nationalen medicinisohen Kon-
gresse SU Berlin, Tom 4. — 9. Aug.
1890. 140. 218. 246. 825. 357. 390.
421. 580. 680. 709. 741. 772. 806.
838
X« Neue Idtteratnr.
52. 69. 149. 184. 216. 249. 295. 327. 360. 392. 424. 456. 488. 520. 552. 584. 646.
681. 712. 744. 776. 808. 840.
XL AutorenveneiohniBa.
Adamets, L. 698
Alesd, G. 182
Almqnist, E. 680. 794
▲Itmann, P. 791
Amann, J. 1
Anderson 387
Aodree 188
Angelini 410
Antolisei, E. 113
Arrufat, E. 888
Artemieff 414
Aubert 280
Auch« 273
Babes, V. 245. 446. 719. 743. 752. 773.
774
Baginsky, A. 542. 543
Baker, Henry 283
Bandler 800
Bang 144
Banü, Guido 179. 275
Baracs, v. 797
Bard, M. L. 137
Bardach 482
Barth 573
Bau, Arminius 99. 825
Baumgarten, P. 605
Behring 68. 71. 636
Bein 171
Beyerinck, M. W. 450- 589. 781
Bigoami 281
Bitot 625
Bitter, R. 645
Blagovestchensky 211
Blanchard, B. 128
Blessig, E. 384
Blilcher, Hans 292
Boas, J. E. V. 831
Boer 552
Bollinger 140. 147
Bombicci, G. 508
Bordoni-Uffredttsii 890
Bostroem 570
Botkin 209
Brandes, G. 264. 415. 730
Brandt 671
Braun, M. 52. 875
Brauuschweig, P. 616
Brefeld, O. 511
Brieger, L. 70
Briosi, Giovanni 126
Brown, F. T. 768
Bruce, David 689. 786. 801
Bmgger, O. 317
Brunn, von 669
Brunner, C. 138. 549
Bruschettini, Alex. 519
Buchner, H. 416. 666
Bi^'wid, Odo 4. 579
Bunil-Federn, E. 787. 803
Busquet, G. P. 673
Cadiot 274
Campana, B. 32. 788
Canalis 12
Caneva, Georg 557
Capitan 18
Carbone, T. 768
Carl, A. 888
Casado y Fernandez, F. 182
Cassedebat 281
CatUni, G. 189. 487. 685
Celli 111. 880
Chabari^ 137
ChamboD 516
Chantemesse 775
Charrin 838
CoUins, W. J. 767
Conn, H. W. 658
Conwentz, H. 707
Cornet 147. 213
Cornil 772
Coronado, E. V. 116. 415
Courmont, J. 140. 769
Csokor 667
Cunningham, D. D. 768
Currier, C. G. 771
66*
880
Aator en verMiebniM.
DanU«wsky, B. 9. 120. 397. 411
D'Arsonvftl, A. 881
De BUsi, L. 619
Demme, R. 870
Despeignaa, V. 24. 607
Peatechmann, R. 119
Diday, P. 801
Dionif des Carrih^ 389
Dizon, Sam. G. 466
Dor, L. 140. 769
Dowd, Charles N. 768
Doyen, E. 796
Drescb 796
Dubreoilh 878
Daplay 354
Eiselberg, A., Freih. v. 834
Eisenberg, James 677
Elfving 664
Elion, H. 586
Eppinger, H. 274
Eternod, A. 518
Farlow, W. G. 386
Favre 736
FeletU, S. 408. 489. 461
Felix 826
Fernbach, A. 360
Ferr&n 835
Fessler 184
Finkelnburg 801
Fischel, F. 483. 611
Fischer 639
Fok, P. 768. 806
Fowler, G. B. 481
Fraenkel 146
Fraenkel, B. 174
Fraenkel, G. 70, 204. 607
Fraenke), Eng. 788
Frank, B. 689
Fräser, J. W. 177
Frdmbling 889
Frosch 623
Gftrtner, F. 848. 246
Galloway, B. F. 676. 677
Gamaleia 452. 807. 838
Garr4 134
Gasperini 69
Gasser, J. 208
Gancher, M. E. 769
Genersich 145
G4r^ 609
Geesard 641
Gibbes, H. 667
Gibier, Paul 133. 838
Gilbert, A. 413
Girode, J. 413
Ginnti, M. 639
G16ckner 366
Goleiowski 388
GolU, E. Ton der 837
Oottotein, A. 77
Gradenigo 390
Graneber 878
Grandin, £. H. 769
Grassi, B. 408. 489. 461
Graber 391
Giinther, Carl 11
Goillebeaa 840. 676
Gninon, L. 449
Haeciers, Ch. 618
Haegler, C. 276
Hahn, H. 700
Higek, If. 116
Hammer, H. 68
Hammerschlag, Alb. 278
Hankin, E. H. 880. 836. 372
Haaot, V. 508
Hansen, EnL Chr. 98. 668
Hartig, B. 804
Hanshalker, P. 388
Havelbnrg 287
Heider, Adolf 281
Heitsmann, L. 737
HeUer, J. 148. 147. 611
Hennegay, F 627
Heaston, F. T. 387
Hicks, E. H. 879
Holt, Max 298
Haeppe, F. 89
Irsai, Arthar 466
Jacob!, E. 206
Jacobson 891
Jacqaemart, E. 107
Jadassohn, J. 799
Jakowski, M. 784
Jasinski, B. 887
Jasahara 86
Jayle 388
Jörgensen, Alf. 608
Johan-OhMn, O. 66
JoUes, Ad. 468
JoUes, M. 453
Jürgens 144
Jahel-Benoy 138
Kalind4ro 246
Kamen, Ladw. 166
KarUnski, Jastyn 434. 590. 788
Kartalis 176. 366
Kats, Oscar 157. 199. 229. 968.811.843
Kaufmann, P. 717
Kaape 609
Keller 356
Kellerman, W. A. 547
Kelsey 387
Kessler, Adolf 887
Kianow»ky, B. 420
Kirchner, M. 6. 41. 616. 782
Kirchner, O. 82
KiUsato 68
Autoren v^erzeichnifts.
881
Klebs, E. 14
Klein, E. 47
Koch, B. 64
König, F. 125
Kollinger, A. 616
KoUmann 889
Koplik, Henry 885
Kornaath, G. 770
Kos^nrin 445
Krainski 445
Krämer, £.268
Kratter 741
Kabli 648
Kflhn, Jal. 568. 593
Laboalb^ne 241
Lagerheim, O. von 655 804
Langenbnch, C. 545
Lannois, M. 354
Laplace, Emest 455
Laurent 105. 885. 708
Layeran 15
Le Dantec 286. 855. 736
Ledonx-Lebard 273
Lebmann, K. B. 638
Lehmbecher 389
Lemi^re, M. S. 485
Lemoine, O. 853
Leo, Hans 622
Lenbnscher, O. 844
Levy, Leone 413. 830
Lewin, A. 268
Liebmann, V. 455
Liebreich, Oskar 186
Lima, Asevedo 287
Limbourg 418
Linstow, von 241. 760
Linton, Edw. 885
Lloyd, J. H. 454
Lodge Fils, Sam. 207
Loeffler, F. 25. 68
Lönnberg, E. 385
Loew, O. 607. 659. 690. 722. 757. 789
Loir 801
Lominsky 124
Loramatzsch, W. 242
Loriga, G. 797
Lortet 607. 709
Labarsch, O. 81. 512. 670
Ludwig, F. 561
Luff, Arth. P. 665
Lulganow, S. M. 477
Lumniczer 454
Lundström, C. 672
Laset, Gh. 509
Mac Millan, Gonway 386
Mafliicci 668
Malm 210
Manfred! 206
Manaberg, Jul. 444
Marchand 146
Marchiafava 111
Martin, L. 15
May, Walter 546
Menard 516
Messea, A. 106
Metschnikoff, O. 788
Meyer, B. 685
MonUcelli, F. L. 287. 288. 290
Moore, Sir Wm. 767
Moos 359
Morot 239
Morpnrgo 12
Mosler, F. 486 642.
MUller, Ad. 181 188
Muscatello, O. 795
Natanson 177
Neisser, A. 640
Nenadovi(^ 839
Nencki, M. 804
Newcombe, F. G. 676
Nickel, E* 333
Nikiforoff, Mich. 891
NoiszewslKi, K. 317
Nordtmeyer, H. 644
Novy, Frederick G. 829
Ogata, M. 25. 597
Okada 442
Omeltschenko, Th. 813
Onimus 789
Orth 145
Osborne, A. 205
Overbeek de Meyer, van 163
Pampukes 139
Pansini, S. 566
Papuli, F. 770
Parona, G. 319
Pasquale, AI. 117. 118
Pawlowsky 742
Pekelharing 581
Pensuti, V. 797
Pernice, B. 182
Perugia, A. 319
Petersen 134
Petmschky, J. 29
Peyraud 17
Pfeiffer, E. 204. 507
Phisaliz 209
Piffard, H. G. 767
Pintner, Theod. 286. 726
Pisartewski 544
P1&, E. F. 19
Podbielskij, A. 617
Politzer 390. 391
Ponfick 142. 147.
Poplawska, S. 119
Popoff 104
Poupinel de Valenc^ 767
Prausnitz, W. 128
Prillieux, M 675
Prochownick 824
Protopopoff, N. 63
882
AotorenveneicfanisB.
Kailliet, A. 128
Ramon j Cijal, 8. 136
Raymond, F. 829
Rein, 6. 548
Reitmann 648
Renvers 481
Roeser, P. 104
Roger 274. 806
Roqne 868
Ross 604
Roux, Oabr. 864. 678. 787
Rabeaka, W. 669
Raffer, Armand 740
Rosso Travali, G. 619
Sabrazis 626.
Sacbaroff, N. 16
Sadebeck, R. 676
Sagarra, V. 610
Saint-Hilaire 468
Saint-Remy, O. 22
Sanarelli, G. 198. 222. 467. 497. 632
Sanches-Toledo, D. 18. 478
Sanfeliee, Fr. 110. 288
San Martin, J. 17
Sannino 640
Sansoni, L. 642
Savas, C. 826
Sawtochenko, J. 478. 493. 628
Scala 110 880
Schearleu 284
Schleich, 6. 384
Schmidt-Rimpler 20
8chneidem&hl 644
Scbnirer, M. T. 644
Scbönaner 648
Schreyer 61
Schrdtter, H. von 679. 700. 801
Schütz, J. 286. 702
Schwanhäaser 100
Sehweinitz, E. A. ▼. 808
Schien, D. r. 797
Serafini 206
Sestini, F. 880
Sestini, L. 380
Seydel 638
Seymoar, A. B. 886
Sharley 667
Sirena, S. 174
Smith, Theobald 48. 268. 307. 339. 606.
610
Sonsino, P. 290. 291
Sormani 214. 246. 421. 680
Sostegni 640
Sonthworth, E. H. 611
Spaeth 824
Spietschka, Theodor 830
Spilker, W. 77
SUdthagen, M. 643
Stagnitta, F. 794
Steinhaus, Jal. 60
Stelwagon, H. W. 464
Stern, Rieh. 182
Stemberg, George If. 805. 834
Stevenson, W. F. 689
Strans 616
Stranss 787
Strobell, C. W. 294
Swingle, W. T. 647
Tangl 276
Teleky, H. 468
Tenscher 689
Thoinot 328
Tiffany, Flavel B. 887
Tils 381
Tischbome, C R. 887
Tischntkin, N. »08
Titoff, H. 284
Tissoni, Gnido 189. 487. 686
Tolomei, G. 689
Tomkins, H. 610
Tria, Giac 640
Troje 184
Trumpp, Th. 701
TsnUai 670
Tabeaf, C. von 89. 128. 16?
Unna, P. G. 648. 749. 798
Vaillard 118. 479. 481
Valnde 711
Van Beneden, P. J. 609
Van Gott, J. 808
Varendorff, von 127
Vanghan, Victor C. 828. 832
Veillon, A. 18. 882. 478
Verneuil 60
Vierordt, Hermann 20
Vincent 118. 279. 888. 479. 481
Voeltzkow, A. 628
Vogl 172
Voigt 21 207
Vossias 207
Wagner, K. 822
Walther, P. 178
Wendt, Charles 468
Wernich 684
Wettstein, R. v. 866
Winkler, F. 679. 700. 801
Winogradsky 851. 608
Wolters, Max 674
Woodhead 146
Wyssokowitsch 144
Zaufal 826. 867. 891
Zeidler, A. 10
Zenker, von 146
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